Forum > Da gedachte ein zweiter des Satyrs
Schwarz - 11/2380
Dahkur:
Wow! Das war ja richtig harter Tobak! Ich habe selbst zwei kleine Kinder und das Szenario, welches Du hier beschreibst, ist das mit Abstand fürchterlichste, das Eltern widerfahren kann. Die Art, wie Du es beschrieben hast, hat mir ungelogen szenenweise Tränen in die Augen getrieben. Ich habe innerlich auf die Eltern gewütet, die ihre Verantwortung auf den Captain abschoben, dann wieder gedacht, sie doch ein wenig zu verstehen (aber nicht völlig!), und war dann erstaunt über die Feinfühligkeit, mit welcher Du diese schreckliche Situation beschrieben hast, in welcher sich der Captain befindet. Seine Versuche, das Richtige zu tun, dann wieder seine Selbstvorwürfe, sich hinter seiner Position zu verstecken (was sehr gut zu diesem Charakter passt, Otto-Normalo hätte sich diese Vorwürfe nie gemacht )… Du begleitest diesen Charakter so intensiv in dieser Situation, dass es beim Lesen bereits weh tut.
Dein Minimalismus in der ersten Szene mit Erwähnung von Familie, „jetzt ist es soweit“ und Ligetis geschockter Reaktion haben wieder vollkommen ausgereicht, dass klar war, um was es geht. Toll!
Bisher fand ich „Anthrazit“ am genialsten, aber „Schwarz“ hat sicherlich am tiefsten getroffen. – Auf zur nächsten Schüttelfrost-Attacke.
Max:
Danke fürs Lesen! Es ist ja wirklich ein großes Kompliment für die Geschichte, wenn sie Dich rühren konnte, obwohl es mir natürlich fast auch schon wieder leid tut, weil "Schwarz" ja nicht wirklich etwas anderes als traurige Gefühle hervorrufen kann.
Ich glaube eigentlich, dass ich die Geschichte nicht hätte schreiben können, wenn ich selbst schon Kinder hätte. Oft soll die Literatur ja hilfreich sein, indem sie sich schwierigen Themen stellt; so richtig vorbereiten kann sie nicht, man "wappnet" sich durch die fiktiven Erlebnisse ja nicht im eigentlichen Sinne für mögliche reale. Und dann wäre mir die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod des eigenen Kindes vielleicht einfach in dem Sinne zu viel gewesen, dass sie einfach zugunsten der anderen Ideen (an denen es zur Entstehungszeit von "Schwarz" ja auch nicht mangelte) fallen gelassen.
Aber ich konnte mir auch vorstellen, dass der mögliche Tod für die Eltern unvorstellbar scheint und sie sich deswegen auch der Verantwortung nicht stellen wollen. Dass hier der Captain ins Spiel kommen soll, wirkt auf den ersten Blick ein wenig merkwürdig, aber in Star Trek hatte der Captain immer eine seltsame Position, trotz aller menschlichen Aspekte wurde ja ja nicht selten verherrlicht, ja quasi vergöttlicht. Insofern ist das auch eine Geschichte, die dem Status des Captains in ST den Spiegel vorhält, obwohl sich ja Ligeti auch ziemlich viel Mühe gibt.
Das Interessante ist, dass mir gar nicht viele Details zu dieser Geschichte präsent sind. Ich müsste sie auch mal wieder lesen, aber umgekehrt gibt es da ja dann doch auch aufbauendere Lektüre ;)
Danke, dass Du sie gelesen und kommentiert hast. Ich freue mich immer sehr darüber! :)
Dahkur:
--- Zitat von: Max am 19.02.15, 10:59 ---Danke fürs Lesen! Es ist ja wirklich ein großes Kompliment für die Geschichte, wenn sie Dich rühren konnte, obwohl es mir natürlich fast auch schon wieder leid tut, weil "Schwarz" ja nicht wirklich etwas anderes als traurige Gefühle hervorrufen kann.
--- Ende Zitat ---
Bloß nicht leid tun! Traurige Gefühle sind unheimlich wichtig. Wie sollen wir denn die Sonne schätzen können, wenn wir nicht im Schatten gelebt haben? Meine Jugend habe ich als manisch-depressiver Gothic-Typ verbracht und die tiefen Einsichten in mein Seelenleben, die mir das gebracht hat, wollte ich bei allen Selbstmordgedanken, die da so herumschwirrten, niemals wieder missen!
--- Zitat ---Ich glaube eigentlich, dass ich die Geschichte nicht hätte schreiben können, wenn ich selbst schon Kinder hätte. Oft soll die Literatur ja hilfreich sein, indem sie sich schwierigen Themen stellt; so richtig vorbereiten kann sie nicht, man "wappnet" sich durch die fiktiven Erlebnisse ja nicht im eigentlichen Sinne für mögliche reale.
--- Ende Zitat ---
Darüber habe ich beim Lesen auch nachgedacht. Ich sehe im Schreiben schwieriger Themen jetzt allerdings weniger eine Art Vorbereitung auf Mögliches, sondern sehr viel mehr die Verarbeitung von eventuell Geschehenem. Das muss nicht etwas Reales sein, sondern kann auch auf unterbewusster Ebene liegen.
--- Zitat ---
Dass hier der Captain ins Spiel kommen soll, wirkt auf den ersten Blick ein wenig merkwürdig,
--- Ende Zitat ---
Es kam mir gar nicht merkwürdig vor. Es passt zu der Familienstruktur gerade auf Galaxy-Schiffen. Ich konnte auch völlig nachvollziehen, warum die Mutter wollte, dass er es ihrem Mann sagt. In der Situation bin ich mir auch nicht sicher, ob ich noch vernünftig mit meinem Partner reden könnte.
--- Zitat ---Das Interessante ist, dass mir gar nicht viele Details zu dieser Geschichte präsent sind. Ich müsste sie auch mal wieder lesen, aber umgekehrt gibt es da ja dann doch auch aufbauendere Lektüre ;)
--- Ende Zitat ---
Das kommt immer auf die momentane Stimmung an ;)
--- Zitat ---Danke, dass Du sie gelesen und kommentiert hast. Ich freue mich immer sehr darüber! :)
--- Ende Zitat ---
Solange ich Dir damit nicht auf den Keks gehe ... Ich mache es jetzt so, dass ich im halb- bis Wochenabstand einen neuen Kommentar poste, dann ballt es sich nicht so :D
Max:
--- Zitat von: Dahkur am 22.02.15, 07:40 ---Bloß nicht leid tun! Traurige Gefühle sind unheimlich wichtig. Wie sollen wir denn die Sonne schätzen können, wenn wir nicht im Schatten gelebt haben? Meine Jugend habe ich als manisch-depressiver Gothic-Typ verbracht und die tiefen Einsichten in mein Seelenleben, die mir das gebracht hat, wollte ich bei allen Selbstmordgedanken, die da so herumschwirrten, niemals wieder missen!
--- Ende Zitat ---
Och, ich persönlich hätte da jetzt einfach mal die These, dass ich mit meinem Leben schon was anfangen könnte, wären da nur unterschiedlich sonnige Ereignisse, ohne dass da schattige dazwischenfunken ;)
Gut, es gibt da wirklich auch andere Stimmungslagen, die einfach dazu gehen, und sei es nur eine Melancholie.
Andererseits können manche Gefühle, die sozusagen von Außen an einen herangetragen werden - in Form von Geschichten, von Musik, von Filmen, von Erzählungen -, ungemein mächtig sein. Dann hat etwas, was an sich nichts mit einem zu tun hat, so einen Einfluss, dass man beispielsweise mindestens den halben Tag traurig ist, ohne eigentlich einen Anlass dafür zu haben.
--- Zitat von: Dahkur am 22.02.15, 07:40 ---
--- Zitat ---Ich glaube eigentlich, dass ich die Geschichte nicht hätte schreiben können, wenn ich selbst schon Kinder hätte. Oft soll die Literatur ja hilfreich sein, indem sie sich schwierigen Themen stellt; so richtig vorbereiten kann sie nicht, man "wappnet" sich durch die fiktiven Erlebnisse ja nicht im eigentlichen Sinne für mögliche reale.
--- Ende Zitat ---
Darüber habe ich beim Lesen auch nachgedacht. Ich sehe im Schreiben schwieriger Themen jetzt allerdings weniger eine Art Vorbereitung auf Mögliches, sondern sehr viel mehr die Verarbeitung von eventuell Geschehenem. Das muss nicht etwas Reales sein, sondern kann auch auf unterbewusster Ebene liegen.
--- Ende Zitat ---
Das ist eine spannende, interessante Perspektive.
"Direktes" Verarbeiten findet bei mir glaube ich beim Schreiben nicht statt, obwohl ich natürlich auch Stimmungen mit einfließen lasse. Und was unterbewusst so abläuft... Man sollte wahrscheinlich besser nie einem Psychologe eine eigene Geschichte zu lesen geben :dpanik ;)
--- Zitat von: Dahkur am 22.02.15, 07:40 ---
--- Zitat ---
Dass hier der Captain ins Spiel kommen soll, wirkt auf den ersten Blick ein wenig merkwürdig,
--- Ende Zitat ---
Es kam mir gar nicht merkwürdig vor. Es passt zu der Familienstruktur gerade auf Galaxy-Schiffen. Ich konnte auch völlig nachvollziehen, warum die Mutter wollte, dass er es ihrem Mann sagt. In der Situation bin ich mir auch nicht sicher, ob ich noch vernünftig mit meinem Partner reden könnte.
--- Ende Zitat ---
Na ja, stimmt schon irgendwie. Aber trotzdem finde ich es eine Art von Überhöhung, wenn der Captain auf alles eine Antwort haben soll.
--- Zitat von: Dahkur am 22.02.15, 07:40 ---Solange ich Dir damit nicht auf den Keks gehe ... Ich mache es jetzt so, dass ich im halb- bis Wochenabstand einen neuen Kommentar poste, dann ballt es sich nicht so :D
--- Ende Zitat ---
Das würde mich sehr, sehr freuen :lieb
VGer:
Ich fürchte, ich folge Dahkurs Vorbild und schütte Dich jetzt einfach mal mit Kommentaren zu ... :P
... hier draußen im All wäre es nicht das erste Wunder. – und man hört nicht auf zu hoffen.
Die Geschichte war hart, und ich bin mir noch immer ziemlich unschlüssig, was ich davon halten soll. Das Thema ist schwierig und sehr emotional, aber Du behandelst es ohne ins übermäßig Pathetische abzugleiten, das gefällt mir gut. Ein Kind stirbt. Dass eine Situation wie diese schrecklich, unfair, traumatisierend, traurig etc. pp. ist, das ist offensichtlich, ohne dass es ständig betont werden müsste ... und dadurch, dass Du Dich auf das Wesentliche konzentrierst und Ligeti als de facto Unbeteiligten ins Geschehen schickst, durch diese distanzierte Perspektive, wird die Geschichte nur noch kraftvoller.
Die offensichtliche Hilflosigkeit aller Beteiligten macht die Geschichte authentisch. So oft passiert es, dass Captains als die immer souveränen Übermenschen dargestellt werden ... in einer meiner Geschichten sagt Captain Harry Kim (als seine große Liebe aufgrund eines Befehls den er geben musste in Lebensgefahr schwebt), dass es Situationen gibt, auf die auch die beste Ausbildung und die meiste Erfahrung nicht vorbereiten kann – daran musste ich beim Lesen ständig denken. Und bei Eltern ist es wohl nichts anderes.
Eine kleine Inkonsistenz ist mir allerdings aufgefallen: als Ligeti das Kind besucht, ist der allererste Satz Das Kind hatte keine Augen mehr – und anderthalb Seiten später sprechen die Blicke plötzlich Bände ... das ist entweder surreal-metaphorisch oder schlichtweg unlogisch.
So, das war's schon wieder von mir. Bis zum nächsten Mal! :)
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete