Ein immer etwas heikles Thema sind Auftritte von aus dem Canon bekannten Charakteren in Fan-Fictions. Heikel aus wie mir im Moment einfällt vor allem zwei Gründen:
1. Ihre Rolle könnte zu groß ausfallen und eigene Charaktere in den Hintergrund rücken;
Ich habe meistens die umgekehrte Befürchtung: Es besteht die Gefahr, dass die Fanfiction-Charaktere die Canon-Charaktere überschatten. Und die sind meist in irgendeiner Form mehr oder minder die Messlatte für den "Legendenstatus" im jeweiligen Universum. Und wenn man seine eigenen Charaktere dann darüber hebt... Klingt das schon wieder sehr unschön nach Mary Sue (oder erweckt bei mir zumindest diesen Eindruck). Oder, wenn wir bei Trek sind: Das klingt nach Wesley Crusher (Roddenberrys angeblicher Self-Insert, witzigerweise). Besonders übel sind da direkte Konfrontationen, bei denen der Canon-Charakter den Kürzeren zieht (wobei ich zugeben muss auch schon Gedankenspiele in die Richtung betrieben zu haben).
Was das in den Hintergrund rücken der eigenen Charaktere angeht, würde ich sagen dass das schon eine legitime Zielsetzung sein kann. Wiederum: Die sind in der Regel (wenn man sich nicht bei obskuren Einszenencharakteren bedient) Legenden oder sonstwie herausragend. Dass die ihre Fähigkeiten nutzen um den überforderten Helden aus der Patsche zu helfen (aka "die Kavallerie zu spielen")
kann auch sehr gut wirken, man darf nur nicht in die Falle zu tappen, die eigenen Helden als inkompetent oder unselbstständig darzustellen.
2. Sie genau zu treffen, d.h. so darzustellen wie in den Serien/ Filmen, ohne dass sie wie Parodien wirken ist keine allzu leichte Aufgabe.
Dagegen hilft angeblich (selbst gemacht habe ich das noch nicht) ein Serienfolgen-/Filmmarathon, also das Ansehen des betreffenden Charakters in Aktion. Dadurch bekommt man mit der Zeit allmählich ein Gefühl für den Charakter, seine Redeweise, Gestik, Mimik, dass es leichter fällt ihn zu beschreiben. Dazu kommt, dass es je nach Charakter mehr oder weniger schwierig ist, manche haben ja einen sehr prägnanten Charakter (außerhalb Star Treks fiele mir da der elfte Doktor aka "Charlie Chaplin auf Speed" ein) oder sind sehr... flexibel in ihrem Verhalten (*hust* Voyager *hust*), das kommt einem beim Schreiben natürlich entgegen.
Einer der wohl klassischsten Momente wäre in einer "Pilotfolge" /-Roman, wie es auch in den Canon-Serien der Fall ist (bislang war - "Enterprise" mal ausgenommen - stets mindestens ein Charakter aus einer vorangegangenen Serie im Piloten dabei, wie Admiral McCoy in TNG).
Ja, die "Staffelstab-Übergabe" macht sich als Element sehr gut. Allerdings muss man selbst wissen, wie umfangreich man es halten will. Spielt der Charakter die ganze Episode über eine Rolle (als Berater auf dem Jungfernflug vielleicht) oder ist er oder sie nur für eine Zeremonie anwesend?
Wenn die entsprechende Episode/ der Roman in der Zukunft spielt, hat man einige Freiheiten mehr, denn Charaktere können sich über die Zeit verändern. Allerdings sollten solche Veränderungen plausibel dargestellt werden und zumindest immer noch eine gewisse Erkennbarkeit jenseits der rein namentlichen Erwähnung vorhanden sein.
Da kann man sich zu Nutze machen, dass manche Charaktere eventuell eine bereits angedeutete Zukunft haben. Gerade bei Trek war gefühlt jeder Charakter irgendwo mal in einer "alternativen Zukunft" zu sehen. Sich da zu bedienen kann hilfreich sein, wenn man ohnehin grob in die Richtung wollte. Picard als Botschafter wäre ein schönes, weil wiederkehrendes Beispiel (selbst die Romane scheinen in die Richtung zu gehen). Im Zweifel sollte man aber auch dabei prüfen, wie plausibel die Entwicklung wäre (s. u.a. "Worf bricht alle Verbindungen zur Föderation ab" in STO).
Wie bindet ihr Canon-Charaktere in eure Fan-Fictions ein, sofern ihr dies überhaupt tut?
Hmmm... Vorsichtig?

Im Ernst, ich habe da eine Heidenangst dass ein paar meiner Ideen in der Hinsicht nicht allen gefallen dürften. Grundsätzlich nehme ich mir aber nicht heraus, Canon-Charaktere "onscreen", also innerhalb der Handlung, sterben zu lassen. Hinweise der Marke "XYZ ist dann und dann soundso gestorben" sind aber etwas anderes. Mag an der Distanz zum Geschriebenen liegen, wenn man nur "historische Fakten" präsentiert.
Könntet ihr euch vielleicht sogar vorstellen, eine Fan-Fiction mit fast ausschließlich Canon-Charakteren als Protagonisten zu schreiben, die gerade NICHT in dem oben erwähnten "Slash"-Bereich angesiedelt ist? Also im Grunde genommen wie in den meisten kommerziellen StarTrek-Romanen?
Trek? Eher weniger. Einzelne Canon-Charaktere als "Gaststars" gerne und ich leihe mir auch sehr gern Namen und Gesichter aus dem Non-Canon-Bereich aus, aber nur auf dieser Basis zu schreiben wäre bei mir nicht drin. Wäre mir zu viel Aufwand, die einzelnen Charaktere Canongetreu zu halten.
Bei anderen Universen hätte ich damit weniger Probleme, wie bei dem oben erwähnten Doctor Who-Beispiel z.B. - allein weil ich immer mal den elften Doktor schreiben wollte.
