<--- Deck 32 Hautpshuttlerampe / Werft / Büro des WerkmeistersVieles ging Philipp durch den Kopf als er das Casino der Estrella betrat. So viele Jahre hatte er nicht mehr an William gedacht, an seinen Zorn und seine Wut über den Stiefbruder, die Trauer, die er damit verband, an einen Vater der aus Liebe zu seinem ersten Sohn niemals die väterliche Liebe ihm hatte zuteilwerden lassen, nach der er sich so gesehnt hatte. Und heute. Der Vater war tot, ebenso die Mutter nur sein Hass auf einen Stiefbruder war geblieben, der sein Leben niemals teilen wollte.
Er strebte der Bar zu.
"Wie immer?", nickte der bärtige Bartender ihm zu.
"Philipps Antwort war kaum eine Bestätigung und doch stand nach einer Weile ein Glas vor ihm in dem eine dunkelgrüne Flüssigkeit schwappte.
Er roch daran und erkannte, dass es sich dieses Mal nicht um den typischen Geruch von Synthehol handelte.
"Der ist echt, du Shuttleklempner. Siehst aus als hättest Du einen Geist gesehen", grinste der Barman.
"Das ist Aldebaran Whiskey, wo hast Du den her?"
"Oh ein alter Kumpel von mir hat ihn mir mit dem letzten Nachschub geschickt. Hatte ihn zwischendurch verlegt. Ex und hopp. Trink der ist gut!"
Philipp grinste: "Wenn ich das Glas auf ex trinke, lande ich danach im Bau. Ich hatte noch kein Mittagessen, mach mir mal eines Deiner nahrhaften Sandwiches. Ich suche mir inzwischen einen Fensterplatz, um genießen."
"Okay."
Philipp sah sich um und suchte nach einem abgeschiedenen Platz an einem der Fenster. Auch wenn das Casino um diese Tageszeit weniger frequentiert war. Leer war das Casino allerdings nie. Er fand einen Tisch, der durch einen Raumteiler etwas abseits lag und einen herrlichen Blick ins All bot.
Er erinnerte sich an das erste Mal, dass er William getroffen hatte. Er war fünf und gerade zur Schule gegangen. William war sechzehn Jahre älter und hatte seine Mutter erst verloren. Randulf Philipps Vater hatte ihn von einem weitentfernten Planten mitgebracht und erklärte, Philipp, dass dies sein Bruder sei.
Er hatte keinen Bruder und konnte sich nie vorstellen einen Bruder zu haben, den Vater war für ihn fast ein Fremder. Er war selten bei ihnen Mutter sagte immer, dass er ein wichtiger Mann sei, der auf Regulus für die Sternenflotte arbeitete und lange Zeit hätten sie nicht zusammenziehen können. Aber das würde sich nun ändern hatte Mutter gesagt.
William machte auf Philipp keinen freundlichen Eindruck. Er blickte ihn den ganzen Tag finster an und sagte nichts zu ihm. Nicht einmal, als er ihn fragte, ob er mit ihm spielen wolle. Vater war sehr traurig an diesem Tag wieder fortgegangen auch Mutter weinte, als sie gingen. Philipp liebte es von seinen Vater in Bett gebracht zu werden, aber das tat er nur selten und obwohl er es an diesem Tag bereits versprochen hatte tat er es nicht. Philipp verstand das damals noch nicht, aber es muss wohl der heftige Streit gewesen sein, der zwischen Randulf und William nach dem Abendessen ausgebrochen war. Sie waren hinausgegangen, um den Sonnenuntergang auch Alpha Centauri zu beobachten. Aber kurz darauf hörte Philipp laute Stimmen und Mutter kam, um ihn in sein Zimmer zu schicken. Um was es ging war Philipp damals rätselhaft, aber heute wusste er, das Randulf seinem ältesten Sohn eröffnet hatte, dass er plante Philip und seine Mutter nach Regulus zu holen. William, dessen Mutter erst vor drei Monaten gestorben war, fühlte sich wohl von seinem alten Herrn verraten, schließlich war Philipp aus einer unehelichen Beziehung entstanden, als Williams Mutter noch lebte, ob wohl ihre Krankheit soweit fortgeschritten war, dass sie ständige Hilfe benötigte. William war Randulf vor diese Situation ausgenutzt zu haben und, dass er es nicht dulden würde, wenn sein unehelicher Balg nun in sein Elternhaus einziehen würde. Der Streit muss so heftig gewesen sein, dass sich Vater und Sohn beinahe prügelten. An diesem Tage entzweiten sie sich. Dennoch dauerte es noch bis zur 10. Klasse, dass Philipp in das Haus von Randulf umziehen durfte. Ein erhebender Tag, das alte Gebäude, das sich der Sternenflottenadmiral auf Regulus gebaut hatte, wirkte wie ein altes englisches Landhaus, das man auf diesem unwirklichen Planeten verpflanzt hatte. William war nicht da, als sie ankamen und in den folgenden Jahren selten auf Regulus gesehen.
William studierte inzwischen auf Terra Nova. Die seltenen Begebenheiten, die ihn nach Regulus führten, waren besondere Familienfeiern, wie die Beförderung von Randulf zum Sektorenkommandanten. Aber das Glück währte nicht lange. Philipp der seinen Vater vergötterte und in seine Fußstapfen folgte war in seinem ersten Jahr an der Sternenflottenakademie, als Randulf bei einem Shuttleabsturz ums Leben kam. Nicht einmal an diesem Tag hatte William tröstende Worte für seinen Bruder, den er noch immer ablehnte.
So gingen sie ihrer Wege. Erst während des Krieges, als sie sich zufällig auf einem Außenposten der Föderation trafen schien sich William etwas gewandelt zu haben. Philipp, der seine ersten Einsätze während des Krieges absolvierte hatte jedoch seinerseits mit William abgeschlossen versuchte nur Krieg mit dem Dominion zu überleben. Nach dem Krieg, den William als Gefangener bei den Breen beendet hatte, schien William ein anderer geworden zu sein. Seine harte Schale schien zerbrochen. Der Panzer, der beide trennte zerbrochen, dafür hatte aber Philipp sich einen zu gelegt. Zuviel hatte er gesehen, so dass er jeden Versuch seines Bruders Frieden zu schließen ablehnte.
„Hier du alter Grimm, Dein Sandwich“, riss ihn eine Stimme aus den Gedanken.
Philipp sah auf und fand das bärtige Gesicht von Dimitry dem Barmann der Estrella.
„Danke."
„Ist was?“
Philipp schüttelte den Kopf: „Nein, nicht wirklich. Ich … mein Bruder …“
„Verstehe, William hat sich wieder gemeldet. Ihr vertragt euch immer noch nicht.“
„Nein, … Ja…, Ach es ist schwierig zu erklären. Immer wenn ich ihn sehe, muss ich an meine Mutter denken, die wegen ihm über Jahre auf ihr Glück verzichten musste.“
Dimitry runzelte die Stirn. „Ist es nur deine Mutter. Was ist mit Dir? Du und dein Vater habt euch doch gut verstanden, hast du mal gesagt.“
„Ja ich weiß, … aber wirklich ich habe kein Lust darüber zu reden, bring mir lieber noch einen von diesem Stoff“, er hielt dem Bartender sein leere Glas hin.
„Noch so einen von denen und du wirst den Captain anmachen.“
„Einen kleinen und einen Kaffee.“
"Okay", grinste der Barmann.
Eine halbe Stunde gönnte Philipp und verließ etwas zentspannter das Casiono, dennoch erinnerten ihn seine Kopfschmerzen an seinen Bruder.
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