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Frachtraum 7Als Sylvie Gerlach erwachte, fühlte sich ihr Kopf an, als würde er aus Blei bestehen. Sie seufzte schwach und blieb mit geschlossenen Augen liegen. Trotz des offensichtlichen Katers, den sie zu haben schien, war da ein sehr angenehmes Gefühl - ganz tief in ihrem Inneren.
Ganz langsam hoben sich die dunklen Schleier um ihre Erinnerungen an den gestrigen Abend.
Cer´Zydar Taren und sie hatten gemeinsam sein Quartier aufgesucht, und der Andorianer hatte ihr ein echtes Andorianisches Ale angeboten. Sie lächelte schmerzlich bei dem Gedanken daran, dass sie nicht abgeneigt gewesen war, als er nachgeschenkt hatte. Sie erinnerte sich, dass sie beide zuerst über ihren Dienst gesprochen hatten. Danach war die Unterhaltung immer mehr in private Bereiche abgedriftet.
Ein lächeln überflog ihr Gesicht, als sie daran zurückdachte, dass sie irgendwann Cer´Zydar - wann hatten sie damit begonnen sich beim Vornamen zu nennen? - übermütig an den Antennen berührt hatte.
Anfangs hatte er das verhindern wollen, doch sie hatte nicht nachgegeben, woraus sich eine scherzhafte Kabbelei entwickelt hatte, an deren Ende sie plötzlich in seinen starken Armen lag.
Irgendwie hatte es sich dann ergeben, dass sie ihn geküsst hatte - oder hatte er sie geküsst?
Egal, es war sehr schön gewesen. Die Berührung seiner Antennen schien eine sehr intensive Reaktion in dem Andorianer ausgelöst zu haben. Sie erinnerte sich noch dunkel daran, dass Cer´Zydar ihr diesbezüglich etwas zu erklären versucht hatte. Sie konnte sich nur nicht mehr erinnern was es gewesen war. Und dann...
Ja - was war dann passiert...??
Mit einem halb wohligen, halb schmerzhaften Seufzen drehte sie sich in dem weichen Bett herum - und legte ihren Arm um etwas warmes. Sie tastete mit ihrer Hand daran entlang, und als ihre Hand tiefer herab glitt stellte sie fest, dass sie unzweifelhaft neben einem männlichen Wesen lag. Gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass sie selbst splitternackt war.
Ahnungsvoll öffnete sie ihre Augen.
Sie glaubte für einen Moment ihr Herz würde aussetzen um sich rumpelnd wieder in Gang zu setzen. Sie lag neben dem, ebenfalls nackten, Andorianer Cer´Zydar Taren. Ruckartig richtete sie sich im Bett auf.
Von der Bewegung wach werdend öffnete Taren seine Augen, blickte lächelnd in das Gesicht der hübschen, blonden Frau neben sich und sagte ungewöhnlich sanft: "Guten Morgen, blonder Engel."
Mit wenig geistreichem Gesicht blickte Sylvie ihn an und fragte, mit erschrockener Miene: "Was ist passiert?"
Der Andorianer lächelte anzüglich: "Das fragst DU mich? Frage lieber, was DU mit mir gemacht hast. Das kannst du unmöglich vergessen..."
Es klatschte scharf, als die blonde Frau dem vergnügt wirkenden Andorianer eine schallende Ohrfeige gab. Noch während er sie verständnislos ansah, sprang sie förmlich aus dem Bett und fauchte, mit überschlagender Stimme: "Du hast die Situation ausgenutzt, und mich verführt!"
"Moment!", erwiderte Cer´Zydar Taren, der sich langsam wieder fing, scharf. "Die Initiative ist eindeutig von dir ausgegangen!"
Tränen rannen über die Wangen der jungen Frau, während sie hastig ihre Wäsche und Uniform, die über dem Boden verstreut lag, zusammensuchte. "Du bist Offizier - du hättest das verhindern müssen!"
Der Andorianer angelte nach seinem Slip, der vor dem Bett lag, schlüpfte hinein, und folgte Sylvie in den Wohnraum seines Quartiers. "Warum, bei der farblosen Kreatur des Mysteriums, hätte ich das denn verhindern sollen? Du bist nicht meine direkte Untergebene - es besteht also kein Abhängigkeitsverhältnis. Und es sah gestern Abend in keinster Weise so aus, als hättest du dich von IRGENDETWAS abhalten lassen, mein Engel."
Sylvie funkelte ihn wütend an: "Nenne mich noch einmal
deinen Engel, und es passiert etwas!"
Sie wandte sich von ihm ab, was den Andorianer in Rage versetzte. Mit festem Griff packte er ihren Arm und zog sie zu sich herum. "Was, bei allen Sternenteufeln, ist nur los mit dir? Verdammt - DU warst es, die gestern Abend die Initiative übernommen hat. Niemand hat dich zu irgendetwas überreden müssen. Wenn du bereust was geschehen ist, dann finde ich das sehr schade, denn ich bereue es keineswegs."
Im ersten Moment war sie versucht ihn noch einmal zu ohrfeigen, doch dann blickte sie ihn nur an, verwirrt über seine Nähe. Tief in ihrem Innern wusste sie, dass er Recht hatte, aber im Moment drang diese Erkenntnis nicht in ihr bewusstes Denken.
Sie spürte, wie sich sein Griff lockerte, und dass er sie sanft an den Schultern packte. Wieder leiser sagte er, mit ernster Miene: "Falls du Angst haben solltest, dass ich dich nur als ein flüchtiges Abenteuer sehe, dann..."
"Das ist es nicht", unterbrach sie ihn mit erstickter Stimme und löste sich aus seinem sanften Griff. Sie wandte sich ab und kleidete sich hastig an, wobei sie hin und wieder unterdrückt schniefte.
Etwas hilflos beobachtete der Andorianer sie dabei. Hatte er einen Fehler gemacht, es soweit kommen zu lassen? Gestern Abend war alles in bester Ordnung gewesen, und heute morgen nun diese Szene. Kannte sich einer mit Frauen aus...
Sylvie war so gut wie ferig, als er schließlich zu ihr schritt und vorsichtig nach ihrer rechten Hand griff.
Fragend blickte sie ihn an, wobei noch immer Tränen über ihre Wangen rannen.
"Lass uns bitte darüber reden, Sylvie. Ich möchte nicht, dass etwas endet, bevor es die Chance hatte überhaupt zu beginnen."
Die junge Frau wischte sich über die Wangen und blickte fragend zu dem Andorianer auf. Schließlich legte sie ihre Hände auf seine Schultern und blickte ihn inständig an. "Bitte nicht jetzt. Das alles ist so verwirrend - so neu... Ich... ich hatte nicht damit gerechnet, Cer´Zydar. Wir reden später darüber..."
Sie wandte sich ab, und schritt schnell zum Ausgangsschott. Kurz davor blickte sie sich noch einmal um, bevor sie schnell das Quartier des Andorianers verließ.
Drinnen stand ein zutiefst verwirrter Andorianer und blickte auf das geschlossene Schott, bis er eines der beiden leeren Ale-Gläser, vom gestrigen Abend, packte, und es, mit einem andorianischen Fluch, heftig gegen das Schott warf, wo es, mit einem hellen Ton, zerschellte...
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Auf dem Weg zur BrückeCer´Zydar und Sylvie in "Es kracht mächtig"