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Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)

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CaptainCalvinCat:

Sie hatte dem Captain und seiner Crew nie gesagt, dass es eine Serie namens „Star Trek“ gab, er hätte es vermutlich nicht ganz verstanden.
Dazu muss gesagt sein, das man eine sehr eigenwillige Regel gefunden hatte, dem Sternenflottencaptain Asyl zu gewähren.
Zunächst wurde er, wie es bei allen anderen ausserirdischen Besuchern des Stargatecenters üblich war, im Cheyenne Mountain Complex untergrebracht – so verbrachte Cal das erste Jahr dort.
Spätestens nach drei Monaten war er kurz davor gewesen, durchzudrehen, da ihn jedes Mal, kaum, das er sanft eingeschlafen war, ein dussliger Alarm, eine komplett unwichtige Durchsage oder sonst irgendwas weckte – ganz zu schweigen davon, dass die Feldbetten komplett unbequem, und die Feldbettdecken viel zu dünn waren.
Doch schon das erste Jahr als Beobachter brachte seine spannenden Momente mit sich.
Da war zunächst mal die Situation mit den Za’tarc, die er nur am Rande mitbekam, da man ihm noch nicht genug traute wurde er ruhig gestellt, sprich betäubt.
Die Sache mit der Zeitschleife nahm er relativ humorvoll. Als man ihm erklärte, was passiert sei, hatte er nur geschmunzelt: „Das passiert jeder Mission irgendwann mal – ich hab meinen Groundhog Day schon hinter mir. War ’ne lustige Sache.“
Problematischer lief es da, als Jack und Teal`C mit einem umgebauten Todesgleiter in die unendlichen Weiten des Weltalls herausgetrieben wurden.
Sam hatte versucht, ihm zu erklären, warum sie Angst habe, doch Cal hatte sie angelächelt, ihr die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt „Das packst Du schon.“
Das war überhaupt seine Standardantwort auf alle Katastrophen, die ihnen im Laufe der Jahre über den Weg liefen.
„Ihr findet den Weg schon.“, alternativ auch „Das müsst ihr selbst herausfinden.“
Als Sam ihm eines Tages, das war, als er während seines zweiten Jahres auf der Erde des 21. Jahrhunderts, ein kompliziertes Problem mit nach Hause brachte, hatte Cal sie angelächelt und gesagt „Du wirst den Weg selbst finden. Ich weiß das.“.
Sam hatte mit den Augen gerollt und eine zufällig anwesende Cassandra Fraiser hatte gelacht: „Dein Captain aus der Zukunft klingt gerade verdächtig nach einem Wächter des Lichts.“
Der Captain hatte die Stirn gerunzelt: „Einem was des Was?“
„Kommt gerade im Fernsehn – schau es Dir selbst an.“
Neugierig war Cal der jungen Ausserirdischen ins Wohnzimmer gefolgt, wo sie sich, zusammen mit ihrer Mutter Janet, eine Folge Charmed anschaute.
Als Leo Wyatt, der Wächter des Lichts, einen guten Tipp gab, hatte sich der Captain echauffiert: „So rede ich doch gar nicht, Cassandra!“
Cassie hatte ihm die Zunge rausgestreckt und Janet hatte zu ihm herübergeblickt und lakonisch gemeint: „Also – eigentlich doch.“

Das Zusammenleben mit einem Starfleetcaptain gestaltete sich sowieso für die entsprechenden Partizipanten, also die Teilnehmer, unterschiedlich schwierig.
Daniel hatte es im ersten Jahr nach der Ankunft des Sternenflottenoffiziers im 21. Jahrhunderts noch mit Engelsgeduld versucht , ihn an die hiesigen Umgangsformen zu gewöhnen, was beispielsweise so kleine Dienste, wie Müll runterbringen, Kühlschrank nachfüllen und anderen Späßen beinhaltete.
„Männerwirtschaft.“, nannte es Jack, „Du, Daniel, bist Felix Unger, Cal ist Oscar Madison.“
Übrigens auch Daniel verlor zwischendurch die Geduld, was meistens dann vorkam, wenn Cal einen wertvollen Stein nach der Untersuchung mit dem Tricorder nicht an den entsprechenden Ort zurückgelegt hatte, von wo er ihn genommen hatte.
Aber eigentlich hatte Cal bei Daniel noch einen relativ einfachen Stand als Untermieter.
Es hätte auch so weitergehen können – wenn da nicht der Zwischenfall mit den Kelownern gewesen wäre, der in einer radioaktiven Verstrahlung und einem zeitweisen Tod für den Anthropologen endete.
Sam, Jack und Teal`C waren überrascht, das sich Cal – dem sonst eigentlich alles relativ schnell zu Herzen ging – von der Nachricht, das Daniel tot war, kaum bis wenig betroffen zeigte.
Was die drei Mitglieder des SG 1 nicht wissen konnten, war, das Cal natürlich wusste, das Daniel aufgestiegen war, das der Wissenschaftler diese Form jedoch nicht länger als ein Jahr beibehalten würde konnen, da er sich immer noch seinen Freunden verpflichtet fühlte und versuchte, ihnen zu helfen, was in einem Kampf Daniel Versus Anubis gipfelte, wodurch Daniel wieder zum Menschen wurden.
Im „Jahr ohne Daniel“, 2002/2003 also, wurde Cal zu Jack verlegt.


In diesem Jahr waren übrigens einige sehr unschöne Sachen passiert – man hatte Jack beschuldigt, er habe einen Mordanschlag auf Senator Kinsey verübt und JUST als Cal von Nutzen gewesen wäre, hatte die Sternenflotte ihn auf eine Missionsbesprechung geschickt, die natürlich – wie sollte es anders sein – in der Zukunft stattfand.
Das hatte den Captain sehr gefreut, so war er wieder einmal mit seiner ersten Offizierin, Agatha Silverbird, dazu gekommen, ein wenig zu plaudern – aber Jack hatte er nicht helfen können.
Hätte er sowieso nicht gedurft – Einmischung in die erste temporale Direktive.

Doch in diesem Jahr waren auch andere Sachen passiert, es war ja nicht so gewesen, das NUR Katastrophen in 2003 passiert wären.
Nein – die Erde bekam den Vorläufer aller Schiffe der Föderation.
Die Prometheus, mit der Codenummer X-303.
Nicht sonderlich einfallsreich, wie Jack fand, weswegen er, sehr zu Cals Freude, versuchte, das Schiff in „Enterprise“ umbenennen zu können.

Und dann kam es Mitte 2003 zu DEM Ereignis, das Jacks Gefühlswelt erschütterte.
Abydos wurde von Anubis zerstört – und mit ihm auch Ska’ara, der Junge, der ihm mehr als nur am Herzen lag.
Nach aussen hin verpackte der Colonel die Tatsache, das die Abydonier nicht wirklich tot waren, sondern alle aufgestiegen, recht gut – doch, innerlich war er relativ am Ende.
Doch das Auftauchen Daniels sollte die Sache ändern.

Dies war auch der Moment gewesen, an dem Cal wieder umzog – diesmal zu Samantha Carter, die sich über den Neuzugang in ihrer Wohnung – naja… freuen ist dann doch schon was anderes.
Aber es war nicht so, das Cal komplett unwillkommen gewesen wäre – wenngleich Jack und Daniel ihr einige Schauergeschichten über den „Oscar Madison der Zukunft“ erzählt hatten.
Doch Cal hatte aus seinen bisherigen WG-Abenteuern mit SG 1 gelernt und versuchte tatsächlich, sich so höflich und freundlich, wie es nur ging zu gebärden.
Ob das damit zu tun hatte, das Sam nunmal eine Frau war?
Oder ob es damit zu tun hatte, das sie Sam Carter war?
Die Frau, von der Scotty Middlegate, sein Chefingenieur, ihn gebeten hatte, ihm ein Autogramm mit zu bringen?
Ob es daran lag?
Das wusste die Majorin nicht und  - wenn sie ehrlich war, wollte sie die Gründe über den merkwürdigen Charakterwandel Cals gar nicht so genau wissen.
Sie wusste nur eines, sie wusste, das Cal, wenn er denn glaubwürdig einen jungen Mann darstellen wollte, der im 21. Jahrhundert lebte, viel zu steif war.
„Was soll ich denn machen?“, hatte Cal sie gefragt, die ihn an Cassandra verwiesen hatte, schließlich war sie eine Teenagerin und das sollte Cal ja nun verkörpern.
So hatte Cassandra ihm einen Crashkurs in „Benimm als Teenie“ verpasst und gesagt, dass „nackte Wände“ ja gar nicht gingen.
„Soll ich meine Wände anziehen?“, war Cals verständnislose Frage gewesen und Cassandra hatte mit den Augen gerollt: „Kauf dir ein Poster.“
„Ein … was?“
Cassandra hatte ihn an die Hand genommen, und – obwohl er sich extrem dämlich vorkam, mit 18 an der Hand einer 16 Jährigen durch die Innenstadt von Colorado Springs gezogen zu werden, ließ er dieses Prozedere über sich ergehen.
Als Jack ihn am selben Tage besuchte, um den Rest von Cals „Krempel“ herzubringen und Sam Trost zuzusprechen, war er es, der nach einem Blick in Cals Zimmer mit einem „CARTER!!!“-Schrei in die Küche kam und ein wenig konstatiert dreinblickte.
Cal kam hinterher: „Was ist denn? Warum schreist Du so, Jack?“
„Colonel!“, berichtigte Jack – man war im „Jahr ohne Daniel“ nicht über die „Colonel-und-Du“-Ebene hinausgekommen.
„Was ich habe?“, fragte der Colonel daher, packte ihn und Sam bei jeweils einer Hand und zerrte sie in Cals Zimmer.
„DAS!“, keuchte er und deutete auf das Objekt der Anklage.
Auch Sam war ein wenig irritiert.
„Cal, hast Du das gekauft?“, fragte sie und der Captain runzelte die Stirn: „Ja.“
„Weißt Du, was du da hast?“
„Wieso? Cassie meinte, es sei der letzte Schrei.“
Als sie das hörte, musste Sam lächeln: „Sagte sie das, ja?“
„Ja.“, sagte Cal und schaute die Air Force Majorin verblüfft an: „Gut, ich wundere mich auch darüber, das sie einen halbnackten Mann an meiner Wand toll findet, aber – ich hab mir gedacht: „So sind diese Teenager halt.“.“
Das hören und in einen Lachflash ausbrechen war für Sam eines, während Jack ein wenig mehr um Fassung bemüht war, sich aber ein leichtes Grinsen nicht verkneifen konnte: „Soso – und du glaubst nicht, das ihr dieses Bild so gut gefallen hat, weil sie ein Mädchen ist?“
Cal schaute kurz zu Boden: „Daran – hab ich irgendwie nicht gedacht. Die Teenager hier sind so völlig anders als in meiner Zeit.“
„Wie sind denn die Teenies in deiner Zeit. Ich nehme nicht an, das die alle Sternenflottenoffiziere sind.“
Der Captain schüttelte den Kopf, sodass seine braunen Haare nach links und rechts flogen.
„Nein, himmel, gott bewahre – das war bei uns n Zufall. Also – selbstgemachter Zufall, wir hatten ja diese Idee mit dem Raumschiff im Eigenbau… aber die meisten Teenager, wenn sie nicht gerade irgendwelche Flausen im Kopf haben, träumen von der Karriere als Sternenflottenoffiziere.“, erklärte der Captain h.c. und legte die Hände in den Rücken, „Wenngleich – ich gestehen muss, das ich da doch nicht ganz“, er hüstelte, „repräsentativ bin – gelinde gesagt.“
„Sehr gelinde.“, fuhr ihm Jack dazwischen, was ihm einen kurzen Lächler von Carter und Cal einbrachte.
„Ja – ich bin ein wenig… ich bin nicht mainstream. Daher – hab ich mich auch nie damit befasst, was jetzt andere Teenies in meinem Alter taten.“
Er lächelte schief und schaute dann zu dem halbnackten Mann an der Wand, beziehungsweise zum Poster des halbnackten Mannes.
„Ich glaube – wir nehmen doch etwas, was auch Männer an die Wand kleben dürfen.“, sagte Cal und schaute zu Jack: „Colonel?“
„Ja, Cal?“
„Bin knapp bei Kasse – würden Sie mich wohl freundlicherweise begleiten? Da können Sie mir auch gleich helfen.“

Es war eine entsetzlich lange und umständliche Shoppingtour gewesen, aber nach drei Stunden kam man mit Postern über Postern zurück.
Ein Poster von Prinzessin Leia  klebte man über den halbnackten Typen, ein Poster von Prinzessin Amidala klebte man daneben.
Und das Poster von zwei „Popsternchen“ mit denen sich Cal noch nie beschäftigt hatte und die ihn auch nicht interessierten, die dabei waren sich zu küssen, klebte Cal an die gegenüberliegende Wand.
Als Sam DAS sah, war sie es, die hintenüber kippte.
Und Cal durfte sich ein paar Takte zum Thema Feminismus anhören.
Der Captain lächelte und überreichte ihr eine Posterrolle.
„Was soll ich damit?“, fragte Sam und Cal grinste: „Habs für Dich gekauft. Aber lass es Jack nicht sehen.“
Stirnrunzelnd, aber lächelnd, rollte Sam das Poster auf und musste dann ihr typisches 1000-Watt-Carter-Lächeln lächeln.
Ein Bild ihres Idoles lächelte ihr entgegen.
„Ich wusste doch, das Du es mit MacGyver hast, Sam.“, grinste er und klopfte ihr auf die Schulter.

Und 2004?
Cal hatte sich im Kampf „Erde vs. Anubis“ vornehm zurückgehalten – hatte sich mit dem üblichen ‚Ich weiß, dass Ihr es schafft’ herausgeredet und hatte Sam lächelnd Glückwünsche gewünscht, als sie im SGC ankamen – ohne Jack.
Dieser hatte das Wissen der Antiker im Kopf – mal wieder – und wurde auf Eis gelegt. Wortwörtlich.
Eine Sam Carter, die sich gerade aus verständlichen Gründen nicht wirklich im Griff hatte, rammte Cal im Vorbeigehen die Faust gegen das Kinn, was ihn sich einmal um die eigene Achse drehen und dann gegen die Wand krachen ließ.
„Ja, das tat gut.“, hatte sie gemurmelt und Cal selbigen Kommentar von sich gegeben.
Nicht einmal das Essen, das Cal an dem Tage zubereitet hatte, hatte sie aufmuntern können, obwohl er die Küche nicht unter Wasser gesetzt und die Ente nicht in Alkohol ertränkt hatte.
Irgendwann hatte sich dann die Situation ein wenig gebessert, nicht zuletzt deswegen, weil es gelungen war, Jack aus dem Tiefschlaf zu befreien und sein Gehirn wieder auf den Stand ‚vor der Antiker-Erfahrung’ zu resetten.
Sam war derweil von Replikatoren entführt worden – was Cal jetzt wiederum nicht sonderlich schmeckte.
Da SG 1 unterwegs war, Sam von den Replikatoren zu retten und man ihn nicht mitgenommen hatte, war er Doktor Weir auf die Nerven gegangen. Nach einigen, sehr interessanten Abenteuern, die ihn unter anderem in das nette Kansas-Vorstädtchen „Smallville“ geführt hatten, wo er ein komplettes Jahr als amnesischer John Doe lebte, war er wieder gefunden worden und ein paar Wochen später hatte die Sternenflotte ihn wieder abgeholt. Das hatte für Sam den Vorteil, dass sie die Star Trek DVDs wieder hervorkramen konnte, die sie solange Cal da gewesen war, wohlweißlich versteckt hatte. Und sie musste sich an diesen Moment erinnern, in dem sie im Internet einen Star Trek Reviewer gehört hatte, der sagte, dass Captain Archer keine langen Reden halten konnte. Für Cal galt dies nicht – er konnte und er tat es verdammt gerne. Leider. Dagegen waren ihre analytischen Vorträge extrem kurz gehalten. Und wenn Agatha ihn nicht unterbrach…

Sam mochte Agatha Silverbirds logisches und analytisches Denken. Die Vorschläge, die sie machte, um das Ha’tak aufzuhalten, waren gut durchdacht, brilliant formuliert und gut umsetzbar. So hätte sie es auch gemacht. Die beiden Schiffe begaben sich in die entsprechenden Positionen und eröffneten das Feuer. Während die Phaserstrahlen der Dragonfly über die Schutzschilde leckten, konnte die Hammond die nötige Position beziehen, um eine komplette Salve an Raketen und Rail-gun-Schüssen auf das feindliche Raumschiff abzugeben.
Und dann sah sie, wie das Hatak sich neu positionierte und einen einzigen Schuss auf die Dragonfly abgab. Diese taumelte, begann plötzlich zu trudeln, während blaue Energieblitze den kompletten Rumpf umspielten, ehe sie sich wieder fing.

Die Augen Colonel Carters waren weit aufgerissen. Was war das? Eine neue Geheimwaffe der Goa’Uld, eine, die Schilde durchdringen konnte?
„Colonel“, sicherte sich Steed plötzlich Aufmerksamkeit zu, „Der Ha’tak – er positioniert sich neu.“
Und damit wusste Sam, was passieren würde. Wenn ein Raumschiff aus der Zukunft dieser neuen Waffe keinen Widerstand entgegenbringen konnte, wie mochte es dann erst mit einem Raumschiff aus dieser Zeitebene sein?
Sie seufzte: „Schutzschirme verstärken.“
In diesem Moment ging ein Ruck durch das Raumschiff. Sam stolperte, versuchte sich festzuhalten, doch sie scheiterte. Das Schiff kippte einmal um 180 Grad und sie verlor wirklich den Halt. Dann war alles vorbei. Das Schiff war wieder ruhig, und sie spürte, wie ein leichter Schmerz durch ihre Seite schoss.
„Autsch.“, dachte sie und stand wieder auf.
King rappelte sich ebenfalls hoch und blickte sich zu Carter um: „Erlauben Sie mir einen One-Liner, Ma’am?“
„Schießen Sie los, Lieutenant King.“
„Das war erschütternd.“, grinste King, was ihr ein schiefes Lächeln von Carter einbrachte.
Dann wandte sie sich an Steed, der gerade auffallend still war.
„Alles in Ordnung, Steed?“, fragte sie und berührte sanft seine Schulter, was dazu führte, dass die Gestalt im gesamten nach vorne auf seine Konsole fiel.
In diesem Moment meldete sich die Krankenstation.
„Colonel Carter? Hier ist Schwester Eversprite-Leerenstadt“, erscholl eine leicht panisch, sehr jung klingende Stimme aus dem Funkgerät: „Doctor Smith und alle männlichen Patienten haben gerade das Bewusstsein verloren.“
Carter holte tief Luft, nahm das Funkgerät und aktivierte die Sprechfunktion: „Zählen Sie noch Captain Steed und Airman Matthies zu den Bewusstlosen. Und finden Sie raus, was sie gelähmt haben könnte.“
‚Obwohl ich schon einen ungefähren Plan habe, was dafür verantwortlich sein könnte.’, sagte Sam sich selbst. Allerdings beschloss sie, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Sie war Wissenschaftlerin und da hielt man sich an die Fakten.

„Ma’am.“, sagte Tara in diesem Moment und deutete auf das Fenster, auf dem gerade das Goa’uld-Schiff in den Hyperraum sprang.
King blickte Sam an und in ihren hübschen, grünen Augen funkelte Ratlosigkeit.
Auch der Colonel zuckte mit den Schultern, ehe sie in Richtung der Funkkonsole nickte: „Los, versuchen Sie die Dragonfly zu erreichen. Ich möchte wissen, ob es bei Ihnen genau so aussieht.“

Nach ein paar mehr oder weniger ergebnislosen Kommunikationsversuchen klärte sich das Bild auf und eine besorgt-dreinblickende Agatha Silverbird bettete gerade einen ohnmächtigen Alexander Strange neben Cal auf den Boden.
„Schön, wenigstens euch zu sehen.“, sagte sie dabei und wandte sich zu der hübschen, exotisch-wirkenden Frau, die gerade neben einem Mann gekniet hatte, dem sie einen sehr liebevollen Blick zuwarf, ehe sie weiterging.
„Tony und Gibbs sind auch ohnmächtig.“, stellte sie fest und wandte sich dann an Agatha: „Wenn ich das richtig sehe, hat dieser Treffer die gesamte männliche Crew ausgeknocked.“
„Das haben wir hier auch so erlebt.“, sagte Sam in diesem Moment, „Diese Waffe – was immer sie war – hat uns getroffen und als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, waren nur Lieutenant King und ich bei Bewusstsein. In der Krankenstation sieht es nicht anders aus.“
„Hm.“, machte Agatha und betätigte ihren Kommunikator: „Silverbird an Intrupper?“
„Übrigens.“, sagte Ziva in diesem Moment und schaute sie – also Sam – an: „Wenn wir uns an die Regeln halten, erscheinen Tage wie Stunden.“
„TWOK?“, fragte der Colonel und Ziva nickte: „Ich sehe, Sie verstehen.“
„Natürlich, Saavik. Aber meinen Sie, dass Khan immer noch da ist?“
Erneut nickte die hübsche Israelin: „Es wäre nur die logische Alternative. Der Weihnachtsmann möchte erstmal abwarten und dann sehen, ob er die Bescherung durchziehen kann.“
„Aber der Weihnachtsmann bringt die Geschenke doch niemals am Tage.“
„Dessen bin ich mir bewusst – hoffen wir, dass Santa Claus wartet, bis die Nacht hereinbricht. Ich würde vorschlagen, wir sprechen in 2 Tagen nocheinmal mit einander, okay?“
Nun war es an Sam, zu nicken: „Einverstanden, Lieutenant Saavik.“
Damit beendete sie die Kommunikation und lächelte zu King herüber: „Wer auch immer das ist, man kann ihr nicht abschlagen, dass sie verdammt clever ist.“
„Und worüber haben Sie sich gerade unterhalten, Ma’am?“, fragte die andere Frau, was Sam zu einem ihrer 1000-Watt-Lächeln brachte: „Haben Sie das nicht mitbekommen?“
„Nun, ich weiß zwar, dass Saavik eine Figur aus Star Trek ist und TWOK vermutlich „the wrath of Khan“ bedeutet, aber ich habe die Filme nie gesehen. Ich bin kein Science-Fiction-Fan.“
‚Was für eine Ironie’, schoss es der ehemals Blonden Air-Force-Colonel durch den Kopf, ehe sie sich an King wandte: „Okay, also – die Kurzfassung: Die Frau ruft uns in 2 Stunden wieder an. Ferner wurde darüber spekuliert, ob die Goa’uld – oder die Lucianer-Allianz – noch in der Nähe sind und einen weiteren Angriff planen.“
„Ah, ich verstehe.“, lächelte King und schaute sie an: „Aber darf ich Ihnen eine Frage stellen?“
„Natürlich, Lieutenant.“
„Warum nur ‚die Kurzfassung’?“
Erneut stahl sich ein Lächeln auf Sams Gesicht: „Wissen Sie, mein ehemaliger CO wollte immer, dass ich ihm nur die Kurzfassung erzähle. Ich glaube, das hat sich ein wenig eingebürgert. Ich weiß ja, dass sie mich noch von meinem Vortrag an der Air Force Academy kennen.“
„Ja, und irgendwie hatte ich mich auf eine Langfassung gefreut.“
Sam zuckte mit den Schultern, schaute sich um und sagte: „Nun, ich sage Ihnen was: Wir überprüfen, wieviel Schaden entstanden ist und – während wir die zwei Stunden totschlagen müssen, die die Dragonfly braucht, um bei sich eine Schadensinventur zu machen, erzähle ich Ihnen alles, was Sie wissen möchten.“
Kurz schien King zu überlegen, dann nickte sie: „Okay.“


Mit japanischen Schimpfworten und Flüchen, die wir hier ob der Altersfreigabe und des Bildungsauftrages nicht wiederholen wollen, robbte sich die schlanke Japanerin Fähnrich Ran Sato durch die engen Jeffriesröhren. Es war doch einfach nicht zu fassen. Der Treffer, der das Schiff hatte schlingern lassen, hatte kurzzeitig den Strom ausfallen lassen und – was noch schlimmer war – ihr Projekt lahmgelegt. Sie hatte versucht, es von der Stelle, an der es aufgehört hatte, weiterlaufen zu lassen, aber wie Projekte so sind, war es extrem stur und ließ sich absolut nicht zur Kooperation bewegen. Das war das erste Mal, dass sie geflucht hatte.
Nun robbte sie durch die Jeffriesröhre, wobei sie gezwungen war, ihren schlanken Körper mehr als nur einmal zu verbiegen, da auch hier männliche Offiziere, die offenbar gerade irgendwelche Wartungsarbeiten erledigen sollten, kollabiert waren und ihr somit den Weg versperrten.

Das zweite Mal hatte sie geflucht, als sie in den Maschinenraum gekommen war und sah, wie die rechte Hand des Chefingenieurs, Lieutenant Commander Greta Kays gerade den über seiner Konsole  zusammengebrochenen Sebastian „Scotty“ Middlegate in eine sitzende Position brachte.
„Okay, was ist passiert?“, hatte sie gefragt und keine wirklich befriedigende Antwort erhalten.

CaptainCalvinCat:
„Hörst keinen Ruf, hörst keinen Schrei, Gentlemen, sie zieh’n vorbei, schauen durch dein Fenster rein, klopfen dann an…“
„Wenn sie anklopfen, bevor sie dich kaschen, solltest du die Tür schließen.“, sagte Ziva, während Agatha sich unter die taktische Konsole begeben hatte, ihre langen Beine an den Körper gezogen, und versuchte…
Ziva war sich nicht so ganz sicher, was die XO da tat, sie wusste nur, dass in jeder Star Trek Serie, wann immer irgendwas am Schiff zerstört wurde, irgendwer unter irgendeine Konsole kroch und hoffte, mit einem billigen Prop – also einer toll aussehenden Requisite – die auf irgendeinen technogebabbleten Namen hörte irgendwas an der Kulisse zu reparieren. Was auch immer man da tat. Agatha schien ebenfalls zu dieser Sorte Menschen zu gehören.
Dann seufzte sie: „Ziva, ich versuche der Sache gerade eine unheilschwangere Note zu geben, in dem ich diesen Song von Buffy rezitiere. Ich meine…“
Ziva kroch ebenfalls unter die Konsole und schaute der XO in die Augen: „Mach dir keine Sorgen.“
„Ich mach mir keine Sorgen, ich weiß, dass wir mehr als nur fähig sind, allerdings haben wir nur die Hälfte der Crew zur Verfügung.“
Ein ironisches Lächeln schlich sich auf Zivas Lippen: „Wenn diese Hälfte genau so ‚fähig’ wie dein Freund ist, brauchen wir keine Panik zu haben, dass wir in irgendwelche Schwierigkeiten geraten könnten.“
Agatha schaute sie an, ihre grünen Augen wurden eine Spur heller und Amüsement funkelte in ihnen: „Stimmt schon – aber leider ist unser Chefingenieur ziemlich fähig.“

Abby Sciuto war vollkommen begeistert. Dieser Tricorder, den sie in den Händen hielt, funktionierte . Er funktionierte tatsächlich. Sie quietschte förmlich, vor Begeisterung, was ihr einen leicht verdatterten Blick von Gina eintrug.
„Hey“, sagte die Forensikerin, „Ich kenn die Dinger nur aus dem Fernsehen.“
Die Chefärztin runzelte verblüfft die Stirn: „Fernsehen? Jetzt sag bloß, die Abenteuer der Dragonfly werden auf einem Privatsender ausgestrahlt.“
„Nein, aber die Abenteuer von Kirk, Picard, Sisko, Janeway und Archer.“, erklärte die Forensikerin, wirbelte einmal herum und schaute Gina dann an: „Du hast keine Ahnung, wie das für mich ist, hm?“
Kurz legte Gina überlegend den Kopf schief, tippte sich mit dem Zeigefinger an die Wange und grinste dann, ehe sie ein gut gelauntes „Aha!“ von sich gab: „Natürlich weiß ich, wie das für dich ist. Du scheinst ein riesen Fan dieser Sendungen zu sein, und jetzt bist du live dabei. Klar, das muss aufregend sein.“
Abby nickte: „Ja. Ich meine, das ist alles so … real.“
„Ich sag dir was.“, zwinkerte ihr Gina zu, „Wenn Du willst, kannst Du einen Tricorder behalten.“
„Aber geht das nicht gegen die temporale erste Direktive?“, fragte Abby und Gina zuckte gut gelaunt mit den Schultern: „Die hat Cal schon so oft gebrochen… allein schon das wir hier sind ist ein Bruch gegen die erste temporale Order. Von daher – was solls?“
Damit klopfte sie der Forensikerin gut gelaunt auf die Schulter, ehe kurz durchatmete und wieder ernst wurde.
„Also gut, nach dem das geklärt wurde, Abby, würde ich vorschlagen, dass wir uns mal darum kümmern, was hier passiert ist.“
Das Nicken der hübschen Laborgoth war so heftig, dass ihre beiden Rattenschwänze hin und her wippten.

Auf der Hammond saß Sam zwei Stunden später grübelnd, den Oberkörper nach vorne geneigt und den Kopf schwer auf die Faust gestützt, über dem Bildschirm, auf dem die Sicherheitsaufzeichnungen der letzten paar Minuten der Konfrontation liefen.
„Hmmmm.“; machte sie und schaute dann zu Tara und Emma herüber, die sich der Bordelektronik widmeten.
Ihre wasserblauen Augen wandten sich dann wieder dem Bildschirm zu. Mal sehen – was war passiert? Sie konnte sich sehen, wie sie sich auf den Einschlag der Waffe – was auch immer diese Waffe war – vorbereitete und dann, genau wie alle anderen zu Boden ging, als das Schiff ins Schleudern geriet. Warum waren nur die Männer langfristiger ohnmächtig?

„Eversprite-Leerenstadt an Carter?“, erklang plötzlich die Stimme der Schwester aus dem Funkgerät. Beruhigenderweise waren nun die Anzeichen von Panik, die sich in ihre Stimme geschlichen hatten, der Professionalität der Ärzteschaft gewichen.
Carter lächelte und berührte das Funkgerät: „Sprechen Sie.“
„Ich habe das Blut der Männer untersucht. Ich kann die genauen Gründe zwar immer noch nicht zuordnen, aber ich glaube, es ist eine Art Energiefeld gewesen, dass offenbar nur auf Y-Chromosome reagiert.“
Carter blinzelte. Verdammt, Janet hätte jetzt sicher genau gewusst, was zu tun gewesen wäre, aber leider war Dr. Fraiser vor Jahren bei einer Mission gefallen. Sie vermisste sie, besonders in Situationen wie dieser.
„Ist sowas möglich?“, fragte sie daher und sie war sich sicher, dass Schwester Eversprite-Leerenstadt gerade mit den Schultern zuckte: „Uns nicht. Soviel kann ich schon mal sagen. Wie es mit den Goa’Uld aussieht, das ist eine andere Sache.“
„Na.“, murmelte Sam und erhöhte anschließend ihre Stimme auf normale Gesprächslautstärke: „Wenn es ihnen möglich ist, Handmanschetten zu benutzen, die entweder heilen, hypnotisieren oder töten können, bin ich mir sicher, dass sie auch eine Waffe im Repatoire haben, die nur ein bestimmtes Chromosom angreift. Ich danke Ihnen, Schwester.“
Damit beendete sie die Kommunikation und wandte sich an King: „Es ist soweit. Stellen Sie Kontakt mit der Dragonfly her. Mal hören, was es von denen neues gibt.“

Die Augen wirkten größer.
Soviel konnte Ziva immer wieder feststellen, wenn sie mit jemandem auf dem großen Hauptschirm sprach. Das Bild Sam Carters war der Größe des „Main Viewers“ angepasst und verglich man nun dieses Abbild mit ihr selbst, so waren die Augen ungefähr so groß wie Zivas Hand, die sie gerade zur Faust ballte, als sie die Nachrichten hörte.
„Das ist… unheimlich.“, stellte sie fest und schaute dann wieder zu Agatha, welche gerade einen Blick auf die taktische Konsole warf und dann zu ihr blickte.
Dann zuckte die XO mit den Schultern: „Willkommen an Bord der Dragonfly, Ziva.“
Ein Lächeln.
Die hübsche Israelin wandte sich dann wieder Sam zu: „Sind schon Spuren vom Weihnachtsmann zu finden?“
„Nein“, schüttelte Carter den Kopf und zuckte dann mit den Schultern: „Irgendwie erwarte ich aber, dass er bald auftaucht. Schließlich ist es sinnfrei ein Schiff anzugreifen, es ausser Gefecht zu setzen und anschließend…“
„Sam, da tut sich was.“, meldete plötzlich Agatha, als ihre Konsole zu piepsen begann.
Und als wäre die Luft um Ziva herum ein lebendes, atmendes Wesen, war ihr als würde sie spüren, wie der Lufthauch um sie herum immer deutlicher zu spüren war. Erst nach ein paar Millisekunden merkte sie, dass sich ihr Atem beschleunigt hatte.  Auch Sams Atmung beschleunigte sich, das konnte sie sehen. Beide – also Ziva und Sam – wandten sich einer Person zu und sagten: „Zeig es mir.“

Auf dem Bildschirm der Dragonfly wurde das Bild Sams ein wenig kleiner, während ein anderes „Bildschirmfenster“ aufpoppte.
„Oh Gott.“, machte Agatha hinter ihr, als sie sah, was dort zu sehen war.
Drei Pyramidenschiffe – „Ha’taks“,  korrigierte sich Zivas Unterbewusstsein – fielen aus dem Hyperraum und bewegten sich auf die beiden Erdenschiffe zu.

Sams Blick verengte sich, sie holte einmal Luft, schluckte dann und streckte ihren Hals – wie eigentlich immer, wenn sie nervös, verängstigt oder verärgert war. Durch dieses Strecken wurde ihr Körper ebenfalls angespannt und entspannte sich kurz danach wieder. Sie schaute aus kühlen blauen Augen auf die sich ihnen nähernden Schiffe.
King neben ihr schluckte einmal hörbar und Sam widerstand dem Drang, ihr beruhigend auf die Schulter zu klopfen. Vermutlich würde sie das nur noch mehr irritieren.
„Haben wir Schilde?“, fragte sie Lieutenant Peel, die sie anblickte. Auch in ihren Augen irrlichterte Angst. Und wenn sich Sam das alles so überlegte, war es alles andere als irrational, hierbei Angst zu empfinden. Doch die kommandierende Offizierin in ihr ließ nicht locker.
„Peel!“, schnappte sie und die hübsche Brünette zuckte erschrocken zusammen, „Haben wir Schilde?“
Dankbarkeit funkelte nun in den Augen Peels auf, sie riss sich los und betrachtete die Anzeigen: „Schildintensität bei 80 %. Einige Treffer können wir aushalten.“
Zuversicht ergriff Besitz von Sams Körper: „Dann wollen wir doch mal. Wenn die uns haben wollen, gehen wir nicht ohne einen Kampf, oder, Ladies?“
Sie ließ sich auf ihrem Sessel nieder und hieb auf die Kommunikationstaste: „Hier spricht Colonel Samantha Carter. Höchste Alarmbereitschaft. Ich wiederhole, höchste Alarmbereitschaft. Die Drei-Null-Zweier startklar machen. Ich wiederhole: Die Drei-Null-Zweier startklar machen.“
Und wenige Millisekunden später gellte ein lautes Klaxon, dass die Alarmbereitschaft des Schiffes signalisierte.
„Drei-Null-Zweier sind startbereit.“, sagte King und schaute sie an: „Naja, die Hälfte des Geschwaders, das wir an Bord haben – um genau zu sein.“
Sam zuckte mit den Schultern: „Muss reichen.“
Die Zuversicht hatte sie deutlich ergriffen. Sie würde nicht weichen. Niemals.

„Zustand unserer Schilde?“, fragte Ziva und Agatha warf einen Blick auf die Taktik: „Knapp 90 %. Phaser und Photonentorpedos sind auch bereit.“
„Sehr gut.“, sagte die hübsche Israelin und schaute die Rothaarige direkt an: „Du bist sicher, dass ich nicht die Taktik übernehmen soll?“
Agatha nickte: „Dein letzter Plan war so klasse, davon brauchen wir mehr.“
„Aye.“, sagte Ziva und setzte sich dann auf den Platz, auf dem vorher Alex gesessen hatte, „Sag mir nur, wann ich loslegen soll.“
„Sag mir, wann es dir passt.“, grinste Agatha.
In diesem Moment ging ein Ruck durch das Raumschiff.

Hätte sich Ziva in einer echten „Star Trek“-Folge befunden, würde spätestens jetzt hektikgetriebene Musik einsetzen, der Captain würde sich heldenhaft aufrichten und sagen: „Miss Silverbird, rufen Sie sie.“
Aber wenn dieser Captain – sie schaute zu Cal – sich aufrichten würde, wäre vermutlich eher der Satz „Au, meine Birne, ich brauch n Asperin.“ zu erwarten.
Sie schaute sich zu Agatha um, die gerade einen Blick auf ihre Konsole warf und dann zu Ziva schaute, ein vertrauensvolles Lächeln auf den vollen Lippen.
„Ziva, Du packst das, da bin ich sicher.“, sagte sie und zwinkerte ihr zu.
Sie atmete ein: „Wenn Du das sagst…“
Damit wandte sie sich um, betrachtete die Bewegungen der Feindschiffe und sagte dann, laut und klar: „Agatha, wenn ich ‚jetzt’ sage, feuerst Du auf das Schiff an Steuerbord.“
„Aye, Ma’am.“, lächelte die hübsche XO und wartete auf ihren Befehl. Ziva ließ währenddessen zielsicher ihre Finger über die Navigationskonsole gleiten, gab die notwendige Kurskorrektur und Geschwindigkeitsanpassung ein und dann flog die Dragonfly grazil und anmutig an der George Hammond vorbei, auf das erste Goa’uld-Schiff zu.
Dieses reagierte, indem es der Dragonfly orange Energieellipsoide engegenschleuderte. Die hübsche NCIS-Agentin ließ das Schiff eine Rolle um die Längsachse durchführen, sodass die Energiegeschosse die Dragonfly verfehlten. Dann drehte sie die Nase des Föderationsschiffes dem Angreifer zu und flog mit voller Impulsgeschwindigkeit auf das Zentrum des Schiffes zu.
Obwohl sie sicherlich fünf Meter voneinander entfernt waren, konnte sie Agatha Silverbirds aufgeregtes Atmen hören. „Ziva…“, keuchte sie, „Was tust du da?“
„Vertraust Du mir?“, fragte die hübsche Israeli, mit schnell gehendem Atem, „Dann feuer die Waffen jetzt ab.“
Agatha tat wie ihr geheißen und sah im nächsten Moment nur noch Weiß.

Sam richtete sich entsetzt auf der Brücke der George Hammond auf, als sie die Explosion mitverfolgte. Die Dragonfly war an der Hammond vorbei auf das Feindschiff Nummer 1 zugeflogen und plötzlich – wie es schien – explodiert.
Sie schluckte, schaute zu King, deren Konsole einen lauten Alarm von sich gab.
„Was ist das?“, schrie sie gegen den Lärm an und die andere Frau blickte, wie in Trance, auf ihre Konsole. Sam konnte die Langsamkeit dieser Reaktion nachvollziehen. Hatte sie gerade wirklich gesehen, wie die Dragonfly explodiert war? Hatte sie gerade das Ende einiger Freunde beobachtet?
„Ma’am, da ist eine Art Energiewelle, die auf uns zukommt.“, sagte King in diesem Moment, „Sie sollten sich lieber Festhalten.“
Beinahe kraftlos griff Sam nach der Lehne ihres Sessels, als der Treffer der Energiewelle das Schiff leicht schaukeln ließ.
Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie Cal und Agatha ihr zuwinkten und lachten.
Sie spürte, wie ein Tränenkanal die Arbeit aufnahm.
Dann piepte ein weiterer Alarm und Sam schaute zur Geräuschquelle.
Ein Ruf ging ein.
„Lieutenant Peel?“, fragte sie und die Angesprochene nickte: „Kanal sprechbereit.“
Sam richtete sich auf. Auf dem Bildschirm konnte man eine deutliche Szenerie erkennen. Ägyptische Innenarchitektur, ein imposanter Thron in der Mitte, mehrere knapp-bekleidete Männer, die vor diesem Thron standen und auf diesem Thron saß, in etwas, was eigentlich nur eine bessere Entschuldigung für einen BH und ein Höschen war, eine durchtrainierte Brünette.
Sam seufzte.
„Bastet?“, fragte sie, legte den Kopf schief und fragte, mit gespielter Höflichkeit nach: „Bist Du nicht tot?“
Die Angesprochene lächelte – beinahe schon nachsichtig: „Colonel Samantha Carter – ehemals SG 1. Warum hast Du dich in dieses Gefecht eingemischt? Meine Truppen hatten ein fremdes Raumschiff aufgegriffen, dass in unseren Sektor eingedrungen war.“
„Euren Sektor?“, echote Sam und merkte, wie sie erneut schlucken musste. Das klang beunruhigenderweise nach einem Widererstarken der Goa’uld.
„Wir haben uns das wiedergenommen, was einst uns gehörte.“, sagte die Goa’uld und lächelte erneut. Dieses Mal schien es, als sei allein schon ihr Lächeln giftig.
„Sag mir, welches Schiff wolltet Ihr beschützen? Mit wem habt ihr diese Allianz?“
Sam schwieg.

Das Licht schien viel zu hell und grell in ihre Augen.
Agatha Silverbird versuchte, die Sterne und Schmerzen, die – was immer Ziva da gerade gemacht hatte – bei ihr verursachte, wegzublinzeln.
Sie richtete sich auf, schaute zu Ziva, die gerade ebenfalls wieder zu sich kam.
„Okay.“, sagte sie, kam von ihrer Position auf Ziva zu und legte den Kopf neugierig schief: „Was war das?“
Die Israeli lächelte: „Hey, das hat ja tatsächlich geklappt.“
„Was hat geklappt?“
„Das erzähl ich dir gleich.“, sagte Ziva, drehte sich zu der Navigationskontrolle herum und betrachtete diese: „Hm… wir sind knapp 10 Lichtjahre vom Geschehen.“
„Da können uns die Anderen nicht finden.“, erklärte Agatha und klopfte Ziva auf die Schulter: „Gut gemacht. Aber was genau hast Du da gemacht?“
In diesem Moment öffnete sich die Turbolifttür und eine wütend dreinblickende Blondine verließ die Transportkapsel.
„Welcher Vollidiot hat gerade den Warpkern überlastet?“
Ziva hob, wie in der Schule, die Hand: „Das dürfte ich gewesen sein.“
Diesen Satz sprach sie, als wär es das Normalste auf der Welt.
Die Blonde funktelte sie an.
„Wissen Sie, was sie damit fast getan haben?“, fragte sie in einem leisen, beinahe gefährlichen Ton und Ziva nickte bekräftigend: „Klar, ich hätte uns beinahe umgebracht. Aber – eben nur beinahe.“
Sie stand auf, schaute die Blonde und dann Agatha an und zuckte mit den Schultern: „Das ist nicht gerade Starfleet-Taktik, aber die Colonials verwenden diesen Trick sehr gerne – sagt zumindest McGee.“
Damit schaute sie zu Agatha: „Durch die Überlastung des Warpkerns haben wir eine Art Strahlenwelle ausgeschickt.“
„Hm, in Kombination mit Phasern und Photonentorpedos dürfte das eine ziemlich beeindruckende Lightshow gewesen sein.“, sagte Agatha und schaute Ziva an: „Und wessen Trick war das?“
„McGee hat diese eine Serie gesehen -  Battlestar Galactica. Darin hat Apollo … das soll er euch besser selbst erklären, wenn er wach wird.“, meinte Ziva und schaute dann zu der Blonden: „Tut mir leid, wenn ich Ihren Warpkern beschädigt habe.“
„So wie ich das sehe, haben Sie uns das Leben gerettet.“, sagte die Blonde und hielt ihr die Hand hin: „Greta Kays. Zweite Chefingenieurin.“
„Ziva David“, sagte die Israrli, „NCIS.“
„Sie sind aus dieser Zeit, hm?“, fragte Greta und grinste: „Hab ich mir gleich gedacht. Wir sind ja auch schon ein paar Wochen im All, die Neuzugänge hätten wir da schon kennengelernt.“
Plötzlich machte Agatha einen erschrockenen Laut und schaute zu Ziva: „Und was ist mit Sam? Ich meine, sie wird sich sicher Sorgen machen.“
Die Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Wir können ihr erstmal nicht sagen, was los ist. Sie muss die Angreifer überzeugen können, dass wir vernichtet wurden.“
„Man könnte sie foltern.“
„Sie ist Offizier der Air Force, richtig? Dann kennt sie das Risiko.“
Agatha seufzte: „Der Captain wird nicht unbedingt begeistert sein.“
„… was mir ziemlich egal ist.“, erklärte Ziva, „Er ist nicht wach, Du hast das Kommando und – wenn Du willst, fliegen wir zurück. Ich sage nur, dass dann alles für die Katz war.“
Die XO überlegte kurz, seufzte dann und nickte: „Du hast recht. Wir müssen diese Rolle auch für eine Zeit lang spielen.“
„Wir können die Zeit auch nutzen, und heimfliegen. Ich meine, wenn Sam glaubt, dass wir tot sind, wird sie es doch sicher dem SGC melden wollen, oder?“, sagte Greta und schaute abwechselnd von Ziva zu Agatha. Beide Frauen nickten.



Das leise Rauschen des Ozeans hatte eine tiefe, beruhigende Wirkung auf ihn. Am Liebsten hätte er sich zurückgelehnt und sich der Geräuschkulisse ergeben, die seine Augen so unendlich schwer werden ließen. Doch gerade, als er sich fallen lassen wollte, sah er das wohl wunderbarste Geschöpf der Welt an der Wasserlinie entlang gehen. Ihre dunklen, gelockten Haare wirkten wie ein Halo und die nussbraunen Augen, mit denen sie ihn ansah, ließen ihn beinahe wahnsinnig werden.

Mann , schoss es ihm durch den Kopf, was für eine Frau.
Jetzt wechselte sie den Kurs, kam mit einem Blick, der ihn gebannt hielt, auf ihn zu. Um ihren nackten Bauch hatte sie ein Tuch gebunden, das ihr bis über den, in einem Bikini-Höschen steckenden Po reichte. Wenn sie jetzt noch ein Tuch über dem Gesicht hätte, könnte sie fast als athletische Bauchtänzerin durchgehen.

Sie hatte ihn erreicht, berührte sanft seine Wange, beugte sich vor und küsste ihn. Zuerst sanft, dann wilder. Seine Augen glitten zu, er gab sich der Wildheit hin, als sie sich plötzlich von ihm löste. Er konnte hören, wie sie ein paar Schritte zurücktrat und als er die Augen wieder öffnete, schaute sie ihn an. Obwohl ihre Haltung eine gewisse Verspieltheit verriet, sahen die nussbraunen Augen ihn ernst an.
„Tony DiNozzo, ich zähle bis drei. Und dann bist du wieder wach, verstanden?“
Verwirrt blinzelte er und legte dann den Kopf schief.

„Ziva? Bist Du das?“, fragte er und die hübsche Israeli blickte an sich herunter: „Tony, ich … wir wurden angegriffen und du hast eine erotische Fantasie von mir?“
Er musste lächeln: „Ich kann mir nicht helfen. Und manchmal stelle ich mir dich sogar nackt vor.“
Das hatte bei Kate funktioniert, um sie komplett konfus zu machen. Doch verblüffenderweise, obwohl sie gerade in all ihrer Pracht vor ihm stand, schrie sie nicht entsetzt auf. Stattdessen stemmte sie die Hände in die Hüften, schaute ihn an und sagte: „Manchmal bist Du echt erbärmlich. Meinst Du etwa, mich wirst du so leicht los?“
Damit trat sie auf ihn zu, mit einem sehr verspielten Lächeln im Gesicht und presste ihre Lippen auf die Seinigen.

Wenn man das Gehirn mit einem Büro verglich, wäre spätestens jetzt nur noch die L-Schicht anwesend. L wie in Lust. Sie trügen sehr freizügige Kleidung, würden einander dreckige Witze erzählen und die niederen Instinkte bedienen. Und sie hätten einiges zu tun, müssten  die notwendigen Hormone, Endorphine et cetera zum Einsatz bringen und letzenendes würden sie spätestens, als Ziva Tony einen leichten Hieb auf den Kopf gab, ziemlich durchgeschüttelt werden. Der Leiter der Station L würde verblüfft aufblicken und sich fragen, was zum Teufel gerade geschehen war. Dann würde die Tür aufgehen, die anderen Stationsleiter würden hereinkommen und fragen: „Was hast Du jetzt schon wieder kaputt gemacht, L?“ Und L. würde keine logische Begründung haben.

Die konnte er auch nicht haben, denn selbst Tony hatte keine. Warum gab ihm die Frau, die sich ihm gerade förmlich an den Hals geworfen hatte, plötzlich eine laut-klatschende Kopfnuss? Verblüfft schaute er sie an …

Und das grelle Licht fiel in seine Augen.
„Hey, aua!“, machte er und versuchte seinen Blick gegen die Sternenflottendeckenbeleuchtung abzuschirmen, was ihm eher suboptimal gelang.
Er blickte sich um und stellte fest, dass egal wie futuristisch Krankenhäuser aussehen mochten, man erkannte sie spätestens an fleißig umhereilenden Pflegern, die sich um die diversen Patienten kümmerten.
In diesem Moment kam, mit wehendem Ärztekittel, eine Frau auf ihn zu, die ihm bekannt vorkam… er blinzelte. „Abby?“
„Ja“, quietschte die Goth und klang wirklich begeistert, „Schau dir das an.“
Damit hielt sie ihm eine Art Zigarettenschachtel vor die Nase, die aufklappte und verschiedene blinkende Dioden und eine Art Bildschirm aufwies.
„Was ist das?“, murmelte er und klang immer noch extrem schläfrig. Gerade, als er nach vorne sinken wollte, glitt die Tür mit einem pneumatischen Zischen auf.
„Hey, Tony, wachbleiben.“, hörte er die Stimme Zivas, die auf ihn zuging und ihn in den Arm nahm: „Bleib wach, okay?“
Damit half sie ihm, aufzustehen: „Gehen wir ein paar Schritte.“
Gut – gehen war jetzt nicht das Wort der Wahl. Ziva ging und Tony stolperte, mit seinem Kopf auf ihren Schultern und ihren beiden, ineinander verflochtenen Händen, neben ihr her, aber – für Tony war das nicht wichtig. Er schaute sie an, müde – unendlich müde.
„Wasis… was…is.“, murmelte er und merkte, wie seine Zunge immer noch genau so schwer war, wie es seine Augen waren.
„DiNozzo!“, hörte er in diesem Moment die bekannte Stimme von Leroy Jethro Gibbs, der so gar nicht angeschlagen wirkte, stattdessen eher gelangweilt im Biobett saß und zu ihm herüberschaute, „Reiß dich zusammen.“
Dann wandte er sich an die Schwester, die ihm gerade Blut abnahm: „Wann kann ich wieder auf die Brücke?“
„Sobald Doktor Intrupper Sie für fit erklärt hat, Special Agent Gibbs.“, schenkte sie ihm ein aufmunterndes Lächeln und war dann auf dem Weg zum Büro der Ärztin, das er von seiner Position aus sehr gut im Blick hatte.
Dort schien die Stimmung alles andere als gut zu sein. Gina Intrupper, eine hübsche blonde Ärztin von eventuell 30 Jahren, seufzte schwer, ließ ihr Padd sinken und stand auf. Dann ging sie mit dem Doktorkittel, der ihr wehend wie ein Cape folgte, zu dem Bett der Krankenstation, auf dem Tim ruhte. Sie tastete nach seinem Puls, klappte den medizinischen Tricorder auf und winkte Abby zu sich. Was genau die beiden Frauen besprachen, konnte er nicht hören, er sah nur, dass ihre Gesichter sehr ernst waren.  Kurz blickte er zum immer noch taumelnden DiNozzo und dann zur Quelle eines weiteren, pneumatischen Zischens.
Der Captain betrat die Krankenstation.

Er hatte seine Uniform richtig gezogen, trat mit langsamen und gemessenen Schritten auf Gina und Abby zu und betrachtete die schlafende, entspannte Gestalt Timothy McGees.
Abby merkte, wie sie ihm einen finsteren Blick zuwarf, der deutlich dem drohenden Fauchen einer Löwin ähnelte, wenn man sich ihren Kindern näherte. Cal schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln: „Keine Sorge, Abby. Ich wollte nur wissen, wie es Tim geht.“
Gina räusperte sich: „Nun, diese Waffe – was immer sie war – hat euch Männer komplett ausgeknocked. Tim war vorher schon angeschlagen, daher kann es sein, dass der Effekt der Waffe sich hier potentiert und dadurch verschlimmert hat.“
„Heißt das, er ist in einer Art Koma?“
„Einem sehr merkwürdigen Koma.“, ergänzte Abby und griff nach dem Tricorder: „Wirf mal einen Blick auf das EEG.“
Cal nahm das Diagnosegerät, betrachtete es und legte den Kopf schief: „Ähm… ich seh da bunte Linien.“
Die beiden Frauen warfen sich einen Blick zu und Gina schenkte Abby ein abgeklärtes Schulternzucken: „So ist er. Ich glaub, du musst es ihm komplett erklären.“

Die Goth nickte: „Okay, also – diese bunten Linien sind die Hirnwellen Timmys.“
Sie stockte, schaute Cal an und breitete die Arme fragend aus: „Hirnwellen. Schon mal gehört? Hat jeder, der ein Hirn hat? Also, auch du.“
„Da wär ich mir noch nicht mal so sicher.“, murmelte Gina, was ihr ein amüsiertes Lächeln von Abby und ein genervt-amüsiertes Augenrollen von Cal eintrug. Letzterem warf sie dafür einen Kussmund und ein Augenzwinkern zu.
‚Das kann doch echt nicht wahr sein.’, schoss es der Goth durch den Kopf, ‚Flirtet der jetzt?’
„Hey“, sicherte sie sich daher durch einfaches „mit der Hand vor den Augen des Captains herumwedeln und schnippen“ die Aufmerksamkeit des Offizieres zu: „Vergiss nicht, dass Du eine Freundin hast.“
„Weiß ich.“, sagte Cal, verschränkte dann die Arme vor der Brust und schaute Abby an: „Also – was ist mit den Hirnwellen?“
„Nun, sie sind… merkwürdig.“
„Merkwürdig?“, echote Cal und schaute dann abwechselnd zu Gina und Abby: „Ist das ein Fachausdruck?“
Man musste nicht – wie Deanna Troi, die Bordcounselor der Enterprise-E – zur Rasse der Betazoiden gehören und Gedanken oder, im Falle von Halbbetazoiden wie Deanna, Emotionen, wahrnehmen können, um zu sehen, dass Abby gerade ein wenig gereizt war.
Der Gedanke ‚Will der mich vergackeiern?’ schoss durch ihren Kopf und sie schaute den Captain inzwischen leicht genervt an. Als nun Gina die Stimme erhob, um das Wort zu führen, wusste Abby, dass es das Beste wäre, ansonsten würde die Laborgoth Cal vermutlich noch selbst umbringen. Es war nicht zu fassen. Ihr Tim, ihr bester Freund, neben Tony, lag in der Krankenstation und sie hatte keine andere Möglichkeit, als einfach nur daneben zu stehen. Gina Intrupper, die Bordärztin, war mit ihrer Technik, die dem 21. Jahrhundert um Lichtjahre voraus war, genau so überfordert und Abby fragte sich, ob das nun der Abschied war. Eben dieser Abschied, von dem sie sicher war, dass er irgendwann kommen würde. Schließlich war Tim beim NCIS tätig und damit arbeitete er in einem potentiell lebensgefährlichen Job. Wie schnell sowas geschehen konnte, wusste sie nicht erst seit Mike Franks, der vor ein paar Monaten vom Port-to-Port-Killer umgebracht worden war. Die Tode von Paula Cassidy und Caitlyn Todd hatten sie immer wieder dazu gebracht, zu realisieren, dass es kein einfaches Leben war, dass sie führten.

Und sie befürchtete, dass irgendwann einmal ein Kollege Tims zu ihr kommen würde und ihr mitteilte, dass ihr bester Freund bei einer Schießerei, einer Drogen-Razzia oder einer Bombenexplosion getötet worden war.
Aber vielleicht war auch genau das dieser Moment.
Sie wusste es nicht, sie wusste nur, dass sie tatsächlich Angst um Tim hatte. Und obwohl er es vermutlich nicht merken würde, nahm sie seine Hand und streichelte sie sanft.
Sie merkte erst, dass Cal und Gina sie verblüfft anblickten, als sie sich ihnen zugewandt hatte und fühlte, wie sich Feuchtigkeit auf ihren Wangen sammelte.
„Was?“, fragte sie mit tränenerstickter Stimme, „Habt Ihr noch nie eine Labortechnikerin weinen sehen?“
Der Captain nickte ihr zu, legte ihr kurz die Hand auf die Schulter und wandte sich dann ab.
Dann merkte sie, wie plötzlich die unendlich schwache Hand Tonys auf ihrer Schulter lag und sie von ihm und Ziva umarmt wurde.
„Ich bin sicher, Tony schafft das.“, sagte Ziva in ihr Ohr und küsste sie auf die Wange: „Keine Sorge.“
Die hübsche Goth schlang ihre Arme um ihre beiden Freunde und drückte sie, mit dem festen Vorsatz, sie nie wieder los zu lassen.“

Die Turbolifttür glitt auf und Agatha Silverbird bemerkte, mit einem leicht beruhigten Funkeln in den Augen, wie Cal die Brücke betrat und mit dem Elan eines ausgeschlafenen Studenten die kleine Rampe heruntergejoggt kam, die den oberen Brückenteil mit dem Unteren verband. Er schaute sie an, schenkte ihr ein verliebtes Lächeln und ließ sich auf seinem Platz nieder. „Okay, wie lange brauchen wir noch, bis wir in Sektor 001 aufschlagen?“
Hinter ihm erklang die Stimme Jill Menacers – knapp, soldatisch, professionell: „Knapp 50 Minuten, Cal.“
Der Captain nickte, schaute zu Agatha und streckte sich: „Sag mal, fühlst Du dich auch noch so groggy?“
Agatha drehte sich um und hob die Augenbrauen: „Du hast eine Stunde lang tief und fest geschlafen und bist immer noch müde?“
Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen: „Faulpelz.“
Er zwinkerte ihr zu: „Ich habe dich gefragt, ob Du auch groggy bist, sodass wir gemeinsam in unser Quartier gehen können und… naja, schlafen.“
Das war doch jetzt nicht Cals Ernst, oder? Die XO schaute ihn erst verblüfft an, rollte dann mit den Augen und schüttelte den Kopf: „Schlechteste Anmache ever.“
„Nicht gut?“, fragte der Captain und sowohl Agatha, als auch (was Cal nicht so wirklich sehen konnte) Jill schüttelten ihre hübschen Köpfe. Erneut stahl sich ein Lächeln auf die Lippen des Captains, ehe er aufstand und auf sie zukam: „Weiß ich doch.“
Sprachs, ging an ihr vorbei und schaute auf den Hauptschirm, ehe er seufzte und sich zu Agatha umdrehte: „Ich nehm nicht an, das wir die Karre schneller machen können?“
„Eher nicht.“, entgegnete seine Freundin trocken, was ihn dazu veranlasste, erneut einen Stoßseufzer auzustoßen und sich dann wieder auf den Weg zu seinem Sessel zu machen.

Agatha wandte sich wieder dem Weltall zu, stemmte die Hände in die Hüften und wandte sich dann an Jill: „Funkkanäle sind ruhig?“
Die TO schaute von ihrer Konsole auf, legte das PADD beiseite, das sie gerade eingehend studiert hatte und nickte: „Japp, Kanäle sind ruhig.“
„Gut, dann lies mal weiter.“, grinste Agatha, was Jill dazu veranlasste, ebenfalls zu lächeln: „Danke, Ma’am.“
„Was liest Du denn?“, fragte die XO dann und Jill schaute sie an: „Ach… den letzten Castle-Band aus der Nikki Heat – Reihe. ‚In Heat’.“
Cals Kopf ruckte herum: „Klingt mehr wie ein Porno.“
„Hey, nichts gegen die Werke des großen Richard Castle.“, grinste die taktische Offizierin, „Die Bücher sind klasse. Durchgehend. Besser als die Derek-Storm-Reihe, die ja auch von ihm ist.“
„Ich bevorzuge Thom E. Gemcity.“, sagte Cal und lehnte sich zurück: „Die Bücher sind klasse.“
„Gemcity?“, echote Jill, „Wir wissen beide, dass Gemcity McGee ist und er sich selbst in die Handlung geschrieben hat.“
„Dein Castle auch. Castle, Beckett, Riley und Esposito – sie sind alle in den Nikki-Heat-Büchern vorhanden. Wenn auch getarnt. Und ich sag mal so: Rook und Heat – da kommt man ja nun wirklich nicht drauf, wenn man die Originalnamen kennt, aber Railey? Das ist doch ein Feigenblatt.“
Die hübsche T.O. zuckte mit den Schultern: „Dafür sind die Bücher unheimlich gut geschrieben.“
„Die von…“
Weiter kam Cal nicht, denn in diesem Moment unterbrach ihn ein Alarm, der anfing, zu piepen.
„Annäherungsalarm.“
Obwohl dieser Satz einfach und ohne besondere Betonung gesprochen wurde, verriet er die Schwere der Situation, in der sie steckten.
„Unter Warp gehen.“, befahl Cal, stand auf und schaute zu Jill herüber: „Alarmstufe Gelb. Schilde hoch.“
„Schilde sind oben.“, erwiderte die T.O., „Ein Schiff nähert sich uns. Es sendet einen Ruf aus und…“
Sie atmete einmal erleichtert auf: „Es ist die George Hammond .“
Die Erleichterung erfasste auch Cal, der zu Jill herüberlächelte: „Dann klingel mal bei denen durch.“
Kurz eilten Jills Finger über die Konsole, dann sagte sie: „Sprechbereit, Sir.“
„Hey, Sam, erschreck uns doch nicht…“, sagte Cal und stockte, als er auf dem Hauptschirm eine ihm unbekannte Frau erblickte: „Wer sind Sie?“
„Mein Name ist Emma Peel. Ich bin die Navigatorin der Hammond .“
„Sehr erfreut. Calvin Cat, Föderationsraumschiff Dragonfly.“, stellte sich der Kommandant des Raumschiffs aus der Zukunft vor, „Wie können wir… wo ist Sam?“
„Auf der Krankenstation. Wir wurden geentert und Colonel Carter wurde verwundet.“, erklärte Peel. Dies brachte Cal dazu, sich zu Jill umzudrehen: „Schilde senken.“
Dann wandte er sich zu Peel: „Miss Peel, bitte informieren Sie den Ärztestab, dass wir Colonel Carter an Bord beamen werden. Nichts gegen die Ärzte auf der Hammond , aber unsere sind einfach – naja,… fortschrittlicher.“
Emma nickte und Cal betätigte seinen Kommunikator: „Cat an Transporterraum. Colonel Carter erfassen und auf die Krankenstation beamen.“
„Aye, Sir.“, erklang die Stimme eines ihm irgendwie vollkommen unbekannten Crewmitgliedes.
Milisekunden später meldete sich Gina: „Intruper an Cat? Ich habe hier eine bewusstlose Sam Carter. Was soll ich damit? Hab ich nicht bestellt.“
„Behandel sie. Ich will wissen, was mit ihr los ist.“, erteilte der Captain den Befehl und wandte sich dann an Emma: „Haben die Goa’uld sie so zugerichtet?“
„Positiv.“, erklärte die Angesprochene, „Oh, sie war stark. Sie hat gekämpft, aber Bastet war… sie war wütend.“
„Bastet? Ich dachte, die wäre von Ba’al erledigt worden.“, murmelte Cal und schaute dann wieder zu Agatha: „Wieso sollte man uns eigentlich zerstört glauben?“
„Das frag mal besser Ziva. Ich hab ihr gesagt, dass Du nicht begeistert sein würdest.“
„Und sie hat es nicht interessiert. Wie auch, sie ist ja nicht in unserem System.“, zuckte der Captain mit den Schultern und wandte sich dann wieder an Emma: „Tut mir leid, was da… passiert ist.“
„Cal, Sam wusste, was sie tat.“, sagte Agatha und legte dem Captain eine Hand in einer beruhigenden Geste auf die Schulter.
„Und dafür ist sie jetzt… was… schwer verwundet?“
Agatha schluckte.

CaptainCalvinCat:
Es war Sam, als höre sie noch immer die dauer-ratternden Maschinengewehrgarben, die ihre P-90 verließen und deren Rückstoß durch ihren Oberkörper fuhr. Glücklicherweise hatte sie sich in unzähligen Trainingsstunden im Fitnessstudio oder auf der Basis die nötige Muskelmasse angeeignet, um dafür zu sorgen, dass sie den Rückstoß ausgleichen konnte. Sam bildete sich ebenfalls ein, die Stabwaffenentladungen zu hören, die durch das Schiff sausten, manche von ihnen haarscharf und sengend heiß an ihr vorbei. Bis Bastet höchstpersönlich aufgetaucht war und sie mit einem gezielten Stoß aus wabernder Mentalenergie, der aus ihrer „Handspange“ kam, einige Meter nach hinten und gegen die nächste Wand geschleudert hatte.
Sie war erst wieder zu sich gekommen, als man sie mit einer besonders perfiden Erfindung der Goa’uld folterte. Es war eigentlich nur ein Stab. Dieser, bloßen Kontakt mit der Haut aufnehmend, sandte sengend-heiße Schmerzen durch den Körper, so, als würde man Salzsäure in eine offene Wunde gießen. Aber sie wollte es Bastet versagen – diese Genugtuung, dass sie, Sam Carter, schreien würde.

Sie wusste nicht, wie lange das Spielchen gedauert hatte, wusste nicht, wie oft Bastet sie getötet und wiederbelebt hatte, aber sie erinnerte sich an den Missionsbericht des damaligen Colonel O’Neill, der, als ein Tok’ra-Symbiont ihn geheilt hatte, unter der Kontrolle dieses Symbionten in eine Basis von Ba’al eingedrungen war. Damals hatte man ihn auf sehr ähnlich Art und Weise gefoltert – wenngleich auch nicht mit dem Stab sondern mit tatsächlicher Säure und Messern.

„Deine Uneinsichtigkeit wird Dein Ruin sein.“, hatte die Goa’uld gedroht doch – aus irgendeinem Grund hatte Sam gewusst, dass sie gerettet würde. Und – vielleicht war  wirklich ein Stargate auf dem Raumschiff, das man hatte anwählen können, oder ihre Crew hatte sich auf den Ha’tak gebeamt, oder sie waren einfach durch das Loch im Plot gefallen – es war egal. Als sie das Maschinengewehrfeuer hörte, war ihr klar, dass man kam, um sie zu retten. Das allein genügte, damit sie ihr Selbstvertrauen zurückgewann. Sie lächelte zu Bastet herüber, ein eiskaltes, giftiges Lächeln – und war dann in Ohnmacht gefallen, als die Goa’uld ihr mit dem Handrücken ins Gesicht schlug.

Es war ihr aber immer noch so, als höre sie das Maschinengewehrfeuer und spürte, wie jeder Muskel ihres Körpers, jede Sehne bis aufs Äußerste angespannt war. Ihre Augen flogen auf und… beruhigt atmete sie durch. Sie kannte die Decke, an die sie starrte. Es war die Decke der Krankenstation der Dragonfly.
Gina Intrupper, die Bordärztin, beugte sich über sie und lächelte sie an: „Hey, auch wieder wach?“
Als sich Sam aufrichten wollte, legte ihr Doktor Intrupper sanft eine Hand auf die Schulter und sagte schnell: „Hey, vorsichtig. Sie haben gerade eine Foltersession mit Bastet hinter sich. Das steckt man nicht so leicht weg.“
Dennoch richtete die Colonel sich auf, spürte, wie ihr schwindlig wurde und sie ihre Hand gegen ihre Stirn brachte.
„unngh.“, stöhnte sie und schüttelte den Kopf.
„Ja“, erklang neben ihr die Stimme Ginas, „Ich habe ja gesagt, dass Sie ziemlichen Schaden genommen haben. Aber… in ein paar Minuten müsste es Ihnen wieder gut gehen. Glauben Sie mir.“
‚Warum bin ich hier?’, fragte sich die Colonel und schaute zu Gina herüber: „Ist… mein Schiff… ausser Gefahr?“
Die hübsche Ärztin schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln, eines, dass Sam sich an frühere Zeiten erinnern ließ. Janet konnte ebenso schön, wie beruhigend lächeln und es tat ihr weh, dass sie nicht mehr da war.
‚Verdammte Goa’Uld’, schoss es Sam durch den Kopf,  doch sie wusste, dass eine Argumentation, die in Richtung „Hätte, wäre, wenn“ ging, eigentlich eine komplett witzlose Sache war. Man konnte die Vergangenheit zwar ändern – aber man wusste nicht, was sich stattdessen für Zeitlinien ergaben.

Tony konnte es immer noch nicht fassen. Irgendwie war es verständlich, denn es hatte sich in den letzten Tagen viel zu viel ergeben, um es einfach so verstehen können zu wollen. Ausserirdische existierten und die Menschheit befand sich seit Jahren – oder besser gesagt :  seit einem knappen Jahrzehnt - mit ihnen im Krieg, dann waren die Ereignisse, die man im Fernsehen verfolgt hatte, und die alle unter dem Markennamen „Star Trek“ gelaufen waren, tatsächlich passiert (beziehungsweise: würden noch passieren) und es gab einen formwandelnden Maskenträger, der sich im Kampf mit einem vertrottelten Starfleetcaptain befand und der einen anderen Starfleetcaptain umgebracht hatte. Auch Director Leon Vance gehörte zu dem erlesenen Kreis der Sternenflottenoffiziere und bekleidete dort auch den Rang des Captains. „Sinn der ganzen Sache?“, blitzte der Gedanke schalkhaft in Tonys Hirn auf, „Haben wir nicht – kriegen wir auch nicht mehr rein.“
So derart in Gedanken versunken, tigerte Tony auf und ab. „Tony tigerte. Tony, der tigerte“ dachte sich der Agent, stoppte, und musste gegen seinen Willen grinsen.
„Tony, der Tiger, schon klar.“, murmelte er und schüttelte den Kopf, ehe er sich wieder in die Jetztzeit zurückfand.
Sie, das waren Tony, Ziva und Gibbs, befanden sich in einem Gästequartier. Man hatte sie freundlich gebeten, sich dort hinzubegeben, schließlich waren Tony und Gibbs einer merkwürdigen Waffe ausgesetzt gewesen und bisher wusste keiner von irgendwelchen Nebenwirkungen, abgesehen von McGee, der einfach nicht aufwachen wollte.
Aus dem Grund war auch Abby bei ihm und versuchte, ihrem besten Freund beizustehen.

Tony, der Tiger, tigerte weiter auf und ab. Er überlegte. Hier stimmte doch einfach was nicht. Die Sache war viel zu einfach gelöst und viel zu zufällig, um…
„Tony, alles in Ordnung?“, fragte Ziva und schaute ihn nachdenklich an. Der Angesprochene nickte, blickte dann zu Gibbs und zuckte mit den Schultern: „Ich kann mir nicht helfen – mir gefällt das alles nicht. Es war viel zu leicht.“
„Was meinst du?“, wollte nun der Chef wissen, stand auf und schaute den Halbitaliener an.
Dieser zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung, Boss. Ich … ich kann mir das nicht erklären, ich weiß nur, dass ich das Gefühl habe, als wäre die Sache mit Ari und Stone zu einfach.“
„Du meinst, dass einer die Beweise gezwungen hat?“, fragte Ziva. Tony schaute sie an: „Erstens sind das Dokumente und zweitens werden die nicht gezwungen , sondern gefälscht *
Die hübsche Israeli warf ihm aus nussbraunen Augen einen besonders wütenden Blick zu, der ihm wieder ein gewisses Hochgefühl verschaffte. Er musste lächeln.
„Und ja – ich meinte, dass jemand Beweise gefälscht hat. Wobei uns das ja bekannt ist. Schließlich wissen wir von Abby, dass die Fingerabdrücke auf dem Schwert von den Herren Riker, Troi und Turner stammen.“
Ziva stockte.
„Riker und Troi? Warum ist mir das nicht aufgefallen?“
„Was?“, fragte der Halbitaliener und Ziva zuckte mit den Schultern: „Vielleicht ist es nichts, aber … hast Du rein zufällig jemals „Raumschiff Enterprise – das nächste Jahrhundert“ gesehen?“
Tony schaute sie an, zuckte mit den Schultern und sagte: „Vielleicht einmal, während meiner Studienzeit.“
„Ist dir nicht aufgefallen, dass die Privates Riker und Troi namenstechnisch sehr viel Ähnlichkeit mit dem Commander der Enterprise und der Counselor eben jenes Schiffes haben?“
Nun sprang Ziva auf, ging zum Replikator und aktivierte einen Knopf: „David an Cat?“
Kurz war nichts zu hören, dann erklang die verwirrte Stimme Cals: „Woher weißt Du, wie man… egal. Du hast es vermutlich im Fernsehn gesehen.“
„Stimmt.“, grinste Ziva und räusperte sich: „Sag mal, Cal? Dienen auf der Enterprise rein zufällig eine Deanna Troi und ein William Riker?“
„Nein.“, sagte Cal und Ziva hatte das Gefühl, wie Verwirrung von ihr Besitz ergriff. Eigentlich müssten die Beiden doch…
„Inzwischen dienen sie beide auf der U.S.S. Titan. Will kommandiert die Kiste.“, brachte sie die Stimme Cals wieder in die Gegenwart zurück und sie spürte, wie sie erleichtert aufatmete.
„Gut, danke.“
„Bitte, aber – warum fragst du?“
Ziva zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht – ich … ich hab da so ein Gefühl. Traceless tut doch nichts aus bloßem Zufall, oder?“
„Eher weniger. Wieso?“
„Meinst Du nicht, dass Deanna mit ihrer empathischen Gabe herausfinden könnte, ob jemand in Wirklichkeit eine andere Person ist?“, fragte Ziva und ließ sich wieder in den Sessel sinken, aus dem sie gerade aufgestanden war. Sie schlug ihre Beine übereinander und wartete auf die Antwort des Captains.
„hmmm.“, kam ein grüblerischer Laut aus den dafür vorgesehenen Sprechern, „Das ist durchaus möglich. Glaube ich zumindest. Warum?“
„Was wäre, wenn jemand verhindern würde, dass Will Riker oder Deanna Troi jemals geboren würden?“, fragte nun Tony, in dessen Gesicht man Verständnis erkennen konnte.

Das laute Klingeln erweckte Ginas Aufmerksamkeit. Gleich von zwei Betten und gleich in Stereo? Sie eilte aus ihrem Büro und prallte entsetzt zurück. Die Geräusche kamen von den Biobetten Sam Carters und Timothy McGee und sie verhießen nichts Gutes.

Auf der Brücke der Dragonfly hatte Cal sein PADD beiseite gelegt und schaute zu Agatha herüber, die sich neben ihn gesetzt und seine Hand ergriffen hatte.
„Schatz, das … wäre sogar irgendwie denkbar.“, hauchte sie. Der Captain nickte: „Würde zu Tracy passen. Ich nehme mal an, wir sollten uns dann dringend auf den Weg zur Erde begeben, oder?“
Damit richtete er sich auf, zog das Uniformhemd wieder glatt – er hasste die Dinger, die rutschten immer wieder hoch – und wandte sich an seine taktische Offizierin: „Jill, tu mir mal die Liebe und klingel mal auf der Hammond durch. Wir nehmen sie in den Traktorstrahl und gehen dann auf volle Pulle.“
„Und wohin fliegen wir?“, fragte die T.O.
Cal atmete tief durch und schaute ihr direkt in die wasserblauen Augen: „Zur Erde.“
Er wandte sich um, klopfte Alex auf die Schulter und sagte: „Wenn wir die Hammond im Traktorstrahl haben, können wir doch auf Warp gehen, oder?“
„Ich bin sicher, Seb hat da irgendwas gefriemelt. Sicher kriegen wir das hin.“
„Sehr gut.“, grinste der Captain und wandte sich dann wieder an Jill: „Ach so, und sag der Hammond bescheid, dass wir so auf halber Strecke versuchen müssen, mit der Erde in Kontakt zu kommen. Wenn sie da irgendwelche Sendemöglichkeiten haben, die wir nicht haben, sollen sie bitte ebenfalls die Erde anrufen.“
„Mach ich.“, nickte Jill.
In diesem Moment erklang die alarmierte Stimme von Gina Intrupper: „Cal, Agatha? Könnte einer von euch Beiden bitte runterkommen?“
„Mach ich.“, sagte Agatha, war auf den Beinen und schon im Turbolift, ehe Cal auch nur Anstalten machen konnte, etwas zu sagen.
Er wandte sich an Jill: „Irgendwie komm ich mir überflüssig vor.“
„Das könnte daran liegen“, sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln, „dass Du überflüssig bist. Übrigens, wir haben die Hammond im Traktorstrahl“
Der Captain hob eine Augenbraue, wandte sich dann an Alex und sagte: „Volle Möhre und alles was drin is.“

Die Transporterkapsel des Turboliftes zuckte kurz, als ein leichtes Beben durch das Schiff ging. Agatha rollte mit den Augen. Dass der Captain auch immer so übertreiben musste.
Kaum, dass sie diesen Gedanken gefasst hatte, öffnete sich die Turbolifttür und Agatha eilte zur Krankenstation.

Dort hörte sie zunächst mal ein beunruhigend-lautes Klingeln und blickte verwirrt zu Gina, die gerade zwischen Sam und Tim hin und her huschte und versuchte, beide zu behandeln.
„Was ist denn hier los?“, fragte die XO und Gina zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Plötzlich, von jetzt auf gleich, ging dieser Alarm los. Ich weiß zwar, was das bedeutet, aber nicht, was es bedeutet, wenn Du mich verstehst?“
Agatha nickte nur und krempelte die Ärmel hoch: „Wie kann ich helfen?“
In diesem Moment kam Abby um die Ecke, trug ein Tablett mit unterschiedlichen Hyposprays und zog, mit einer bewundernswerten Gelassenheit die entsprechenden Spritzen auf.
„So, alles soweit fertig.“, sagte sie.
Agatha war fasziniert. Wenn sie sich vorstellte, mit Abby die Rollen zu tauschen, ihr war klar, dass sie sich nicht so ruhig gebärden würde.
Gina nickte der Goth zu und wandte sich dann an Agatha: „Gathy, ich kann dich hier drüben gebrauchen. Du untersuchst bitte Sam. Ich brauche kontinuierlich ihre Biowerte.“
Damit warf sie der XO einen medizinischen Tricorder zu, den sie geschickt auffing. Gina wandte sich an die Goth: „Und wir beiden hübschen kümmern uns jetzt um deinen Schatz.“
Sie trat auf das Biobett zu, klappte einen weiteren medizinischen Tricorder auf und scannte Tim damit.
„Hm… ich verstehe es nicht. Rapider Abfall des Blutdrucks. Was kann das sein?“
Abby schaute zur Italienerin hoch, schluckte und sagte, mit einem beinahe-Dackelblick: „Wird er sterben?“
„Nicht wenn ich es verhindern kann.“, klopfte ihr Gina auf die Schulter und begann, darüber nachzudenken, was den Zustand beider ausgelöst haben könnte.

Die Tür des Gästequartiers glitt auf und Calvin Nathan Cat kam herein. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und schaute Ziva, Tony und Gibbs nacheinander an.
„Also, nur kurz zur Info: Wir fliegen jetzt zurück zur Erde.“
Damit setzte er sich auf einen weiteren Sessel und schaute Ziva an: „Mich würde aber schon interessieren, wie Du auf die Idee kamst, dass Traceless versuchen könnte, Deanna und Will auszuschalten.“
Die hübsche Israeli zuckte mit ihren Schultern, was sie irgendwie zierlich wirken ließ: „Ich weiß es nicht. Es ist… nur eine Ahnung. Sie ist nur durch Rückschlüsse zu belegen.“
„Das sind die Interessantesten.“, grinste der Captain:

Der athletische Körper Sams bäumete sich gerade auf, fiel dann leblos wieder in die Kissen zurück. Inzwischen hatte sich die Geräuschkulisse verändert – es war kein lautes Klingeln mehr zu hören, bei Sam piepste es. Im wahrsten Wortsinn.
„Nochmal.“, rief Agatha und Gina betätigte eine Taste am Terminal, die den Corticalstimulator, den die hübsche Blonde trug, aktivierte. Erneut zuckte sie zusammen, bäumte sich auf, sank dann zurück in die Kissen und… das Geräusch änderte sich wieder.
Abby hatte genug Arztserien gesehen um zu wissen, was da gerade passiert war.
Die Wunden, die Bastet der hübschen Colonel zugefügt hatte, waren wohl derart schwer gewesen, dass sie beinahe gestorben wäre. Oder – etwas anderes hätte sie beinahe umgebracht, denn auch, wenn Tims Hirn sich nicht plötzlich abschaltete, wie es bei Sam passiert war, war sie sich sicher, dass der Gesundheitszustand des Romanciers mit dem Gesundheitszustand der Colonel in Zusammenhang stand. Nur wie.

„Gina, Agatha?“, fragte sie und schaute die beiden Frauen an, „Vielleicht hat jemand versucht, die Beiden umzubringen?“
„Wer? Und warum?“, meldete Gina Zweifel an, doch seltsamerweise schien Agatha mit den Augen zu rollen und schaute die Ärztin dann an: „Ich will dir nichts vorwerfen – aber du weißt ganz genau, wem ein solches Ablenkungsmanöver helfen könnte.“
Die Doktorin stockte, atmete tief durch und schaute die XO an, leidenschaftlich italienisch fluchend, ehe sie sagte: „Ich habe meine Loyalität der Crew, dem Schiff und meinen Freunden gegenüber oft genug bewiesen. Wann wirst Du endlich aufhören, mich immer, wenn mein Bruder an Bord kommt, und Scheiße baut, zu verdächtigen?“
Agatha seufzte, schaute sie mit einem beinahe liebevollen Lächeln an und streichelte ihr sanft über die Wange: „Es tut mir leid, alte Freundin. Aber … du weißt, ich kann da nicht anders. Es wäre wirklich die Einfachste Logik.“
„Ich weiß.“, sagte Gina, „ich… ich bin dir auch nicht wirklich böse. Es ist nur… es nervt mich, dass immer, wenn Tracy an Bord kommt, jeder denkt, dass ich ihm irgendwie helfen würde.“
„Und das tust du nicht.“
Es war fast schon eine Feststellung, keine wirkliche Frage.
Gina schaute der XO in die Augen – Blaue bohrten sich in Grasgrüne: „Nein. Das tue ich nicht.“
Agathas Brustkorb hob und senkte sich, ein klares Zeichen, dass sie einmal kräftig durchgeatmet hatte: „Gut. Aber du weißt, dass ich dich beim nächsten Mal wieder befragen werde?“
„Wieso war mir das nur so klar?“, schenkte ihr Gina ein leichtes Lächeln, ehe sie sich wieder Sam zuwandte: „Was bin ich froh, dass sie bald wieder auf dem Damm ist.“
Abby räusperte sich: „Moment mal, sie war gerade an der Schwelle des Todes.“
Gina zuckte mit den Schultern: „Sternenflottentechnik. Wir konnten sie zurückholen.“
In diesem Moment öffnete sich die Tür und ein junger Mann betrat die Krankenstation.
„H… Hilfe.“, keuchte er und kollabierte.
Sofort war Abby bei ihm: „Hey, Sie, nicht schlappmachen.“
Der Mann schaute sie an, ergriff ihre Hand und keuchte ein Wort, ehe er erschlaffte.
„W… was soll…“, stammelte die Laborgoth, sprang dann auf, eilte zu einem medizinischen Tricorder und scannte den Mann: „Er… er ist tot.“
Dann wandte sie sich an Gina und Agatha: „Wenn wir Sam und McGee retten konnten, müssten wir doch eigentlich auch ihn retten können.“
Gina schüttelte den Kopf: „Bei Sam hat es geklappt, weil sie an der Schwelle des Todes war. Fähnrich Boxleitner hier… er is tot.“
Dann schaute sie Abby an: „Was… was hat er gerade eigentlich gesagt?
Die Goth holte tief Luft und sagte dann: „Er sagte: Traceless ist an Bord.“
Ginas Blick huschte besorgt zu Agatha

CaptainCalvinCat:
Gibbs riss seine Pistole hoch und feuerte

„Die Rückschlüsse sind die Besten, ja?“, fragte Ziva, „Na, dann pass mal auf, Cal.“
Und dann begann sie, zu erzählen, wie sie auf die Idee gekommen war.
Als sie geendet hatte, nickte der Captain ernst vor sich hin, ehe er aufstand und zum Replikator ging.
„Computer? Einen Cat-Erdbeertraum replizieren. Extra Schlagsahne, extra Erdbeeren.“
Es piepste und keine Milisekunde später stand ein großer, fast schon zu aufwändiger Erdbeereisbecher im Ausgabefach.
Der Captain nahm sich die Leckerei und schaute zu den Anderen: „Wollt Ihr auch oder…“
„Nein danke.“, winkte Ziva ab, ehe sie sich räusperte und ihn dann ansah: „Und, Cal? Was tun wir jetzt?“
Kurz betrachtete Cal den Erdbeerbecher, ein beeindruckend großes Konstrukt, in dessen Sahnehaube etliche Scheiben der Frucht steckten und seufzte.
„Na dann Frohe Weihnachten euch allen.“, murmelte er, brachte das Eis wieder zurück und desintegrierte es.
Ziva schaute ihn verdattert an: „Haben wir nicht erst September?“
„Wir schon, aber in der Realität ist heute der 24.12. da wünsche ich den Lesern doch mal an dieser Stelle ein frohes Fest und hoffe, das sie reich beschenkt werden.“
„Ist das nicht ein wenig schamlos, diese Geschichte dafür zu verwenden, private Neuigkeiten loszuwerden?“, hob nun Tony eine Augenbraue und Cal zuckte mit den Schultern: „Das mag sein, aber…“
Der Kommunikator piepste.
„Silverbird an Cat?“
Seufzend schloss Cal die Augen, ließ seinen Kopf zurück, gegen die Sessellehne sinken und klopfte auf die kleine Brosche: „Cat hier?“
„Schatz, am Besten ist, du kommst sofort in die Krankenstation.“
„Ist was mit Sam?“
Die Besorgnis in Cals Stimme war allzudeutlich und als er in die alarmierten Gesichter des NCIS-Teams sah, räusperte er sich und komplettierte die Frage: „…oder mit McGee?“
Kurz kam ein genervtes Seufzen aus dem Kommunikator, dann hörte er die Stimme von Agatha: „Nein, Schatz. Deiner Freundin geht es gut und dein Kumpel wird auch durchkommen.“
„Das beruhigt mich.“, atmete Cal erleichtert aus und legte dann nachdenklich den Kopf schief: „Weswegen hast Du mich angepiepst?“
„Wir haben leichte Probleme.“
Und obwohl Agatha diesen Satz so ruhig und Sachlich wie möglich sagte, hatte der Captain der Dragonfly keinen Zweifel daran, das es nicht stimmte.
Sofort war er auf den Beinen und rannte los.

Ziva schaute ihm hinterher: „Er ist ein sehr merkwürdiger Mensch, meint Ihr nicht auch?“
„Ist das eine Fangfrage?“, ließ sich Tony vernehmen und lehnte sich zurück: „Ich glaub, der ist irre.“
„Du hast Recht, Tony“, sagte Ziva, „aber ich glaube, dass er tatsächlich versucht, seinen Leuten zu helfen.“
Der Halbitaliener betrachtete sie nachdenklich.
„Es ist so klar, dass Ziva auf Cal steht.“, dachte er sich und schüttelte den Kopf, „Jetzt versucht sie schon, seine Fehler zu verklären.“
Er stand auf – ihm schlug das alles auf den Magen – und wandte sich ab.
„Wo willst Du hin, DiNozzo?“, fragte Gibbs, woraufhin der Angesprochene sich umdrehte und Blickkontakt hielt, „Ich werde eine Runde drehen. Mir bekommt die Luft hier drin nicht.“
Er bemerkte wohl den überraschten Gesichtsausdruck Zivas und wünschte sich, ihr sagen zu können, was er für sie empfand. Aber selbst das hatte sie ja nicht davon abgehalten, den Captain verteidigen zu wollen. Ob er die Sache zu pessimistisch sah? Vielleicht war Cal ihr einfach nur sympathisch?
Quatsch, dann müsste sie ihn doch gar nicht so verteidigen… oder?
Gerade, als Tony die Tür erreichte, passierte etwas Merkwürdiges. Normalerweise gleitet die Tür, wenn man sich ihr nähert, auf und erlaubt einem, zu passieren. Genau das tat sie gerade nicht.
Und just, als er sich fragte, was passierte, veränderte sich die Beleuchtung, wurde blau und ein unheilverkündendes Geräusch erklang.
Es war die Stimme des Captains, die eine Ansage machte: „Alarmstufe Blau. Traceless ist an Bord. Alle notwendigen Vorkehrungen treffen, um ihn zu fangen.“
Tony grinste. Das konnte ja noch spannend werden.

Den Leichnahm Fähnrich Boxleitners hatte man inzwischen mit einem Tuch zugedeckt und in die Stasis-Kammer der Leichenhalle gefahren. Es war eindeutig, was passiert war, wenngleich sich Abby immer noch fragte, ob das plötzliche Versagen der Lebenserhaltungssysteme der Biobetten von Sam und McGee Zufall oder Absicht waren.
Sie betrachtete die beiden ruhig daliegenden, entspannten Gestalten, deren Mienen, obwohl sie eigentlich ausdruckslos sein sollten, ernsthaft wirkten. Bei niemandem fiel ihr das so sehr auf, wie bei McGee. Das verschwundene Lächeln, das Funkeln in seinen Augen, das nun nicht mehr da war, machte schon eine Menge aus. Und nun wirkte er so ernst, wie es eigentlich gar nicht das Naturell des Computergeeks war.
Sie trat näher an den bewusstlosen Körper ihres besten Freundes und legte ihre Hand sanft auf die seine. Vielleicht würde ein wenig Nähe und Wärme ihm gut tun?
Die Wissenschaftlerin in sich schimpfte sie eine Närrin, doch das war dem Freundin-Aspekt von Abby vollkommen egal.
Sie hörte hinter sich ein leises Räuspern und drehte sich um.
Cal stand vor ihr, sie entschuldigend anlächelnd: „Ich hätte euch nicht mit hochnehmen sollen.“
Dies zu hören und wild mit dem Kopf zu schütteln, so dass ihre Rattenschwänze flogen, war die Reaktion der hübschen Laborgoth.
„Nein, Du konntest doch nichts dafür. Weder für die Verletzungen McGees, noch für die Colonel Carters.“
Der Captain seufzte und ließ sich auf dem Boden nieder, wobei er die Beine anzog, sein linkes Knie mit beiden Händen umschlang und dann zu sprechen begann: „Nichtsdestotrotz. Es ist nicht euer Kampf.“
Als er das Wort „euer“ aussprach, löste er die linke Hand von seinem Knie und deutete mit dem Zeigefinger der Linken auf Abby, ehe er die Hand wieder zum Knie zurückführte.
Dann bettete er seinen Kopf auf der Kniescheibe und blickte nachdenklich drein.

„Er wirkt wie ein Häufchen Elend.“, dachte sich Abby, grinste schief und ließ sich dann neben ihm nieder, ehe sie ihm mit der Faust auf die Schulter boxte.
„Bist Du ein Mann, oder eine Maus, Cal?“, fragte sie und Cal schaute sie verblüfft an, sich die Stelle, gegen die sie geschlagen hatte, reibend: „Aua, das tat weh.“
„Ich glaube, das war meine Antwort.“, murmelte Abby, ehe sie ihn packte und seinen Kopf zu ihr drehte: „Calvin Nathan Cat. Du bist Kommandant eines Raumschiffes. Überlege mal, was würde Benjamin Sisko jetzt tun.“
„hmmm“, machte der Captain, schaute nach vorne, dahin, wo das Biobett mit dem Boden verbunden war. Er legte den Kopf schief: „Keine Ahnung. Ich glaube… er würde…“
Dann stand er auf: „Vermutlich würde er, nachdem er den Alarm ausgerufen hat, sich das nächsbeste Phasergewehr nehmen und auf die Jagd nach Tracyboy gehen, oder?“
Abby nickte: „Genau. Das wäre Captain Benjamin Lafayette ‚Don’t Fuck With The’ Sisko.“
Cal verzog sein Gesicht: „Lass ihn, falls Du ihn mal siehst, das „Lafayette“ nicht hören. Er mag es nicht.“
„Und was ist mit Julian Bashir?“, fragte die Laborgoth und der Captain zwinkerte ihr zu: „Mag das Subatoi nicht. Vor allem, weil keine Sau weiß, wie es ausgesprochen wird. Französisch, also Sü-ba-twa, oder doch eher wie es gelesen wird, also „Su-ba-toi“ oder, wie wir im Pott sagen würden: „Subbatoi“?“
Abby lächelte: „Sie kommen gar nicht aus dem Ruhrgebiet. Dazu ist ihre Aussprache viel zu… britisch. Und… sie würden nicht immer darauf hinweisen, dass sie aus dem Ruhrgebiet sind.“
Cal zuckte mit den Schultern: „Schuldig im Sinne der Anklage.“
In dem Moment räusperte sich Agatha hinter ihm: „Schatz, wir…“
Der Captain drehte sich zu ihr um, ein kämpferisches Lächeln auf den Lippen: „So, wir schnappen uns jetzt ein Phasergewehr und gehen auf Gründerjagd.“
Damit klopfte er ihr auf die Schulter und machte sich auf den Weg.
Agatha schaute ihm verblüfft hinterher und wandte sich dann an Abby, mit einem neugierigen Blick in den Augen: „Was hast Du zu ihm gesagt?“
Die Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Vermutlich nur etwas, was er eh schon wusste.“

Die Beleuchtung – oder besser gesagt: Der Wegfall der Selbigen – lud eigentlich schon zum Schlafen ein. Allerdings war es Tony DiNozzo klar, dass er genau das nicht tun dürfte. Erstens konnte er so gegen Traceless ausgetauscht werden und zum Anderen wusste man nicht, ob er nicht einen der Anderen beiden weglocken und durch sich austauschen würde. Ihm war so klar, dass Gibbs, bei dem das zweite B eh für „Bastard“ stand, es schaffen würde, wach zu bleiben. Und dass sich Traceless Ziva nicht schnappte, dafür würde er sorgen. Er würde seine Freundin mit seinem Leben vertei… hatte er gerade „Freundin“ gedacht?“
Naja – wenn man überlegte, dass er ihr seine Liebe gestanden hatte, war sie ja seine Freundin… wenn sie es angenommen hätte.
Aber sie hatte ja verblüfft nachfragen müssen und vor allem hatte Cal ihr in die Parade fahren müssen.
Die Tür öffnete sich.
Tony fuhr überrascht herum, als er in zwei Läufe von zwei Phasergewehren blickte.


Das grelle Licht der Lampen, die an den Phasergewehren montiert waren, blendete ihn wieder und so brachte er eine Hand vor sein Gesicht, um seine Augen vor der Lichtquelle abzuschirmen.
„Könnt Ihr die Funzeln eventuell ausmachen?“, erklang dann seine Stimme und verständlicherweise war sie leicht ungehalten.
Die Lampen wurden ausgeschaltet und als Tony ein paar bunte Punkte, die vor seinen Augen zu sehen waren, weggeblinzelt hatte, sah er die atemberaubende Form Agatha Silverbirds und das zerknirschte Gesicht Calvin Nathan Cats.
„Tschuldigung.“, murmelte dieser und zuckte mit den Schultern, „die Dinger gehen immer an, wenn man einen Raum betritt. Sicherheitsmaßnahme.“
„Wir wissen, dass es dämlich ist.“, gab Agatha zu bedenken, „allerdings hat sich dies in manchen Situationen als ziemlich praktisch herausgestellt.“
Ziva nickte und gab ein sarkatisches „Hmhm, damit ihr die Gegner zu Tode blenden könnt, ja?“ von sich. Auch Gibbs war aufgestanden und trat nun auf den Captain zu, so nah, dass seine Nase nur Millimeter von der Nase Cals entfernt war.
„Es ist genug, Cat. Wir wollen wissen, was hier los ist.“

Abby beugte sich über den immernoch-leblosen Körper Tim McGees.
Er schien so friedlich zu schlafen, sie konnte sich… sie wollte sich nicht vorstellen, dass er hier sein Leben gab. Es wäre einfach zu schrecklich. Ihr Tim. Nicht ihr Tim. Nicht ihr bester Freund. Sie schloss die Augen, merkte, wie die Tränenkanäle wieder ihre vermehrte Arbeit aufnahmen und …
„Au.“, stöhnte es plötzlich unter ihr. Sie öffnete sie Augen und schaute in Tims.
Ihre Lippen verzogen sich zu einem freudigen Lächeln und sie war sich sicher, dass ihre Augen auch funkelten. „Tim? Du… du bist wach?“
Der NCIS-Agent schaute sie ein wenig verblüfft an: „Was mache ich auf der Krankenstation?“
Ehe er auch nur die Möglichkeit hatte, sich wiederzufinden, hatte Abby ihn in die Arme genommen und ihr Gesicht an seiner Brust geborgen. Er konnte fühlen, die Tränen ihr hübsches Gesicht herunterrannen und sein Hemd benetzten. Seine einzige Reaktion bestand darin, sie in die Arme zu nehmen und sanft mit der Rechten über ihren Kopf zu streicheln.
„Shhh.“, machte er, „Ich bin doch wieder da.“
„Ja“, schniefte sie, „Aber du warst fast tot.“
Verblüfft riss der Romancier die Augen auf, „pflückte“ sie von sich und schaute sie an: „Tot? Ich war… Bitte, Abby, nicht weinen, konzentrier dich. Ich war tot?“
Das funktionierte. Wenn auch nicht so, wie Tim es sich erhofft hatte, denn von einer Sekunde zur Anderen hatte Abby aufgehört zu weinen – so weit, so gut – und ihm eine Ohrfeige verpasst.
„Ich mache mir Sorgen um dich.“, sagte sie, wobei sie den Kopf vorbeugte und ihm tief in die Augen sah, „Ich rechne quasi sekündlich mit deinem Ableben und damit, dass ich den Rest meines Lebens ohne Dich auskommen muss und Du sagst mir, ich soll aufhören, zu weinen ?“ Dann wirbelte sie mit ihr folgenden Rattenschwänzen herum und ging zu Ginas Büro.
Tim schluckte.
Er hatte Abby wütend gemacht. Verdammt – das hatte er doch gar nicht gewollt. Sie sollte sich nur darauf konzentrieren, was passiert war und ihm davon berichten.
„Sie sind nicht gerade ein Experte in Frauenangelegenheiten, oder?“, erklang eine samtweiche Stimme neben ihm und er drehte sich um. Auf einem Biobett neben dem seinen lag, sich langsam aufrichtend, eine hübsche Blonde mit wasserblauen Augen, die ihn mitleidig anlächelte.

Warum sie plötzlich an soviele medizinische Geräte angeschlossen war, überstieg Sam Carters Verstand.
Sie erinnerte sich daran, dass sie von Bastet gefoltert und dann mehr oder weniger halbbewusstlos von ihren Leuten gerettet worden war. Auf der Krankenstation der Hammond war sie immer wieder zwischen Bewusstlosigkeit und Wach-sein hin und her gependelt und als sie auf der Dragonfly das erste Mal zu sich gekommen war, hatte sie geglaubt, zu träumen.
Aber nein, der Traum war wahr. Die Diskussion zwischen einer hübschen Brünetten und einem jungen Mann bekam sie am Rande mit und ihr war klar, dass die Dunkelhaarige ihm eine knallen würde, ehe sie es tatsächlich tat. Auf ihre Frage schaute er sie nur verblüfft an, zuckte mit den Schultern und hielt sich die Wange: „Ich… eigentlich … also.“
Ihr Gegenüber schien nicht gerade eloquent zu sein und so wurde ihr Lächeln eine Spur nachsichtiger.
„Ich glaube“, sagte sie mit einem verschmitzten Funkeln in den Augen, „dass sie, wenn Sie sich aufrichtig entschuldigen, Ihnen verzeihen wird.“
Dann betrachtete sie ihn kurz und blinzelte verwundert.
„Sagen Sie, wo ist Ihre Uniform?“, fragte sie und wollte sich gerade aus dem Krankenbett erheben, als Gina und die hübsche Brünette wieder zurückkamen. Gina schaute sie an: „Hey, Sam. Schön, dass Du wieder wach bist.“
„Schön, wieder mal hier zu sein.“, schenkte die Colonel und Astrophysikerin der Ärztin ein Lächeln und deutete dann auf die beiden Anderen: „Ich nehme an, die Beiden haben gerade dienstfrei gehabt, oder?“
„Sö ähnlich.“, grinste Gina, „Die gehören gar nicht zu unserer Crew. Das sind beides Mitglieder des Naval…“
Sie stoppte, tippte sich nachdenklich mit ihrem Finger an die Wange und sagte dann, überlegend: „Naval… ähm… des NCIS halt.“
„Des Naval Criminal Investigative Services?”, half Sam aus.
Die Ärztin nickte: “Ich merk mir das nochmal – irgendwann. Aber ich bin immerhin noch besser als Cal. Der kannte nichtmal das Wort „Naval“.“
„Darf ich raten?“, fragte Sam und schaute belustigt zu Gina: „Er verstand das englische Wort „Navel“, also  „Bauchnabel“ und fragte sich, wieviele Verbrechen wohl mit Bauchnäbeln verübt wurden und vor allem, warum man dafür eine eigene Einheit benötigte.“
„Japp“, seufzte Gina.
Sam nickte:  „Das ist typisch für Cal.“
„Oh ja.“, stimmte Abby in den Stoßseufzer der Blonden ein, „er ist schon…“
„… ein Depp.“, stellte Gina fest, „Aber ein Lieber.“
McGee murmelte „Wenigstens etwas“ und schaute dann zu Abby: „Abs, ich… es tut mir leid, dass ich dich gerade so…“
Abby fuhr herum, verpasste ihm einen Hieb auf die Schulter und, als sich der Computerexperte die selbige rieb, sagte sie: „Stell dich nicht so an.“
McGee gab ein beinahe maulendes Geräusch von sich, was Abby zu einem Lächeln hinriss.
Dann umarmte sie ihn erneut: „Aber ich bin froh, dass Du da bist.“
Beinahe erwürgt schaute der Computergeek zu Sam herüber, die ihm zuzwinkernd zunickte, ehe sie sich an Gina wandte: „Und wo ist euer furchtloser Anführer?“
„Jagt gerade Traceless. Würde mich nicht wundern, wenn er unsere Leute um Hilfe bittet.“, meldete Abby, die McGee inzwischen losgelassen hatte und sich nun zu Gina und Sam umdrehte: „Also – ich würde es ja an seiner Stelle tun. Niemand kann besser Spuren lesen, als Gibbsman.“
„Wenn ich mal kurz eine Frage stellen dürfte“, meldete sich McGee zu Wort und schaute Sam an: „Wer sind Sie?“
Kurz konnte man einen Hauch von Verwirrung auf den hübschen Zügen der Astrophysikerin erkennen, dann nickte sie und sagt: „Entschuldigung. Ich … hab ganz vergessen, …“
Sie umrundete das Biobett und gab zuerst Abby, dann McGee die Hand: „Colonel Samantha Carter – US Air Force.“
Abby schaute verblüfft zu Sam, dann zu Gina und wieder zu Sam: „US Air-Force? Sind Sie dafür nicht ein wenig… ausserhalb der Erdatmosphäre?“
Sam lächelte – es war eines ihrer strahlenden Sam-Carter-Lächeln, das diese gewisse Portion Verschmitztheit vermittelte: „Das zu erklären, dürfte ein wenig dauern. Aber – ich nehme an, da der Captain ja Stirb-Langsam zu spielen scheint, dürften wir die Zeit haben.“

Ziva hatte das Gefühl, dass sich die Gänge ähnelten, wie ein Ei dem anderen. Das war, wenn man auf der Jagd nach etwas, oder in diesem Fall: Jemandem, war ein wenig unpraktisch und sie hoffte, dass sie irgendwann in der Lage sein würde, sich hier zurecht zu finden.
Der Captain und die XO hatten Gibbs, Ziva und Tony mit jeweils einem Phasergewehr und einer Handwaffe ausgestattet, die es ihnen erlaubte, sich im Notfall zu verteidigen.
„Es ist eigentlich ganz einfach.“, hatte der Captain gesagt, „Sie zielen – den Abzug betätigen sie, um zu feuern. Und keine Angst, dass sie versehentlich jemanden töten könnten – die Waffen sind auf mittlere Betäubung eingestellt, das heißt, der Getroffene verweilt 20 Minuten im Reich der Träume. Das dürfte Zeit genug sein, ihn zu testen und im Zweifelsfall in die Arrestzelle zu bringen.“
Nach einigen Zielübungen waren Tony und Ziva sicher im Umgang mit den Waffen – Gibbs hielt das Gewehr mit einer derartigen Routine und Präzision, die Ziva wieder einmal daran erinnerte, dass der Mann beim Militär als Scharfschütze gedient hatte. Vermutlich konnte man ihm jede Waffe in die Hand geben, er würde eine verschwindend-geringe Zeit aufwenden müssen, um sich mit ihr vertraut zu machen.

Doch auch hier würde Gibbs – dessen war sich Ziva sicher – Abstriche machen müssen. Die Gänge waren dunkel und die Augen seines Bosses waren nicht mehr so gut, wie noch vor ein paar Jahren.
Kurz hörte sie ein leises Klackern, dann betätigte Cal seinen Kommunikator: „Cat an Menacer?“
„Menacer hier?“
„Hör mal, Jill. Wir sind hier gerade in einer etwas ungünstigen Lage. Kannst Du uns eventuell sagen, wo wir langmüssen, wenn wir zur Brücke wollen?“
Kurz breitete sich Stille aus und Ziva dachte daran, dass der Captain und die XO den Weg zur Brücke für eine wirklich gute Idee hielten. Die dahinterstehende Logik konnte sich der schönen Israeli nicht so ganz erschließen.
„Menacer an Cat?“, erklang die Stimme der hübschen Blonden aus dem Kommunikator und Cal betätigte die Brosche: „Ja, Cat hier?“
„Bleibt einfach auf dem Gang und krabbelt dann durch Jeffries-Röhre 3-7.“
Trotz der Dunkelheit meinte Ziva sehen zu können, wie Cal mit den Augen rollte: „Sag mir nicht, dass die Turbolifts ausgefallen sind.“
„Doch. Du musstest ja den Traceless-Alarm geben.“, erklang es leicht schnippisch aus dem Kommunikator, „Also darfst Du auch eine kleine, sportive Tour durch die Jeffries-Röhren machen.“
Die Begeisterung, die Cal mit den Worten „Oh, Toll!“ zum Ausdruck brachte, war ganz klar nicht ernst gemeint und Ziva konnte es dem Captain nicht sonderlich verübeln. Wenn auch nur die Hälfte der Schauergeschichten, die Tim über diese Jeffries-Röhren zu erzählen wusste, zutraf, war das alles andere als ein Vergnügen.

Die Atmosphäre hätte für Tony ausgereicht, um hier „Alien 6“ zu drehen, aber wenn er ganz ehrlich war, könnte er auf eine Hauptrolle in diesem Sci-Fi-Schocker gut verzichten. Schließlich wusste er, wie es den Mitkombatanten, ausser dem final girl erging. Und von einem Alien gefressen, oder als Wirt für seine Nachkommenschaft auserkoren zu werden, war definitiv nicht nach DiNozzos Gusto. Also widmete er jeder dunklen Ecke, die er sah, seine vollste Aufmerksamkeit, denn wie ja alle wissen, kommen die Aliens gerne aus dem Dunkel, das man nicht einsehen kann.
Und die Beleuchtung, die sich gerade noch eine Stufe verdunkelt hatte, trug auch nicht gerade dazu bei, die Situation zu verbessern. Ganz im Gegenteil.
Die Schatten, die von irgendwelchen Gegenständen, die dämlich im Weg platziert waren, nahmen unheimlichere und größere Formen an. Und dieses Mal – im Gegensatz zu der sehr ähnlichen Situation im Keller des NCIS-Gebäudes – würde sich die Situation vermutlich nicht als schlechter Scherz herausstellen.  Es war nicht so, dass er sich fürchtete. Aber er war konzentriert – sehr, sehr konzentriert. Er fühlte sich ein bischen, als wäre er auf der Jagd. Und streng genommen war er das auch. Nachdem Cal ihnen erklärt hatte, was los war und was die Dimmung des Lichtes genau zu bedeuten hatte, war ihm klar, dass die Situation gekippt war. Dieser Traceless war auf freiem Fuß und niemand war sicher. Und das, obwohl das Raumschiff noch Minuten vor der Meldung beängstigend groß gewirkt hatte.
Sie erreichten eine T-Kreuzung. Ein Seitengang mündete in den Korridor, in dem sie unterwegs waren, ein und Tony drehte sich um, damit er den Gang mit seinem Gewehr und der aufmontierten Lampe ausreichend illuminieren konnte.

Da! , dachte sich der Halbitaliener, Hat sich da gerade etwas bewegt?
Zumindest war er sich sicher, kurz ein Schemen gesehen zu haben, das sich in Deckung begeben hatte. „Bundesagenten!“, schrie er, „Kommen Sie da raus und werfen Sie die Waffe weg.“
„Gute Idee!“, kam es von der Stelle, auf die er gezielt hatte, „Ich werfe die Waffe jetzt weg.“
Er hörte ein klackerndes Geräusch, dass neben ihm gegen die Wand und dann auf den Boden aufgeschlagen war.
Es war ein Phaser, eine ebensolche Waffe, wie er momentan ebenfalls besaß.
Und das Ding heulte.
Er schaute zu dem Captain, der sich über die Waffe gebeugt hatte. Rasch richtete er sich auf, die Augen weit aufgerissen und sagte: „Scheiße.“
Dann schrie er einen Befehl und kam seiner Order selbst nach. Nicht nur er, auch Agatha, Gibbs und…
Von einem Moment zum Anderen hatte sich Ziva auf ihn geworfen, ihren zierlichen Körper als Schutzschild vor den seinen bringend… als der ganze Korridor für den Bruchteil einer Sekunde unerträglich grell wurde. Neben der Helligkeit wurde es auch noch laut, ungefähr vergleichbar mit dem Starten eines ganzen Düsenjetbattalions.
Benebelt versuchte er, das Klingeln in seinen Ohren und die bunten Lichtpunkte vor seinen Augen zu vertreiben, als er sah, wie Ziva ihn am Kragen packte und zu sich herumdrehte.
Er konnte nicht hören, was sie sagte, denn es klingelte viel zu sehr in seinen Augen, doch mit dem Lauf der Zeit hörte es auf. Dann nahm er, wie durch Watte, ihre Stimme wahr: „… DiNozzo. Verdammt, antworte endlich. Hörst Du mich?“
„Ja“, stöhnte er benommen und versuchte, durch das Schütteln seines Kopfes klarer zu werden, „Was… was… war das?“
„Ich nehme an, dass Traceless einen Phaser überladen hat.“, erklärte sie und die neben ihr hochkommende Agatha schaute sie an und nickte, ehe sie ihre Hand an die Stirn brachte, von der aus Blut über das Gesicht tropfte.
„Ach verdammt.“, sagte sie, nachdem sie die Feuchtigkeit des Blutes ertastet, die Finger betrachtet und das Blut zwischen ihren Fingern verrieben hatte, „Na, wie gut, dass wir Hautregeneratoren haben.“
Dann wandte sie sich suchend um.
Cal und Gibbs rappelten sich hoch, der Captain reichte dem NCIS-Agenten die Hand und grinste: „Hab ich Ihnen schon ein herzliches ‚Willkommen an Bord’ ausgesprochen, Agent Gibbs? Wenn nicht – das war unser Begrüßungskommitee. Näheres erfahren Sie bei einem Kennenlernbrunch um …“
Er stockte, als Gibbs ihm einen genervten Blick zuwarf und sich dann, mit feuerbereitem Phasergewehr in Richtung der Stelle bewegte, von wo Traceless geworfen hatte.


Natürlich würde er nie zugeben, dass es auch ihn ein wenig verunsicherte, auf einem Raumschiff zu sein, zu wissen, dass Aliens existierten und dass er sich gerade in einer künstlichen Struktur aus allerlei Metall, die eine künstliche Schwerkraft und das Atmen von Sauerstoff ermöglichte, befand, die in der grenzenlosen Unendlichkeit des Weltalls schwebte. Es beunruhigte ihn natürlich auch, dass es jemand auf ihn und sein Team abgesehen hatte und ihm dieser sehr übel wollte.
Aber – das würde er seinen Leuten nicht zeigen. Gerade in dieser Krise musste sich sein Team darauf verlassen, dass er einen kühlen Kopf und die Oberhand behielt. Aber die Situation machte es ihm nicht unbedingt einfach. Schließlich hatte er es hier mit einem Gegner zu tun, der das Gelände zu kennen schien und der in der Lage war, sich in jeden Menschen zu verwandeln, dessen Gesicht ihm gerade zusagte. Einmal hatte man es auch im NCIS-Hauptquartier bemerkt, als sich Traceless Zivas Gesicht bemächtigt hatte, um in ihrer Maskerade einen Private zu erschießen. Was Traceless allerdings gegen Private Turner hatte, das war ihm nicht ganz bewusst.

Er war inzwischen nahe genug an dem Versteck Traceless, um hervorzupreschen und das Gewehr auf das Versteck auszurichten, aber… es war leer.
‚Verdammt’, entfuhr es dem NCIS-Agenten knurrend und er warf einen Blick zu seinem Team, das sich gerade mehr oder weniger die Wunden leckte.
„Klar.“, sagte er und kam zurück.
Der Captain sah ihn an und nickte ihm zu.
Gibbs tat es ihm gleich, ehe er einen Blick zu Ziva und Tony warf. Erstere kniete neben dem liegenden Halb-Italiener, der immer noch versuchte, die Nebenwirkungen des überlasteten Phasers abzuschütteln.
Die Israeli warf erst Tony einen liebevollen, dann Gibbs einen besorgten Blick zu.
„Er ist momentan nicht in der Verfassung, zu kämpfen.“, flüsterte sie, „Wenn Traceless uns hier angreift…“
„Ich verstehe.“, raunte ihr Gibbs zu, stand auf und ging langsam zu Cal herüber: „Wir haben einen Verwundeten. Können Sie uns auf die Krankenstation bringen?“
Der Captain schüttelte den Kopf: „Wir müssen zur Brücke. Dort können wir uns dann um alles kümmern.“
„Haben Sie mich nicht verstanden?“, fragte Gibbs und griff nach Cals Schulter: „Tony ist verwundet.“
„Ist er nicht. Vorübergehende Orientierungslosigkeit in Folge einer Phaserüberlastung. Das geht vorbei. Mich wundert allerdings, dass es Ihnen und Ziva so gut geht.“
„Mit Ihnen und Ihrer XO scheint  auch alles in Ordnung zu sein.“, erwiderte Gibbs, „Wie war das nochmal? Er kann sich regenerieren?“
Cal nickte: „Wir dürften allerdings sicher sein, dass es weder Sie und Ziva noch Ich und Agatha sein können. Er kann sich nicht in zwei Personen aufspalten. Also sind es entweder Sie, Ziva, Agatha oder ich. Und da ich mich sehr … wie ich fühle, weiß ich, dass ich ich bin.“
Er stockte, als lausche er verundert seinen eigenen Worten.
„Erm… oder so ähnlich. Aber wie auch immer. Wir müssen zur Brücke. Von dort können wir…“
Für den Bruchteil einer Millisekunde wurde der komplette Gang von einem grellorangen Widerschein erhellt. Gibbs hörte ein schmerzvolles Aufstöhnen, drehte sich dann, zusammen mit Cal zu der Quelle des Geräusches um und sah, wie Agatha Silverbird in einer weiteren T-Kreuzungseinmündung in sich zusammensackte. Eine kleine Rauchwolke kräuselte sich von ihrem Bauch.
„Nein!“, hauchte Cal, sprintete los und warf sich neben sie. Er riss das Phasergewehr hoch und feuerte – blind – in die vor ihm liegenden Korridore, in der Hoffnung, irgendwas zu treffen, ehe er sich an die Gefallene wandte. Er ging erschüttert neben ihr in die Knie, tastete nach ihrem Puls und schaute Gibbs an. Tränen schillerten in seinen Augen.
„Es…“, setzte er an, unterbrach sich und schluckte. Dann nickte er und während Tränen in Bächen an seinen Wangen herabliefen, sagte er: „Es geht ihr gut. Leichte Betäubung. Sie ist für fünf Minuten ausser Gefecht.“
Dann beugte er sich vor, küsste sie auf den Mund und nahm ihre Hand, sie beruhigend streichelnd.
„Tut mir leid, Gathy. Ich… warum musstest Du auch da stehen?“
Als Gibbs eine Hand auf Cals Schulter legte, hörte er ein weiteres, schmerzhaftes Aufstöhnen – dieses mal ein Duett. Tony und Ziva.
Beide fuhren herum, die Phasergewehre in Anschlag, und sahen wie Tony die Augen schloss und Ziva haltlos auf ihn fiel.
Man könnte meinen, die Beiden hätten es sich im Korridor bequem gemacht.
Der Captain und der Special Agent warfen sich einen besorgten Blick zu, dann stand Cal auf, ging, das Gewehr im Anschlag haltend, auf die Beiden zu, neben ihnen in die Knie und warf einen Blick zu Gibbs.
„Puls rast … aber beide sind okay.“, sagte er, „Ihnen wird ein wenig der Kopf dröhnen, aber…“
„Cat! Kommen Sie hierher!“, schnitt ihm Gibbs das Wort ab und der verblüffte Sternenflottenoffizier gehorchte.
Mit feuerbereitem Phasergewehr sprintete er zum Grauhaarigen zurück, schaute ihn verblüfft an, als dieser ihn packte und sich mit ihm gegen die nächste Wand warf.
„Warum…“, brachte Cal hervor. Gibbs merkte, wie in ihm der alte Marine wieder seinen Dienst aufnahm. Er hatte es ja immer gesagt – es gibt keine Ex-Marines. Ein Teil von ihm würde immer ein Gunnery Sergeant bleiben und irgendwie wusste er, dass es gut so war.
Daher brachte er seinen ausgestreckten Zeigefinger vor seinen Mund, deutete an, dass Cal die Klappe halten sollte und spähte, sich ganz flach an die Wand gepresst, in den Korridor, an dessen Einmündung die bewusstlose Rothaarige lag.
Er konnte nicht erkennen, wer da war, allerdings zog er den Kopf schnell zurück, als er es Aufblitzen sah. Direkt über Agathas Kopf schlugen goldene Phaserstrahlen in die Wand ein, ließen Funken sprühen.
„Das reicht.“, knurrte Cal, warf sich aus der Deckung und feuerte. Es war ihm anscheinnend egal, ob er traf und wenn, wen und was er traf. Im grell-organgen Widerschein, der des Captains Gesicht erhellte, konnte Gibbs sehen, dass das Gesicht des Offizieres zu einer Zornesfratze verzerrt war. Er war sich sicher, dass der Captain gleich durchdrehen würde.
Mit sich überschlagender Stimme schrie der Offizier: „Komm doch her, Tracy. Du willst was von mir? Dann komm doch her! Hier steh ich doch!“
„Cat, reißen Sie sich zusammen.“, zischte Gibbs, doch er wusste, dass er das „Ich“ des Offiziers nicht mehr erreichen würde. Wenn er so weitermachte, gefährdete er die Mission.
Kurz schielte Gibbs auf seine Waffe – sie war immer noch auf „mittlere Betäubung“ eingestellt – und hob sie, sodass er Cal im Zweifelsfall betäuben konnte. Doch – auf wen auch immer Cal da schoss, kam ihm zuvor.

Noch bevor der Captain von einem orangenen Strahl getroffen wurde und gegen die Wand krachte, um neben Agatha liegen zu bleiben, war Gibbs klar, wie die Sache ausgehen würde. Und tatsächlich. Der Captain wurde getroffen, taumelte mit einem fassungslosen Blick nach hinten und rutschte an der Wand herunter, wo er neben Agatha liegenblieb.
Er hörte im Korridor jemanden fluchen und warf sich aus der Deckung. Mit dem Phasergewehr zum Schuss angehoben zielte er auf die Person, die im Gang stand und sich gerade mit seiner eigenen Waffe beschäftigte.
„Warum geht das Scheißding nicht.“, hörte Gibbs eine ihm bekannte Stimme und sagte, mit militärischer Schärfe im Tonfall: „Bundesagent! Nehmen Sie die Waffe herunter.“
Verblüfft tat der Angesprochene das genaue Gegenteil, was Gibbs zum Anlass nahm, ihm die Waffe aus der Hand zu schießen. Erschrocken ließ der Mann sie fallen und schaute Gibbs aus nussbraunen Augen an. „Hey, darf ein Mann nicht mal versuchen, sein Schiff zurückzuerobern?“, fragte Calvin Nathan Cat und lächelte ihn nervös an.

CaptainCalvinCat:


Die Geschichten, die die blonde Air Force Colonel zu berichten hatte, wären allesamt als Erzählungen einer Verrückten durchgegangen, wenn Tim inzwischen nicht schon viel zu viele, genau so unglaubwürdige, aber dennoch existente Dinge gesehen hätte. Allein schon der Fakt, dass eine seiner Lieblingsserien real war, ließ ihn immer wieder schmunzeln. Was stellte sich wohl als nächstes als real und existent heraus? Battlestar Galactica? Doctor Who? Der unglaubliche Hulk?
Er betrachtete nachdenklich die Konsole vor ihm und streckte, langsam und beinahe ehrfürchtig die Hand nach ihr aus, bevor er sie sanft berührte.
„Das…“, grinste er, „Das ist alles echt.“
Er schaute zu Gina: „Bitte, vergib mir, aber – ich möchte etwas ausprobieren.“
Die Ärztin wechselte einen verwunderten, dann amüsierten Blick mit Abby und Sam. Beide Frauen aus dem 21. Jahrhundert trugen ein wissendes Lächeln auf den Lippen – und irgendwie war Tim klar, wie sehr er sich gerade zum Affen machte. Aber… dieser eine Test würde ihm zeigen, ob er wirklich mit Menschen des 24. Jahrhunderts sprach, oder ob das alles nur sehr fantasievoll-kreierte Hochstapelei war.
Er räusperte sich: „Computer? Das medizinisch-holografische Notfallprogramm aktivieren.“
So – jetzt galt es.
Und plötzlich zuckte er zusammen, denn direkt neben ihm erschien – wie aus Luft geformt – ein ihm bekannter Mann.
Entweder hatte man für diese Hochstapelei Robert Picardo, der das MHN in Star Trek: Voyager verkörperte, gewonnen – oder es war alles echt.
Die Gestalt schaute ihn an und sagte: „Bitte nennen Sie die Art des medizinischen Notfalls.“
Tim schluckte.
Das war real.
Es war wirklich und wahrhaftig real.

Ein Lächeln breitete sich auf Tims Gesicht aus und er schaute zum MHN: „Es gibt keinen Notfall, Doktor. Ich… wollte nur eine Theorie überprüfen.“
Das Hologramm schob das Kinn nach vorne, legte den Kopf schief und betrachtete ihn, mit einem Hauch von Ärger in den Augen.
„Wenn Sie mich dann wieder deaktivieren wollten.“, sagte das MHN und Tim nickte: „Selbstverständlich.“

Die Waffe immer noch auf den Mann mit dem Gesicht des Captains gerichtet, trat Gibbs näher. „Schiff zurückerobern?“, fragte er und seine eisblauen Augen verengten sich zu mißtrauischen Schlitzen. Der Angesprochene hob beide Hände und schaute erst sein Gegenüber an, dann stockte er und starrte fassungslos an ihm vorbei.
„A… Agatha.“, hauchte er und wollte loseilen, doch ein fester Griff um sein Handgelenk ließ ihn stoppen. Er fuhr herum und funkelte Gibbs wütend an: „Lassen Sie mich los.“
„Nicht, bevor ich nicht einhundertprozentig weiß, wer Sie sind.“
Der „Captain“ schaute ihn an, biss die Zähne aufeinander und ballte seine linke Hand zur Faust. Gibbs hatte schon zugeschlagen, ehe „Cal“ überhaupt Schwung nehmen konnte. Der Offizier – wenn es der Offizier war – taumelte zu Boden, blinzelte kurz und warf sich dann herum, um auf Agatha zuzulaufen.

Gibbs musste gar nicht großartig zielen. Er hob das Gewehr, richtete es auf den Fliehenden, rief noch einmal „Bundesagenten! STEHENBLEIBEN!“ und – als das nicht fruchtete – drückte er ab. Der Strahl traf den Mann im Rücken. Dann klappte er in sich zusammen, sackte erst in die Knie und dann mit dem Oberkörper nach vorne. Seine Hand kam neben Agatha zum Liegen.
Schon war der NCIS-Special-Agent bei ihm, tastete nach seinem Puls und atmete erleichtert aus. Er war vorhanden, raste wie ein ICE bei freier Strecke und ohne Streik der Bahngewerkschaft, aber – er war vorhanden.

Die Ankunft von Ziva und Tony ahnte er bereits, bevor er sie hörte.
Ein benommenes, schläfriges „Was… ist hier passiert?“ von Ziva wurde mit einem „Das wüsste ich auch gerne“ von Gibbs beantwortet und der leitende Chefermittler atmete tief durch. Dann drehte er sich zu Ziva und Tony um und lächelte erleichtert: „Schön, euch wieder auf den Beinen zu sehen.“

Wenige Sekunden später meldete sich mit einem schmerzhaft-schläfrigen Stöhnen Agatha Silverbird wieder zurück. Dass sie nach Tony und Ziva wach wurde, registrierte der Special Agent, aber es interessierte ihn nicht. Vielmehr von Interesse war das Mimenspiel der hübschen Frau, als sie sich des Mannes neben ihr und des Mannes vor ihr, die beide gleich aussahen, gewahr wurde. Und sie tat das, was das Regelwerk für den Kontakt mit Traceless vorsah. Sie ließ Beide in je eine Arrestzelle beamen.

Gina Intrupper sah man die Überraschung deutlich an, als sie den Vorraum der Brig betrat, von dem aus unterschiedliche Arrestzellen abgingen. In zweien befand sich ein Mann, der aussah wie der Captain.
Sie hob amüsiert eine Augenbraue.
„Okay, das konnte noch lustig werden.“, schoss es ihr durch den Kopf, ein Gedanke, den Agatha nicht unbedingt unterstützt hätte, wenn sie ihn gekannt hätte.
Sie wusste aber nicht, was ihre beste Freundin dachte, und so blickte sie mit steinerner Miene von der einen, zur anderen Arrestzelle.
„Was sagst Du dazu?“, fragte sie.
Gina schaute sie an, zuckte mit den Schultern und grinste verschmitzt: „Nun, wenn Du dich nicht entscheiden kannst…“
„Es geht mit hier aber um genau das. Um eine Entscheidung. Wer ist der echte Captain? Ich meine – ich… wenn ich mit meinem Herzen höre, würde ich sagen, dass es der Mann in der rechten Arrestzelle ist, aber… Traceless hat uns schon oft genug getäuscht. Ich will da einfach auf Nummer sicher gehen.“
Die Medo-Offizierin nickte: „Das kann ich voll und ganz nachvollziehen.“
Sie seufzte und schaute erst in die eine Zelle, dann in die Andere: „Mit dem medizinischen Tricorder könnte ich herausfinden, wer wer ist.“
„Funktioniert er denn, durch ein Kraftfeld?“
„Normalerweise schon.“, zuckte die Ärztin mit den Schultern, „Natürlich wäre es genau das, was Traceless von uns erwarten würde, um den schwarzen Peter irgendwie dem Captain zuzuschieben.“

Kurz vorher
Auf der Krankenstation der Dragonfly saß Abby, mit baumelnden Beinen, auf dem Biobett und schaute aufmerksam zu Sam herüber.
„Und was ist das jetzt mit Traceless? Kennen Sie ihn auch?“
Sam nickte.
„Oh ja.“, sagte sie, kam auf Abby zu und setzte sich neben sie: „Ein ziemlich unfreundlicher Zeitgenosse. Mal sehen – was kann man über ihn sagen. Er hat einmal versucht, den Ahn des Captains zu töten – auf einer Klassenfahrt nach Marseille. Cals Vorfahr wusste damals weder, dass er in Gefahr schwebte, noch, dass die Ersatzlehrer, die für die Klassenfahrt der Schule zugeteilt wurden, durch uns ausgetauscht wurden und dass Cal selbst, in der Gestalt des Mitschülers Johann Sumpf, zusammen mit einigen anderen Teenagern auf ihn achtete.“
Abby grinste: „Kann es sein, dass der Captain eine Vorliebe für leicht schrullige Namen hat?“
„Wie kommst Du darauf?“
„Johann Sumpf? Johann Sumpf in Frankreich? Oder besser gesagt: Johann Sumpf auf französisch?“
Sam schaute sie an: „Erm… wenn Du die Anspielung auf Jean Marais – der ja damals Fantomas gespielt hat – meinst, dann … nein, der Captain war nie wirklich kreativ. Als er damals in Smallville war, während der Invasion der Kryptonier, stellte er sich einem in den Weg, mit den Worten „Ich bin John Doe“.“
Damit zuckte sie mit den Schultern: „Naja, eigentlich hätte er schon ‚John Doe’ gesagt, aber der Kryptonier schleuderte ihn gegen die nächste Wand, weswegen das Doe mehr nach einem Dohooooooooooooo klang.“
Nun räusperte sich auch McGee und trat zu ihr herüber: „Und was war das nun mit Traceless und Marseille?“
„Eigentlich ist da nicht viel zu erzählen gewesen. Der Ahn des Captains hat die Sache überlebt, nie wirklich mitbekommen, in welcher Gefahr er schwebte, was – zugegeben – ein wenig damit zu tun hatte, dass er, wann immer es gefährlich wurde, von einem von uns abgelenkt wurde, oder die verkleidete Agatha ihn betäubte. Ich glaube, wenn er wüsste, was da passiert war, er würde ein wenig ungehalten sein.“
Dies brachte McGee dazu, zu nicken: „Und… Sie? Haben Sie mit Traceless gekämpft?“
„Oh ja.“, sagte Sam und in ihrer Stimme schwang Erzähllust mit, „Mehr als nur einmal. Allerdings ist er gerissen. Und – ich sage euch – glaubt nie, dass er geschlagen ist. Dann habt ihr nämlich schon verloren.“
Abby stand auf, lächelte McGee an und sagte: „Vermutlich sollte man sich auch nicht von einem freundlichen oder sehr bekannten Gesicht täuschen lassen, oder? Denn eine kleine Unachtsamkeit und…“
Damit beugte sie sich vor und stahl dem Computerexperten einen Kuss, der sie verblüfft anblickte.
Die Colonel lächelte: „Genau so. Traceless weiß, wie wir ticken. Er ist… es gibt Menschen, die benötigen kein Motiv, um böse zu sein. Sie sind es einfach. Und egal, was man in unterschiedlichen Psychologie-Kursen lernt, darüber, dass ein Mensch immer ein Motiv braucht, um zu handeln, immer einer Motivation folgt – das ist nicht immer so. Nehmen wir… keine Ahnung.“
McGee schaute sie an: „Den Joker? Aus Batman? Er… seine Motivation ist es, Chaos zu schaffen. Nicht, weil er etwas erreichen will, nicht, weil er Geld oder sonst etwas möchte. Seine Motivation ist die pure Lust an der Zerstörung.“
„Das ist ein guter Vergleich.“, sagte Sam und war auf ihren durchtrainierten Beinen, die immer noch in der Armee-Hose und den dazugehörigen Schaftstiefeln steckten, „Vergleichen wir Traceless am Besten mit Joker. Oder noch besser… mit Fantomas. Auch er hat keine wirkliche Motivation.“
Erneut blickte McGee in ihre Richtung, dieses Mal wirkte er ein wenig unsicher: „Aber… hat er nicht zumindest im letzten der drei Teile mit Louis de Funes versucht, eine Reichensteuer abzukassieren?“
„Oh McGee.“, machte Abby und schlug ihm auf die Schulter, „Ich bitte dich – du kommst mit dem Schwächsten der drei Teile? Fantomas gegen Scotland-Yard – oder auch: Fantomas bedroht die Welt? Ich bitte dich. Das ist doch…“
„Was ist das?“, fragte in diesem Moment ein die Krankenstation betretender Gibbs, dem Ziva und Tony folgten.
„Gibbsman.“, rief Abby aus und warf sich in eine Umarmung, die der grauhaarige Special-Agent nur zu gerne erwiderte. Er schaute dann zu Gina und räusperte sich: „Doktor Intrupper, ich glaube, ihre Expertise wird in der Arrestzelle benötigt.“
„Ja, das dachte ich mir schon.“, lächelte die hübsche Ärztin, „Aber die Debatte hier war einfach nur… zu geil.“
Damit ging sie an Gibbs vorbei, schenkte Tony ein kurzes Lächeln und war dann durch die Tür verschwunden.
Der ihr hinterherblickende Tony erhielt sofort einen Stoß mit dem Ellbogen in die Magengrube. Dies verursachte bei den Tony und Ziva beobachtenden Anderen einen großen Heiterkeitsausbruch.


Agatha musste gegen ihren Willen grinsen. Die Situation war so typisch – zumindest für die Dragonfly-Crew. Zwei Kerle, die genau gleich aussahen, hämmerten gegen die Kraftfelder der Arrestzellen, in die sie eingesperrt waren. Die beiden Männer verwendeten den selben Duktus, die selbe Tonart, die selbe Gestik und Mimik und sagten genau das selbe: „Verdammt noch mal, hol mich hier raus.“
Und es war wie in einem schlechten Sketch oder einer schlechten Zeichentrickfolge, denn der eine Cal erkannte, dass der Andere genau das selbe gesagt hatte, fuhr ihn an, dass er die Klappe halten solle, was der Andere Cal zum selben Zeitpunkt mit den selben Worten und derselben Mimik und Gestik ebenfalls tat.
Die Frau blickte erst nach links, dann nach Rechts, beide Cals schauten sie an und in den Augen beider konnte sie das sehen, was sie sonst immer sah, wenn sie in des Captains Augen blickte. Den Willen, sich zu beweisen, die Hoffnung, dieses mal nichts falsch zu machen, die Erkenntnis, dass genau das passiert war, Begierde, Liebe, Freundschaft ihr gegenüber…
„Verdammt.“, fluchte die XO in Gedanken, „Tracy ist auch wieder mal gut.“

Gina betrachtete ebenfalls die beiden Männer, die hinter je einem Kraftfeld standen und wusste, dass es zwar Möglichkeiten gab, die Identität Traceless nachzuweisen, aber, sie wusste natürlich auch, dass sie diese Möglichkeiten nicht hatte. Schließlich war Traceless ein Meister der Verkleidung und selbst eine Narbe konnte durchaus auch gefälscht oder einfach überschminkt werden.
Sie seufzte. Die einzige Möglichkeit, Original und Fälschung zu unterscheiden, würde der medizinische Tricorder sein, allerdings auch nur dann, wenn Traceless nicht irgendein nettes Gimmick in die Zelle geschmuggelt hatte, das den Tricorder durcheinander brachte. Und solche Gimmicks hatte der Verbrecher, das war ihr bewusst.
Aber – es brachte alles nichts. Einen Versuch war es wert und so klappte die hübsche Frau den medizinischen Tricorder aus, richtete ihn auf den Cal, der in der rechten Arrestzelle saß und scannte ihn.
Sie warf einen Blick auf die Datenausgabe, schaute dann zu Agatha und sagte: „Laut Tricorder ist er okay. Aber – lass mich nochmal eben den anderen Cal scannen.“
Damit richtete sie das Gerät auf den Anderen aus, scannte ihn ebenfalls und warf einen Blick auf die Datenausgabe. Frustration war in ihren attraktiven Zügen sichtbar und nach ein paar herzhaften italienischen Flüchen, die unter anderem die Mutter der Konstrukteurin des medizinischen Tricorders in ein wenig schmeichelhaftes Licht rückte, wandte sie sich erneut an die XO: „Laut Tricorder ist der aber auch okay.“
Das nun in Stero auftretende „Ha! Wat hab ich gesagt?“ wurde durch ein lautes „Klappe halten!“ von Agatha beinahe wirkungsvoll unterdrückt.

„Okay, dann lasst uns mal überlegen.“, sagte Gina ein paar Minuten später, als sie sich mit den Senior-Crewmitgliedern des Dragonfly-Stabes, Agatha und dem NCIS-Team im Besprechungsraum befanden. Sie tigerte auf und ab.
„Mein Bruder ist ein guter Schauspieler, er merkt sich jede Kleinigkeit und kann seine Lüge bis auf den Mikrometer an die Frage anpassen. Selbst ich hatte Schwierigkeiten, den echten Cal zu erkennen und ich kenne sowohl Cal, als auch meinen Bruder.“
Sie seufzte frustriert und schaute hilfesuchend zu Agatha.
Diese zuckte mit den Schultern: „Fragt mich was leichteres, ich weiß nur, dass wir so schnell wie Möglich zur Erde müssen. Die Ermordung der Privates Riker und Troi muss verhindert werden.“
„Ich kann Dir nur das geben, was zur Verfügung steht.“, knurrte Sebastian Middlegate in die Runde und Agatha wusste, dass er seine Maschinen – seine „Babies“, wie er sie nannte – so optimal, wie es ging, forderte. Der blonde Igelschnitt Middlegates war ölverschmiert – ein klares Indiz, dass er, bis gerade eben, in irgendwelchen Innereien des Schiffes herumgekraucht war.
Und, dann passierte genau das, worauf sie eigentlich Willens gewesen war, lächerlich-exorbitante Summen zu wetten. Sam Carter räusperte sich, lehnte sich nach vorne, schaute erst sie fragend an und wandte sich dann an Middlegate.
„Vielleicht… kann ich dir ja helfen, Scotty?“, fragte sie und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
Der Chefingenieur der Dragonfly schaute sie an, wie vor den Kopf geschlagen, nickte dann und grinste, ein wenig linkisch: „Na… natürlich, Colonel Carter. Wenn Sie… also, wenn Sie möchten?“
„Scotty, vergiss nicht, dass Du eine Freundin hast.“, räusperte sich Agatha, wenn auch mit einem leicht amüsierten Funkeln in den Augen. Dann wandte sie sich an Gibbs und sagte: „Ich habe auch eine Bitte an Sie.“
Der angesprochene Special Agent nickte, trank einen Schluck Kaffee aus einer metallenen Tasse und stellte sie dann ab.
„Ich verstehe.“

Computerlogbuch Nummer 1 der Dragonfly, Datum: Montag, der 3. Oktober 2011.  Diese Eintragung erfolgt durch den momentanen kommandierenden Offizier der U.S.S. Dragonfly, Commander Agatha Silverbird.
Nach einigen Reparaturarbeiten, die wir auf dem Weg erledigen konnten, und für die uns die Hilfe von Colonel Samantha Carter zur Verfügung stand, haben wir auf dem letzten Stück unserer Reise zurück zur Erde ein paar Tage gutmachen können. Seitdem wir den Asgard hinterhergeflogen sind, sind knappe 6 Tage vergangen und wir hoffen, mit Hilfe von Colonel Carter und Miss Abigail Sciuto ein wenig Licht ins Dunkel bringen zu können.
Dieses Logbuch enthält einen Anhang, der an Admiral Franz Angler, den Leiter der Traceless-Division weitergeleitet werden soll. Im Anhang finden sich Videoprotokolle der Verhöre Cals und Traceless, deren Unterscheidung uns immer noch schwerfällt. Irgendwie war die Unterscheidung von Formwandlern und Menschen doch einfacher.

Im Orbit um die Erde werden wir uns mit weiteren Reparaturarbeiten, sowohl an unserem Schiff, als auch an der in Mitleidenschaft gezogenen George Hammond beschäftigen, sowie weiterhin versuchen, den Mord an Captain Thaddeus Alexander Stone aufzuklären. Weitere Informationen erhalten Sie vom zuständigen Captain vor Ort, Leon Vance.

Ein leises Seufzen entrann Agathas Kehle, passierte ihre vollen Lippen und blieb im Raum hängen. Der Körper lag auf dem Bett, das für sie und den Captain groß genug war und das sie gerade alleine in Anspruch nahm. Es hatte Vorteile, wenn der Partner nicht da war, da konnte man sich so ausstrecken, wie man es in seinem eigenen Bett auch gekonnt hatte.
Erneut streckte sie sich und ein wohliges Seufzen entrann ihrer Kehle. Es tat gut, im Bett zu liegen und einfach nur die Gedanken gleiten zu lassen. Ihr Geist huschte zu alten Missionen, wo sie dem Captain mehr als nur einmal den Hintern gerettet hatte. Es nagte an ihr, dass sie nicht in der Lage war, den Captain und Traceless auseinander zu halten.
So hauchte ihr seit Tagen eine imaginäre, böse Stimme zu, dass sie ja wohl eine tolle Freundin sei, wenn sie nicht wusste, wer nun der echte Cal sei.

Doch gerade, als dieses Gefühl wie eine Woge über ihr zusammenzubrechen drohte, schloss sie kurz die Augen, atmete tief durch und riss die Augen wieder auf. Wäre jetzt jemand vor Ort gewesen, er hätte gesehen, wie sich ihre komplette Körperhaltung verändert hatte. Natürlich machte sie sich Sorgen, aber jetzt lag nicht mehr Agatha Silverbird, die Liebende im Bett, sondern Commander Agatha Silverbird, ihres Zeichens Offizier der Sternenflotte. Sie musste ihre Pflicht erfüllen.
Also schwang sie ihre langen Beine behende aus dem Bett und stand auf. Ein Blick in den Spiegel sagte ihr, dass sie vermutlich alles richtig machte. Sie schlief ausreichend, konzentrierte sich auf die Aufgabe, die zu erledigen war und verschob das Grübeln auf ihre Freizeit. Mit selbstsicheren Schritten verließ sie das Quartier – ihre Uniform hatte sie sich bereits, bevor sie grübelnd auf das noch warme Bett, in dem sie vor knapp 10 Minuten noch geschlafen hatte, gesunken war,  angezogen.

Als sie die Brücke betrat, bemerkte sie, dass Jill sie ein wenig merkwürdig anblickte.
Die XO runzelte die Stirn, trat auf die taktische Offizierin zu und fragte: „Alles in Ordnung, Lieutenant?“
„Das könnte ich Dich fragen, Gathy. Du siehst furchtbar aus.“
„Bitte?“, riss sie überrascht beide Augenbrauen nach oben und Jill legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter: „Meine Liebe, wir sind im Erdorbit. Sam und Abby brüten in der Astrometrie. Es ist alles in Ordnung, warum schaust Du so besorgt drein.“
Agatha warf einen Blick in die reflektierende Oberfläche der Konsole, strich sich ihre feuerroten Auge aus dem Gesicht und schaute Jill dann verblüfft an:  „Was meinst Du?“
„Du erkennst es wirklich nicht, Gathy? Du siehst wirklich nicht, dass deine Augen an Strahlkraft verloren haben?“
Irgendwie machte Agatha dieser Satz wütend und sie schaute ihre Freundin ein wenig verärgert an: „Ich weiß nicht von was du redest. Aber es hat sicher nichts damit zu tun, dass Cal in der Brig sitzt.“
„Doch, genau damit.“, sagte Jill und zuckte mit den Schultern: „Natürlich nicht mit dem Fakt, dass er im Knast sitzt, aber mit dem Fakt, dass Du als seine Freundin nicht weißt, welcher der Beiden der echte ist.“
Damit lächelte sie Agatha zu: „Schatz, glaub mir, auch Cal könnte dich nicht von Tracy unterscheiden.“
„Das liegt aber mehr daran, dass Cal ein Idiot ist.“, sagte die XO und auf ihren Lippen erschien ein leichtes Lächeln.
Jill nickte: „Das ist ein guter…“

Zuerst blinkte ein Alarm auf, dann piepste die taktische Konsole und zu guter Letzt ging ein gewaltiger Ruck durch das Schiff. Dieses kippte um 90 Grad auf der Längsachse, die Trägheitsdämpfer fielen für eine Nanosekunde aus und sorgten dafür, dass die Crew diese Bewegung mitmachte. Nachdem sich Agatha wieder aufgerappelt hatte, schaute sie zu Jill herüber, die über ihre Konsole gebeugt stand und versuchte, herauszufinden, was da los war.
„und?“, fragte sie. Dann zuckte sie ein wenig zurück, als die taktische Offizierin ihre Faust auf die Konsole hieb: „Verdammt.“
Die XO blickte Jill verblüfft an, diese zuckte mit den Schultern, hielt sich die Faust und knirschte mit den Zähnen: „Die Arrestzellen. Irgendwas ist explodiert.“
Man konnte Agatha Silverbird nun einiges nachsagen, aber nicht, dass sie nicht reaktionsschnell wäre. Schnell betätigte sie ihren Kommunikator: „Silverbird an Hazard-Team und Gibbs.“
„Hazard-Team hört?“
„Gibbs hört!“
Die Professionalität, die sowohl in der Stimme Lieutenant Alexander Munroes, als auch in der von Leroy Jethro Gibbs lag, war verblüffend. Aber während Agatha sprach, merkte sie, dass auch ihre Stimme gefühlskalt und professionell klang, auch wenn sie sich selbst alles andere als professionell fühlte.
„Etwas ist in den Arrestzellen explodiert. Sehen Sie bitte nach, ob Traceless einen Ausbruchversuch unternommen hat.“, erteilte Agatha den Befehl und setzte in Gedanken ein „… und schaut bitte nach, ob Cal noch lebt“ hinzu. Und während sie dies dachte, war ihr klar, dass dieser Satz ihre Mitkombatanten nur noch mehr verwirrt hätte.
„Carter an Silverbird?“, hörte sie in diesem Moment die Stimme Sams und schaute verwundert zu Jill. Was konnte Sam wollen?
„Ja, Silverbird hört?“
Sie konnte ein leichtes Schmunzeln in den Worten „Oh, sag das drei mal schnell hintereinander“ wahrnehmen, ehe sich Sam räusperte und sie sagte: „Könntet Ihr jemanden hier herunterschicken? Wir haben offenbar eine Mikrofraktur im Warpkern.“
„Ich verstehe.“, räusperte sich Agatha und betätigte ihren Kommunikator erneut: „Silverbird an Munroe.“
„Ich habs mitbekommen.“, hörte sie die Stimme des Lieutenants, „Irgendwie kommt mir das sehr bekannt vor. Ich mach mich auf den Weg.“
„Verstanden.“, sagte Agatha.
Sie ging zum Sessel des Captains, lies sich nieder und klopfte wieder auf das Schmuckstück: „Silverbird an Carter?“
„Carter hier?“
„Wo ist eigentlich Scotty?“
Sie konnte hören, wie die Frau im Maschinenraum kurz Luft holte: „Er… er hat versucht eine Konsole abzuschalten, als das Spektakel los ging.“
Hinter sich hörte sie Jill aufkeuchen und drehte sich zu ihr herum. Natürlich – Jill war Scottys Freundin und logischerweise machte sie sich Sorgen um ihn.
„Medizinischer Status?“, fragte Agatha und hoffte, dass der Commander nicht allzu schwer verwundet war.
„Ich hab mir ne ziemliche Beule geholt.“
Als sie dies hörte, konnte sie sehen, dass Jills Gesicht sich wieder aufhellte. Es wäre ja auch eine Sache gewesen, die Scotty unwürdig wäre. Der Mann hatte noch in jeder schlimmen Katastrophe seinen Posten nicht verlassen.
„Das ist beruhigend.“, grinste sie daher und schaute zu Jill, ihr zuzwinkernd. Dann wandte sie sich wieder nach vorne, nahm ein Padd und versuchte, einige Eintragungen zu machen.
Ihre eigene Stimme, die schrie, dass sie jetzt endlich ihren Allerwertesten aus dem Sessel bewegen und selbst zur Arrestzelle gehen sollte, um nachzusehen, was mit Cal loswäre, versuchte sie, zu ignorieren, aber dieses Unterfangen wurde von Minute zu Minute schwieriger.
Und dann blipste der Kommunikator.
‚Blipsen’ ist vielleicht ein merkwürdiges Wort, weil es ein reines Klangspiel ist und vom Geräusch herrührt, das der Kommunikator macht, wenn jemand versucht, anzurufen.
Andererseits kann es dekliniert werden.
Ich blipse, du blipst, er/sie/es blipst, wir blipsen, ihr blipst, sie blipsen. Aber spätestens ab „wir werden geblipst worden sein“ wird es albern. Nein – „blipsen“ ist eigentlich nur ein anderes Wort für „und dann hörte sie, wie jemand versuchte, mit ihrem Kommunikator Kontakt aufzunehmen“. Schließlich versuchen wir uns an der obersten Regel original-guten Schreibens, und diese Regel lautet:;“ SDT – show, don’t tell“. Bei dem Logbucheintrag konnte man es natürlich so nicht machen, aber Logbucheintragungen haben eh reinen Expositionscharakter. Aber, da sich natürich jeder fragt „Wie kann sie hören, wenn jemand versucht, mit ihrem Kommunikator Kontakt aufzunehmen“  wurde eben das Wort „Blipsen“ erfunden.

Also, der Kommunikator blipste.
Wenige Sekunden später erklang der Ruf: „Gibbs an Silverbird?“
Sie merkte, wie ihr Herz kurz aussetzte und sagte dann, so leise und beherrscht, wie es ihr möglich war: „Silverbird hier?“
Die Stimme Gibbs klang neutral, wenngleich die nächsten Worte ihr verrieten, dass er vermutlich eher bestürzt war: „Die Zellen sind leer. Sowohl der Traceless, als auch der Captain sind auf freiem Fuß.“
Agatha schloss die Augen. Es hatte natürlich den Vorteil, dass Cal zumindest noch lebte. Oder hatte der Verbrecher den Leichnahm des Captains einfach nur versteckt?
Sie holte tief Luft, sagte ein knappes „Verstanden“ und drückte einen Knopf an der Sessellehne von Cals Kommandosessel: „Hier spricht der momentane Captain. Ab sofort ergeht Alarmstufe Blau. Traceless ist entkommen. Finden Sie sich in den Zweier-Teams ein, die sie selbst ausgeknobelt haben. Und noch etwas. Es könnte sein, dass Traceless immer noch wie der Captain aussieht. Bis zum Widerruf dieser Order ist der Captain bei Sicht zu betäuben und zu sichern. Silverbird Ende.“
Damit wandte sie sich an Jill und atmete tief durch.
„Ich hoffe, dass dieser Plan funktioniert.“
„Zumindest hat die Traceless-Devision diesen Leitfaden ausgegeben. Die werden sich schon was dabei gedacht haben.“
„Hoffentlich“, sprachen Tonnen von Selbstzweifeln aus der schönen ersten Offizierin, die ihren Blick von Jill abwandte und sich auf die Erde, deren eleganter Bogen den Bildschirm ausfüllte, konzentrierte.

Ihr Kommunikator blipste und eine schmerzerfüllte, benommene, männliche Stimme erklang: „Hier ist Fähnrich Noir.“
Agatha musste nur den Bruchteil einer Millisekunde überlegen, wer dieser Noir war, wandte sich an Jill, von der sie erst jetzt merkte, dass diese sie ebenfalls ansah. Erkenntnis stand in den Augen der blonden Sicherheitsoffizierin geschrieben – die gleiche grausame Erkenntnis, von der sie sich sicher war, dass man sie auch in ihren Zügen sehen konnte. Wie aus einem Munde sagten beide: „Der Transporter!“

Als Agatha bei Peter Noir ankam, sah sie zuerst Noirs gesundheitliche Situation. Seine Nase blutete, definitiv das Produkt einer Faust, die in sie gerammt worden war. Kristina Rouge, seine rechte Hand, kümmerte sich schon um ihn, wenngleich man auch bei ihr einige Verletzungen erkennen konnte: ein blaues Auge und ein Kiefer, den sie versuchte, so wenig wie möglich zu belasten.
Agatha war klar, dass dies Souviniers einer schmerzhaften Begegnung mit Traceless waren.
„Tut mir leid.“, nuschelte Noir, „Ich wollte ihn aufhalten. Das Resultat sehen sie.“
Damit nickte er in Richtung Rouge.
Die XO seufzte, legte je eine Hand auf die Schulter von Rouge und Noir und lächelte sanft: „Könnt Ihr ja nichts für. Vielleicht sollten wir das Trainingspensum erhöhen.“
Damit ging sie an den beiden Transporteroffizieren vorbei und warf einen Blick auf die Konsole.
„Die Transportkoordinaten sind noch da.“, stellte sie überrascht fest und wollte gerade ihre Hand nach ihnen ausstrecken, als die Tür aufglitt und Ziva, Tony, Gibbs und MCGee hereinkamen.
Agatha lächelte den Zeiteinheimischen zu und merkte, wie ihre Laune sich besserte: „Schön euch zu sehen.“
Gibbs nickte nur knapp, schaute sich um und gerade, als Agatha die Konsole berühren wollte, schrie er ein lautes: „NEIN!“
Ihre Hand zuckte zurück und sie sah Gibbs verblüfft an: „Was?“
„Bauchgefühl.“, erklärte der Special Agent, trat auf Agatha und die Konsole zu, ehe er das Design betrachtete, „Wenn ich ein flüchtiger Krimineller wäre, würde ich dafür sorgen, dass uns so leicht niemand folgen kann.“
Damit blickte er zu McGee: „Hey, Elfenkönig. Was meinst Du?“
Der Angesprochene schaute kurz seinen Chef an, ging dann ebenfalls zur Konsole und betrachtete sie.
„Hmmm“, machte er, ging in die Knie und öffnete eine Wartungsklappe, ehe er wieder aufstand: „Schwierig. Man könnte die Konsole, beispielsweise, überladen.“
Damit blickte er zu Agatha: „Du hast doch sicherlich von den Logbüchern der Voyager gehört?“
Die XO verschränkte die Hände hinter dem Rücken, legte den Kopf nachdenklich schief und nickte dann: „Ja.“
„Erinnerst Du dich daran, was Janeway mit Seven of Nine gemacht hat?“, fragte McGee und man konnte Agatha ansehen, dass sie gerade einige Informationen durch ihren Kopf laufen lies. „Telepathische Werferpflanze.“, spezifizierte der Computergeek und jetzt hellte sich das Gesicht der hübschen XO auf: „Du meinst – wenn man die Konsole anfasst, fällt man in Stasis?“
„So in etwa.“, nickte McGee.

Die Beule entsprach ungefähr der Größe eines Fünf-Mark-Stückes und hatte sich inzwischen in ein nettes Lila verfärbt. Sebastian ‚Scotty’ Middlegate fluchte. Der Kopf schmerzte, aber – irgendjemand musste den Job machen und er konnte es Sam auch nicht alleine aufbürden. Zwar war die Air-Force-Colonel clever und hochintelligent, aber sie würde effektiv gesehen mit Technik „herumexperimentieren“, die ihr um knappe dreihundert Jahre voraus war.
Und das konnte er ihr nicht antun. Momentan war sowieso jeder beschäftigt. Seine rechte Hand, Greta Kays, war gerade dabei die Dilithium-Matrix wieder zu „alignen“, also wieder in Gang zu bekommen, Munroe krabbelte irgendwo in einer Jeffries-Röhre herum und versuchte, sein Team zu erreichen, dass sich nicht mehr meldete und die restliche Crew des Maschinenraumes kam ihren Aufgaben nach. Wie wollte er sich da abseilen? Es ging nicht.
Das „blipsen“ des Kommunikators war viel zu laut und so fluchte er erneut, ehe er das Kommunikationsgerät betätigte: „Middlegate?“
„Hier Agatha. Könntest Du einen deiner Schrauber runterschicken?“
„Wohin denn?“, fragte der Chefingenieur.

Die Tür glitt auf und Samantha Carter betrat den Transporterraum. Sie trug einen der technischen Equivalente eines Ärztekoffers, den irgendjemand an Bord mal „Techno-Koffer“ genannt hatte, worauf hin Captain und erster Offizier einander ein wenig sparsam anblickten.
‚Techno-Koffer?’, hatte der Captain gegrinst, ‚Dann lass’ ihn mal zu. Ich bin nicht der Freund dieses Bumms-hämmer-hämmer-bumms-hämmer-hämmer-bumms-hämmer-bumms-hämmer-bumms-bummshämmer -Dings.’
Sam klappte den „Techno-Koffer“ auf und nahm als allererstes ein langes Stück Metall heraus, mit dem sie einmal gegen die Konsole tippte. Als nichts passierte, nickte sie befriedigt, legte das Stück Metall weg und nahm einen technischen Tricorder, den sie auf die Konsole richtete.
„Ich scanne“, sagte sie und warf einen Blick auf das Datendisplay. Nach ein paar Minuten des intensiven „Auf-den-Tricorder-schauens“ machte sie einen nachdenklichen „Hmmm“-Laut und aktivierte ihren Kommunikator: „Carter an Middlegate. Alle Transporter sind sauber.“
„Gut“, sagte Gibbs und nickte Tony, Ziva und McGee zu, die zur Transporterplattform gingen und Positionen einnahmen. Gibbs folgte ihnen, wandte sich um und schaute zu Agatha: „Commander Silverbird – wir finden ihren Traceless. Beamen Sie uns runter.“

Washington D.C.
Leroy Jethro Gibbs atmete tief durch. Es roch einfach anders, in der großen Stadt, als auf einem großen Raumschiff. Dort war die Luft gefiltert und hier  - gut, er musste zugeben, es gab durchaus Ecken, in denen er sich die gefilterte Luft des Raumschiffs wünschte, aber der Geruch von Herbst, der in der Luft lag, gemischt mit dem Duft eines Hot-Dogs, der ein paar Meter Straßenaufwärts verkauft wurde – es war einfach nur ein anderes Gefühl. Und so gerne er hier auch verweilen würde, er wusste, dass er jetzt eine Aufgabe hatte.

Traceless finden.
Nicht unbedingt ein einfacher Job – darüber hatte er sich in den letzten Tagen informieren können. Er war clever, er war gerissen und konnte sich in jeden möglichen Menschen verwandeln.
„Wird Zeit, dass Du wieder wer Anderes wirst.“, hörte er jemanden aus einer Gasse schimpfen. Die Antwort, ein süffisantes „Warum denn?“ wurde mit der selben Stimme gesprochen. Gibbs warf einen Blick zu seinem Team. Auch sie waren sich sicher, dass dort offenbar jemand einen Streit mit jemandem hatte, der aussah wie er.
Die Geräusche von abgefangenen Schlägen, Treffern, dem Klatschen von Fleisch auf Fleisch, schmerzvollen Stöhnen und Flüchen wurden immer lauter. Gibbs hob seine linke Hand, signalisierte seinem Team zu warten, zog mit der Rechten seine Waffe – keinen Phaser, sondern die Dienstwaffe, eine Baretta, und machte sich bereit, einzugreifen. Innerlich zählte er bis vier und warf sich dann aus der Deckung: „BUNDES…“
Er stockte und sprang dann wieder in Deckung, als einer der Beiden Cals einen Mülltonnendeckel nahm und ihn, wie eine gigantische Frisbeescheibe in seine Richtung schleuderte. Schmetternd krachte sie gegen die nächste Wand und blieb verbeult liegen.
Dem Mülltonnendeckel folgte einer der beiden Cals, der ebenfalls gegen die Wand krachte und dann liegenblieb.

Der Special Agent überprüfte seine Waffe und warf sich erneut aus der Deckung.
Gibbs riss seine Pistole hoch und feuerte

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