Wie versprochen, hier mein Feedback!
Zuerst einmal soll gesagt sein, dass ich die Geschichte sehr gerne gelesen habe. Sie hat mich gut unterhalten, und vor allem Jackie als Protagonistin war mir sehr sympathisch. Sie wirkt lebendig und abenteuerlustig, aber auch kompetent und verantwortungsbewusst. Ich fand es auch sehr angenehm, dass sie nicht diesem Klischee vom "draufgängerischen Hallodri" entspricht, das vor allem Testpiloten ja oft bedienen. Die Stelle, als Collins sie fragt wann sie endlich Loopings macht, und sie ihn dafür zurechtweist fand ich deshalb besonders witzig und treffend.
Wie bereits andernorts erwähnt, fand ich Deine Schilderungen vom Mars, von Utopia, von den Testpiloten, sehr interessant. Es ist immer spannend zu sehen was andere Autoren mit denselben Grundvoraussetzungen machen und auch, dass wir offenbar völlig unabhängig voneinander ein paar sehr ähnliche Ansätze dazu haben. Gerade Bens Charakter und seine väterlich-kumpelhafte Beziehung zu Jackie fand ich sehr interessant, gibt's von ihm noch mehr zu lesen?
Ich muss ehrlich gestehen, dass mir die ganzen detaillierten Beschreibungen der Technologie streckenweise zu langatmig geworden sind, auch wenn es natürlich klar ist dass sie sich sehr akribisch auf ihre Mission vorbereiten. Aber das ist wohl Geschmackssache, du weißt ja bereits, dass ich nicht so ein Technik-Fetischist bin

Das hat meiner Meinung nach der Geschichte leider etwas die Spannung genommen, weil man vieles was eine aufregende Wendung sein hätte können schon im Vorfeld erklärt bekommen hat. Bei einem Roman ist das etwas anderes, da sind zehn Seiten einführende Erklärungen bevor die Handlung richtig losgeht nicht außergewöhnlich, aber bei einer Kurzgeschichte ist das schon ein Drittel des Texts ... Kurzgeschichten leben vom Spannubngsaufbau und vom Überraschungsmoment, finde ich, gerade das macht doch den Reiz aus. Wenn zu viel erklärt wird, dann ist die Geschichte sehr vorhersehbar ... ich habe jedenfalls schon bevor sie endlich losgeflogen sind geahnt, was passieren wird, und ich lag nicht allzuweit daneben.
(Nur so ein Beispiel, wenn ich darf, um zu verdeutlichen was ich meine: der Moment, in dem das Shuttle in Schwierigkeiten gerät und Jackie und Collins in die Rettungskapsel steigen müssen. Der Moment der Erkenntnis - "oh shit, wir müssen da beide rein" - würde wesentlich dramatischer wirken, wenn es nicht im Vorfeld schon lang&breit besprochen worden wäre. Auf die Details, die Euch so wichtig sind, müsste man ja nicht einmal verzichten, man kann sie genausogut umsortieren: In dem Moment könnte Jackie sich ja daran erinnern, dass Ben vor dem Start erklärt hat, warum und wieso diese Modifikationen notwendig waren, und sie könnte ihn dafür verfluchen ... oder so ähnlich. Aber wie gesagt, nur so eine Idee.)
Als Jackie und Collins in der Rettungskapsel waren und ums Überleben gekämpft haben ... das hat mir gut gefallen! Wobei, naja, eigentlich nicht, aber gerade das macht es so gut.

Die Klaustrophobie und die Panik, und wie Jackie versucht trotzdem professionell zu bleiben und die Fassung zu bewahren, das konnte ich richtig gut mitfühlen. Brrr, keine Situation die ich mir wünschen würde!
Übrigens, über die Erklärung zum Thema "Guppy" musste ich grinsen. Ich liebe solche kleinen Details ... bin selbst Seglerin und habe die Reisen von Laura Dekker und anderen jungen Solo-Weltumseglern in den letzten Jahren verfolgt. Mir selbst fehlt für sowas der Mut und das Können, aber ich bewundere ihre Leistungen, und es ist eine schöne Hommage!

Was mich ein bisschen stutzig gemacht hat, sind die Umstände der Rettungsmission. Ich verstehe schon, dass diese "zufällige Rettung in letzter Sekunde" ein wesentlicher Punkt der Handlung ist (habe ich das richtig verstanden, das Schiff der "Retter" ist Rogers und das ist der Berührungspunkt zwischen Euren Geschichten?) und deshalb nicht anders geht ... aber irgendwie erscheint es mir doch wenig plausibel. Sie sind irgendwo zwischen dem Sol-System und Vulkan unterwegs, also mitten in der Föderation, und sie haben keinerlei Kontakt zum bzw. Überwachung vom Hauptquartier während eines geplanten Testflugs, und sie können einfach spurlos verschwinden? Sorry, aber das erscheint mir irgendwie ein Bisschen gar dillettantisch seitens der Sternenflotte ... oder habe ich eine Fehlfunktion des Subraum-Komm-Systems oder einen "Houston-wir-haben-ein-Problem-Moment" (mit dem ich eigentlich fix gerechnet hatte) einfach überlesen?
Die Rettungsmission selbst hat mir allerdings sehr gut gefallen! Gerade dieses Machtgerangel zwischen dem Captain und dem XO und die ethischen Bedenken die damit einhergehen, das war sehr plastisch beschrieben und ich habe richtig mitgefiebert, ob sie jetzt umkehren werden oder nicht. Gerade dieses "Aber Captain, ich sehe da ein ... Dings ... wollen wir das nicht untersuchen?", das ist klassisches Star Trek Feeling, gut gemacht! Zuerst war ich ein bisschen überfordert mit den vielen Charakteren, aber das liegt wohl daran dass ich das größere Ganze (noch!) nicht kenne.
Himmel ... das ist jetzt doch länger geworden als erwartet, und ich hoffe ich habe Euch mit meiner (hoffentlich konstruktiven?) Kritik nicht entmutigt

Jedenfalls hat mir die Geschichte einen guten ersten Einblick gegeben und auch sehr viel Lust darauf gemacht, mehr von Euch beiden zu lesen!

Beste Grüße,
die Sonde.