Richard hatte sich von seinen Kollegen entfernt und studierte die Architektur des Palastes. Nicht das er von so etwas Ahnung hatte, aber die ganzen Verzierungen sahen schon interessant aus. Außerdem wollte er noch sein Versprechen gegenüber Commander Ti'Maran einlösen. er war so in gedanken versunken, dass er erst aufsah, als sich jemand neben ihn räusperte: "Entschuldigen sie, aber sind sie nicht Commander Harris von der Sternenflotte?"
Rick sah zur Seite und entdeckte einen mehr als korpulenten Sarpedier. Er lag in einer Sänfte die von sechs kräftigen Männern getragen werden musste. Der Commander nickte: "Der bin. Und mit wem habe ich das Vergnügen?"
"Mein Name ist Deon Drak. ich bin der Wirtschaftsminister von Rageia.", erwiderte der Mann. "Und auch wenn das nur ein erstes Treffen ist, möchte ich gleich zum Punkt kommen. An wen muss ich mich wenden, wenn ich ein Schiff kaufen möchte."
Commander Harris blickte den Mann überrascht an: "Ein Schiff, Herr Minister?"
Deon Drak nickte leicht: "Genau. Ein so stolzes Schiff wie das Ihrige. Die Gerüchte, dass ihre Schiffe hässlich sind entsprechen nicht der Wahrheit. Diese Harmonie in der Form, bei Raha, so etwas muss ich auch haben."
Richard überlegte kurz: "Es freut mich zu hören, das Ihnen die ESTRELLA DEL ALBA so gut gefällt.", erwiderte er diplomatisch. "Aber es tut mir leid, aber ich mir ziemlich sicher, dass es leider nicht möglich sein wird, ein solches Schiff zu erwerben."
"Warum nicht Commander. Ist keiner der Verantwortlichen da." Der Sarpedier ließ nicht locker. Seine Augen glitzerten voller Gier.
Der Offizier schüttelte mit dem Kopf: "Das ist es nicht. Ich erkläre es Ihnen aber gerne Herr Minister. Zum einen absolviert die Sternenflotte auch gewisse Verteidigungsaufgaben. Und wir geben grundsätzlich keine fortgeschrittene Technologie an Zivilsten weiter. Zweitens sind sie noch kein Bürger der Föderation. Und drittens ist unsere Wirtschaft nicht mehr auf den Geldtransfer ausgerichtet. Wir produzieren nur das was gebraucht wird."
Deon Draks Hautfarbe änderte sich von violett in ein grelles Pink - die sarpedische Form des Erblasens: "Ke-ke-ke kein Geld.", stotterte er überrascht. "Dann biete ich Ihnen Gold, Edelsteine Metalle, einen Sitz in meiner Firma, alles was sie wollen. Aber geben sie mir solch ein Schiff."
Richard schüttelte mit dem Kopf. "Tut mir leid, das ist unmöglich. Wenn sie mich jetzt entschuldigen, Herr Minister."
Während der Offizier sich zum Gehen wandte und versuchte der Sarpedier den Mann zurück zuhalten. "So warten sie doch. Sie bekommen alles was sie wollen. Wirklich alles."
Rick drehte sich nochmal um: „Das was ich wirklich will, kann mir niemand geben.“
Er beschleunigte unbemerkte seine Schritte und während er sich weiderholt umsah, um zu kontrollieren das Drak ihn nicht mit der Hilfe seiner Sänftenträger folgte, stieß er plötzlich mit etwas zusammen, etwas weiches und ging zu Boden. Er rollte sich ab und betrachte die Person in bajoranischer Kleidung: "Oh verzeihen sie."
Raven hatte gerade mit den anderen Bajoranern etwas abseits der Feierlichkeiten einen kleinen Kreis gebildet um endlich einmal in Ruhe ein vernünftiges Gespräch zu führen. Gerade als sie etwas sagen wollte bemerkte die junge Frau wie sie zur Seite gestoßen wurde. Mit einem großen Ausfallschritt stolperte sie zur Seite und konnte sich gerade noch auf den Beinen halten.
"Was zum...?" Schnell drehte sich die Bajoranerin um. Hinter ihr, auf dem Boden saß ein junger Mann, n der Kleidung eines Sternenflottenoffiziers. Ravenna strich ihre Kleidung glatt, stellte sich aufrecht in und sah den Mann mit ihren großen bläulichen Augen an.
"Nun? Was soll das werden?" fragte sie leise, in der Hoffnung man hätte sie nicht gehört. Dann etwas lauter: "Sind sie ok?" und streckte ihm ihre Hand entgegen, damit er endlich aufstehen konnte.
Richard ergriff die dargebotene Hand, die ihm schnell in die Senkrechte half. "Ja, mir geht es gut. Tut mir leid, dass ich sie umgerannt habe, aber ich war auf der Flucht vor einen usnerer Gastgeber, der glaubte, die Sternenflotte würde einen Gebrauchtschiffhandel betreiben." Er räusperte sich verlegen: "Ich hätte aber mehr auf den Weg achten sollen."
Der Commander wandte sich zum Gehen. als er bemerkte, das er kurz davor war, ein kleines Objekt zu zertreten. Er beugte sich nach unten und entdeckte einen Sternenflotteninsignienkommunikator und runzelte die Stirn. Normalerweise saßen die Dinger bombenfest an der Kleidung. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Während des Domnionkrieges hatte der Commander Leichen gesehen, die von Granaten zerfetzt worden waren, aber der Kommunikator befand sich immer noch an der Uniform.
Beinahe reflexartig griff er sich an die Brust und dort befand sich - zu seiner Überraschung - sein Kommunikator. Er drehte sich überrascht um, hielt den Kommunikator hoch und fragte: "Ist das ihrer, Miss?"
Zuerst brummte Raven etwas. Dann bemerkte sie, dass der Fremde ihren Kommunikator in seinen Händen hielt und ihr eine Frage gestellt hatte. "Ähmm. Ja das wird dann wohl meiner sein. Vermaledeites Ding. Normalerweise geht der doch nie ab. Danke."
Sie streckte ihre Hand erneut in Richtung des Mannes aus. Sie ergriff ihren Kommunikator und steckte ihn sich wieder an. Irgendwie wirkte dieses elektronische Kleinutensil an der typisch, bajoranischen Kleidung etwas fehl an Platz. Okana war wirklich der Meinung, dass er an ihrer Uniform besser aussah.
Einer der bajoranische Abgesandten hatte etwas gesagt das Raven in diesem Augenblick des Schrecks nicht genau verstand. Also dreht sie sich wieder zu ihren Landsleuten um.
"Sie sind bei der Sternenflotte?", fragte Rick die Frau verblüfft. "Noch im aktiven Diesnt oder AD?"
"Noch im aktiven Dienst, Sir. Obwohl eher momentan nicht so aktiv, da ich eigentlich nur am Schreibtisch sitze." lachte Raven.
Richard lächelte ebenfalls und ihm fiel dabei auch auf, das er eine elementare Höflichkeitsregel verpasst hatte: "Ich bin übrigens Commander Richard T. Harris, erster Offizier USS ESTRELLA DEL ALBA."
Ein Commander? Raven war geschockt. Hätte sie das bloß eher gewusst, dann wäre sie nicht so... unformal gewesen. "Angenehm. Lt. Okana Ravenna." sie verbeugte sich leicht und versuchte, ungewollt, größer zu wirken. Brust raus, Bauch, naja zumindest das was sie an Bauch hatte, rein, Schultern zurück, so stand sie nun da und lächelte Krampfhaft.
"Stehen sie bequem, Lt. Okana.", erwiderte Rick lächelnd.
Er dachte nach und bemerkte: "Sie haben meine Neugierde geweckt. Wieso sind sie Teil der bajoranschen Delegation? Starfleet hat ja ein Team unter der Leitung von Botschafter McGovern entsandt."
"Nunja. Es war eher eine kurzfristige Entscheidung. Man hat mich lediglich in die Delegation eingespannt da ich schon Erfahrung mit dem Kontakt zu anderen Völkern habe und sprachlich die anderen Abgesandten unterstützen sollte." Den Teil, dass ihr Ziehvater sehr viel damit zu tun hatte, und ihr diesen Job beschafft hat, verschwieg sie galant.
"Sie sind also Linguistin.", folgerte der Commander. Sein - rein berufliches - Interesse an der Frau stieg.
"Ja, Sir."
Mittlerweile hatte sich die junge Frau wieder entspannt, da sie merkte, dass der Commander ebenso entspannt wirkte. Sie strich sich ihre schwarzen Haare aus dem Gesicht und schaute zu ihrem Gegenüber auf, da sie ihm sonst nicht in die Augen gucken konnte. "Außerdem habe ich noch Erfahrung mit der Navigation einiger Schiffe." wenn irgendwann in ihrem Leben die Chance gekommen war anzugeben, dann jetzt!
Eigentlich hätte sie ihre Liste mit Dingen, mit denen sie zu ihrer Akademiezeit in Kontakt gekommen war, noch verlängern können, aber das hätte wirklich an Aufschneiderei gegrenzt.
Das klang gar nicht mal schlecht. "Also sind sie eher OPS als Wissenschaftsoffizier.", überlegte er laut.
Er sah die Frau direkt an: "Sind sie zufrieden mit ihren Schreibtischjob, Lieutenant?"
"Darf ich offen sprechen, Sir?" sie war sich nicht sicher. Sollte sie ehrlich sein und aus dem Nähkästchen plaudern? Unsicherheit machte sich in ihrer Magengegend breit und es rumorte leise in ihr.
Rick nickte: "Nur zu."
Raven beugte sich ein Stückchen näher zu dem jungen Offizier. So nah, dass sie schon sein Parfum riechen konnte. Nicht schlecht! "Es ist so. Solche Abwechslungen wie heute bekommt man da eher selten. Ich bin kein Mensch, Entschuldigung, keine Bajoranerin, die nur rumsitzen und nichts tun kann. Ich würde schon gerne mal mehr erleben, aber das ist mir wohl momentan noch nicht gegönnt." Mittlerweile hatte sie aufgehört daran zu glauben jemals etwas anderes tun zu können, als Akten sortieren und die Anrufe, ihres Chefs durchzustellen.
Der Commander nickte wissend. Sein Instinkt hatte ihn nicht betrogen: "Kann ich Ihnen nachfühlen, Lieutenant Während des Dominionkrieges war ich für ein paar Monate Sicherheitsoffizier auf Sternenbasis 375. Eigentlich kein schlechter Ort. aber ich wollte raus, den Jem'Hadar in ihre kleinen geklonten Hintern treten."
Er überlegte: "Aber ich möchte ihnen auch keine falschen Hoffnungen machen. ich muss mich mit meinen Captain absprechen, ihre Akte ansehen und so wie ich die Personalabteilung kenne, ein paar Leuten auf die Füße treten."
Dann wurde er ernst: "Und ich will ihnen auch nichts vormachen, was sie erwartet, Die ESTRELLA operiert im cardasianischen Raum, eine verteufelt gefährliche Ecke. Wir haben erst vor ein paar Wochen über 50 Mann verloren. Weitere Offiziere haben sich versetzen lassen, weil es ihnen zu heiß wurde. Weswegen ich im Übrigen auf der Suche nach guten Offizieren bin. Zudem ist die ESTRELLA bei allen Aufrüstungen kein Kampfschiff. Wir können uns wehren und manchen Finsterling der Galaxis das Leben schwer machen. Aber es wird genügend Leute geben, die uns das Licht ausblasen wollen und auch die Mittel haben. Sind sie bereit DAS Risiko einzugehen?"
Der Lieutenant war überrascht. War das soeben ein Angebot? Nein! Oder doch? "Was wollen sie mir damit sagen?" fragte sie. Als hätte Raven das nicht genau gewusst.
"Sie wollen einen Posten der sie fordert. Und ich brauche einen Chief of Operations. Das past sehr gut zusammen, Lieutenant.", erklärte der erste Offizier der Estrella. "Aber keiner von uns soll sich da blind in die Sache stürzen. es müssen einige Hürden ausgeräumt werden. Mein Instinkt sagt mir, dass sie gut in das Team auf der ESTRELLA passen könnten. Aber sie müssen es wollen."
Diese Aussage traf Raven wie ein Schlag. Man wollte sie wirklich auf einem Schiff haben? Und dann auch noch auf einem Posten der ihr mehr liegen würde als alles was sie bisher getan hatte! Das musste ihr Glückstag sein, oder ein mieser Traum, aus dem sie jeden Moment erwachen würde und sich denken: "Das wäre ja auch viel zu schön gewesen!"
"Und was wäre wenn....?" Fragte sie Commander Harris. "Was wäre wenn ich es wirklich wollen würde?" Ihre Stimme war hell und monoton, kein einziges Anzeichen dafür wie aufgeregt sie gerade war. "Gäbe es für mich auch nur eine minimale Chance diesen Posten bekommen zu können, Sir?"
Rick lächelte: "Für einen motivierten Offizier, ist immer Platz auf der ESTRELLA, solange ich da etwas zu sagen haben. Also stehen die Chancen nicht schlecht." Dann überlegte er: "Oder gibt es Hindernisse von denen ich wissen sollte? Irgendwelche Disziplinarmaßnahmen oder Akteneinträge?"
"Nichts gravierendes, Commander." Nunja, einen Eintrag gab es schon, irgendwann auf der Akademie war der jungen Ravenna mal die Hand augerutscht und sie hatte eine Prügelei begonnen. Ihr Vorgesetzter hatte eine kleine Verwarnung in ihre Akte eingeschrieben und der jenige, den sie verhauen hatte, sich nie wieder mit ihr angelegt, genauer gesagt war er ihr immer aus dem Weg gegangen. "Solch eine Kleinigkeit sollte kein Hindernis darstellen." ergänzte sie noch kurz.
Früher oder später würde der Commander sowieso ihre Akte einsehen. Er würde bemerken, dass Okana eigentlich ein vorbildlicher Kadet war, bis auf zwei Situationen, die man zwar nicht übersehen aber verdenken konnte. Oder würde es doch ein Problem darstellen, dass sie in diesen Momenten so impulsiv gehandelt hatte?
"Naja, so eine Jugendsünde hat fast jeder in seiner Akte.", erklärte er. "Selbst ich."
Commander Harris überlegte: "Dennoch höre ich da aber ein 'aber‘ heraus. ich meine, ohne Ihnen nahe zu treten wollen, Lieutenant muss es doch einen Grund geben, warum sie nur Dinge machen für die jeder Crewmen frisch nach der Ausbildung genauso gut geeignet wäre."
"Nun, es ergab sich eben noch keine passende Chance für mich." gab sie ein wenig leise von sich. "Man hat mich immer eher im innen Dienst gesehen." Raven wusste gar nicht genau ob es da einen guten Grund gab. Sie handelte fast immer den Situationen angepasst, also würde sie auch auf einem Schiff so reagieren. Vielleicht war ihr Ton manchmal etwas rau, vielleicht waren die Leute nur skeptisch da sie als Bajoranerin eine Minderheit an der Sternenflotte war, vielleicht gab es noch andere Gründe? Aber Raven wusste es nicht genau, also hielt sie lieber die Klappe, anstatt wilde Spekulationen loszulasse.
"Harris Regel Nr. 18: Es gibt immer einen Grund, auch wenn man ihn nicht immer erfährt.", erwiderte der erste Offizier.
"Wahrscheinlich haben sie recht."schmulzete die junge Frau und zog dabei ihre Nase noch krauser als sie eh schon aussah. Die Tatsache, dass die meisten höheren Offiziere ihre eigenen Regeln hatten war wirklich lustig.
Ob er noch weitere schlaue Regeln auf Lager hatte ließ sich schlecht sagen. Aber wenn, würde sie sich wohl an ihm halten wenn sie mal einen Ratschlag brauchte.
Rick lächelte und nickte: "Fein. Dann wäre das ja geklärt. Sehen wir mal, ob wir sie auf die Estrella kriegen. Ich hoffe nur, sie haben auch ihre Uniformen eingepackt."
"Natürlich!"
Mit seinem Lächeln hatte Richard Harris sie angsteckt und Raven musste sofort ebenfalls lachen. "Schließlich bin ich auch von der Sternenflotte. Ich bin auf alle Eventualitäten vorbereitet!" scherzte sie über die Angewohnheit einiger Offiziere, immer viel zu viel unnötiges Zeug mit auf Reisen zu nehmen und das damit zu rechtfertigen, dass sie von der Sternenflotte seinen und auf das was kommen sollte nicht unvorbereitet reagieren wollten.
"Ah, jemanden dem ich Regel eins nicht predigen muss. 'Ein guter Offizier ist immer vorbereitet."
Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte er jedoch wie sich Lieutenant Leiyree mit einer Hand an einer Art Pflanze festhielt. In der anderen hielt sie ein viertelvolles Gals mit einer dunkelvioletten Flüssigkeit.
"Ich glaube da wird mein Eingreifen verlangt. Ich melde mich bei Ihnen, Lieutenant."
Raven folgte dem Blick des jungen Mannes und stellte belustigt fest, dass er Recht hatte. "Ich hoffe sehr auf ein Wiedersehen." entgegnete sie kurz. Ihre Augen begannen zu leuchten und sie lächelte schon wieder. "Eine schöne Feier noch, Commander." Damit verabschiedete sich Okana und machte sich auf die Suche nach dem Rest der bajoranischen Delegation, die sich in zwischen aus dem Staub gemacht hatte.
Rick sah ihr kurz nach. Die ehrliche Art der Frau hatte es ihm angetan. Und es war etwas, was er an seinen Posten als leitender Offizier so mochte, anderen zu helfen ihren eigenen Kurs zu finden. Er hatte das schon mehrmals getan und es nie bereut. Und auch bei der Bajoranerin hatte er ein gutes Gefühl.
Crewmen Koljakowa und Alex in „Eine unverhoffte Chance“