Es ist immer wieder spannend, wie unterschiedlich man so eine Folge sehen kann!
Aber das macht ja den Reiz solcher Forendiskussionen aus.
Ich habe mir die Folge jetzt extra nochmal angesehen und sehe mich in vielen Punkten in meiner ursprünglichen Meinung bestätigt, revidiere aber auch manche meine Äußerungen.
Aaaaaalso, Aspekte, die mir beim wiederholten Gucken aufgefallen sind...
Die Grundlage, warum die Enterprise überhaupt vor ist, kann schon mal hinterfragt werden. Aber das möchte ich nicht kritisieren, weil man in Bezug auf so manche Ausgangslagen bei TOS ja vielleicht ähnliches vorgesetzt bekommen hat. Außerdem braucht man ja auch die Zeit später noch, wobei ich finde, dass auch "Ein Planet genannt Erde" auch gefühlte Längen hat. Na ja, weiter im Text

Was ich recht cool finde, ist die angedeutete Herkunft Gary Sevens: Er ist Mensch und stammt aus dem 20. Jahrhundert, ist aber überlegen. Klar, sowas dann vorgeführt zu bekommen wie in VOY "The 37th" oder ENT "North Star" entzaubert gewaltig, tortzdem war die Idee hier gut angerissen.
Dabei gleich mal noch ein Wort zu Seven selbst: Seine Figur ist nicht uninteressant. Ich finde es auch erstaunlich, wie er dargestellt wird. Wie bereits festgestellt, bekommt er viel screentime. Leicht hat man es deswegen trotzdem nicht, weil die Dialoge mit Kirk und Spock oder Roberto die Figur mMn nicht wirklich weiter charakterisieren und er ansonsten nur "Selbstgespräche" mit seiner Katze führt. Aber okay.
Isis ist die meisten Zeit nur skurriles Accessoire. Ein-, zweimal wirkt sie so ein wenig als Ablenkung. Ansonsten nerv das Miauen schon nach ein paar Minuten unglaublich.
Ein wenig kritikwürdig ist Sevens "Servo", aber auch das ist etwas, das man als TOS-Zuschauer eigentlich auch schon lange akzeptiert haben müsste: Außerirdische Zauberstäbe

Die Raketenaufnahmen sind wirklich ein kleines Highlight. Nicht wirklich mag ich den eher negativen Kontext. Klar, mir ist schon bewusst, dass es Amerika in den 50gern und 60gern nicht nur um das Erreichen des Möglich ging. Interessant ist, dass die Folge sich gegen das Gleichgewicht der Kräfte ausspricht - wenn ich das richtig verstanden habe, schwebt ja bereits ein Atomsatellit im Erdorbit.
Die Interaktion mit der Zeit begeistert mich nicht sooooo sehr. Da ist "Morgen ist Gestern" meiner Erinnerung nach deutlich reizvoller, allein schon aus dem Grund, dass die Crew sich hier häufiger, direkter mit den Leuten dieser Gegenwart auseinandersetzen muss. Denn sowohl Seven als auch die Enterprise-Crew haben mit den Leuten des 20. Jahrhunderts nicht wirklich viel zu tun. Damit bleibt nicht viel mehr als ein paar Kulissen, wobei das Büro schon wieder den Gegenwartscharme ordentlich einbüßt. Die Raketenbasis ist allerdings ein tolles Set.
Bleiben noch die Szenen mit Roberta.
Tja, Roberta. Schwierig! Sie wird ganz interessant in die Folge gebracht, an sich auch nicht unsympathisch. Es ist auch nicht so, dass sie alles nur beobachtet. Ich finde, man merkt manchmal schon, dass sie bemüht ist, "das Richtige" zu tun. Nur nachdem sie nicht weiß, was richtig wäre, ist sie einfach mal gegen jeden, der das Büro betritt (und kein Polizist ist

). Das führt zu der geradezu widersinnigen Konstellation, dass sie Seven dabei ist, Seven niederzuschlagen, um Kirk und Spock nur Sekunden später anzugehen, weil sie sich gegen Seven stellen. Vöölig wirr.
Da ich gerade Kirk und Spock erwähne: Die Rolle der Enterprise-Crew finde ich schon ein wenig seltsam. Am Ende wird klar, dass Kirk den Ausgang der Geschichte von Anfang an kannte. Retrospektiv frage ich mich da, ob die Handlungen dann wirklich überzeugen. Klar, die Rakete einfach mit dem Phaser abschießen ist auch keine Lösung. Und Seven gewähren lassen muss auch nicht zu diesem Ergebenis führen, aber ...da sind wir wieder bei temporalen Paradoxien.
Es stört mich immer noch ein Stückweit, dass die Enterprise-Crew immer nur hinterher hetzt und passiv bleibt - und sich fragt, ob man Seven glauben kann oder nicht. (Wobei das dieselbe Konstellation wie "Hellgrün" ist

). Für die Crew bleibt das wohl ein Problem. Für den Zuschauer leider nicht. Also ich habe sehr schnell nicht mehr daran gezweifelt, dass Seven Gutes im Schilde führt. Ich meine, warum sollte er seinem Computer eine falsche Mission vortragen, der dann auch nicht widerspricht?
Also, toll finde ich die Folge immer noch nicht, aber man kann sie schon mal anschauen. Aber so schnell werde ich sie mir nicht wieder in den Player legen, es gibt ja noch andere
