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Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
CaptainCalvinCat:
Ein paar Stunden vorher
McGee schaute seinen Boss entsetzt an, der gerade etwas gesagt hatte, was er am Liebsten nochmal zu hören einfordern wollen würde. Hinter ihm floss der breite Anacostia-River in einem ruhigen Tempo dahin – wenn auch nicht wirklich. Wenn man überlegte, dass sie in einem Holodeck waren… es machte einen die Realität anzweifeln.
So wie jetzt, in diesem Moment.
„Bitte, könntest Du das nochmal wiederholen, Boss?“
Der Senioragent schaute seinen Computerexperten aus diesen eisblauen, weisen Augen an und nickte: „Ich möchte, dass Du jetzt nach Hause gehst.“
„Aber – Ihr könnt mich beim Verhör gebrauchen. Ich… ich kann das. Ich habe geübt, ich habe mit Abby und Ziva geübt, ich… ich kann das.“
Gibbs legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Ich bezweifele nicht, dass Du in der Lage wärest, ein Verhör durchzuführen, ich bezweifele, dass Du in der Lage wärest, dieses Verhör durchzuführen.“, erläuterte sein Chef und McGee hatte das Gefühl, zu fallen.
„Wenn es um Kate geht… ich bin darüber hinweg.“
Gibbs schüttelte den Kopf.
„Es geht nicht um Kate – das weißt du.“
„Und um wen dann?“
Es mochte sein, dass die Frage ein wenig trotzig geklungen hatte und die Ermittlerlegende Leroy Jethro Gibbs durchbohrte ihn beinahe mit seinen Blicken.
„McConnaugh hat Dir etwas bedeutet.“
Kurz holte der Computerexperte Luft, schaute Gibbs an und blickte kurz zu Boden. Er nickte.
„J… Ja. Aber – ich bin in der Lage, das auszublenden.“
Ein leichtes, fast mitleidiges Lächeln war in Gibbs Gesicht zu erkennen, als er seinen jüngsten Agenten anblickte.
„Ich weiß, das glaubst Du. Ich dachte auch, dass ich in der Lage wäre, den NIS seine Arbeit tun zu lassen, als…“
Er brach ab. Zwar sprach Gibbs in der Regel nie über Shannon und seine Tochter, aber es gab diese Momente und wem konnte man sich dann besser anvertrauen, als einer verwandten Seele? Tim ahnte, dass sein Chef genau wusste, dass Laura McConnaugh – obwohl es ihnen nur sehr kurz vergönnt war, sich zu kennen – für ihn, McGee, zumindest eine gute Kandidatin auf den Posten der ‚einen’, der besonderen Frau, gewesen war.
Der junge Agent holte tief Luft und schaute seinen Boss an.
„Wir wissen nicht, ob Ari für den Tod Lauras verantwortlich ist. Ich weiß das. Es könnte auch jemand Anderes sein und ich will verdammt sein, wenn ich mich …“
„Ich kenne das alles.“, sagte die Ermittlerlegende und schüttelte den Kopf: „Glaub mir… jetzt bist Du sicher, dass du nicht ausflippen wirst. Aber wenn du das Schwein siehst, wenn du siehst, wie er unbekümmert im Auto sitzt und… wie er sich im Verhörraum auf dem Stuhl aalt. Du wirst ihm das Gesicht einschlagen wollen. Glaub mir, ich habe es erlebt.“
McGees Blick traf den von Gibbs.
Und er sah, dass in den Augen seines Chefs kalte Wut funkelte. Es war nicht so, dass dort tatsächlich Zorn lodern würde, es war eher sowas wie extreme, glitzernde Kälte.
Da wusste er, dass er keine Chance hatte, sich gegen seinen Chef durchzusetzen. Nicht in dieser Angelegenheit und nicht hier. Aber einen kleinen Trost hatte er – Ari würde bezahlen. Da war er sich sicher. Gibbs würde ihn so hart durch die Mangel drehen und keiner würde hereinkommen, und ihn davon abhalten, es zu tun. Vermutlich würde man noch Eintrittskarten verkaufen müssen. Er sah es schon vor sich, wie Ari immer wieder in die Ecke gedrängt wurde – sowohl metaphorisch, als auch real, und er gönnte es dem Schweinehund.
Vermutlich war es auch besser, dass er nicht anwesend sein würde.
Er wandte sich zu Ziva und Tony, nickte beiden freundlich zu und machte sich auf den Weg zum Transporterraum. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, denn es war ein Raumschiff der Intrepid-Klasse, auf dem er war. McGee kannte sich hier aus – er hatte nicht umsonst Voyager gesehen.
„Lenk dich ab, Timmy.“, dachte er sich, „Lenk dich ab. Laura ist tot, aber ihren Mörder trifft die gerechte Strafe. Lenk dich ab.“
„Computer, Ausgang.“, hörte er die Stimme Cals und hob den Kopf.
Der Offizier nickte ihm zu: „Agent McGee.“
Dann wandte er sich zum Ausgang.
Der Agent folgte ihm, als Cal stoppte, den Kopf in den Nacken legte, als fiele ihm gerade ein, dass er was vergessen habe, und sich auf dem Absatz umdrehte. Er schaute nun ihn – Timothy McGee – an.
„McGee… Tim… Agent… ich… es tut mir leid. Ich hätte auf der Erde nicht so… es war nicht fair von mir.“
McGee schaute ihn an und zuckte mit den Schultern: „Hey, ich kanns verstehen. Vermutlich würde ich genau so reagieren, wenn ich erführe, dass ich ein ausgedachter Charakter bin und Leute über mich Fanfictions schreiben, in denen ich die Liebe meines Lebens finde und sie gleich wieder verliere. Oder in denen man mich mit meinen Mitarbeitern zusammen-pairt.“
Cal grinste: „Ich weiß nicht – eine Mc/Abby-Shipping-Story wär doch mal was. Oder wie wäre es mit einer Mc/Ziva?“
Der Agent schaute ihn, mit einer Mischung aus Verlegenheit und Amüsement an: „Solange es keine Mc/Tony ist.“
„Amen to that, brother.“, lachte der Captain und zwinkerte ihm gut gelaunt zu, ehe er über seine Schulter deutete: „Ich muss jetzt in die Krankenstation. Mein Typ wird verlangt.“
„Schon Klar, Captain:“
„Cal. Nennen Sie mich Cal.“, sagte der Offizier und hielt ihm die Hand hin, die dieser ergriff und mit einem „Ich bin Tim“ antwortete.
„Okay, Tim.“, machte der Captain, ehe er nach links deutete und sagte: „Dort geht es zum Transporterraum. Ich bin sicher, Du sollst dich runterbeamen lassen, ja?“
„Woher weißt du das?“
Cal zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung – ich glaube, ich würde es an Gibbs Stelle auch so machen, wenn einer meiner Crewmitglieder gerade seine Schwierigkeiten hatte.“
„Und woher weißt du das?“
Tim verschränkte die Arme, schaute den Captain aufmerksam an, der den Kopf schieflegte und seine Arme ausbreitete: „Raumschiff aus der Zukunft? Ich weiß einiges. Zwar nicht alles, aber… den Großteil. Du hast heute eine Person verloren, mit der Du eine Beziehung hättest haben können.“
Nun verengten sich McGees Augen zu schlitzen: „Du wusstest das und hast nicht eingegriffen?“
„Erstens wusste ich es nicht, sondern hab vorhin Ziva und Tony darüber reden gehört – und zweitens, selbst wenn ich es gewusst hätte, hätte ich nicht eingreifen können. Du weißt doch… die verdammte erste temporale Direktive.“
„Zum Teufel damit. Die wurde oft genug gebrochen!“, sagte der Agent laut und Cal nickte: „Das ist schon richtig, aber nicht so oft an einem Ort. Das könnte das Universum ein wenig… also… erm…. Naja, es geht nicht.“
Wie konnte dieser Sternenflottenoffzier nur so… stur sein?! Er – McGee – hatte gerade jemanden verloren und der Captain hatte die Möglichkeit und …
McGee funkelte ihn an: „Du willst es nur nicht.“
„Hey, das ist unfair. Ich würde gerne, aber… ich kann nicht.“
Eine kultiviert-klingende Stimme mischte sich ein: „Er kann es wirklich nicht.“
Verblüfft drehte sich McGee um, und musste sich zusammenreißen, damit ihm nicht die Kinnlade herunterklappte. Angelina Jolie war Sternenflottenoffizier?
„Miss… Miss Jolie, ich…“, stammelte er, ehe er sie erneut anblickte.
Die vermeindliche Schauspielerin lächelte und ging auf ihn zu: „Ich bin nicht Angelina Jolie. Ich bin Angela Stone und – ja, ich bin eine der Nachfahrinnen der Schauspielerin.“
Erneut ein Lächeln, dann nickte sie Cal zu: „Der Captain kann wirklich nicht anders. Es gibt schließlich Regeln. Die erste temporale Direktive darf gebrochen werden, wenn etwas passiert, das so nicht hätte stattfinden sollen – beispielsweise das Auftauchen Aris in dieser Zeit. Allerdings ihn daran zu hindern, Laura zu töten ist – so traurig es ist – falsch.“
„Warum? Schließlich wäre sie, wenn Ari nicht in unsere Zeit gebracht worden wäre, nicht gestorben.“
Stone zuckte mit den Schultern.
„Temporale Logik ist nicht immer logisch, wissen Sie? Ich wünschte auch, ich könnte in die Vergangenheit reisen und den Tod meines Mannes verhindern, aber…“
McGee schaute sie an: „Ihr Mann?“
„Ja, mein Mann war Thaddeus Stone.“
Irgendwie war das der Auslöser. Er dachte darüber nach und – egal wie er es auch drehte und wendete, es machte Sinn und gleichzeitig nicht. McGee wünschte sich, dass es die Möglichkeit gäbe, Laura zu retten, aber irgendwie war ihm klar, dass es sie nicht gab.
Angela schaute ihn an, lächelte traurig und sagte: „Wir sind die Hinterbliebenen. Wir müssen das, was unsere Geliebten ausmachte, weiter in uns tragen, sonst sind sie umsonst gestorben.“
Der Captain der Dragonfly blickte sie an und blinzelte: „Wow, das war… gut.“
McGee lag in seinem Bett und die Ereignisse der letzten Stunden verfolgten ihn.
Er sah, wie er von Ari erschossen wurde – was ja nicht wirklich passiert war – er sah, wie Ari Kate erschoss und wie er Laura tötete… und dann schlief er ein.
Jetztzeit
Die Tür des Aufzugs öffnete sich und ein gut-erholter McGee verließ den Fahrstuhl. Er staunte nicht schlecht, als er Tony an seinem Schreibtisch sitzen sah. Hatte der Halbitaliener ein…
„Wenn Du mich auf mein blaues Auge ansprichst, verpass ich Dir eine Kopfnuss, Bambino.“, warnte der Mann und McGee hob abwehrend beide Hände, ehe er grinste: „Ich hatte nicht vor, nachzufragen.“
„So siehst Du schon aus.“, knurrte der Andere.
McGee ignorierte dies und ließ sich auf seinem Stuhl nieder, ehe er sich an Tony wandte: „Wo sind der Boss und Ziva?“
„Vermutlich beschweren Sie sich bei Vance über diesen Sternenflottenidioten.“, sagte der Angesprochene und warf einen missmutigen Blick auf seinen Computermonitor.
‚Sternenflottenidioten?’, fragte sich McGee und wollte gerade etwas sagen, als Agatha Silverbird den Bullpen betrat und zu Tony blickte: „Ihr könnt ihn doch nicht da unten eingesperrt lassen.“
„Warum nicht?“, fragte der Halbitaliener, „Nach dem, was er sich geleistet hat, kann er froh sein, dass wir ihn nicht vor die große Kanone am JAG-Hauptquartier stellen und sie abfeuern. Obwohl ich da nicht übel Lust zu hätte.“
McGee schluckte und blickte zu Agatha: „Was ist denn passiert?“
„Der ‚Captain’, setzte Tony an und schaute zu McGee herüber, „hielt es offenbar für angebracht, einen auf ‚Madman’ zu machen und dann Ari zu befreien.“
„Was?“, machte der Computerexperte und widmete seine Aufmerksamkeit der Rothaarigen, „Was hat er getan?“
Die XO zuckte mit den Schultern und man hatte den Eindruck, als würde sie jeden Moment die Beherrschung verlieren.
„Ich… es hat etwas mit der Richtigstellung der Zeitlinie zu tun.“, sagte sie und McGee richtete sich auf: „Richtigstellung der Zeitlinie? Darf ich Dich daran erinnern, dass man direkt hier“ – er deutete auf den Punkt, auf dem er stand – „eine mögliche Freundin von mir in den Kopf geschossen wurde? Der Mörder ist jetzt in der Vergangenheit und…“
„… wurde dort von mir erschossen.“, meldete sich die Stimme Zivas von der Treppe her. Sie kam langsam herunter und McGee sah, wie Tony sie ganz fasziniert anblickte. Ein leichtes, wehmütiges Lächeln umspielte die Lippen des Romanciers. So hätte es mit ihm und Laura auch laufen können.
„Traceless ist in die Vergangenheit teleportiert worden und hat das Ende gefunden, das er sowieso gefunden hat. Das dürfte Strafe genug sein.“, pflichtete Agatha dem bei und Tony seufzte.
„Für den Tod von Kate auf jeden Fall.“, erklärte er.
Tony konnte sich nicht helfen – der Fakt, dass dieser Mistkerl quasi einfach so davonkam… gut, er wurde in der Vergangenheit getötet, aber, es wäre ihm viel lieber gewesen, wenn er ihn hier noch ein wenig durch die Mangel hätte drehen können. Der Tod von Kate hatte ihn damals schwer getroffen und wenn es sowas wie kosmische Gerechtigkeit gegeben hätte, wäre es ihm zugefallen, den Mann umzubringen. Aber nein. So wollte er nicht denken.
Obwohl es wirklich einfacher gewesen wäre.Aber – als Bundesagent war man nicht auf Rache aus.
Kurz war er in seinen Gedanken versunken, als er den Blick Agatha Silverbirds bemerkte. Sein Kopf ruckte hoch und seine Augen fokussierten ihre.
„Commander“, setzte er an und wollte etwas sagen, als sie seufzend auf ihn zukam und sich vor seinem Tisch aufbaute.
„Es tut mir leid.“, sagte sie dann. Tony merkte, dass sie es ernst meinte. In ihrer Stimme schwang aufrechtes bedauern mit und er konnte sich nicht helfen – in ihren Augen konnte er es auch sehen.
Er nickte nur.
„Es… es ist okay. Ich war nur ein wenig sauer. Wissen Sie, dieser Typ hat meine Partnerin getötet und…“
Agatha nickte nun ebenfalls: „Ich kenne die Akten und ich bin mir sicher, die Entscheidung ist dem Captain nicht leicht gefallen.“
Schulterzuckend betrachtete er sie und lächelte dann – obwohl es ein wenig gezwungen wirkte. „Dafür hat er aber nicht lange überlegt, um nach Alternativen zu suchen.“
„Keine Ahnung – ich weiß ja nicht, wann Cal runtergebeamt ist.“
„Vor Ihnen, Commander.“
Die XO wiegte abwägend mit dem Kopf: „Ja, schon, aber das hat ja nichts zu sagen. Ich habe mich ja noch ein wenig mit Captain Stone unterhalten und wenn der Captain von der Krankenstation aus in den Transporterraum gegangen ist… dann hatte er einige Minuten, um darüber nachzudenken, was genau zu tun wäre.“
„Ich verstehe.“
Diese Antwort geben und dann auf den Bildschirm blicken, das war für Tony eine Handlung.
Er seufzte. Diese Frau hatte nicht verstanden, worum es ihm gegangen war. Wie sollte sie auch? Und er würde den Teufel tun, ihr zu sagen, was los war.
Tim öffnete die Tür des Verhörraumes, in dem Cal saß. Man konnte den Ort nun wirklich nicht gerade als Luxus-Herberge bezeichnen, aber er erfüllte seinen Zweck.
„Nun, Captain.“, sagte er und fixierte den Starfleet-Offizier mit einem Blick, „Ich verstehe Sie ja in gewisser Weise.“
Er umrundete den Tisch, hinter dem Cal saß und nahm Platz. Dann schaute er ihm in die Augen und suchte nach Wahrheit.
„Ich verstehe Sie… wirklich. Ari war eine Gefährdung. Sie mussten ihn in diese Zeit zurückbringen, aber warum konnten sie es nicht machen, bevor er Laura erschoss?“
Sein Gegenüber holte tief Luft und nickte dann.
„Klar, hätte ich tun können. Das Problem daran ist Folgendes. Wenn ich zu häufig in aufeinander-folgende, sequentielle Handlungen eingreife… dann machts bumm.“
McGee schaute ihn verblüfft an, ehe er seine Sprache wiederfand: „Soll… soll das heißen, dass sie ihr nicht helfen konnten, sie sogar opfern mussten, damit das Raum-Zeit-Gefüge sich nicht auflöst?“
Der Kommandant der Dragonfly nickte.
„Ja – sehen Sie, der Tod Lauras war, so unschön er auch ist…“
Der Captain brach ab, schaute Tim an und räusperte sich: „Ich würde darüber gerne mit jemand anderem sprechen.“
„Tut mir leid, Sie reden mit mir.“
„Weiß Gibbs, dass Sie das Verhör durchführen? Oder weiß Vance es?“
In dem Moment, in dem der Captain dies fragte, merkte Tim, wie ihm immer heißer wurde. Heiß vor Zorn. Sein Blut kochte und er war kurz davor, diesem selbstgerechten Captain eine Abreibung zu verpassen, aber… er hielt sich zurück. Es würde nichts bringen.
„Es tut mir Leid, McGee.“, sagte Cal in diesem Moment und schaute ihm in die Augen, „Wissen Sie… Sie wissen es vielleicht noch nicht, aber… Sie werden große Dinge leisten. Ich, Agatha, Angela – auch Vance – wir alle haben Ihr Team als so eine Art Superheldenteam kennengelernt – so ähnlich wie die Justice League.“
„Entschuldigen Sie?“
„Naja – Abby beispielsweise kommt doch so gut wie fast wenig aus ihrem Labor raus. Da wäre sie doch eigentlich ein ideales Oracle, während Sie, Tim, ein guter Nightwing wären.“
„Nightwing?“, fragte Tim, „Sie sehen mich als … als was. Dick Grayson, der früher Robin war?“
„Ja, so in der Richtung. Tony wäre ein guter Superman und Ziva…“
Er stockte und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Stellen Sie sich Ziva doch mal als Wonder Woman vor.“, sagte er dann, „Und… Gibbs wäre einfach nur ein cooler Dark Knight – also Batman.“
„Und wer wären Sie?“, fragte der Special Agent und Cal legte überlegend den Kopf schief: „Nun, Agatha ist eine wunderschöne Rothaarige mit Modelmaßen… sie wäre eine gute Mary Jane. Das macht mich zu…“
„Spider-Man? Nun machen Sie aber mal einen Punkt.“, grinste McGee und plötzlich änderte sich die ganze Atmosphäre, „Spider-Man. Das würde bedeuten, dass Sie wesentlich cleverer sind, als Sie vorgeben zu sein.“
‚Okay, das ist merkwürdig.’, dachte sich McGee, „klingt, als würden hier zwei Nerds quatschen.`
Der Captain zuckte mit den Schultern: „Gut, ich würde nicht sagen, dass ich cleverer bin, als ich aussehe, aber – wer sollte ich denn sein, ihrer Meinung nach?“
„Wie wärs mit dem Joker?“, schlug Gibbs vor und McGee zuckte zusammen. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sein Boss den Raum betreten hatte.
Cal, der kurz ebenfalls erschrocken wirkte, grinste zu McGee und deutete mit dem Kopf Richtung Gibbs: „Sag ich doch. Batman.“
Der Senior Special Agent warf einen finster-amüsierten Blick zu Cal und schaute dann McGee an: „Wenn Du hierbleiben willst, bleib hier, Elfenkönig. Aber Ziva oder ich stellen die Fragen.“
Der Romancier nickte, als Ziva ebenfalls den Raum betrat.
„Also, dann erzählen Sie mal, Captain.“, forderte Ziva ihn auf und fixierte ihn mit ihren nussbraunen Augen. Der Angesprochene schluckte und lächelte – ein wenig gezwungen wirkend – zu McGee, ehe er sich an Ziva wandte: „Nun, Agent David, wo soll ich anfangen?
„Da, wo wir vorhin abgebrochen hatten.“, schlug die hübsche ehemalige Mossad-Offizierin vor und der Captain nickte: „Natürlich, da.“
Er rollte kurz überlegend mit den Augen, ehe er Luft holte und zu sprechen begann.
„Ari ist wieder in der Vergangenheit. Damit ist die Zeitlinie beinahe korrigiert.“
„Beinahe?“, fragte Ziva, was ihr erneut ein Nicken des Captains eintrug: „Ja – beinahe. Sehen Sie – wenn die Zeitlinie komplett wiederhergestellt worden wäre, gäbe es diese nette, kleine Unterhaltung zwischen uns nicht, da wir uns nicht daran erinnern würden, dass Ari überhaupt hier war. Eventuell wären wir immer noch hier, weil ja Captain Stone ermordet wurde, aber – wenn…“
„Nein, auch dann nicht.“, sagte Gibbs und schaute ihn an, „Der Mord an Stone geht ebenfalls auf Aris Konto. Soviel konnten wir seinerzeit herausbekommen, bevor Sie den Tag zurückgespult und das alles noch schlimmer gemacht haben.“
„Hey“, machte Cal, „Da verwechselt man einmal eine Raum-Zeit-Kontinuum-Verändernde Granate und das wird einem immer vorgehalten.“
Gibbs funkelte ihn an: „Wenn Sie nicht wollen, dass ich Ziva sage, für wen Sie sie halten, dann reden sie besser schneller.“
„Wieso, für wen hält er mich?“, fragte die hübsche Agentin und schaute zuerst zu Gibbs und dann, mit zu Schlitzen verengenden Augen, zu Cal, dessen Lächeln gerade eine Spur gezwungener wirkte. Er fuhr sich am Kragen entlang, als sei er ihm gerade spontan ein paar Nummern zu Eng geworden und blickte dann, hilfesuchend, zu McGee, der jedoch nur grinste.
„Das ist doch nicht zu fassen.“, schimpfte Ziva ein paar Minuten später und kam auf Agatha und Tony zu. „Ich… ich fasse es echt nicht.“
Damit blieb sie vor beiden stehen und funkelte die XO an: „Dein Freund hat einen komischen Personengeschmack.“
„Wieso?“
„Er sagte, ich wäre… Wonder Woman.“
Agatha runzelte die Stirn, legte den Kopf schief und konnte hören, wie Tony hustete, um sich das Lachen zu verkneifen.
Die Israelin fuhr herum und funkelte den Halbitaliener an: „Das findest Du auch noch lustig, was? Er sieht mich in einem … was auch immer das sein soll.“
Ein kurzes Räuspern Agathas ließ sie sich wieder zu ihr herumdrehen: „Ja?“
„Und… nur so aus Neugierde, was hat er über mich gesagt?“
„Irgendwas von wegen Marihuana. Und… ach ja, Gibbs ist ein Fledermausmensch, während er McGee als … irgendwas mit Flügeln bezeichnete.“
Sie schaute zu Agatha und schüttelte den Kopf: „Dein Freund ist gaga.“
„Das ist nichts neues.“, erklärte die XO und runzelte die Stirn: „Was meinte er eigentlich mit Marihuana?“
„Keine Ahnung, ich hab nicht zugehört.“, sagte Ziva und wandte sich wieder an Tony, der sie gerade sehr lange ansah.
„Was ist?“
„Nichts, ich stelle mir dich nur gerade im Wonder Woman Kostüm vor.“, grinste der Halbitaliener und wollte sich gerade in Deckung begeben, weil er dachte, dass sie gleich etwas werfen würde. Aber nein, sie schüttelte nur den Kopf und zischte ein: „Männer.“
Agatha grinste zu Ziva herüber: „Ich weiß nicht, wo das Problem liegt, Wonder Woman. Schließlich ist dieser Comic-Charakter die Ikone der Selbstständigkeit der Frau. So war sie geplant und so wurde sie auch umgesetzt. Aber ich verstehe immer noch nicht, was Cal mit Marihuana meinte.“
„Mary Jane Watson.“, keuchte ein gerade den Bullpen betretender McGee und schaute zu Agatha: „Er hat uns alle mit Comic-Figuren vergleichen. Mich mit Nightwing.“
„Wie schön.“, meldete sich plötzlich vom Treppenabsatz Leon Vance und trat dann langsamen, gemessenen Schrittes die Treppe herunter und dann auf das Team zu, „Wenn das Verhör Captain Cats durch die Special Agents David, Gibbs und anscheinend auch McGee beendet ist, können Sie, Commander, und Ihr Captain, doch sicherlich in das 24. Jahrhundert zurückkehren.“
„Bei allem Respekt, Sir.“, meldete sich Agatha zu Wort, „Das glaube ich nicht ganz. Schließlich treibt noch Traceless sein Unwesen. Ich meine, der Mann, der Ari wieder in die Vergangenheit teleportiert hat, war Cal der sich Traceless Identität bediente, aber… er ist hier. Traceless ist in Washington. Wer sollte uns sonst den Tipp gegeben haben. Und ausserdem… irgendwas hat mich am Acrosstic gestört.“
„Und was?“
„Das werde ich Ihnen gleich zeigen, Captain Vance.“, sagte Agatha und griff nach ihrem Tricorder. Dann betätigte ihren Kommunikator: „Silverbird an Intrupper? Gina, könntest Du die Daten, die uns überhaupt erst darauf gebracht haben, uns hierher zu begeben, auf den Tricorder spielen?“
Die körperlose Stimme Ginas gab ein „Natürlich“ von sich und nach ein paar Sekunden sagte sie: „Download beendet.“
„Danke.“, sprach Agatha und deaktivierte die Verbindung. Dann wandte sie sich an McGee: „Kann man den Tricorder an euren großen Bildschirm anschließen?“
„Geben Sie her.“, sagte Vance, nahm das Gerät und betätigte einige Tasten, ehe auf dem großen Bildschirm, auf dem Gibbs und Konsorten auch sonst immer irgendwelche Daten abspielten, der Schnappschuss von Traceless Acrosstic auf dem Ewigkeitsplaneten erschien.
--- Zitat ---Tempus fugit.
Reflecting pool
Anacostia, Potomac,
Capitol.
Es ist wirklich schön hier.
Leider wird mir der Urlaub
Extrem vermiest.
Steine sterben, Fremde sind hier.
Scheidung MMXI
--- Ende Zitat ---
Ziva betrachtete die Worte auf dem Bildschirm und nickte: „Einer von Traceless Acrosstics.“
„Ja, soweit waren wir auch schon. Auch, die Sache mit „Scheidung MMXI“ haben wir herausbekommen. Damit ist nämlich der September und das Jahr 2011 gemeint. Und Reflecting Pool, Anacostia, Potomac und Capitol bezieht sich auf Washington D.C.“, sagte Agatha. Tim räusperte sich: „Steine Sterben – ganz klar eine Referenz zu Stone.“
„Ich weiß.“, nickte Agatha, „Aber was soll dieser Hinweis darauf, dass Fremde „hier“ sind? Washington D.C. ist die Hauptstadt der USA – sie wird immer von Fremden besucht.“
„Agatha?“, meldete sich McGee, „Ich rate hier nur mal ins Blaue, aber – was für andere Worte kennen wir für „Fremde“?“
„Fremde, etrangeres, strangers, …“, zählte Ziva auf, stockte, schluckte und schaute in die Runde: „Aliens.“
Agatha blickte zu Ziva und schüttelte den Kopf: „Das… das kann nicht sein. Nicht vor … naja, das dauert noch, bis die ersten Aliens hier landen.“
„First Contact, oder?“, fragte McGee und schaute die hübsche Rothaarige an, „Aber gab es nicht mal eine Folge der Serie „Star Trek: Enterprise“, in der Archer und T’Pol nach Detroit reisten – ins Jahr 2004? Vielleicht wissen die Menschen nichts davon, dass hier, 7 Jahre später, etwas Ähnliches stattfindet?“
„Das macht Sinn.“, meldete sich Tony, „Ich meine, wenn ich überlege, wie häufig ich beim Baltimore PD von Verrückten gehört habe, dass sie Aliens gesehen haben wollen.“
„Vielleicht stimmt das ja alles.“, ließ sich Ziva vernehmen und schaute zu Tony herüber: „Du hast nicht rein zufällig noch ein paar Kontakte zum Baltimore PD?“
„Klar“, sagte der Halbitaliener, „Meinst Du, ich lass meine Kumpels im Stich, nur weil ich jetzt beim NCIS bin? Die Poker-Runden sind der Renner.“
„Vielleicht sollten Sie dann mal nachfragen, ob sich in letzter Zeit wieder ein paar ‚Verrückte“’ gemeldet haben.“, schlug Vance vor und an seiner Stimme erkannte man, dass es keineswegs ein einfacher Vorschlag war.
„Ich kann einfach nicht glauben, dass ich nicht mitgenommen wurde.“
Die Stimme Abby Sciutos war laut und ein Zeugnis davon, dass sie extrem angenervt war. Sie ging in ihrem Labor auf und ab, schaute zu einer Puppe, deren „Gesicht“ ein Abbild von Tony war und deutete mit ihrem ausgestreckten Zeigefinger auf ihn.
„Tony, mach keine Witze, ich bin wütend!“
Damit wandte sie sich wieder in die andere Richtung und durchquerte das Labor, ehe sie stopte und wieder zurückkam.
Erneut stoppte sie und ließ einen Finger pfeilschnell und -gerade auf eine Puppe deuten, die mit einem Foto von Zivas Gesicht versehen war.
„Das hab ich gehört, Agent David. Werden Sie mir nicht komisch, junge Frau, oder ich gehe zum Director.“
Und kaum hatte sie dies ausgesprochen fuhr sie herum und deutete auf eine McGee-Puppe: „Fang Du nicht auch noch an. Ich bin genau so fähig wie Ihr auch.“
Damit wirbelte sie auf dem Absatz herum und ließ ihr Bein – logischerweise das, auf dem sie nicht stand – durch die Luft fegen, als würde sie jemanden mit einem Tritt zu Boden schicken.
„Danke.“, sagte sie und schaute zu den aufgestellten Pappkameraden, „Hat Ziva mir beigebracht. Also Ziva-Ziva, nicht… Ihr wisst schon.“
Das hatte sie tatsächlich. Sie erinnerte sich immer noch gerne daran, wie die hübsche Israelin sie mit in ihr liebstes Trainingszentrum in D.C. genommen und sie in die Grundzüge des Krav Maga eingewiesen hatte. Am Anfang hatte die niedliche Goth der Sache noch ein wenig skeptisch gegenübegestanden, weil sie befürchtete, nie so gelenkig und kräftig wie die Attentäterin sein zu können, aber nach einigen Übungen wurde sie eines Besseren belehrt.
Sie hatte die Wendig- und Gelenkigkeit um im Notfall ausweichen zu können – natürlich würde Abby nie zu derartigen Kunststückchen in der Lage sein, wie eine ausgebildete und trainierte Attentäterin, aber sie wäre in der Lage, sich ihrer Haut zu erwehren. Zumindest hatte Ziva ihr dies nach einem Training, als sie völlig verschwitzt und ausser Puste auf der blauen Matte gelegen hatten und versuchten, wieder ruhig zu atmen, gesagt und wer war sie, dass sie das Wort einer ihrer besten Freundinnen anzweifelte.
Erneut wirbelte sie herum, mit wehendem Laborkittel, der quasi wie ein Cape rauschte. Dabei gab sie Kampfschreie von sich, Angriffslaute und warf sich dann gegen eine imaginären Gegner als die Tür aufging und Ziva hereinkam.
„Abby, was tust du da?“, fragte sie, amüsiert lächelnd, was Abby dazu veranlasste, ebenfalls zu lächeln und dann von der aggressiven Kampfkunst in die Kunst der Bewegung umzuschwenken. Ein Rad schlagend, kam sie neben Ziva auf die Beine.
„Krav Maga. Hast Du mir beigebracht.“, erklärte sie und strahlte vor Kämpferstolz.
Ziva blickte sie an, nickte und deutete dann hinter sich, auf den Fahrstuhl: „Meinst Du, du könntest deine Freunde ein paar Minuten alleine lassen? Wir haben da einige Fragen an dich.“
„Okayyyy.“, machte Abby und sie ging vor, wenngleich sie keine Ahnung hatte, was sie erwarten würde.
CaptainCalvinCat:
Als Abby den Bullpen betrat, schaute sie verblüfft auf den großen Bildschirm. Sie deutete auf den Actosstic und sagte „Das ist ein Acrosstic“, ehe sie sich weiter durchlas, was der anonyme Autor ihnen mitteilen wollte.
„Ganz klar.“, meinte sie, nachdem sie kurz Luft geholt hatte, „Der Autor dieser Zeilen nennt sich Traceless, er weist darauf hin, wo er ist, und wann er dort ist, dass die Steine sterben werden – ich nehme mal an, es bezieht sich auf Captain Stone und seine Frau – und dass Aliens in Washington sind.“
„wow.“, machte Agatha, schaute die hübsche Goth an und ließ sich von Zivas Tisch, auf dem sie gesessen hatte, gleiten, „Ich muss sagen, ich bin sprachlos.“
Abby lächelte ihr freundlich zu: „Danke, Commander – aber es ist eigentlich nur die reine Logik. Wenn etwas wie eine Ente quackt, wie eine Ente geht und wie eine Ente schwimmt, wird es wohl eine Ente sein. Aber deswegen bin ich nicht hier, oder?“
„Nein, eigentlich nicht.“ ,Gibbs Stimme hallte durch den Bullpen, als er, mit einem Calvin Nathan Cat, den man mit Handschellen gefesselt hatte, vor Abby stehen blieb. Dann schaute er sie mit eisblauen Augen an, in denen eine gewisse Wärme zu sehen war, „Du bist hier, weil ich mich bei Dir entschuldigen wollte.“
„Wofür, Gibbsman?“, fragte die Forensikerin und schaute ihr Gegenüber aus überrascht aufgerissenen Augen an, „Was hast Du dir zu Schulden kommen lassen?“
„Wir hätten auf Dich hören sollen.“, sagte der Chefermittler, „Ich hab dich Hängen lassen.“
Abbys Blick veränderte sich. Ein leicht verschmitztes Lächeln war zu sehen und sie sagte, in einer erstaunlich guten Immitation des Älteren: „Niemals entschuldigen. Das ist ein Zeichen von Schwäche.“
„Ich mache eine Ausnahme.“, erklärte Gibbs und verpasste damit dem gefesselten Sternenflottenoffizier einen Stoß, der ihn in die Mitte des Bullpens brachte. Er taumelte, stoplerte über seine Füße und landete auf dem Boden – zwischen den Schreibtischen von Ziva und Tony – sodass Agatha ihm hochhalf.
„Sehr elegant, Gibbs.“, kommentierte Vance von seiner Position her und schaute zum Captain herüber, der sich gerade aufrappelte.
„Abby, könntest Du uns das Ding beschreiben, das Du gesehen hast?“, fragte Gibbs, Vance komplett ignorierend. Die Angesprochene blinzelte verblüfft.
„Wann?“
„Vor ein paar Tagen.“, entgegnete Gibbs und schaute sie an – man konnte feststellen, dass er gerade ein wenig ungeduldig wurde.
Abby überlegte kurz, machte dann einen Laut des Verstehens und nickte heftig: „Ja – klar. Das eine mal war ich hier – ich hab gerade Major Massenspektrometer was zu Essen gegeben…“
„Wer ist das und was isst der so?“, schoss Cal dazwischen, bekam aber von Agatha einen unsanften Stoß in die Magengrube und ein „Halt die Klappe und hör zu“ zugezischt.
Die Forensikerin schaute den Captain kurz amüsiert an: „Capitano, der war gut. Den muss ich mir merken.“
„Schön wärs.“, murmelte Cal und zuckte zusammen, als Agatha ihn warnend anblickte.
Gibbs räusperte sich: „Fahr fort, Abbs.“
„Natürlich. Also – ich gebe also Major Massenspektrometer gerade was zu analysieren und… da hör ich dieses laute Rauschen. Ich schau aus dem Fenser und seh einen großen Feuerball auf den Anacostia River zufliegen. Dann hab ich mich natürlich umgehört – da wollen Leute gesehen haben wie zwei Menschen aus diesem Ding gestiegen sind. Stellt euch vor, die haben nicht einmal die Polizei verständigt.“
„Da bin ich sehr dankbar für.“, ließ sich Cal vernehmen und schaute Abby entschuldigend an: „Tut mir leid, wenn wir Ihnen da so Angst eingejagt haben. Das waren nämlich wir.“
„Soweit war ich inzwischen auch schon.“, erklärte sie, „ich habe mich mit Tim unterhalten und spätestens, als Ihr sagtet, dass Ihr Starfleet wäret… also… das Problem ist gelöst.“
„Und das andere Licht?“, fragte Gibbs und Abby nickte: „Ruhig, Gibbsman, ich komm gerade drauf zu sprechen.“
Sie räusperte sich und begann, zu erzählen.
Ein Augustabend in Washington ist toll. Da ist immer was los, weil die Temperaturen es noch gestatten, sich draußen aufzuhalten, auch, wenn es weit nach Mitternacht ist. Abygail Sciuto saß auf der großen Wiese, die gerade zwei Gehminuten von ihrer Wohnung entfernt lag. Hier hatte sie schon Zeit mit McGee verbracht, als er noch in Norfork arbeitete, hier hatte sie den Hund ausgeführt, hier hatte sie Vergleichsproben für Erdanalysen genommen – aber vor allem konnte man an diesem Ort wunderbar abschalten. Besonders, wenn es so angenehm warm war, wie zu diesem Zeitpunkt.
Den Kopf in den Nacken gelegt, saß sie auf der Wiese, blickte nach oben zu den Sternen, die zahlreicher waren, als man sie durch die Lichtverschmutzung in Washington wahrnehmen konnte. Schade eigentlich.
Mit den Sternen war es sowieso eine faszinierende Sache. Das, was man auf der Erde sehen konnte, war alles – nur kein reales Abbild des Sternenhimmels anno 2011. Das Licht benötigte eine gewisse Zeit und wenn etwas hier auf der Erde beobachtet wurde, war es schon lange passiert.
Sie wollte nicht wissen, wieviele dieser Lichtpunkte schon lange nicht mehr existierten, wieviele schon längt von schwarzen Löchern gefressen oder als Supernovae verglüht waren – sie wusste nur, dass sie, wenn sie ihren wissenschaftlichen Intellekt ausblendete, einfach nur ein wunderschönes Bild sah. Der Sternenhimmel – ruhig, klar und obwohl sich die Erde schnell bewegte, blieben die Sterne optisch an einem Punkt.
Wenn man von den Perseiden absah.
Die Perseiden sind ein Sternschnuppenregen, der scheinbar aus dem Sternbild des Perseus kommt – in Wirklichkeit sind es natürlich Kleinstkörper, Sternschnuppen oder Weltraummüll, der in der Erdamtmosphäre verglüht. Kleine Lichtpunkte fielen und Abby hatte nie Schöneres gesehen.
Schade, dass McGee nicht hier war, sie hätte sich mit ihm hier hinsetzen können und die Perseiden beobachten. Und so, wie sich die nächsten Minuten entwickeln würden, hatte sich Abby oft genug gewünscht, dass sie einen Zeugen gehabt hätte.
Es ging alles mit einer Sternschnuppe los.
Sie fiel nicht vom Sternbild des Perseus auf die Erde herab, sondern mehr westlich und machte sich auf den Weg über den Himmel zu fliegen..
„Gut“, schoss es Abby durch den Kopf, „Es soll ja auch ein paar Ausreißer geben.“
Ihr wissenschaftlicher Verstand flüsterte ihr zu, dass die Schnuppe inzwischen aber ziemlich lange zu sehen war und über einen leicht extremen Kurs verfügte, als sie über sie hinwegflog, kurz stehenblieb, beschleunigte und dann Richtung Horizont verschwand.
„Was… war das denn?“, schluckte Abby.
Cal straffte seine Gestalt, was ob der Handschellen kein leichtes Unterfangen war, und blickte Abby an: „W… was soll das gewesen sein? Ich meine, Sternschnuppen tun sowas in der Regel nicht.“
„So schlau bin ich auch, Captain. Sicher, dass Ihr damit nichts zu tun habt?“
Der Captain nickte: „Todsicher. Aber nur, um noch einmal sicher zu gehen.…“
Mit diesen Worten wandte er sich an Agatha: „Schatz, haben wir was damit zu tun?“
Kopfschüttelnd schaute die schöne XO ihn an.
„Siehste.“, sagte Cal, ging zu McGees Stuhl und wollte sich setzen, als er bemerkte, dass die Handschellen ihn doch ein wenig behinderten. Sein Blick wanderte zu Gibbs: „Hey, Boss, wie sieht es aus – hätten Sie was dagegen, mich loszumachen? Ich meine – ich würde gerne – ich bin nicht so der Freund von … erm…“
Er stockte, schaute zu Agatha: „Wenn ich jetzt ‚Fesselspiele’ sage, hab ich die komplette Belegschaft am Boden liegen, vor Lachen, oder?“
Die Angesprochene schloss die Augen, schüttelte den Kopf und schaute ihn dann wieder an: „Schatz, Du hast es gerade gesagt.“
„Und ganz so lustig ist es auch nicht.“, sagte Tony, woraufhin Ziva ihn anlächelte: „Aber ziemlich amüsant.“
Damit beugte sie sich vor und wisperte: „Aber ich kenn wen, der auf Fesselspiele steht, oder mein kleiner Pelzarsch?“
Tony wurde rot, Cal und Agatha schauten einander an, grinsten und sagten gleichzeitig: „Och ist das süß!“
Dann rollte der Captain mit seinen Augen und schaute wieder zu Gibbs: „Boss? Handschellen?“
„Mal sehen.“, sagte Gibbs mit einem leicht maliziösen Lächeln, ehe er zu Tony und Ziva herüberschaute. Er spürte wie kurz sowas wie Ärger in ihm aufbrodelte wie Sodbrennen, aber irgendwie hatten die beiden Starfleetoffiziere Recht. Es war schon süß zu sehen, wie Ziva mit Tony flirtete. Zwar hatte der Chefermittler keine Ahnung, was Ziva dem Halbitaliener ins Ohr geflüstert hatte, aber die Reaktion des Angesprochenen zeigte, dass es offenbar flirtend gemeint war.
„Grün.“, sagte Abby plötzlich und Cal schaute sie an: „Hä?“
„Das Ding, das ich gesehen habe… es war grün.“, erklärte die Frau.
Plötzlich war Agatha auf den Beinen, ging auf Abby zu und legte ihr beide Hände auf die Schultern: „Kannst Du versuchen, es genauer zu beschreiben?“
„Ich habe doch nur einen Lichtpunkt gesehen. Er war grün – mehr war da… nicht.“
Sie stockte kurz und schaute die XO verblüfft an: „Ich glaube… der Antrieb dieses Raumschiffes… irgendwie hat er grün geleuchtet.“
Donald Mallard schüttelte den Kopf.
Das Leichenteil lag vor ihm und er betrachtete die Maserung des Fleisches genau. Sie war kränklich fahl, bis gar nicht existent. Vielleicht lag es daran, wie dieses Stück in seine Obhut geraten war. In einer Pfanne gebraten zu werden, das war ein Schicksal, dass man nicht einmal seinem schlimmsten Feind wünschte. Ob das Wesen wusste, was ihm bevorstand, als es eingefangen und mit einem elektrischen Schock betäubt wurde?
„Oh jeh.“, gab er in seiner alten, weisen Stimme von sich und schaute über den Rand seiner Brille den verschmitzt grinsenden Jimmy Palmer an, „Wissen Sie… in manchen Kulturen wird das Fleisch Verstorbener gegessen, weil man sich erhofft, die Seele dieser Person in sich aufnehmen zu können. Wenn wir uns an diese Kulturen halten…“
Damit warf er angewiedert einen Blick auf das parnierte Schnitzel auf dem Teller: „… würde ich mir hier vermutlich einen sehr zornigen Geist zuziehen. Es ist schon schlimm genug, dass das Tier sterben musste, damit wir etwas zu essen haben – aber dass es so totgebraten wurde, ist auch eine Zumutung.“
Damit deutete er mit der blitzenden Klinge seines Messers anklagend auf das Mittagessen, dass Palmer ihnen aus der Kantine geholt hatte.
„Ich erwarte ja nicht viel – ich habe ja schon meine Erwartungen heruntergeschraubt, aber, hätte man das Schnitzel nicht medium braten können? Musste man es denn nochmal töten?“
Der Pathologe seufzte. Eigentlich war Essen für ihn ein Erlebnis, dass er mit allen Sinnen wahrnehmen wollte. Den Geruch der Beilagen, des Hauptgerichtes, die Farbe, mit der die Nahrung – in diesem Fall: Das Schnitzel – auf dem weißen Teller beinahe leuchtet, der Geschmack eines wirklich gut gebratenen Schinkens oder einer Sauce Holandaise…
Die Sauce Hollandaise. Idealerweise war die Farbe kräftig gelb, aber hier…
Ducky schüttelte erneut den Kopf.
„Wussten Sie, dass das, was wir als Sauce Hollandaise kennen, eigentlich gar nicht aus den Niederlanden kommt, sondern aus Frankreich?“, fragte Palmer in diesem Moment und wurde durch einen leicht genervten Blick des Älteren zum Schweigen gebracht.
„Diese Soße ist ja beinahe zu ungenießbar.“, stellte er fest und schüttelte dieses Mal nicht nur den Kopf, sondern sich selbst gleich mit., „Ich glaube, ich muss mal ein gründliches Wort mit dem Küchenchef reden.“
Gerade in diesem Moment erwachte der kleine Bildschirm zum Leben, über den sich Abby manchmal mit ihm unterhielt. Nur, dass dieses mal nicht Abbys Labor zu sehen war, sondern der ganze Bullpen.
„Was gibt es, Duck?“, ertönte Gibbs Stimme und Ducky schaute auf.
„Abgesehen von der Beleidigung meiner Zunge durch dieses tote Schnitzel – nicht viel. Ich möchte Dir raten, bleib von der Kantine fern. Das Essen hat sich seit der neue Küchenchef hier ist, drastisch verschlechtert. Ich frage mich ernsthaft, wie man mit so wenig Kenntnissen über die richtige – liebevolle –Zubereitung unterschiedlicher Gerichte diesen Beruf ergreifen kann.“
„Wem sagen Sie das, Doktor Mallard.“, meldete sich Cal zu Wort, „Unsere Replikatoren haben auch keine Se…“
Weiter kam er nicht, denn Agatha legte ihm schnell die Hand auf den Mund und zischte ihm etwas zu, das verdächtig nach „Klappe!“ klang.
Was Cal offenbar nicht sehen konnte, war, dass Gibbs ein kurzer Anflug, eine leichte Idee, eines Lächelns über das Gesicht huschte. Dann schaute er Ducky in die Augen, „ Sag mal Duck, was gibt es neues bei der Autopsie Stones?“
Auf dem Bildschirm konnte man sehen, wie Ducky kurz Luft holte und in die Runde blickte.
„Also, es ist so, wie ich es Anfangs vermutet habe. Die Tatwaffe ist ein Langschwert. Der Täter hat sein Opfer von hinten mit einem einzigen, schnellen Schlag ermordet und ihn dann so liegen lassen, dass man ihn sehen konnte.“
„Aber warum hatte man ihn nicht schon eher gefunden? Warum musste Petty Officer McConnaugh erst daher gejoggt kommen, um ihn zu finden?“, fragte Ziva und schaute entschuldigend zu Tim herüber, der, kaum, dass er den Namen gehört hatte, unmerklich zusammenzuckte.
„Hmpf hmpf hmmmmmmpf.“, machte Cal gegen die Hand von Agatha und schaute sie an. Kurz betrachtete sie ihn nachdenklich, warf dann einen Blick zu Gibbs, der ihr zunickte.
Dann ließ sie den Mund des Captains los, der sofort nach Luft japste und seine XO dann anschaute: „Danke.“
Er wandte sich an Ducky: „Könnte es sein, dass – ich weiß nicht – das Schwert erst…“
Abby schnitt ihm das Wort ab: „Tolle Idee, Capitano.“
„Woher wissen Sie, was ich für eine Idee habe?“, fragte Cal und Abby lächelte: „Ich hatte die Idee selbst vor ner Knappen Stunde. Also – ich nehme an, was der Captain uns sagen will, ist Folgendes. Was ist, wenn das Schwert erst dann wirklich sichtbar ist, wenn die Sonne in einem bestimmten Winkel auf die Klinge scheint, sodass das Glitzern Neugierige Blicke anzieht?“
„Wenn ich wollte, dass jemand bestimmtes eine Leiche findet, würde ich genau so vorgehen.“, nickte Ziva und Abby strahlte, genau wie Cal. Dies zu sehen und ein leises „Was für ein Schleimer“ zu murmeln, war für Tony eine Handlung. Ziva bekam dies mit, lächelte aufreizend und lehnte sich wieder zu ihm herüber: „Was war das, Tony?“
Der Captain blinzelte, schien verblüfft ob der Charmeoffensive der Israelin zu sein und wandte sich an Agatha. „Sollten die Beiden jetzt schon so weit sein?“, raunte er ihr zu, was Agatha zu einem Schulterzucken hinriss, ehe sie wisperte: „Ich habe keine Ahnung. Eigentlich werden die Beiden ja erst in vier Jahren ein Paar, aber ich glaube, es macht nun keinen Nennenswerten Unterschied mehr, ob die Beiden jetzt zusammenkommen, oder erst in vier Jahren. Die Zeitlinie ist sowieso ziemlich durcheinander.“
Just in diesem Moment klingelte meldete sich lautstark Tony DiNozzos Handy zu Worte und brachte diesen dazu, es aufschnappen zu lassen.
„DiNozzo.“, identifizierte er sich und legte den Kopf lauschend schräg.
Die samtweiche Stimme, die aus dem Lautsprecher des Handys ölte brandete um Tonys Gehörgänge wie eine Flut der Erinnerungen.
Andrea. Vor zehn Jahren war sie noch eine recht junge Mitarbeiterin gewesen, die gerade frisch von der Polizeischule gekommen war – aber nachdem, was er so gehört hatte, war sie inzwischen das, was man als „tough as nails“ bezeichnete. Einen Moment lang überlegte er, sinnierte,woran es lag, dass er nur die Frauen, die wirklich tough waren, attraktiv fand. Das war es, was ihm bei Jeanne abgegangen war – sie war es einfach nicht gewesen. Kate, Ziva und eben auch Andrea jedoch waren die Sorte Frau, die er mochte.
Ein nostalgisches Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er sich daran erinnerte, wie er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Damals war sie – frisch von der Polizeischule - jemand, der es allen recht machen wollte. Damals hatte sie ihn noch an seine ersten Tage erinnert. Jetzt erinnerte sie ihn an seine letzten Tage im Baltimore PD.
Vielleicht war sie seine 10 Jahre alte Reflektion?
„hey, DiNozzo.“, sagte sie und riss ihn damit aus den Gedanken, „Du wolltest doch wissen, ob wir `n paar Bekloppte haben, die sagen, dass sie Aliens gesehen hätten. Stell Dir vor, wir haben sie. Ich kann dir gerne Name und Adresse von einem nennen.“
„Danke.“, sagte er knapp und schrieb sich die Personalien auf, „Wir machen uns gleich auf den Weg.“
„Warum interessiert sich der NCIS neuerdings für Verrückte?“, fragte Andrea und – obwohl sie es nicht sehen konnte, zuckte Tony mit den Schultern: „Wir… haben unsere Gründe.“
„Na, wenn Du es mir nicht erzählen willst…“
„Ich lad Dich auf n Bier ein, Andrea.“, sagte er, „zum Dank, weißt du?“
„Klar, Ich komm vorbei.“, erwiderte sie und der Tonfall änderte sich. Sie klang nun wieder mehr wie die alte Andrea, die vor 10 Jahren aufs PD gekommen war.
„gut.“, sagte der Agent und klappte sein Handy zu. „Stellt euch vor, wir haben einen Verrückten.“, sagte er in die Runde.
Es war irgendwie beruhigend, dass die Klischees nicht immer zutrafen. Schon, als sich Tony die Adresse aufgeschrieben hatte, war ihm klar gewesen, dass dies eine der besseren Gegenden Baltimores war. Er parkte seinen schwarzen Dodger an dem weißen Hochhaus und stieg – zusammen mit Ziva, Agatha und Cal – aus.
Der Captain blickte sich um.
„Hm – nett.“, sagte er und setzte sich eine Sonnenbrille auf. Er behielt sie nicht allzulange auf der Nase, da Agatha sie griff und in den Wagen zurückwarf, ehe sie die Tür schloss.
„Hey!“, machte der Captain und Agatha funkelte ihn an: „Benimm dich n bischen, okay?“
„Jaja, schon klar.“
„Ihr benehmt euch beide, sonst lassen wir euch hier.“, sagte Ziva und fuhr auf dem Absatz herum, um die beiden mit strengem Blick anzusehen.
Der Captain schaute sie an, nickte kurz und ging dann zur Türklingel.
„Hm.“, machte er und las die Namen der Mietparteien vor, die hier wohnten: „Croft, Foss, Tapping, Magnus, Carter, Zimmerman.“
Er stockte: „Zimmerman?“
Agatha schaute ihn an, zuckte mit den Schultern und fragte: „Meinst Du, es könnte ein Ahn von Lews Zimmerman sein?“
„Entweder das, oder aber ein Nachfahre vom Ei aus dem Colonia Duett.“, antwortete der Captain, was ihm ein „Witzbold.“ von seiner XO eintrug.
Ziva rollte mit den Augen und schaute Cal an: „Was hab ich gerade gesagt?“
Der Angesprochene hob abwehrend die Hände: „Jaja, schon gut.“
Die Tür öffnete sich und eine ungefähr 20 Jährige Blonde schaute sie mit geringschätzig-desinteressiertem Blick an. Ziva ahnte schon, was sie sagen würde, ehe sie es tatsächlich sagte. „Mom, die vier Bekloppten sind da! Ich bring sie zu Dad!“
Damit griff sie sich eine Jacke, zog sie sich über ihren in einen hautengen Pulli gequetschten Oberkörper und zog sich die Schuhe an. Kurz hörte man ein desinteressiertes „Jaja“ aus der Küche und Ziva hörte, wie Cal hinter ihr die Luft einsog.
„Was ist?“, fragte sie leise, woraufhin der Kommandant der Dragonfly mit dem Satz antwortete: „Ach – alles in Ordnung. Die Stimme kam mir nur sehr bekannt vor.“
Sie konnte, während sie sich umdrehte um der Blonden zu folgen, sehen, dass Agatha ihren Freund auch ein wenig mißtrauisch anblickte: „Woher willst Du die Stimme kennen?“
„Sie klang ein wenig wie Sam.“, erläuterte der Captain, was ihm erneut einen mißtrauischen Blick seiner Freundin eintrug: „Das is nicht zu fassen. Kaum im 21. Jahrhundert, schon willst Du zu Sam. Du kannst ihr ja bald sagen, das wir da sind.“
„Nein, das… das hat damit nichts zu tun, sie …“
„Miss Magnus.“, brach Tony die Unterhaltung ab und schaute die Blonde an – was diese ja nicht mitbekam, da sie vorausging. Doch nun stoppte sie, wandte sich um und schaute ihn an: „Ja?“
„Was macht Ihr Vater im Keller?“
Sie seufzte: „Wenn ich das mal wüsste. Es gibt Tage, da sagt er, das alles in Ordnung ist. Und dann gibt es Tage, an denen er mir einschärft, mich vor den Abnormen in Acht zu nehmen.“
„Den Abnormen?“, echote Cal.
Ziva räusperte sich. “Aliens, Cal”, flüsterte sie.
Dann betraten sie den Keller.
Agatha schaute sich um und sah, wie Cal dasselbe tat.
„Hm – typischer 90er Jahre Keller, oder?“, fragte er und deutete auf einen Gegenstand am Boden: „Sogar ein Waveboard haben die hier. Dabei sind die Dinger doch noch gar nich so uncool.“
„Du kannst ja gleich mal damit fahren.“, grinste Agatha, was Cal zu einem Schulterzucken hinriss, „Klar, warum nicht?“
Der plötzlich aufbrandende Knall ließ sie alle – ausser Miss Magnus Junior – zusammenzucken. Diese zuckte zwar auch - allerdings nur mit den Schultern – und mit einer Mimik, als habe sie das schon dutzende Male gehört, sagte sie: „Das war mein Vater. Er hat mal wieder seine Waffe abgefeuert.“
„Waffe?“
Cals Augenbraue war in die Luft gestiegen.
„Naja.“, sagte die hübsche Blonde, „Er hat – er denkt halt, dass überall gestaltwandelnde Aliens lauern. Deswegen hat er sich eine Pistole gekauft. Aber – keine Sorge, er verwendet nur Platzpatronen.“
„Die sind aber dennoch verdammt laut.“, meinte der Captain und zuckte erneut zusammen, als der nächste Schuss fiel. Dann wandte er sich an Ziva und Tony: „Wollt Ihr immer noch dahin gehen? Bitte, gerne, tut euch keinen Zwang an. Ich glaube, ich bleibe hier.“
Damit blieb er stehen und schaute zu Agatha.
Tony schüttelte den Kopf: „Komm schon, Cal. Das sind nur Platzpatronen.“
„Ich … mir ist nicht wohl dabei.“, stellte der Captain fest und schaute erneut zu Agatha – beinahe so, als wollte er sie bitten, hierzubleiben. Doch die XO folgte Ziva und Tony.
Die Schüsse wurden lauter und eine Art Schrei mischte sich in die Geräuschkulisse.
Je näher die Drei kamen, desto verständlicher wurde es und als sie kurz vor der Sperrholztür standen, die die Drei von dem „Wahnsinnigen“ trennten, konnte man deutlich hören, was Miss Magnus Mann zu sagen hatte: „Ihr kriegt mich nicht! Ich werde euch alle umbringen!“
Tony, Ziva und Agatha schauten sich an.
„Sympathischer Zeitgenosse.“, gab die XO von sich und Tony nickte. Dann klopfte er an die Tür: „Mister Magnus? NCIS, Bundesbehörde. Wenn Sie bitte rauskommen wollen, wir haben einige Fra…“
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment explodierte die Tür in lauter kleine Bretter. Ziva hatte noch Gelegenheit sich mit Tony zu Boden zu werfen, als sie hörte, wie eine Pumpgun erneut nachgeladen wurde.
„Mister Mag…“, brachte Agatha hervor, doch der nächste Knall übertönte das, was sie zu sagen hatte.
Die hübsche XO warf einen Blick zu Ziva und Tony herüber, die nickten. Daraufhin zog sie ihre Waffe, lugte kurz aus der Deckung und zog ihren Kopf wieder zurück als erneut eine Pumpgunentladung in ihre Richtung abgefeuert wurde. Sie spürte, wie einige Ihrer Haare versengt wurden.
„Verdammt.“, schoss es Ziva durch den Kopf, „Das war knapp.“
Dann sprang Magnus durch die spärlichen Überreste seiner Tür und rannte los.
„CAL!“, schrie Agatha, „CAL, PASS AUF!!!!!“ Dann waren sie auf den Beinen, rannten los. Doch gerade, als Ziva den Captain erreichte, sah sie, was passierte. Sie wirbelte herum, packte Agatha bei den Schultern und drängte sie zurück.
„Was ist los?”, fragte die XO mit einer Spur mehr Lautstärke, als es eigentlich nötig war.
Tony lugte um die Ecke und schluckte.
Der Typ kam auf den Captain zugerannt, warf die Pumpgun zur Seite und wurde noch schneller. Dann griff er in seinen Halfter, zog eine 9 Millimeter und zielte – im Laufen.
Der Captain wirkte extem ratlos, sein Gesicht zeigte eine einzige Frage: „Was mache ich nun?“
„CAL!“, Agatha erneut, „PASS AUF, VERDAMMT NOCHMAL!!!“
Magnus wirbelte herum, feuerte drei Schüsse auf die Stelle ab, von der die Rufe gekommen waren. Dann drehte er sich um und rannte wieder auf Cal zu, sein Gesicht eine einzige Maske des Irrsinns.
„Agatha….“, schien der Offizier zu keuchen und dann – wie unter Hypnose oder wie ferngesteuert, zog er seinen Phaser.
Der Typ kam näher. Noch näher.
„CAL!“, rief jetzt Ziva, „SCHIESS ENDLICH!“
Cal riss seinen Phaser hoch, doch drei Treffer ließen ihn zu Boden gehen.
CaptainCalvinCat:
Ginas Blick huschte besorgt zu Agatha
John Magnus war auf der Flucht. Was auch immer diese Gestaltwandler von ihm wollten – er hatte wirklich keine Ahnung – sie würden es nicht bekommen. Und wer auch immer die Aliens waren, er hatte keine Lust, es herauszufinden. Also nahm er die Beine in die Hand. Direkt vor ihm stand ein junger Mann, der ihn gerade ein wenig überfordert anstarrte.
„CAL!“, hörte er die Stimme einer der beiden Frauen, die er da gerade überrascht hatte,, „SCHIESS ENDLICH!“ Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen.
Es war just heute gewesen, dass er sich mit einer Pumpgun und der dafür vorgesehenen Munition versorgt hatte, denn – nach den letzten UFO-Sichtungen über den Himmeln von Baltimore wollte er sich und seine Familie so gut beschützen, wie es ging. Also war zum nächsten Waffenhändler gegangen, dessen Geschäft den klangvollen Namen „I am-ur-nition“ trug.
Magnus hatte mit den Augen gerollt. Nein, was war das kreativ. Wer auch immer das Geschäft betrieb, sagte mit diesem Namen gleich drei Dinge aus. Erstens, dass er in der Kunst der schlechten Wortspiele durchaus geübt war, zweitens, dass er der Waffen- und Munitionshändler sei, und nicht nur irgendjemand und drittens, dass Mister I-Am-Ur-Nition mit Grammatik absolut nichts am Hut hatte. Von diesem Händler hatte er allerdings die Pumpgun und die dazugehörigen Patronen erstanden und war dann nach Hause, in den Keller gegangen, um zu üben.
Und dann klopfte es an der Tür und jemand sagte, er sei vom NCIS? Na klar – was hat die Navy mit Angelegenheiten des Weltalls zu tun? Nichts. Wenn es jemand von der NASA gewesen wäre, hätte er sich vielleicht täuschen lassen – aber die Navy ? Nicht in einer Millionen Jahre.
Und dann stellte sich ihm jemand in den Weg. Dieser Jemand wirkte mit der Situation überfordert und eigentlich hatte Magnus gehofft, er könnte ihn einfach überrennen, aber als die zwei Frauen ihn aufforderten, zu schießen, hatte der Typ seine merkwürdige Waffe gezogen. Magnus hatte also keine andere Wahl – und ehe er realisiert hatte, was passiert war, hatte er drei Schüsse auf den Typen abgegeben. Dieser war gegen die Wand getaumelt und daran heruntergesackt.
Als er merkte, dass die Zeit wieder normal lief – oder besser gesagt: als er den Eindruck hatte, dass die Zeit wieder normal lief, denn er wusste, dass es nur seine persönliche Einschätzung gewesen war, dass sich der Ablauf der Zeit verlangsamt hatte – wusste er, dass er hier raus musste. Der Keller war nicht mehr sicher.
Er merkte, wie sein Atem schneller ging, als er sich Mühe gab, noch schneller zu laufen. Die Treppe? Ja – die Treppe hoch, dann raus auf die Straße und dann so schnell wie möglich von hier weg. Helen und Ashley? Sie waren leider ein Hindernis und ein Sicherheitsrisiko. Aber er würde sich ihnen später widmen müssen. Jetzt musste er hier raus.
Die Treppe war steil und mindestens einmal stolperte er, aber der Adrennalinschub, der ihn in seinem Griff hielt, ließ ihn weiterlaufen. Er konnte sich später – wenn er in Sicherheit war – um die eventuellen Blessuren kümmern. Jetzt musste er weg. Hier war es nicht sicher – es war absolut nicht…
Agatha schrie.
Wut, Schmerz, Angst – all diese Emotionen brandeten in ihr auf.
Es war zwar nicht das Erste mal, dass der Captain schwer verwundet wurde, aber es war jedes Mal nie einfacher für sie. Würde er es schaffen?
Sie würde am liebsten jetzt zu Cal eilen, ihn untersuchen, aber – der Verrückte war eventuell immer noch da.
Sie blickte zu Ziva, die ihr zunickte und einen Blick aus der Deckung warf.
„Die Luft ist rein.“, sagte sie. Der hübsche Rotschopf atmete erleichtert auf, warf sich dann aus der Deckung und eilte zum gefallenen Offizier. Dieser öffnete in diesem Moment die Augen und schaute sie an: „Das… tut weh.“
Agatha nickte: „Ja, Schatz, ich weiß. Du hast dir drei Kugeln eingefangen.“
Damit betätigte sie ihren Kommunikator. Wenn sie ihn jetzt auf die Dragonfly schaffte, hatte er eine Chance. Sie atmete schneller: „Silverbird an Dragonfly. Officer down. Ich wiederhole. Officer down. Captain Cat wurde schwer verletzt.“
„Bestätige.“, erklang die Stimme von Gina Intrupper, „Wir beamen euch jetzt…“
Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment ertönte von draußen Kampfeslärm.
Tony DiNozzos Instinkte waren von einem Moment auf den nächsten hellwach. Schließlich musste er Agatha und Ziva absichern, von denen die erste den Captain untersuchte und sich dann mit ihrem Raumschiff in Verbindung setzte. Nicht zu fassen – noch vor ein paar Stunden hätte er nie gedacht, dass er diesen Satz einmal sagen würde. Aber – er tat es. Das war doch irgendwie merkwürdig, wie schnell man sich mit selbst den unglaublichsten Gegebenheiten abfinden konnte.
Als von draußen die Geräusche eines Kampfes ertönten, hatte Tony die Waffe gehoben und war langsam und vorsichtig auf die Tür zugegangen, die noch sperrangelweit offen stand und von der man ins Treppenhaus gelangte.
Von seiner Position aus konnte Tony einen Blick auf den oberen Treppenabsatz werfen, auch, wenn er nicht sonderlich viel sah. Lediglich ein Stück weiße Wand, das nun, durch die angeschaltete Treppenhausbeleuchtung extrem weiß wirkte. Und dann krachte John Magnus Körper gegen die Wand. Er rutschte an ihr herunter, wirkte benommen von der Wucht des Aufschlages und fand sofort in die Realität zurück. Augenblicklich schrie er, deutete mit panisch aufgerissenen Augen auf genau den Teil des Hausflures, den DiNozzo nicht einsehen konnte und schrie: „Er ist hier!“
„Wer?“, formte DiNozzo unhörbar die Frage und versuchte, anhand des Schattens, den man an der Wand sah, irgendwas zu erkennen.
Gerade, als Magnus ihm antworten wollte, wurde er in einen roten Energiekokon eingehüllt und erschlaffte. Stille breitete sich aus, wie ein Leichentuch.
Tony wusste zwar, dass das, was da gerade abgefeuert worden war, zur Waffengattung der Föderationsphaser gehörte, aber er wusste nicht, wer der Benutzer dieser Waffe war. Es konnte ja auch Traceless sein, der …
Die Gedanken des Halbitalieners rissen so abrupt ab, wie sie gekommen waren, denn er sah plötzlich, dass jemand die Treppe herunterkam. Und gerade, als man hätte erkennen können, wer es war, schaltete sich das Licht automatisch aus.
DiNozzo erachtete sich selbst zwar nicht als Feigling, aber wenn jemand, willens war, sich mit diesem Irren zu prügeln, ihn zu entwaffnen und dann zu betäuben, die Treppe herunterkam, und wenn er das in absoluter Dunkelheit tat, dann musste man doch schon überlegen, ob man nicht besser Fersengeld geben sollte. Der Gedanke bestätigte sich, als plötzlich auf der Treppe ein greller Lichtstrahl aufblitzte. Verdammt, sein Gegenüber blendete ihn mit einer Taschenlampe, dessen war er sich sicher. Wenn es ein Laserstrahl gewesen wäre, wäre er vermutlich jetzt schon getroffen – und er fühlte sich ziemlich lebendig. Es musste also eine extrem helle Halogentaschenlampe sein. Das war irgendwie zwar nur halb so gruselig, aber ziemlich effektiv!
Also ließ er sich zurückfallen – womit gemeint ist, dass er den Rückzug antrat. Er rannte auf Ziva zu, packte sie am Arm und zog sie mit sich.
„Aber Agatha…“, brachte die Israelin hervor und Tony schüttelte den Kopf. Dann presste er sie an die nächste Wand und ihr die Hand auf den Mund. Er schaute ihr tief in die Augen und – wenn er nicht in der Lage war, seine Anspannung zu verbergen, würde sie mitbekommen, dass er von lebensrettender Angst besessen war.
„Pssst.“, zischte er ihr zu und beugte sich aus dem Versteck. Agatha kniete immer noch neben dem Captain und wurde in diesem Moment in das grelle Licht der Taschenlampe getaucht.
Zwei Personen kamen auf sie zu und schauten sie an. Agatha schirmte sich mit ihrer Hand ab und schüttelte den Kopf: „Toller Auftritt. Aber könntest Du die Taschenlampe abschalten? Die Person mit der Taschenlampe schaltete sie aus und der Halbitaliener war erst einmal damit beschäftigt, die bunten Punkte, die er sah, durch kräftiges Blinzeln, zu verbannen.
Als er wieder sehen konnte, erkannte er die Gesichter der beiden Fremden und erstarrte.
Der Mann mit der Taschenlampe knirschte verlegen mit den Zähnen und schaute dann zu Tony.
„Tschuldigung. Ich wollte dich nicht erschrecken.“, sagte Calvin Nathan Cat und ging dann neben seinem eigenen, gefallenen Körper in die Knie.
„Ich glaube, ich spinne.“, gab der Captain mit den Wunden von sich und der andere grinste schief: „Japp, hab ich auch gedacht, als ich mich sah. Keine Sorge – Du wirst wieder.“
Damit schaute er zu der knienden Agatha herüber: „Deswegen bin ich mit meinem Schatz hier. Um euren Platz einzunehmen.“
Die Agatha, die neben Cal kniete, stand auf und schaute ihr Gegenstück, das gerade den Keller betreten hatte, an: „Und – erfüllen sich all unsere Wünsche?“
„Manche ja – manche nein. Aber richte dich darauf ein, dass Du ein paar Wochen mit Cal auf dem Reha-Asteroiden verbringen wirst.“
„Warum? Werde ich auch noch verletzt?“
Die andere Agatha zuckte mit den Schultern und legte ihrem Gegenstück die Hand auf den Bauch: „Naja – die Wunde. Sie meldet sich in ein paar Tagen.“
„Aber es ist doch nicht so schlimm, als dass ich zur Reha müsste.“
„Hast Du eine Ahnung.“, grinste die andere Agatha und schaute dann zu Tony: „Du könntest ihr erzählen, wie unangenehm eine nicht richtig verheilte Wunde ist. Allerdings… naja… dann doch nicht.“
„Wie meinst Du das?“, fragte der Halbitaliener und ehe die Agatha, die zu Tony blickte, etwas sagen konnte, sagte die Andere, einen Blick zu beiden Cals werfend: „Vielleicht sollten wir das später besprechen.“
„Das dürfte eine gute Idee sein.“, meldete der kniende Captain und tastete nach dem Puls des Liegenden: „Der ist nämlich gerade ziemlich am Flattern.“
„Gut, ich verstehe.“, sagte die Agatha in Zivilkleidung und betätigte ihren Kommunikator.
„Notfalltransport. Gina, beam mich und Cal sofort auf die Krankenstation.“
Damit kniete sie sich wieder neben Cal, nahm seine Hand und tastete nach seinem Puls: „JETZT!“
Die Beiden dematerialisierten.
Der Captain in Sternenflottengaderobe schaute Tony lächelnd an: „Gerade noch im Reich der Bald-Toten, jetzt auf unserer Showbühne!“
Ziva trat aus den Schatten hervor und schaute zwischen den Uniformträgern hin und her: „Wieso konnte der Transporter euch von euren Gegenstücken unterscheiden?“
Tony wandte sich zu ihr: „Was? Von allem möglichen Quatsch dieser Situation, hängst du dich daran auf?“
Die hübsche Israeli zuckte mit den Schultern: „Ich glaube, ich hab mich daran gewöhnt. Ich meine – er wurde angeschossen, lag da, wird in die Zukunft gebeamt, operiert, verbringt ein paar Wochen in der Reha, beamt sich wieder runter, prügelt sich mit dem Typen der ihn angeschossen hat und ist wieder da. Wo ist das Problem?“
Drei verwirrte-dreinblickende Augenpaare schauten zur ehemaligen Mossad-Agentin, die erneut mit den Schultern zuckte und dann DiNozzo zuzwinkerte: „Komm drüber hinweg, mein kleiner Pelzarsch.“
In seinem Kopf pochte es.
Er hatte das Gefühl unter eine Dampfwalze geraten zu sein und gerade, als er wieder zu sich kam, wollte er genau das eigentlich nicht. Ihm wäre es am Liebsten gewesen, wenn er noch ein wenig in dieser herrlichen warmen, dunklen Umgebung hätte verweilen können, die man gerne „Morpheus Arme“ oder „Traumland“ nannte. Aber nein. John Magnus spürte, wie sein Verstand an die Oberfläche blubberte und – egal ob er es wollte, oder nicht – er kam wieder zu Bewusstsein.
Wenn ihn seine Erinnerung nicht trog, war er gerade an der Haustür angelangt, als ihn eine Stimme aus seiner Panik gerissen hatte. Er hatte sich umgedreht und sich gefragt, ob der Typ, den er im Keller über den Haufen geschossen hatte, eventuell einen Zwillingsbruder hatte. Dann hatte er seine Waffe gezogen, sie auf den Typen gerichtet, doch ehe er abdrücken konnte, war – wie aus dem Nichts – die Rothaarige aufgetaucht und dann war alles drunter und drüber gegangen. In einem Gewirr aus Fäusten, Beinen, Armen, Vor-und Rückhänden war es zu einer regelrechten Keilerei gekommen, in deren Verlauf er die beiden mindestens einmal zu Boden geschubst hatte, aber dennoch selbst niedergeschlagen wurde… und dann hatte der Typ ihn erschossen.
Magnus Augen öffneten sich und er blickte sich verdattert um. Er spürte, dass er auf einer Matraze lag und die Inneneinrichtung des Raumes, in dem er sich befand, kam ihm arg bekannt vor. Das sollte sie auch, denn es war sein eigenes Schlafzimmer.
„Hallo, Schatz. Auch wieder wach?“, erkundigte sich die brünette Schönheit, die seine Frau Helen nun einmal war. Mit leicht britischem Akzent fragte sie ihn, auf ihn zukommend: „Möchtest Du einen Tee?“
Verwirrung ergriff Besitz von ihm: „Tee? Wieso, ich… wieso bin ich nicht…“
‚Das ist alles nur ein Trick, nur ein Trick, nur ein Trick!’“, schoss es ihm durch den Kopf und ehe er sich versah, war er auch schon auf den Beinen und aus dem Bett gesprungen. Kurz kollidierte er mit dem Türrahmen und taumelte ein paar Schritte nach hinten, ehe er einen klaren Blick auf seine Frau haben konnte, die sich das ganze kopfschüttelnd ansah.
„Es wäre besser, wenn Du dich hinlegen würdest.“, sagte seine Frau – war es seine Frau oder einer dieser Ausserirdischen?! – und John hob beide Hände in einer klaren Abwehrhaltung: „Bleib mir vom Leib!“
Damit stürzte er aus dem Zimmer und lief durch den Hausflur. Dem Wohnzimmer, das er passierte, schenkte er einen kurzen Blick, stockte und blieb dann ganz stehen, bevor er sich umdrehte und ins Wohnzimmer spähte.
„Ah. Sie sind wach.“, sagte ein Mann mit leicht-italienischem Akzent und grünen Augen: „Schön Sie zu sehen. Mister Magnus, wir haben auch nur zwei, drei, kleine Fragen.“
Neben ihm rührte eine hübsche Brünette in einer Tasse und blickte dann kurz auf, um ihn – John – zu mustern: „Sie sollten tatsächlich eine Tasse Tee trinken. Ihre Frau macht einen hervorragenden Earl Grey.“
„Und Ihre Tochter ist ziemlich gut auf der Wii.“, stellte der junge Mann fest, den John über den Haufen geschossen hatte, „Hat mich bei diesem komischem Ballerspiel zwei Mal in Grund und Boden geschossen. Und eigentlich bin ich gut.“
„In irgendwas musst du ja gut sein, Cal.“, ließ sich die Brünette vernehmen und der Angesprochene nahm nun ebenfalls eine Tasse, goss sich Milch ein und trank einen Schluck, ehe er die Frau anblickte: „Sehr lustig, Ziva.“
„Ich weiß.“, grinste sie und trank einen Schluck Tee.
Dann wandte sich ‚Cal’ an ihn und sagte: „Sagen Sie mal, hat es einen Grund, dass Sie mich über den Haufen geschossen haben?“
Ehe er etwas antworten konnte, tippte ihm jemand auf die Schulter: „Entschuldigung, kann ich mal durch?“
Damit zwängte sich die Rothaarige, die ihm gegen das Kinn getreten hatte, an ihm vorbei, klopfte an die Zimmertür Ashleys und sagte: „Danke. Top und Hose passen mir. Ich bring es dann bald zurück.“
„Gerne!“, gellte es aus dem Zimmer der jungen Blonden und die Rohaarige drehte sich zu der versammelten Gruppe, die den Wohnzimmertisch mit Beschlag belegt hatte, um. „Und, wie gefällt euch das?“
Damit drehte sie sich einmal um die eigene Achse.
Der Mann, den die Frau „Cal“ genannt hatte, stand auf, trat auf die Rothaarige zu und nahm sie in den Arm. „Sexy, mein Schatz. Mehr als nur heiß.“
Vielleicht lag es daran, dass sie die Kleidung seiner Tochter trug, aber John hatte irgendwie das Bedürfnis, den jungen Mann, der Cal hieß, zu packen und kalt abzuduschen.
Erneut legte ihm jemand die Hand auf die Schulter. Er drehte sich um und schaute ihn die Augen seiner Frau.
„Es ist alles in Ordnung. Sie haben nur ein paar Fragen und dann gehen sie wieder.“
John schaute seine Frau verblüfft an: „Ein … paar Fragen?“
Als sich John Magnus ihnen gegenübersetzte, glaubte Ziva, dass sie mit einer komplett anderen Person sprach. Die Körperhaltung, die Wärme und Freundlichkeit in seinen Augen – das alles war nicht der Mann, der sie über den Haufen gerannt und Cal über den selbigen geschossen hatte. Mit dem Captain würde sie noch ein paar Worte reden müssen und wenn sie ihn auf seinem eigenen Schiff so lange eine Simulation durchlaufen ließ, bis er gelernt hatte, im Zweifelsfall seinen Phaser einzusetzen – es war ihr egal. Dieser Junge war ja ein Risiko für das gesamte Unternehmen.
Allerdings schien er zu merken, wenn man über ihn sprach, oder zumindest nachdachte, denn kaum, dass sie den Gedanken, ihn zu trainieren, gefasst hatte, schaute er sie fragend an, was sie dazu veranlasste, den Kopf zu schütteln und sich wieder John zuzuwenden.
Tony ergriff das Wort. Das tat er ja immer gerne und sie hatte sich bis jetzt nicht aufgeregt, warum sollte sie es also nun tun? Die hübsche Mossadagentin – oder besser gesagt: die ehemalige Mossad-Agentin - schaute ihn aus ihren nussbraunen Augen an, als er Luft holte, um zu beginnen. „Warum sind Sie abgehauen, Mister Magnus.“, fragte der Halitaliener und der ältere Herr betrachtete ihn kurz, ehe er sich räusperte und sagte: „Na ja, ich wusste nicht, auf welcher Seite sie stehen. Das weiß ich ehrlich gesagt, immer noch nicht.“
„Oh for crying out loud.“, murmelte Cal und schaute Magnus an, ehe er etwas lauter wurde : “Wir sind auf der Seite der Guten. Ist das nicht offensichtlich?“
„Nein, eigentlich nicht. Wenn man bedenkt, dass sie mich verprügelt und erschossen haben… übrigens, warum lebe ich noch?“
„Betäubungspfeile“, log Tony schnell und der Captain und seine XO schauten ihn verblüfft an. Der Halbitaliener zuckte mit den Schultern.
Die Luft in der Leichenhalle war einfach nicht schön. Da half nichts. Tim hatte sich überlegt, ob es nicht sinnvoll wäre, mal ein paar Raumerfrischer dort zu platzieren, allerdings hatte er den Gedanken schnell wieder verworfen. Der Geruch von – was auch immer hier vor sich hin verweste – gemischt mit dem Aroma von Erdbeeren oder Frühlingswiese ließ den Gedanken daran, hier Lufterfrischer aufzustellen „less than thrilled“ erscheinen.
McGee konnte sich nicht helfen, sich innerlich die Frage zu stellen, wie es Ducky und Jimmy aushalten konnten, in dieser Atmosphäre auch noch zu speisen.
Innerlich zuckte er mit den Schultern. Vermutlich waren sie abgehärtet. Aus dem Grund hatte Jimmy auch eine Leichenwäscherin als Freundin. Wenn man mit jemandem, der seinen Job liebt, zusammenlebt, sollte man auch damit klarkommen, wenn dieser Jemand plötzlich von seinem Beruf erzählte. Und wenn man dann jemand war, der die epischen Schilderungen einer Autopsie mit Doctor Mallard magentechnisch nicht vertrug – naja, es wäre alles andere als schön, dessen war sich Tim sicher.
Aus dem Grund bevorzugte er jemanden, der seine Hobbies teilte, weswegen Laura…
Dem Special Agent verrutschte das Gesicht. Laura… seine Laura… umgebracht von Ari.
Ein schwerer Seufzer entfuhr seiner Kehle und erweckte somit die Aufmerksamkeit Duckys, der ihn anblickte.
„Timothy“, lies er seine Stimme erklingen, „Was ist los?“
Der Special Agent schüttelte den Kopf: „Nichts, es ist… es ist nichts. Ich… ich wollte hier nur…“
Ducky nickte: „Natürlich – nimm Dir soviel Zeit, wie Du brauchst.“
Woher wusste der Schotte das jetzt wieder?
Offenbar war sein Gesichtsausdruck so eindeutig fragend, denn sein Gesprächspartner blickte ihn an und lächelte schief: „Abby. Sie hat mir gesagt, was los ist.“
Damit legte er ihm großväterlich eine Hand auf die Schulter: „Nimm Dir soviel Zeit, wie du brauchst.“
„McGee“, erklang plötzlich die raue Stimme Gibbs’ aus der Schiebetür, die die Leichenhalle vom Korridor und dem Aufzug trennte, „Du kannst Dich nachher verabschieden. Jetzt haben wir einen Fall zu lösen!“
Kurz spielte der Romancier mit dem Gedanken, so zu tun, als habe er Gibbs überhört und schaute, mit starrem Blick, auf die zugedeckte Leiche Lauras. Er spürte, wie seine Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen.
„Elfenkönig.“, rief Gibbs erneut und McGee merkte, wie er sich gegen seinen Willen umdrehte und seinen Chef anschaute. Mit einer leisen, beinahe unhörbaren Stimme, sagte er dieses eine Wort, das die ganze Situation definieren sollte: „Nein.“
Der Senior Special Agent schaute ihn an, hob in einer Mischung aus Überraschung und „Na, warte mal ab“ die Augenbrauen und in seinen Augen blitzte derselbe Emotionsmix auf: „Nein?“
„Boss“, sagte McGee, mit einer nun ihre Festigkeit wiederfindenden Stimme, „Nein. Ich kann es nicht tun. Ich kann so tun, als sei nichts passiert.“
Gibbs löste sich von der Tür und trat langsam auf ihn zu. In seinen Augen blitzte es erneut, dieses Mal mit einer Kombination aus Sorge und Wut. „McGee, Du wirst da oben gebraucht. Das ist keine Bitte.“
„Ich“, setzte der jüngere Agent an und man merkte, wie er mit jedem Wort wütender wurde, bis er die Letzten schrie: „Ich kann es NICHT, VERDAMMT!“
„Jethro, vielleicht solltest du…“, setzte Ducky an, doch selbst er verstummte, als Gibbs ihn anblickte: „Duck, vertrau mir.“
„Vertrauen.“, spie McGee aus, schaute ihn an und in seinem Blick funkelte eine unmenschliche Wut: „Vertrauen? Wir vertrauen darauf, dass wir hier sicher sind… und was passiert? Sagen Dir die Worte ‚America is under attack’ irgendwas? Wir vertrauen darauf, dass wir wenigstens im Hauptquartier des NCIS sicher sind. Was passiert?“
Damit deutete er anklagend auf den Körper Lauras: „Verdammt, ein Verrückter, der aus seiner Zeit in unsere katapultiert wurde, hat sie erschossen. Und niemand, nicht einmal die mächtige Sternenflotte, kann etwas dagegen tun.“
Gibbs schaute ihn nur an. Dies schien McGees Zorn weiter zu entfachen: „Du selbstgerechter Bastard. Du stehst hier und denkst, dass Du mich einschüchtern könntest, weil du mir, wenn ich nicht spure, eine Kopfnuss gibst, ja?“
„Special Agent McGee, Sie übertreten gerade ihre Kompetenzen.“, sagte der Grauhaarige scharf und blieb stehen, wich nicht einmal aus, als sich McGee mit einem „ICH SCHEISS AUF DIE KOMPETENZEN!“ gegen ihn warf.
McGees Wut hatte ihren Siedepunkt erreicht. In den letzten Stunden hatte er eine konstante Kurve der Katastophen erlebt und dies brachte ihn zum Überschnappen. Als dieser selbstgerechte Bastard ihm mit „Kompetenzen“ kam, sah er einfach nur noch rot und warf sich gegen ihn. Ab da lief sein Körper auf Automatik. Die Fäuste fanden ihr Ziel und gerade, als er in den dunkelroten Schleiern der Wut zu versinken drohte, hörte er ein sehr lautes Wort.
„STOP!“
McGee hielt inne, schaute zu Gibbs, der sich gerade Blut von der Lippe wischte und fand wieder zu sich.
„Meine Güte, Boss, das… das tut mir…“
Obwohl es ziemlich schmerzhaft zu sein schien, zuckte ein kurzes Lächeln über Gibbs Lippen: „Niemals entschuldigen, McGee. Das ist ein Zeichen von Schwäche. Und nach dem, was Du gerade gezeigt hast, bist du alles, nur nicht schwach.“
Damit klopfte er ihm kameradschaftlich auf die Schulter: „Geht es Dir jetzt besser?“
Und damit war für ihn klar, was los war. Der Romancier warf einen Blick zu Ducky, der nickte: „Ja, ein Kampf ist ein sehr starkes Ventil für Emotionen.“
Plötzlich fühlte sich der Mann, als sei all seine unterdrückte Wut von ihm abgefallen und er schaute erneut zu Gibbs: „Aber… du hattest Doch gesagt…“
„Ich weiß.“
Erneut räusperte sich Ducky: „Aber du hättest die Wut in die Arbeit kanalisieren sollen, Timothy. So hast Du sie nur unterdrückt.“
Der Angesprochene nickte. Dann wandte sich Gibbs an ihn: „Und jetzt hoch, dein Typ wird verlangt.“
„Geht klar, Boss.“
Als McGee die Autopsie verlassen hatte, schaute Gibbs Ducky an: „Er wird langsam sehr erwachsen, oder?“
Der Schotte nickte: „Ja, er erinnert mich in einigen Aspekten sehr an dich. Obwohl auch Tony diverse Aspekte hat, die ihn dir Ähnlich sehen lassen. Und Ziva… Es dürfte daran liegen, dass Du die drei ausbildest.“
„Vermutlich.“, grinste Gibbs.
Es tat gut, wieder einmal in der alten Gegend zu sein, fand Tony und schaute sich um. Es hatte sich in den letzten zehn Jahren so einiges verändert, aber wenn man wusste, wonach man zu suchen hatte, stellte man fest, dass sich einige Sachen einfach nie ändern werden. Für Ziva, Agatha und Cal war es natürlich eine Entdeckungstour, für ihn selbst eine Reise in die Vergangenheit. Zugegeben, sein letzter Aufenthalt war gerade einmal ein paar Monate her, aber er hatte das Gefühl, viel länger fortgewesen zu sein. Aber wieder auf der Straße zu sein, die er als Polizist unsicher gemacht hatte, die Bars zu sehen, in denen er sich mit den Kolleginnen und Kollegen „die Kante gegeben hatte“, den Duft zu riechen, den jede Ecke verströmte, das alles traf ihn wie ein Vorschlaghammer und ließ ihn lächeln. Zugegeben, nicht an jeder Ecke roch es nach Rosen, aber das tat es in D.C. auch nicht. Er genoss nichtsdestotrotz jede einzelne Millisekunde, die ihnen zur Verfügung stand.
Es war faszinierend gewesen, was der gute Magnus so gesehen zu haben glaubte. Kaum, dass sie die Wohnung verlassen hatten, hatte sich Tony an die beiden Sternenflottenoffiziere gewandt: „Und, haltet Ihr das alles für Möglich?“
Der Captain hatte mit den Schultern gezuckt: „Ich halte es nicht für unwahrscheinlich. In den letzten Jahren haben wir herausgefunden, dass die ziemliche Mehrzahl aller Raum-Zeit-Phänomene mit dem zwanzigsten – oder in diesem Fall – einundzwanzigsten Jahrhundert zu tun haben.“
„Und wenn man bedenkt“, hatte sich Agatha eingemischt, „dass wir schon ein ziemliches Chaos hinter uns haben, würde es mich nicht wundern, wenn es noch chaotischer werden könnte. Und wir müssen festhalten, dass die Beschreibung uns Johnnys ziemlich eindeutig war.“
Ziva David glaubte, ihr Herz setze aus. Sie schaute die beiden Offiziere an: „ Noch chaotischer? Ziemlich Eindeutig?“
Die hübsche XO zuckte mit den Schultern: „Ein altes, vulkanisches Sprichwort besagt: „Es gibt immer Möglichkeiten.“.“
„Schatz, du klingst gerade ein wenig wie Willi.“, sagte Cal grinsend und zwinkerte ihr zu: „Ein altes Bienensprichwort sagt: Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden.“
Die XO seufzte: „Deine Scherze waren auch schon mal besser, Cal.“
Auch Ziva war nach Seufzen zu Mute – sie hatten definitiv andere Sorgen und der Captain nutzte jede Gelegenheit für einen schlechten Scherz. Sie fühlte sich, als habe sie die Aufsichtspflicht für einen zweiten Tony. Dabei kam sie mitunter nichteinmal mit dem Ersten klar. Gerade, als sie sich an diesen ersten Tony wenden wollte, bemerkte sie, dass er starr geradeaus schaute.
„Tony?“, fragte sie und schaute in die Richtung, in die auch der Halbitaliener blickte.
Dieser zuckte kurz zusammen und wandte sich dann, mit einem fragenden Gesichtsausdruck, an Ziva: „Was ist?“
„Alles in Ordnung? Du siehst ein wenig nachdenklich aus.“
„Es ist alles okay. Ich… ich habe nur gerade über meine Zeit beim BPD nachgedacht. Da war alles noch viel einfacher. Man wusste, die Bösen sind Böse, die Guten sind wir.“, sagte er mit einem leicht melancholischen Funkeln in den Augen, „Und jetzt? Schau uns an, Ziva. Ich liebe dich und selbst das ist nicht einfach.“
Ziva blinzelte: „Hast Du gerade gesagt, dass Du…“
„Frag mich nicht wieso.“, schoss Tony zurück und Agatha räusperte sich: „Vielleicht ist es die nette Aussicht auf den See Montebello?“
„Erm… will ja nicht meckern.“, gab Cal zu bedenken, „Aber – sollten wir nicht zurück nach DC fahren? Ich meine – Abby sagen, was los ist? Vielleicht kann die uns ja ne Flugroute dieses UFOS geben?“
Die XO seufzte und schaute den Captain an: „Manchmal hast Du die Emotionalität eines Holzklotzes.“
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sage, aber, ich glaube, Cal hat recht.“, sagte Tony in diesem Augenblick und nickte in die Richtung des Sternenflottencaptains, der ihm kurz dankbar zulächelte. Hatte ihm dieser Agent doch tatsächlich aus der Patsche geholfen? Der Captain atmete tief durch und schaute zu Agatha: „Komm, Schatz, wir müssen.“
Der schwarze Dodge fuhr so schnell, wie es die Geschwindigkeitsvorgaben und – begrenzungen erlaubten. Cal hatte seinen Tricorder aufgeklappt und es würde Ziva nicht wundern, wenn er gerade irgendwelche Daten an das Schiff sandte oder empfing. Das war einfach nur Wahnsinn. Sie hatte das Raumschiff zwar gesehen, sie hatte mit der Crew interagiert und sie hatte die Technologie ausprobiert – dennoch, es kam ihr einfach nur faszinierend vor, dass es Ausserirdische gab. Zwar hatte sie Tony gegenüber die harte Frau markiert, die damit klar kam, aber – wenn man bedachte, dass man in der Beziehung einen Partner brauchte, der stark war, und einen, der sich auf diesen starken Partner verlassen konnte… und Tony war momentan so gar nicht das, was man als stark bezeichnete.
Sie blinzelte. Nein, dieser schlechte Wortwitz…
„verdammt, DiNozzo“, fluchte sie in Gedanken, „jetzt habe ich Tony Stark im Kopf.“
Dieser Mann – DiNozzo, nicht Stark – war einfach nur eine Quelle unnützen Filmwissens und sie hatte das Gefühl, dass er sie damit ansteckte.
Sie seufzte.
Wie lange dauerte die Fahrt von Baltimore-Zentrum zum Navy Yard? Kurz überschlug sie die Geschwindigkeit, mit der Tony unterwegs war und die Entfernung (Knapp 40 Meilen) und kam zum Schluss, dass sie knapp eine Stunde hier mit diesem Mann und den beiden Starfleetoffizieren gefangen war.
Super.
CaptainCalvinCat:
Die rothaarige XO schaute aus dem Fenster, der braunhaarige Captain tat es ihr gleich und er presste, zu allem Überfluss, sein Gesicht so dicht ans Fenster, dass die Nase geplättet wurde. Agatha war sich dessen bewusst – sie liebte einen Mann, der körperlich zwar auf die Dreißig zuging, geistig aber irgendwo zwischen 8 und 18 stehengeblieben war.
Sie seufzte und hörte, wie auch Ziva diesen Laut von sich gab. Kurz blickte sie sie an, merkte, wie die hübsche Israelin ihren Blick erwiderte und sie waren sich beide klar, dass sie dasselbe dachten. Ihre Männer waren einfach nur seltsam.
Langsam, aber sicher senkte sich wieder die Nacht über die vereinigten Staaten und Tony DiNozzo konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass dies wohl einer der längeren Fälle werden würde. Normalerweise brauchten sie nie länger als maximal 3 Tage, bis sie den Fall gelöst haten – aber nun brach, in knapp acht Stunden schon der nächste Tag an und sie hatten sich eigentlich nur mit der Sache mit Magnus aufgehalten. Hoffentlich gab es an der McGoogle-Boss-Front etwas Neues.
Mit schnellem und routiniertem Griff schaltete der Halbitaliener das Radio ein.
„Sie hören Baltimore 47,11“, erklang die Stimme des Moderators und Tony konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Baltimore 47,11“ war einer der besten Radiosender im gesamten Stadtgebiet und während der Moderator „Howling Mad Murdoc“ seine samtweiche Stimme über den Äther jagte, fühlte sich Tony erneut wie der junge Detective, der gerade frisch von der Polizeiakademie abgegangen war.
Und dann fiel plötzlich das Radio aus.
„Erm….“, machte Tony und stockte, als der Wagen sich ebenfalls nicht mehr rührte.
„Was ist denn los?“, meldete sich verschlafen die Stimme Agathas und Tony warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Sie waren tatsächlich eine Halbe Stunde unterwegs gewesen. „Da kann man mal sehen, wie gut die Unterhaltung auf Baltimore 47,11 ist.“, grinste er und versuchte erneut, den Wagen zu starten. Und genau dabei blieb es auch.
„Lass mich mal.“, murmelte Cal, der ebenfalls ein wenig verschlafen klang, und klappte seinen Tricorder auf, ehe er stockte, und auf das technische Wunderding blickte: „Hä? Wieso geht das Ding nich an?“
Und gerade als sich Tony umdrehen wollte, sah er es.
Agatha hatte gar nicht mitbekommen, wann genau sie in einen tiefen, ruhigen Schlaf gesunken war, sie hatte nur gemerkt, wie das sanfte, hypnotische Rauschen der Straße sie immer mehr einlullte und ihr Kopf immer schwerer und schwerer wurde. Das Gleiche galt für ihre Augenlider, die sich bleischwer anfühlten und immer wieder nach unten gezogen wurden, egal wie sehr sie versuchte, dagegen anzugehen. Kurz blickte sie zu Cal und stellte fest, dass es ihm nicht anders erging und dann, als der Wagen eine Kurve fuhr, sank der Körper des Captains gegen sie und sie legte einen Arm um ihn. Sein Kopf sank gegen ihre Schulter, sie lächelte und ließ sich dann ebenfalls fallen.
Und nun war sie aufgewacht – dadurch dass sich plötzlich die komplette Atmosphäre änderte. Zuvor hatte sie sich in diesem Auto sicher gefühlt – was, wenn man bedachte, wie gefährlich manche Autocrashs ausgehen konnten, ein großer Witz war. Aber jetzt, mitten auf diesem einsamen, verlassenen Stück Landstraße, konnte sie sich dem Gefühl nicht erwehren, eben nicht mehr sicher zu sein. Es war, als habe der Wald Augen und das Verrückte war, dass Agatha von sich überzeugt war, eigentlich eine sehr rationale Frau zu sein. Grundlose Panik war ihr normalerweise fremd.
Doch hier war irgendetwas, dass ihr entgegenschrie, dass sie hier wegmusste.
Kurz versuchte sie, ihren Atem zu kontrollieren, doch es gelang nicht.
Wie durch Watte nahm sie die ratlose Frage des Captain wahr, warum sein Tricorder nicht funktionierte und dann …
Das Radio erwachte kreischend zum Leben. Es war nicht mehr die sanfte Melodie, die Tony gefunden hatte, es war etwas Anderes, das laut, hässlich, kreischend, schreiend aus dem Äther kam. Dieses Etwas hatte einen starken Einfluss auf die Starfleetoffizierin. Und nicht nur auf sie, denn plötzlich deutete der Captain auf die Windschutzscheibe, an Tony vorbei auf etwas, das sie nicht sehen konnte, nicht sehen wollte .
Sie merkte, wie ihr Herz raste, hoffte, dass die Bundesagenten genug Willensstärke bewiesen, die ihr und Cal offenbar komplett fehlte, denn plötzlich spürte sie die Hand – die inzwischen vor Schreck eiskalte Hand – des Captains, die nach ihrer griff und sie festhielt.
„C… Cal“, hauchte sie, wobei sie jede Unze an Willensstärke aufbringen musste, „Wir… wir sind Offiziere… wir dürfen… nicht…“
Der gellende Schrei des Starfleetcaptains unterbrach sie und plötzlich hatte er die Tür aufgerissen und versuchte zu fliehen. Leider hatte er immer noch den Sicherheitsgurt angelegt, weswegen er sich nicht erheben konnte.
„Sie haben uns gelähmt.“, schrie er, „Sie haben uns gelähhhmt“
Und dann sah sie das Wesen am Fenster.
Es starrte aus schwarzen, mandelförmigen, blicklosen Pupillen herein und in ihrem Kopf klickte es. Ihr Herzschlag beruhigte sich, sie holte tief Luft, griff nach Cals Gesicht und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.
Ziva wusste nicht, was erschreckender war – die entsetzliche Kakophonie, der schrille Missklang aus dem Autoradio, das gleißende Licht vor ihnen, aus dem sich Gestalten lösten und auf sie zu kamen, der gellende Schrei des Captains hinter ihr, der sie beinahe taub werden ließ oder der Fakt, dass Agatha dem Captain plötzlich eine scheuerte – wobei, letzteres wirkte fast schon wieder zu komisch.
Sie wandte sich zum Beifahrerfenster, an dem gerade ein Wesen, ein Etwas aufgetaucht war, und sie leidenschaftslos anblickte.
„Ein Grey.“, schoss es ihr durch den Kopf, „Ich will verdammt sein. Es ist tatsächlich ein lebender Grey.“
Dann öffnete sich – ganz von alleine – die Tür und gerade, als das Wesen sie abschnallen wollte, stoppte es mitten in der Bewegung, legte den Kopf schief und blickte auf das wimmernde Häuflein Elend, das hinter ihr saß.
Es trat auf den Captain zu, schaute ihn an und begann, zu sprechen.
„Captain Cat.“
„Ich will verdammt sein.“, dachte sich Tony, „Der Typ kennt auch alle.“
Irgendwie wechselte gerade die komplette Situation – die zierlichen, aber dennoch furchteinflößenden Ausserirdischen schauten den Captain und seine XO an und warteten darauf, dass irgendetwas geschah.
Der Captain hob vorsichtig den Blick, schaute sich unsicher um und schnallte sich ab, ehe er – mit sehr staksigen Schritten – aus dem Auto taumelte und auf einen der Greys zustakste.
Agatha folgte ihm, schaute die Beiden an und schüttelte den Kopf. Der Befehl war klar und – Aliens waren ja das Kerngeschäft der Sternenflotte. Also musste Tony den beiden Offizieren hier das Feld überlassen.
Die Lähmung fiel von ihm ab und er schaute zu Ziva.
„Sag mal, weißt du, was hier los ist?“
Ziva, deren Brustkorb sich sichtbar hob und senkte, schüttelte den Kopf. Dieser Anblick erschütterte Tony, denn er kannte Ziva als wirklich starke Frau, die nichts erschütterte – aber vielleicht war eine Beinahe-Entführung durch Ausserirdische etwas, das einem beim Mossad nicht unbedingt beigebracht wird.
Der Captain und die XO kamen zurück, ersterer immer noch mit Angsttränen in den Augen, letztere sichtlich ruhiger.
„Wir können.“, sagte sie und der Captain schnallte sich an, „Verdammte…“
„Cal, nicht fluchen.“, ermahnte sie ihn, beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr, was ihn in seinem Sitz zusammensacken ließ.
Ziva schaute sie durch den Innenspiegel an: „Das ist ein Trigger, oder?“
„Ja.“, nickte Agatha und deutete nach Oben, eine Geste, die der Israeli irgendwie nicht mehr so ganz behagte, „Gina hat … naja… ist vielleicht ein wenig kompliziert, das alles zu erklären.“
„Das interessiert mich auch gerade nicht.“, meinte Tony und schaute die hübsche Rothaarige an: „Mich würde mehr interessieren, was hier gerade passiert ist?“
„Das würde auch keinen Sinn mehr machen. Ich kenne das Standardprotokoll der Asgard. Lehnt euch zurück, das wird…“
Weiter kam sie nicht, denn das Geräusch, das während der kurzen Unterhaltung zwischen Agatha, Cal und den Aliens – den Asgard – leiser geworden war, verstärkte sich wieder. Es so unbeschreiblich unangenehm, dass Tony dem keine zwei Sekunden standhielt. Sein Kopf sackte nach vorne, er hörte Ziva noch stöhnend das Bewusstsein verlieren und dann wurde es dunkel.
„Mich würde mal interessieren, wo DiNozzo und die anderen stecken.“,murmelte Gibbs derweil und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Selbst, wenn man bei Magnus’s noch Kaffee und Kuchen zu sich nahm, was Gibbs den Agenten lieber nicht geraten haben wollte – sich auf Staatskosten bei einer Familie durchfüttern, wo gibt es denn sowas? – brauchte man doch nicht mehr als eine knappe Stunde von Baltimore bis nach DC.
Und gerade, als er sein Handy aufschnappen lassen wollte, öffnete sich die Tür und Tony verließ den Aufzug.
„Wo kommst Du jetzt her?“, fragte Gibbs.
Tony stockte: „Wir hatten eine Panne.“
Der Chef konnte sich nicht helfen, irgendwie klang die Antwort fast schon mechanisch, wie auswendig gelernt oder wie in Trance aufgesagt.
„Und wo?“, fragte er daher, was Tony zu einem Schulterzucken nötigte: „20 Meilen vor Washington. Mitten im Nirgendwo.“
Erneut glitt die Tür des Aufzugs auf und Ziva, sowie Cal und Agatha verließen den Lift.
„Und, was habt Ihr herausgefunden?“
Ziva seufzte: „Er… na ja, er meint, etwas gesehen zu haben.“
„Korrektur.“, sagte Agatha, „Er hat etwas gesehen. Die Form, die er beschrieben hat, ist ziemlich eindeutig.“
Damit griff sie sich ein Blatt Papier und zeichnete, mit schnellen geschwungenen Linien etwas auf, das definitiv kein Flugzeug war.
Cal, der ihr über die Schulter schaute, grinste: „Steinstark, die kann malen, was?“
Damit nahm er das Blatt Papier, zeichnete, etwas weiter unten, etwas anderes auf.
„Darf ich vorstellen.“, sagte die XO anschließend, „Schiff und Pilot.“
Gibbs betrachtete sich das Gebilde und die Personenzeichnung, die Agatha und Cal abgeliefert hatten – wobei man bei der Zeichnung des Captains nicht viel von „Personenzeichnung“ sprechen konnte. Es war mehr eine grobe Form eines ovalen Gesichtes, mit ebenso ovalen, schwarzen Augen – fehlender Nase und einem ausdrucks- weil lippenlosen Mund.
„Den können wir aber schlecht zur Fahndung ausschreiben.“, sagte Gibbs und Ziva schüttelte den Kopf: „Ist auch nicht notwendig. Die Asgard haben nichts mit der Sache zu tun. Sie sind nur auf der Suche.“
„Auf der Suche?“, echote Gibbs und Tony nickte: „Natürlich. Weißt Du, wie lange man braucht, um einen Planeten gründlich abzusuchen? Wir brauchten damals, als McGoogle beinahe ins Gefängnis gegangen wäre, weil man ihm einen Mord anhängen wollte, auch ziemlich lange, um die entsprechenden Kugeln zu finden. Und das war nur eine kleine Seitenstraße. Die Asgard sind ebenso gründlich.und bei einem Planeten braucht es halt ein paar Jahre.“
„Und wie lange suchen sie schon?“
In diesem Moment war Abby im Bullpen aufgetaucht und schaute zuerst zum Bild, dann zu Tony und Ziva, die so sprachen, als seien sie es gewöhnt, über Ausserirdische zu reden.
Cal räusperte sich: „Seit knapp 64 Jahren. Wisst Ihr, 1947 gingen damals nicht nur die Ferengi runter, sondern auch ein Asgard-Scout-Schiff.“
„Der Roswell-Zwischenfall?“, fragte Abby und Cal schüttelte den Kopf: „Nein, Miss Sciuto, das waren die Ferengi. Wo die Asgard abstürzten, ist unbekannt. Aber – sie haben nichts mit unserer Sache zu tun.“
„Das heißt, die komplette Sache war…“, setzte Tony an, was Agatha zum Nicken brachte: „Komplett sinnlos. Aber – gut das wir mal drüber geredet haben.“
Lieutenant Commander Jill Menacer arbeitete gerade an ihrer taktischen Konsole. Es war heute mal wieder einer dieser langweiligen Tage, an denen es so gut wie nichts zu tun gab – aber es war besser, wenn der Tag langweilig war, als, wenn viel zu viel zu tun hatte.
Sie bevorzugte die Tage, in denen es nichts zu tun gab. Wann ergab sich schon einmal die Möglichkeit, in der Dienstzeit zu lesen?
Gerade verfolgte sie mit Spannung die Aufklärung der Geschichte um den niederländischen Kommissar, der auf einem Campingplatz einen Mordfall aufklären sollte, als ihr Kommunikator ein Geräusch von sich gab.
„Cat an Menacer?“
Die hübsche Blonde mit den ebenmäßigen Gesichtszügen und dem frechen Funkeln in den Augen seufzte und betätigte die Brosche an ihrer Brust: „Menacer hier?“
„Pass auf, Jill, Agatha und ich kommen gleich wieder hoch. Wir bringen nochmal Gibbs, Tony, Tim, Ziva und Abby mit, also, wunder dich nicht, wenn gleich die Brücke ein wenig voll werden könnte.“
„Verstanden, Cal.“, sagte die hübsche Frau, doch sie hob überrascht die Augenbrauen, als sie erneut die Stimme des Captains wahrnahm: „Ach ja – und scann doch mal bitte nach einer Asgard-Ionenspur, die von Washington ausgeht. Ich möchte sie finden und verfolgen.“
„Sind die Asgard nicht unsere Alliierten?“
„Eigentlich schon, aber Alliierte greifen einander nicht an, oder was meinst Du?“
Jill wiegte ihren Kopf hin und her, ihr schweres, blondes Haar machte die Bewegung mit und als sie nickte, wippte es kurz nach vorne: „Ja, stimmt.“
Damit gab sie ein paar Befehle ein, betätigte eine Taste und meldete: „Schiff scannt nach Ionenspur. Wir beamen euch jetzt direkt auf die Brücke.“
Keine zehn Sekunden später erklang ein paar Meter neben ihr das typische, leise, singende Geräusch eines Transporters, der eine – oder in diesem Fall: Mehrere – Personen materialisieren ließ.
„Pass auf, Jill, Agatha und ich kommen gleich wieder hoch. Wir bringen nochmal Gibbs, Tony, Tim, Ziva und Abby mit, also, wunder dich nicht, wenn gleich die Brücke ein wenig voll werden könnte.“, sagte der Captain in das kleine Schmuckstück und Tim McGee riss überrascht die Augenbrauen hoch. Sie sollten nochmal auf die Dragonfly gebeamt werden? Hatte er da denn gar nichts zu zusagen? Offenbar nicht, denn Gibbs, Tony und Ziva stellten ihre unbeeindruckten Mienen zu schau, während neben ihm Abby begeistert auf und ab hüpfte, was ihre Pferdeschwänze wippen ließ.
„Oh Tim“, lachte sie, klatschte begeistert in die Hände und schaute ihn an wie ein Kind am Weihnachtsmorgen, wenn es der Geschenke ansichtig wurde, „Ich darf mit nach oben. Wie cool ist das denn?“
Die Antwort Tims, ein leichtes, gezögertes und gedehntes „jaaa“ bekam sie gar nicht mit, denn sie eilte zu Cal und fiel ihm um den Hals: „Danke schön.“
Dann machte sie sich los und umarmete auch Agatha, die mit einer Labortechnikerin, die sich einem selbst durch umarmen-und-nie-wieder-loslassen anoperiert hatte, ein wenig überfordert wirkte. Sie schenkte ihrem Freund einen Blick, der deutlich um Hilfe bat, ehe Tim sich ihrer erbarmte, und Abby die Hand auf die Schulter legte.
„Komm, lass der armen Frau noch ein wenig Luft. Sie läuft ja schon blau an.“
Damit sprang Abby ihn an und er schüttelte den Kopf.
Irgendwie genoß er es ja sogar, wenn da nicht Laura wäre.
Okay, zugegeben, sie kannten sich erst seit ein paar Stunden und die Unterhaltung über Fanfiction, ihre Alias, die sie beide aus der Serie „Reporter Blues“ geklaut hatten, und über das Schreiben als Solches, war alles, was sie wirklich an Gemeinsamkeiten hatten, aber Tim hatte das Gefühl gehabt, dass es bei ihr gut laufen könnte.
Aber dennoch – das Gefühl der sich an ihn festkrallenden Laborgoth, ihr Parfum in seinen Nasenlöchern, die Wärme ihres Körpers an seinem, das brachte Erinnerungen hoch. Erinnerungen an Nächte voller Leidenschaft in einem … Sarg.
Sie hatten tatsächlich in einem Sarg miteinander…
Das war merkwürdig, aber – irgendwie reizte es ihn immer wieder, und wann immer Abby wieder einen neuen Verehrer hatte, wie diesen großgewachsenen Typen, den Tony „Der Hulk“ genannt hatte, war da tatsächlich immer wieder Eifersucht.
Und gerade, als er Ihr sagen wollte, dass sie ihn jetzt loslassen könne, verschwamm die Welt um ihn und machte, für einen kurzen Sekundenbruchteil, alles umschlingener Dunkelheit Platz.
Du bist tot, Tim. , schoss es ihm durch den Kopf, Du bist tot, weil jemand die Welt ausgelöscht hat. Du bist mit Abby im Arm gestorben. Bei deinen Freunden. Es ist…
Durch die Dunkelheit seiner Gedanken schoss, wie ein heller, warmer Lichtstrahl, ein Gedanke auf ihn zu. Es waren nur drei lateinische Wörter, die ihm neuen Lebenswillen gaben. Cogito ergo sum. – oder für alle Nicht-Lateiner: Ich denke, also bin ich.
Er dachte. Er war in der Lage, die Erkenntnis, dass er tot sein musste, weil jemand die Welt ausgelöscht hatte, zu fassen, also war er nicht tot.
Und dann kehrte die Helligkeit zurück, schoss in seine Augen, Geräusche brüllten in seine Ohren und der Geruch von Abbys Parfum, das er eigentlich sehr gerne roch, schien plötzlich viel zu aufdringlich. Die Helligkeit, sein komplettes Bewusstsein, schlug mit der Gewalt einer Welle auf ihn ein, erreichte den Höhepunkt des Erträglichen und zog sich wieder zurück.
Plötzlich war alles wieder normal.
Das Parfum roch zwar immer noch stark, aber das lag daran, dass sie sich an ihn geklammert hatte und seine Nase sehr nah an ihrem Hals war. Das Licht war wieder erträglich und die Geräusche ebenfalls.
„Captain auf der Brücke.“, bellte neben ihm plötzlich eine weibliche, doch sehr gefasste Stimme und Tim wirbelte erschrocken zu ihr herum.
Der Captain hatte sich schon auf dem Platz, der ihm gehörte, niedergelassen und wandte sich zu der Frau um: „Danke, Jill. Weitermachen.“
„Tim“, flüsterte Abby ihm ins Ohr, „Das ist ja die Brücke der Voyager.“
„Nicht ganz.“, raunte der Informatiker zurück, „Das ist schon die Brücke der Dragonfly, aber sie ist ein Schiff der Intrepid-Klasse.“
Damit schaute er sich erneut um. Agatha ging, ihm und Abby beruhigend zulächelnd, an ihm vorbei und setzte sich neben Cal, auf den Platz des ersten Offizieres, während Gibbs, Tony und Ziva sich ebenfalls verblüfft umblickten.
„Vielleicht“, meinte Cal von seinem Sitzplatz her, drehte sich zu ihnen um und lächelte, „Wollt Ihr es euch bequem machen? Wir können euch ein paar Gästequartiere zuteilen. Ihr könnt auch meinen Bereitschaftsraum nutzen oder den Besprechungsraum? Tim weiß sicher, wo alles ist.“
Damit lächelte der Captain ihm zu: „Er hat ja Voyager gesehen, wie ich annehme. Ich muss Dich übrigens enttäuschen, Seven of Nine wirst Du hier nicht finden. Sie ist tatsächlich auf der echten Voyager.“
„Och, das macht nichts.“, grinste Abby plötzlich neben ihm, „Ich bin sicher, ich krieg ein genau so gutes Kostüm für mich hin.“
Der Informatiker schloss die Augen und hatte das Gefühl, als würden seine Schläfen gleich pochen. Hatte Abby etwa vergessen, dass er eine Person verloren hatte, die ihm wichtig hätte werden können?
Oder wollte sie ihn einfach nur aufheitern?
Er hatte keine Zeit, sich eine Antwort auszudenken, denn in diesem Moment griff Abby seinen Arm und lächelte: „Wollen wir uns ein wenig umsehen? Ich fände ja einen Besuch auf dem Holodeck klasse.“
„Oh, wartet, wir kommen mit.“, mischte sich plötzlich Ziva ein, griff Tony bei der Hand und eilte mit ihm zu Abby und Tim, woraufhin die vier im Turbolift verschwanden.
Als sich Tim und Abby von der Brücke entfernten, warf Agatha ihnen einen Blick nach. Sie grinste: „Das ist so typisch. Wir haben Transporter, wir haben Replikatoren, wir haben die fortschrittlichste Bibliothek im Umkreis von Lichtjahren und die Menschen des 21. Jahrhunderts besuchen immer zuerst das Holodeck.“
Der Captain nickte: „Das stimmt.“
Anschließend grinste er schief: „Wobei, wenn ich ehrlich bin – das Holodeck ist cool. Da kann man sich richtig schön entspannen.“
„Ich glaube nicht, dass Ziva und Tony ‚Entspannung’ im Kopf haben.“, raunte die XO und Cal schaute sie verblüfft an: „Wie kommst Du darauf?“
„Och, Tony hat mir gerade einen sehr vielsagenden Blick zugeworfen.“
Der Captain lächelte: „So eine Drecksau.“
Damit wandte er sich an Gibbs: „Und Sie? Wollen Sie hier rumstehen, oder…?“
„Eigentlich schon, wenn es nichts ausmacht?“
Gerade, als Cal etwas antworten wollte, fiel ihm Agatha ins Wort: „Aber nein, absolut nicht. Stellen Sie sich irgendwo dazu und schauen sie zu.“
„Gathy, hälst du das für eine gute Idee?“, raunte Cal, „Er könnte doch Traceless sein.“
Die XO zuckte mit den Schultern: „Dann haben wir ihn aber unter Aufsicht.“
„Das stimmt auch wieder.“, nickte der Captain.
Nach ein paar Minuten lehnte sich Cal in seinem Sessel zurück, lächelte Agatha zu und sagte leise: „Weck mich, wenn ich zu laut schnarche.“
Damit schloss er die Augen und war, mit einem der beklopptesten Grinsen auf diesem Erdball – und das will eine Menge heißen, wenn man sich im Weltall befindet – eingeschlafen.
Agatha zuckte mit den Schultern, beugte sich vor und küsste seine Stirn, ehe sie sich mit den Berichten befasste, die seit ihrem Tripp auf die Erde darauf warteten, abgearbeitet zu werden.
Kurz hatte sie sich in einem Bericht vertieft, als sie den Blick Gibbs auf sich ruhen spürte. Sie schaute auf und wandte sich zu dem grauhaarigen Ermittler um, der gerade einen Blick auf Jills Konsole geworfen hatte.
„Stört das nicht?“, fragte er und deutete auf den schlafenden Captain neben ihr. Sie zuckte mit den Schultern: „Nein, das tut er öfter. Keine Sorge.“
Dann wandte sie sich an Jill: „Und, hast du die Ionenspur noch?“
„Ja, und sie wird stärker. In knapp einer Stunde müssten wir sie erreicht haben.“
Kurz pausierte sie und schaute ihre Chefin an: „Ich muss sagen, ich bin immer noch nicht ganz von der Sache begeistert. Es sind unsere Verbündeten, hinter denen wir her sind.“
„… die uns auch gefangen genommen hätten, wenn sie den Captain nicht durch seinen Besuch im SGC kennen würden. Vermutlich wollen sie keinen Trouble mit Jack haben.“
Jill zuckte mit den Schultern: „Das kann ich sogar irgendwie verstehen, und…“
Erneut pausierte sie, ehe sie ihren Kommunikator betätigte: „Menacer an Sato? Ich wiederhole, Menacer an Sato?“
Kurz war nichts zu hören, dann erklang eine leicht verschlafene Stimme mit einem nicht zu überhörenden, japanischen Akzent: „Sato hier, Commander.“
„Ran, ich habe dich ein paar Mal gebeten, dieses Diagnoseprogramm zu beenden.“
„Commander, ich … es ist ein wissenschaftliches Experiment, das ich dringend durchführen muss.“
Agatha schaute die taktische und Sicherheitsoffizierin fragend an. Ging es etwa schon wieder um das ominöse Projekt „Catsghost“, das die attraktive Asiatin durchführte? Sie hatte keine Ahnung, was das genau für ein Programm war, sie wusste nur, dass der Captain es abgesegnet hatte, nachdem er mit Jill und Gina über die möglichen Auswirkungen gesprochen hatte.
Warum sich Gina in diese Unterhaltung eingemischt hatte, war ihr auch nicht bekannt, aber die Bordärztin hatte es getan. Sie erinnerte sich daran, dass Gina Ran an dem letzten Tag, bevor sie mal wieder aufgebrochen waren, kühn dorthin zu gehen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen war, auf die Erde in die Heimatstadt der hübschen Japanerin begleitet hatte.
Als sie wiedergekommen waren, hatte sich Gina von der Architektur Tokyos begeistert gezeigt und danach stellte sie sich als starke Fürsprecherin des Projektes „Catsghost“ heraus, wenngleich auch ihr die eigentlichen genaueren Spezifikationen des Projektes nicht ganz geläufig waren. Aber sie…
„Ich stelle den Suchlauf für die nächsten paar Stunden ab.“, riss Rans Stimme, die aus dem Äther kam, Agatha aus ihren Gedanken und sie sah, wie Jill nickte: „Gut, tu das. Ich möchte Dich ferner bitten, den Suchlauf nur noch in der Nachtschicht laufen zu lassen. Das sind 8 Stunden, in denen die Sensoren dir voll und ganz zur Verfügung stehen.“
Die XO konnte förmlich hören, wie die Japanerin mit den Zähnen knirschte, ehe sie ein „Verstanden“ von sich gab.
„Gut.“, sagte Jill und schloss den Kanal.
„Computer?“, erklang in Ran Satos Quartier die samtweiche, leicht exotische Stimme der Asiatin, „Pausiere Suchlauf und beende das Programm.“
„Bestätigt.“
Ran ließ sich wieder zurück in die samtweichen Kissen sinken, deckte sich zu und rollte mit den Augen. So würde sie das Ziel nie erreichen. Aber es brachte nichts, sich darüber aufzuregen. Jill war ihr gegenüber weisungsbefugt. Sie schloss die Augen und ließ sich von dem hypnotischen Summen des Antriebs, das sie deutlich hören konnte, in das Reich der Träume tragen.
Abby quietschte nahezu vor Vergnügen, während sie sich umblickte.
„Das ist ja …“, brachte sie hervor und eilte durch das große Schott, auf dem groß „Maschinenraum“ prangte. Tim folgte ihr – inzwischen vom Übermut und der Neugierde genau so infiziert – und er dachte sich nichts dabei, als sich ihnen plötzlich ein Kanten von einem Mensch in den Weg stellte.
„Unbefugte haben hier keinen Zutritt.“, sagte er und schaute zu der schwarzhaarigen Goth herunter: „Sind Sie nicht Abigail Sciuto?“
„Ja.“, lachte sie, „Und wer sind sie?“
Nun ging der Kanten von einem Mann ein wenig in die Hocke, dass er sie ansehen konnte, ehe er breit grinste: „Mensch, dass ich Sie mal treffe, hätte ich nicht gedacht. Ich bin Sebastian Middlegate – aber bitte, nennen Sie mich Scotty.“
„Scotty?“, fragte Abby, „Wie … Montgomery Scott?“
„Ja.“, strahlte der Mann, wonach sein Strahlen ein wenig verrutschte, „Wenngleich ich nicht mit ihm verwandt bin. Aber… er hat mir damals – ich glaube, das war bei dieser gefährlichen Mission, wo sich die Brückencrew in einen Haufen wilder Kreaturen verwandelte – die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt ‚Es ist keine Enterprise, wenn kein Scotty im Maschinenraum ist.’“
Er lachte: „Ich habe ihn dann darauf hingewiesen, dass dies nicht die Enterprise sei und er hatte eine Grimasse geschnitten: ‚Und der Chefingenieur der neuesten Enterprise heißt auch LaForge. Legen Sie nicht jedes Wort von mir auf die Goldwaage, Junge. Sie machen diesen Job hier wirklich gut.“
Erneut strahlte er: „Ein größeres Kompliment hätte ich vom großen Scotty nie bekommen können.“
Die hübsche Goth schaute Scotty fasziniert an und nickte: „Stimmt – oder, was meinst Du, Tim?“
Kurz regte sich ein kurzer Unmut in McGee und er wollte schon sarkastisch fragen, ob er jetzt auf einmal wieder doch gut genug war, um mit ihm zu reden, aber – irgendwie konnte er die Neugierde Abbys verstehen. Das war wirklich alles – um es auf ein Wort zu subsumieren „cool“.
„Ja.“, sagte er knapp und näherte sich einer Konsole, „Ist das… jetzt sagen Sie bloß, dass ist die Warpkernkontrollkonsole?“
Scotty ging zu ihm, nickte und sagte: „Klar, was soll es sonst sein? Ich meine, das Ding misst das Mischungsverhältnis von Materie zu Antimaterie und den Energieoutput, den wir daraus erhalten, aufs Millicochrane.“
Abby musste lächeln, als sie sah, wie auch in Tims Augen die kindliche Begeisterung an die Oberfläche blubberte, die er vorher versucht hatte, zu unterdrücken. Ziva und Tony hatten sich schnell von ihnen getrennt und waren in einem Holodeck verschwunden – sie wollte gar nicht so genau wissen, was die Beiden darin so taten. Es reichte schließlich schon, dass sie wusste, das ihr Tiger das tun konnte, sie musste nicht auch noch wissen, dass er es tat. Und schon gar nicht mit ihrer besten Freundin. Gut – sie wusste, dass Ziva und Tony zueinander gehörten, das war ihr schon zu dem Zeitpunkt klar gewesen, als sie sie zum ersten mal miteinander gesehen hatte – aber es gab einfach Sachen die wollte sie nicht wissen und die gingen sie auch nichts an.
Also war sie mit Tim auf eine Entdeckungstour gegangen. Schließlich drohte ihnen ja hier keine Gefahr. Das Raumschiff war doch sicher…
Kaum, das sie diesen Gedanken getroffen hatte, explodierte neben ihr eine Konsole und die Beleuchtung verdunkelte sich, wich einem beunruhigenden Scharlachrot.
„Was ist das?“, fragte sie und Tim schaute sie an: „Na was schon. Alarmstufe rot. Ich nehme an, wir werden angegriffen.“
Das Beben, das in diesem Moment das Schiff durchschüttelte, korrespondierte mit der Meinung des Computerexperten, der in diesem Moment von den Beinen geholt wurde. Sein Kopf krachte gegen eine Verstrebung und er sank an ihr herunter.
„TIM!“, schrie Abby, als das Beben erneut durch das Schiff ging und sie beinahe ebenfalls gefallen wäre.
CaptainCalvinCat:
„Bericht.“, sagte Agatha mit ruhiger Stimme, als sich ein verschlafen wirkender Cal neben ihr aufrichtete.
„Was wird es wohl sein, wir werden angegriffen.“, murmelte der Captain und klang immer noch ein wenig schläfrig, als er auf den Bildschirm, und damit auf das Goa’Uld-Hatak deutete, dass sich ihnen dort entgegen stellte.
„Lucianer-Allianz, oder echtes Goa’uld-Schiff, was meinst Du?“, fragte die hübsche XO und Cal zuckte mit den Schultern, ehe er einen Blick über seine Schulter warf: „Was sagt denn unsere Freund-Feind… oh Gott.“
Er stockte und schaute zu Gibbs, der sich gerade neben Jill aufrichtete.
„Ihr Puls ist stabil.“, sagte er mit der Selbstsicherheit eines Feldmediziners, der er ja eigentlich nicht war, „Aber… sie muss sich den Kopf angeschlagen haben. Ich würde vorschlagen, dass sie Ihre Bordärztin rufen.“
„Klar.“, nickte Cal, war sofort bei Gibbs und zog die gerade zu sich kommende Jill hoch.
Sie lächelte ihn an, wirkte ein wenig benebelt: „Hey, lass das nicht Agatha sehen.“
„Tut sie schon.“, sagte er und wandte sich an seine XO: „Schatz, du hast die Brücke, ich bring Jill eben in die Krankenstation.“
„Captain, Ihr Platz ist auf der Brücke.“, legte ihm Gibbs eine Hand auf die Schulter und Cal schüttelte den Kopf: „Special Agent, ich mache das immer so. Eine Frau, verletzt, auf meiner Brücke? Nicht wenn ichs verhindern kann. Agatha, du hast die Brücke und die Taktik.“
Damit drehte er sich um und geleitete seine benebelte taktische Offizierin in den Turbolift.
Gibbs warf einen verblüfften Blick zu Agatha, die mit den Schultern zuckte: „So ist er. Da kann man nichts machen.“
Damit kam sie auf ihn und die taktische Konsole zu und lächelte ihn an: „Keine Sorge, wir sind Profis.“
„Offenbar nicht, wenn der Kapitän mitten in der Schlacht…“
Erneut bebte das Schiff, doch Agatha und Gibbs hielten sich an der Verstrebung fest, um nicht ebenfalls den Boden unter den Füßen zu verlieren.
„Darüber reden wir gleich, okay?“, fragte sie und wandte sich der taktischen Konsole zu, ehe sie humorlos auflachte.
‚Agatha, du hast die Brücke`, immitierte sie Cal und schaute zu Gibbs: „Wissen Sie, Taktik ist zwar ein Steckenpferd von mir, aber… nicht gegen Goa’uld.“
„Mich brauchen Sie nicht zu fragen, ich kenn mich damit auch nicht aus.“, knurrte der Chefermittler und drehte sich verblüfft um, als die Turbolifttür aufglitt und zwei leicht derangiert-wirkende NCIS-Agenten auftauchten.
„Wie seht ihr…“, setzte Gibbs an, doch er beschloss, dazu erstmal nichts zu sagen.
Erstmal musste man sie hier herausholen. Und so zuversichtlich, wie Ziva dreinblickte, hatte die hübsche Israeli einen Plan.
Kurz vorher
Das animalische Knurren Zivas drang durch all seine Fasern und das Verlangen etwas Bestimmtes zu tun, war beinahe überwältigend. Er lag unter ihr, sah wie hypnotisiert in ihre funkelnden, braunen Augen und war ganz hin und weg. Alles in ihm sehnte sich danach, sich ihr zu ergeben, damit sie mit ihm machen konnte, was sie wollte. Er konnte ganz deutlich sehen, dass sie ebenfalls diese Gefühle hatte. Ihr Brustkorb hob und senkte sich schnell, ihr Atem ging stoßweise. Er machte seinen Zug, stemmte sich ihr entgegen und hörte sie keuchen: „Schwerer Fehler, DiNozzo.“
Dann schlang sie ihre Arme um ihn und drückte zu.
Der Schmerz war höllisch und er verfluchte sich, dass er sich dazu hatte breitschlagen lassen, sich von ihr in Kampfsport auf den neuesten Stand bringen zu lassen. Das, von dem er sich eine gewisse erotische Komponente versprochen hatte, endete in bloßem Trainieren, bis die beiden Agenten durchgeschwitzt waren.
„Man muss auf alles vorbereitet sein“, hatte Ziva gesagt und mit ihm etliche Kampfsimulationen in unterschiedlichen Waffennutzungen durchgespielt. Am stärksten erinnerte sich Tony an das Bild einer Ziva, die mit pfeilgeradem Rücken, stolz aufgerichtet da stand, zwei Schwerter in der Hand haltend und einen Siegesruf ausstoßend.
„Können… wir eine kleine Pause einlegen?“, keuchte er und sah, wie sie nickte.
Gut.
Als sie sich gegen ihn sinken ließ, umarmte er sie, küsste ihre Stirn und streichelte ihre Flanke. Sie war noch ziemlich mitgenommen, hob den Kopf und schaute ihn an: „Ich verprügel Dich und du küsst mich?“
Er lächelte schief: „Ich weiß auch nicht… irgendwie steh ich auf Frauen, die…“
In diesem Moment bebte das Schiff und Tony rollte mit den Augen: „Wer immer fliegt, wird hoffentlich einen guten Grund dafür haben, dass er uns so durchrüttelt.“
Als sie die Kommandobrücke betraten, glaubten sie, ihren Augen nicht zu trauen.
Flog da tatsächlich eine Pyramide im Weltall? Und feuerte sie tatsächlich auf sie?
Den verwunderten Blick und die angesetzte Frage, wie sie aussähen, ignorierte Ziva und schaute zu der hübschen Rothaarigen, die ihr ein amüsiertes, beinahe wissendes Lächeln schenkte. „Darf ich mal?“, fragte die Israeli und Agatha nickte: „Bitte, bitte, bedien dich. Du kennst die Bedienung ja noch von unserem Shuttleflug.“
Ziva nickte, ging zur Konsole und ließ, mit flinken, zielsicheren Fingern die entsprechenden Gegenmaßnahmen einleiten. Auf dem Hauptschirm sah man, wie die Pyramide von einem grellorangen Lichtstrahl getroffen wurde, ein wenig schlingerte, aber dann wieder auf sie zukam und ebenfalls etwas abfeuerte.
Der Treffer ließ das Deck beben und Ziva hielt sich fest, um nicht zu stürzen.
Kurz überlegte sie, dann hob sie ihre Stimme: „Steuermann?“
Die Person an der Navigationskonsole drehte sich zu ihr um: „Ich heiß Alexander – oder Alex.“
Ziva nickte bestätigend: „Gut, Alex – ich kann gleich deine Hilfe gebrauchen.“
„Verstanden, Ma’am.“
Mit zielsicheren Fingern tippte Ziva wieder einen Befehl und Tony konnte sich nicht helfen, er sah sie bewundernd an. Sie erinnerte ihn gerade an eine Pianistin, die genau wusste, welche Taste zu drücken war, um welchen Ton zu treffen, damit das Publikum von ihrer Darbietung verzaubert wurde. Hier waren es allerdings keine Tasten, die einer Klaviatur Töne entlockten, sondern durchweg tödliche Befehle. Und Ziva traf die Tasten mit tödlicher Präzision.
„Alex, ich brauche jetzt deine Hilfe.“
„Und wie, Ma’am?“
Ziva lächelte.
Im Weltall musste die Szenerie ein wenig spektakulärer ausgesehen haben, als sie eigentlich war. Die Dragonfly mit ihrer beinahe Pfeilähnlichen Form schoss auf das Ha’tak zu, feuerte grell-orange Phaserstrahlen ab, die am Schutzschild wirkungslos zerstoben und ein paar grell-weiß-gleißende Quantumtorpedos, die das selbe Schicksal ereilte. Gerade, als das Pyramidenschiff eine Garbe oranger Feuerbälle auf die Dragonfly zuschickte, die in perfekt getimten Abständen hintereinander auf das kleine Föderationssschiff zurasten, drehte das Schiff sich aufeinmal um die vertikale Achse. Die Antriebsgondeln klappten hoch. Dann schien es plötzlich so, als seien zwei Dragonflys vor Ort. Die eine schien dort zu schweben, wo sie sich „auf den Bauch“ gedreht hatte, die andere „lag“ mit herunterklappenden Antriebsgondeln genau unter dem „Bauch“ des Hataks. Dann feuerte sie.
Kurzzeitig passierte nichts, es war, als würde das Universum den Atem anhalten, um laut loszuschreien, als das Ha’tak plötzlich bebte. Orange Blitze umspielten die Pyramide, wärend Flammen aus ihr herausleckten.
An Bord der Dragonfly klopfte Gibbs Ziva auf den Rücken: „Gut gemacht.“
Die hübsche Israelin lächelte ihm zu, zuckte mit den Schultern und sagte: „Bedank dich nicht bei mir, sondern bei Captain Jean-Luc Picard.“
Alex drehte sich verblüfft zu ihr um: „Ich wusste doch, dass mir die Sache bekannt vorkommt. Das ist das Picard-Manöver, oder?“
Sie nickte.
Agatha drehte sich zu ihr um, lächelte schief und zuckte mit den Schultern: „Nun, ich glaube, ich werde Captain Picard mitteilen können, dass man selbst beim Mossad noch von ihm lernt.“
Gerade, als Ziva darauf etwas antworten wollte, piepste die Konsole an der sie stand.
Sie warf einen Blick auf den Text und schaute zu Agatha: „Ähm, ich glaube, wir haben sie wütend gemacht. Da kommt noch eine Pyramide auf uns zu.“
Und erneut erbebte das Schiff.
Ziva ließ ihre Finger wieder über die Konsole gleiten: „Ich intiiere Gegenfeuer.“
Dann warf sie einen Blick zu Alex, erneut auf die Konsole, und grinste dann. Ihr kam eine Idee. „Alex, auf Koordinaten 245 zu 358 zu 110 ist ein Nebel. Kannst Du uns dort hinbringen?“
Der Steuermann tippte ebenfalls mit der Präzision einer Maschine auf die Tastatur ein, nickte dann und wandte sich zu Ziva um: „Das ist ein Nebel der Mutara-Klasse.“
„Tatsächlich ein Mutara-Nebel, ja? Sehr gut.“
„Könnte ein wenig ungemütlich werden, „erklärte Alex, „aber ich kann uns reinbringen.“
Damit wandte er sich zu Agatha um, die mit den Schultern zuckte: „Mach mal.“
„Aye, Ma’ams.“, sagte Alex und das Schiff beschleunigte.
Durch die Trägheitsdämpfer bekam man davon natürlich nichts mit und Ziva konnte sich nicht helfen, die Technik der Zukunft zu bewundern.
Es war schon mehr oder weniger verrückt. Sie waren tatsächlich im Weltall, auf der Flucht vor einem Pyramidenschiff, das tödliche Energie in ihre Richtung aussandte. Und sie hatte diesen Nebel gefunden, in dem sie sich nun verstecken würden. Die einzige Möglichkeit, die Ihr zum reagieren blieb, war ein einfaches Kopfschütteln.
Jill Menacers Kopf schmerzte, als Gina sich über sie beugte und sie mit einem medizinischen Tricorder scannte. In den hübschen, wasserblauen Augen der Ärztin spiegelte sich kurz eine Mischung aus Sorge und Ärger, ehe sie den Mann anblickte, der neben ihr stand.
„Cal, und wenn Du nackt um mich herumtanzt und die Geister der Schamanen anrufst, ich kann nicht schneller arbeiten. Schließlich hat der erste Treffer dieser verdammten Goa’uld und schon ein paar Verletzte eingebracht.“
Der Captain nickte, legte Jill eine Hand auf die Schulter und schaute sie an: „Geht es Dir gut? Soll ich Deinen Freund rufen?“
„Scotty hat im Maschinenraum sicher alle Hände voll zu tun, da kannst Du nix machen.“, erwiderte die Taktikerin und stöhnte einmal kurz schmerzerfüllt auf, als die CMO ihr ein Hypospray verabreichte.
„Das wird dich jetzt ein wenig schlafen lassen, Jill. Danach geht es Dir besser.“
„Ich verstehe.“, murmelte die Frau und merkte, wie sie immer müder und schläfriger wurde. Sie war schon eingeschlafen, ehe ihr Kopf auf dem Biobettenkopfkissen angekommen war.
Gina konnte merken, wie der Captain sie entsetzt anblickte.
„Was tust Du da, Gina?“, fragte er und sie legte ihm beide Hände auf je eine Schulter: „Cal, vertrau mir. Es ist nur zu ihrem Besten. Du kannst jetzt wieder auf die Brücke gehen.“
Sie sah ihm tief in die Augen, nickte nocheinmal bestätigend und sah, wie Cal sich von ihr löste.
„Kann mir jemand helfen?“, schrie plötzlich eine panisch-klingende Stimme aus dem Eingang. Gina und Cal fuhren herum und sahen eine – im Vergleich zu dem Mann, den sie stützte – kleine Abigail Sciuto, die einen benommen-dreinblickenden Tim McGee stützte.
„Ach du Schande.“, murmelte der Captain und eilte zu Abby, um ihr zu helfen: „Was ist denn passiert?“
„Das wüsste ich auch gerne. Aus irgendeinem Grund bebt dein Schiff, Capitano. Tim hat sich vermutlich nur den Kopf gestoßen, aber er wird immer wieder bewusstlos.“
Nun war Gina neben ihr, ließ ihren Tricorder aufschnappen und scannte den halb-ohnmächtigen Bundesagenten: „Hm … hab ich mir schon geedacht. Eine Gehirnerschütterung.“
Damit lächelte sie Abby zu: „Es ist nicht schlimm. Sowas behandel ich andauernd, ich werde mich gleich um ihn kümmern.“
Im nächsten Moment schnellten die Hände der Goth vor und griffen Gina am Ärztekittel. Gina fuhr überrascht herum und wollte gerade ihr Hypospray zum Einsatz bringen, doch da hörte sie die Frage Abbys, die in einer so sanften Stimme gestellt wurde, dass ihr einfach das Herz aufging. „Darf ich – hierbleiben?“, fragte Abby und in ihrer Stimme schwang Besorgnis und Angst mit, „Bitte. Ich kann sonst nichts machen, aber… ich kann hier bei Tim sitzen und wenigstens ihm helfen.“
Eigentlich wollte Gina der hübschen Goth sagen, dass es sinnlos wäre, schließlich würde McGee kurz schlafen und wenn er aufwachte, würde er wieder „auf Deck sein“, wie man so schön sagte, aber sie konnte es nicht übers Herz bringen. Also nickte sie: „Na gut. Sie können mir helfen, oder sich auf eines der Biobetten setzen, das liegt ganz bei Ihnen.“
„Was soll ich tun?“, fragte Abby und Gina konnte sich nicht helfen. Sie musste lächeln. Das war ein Einsatzwillen.
Tony hatte noch nie etwas Schöneres gesehen, als Ziva David, die sich gerade vor dem Hauptschirm zu ihm umdrehte. Der lilane Mutara-Klasse-Nebel, der hinter ihr schimmerte, verlieh der hübschen Israeli etwas beinahe Engelhaftes. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, was ihr einen verblüfften Blick entlockte.
„Tony, reiß dich zusammen. Wir werden gerade von irgendwelchen Pyramiden angegriffen.“, sagte sie und ihm war klar, dass sie gerade absolut nicht in der romantischen Stimmung war. Der Special-Agent lächelte ihr amüsiert zu und wandte sich dann an Agatha: „Und wer sind die? Ich nehme nicht an, dass Ihr Trouble mit dem ägyptischen Raumfahrtprogramm habt.“
Agatha Silverbird blickte ihn kurz verblüfft an, blinzelte dann kurz und lachte: „Hey, der war gut.“
In diesem Moment glitt die Turbolifttür auf und Cal verließ den Aufzug.
Er atmete tief durch und schaute zu Agatha, die seinen Blick erwiderte und kurz fragte: „Alles in Ordnung?“
Erneut atmete Cal, nickte dann aber und lächelte: „Ist nur eine einfache Gehirnerschütterung.“
Damit wandte er sich an Gibbs: „Tim hats auch erwischt. Aber auch nichts Ernstes. Dasselbe wie bei Jill. Gina wird ihm gleich was gegen die Schmerzen geben, und wenn er aufwacht, is alles wieder in bester Butter.“
Das zu hören gefiel Tony irgendwie gar nicht. Auf dem Schiff des Captain hatte sich einer seiner besten Freunde so schwer verletzt, dass er einen Arzt aufsuchen musste, der ihm was gegen die Schmerzen gab und ihn damit betäubte? Vor ohnmächtiger Wut knirschte er mit den Zähnen, denn er wusste, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für einen Kampf zwischen ihm und Cal war.
„Das ist gut zu hören.“, sagte Agatha, ehe sie sich an Tony wandte: „Übrigens, noch interessiert daran, wer die sind, die uns da angegriffen haben?“
Der Halbitaliener wusste, dass es die beste Möglichkeit war, sich abzulenken und nickte daher. Er konnte jetzt jede Ablenkung brauchen.
Im Konferenzraum der Dragonfly hatten sich die verbliebenden NCIS-Agenten, sowie Cal und Agatha versammelt. Der Captain stand, mit dem Rücken zu ihnen, da und blickte aus dem Fenster, auf den sich nähernden Nebel.
„Ein Mutara-Nebel.“, stellte er fest und schaute zu Agatha: „Wessen grandiose Idee war das denn?“
„Meine.“, meldete sich Ziva, „Ich dachte mir, dass wir dort vielleicht ein wenig gleichwertiger wären.“
„Jetzt sag bloß, die Ereignisse, die im Tod Captain Spocks gipfelten, sind auch verfilmt worden.“, sagte Cal und Tony nickte: „Star Trek II – Der Zorn des Khan. Den kenn sogar ich.“
Das geknurrte „Na Toll“ von Cal ging in einem weiteren Treffer unter, der das Schiff beben ließ. Tony blickte zu Agatha: „Und wer sind die jetzt?“
„Entweder ist das die Lucianer-Allianz oder die Goa’uld. Die Goa’uld sind parasitäre Lebewesen, die sich irgendwann mal zu Göttern aufgeschwungen haben, beziehungsweise diese Rolle übernahmen. Die Lucianer-Allianz… das sind einfache Diebe. Nicht unbedingt die netteste Gesellschaft, aber – mit denen kämen wir besser klar, als mit den Goas.“
Damit wandte sie sich an Cal: „Übrigens, Schatz, hast Du gehört? Danielle Jackson, die Urgroßenkelin des berühmten Wissenschaftlers, hat die These postuliert, dass das Orion-Syndikat aus der Lucianer-Allianz hervorgegangen ist.“
„Na das is ja mal toll.“, sagte der Captain, der dabei jedoch jegliche Begeisterung missen ließ, „Wie kriegen wir die Kuh vom Eis und uns aus dieser Lage?“
„Masterton an Cat?“, erklang eine kräftige Männerstimme und Cal legte die Stirn in Falten.
Masterton? Woher kannte er diesen Namen?
„Das ist Jills Stellvertreter.“, erklärte Agatha, die offenbar anhand seines Gesichts gesehen hatte, dass er gerade echt grübeln musste.
Ein gewispertes „Danke“ seitens Cal und einen Kussmund seitens Agatha später, sagte der Captain: „Ja, Cat hier?“
„Captain, wir erhalten gerade einen Ruf. Er kommt von einem anderen Raumschiff, das sich unserer Position nähert.“
Cal rollte mit den Augen: „Toll, noch ein Goa’uld-Schiff?“
„Nein.“, erklang die Stimme aus dem Äther, „Es ist ein Erdenschiff. Sie übermitteln eine Kennung.“
Agatha konnte sehen, wie der Captain etwas stärker als normal einatmete und grinste: „Lassen Sie mich raten? Die George Hammond ?“
„Japp, es ist die Hammond . Sie nehmen den Ha’tak unter Feuer.“
Cal strahlte und plötzlich schien Lebenswillen von ihm Besitz ergriffen zu haben: „Dann wollen wir denen doch mal helfen. Schiff umdrehen und den Ha’tak anvisieren. Wir greifen an.“
Hätte es einen Beobachter gegeben, der im All zugegen gewesen wäre, hätte er gesehen, wie ein Raumschiff der Intrepid-Klasse eine beeindruckend-schnittige Wende um 180 Grad hingelegt hätte. Aus dem Flüchtling wurde ein Angreifer. Und er jagte auf den Punkt zu, aus dem er gerade gekommen war, dorthin, wo ein grellbuntes Farbspektakel einen harten Kampf verhieß.
Als sowohl das Hatak, als auch die Hammond in Sichtweite der Dragonfly waren, und Cal den Befehl gab, das Geschehen auf den Hauptschirm zu legen, stellte Ziva fest, dass ihr die Vokabeln fehlten, die sie benötigte um die Hammond akurat beschreiben zu können. Die Struktur des Schiffes erinnerte an einen Zerstörer, wie er auf der Erde die Weltmeere befuhr. Von eher gedrungener Statur, besaß es einen zentralen Rumpf, von dem aus drei seperate Bauten abgingen.
So oder so ähnlich konnte man das Schiff vielleicht darstellen, aber, irgendwie ging der Beschreibung doch eine Menge dessen ab, was dieses Raumschiff eigentlich war – nämlich eine ziemlich effektive Kampfmaschine.
Und diese Kampfmaschine legte sich gerade, mit einem dauerfeuernden Goa’Uld-Pyramidenschiff an.
Cal richtete sich auf, deutete mit dem Finger auf die Position, auf der Jill normalerweise stand und setzte an: „Ji… ähm… ich meine… Masterton. Rufen Sie die Hammond .“
„Aye, Sir.“, erklang die Stimme des Offiziers und auf dem Bildschirm erschien das Bild einer wunderschönen Frau. Ziva trat neugierig einen Schritt zur Seite und sah, wie der Captain keine Chance hatte, um gegen das Grinsen anzugehen. Dann warf sie einen Blick auf den Bildschirm – natürlich, die Frau war hübsch, aber warum grinste Cal so? Und dann fiel es ihr auf.
„Moment mal.“, sagte sie, machte einen Satz über die Brüstung, welche die Hintere von der vorderen Brücke trennte und ging zu Agatha, die sie verblüfft ansah. Dann deutete Ziva auf die Frau auf dem Bildschirm.
„Das ist doch Helen Magnus.“
„Bitte?“, fragte die Blonde auf dem Bildschirm und warf ihr einen Blick zu, in dem ehrliche Überraschung stand, „Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“
Cal rollte mit den Augen: „Erklär ich Dir gleich, Sam. Vielleicht sollten wir, bevor wir uns…“
„Wir sollten unsere Taktik abstimmen.“, schnitt ihm Agatha das Wort ab, und als er sie verblüfft anblickte, zuckte sie mit den Schultern: „Schatz, manchmal schweifst Du zu sehr aus.“
„Erm….“, machte Cal und klappte dann den Mund wieder zu.
Im Weltall war die Szene wirklich beeindruckend.
Orange Energiekugeln, die wie Ellipsoide wirkten, schossen vom pyramidalen Hatak auf die kleinere, gedrungen-wirkendere Hammond zu, wo sie wirkungslos an den Schilden verpufften und das Schiff in ein kurzzeitiges Energiegewaber hüllten. Gleichzeitig sandte das Erdenschiff Raketen und Rail-Gun-Salven auf den Hatak. Natürlich war auch der Hatak von Schilden geschützt und so verpufften die Schüsse der Hammond ebenso wirkungslos.
Und dann sauste die Dragonfly peilgleich heran, schwenkte, zusammen mit dem von der Frau namens „Sam“ kommandierten Raumschiff der Erde auf eine bestimmte Position ein und eröffnete das Feuer. Zusammen mit Raketen und Rail-gun-Salven rasten grell-orange Phaser und grell-weiße Quantentorpedos auf das feindliche Schiff zu und tauchten es in ein immer stärkeres Lichtschauspiel. Dann richtete sich die Pyramide erneut aus und orange-rote Energieellipsoide schossen auf die Dragonfly und die Hammond zu. Das Föderationsschiff wurde getroffen und „taumelte“, wie ein Boxer, der einen Kinnhaken erhalten hatte.
Funken sprühten von der Brückenbeleuchtung, als sich Agatha wieder aufrichtete. Der Treffer hatte das Schiff schlingern lassen und dann war die Manövrierfähigkeit ausgefallen. Direkt neben ihr hatte es eine Explosion gegeben und…
Sie wandte sich zur Seite und sah zu Ziva, die neben einem am Boden liegenden Cal kniete und seinen Puls tastete.
„Nich schon wieder.“, schoss es ihr durch den Kopf..
Kurz vorher
Die wasserblauen Augen Samantha Carters sahen leicht abwesend nach vorne, dorthin wo das Nicht-Glas, eine Art von transparentem Aluminium, eine zuverlässige Barriere zwischen der Brücke der von ihr kommandierten George Hammond und dem Hyperraum bildete. Dorthin, wo eben jener Hyperraum sich als beinahe schon hypnotisierendes Leuchten präsentierte.
Normalerweise faszinierte es sie immer wieder, aber heute war sie einfach nur erschöpft. Bald würde sie zu Hause sein, könnte sich in ihren Sessel sinken lassen und Musik hören, ihre Augen entspannen. Entspannen. Dazu war sie in den letzten Wochen nicht gekommen, denn ein Trip durch den Hyperraum ist keine einfache Angelegenheit. Da kann einiges passieren – und niemand wusste es besser, als sie. Sie hatte schon so ziemlich jeden Fehler erlebt – vom Einfrieren der Zeit über eine Energiewelle, die sie ausgeknocked hatte, oder einen Replikatorangriff – der Hyperraum und die Technologie der Erdraumschiffe waren nichts, womit man leichtfertig umging. Deswegen waren ihre Nerven auch mit schöner Regelmäßigkeit bis zum Zerreissen gespannt.
Aber bald würde sie nach Hause kommen.
Zu Jack, dessen braune Augen sie jedes Mal treuherzig anblickten, der an ihr hochsprang und ihr die Hand ableckte. Ja, es war eine kleine Gemeinheit gewesen, den kleinen Rauhaardackel nach dem General zu benennen, aber der grinsende Archäologe, mit dem sie seit ein paar Monaten Tisch, Bett und Couch teilte, hatte es vorgeschlagen und als der General dies erfuhr, hatte er es mit Stil genommen.
Sie würde heim kommen.
Zu Daniel, der vermutlich genau in diesem Moment einmal mehr Homeworld Security anrief und Jack fragte, wie lange es noch dauern würde, bis die Hammond auf ihren Sensoren erscheinen würde. Sie konnte sich vorstellen, wie General O’Neill ein leicht ironisches Lächeln auf den Lippen hatte, sich zurücklehnte und sagte: „Danny-boy, ich bin sicher, wenn Du nochmal anrufst, kommt Sam gleich nochmal so schnell an.“
Zwar hatte Sam, als sie noch ihren Dienst auf Atlantis getan hatte, kurzzeitig eine Affaire mit Jack angefangen, aber beide hatten bald eingesehen, dass es keine gute Sache wäre. Gut – spätestens, seit Jack nichts tun konnte, als Woolsey und das IOA sie vom Posten der Leiterin der Atlantisexpedition abgesägt hatten, wusste sie nicht so ganz, ob der General die politischen Gründe nicht vorschob.
Mit Daniel war es erst recht spät losgegangen, aber – seit knapp 4 Monaten waren sie ein Paar. Und jedes Mal schien der Anthropologe wie gebannt zu sein, wenn sie aufstand und sich umzog. Sie hatte nie vor, sich bewusst verführerisch zu bewegen, aber Daniel schien jedes Mal…
„Colonel Carter?“, riss eine Stimme die hübsche Blonde aus ihren Gedanken und sie schaute zur Quelle dieser Stimme herüber. Airman Matthies – Alter 24 – erwiderte ihren Blick: „Ma’am, ich empfange gerade Waffenfeuer voraus.“
„Waffenfeuer?“, echote Carter und richtete sich in ihrem Sitz auf, „Aus dem Hyperraum gehen, schauen wir uns das mal an.“
Der Blick durchs Fenster veränderte sich. Konnte man vorher einen blauweißen Wirbel erkennen, wich dieser Wirbel nun der schwärze des Alls, sowie einem Schiff, dessen Konfiguration Sam erschreckend deutlich bekannt vorkam.
Ein Pyramidenschiff – ein Ha’tak.
„Ich empfange einen Transpondercode“, meldete Matthies und schaute sie erneut an, Verwunderung im Blick, „Es ist – ein Code, der in unserer Datenbank ist, aber schon ein paar Jahre nicht mehr verwendet wurde.“
Sam war sofort auf den langen Beinen und bei ihm:
„Ein älterer Transpondercode?“
Matthies spürte den warmen Atem seiner Kommandantin in seinem Nacken und nickte, ehe er auf seine Anzeige deutete: „Ja – hier, sehen Sie, Colonel?“
Sam runzelte die Stirn. Das war doch… das konnte doch gar nicht sein?
„Und das Ha’tak feuert auf die Quelle dieses Transpondercodes?“
Erneut nickte Matthies.
„Dann greifen wir ein.“, sagte Sam, ging zu ihrem Kommandosessel und setzte sich, mit einem Schwung und einer Dynamik, wie sie sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Ihre Jugend war dabei, sie einzuholen.
‚Und Du bist gerade erstmal 40.’, grinste sie innerlich, ‚Aber meine Spät-Zwanziger holen mich ein.’
„Lieutenant Peel? Stellen Sie eine Kommunikation zum Ha’tak her und anschließend klar, dass das Schiff, das sie angreifen unter unser Protektorat fällt.“, sagte sie und schaute dann zu Matthies, „Und Sie überwachen die Quelle, ich will wissen, ob irgendwelche Fluktuationen auftreten.“
Dann hieb sie auf eine Taste, die im Kommandoelement ihres Sessels befestigt war. „Hier spricht der Captain. An alle – wir gehen auf höchste Verteidigungsstufe.“
Die Beleuchtung veränderte sich, wurde eine Spur dunkler und ein enervierend-lautes Klaxon ertönte.
„Ma’am.“, drehte sich Lieutenant Tara Peel, eine attraktive Mitt-Dreißigerin mit brünetten Haaren, zu ihr um, „Das Ha’tak antwortet nicht.“
In diesem Moment ging ein Ruck durch das Schiff.
Sam rollte mit den Augen: „Ich glaube, wir haben die Antwort erhalten.“
Dann wandte sie sich an einen jungen Mann, der nur eine Armeslänge von ihr entfernt saß: „Mister Steed. Erwidern Sie das Feuer. Volle Rail-Guns und Klar bei Raketenabschuss.“
„Verstanden, Ma’am.“, erwiderte der Angesprochene und schaute sie kurz an: „Dürfte ich fragen, wen wir da retten?“
Sam lächelte: „Einen alten Freund.“
„Ma’am.“, meldete sich Matthies, „Die Transponderquelle hat umgekehrt und kommt nun frontal auf uns zu.“
„Ich messe eine starke Energiequelle, die auf das Ha’tak zusteuert. Sie hat direkten Kollisionskurs.“
Und dann explodierte etwas an den Schilden des Pyramidenschiffes.
Sam konnte sich nicht helfen und schüttelte den Kopf: „Unheil, dein Name sei Calvin Cat.“
„Ma’am?“, ließ nun Tara Peel ihre melodische Stimme erklingen, „Ich empfange einen Ruf des anderen Schiffes.“
„Es ist nun in relativer Nähe, sodass ich die Hüllensignatur erkennen kann.“, vermeldete Matthies: „U.S.S. Dragonfly – NCC 0815-A.“
Nickend seufzte Sam und wandte sich dann an Tara: „Ruffrequenzen öffnen. Bin gespannt, was sie zu sagen haben.“
Auf dem kleinen Bildschirm wirkte die Brücke der Dragonfly, die sie selbst ein paar Mal in der Realität gesehen hatte, unglaublich klein und beengend. Und es stimmte, dass das Fernsehen offenbar ein paar Pfunde zu dem tatsächlichen Gewicht addierte, denn der kurvenreiche Körper Agatha Silverbirds wirkte ein wenig verzerrt. Auch Cal, den sie als recht schlank in Erinnerung hatte, wirkte so, als habe er ein paar Süßigkeiten zu viel genascht. Wobei sie es sich bei diesem ‚Musterexpemplar’ eines Captains durchaus vorstellen konnte.
Eines ihrer berühmten 1000-Watt-Carter-Lächeln stahl sich über ihr Gesicht und sie sah, dass Cal sich ebenfalls ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Als sie dann eine exotische Schönheit über die Brüstung springen sah und hörte, wie sie sie – also Sam – als Helen Magnus bezeichnete, runzelte sie verwundert die Stirn und merkte, wie ihre Schultern straff gezogen wurden. Wie eigentlich immer, wenn sie versuchte, einer an sich sinnlosen Information etwas mehr Gehalt zu geben.
Gerade als Cal einen seiner langen Monologe anstimmen wollte – und Sam wusste dass der Captain das Vorrecht auf lange, endlose Monologe gern für sich in Anspruch nahm - vernahm sie erleichtert die samtene Stimme Agathas, die eine Quintessens dessen ablieferte, was Cal gerade sagen wollte.
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