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Ctoa - Buch 1

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Aneel Mkorian:
Der nächste Teil ist fertig:

26. März 2376
Bolgbarn

Der Anflug auf Bolgbarn stellte sich als wesentlich weniger spektakulär heraus, als die Menschen es sich vorgestellt hatten. Während der ganzen Zeit hielten sie sich im Beobachtungsraum auf und sahen aus dem Fenster. Kurz bevor sie den Planeten erreichten, verdunkelte sich ein Teil des Weltraums, das heißt, ein paar Sterne verschwanden, dann leuchteten die Scheinwerfer der Iyarigant auf. Ein hässlicher graubrauner Gesteinsklumpen hing vor ihnen im All, kaum größer als Pluto im Sol-System. Nichts deutete auf Aktivität hin, bis die Iyarigant auf dem Planeten aufzuschlagen schien. Kurz, bevor dies tatsächlich geschah, schoben sich einige Gesteinsformationen beiseite und gaben den Blick auf einen vollständig mit schwarzem Metall ausgekleideten Hangar frei, so gewaltig, dass mehrere Schiffe wie die Iyarigant darin Platz gehabt hätten. Es waren Arbeiter auf Überwegen unterwegs, wohl auch etliche Passagiere, die zu den unterschiedlichsten Schiffen unterwegs waren. Dort hing ein Schiff im Hangar, das an eine irdische Raubkatze erinnerte, direkt neben einer fast perfekten Kugel aus strahlend weißem Material. Dazwischen huschten winzige Schiffchen hin und her, wohl Transportshuttles oder Wartungsfahrzeuge. An einer Stelle in Hangar, weit weg an einer der Wände, hing ein filigran anmutendes Schiff in einer Gitterkonstruktion. Dunkelgraue Kleinschiffe flogen um es herum und transportierten in Haltestrahlen Wände oder andere Bauteile. Kurios war der Innenraum des Hangars allerdings hauptsächlich deswegen, weil alle Arbeiter und Passagiere, die zu Fuß unterwegs waren, mit dem Kopf nach unten hingen, ihre Füße klebten an den Wegen fest. Miravilla gab einen Ausdruck des Erstaunens von sich, der einem kleinen Schreckenslaut wich, als die Iyarigant sich zur Seite rollte. Kirk lachte in sich hinein. Nicht die Leute waren kopfüber, die Iyarigant war es und jetzt rollte sie in die richtige Position.
   "Immer mit der Ruhe, Lex."

Der Übergang von der Iyarigant in den Ankunftsbereich Bolgbarns gestaltete sich einfacher als Kirk es sich vorgestellt hatte. Einer der Überwege war ausgefahren und hielt direkt an der Austiegsluke des Schiffes, niemand außer ihnen und dem Kapitän war darauf unterwegs. Als sie allerdings die Schleuse erreichten, die sie in den tatsächlichen Ankunftsbereich des Planeten bringen würde, konnten die Menschen bereits erkennen, dass ein Aufenthalt hier nicht unbedingt einfach werden würde. Sie sahen hinter der transparenten Tür dutzende verschiedenartiger Spezies, von denen nie ein Mensch gehört hatte. Große türkise Monstren mit Stielaugen schoben sich auf drei Beinen vorbei und hielten die Menge um sie herum mit ihren drei Armen auf Abstand. Kleine flinke Wesen, die Ähnlichkeit mit Reptilien hatten, sausten vorbei und nahmen keinerlei Rücksicht auf Hindernisse, überkletterten sie einfach. Das schloss andere Wesen mit ein. Grauenerregende Gestalten, welche auf die Menschen wie eine Horrorvision von einem kubistischen Bild Pablo Picassos wirkten, staksten auf dornigen Beinen vorbei und drehten gewaltige Sehorgane wild in den Höhlen. Doch es gab auch angenehm anzuschauende Kreaturen auf der Station, Wesen, die einem Menschen recht ähnlich sahen, sah man von gewissen Details ab, wie beispielsweise der Hautfarbe und Anzahl und Position von Hörnern und Gliedmaßen. Als Miravilla, Kirk und Ngarak die Schleuse passiert hatten, rempelte eines der kleinen Reptilienwesen gegen Kirk und riss ihn um. Ohne Entschuldigung rauschte es weiter, doch ein anderes, humanoid anmutendes Wesen stolperte über den kleinen Kommissar. Als dieser aufblickte, musste er schlucken. Er sah in ein Gesicht, vor dem vor einigen hundert Jahren die Weltreligionen immer wieder gewarnt hatten. Dunkelrote Haut, leuchtend gelbe Augen. Auf der Stirn sprossen zwei gewundene Hörner, die von pechschwarzen, kurzen Haaren umrahmt wurden. Das Wesen hatte den Mund halb offen stehen, deshalb waren die langen Eckzähne gut erkennbar. An der Stelle, wo die Beine der Hüfte entsprangen, wuchs auch ein Schweif mit einer pfeilartigen Struktur am Ende. Die Füße waren Hufe und der Atem des Wesens stank nach Schwefel. Es zischte Kirk einige Worte zu, die für ihn dorther stammten, wo dieses Wesen in menschlichen Vorstellungen immer hingehört hatte; aus der Hölle. Erst nach einer Weile bemerkte er Brüste an dem Teufel und erkannte Details, die ihm vorher der Schreck verborgen hatte. Der Teufel legte den Kopf schief, zischte erneut einige Worte und sah dann den Nurapsis an. Dieser zog die Lefzen zurück und zischte ebenfalls. Der Teufel oder besser, die Teufelin schien zufrieden und griff nach Kirks Hand. Ihr Griff war erstaunlich sanft, bis zu dem Moment, wo sie ihn auf die Füße zog. Sie klopfte ihn kurz ab, dann drehte sie sich um und verschwand in der Menge.
   "Kirk... hast du gesehen..." Fitzpatrick unterbrach seinen Freund, sich selbst zur Ruhe zwingend.
"Habe ich. Beruhig dich Lex, nur ein Alien."
   "Wesen wie sie haben allerdings die Erde schon einmal besucht." meinte Ngarak fröhlich. "Aufzeichnungen besagen, dass sie eure Spezies als zu primitiv empfunden haben und wieder abgereist sind. So etwas ist häufig vorgekommen. Viele bewohnte Planeten werden von Zeit zu Zeit von solchen freundlichen Wesen besucht. Leider gab sich die Erde immer besonders... schwierig."
   Miravilla starrte den Nurapsis an, dann Kirk. "Sie?" war alles, was er hervorbrachte. Der Kommissar nickte, dann deutete der Nurapsis in eine Richtung.
   "In diese Richtung ist das Büro der Kommandatur. Ihr solltet euch vorstellen, bevor ihr von hier aus weiterreist. Viel Glück." Dann drehte er sich um und ging wieder durch die Schleuse zurück. Kirk schien es so, als wollte der Nurapsis-Kapitän diesen Ort möglichst schnell verlassen.

26. März 2376
Gobelia Prime, Privatgemach der Imperatrix

Blut tropfte von der langen Klinge. Wieso nur hatte er sie wieder herausgezogen? Damit sie mehr Blut verlor, das war ihm klar. Aber dass er vorher die Nerven verlor und sich der blutbespritzten Handschuhe entledigt hatte, das verstand er jetzt nicht mehr. Der hochgewachsene schlanke Körper lag rücklings auf dem Boden, die tiefe Stichwunde klaffte mittig zwischen den vollen Brüsten. Die großen dunkelgrünen Augen waren geschlossen. Das waren sie eben noch nicht! Gerade eben hatte sie ihn noch voller Schrecken angestarrt! Lebte sie etwa noch? Er überlegte kurz, ob er die Klinge noch einmal in ihren Körper stoßen sollte. Nein, nein, das war zu riskant, zu gefährlich. Zu groß war die Wahrscheinlichkeit, dass doch noch ihr Blut an seinen Körper geriet. Das konnte er nicht riskieren, er hatte doch so gut aufgepasst. Besser war es, sie bluten zu lassen. Wahrscheinlich hatte sie nur die Augen mit letzter Kraft geschlossen, um nicht offenen Auges begraben zu werden. Ja, so musste es sein. Die Tyrannin war endlich tot. Die geschwungene Klinge des Sulafari-Messers glitt ihm aus der Hand, dann erinnerte er sich daran, dass er seine Spuren noch verwischen musste.  Das musste gründlich geschehen, damit niemand ihn oder seine Auftraggeber damit in Verbindung bringen konnte. Alles musste perfekt sein. Ein unglaublich glücklicher Zufall, dass er die Imperatrix ausgerechnet hier erwischt hatte. Hier, wo sie sich am Besten bewacht zu sein glaubte, hier in ihrem Reich, wo sie alle Entscheidungen traf. Jede Hinrichtung wurde hier befohlen, jede neue Grausamkeit, die sich dieses kranke Hirn ausdachte. Während er mit perfektionistischer Genauigkeit seine Spuren tarnte, glitt sein Blick immer wieder zu der reglosen Gestalt am Boden, die immer mehr Blut verlor. Die verhasste Imperatrix, so viele hunderttausend Namen standen auf ihrem Lebenstuch geschrieben, sein Weiß war schon lange vollkommen Schwarz vor Tinte. Sein eigenes Tuch hatte nur einen Namen auf sich, nur einen Toten, den er zu verantworten hatte. Den verhassten Namen der Tyrannin, die er heute dem Reich gestohlen hatte. Eine wie irre kichernde Erleichterung machte sich in ihm breit. Er hatte es getan! Und es war ihm leichter gefallen, als er befürchtet hatte. Es war so, wie sein Auftraggeber gesagt hatte. Nicht darüber nachdenken, einfach hineindrücken. Und es war wirklich so leicht. Die Sulafari-Klinge war durch ihr Brustbein geglitten wie ein heißes Messer durch warme Butter. Beherrschung! Wenn er jetzt dem Kichern nachgab, würden ihn die Wachen vor der Tür hören. Jetzt erst wurde ihm bewusst, welch unerhörtes Glück er gehabt hatte, dass die Imperatrix nicht geschrieen hatte. Ein letzter Handgriff, dann verschwand er auf dem gleichen Weg, auf dem er gekommen war. Auf dem Boden schloss sich die Hand der Imperatrix um ein Gerät, einer ihrer Finger berührte die Ruftaste. Fast sofort öffnete sich die Tür und einer der Wachen sah nach, wonach die Imperatrix verlangte.

Alexander_Maclean:
Der erste Teil fidne ich sehr interessant.

eien sehr detaillierte schreibweise. Und die szene mit den "Teufeln" finde ich richtiug genial.


beim zweiten Teil wirkt es so, als würdest du auf den ersten Blick unmotiviert eine weitere Storyline etablieren. aber ich denke, da kommt noch mehr.

Aneel Mkorian:
Da kommt definitiv noch mehr, keine Sorge. :) Und vielen Dank für die Blumen.

Visitor5:
Es geht weiter, wie es begann: Es wird eine Szene kurz beschrieben, dann folgt die Handlung, ohne großen Schnickschnack. Gerade ie Einfachheit der Geschichte fesselt mich, man kann ihr gut folgen, auch wenn man nebenbei viel zu tun hat - und das kommt mir sehr gelegen!

Einfach genial fand ich die Szene mit den Wesen, die kopfüber zu hängen schienen - bis sich das Schiff in die richtige Position brachte! Naja, und das raubkatzenartige Schiff hätte ich zu gerne gesehen! Wie muss man sich das vorstellen, wie die Sphinx, oder eher wie eine Raubkatz im Sprung?

Aneel Mkorian:
Danke für die Worte. ^^


--- Zitat von: Visitor5 am 29.06.13, 10:21 --- Wie muss man sich das vorstellen, wie die Sphinx, oder eher wie eine Raubkatz im Sprung?

--- Ende Zitat ---

Eher wie die Sphinx.

EDIT: Habe das, was bisher von Ctoa existiert, als *.pdf im Anfangspost angehängt.

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