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Military Science Fiction
Fleetadmiral J.J. Belar:
So habe ich das bisher noch nicht gesehen. Aber es interessant, mit dem Gedanken zu spielen. Denn je mehr ich drüber nachdenke, stimmt es frapierend überein, dass UO zum einen viele Charaktäre hat und zum anderen die Taskforce schwere Probleme bekäme, wenn die Basis, die Escort oder die Scoparius fallen würden.
SSJKamui:
Häufige Arten von Konfliktparteien in Military Science Fiction:
\"Der Ostblock Stellvertreter\"
Ein sehr beliebtes Feindbild bei Military Science Fiction, das unter anderem bei Robert Heinleins Buch \"Starship Troopers\" begann und gerade beim kalten Krieg sehr populär wurde.
Beispiele: Starship Troopers, Harkonnen in den Dune Games
Diese Partei kann meistens viele unterschiedliche Gesichter haben und viele verschiedene Aspekte in sich vereinen. (Viele Elemente können auch losgelöst vom Ostblockschema verwandt werden):
- Infiltration
Eine Untervariante, die während der McCarthy Ära beliebt wurde. (Man kann sie allerdings auch losgelöst vom Ostblockfeindbild verwenden, zum Beispiel Boomer bei Battlestar Galactica oder Kaworu bei Neon Genesis Evangelion.) Dabei nutzt der Feind sehr viele Agenten um Schlüsselpositionen zu infiltrieren und so je nach aktivierung schwere Schäden befehlen kann. Das hat den Effekt, das die Protagonisten eine gewisse Paranoia entwickeln können.
Eine Variante davon ist, das der/die Infiltratoren Freundschaft schließen mit einigen Protagonisten (oder mehr). Dies hat zur Folge, das mindestens ein Protagonist Skrupel hat, gegen den Infiltrator zu kämpfen während andere den Infiltrator buchstäblich vierteilen wollen. Eine Variante hiervon ist die Methode des \"unfreiwilligen Verräters\" über Manchurische Kandidaten und Ähnliches, wo der Infiltrator quasi ferngesteuert wird.
Beispiele: Neon Genesis Evangelion, Battlestar Galactica
-Stellvertreterkriege
In dieser Variante kämpfen alle Parteien nicht direkt miteinander sondern unterstützen schwächere Nationen, die gleichzeitig auch Bündnispartner sind, welche dann Krieg führen mit den Stellvertretern der Feinde. (Bestes Beispiel für ein Realweltsszenario ist der Vietnamkrieg und teilweise liefen auch solche Programme wie der Marschallplan in eine ähnliche Richtung.)
Bekanntestes fiktionales Beispiel für so etwas sind wohl die Schatten bei Babylon 5 und ihre Pakte mit einigen jüngeren Rassen.
Die Überraschung durch einen unterschätzten Gegner
Ein Element, das durch den Vietnamkrieg aufkam. Dabei unterschätzen die Protagonisten ihren Feind maßlos, was sich dann später übelst rächt.
Beispiele: Aliens, Der ewige Krieg
Der Bug War
Ein weiteres typisches Military Sci Fi Feindszenario, welches mit dem Element des \"Ostblockfeindbilds\" verknüpft ist. (Die erste Bug War Geschichte Starship Troopers stellte nutzte die Arachniden nämlich als (etwas polemisches) Symbol für die Soviet Union )
Die typische Bug War Taktik ist der Zerg Rush, also das der Gegner mit einer riesigen Übermacht angegriffen wird. (Bekanntestes Beispiel hierfür wohl Starcraft.)
Ein häufiges Element von Bug War Szenarios sind auch Parasiten, die entweder als Infiltrator tätig sind oder den Wirtskörper als Brutstätte missbrauchen.
Das Problem bei so einem Szenario ist, das die Käfer relativ flache Bösewichter sind, die zu gesichtslosen Tötungsmaschinen deklariert werden. Dies kann aber unter Umständen ausgeglichen werden durch Aliens vom Typus Eldritch Erscheinung, also Aliens die so fremd sind, das man sie nicht im Geringsten verstehen kann und dessen Motive auch völlig unverständlich sind, sodass es auch möglich ist, dass die Aliens gar keine so schlimmen Wesen sind. (Was so wieder Möglichkeiten zur Diplomatie eröffnet.)
Die Käfer müssen auch nicht unbedingt Aliens sein. Sie könnten auch durch Mutation aus irdischen Käfern entstanden sein. (Wie zum Beispiel bei Formicula.)
Beispiele: Aliens, Starship Troopers, Starcraft, Formicula, Spezies 8472 bei Star Trek Armada 2
Krieg gegen den Terror und Nahostkonflikte
Ein Szenario, was insbesonders in diesem Jahrzehnt populär wurde. Dieses hat 2 Seiten, Terrorismus und Anspielungen auf gewisse Konflikte im nahen Osten.
Dies hat ähnliche Plotwirkungen wie das Element der Infiltration, dass so ein gewisses Paranoia Element hineingebracht wird. Dieses Element ist aber wahrscheinlich sogar noch stärker, da die Feinde so nicht nur im Militär zu finden sind, sondern auch unter der Zivilbevölkerung.
Beispiele: Battlestar Galactica, Gasaraki, 3. Staffel von Enterprise
Die Feinde in der Serie Neon Genesis Evangelion können unter Umständen auch darunter fallen, da die Engel ein Angriffsmuster haben was in gewisser Weise an die Ängste, die mit dem Terrorismus zu tun haben erinnert. (Die Feinde tauchen scheinbar aus dem Nirgendwo auf, können einfach überall erscheinen und richten direkt immense Verwüstungen an, scheinbar ohne ersichtlichen Grund. )
Nationalitäten/Nationalitätenklischees, die häufig auftauchen:
Deutschland:
Die Klischees über Deutschland sind gerade in der Military Sci Fi häufig sehr preussisch/konservativ.
Man sieht Deutschland meistens als sehr auf Effizienz, Ehrgeiz und Gewinnen ausgerichtet. Der Mission wird meistens alles untergeordnet und deutsche Figuren sehen Freizeitaktivitäten als Zeitverschwendung an, die nur vom Wesentlichen ablenken. (Bei Girls und Panzer (zwar kein Sci Fi, sondern nur eine Militärserie, passt aber gut zum Thema) zwingt die deutsche Kommandantin auch ihre Untergebenen, möglichst viel und hart zu trainieren und ignoriert deren Bedürfnisse total.) Fehler von sich selbst und Anderen können nur sehr schlecht verziehen werden. (Extremes Beispiel ist wohl der Charakter der deutschen Asuka aus Neon Genesis Evangelion, die in gewisser Weise sogar suizidgefährdet wird, weil sie zu oft in Missionen versagt hat.)
Mit diesem Klischee hängt auch zusammen, dass man Deutschen in Fiktion häufig eine besondere Ingenieurskunst nach sagt und oft sogar beiläufig erwähnt wird, dass eine Technologie aus Deutschland stammt, um damit diese Technologie als besonders qualitativ hochwertig zu zeigen. (Beispielsweise wird in Evangelion besonders hervorgehoben, dass der Alien nicht nur einen Panzerzug vollständig vernichtet hat, sondern sogar einen deutschen Panzerzug. ) (Bei Gundam wird auch häufig gesagt, dass die Militärmaschinen von Zeon, was da auch der Deutschland Stellvertreter ist, soviel mal besser wären, als die typischen Maschinen der Allianz.)
Ein weiteres Klischee (nicht nur in der Science Fiction) ist, deutsche Charaktere sind leicht angeberisch. (Bekanntestes Beispiel hier ist wohl der Witz von "Bombastix dem Teutonen" bei Asterix. (was natürlich nicht zur Sci Fi gehört.) Auch Asuka bei Evangelion und Maho bei Girls und Panzer, geben sehr stark mit ihren Fähigkeiten und Erfolgen an. )
Etwas unvorteilhaft ist das Klischee, Deutsche hätten häufig blonde Haare und blaue Augen (wie bei Reinhard von Lohengramm bei Legend of the Galactic Heroes) und seien glühende Anhänger des Komponisten Richard Wagner. (Bei Legend of the Galactic Heroes sind extrem viele deutsche Kommandanten und Schiffe nach Figuren aus Wagneropern benannt wurden.) Besonders, da man weiß, auf was dies anspielt.
USA:
Sehr stark scheint das Klischeebild der USA in military Science Fiction von der Politik von George W. Bush beeinflusst zu sein. (Obwohl es Ansätze dieses Bilds schon vorher gab.) In diesem Bild wird den USA ein ziemlich übersteigerter Heldenmut und Auftreten als Weltpolizist nachgesagt. (Was manchmal auch zu negativen Seiten führen kann, wie dem schnellen "auf die Nase fallen" bei Vorhaben und Plänen und dem Ausnutzen des Supermachtstatus um kleinere Länder zu erpressen. (letzteres z.B. bei Gundam Seed.))
Gleichzeitig sind Charaktere auf Seiten der USA in Militär Science Fiction häufig die lässigen "Kumpel Typen", die sich schnell mit anderen Leuten anfreunden können und zu denen der Rest des Teams meistens aufsieht. (Wie Roy Fokker bei Macross/Robotech.) Gleichzeitig haben solche Charaktere auch oft eher das Streben nach einer Balance aus Freizeit und Job. (Im Gegensatz zum Klischeedeutschen, wie oben erklärt.)
Häufig wird bei US Fraktionen kein großer Wert auf den sozialen Status ausserhalb des Militärs gesetzt (im Gegensatz zu den adelsbetonten Imperialmächten) und es zählt nur die Leistung innerhalb des Militärs für das Ansehen. Deshalb haben US "Teams" auch häufig Gruppen, die sehr nach sozialer und ethnischer Herkunft durchmischt sind. (Und können sich schnell zu "Multinationalen Gruppen" entwickeln.)
Frankreich
Da ist die Wahrnehmung Frankreichs ist unterschiedlich in USA und Europa. In Europa sieht man Frankreich meistens als etwas stärker an, während in US Medien Frankreich meistens als Erstes von Angreifern und Invasoren erobert wird. (Über dieses Klischee beschweren sich in den USA aber immer mehr Leute. Deshalb fanden es auch einige nicht richtig, das Picard bei "The Next Generation" stark gewillt war, gegenüber Angreifern zu kapitulieren, obwohl Roddenberry damit nicht diese Klischees meinte, sondern das eher positiv als Pazifismus Picards sah.)
Separationsbewegungen von Raumkolonien
Ein sehr beliebter Nebenkonflikt oder Hauptkonflikt ist eine Separationsbewegung von Raumkolonien, die sich von der Erde lossagen wollen. Da haben in einigen Werken die Erde, und in Anderen die Kolonien die Symphatien. Beispiele für so einen Plot mit einer Separationsbewegung sind Babylon 5, die meisten Gundam Serien, Zone of the Enders etc.
Max:
Interessante Ausführungen!
Danke für die Infos!
Es wäre spannend, mal zu probieren, herauszubekommen, in welchen Fällen die Vorlagen und Hintergründe bewusst als Reaktion auf Themen der Zeit entstanden und wann die Einflüsse eher indirekt verarbeitet wurden!
SSJKamui:
--- Zitat ---Original von Max
Interessante Ausführungen!
Danke für die Infos!
Es wäre spannend, mal zu probieren, herauszubekommen, in welchen Fällen die Vorlagen und Hintergründe bewusst als Reaktion auf Themen der Zeit entstanden und wann die Einflüsse eher indirekt verarbeitet wurden!
--- Ende Zitat ---
Danke für das Lob.
Also, ich weiß, die erste Alieninvasions Geschichte \"Krieg der Welten\" war bewusst eine Anspielung auf den Kolonialismus und die Aussage des Buchs war quasi \"So liebe Briten, wie würdet ihr es finden, wenn man mit euch das Selbe macht, was ihr mit den Kolonien anstellt.\"
Bei Starship Troopers meine ich auch gelesen zu haben, die Anspielungen seien bewusst gesetzt.
Bei Neon Genesis Evangelion gibt es Vermutungen, das dies tatsächlich in Richtung Terrorismus gemeint sei, genauer gesagt als Anspielung auf diese Senfgasattacken in der UBahn von Tokyo in den 90er Jahren, aber wie bei allem bei dieser Serie gibt es dort weder Zustimmung noch Dementi von den Autoren. (Die haben wie viele andere japanische Autoren die Meinung, das Publikum müsse selbst denken um die Bezüge in der Geschichte zu verstehen, weshalb es nicht richtig währe, alles im Detail vorzukauen. )
Max:
--- Zitat ---Original von SSJKamui
Die haben wie viele andere japanische Autoren die Meinung, das Publikum müsse selbst denken um die Bezüge in der Geschichte zu verstehen, weshalb es nicht richtig wäre, alles im Detail vorzukauen.
--- Ende Zitat ---
...Was ja auch keine ganz schlechte Einstellung ist, wie ich finde.
Um den Hintergrund zu beleuchten sind auf der anderen Seite die Aussagen der Macher natürlich der bequemste Weg ;)
In den meisten Fällen dürften zeitgenössische Themen und Probleme Pate gestanden haben, ich denke jedenfalls, dass davon auszugehen ist, denn Autoren sind ja meist sehr reflektiert was solche Dinge anbelangt.
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