Hallo Alex,
da ich noch überhaupt keine richtige Übersicht über die Autoren hier habe, habe ich meine Reihenfolge des Lesens nach dem höchst subjektiven Kriterium ausgerichtet, wer denn anderen Autoren oft Feedback hinterlässt (und dabei keine Mammutwerke schreibt, denn dafür habe ich derzeit keine Zeit). Und so kam ich zu Deinem „Morning Star“

. Ich habe „Entscheidungen I + II“ nacheinander gelesen, denn die beiden gehören ja zusammen.
Ich muss gleich vorweg schicken, dass für mich Star Trek hauptsächlich von Charakteren getragen wird und ich der Technik und den Raumschiffen nur eine untergeordnete Rolle zuteile. Daher werde ich sicherlich manche Punkte anders werten als andere, denn ich habe natürlich schon gemerkt, dass der Schwerpunkt hier im Forum mitunter auf Raumschifftechnik liegt.
Zwischen Teil I und II hat sich Dein Stil positiv weiterentwickelt, Teil II las sich etwas flüssiger. Die eine oder andere Wortauslassung oder das eine oder andere Wort zu viel könnte sich sicherlich noch durch einen Beta verhindern lassen. Als systemischer Fehler ist mir aufgefallen, dass Du oft an Stellen, an denen der Dativ nötig wäre, den Akkusativ verwendest (z.B. „…Tatjana entwand ihren Mann das Padd …“, statt „… ihrem Mann…“) Das hat mich beim Lesen streckenweise sehr irritiert, denn es kommt doch recht oft in beiden Teilen vor.
(Was mich auch irritiert hat – jetzt aber meine völlig subjektive Meinung ist – ist die Verwendung der Vornamen im Erzähltext.)
Als sehr angenehm empfinde ich Deine Formatierung mit den doppelten Absätzen zwischen den Textpassagen. Ich lese am PC und da bekomme ich mit durchlaufender Textform teilweise Probleme beim Wiederfinden einer Stelle (in meinen Chaoshaushalt finde ich seltenst Ruhe und verliere dann und wann dann die Zeile beim Lesen).
Nun aber zum Inhaltlichen: Der Einstieg in den ersten Teil hat mir schon einmal sehr gut gefallen. Das letzte Gefecht aus dem Blickwinkel derer zu erleben, die rein räumlich bedingt keine Übersicht über die Situation haben, hat dem Ganzen ein bedrohliche Note verliehen. Eine schöne Idee. Und dass der Captain im Prinzip nur gerettet wurde, weil er unter den Verletzten war, ist ein guter Einfall. Ich hoffe, dass dieses Trauma in weiteren Folgen noch eine Rolle spielen wird. Dass ihm eine Counselor mit besonderer Order zur Seite gestellt wird, verspricht auch für Zündstoff zu sorgen.
Dass Dein Captain verheiratet ist, eine Tochter hat und für deren Geburtstag einen Tag frei nimmt, ist ein weiterer Punkt, der mir positiv aufgefallen ist. Das macht ihn zu einem „normalen“ Menschen und nicht zu einem Karrieristen, der alles andere für seine Sternenflottenlaufbahn zurückstellt.
Deine Charaktere stellst Du alle sehr schön vor, jeder bekommt seinen Auftritt und seine Eigenheiten. Dass sie alle noch so jung sind, hast Du auch nachvollziehbar erklärt. Das leuchtet bei den großen Verlusten durch den Dominion Krieg ein. Einzig bei Pulaski fand ich die Namenswahl etwas unglücklich. Im ersten Moment dachte ich an Pulaski aus TNG (der Vorname ist ja auch noch derselbe) und war vollkommen irritiert. Aber weder Alter noch Erfahrung passten hier, weswegen ich davon ausgehe, Du hast Dir mit dem gleichen Namen nur einen Scherz erlaubt. Da wäre ein neuer Name auf jeden Fall weniger irritierend gewesen.
Im zweiten Teil merkt man dann Deine Begeisterung an den technischen Details. Du beschreibst das alles sehr ausführlich und professionell. Die Idee mit den Gelpacks und den Warpspulen ist raffiniert. Für meinen persönlichen Geschmack (siehe einleitenden Kommentar) allerdings etwas zu lang – vor allem, weil es sich „nur“ um die Phase im Orbit handelt. Wahrscheinlich hätte ich die Problemlösung in einer Krisensituation ein wenig spannender gefunden – aber es ist natürlich völlig logisch, dass diese Probleme VOR dem Missionsstart behoben werden müssen. Nichtsdestotrotz bringst Du sehr glaubwürdige Details. (War es Absicht, dass Du in der RNS der Gelpacks Uracil durch Thymin ersetzt hast?)
Auch wenn ich fasziniert von Deiner technischen Beschreibung war, haben mir die Szenen besser gefallen, in denen es um zwischenmenschliche (-humanoide) Belange ging. Ich habe das Gefühl, dass Du Dir viel Mühe mit Deinen Charakteren gibst. Am Ende von Teil II hatte ich dann das hippelige Gefühl von „wann geht’s endlich los?“ Mich würde jetzt sehr interessieren, wie sich der Captain mit seinem Trauma in einer lebensbedrohenden Situation macht, ob es zwischen ihm und der Counselor irgendwann zum Eklat kommt – und natürlich, was es mit dieser zugriffsverweigerten Passage in der Personalakte auf sich hat.
Die beiden Teile sind ja schon ein paar Jährchen alt, und wie ich gesehen habe, gibt es nur noch eine weitere Folge. Schreibst Du hieran überhaupt noch weiter? Oder habe ich mir da die falsche Serie zum Einstieg vorgenommen?