Voyager Staffel 1; 1+2: Der FürsorgerNachdem ich die erste Staffel nun fast komplett durch habe, war es ein ziemlich interessanter Gedanke den Pilotfilm zu schauen... und damit mal genau zu sehen, was vom Piloten letztlich in der Serie verblieben ist und was nicht. Und da fallen wirklich einige Unterschiede auf. Eine Plotsynopsis spar ich mir hier.... Da ich denke das die Story noch bekannt ist.
Ich fang aber mal an einige Widersprüche aufzugreifen... denn auch "Caretaker" ist in sich alles andere als logisch.
Das beginnt gleich am Anfang wo die Voyager in den Delta Quadrant gezogen wird, damit das bei "Vorbereiten auf Einschlag" sich alle festhalten, nur der erste Offizier rennt quer(!) über die Brücke... und verschuldet damit seinen eigenen Tod. Überhaupt sterben fast alle Personen die sonst als "Maincharakter" gelten: Steuermann, Chefingenieur, Doktor, Erster Offzier - alle tot. So ein Zufall. Von der Voyager Crew bleibt damit streng genommen nur Janeway übrig - denn Kim ist neu auf dem Schiff und Tuvok offenbar seit längerem im Undercover Einsatz beim Maquis. Wieso ausgerechnet der Sicherheitschef eines der neuesten Starfleet Schiffe und auch noch ein Vulkanier, der es besonders schwer haben dürfte sich glaubhaft einzuschleusen, Undercover den Maquis infiltrieren... bleibt ein Rätsel.
Aber auch der Maquis ist nicht ohne... wann immer ich das Maquis Schiff sehe, frage ich mich unwillkürlich wie gross dessen Crew wohl sein kann, dass sie ein "Problem" darstellt. Der Maquis-Fighter wird so gefilmt das es sich auch um ein bessere Shuttle handeln könnte. Aufnahmen die nur das Cockpit zeigen in dem Tuvok, Chakotey und Belana sitzen verstärken den Eindruck genauso wie wenn Belana die Technik aus von der Brücke regelt, statt sich in einem (wohl offenbar vorhandenen) Maschinenraum zu begeben. Auch später in der Phalanx des Caretakers trifft man von der Maquis Crew nur Chaktotay, Belana und Tuvok.
Dennoch soll der Maquis Fighter wohl stattliche 60 Meter lang sein und mehrere Decks haben

Zum Vergleich mit einer Galor oder Voyager (350 m lang)... hmmm


Damit steh ich vor einer merkwürdigen Überlegung;
Im Verlauf der Serie treten immer wieder Maquis Leute auf... wie viel waren denn da an Bord? Doch sicher nicht mehr als 20? Und das wäre schon enorm viel für die kleine Schüssel. 20 Leute in den Bordbetrieb zu integrieren... dürfte nicht so schwer fallen. Also entweder ist die Anzahl der Maquis sehr hoch... dann fragt sich aber auf welchem Schiff die angereist sind. Oder sie ist eher niedrig, dann fragt man sich aber warum der Konflikt "Sternenflotte (140) <> Maquis (20?)" so hoch aufgehängt wird... die Handvoll Maquis geben das dann nämlich nicht her.
Ein weiteres, merkwürdiges Verwirrspiel setzt auf der Phalanx des Fürsorgers ein... als Harry Kim und Belana Torres von diesem einbehalten und zu den Ocampa geschickt werden. Das der Fürsorger sie einbehält; erklärt er noch selber ... er sagt Janeway diese beiden seien eventuell "kompatible" Biomasse um sich fortzupflanzen. Was nun gerade an Kim so anders ist oder auch an Torres... wird nicht klar. Wenn ein Mensch kompatibel ist, müssten es die meisten anderen auch sein...
Wieso der Fürsorger beide dann aber zu den Ocampa sendet und Janeway diese Info auch noch vorenthält... das ist nicht mehr so ganz deutlich. Auf jeden Fall sind sie mit irgendwas infiziert... was wohl ein "Nebenprozess" der Untersuchung durch den Fürsorger ist... Die Ocampa sagen das alle anderen die auf diese Weise zu ihnen gekommen seien, gestorben sind. Ok... also... schiebt der Fürsorger Kim und Belana hier zum sterben zu den Ocampa ab, nachdem sie sich als doch nicht tauglich erwiesen haben? Und wieso sterben Belana und Harry doch nicht... Das alles bleibt sehr diffus und... nicht sehr nachvollziehbar.
Sehr kurios ist auch die Sache mit Kes und Neelix... Kes ist aus der Ocampa Stadt entkommen und wurde von den Kazon gefangen genommen, welche sie zwingen wollen den Weg in die unterirdische Stadt zu verraten. Neelix will sie retten. Wann bitte sind Neelix und Kes denn ein Paar geworden? Also wären Kes und Neelix zuvor schon um die Häuser gezogen... hätte man Kes sicher nicht direkt über ihrer Heimatstadt erwischt bzw. sie auf einem Kazon Schiff verhört.
Hat Neelix Kes gefunden als sie an die Oberfläche kam? Gut möglich... aber dann muss sie kurz darauf in die Hände der Kazon gefallen sein. Wann haben sich die zwei denn verliebt? Und das sie schon länger ein Paar sind... wird in späteren Folgen mehrfach angedeutet.
Also diese Liebesgeschichte ist sehr... merkwürdig.
Der dritte grosse Komplex wo es mächtig im Gebälk knirscht... ist die Zerstörung der Phalanx. Der Fürsorger will seine Station vernichten... damit sie den Kazon nicht in die Hände fällt und diese damit wiederum die Ocampa zerstören. Das wirft die Frage auf inwieweit der Fürsorger in seiner Station drin hängt. Könnte er die Systeme denn nicht automatisieren, dass sie auch nach seinem Tod weiterarbeiten... denn offenbar tun sie das. Nachdem der Fürsorger schon tot ist, meint Tuvok er könne die Prozedur zur Rückkehr der Voyager einleiten... Die Station arbeitet also noch. Wieso konnte der Fürsorger sie nicht automatisieren?
Spätestens an der Stelle stellt sich dann auch die Frage warum der Fürsorger noch kurz vor seinem Ende (mit wohl nicht unerheblichen Energieaufwand) Schiffe vom anderen Ende der Galaxie heranzieht... statt sich eher in seiner Umgebung bzw. an Schiffe zu bedienen die "näher" dran sind. Also das er hier bis in den Alpha Quadrant schon alle Spezies durch hat... scheint sehr unwahrscheinlich. Aber ok.
Insgesamt sind die Schlussfolgerungen des Fürsorgers eh nur bedingt nachvollziehbar. Selbst die Zerstörung seiner Station würde die Ocampa nicht vor den Kazon schützen... sondern sie maximal solange aufschieben bis die Kazon 2-3 Schiffe im Orbit versammelt haben. Denn damit würden sie die unterirdische Stadt der Ocampa über kurz oder lang wohl auch... klein kriegen. Gänzlich ohne die Technik des Fürsorgers.
Das Janeway das nicht sieht ist merkwürdig. Immerhin wird die Voyager gerade von so einem Riesen-Kazon-Brummer angegriffen. Also Fürsorger hin oder her... gegen solche Schiffe hat die Stadt eh keine Chance.
Und schliesslich, wenn man alles in Ruhe durchdenkt, ist auch Janeways Lösung; die Phalanx direkt zu Klump zu schiessen nicht sehr elegant. Warum darf Tuvok nicht den Rückkehrmechanismus in Gang setzen... und man lässt einige Sprengsätze mit Zeitzünder da... oder beamt in letzter Sekunde einige Torpedos auf die Phalanx? Dadurch wäre eine Heimkehr UND die Zerstörung der Phalanx möglich.
Sieht man sich das Szenario also noch mal in Ruhe an... bleiben einige Fragen über.
Ansonsten fallen noch viele Dinge auf die der Pilotfilm anlegt... die später aber merkwürdigerweise nie wieder Thema sind. Auch die gibt es in faszinierender Fülle.
# 1. Tom Paris

Paris spielt ironischerweise eine zentrale Rolle im Pilotfilm... bevor er in der gesamten 1. Staffel kaum noch zu Wort kommt. Zudem wird seine Rolle hier deutlich anders definiert/angelegt als sie sich später entwickelt... Paris sagt über sich selber er sei auch ein "Söldner" der für den meistbietenden arbeite... Er will persönliche Vorteile sehen... ist recht eigenständig, sieht gut aus und macht die Dinge auf seine Weise. Die Figur ist also eigentlich als eine Art "Han Solo" angelegt... Der Pirat mit dem guten Herzen. Paris Verhalten gegenüber Harry erinnert dann auch nicht von ungefähr an das von Han Solo gegenüber Luke. Der abgebrühte Pirat der dem Greenhorn erstmal zeigt wie der Falke fliegt. Interessanterweise passt auch Janeway in die Rolle von Leia... sie ist es die das Sagen hat und bestimmt was gemacht wird. Sie ist die mit dem "Plan". Die Konzentration in der ersten Hälfte des Pilotfilms auf Janeway - Paris - Kim, hat also von der Figurenkonstellation her etwas von sehr Star Wars mässiges.
# 2. Wasser
Sowohl die Kazon auf dem Ocampa Planeten als auch Neelix in seinem Raumschiff fragen bei der ersten Begegnung nach Wasser. Bemerkenswerter Weise sind beides raumfahrende Spezies... selbst wenn es also gerade da wo sie sich befinden kein Wasser gibt, könnten sie es herbeifliegen... Das Wasser dennoch einen so hohen Stellenwert/Preis hat, lässt eigentlich nur den Schluss zu das Wasser in diesem gesamten Sektor ein seltenes Gut ist... eine wichtige Ressource die man besorgen muss und mit der man Handeln kann. Dieser Gedanke wird aber nie wieder aufgegriffen und auch schon in Folge 3 deutlich... überholt als man auf Planten trifft wo Wasser ... einfach so fließt.
# 3. Transporter + Replikatortechnik
Ähnlich wie mit Wasser verhält es sich mit der Transporter und Replikatortechnik. Diese scheint im ganzen Quadranten unbekannt... wenn man zugrinde legt das sowohl Neelix, der weit rumgekommen sein soll, als auch die Kazon, die diesen Sektor beherrschen diese Technik völlig fremd ist.
Etwas was auch nie wirklich wieder thematisiert wird.
# 4. Kazonschiffe
Interessant ist auch das die Kazon hier noch riesige Schiffe fliegen... fast schon Star Wars like. Das würde zu ihrer Stammestruktur auch passen, das sie in einer Art fliegenden Stadt wohnen. Durch ihre Schiere Grösse machen sie die Voyager hier fast platt. Da die Kazontechnisch unterlegen sind brauchen sie die Grösse. Warum man ihre Schiffe in späteren Voyager Folgen so verharmlost, das sie nur noch mit mehreren Schiffe eine Chance haben... ist nicht ganz klar. Der Pilot zeigt sie deutlich anders.
# 5. Caretaker x 2
Etwas was der Pilot auch noch deutlich anlegt ist eine "Bonus" Chance nach Hause zu kommen: Der Fürsorger hatte mal einen Partner. Es waren zwei Fürsorger und es kommt die Aussage "Aber er/sie hatte genug davon hier zu bleiben und zog weiter". Irgendwo, un das schlussfolgert so aneway, gibt es also ein zweites Wesen... das sie nach Hause bringen kann. Hier die Spur aufzunehmen und ihr zu folgen... zumindest aber die Augen offen zu halten, ist sehr... nahe liegend. Die Erwähnung des 2. Fürsorgers macht auch nur so Sinn... ansonsten wäre diese Info völlig unnötig. Das "Wir suchen den anderen Fürsorger" wird aber meines Wissen in der Serie auch nie wieder aufgegriffen. Gerade hier gäbe es ne Menge Potential... der "Spur" eines so mächtigen Wesens zu folgen.
# 6. Die Ocampa als Spezies / Kes
... sind nicht sehr kreativ, aber wohl viel mehr telepathisch als Kes später dargestellt wird. Hier sind einige faszinierende Ideen denkbar für eine so kurzlebige Spezies... Zb müsste diese auch viel schneller lernen und viel kürzer schlafen als Normale Menschen. Vom Stoffwechsel ganz zu schweigen. Dinge die leider nicht mehr aufgegriffen werden... obwohl Kes beim Holodoc später wirklich sehr schnell zu lernen scheint. Ob die Speziesbedingt ist... bleibt aber offen.
Kes als solche... ist eh so ein Thema. Ich muss zugeben ich mag die Figur. Ich mag nicht was die Autoren aus ihr machen. Warum sie zB diese blöde Perücke tragen muss (offenbar ist das Pflicht für alle 1. Staffeln Star Trek, siehe T'Pol) und warum man sie in Elfenkleidchen die total bescheuert aussehen zwängt... da kann ich nur raten. Sie ist nämlich durchaus sehr selbstbewusst, hat ein ungemein sicheres und ruhiges... ja elegantes Auftreten. In normaler Kleidung... oder Uniform hätte sie einen noch mal deutlich besseren Eindruck gemacht als in diesen... Kinderklamotten. :/
# 7. Neelix
Nach dem Pilotfilm bin ich ratloser denn je. Denn am Ende, als Neelix sich anbietet was er alles tun kann "Führer, Koch, Kenner, blabla" wird schon klar das die Figur mit diesem Potential nicht mal 1 Staffel über die Runden kommt... Das müssten selbst die Autoren an der Stelle gemerkt haben. Warum sie die Figur die erkennbar nur Potential für 2-3 Folgen hat mitziehen... ich verstehs nicht. Genauso wenig wie das Janeway sie so einfach mitnimmt. Sonst hat sich jeder Captain immer mit Händen und Füssen gewehrt Leute aufzulesen... wird Janeway später auch tun. Das sie Neelix hier einfach so durchwinkt... ist ... ein Plotloch.
# 8. Paris - Chakotay
Haben eine interesante "Hass" Beziehung... dadurch das Paris hier aber Chakotay später das Leben rettet, gehört Chakotays Leben... Paris. Er hat also eine Schuld bei ihm... Dies interessante Hass/Schuld Beziehung wird leider nie wieder wirklich aufegriffen und thematisiert. Genauso wenig wie das verhalten der anderen Crew gegenüber Paris... die ihn ja im Pilotfilm fast durchgängig ablehnt (genauso wie die Maquis). Paris ist also ein doppelter Aussenseiter... Nur leider kommt das nie wieder vor.
Insgesamt viel Potential... und viel was noch nicht ganz so rund läuft. Und... es gibt noch mehr, schaut man sich "Caretaker" mal im direkten Vergleich zu den Vorgänger-Serien an.
TOS Pilot - Kirk trifft auf den (übermächtigen) Gary Mitchell und kann ihn nicht besiegen
TNG Pilot - Picard trifft auf den (übermächtigen) Q und kann ihn nicht besiegen
DS9 Pilot - Sisko trifft auf die (übermächtigen) Propheten und kann sie nicht besiegen
VOY Pilot - Janeway trifft auf den (übermächtigen) Caretaker und muss ihn nicht besiegen
Ich glaube wir sollten demnächst etwas leiser über die Kinofilme und deren (Rache-)Muster-Plots lästern. XD
Schaut man noch genauer hin... dann... kann man sich den Eindruck beinahe ein Sinngemässes Remake des DS9 Pilotfilms zu sehen... nur schwer erwehren. Wir haben;
- eine Station/Schiff ganz weit draussen...
- einen Captain der sich das ganz anders vorgestellt hat (Sisko - Janeway)
- einen Captain der einen alten Freund/Berater wieder trifft (Sisko/Dax - Janeway/Tuvok)
- eine politische Konfliktstellung innerhalb der Crew (Bajoraner/Föderation - Maquis/Föderation)
- ein übermächtiges Wesen das auf ein Zivilisation Einfluss nimmt (Propheten/Bajor - Caretaker/Ocampa)
- das Übermächtige Wesen holt Leute zu sich (Janeway - Sisko) ist aber weniger an ihnen interessiert
- das Übermächtige Wesen erzeugt Schein-umgebungen für seine Gäste (Dax/Sisko - Janeway/Co - die Holoumgebung des Caretakers hat ein meinen Augen zudem ein nicht unerhebliches Nervpotential)
- ein verschlagenes Freud/Feind Alien (Quark - Neelix)
... das ist schon etwas viel.
Deswegen, Caretaker, alles in allem: gerade mal Durchschnitt (eher darunter!)




