David war es, der, wenn ich richtig gelesen habe, "Patterns of Force" gerade irgendwo als gute Folge bezeichnet hat.
Was eine prima Gelegenheit ist, mal genauer drauf zu schauen, glaube ich.
Ich habe die Folge damals auf VHS erworben, also noch bevor sie je (?, lief sie inzwischen mal im TV?) in Deutschland zu sehen war, und der Eindruck war eher ernüchternd. In gewissen Kompendien zu den Serien lief die Folge damals meist unter der Rubrik, "Nazifolge. Nie gesendet. Nichts verpasst."
Im grossen und ganzen stimmt das auch. Es ist eine der Folgen die man hätte stecken lassen können... und sie ist oft schlimmer an die anderen Star Trek Nazifolgen... einfach weil sie derart dumm-naiv ist, dass es weh tut.
Die Folge "leidet" auch unter ganz massiven "TOS" Problemen. Insofern ist sie tatsächlich "Pattern"... sie treibt gewisse Muster der Serie so auf die Spitze das sie hier endgültig schlecht werden.
Zum einen haben wir wieder einen "durchgedrehten" Föderations/Starfleet Oberen, der ein anderes Volk mal eben so nach seinen Massgaben beeinflusst und die Gesellschaft umformt. Hier ist es John Gill, kultureller Beobachter der Föderation und Geschichtsprofessor. Etwas was im Nachhinein ziemlich übel aufstösst. Denn es kommt heraus das Gill das Nazi-System von der Erde kopiert hat, weil es so
erfolgreich war. Das heisst, wirtaschaftlicher und militärischer Aufstieg innerhalb kürzester Zeit. Diese Sichtweise ist nicht nur historisch nicht haltbar, sie führt, denkt man sie zu Ende auch zu einer Legitimation der NS Zeit die man mitunter heute noch hört und die lautet "Unter Hitler war ja nicht alles schlecht." Genau diesen Ansatz vermittelt hier ein Föderations-Oberer.
Das Schlimme ist, das Spock diesen Ansatz (es ist ne Weile her, seit ich die Folge das letzte mal gesehen habe) zu unterstützen scheint. Zumindest argumentativ. Das die Enterprise Crew dann doch eingreift liegt eher an drei anderen Dingen... (ausgrechnet) Kirk sieht die obere Direktive verletzt, die Unterdrückung der (Ersatz-)Juden wird als negativ empfunden und generell kollidiert das NS System mit den amerikanischen Prinzipien der Freiheit. Das sind letztlich die Motive mit denen die Crew hier eingreift. Die Aussagen zu Wirtschaft, Aufrüstung und Diktatur an sich, die sowohl Spock als auch Gill zu unterstützen scheinen, werden nicht relativiert.
Wie gesagt, diese Sichtweise ist arg Naiv. Verallgemeinert man weiter, kommt man durchaus zu der Aussage, dass, wenn Hitler nicht einen Weltkrieg begonnen hätte sein System "erfolgreich" war. Sogar die Verfolgung von anderen wir rational plausibel erklärt und als Systemimmanent hingenommen bzw. sogar positive Aspekte bemerkt.
Auch hier schiesst sich das Drehbuch am Ende böse ins eigene Bein: Es stellt sich raus das Gill von seinem Stellvertreter ausgeschaltet wurde und nur noch als Marionette fungiert. Alle "bösen" Entwicklungen hat offenbar der Stellvertreter in Gang gesetzt. Auch damit greift man ernsthaft eine Ausrede auf die sich bis in unsere Tage hält "Davon hat Hitler nichts gewusst..." Also statt man am Ende dem Geschichtsprofessor seinen Irrtum ausbaden oder einsehen lässt, splittet man ihn auf... er wollte das gute und steht für ein "gutes" NS System, der Stellvertreter ist der Böse und hat alle Ab-Irrungen ins Werk gesetzt. Auch das ist eine sehr dumme Sicht die vermittelt wird, denn letztlich liegt so ein "Fehler" gerade zu im diktatorischen System selbst, was ja Föderations-Obere mal eben so eingeführt hat.
Das die Enterprise Crew zudem in SS Uniformen agiert macht die Sache nicht besser, sondern Schlimmer. Macht man sich bewusst das Leonard Nimoy Jude ist und, er ist ja Jahrgang 1931, nicht das Glück gehabt hätte auf der anderen Seite des Ozeans geboren worden zu sein und damit im Holocaust als 10-13 Jähriger sicher vergast oder erschossen worden wäre, nun in einer SS Uniform agieren muss... ist das schon sehr makaber.
Aber auch davon abgesehen kommen die Helden nicht so toll weg, Bones muss den Besoffenen spielen und bei Kirk hat man ein ums andere Mal den Eindruck er fühlt sich in der Uniform gar nicht so unwohl. Das ganze wird noch unterstützt durch die übliche "kleine" Kulisse... also alles findet innerhalb einigen Strassenzügen statt und die Crew der Enterprise rennt wer weiß ich wie oft in diversen schlechten Verkleidungen in ein oder zwei Gebäude ohne das das irgendwie auffällt.
Auch das ist wieder sehr naiv. Natürlich kann man sagen das sowas dem TV-Serien Format und seinen beschränkten Mitteln geschuldet ist... ist auch kein problem, nur kann man dann auch auf andere, etwas unverfänglichere Themen ausweichen... und muss nicht die Nazis bemühen. ZB das alte Rom wäre auch geeignet... aber... ups... ja, das war ja schon dran ("Brot und Spiele") bzw. wird 4 Folgen später dran sein. Die Kerkersznen in beiden Folgen oder das ein bis anderen Gespräche sind in beiden Folgen fast gleich. "Brot und Spiele" ist nur um einiges satirischer... und humorvoller. Ob Patterns of Force das nicht konnte oder wollte und ob man der Folge dafür sogar dankbar sein muss, es gar nicht probiert zu haben, lass ich mal offen.
Also auch hier hat man innerhalb der Serie eher schlecht geplant und ein wiederkehrendes Motiv (Föderationsobere errichtet/unterstützt auf fremden Planeten Erdähnliche System mit diktatorischen Zügen) nur aufgewärmt.
Soweit mir bekannt spielt die Folge im Fandom auch keine nennenswerte Rolle. Mit einer Ausnahme... so ist wohl die Kerkerszene in Homosexuellen Kreisenund bei Slash Fan Fictionern sehr beliebt, da es die einzige Szene der Serie ist in der Kirk & Spock gemeinsam und Halbnackt (warum eigentlich?) zusammen agieren.
Fazit: eine Folge aus der absolut nichts hängen geblieben ist ausser ein einziger sehr peinlicher Satz von Spock;
Kirk; *zieht SS Uniform an*
Spock sieht es, hebt Augenbraue und meint "You made a perfect Nazi!"
Uniform an = Nazi. Uniform aus = Starfleet Captain.
