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Dezentrale Gesellschaft
Tolayon:
Eigentlich ist das Konzept nichts wirklich Ungewöhnliches, kann aber im StarTrek-Kontext als eine gewisse Neuerung mit wahrscheinlichen Komplikationen betrachtet werden.
Ein Planet ist weder durch eine globale Regierung vereint noch in verschiedene Nationalstaaten gespalten; stattdessen gibt es unzählige kleine, voneinander unabhängige und miteinander vernetzte Gemeinden ohne zentralen Überbau. Die Durchschnittsgröße liegt bei nur einigen Tausend Einwohnern, wobei Ballungszentren (von denen es etwa zwischen 100 und 500 geben könnte) bis zu 200.000 Einwohner haben können, mehr aber auch nicht. Die lokale Regierungsform kann je nach Gegend und Tradition unterschiedlich ausfallen, in den meisten Fällen herrscht aber eine in diesen Größenordnungen leicht zu realisierende Basisdemokratie vor.
Bei den Industriefirmen gibt es hingegen schon einige Mega-Konzerne mit bis zu einer Million Mitarbeitern, allerdings sind diese auf verschiedene Standorte verteilt, ebenso wie die Firmenzentralen über den ganzen Planeten verstreut sind. Monopole werden somit weitestgehend vermieden, und Firmen die nach zu viel Macht streben, werden von den "unsichtbaren Kräften" des Marktes auf Normalmaß gestutzt.
Die gesellschaftliche Struktur kann man also weitgehend als anarchistisch (im Sinne vom Fehlen größerer Staaten) bezeichnen, und sie ist insgesamt mehr von Kooperation als Feindschaft geprägt.
Scharmützel gibt es zwar immer wieder, aber da die Kontrahenden jeweils nur kleine Gemeinden bzw. Firmen sind, bleiben sie lokal wie zeitlich begrenzt.
Die Frage ist nun, wie die Föderation mit solch einer dezentral organisierten Welt in Kontakt treten könnte bzw. sollte.
Wäre der Erfinder des Warpantriebs ein geeigneter Ansprechpartner, auch wenn er weder ein großer Politiker noch Firmenchef sein sollte?
Oder sollte man sich an eines der einflussreichsten Ballungszentren oder einen der mächtigsten Konzerne wenden?
Könnte es am Ende doch irgendwelche globalen, zentralistischen Organisationen oder Institutionen geben, die, selbst wenn sie weit von dem Status einer planetaren Regierung entfernt sind, als geeignetste Ansprechpartner in Frage kämen?
Tolayon:
Ich sehe schon, ich habe hier eine nicht leicht zu beantwortende Frage aufgeworfen...
Dann möchte ich mal meinen Ansatz präsentieren:
Erster Ansprechpartner ist - wie wohl eigentlich immer in solchen Fällen - der Erfinder des ersten Warpschiffs, oder dessen Heimatgemeinde.
Gleichzeitig sollte direkter Kontakt zu den wichtigsten Ballungszentren aufgenommen werden, am besten durch Entsendung direkter Vertreter der Föderation.
Durch das globale Mediennetz dürfte im Handumdrehen auch der Rest des Planeten im Bilde sein.
Die Bevölkerung einer solch dezentral organisierten Welt dürfte Diversität und Heterogenität aller Voraussicht nach sehr zu schätzen wissen. Daher wäre es angemessen, wenn die Vertreter, die sich zu den besagten Ballungszentren begeben, nur zum Teil von der Sternenflotte kämen. Normale zivile Diplomaten, aber auch Repräsentanten der föderalen Handelsmarine oder planetarer Flotten, sofern sie alle verständlich die Föderation als Ganzes vertreten, könnten in diesem Fall ihren Teil beitragen.
Darüber hinaus könnte auf globaler Ebene durchaus so etwas wie ein Wettbewerbsrat existieren, welcher zu starke und "unnatürliche" Monopole auflösen bzw. schon im Keim ersticken kann. Um dem dezentralen Ideal dieser Kultur gerecht zu werden, hätte dieser Rat keinen dauerhaft festen Sitz, sondern würde spätestens alle paar Jahre zu einem anderen Teil des Planeten ziehen.
Ein solcher Rat wäre auf jeden Fall für Vorabgespräche ein wichtiger Kontaktpartner, auch wenn dies nicht seinen primären Aufgaben entsprechen sollte.
Will Pears:
Die Idee klingt an für sich sehr interessant. Ich stelle mir vor, dass eine solche Welt, die zwar nicht geeingt, aber doch weitesgehend eine harmonische Koexistenz ihrer Mitglieder bedeutet, eine ziemliche "Sinnfrage" der Bestimmungen zur Aufnahme einer Welt in die Föderation auslösen könnte. Schließlich muss es doch legitim sein, nur für die nötigsten Dinge die nationalen Grenzen zu überwinden. Ansatzweise macht die Föderation das ja auch.
Letztlich würde das größte Problem dann wohl sein, wie man mit anderen Welten verfährt. Kann eine halbe Welt in die Föderation aufgenommen werden?
Tolayon:
Ich denke, es geht bei solchen Kontaktaufnahmen nicht zwangsweise darum, die jeweilige Welt in die Föderation aufzunehmen.
Vielmehr soll das gerade in das Warpzeitalter eintretende Volk möglichst sanft darauf aufmerksam gemacht werden, dass es auch noch andere, höher entwickelte Völker dort draußen gibt und viele von ihnen friedlich in einer Föderation zusammenleben.
Oftmals dürfte sich aber zuerst eine lockere Handelsbeziehung mit dem neuen Volk entwickeln, gerade wenn dieses (noch?) nicht wirklich vereint ist.
Wenn die Föderation nicht den Erstkontakt wagt, könnte eine aggressiver agierende Macht zum Zug kommen, mit nicht ganz so vorhersehbaren Folgen.
Will Pears:
Schwierig wäre natürlich abzuwägen, ob man mit dem Kontakt nicht eine Seite bevorzugt. Ich könnte mir durchaus vorstlelen, dass der Terror auf Rutia und die Rolle, die die Föderation dabei spielte, auch neue Kontroversen über den bloßen Kontakt bzw. Handelsbeziehungen mit solchen lose zusammenhaltenden Welten geführt hat.
Ein diplomatischer Kontakt, erstmal ohne Handelsbeziehungen, sollte aber in jedem Fall drin sein. Allein schon, um bewaffneten Mächten mit Eroberungsabsicht zuvor zu kommen.
Das bringt mich aber gerade auf eine intereessante Zwischenfrage. Würde die Föderation, um so eine Welt vor den Romulanern, Klingonen oder sonst wem zu schützen (die Welt ist schließlich keine Mitgliedswelt) notfalls einen Krieg beginnen bzw. die Welt verteidigen? Oder würde sie dafür wegschauen?
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