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Ist es tatsächlich schwierig eine "helle Geschichte" zu schreiben?

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David:
In der Diskussion in meinem FF-Bereich sind mir während einer Unterhaltung mit Rene Gedanken gekommen, die vielleicht auch für einige von euch ein Problem darstellen könnten:

Kann man überhaupt eine "helle Geschichte" schreiben, die trotzdem unterhaltsam und spannend ist?

Ich habe selbst festgestellt, dass viele meiner geplanten Werke doch eher dunkle Themen ansprechen (Opferung, Ferne Welten, Freibeuter, Dunkler Spiegel, Alioth's Töchter, etc.)

Wenn ich ehrlich sein soll, ich bin am überlegen, mir eine Story einfallen zu lassen, die wirklich mal "hell" ist, also nichts mit Krieg, Kriminalität oder irgendwas dergleichen zu tun hat.

Aber es ist sehr schwer, denn schließlich muss die Story ja trotzdem spannend sein.

Eine wirkliche Idee ist mir bislang nicht gekommen.
Wie handelt ihr das?

Habt ihr eine Geschichte in eurer FanFiction die man wirklich als "hell" definieren kann?
Warum scheint es so viel einfacher, eine Geschichte mit überwiegend "dunklen Inhalten" zu schreiben?
Warum scheint eine "helle Geschichte" immer nur auf "nonens" aufbauen zu können, die dann aber irgendwie nicht wirklich was mit "Science-Fiction" zu tun hat?

Anscheinend brauche selbst ich immer einen Antagonisten oder Ähnliches?
Zeit, zu diskutieren und Konzepte auszuarbeiten.

SSJKamui:
Na ja, ich meine, meine ersten Geschichten waren eher hell und freundlich. Da hat die Enterprise aber alte Artefakte gesucht und traf ab und zu auf in Tempeln eingeschlossene, antike Weltraummonster.

(Und Du willst scheinbar fast immer stark in Richtung Ethik gehen. Und wo es ein Gutes gibt, muss es zwangsläufig auch was Böses gehen.)

Bei mir war alles später sehr TNG Ähnlich. Obwohl ich Probleme hatte, hatte ich die verdrängt. Dann passierte ein Umbruch und ich war auf einmal oft schlecht gelaunt und bekam häufig Weinkrämpfe. Zu der Zeit schrieb ich auch die Geschichte, die meine dunkle Periode begann.

Es handelte davon, dass aus irgendeinem Grund eine temporale Anomalie erschien, die viel in der Galaxis zerstörte. Die Föderation kam nicht dahinter, was es damit auf sich hatte. Die Romulaner glaubten irgendwie, das wäre eine Waffe der Föderation und begannen einen Großangriff auf die Föderation. Das Chaos nutzen Cardassianer, um zu putschen und mit dem Dominion ebenfalls einen Angriff auf die Föderation zu starten.

Durch die Anomalie wurde auf einmal die Sonne der Erde zur Supernova und die Erde musste evakuiert werden. Die Transporterfrequenzen wurden aber knapp und es begann ein Bürgerkrieg um die Rettung von der Erde. Dann auf einmal schickte die Sonne einen riesigen Sonnenwind zur Erde, der alle Endergiegeneratoren lahm legte. Das führte dazu, dass bei vielen Warpreaktoren die Eindämmung schwächer wurde. Man konnte die Notstromagregate nicht rechtzeitig aktivieren, weshalb auf mehreren Reaktoren ein Kernbruch passierte, der die Erde zerstörte.

Die Enterprise konnte nichts machen, ausser mit den letzten Überlebenden aus dem Sonnensystem zu fliehen. Aber auf Grund der traumatischen Erlebnisse wurde Worf Wahnsinnnig und brachte verschiedene Crewmitglieder um, bevor er selbst erschossen wurde. Unter den 0pfern befand sich auch Captain Picard. Riker übernahm das Kommando.

Danach wurde die Enterprise von Q aufgesucht, der gesagt hatte, dies alles sei der Vorbote zu einer großen Dunkelheit, der alles in die schlimmstmögliche Hölle verwandeln würde. Die einzige Chance wäre es, wenn die Enterprise vorher das Universum vernichten würde, durch Manipulation der Anomalie. Dies wäre die einzige Chance, das große Leid noch abzuwehren. Nach einigem Zögern tut man das und kämpft sich durch die Anomalie, um den "selbstmord des Universums" durchzuführen.

Danach hatte ich wieder was Helleres versucht, aber nur noch Düsteres hatte einigermaßen Erfolg. (wurde also nicht komplett ignoriert.) Und scheinbar besaß ich ein Talent für Horrorgeschichten.

Weil ich gehört hatte, Autoren wie Yoshiyuki Tomino, Phillip K. Dick und Hideaki Anno hätten ihre Erfolge aufbauend durch Analyse ihrer eigenenen Traumata gewonnen (neben der philosophischen Thematisierung) versuchte ich das auch. Daneben hatte ich in Autorenguides gelesen, man sollte seine eigenen Alpträume verwenden. Dies versuche ich ebenfalls. (Und ich träume ständig von Folter, Hirnwäsche und nuklearen Katastrophen.)

Teilweise versuchte ich mich damals auch stark vom optimistischen TNG abzugrenzen, was ich für etwas scheinheilig hielt.

Visitor5:
Ja, kann man! "Breakfast with Wana" war so eine, ganz lustig und unterhaltsam.  :D

Auch "Wofür es sich zu Leben lohnt" ist eine "helle" Geschichte. Das wird vielleicht aber erst klar, wenn man die 100 Antworten auf Star's Fragenkatalog kennt! ;)

Hm... USS Calypso war auch eine helle, lustige Geschichte...

Hm... Ich muss mal schauen, ob ich die beiden letztgenannten noch habe, dann stelle ich sie hier wieder ein, wenn du daran Interesse hast? Gerade die ersten beiden sind sogar ziemlich kurz, jeweils zwei Din A4-Seiten, eher weniger.

Auch TOSG ist im Grunde genommen eine äußerst lebensbejahende Geschichte.


--- Zitat von: SSJKamui am 16.10.13, 18:48 ---Teilweise versuchte ich mich damals auch stark vom optimistischen TNG abzugrenzen, was ich für etwas scheinheilig hielt.

--- Ende Zitat ---
Gerade TNG ist äußerst optimistisch und ziemlich überzeichnet (Paradebeispiel Wesley Crusher!) und auch ich versuche das "wahre, egoistische  Leben" zu beschreiben - oder das, was ich zumindest dafür halte!  :D

SSJKamui:
Ich bin auch stark existenzialistisch geprägt und diese Schule der Philosophie war extrem Düster. (Beispielsweise Heidegger "Das Leben besteht hauptsächlich aus Angst, nur die meisten Menschen wollen dies nicht wahrhaben, sondern opfern ihre Freiheit für die Illusion von Sicherheit" oder Kierkegaards Existenzielle Verzweiflung, Schopenhauers Dilemma der Stachelschweine (wir menschen können nicht anders, als uns andauernd gegenseitig weh zu tun)) Da kommt nicht viel besonders optimistisches heraus. obwohl ich jetzt auf der position bin "es ist besser, dass der mensch schlecht ist."

Max:

--- Zitat von: David am 16.10.13, 17:57 ---Kann man überhaupt eine "helle Geschichte" schreiben, die trotzdem unterhaltsam und spannend ist?

--- Ende Zitat ---
Das ist der Grund gewesen, wieso ich auf den "Die Utopie als Geschichte"-Thread gekommen bin: Die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen positiver Settings.


--- Zitat von: David am 16.10.13, 17:57 ---Aber es ist sehr schwer, denn schließlich muss die Story ja trotzdem spannend sein.

Eine wirkliche Idee ist mir bislang nicht gekommen.
Wie handelt ihr das?

Habt ihr eine Geschichte in eurer FanFiction die man wirklich als "hell" definieren kann?

--- Ende Zitat ---
Na ja, ich glaube, selbst mit einer eher konsverativen Sichtweise kann man so ziemlich die Hälfte der Satyr-Geschichten als "hell" bezeichnen.

Die Spannung entsteht bei "hellen" Geschichten dann halt auf eine andere Weise als bei den "dunklen". Ich denke, man muss viel eine besondere Art der Neugier setzen: Die Geschichte sollte dann eine Art Rätsel bieten, dessen Lösung dann spannender als die Frage sein kann, welches Raumschiff am Ende welches zerstört (zumal da ja ohnehin oft strenge Vorgaben die Antwort vorwegnehmen).

Ich habe für mich erkannt, dass ich das rätselhaft Fremde am Weltraum faszinierend finde - und dieses Fremde kann sich oft den Kategorien "hell" und "dunkel" oder "gut" und "böse" entziehen bzw. je nach Standpunkt Anteile von beidem haben.


--- Zitat von: David am 16.10.13, 17:57 ---Warum scheint es so viel einfacher, eine Geschichte mit überwiegend "dunklen Inhalten" zu schreiben?
Warum scheint eine "helle Geschichte" immer nur auf "nonens" aufbauen zu können, die dann aber irgendwie nicht wirklich was mit "Science-Fiction" zu tun hat?

--- Ende Zitat ---
Ich wüsste nicht, warum eine "helle" Geschichte zu Nonsense werden oder nicht Sci Fi sein sollte. "Sandfarben" ist meiner Wahrnehmung nach durchaus Science Fiction und ich würde auch behaupten, dass der Inhalt durchaus einen Sinn hat ;) :D

"Dunklere" Geschichten zu schreiben, stelle ich mir wenn überhaupt dann deswegen leichter vor, weil dort einfach zu erkennende und zu beschreibende Konflikte die Rolle des Spannungslieferanten einnehmen. Ähnliches gilt dann auch für die Charaktere und deren Entwicklung: Die "dunklen" Inhalte fordern halt extremer.
Allerdings kann man bei düsteren Geschichten leicht in die Falle tappen, schablonenartig vorzugehen, sowohl bei den Themen, als auch bei den dahinter stehenden Motiven / Botschaften.


--- Zitat von: David am 16.10.13, 17:57 ---Anscheinend brauche selbst ich immer einen Antagonisten oder Ähnliches?

--- Ende Zitat ---
Gegen einen Antagonisten ist ja auch nichts einzusetzen. Es muss bloß nichtt immer ein Alien mit einer Waffe in der Hand sein; sondern vielleicht etwas anderes, konkret oder abstrakt: ein Rätsel, ein Raumphänomen, die Zeit...


--- Zitat von: SSJKamui am 16.10.13, 18:48 ---Na ja, ich meine, meine ersten Geschichten waren eher hell und freundlich. Da hat die Enterprise aber alte Artefakte gesucht und traf ab und zu auf in Tempeln eingeschlossene, antike Weltraummonster.

--- Ende Zitat ---
Hast Du die Geschichten noch oder planst Du vielleicht sogar ein Revival? Also ich wäre ein begeisterter Abnehmer solcher Konzepte!


--- Zitat von: SSJKamui am 16.10.13, 18:48 ---Bei mir war alles später sehr TNG Ähnlich. Obwohl ich Probleme hatte, hatte ich die verdrängt. Dann passierte ein Umbruch und ich war auf einmal oft schlecht gelaunt und bekam häufig Weinkrämpfe. Zu der Zeit schrieb ich auch die Geschichte, die meine dunkle Periode begann.

--- Ende Zitat ---
Es ist interessant, wenn das eigene Empfinden eine so prägende Rolle in Bezug auf die Auswahl von Schreibstoffen hat.
Spontan würde ich sagen: Hat man Probleme und lässt sie in düstere Geschichten einfließen, können die Texte dadurch intensiver werden. Ist man praktisch rundum glücklich, bedeutet das glaube ich aber nicht, dass dann bessere utopische Geschichten heraus kommen. Ich könnte mir vorstellen, dass auch jemand, der Utopien schreibt, einen guten Einblick in eigene und allgemeine Probleme hat.

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