An die gesamte Besatzung:
Morgen, um 9:00 Bordzeit wird die Estrella in die Gamma Fleetyard gebracht, wo die ca. zweimonatige Reparaturphase stattfindet. Innerhalb diesen Zeitraumes kann sich niemand aus der Crew aufhalten, weswegen ich sie alle auffordere das Schiff bis 8:00 Uhr zu verlassen.
Am schwarzen Brett finden sie die Liste mit den Ihnen zugewiesen Quartieren auf der Raumstation.
Wer für den Zeitraum Urlaub haben möchte, möge das bitte mit seinen Vorgesetzten klären. Mitglieder der Sicherheitsabteilung melden sich bei Lt. Tohan. Alle Abteilungsleiter melden sich diesbezüglich bei mir. Wer keinen Urlaub nehmen kann oder möchte, soll sich morgen um 13:00 im Konferenzraum sieben auf Unity One bei mir melden. zusammen mit leitenden Offizieren der Station werden wir für den Zeitraum alternative Aufgaben finden.
Harris Ende
Auf Raumschiffen war es nahezu üblich, dass interessante oder wichtige Durchsagen immer zu einem unpassenden Zeitpunkt kamen.
So auch jetzt.
Amelie überhörte die Durchsage von Richard völlig, als sie Zeitgleich ihren Kopf in den Nacken warf und sich Sekunden später auf Tranars Oberkörper sinken ließ - erschöpft und doch irgendwie glücklich.
"Hast du mitbekommen, wovon der Typ gefaselt hat?", fragte Tranar nach einigen Augenblicken.
"Wie?, Was?", Amelies Verstand benötigte einige Augenblicke, ehe er wieder im hier und jetzt ankam.
"Ich habe nur etwas von Reparaturen und der Station gehört."
"Ich glaube, die
Estrella del Alba soll nach den Schäden im Asteroidengürtel im Dock repariert werden.", erinnerte Amelie sich vage.
"Ach so, deswegen sollen wir alle das Schiff bis 8 Uhr morgen räumen.", verstand Tranar. "Jetzt kommt da auch ein Sinn rein."
"Wäre also sinnvoll, wenn du deine Sachen bald packst.", meinte Tranar nach einigen Augenblicken. "Einen Transport nach Sagittara kann ich für uns organisieren."
"Klingt doch toll, Schatz."
Tranar lächelte zufrieden.
Er hatte sein Wunschziel erreicht.
Die Ermittlungsarbeiten an Bord waren so gut wie beendet und den Bericht an 31 konnte er noch rechtzeitig abschicken.
"Brauchst du Hilfe?"
"Nicht nötig." Amelie stand aus dem Bett auf - so wie die Götter sie erschaffen hatten - drückte Tranar einen kurzen Kuss auf die Wange und spazierte hinüber ins Wohnzimmer. "Ich kümmere ich um die nötigen Formalitäten."
"Brücke an Commander Tranar."Die Stimme aus dem Interkom ließ den Sagitta aufhorchen:
"Ich höre?"
"Es kommt eine verschlüsselte Tranmission mit Sicherheitsstufe 2 auf einem Kanal für sie rein."
"Stellen Sie sie ins Quartier von Doktor Madison durch, ich nehme Sie hier an."
"Verstanden, Sir. Es kann aber einen Augenblick dauern, da wir mit der Kommunikation ein paar Probleme haben."
"Kein Problem."
Amelie kam im selben Moment zurück:
"Ruft die Arbeit?"
"Ja, aber ich denke, es wird nicht lange dauern.", meinte Tranar. "Treffen wir uns im Schiffscasino um noch zu frühstücken?"
"Wenn die Zeit reicht.", erwiderte Amelie, die mittlerweile ein schulterfreies blaues Kleid angezogen hatte. "Ich gehe schon mal vor."
"Darf ich das als eine Entscheidung in Bezug auf mein Angebot verstehen?", er deutete auf Amelies nackte Füße.
"Wer weis.", lächelte sie kurz und spazierte aus der Tür.
Tranar setzte sich an den Schreibtisch seiner Freundin, aktivierte den dort stehenden Computer, der sofort eine Verbindung herstellte.
"Computer, verschlüsselte Transmission hier her umleiten."
Er legte ein kleines Gerät auf den Tisch, welches sofort zu blinken begann.
Im Prinzip würde es kaum jemanden auffallen, auch die internen Sensoren der Estrella del Alba würden es nicht bemerken.
So konnte Tranar ungestört reden.
Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht von Malcolm Douglas, ein alter Kollege.
"Ich grüße dich, Malcolm."
"Tranar, gut dass ich dich erreiche."
"Was kann ich für dich tun?"
"Bist du mit deinem Auftrag auf der Estrella del Alba fertig?"
"Ja. Es scheint sich tatsächlich nur um einen Unfall gehandelt zu haben."
"Wir haben leider auch keinerlei anders lautenden Infos erhalten. Tut mir leid, dass wir dich mit der Tarnung als Mitarbeiter der Sicherheit dort hin geschickt haben."
"Das ist schon in Ordnung.", meinte Tranar. "Du müsstest mir einen Gefallen tun."
"Jederzeit, mein Freund."
"Einen Flug mit einem schnellen Schiff. Nach Sagittara."
"Das ließe sich einrichten. Ist die Estrella noch bei Unity One?"
"Ja."
Der Mann auf dem Schirm tippte kurz auf seinem Computer herum:
"In drei Tagen könnte ein Schiff dich mitnehmen."
"Ich brauche Platz für zwei."
"Das lässt sich machen."
"Urlaub?"
"So was in der Art."
"Okay."
"Danke. Ich weis nicht, wie lange ich die Sensoren des Schiffes blockieren kann, ich übermittle dir meine Berichte, anschließend beende ich die Transmission."
"Gut. Wir sehen uns."
"Bis dann."
Zufrieden klappte Tranar den Laptop zu und lehnte sich auf der bequemen Couch zurück.
In wenigen Tagen würden Amelie und er zurück zur Heimatwelt fliegen und dort ein neues Leben beginnen - gemeinsam.