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Deck 19 - KorridorCommander Harris hatte den Weg Richtung Frachtraum gewählt, weil es von dort einen direkten senkrechten Abstieg zum Maschinenraum gab. Allerdings hatte er nicht erwartet, dass ein verriegeltes Brandschott den Zugang versperrte – oder die Kadetten Hohl und Gral.
Richard stöhnte innerlich. Die beiden hatten ihm gerade noch gefehlt! Als ob es nicht schon genug Ärger an Bord gab – auch ohne dass er den Babysitter für zwei quengelige, streitsüchtige Tellariten spielen musste!
Von Claude Decartes, einem Praktikanten aus der Sicherheitsabteilung, der im selben Jahrgang wie Hohl und Gral die Akademie besuchte, wusste er, dass die beiden alles andere als Freunde waren und es nur eine Frage der Zeit sein mochte, bis sie sich einmal handfest prügelten.
Um so mehr überraschte es den Sicherheitschef, dass die zwei Streithähne scheinbar einträchtig, beinahe aneinander gekuschelt, vor dem Schott kauerten.
„Kadetten“, spach er die beiden in seinem besten Kasernenton an.
Beide sprangen sofort auf und nahmen Haltung an. Gral, der immer noch etwas wackelig auf den Beinen war, fiel es eindeutig schwerer, was Hohl mit einem arroganten Grinsen quittierte.
„Was tun Sie hier und warum stehen Sie mir im Weg?“, verlangte der Sicherheitschef zu wissen.
Hohls Grinsen schwand. „Sir, wenn wir Ihnen jetzt nicht im Weg wären, würden wir als Leichen im All treiben – zumindest er.“ Mit diesen Worten deutete er auf Gral, dessen Stirn sich vor Ärger in Falten legte. Obwohl er dem Kommilitonen sein Leben verdankte, lechzte seine Faust nach einem Erstkontakt mit Hohls Nasenbein.
Richards Miene verdüsterte sich. „Was wollen Sie damit andeuten, Kadett?“
Es war Gral, der beinahe zögerlich Bericht erstattete. „Sir, ich muss Ihnen leider mitteilen, das unser Heck soeben von einem Asteroiden getroffen wurde. Die Notfallschotts haben sich überall auf den Decks über und unter uns gesenkt. Es war auch ein Druckverlust auszumachen.“
„Danke, Kadett.“ Rick hatte nicht geahnt, dass der zweite Treffer solchen Schaden angerichtet hatte.
Sein Blick wechselte von Gral zu seinem Kommilitonen. „Sie beide kommen mit mir zum Maschinenraum.“
„Aye Sir!“, bestätigten die Tellariten im Duett.
Dann drehte sich Rick auf dem Absatz um und suchte die nächste Einstiegsluke. Die zwei Kadetten folgten ihm ohne Fragen zu stellen.
Deck 19, Hecksektion … Dem Sicherheitschef wurde abwechselnd heiß und kalt, als ihn die Erkenntnis traf, dass sich in diesem Bereich die Antimaterietanks befanden – der Arbeitsbereich seiner Frau.
Als Antimaterietechnikerin war Claire Harris die Leiterin der Arbeitsgruppe, die sich mit dieser wichtigen wenn auch hochgefährlichen Komponente der Energieversorgung befasste.
Beinahe reflexartig hob sich Ricks linke Hand in Richtung Kommunikator, sank jedoch Sekunden später wieder herab. Ein sinnloses Unterfangen, Claire über Funk rufen zu wollen, wenn bekanntlich die Schiffskommunikation ausgefallen war. Er wollte sich vor den beiden Kadetten nicht lächerlich machen.
Aber die Sorge rumorte weiter in seinen Eingeweiden.
Was soll denn Claire auf Deck 19 getan haben – bei diesem Chaos wird doch jeder Techniker im Maschinenraum gebraucht, versuchte sich Rick zu beruhigen.
Laut bemerkte er: „Wir werden einen kleinen Umweg machen müssen. Hoffentlich wurde der Maschinenraum nicht getroffen!“
Mittlerweile war die kleine Gruppe bei einem Jeffriesröhrenzugang angelangt. Der Sicherheitschef öffnet das Schott und befahl: „Sie folgen mir. Achten Sie aber darauf, wo Sie hintreten oder greifen. Und jetzt Beeilung!“
Die zwei Tellariten hasteten dem Offizier hinterher, der zu Grals Verdruss ein beinahe unmenschlich hohes Tempo an den Tag legte. Womöglich gab es hier eine Stange, an der der Sicherheitschef herunter rutschte wie ein altmodischer Feuerwehrmann … Gral konnte jedoch nichts dergleichen entdecken.
Um seinen Frust auf die Spitze zu treiben, kletterte Hohl unmittelbar über ihm und der Abstand verringerte sich zusehends. „Soll ich dir auf die Hand treten, damit du dich endlich bewegst?“, zischte der andere Tellarit.
Gral war zu sehr aus der Puste, um angemessen zu kontern.
Plötzlich gab es einen Donnerschlag, eine heftige Erschütterung warf die beiden Kadetten fast vor der Leiter. Gral klammerte sich instinktiv an einer Sprosse fest, Hohl rutschte ab und trat seinem Kommilitonen nun wirklich auf die Hand.
„Aua!“, rief dieser empört und wappnete sich bereits gegen eine schnippische Erwiderung von Hohl.
Doch die kam nicht. „Was war denn dass schon wieder?“, jammerte der andere Tellarit stattdessen.
Ein giftig grüner Tropfen klatschte direkt neben seinem Fuß auf die Sprosse.
Gral zog instinktiv seine Hand weg. Ihm wurde schwindelig, als er begriff, dass er sich nur noch einhändig festhielt und ganze zehn Meter ihn vom rettenden Boden trennten.
„Kühlplasma!“, rief er in schrillem, warnendem Ton.
Harris blickte abrupt auf – und konnte in letzter Sekunde den Kopf beiseite drehen, sonst hätte ihn der nächste Tropfen im Gesicht erwischt. Er landete auf seiner Uniform und Rick fluchte. Sobald das Zeug durch den Stoff gesickert war, würde es die Haut darunter verätzen. Kühlplasma zersetzte jegliches organisches Material.
„Halten Sie so weit wie möglich Abstand von der Leiter und hüten Sie sich vor allem, was von oben runter tropft! Besonders, wenn es giftgrün ist!“, rief Harris den beiden Kadetten zu. „Hier muss irgendwo eine Leitung in der Wand geplatzt sein.“
Ein Albtraum hatte für Gral begonnen. „Von der Leiter Abstand halten? Wenn soll das gehen, wenn man die Leiter
hinunter klettert“, schnaufte er.
„Dann musst du halt mit ausgestreckten Armen klettern, du Genie! Besser, du kriegst das Zeug auf den Ärmel, als ins Auge“, spottete Hohl.
Gral biss die Zähne zusammen. Schon nach kurzer Zeit wurden seine Arme lahm. Sein ganzes immenses Gewicht lastete auf seinen Schenkeln und er spürte förmlich die Muskelfasern reißen.
Als er endlich das Ende der Leiter erreichte, plumpste er herab, seine Beine knickten ein.
Hohl, der selbstverständlich mit einem eleganten Satz neben ihm auf dem Boden landete, grinste ihn spöttisch an. Gral starrte giftig zurück und wünschte sich einen dicken Tropfen Kühlplasma, der auf der hoch erhobenen Nase seines Kommilitonen landete.
Ein unheilvolles grünliches Leuchten über ihm erregte Grals Aufmerksamkeit – und erinnerte ihn daran, dass man mit seinen Wünschen äußerst vorsichtig sein sollte. Das war mehr als nur ein dicker Tropfen, der da runter kam! Eine wahre Lawine von Kühlplasma ergoss sich über die Sprossen der Leiter! Nur noch wenige Sekunden …
„Scheiße!“, jaulten die beiden Kadetten im Chor.
Gral mochte sich nicht vorstellen, wie es sich anfühlte, in dieser ätzenden Brühe zu ertrinken, während sich ein Körperteil nach dem anderen buchstäblich auflöste.
Harris reagierte sofort und stemmte das Schott auf. Sein Gesicht wirkte bleich und seine Kieferknochen traten hervor, einzelne Schweißperlen rannen die Stirn herab „Nicht mal die Notenergie funktioniert hier“, murmelte er frustriert.
Normalerweise wurden alle Luken mit Notstrom versorgt, das Kühlmittelleck musste den Stromkreis irgendwie unterbrochen haben.
Gral, der dem Offizier am nächsten war, zögerte nicht lange und packte mit an. Gemeinsam gelang es ihnen, die schweren Metallplatten beiseite zu schieben.
Sie befanden sie an einen Knotenpunkt zwischen Deck 20 und 21, vor ihnen lag ein Gang, der sie direkt zum Maschinenraum führen konnte. Auf Rick Anordnung quetschte sich Gral als erster durch den Spalt. Hohl, direkt hinter ihm, schob ihn förmlich an.
„Wenn mir deinetwegen der Hintern weggeätzt wird, du lahmer Wackelpudding …“
Das Glucksen der Kühlflüssigkeit klang beängstigend nah und Gral alles. Hohl folgte ihm eine Sekunde später auf die andere Seite und Rick, der die Nachhut bildete, verriegelte die Luke keinen Augenblick zu spät. Beinahe wäre das tödliche Kühlplasma in den Quergang geschwappt.
Hohl streifte seinen Kommilitonen mit einem verächtlichen Blick. „Das war das letzte Mal, dass ich wegen deiner Lahmarschigkeit beinahe ins Gras gebissen habe“, knurrte er.
Der Tellarite hatte nicht mit Harris gerechnet, der ihn unsanft bei den Schultern packte und mit einem wütenden Blick taxierte. „Noch so ein Kommentar, Kadett, und Sie dürfen, sobald wir aus dem Schlamassel raus sind, das langsamste Raumschiff nach Tellar nehmen!“, zischte der Sicherheitsoffizier. „Dann würde ich gerne Mäuschen spielen, wenn Sie ihren Eltern zu erklären versuchen, warum Sie von der Akademie geflogen sind! Ich bin mir durchaus bewusst, dass Beleidigungen zu Ihrer Kultur gehören. Aber solange ich auf diesem Schiff etwas zu sagen habe, hebt niemand sein mickriges Ego auf Kosten eines anderen. IST DAS KLAR?“
Hohl nickte betreten.
Gral, der zwar nicht jedes Wort verstanden, aber dennoch mitbekommen hatte, dass Hohl von dem Offizier zusammen gestaucht wurde, konnte sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen.
Deck 20-23 HauptmaschinenraumAls ein weiteres Beben das Schiff durchrüttelte – Das wievielte war das jetzt? – straffte sich Astrid Kreutzers schlanke Gestalt. Alarmiert blickte sie sich um.
„Bericht!“, forderte sie ohne sichtbare emotionale Regung.
Lieutenant Phillip von Oestrow, der zweite stellvertretende Chefingenieur, verzog das Gesicht. „Die wenigen internen Sensoren, die noch funktionieren, zeigen an, dass wir auf Deck 2, 18, 19 und 20 Plasmafeuer haben. Das Heck wurde offenbar durch einen Einschlag teilweise abgerissen. Wir haben die hinteren Torpedos verloren, den hinteren Frachtraum und die Antimaterielagerstätte. Das Schiff taumelt wie ein tiberianischer Brontosaurier in der Paarungszeit.“
„Das habe ich gemerkt.“ Obwohl die Lage ernst war, musste Astrid über die Ausdrucksweise des Mannes schmunzeln.
Oestrow lächelte nicht. „Wenn wir die Druckbeschleunigung ausnutzen wollen, dann würde ich respektvoll vorschlagen, dass wir zunächst das Taumeln beenden, damit wir nicht unkontrolliert driften!“, erklärte er säuerlich.
„Sie sind doch nicht etwa seekrank, Lieutenant?“, konnte sie sich nicht verkneifen, zu kontern.
Wie viele andere ihrer Kollegen reagierte Oestrow auf ihre stoische Gelassenheit und ihren feinsinnigen Humor in Katastrophensituationen ziemlich irritiert.
Astrids Finger tanzten über die Konsolen. Dass sie sich die rechte Hand leicht verbrannt hatte, ließ sie sich nicht anmerken.
„Sie können die Tore jetzt öffnen, Cully“, erklärte Lieutenant Kreutzer über ihren improvisierten Kommunikationskanal. Sie nahm sich immer mal wieder die Freiheit, ihren Vorgesetzten so zu nennen – ob es ihn nun passte oder nicht. „Alle tragen Masken und sind gewarnt. Außerdem habe ich Gitterroste vor die offenen Jerriesröhren platziert. So kann die Luft raus, ohne dass wir aus Versehen einen Crewman verlieren.“
„Gut gemacht“, lobte Cully. Aus dem Kommunikator klang seine Stimme verzerrt. „Dann öffne ich jetzt die Ladetore.“
Fünf Sekunden später entstand ein unglaublicher Sog im Maschinenraum. Der Triebwerkeffekt war auch deutlich spürbar. Überall wurden Crewmitglieder an die Wände gedrückt. Durch die geöffneten Frachttore jagte die Atmosphäre aus dem Frachtraum, zusammen mit Materialien, Kisten und Geräten. Der offene Jeffriesröhrenzugang
zum Maschinenraum ließ auch hier die Luft entweichen und das Feuer erlöschen.
Nach wenigen Augenblicken war der Tanz vorbei.
Astrid merkte schnell, wie kalt es im Raum wurde. Sie sah Oestrow nach Luft schnappen, als er durch den Sog von den Füßen gerissen wurde. Im Maschinenraum herrschte zwar kein Vakuum, trotzdem wurde auch hier der Sauerstoff merklich knapp.
„Cully, haben Sie das Tor wieder zu? Können wir endlich Luft in die gute Stube lassen?“, schrie Astrid in ihren Kommunikator.
Die Verbindung war abgerissen.
Sie hoffte inständig, dass Cully nicht mitsamt der Fracht in den Weltraum gesogen worden war, doch im Grunde war ihr Vorgesetzter zu schlau für so etwas. Viel wahrscheinlicher erschien der Frau, dass sich die Batterie des Tricorders, der als Energiequelle herhalten musste, erschöpft hatte. Ein Verdacht, der sich bald bestätigte.
„Lieutenant Kreutzer, das Schiff rotiert jetzt“, meldete Oestrow kurzatmig. „Wir müssen das unbedingt ausgleichen, sonst wird sich das innere Rahmenwerk verziehen! Ich glaube kaum, das Ihnen der Chief des Starfleet- Ingenieurkorps verzeiht, wenn wir aus der ESTRELLA einen Brummkreisel machen.“
Astrid bemerkte es kaum, weil sie selbst schwankte. Helle und dunkle Punkte tanzten vor ihren Augen. Ihre Spezies war noch empfindlicher gegenüber extremen Temperaturschwankungen als die meisten anderen, und die junge Frau hatte einen Punkt erreicht, an dem ihr Körper zu rebellieren begann.
Sie schloss für einen Moment die Augen und klammerte sich an ihrer Konsole fest. „Die Trägheitsdämpfer können wir leider vergessen, Lieutenant Oestrow. Aber ich kann versuchen, die Notsteuerung zu aktivieren und mit den RCS-Maneuverdüsen die Lady zu stabilisieren.“
Oestrow nickte ihr dankbar zu, doch ein flaues Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. „Was ist, wenn die Brückenmannschaft in diesem Augenblick dasselbe versucht?“, gab er zu bedenken. „Das könnte fatale Folgen haben – zum Beispiel einen Kurzschluss, der den Systemen den Rest gibt.“
Astrid dachte einen Moment nach, schüttelte dann aber den Kopf. „Sie haben ja Recht – aber die Gefahr besteht nur in dem unwahrscheinlichen Fall, dass wir und die Brückenmannschaft tatsächlich in derselben Sekunde auf die Notenergie zugreifen. Außerdem …“ Sie hielt einen Moment inne. „Wenn das von der Brücke aus möglich wäre, hätten sie es längst versucht.“
Oestrow verstand und beugte sich wieder über seine Konsole. Genau wie Astrid hatte er die Möglichkeit verdrängt, dass auf der Brücke niemand mehr am Leben war.
„Was glauben Sie, könnte unsere Systeme dermaßen ausgeknockt haben?“, fragte er nach einer Weile.
Astrid wandte sich um. Diese Frage war ihr selbstverständlich ebenfalls durch den Kopf gegangen. „Das Refit der Excelsior-Klasse war zum Teil mein Projekt. Viele Schwächen der alten Excelsior konnten wir zwar ausmerzen – aber ein Problem ist leider geblieben.“ Als Oestrow erwartungsvoll die Brauen hob, schloss sie: „Nur ein gezielter Schlag durch den Hals könnte ein solches Desaster anrichten.“
Deck 20-23 Vor der Tür zum Hauptmaschinenraum Für Commander Harris und die beiden Kadetten war es eine Wohltat, endlich die enge Jeffriesröhre zu verlassen und aufrecht gehen zu können!
Doch die Erleichterung währte nicht lange.
Ein heftiger Sog, gefolgt von einer Erschütterung, brachte den Sicherheitschef aus dem Gleichgewicht und ließ ihn schmerzhaft gegen die Wand prallen. „Jetzt langt’s aber! Ich bin doch kein Flummyball!“, schimpfte er – um kurz darauf zu erkennen, dass dies seine geringste Sorge sein sollte.
Er spürte die plötzlich einsetzende, eisige Kälte, den Druckabfall … das Atmen wurde immer schwerer … „Ausatmen! Augen schließen! Festhalten!“, befahl er instinktiv.
„Festhalten? Wo?“, fragte Gral verzweifelt.
„Irgendwo!“
Dass sich der Tellarit letztendlich an seinem Bein festklammerte, störte ihn wenig. Er glaubte, sämtliche Blutgefäße in seinem Kopf würden gleich platzen – falls er nicht vorher erstickte.
Gott sei Dank wurde es Augenblick später bereits wärmer und frische Luft strömte in den Gang.
„Ich will nicht sterben!“, jaulte Hohl.
„Sie haben gerade eine Dekompression überlebt, Sie Glückspilz! Das Privileg hat nicht jeder“, erklärte der Sicherheitschef trocken.
Gral schien noch ziemlich desorientiert und hatte Schwierigkeiten, auf die Beine zu kommen. Rick half ihm auf und gemeinsam setzten sie ihren Weg.
Am Ende des Ganges stellte sich ihnen ein neues Problem: Direkt vor dem Maschinenraum hatte sich ein schwereres Sicherheitsschott geschlossen.
„Q will mich wohl ärgern“, stöhnte Rick.
Er schluckte weitere Flüche herunter, sah sich um und nahm das Aufflackern der LCARS Oberfläche an einem Wandpanel wahr. „Offenbar scheinen in dem Bereich die Computer zu laufen“, überlegte er laut. „Vermutlich nur das Sekundärsystem – aber wenigstens etwas …“
Unter dem aufmerksamen Blick Grals trat er an die Konsole: „Computer?“
„In Bereitschaft“, lautete die etwas verzögerte Antwort.
„Öffne das Sicherheitsschott 21-Beta-17.“
„Befehl nicht ausführbar.“
„Verdammt“, entfuhr es dem Sicherheitschef. „Ich hätte heute echt im Bett bleiben sollen.“
„Bei allem Respekt, Sir – aber in dem Fall wären Sie wahrscheinlich tot“, bemerkte Gral.
„Ja, da haben Sie wohl recht“, pflichtete Rick ihm widerwillig bei. Dann wandte er sich wieder dem Computer zu. „Begründung: Warum lässt sich das Schott nicht öffnen?“
„Notfallverschluss aktiviert durch Lieutenant Commander. Rory Culloden McPherson.“
Cully, du elender Hornochse!, fuhr es Rick durch den Kopf. Laut befahl er: „Computer, überbrücke Notfallverschluss. Autorisation Harris Delta-6-2-7-7-Theta-1-rot!“
„Befehl nicht ausführbar. Notfallprotokoll Delta-9 zum Überbrücken erforderlich.“
Dieses Notfallprotokoll durfte nur von Angehörigen des Maschinenraums ausgeführt werden.
Da konnte sich Rick nicht mehr beherrschen und schlug mit der Faust gegen die Wand. „Zur Hölle nochmal! Ist es denn zu viel verlangt, wenn heute mal irgendwas NICHT schief läuft!“
„Gewiss nicht, Sir“, erwiderten Gral und Hohl im Duett – offensichtlich irritiert vom Wutausbruch des Offiziers.
„Euch habe ich nicht gefragt“, knurrte Harris und schaltete das Panel ab.
Es gibt immer einen Plan A, B, C, D, E und F, erinnerte er sich an seine eigene Regel. Allerdings wurde er das Gefühl nicht los, dass er an diesem verfluchten Tag mehr Alternativpläne brauchen würde, als das Alphabet Buchstaben hatte.
„Eine Frage, warum müssen wir in den Maschinenraum, Sir?“, meldete sich Gral.
„Weil das der einzige Ort ist, wo es noch möglich sein könnte, dass wir das Schiff stabilisieren, bevor wir mit dem großen Felsbrocken dort draußen kollidieren. Wenn es uns aber gelingt, den Bug auf den Asteroiden auszurichten, kann Lieutenant Taren die zwei Torpedos abfeuern, die er und ich manuell geladen haben, um den Brocken abzuschießen.“
Hohl blickte ihn panisch an. „Wir kollidieren mit einem Asteroiden – SCHON WIEDER?“
„Ihnen ist vielleicht bekannt, dass wir uns in einem Asteroidenfeld befinden, Kadett. Das heißt, hier gibt es Asteroiden. Und zwar viele“, konterte Harris gereizt. „Was haben Sie gedacht, weshalb ich mit Warp neun durch die Jeffriesröhren hetze? Und jetzt reißen sie sich zusammen!“ Sicher, die beiden Jungs hatten Eierschalen hinter den Ohren und kannten solche Situationen bestenfalls aus dem Kobayashi-Maru-Test. Rick konnte ihnen nicht übel nehmen, dass sie verängstigt waren. Andererseits ging ihm dieser Hohl gewaltig auf die Nerven. Schnösel wie den hatte er schon auf der Akademie zutiefst verachtet.
„Wie viel Zeit bleibt uns noch?“, fragte Gral. Auch in seinen Augen flackerte Panik auf, aber im Gegensatz zu seinem Kommilitonen bemühte er sich wenigstens, die Fassung zu wahren.
„Ein paar Minuten“, erklärte Richard. „Vielleicht acht oder neun. Der Umweg wegen der Schotts hat uns Zeit gekostet.“
„Sir, die Schäden am Heck …“, fuhr der Tellarit nervös fort.
„Sie meinen den Hüllenbruch durch den Einschlag des letzten Asteroiden?“ Rick ahnte, worauf der Kadett hinaus wollte. „Sie meinen, die Dekompression hat wie ein primitiver Rückstoßantrieb gewirkt.“
„Genau das meinte ich, Sir!“
Harris ballte die Hände zu Fäusten. Das war wirklich nicht sein Tag! Er stieß einen Fluch aus, den er vor Jahren von einem wütenden Nausikaaner am Dabotisch aufgeschnappt hatte. Es war ein richtig unanständiger Fluch – so unanständig, dass sogar der Universalübersetzter streikte. „Das ändert alles“, ergänzte er düster.
„WIR SIND TOT!“, heulte Hohl auf.
Das wird er bald sein, wenn er so weitermacht, dachte Rick. „Noch sind wir es nicht, Kadett“, fuhr er den Tellariten im Kasernenton an. „Wir werden jetzt die Köpfe zusammenstecken und uns ganz schnell einen Plan B einfallen lassen! Oder C, oder D ! Kein Gejammer mehr! Keine dummen Sprüche! Das ist ein Befehl!“
„Aye, Sir“, antworteten die beiden kleinlaut, obwohl sich die Ansprache eigentlich nur an Hohl richtete.
„Also …“ Harris ließ die Luft aus den Lungen. „Plan B!“
Es war Gral, dem die zündende Idee kam: Mit seinen harten Hufen trat er ein paar Mal kräftig gehen die schwere Metalltür.
Deck 1- BrückeAls der riesige Asteroid, der fast den gesamten Hauptschirm einnahm und das Schiff zu zermalmen drohte, in tausend Stücke zerbarst, atmete Lejla Katic erleichtert auf.
„Gute Arbeit, Lieutenant“, sagte sie zu Taren, der den rettenden Torpedo abgefeuert hatte.
Doch der Andorianer reagierte nicht auf ihr Lob.
Irgendwas stimmt nicht, dachte Lejla, und trat hinter die taktische Konsole.
Der Andorianer blickte kurz von ihr zu Tohan, die ihn nun beide flankierten, und erklärte säuerlich: „Der Kurswechsel treibt das Schiff auf einen Bereich mit mindestens sieben großen Brocken zu! Außerdem hat uns die Entlüftung beschleunigt, so dass ein Zusammenstoß fatal für die ESTRELLA wäre. Und diesmal würde ein Torpedo nicht ausreichen.“
Die Miene des Taktischen Offiziers nahm einen besorgten Zug an, als er Katic direkt in die Augen sah. „Offen gestanden: Lieutenant Commander Harris hätte sich längst über die Notfrequenz eines der Shuttles melden müssen. Offenbar hat es auf dem Weg zum Hangar Schwierigkeiten gegeben.“
Lejla verkniff sich ein Stöhnen. Heute ging wohl alles schief, was nur schief gehen konnte!
„Hoffen wir, dass ihm nichts passiert ist“, meinte sie. „Was schlagen Sie vor, um einen Zusammenprall zu verhindern?“
„Einen Notruf an Q, damit er uns hier rausbeamt“, erwiderte der Andorianer trocken.
Der Gesichtsausdruck der stellvertretenden Kommandantin machte ihm klar, dass sie nur ernst gemeinte Vorschläge akzeptierte.
„Wenn es uns wenigstens gelingen würde, die Notenergie in Gang zu setzen …“, murmelte Ynarea und Tarens Antennen bogen sich nach innen.
Das hatte er schon versucht – und zwar erfolglos.
„Ich bin mir zwar nicht sicher, ob Q uns hören würde, aber Commander Harris dürfte Sie jetzt empfangen“, mischte sich der bolianische Kommunikationsoffizier namens Tiab ein und schmunzelte leicht, als er sich an Taren wandte.
Lejlas Miene hellte sich deutlich auf. „Wollen Sie damit sagen, die Kommunikation läuft wieder?“
Hoffnung schwang in ihrer Stimme mit. Endlich eine gute Nachricht an diesem schrecklichen Tag! Sie alle hätten eine kleine Aufmunterung verdient.
Auch Tarens Antennen spreizten sich erwartungsvoll.
Tiab versetzte ihnen sogleich einen Dämpfer. „Allerdings sind nur die nötigsten Kommunikationsknoten wieder hergestellt“, erklärte er mit einem warnenden Unterton. „Jegliche Überlastung kann alles wieder zusammenbrechen lassen, ähnlich wie bei den Mobilfunknetzen auf der Erde des 21. Jahrhunderts oder den Kamida-Kommunikatoren auf Aduak III im 23. Jahrhundert. Daher schlage ich vor, die Schiffkommunikation nur dann in Anspruch zu nehmen, wenn es absolut nötig ist.“
Lejla nickte zustimmend. „Es ist ein Anfang“, bemerkte sie und lächelte. „Um ehrlich zu sein, bin ich beeindruckt, Lieutenant Tiab.“
Der Bolianer schien vor Stolz gleich ein paar Zentimeter zu wachsen. Das Gefühl von Wärme, das ihn in diesem Moment durchlief, hielt jedoch nicht lange an. Noch immer ohne Oberteil, begann er bald wieder zu frösteln.
Lejla bemerkte, dass eine Gänsehaut seinen nackten Oberkörper überlief, und schickte einen Unteroffizier in den verwaisten Bereitschaftsraum des Captains.
Nach kurzer Zeit kam der junge Mann mit Stapel von Westen und Uniformteilen des Captains zurück und verteilte Kleidung an alle, deren Uniform in Fetzen hing und keine Wärme mehr zu spenden vermochte. Eine der Westen reichte er Tiab, der sie mit einem dankbaren Lächeln überstreifte, auch wenn der etwas molliger Bolianer den Reißverschluss nicht zu bekam.
Ein Kloß drohte Commander Katics Kehle zuzuschnüren, als sie so viele Mitglieder der Brückenbesatzung in der Kleidung des Captains herumlaufen sah.
Gott sei Dank lenkte Taren sie ab. „Könnten wir nicht den Gebrauch von Kommunikatoren auf die höheren Rangstufen beschränken, Commander?“, schlug er vor.
Lejla wandte sich an Tiab. „Wäre das möglich?“ Ihre größte Sorge war, dass jeder, der zufällig herausfinden sollte, dass sein Kommunikator wieder funktionierten, früher oder später das Kommunikationsnetz zum crashen brachte.
„Sicher“, antwortete der Bolianer und bewies ein weiteres Mal, dass er einen besonders flinken Verstand besaß. „Ich könnte den Zugang zum Kommunikationsnetz ausschließlich für bestimmte Sicherheitsstufen freigeben. Bis zu welcher Stufe wollen wir es beschränken, Captain.“
Katic überlegte. Die Führungsoffiziere sollten ihre Kommunikatoren auf jeden Fall benutzen können. Sinnvoll erschien es auch für das medizinische und technische Personal, damit sie im Notfall sofort reagieren und ihre Vorgesetzten verständigen konnten.
„Wäre das machbar?“, fragte sie den bolianischen Kommunikationsoffizier.
„Ich müsste zuerst die gesamte Kommunikation blockieren und dann nach und nach Freigaben erteilen“, erklärte dieser.
„Tun Sie das“, ordnete Katic an. „Zuerst für mich, Commander Harris und Commander McPherson. Dann der Maschinenraum. Anschließend – falls es das Netz noch hergibt – die Krankenstation.“
„Aye, Ma’am!“ Tiab machte sich sofort an die Arbeit.
Nachdem er Katics Zugang freigeschaltet hatte, tauschte die Frau einen Blick mit Taren und berührte ihren Kommunikator. „Rick, Katic hier. Ich brauche einen Statusbericht. Hat die Kommunikation mit dem Shuttle funktioniert? Kannst du mich hören?“
Sichtlich angespannt, wartete sie auf Antwort.
Deck 20-23 Hauptmaschinenraum Astrid spitzte die Ohren, als ein dumpfes Dröhnen durch das Schiff hallte. Oestrow war vollauf damit beschäftigt, die Rotation der ESTRELLA aufzuhalten und schien nichts mitzubekommen – aber die „Tolkien“ besaß ohnehin ein schärferes Gehör.
„Hören Sie das auch?“, fragte sie ihren Kollegen.
„Was denn?“, wollte Oestrow wissen.
„Na, dieses Hämmern!“
Oestrow konzentrierte sich, dann nickte er und schmunzelte leicht. „Mir scheint, als bittet hier jemand um Einlass, Ma’am!“
„Ich öffne das Sicherheitsschott – wenigstens einen Spalt“, entschied Kreutzer.
Zwar fehlte noch immer jede Spur von Cully, aber falls es ihm nicht gelungen sein sollte, die Frachttore zu schließen, gebe es dort draußen sicherlich niemanden, der munter genug wäre, gegen die Tür zu hämmern.
Astrid schloss die Jerriesröhren-Luke zum Frachtraum manuell, dann sprintete sie zum Haupttor und ihre Finger flogen über die Bedienelemente des Öffnungsmechanismus.
Ein heftiger Windzug deutete darauf hin, dass sich die Räume mit neuer Luft füllten.
„Na endlich lässt uns mal jemand rein“, quittierte Harris zufrieden und klopfte Gral auf die Schulter. „Sie entwickeln langsam Kreativität, mein Junge.“
Gemeinsam stemmten sie die Tür weit genug auf, damit selbst Gral hindurch passte, und betraten den Maschinenraum.
Auf der anderen Seite des Schotts erwartete sie eine sichtlich erleichterte „Tolkien“.
„Commender Harris! Ich bin so froh, dass Sie leben!“, rief Astrid Kreutzer und war einen Moment versucht, Rick um den Hals zu fallen.
„Schön, dass Sie uns endlich in die gute Stube bitten, Lieutenant. Wo bleibt der Begrüßungs-Prosecco?“, entgegnete der Sicherheitschef mit einem breiten Grinsen. Wesentlich ernster fügte er hinzu: „Ich bin auch wahnsinnig froh, Sie zu sehen! Wo steckt Cully?“
Astrids Lächeln verflüchtigte sich. „Ich weiß nicht, Sir. Zuletzt war er in einer Jeffriesröhre und wollte zum Frachtraum, um die Ladetore zu öffnen …“
Harris‘ Lächeln verblasste. Er warf einen vielsagenden Blick zu Gral und Hohl. „War die Tür des Frachtraums geschlossen, als dieser Felsbrocken ins Heck gekracht ist?“
„Ich weiß nicht, Sir“, erwiderte Gral bedauernd. „Ich war zu sehr damit beschäftigt, um mein Leben zu rennen.“
Auch Hohl zuckte bedauernd die Schultern.
„Felsbrocken?“ Lieutenant Kreutzers Augen weiteten sich und ihre sonst so ruhige, sanfte Stimme kletterte ein paar Oktaven höher.
„Ein Asteroid hat das Heck getroffen und die Wand des Korridors auf Deck 19 buchstäblich aufgeschlitzt“, erklärte Commander Harris düster und wandte sich an Gral. „So war es doch, Kadett?“
„Ja, Sir.“
„Das bedeutet, Commander McPherson könnte in den Weltraum hinaus gesogen worden sein“, stellte Kreutzer sachlich fest. Sie klang erstaunlich gefasst angesichts der Tatsache, dass sie über den möglichen Tod ihres Vorgesetzten sprach. Dennoch wusste Harris, dass sie lediglich eine Fassade aufrecht erhielt.
Rick legte eine Hand auf ihren Arm und deutete ein aufmunterndes Lächeln an. „Standardmäßig sind alle Türen geschlossen und die Wahrscheinlichkeit, dass sich Cully auf dem Korridor aufgehalten hat, ist äußerst gering. Schließlich führt die Jeffriesröhre von Maschinenraum direkt in den Frachtraum.“
Astrid lächelte zurück. „Ich weiß. Trotzdem …“
„Ja, ich verstehe“, erwiderte Rick mitfühlend.
Das leise Knacken, gefolgt von einem Piepen, ignorierte er zunächst und hakte es unter Einbildung ab. Es war ein Geräusch, das er gefühlte zwei Wochen vermisst hatte, obwohl es in Wirklichkeit weniger als zwölf Stunden waren.
Erst als Astrid erstaunter Blick von seinem Gesicht zu seinem Kommunikator wanderte, zog er in Betracht, seine „Einbildung“ ernst zu nehmen.
„War das eben mein Kommunikator?“, brachte er heraus.
„Das wäre zu schön, um wahr zu sein“, entgegnete Astrid.
Seine Hand berührte wie ferngesteuert das metallisch glänzende Starfleet-Symbol auf seiner Brust. „Harris hier.“
Er erwartete nicht wirklich eine Antwort.
„Rick? Katic hier. Kannst du mich hören? Hast du den Shuttlehangar erreicht? Konntest du eine Kommunikation nach draußen aufbauen?“
Harris und Kreutzer starrten sich einen Moment ungläubig an.
Plötzlich stieß Rick ein befreiendes Lachen aus. „Mensch, Lejla, ihr habt es tatsächlich hingekriegt! Da seid ihr besser als ich. Leider bin ich noch nicht beim Shuttlehangar, sondern im Maschinenraum. Leider wurde ich ein paar Mal zu oft gegen die Wand geschleudert, von Asteroiden, Kühlmittellecks und Kadetten aufgehalten …“
„Maschinenraum? Wie ist der Status dort?“, unterbrach ihn die besorgte Stimme der stellvertretenden Kommandantin.
„Naja, ein paar Konsolen wurde übel mitgespielt, aber die Crew scheint wohlauf zu sein. Der Verbleib von Commander McPherson ist im Moment ungewiss – aber das lässt du dir besser von Lieutenant Kreutzer erklären.“
Hiermit nahm er seine Kommunikator ab und reichte ihn der stellvertretenden Chefingenieurin.
Während Astrid minutiös ihren Plan zur Entlüftung der Decks 19-23 und Cullys Einsatz schilderte, runzelte Oestrow plötzlich die Stirn. „Lieutenant Kreutzer, wir haben Schwankungen im Plasmanetzwerk. Die Brände könnte es destabilisieren, Ma'am!“
Wie zur Bestätigung flackerte das Deckenlicht.
Astrid atmete tief durch. „Versuchen sie die Plasmaleitungen, die zum Brandherd führen, zu isolieren. Ich versuche in der Zwischenzeit, die Plasmaventile auf Deck zwei zu aktivieren. Falls alles andere schief geht, ist das die letzte Möglichkeit, alles Plasma loszuwerden.“
Oestrow blickte sie bedauernd an. „Ma’am, die Plasmavetile auf Deck zwei scheinen blockiert zu sein. Offenbar hat es im Verteilernetz eine Überlastung gegeben. Das ganze Deck könnte explodieren, wenn wir das einströmende Plasma aus den Hauptleitungen nicht abführen. Vielleicht hat es ja mit dem Schaden unterhalb von Deck sieben zu tun, den sie ansprachen. Im Übergang zwischen Primärrumpf und Sekundärrumpf scheint nichts mehr auf die Kontrolleingaben zu reagieren. Wenn alle Stränge reißen, müssen wir die Luftschleusen auf Deck zwei öffnen und das Schiff in dem Bereich entlüften.“
Sowohl Oestrow als auch Kreutzer wusste, was das bedeutete.
Die stellvertretende Chefingenieurin schloss ihre Augen für einem Moment. Hinter ihrer Konsole, unsichtbar für ihre Untergebenen und Harris, ballte sie ihre Hände zu Fäusten.
Falls sie wahllos die Luftschleusen auf Deck zwei öffnete, könnte es eine Menge Opfer geben. Doch tat sie es nicht, könnten die Plasmafeuer noch mehr Tote fordern. Schlimmer noch: Sollte das Plasmalabor in die Luft fliegen, vermochte die Explosion Deck eins bis drei komplett zu zerstören!
Sie hasste solche Entscheidungen.
„Kappen Sie Deck zwei vom EPS-Netzwerk“, befahl sie schließlich. Es war keine ideale Lösung, aber ein Kompromiss, bei dem vielleicht niemand sterben musste. „Dann wird es dort zwar keinen Strom mehr geben, aber auch keine Nahrung für die Feuer.“
„Was ist wenn sich dort ein Hüllenbruch befindet? Kraftfelder funktionieren nicht ohne Strom“, gab Oestrow zu bedenken.
Verdammt, es lief immer wieder darauf hinaus, Verluste zu riskieren …
„Besser als die halbe Untertassensektion zu verlieren“, seufzte Astrid. „Tun Sie es.“
TBC
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Einiges ist ziemlich radikal umgeschrieben, weil ich dachte, über die eine oder andere Ungereimtheit gestolpert zu sein, und weil mir Hohl ein bisschen zu übertrieben als "Memme" dargestellt war.
Hoffe, das geht in Ordnung.