Es stellt sich für mich halt die Frage, was ein Konflikt oder eine Hürde ist.
hm... zumindest etwas was einen Äusseren Einfluss/Zwang enthält, ein Element der Situation auf das man keinen Einfluss nehmen konnte. Siehe eben die Besteigung eines 8000er Gipfels... Messner befindet sich nicht in einer Zwangslage hier etwas zu tun und zu handeln. Wenn er von dem Unternehmen ablässt hat es keine gravierenden Konsequenzen. Also wie Du schon schreibst, kein "echter" Konflikt. Konflikte kommen von Aussen - bzw. werden entscheidend dadurch mitbestimmt.
Na ja, keine Konsequenzen... Nimm eine Tiefseeexpedition. Ich weiß nicht wie viele Forschungsreisende (wohin auch immer) ihr Leben verloren haben, eben weil sie meinten, die Expedition durchziehen zu müssen. An sowas kann oft eine Menge Geld stecken und die Ausführenden müssen dann das Risiko eingehen, um den Erwartungen der Geldgeber gerecht zu werden. Jetzt kannst Du natürlich behaupten, dass das dann der Faktor ist, der von Außen ins Spiel kommt (und in einer heilen, hellen Welt niemand böse wäre, wenn Unsummen verpulvert worden wären). Gut. Dann haben wir den nächsten Faktor, der eine Zwangslage auslöst: Die Natur. Und da sind wir auch wieder beim Weltraum, der so feindliche Lebensbedingungen bietet, dass jede Reise zu bzw. durch ihn für mich per se schon eine Herausforderung darstellen kann.
Und selbst wenn es keinen echten Konflikt gibt, muss das einer Geschichte nicht schaden: Sie kann trotzdem vom Extremen erzählen, Tiefgang haben, emotional berühren und spannend sein - dann halt durch Hürden und nicht durch Konflikt. Aber da sind wir auch wieder schnell bei der Terminologiediskussion

Ich finde, das passt auch deswegen zur Science Fiction, weil der Weltraum per se ein Ort der Extreme ist. Dort braucht es nicht einmal Kriege für Herausforderungen.
Wie wären ein paar Beispiele? Dann bleibt es nicht so theoretisch.
Da ist viel denkbar.
Eine kleine Linkparade

:
"Der Trick",
"Was wir hassen", an sich auch
"Die Schlucht".
Ich persönlich wäre ja inzwischen auch immer mehr bereit, diese Auseinandersetzung mit dem All philosophisch werden zu lassen. Ich konnte es leider noch nicht in eine Geschichte "gießen", aber grundsätzlich ist für mich die Frage legitim, wie der Mensch, der für die Natur "konstruiert" ist, überhaupt im Weltraum existieren kann. Vorstellbar ist für mich zum Beispiel, dass es Inhalt einer Geschichte sein kann, wie ein Astronaut schlicht versucht, in der Unendlichkeit nicht verrückt zu werden: Von Dimensionen, die das menschliche Hirn nicht mehr erfassen kann, umgeben zu sein, kann eine Herausforderung sein.
(Wie sich der Mensch in seiner Umgebung zurecht findet, ist grundsätzlich ja auch eine interessante Sache für die Science Fiction, weil es nicht nur um die Spiegelung gesellschaftlicher Verhältnisse geht, sondern ja immer mehr auch um Ökologie).
Dabei muss es nicht bleiben. Mir schwebt auch ein Geschichtenansatz vor, wie ich ihn auch in einem von Davids Threads angedeutet habe: Ein Mensch kommt auf die Welt und hat von seinen "Altvorderen", die erfolgreich für die Verwirklichung der Utopie gekämpft habem, nur den einen Auftrag mit auf den Weg, die "menschliche Mentalität" zu verbessern. Es handelt sich bei so einem Menschen quasi um einen modernen griechischen Philosophen. Und es ist eine ganz merkwürdige Herausforderung, denn was willst Du schon am Paradies verbessern? (Lustiger Weise könnte auch so eine Geschichte auf ein Szenario "Kampf wider dem Wahnsinn" hinauslaufen

).
Geschichten aus der Reihe "Da gedachte ein zweiter des Satyrs" gehen ja auch in eine Richtung, bei der man nicht sagen kann, dass es einen Krieg braucht, um eine Herausforderung oder allgemein eine Geschichte zu generieren. Ich glaube also, dass sich hierzu auch was in ST ausdenken lässt.
Alles aber nur aus dem Stehgreif geschrieben. Sollte ich in Zukunft weiter schreiben können, kann ich Dir vielleicht in einem, zwei, fünf, zehn oder mehr Jahren dazu noch mehr sagen, weil mich die Möglichkeiten und Grenzen der Utopie ungemein interessieren.
Das einzige Konzept das ich mir dazu vorstellen kann ist ein Randwelt-Kolonie Szenario. Eine neue Kolonie im Aufbau die zu errichten ist, ein Raumschiff im Orbit was angrenzende Systeme erkundet... hier hätte man vier potentielle Konflikte...
a) die Kolonisten untereinander (Personenkonflikte) die eben mitbestimmen wollen wie die Kolonie aufgebaut wird
b) die Kolonisten gegen die Natur des unbekannten neuen Planeten
c) das Raumschiff das angrenzendeSystem erkundet (Erforschung)
d) die Kolonisten vs. Raumschiffbesatzung, wenn die unterschiedlichen Ansprüche der Gruppen aufeinander treffen
Hier überlege ich, inwieweit in einer heilen, "hellen" Geschichtenwelt a) und d) überhaupt richtig passieren dürfen

Tatsächlich halte ich das aber auch für eine der hierzu kritischen Fragen: Wie eingreifend dürfen Personenkonflikte eigentlich werden? Gipfelt es in einem Mord, ist das nicht mehr wirklich leicht des "hellen" (ich kann mich mit dem Wort nicht ganz anfreunden) Konzepts. Uniformiertes Denken ist aber schon wieder so extrem, dass es den Individualismus derart bricht, dass es auch nicht mehr utopisch ist.
In Deinem Konzept sehe ich einen sehr konstruktiven Ansatz, das heißt, etwas wird errichtet, aufgebaut, ausgebaut. Gleichzeitig ist das ein sehr handfestes Konzept und deswegen ist es sicherlich auch gut fürs Fernsehen (letztlich dann auch für ST) geeignet.
c) ist natürlich ein weites Feld, jedenfalls wenn die Erforschung mehr bedeutet als das Sammeln von Zahlen und die Wiedergabe der Wahrnehmung. (Eine Randnotiz zum letzten Aspekt: Warum immer Prosa? Utopische Lyrik - hätte ich doch nur ein besseres Metrikempfinden!)
Und weil Du DS9 erwähntest.... diese Serie ist/war, so wie sie lief nie geplant gewesen. Das Ursprüngliche Konzept zielte zwar auf einen dunkleren Ort ab, aber niemals auf ein Kriegsszenario soweit ich weiß. Es sollte um eine Raumstation am Ende des erforschten Bereiches egehen wo sich verschiedenste Völker treffen - das ganze hinterlegt mit einer Art kalten Krieg/Politik Plot (Cardassia - Bajor)... der eigentlich NACH dem Krieg da spielt.
Dennoch hat man dieses Konzept schon Mitte der zweiten Staffel schon... verbogen und spätesten zu Ende der dritten Staffel geändert. Es war (offenbar) nicht mehr genug Potential da.
Bei DS9 ist so einiges nicht richtig aufgegangen. Am eindrücklichsten zeigt das mMn die "Defiant", durch die man am Ende dann doch wieder mobil war und mit einem Raumschiff ins All flog, statt stationär zu bleiben. Der Einstieg wäre indes wirklich geeignet gewesen, eine Utopie zu errichten, aber das glaube ich wäre dann am Ende doch etwas viel verlangt gewesen. Eine Möglichkeit hätte auch sein können, sich dann voll und ganz den außerirdischen Besuchern zu widmen.
Gerade der verzweifelte Kampf, das Fremde akzeptieren zu wollen, ist doch auch nicht ohne Reiz - nicht in erster Linie, weil das dann so optisch opulent wie eine Schlacht wäre, sondern schon allein deswegen, weil man es nicht schon tausend Mal in tausend Serien gesehen hat.
Nicht? Also ich kann mich sowohl zu den Klingonen, als auch Cardassianern, besonders zum Dominion und den Borg an die "Die Jungs sehen bedrohlich aus, aber wir versuchen mal sie zu akzeptieren" Stories erinnern... Die darin mündeten das diese wiederkehrenden Spezies nach einigen Folgen kriegerisch mächtig zugelangt haben. Am Ende standen die Captains immer da wie naive Kinder... von den fiesen Aliens getäuscht und ausgetrickst.
Daher würde mich mal interessieren wie so etwas für Dich aussehen würde - also was genau stellst Du Dir darunter vor... das Fremde zu akzeptieren und wenn Du es so schreibst, wo siehst Du da... Stories & Potentiale?
Na also, Klingonen, Cardassianer, die Formwandler, die nichts besseres wussten, als sich die Form von Menschen zu geben, und letztlich auch die Borg - das sind eben die doch einigermaßen typischen Star Trek-Außerirdischen, also Wesen mit ziemlich menschlicher Gestalt und einseitig übersteigerten menschlichen Eigenschaften. Das will ich nicht verteufeln, denn die Botschaft "Wir finden das Fremde in uns und uns im Fremden" ist ja durchaus gut und auch für den Alltag im Umgang mit anderen Nationen oder Religionen hilfreich. Karikiert wurde das dann aber eben leider doch nicht selten, indem es dann mit diesen Alien Krieg geben musste.
Wirklich fremdartig sind diese Wesen nicht. Ich dachte da eher an Lebewesen wie das aus ENT "Vox Sola" oder auch die Caines aus SSJKamuis Projekt - so fremdartig, dass man auf Anhieb das verbindende Element durch das bloße Inaugenscheinnehmen unmöglich erkennen kann, sondern umgekehrt angewidert ist oder die Lebensform nicht als Lebensform wahrnimmt (bis es "zu spät" ist).
Einen Klingonen zu akzeptieren, sollte möglich sein. Aber stell Dir vor, jemand verlangt von Dir, einer Morchel mit Empathie zu begegnen! Klar, man wird sich hier veralbert vorkommen, aber nur, weil man weiß, dass eine Morchel kein intelligentes Lebewesen ist. Aber wäre sie es, wäre es durchaus eine Herausforderung, eine gemeinsame Ebene zu finden.
Ich denke hier wieder in Lem-Kategorien; und gerade "Fiasko" hat mich sehr beeindruckt und auch beeinflusst, wobei ich zugebe, dass sich Lem gerade in Bezug auf das Thema Kommunikation das Leben nicht so schwer gemacht hat (Stichwort "Märchen") und die hypergeniale Pointe des Romans verhindert hat, dass wir uns wirklich in die Tiefen der unterschiedlichen Lebenswelten der Menschen und Quintaner begeben konnten.
Hm, tue ich mich schwer etwas zu zu sagen.. derzeit scheint es an dem Begriff des Konfliktes vielmehr zu hängen als an dem der Utopie. Und derzeit reden wir wohl nur über kleine Konflikte (Zwischenmenschlich) oder grosse Konflikte (Kriege). Solange die Begrifflichkeit so diffus ist... schwierig. 
Hmm, okay, dann müssten wir die Begrifflichkeiten wohl erstmal klären