

Deck 19: Hangar 2 & Deck 4: Kartografie --->
Jesse McDougal erreichte sein Quartier mit einem flauen Magen, dass ihm speiübel war. Alles was er gesagt und getan hatte stand in Übereinkunft mit einem Gewissen und seinen Instinkten. Alles in ihm schrie geradezu danach vor Commander Harris zu treten und ihm zu sagen, welch ein Narr er war. Er sah es vor seinen Augen nichts würde die Jem'Hadar daran hindern sie vor dem Gebäude in die Zange zu nehmen. Vor seinen Augen konnte er bereits das Blutbad sehen und den süßlichen Duft von menschlichem Blut, dass es Boden tränkte geradezu riechen.
"Indi, was ist los? Du siehst aus, als hättest Du in eine Zitrone gebissen, die dir dann im Mund explodiert wäre."
Philipp von Oestrow, dessen Quartier keine dreißig Meter entfernt lag, stand plötzlich neben ihm und grinste ihn an.
"Ach lass mich, Philipp. Ich hatte gerade, sagen wir mal interessante Begegnung mit Lieutenant Thon. Sie hat meine Vorschläge mehr oder minder in Frage gestellt!"
Philipp zuckte mit den Achseln: "Nun ich kenne Deine Vorschläge nicht, aber sollten wir das nicht alle mit unseren Ideen tun? Sie hinterfragen? Niemand kann von sich behaupten, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Weder Du, noch ich oder die Captain."
Die Tür zu Jesses Quartier öffnete sich und McDougal trat ein.
"Das man sein. Aber es ist fast greifbar für mich, Philipp."
Von Oestrow, der auf der Türschwelle stehen blieb, blickte seinen Kameraden bekümmert an.
"Wir kennen uns, nun seit einigen Jahren. Aber so habe ich dich nie vor einem Einsatz gesehen. Du wirkst auf mich, wie Jemand der seine schlimmsten Vorahnungen erfüllt sieht. Was ist bloß los?"
"Es ist vielleicht auch so…", erwiderte der Archäologe vielsagend und öffnete einen schmalen Schrank. Er entnahm einen Sternenflottenrucksack, der gepackt zu sein schien. Mit etwas Schwung stellte er ihn auf den Tisch und begann den Inhalt zu kontrollieren. Mit einmal hielt er inne und blickte Oestrow an. Dann begann er von den Ergebnissen der Scans und dem Gespräch, in der Kartografie zu erzählen. Als er endete hatte er den Inhalt seines Rucksacks untersucht und schloss ihn wieder.
"Und Du meinst nicht, dass Du etwas übertreibst?", fragte Philipp, nach dem er die Informationen hatte sacken lassen.
"Aus welchem Grund?"
"Na ganz einfach. Wir wissen gar nichts über die Lage. Alles was wir wissen beruht auf den wenigen Daten, die ihr habt aufnehmen können. Ich kann zwar Deine und auch Lt. Thoans Meinung verstehen, aber hast Du dir da wirklich alles überlegt? Du sagst selbst, dass auf die Daten nicht wirklich verlass ist, also ist doch jede der Möglichkeiten unsicher nur mit einem Unterschied, wenn wir den Haupteingang nehmen, wissen wir das die Jem'Hadar da sind und auch genau wo."
"Du weißt was das bedeutet?"
"Nun, möglicherweise werden wir jeden Zentimeter mit Blut zahlen und unsere Truppe wird zurückgeworfen. Aber genauso gut, kann es so friedlich sein, wie bei Onkel Erwin im Garten. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass ihr beide irrt."
"Und genau deshalb, mahne ich zur …", Jesse stockte. Erst jetzt wurde ihm klar was Philipp gesagt hatte. "Was meinst Du damit?"
Philipp runzelte die Stirn: "Na überlege doch mal. Wir haben keine Raumschiffe in der Umlaufbahn gefunden. Wer auch immer dort unten ist, er ist im Moment auf sich gestellt mit einem Raumschiff der Excelsior-Klasse auf der Türschwelle. Würdest Du da deine Kräfte exponieren? Wenn ich der Kommandeur der Truppe dort unten wäre, würde ich meine Gegner herankommen lassen. Ich ließe sie durch den Eingang herein und würde hinter ihnen die Tür zu schlagen. Das reduziert die Gefahr, dass er einen Photonentorpedo aufs Dach bekommt auf null. Er weiß, kein Captain der Sternenflotte würde seine Leute in Gefahr bringen. Stattdessen würde ich meine Leute in den dunklen Gängen schanzen lassen, Hinterhalte aufbauen und die angreifende Truppe scheibchenweise dezimieren."
Jesse wurde still und presste die Lippen aufeinander. Fast andächtig nahm er den Rucksack vom Tisch und stellte in auf dem Boden ab.
"Da könnte was dran sein. Eine solche Möglichkeit habe ich nicht bedacht"
"Beim Tai Chi gibt es ein Leitsatz: "In der Ruhe, sei wie ein Berg, in der Bewegung, sei schnell wie der Lauf eines Flusses. Du solltest ruhiger werden, Jesse. Warte ab und beobachte was geschieht und dann reagiere darauf, wenn es soweit ist. Wir kennen nun Möglichkeiten und ihre Alternativen."
"Vielleicht hast Du Recht, ich sollte mal bei Dir Unterricht nehmen. Wann gibst Du immer wieder Stunden?"
"Freitags um 09:00 Uhr. Komm doch auch", erwidert Philipp und wandte sich zum Gehen.
"Bist Du dabei?"
"Ja, ich bin an Bord eines der Shuttles!"
"Dann viel Glück!"
"Dir auch."
---> Quartier von Lt. Oestrow.

Philipps Quartier bestand aus zwei bescheidenen Räumen und einer Nasszelle. Auf der kleinen Couch, die genau gegenüber dem Eingang stand warteten bereits ordentlich zusammen gelegt, die Ausrüstungsgegenstände, die er auf die Mission mitzunehmen gedachte. Der Rucksack war gepackt. Wasser und Notrationen würden für drei Trage reichen, nur für den Fall das sie voneinander getrennt und/oder nicht an Bord zurückkehren konnten, Seinen Trikorder hatte er aufgeladen und gleich zwei Reserveenergiezellen standen ihm zur Verfügung. Er band sich den verdeckt Gürtel um, an dem sein persönlicher Phaser Typ Eins befestigt war, ein altes Taschenmesser. Er zog seine üblichen Stiefel aus und schlüpfte in die Kampfstiefel für den Bodeneinsatz, die ihn schon solange begleitet hatten. In die Schafttasche des rechten Stiefels schob er sein altes Kampfmesser, dass er sich während des Krieges zugelegt hatte und das ihn auf jede solche Mission seit dem begleitete. Sorgfältig prüfte er die Ladung seines Phasers und steckte ihn dann in die Hüfttasche seines Gürtels. Zum Schluss zog er die Thermojacke darüber, die ihn vor der Kälte und dem des Planeten schützen sollte. Der Ingenieur prüfte mehrmals, ob die Innentasche soweit geöffnet war, dass er den Phaser ohne sich im Futter zu verheddern ziehen konnte und setzte sich dann an den kleinen Schreibtisch in der Ecke. Der Computer blinkte leise vor sich hin. Er aktivierte das manuelle Interface und begann eine Nachricht zu verfassen.
Zu Senden im Falle meines Todes.
William von Oestrow, Wissenschaftsrat der Föderation
Hallo William,
wenn Du diese Zeilen liest, dann bin ich in Ausübung meines Dienstes gefallen. Da ich aktuell nicht weis, wie weit diese Mission bekannt gemacht wird, lasse ich einmal die Details fort. Was Du aber wissen solltest, es ging um etwas Mysteriöses, dem wir auf einem abgelegenen Planeten im cardassianischen Raum begegnet sind. Das letzte Mal, dass ich einen solchen Brief verfasst habe, was er an Dad gerichtet und wir standen kurz davor Betazed wieder zurückzuerobern. Nur ist die Sache dieses Mal noch weniger eindeutig im Ausgang, wie damals. Auch wenn wir noch nicht wissen, wie sich unser Verhältnis in Zukunft weiter entwickeln könnte, möchte ich Dir trotzdem danken, dass Du versucht hast. Ich muss zugeben, dass ich mich als ein dummer Junge gegeben habe und ich für Deine Sicht der Dinge nie das richtige Verständnis aufbringen konnte. Aber vielleicht ist es Dir ein Trost, wenn ich Dir nun sage, dass ich stolz bin, dein Bruder zu sein und ich mich gefreut hätte mal mit dir zusammen zu arbeiten. Bitte vergiss das bitte nie.
Philipp
Der Ingenieur schloss die Nachricht ab und sicherte sie im Computer. Er blickte kurz auf seine Uhr. Noch zwanzig Minuten. Er nahm seine Sachen und marschierte zur Tür.
"Computer Licht deaktivieren."
Dann verließ er den Raum.
--> Sicherheitszentrale

Jesse saß einige Minuten nach dem Philipp gegangen war auf einem Stuhl und starrte den gegenüberliegenden Wandschrank an, in dem die Thermojacke hing. Sie pendelte noch immer hin und her angestoßen vom Schwung, als er sich die Hose vom Kleiderhacken nahm. Tief in seinem Innern spürte er die Furcht, die er damals gefühlt hatte, als die Jem'Hadar auf dem Planeten G2 gelandet waren, dem Planeten, den die Föderation seit mehr als einem Jahrhundert als Staatsgeheimnis betrachtet. Nur ausgewählte Leute dürfen ihn betreten, denn in den Ruinen einer längst untergegangenen Zivilisation hatte ein Artefakt die Äonen überdauert, der in der Lage war alles im Universum nach zu verändern. Der Wächter er Ewigkeit war ein unscheinbarer Ring aus Granit, der im Herzen einer untergegangen Stadt lag. Seine unglaubliche Macht bestand darin, dass er ein Portal durch Raum und Zeit war. Viele Wissenschaftler, die sich mit der alten Zivilisation auseinander gesetzt hatte, verwiesen immer wieder auf die technologische Verwandtschaft mit den Iconianern. Aber die Apparatur war viel älter als jedes iconianische Artefakt, das in den letzten hundert Jahren gefunden wurde und auch viel Älter als die des T'Kon Imperiums. Wer auch immer diese Stadt und den Wächter erbaut hatte, hatte etwas geschaffen, das ganze Zivilisationen zerstören konnte. Die Föderation hätte fast selbst dazugehört, als vor über hundert Jahren ein Sternenflottenschiff den Wächter gefunden hatte. Ein Besatzungsmitglied war damals durch einen Unfall erkrankt, dass er sich im Delirium durch das Portal stürzte und die Geschichte der Menschheit veränderte. Wenn es den wenigen Crewmitgliedern nicht gelungen wäre den temporalen Schaden wieder zu reparieren, so säße er heute nicht hier.
Jesse der während des Krieges auf G2 stationiert war, um sowohl den Planeten vor dem Dominion zu schützen, als auch in den Ruinen zu forschen, konnte den Tag an dem eine riesige Dominionflotte im Orbit von G2 erschein nicht mehr aus seinem Kopf verbannen. Bis heute war nicht geklärt, wie die Cardassianer von dem Planeten erfahren hatten, aber da sowohl die Romulaner als auch die Klingonen, davon Kenntnis hatten, war es schwierig genau zu bestimmen wo die Lücke. Die Sternenflotte hatte ein gigantisches Verteidigungssystem rund um den Planeten errichtet und doch war es den Jem'Hadar gelungen Truppen, wenn auch unter größten Verlusten. Der Wind kreischte in ihren Ohren. Der Winter hatte die Ruinenstadt und den Wächter voll in seinem Griff. Eine ganze Division Jem'Hadar hatte es geschafft mit Landungsbooten die automatischen Verteidigungsanlagen zu durch stoßen und einen Brückenkopf außerhalb der Stadt aufzubauen, während in der Stadt kaum mehr als zweidrittel so viele Verteidiger warteten. Jesse und seine wissenschaftliche Kollegen waren rund um den Wächter postiert. Sie hatten zusammen mit einigen Sicherheitsoffizieren die Aufgabe im Notfall die Sprengung des Artefakts durchzuführen. Innerhalb eine halben Tages hatten die Jem'Hadar ein Drittel der Stadt eingenommen und die Verteidiger in die letzten Auffangstellungen zurückgedrängt, während im Orbit eine der größten Raumschlachten seit der Rückeroberung von DS9 stattfand. Einen ganzen Tag und eine Nacht tobte die Schlacht weiter.
Jesse spürte noch immer den schneidenden Wind auf seiner Haut und hörte das unerbittliche Gebrüll der Sterbenden. Beim Morgengrauen hatten es dreißig Jem'Hadar geschafft sich durch die Linien zu kämpfen. Plötzlich waren sie überall in ihrer Stellung. Die kleine Truppe spezialisierter Sicherheitsoffiziere warf sich ihnen entgegen. Jesse und ein alter Freund der ebenso wie er seit frühster Jungend mit einem Gewehr umgehen konnte, lagen in greifbare Nähe des Wächters und versuchten aus einer guten Deckung heraus, jeden Jem'Hadar zu erledigen, der durchkam. Der Archäologe hasste es seine Künste, die er als Kind von seinem Vater auf ihrer Farm westlich von Montreal eingetrichtert bekam, auf diese Weise anwenden musste. Nach fünfzehn Minuten war alles vorbei. Der letzte Jem'Hadar lag keine drei Meter vom Wächter entfernt in seiner Hand ruhte ein Stasisbehälter mit biologischen Kampfmittel, während der Wächter die Geschichte der Erde abspielte.
Jesse ließ seinen Stiefel fallen, den er krampfhaft in den Händen hielt. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und blickte auf seine Hände. Sie waren verkrampft und zitterten. Mühsam stand er auf und bestellte sich am Replikator ein Glas kaltes Wasser, dass er gierig trank. Erst nach Minuten konnte er wieder einen klaren Gedanken fassen.
Das Gesicht dieses Jem'Hadar verfolgte ihn von diesem Tag an. Die Handhabung von Waffen war für ihn in den ersten Monaten schwierig. Allein der Gedanke daran brachte ihn schon ins Schwitzen. Viele Sitzungen mit Psychologen der Sternenflotte folgten und wenn der Krieg nicht ein Ende gefunden hätte, hätte er vermutlich seinen Dienst quittieren müssen. Nach dem Krieg kam er nie in die Lage eine Waffe anrühren zu müssen bis heute. Immer noch zitternd setzte er sich wieder. Ein Blick auf eine kleine Uhr, die auf dem Schrank stand, zeigte ihm, dass die Einsatzbesprechung kurz bevor stand. Rasch zog er die Stiefel an, langte nach seiner Thermojacke und dem Rucksack. Es war an der Zeit sich seiner Nemesis zu stellen.
--- > Sicherheitszentrale