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Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)

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CaptainCalvinCat:
Kapitel 26  - Der Moment der Erkenntis -

Kapitel 26.1.   

"V… Vater."
Dass die Stimme Prinzessin Jasmin Keinennamen von Agrabahs vor Panik und entsetzen zitterte, sollte niemanden großartig überraschen und genau das tat es auch nicht. Die hübsche orientale Frau war inzwischen an den Heckausgang der Hornet 1 gelangt und tastete, immer noch mit starrem Blick, nach einem wie auch immer gearteten Türöffner - ein Unterfangen, das von Cal mit einem "Computer, hier spricht Captain Calvin Nathan Cat, Authorisationscode 534414 - Alpha - 9 - Bravo. Shuttleverriegelung - effective immediately *" zunichte gemacht wurde.
Theti und Papyrus richteten ihren Blick fragend auf den Kommandanten der DRAGONFLY , währenddem Aladdin zu Jasmin ging und sie anschaute.

Der junge, ehemalige Straßendieb fühlte wie sein Herz bis zum Hals pochte. Jasmin - seine Jasmin - die Frau, mit der er die Welt sehen wollte, stand plötzlich da, starrte wie hypnotisiert auf das große Facettenaugenfenster, an dem gerade eben ein Pyramidenschiff vorbeigeschwebt war und Kurs auf Agrabah genommen hatte – und (und dies sollte wirklich keinen überraschen) hatte gerade komplett eigene Probleme und daher auf Stimuli von Aussen so gut wie gar nicht reagierte – oder nur sehr zeitverzögert. Und ja – er verstand wieso es geschah, es machte ihm jedoch dennoch Angst.
Was sollte er tun? Sollte er sie sanft und vorsichtig berühren, sie in die Realität zurückholen? Oder würde das dazu führen, dass sie erst richtig panisch würde?
Aladdin wusste es nicht und fühlte sich in diesem Moment genau so ohnmächtig und hilflos wie damals, als Morgana die gesamte Stadt mit einem Fluch belegt hatte, der die Einwohner zunächst einschläferte und dann in Schlafwandler verwandelte, die Aladdin und Jasmin töten wollten – und dann Jasmin in ihre Finger gefallen war.
Als sie auf ihn zukam, die Arme ausgestreckt und unintelligent dahertaumelnd, mit einem gestöhnten „Aarrrgh“-Laut auf den Lippen und er wusste dass er auch sie verloren hatte, zu diesem Zeitpunkt hatte sein Herz genau so hart und schnell geschlagen, wie es das jetzt tat.
Verdammt - was konnte man tun?
Eigentlich war es ganz einfach: Sie mussten dieses Wunderwerk der Technik nach Agrabah bringen, waren schneller da und konnten eine Menge Schaden verhindern.
"Denk nicht mal daran.", erklang die Stimme des Captains und Aladdins Kopf ruckte hoch.
Woher meinte der Mann aus Fiktivistien zu wissen, was ihm gerade durch den Kopf ging?
Auf Cals Lippen erschien ein Lächeln: "Ich würde genau so denken, wenn Freunde und Familie in Gefahr wären und mir der Zugang zu einer Technologie offenstünde, die im Stande ist, großartiges zu leisten. Glaub mir - ich würde dir gern helfen, Al."
Damit seufzte er und warf einen Blick zu Agatha:  "Meinst du, wir könnten…"
"Du weißt, wie gerne ich würde."
"Ja, aber ich weiß auch, wie wenig wir genau das dürfen."
"Verdammt nochmal!"
Diese Stimme war Papyrus Mund entronnen und der Satz sorgte dafür, dass Captain und XO innehielten und zum Schwertführer aus Theben herüberblickten.
Dieser sah ihnen entgegen, jeder Zoll ein König - obwohl es in Theben ja nur Pharaonen gab -  und in seinen Augen konnte Aladdin Unnachgiebigkeit erkennen, die dort funkelte.
"Du, Prinz Captain Doctor Calvin Cat, hast doch schon oft genug mit den Regeln gebrochen. Du, Prinzessin Commander Agatha River Song Silverbird, hast deinem Mann, Freund, Geliebten oder was immer er sein mag, oft genug geholfen, diese Regeln zu dehnen oder zu umgehen. Wieso geht genau das jetzt, hier - wenn eure Freundin Jasmin euch braucht   - nicht?"

Aladdin konnte sich nicht helfen - ihm waren die selben Fragen durch den Kopf geschossen und der einzige Grund, warum er sie noch nicht gestellt hatte, war der, dass er dachte, dass Cal und Agatha noch auf die Idee kamen, ihnen doch helfen zu wollen.
Doch als er in Cals Augen blickte, konnte er in ihnen nur hilfloses Bedauern erkennen. Der Kommandant des Luftschiffes hob an, etwas zu sagen, atmete dann tief durch und legte seine Hände links und rechts der Konsole ab, auf die er geblickt hatte. Dadurch beugte er sich nach vorne, was dazu führte, dass sein Gesicht in einem gespenstischen Blau schimmerte.
Er blickte ins Rund.

Eigentlich hatte Papyrus ja recht. Sie hatten diese - aus den Augen der Delegation aus Theben und denen von Jasmin und Aladdin - fantastische Technologie, die es ihnen ermöglichte, Personen schlafen zu schicken, sich schneller und sicherer als jeder fliegende Teppich zu erheben - womit die Leistungen Teppichs nicht geschmälert werden sollte  - und hatten, im Gegensatz zu den beiden Prinzenpaaren, tatsächliche detaillierte Kenntnisse über den Feind, seine Strategie, seine Taktik und seine Herkunft.
Und mit einer Handvoll gut trainierter Soldaten, die geübt im Umgang mit Phasergewehren waren, mit dem Elite-Force-Team um Lieutenant Alexander Munroe oder dem legendären SG-1 von der Erde aus dem 20. und 21. Jahrhundert, wäre das alles kein Problem gewesen. Selbst mit einer Schar von Soldaten, die durch Razul trainiert worden waren, ließe sich Agrabah sicher retten - und auch mit den hier anwesenden beiden Prinzenpaaren konnte eine Attacke auf die Stadt durchaus möglich sein.
Dafür sprach die Zusammensetzung der Gruppe:
Aladdin - jemand, der sich auf den Straßen zurecht fand, der hin und wieder halb- bis illegale Mittel nutzte, um das Ergebnis zu erhalten, das er erreichen wollte, aber das Herz am rechten Fleck hatte.
Jasmin - im Palast großgezogen worden, die Etikette des Hofes gelernt und in Kampfkunst ausgebildet.
Theti - in der Lage, sich selbst durch körperliche Angriffe oder geistiges Duellieren zu verteidigen.
Papyrus - im Besitz des Schwert des Horus, das nur Menschen fällt, die böses getan haben.
Agatha Silverbird - XO der DRAGONFLY , verfügt über weitreichende taktische und strategische Kenntnisse
Calvin Cat - CO der DRAGONFLY , hat die große Klappe und bringt sich dadurch mit schöner Regelmäßigkeit in Gefahr.

Sie waren vielleicht kein Starfleet-tac-ops-team, aber sie waren in der Lage, sich zu behaupten.
Aber um welchen Preis?
Der Captain räusperte sich und wandte seinen Blick zu Papyrus: "Es hat nicht viel mit den Regeln zu tun. Hier geht es um reine Machbarkeit."
Er brach ab, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und wandte sich dem Facettenaugenfenster zu: "Selbst, wenn wir dieses Fluggefährt hier im getarnten Flugmodus nach Agrabah bringen - was dann?"
Kurz luftholend drehte er sich wieder herum und trat zu Papyrus herüber: "Ich weiß, dein Herz ist stark, dein Mut ist… unbezwingbar und du bist ein guter Kämpfer. Das stelle ich dir…"
Erneut stoppte er, hob den Blick und schaute ins Rund: "… das stelle ich euch allen nicht in Abrede. Ich habe gesehen, wie ihr gegen die Katib gekämpft habt, als die Lage wirklich hoffnungslos war.
Allerdings: Wie hoch wäre in einer All-Out-Attacke - bei der wir uns nicht zurückhalten, mit der Hornet Angriffe fliegen, während am Boden ein anderes Team dabei ist, den Palast zu stürmen und den Sultan zu retten - die Verlustrate? Kann mir einer von euch das verraten?"
Erneut stoppte der Captain, trat auf Papyrus zu und blickte ihm in die Augen, eine Prozedur, die er bei Aladdin, Theti und Jasmin ebenfalls durchführte, ehe er sich wieder an seine XO wandte.
"Das sind da nicht nur Leute in Rüstungen, die auf uns warten", meldete sich nun Agatha zu Wort, "sie haben ähnliche Waffen wie wir."
Papyrus hob den Blick: "Und ihr habt einen ganzen Waffenschrank voll davon. Ihr könntet uns damit ausrüsten und… wenn Ihr uns nicht helfen wollt, würden wir das schon alleine machen."
"Es geht nicht darum, dass wir euch nicht helfen wollen würden", murmelte Cal und blickte erneut ins weite Rund, "es geht nur darum, dass ich euch alle nicht verlieren will, weil wir die Goa'uld angegriffen haben."
TBC

Kapitel 26.2
Der Krieg stand vor der Tür und es gefiel ihm nicht. Aber - es gefiel ihm nie, wenn er ehrlich war. Selbst, dann, wenn man es für nötig erachtete, gefiel es dem Captain nicht, sich mit einem "ATTACKE!!!!" auf die Gegner zu stürzen - wobei "Attacke!" seinerzeit einmal eine Art Schlachtruf von einem der Traditionsfußballvereine der Gegend gewesen war, der er vorgab zu entstammen. Und selbst dann, wenn er eigentlich einer der ersten war, der mit gezogenem Phaser dastand und mehr als nur gewillt war "dem Kater in den Sack zu hauen" - alleine gegen mehrere Personen anzugehen, ist einfach keine clevere Strategie.
Er selbst hatte dies festgestellt, als er von einer Post-Mission-Pizza mit SG-1 in das beschauliche Kansas-Kleinstädtchen Smallville gezappt worden war.

Wieder war eine Mission beendet und man saß in der schon erwähnten Pizzeria um die Post-Mission-Pizza (nach Wahl auch Lasagne oder Wrap) zu genießen.
Daniel und Sam waren schon leicht alkoholisiert, Jack ebenfalls, Teal’c und Cal nicht.
Teal’c wegen seiner Goa’uld-Larve im Bauch und Cal aus dem Grunde, weil er dem Alkoholkonsum im Grunde gar nichts abgewinnen konnte.
Doch nach einigen Überredungen seitens Sam und Daniel, sowie Jack, die sich unterschiedlich anhörten, angefangen von „Komm schon, Cal – warum trinkst Du nie was?“ (Sam) über „Nunc est bibendum!“ (Daniel) bis zu „Mädchen!“ (Jack), hatte Cal genervt mit den Augen gerollt und sich einen Schluck Rotwein gegönnt.

Und da wusste er wieder, warum er Alkohol prinzipiell eher abgeneigt war.
Das Zeug schmeckte absolut nicht.
Und kaum, das er den Schluck getrunken hatte, fing seine Zunge auch an, von alleine zu agieren.
Just dieser Nonsens ließ aber den gerade noch giggelnden Daniel Jackson aufhorchen und lallend bitten „Kön… Könntest Du das nochmal wiederholen?“
Der Mann hatte geblinzelt und versuchte, sich an die Worte zu erinnern, die ihm da entfleucht waren, aber stattdessen kam ein Wortschwall heraus, der zwar ebenfalls von Daniel mit hohem Interesse wahrgenommen wurde, aber definitiv nicht die Worte waren, die er zuerst genannte hatte.
„Wir verachten das Feuer, verfluchen die Flammen, wir mächtigen Drei, wir bleiben zusammen.“, sagte Daniel stirnrunzelnd und Jack schaute zum Anthropologen herüber: „Ich glaube, unserem guten Sternenflottencaptain bekommt der Wein und das Fernsehangebot unserer antiquierten Zeit nicht, was?“
Dies brachte Calvin Nathan Cat dazu, den Kopf lächelnd zu schütteln: „Ich weiß auch nicht, was da gerade aus mir herauskam – aber so dürften Sie sich gefühlt haben, als sie sagten, das Sie sich über keinen Kruvus beklagen können.“
Jack schaute Cal an, er hatte den ihm eigenen, leicht befremdet-wirkenden Blick drauf, den er eigentlich für wissenschaftliche Analysen seitens Sam reserviert hatte.
„Das war etwas vollkommen anderes, Zukunftsjunge.“, sagte er dann mit einem Tonfall, der zwischen kalt und amüsiert anzusiedeln war.

Der Captain lehnte sich zurück.
„Wie schon gesagt, es ist nicht so, als würde ich mich gerade sonderlich besoffen fühlen, ich lalle nicht, stottere nicht, lisple nicht – meine Hand-Augen-Koordination ist auch noch in Ordnung, ich bin nicht geneigt, redseelig zu werden, lalle nicht zu Sam herüber, das sie die schönste Frau der Welt sei…“, ratterte er herunter und stockte.
Jack sah ihn gerade mit einem eiskalten Mörderblick an und Cal wusste, woran das wieder lag. Auch Sam war gerade dabei, zu erröten.
„Verdammt, hoffentlich erinnerte sie sich morgen nicht an DEN Teil der Konversation. Und wenn wir gerade mal dabei sind – hoffentlich erinnern sich die ANDEREN morgen nicht daran.“, schoss es Cal durch den Kopf.


Plötzlich hatte er samtweiche Stimmen gehört.
Samtweiche Stimmen, die irgendwas rezitiert hatten. Blöd nur, dass Daniel nicht in seinem Kopf zugegen war, um Übersetzungsarbeit zu leisten. Nur, damit war es das nicht gewesen - im Gegenteil, die Situation wurde noch verworrener.


Und dann war es hell.
Und zwar nicht mal ein wenig hell, so dass man den Hausmeister bitten konnte, den Dimmer eine Stufe herunter zu schalten – nein, so grell, das Cal die Augen schließen musste, so grell, das er sich in eine Fötushaltung begeben musste, um seine Augen mit seinem Körper vor diesem grellen Licht abzuschirmen.

Kopfschmerzen brachen die Dämme der Logik – silberweißer Schmerz versengte jede einzelne Nervenbahn seines Körpers.
Er schrie laut auf – aber er war sich sicher, das niemand ihn hören konnte.

Sokar – nein, der war tot. Anubis! Er musste in Anubis Hände geraten sein.
Etwas Anderes war nicht vorstellbar. Nur Anubis, so hatte ihm eine Tok’Ra auf einem Stützpunkt verraten, nur Anubis konnte solche Schmerzen herbeiführen.

Cal schrie weiter – immer Lauter, bis sein Hals schmerzte, bis die Tränen versiegt waren, und alles dunkel wurde.
Dunkel – schööön.
Das Gegenteil von Hell.

Er öffnete die Augen.
„Wenn die, während ich k.o. war, nicht das Bad umdekoriert haben, glaube ich nicht, dass ich noch in Kansas bin.“, dachte er sich und schaute sich um.
Eine Höhle…
Er war in einer Höhle gelandet.
Einer Höhle mit sehr interessanten Zeichnungen.

Der Captain trat näher an die Höhlenwand heran, betrachtete eine Höhlenzeichnung, eines Mannes, der offenbar aus den Augen Laserstrahlen oder sowas abfeuerte – vollkommen absurd, aber – das Absurde gehörte ja zu seinem täglichen Brot.
„Nett hier – nur auf welchem Planeten ist das? Und warum bin ich hier?“
Er kam immer noch nicht über diese Höhlenmalereien hinweg.
„Na, da wird das archäologische Museum sich aber freuen. Daniel würde hier einen Freudenjauchzer ausstoßen und Jack das große Augenrollen anfangen.“, dachte sich Cal, als er sich umsah.

„Nem?“, rief er grinsend ins Dunkel der Höhle, „Nem, bist du hier?“
Der Ausserirdische hatte Daniel Jackson seinerzeit mal entführt und verlangt, das er das Schicksal der Liebsten des Alien enthüllte. Diese war bei einem Kampf gegen den babylonischen König Belus getötet worden.
„Nem, das ist nicht witzig.“, sagte Cal, „Bring mich wieder zurück. Ich kann dir nicht ‚enthüllen Schicksal Omorocca.' Du weißt es schon.“

Und plötzlich stand SIE im Raum.
Cal merkte, wie sein Mund trocken wurde – er hatte ja mit allem Möglichen gerechnet, aber nicht mit dieser Frau.
Sie mochte so um die eins achtundsechzig groß sein – somit ein wenig kleiner als er – hatte lange, dunkle Haare und große, braune Augen. Die leichte Mandelförmigkeit selbiger verriet ihre asiatische Herkunft.
Die junge Frau war – schön. Eindeutig schön.

Der Captain hob seine linke Hand an, spreizte Mittel- und Ringfinger voneinander ab und rezitierte das Motto, das er bei Treffen mit Einheimischen immer von sich gab.
„Leben Sie lange und in Frieden.“

Gut – das mochte jetzt bei einem gewaltbereiten Wilden vom Typ Cromaggnon, der gerade mit dem Speer auf einen zielt, nicht gerade der Probateste aller Sätze sein und er hatte Cal des Öfteren schon in Schwierigkeiten gebracht, aber – der Mann ließ sich nicht ändern.

Die schöne Frau betrachtete ihn kurz, lächelte dann ein schönes und wildes Lächeln und antwortete, in dem sie ihre rechte Hand zur Faust ballte und nach vorne streckte.
Ein grelloranger Blitz schoss aus der Faust auf seinen Kopf zu – riss ihn nach hinten und schleuderte ihn gegen die Wand, die gerade so schöne, kostbare Höhlenverzierungen hatte.
„AU.“, schoss es ihm durch den Kopf, „Mein Rücken – das wird sicher schmerzhaft.“

Er rutschte an der Wand herunter, noch bei Bewusstsein und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
„Immer noch nicht genug?“, fragte sie ihn – die Schöne konnte sprechen und hatte eine sehr angenehme Stimme.
Cal lächelte ein wenig schmerzverzerrt: „Glaub mir, ich wäre lieber liegen geblieben. Aber irgendwas sagt mir, dass ich mich mit dir noch was länger beschäftigen werde.“
„Viel Spaß.“, meinte sie lakonisch, wirbelte um die eigene Achse und verpasste Cal einen Tritt gegen den Brustkorb.

Wieder taumelte der Captain zu Boden, keuchte und hielt sich den Oberkörper.
„Hat Dir deine Mama nicht beigebracht, dass man Fremde Leute nicht einfach so treten soll?“, fragte er und rappelte sich wieder hoch.
„Conard!“*, antwortete sie und Cal legte den Kopf schief: „Ah, parlez-vous francais?“**
Die Frau lächelte: „Ich BIN Französin!“
„Na dann – das erklärt natürlich alles.“, grinste Cal und schaute sie an, „Nämlich nix. Also, die Eine-Millionen-Euro-Quizfrage. Wo bin ich hier, wie bin ich hierhergekommen, und was mache ich hier? Und als Zusatzfrage: Warum werde ich das Gefühl nicht los, das Sie mir helfen können?“

So schnell, wie sie bei ihm war, hätte er nicht gedacht, das sie sein könnte.
Und das bereute er nun. Sie war flink, sie war wendig, sie war tödlich.
Ob sie ihre Tage hatte?

„Tu es bête, americain!“***,  sagte sie und schlug nach ihm, traf seinen Magen und verursachte so, ein Geräusch, das nach dem Namen „Ulf“ klang.
Er schaute sie an: „Je suis allemand!“****
„C’est kif-kif.“*****, lächelte sie und trat nach seinem Kinn.
Der Kopf des Captains wurde nach hinten gerissen, er taumelte zu Boden, sah kurz sterne und schüttelte dann den Kopf:
„Mädel, ich schlag keine Frauen, aber Du wärest die Erste, bei der ich meine Vorsätze über den Haufen werfe.“
Erneut lächelte sie ein wildes Lächeln, ehe sie etwas rief – er vermutete, es war Latein – und die Hand nach ihm ausstreckte.
Er merkte, wie er in die Luft gehoben wurde und wie er gleichzeitig Probleme hatte, des Menschen liebster, wenn auch quasi unbesungenster Tätigkeit, dem Aeroben, dem Atmen, nachzukommen.
„Was... was tust du da?“, fragte er und sah, wie viele bunte Punkte sein Sichtfeld verpixelten.
„Dich töten.“, lächelte sie, „Mon amour******, ich wünsche dir eine schöne Reise ins Jenseits.“
Damit fielen des Captains Augen zu und es wurde endgültig dunkel um ihn.

Als er wieder zu sich gekommen war, nahm sich die Situation dann noch ein wenig anders aus.
"Hallo.", sagte sie und der Mann spürte, wie sein Mund trocken wurde, ehe er antwortete: "hi. Wie heißt Du?"
"Ich bin Lana Lang - Freunde von mir und ich haben dich in der Höhle gefunden. Hast Du eine Ahnung, wie Du da hingekommen bist?"
Er musste überlegen - wie war er da hingekommen? Von was für einer Höhle redete die Frau?
"Nein , ich habe... keine Ahnung - von... was für einer Höhle sprichst Du? Und - just by the way.... wer bin ich?"

Nun ist "Sternenflottencaptain mit Amnesie" kein Storytwist, der sich sonderliche Originalität auf die Fahnen schreiben kann - das musste auch das Schicksal mitbekommen haben, denn, als Cal in Smallville weilte und sich an seine Identität nur durch - ihm damals unglaublich bizarr erscheinende - Träume an sein Leben als eben jener Sternenflottencaptain erinnern konnte, ereignete sich ein Meteoritenschauer (der zweite, der Smallville heimgesucht hatte) und eine Art "Invasion der Kryptonier".
Denen stellte sich John Doe (wie sich Cal damals nannte)  - in einem Anfall von grandioser Selbstüberschätzung - entgegen und wurde von einer der Kryptonier, einer Frau namens Aethyr, gepackt und mit voller Wucht und Schmackes gegen die nächste Wand geschleudert - eine Aktion, die John Doe tötete, da die Kollision im Captainshirn die Sachen, die zurechtgerückt werden mussten, zurechtgerückt wurden. Er rappelte sich auf, sah in diesem Moment die Nationalgarde auf die Kryptonier zukommen und wusste, dass die menschliche Armee des frühen 21. Jahrhunderts gegen Kryptonier keine Schnitte hat.
Und dennoch konnte er nicht verhindern, dass unnötiges Blutvergießen stattfand.

So war es immer. So würde es vermutlich auch hier sein.  Jasmin war momentan - vollkommen verständlicherweise zu betäubt, zu überwältigt von der Situation um überhaupt klar denken zu können und den anderen Kombatanten konnte man ihre Position nicht verübeln.
Aladdin blickte den Captain aus braunen Augen an und der Kommandant der DRAGONFLY konnte Wut, Enttäuschung und Ohnmacht in ihnen sehen: "Wir können doch Agrabah nicht einfach so vor die Hunde gehen lassen."
"Nein", schüttelte Cal den Kopf, "Das können wir wirklich nicht - aber wir brauchen einen genauen Plan, ansonsten gehen wir genau dahin, wo wir Agrabah nicht hingehen lassen wollen. Vor die Hunde oder eventuell vor die Katib - das können wir doch wirklich nicht wollen."
Damit wandte er sich an Agatha, deutete kurz zum Fenster - ein Wink, den seine XO verstand und mit ihm zu der Facettenverbindung ging.
Cal holte tief Luft: "Was denkst Du, Liebling?"
"Aladdin ist momentan ein bisschen unbeherrscht."
"Liebling, wenn ich sehen würde, wie Du wie betäubt darstehst und Dir Sorgen um Deine Famillisch machst, wäre ich auch unbeherrscht und würde mit dem Kopf durch sämltiche Wände wollen."
Kurz blickte die XO ihn an, nickte und gab ihm einen Kuss auf den Mund: "Danke, mein Schatz."
"Und was machen wir nun?", fragte der Captain, was seine XO zu einem Lächeln hinriss: "Wir zeigen ihnen, wogegen sie kämpfen. Bist Du bereit, dich komplett zu offenbaren?"
In Cals Gesicht zeigte sich sowas wie "Erkenntnis" darüber, was das jetzt zu bedeuten hatte - und er schluckte.

"Ich soll was?"
Cals Stimme eine Verblüffung zu unterstellen, wäre eine grandiose Untertreibung gewesen. Besonders, wenn man bedachte, wer ihm gerade diesen Vorschlag unterbreitet hatte - Agatha Silverbird, die Frau, deren Aufgabe es als XO war, dafür zu sorgen, dass er nicht allzusehr abhob. Gerade diese Frau hatte ihm gerade eben gesagt, dass es keine andere Möglichkeit gab, als sich komplett und vollständig zu outen - komplett, ohne jegliche Lüge oder Zurückhaltung?!
Der Gesichtsausdruck des Kommandanten der DRAGONFLY musste etwas zutiefst "Karpfen"-iges an sich gehabt haben, küsste ihn die XO nochmal, zwinkerte ihm zu und flüsterte ein "Du kannst das." in sein Ohr.
Na hoffentlich hatte die hübsche Rothaarige mit der Situationsbeschreibung auch recht - so ganz stimmte er da nicht mit ihr überein.
Aber gut. An ihm sollte es nicht scheitern.

Aladdin hob den Blick, als er hörte, wie der Mann, der sich selbst Calvin Nathan Cat nannte, sich räusperte und ins Rund sah.
"Wenn ich jetzt sage 'Kommt näher, meine Kinderchen und hört mir zu' haltet ihr mich vermutlich für genau so malle, wie wenn ich euch jetz erklären tu, wer ich bin und wat hier eigentlich ambach is."
Der junge Straßenjunge konnte sich nicht helfen - er verstand zwar nur gefühlte 10 Prozent, von dem, was der andere Mann da von sich gab, allerdings war er geneigt, diesen 10 Prozent zuzustimmen.
Der Captain räusperte sich, blickte weiter ins Rund und holte tief Luft: "Agatha und ich kommen aus dem 24. Jahrhundert - das heißt, wir sind ungefähr signifikant jünger als ihr.  Wie jung - ist ja auch eigentlich unerheblich. Fakt ist, dieses Ding hier ist kein fliegender Teppich und kein Luftschiff - es ist ein Raumschiff.  Das heißt - wir sind nicht nur in der oberen Stratosphäre unterwegs, wir fliegen zwischen den Sternen hin und her. Mit heute noch unvorstellbaren Geschwindigkeiten durcheilen Raumschiffe unser Milchstraßensystem. Eines dieser Raumschiffe ist die DRAGONFLY - viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringen wir normalerweise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Wir fliegen eben nicht nur einige Meter - oder einige hundert Meter - über dem Boden, wir sind manchmal ausserhalb der Atmosphäre."
Cal seufzte. Wie konnte er das ganze noch erklären? Oder schilderte er es ausreichend? Er selbst wusste es nicht, da ihm die Situation viel zu abstrakt vorkam. Aladdin und Konsorten erklären, was der Weltraum war? Sie mussten sich mit sowas normalerweise gar nicht beschäftigen … doch die Ankunft der Goa'Uld hatte alles verändert.
Erneut räusperte sich der Captain: "Und normalerweise würde ich euch das gar nicht erklären - ihr müsst mir versprechen, dass ihr das, was ihr gerade erfahren habt und noch erfahren werdet, mit niemandem diskutiert und selbst wenn ihr auf dem Sterbebett liegt… naja, streng genommen könnt ihr dann schon was erzählen, es würde ein bisschen nach den 'ramblings of a madman' - oder madwoman klingen, aber was interessierts dann noch? Also - bis zu eurem Todestag, bis ihr euren letzten Atemzug tut und euch denkt 'Jetzt kann ich die Bombe platzen lassen', haltet ihr darüber die Klappe, okay?"
Die anwesende Royalität - den ehemaligen Abgesandten der Arbeiterklasse inklusive - nickten wie eine Person.
"Gut", nickte nun auch Cal, räusperte sich erneut und deutete dann hinter sich auf das Facettenaugenfenster der Hornet 1.
"Der Weltraum ist nicht so leer wie man glauben möchte. Sicherlich - nicht jeder Planet, also jeder Himmelskörper der keine Sonne ist, kann Leben beherbergen. Es gibt da die so genannte "Drake-Gleichung", die mathematisch bestimmt, wieviele intelligente, zu Nachrichten sendende Spezies in unserer Milchstraße existieren und da sagt Wikipedia, dass es drei Modelle gibt. Das konservative Modell sagt, dass nur eine Zivlisation in dieser Milchstraße lebt, die zum Senden von Nachrichten in der Lage ist - und Abgesandte dieser Spezies leben hier, lesen diese Zeilen und stellen fest: "Toll, das sind wir selber."
Nach dem optimistischen Modell leben 100 Zivlisationen in unserer Milchstraße und der mittlere Abstand zwischen zwei sendenden Rassen liegt bei 5000 Lichtjahren, während das enthusiastische Modell die Anzahl der zum Senden fähigen Zivilisationen auf vier Millionen schätzt - allein in unserer Milchstraße - und den Abstand zwischen zweier solcher Zivilisationen auf 150 Lichtjahre beziffert.  Was davon nun zutrifft, Aladdin, Jasmin, Theti und Papyrus - fragt mich was Leichteres. Fakt ist, dass da draußen etliche intelligente Lebensformen unterwegs sind, die für die Erde früher oder später relevant und interessant werden. Leider sind nicht alle von denen uns freundlich gesonnen. Die Typen mit dem Pyramidenschiff zählen dazu."
Erneut blickte er in die Runde, seufzte und warf einen Blick zu Agatha, die ihm zunickte und einen Kuss auf die Wange hauchte.
Sofort spürte er, wie Lebensenergie von ihm Besitz ergriff.
"Was ich euch damit sagen wollte - die Typen sind wirklich mies drauf und haben es sich zur Aufgabe gemacht, Agrabah zu übernehmen. Wir können versuchen, die Stadt zu evakuieren - wenngleich ich vermute, dass das mal wieder ein Bruch gegen die erste, temporale Direktive wäre, aber egal. Wie schon gesagt, wir können versuchen, die Stadt zu evakuieren und das Land zu retten - das könnte uns allerdings das Leben kosten. Seit ihr dennoch bereit?"
Aladdin trat vor: "Ist das eine Fangfrage?"
Und in seinen Augen konnte Cal erkennen, dass der Mann sich nicht abhalten lassen würde.

TBC


Übersetzungen:  „Conard!“ = Dummkopf, Idiot.
 „Ah, parlez-vous francais?“ = "Ah, sprichst Du französisch?"
„Tu es bête, americain!“=  "Du bist dumm, Amerikaner."
 „Je suis allemand!“ = Ich bin Deutscher.
„C’est kif-kif.“= "Das ist egal."
"Mon amour" = "Mein Liebling". / "Meine Liebe" /"Mein Schatz" 



Kapitel 26.3

Ihr Ziel befand sich in einem Talkessel. Aladdin griff nach der Waffe, die er von Cal erhalten hatte, hob sie an, spürte das Gewicht und die Temperaturneutralität einer Substanz, die der Mann aus der Zukunft "Plastik" genannt hatte und tat genau das, was Agatha ihm gezeigt hatte: er richtete die Hand, die die Waffe hielt, auf das Ding, was sich im Talkessel befand und was von Cal als "Udajeet"-Todesgleiter bezeichnet wurde.
Der Gleiter war vor einigen Minuten gelandet und zwei Personen waren ausgestiegen - ein Aussehen an den Tag legend, dass den jungen Abenteurer aus Agrabah durchaus verstörte. Diese Wesen - Menschen zu nennen verbot sich hier beinahe - verfügten zwar über zwei Arme, zwei Beine, sowie Füße und Hände, doch das wirklich Erschreckende war das Gesicht.
Es gab keines. Anstelle eines normalen, menschlichen Kopfes, zeigte sich eine Art metallerner Falkenkopf, mit feurig-rot-glühenden Augen, die ein wenig wirkten, wie kreisrunde Diamanten.
"Bei Horus", keuchte Papyrus neben ihm und griff ebenfalls nach seiner "Phaser" genannten Waffe, ehe er zu Aladdin, Jasmin und Theti herüberlächelte: "Ich hätte niemals gedacht, dass ich einmal gegen unsere Götter kämpfen müsste."
Thetis Antwort war ein mit fester Stimme hervorgebrachtes "Das sind nicht unsere Götter." , ehe sie sich Papyrus zuwandte und ihm in die Augen blickte: "Unsere Götter wohnen im Himmel und wenn sie herabkommen, dann sind sie in den Tempeln."
"Aber wir haben doch oft genug…", setzte der junge Fischer an, doch er verstummte, als er den wütenden Blick der Tochter des Pharaos wahrnahm. Schluckend nickte er: "Es sind nicht unsere Götter."
"Siehst du?", lächelte ihm Theti zu und wandte sich dann an Aladdin und Jasmin: "Und wie sieht die Strategie aus?"
Jasmin umfasste den Griff des Phasergewehres, das Cal ihr mit einem Zwinkern gereicht und ihr dann erklärt hatte, wie man dieses Ding genau zu bedienen hatte.
"Wir greifen an.", hörte sie die Stimme Aladdins, sah wie er losstürmte und begab sich ebenfalls in Schussposition. Theti hatte neben ihr Stellung bezogen, beide spähten über die langen Läufe der futuristischen Waffen auf das Geschehen, das sich ein paar Meter vor ihnen ereignete - und bei dem sie gerade feststellten, dass einer der Horuswachen fehlte.
Wo hatte sich dieser versteckt?

Aladdin und Papyrus hatten ihre kurzläufigeren Waffen genommen, hielten sie so, wie es Agatha Silverbird ihnen gezeigt hatte und näherten sich mit langsamen Schritten dem Gefährt der Invasoren.
Vorsichtig gaben sie einander Deckung, suchten die Umgebung nach verräterischen Zeichen ab, dass sie in eine Falle gelaufen wären. Die eine anwesende Horuswache hatte ihnen den Rücken zugewandt, betrachtete irgendwas am Todesgleiter, fuhr einmal sanft mit der behandschuhten Hand über die Hülle dieses Gefährtes und schüttelte dann den Kopf.
Vermutlich - so dachte sich Aladdin - befand er sich in Konversation mit dem anderen Jaffa, demjenigen, der gerade nicht vor Ort war und dem sie nicht begegnet waren, was ausschloss, dass er versuchte, Theti und Jasmin anzugreifen.
Natürlich könnte er auch in eine andere Richtung fortgehen und dann versuchen, ihnen in den Rücken zu kommen, allerdings würde dies voraussetzen, dass man um ihre Anwesenheit wusste, was Aladdin ausschloss.
Auch Papyrus schien nicht davon überzeugt zu sein, dass den Frauen im Hintergrund Gefahr drohte und doch hörte er in seinem Kopf eine kleine, warnende Stimme, die ihm einflüsterte, dass er - Aladdin - lieber nicht zu selbstsicher sein sollte. Man hatte es hier mit gefährlichen Gegnern zu tun, die mehrere Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt zu Hause waren und die nur durch Reisen im interstellaren Raum dazu in der Lage waren, auf ihren Planeten zu kommen.

Ihren Planeten.
Aladdin holte einmal kurz Luft, als ihm die Implikationen dieses Wortes klar wurden - nachdem was Cal und Agatha erzählt hatten, war die Erde ein Planet unter vielen. Nun wollte er nicht das sein, was im anglophonen Sprachraum später als "special snowflake" bezeichnet wurde, allerdings hatte der Gedanke, dass all das, was er vor sich sah, nur ein mikroskopischer Bruchteil dessen, was tatsächlich existierte, war,  ein ziemlicher Schock. Kurz legte er den Kopf in den Nacken, schaute auf das unendliche, helle Blau des Himmels über ihnen und fragte sich, wieviele ausserirdische Raumschiffe wohl jenseits dessen waren, was er sehen konnte.
'Konzentrier dich!', schalt er sich selbst, riss sich zurück in die Gegenwart und schlich sich weiter an den Ausserirdischen an, bis er ihn erreicht hatte, den Knopf an dem betätigen konnte, was aussah wie sein Kopf, in Wirklichkeit allerdings ein Helm, der nun mit seiner Rüstung verschmolz und verschwand und das Gesicht des Ausserirdischen freilegte.
Es war ein Mann - und noch nicht einmal ein sonderlich beeindruckendes Exemplar dieser Gattung.
Der Jaffa drehte sich um, blinzelte verblüfft und … duckte sich unter dem Kinnhaken weg, den Aladdin ihm gerade verpassen wollte. Dann trat er zu, traf den jungen Abenteurer im Bauch, was diesen zu einem Stöhnen veranlasste, riss den benommenen Agrabahner an den Haaren hoch und führte seine Faust mit Anlauf gegen das Kinn Aladdins. Dieser fiel zu Boden - Dunkelheit umfing ihn.

"Verdammt", murmelte Papyrus, als er sah, wie Aladdin zu Boden ging und der Ausserirdische ihn anblickte. Schnell riss der junge Ägypter seine Waffe hoch, feuerte und lächelte, als er sah, wie der Ausserirdische getroffen gegen den Udajeet taumelte und an ihm herunterrutschte.
Dann hörte er die Stimme, die alles veränderte - die von Theti, die ein lautes "Papyrus!" rief.
Verblüfft drehte sich der angesprochene Ägypter um und stockte, als er sah, wie Jasmin vornüber in den Sand gesunken war, der Jaffa, den sie übersehen hatten, neben Theti stand und sich die Hand des Ausseridischen um die Kehle der Frau gelegt hatte, die er liebte.
"Lass sie gehen, Horus!", rief der junge Abenteurer… dann schrie er entsetzt auf, denn der Ausserirdische - oder Gott? - hatte seinen Schritt gemacht - und stieß Theti die Düne herunter, die sie selbst gerade heruntergegangen waren, um sich dem Shuttle zu nähern.
Papyrus rannte los, war bei ihr und half ihr in die Stehende.
"Bist du in Ordnung?"
Benommene braune Augen blickten ihn an, dann gab sie das Signal, das ihn beruhigte. Ein einfaches Nicken.
Und dann: "Ja, mir geht es gut."
Er konnte sich nicht helfen, merkte, wie er lächelte und ein erleichtertes "Bei den Göttern" von sich gab.
Und dann rissen sich die braunen Augen, die Theti ihr eigen nannte und die ihn so verzaubernd anzufunkeln vermochten, dass er alles um sich herum vergessen wollte, in Panik und Angst auf. Vermutlich konnte sie in seinen Augen eine Art Verblüffung sehen, wandte sich dann um, um auf das zu blicken, das hinter ihm geschah und spürte einen kräftigen Schlag gegen das Brustbein.
Kurz blinzelte er - dann realisierte der junge Abenteurer, dass es nicht nur ein kräftiger Schlag gewesen war, sondern dass es dort, wo sein Herz pochte, für den Bruchteil einer Sekunde verdammt heiß geworden und er nicht mehr dort war, wo er dachte, dass er gewesen wäre - nämlich neben Prinzessin Theti. Stattdessen lag er am Boden, knappe drei Meter von ihr entfernt und keuchte entsetzt auf, als er am Rand seines Blickfeldes ein lautes Fauchen hörte und sah, wie Theti neben ihn taumelte und liegen blieb - die Augen (das Fenster zur Seele) leer, leb- und blicklos an ihm vorbeistarrend.
Der Jaffa trat neben ihn, ging in die Knie und ließ seinen Helm einfahren.
"Entschuldigung", lächelte Commander Agatha Silverbird ihm zu, legte ihm die Hand auf die Augen und flüsterte zwei Worte: "Programm beenden."

TBC


Kapitel 26.4

Kurz vorher
Mit einem einzigen Satz hatte die Sache angefangen.
"Ist das eine Fangfrage?"
Aladdin hatte die Frage des Captains, ob sie bereit seien, Agrabah auch unter Androhung ihres eigenen möglichen Todes zu Verteidigen mit dieser Gegenfrage beantwortet und der Captain hatte erkannt, dass es dem jungen Abenteurer tatsächlich ernst war.
Kurz seufzte der Kapitän und nickte anschließend.
"Gut", sagte er, "wir werden euch mit den notwendigen Waffen ausstatten und helfen"
Die Reaktionen hätten gar nicht gemischter sein können.
Er konnte einen verwunderten Blick von Agatha sehen, während Jasmin ihn dankbar anlächelte, Theti ihre Hände in die Hüften stemmte - um zu zeigen, dass sie bereit war, zu tun, was die Situation erforderte, Papyrus strahlte innere Ruhe und Kampfbereitschaft aus und in Aladdins Augen konnte der Captain eine gesunde Portion Mißtrauen erkennen, inklusive des Blickes, der sagte "Was hat der Clown jetzt wieder vor?"

Das war allerdings eine gute Frage - was hatte Cal vor?
Agatha trat neben ihn, legte ihm eine Hand auf die Schulter und wisperte: "Ist das dein Ernst?"
"Klar", murmelte der Kommandant zurück, "Was sollen wir sonst tun? Ich meine, wir können die Leutchen hier auch in ihr eigenes Verderben laufen lassen, ich glaub nur nicht, dass das bei Zeitlinie oder Lesern besonders gut ankommt."
Nun war es an seiner rothaarigen Freundin und XO zu nicken: "Ich verstehe - aber… wir müssen ihnen den Umgang mit unseren Waffen schon noch genauer beibringen."
"Schatz."
Cal drehte sich um, blickte ihr in die grasgrünen Augen und runzelte die Stirn: "Die vier Rächer der Enterbten hier haben sich mit Waffen, deren Funktionsweise sie nicht einmal ansatzweise kapieren können gegen die Katibs zur Wehr gesetzt."
"Nachdem ich die Phaser so eingestellt habe, dass mit den Waffen nur Betäubungsschüsse abgegeben werden können."
"Gut", nickte der Captain, "das ist natürlich auch richtig. Aber wie machen wir das?"
Agatha verschränkte die Arme vor der Brust, legte den Kopf schief und ließ ihn dann so hochrucken, dass es ihren Nacken sicherlich schmerzte und ihre langen, roten Haare einmal kurz aufwippten: "Ich hab eine Idee."
Damit blickte sie Cal an: "Erinnerst Du dich an Captain Peter Herbix?"



Die Stadt war Naherholungsgebiet. Ein Fluss findet hier seine Aufstauung zu einem Stausee, womit er ein Paradies für Surfer, sowie Schwimmer darstellt und auch die ein oder andere Badenixe wird dort sicherlich zu finden sein. Freizeitbeschäftigungen finden sich hier zuhauf, so dockt halbstündig ein Ausflugsdampfer ab und auch Campingplätze dürfen nicht fehlen. In der Nähe dieser Stadt befinden sich etliche Seen, aus denen Kies gefördert wird - genauer gesagt Quarzsand. Eine dieser Quarzsandgruben war das Ziel des Shuttles, genauer gesagt der Orbitalfähre Aliso die von San Francisco - dem Standort der Starfleet Academy - gestartet war und welche die DRAGONFLY-Crew zum Ziel flog.

Wären wir als akustische Zeugen der Geschichte zugegen gewesen, hätten wir gehört, wie jemand über Kies lief und wie dann Waffen in Anschlag gebracht wurden. Auf der Talschulter - also dem Part eines Talkessels, der sich parallel zum Talboden befindet und der im Fall dieses speziellen Talkessels das Tal rundherum umschloss. Am Talboden stand ein Raumschiff, auf das Lieutenant Calvin Nathan Cat nicht ohne eine gewisse Sorge blickte.
"Cal?"
Die Stimme Gina Intruppers schaffte es, durch seine Gedanken zu dringen wie ein Lichtschein in der Dunkelheit - dennoch konnte sie nicht verhindern, dass des Captains Mund literarisch nicht unbedingt Verwertbares verlies: "Des Morgens Stern sieht nun ein Szenario, das ich vergäße gern."
Gina schaute den jungen Mann an, wissend, dass dieser Text nicht sonderlich sinnvoll war und vermutlich nur den Zweck hatte, den diesen Satz Aussprechenden als unglaublich lyrisch beschlagen darzustellen - womit er leider kollossal scheiterte.
Dies schien auch Cal selbst zu bemerken, räusperte sich und deutete auf das Shuttlie im Talkessel. Der Auftrag war klar formuliert - hingehen, nachsehen wer die Innsassen sind und die Frage nach der Gesinnung klären, also "Freund oder Feind".
"Okay, Gina, du machst den Anführer von Team Blau, ich übernehme Team Rot. In meinem Team sind Duane, Steffen, Lara-Marie und Mandy.", erläuterte der spätere Kommandant der U.S.S DRAGONFLY und deutete auf die vier Angesprochenen
Gina nickte: "Gut, ich nehme in mein Team Alexander, Exa, Svenja und Linda."
"Okay", zwinkerte der spätere Captain seiner späteren Ärztin zu, "also, nicht vergessen. Ihr gebt uns von da oben aus Deckung."
Sprachs, deutete auf die Position auf der er stand und blinzelte: "Hab ich gerade echt 'da oben' gesagt, obwohl 'da oben' 'hier unten' ist?"
"Ja", nickte Gina, griff nach seinem Kragen und zog ihn zu sich herüber, um ihm einen Kuss auf den Mund zu drücken, "Und jetzt geh da runter und mach dein Ding."
"A… aye", salutierte Cal und machte sich dann - unter lautstarkem Gejohle seiner Klassenkameraden, auf den Weg.

Am Anfang hielten sich die Offiziere noch sehr gut - sie nutzten die Deckung aus, die das Feld ihnen bot, was - zugegebenermaßen - bei einer Kiesgrube nicht unbedingt viel war. Gina konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ihr Ausbilder für taktische Manöver - Captain Peter Herbix - war einer der Besten seines Faches.
"Naja", meldete sich plötzlich Alexander Strange zu Wort, "ob sie das Shuttle komplett  unbemerkt erreichen werden, wage ich zu bezweifeln."
Ginas Kopf fuhr zu ihm herum: "Sie begehen ja keine groben Fehler. Ich kann es mir sehr gut vorstellen, dass sie das packen werden." Und dann war die Eingreifftruppe schon kurz vor dem unbekannten Schiff. Noch 10 Meter trennten sie und ihre Distanz schrumpfte kontinuierlich weiter. 9, 8, 7 - "Cal, nimm    das Gewehr hoch", wisperte Gina - 6, 5, 4 - "Schaut euch um, Leute", ergänzte Alexander und die spätere Ärztin wusste, dass der junge Mann Recht hatte. Die Eingreiftruppe um den Kommandanten schaute nur auf das Schiff, hatte keine Augen für die Umgebung. Dann öffnete sich das Shuttle.

Calvin Nathan Cat hatte mit sämtlichen Monströsitäten gerechnet - etwa groß, blau, schleimig - und war sich nicht sicher, was ihn erwarten würde. Als sich dann das Schiff öffnete und die Ausserirdischen die Erde betraten, konnte Cal sie nicht genau erkennen. Die Person, die vorneweg ging, trug einen sehr weiten Umhang über seiner Kleidung und desweiteren noch einen Raumhelm. Der Umhang ließ die Arme frei, und so konnte man schon mal blaue Haut erkennen. Aber nichts davon zeigte, das die Person vor ihnen schleimig war. Auch war die Person groß. Das ließ sich zweifelsohne bestätigen. Sie war ungefähr einen Kopf größer als Sebastian Middlegate, der 2 Meter groß war. Doch plötzlich schrumpfte die Gestalt. Der Grund hierfür versetzte den späteren Captain in Erstaunen. Der Aliencaptain zog sich Plateauschuhe aus, durch die der Captain der Exoterristen furchterregend groß wirkte. Schließlich setzte sie sich den Raumhelm ab, wuschelte sich durch die roten Haare und schaute den Captain aus gelben Augen an.
"Hallo Mystique.", nickte der spätere Kommandant ihr zu, hörte dann den Ruf Ginas, der über die Kiesgrube hallte- "Vorsicht, Cal. Das könnten Feinde....", sah parallel wie Mystique ihn abschätzig musterte und spürte anschließend einen Treffer in die Brust.

"CAL!", schrie Gina den Namen ihres Freundes, der gerade von der Ausserirdischen mit einer Art Partikelwaffe getroffen wurde und blickte wütend zu Alexander herüber, der sich bemüßigt fühlte, das sich unten ereignende Drama auch noch zu kommentieren: "Cal ist getroffen! Die anderen nehmen die Ausserirdische unter feuer. Verdammt! Das ist ein Hinterhalt!"
"Nein wirklich, Sherlock?!" entfuhr es Gina, die nun ihre Waffe auf die Ausserirdische ausrichtete und in dem Moment den Abzug drückte, als sie den Feuerbefehl für ihr Schwadron gab. Und von ringsum die Landestelle des Raumschiffes zuckten grelle Blitze, trafen die Ausserirdischen, die in sich zusammensanken, als habe man ihnen die Beine, inklusive Füße,  unter dem Boden weggezogen.
"Sie scheinen tot zu sein", kommentierte Gina und seufzte, "gehen wir hin."
"Das würde ich nicht tun.", erklang in dem Moment die Stimme der Person, die sie alle hierhergebracht hatte - Captain Peter Herbix, eines großgewachsenen Mannes, dessen blaue Augen klug unter schlohweißen Haaren funkelten.
Gina drehte sich um und nahm Haltung an: "Captain Herbix?"
Der Mann nickte ihr zu, betätigte dann seinen Kommunikator und seufzte: "Okay, Leute, die Übung ist abgebrochen!"

Am Talboden öffnete Cal die Augen, blickte zu der am Shuttle in sich zusammengesackten Ausserirdischen und half ihr hoch: "Na Agatha? Gefällt dir die blaue Farbe?"
"Halt die Klappe", knurrte die Rothaarige und betrachtete ihre Hände mißmutig, "Beim nächsten Mal machst Du den Alien."


Cal nickte: "Ich muss dazu sagen, mir hat damals dein blaues Mystique-Cosplay sehr gut gefallen - zumal du seehr nah ans Original kamst."
"Und Du erinnerst Dich daran, was ich Dir gesagt habe?", grinste Agatha, "Dass Du beim nächsten mal den Alien machst?"
Japp, da war durchaus Verwunderung auf Cals Gesichtszügen zu erkennen.
"Soll ich mich jetzt auch halbnackt ausziehen und blau anmalen?"
Agatha schüttelte den Kopf: "Nicht notwendig, mein kleiner Killerschlumpf. Ich dachte mehr an eine andere Art und Weise des Trainings."
Sprachs, blickte ihm in die Augen und genoss es, zu sehen, wie langsam, aber sicher die Realisierung, was gerade mit ihm passierte, durch seinen Geist tropfte, wie ein Tropf mit Ringerlösung in die Blutbahn.
"Was hast du… vor?", brachte der Captain noch zustande zu Fragen, ehe sie ihn umfasste und das Wort flüsterte, das er nie zuende hören würde. Seinen Körper, der plötzlich wie mit Steinen gefüllt gegen sie sackte, fing sie auf und ließ sich mit ihm zusammen auf den Boden sinken.

Aladdin blickte verwundert auf die sich vor ihm bietende Szene.
"Was passiert hier?", fragte er und schluckte, als Agatha mit einem leisen Lächeln auf ihn zutrat: "Keine Sorge, dir wird nichts passieren - allerdings wirst du es glauben."
"Bitte?"
"Ich erkläre es dir gleich - zunächst einmal habe ich eine Frage an dich, Aladdin."
"Und die wäre?"
Agatha Silverbird blickte ihrem gegenüber fest in die Augen: "Vertraust Du mir?"
"Ja, wieso?"
"Gut", nickte die XO und begann dann, in einer leisen, einschmeichelnden Stimme zu sprechen. Aladdin merkte, wie seine Augenlider schwerer wurden und…

Jetztzeit
… öffnete seine Augen. Er lag gar nicht vor einem so genannten "Udajeet-Todesgleiter", sondern vor dem Raumschiff, dass Captain Cat eine Hornet genannt hatte. Sich aufrappelnd blickte Cal zu ihm herüber, zwinkerte ihm zu und zuckte mit den Schultern: Ich hab doch gesagt, du kannst dein Bewusstsein besten Gewissens in Agathas Hände legen - ich weiß nicht, was sie macht, aber ich fühl mich danach immer wunderbar erfrischt. "
"Das ist ja alles gut und schön, aber was hat es uns jetzt effektiv gebracht?", fragte eine sich aufrichtende Theti und wischte sich über ihren Rücken, "Abgesehen von Rückenschmerzen?"
Sprachs und fing im nächsten Moment den Phaser auf, den Agatha ihr zuwarf. Verblüffd blickte sie zuerst auf die Waffe und dann zu dem wunderschönen Rotschopf, der ihr zuzwinkerte: "Zumindest seit ihr jetzt geübter im Umgang mit den Waffen und im taktischen Umgang miteinander - ein vollständiges Sternenflottentraining werden wir, mangels Zeit, nicht schaffen können, es sei denn, ihr wollt vier Jahre darauf warten, Agrabah befreien zu können."
Theti schüttelte den Kopf: "Das hatte ich nicht vor."
"Ich auch nicht", kam Jasmin die Düne herunter und blickte ins Rund, "Aber wenn es hilft…"
Cal schüttelte den Kopf: "Nein, tut es nicht. Wir versuchen hier mit ein paar Phasern und größtenteils Schwertern gegen einen Haufen invasionsfreudiger Ausserirdischer vorzugehen, die Menschen als ihre Sklaven halten - und das gleich im Doppelten Wortsinn. Wir sind sowas vom am Allerwertesten, das glaubt man gar nicht. Und nicht vergessen - ich bin eigentlich dagegen, denn es klingt gefährlich."
"Wie sagst Du so schön, Cal?", fragte die Prinzessin Agrabahs und zwinkerte ihm zu: "Let's get dangerous."
Und damit war klar, in welche Richtung sich diese Geschichte entwickeln würde.


TBC

Kapitel 26.5

"Die Wüste…"
"Cal?"
"Endliche Weiten."
"Cal, hör auf, ja?"
"Wir befinden uns in einer fernen Vergangenheit."
"Zum Teufel, Calvin Nathan Cat, hör damit auf! Wir haben hier eine ernste Situation und du nutzt sie um hier blöde Witze zu machen."
Cal hob den Blick, schaute zu Agatha Silverbird, zwinkerte ihr zu und lehnte sich an ihre nackte Schulter: "Entschuldigung, Liebling."
"Geschenkt.", grinste seine XO, "Verrate mir lieber, wie wir gegen die Jaffa vorgehen wollen, wenn wir in Agrabah ankommen."
Die grünen Augen der Frau, die er liebte, blickten ihn über ihre Schulter an - er hatte seine Arme gerade um ihre Hüfte geschlugen - teils aus Sicherheitbewusstsein, man wollte ja nicht vom Katib fallen, und teils, weil es sich einfach gut anfühlte, diesen atemberaubenden Körper an sich zu spüren - sahen ihn fragend an und es war ihm, als würde sie merken, dass er kurz davor war, die Schultern zu zucken.
"Keine Ahnung", sagte er, "aber wenn wir Glück haben, müssen wir uns erst in ein paar Stunden damit befassen. Ich meine, die Goa'Uld werden doch nicht schon die komplette Stadt…"
Weiter sollte der Mann, der das schnittige Föderationsraumschiff U.S.S. DRAGONFLY kommandierte - oder besser: der so tat, als würde er es kommandieren, während die wirkliche Arbeit durch seine XO übernommen wurde -  nicht kommen, denn: in diesem Moment kamen sie über dieselbe Düne hinweg, über die Agatha und Jasmin schon Stunden vorher geritten waren und die ihnen einen Ausblick auf Agrabah ermöglichte.
Der Captain merkte, wie ihm übel wurde und er schluckte seinen Kommentar herunter.
Er hörte das entsetzte Aufatmen Agathas vor ihm, die Hände, mit denen er sich an ihr festgehalten hatte, glitten von ihr, er stieg ab, half der XO von ihrem Katib und schloss sie in die Arme.
"Es tut mir leid. Es tut mir so leid.", murmelte der Mann dann und schluckte, als er merkte, wie sie nun ihr Gesicht an seine Halsbeuge barg und Tränen ungehindert zu laufen begannen.  Und er merkte ebenfalls, wie das selbe mit seinem Gesicht geschah, sich Tränen bahnbrachen und er nichts dagegen tun konnte. Irgendwie war das, was er sah, traurig - auf eine menschliche Art und Weise, aber auch auf eine Ebene, die er nicht eindeutig benennen konnte.
Der Kommandant atmete durch, als ihm gewahr wurde, wie die anderen Katib neben ihm zum Stehen kamen.

"Was ist…", brachte Jasmin hervor und ihre Frage erstarb, als auch sie die veränderte Silhouette Agrabahs wahrnahm. Eigentlich sah die Stadt gar nicht SO anders aus - die Gassen und Straßen waren immer noch genau so schnurgerade wie sonst auch, die Häuser wiesen auch keine große Veränderung auf - allein die große Zwiebelkuppel, die das Palastdach darstellte war verschwunden und durch ein gleichschenkliges Dreieck ersetzt worden - das Pyramidenschiff, so hatte es der Captain genannt - war auf dem Palast gelandet.
"Oh bei den Göttern.", entfuhr es neben ihr Papyrus. Wie betäubt, trat der junge Mann einen Schritt auf die Pyramide zu, sank dann in die Knie und rückwärts gegen die ihn auffangende Theti, ehe er den Kopf schüttelte: "Das… das kann nicht sein. Das… das gibt es nicht."
"Es gibt es".
Die Antwort entstammte dem Mund Aladdins, der in die Runde blickte und dann auf die Pyramide deutete: "Wir wussten, was passieren würde - wir wussten, worauf wir uns einlassen."
Jasmin fuhr herum, warf ihrem Mann einen Blick zu, von dem es sie gewundert hätte, wenn er verstünde, was er aussagen sollte. Sie wusste es ja selbst nicht einmal.  Es war richtig, es traf zu - sie wussten worauf sie sich eingelassen hatten, sie wussten, was - aller Wahrscheinlichkeit nach - passieren würde… aber es zu wissen und die Auswirkungen zu sehen waren dann immer noch zwei Paar Schuhe.
"Du hast Recht", meldete sich plötzlich Cal zu Wort, dessen Kopf auf den Schultern Agathas geruht hatte und der sich nun von ihr löste, die Gestalt straffte: "Wir wussten, was passieren würde."
Damit schritt er zu Papyrus und Theti, ließ sich neben ihnen in den Sand sinken und blickte die beiden Ägypter an: "Eure Götter sind immer noch da."
Er deutete auf das Pyramidenschiff: "Die Typen da drin… egal was sie sagen - es sind keine Götter. Dieser Ra, der dieses Schiff kommandiert, ist ein Parasit, der einen Jungen als Wirt genommen hat. Er mag technologisch fortgeschrittener sein, als ihr -  sodass euch seine Tricks wie Magie vorkommen mögen… aber er ist kein Gott. Er ist auch nicht euer Ra. Euer Ra ist der, an den ihr glauben wollt. "
Er klopfte Papyrus und Theti auf die Schultern: "Verwechselt das nicht."

Commander Agatha Silverbird hob den Blick, als sich ihr Freund von ihr löste und versuchte, diese inspirierende Rede zu halten - oder was auch immer er als "inspirierende Rede" ansah. Ihre Reaktion, nachdem er geendet hatte, war ein kurzes, beinahe zynisches, Klatschen, ehe sie den Kopf schüttelte und auf ihn zutrat.
"Schöne Rede - aber wie kommst Du darauf, dass das Ra ist?"
"Ganz einfach", strahlte Cal, deutete auf die Pyramide, die es sich auf dem Palast gemütlich gemacht hatte und nickte, als die Seitenwände der oberen Pyramidenhälfte plötzlich ein wenig nach außen rückten und dann in sich zusammensanken, "Das ist ein Schiff des Ra-Typs. Die anderen Modelle wurden mit einer ringförmigen Konstruktion um den unteren Mittelteil herum versehen. Das Ding da hat das nicht - wird wohl ein Ra-Schiff sein. Und da die Erde zum Einflussgebiet Ras gehört… wirds wohl Ra sein, dem wir da in den Arsch treten müssen."
"Leute!", rief in diesem Moment Jasmin aus und deutete auf die Stadt. Cal drehte sich um - und musste hart schlucken. Sie waren zwar noch mindestens einen halben Kilometer entfernt, aber sie konnten sehen was vor sich ging. Von der Treppe, die den Palast herunterführte, bewegten sich Personen in deutlicher, militärischer Perfektion. Der Captain musste die silberne Rüstung, die dort unten getragen wurde, gar nicht erst sehen, er wusste, dass es Jaffa waren und dass diese humanoiden Diener der Goa'uld nicht nur eine Larve dieser "Götter" in sich trugen, sondern ihrem Oberfiesling - in diesem Falle Ra - bis in den Tod ergeben waren. Kurz war der Captain versucht, sich in den Sand zu werfen, nach dem Phaser zu fingern und die ganze leidige Sache mit einem gezielten - auf Fächerlähmung gestellten - Schuss zu beenden, aber damit hätte er ihre Position verraten und sie für Angreifer in Udajeet-Todesgleitern, sowie für weitere Jaffa, die aus dem Palast kämen zu einem idealen Ziel gemacht.
Er blickte zu Agatha herüber: "Ich bin für Vorschläge offen."
"Ähm…", startete die XO, was Cal zu einem seufzen ermutigte: "Nein, Schatz - nicht schon wieder die alte Leier, dass wir uns in den Lauf der Zeit nicht einmischen dürfen. Das Ding da gehört gar nicht da hin und ich dachte eigentlich, wir wären uns einig, dass wir es nicht mögen müssen, aber es die Humanität gebietet, dass wir helfen."
Agatha schaute ihm in die Augen und der Captain hatte kurz das Gefühl, dass ihm schwindelte, wie eigentlich immer, wenn sie genau dies tat: "Ja, Schatz - das mein ich auch nicht."
Damit deutete sie hinter ihn. Cal drehte sich um und seufzte. Jasmin war schon losgelaufen, um Agrabah zu evakuieren.
Und ehe er sichs versah, sprintete auch er los.


TBC


CaptainCalvinCat:
Kapitel 27 - Under the dome

Kapitel 27.1 

"JASMIN!"
"CAL!"
"NEIIIIN!!!"
Die Rufe von Agatha Silverbird, Aladdin und Papyrus hallten über die weite Ebene, wenngleich der Ruf Papyrus nicht darauf zurückzuführen war, dass der Ägypter ebenfall über die Aktionen der agrabahnischen Prinzessin oder des britischen Sternenflottencaptains entsetzt gewesen wäre. Das traf zwar ebenfalls zu, jedoch stieß er den Warnruf deshalb aus, da er sah, was Aladdin und Agatha vorhatten. Schnell reagierten Papyrus und Theti, warfen sich vor die XO aus der Zukunft und den ehemaligen Straßenjungen und blockierten sie.
"Ihr dürft nicht!",  entfuhr es dem jungen Fischer, "Es wäre euer Verhängnis."
Agatha blickte ihm in die Augen: "Und was ist mit Jasmin und Cal?"
"Das haben die beiden selbst entschieden."
Und in ihren Augen konnte Papyrus sehen, dass Agatha und Aladdin dies verstanden hatten - und es gutheißen mussten.

Kurz vorher
Vi'vet'al öffnete die Augen. Es hatte schon Vorteile, der oberste Primus, der erste Diener des Gottes zu sein - und es war ein Posten, den er sich im Laufe der Jahrhunderte, die er seinem Gebieter Ra diente, durchaus erarbeitet hatte. Sicherlich hatte die Berufung, "Primus von Ra" zu sein, etliche gefährliche Momente - beispielsweise war er immer den Launen seines Gottes ausgesetzt, aber die Vorteile überwogen. Meistens zumindest. Zu den Vorteilen zählte ein eigenes Bett, sodass er nicht im Gemeinschaftsquartier der anderen Jaffa schlafen musste und somit auch nicht von Shikons andauerndem Schnarchen gestört werden konnte.
Vi'vet'al musste lächeln. Shikon - eigentlich war der Jaffa ein feiner Kerl, er neigte nur dazu, sehr stur zu sein und zu versuchen, seine Sichtweise durchzusetzen. Zumindest dann, wenn sie alleine waren. Aber das war Vi'vet'al eigentlich egal, schließlich kannten sich die beiden schon seit Jahren - noch bevor Vi'vet'al den Posten des Primus von seinem Vorgänger durch dessen Tod durch die Hand des Gottes "übernommen" hatte.
Und so gerne Vi'vet'al den guten Shikon auch hatte - sein Schnarchen gehörte zu einer wirklich nervigen Angelegenheit, die ihm damals, als sie noch im Gemeinschaftsquartier residierten, regelmäßig den Schlaf raubte.

Nun war er in seinem eigenen Quartier, begab seinen gestählten Körper aus dem bequemen Bett und trat an das Fenster, von dem er einen guten Ausblick hatte - wenn sich der Ausblick lohnte. Meistens tat er das nicht - das blaue Leuchten dessen, was Samantha Carter später als "Hyperraum" bezeichnen würde - war nicht sonderlich spannend, aber heute hatte er Glück. Ein blauer Planet erschien vor ihm und wurde minütlich größer.
"Tau'ri", murmelte er leise und begab sich dann an das Geschäft des Anziehens. Eine normale Rüstung, die seinen Körper vor primitiven Waffen schützte gehörte dazu, ebenso ein Schutzhelm, der mit seiner Rüstung verschmolz und die Kopfform eines Schakals imitierte - eines Schakalkopfes aus Metall, wohlgemerkt. Kurz warf er noch einen Blick in die reflektierende Oberfläche des Spiegels, fuhr sich über die raspelkurzen, dunklen Haare und tastete nach dem goldenen Emblem, das ihn als Primus auszeichnete.  Zugegeben, die Prozedur war schmerzhaft, aber sie erhob ihn in einen neuen Rang und damit in eine Welt jenseits der, die er jemals zu sehen geglaubt hatte.
Allerdings musste er sich fragen, ob es keine anderen Möglichkeiten gab, als das Zeichen Ras in seine Stirnhaut zu schneiden und sie anschließend mit flüssigem Gold auszugießen?
Wer auch immer ihn in seiner Position beerbte - Shikon, dieser Emorkömmling Anubis oder gar Sachmet?  - er wünschte diesem potentiellen Nachfolger, dass er diese Schmerzen nicht ertragen müsste. Aber dazu würde es vermutlich nicht kommen.

"Gegenwart"
Sie rannte. Rannte so schnell sie konnte. Ihre Beine hämmerten gegen den Sand, ihre Füße gruben sich in ihn, sie war willens alles zu tun, noch schneller zu werden. Und doch - das Stadttor Agrabahs schien konstant weit entfernt zu bleiben.
"JASMIN!"
Die Stimme ihres Mannes, Freundes, Geliebten, ihres Aladdin, hallte über die weite Ebene, auf der sie sich befand und die die  Düne, auf der sie stehengeblieben waren und das erste mal das annektierte Agrabah sahen von eben jener Stadt, die sie retten wollte, trennte.
"JASMIN!"
Der Ruf entstammte der Kehle des Mannes, der sich selbst "Captain Cat" nannte und schien gar nicht so weit entfernt zu sein.
"JASMIN, BLEIB STEHEN!"
Cals Stimme wohnte eine gewisse Dringlichkeit inne und sie konnte hören, dass der Mann diese Stimme nur höchst selten einsetzte - ja einzusetzen überhaupt in der Lage war.
Und dennoch gehorchte sie, wandte sich um und schüttelte den Kopf: "Es … ich kann nicht. Ich muss heim. Ich muss meinen Vater retten - und Rajah - und Razul und…"

Kurz vorher
" Vi'vet'al, ashah kree lok!" ", hallte die Stimme seines Gebieters durch den Raum und der angesprochene Primus hob den Blick. In der reflektierenden Oberfläche, in der er sein goldenes Symbol der Zugehörigkeit betrachtet und dann in Gedanken versunken war, hatte sich etwas getan - sprich: ein jugendliches Gesicht war aufgetaucht und blickte ihn mit weißglühenden Augen an, wie eigentlich immer, wenn sein Gott Ra etwas von ihm wollte. Wie es Ra wohl schaffte, dieses polierte Obsidianschwarz, in dem man sich spiegeln konnte, dazu zu bringen, dass er darauf erschien - als Botschaft aus Licht? Egal, er hatte eine Order erhalten.  Der Befehl ashah kree lok!" bedeutete dabei nichts Anderes als "komm her" und wenn Ra diesen Befehl erteilte, war klar, dass Vi'vet'al keine andere Wahl hatte, als dieser Ordre zu gehorchen.

Der Primus betrat das Pel'tak, das Kommandodeck, den Ort, von dem sämtliche Entscheidungen aus getroffen wurden, nickte den Kindern, die sich hier aufhielten, mit einem freundlichen Lächeln zu, ehe er sich Ra widmete. Dieser hatte seinen Platz bezogen, den Thron, von dem aus er einen guten Blick auf die Geschehnisse hatte.
"Mein Gebieter Ra?"
Mit diesem Satz ging Vi'vet'al vor dem Thron in die Knie, beugte seinen Kopf gen Boden - eine Geste äußerster Demut.
Der Gott erhob sich, bedeutete dem Primus, es ihm gleich zu tun und schritt dann mit eleganten Bewegungen, die ihn irgendwie leicht feminin wirken ließen, gen Bildschirm, auf dem sich die blaue Welt von Tau'ri mehr als deutlich abzeichnete.
Weswegen sie diese Welt anflogen, wusste Vi'vet'al nicht, aber er war sich sicher, dass Ra seine Gründe hatte.

"Gegenwart
"Razul ist noch bei der Dragonfly , das weißt du doch. Und … dein Vater ist ein erwachsener Mann, er kann sich selbst retten."
"Du hast es gerade gesagt - wir kämpfen mit Stöcken gegen Magie. Der Kampfgeist meines Vaters mag dagegen nicht viel entgegenzusetzen haben - bei Allah, wir haben dem nicht viel entgegenzusetzen."
Cal nickte und bohrte den Blick aus seinen braunen Augen in die Ihrigen: "Das mag sein - aber… meine Güte… ich kann dich nicht einfach ins Verderben laufen lassen."
"Du scheinst etwas zu vergessen, Captain Cat."
"Und was wäre das?" Die Stimme Cals verriet Neugierde.
Die Prinzessin Agrabahs lächelte: "Ich brauche deine Erlaubnis nicht."
Damit lief sie weiter, konnte nicht sehen, wie der Captain genervt die Augen verdrehte und ihr folgte.
"Verda…"
Weiter kam er nicht.

Kurz vorher
"Mein Gebieter, ich erbitte Hilfe.", erklang plötzlich eine tiefe Stimme und Vi'vet'al fuhr herum. Eine weitere Lichtbotschaft war erschienen, bei ihr handelte es sich aber nicht um Ra, sondern um einen Mann in den mittleren Jahren. Dieser verbeugte sich in diesem Moment und begann, weiter zu sprechen: "Mein Gebieter - ich und mein Bruder Aknemkanon benötigen eure Hilfe."
Und als jemand, der seinen Sklaven auf der Erde wie ein Gott vorkommen wollte, war Ra auch manchmal mehr als nur bereit, seinen Untertanen zu helfen - wenn… ja, wenn die Gegenleistung stimmte. Und sie stimmte in diesem Fall. Akunadin - so der Name des Kontaktsuchenden - äußerte sich über die Situation des Landes, das man Theben nannte und das derzeit von Pharao Mehrenre geführt wurde, der den Posten des ersten Pharao,  Horus, übernommen hatte.

Und als er Akunadin sagen hörte, dass Mehren-Re kein würdiger Pharao wäre, konnte Vi'vet'al
sehen, dass sich Ras Miene verfinsterte.  Und der Primus verstand wieso - schließlich hatte der Gott höchstselbst dem Pharao erlaubt, die Geschäfte weiter zu führen, so wie es vor zweitausend Jahren sein Sohn Horus getan hatte. In Theben zu landen und mit Gefolge aufzutauchen, um Mehren-Re, Ratofa und den Rest des Hofstaates zu entfernen und damit Aknemkanon zum Pharao werden zu lassen - und nicht dessen Bruder Akunadin - das war eine Sache gewesen. Einfach obendrein - schließlich genügte es, wenn man mit beeindruckender Kompaniestärke mit geschlossenem Helm auftauchte. Und wenn dann Ra eines seiner einfacheren Wunder vollbrachte - beispielsweise seine Augen aufleuchten zu lassen - dann waren die Bewohner Thebens schon recht friedlich.
Die Bestrafung, die sich Ra für Mehren-Re ausdachte, war ebenfalls einfach, klassisch und zeitlos. Eine Verbannung sollte es sein - in das Dorf Kul Elna - und das ganze mit Sack, Pack, Kind und Kegel. Hier zeigte sich nun ein kleines Problem, nämlich das des fehlenden Kindes.
Immerhin hatte  Mehren-Re doch Theti und Papyrus den Auftrag gegeben, nach Agrabah zu reisen und eine Handelsallianz vorzubereiten - im Glauben immer noch Pharao zu sein und nicht ahnend, dass durch Akunadin an seinem Thron gesägt wurde - und zwar  mit einem leistungsstarken elektronischen Fuchsschwanz, hätte man eine solche Gerätschaft schon erfunden.
Aber das war ja kein Problem - die ersten Soldaten wurden ausgesandt, die Tochter des Pharaos, sowie ihren Begleiter zu holen, kamen jedoch nach ein paar Stunden mit enttäuschender Kunde wieder in das Lager, das Ra in weiser Vorraussicht hatte errichten lassen.

Das sollte allerdings auch kein großes Problem sein, denn spätestens, nachdem mit zwei Udajeet-Todesgleitern und Ras privatem Hata'k in Agrabah gelandet wurde, sollte man doch Fakten schaffen und die Brut des ehemaligen Pharaos wiederholen. Zwar verstand Vi'vet'al im ersten Moment nicht ganz, wieso es Ra so wichtig war, dass Papyrus und Theti ebenfalls  nach El Kulna gebracht wurden - wenn es nach ihm gegangen wäre, besagte die Logik, dass der Schmerz über die Trennung noch größer war, konnte man einander nie wiedersehen - aber nach dem zweiten Gedankengang fiel ihm auf, dass die Tochter des Pharaos eventuell ihre Macht nutzen könnte und dann mit einer Koalition der Willigen gegen Theben vorgehen. Das musste verboten werden.
Und so setze also Stunden später der Goa'uld Hata'k, den Ra kommandierte auf der Palastspitze, die Vi'vet'al an eine gigantische, auf dem Kopf stehende, Zwiebel erinnerte, auf.

"Gegenwart
Auf der Anhöhe standen Aladdin, Agatha, Papyrus und Theti und zumindest die Erstgenannten waren immer noch versucht, den  Personen, die sie liebten, zu folgen, während die beiden Ägypter ihre liebe Mühe damit hatten, sie festzuhalten.
"Verdammt, Agatha, jetzt bleib endlich RUHIG!", zischte Theti und blickte ihr in die Augen, "Ich weiß, wie ich reagieren würde, wenn Papyrus einfach so losrannte, um Jasmin davon abzuhalten etwas monumental dummes zu tun, aber erstens tut sie was sie für richtig hält und zweitens tut er was er für richtig hält. Beide werden sicherlich gleich wiederkommen und…"
Sie erstarrte, als sie Agathas ungläubiges Gesicht sah, das in die Ferne blickte. Sich umdrehend, sah sie…

" Vi'vet'al", erklang die Stimme Ras, als er den Bericht erhalten hatte, dass der Sultan Agrabahs sich seinen Befehlen wiedersetzt hatte und per Ma'tok - per Stabwaffe - zuerst zum Schweigen und dann an Bord gebracht wurde. Dort würde man sich um ihn kümmern.  Der erste Primus Ras hob den Blick. " Vi'vet'al", grollte der Gott,  "Tal shak!"
Bei diesem Befehl handelte es sich eigentlich um das Wort "Angriff" in der Menschensprache, er lässt sich allerdings vielfältig verwenden - so auch hier, denn Vi'vet'al nickte, legte seine Hand in die dafür vorgesehene Konsole und schloss die Augen.
Keine Sekunde später erhellte goldfarbenes Licht das Pel'tak - die Kommandobrücke.

Cal reagierte einfach nur noch. Er fragte sich, wie er dazu in der Lage war, so schnell zu sein, aber er hatte Jasmin eingeholt, sprang sie an und … rollte grandioserweise mit ihr durch das Tor, das Agrabah von der Wüste trennte.
Die Prinzessin schien wenig begeistert, fuhr auf, blickte ihn wutschnaubend an und erstarrte dann, als sie merkte, wie sich über ihr der Himmel veränderte.
"Verdammt!", murmelte Cal, wandte sich um und starrte auf eine Wand aus goldenem Licht genau vor ihm, das sich nun wie eine Kuppel vermutlich über ganz Agrabah spannte und - wenn er sich nicht irrte - den Goa'Uld Hat'tak als Scheitelpunkt hatte.
Sich umwendend, blickte er Jasmin an, sah wie sie kurz durchatmete und ihn dann ansah: "Was ist das, Cal?"
"Ein Schutzschild.", seufzte der Captain, "Zu deutsch - wir sind vom Rest vom Schützenfest abgeschnitten."
TBC

Kapitel 27.2

Über ihnen hatte sich eine Kuppel aus goldenem Licht geschlossen und Prinzessin Jasmin von Agrabah entfuhr ein genervtes Seufzen.  Der Mann, der ihr gegenüberstand, blickte sie leicht zerknirscht aus braunen Augen an, stimmte in das Seufzen mit ein und schüttelte den Kopf: "Und ich sag noch… wir warten."
Jasmin verschränkte die Arme vor der Brust: "Das hast Du erstens nicht getan und zweitens haben wir gerade definitiv andere Sorgen."
Mit diesem Satz deutete sie hinter sich, wandte sich dann den auf die zustapfenden Kreaturen zu, deren Köpfe aus Metall zu bestehen schienen, deren Augen rot leuchteten und die…

Jasmin stieß einen entsetzten Keuchlaut aus, als sie plötzlich eine Hand auf ihrem Mund und einen Arm auf ihrer Taille spürte und in den Schatten eines Hauses gezogen wurde.
"Das sind Helme.", zischte ihr Cal zu, "Wirst Du nicht schreien, wenn ich meine Hände da wegnehme?"
Jasmin nickte und als der Captain seiner Absicht taten folgen ließ, konnte sie es sich nicht verkneifen, ihm mit dem Ellbogen in den Magen zu pieksen.
Der Offizier gab ein Geräusch von sich und fand nun sich gegen Jasmin gepresst wieder, ihre Hand auf seinem Mund.
"Ich weiß, dass es Helme sind", zischte sie, "Kein Mensch hat einen Metallkopf."

"DIE GÖTTER SIND ZORNIG!!!!"
. An Jasmin und Cal huschte ein Bewohner Agrabahs vorbei, rannte auf das Kraftfeld zu und prallte dagegen. Nun war es am Captain zu seufzen. Er griff nach der Hand der Prinzessin, die immer noch auf seinem Mund parkte, zog sie von seinen Lippen und blickte sie dann über seine Schulter an: "Das scheinen einige Einwohner aber anders zu sehen."
"Sehr witzig, Cal."
"Ich weiß. Quizfrage ist: Wie kriegen wir die Kuh, den Ochsen, den Esel oder sonstiges Getier vom Eis?"
Aber kaum, dass der Captain die Frage gestellt hatte, bemerkte er in Jasmins Augen eine gewisse Ratlosigkeit - die ihn nicht großartig überraschte. Schließlich hatte man es hier mit mächtigen Ausserirdischen zu tun, die es schafften, einen Untergebenen mit Hilfe eines so genannten "Kara'kesh", also einer Art Handschuhgebilde, Meter zu foltern oder meterweit durch die Luft gegen die nächste Wand fliegen zu lassen., die über Fluggefährte verfügten, die allem, was momentan im Himmel unterwegs war, überlegen waren und die einen ziemlichen Minderwertigkeits- und gleichzeitig Götterkomplex hatten.
Und kaum, das er merkte, wie Jasmin mit den Schultern zuckte und in seinen Augen nach einer Lösung suchte, musste er feststellen, dass auch ihm nichts wirklich brauchbares einfiel.

"Was könnte man tun?", schoss es Jasmin durch den Kopf und sie legte kurz selbigen mit geschlossenen Augen in den Nacken, lehnte sich an die Wand des Hauses, hinter der sie Deckung gesucht hatten und ließ sich daran herabsinken.
Kurz ging sie sämtliche Optionen durch, die ihr einfielen.
Vielleicht konnte man mit den Einwohnern Agrabahs rechnen? Eine Bürgerwehr aufbauen?
Sie seufzte, schüttelte den Kopf. Wenn Ahmed, der mit einem "Die Götter sind zornig" gegen das Kraftfeld geprallt war, den Maßstab darstellte, an dem die Bevölkerung gemessen werden konnte, war mit Gegenwehr der Agrabahner kaum zu rechnen. Und wer konnte es ihnen verübeln? Betrachtete man das mächtige Pyramidenschiff, dass sich da feist und fett auf dem Palastdach niedergelassen hatte, bedachte man die Jaffa, die mit ihren Tierhelmen uneingeweihten wie ein Gruß aus der Unterwelt vorkamen und bedachte man die überlegene Technologie die zum Einsatz kam - Himmel, wenn sie nicht den Vorteil gehabt hätte, dass sie durch Cal - Ehre wem Ehre gebührte - auf Technologie, die streckenweise von Magie nicht zu unterscheiden war, vorbereitet gewesen wäre, sie hätte auch an eine Invasion ägyptischer Götter geglaubt und hätte ihnen Papyrus und Theti überla…
"Volk von Agrabah! Ihr habt genommen, was mir gehört. Ich will die Abgesandten haben - ansonsten werdet Ihr vernichtet. "
Die Stimem war laut und schallend durch die Stadt gefegt - schon beim ersten Wort "Volk" hatte Jasmin gegen den Lärm entsetztes Geschreie hören können und war sich sicher, dass auf dem Marktplatz tumultartige Szenen begannen.
Sie blickte zu Cal, der neben ihr saß, die Hände von den Ohren nahm - verständlich, die Donnerstimme war ziemlich laut gewesen - und verblüfft zu ihr sah.
"Ihr habt genommen, was mir gehört?", wiederholte er die Donnerstimme und runzelte die Stirn: "Wovon spricht Ra da?"

Jasmin war kurz davor, zu sagen, dass sie es nicht wusste … und dann machte es in ihrem Kopf klick.
Sie keuchte den Namen des Ägypters - "Papyrus!" - und blickte entsetzt zu dem Starfleetcaptain neben sich.
Dieser erwiederte ihren Blick - mehr verblüfft als entsetzt - zuckte dann mit den Schultern und legte den Kopf schief: "Broccoli."
"Bitte?"
"Na, wenn du einfach so Wörter raushaust, darf ich das auch."
Jasmin rappelte sich auf, griff Cals Hand und zog ihn in die Stehende: "Es geht um Papyrus. Um unseren Freund, der da draußen rumsteht und vermutlich gar nicht weiß, was los ist."
Erneut erntete sie einen Blick vom Starfleetcaptain, den der eine oder die andere vielleicht einen "Nixblick" nennen könnte - da in seinen Augen braune Verständnislosigkeit schimmerte, die sich dann aber lichtete.
"Du meinst…", setzte Cal an, was Jasmin mit einem inneren, befriedigten Nicken und einem "Er hats!" kommentierte.

Cal legte seinen Kopf schief.
Was zum Henker würde Ra mit Papyrus wollen? Welchen Nutzen hätte dieser im galaktischen Plan des "Gottes"?? Schließlich war Papyrus doch nichts weiter, als ein kleiner, unscheinbarer Fischer?
Und kaum, dass er diese Frage stellen wollte, erkannte er, wie Jasmins braune Augen aufblitzten und sich in ihnen kurzzeitiges Entsetzen wiederspiegelte.
Er schluckte, hob den Kopf und lauschte kurz.
Die stapfenden Schritte der Jaffa, die sie wohlweißlich ausgeblendet hatten, das Fauchen möglicher Stabwaffenentladungen, war verstummt - und doch nicht ganz.
Es fauchte erneut - direkt hinter ihm - und Cal schluckte. Er kannte dieses Geräusch, hatte er es doch oft genug in seiner Zeit im SGC gehört. Gerade wurde eine Stabwaffe feuerbereit gemacht und - dann spürte er, wie der Jaffa ihm selbige in den Rücken presste.
Er musste sich gar nicht groß umdrehen, vermutete er doch hinter sich eine - für uneingeweihte genau so aussehende - Monstrosität aus Rüstung, sichtbaren Armen, die muskelgestählt aus dem Kettenhemd herausblickten, mit einem metallernen Vogelkopf, deren Augen entweder rot oder blau leuchteten.
Eine Horus-Wache, ein Jaffa aus dem Dienst der Familie des Ra.
Seufzend schloss der Kommandant die Augen, wandte sich um und schaute den Horus an, wobei er seinen Kopf leicht schief legte. Sein Gegenüber tat es ihm gleich.
Ja - das war in der Tat einer der Jaffa, die Jack O'Neill ihm seinerzeit beschrieben hatte. Groß, muskulös, die sichtbare Haut braungebrannt und mit einem Horusschädel auf dem Kopf, der weniger aufgeklärte Gemüter auf jeden Fall geängstigt hätte. Und auch das war etwas, das Cal verstand.
Und dann fiel ihm ein: "Verdammt, ich bin gerade kein Starfleetcaptain, ich bin ja undercover hier."
Er fiel auf die Knie - und wurde von Jasmin daran gehindert.
"Geliebter.", säuselte sie und blickte ihn an, mit Flammen im Blick, "Du musst dich vor ihm nicht unterwerfen."
Damit küsste sie ihn, machte sich von ihm los - was ihn logischerweise nicht sonderlich intelligent aussehen ließ - trat dann an ihm vorbei und blickte den Jaffa an: "Ich bin Prinzessin Jasmine von Agrabah. Das ist mein Mann Aladdin. Bring uns in den Palast."
Der Jaffa nickte und ging vor. Jasmin folgte ihm und zog einen ziemlich belämmert dreinblickenden Calvin Nathan Cat mit sich.

TBC


Kapitel 27.3

Die Tür zum Zimmer von Prinzessin Jasmin schloss sich hinter der jungen Frau und dem Kommandanten des Föderationsraumschiffes. Dieser wandte sich gerade zu ihr um.
"Was…"
Weiter kam er nicht, denn sie warf sich in seine Arme, küsste ihn noch einmal heiß und leidenschaftlich und presste ihm dann den Zeigefinger auf die Lippen.
"Pst", machte sie …

Was Cal dazu brachte, sein Gegenüber verblüfft anzublicken.
Also - noch verblüffter als vorher. Der zweite Kuss dieser Comic-Märchen-Gestalt vor ihm hatte ihn noch mehr verwirrt, als es der Erste getan hatte- kurz hatte er die Augen geschlossen, gedacht, wie es wäre, wenn Agatha ihn so geküsst hätte und wusste, dass die beiden dann garantiert in diesem weichen Bett gelandet wären. Aber es war nicht Agatha, die ein Lippenbekenntnis voller Leidenschaft ablieferte, es war Prinzessin Jasmin aus Agrabah, die ihn als ihren Mann ausgegeben hatte… oder?
Moment mal.
Der Captain blinzelte. Wie war das noch gewesen?

Jasmin hatte sich gegen die Wand des Hauses gelehnt, hinter das er sie gezogen hatte, den Kopf in den Nacken sinken lassen und er - vermutlich hatte er es nicht gehört, weil die Jaffa so gestapft hatten oder ihre bescheuerten Waffen abfeuerten - hatte nicht gehört, ob ihr Kopf harten Kontakt mit der Wand des Hauses hergestellt hatte. Was… was wenn sie tatsächlich das Gedächtnis verloren hatte und sich in der Gegenwart Aladdins glaubte?
"Jasmin, ich bin…"
Erneut blickte sie ihn an - aus großen, braunen Mandelaugen, in denen sich Ärgernis zeigte. Ihre Lippen kräuselten sich kurz, öffneten sich dann und aus ihrem Mund schoss ihm ein "PSSST!" entgegen. Dann trat sie um ihn herum, schenkte jedem Quadratzentimeter ihre Aufmerksamkeit und dann … machte es in Cals Kopf Klick.
"Ohhh", machte er in einer Tonlage, die … er irgendwie von David Tennant abgeschaut hatte, zwinkerte ihr mit einem schelmischen Lächeln zu und sagte: "du bist gut!"
"Ich weiß, Geliebter.", hauchte sie, während sie sich weiter umblickte.
Cal folgte ihrem Beispiel, warf nochmal einen Blick zu ihr, den sie erwiderte und ihm amüsiert zuzwinkerte.
Irgendwie konnte der Captain sich nicht helfen - er atmete erleichtert aus.

Papyrus blickte verblüfft zu der Stadt herüber, die sich ihnen gegenüber abzeichnete und die nun von einem gold-schimmernden LIchterdom umschlossen wurde. Dieser ging von dem Pyramiden-Ding aus, das auf der Spitze des Palastes des Sultans thronte und schien demjenigen, der gerade aus der Stadt fliehen wollte, so unpassierbar zu sein, wie eine Wand.
Neben ihm atmete Agatha Silverbird tief durch: "Sie… sie sind …"
Mehr brachte sie nicht hervor, schüttelte den Kopf und seufzte: "Das ist … so typisch für Cal."
Erneut ein Kopfschütteln, dann ruckte ihre Denkstube hoch und ihre grünen Augen verengten sich zu Schlitzen.
Sie drehte sich ruckartig um - die roten Haare machten ihre Bewegung mit, schwangen erst nach links, dann nach rechts (oder andersrum, eigentlich völlig egal) -  und schaute Papyrus und Theti an. Die beiden Ägypter erwiderten ihren Blick.

Papyrus ahnte, worauf die hübsche Rothaarige hinauswollte und als sie die Frage tatsächlich stellte,  konnte er nur mit dem Kopf schütteln. Natürlich, die Frage war logisch und hatte ihren Platz in der Geschichte.
"Was will Ra von euch?"
Wahrlich - eine gute Frage. Der junge Ägypter zuckte mit den Schultern und sah, dass neben ihm Prinzessin Theti genau so ratlos dreinblickte. Als sie dann sprach, war ihm, als habe er nur eine Option - stummes Danebenstehen und Nicken.

"Ich weiß es nicht.", sprach die junge Prinzessin Thebens mit jeder Unze Ehrlichkeit, die sie aufzubringen in der Lage war, die große Wahrheit gelassen aus. Hinter ihrer Stirn arbeitete es, aber sie konnte sich keinen Grund ausmahlen, weswegen die Götter, denen sie bisher gut gedient hatten, plötzlich ihre Herausgabe verlangten. Und was sonst sollte Ra von Agrabah wollen, das ihm gehören würde? Sie hatten keinen Goldschatz mitgebracht, lediglich sich, ein paar Pläne und ein Handelsabkommen - also nichts, was die Götter veranlassen würde, aus dem Himmel herabzusteigen und sie holen zu wollen.

"Die Typen da drin… egal was sie sagen - es sind keine Götter. Dieser Ra, der dieses Schiff kommandiert, ist ein Parasit, der einen Jungen als Wirt genommen hat. Er mag technologisch fortgeschrittener sein, als ihr -  sodass euch seine Tricks wie Magie vorkommen mögen… aber er ist kein Gott. Er ist auch nicht euer Ra. Euer Ra ist der, an den ihr glauben wollt.  Verwechselt das nicht."
Diese Sätze des Mannes, der sich selbst "Sternenflottencaptain" nannte, ließen sie neuen Mut fassen. Es waren nicht ihre Götter, es waren Parasiten, die sich in ein gemachtes Nest setzten.
Theti hob den Blick und schaute zu Agatha herüber: "Es gibt nichts, was wir mitgebracht hätten, was wertvoll wäre."
"Ausser der Handelsallianz.", nickte die XO der Dragonfly, was nun ihrerseits Theti zum Nicken brachte: "Ja - ausser der Handelsallianz. Diese allerdings würde doch niemals die Invasion eines anderen Staates rechtfertigen."
"Stimmt." Erneut nickte Agatha, deutete dann hinter sich auf die Pyramide, "Aber diese Pyramide dort sagt etwas anderes."

Im Zimmer von Jasmin hatte Cal inzwischen seinen Tricorder hervorgeholt und scannte den Raum, nur um das Gerät fünf Sekunden später wieder einzustecken.
"Wir können die Maskerade fallen lassen - hier sind keine Wanzen."
Jasmins Kopf tauchte hinter einer Blumenvase auf.
"Wie hast du das…", setzte sie an, schüttelte dann aber den Kopf und lächelte: "Dein kleiner magischer Kasten, hm?"
Damit trat sie auf ihn zu, lächelte und ließ sich dann auf dem Bett nieder.
Sich umsehend griff der Captain nach einem Stuhl, der dort von der Plot-Convenience-Fairy platziert worden war, um sich auf selbigen zu setzen.
Stille legte sich über den Raum, aber nicht in die Köpfe der - im wahrsten Sinne des Wortes - Insassen. In Cals Denkfabrik legten Arbeiter gerade Überstunden ein, die verdächtig nach Agatha Silverbird, Jasmin, Aladdin, Papyrus, Theti und dem Flaschengeistpärchen Genie und Eden aussahen.
"Los, gebt ma Gas, der Käpten brauch ne Idee bis in 10 Sekunden!", schrie Oberaufseher Genie, was die Arbeiter dazu brachte, genau das zu tun und Gas zu geben.

Cal riss seinen Kopf hoch, als ihn eine Idee durchzuckte.
Wie wäre es, wenn…
"Wie wäre es, wenn wir erst einmal das ganze Spektakel mitspielten und dann versuchen, von innen eine Widerstandszelle gegen die Invasoren zu gründen?",  fuhr ihm Jasmin in die Parade. Der Captain konnte nicht verhindern, dass seine Gesichtszüge entgleisten. Verdammt, da hatte man einmal eine brauchbare Idee… aber wieso wunderte ihn das?
"Widerstandszelle ist ne gute Idee, Prinzessin, aber… haben wir soviel Zeit? Ich meine, ich bezweifele, dass die Jaffa hier in Bälde abziehen werden, wenn wir ihnen nicht das geben, was sie haben wollen - und das dürften ja wohl Papyrus und Theti sein."
Die schöne Prinzessin Agrabahs nickte nachdenklich, erhob sich, trat majestätisch am Captain vorbei auf den Balkon zu. Cal folgte ihr mit den Augen, schüttelte dann über sich selbst den Kopf, in dem der Gedanke aufgeblitzt war "Wenn das ein Porno wäre", erhob sich und folgte der Prinzessin nach draußen.
Die warme - allerdings nicht ZU warme - Luft Agrabahs umwehte seine Nase und er atmete tief durch. Dann stellte er sich neben die Prinzessin an die Balkonbrüstung, beugte sich vor und blickte auf die Stadt unter sich. Diese war  bis zu dem, was der anglophone Mensch "further outskirts" nennt - also bis zum äußersten Randbezirk, wobei nur der Teufel weiß, was Randbezirke mit Aussenröcken zu tun haben -  von der goldenen Energieglocke des Goa'Uld Schutzschildes umschlossen, dass über die komplette Stadt wie ein Schrim gespannt war.
"Tse - und ich sprach mich noch gegen einen Rettungsschirm aus.", murmelte Cal.
Prinzessin Jasmin blickte ihn an, die langen, dunklen Haare schwangen über die Balkonbrüstung hinweg und der Captain blinzelte sie verträumt an, als er merkte, dass sie etwas gesagt hatte: "Hm? Was?
"Ich wollte wissen, was Du gerade gesagt hast."
Cal schüttelte den Kopf: "Ach - das ist… killefit, wie man bei uns sagt. Hat nix zu sagen. Kümmern wir uns lieber darum, wie wir die Nummer geschaukelt kriegen."
Er blickte erneut zur Energieglocke, dann zur Pyramide, setzte sich dann auf den kalten Balkonboden und schloss die Augen. Gedanklich ging er sein Wissen über Goa'Uld Ha'tak durch, ehe er seufzte und herzhaft fluchte.
Jasmin blickte zu ihm: "Alles in Ordnung, Cal?"
"Klar - ich… ich hab nur einen gedanklichen Fehler begangen."
Er richtete sich auf und deutete auf das Schiff über sich: " Das da ist kein Ha'tak-Schiff, sondern der "Cheops-Kriegsschiff-Klasse" zugehörig. Das heißt, es dürfte anders aufgebaut sein, als ein normaler Ha'tak. Das wiederum bedeutet: Ich frage mich, wie wir den Schutzschirm senken können, ohne umgelegt zu werden."
Jasmin ging neben ihm in die Knie, blickte ebenfalls das Gefährt über sich an: "Ich kann mir vorstellen, dass Du dich sorgst. Diese… Pyramide ist beeindruckend groß."
Cal nickte: "Und aus dieser Nähe… direkt über einem schwebend… da denkt man über sein Leben nach und fragt sich, wie man das da packen soll."
"Wenn es einer schafft, dann Du.", stubste ihn Jasmin sanft an und zwinkerte ihm zu.
 "Du, ich und unsere Freunde da draußen.", sie deutete über die Brüstung ins ungefähre, dorthin wo der Captain die Position seiner XO vermutete, von der er hoffte, dass sie jetzt stark blieb, nicht in die Knie sank und weinte und sich wünschte, dass er da wäre und…
Moment mal, was dachte er da? Seine XO war immer noch Agatha Silverbird, eine der stärksten Frauen, der besten und kompetentesten Kriegerinnen und Taktiererinnen die er kannte. Als ob sie sich davon in die Knie zwingen lassen würde.
"Wir dürfen nur nicht unsere Hoffnung verlieren.", riss in Jasmins Stimme in die Gegenwart zurück und Cal blickte sie an.
"Hoffnung?", echote er, deutete erneut auf das Ha'tak, dass so nah schien, dass man es beinahe berühren konnte - was ja auch zutraf, bedachte man, dass sich die Goa'Uld auf dem obersten Turm niedergelassen hatten - und schüttelte den Kopf: "Hoffnung? Jasmin, ich weiß nicht, ob du klar siehst, aber das sind Ausserirdische . Sie sind in der Lage und im Stande uns mit einem einfachen Treffer ihrer fantastisch-anmutenden Stabwaffe ein LOCH in unseren Körper zu brennen, uns zu töten und uns dann, nach belieben wiederzuerwecken, nur um uns erneut zu foltern. Hier hilft Hoffnung nicht wirklich viel."
Den Schmerz der Ohrfeige spürte er erst, als Jasmin ihn schon wieder erwartungsvoll anblickte.
Kurz blinzelte er, atmete tief durch und lächelte: "Danke, Prinzessin, das habe ich gebraucht."
Er tat erneut einen tiefen Atemzug: "Also, Operation Widerstandszelle, ja? Ich bin für Vorschläge offen."

Aladdin blickte auf, als er über der Pyramide, die nun über dem Palast thronte, etwas sah.
Kurz blinzelte er - hatte er sich auch nicht geirrt - schaute nocheinmal genau hin und seufzte resigniert auf. Tatsächlich, er musste sich geirrt haben. Da war nichts… kein Flaschengeist, der plötzlich eingriff, keine Katibarmee, die aus der Luft materialisierte, keine Morgana, die voller Hähme lachte… nichts.
"Alles in Ordnung, Aladdin?", hörte er die sanfte Stimme Prinzessin Thetis und wandte ihr den Kopf zu: "Natürlich - ich dachte nur, ich hätte da gerade etwas gesehen… oder ich hoffte ich hätte da gerade etwas gesehen."
"Und was?"
"Keine Ahnung", zuckte der Agrabahner traurig lächelnd mit den Schultern, "mir wäre eigentlich alles lieber, als diese Monstrosität vor mir zu sehen."
Theti lächelte ihm zu: "Keine Sorge - ich bin sicher, wir können diesen Schatten auf deinem Gesicht bald vertreiben."
Oh, wie ich wünschte, dass Du recht hättest. , schoss es dem jungen Mann durch den Kopf, der vor seinem inneren Auge sah, wie sich nun Jasmin umdrehte und begann, zu singen. Was? Das war ihm eigentlich egal, er wünschte sich nur, es würde den selben Effekt haben, wie sonst auch… ihn mit Energie aufzuladen, ihn dazu zu bringen, weiterzukämpfen.
Neben ihm atmete Agatha Silverbird tief durch und ließ sich, mit geschlossenen Augen, gegen einen Katib sinken.
"Agatha… al…", setzte Theti an, doch die hübsche Rothaarige hob nur kurz einen Zeigefinger, blickte die Prinzessin aus Theben an und murmelte ein "Ich denke nur nach."
Nachdenken…
Aladdin seufzte auf und war versucht, sich mit der flachen Hand vor die Stirn zu schlagen.
Warum hatte er daran nicht gedacht?

TBC

Kapitel 27.4

Es ging gegen Abend.
Die Sonne tauchte die Stadt Agrabah in ein magisches Rot, die Schatten wurden länger und die Jaffa verstärkten ihre Partroullien. Nicht mehr lange, dann würde der Mond sein fahles Licht über die Hauptstadt der sieben Wüsten werfen, würde die Pyramide anstrahlen, die sich gerade für die Nacht zu schließen begann.
Jasmin und Cal hatten sich keinen Millimeter fortbewegt.  sie und er ruhten noch immer nebeneinander, blickten diese Pyramide über ihnen mit unverwandten Blicken an .
"Und, Cal? Vorschläge?"
Das waren die ersten Worte die seit Stunden in dieser Umgebung gesprochen wurden. Des Captains Kopf ruckte herum und er blickte ihr in die Augen: "Vielleicht."
Kurz zuckte er mit den Schultern: "Naja… keine wirkliche Idee - mehr ein Ideechen . Ich rechne mir keine großartigen Erfolgschancen aus."
"Und welche?"
Cal erhob sich, streckte sich und ging dann auf das Zimmer der Prinzessin zu: "Es gibt Sachen, die erklärt man am Besten im stillen Kämmerlein."

Agatha seufzte und lehnte den Kopf gegen den Katib, den Blick auf den Tricorder gerichtet, in dem sie gerade einen Blick auf das Sternenflottengeschichtsbuch warf. Es gab in diesem Moment zwei Seelen, die in ihrer Brust einen Kampf ausfochten - die Freundin und die Offizierin . Die Freundin in ihr wollte eigentlich zu diesem Zeitpunkt genau eines: Cal retten. Und das um jeden Preis. Und wenn das bedeuten sollte, dass sie zu diesem Lichterdom gehen musste, anklopfte und sagte "Hört mal, ihr habt da einen Sternenflottencaptain, der gehört da nicht hin, gebt ihn bitte wieder raus." - und selbst wenn sie dafür Papyrus und Theti mitnehmen musste… sie würde es tun.
Dem gegenüber stand die Offizierin, die XO der Dragonfly, die genau dies nicht zulassen würde. Warum nicht? Ganz einfach - in ihren Starfleetaufzeichnungen (und spätestens da fühlte sie sich wie zum Disney-Versum gehörig, da sie sich an diese Aufzeichnungen klammerte, wie die Fieselschweiflinge aus den Geschichten von Onkel Walts an "das Schlaue Buch") war nicht die Rede davon, dass zwei Ägypter den Göttern von Theben überstellt wurden, die sich nach Agrabah aufgemacht hatten.
Gut - es stand auch nichts von Agrabah im Tricorder, sah man davon ab, dass auch hier die Rede von einer fiktiven Stadt war.
Sowas störte die XO in der Regel "so gut wie fast wenig", um mal einen Großen zu zitieren.
Aber - auch wenn sie bei den fiktiven Geschehnissen nachschaute, war nie die Rede von einem Crossover der Serie "Papyrus" aus der Feder von Lucien de Gieter, sowie Disneys Aladdin.
Konklusion: Die Story, in der sie sich befanden, hat so nie stattgefunden, aber dennoch wollte sie die potentiell weiter-laufende Geschichte nicht gefährden.

Aber: Sie wollte auch Cal nicht gefährden, der jetzt zusammen mit Jasmin im abgeschotteten Agrabah saß und vermutlich entweder vor Angst nicht wusste, was zu tun wäre oder aber in grenzenloser Selbstüberschätzung gefangen, die Sache allein in die Hand nahm - was in der Regel zu einem großen Desaster führte, sie kannte ja ihren Cal.

Doch - und dafür verfluchte sich die Freundin mit schöner Regelmäßigkeit - war die Offizierin stärker. Man hatte ihr die Starfleetprinzipien zu gut eingetrichtert und lediglich der Tatsache, dass ihr Freund eigentlich ranghöher (wenngleich auch wesentlich kindischer) als sie war, war es zu verdanken, dass sie mit schöner Regelmäßigkeit in merkwürdige Situationen taumelten.
Sie würde sich in die Geschichte nur soweit einmischen, wie es notwendig war - und da hieß es, Prioritäten zu setzen. Zuerst musste die Kuppel um Agrabah weg, sprich: erst mussten die Goa'Uld vertrieben werden, dann konnte man sich um Cals Rettung kümmern.

Doch kaum, dass sie sich dazu durchgerungen hatte, fielen ihr Erinnerungen ein, Szenen, die wie aus einer anderen Zeit schienen. Okay, das waren sie auch - nämlich dem Jahr 1998, als sie, Cal und die Crew der Dragonfly kurzfristig zusammen mit dem Stargate Command einer Allianz aus Borg und Goa'Uld zu trotzen versuchten. Komplizierter wurde es, als Sam - gerade in der Rolle der Goa'Uld Seschat - versuchte, diese Allianz zu beenden und dieser Gedanke durch General Hammond torpediert wurde - in dem er ihnen einen Captain der Navy schickte.  Und so, wie Sam ihr die Sache erklärt hatte, lief es in etwa so ab.


Sam Carter sah, wie die beiden Jaffa den ohnmächtigen Detektiv vor ihre Füße legten. „Wo habt ihr ihn gefunden?“, fragte sie.
„Er kam durch das Chaapaai.“, berichteten die Beiden, und in diesem Moment erwachte die Person, die von den Jaffa hergebracht worden war, wieder zum Leben.
 „Mein Kopf.“, murmelte der Mann und dann - als er Sam in ihrem Königinnengewand sah, tat er das, was ihm - wie es Jürgen von der Lippe so schön formuliert hätte, wenn Sam Carter den Komiker gekannt hätte - "ins Stammhirn gemeißelt wurde".
Sam selbst war ebenfalls klar, dass dieses Gewand sich nicht unbedingt durch seine Geschlossenheit auszeichnete, sondern dadurch an einigen Stellen genau das zu sein, was manche Leute von Politik, Ausgaben et cetera forderten: "Transparenz".
Die hübsche Astrophysikerin seufzte.
"Wollen Sie meine Kurven auswendig lernen oder warum starren sie so?
 „Ich starre nicht.“, sprach der Mann, leider immer noch starrend, was Sam zu einem Kopfschütteln und einem „Sie starren immer noch.“ hinriss.
„Nein.“
„Doch.", grinste die Majorin der Air-Force, ehe sie ihn anblickte und die Frage aller Fragen stellte:  "Und wer sind Sie?“
Ihr Gegenüber rappelte sich auf, straffte seine Gestalt und konnte sich seinerseits ein Lächeln nicht verkneifen, als er sagte:  „Ich bin Thomas Sullivan Magnum. Ich bin hier, um Sie zu retten.“
Sam blickte ihn an:  „Sehr nett. Welchen Rang haben Sie?“
„Captain.“
„Ich bin Major Samantha Carter. Aber so dürfen Sie mich im Moment nicht nennen. Nennen sie mich Seschat.“
„Alles klar, Sam……… äh Seschat.“, murmelte der Schnauzbart.
„Das heißt edle Seschat.“, durchschnitt eine kalte, gefühllose Stimme die gerade entstandene Stille. Sam und Magnum drehten sich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Hathor stand in SG1-Kleidung, lässig an die Wand gelehnt, den geklonten Körper Samantha Carters als ihren Eigenen benutzend.
„Ist das Ihre Zwillingsschwester?“, wollte Magnum wissen.
Sam fiel auf die Knie.
„Meine Gebieterin.“, sagte sie.
„Das kannst Du Dir sparen. Ich weiß, das Du immer noch Samantha Carter bist."
Sam musste hart schlucken - das gefiel ihr gar nicht… wenn Hathor wusste, dass ihr Gegenüber nicht Seschat war, sondern immer noch Sam Carter…
Und dann sagte die Goa'uld den einen Satz, der der Majorin den Boden unter den Füßen fortriss:"Aber das ist auch in Ordnung so.“
 „Was?“, entfuhr es Sam.
„Ich hatte darauf spekuliert, das es Dir gelingen würde, meine Tochter zu bezwingen. Ich flehe euch um Eure Hilfe an.“
„Das ist ein Trick, oder?“
„Nein. Das ist ernst gemeint.“, korrigierte Hathor.
Magnum sah Hathor verwirrt an, zog dann er blitzschnell seine Waffe und richtete sie auf Hathors Kopf.
„Okay. Und jetzt lassen Sie uns hier raus, kapiert, Schätzchen??“, zischte er.
Mit einem „Oh, aber natürlich.“ trat die Goa'Uld auf den Privatedetektiv zu, mit wiegenden Hüften und einem erotischen Funkeln in den Augen. Sam Carter wusste, was die andere Frau vorhatte, rief noch ein "Hathor, STOP!" aber, da war es schon zu spät. Die "Göttin" hatte Magnum erreicht und …
Magnums Blick verklärte sich.

 „Jetzt ist er so harmlos wie ein Kätzchen.“, sagte Hathor und schloss ihre Hand um Magnums Waffe. Dann hatte sie ihn entwaffnet.
Hathor blickte Sam an. „SO könnten wir es mit jedem männlichen Wesen machen.“
„Du hast mir immer noch nicht erzählt, wieso Du mit uns kooperieren willst.“
„Nun, einer meiner Nachfolger, der Systemlord Kamephis hatte sich zu einer Allianz mit den Borg bereiterklärt und dann versucht meine Leiche und die Leiche meines Wirtes zu klonen. Bedauerlicherweise konnte nur ich, der Symbiont, geklont werden. Dann ging uns durch einen glücklichen Zufall SG 12 in die Hände. So konnten wir unsere Techniken, die wir bei dem Klonen meiner Wirtin praktiziert hatten, verfeinern und uns so diesen Körper klonen. Leider wurde Kamephis vor wenigen Stunden assimiliert und nun habe ich vor, mich gegen die Borg zu stellen. Auf wessen Seite sind Sie, Major Carter?“
„Ich bin dabei. Ich will auch verhindern, das die Erde vernichtet wird.“, sagte Sam.
„Nein, Major. Tun Sie es nicht.“, schrie der gerade dazugekommene Cal, was Hathor dazu nötigte, sich zu ihm zu drehen und den Kara'Kesh zu heben, die Waffe, die aussah, wie einen Handschuh. Einen Stoß lähmender Mentalenergie später segelte der Captain durch die Luft und prallte gegen die nächste Wand.

 „Cat-Faktor!“, dachte sich Sam kopfschüttelnd.
Hathor ließ den Handschuh sinken und drehte sich zu Sam um.
Sie fragte: „Und?“
Sam blickte erst auf den völlig benommenen Magnum, auf den benebelten Calvin und dann auf Hathor.
„Ich bin dabei.“, wiederholte sie.
Hathor streckte die Hand nach ihr aus.
„Schlag ein!“
Carter ergriff Hathors Hand und drückte sie kurz.
„Okay. Folgende Bedingungen! Keine Abzocke, keine Gehirnmanipulationen, kein Nish’ta.“, stellte Carter klar.
Hathor nickte stumm.
„Und jetzt gib den Befehl, das sich SG 1 hier einfinden soll.“, befahl Carter.
Die "Göttin" ging zu einem Kommunikationsterminal, Sam kniete sich neben Magnum und Cat nieder und tastete nach ihrem Puls. Er war vorhanden, wenngleich keiner der beiden Männer reagierte. Kein Zweifel: Sie waren bewusstlos. Zunächst jedenfalls.

Die Goa'Uld riss verblüfft den Kopf hoch, warf einen weiteren Blick auf ihren Terminal, an dem sie arbeitete und stieß einen Fluch aus, der denjenigen, der der Sprache der Goa'Uld mächtig war, vermutlich erröten würde lassen.
Im Kopf Sam Carters machten sich die Überreste der Tok'ra Jolinar von Malk'shur daran, diesen Fluch zu übersetzen. Zwar empfing sie nur eine fragmentarische Translation, die ihr aber ausreichte.
Die Majorin wandte sich zu der Goa'uld, die ihr Gesicht spazieren trug und nun den Blick erwiderte: „Ich kann meinen Truppen nichts mehr befehlen. Sie stehen völlig unter Borg-Kontrolle."
„Das ist nicht gut.“, schloss Calvin, der gerade wieder zur Besinnung kam. Er ensicherte seinen Phaser und legte auf Hathor an. „Okay. Und jetzt gehen Sie bitte von dieser Konsole weg.“
„Steck Die Waffe weg, Dummkopf.“, fauchte Hathor.
Calvin lud die Waffe durch.
Da hörte er, wie hinter ihm eine Stabwaffe schussbereit gemacht wurde. Er fuhr herum und sah sich einem großen, stämmigen Jaffa gegenüber. „Fallenlassen.“, sagte der Jaffa.
Calvin warf sich zur Seite um dem Geschoss der Stabwaffe auszuweichen. Dann feuerte er seinen Phaser ab.
Die destruktive Energie, welche die Phasermündung verließ, durchschlug den Jaffa ohne große Probleme. Der Körper des Jaffa fiel, steingleich, zu Boden, die Stabwaffe fiel klackernd zu Boden, genau wie die Zed. Calvin ging zu der Leiche des Jaffa und entwaffnete sie. Hathor sah Calvin an. Dieser drehte sich gereizt um und fragte ziemlich sauer: „Was ist los?“
Hathor sah ihn weiterhin an, doch sie sah in Wirklichkeit durch ihn durch. Calvin hörte plötzlich ein motorisches Surren und drehte sich schnell zur Jaffa-Leiche um. Sie richtete sich plötzlich wieder auf.
„Zombie?“, entfuhr es Magnum.
„Borg.“, entgegneten Calvin, Sam und Hathor.
Der Borg ging auf die drei zu. Calvin hob verzweifelt seinen Phaser und feuerte. Natürlich wurde der Jaffa-Borg jetzt von einem Kraftfeld beschützt. Hathor hatte urplötzlich diese PPK in ihren Händen und sie feuerte ein ganzes Magazin auf den Jaffa ab. Tatsächlich fiel er zu Boden. Calvin trat vorsichtig an ihn heran und untersuchte ihn.
„Tot. Dieses mal endgültig.“, erklärte er.
„Womit klar wäre, auf wessen Seite ich stehe.“, sagte Hathor.
"Na, wenn Du das sagst.", grinste der Captain der Sternenflotte und zwinkerte ihr zu: "Alter Wein in neuen Schläuchen schmeckt auch gleich ganz anders, hm?"
 

So - oder so ähnlich - war es, laut Sam, gewesen und die Situation verbesserte sich nicht unbedingt. Als die Borg-Drohnen dann angriffen, war - zumindest temporär - Cal eines der ersten Opfer.


In der Borgbasis, die einst auch die Basis von Hathor gewesen war, saßen fünf Personen ziemlich dämlich in der Gegend rum - Sam, Calvin, Agatha,  Magnum und Hathor.
„Was können wir nur gegen die Borg tun?“, fragte Cal, was Sam zu einem „Das müssen Sie wissen. Sie sind doch der Borg-Experte.“ hinriss.
Das stimmte allerdings. Verglich man die Kenntnisse, die Samantha Carter die Borg betreffend besaß mit denen des Captains, wurde sehr schnell klar, dass der junge Starfleetoffizier eigentlich mehr Ahnung haben sollte, als eine ebenfalls junge, aber nicht aus des Captains Zeitlinie stammende, Astrophysikerin.
Interessanterweise kam der nächste Einwand nicht vom blonden Sternenflottenoffizier, sondern von dem, mit dunklen Locken ausgestatteten Navy-Captain, dem nur ein Wort entfuhr:  „Wasser.“
„Wie?“
Diese Frage war einstimmig – also unisono – aus gleich mehreren Kehlen gekommen, hauptsächlich jedoch aus den verwunderten Mündern von Cal und Agatha, wobei in diesem Fall nicht nur die Münder verwundert waren, sondern auch die kompletten Körper von Captain und XO.

„Wasser. Wenn wir die Borg mit Wasser begießen, müssten sie rosten.“, erklärte Magnum und blickte in die Runde. Der Captain der Dragonfly räusperte sich: „Mister – erm… Captain Magnum – wir sind hier nicht bei ‚Louis unheimliche Begegnung mit den Ausserirdischen’ – und selbst wenn das klappen würde, was ich für extrem unwahrscheinlich halte, hätten wir damit genau einen Borg besiegt. Aber die Borg werden von einer Kollektivstelle gespeist.“
„Hmm, naja gut. Dann müssen wir halt diese Kollektivstelle tüchtig gießen.“, meinte Magnum.
„Die Kollektivstelle tüchtig gießen “, entfuhr es Calvin, der sein Gegenüber, den ehemaligen Privatdetektiv ansah, als sei dieser ein Mondkalb, „Hab ich das gerade richtig gehört?“
Doch  sowohl Captain, als auch Captain – erm – sowohl Sternenflotten-, als auch Navy-Offizier, sollten nicht dazu kommen, die Feinheiten des Planes näher zu erörtern, denn in diesem Moment schlug eine Stabwaffensalve zwischen ihnen ein.

Sowohl Cal, als auch Magnum, überließen sich antrainierten Reflexen, rissen die Arme hoch und ließen sich fallen, um sich abzurollen und in Deckung zu hechten – oder besser gesagt, sich, sowie die anderen in Deckung zu bringen.
Magnum riss Sam zu Boden, während sich der Sternenflottenoffizier auf Hathor und Agatha geworfen hatte und dann entschuldigend lächelte: „Sorry – aber… ich hätte was dagegen, wenn man euch den Kopf wegblasen würde.“
Dann holte er Luft und rief: „Magnum, haben Sie noch eine Waffe?“
„JA!“, war die gebrüllte Antwort des Navy-Offiziers.“
„Werfen Sie mir die Waffe zu.“
Magnum nahm seine Pistole und wollte sie werfen. Sams Arm schnellte hoch und ergriff die Kanone. Dann lud sie sie durch und rannte los.
„Sam, nicht.“, schrien Magnum und Cal gleichzeitig.
Doch Sam bewies wieder einmal ihre Fähigkeiten und ihr Geschick. Sie wich jedem Laserstrahl geschickt aus und nahm die Borg unter Feuer.
Sie zielte auf den letzten, noch übrig gebliebenen Borg und drückte ab, als plötzlich………
klick
Das Geräusch des leeren Magazins ließ Carter unwillkürlich zusammenzucken. Der Borg drehte sich zu ihr um und nahm Ziel.
„He, du Borg. Du vergisst den Cat-Faktor.“
Carter wusste, was jetzt gleich passieren würde. Richtig, Cal war bei ihr und riss sie zu Boden, wurde jedoch selbst von dem Strahl, den die Borgwaffe aussandte getroffen.
Carter fiel zu Boden und sah, dass Cal erst mit fassungslosem Entsetzen auf das Loch im Bauch starrte, anschließend in die Knie brach und zur Seite kippte.Der Borg selbst wurde von Hathors Handschuh ausgeschaltet. Dann versammelten sich alle um den gefallenen Captain. Agatha sah ihn an.
„Der Cat-Faktor.“, sagte sie schmunzelnd.
Cal musste ebenfalls lachen.
„Ja, der Cat-Faktor.“, hustete er.
„Was meinen die beiden?“, fragte Hathor.
Sam drehte sich zu ihr um.
„Er macht sich wohl immer solche riskanten Manöver und wird getroffen.“, erklärte sie.
„Aber jetzt zahlt er den Preis dafür.“, murmelte Magnum.
„Nein, tut er nicht.“, sagte Hathor.
„Bitte was?“, fragte Magnum, „Der stirbt.“
Sam begriff plötzlich: „Der Sarkophag.“


"Alles in Ordnung?"
Die Stimme Aladdins riss die hübsche Rothaarige aus ihren Gedanken.
Sie hob den Blick, schaute zu dem jungen Mann herüber und nickte: "Ich … ich mach mir nur unnötig viele Gedanken. Wir sollten…"
"Wir sollten versuchen, da reinzukommen.", lächelte Aladdin, "Und ich glaube, ich habe eine Idee."

Jasmin blickte den Captain verblüfft an.
"Die Taktik erachte ich jetzt nicht unbedingt als Meisterwerk.", lächelte Cal, "Ihr fehlt jegliche Finesse, aber - sie könnte funktionieren."
Immernoch blickten die braunen Augen der hübschen Prinzessin den Captain so an, als habe er sich ihr als Starfleetoffizier geoutet. Moment mal - das hatte er ja.  Aber das war nun schon ein paar Kapitelchen her, da würde man doch inzwischen drüber hinweg sein, oder?
"Du… du hast vor…"
"Ja, ich geh einfach rein zum alten Ra - bin ja jetzt als Aladdin anerkannt - und ramm ihm ein Messer in den Rücken.", zuckte er mit den Schultern, "Beziehungsweise eher hier hin", womit er auf seinen Nacken deutete, "dorthin, wo sich der Parasit normalerweise um das Rückenmark wickelt um dann Kontakt zum Hirn herzustellen."
"Cal, ich halte die Idee für nicht sonderlich klug.", sagte Jasmin, setzte dann an und stoppte: "Wobei - lass es uns einfach mal durchspielen. Ich bin Ra und Du wirst mich jetzt mit…"
Erneut stoppte sie, sah sich um und griff zum nächstbesten Gegenstand, den sie in ihrem Obstkorb - der immer frisch aufgefüllt wurde -  greifen konnte. Sie warf die Frucht dem Captain zu, der sie mißtrauisch beäugte.
"Ich soll dir eine Banane in den Rücken pressen?", fragte er, Kritik in der Stimme.
Jasmin zwinkerte ihm zu: "Aha? Wenn Du eine blöde Idee hast, sollen wir mitspielen, aber wehe andere haben blöde Ideen…?"
"Nein, nein".
Cal schüttelte den Kopf und hob abwehrend beide Hände: "So war es nicht gemeint. Und ja - ich probier das einfach mal. "
"Gut", lächelte Jasmin, drehte sich um und trat wieder auf den Balkon hinaus: "Stell Dir vor, ich bin Ra."
Cal seufzte: "She's waaaaaay too comfortable with that situation."
Und dann ging er los.

TBC

CaptainCalvinCat:
Kapitel 27.5 

Calvin Nathan Cat atmete tief durch.
Und erneut.
Und nochmal.
Er spürte, wie sein Körper sich entspannte, schloss die Augen und überließ sich der Situation.
 
Er atmete erneut tief durch und nahm den Geruch von Sandelholz wahr, der in der Luft lag. Auch die Umgebung selbst hatte nun ein anderes Aussehen angenommen, sich gewandelt - stand er vorher noch im schönen, hellen Zimmer der Prinzessin, so befand er sich jetzt auf dem Weg, durch einen engen Korridor, der von Fackeln erhellt war und wurde links und rechts von je einem Jaffa flankiert.
Kurz rechnete der Captain gegen - zwei Jaffa gegen einen Starfleetoffizier… könnte klappen. Vielleicht.
Der Gang mündete in einen weiten Raum, in den Thronsaal, den Jack O'Neill ihm dereinst einmal beschrieben hatte. Groß, hell, freundlich, so stellte sich dieser Saal vor dem Captain dar, nicht unähnlich des Raumes, in dem Prinzessin Jasmin ihr Dasein fristete.
Und während sich der Captain so umblickte, konnte er sich eines Gedankens nicht erwehren: "Ah - es tut gut, König zu sein."
Wobei das Sprichwort in diesem Fall nur unzureichend zutraf, war die Person, die er da gerade zu sehen eingeladen worden war, kein König, sondern ein Goa'uld - und somit für seine Untertanen ein Gott.
Und dann stand er vor ihm.  Vor Ra , dem Gott, dem Goa'Uld, der sich - ziemlich uninteressiert zeigte, ihn sogar ignorierte oder zumindest so tat, ihm auf jeden Fall den Rücken zuwandte.
"Der Goa'Uld steht an der Spiere / das Fernrohr in gebräunter Hand / dem braungelockten Kapitäne / hat er den Rücken zugewandt", vergewaltigte Cal im Geiste das Gedicht "Die Vergeltung" der unsterblichen Anette von Droste-Hülshoff, in dem er es auf seine Bedürfnisse anpasste.
Und kaum, dass die Jaffa sein Eintreten durch: "Mein Herr - Prinz Aladdin ist hier." ankündigten und in die Knie - und damit in Demutshaltung - gingen, atmete der Captain noch einmal kurz durch, maß im Geiste die notwendigen Schritte und … verpasste dem Jaffa links von ihm einen harten Schlag gegen das freigelegte Gesicht. Der ging zu Boden, blieb bewusstlos liegen.
Schnell griff Cal nach der Stabwaffe des Bewusstlosen, aktivierte sie, holte mit dem rückwärtgen Ende der Waffe, dem Teil, das ihn immer irgendwie an ein Paddel erinnerte, in Wirklichkeit aber das "Energiereservoir" war, aus und dann den anderen Jaffa von den Beinen, in dem er ihm das Ding über den Kopf zimmerte.
Dann wirbelte er herum, aktivierte die Stabwaffe - was diese durch das Öffnen der "Schnauze"; beziehungsweise des "Energiefokus" und ein lautes Fauchen untermalte - hob die Waffe an, sodass die Mündung genau auf den Kopf des Goa'Uld ausgerichtet war und drückte ab.

Das laute, wuchtige Geräusch, das der orange Rotationsellipsoid verursachte, als er der Schnauze entfleuchte und auf Ras Kopf zueilte, ließ den Captain erleichtert aufatmen, ebenso, als er sah, dass sein Treffer die gewünschte Wirkung erzielt hatte. Der Rumpf des Gottes sackte am Geländer in sich zusammen, fiel zu Boden - dennoch hielt Cal die Waffe weiter auf die Leiche Ras gerichtet. Schließlich konnte der Symbiont ja immer noch Leben, in einem Moment äußerster Verzweiflung einer Sprungfeder gleich auf ihn zufliegen und sich in seinen Nacken bohren, wo er dann die Kontrolle über den Captain übernahm. Doch es regte sich nichts.

Beruhigt nickend drehte Cal sich um und… blickte in eine feuerbereit gemachte Stabwaffe, an deren Ende ein weiterer Jaffa stand, in finster anblickte und auf Goa'uld-Muttersprache ansprach.
Der Captain schluckte.
"Oh sh…"


Der nackte Fuß Prinzessin Jasmins war an seinem Hals und Cal blinzelte ins ihr und jetzt zurück.
"Guter Plan", lächelte die hübsche Frau von royalem Geblüt, ließ den Fuß sinken und lockerte ihre Gestalt, "Aber an der Ausführung hapert es noch ein wenig."
Cal nickte, blinzelte dann und legte den Kopf schief: "Hm - wenn ich nicht komplett auf Autopilot gegangen bin, hab ich meinen Lesern gerade einen Sucker Punch Moment beschert - also gesagt, dass ich tanze, während ich in meiner Traumwelt eine Schlacht schlage."
"Ah", machte Jasmin und der Captain wusste, dass sie absolut keine Ahnung hatte, was er damit meinte - aber auch nicht weiter nachfragen würde.
Dann blickten sie einander an, traten einen Schritt voneinander zurück und Cal räusperte sich: "Also - nochmal?"
"Wenn du magst?", warf Jasmin ihm die Banane erneut zu und der Captain begab sich in seine Ausgangposition.
Dieses mal beschloss er, bei der Sache zu bleiben und während Jasmin sich umdrehte und die royale Rolle einnahm, tat der Kommandant der DRAGONFLY so, als betrete er gerade den Raum, blickte sich kurz um und schritt dann zuerst zum Obstkob, um ihm einen Apfel zu entnehmen. Diesen in der Hand haltend, stürzte er auf Jasmin zu.
Schnell wirbelte die Prinzessin herum, ergriff den Arm, der die Banane führte, presste diese zwischen ihren Arm und Oberkörper, ehe sie mit der anderen Hand nach seinem Hals griff und kurz, sanft, zudrückte.
Der Captain keuchte auf, sank vor ihr auf die Knie und ließ, mit in die Ferne reichendem Blick den Apfel aus der anderen Hand fallen.
Jasmin folgte der Frucht mit den Augen, die sie gespielt entsetzt aufriss und sich dann neben Cal warf, als dieser "BUMM" sagte.
Sie starrte, mit leerem Blick in seine braunen Augen, in denen sich Verblüffung abzeichnete.
"Woher wusstest Du", fragte er, als er sich aufrappelte und der Prinzessin hochhalf, "Dass das eine Granate sein würde?"
Die Prinzessin lächelte: "Ihr seid technologisch so weit fortgeschritten, dass ihr Waffen verwendet, die Licht verschießen können. Mich würde es wundern, könntet ihr nicht auch Gegenstände bauen, die großes Feuer so lange in sich halten, bis der Zeitpunkt gekommen ist."
"Eh?" - Cal blinzelte verblüfft und versuchte, ihre Worte nachzuvollziehen, was Jasmin nun zu einem vollkommenen Lachen veranlasste, wobei sie den Kopf schüttelte und ihn aus großen, braunen Augen amüsiert anfunkelte: "Sagen wir so: Ich habe mir gedacht, dass ihr sowas könnt - und dass dieser Apfel genau das darstellen sollte."
"Soviel zu meinem Plan, euch mal richtig zu überraschen.", grinste der Captain, griff nach der Banane, die am Boden lag, und nach dem Apfel, "Aber immerhin können wir die Sachen noch essen, so isses ja nicht."
Ein Räuspern ließ die Beiden zusammenzucken - der Captain, der immer noch vor der Prinzessin lag und somit in ihre braunen Augen blickte, drehte sich um und stellte fest, dass hinter ihm drei Wachen aufgetaucht waren. Drei Jaffa, die sie unverwandt anschauten.
Der Captain rappelte sich auf, reichte Jasmin seine Hand, die sie ergriff und sich ebenfalls aufrichtete.
"Wir haben nur den Sonnenuntergang Agrabahs bewundert.", lächelte die Prinzessin, ehe sie, mit einem leicht-rauchigen Tonfall fortfuhr: "Und einander."
Einer der Jaffa - Cal beschloss, ihn Schweinebacke zu nennen - trat näher: "Euch ist eine Audienz bei eurem Gott gewährt worden."
"Gut", lächelte die Prinzessin, "Führ uns zu ihm."
Die Jaffa nickten ergeben, drehten sich um und gingen los, Cal stockte, wandte sich der Prinzessin zu: "Wann haben wir denn eine Audienz gefordert?"
"Als wir in den Palast geführt worden sind - vermutlich warst Du noch damit beschäftigt, dich zu wundern, dass ich dich als meinen Mann ausgegeben habe."
Und wenn man bei dem Captain ganz genau hingesehen hätte, hätte man bemerkt, dass ein leicht rosiger Schatten über seinen Wangen auftauchte.
Schnell räusperte er sich: "Gut gemacht - und schnell geschaltet. Du bist zweifels ohne clever."
Jasmin nickte: "Und Cal?"
"Ja?"
"Ich habe Agatha sehr gerne, ich wünsche nicht, dass Du sie leiden lässt - komm also nicht auf die Idee einen dieser Tricks anzuwenden, um Ra zu besiegen."
Cal schluckte: "Das… hatte ich auch eigentlich nicht vor - nur als letztes Mittel. Bevor die Zeitlinie komplett den Mambo macht, mach ich den Rambo - ist doch klar."
Und Jasmin sah, dass er es ernst meinte.

Draußen, vor den Toren Agrabahs - wobei es auch innerhalb Agrabahs einige Tore gab und einer von ihnen war gerade daran, einen erneuten "Angriff" auf Prinzessin Jasmin vorzubereiten, wobei er wieder auf seinem Hintern landete - blickte Agatha Silverbird ein wenig zweifelnd auf den jungen Abenteurer, der überall nur "Aladdin" genannt wurde.
Dieser hatte gerade einen Plan formuliert, den sie kannte - und es würde passen. Sie erinnerte sich an diesen Plan aus ihrem Geschichtsunterricht am Mommsen-Gymnasium in Baden-Baden und dann noch einmal an der Sternenflottenakademie - und es passte in genau diesen Zeitrahmen. Es gab da nur ein kleines Problemchen: Der Erfinder dieses Planes war nicht Aladdin. Zog man dann allerdings in Betracht, dass die Gruppe um diesen Abenteurer so auch nur in den Walt-Disney-Werken auftauchte, konnte man sich sowieso schon mal fragen, was aus den Geschichtsbüchern denn so der Wahrheit zu entsprechen geneigt war - von daher… vielleicht war ja auch Aladdin der Erfinder dieser Taktik.

Der braunäugige Abenteurer blickte die hübsche Frau mit den Kupferhaaren an, die kurz den Kopf schieflegte und dann zu nicken begann: "Nun… es würde gehen - also, im generellen. Wenn wir genügend Energie einsetzen können, die Holo-Emitter der Hornet one in Betrieb nehmen zu können, dann… ja, dann könnten wir das Schiff als etwas Anderes tarnen. Stellt sich die Frage: als was."
Aladdin schüttelte den Kopf: "Da gibt es keine Frage - es wird ein Pferd. Ein Pferd aus Holz, mehrere Meter hoch, dass wir als Opfergeschenk für die Goa'uld dalassen."
"'Hüte dich vor Agrabahnern, wenn sie Geschenke bringen'", grinste die XO der DRAGONFLY , was den jungen Aladdin dazu brachte, den Kopf zu heben: "Bitte?
"Nicht weiter wichtig."
"Die wichtigere Frage ist doch", meldete sich Prinzessin Theti zu Worte, "Wer die Armee ist, die uns Helfen soll?"

Diese Frage brachte den jungen Mann aus Agrabah kurz ins Stocken, dann schüttelte er den Kopf und deutete ins Ungefähre, dorthin, wo das Nf'Y-Gebirge groß und mächtig, zu erkennen war.
"Kein Problem", lächelte er, "Razul und seine Mannen, sowie die vierzig Räuber meines Vaters können uns da schon helfen."
"Und ihr vergesst wen.", erklang plötzlich eine tiefe Stimme von einer Position… über ihnen.
Aladdin legte den Kopf in den Nacken und lächelte. Er hatte sich also vorhin doch nicht geirrt und ihn tatsächlich dort fliegen sehen. Doch als der weiße Pegasus seine mächtigen Beine auf dem Sandboden abstellte, musste Aladdin verwundert blinzeln.
Den Mann, den er eigentlich erwartet hatte, zu sehen, war ungefähr so alt wie er selbst, hatte rotblondes Haar, trug eine goldene Rüstung und wirkte ein wenig schmächtiger - doch der Mann, der da jetzt vom Pegasus abstieg war groß, hatte nackenlanges, kastanienbraunes Haar, tiefblaue Augen und hatte Muskelpakete, dass es nur so eine Freude war. Und als er sprach, bemerkte Aladdin, dass es noch nicht mal mehr die Stimme war, die er kannte. Aber, das Lächeln, dass der Fremde ihm da zuwarf - das war unverkennbar.
"H… Herc?", fragte der junge Mann aus Agrabah, fühlte sich dann gegen den Mann gepresst und kräftig umarmt, ehe er die Worte hörte, die ihn entgültig beruhigten: "Ja - ich bin es Al. Dein Flaschengeist hat mich in der Zukunft abgeholt. Ich soll euch helfen und daher habe ich noch ein bisschen Verstärkung mitgebracht."
Damit deutete Hercules aus der Zukunft auf seinen Pegasus, von dem nun drei weitere Personen abstiegen.
Hinter sich hörte Aladdin Agatha Silverbird entsetzt-verblüfft aufkeuchen.
Eine der Personen, eine attraktive Frau Ende Zwanzig, Anfang dreißig mit langem, vollem schwarzen Haar, einer Lederrüstung, die den Namen fast schon gar nicht mehr verdiente und amüsiert funkelnden blauen Augen trat auf ihn zu und sprach mit tiefer, volldröhnender Stimme: "Ich freue mich, wenn ich helfen kann. Ich bin Xena, die Kriegerprinzessin."
Kommentar Agatha: "Cal würde sowas von ausflippen, wenn er das mitbekommen würde."

Cal schluckte, als er den großen Thronsaal betrat. Alles war hier so, wie Jack O'Neill es seinerzeit beschrieben hatte und er merkte, wie es in seinem Herzen pochte. Er vermisste den Colonel/General und dessen trockenen, zynischen Mutterwitz. Oder sagte man da "Vaterwitz"?
Zählen auch Witze, die über Priester gemacht werden, zu Vaterwitzen?
Tatsächlich vermisste der Captain das komplette Stargate Command und besonders dessen Elite-Team SG1 seit dem Tag, an dem er sie verloren hatte. Verdammt, warum hatte er nicht rechtzeitig an Ort und Stelle sein können?
'Weil die Regeln es eigentlich verboten hatten', hörte er eine innere Stimme, die in frappant an seine XO, Agatha Silverbird, erinnerte. Das war natürlich richtig - die oberste erste temporale Direktive verbot solche Eingriffe, doch andererseits, sind solche Regeln sehr schnell und sehr einfach aufgestellt, wenn die die Regeln aufstellenden dies aus sicherer Entfernung tun und die Implikationen ihrer Entscheidung nicht aus erster Hand miterleben müssen - ansonsten würde man sich hier und da sicherlich anders entscheiden.

"Ihr habt um eine Audienz gebeten?"
Die Stimme vor ihm donnergrollte verzerrt und Cal wusste, wer der Inhaber dieser Stimme war. Ra persönlich. Der Captain blickte die Gestalt an, die gerade ihr Gemach verließ, einen aufwändigen, goldenen Kopfputz tragend, der das Gesicht - einer ägyptischen Totenmaske gleich - versteckte.
'Treffend', schoss es dem Kommandanten der DRAGONFLY durch den Kopf, 'da du, wenn ich mich einmischen könnte, diese Maske ihrem richtigen Zwecke zuführen könntest.'
Doch die Wärme der Frau neben ihm riss ihn aus seinen Gedanken und er begriff, dass Ra gar nicht mit ihm, sondern Prinzessin Jasmin gesprochen hatte. Vor ein paar Stunden hatte er durch die agrabahnische Prinzessin die Rolle des Prinzen Aladdin verpasst bekommen und war daher logischerweise mit von der Partie, wenn es darum ging, für das Wohl "seines Volkes" verantwortlich zu zeichnen. Natürlich war Jasmin - als Kämpfernatur - dazu auserkoren, die Verhandlungen zu führen, dennoch war Cal mitgekommen und blickte zu dem Goa'Uld herüber, der sich zuerst auf seinem Thron nieder-, dann seine Totenmaske in seinem Kopf verschwinden und zu guter Letzt seinen Blick über die Prinzessin und den "Prinzen" gleiten ließ.
Jasmin ging in die Knie, senkte den Kopf untertänig, den Rücken pfeilgerade ein Musterbeispiel an politischem Können, jahrelangem Training und elfengleicher Anmut. Cal versuchte es ihr gleichzutun, was auch gelang, allerdings nicht so anmutig wirkte, wie bei der agrabahnischen Prinzessin.
"Ra", setzte sie an und zuckte zusammen als der Goa'Uld seine Stimme zum Einsatz brachte und "Schweig" donnerte. Binnen Sekunden hatte er die Distanz zwischen sich und Jasmin überwunden, griff ihr Kinn und blickte ihr in die Augen: "Du wagst es, so despektierlich mit mir zu reden?"
Cal räusperte sich, warf ihm einen Blick zu und schüttelte den Kopf: "Oh for crying out loud, Kollege. Wir haben alle unsere Spleens und deiner ist wohl, dass wir dich mit Gebieter…"
weiter kam er nicht, da ihn ein Stoß Mentalenergie aus Ras Handschuh traf und wie eine leblose Puppe über den Boden schleuderte. Neben einer Marmorsäule kam er zu liegen, rappelte sich auf und schüttelte den Kopf: "Ja, das tat gut."
Jasmin hatte sich nicht von der Stelle bewegt, schien aber besorgt über ihn zu sein, ansonsten jedoch unverletzt. Während der Captain sich erhob und wieder zu seinem Platz zurückging, sich niederkniete und kurz zur Prinzessin herüberblickte, die ihm zunickte - Zeichen, dass sie verstanden hatte - fragte er sich, warum er nicht einfach zu den legendären Koalitionsverhandlungen im Jahr 2013 hätte reisen können. Dort war - zumindest nach seinem Wissensstand - kein Mensch per Goa'Uld-Mentalkraft durch die Gegend gewirbelt worden.
"Mein Gebieter Ra", setzte Jasmin an und Cal konnte nicht anders, als ihr einen bewundernden Blick zuzuwerfen - Teufel auch, konnte sie sich schnell neuen Situationen anpassen.
Der Parasit im Körper eines jungen Mannes ließ seinen Blick wohlgefällig auf der Prinzessin ruhen, fuhr sich nachdenklich über das Kinn, blickte sie an und lächelte: "Sprich."
Jasmin nickte, erhob sich, wieder mit pfeilgeradem Rücken, jeder Zoll Prinzessin und diplomatisch geschult: "Mein Gebieter Ra, wir sind hier um mit Ihnen zu verhandeln."
Das Geräusch, was da aus Ras Kehle kam, war unheimlich. Der Captain hatte schon viele unheimliche Geräusche gehört - das Zischen der großen Bestie von Strike III, das Surren einer Wespe, das Brüllen der kleinen Bestie von Strike II - ein naher Verwandter der großen Bestie von Strike III - aber… einen Systemlord lachen zu hören - und nicht nur irgendein Lachen sondern das "Ich bin der Überlegenere hier, also reiz mich nicht, ansonsten geht es unschön aus. Und das schöne ist - ich weiß es, und du weißt es auch."- Lachen, das jeder Bösewicht einmal draufhat klingt noch unheimlicher, wenn es von einem Wesen kommt, dessen Stimme verzerrt ist und so ähnlich klingt, als würde man einen Walkman mit schwacher Batterie eine Kassette abspielen lassen - das … klingt schon wirklich unheimlich. Cal fuhr es eiskalt den Rücken herunter.
Wenn dies auch für Jasmin galt, dann war sie eine Meisterin darin, sich zu verstellen. Der Captain musste ihr wieder einmal einen bewundernden Blick zuwerfen.

"Verhandeln? Ihr? Mit mir? Wer seid ihr denn? Ihr und eure Welt seid ein Nichts.", sagte Ra und der Captain konnte sich den Gedanken "Na, das is ja man 'n Herzchen" nicht ganz verkneifen. Und als Jasmin dann zu sprechen anhob, wusste er, dass er nicht zu hoffen brauchte, dass diese Frau wusste, was sie tat. Sie tat es einfach.
"Natürlich sind wir - verglichen mit eurer Allmacht - ein kleines Rädchen im Gefüge der Welt.", sprach die Prinzessin von Agrabah, verneigte sich erneut und stellte dann Blickkontakt mit dem Parasitenwirt her: "Aber…"
"Wenn ihr unsere Arbeitskräfte haben wollt, würde ich euch vorschlagen, es auf demokratischem Wege zu probieren.", lächelte nun der Captain, erhob sich ebenfalls und legte den Kopf schief: "Ich meine - klar - Ihr könnt versuchen, die Stadt mit Gewalt einzunehmen. Ihr könnt die Jaffa mit ihren Stabwaffen vom Palast herunterstapfen lassen und auf diejenigen ballern, die versuchen, zu fliehen. Aber… was bringt es euch? Einen Haufen Tote und eine von innen brodelnde Widerstandszelle."
Der Kommandant der DRAGONFLY blickte zu Ra herüber: "Wollen Sie das?"
"Drohst Du mir, du kleiner Wurm?"
"Natürlich…"
"… tut er das nicht.", schnitt ihm Jasmin eventuelle selbstmörderische Absichten ab
Der Captain blickte sie an, kurz funkelte es in ihren Augen warnend auf und Cal nickte: "Ja - erm- ich meine nein, mein Gebieter. Ich drohe nicht - ich zähle nur Tatsachen auf. Sie müssen den Agrabahnern etwas bieten. So… was gutes."
Oh gott - gerade klang er wie der kleine Junge, den Felix Edel in der Serie "Edel und Starck" einmal gegen seine Eltern - zwei Richter - verteidigen musste und auf den Satz Edels "Wir müssen dem Gericht was anbieten" lispelte "Ja - so… was gutes."
Oder hatte Edel gelispelt? Egal - war auch schon zu lange her… und der Unterschied war, er war weder Felix Edel noch Christoph M. Orth und Jasmin war nicht Rebecca Immanuel und auch nicht Sandra Starck - wobei… optische Ähnlichkeiten zur Schauspielerin waren schon mehr oder weniger…
"Was Gutes anbieten, ja?", höhnte es aus dem Goa'Uld-Gesicht und Cal riss sich in die Gegenwart zurück: "Ja - verkehrt kann das nicht sein. Du willst doch nicht, dass ganz Agrabah den Terror macht und dich rausschmeißt, oder?"
In Gedanken fügte Cal hinzu: "Das überlassen wir mal schön den Ägyptern, wenn sie dir in den Goa'Uld-Arsch treten."
Und: "Verdammt, Cal - jetzt pass doch auf. Nicht, dass du dich in was verzettelst und versehentlich einen Krieg mit Agrabah auslöst."
Ra legte den Kopf schief, blickte sein Gegenüber aus der Zukunft - von dem er nicht wusste, dass er aus der Zukunft stammte - kurzzeitig nachdenklich an und nickte dann: "Bringt mir eure Vorschläge und ich sage Euch, ob ich mit ihnen einverstanden bin."
"Vorschläge? Na großartig.", schoss es dem Captain semi-sarkastisch durch den Sinn, "Vorschläge. Was erwartet er?  Sowas wie 'Was auch immer Du vorhast, Ra, allmächtiger Gebieter, tu es nicht?'"
Andererseits - wenn Cal so darüber nachdachte… vielleicht war das wirklich die einzige, mögliche, gangbare Lösung?
"Wir werden euch den zehnten Teil unserer Ernte, unseres Einkommens und unserer Kultur überlassen, mein Gebieter", setzte Jasmin an und damit datierte sie den legendären Zehnten aus der Bibel um knapp 3000 Jahre vor, was Cal dazu brachte, sich gezwungen zu fühlen, sich selbst einen Facepalm zu verpassen - doch die Reaktion Ras ließ ihn zum "Gott" herumfahren und ihn mehr oder weniger wütend anblicken.
"Einverstanden - und 10 Prozent eurer jungen Männer für meine Armee."
Nun war es an Cal, sich zu erheben: "Mein Gebieter, 10 Prozent wären Irrsinn."
"Das ist nicht verhandelbar - und alternativlos."
Der Captain schluckte. Alternativlos, hm? Das war nicht gut.

TBC

CaptainCalvinCat:
Kapitel 28 - Back to live -


Kapitel 28.1


 

"…sicht!"
Ziva Davids Stimme hallte durch den Raum, die hübsche Archäologin namens Lara Croft riss dan Kopf hoch und warf sich im selben Moment zur Seite. Das war ihr Glück, denn schon hatte sich Agatha Silverbird erhoben und versuchte, Lady Croft an die Wäsche zu gehen.

Diese wich aus, sprang einige Schritte nach hinten und begab sich in die Verteidigungshaltung, die man ihr beigebracht hatte.
Agatha Silverbird war anscheinend durchgedreht - aber wie kam es dazu? War dies eventuell der Grund, warum man sie in Stasis gesperrt hatte? Wenn dem so war - wieso hatte der Captain ebenfalls in Stasis gelegen? Vielleicht, weil er es nicht ertragen könnte, wenn seine XO bewusstlos war und er nicht? Dies deckte sich mit den Erkenntnissen, die Lady Croft von ihrem Treffen mit dem Sternenflottenoffizier gesammelt hatte - vielleicht hatte er tatsächlich gesagt: "Hört zu, Leute, Agatha ist ein bisschen kirre geworden und wir müssen sie in Stasis legen. Aber ich will verdammt sein, wenn sie hier alleine aufwacht, also legt mich direkt daneben."
Weiter kam Lara gedanklich nicht, musste sie doch einem Fußtritt ausweichen, der ganz eindeutig für ihre Schläfe bestimmt war. Tatsächlich erwischte der Fuß der XO noch den langen Zopf der Archäologin, als diese sich duckte. Doch der Faust, die dann das Bewusstsein aus dem Kopf der Britin verbannte, konnte sie nicht mehr ausweichen.

"Was ist denn mit der los?", keuchte Special Agent Anthony D. Dinozzo entsetzt und war schnell bei der XO der DRAGONFLY um sie von der britischen Lady fortzuziehen.
Doch der Versuch, schlichtend einzugreifen, zeitigte nicht die gewünschte Wirkung - stattdessen wirbelte die Rothaarige herum, sodass ihre Haare einen Ring um ihren Kopf bildeten und trat dann gegen die Schulter DiNozzos. Das laute Knacken hörte Ziva bis zu ihrem Standpunkt und war kurz davor, einzugreifen. Sie merkte, wie ihr Körper auf Betriebstemperatur ging und - dann stoppte sie.

"Denk nach, Ziva David!", schoss es ihr durch den Kopf, "Denk an die Sache vor drei Jahren, als wir die Sicherheit der Domino-Einrichtung getestet haben."
Ja - damals war ihr der Fehler passiert, den man im englischsprachigen Raum "to loose her cool" nennt. Sie verlor also für einen kurzen Moment die Kontrolle über sich, ihre Gedankenkühle und war, nachdem man Tony angegriffen und niedergeschlagen hatte, vor Wut gegen die Angreifer vorgegangen. Zwar hatte sie sich gut geschlagen, das ging allerdings nur solange gut, bis sie zwei ihrer Angreifer packten und blockierten, sodass der dritte Angreifer - eine Frau - ihr die Maschinenpistole gegen die Schläfe schlagen und sie somit für lange Zeit ausser Gefecht setzen konnte.
Genau diesen Fehler würde sie jetzt nicht machen.
Und die logischste Alternative hatte sie auch schon mehr oder weniger in der Hand.

Tony DiNozzo spürte die Explosion der Schmerzen in seiner Schulter. Japp - das Ding war ausgekugelt, das konnte man wissen. Verdammt - warum hatte er sich nicht vorsichtig angenähert, anstatt sofort mit allem, was er hatte, anzugreifen? In seinem Kopf hörte er schon die Stimme seines Bosses, der seinen Kopf voller Mißbilligung - und einem Hauch Amüsement - schütteln würde: "Schlecht gemacht, DiNozzo. Sehr schlecht."
Dann kam der Hieb, der sein Bewusstsein aus seinem Körper verbannen sollte - aber dieses mal duckte sich der Halbitaliener unter dem Schlag der XO hinweg - nur, damit Kniescheibe der XO und Kinn des Agenten einander vorgestellt werden konnten. Tonys Kopf ruckte hoch, er sah Sterne, taumelte gegen die Wand und fand seine Kehle in einem Schraubstockgriff vor. Seine Augen fokussierten sich wieder, blickten in die leer-wirkenden Augen Agatha Silverbirds und er merkte, wie in ihm eine Mischung aus Panik und Wut empor stieg.
"A…ga…tha", keuchte er und - stockte, als er die Stimme der XO hörte, die jegliches Leben vermissen ließ: "709-163-405"
Die Frage, die ihm nun auf den Lippen lag, konnte er nicht mehr stellen, denn in diesem Moment leuchtete die komplette Gestalt Agatha Silverbirds in einem beunruhigenden Rot auf und von einem Moment auf den Nächsten schien ihr kompletter Körper aus Wackelpudding zu bestehen. Sämtliche Kraft schien wie ausgesaugt, in die grünen Augen kam kurzzeitig Leben, sie funkelten überrascht, dann rollten sie in den Augenhöhlen nach oben und einzig und allein dem schnellen Zugriff Tonys war es zu verdanken, dass die Rothaarige nicht hart aufs Deck schlug.
Der Halbitaliener ließ die hübsche Frau vorsichtig auf den Boden sinken, blickte dann hoch und lächelte, als er den Grund für die plötzliche Ohnmacht Agathas erkannt hatte. Ziva stand hinter ihr, ließ langsam den Phaser sinken und atmete beruhigt durch.
Er blickte seiner Retterin in diese verzaubernd-braunen Augen: "Und - was war das jetzt?"

Ziva zuckte mit den Schultern, ehe sie ihren Partner anblickte und den Kopf schüttelte.
"Tony, Du musst mehr auf deine Deckung achten.", grinste sie.
Ihr Gegenüber hob den Blick: "Hey, ich kann nichts dafür, sie hat mich überwältigt."
"Ja, Agatha war schon immer eine überwältigende Persönlichkeit", lächelte die hübsche brünette Israeli und ging neben der Gefallenen in die Knie. Ihr lag nur eine Frage auf den Lippen:  "Was ist mit dir passiert?"

Ja, wahrlich - was war geschehen? Wieso war Agatha plötzlich so merkwürdig. Hatte es tatsächlich etwas mit diesem Satz zu tun, den Cal gemurmelt hatte, bevor ihn das Bewusstsein verlassen hatte?
„Oh!“, machte er plötzlich, riss die Augen wieder auf und blickte zu Sydney: „Ich kann … kann nicht schlafen. Ich und Agatha sind… wir ergänzen… er…gän…zen…“
Sie ergänzten sich - was konnte der Sternenflottenoffizier damit gemeint haben? In welcher Form komplettierten sie einander? Welche Möglichkeiten der Ergänzung gab es da? Cal würde nicht einfach nur meinen, dass er ein Mann war und Agatha eine Frau - er mochte zwar Captain Obvious sein, aber so weit würde er dann doch nicht gehen. Zumal der gute Captain zwischendurch einige nette Tricks aus dem Ärmel ziehen konnte, wie ihm Ziva bestätigen konnte.  Traceless im Moment der drohenden Ohnmacht nur mit "Anführer" zu titulieren und ihnen somit den entscheidenden Hinweis zu geben, zeugte davon, dass er zumindest hin und weider einiges an Aktivität hinter seinen braunen Augen verzeichnen konnte.
Nur - wie ergänzten sie hier einander?

  Der Captain und die XO kamen zurück, ersterer immer noch mit Angsttränen in den Augen, letztere sichtlich ruhiger.
„Wir können.“, sagte sie und der Captain schnallte sich an, „Verdammte…“
„Cal, nicht fluchen.“, ermahnte sie ihn, beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr, was ihn in seinem Sitz zusammensacken ließ.
Ziva schaute sie durch den Innenspiegel an: „Das ist ein Trigger, oder?“
„Ja.“, nickte Agatha und deutete nach Oben, eine Geste, die der Israeli irgendwie nicht mehr so ganz behagte, „Gina hat … naja… ist vielleicht ein wenig kompliziert, das alles zu erklären.“

Ein Trigger.
Ziva legte den Kopf schief und blinzelte. Wie… wieso fiel ihr ausgerechnet jetzt die Szene mit den Asgard ein? Wieso erinnerte sie sich an etwas, an das sie sich gar nicht erinnern hätte dürfen, des Asgardischen Standard-Protokolls wegen und das ihr viel zu zufällig erschien? Wobei - nein… es konnte tatsächlich…
Die hübsche Israeli blickte auf: "Wie lange ist der Captain noch ohnmächtig?"
Sydney Fox trat näher, legte ihre schlanken Finger auf die neuralgischen Punkte des Starfleetoffiziers und wiegte nachdenklich den Kopf hin und her: "Ich würde sagen zwischen 30 und 60 Minuten. Kommt auf seinen Metabolismus an."
Ziva seufzte. Großartig - das konnte also noch etwas dauern. Zwar hatte sie eine Idee - nämlich dass Agatha posthypnotisch blockiert war und nur Cal das Passwort kannte - aber bis sie diese These ausprobieren konnte, würde es noch einige Zeit dauern.

TBC

Kapitel 28.2

Eigentlich hätte Special Agent Timothy McGee nicht glücklicher sein können. Er war mit seiner Frau zusammen, hatte gerade einen gefährlichen Feind geschlagen und dennoch… zwei, drei kleine Schönheitsfehler hinderten ihn daran, sich zu freuen.
1) Die Hochzeit mit seiner Seven of Nine - Jessica Hanson - hatte nur in einem Traum stattgefunden, das heißt, sie waren gar nicht verheiratet.
2) Sie wussten nicht so recht, wie sie aus der Todesfalle, in der sie sich gerade befanden, entkommen konnten.
Der Computerexperte des NCIS blickte in die eisblauen Augen Leroy Jethro Gibbs, der sich umblickte und - faszinierenderweise - genauso wenig wie er oder Jessica einen Plan zu haben schien, wie man hier herauskommen sollte. Und dabei war eine Flucht mehr oder weniger sogar imperativ, betrachtete man die offensichtliche Faktenlage.
Und die sah alles andere als gut aus.
Sie waren gefangen, wussten nicht, wie sie rauskamen und wussten noch nicht einmal wo sie waren - gleich drei Probleme auf einmal.
Wenn er mal so einmal ganz wertefrei darüber nachdachte, war seine letzte Erinnerung die, dass er sich für eine Frau, die er nicht kannte, die er aber durchaus sympathisch und attraktiv fand und die bei einem Angriff getötet worden war, tatsächlich hinrichten lassen wollte - und wenn er das so formulierte, klang es unglaublich merkwürdig. Aber - genau so war es.

Jetzt war ihm alles egal. Er blieb in der Knienden, blickte zu dem Soldaten empor und sagte nur: „Tun Sies doch endlich!“
"Hey, McGee!", riss ihn die Stimme Gibbs aus seinen Gedanken und er blickte den leitenden Chefermittler des NCIS an: "Hm? Was?"
"Ich habe dich gefragt, ob Du eine Ahnung hast, wo wir hier sind."
"Nein, Boss, sorry. Ich weiß nur, wie ich erschossen wurde und dann im Bett aufwachte… zusammen mit… "
McGee stoppte, blickte zu Jessica herüber, die ihn sanft anlächelte und ihm zunickte. Ja - auch sie hatte diesen Traum gehabt… so hatte sie es ihm zumindest erzählt, als sie beide sich in der virtuellen Welt getroffen hatten, in die man sie hatte einsperren wollen.


Timothy McGee sah sich um.
Verdammt, es war wirklich sehr dunkel um ihn.
„Hier isses dunkel, wie in einem Bärenarsch“ – vermutlich hätten entweder Tony, Ziva oder gar Cal diesen Satz gebracht – und es traf zu, wenngleich er noch nie in einem solchen gesteckt hatte, was er bei Tony und Ziva ebenfalls zu verneinen bereit wäre. Bei Cal? Nicht so ganz.

Aber hier war es wirklich stockdunkel und der Computerexperte fragte sich, wo er gerade wohl sein mochte. Dann spürte er eine Berührung – und erschauderte. Es war nicht so, dass jemand seinen Körper angelangt hätte, sondern vielmehr seinen Geist. Und er kannte diese Sanftheit, die dieser Berührung innewohnte. Er war mit dem Geist von Jessica Hanson verbunden. Seiner Three-of-Five.

„ Wenn das mal nicht Ironie ist, Timmy. “, ‚hörte’ er den Geist Jessis lachen, „ Oder lieber sowas wie eine selbsterfüllende Prophezeihung? Du bist zusammen mit einer Frau, die fast wie eine Borg aussieht und heißt in einer Art Unimatrix gefangen? “
Da hatte die Frau recht – das musste er ihr wirklich zweifellos lassen. Die Sache war viel zu … abgedreht. Und dennoch war ihm auf eigentümliche Weise nicht nach nur Angst zu Mute, sondern mehr nach einer Mischung aus Lachen vor Glück und Weinen, weil er nicht wusste, wie es nun weitergehen würde.
Er holte tief Luft – zumindest hatte er das Gefühl genau das zu tun – und sagte etwas, das er eigentlich, seinen ganzen Traum, schon hatte sagen wollen: „Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit, Jessica Hanson.“

Kurz wart es Stille im gedanklichen Netz zwischen ihr und ihm, doch dann hörte er sie lachen.
„Hochzeit, Timmy?“
„Ja, ich habe geträumt, wir hätten geheiratet.“
Erneut die sanfte Berührung, erneut eine Art des Umschmeichelt- oder Umspieltwerdens, das Gefühl einer geistigen Vereinigung – dann die sanfte Stimme Jessicas: „Ich auch. Ich hatte auch geträumt, wir hätten geheiratet, aber – ich hatte geträumt, dass fünf Monate vergangen wären und ich eine Art „Permanente Amnesie“ gehabt hätte.“

Gefangen in der Dunkelheit, hatte McGee nur den Wunsch, Jessica in den Arm zu nehmen, sie zu küssen und zu beruhigen – aber es gelang ihm nicht. Gerade jetzt fuhr ihm durch den Kopf, dass sie das selbe geträumt hatte, wie er – nicht nur „etwas ähnliches“, sondern – offenbar – genau das selbe.
„Jessica, kannst Du mir deinen Traum genauer beschreiben?“
Kurze Stille.
Jessi schien zu überlegen.
„Wir… wir waren im Adams House und…“
Dann blitzte es grell.
McGee spürte, wie sengendheiße Pein durch seinen Körper gellte.


Und dann war er aufgewacht… und musste nun den Kopf schütteln.
Verdammt, Timothy McGee, jetzt reiß dich doch mal zusammen!" , scholt er sich im Geiste, blickte erneut zu Jessica, zwinkerte ihr zu und ließ sich dann auf den Boden nieder. "McGee!", hörte er die Stimme von Gibbs, hob die linke Hand, um zu signalisieren, dass er nachdachte, und schloss die Augen.

Leroy Jethro Gibbs sah, wie McGee sich niederließ und die Augen schloss und wusste, was der Mann vorhatte - oder zumindest: versuchte. Konzentrationsübungen - eigentlich eine ganz einfache Sache. Diese konnten aber ziemlich kompliziert werden, wenn ihnen der halbe Komplex um die Ohren und dann auf den Kopf flog, von dem sie immer noch keinen Grundriss hatten… zumindest keinen endgültigen. Klar, von seinem Zimmer zu dem Raum, wo man McGee aufbewahrt hatte und dann zu dem Raum, in dem man Airman Hansen lagerte… die Route kannte man nun, aber… wie kam man raus?

Die Frau mit den grün-blau-braunen Augen schien der Dreh- und Angelpunkt zu sein. Wenn er nicht immer noch so benommen wäre, von dem Kinnhaken, den er von ihr erhalten hatte, davon, erneut in dieses System eingespeist worden zu sein und davon, anschließend auf eher "unübliche" Art und Weise vom System getrennt worden zu sein - Tony hätte hier auf den Film "Eine Leiche zum Dessert / Murder by Death" hingewiesen, in der der von Peter Falk gespielte Privatdetektiv Sam Diamond über eine Tür sagte 'Die mach ich mit meinem Metallfinger auf', auf die Türklinke anlegte und sie aufschoss - würde ihm sicherlich irgendwas einfallen, aber so… nein.
Zwar sah er die Frau mit den grün-blau-braunen Augen vor seinem geistigen Ich, allerdings musste er sich fragen, ob er das, was er da zu sehen glaubte, nicht tatsächlich nur durch die ruckartige Trennung vom System imaginierte.
Die Frau war ein Catgirl. Wobei - Katzenmädchen traf bei dem weiblichen Wesen vor ihm nicht zu… Frau schon eher. Aber sie Catwoman nennen? Nein - das klang zu sehr nach Eartha Kitt, Julie Newmar, Lee Meriweather, Michelle Pfeiffer, Halle Berry, Adrienne Barbeau, Gina Gershon und wer auch sonst in die Rolle der Selina Kyle geschlüpft war - wobei… Halle Berry war ja nicht Selina Kyle gewesen, sondern Patience Phillips.
McGee, reiß dich zusammen!" , schalt er sich erneut und versuchte, sich zu konzentrieren.
Nein - die Person, die ihm gegenübergestanden hatte, war, bevor sie ihn mit Jessica verbunden hatte, in eine Katzenfrau mutiert - menschlicher, sehr attraktiver und wohlproportionierter Körper und unglaublich gerissen lächelnder Katzenkopf. Und McGee hatte das Gefühl, dass er sie kennen müsste - wenngleich er nicht wusste, woher.

Er spürte eine Hand auf seiner Schulter, öffnete die Augen, blickte die Hand und den Arm entlang und schaute in die hypnotisierend-blauen Augen seiner Three of Five. Sie lächelte ihm mit diesen vollen, sinnlichen Lippen zu, beugte sich vor und küsste ihn.
"Los", hauchte sie, "Zeig mir deine Magie."
Und McGee wusste, was sie meinte.
Erneut ließ er sich in Dunkelheit sinken, ging gedanklich die Gänge des Gebäudes ab, die er gesehen hatte und stellte fest, dass er keine Tür gesehen hatte, die zu einem Treppenhaus führte. Wenn sie ganz viel Glück hatten, befanden sie sich im Erdgeschoss und mussten jetzt nur noch den Ausgang finden. Wenn sie Pech hatten… traf dies alles nicht zu.
Aber… nein, irgendwas war da noch. McGee konnte es nicht genau benennen - aber er hatte das Gefühl, dass er irgendwas… oder irgendwen… vergessen hatte oder ignorierte.

TBC




Kapitel 28.3 


Mit einem anderen Job wäre alles sehr viel besser gewesen - oder vielleicht auch nicht.
Als das Meer direkt vor Director Leon Vance, dem Starfleetcaptain, explodierte, war es ihm, als hätte er in einem anderen Leben vielleicht viel größere Überlebenschancen gehabt. Wobei… wenn er so an Wolf 359 und das Dominion dachte… so ganz wollte ihm diese Überlegung auch nicht behagen. Ausserdem waren "Was wäre wenn"-Spielchen immer relativ müßig und … wenn er ehrlich war: sie passten nicht zu ihm. Lieber befasste er sich mit Sachen, die vor ihm lagen - das war schon damals, während dieser Mission in Amsterdam einer seiner Charakterzüge gewesen.
Also tat er genau dies, griff sich die duckende Abby, presste sich und sie auf den Boden und schirmte mit seinem Körper die zierliche Laborantinnengoth vor eventuellem… was auch immer da draußen darauf aus war, sie umzubringen… ab.

Das Gesetz der Schwerkraft besagt, dass alles, was nach oben geschossen wurde, irgendwann und irgendwo runterkommen muss, es sei denn, es wurde so stark nach oben beschleunigt, dass es dem Griff der Gravitation entkommen kann. Dies war bei einer Explosion eventuell gegeben, dennoch wusste Vance nicht, ob nicht eventuell doch irgendwelche Trümmerteile dessen, was da gerade detoniert war, auf sie niederprasseln würden - und tatsächlich spürte er, wie sein Körper von etlichen Geschossen getroffen wurde¬. Doch als er dann den Kopf hob, stellte er fest, dass es sich bei diesen Geschossen lediglich um Wassertropfen handelte, die als feiner Sprühregen herunterprasselten.
Schnell rappelte er sich auf, straffte seine Gestalt und blickte zu Abby Sciuto herunter, die ihn anlächelte: "Wow, danke Director."
"Keine Ursache, Miss Sciuto", lächelte er zu ihr, reichte ihr die Hand, an der sie sich in die Stehende zog und… schluckte.
Leon brauchte gar nicht großartig zu überlegen, weswegen sie das tat, er spürte den Druck der Waffenmündung gegen seinen Hinterkopf.
"Das war lustig.", hörte er hinter sich Robert Makepeace lachen, "Und nun nehmen Sie die Hände hoch."
Leon Vance sah keine großartige andere Chance und tat, wie ihm geheißen.

Kurz schloss er die Augen, ging für sich noch einmal sämtliche Bewegungsabläufe durch, die man ihm im Selbstverteidigungskurs beigebracht hatte, - und spürte erneut den Lauf der Waffe gegen den Hinterkopf gepresst: "Hey, Kollege, hier wird nicht geschlafen.
Wie war das noch? Zuerst ein Schritt zur Seite, damit die Waffe nicht direkt in seinen Kopf abgefeuert werden konnte, dann umdrehen und … ja… so konnte es klappen.
Vance trat einen schritt zur Seite, drehte sich um und blickte Makepeace genau in die Augen: "Halten Sie das für so eine gute Idee?"
"Schnauze!", erwiderte sein Gegenüber und der Director des NCIS konnte deutlich hören, dass der Mann mit der Waffe ziemlich ungehalten war - was anhand der Situation nicht unbedingt überraschte.
Dazu musste man sich nur einmal kurz in die Lage dieses Mannes versetzen, der sich ihnen als Robert Makepeace vorgestellt hatte: Man begrüßt zwei Fremde auf einem Stützpunkt und plötzlich explodiert das Meer - das klingt jetzt zwar ein bisschen merkwürdig, aber … wir halten fest: Neue Leute werden in Film, Funk, Fernsehen gerne als "fall persons" verwendet, also als solche, die von der Katastrophe gewusst haben, sie eventuell sogar geplant oder gar angeleiert. Von der Perspektive gesehen - aus der Warte betrachtet, konnte Leon Vance seinem Gegenüber keinen großartigen Vorwurf machen.
"Hören Sie", setzte Vance an, wurde jedoch von einem gezischten "SCHNAUZE, sagte ich" unterbrochen - auch, wenn das "Schnauze" in Kapitalbuchstaben jetzt nicht unbedingt gezischt aussieht.
"Mister Makepeace" versuchte nun Abby ihr Glück, doch der losgellende Schuss, der knapp an Vances Ohr vorbeirauschte und die Forensikerin tatsächlich traf - wenn auch nur dergestalt, dass die Kugel einen ihrer Zöpfe streifte -  ließ sie effektiv verstummen. Sie tastete nach ihrer Frisur, sah einige ihrer langen, schwarzen Haare zu Boden segeln und schluckte.
"Miss Sciuto?"
Nun war es an Vance, hart zu schlucken und - die Kanone, die auf ihn gerichtet war, vollkommen ignorierend - er trat auf seine Reisebegleitung zu, blieb vor ihr stehen und blickte ihr in die Augen: "Abby?"

So hatte er sie noch nie genannt. Es war immer nur "Miss Sciuto" gewesen und Abby konnte damit wunderbar klarkommen. Es gab sowieso viele Sachen, mit denen sie einigermaßen klarkam. Aber, dass ihr jemand die Haare wegschoss…
dabei war es noch nicht einmal der Fakt, dass die Haare getroffen wurden, selbst, der sie schockierte - sondern eher, dass da jemand war, dessen erste Möglichkeit, sie vom Reden abzuhalten, darin bestand, erstens auf sie zu schießen und dann zweitens auch noch in die generelle Richtung ihres Kopfes. Wäre die Kugel auch nur ein paar Millimeter weiter links eingeschlagen… Abby mochte sich gar nicht vorstellen, wie eines ihrer Ohren, oder gar eines ihrer Augen getroffen wurde - ganz zu schweigen von dem Präzisionswerkzeug, das hinter den Augen sein zuhause hatte.
Auch, wenn sie manche als Laborgoth bezeichneten - was sie ja auch war - so wirklich mit dem eigenen Tod auseinandersetzen war etwas, das ihr nicht direkt lag. Als Forensikerin Beweise finden, den Tod Anderer aufzuklären, das war kein Problem, aber die Frage, wie sie selbst einmal sterben wollte, hatte sie sich eher selten gestellt.
Ihr wäre es natürlich am Liebsten, wenn dies etliche Jahre in der Zukunft geschähe, in einem großen Haus, mit der gesamten Familie um sie herum, mit allen Freunden und Bekannten, die ihr noch einmal freundlich zulächelten. Oder mit 110 an einem Herzinfarkt, den sie aufgrund ausserordentlicher physischer Belastung erlitt. Wie man es bei Star Trek sagen würde: "Death by Jama'haron."  wobei man auch sagen könnte: Sie würde sich wünschen, dass ihr Abgang aus ihrem letzten Petit Mort einen Grand Mort machen würde.
In der Blüte ihrer Jahre dahingerafft auf einem Pier in der Nähe von Dubai gehörte nun nicht wirklich zu ihrer Vorstellung ihres Lebensendes.
Sie war nicht Ziva, die es vielleicht gewöhnt war, dass man auf sie schoss und - auch wenn sie sich damals, in der Sache mit diesem Verrückten, ganz gut ihrer Haut erwehren hatte können und sie von der hübschen Israeli Selbstverteidigungsunterricht erhielt… es stellte schon einen ziemlichen Unteschied dar, ob man seine Brötchen als Agent im Aussendienst verdiente und quasi immer damit rechnen musste, dass dieser Einsatz, zu dem sie unterwegs waren, ihr letzter war, oder ob man in einem Labor im Hauptquartier arbeitete und daher von etlichen Agenten, die im Umgang mit Waffen geschult waren, im Zweifelsfall beschützt wurde.
Verblüfft schüttelte Abby den Kopf, als plötzlich zwei braune Augen in ihre hineinblickten und sie die Stimme Director Leon Vances hörte, der ihren Namen sagte und ein "Sind Sie in Ordnung?" an ihre Adresse richtete.
Los Abby, reiß dich zusammen.
Sämtlicher Schock fiel von ihr ab, sie hob den Blick, nickte dem Director zu und funkelte dann zu Makepeace herüber, der nur lächelte, die Waffe hob und den Hahn erneut spannte.
"Miss Sciuto, das Beste ist, wir ergeben uns."
Abby blickte ihren Boss verblüfft an, der diese Worte mit einer dermaßenen Ruhe gesagt hatte, als würden sie ihm nichts bedeuten.
Aber wie konnte dies sein, schließlich und endlich waren sie, wenn Vance sich tatsächlich ergab, Gefangene dieses Verrückten mit der Pistole.
Und doch -  die Ruhe Vances breitete sich aus und sie nickte.

Leon Vance atmete erleichtert auf - seiner Forensikerin war nichts geschehen, für das er sich später hassen würde müssen, sie hatte sich vermutlich lediglich erschrocken, was angesichts der Tatsache, was da gerade passiert war, nicht überraschen sollte.
Also ging er langsam und ruhig zu Makepeace, nickte ihm zu… und wirbelte im nächsten Moment auf dem Absatz herum. Er schlug dem Wachmann die Waffe aus der Hand, die auf den Boden fiel und zu Abby herüberrutschte. Dann rammte er Makepeace die geballte Faust zuerst in den Magen, dann gegen das Kinn. Knochen trafen auf Knochen und der Soldat stöhnte auf, ehe er - wie ein nasser Sack -  zu Boden fiel.
Vance konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen, als er ein "Das tat gut" raunte. Er trat dann dorthin, wo Makepeaces Pistole hingeschlittert war und nahm  - einem inneren Instinkt folgend - die Waffe, die Makepeace ihm da gegen den Kopf gehalten hatte, noch einmal genauer unter die Lupe. Erst in diesem Moment fiel ihm etwas auf - hatte sich der Schuss, den Makepeace gerade abgefeuert hatte, nicht irgendwie anders angehört? Irgendwie - merkwürdig?
Der NCIS-Direktor musste kurz grübeln. Er erinnerte sich daran, was ihm der 1,78 Meter große Air Force General erläutert hatte, mit dem er - noch vor einigen Stunden - in seinem Büro in Washington gesessen und Whiskey getrunken hatte.
Vance drehte sie Waffe in seiner Hand, bis die untere Seite des Griffstücks, dort, wo sich bei einer Colt M 1911 A1 die Fangschnur-Öse befand und das Magazin seinen Sitz hatte, auf ihn deutete. Tatsächlich - dort, an dieser Stelle, genau dort, wo General Hank Landry gesagt hatte, dass es wäre, war ein rot leuchtender Kristall zu sehen.
Erneut atmete der Direktor des NCIS erleichtert durch - selbst, wenn Makepeace Abby Sciuto getroffen hätte - es wäre ihr nicht viel passiert.
Er stand auf, lächelte Abby zu und trat auf sie zu.
"Direktor - alles in Ordnung?"
Vance lächelte ihr zu: "Ja - alles in Ordnung."
"Haben Sie vor, die Waffe zu behalten?"
Leon war neben ihr angekommen, hob die Pistole an, damit die Forensikerin diese sehen konnte: "Keine Sorge, Miss Sciuto - das ist ein INTAR."
Er wandte sich um, betrachtete das dunkle Gebäude vor sich, aus dem nun, durch die Explosion bedingt, Rauch und auch Feuer leckten - seine Leute waren da drin und er wollte verdammt sein, wenn er sie nicht rettete.

TBC

Kapitel 28.4 
Daniel folgte der hübschen Frau, die ihn durch die brennenden Gänge der Festung führte.
"Moment", hielt er inne, blieb stehen, schaute sie an, als sie sich zu ihm umwandte: "Was ist mit dem Mann, der Sie angegriffen hat?"
Die Antwort Felicity Cats bestand aus einem geseufzten: "Wir haben keine Zeit" und darin, ihn bei der Hand zu greifen und fortzuziehen.
Um sie herum - Explosionen, das brüllende Rauschen der Flammen, dichter Rauch.
Alles in allem kein sehr erfreulicher Ort.
Sie kamen nur ein paar Meter weit - denn Daniel blieb erneut stehen und ließ sich gegen die nächstbeste Wand sinken.
"Was ist?", blieb nun auch Felicity stehen und blickte ihn verwundert-verärgert-genervt an.
Und dann konnte der Anthropologe sich nicht mehr beherrschen. Er merkte, wie es aus ihm herausbrach, wie sein Körper in Zuckungen verfiel, wie die Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen.
Schreie, Weinen, eruptierte aus ihm heraus, als er realisierte, was passiert war.
Neben ihm ging Felicity in die Knie: "Doktor Jackson?"
Die Stimme der Frau war nun nicht mehr genervt, sie zeigte Besorgnis, als sie ihre Hand nach seiner Schulter ausstreckte und dort sanft platzierte. Dieselbe Sanftheit, die sich nun in ihre Stimme mischte: "Doktor Jackson - wir… wir müssen hier weg. Unsere Einrichtung wurde infiltriert und angegriffen  - wir haben keine Zeit mehr."
"Das ist mir egal.", konnte man Daniel murmeln hören - so leise, das man, würde diese Sequenz im Fernsehen betrachtet, vermutlich die Lautstärke extrem raufdrehen würde. Dies sollte man jedoch bei solchen Filmen eher selten tun, da das Gesetz der Serie einem unglaublich leise gesprochenen Dialog entweder einen "jumpscare" folgen lässt oder der Film zu etwas überblendet, das dann die Lautsprecher aus dem Fernseher springen lässt. Schönes Beispiel hierfür: Die Matrix-Filme, die der Autor dieser Zeilen ja alle gesehen hat - und feststellt: Während die Herren des Stabes relativ normal sprechen, fordern die Dialoge der Damen entweder eine Lautstärkeerhöhung oder aber die Zuschaltung von Untertiteln. Wer auch immer dafür verantwortlich ist: "STOP IT AT ONCE!"
Ich meine - es ist eine Sache, wenn die Szene es gerade verlangt, so wie bei Daniel in diesem Moment - aber es ist etwas Anderes, wenn Unterhaltungen permanent nach diesem Schema ablaufen.

Aber zurück zur Handlung. Daniel murmel-wisperte also ein "Das ist mir egal", zog die Beine an und legte seinen Kopf auf die Kniescheiben: "Ich… ich werde sie nie wiedersehen."
Felicity ließ sich neben ihm nieder, legte sanft einen Arm um ihn und schaute ihn dann an, ehe sie nickte: "Ich verstehe, wie Sie sich fühlen."
"Wie können Sie das?", seufzte Daniel und konnte nicht verhindern, dass sein Kopf gegen ihre Schulter sank.
Der Antrhopologe konnte ihr melancholisches Lächeln beinahe hören, ehe sie Luft holte: "Ich… meine Eltern habe ich bei einem Aufstand unter unseren Leuten verloren. Einige… naja… sie sahen die alten Wege nicht mehr als zeitgemäß an und… "
… und nun fühlte sich Doktor Daniel Jackson wirklich elend - im Sinne von wirklich elend.
Langsam, vorsichtig, streckte er seine Hand nach ihrer Wange aus, platzierte sie dort sanft und schaute sie an: "Es… es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht…"
"Ist in Ordnung", lächelte sie, wenngleich er erkennen konnte, das dem nicht so war, "Ich… ich habe mich damit abgefunden."
Und dann erschien etwas in ihren Augen, das er sofort erkannte - typisches soldatisches "Das ist meine Pflicht, also tun wir das jetzt!".
Er hatte es oft genug bei Jack und Sam - selbst bei Teal'C -  gesehen und wusste, was nun kam.
Sie straffte ihre Gestalt, richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und reichte ihm die Hand: "Doktor Jackson, Sie müssen mich begleiten."
Unter normalen Umständen wäre seine Reaktion ein etwas verwirrtes "huh?" gewesen, er hätte sie angeschaut, hätte den Kopf schiefgelegt und sie vermutlich gefragt, warum es so wichtig war, das er nun mitkam. Und vermutlich hätte sie es ihm sogar erklärt.
Dies jedoch waren keine normalen Umstände.
Also ließ er den Kopf wieder sinken, schlug die Augen nieder, schloss sie ganz und seufzte.
"Gehen Sie, Miss Cat. Gehen Sie einfach - bringen Sie sich in Sicherheit. "
"Ich kann Sie nicht einfach hier zurücklassen!", widersprach die hübsche Frau - was auch immer sie war - "Sie müssen gerettet werden!"
Daniels Kopf ruckte hoch: "Nein! Verstehen Sie es nicht? ICH WILL NICHT MEHR!"
Die letzten Worte schrie der Anthropologe und bemerkte, zusammenzuckend, wie sie im Korridor wiederhallten. Er holte tief Luft, schüttelte dann den Kopf und wiederholte - wenn auch leiser als vorher - "Ich will nicht mehr."
"Doktor - wollen Sie Ihr Leben einfach so wegwerfen? Sie…"

Daniel hörte schon nicht mehr zu.
Er hatte versagt und das wusste er - schon lange, schon als er dabei zugesehen hatte, wie die kiloschweren Steine im New Yorker Museum auf seine Eltern heruntergeprasselt und sie getötet hatten, schon, als er Sha'res sterbenden Körper in den Armen hielt, der von einem Stabwaffentreffer in der Brust ein veritables Loch aufwies und mit ihm zusammen in der Kammer vor dem Stargate von Abydos lag, damals, als Ras Jaffa sie niedergeschossen hatte.
Er hatte damals versagt, als er nicht in der Lage gewesen war, Sha're und Ska'ara aus der Gewalt von Apophis zu befreien, als er Sam nicht davor bewahren konnte von Kawalski, der einen Symbionten im Kopf hatte, verschleppt zu werden und auch nicht zu verhindern, dass Sam von einem Shawadai entführt wurde.
Er war nicht dazu fähig gewesen, Jack und Teal'C vor einer unfreiwilligen Reise in eine Höhle zu retten oder Sam vor ihrer unangenehmen Erfahrung, von einer Goa'Uld besessen zu werden.
Ich kann sie dir zurückgeben, Daniel. hatte der Goa'Uld damals gesagt - und Daniel wusste damals noch nicht, dass es sich dabei um Jolinar von Mal'shur gehandelt hatte, eine Tok'Ra und damit ein Mitglied späterer Verbündeter.
Und damals hatte er auch nicht das richtige gemacht, was ihm jetzt durch den Kopf schoss, nämlich ein "Gut, du lässt Sam gehen und nimmst dafür mich in Besitz" - nein, er hatte sich auf eine Unterhaltung eingelassen. Wenn er Sam damals hätte befreien können - und zwar dadurch, dass er selbst Wirt für Jolinar gewesen wäre -  hätte er a) ihren ersten Kuss um Jahre vordatieren können, denn die Tok'Ra dringen durch den Mund und nicht durch den Nacken in Menschen ein und b) hätte die unnötige Tötung Jolinars nicht stattgefunden.
Und nicht zu vergessen C): Jolinar hatte gesagt, dass sie Informationen hätte, wo sich Sha're befände - respektive, wie man sie befreien könnte.
Aber nein - soweit dachte er damals nicht und es war genau dieser Mangel an Weitsicht, gepaart mit der Angst, doch nur ein willenloses Werkzeug eines Goa'Uld zu sein, die ihn daran gehindert, die ihn gelähmt hatte.
Das waren nur einige seiner unzähligen Fehltritte, die er sich geleistet hatte.

Und wenn er dann doch einmal alle retten wollte, wurde er entweder schwer verwundet (so geschehen auf Apophis Raumschiff) oder starb gar an Naqquadriah-Verstrahlung. Welchen Nutzen hatte er eigentlich?
"Gehen sie", murmelte er erneut, blickte kurz zu Felicity hoch und schüttelte den Kopf: "Ich geh hier nicht weg."
Die Stimme, die nun an seine Gehörgänge drang, kannte er zwar, aber sie klang unglaublich alt, als sie sagte "Doch, Dannyboy - das wirst du."
Kurz wandte er seine Aufmerksamkeit von Felicity ab, sah in den Flammen die vertraute Gestalt des Starfleetcaptains, der allerdings das Rentenalter schon lange erreicht hatte - "Ich verbringe zuviel Zeit mit Jack", stellte der Wissenschaftler für sich fest - und spürte dann einen Stich in die Schulter.
Er fuhr herum, blickte zu Felicity, die ihn verzeihungsheischend anlächelte und die Spritze wieder zurückzog… und es wurde dunkel um ihn.

tbc


Kapitel 28.5

In Washington D.C. hatte sich Donald Mallard, der von seinen Freunden "Ducky" und von Leroy Jethro Gibbs gern auch einfach mal nur "Duck" genannt wurde, auf einen Stuhl sinken lassen. Die Nachrichten, die er über den Lauf der letzten Stunden bekommen hatte, taten seinem Herzen nicht gut und er zwang sich, trotz der Enge in seiner Brust, ruhig zu atmen.
"Reiß dich zusammen, Donald.", schalt sich der Schotte selbst und warf immer wieder einen Blick auf den Monitor, auf dem das Gemetzel zu sehen war.
Gibbs kämpfte sich durch eine Reihe waffenschwingender Angreifer und fiel zuletzt im Kampf gegen einen Mann, den er als "Daniel Jackson" kennengelernt hatte. Die Gründe der Auseinandersetzung waren ihm schleierhaft, aber das Ergebnis war dafür um so eindeutiger. Leroy Jethro Gibbs war tot - und, so wie das Gerücht im NCIS-Headquarter seine Runden machte, galt das gleiche für sein Team.
Vance hatte zwar Kommunikationssperre verhängt, hatte per Durchsage darauf aufmerksam gemacht, dass noch nichts spruchreif war und das man das, was man gesehen hatte, möglichst großzügigst vergessen sollte, aber dennoch… es gab Sachen, die konnte man nicht vergessen.
Zu sehen, wie einer der besten Freunde erschossen wird, ist so eine Sache. Ducky konnte - nein, Ducky wollte es nicht vergessen. Wenn der Rest des NCIS damit klar kommen konnte, eine groß angelegte Vertuschungsoperation laufen zu haben - fein. Er konnte es nicht.
Er erinnerte sich noch daran, wie er und Gibbs sich das erste Mal begegnet waren, wie er sich mit Abby zum ersten Mal unterhalten hatte, wie er auf Tony getroffen war - wie er Caitlynn "Kate" Todd hatte obduzieren müssen - die ersten Unterhaltungen mit Ziva David, das erste Zusammentreffen mit Tim McGee.
Alle waren sie weit vor ihrer Zeit gestorben und er konnte sich gerade noch davon abhalten, auf den Boden zu sinken und wie Bo Bibbowski im Superman-Comic "Der Tod von Superman". In dieser Story fragte "Bibbo", wie ihn seine Freunde nennen, nach einem Moment der Stille Gott, warum Suoerman sterben musste und "so'n alter Grobian" wie er weiterleben durfte.
Zwar sah sich Ducky nicht als "alten Grobian" an, jedoch fragte er sich schon, wieso er beispielsweise die Begegnung mit Ari überlebt hatte, während dies für Kate nicht galt.
Er seufzte, schüttelte den Kopf - eigentlich war es müßig, solche Überlegungen anzustellen… schließlich gab es nichts, was man am Schicksal ändern konnte.
Also beugte sich Doktor Mallard vor, um seine Arbeit zu beenden.

Als Coroner Jimmy Palmer den Raum betrat, bemerkte er als allererstes, wie schlecht sein Mentor aussah - als wäre alle Lebenslust aus ihm gewichen. Donald "Ducky" Mallard schien gerade nur noch eine Hülle zu sein, ein lebensunlustiger Automat, der seine Arbeit machte, sich aber ansonsten für nichts interessierte.
Palmer hatte diese Reaktion schon einmal bemerkt - gerade vor einigen Minuten erst - als er Abigail "Abby" Sciuto geweckt und dann mitbekommen hatte, wie Leon Vance ihr mitteilte, dass das Team um Gibbs doch nicht gefallen war. Aber bis er ihr das sagen konnte, sah sie wie etwas aus, das sie selbst vermutlich als Zombie bezeichnet hätte.

Die momentane Stimmung und Geisteshaltung seiner beiden Freunde Abby und Ducky - letzteren nannte er trotz allem voller Respekt "Doktor Mallard" - konnte Jimmy durchaus nachvollziehen, denn auch er erachtete einige der angeblich-gefallenen als seine Freunde. Sicher - am Anfang war es nicht leicht gewesen, hatte Palmer doch zumindest das Gefühl, dass er lediglich "der Ersatz" war - der Ersatz für den von Ari verwundeten Gerald Jackson -  und im Nachspiel der furchtbaren Sache mit Kate, die ebenfalls mit Ari zu tun hatte, wurde er -  so hatte er es im Gefühl -  erst als vollwertiger Coroner gesehen.
Aber vielleicht lag es auch nur an dem "netten" Spitznamen, den sich Anthony DiNozzo für ihn ausgedacht hatte. "Autopsiegremlin." Am Anfang hatte er diesen Namen gehasst, aber im Laufe der Zeit war ihm aufgefallen, dass DiNozzo dennoch mit ihm gerne mal bei einem Bier saß.
"Das ist meine Art", hatte der Halbitaliener einmal im Vollrausch gelallt, "Ich… ich nenne auch Tim 'Bambino' - und dabei ist der eigentlich kein übler Kerl. Genau so wenig wie du."

Gut - Tony hatte dieses spezielle, durch Alkoholzufuhr induzierte, Geständnis wieder vergessen, aber… er - Jimmy - nicht.
Und über den Lauf der Jahre hatte er gemerkt, dass die Leute ihn mochten.

Schneller Vorlauf: Als Jimmy erfahren hatte, dass das Team um Gibbs aller Wahrscheinlichkeit nach gefallen war, merkte er, wie für ihn eine Welt zusammenbrach und wie er derjenige war, der diese schwierige Kunde an Ducky überbringen musste. Auch kein Job, den man jemandem neidet.
Und als er in den blauen Augen seines Vorgesetzten und Freundes sah, wie sein Herz brach, war ihm bewusst, dass er diese Aufgabe nie wieder übernehmen wollte - und dennoch wusste er, dass er vermutlich irgendwann nicht drumherumkommen könnte. Irgendwann würde er wieder das Herz in den Augen einer Person brechen sehen und es würde ihn wieder an diesen Tag erinnern.

Doch - als sich dann herausstellte, was wirklich passiert war… da wollte er derjenige sein, der seinem Freund und Vorgesetzten diese Meldung überbrachte. Er eilte herunter, kam in der Autopsie an und lächelte.
"Doktor Mallard - gute Neuigkeiten."

TBC

CaptainCalvinCat:
Kapitel 29

Kapitel 29.1  -  back to reality  - 

Die gefühlte nächste Stunde verbrachten sie alle in der Krankenstation des gesunkenen Raumschiffes - auch ein Satz, den man so nicht allzu häufig hören würde und noch weniger sagen. Nie hätten sie daran gedacht, je alle zusammen darauf zu warten, dass der Mann, der da wie hingestreckt auf dem Biobett der Krankenstation lag, wieder zu sich käme, kurz benommen aufstöhnen würde und langsam, aber sicher die braunen Augen öffnen würde, die die Illusion zerstörten, dass dort der Schauspieler Jensen Ackles liege.
Dies war eine Eigenschaft, die sich Cal mit seiner XO teilte - auch hier wäre man eigentlich davon ausgegangen, dass Kirsten Dunst sich in ihrer Rolle als Mary Jane Watson nur eine Starfleetuniform - oder in diesem Fall ein rotes Top, das eine bessere Entschuldigung für einen BH darstellte und sie wie eine Bauchtänzerin aussehen ließ - übergeworfen hätte, solange die junge Frau schlief. War sie wach und man konnte in ihre Augen blicken, so erkannte man die Diskrepanz zwischen Schauspielerin und der Frau vor einem, denn Agatha Silverbirds Augen waren von einem nahezu hypnotischen Grün, während Kirsten Dunst blaue Augen hatte. Ein weiterer Unterschied - Miss Dunst hatte sich für die Rolle der Mary Jane die Haare färben lassen, Agathas Flammenköpfchen war Naturrot.

Ob es nun Jensen Ackles vom Set von Supernatural - der auch keine Uniform, sondern eine Weste mit Pluderhose trug - und Kirsten Dunst vom Set von Spider-Man 1 waren, die dort ruhten, oder Calvin Nathan Cat und Agatha Silverbird… das machte momentan keinen Unterschied, denn man wartete. Ziva David und Tony DiNozzo allen voran. Sie warteten darauf, dass beide Offiziere zu sich kamen und normal reagierten. Man hatte beide in je einer Stasisröhre gefunden und versucht aufzuwecken, was bei Cal dazu geführt hatte, dass er beinahe das Meer in die Luft gejagt hatte und bei Agatha dazu, dass sie sich in eine wilde Kampffurie verwandelte, gegen die selbst die eigentlich in Selbstverteidigungstechniken bewanderte Sydney Fox keine große Chance hatte und Tony DiNozzo auch nur deshalb einem ebenso langen Nickerchen entging, weil Ziva Agatha mit einem Phaserschuss in den Rücken betäubt hatte.

Nun wartete man darauf, dass beide zu sich kamen - Agatha lag inzwischen gefesselt auf einem Biobett -  und nach ein paar Minuten konnte man hören, wie sich das Atmen Cals veränderte, zu einem leisen, gehauchten "Ohhh" changierte, was die anwesende, bei bewusstsein-befindliche Weiblichkeit mit Anhang Tony dazu veranlasste, sich ihm zuzuwenden.
Langsam - unendlich langsam - glitten die Augenlider hoch, die immer noch mindestens 10 Kilo zu schwer schienen und er schaute aus braunen Augen verschlafen und verwirrt in das weite Rund.
"mhhhh", machte er - auch die Lippen schienen für ihn äußerst schwer zu bedienen zu sein - "b'n'ch't't?"
Ziva blickte ihn an, legte den Kopf schief und dann eine Hand die Stelle seines Halses, an der sie einen Puls vermutete. Dieser war dabei, immer kräftiger zu werden. Die hübsche Israeli nickte zufrieden, lächelte dem schläfrigen Offizier zu und richtete sich dann wieder zu ihrer vollständigen Größe auf.
Cal räusperte sich und versuchte, die Frage noch einmal zu stellen: "bin… ich… tot? Und im Himmel?"
Die Israeli runzelte verblüfft die Stirn und wollte gerade Luft holen, zu fragen, als ihr Lara zuvorkam: "Wieso fragst Du, Cal?"
Wobei - wenn sie mit sich selbst ehrlich war, konnte sie sich die Antwort auf diese Frage schon denken, denn…
"Ich liege auf einem Bett und bin von wunderschönen Frauen umgeben.", lächelte er, ehe er sich Tony gewahr wurde: "Okay, auf dich treffen beide Attribute nich zu, DiNozzo."
Seufzend rollte der Halbitaliener mit den Augen:" Sehr freundlich, Cal."
Japp, das war typisch Cal. Eigentlich sollte man auch nicht meinen, dass man fast schon sicher sein konnte, wie eine Person reagieren würde, die man selbst erst vor knapp einer Woche kennengelernt hatte - aber bei Cal, Agatha und ihren Freunden von der DRAGONFLY kam ihr das alles sehr einfach vor.

Nun war es an Cal, mit den Augen zu rollen, wobei dies etwas war, das er besser gelassen hätte, nach den Unmutsbekundungen zu urteilen, die er anschließend von sich gab.
"Auuuuu - meine BIRNE!", murmelte er und Lara bemerkte, wie er erst ihr genau in die Augen blickte, eine Frage anfing" Ich nehme nicht an, dass du eine Asperin…", dann abbrach und sein Blick an ihrem Körper herabglitt, bis zu ihrem Bauch und dann seitwärts ging, dorthin, wo das weitere Biobett situiert war - mit der festgeschnallten XO.
"Gathy?"
Der Captain lächelte ins Rund: "Ihr habt meine XO auch wieder aus der Stasis holen kö…"
Dann erst schien er zu bemerken, dass seine Freundin festgeschnallt war und von einer Sekunde auf die Andere veränderten sich seine Gesichtszüge. Vorher wirkte er verschlafen, verblüfft, aber froh sie zu sehen, dann - als er Agatha sah - konnte Lara das Gefühl der Verliebtheit in seinen Augen förmlich spüren und dann, als er bemerkte, dass man seine XO festgeschnallt hatte, veränderte sich die Verliebtheit in Verärgerung.
"Hat es einen Grund, dass meine XO angeschnallt wurde?"
Lara ging vor ihm in die Knie, deutete auf ihr linkes Auge: "Das ist der Grund."
Der Captain runzelte die Stirn, betrachtete sie und schüttelte dann den Kopf.
"Nein", sagte er mit der Bestimmtheit des großen Offiziers, der er eigentlich inzwischen sein sollte und dennoch nicht ganz war, "Nein, meine Freundin würde so etwas nie tun."
Dann runzelte er die Stirn und blickte Lara an: "Es sei denn… du hättest ihr einen Grund gegeben."
"Nein", kam Schützenhilfe von Sydney, die ebenfalls neben Cal trat und ihn ansah: "Sie ist aufgestanden und hat als aller erstes versucht, Lara anzugreifen."
Der Captain setzte sich auf, blickte nachdenklich zu der festgeschnallten Frau herüber und runzelte die Stirn: "Hat sie dabei irgendwas gesagt?"
"Nur eine Reihe von Zahlen."

"Trigger!", schoss es plötzlich durch Zivas Gehirn und sie wandte sich ebenfalls zuerst dem Captain zu, ehe sie auf die bewusstlose Offizierin zutrat, "Es war eine Reihe von Zahlen und ich bin sicher, diese Zahlen hat sie nicht umsonst gesagt."
"Sie könnte auch einfach nur verwirrt sein.", warf nun Tony ein und Ziva schüttelte den Kopf: "Nein - schau, Cal war nicht verwirrt, als wir ihn aus der Stasis geweckt haben."
"Abgesehen davon, dass er beinahe das Meer verdampft hätte."
Ziva grinste: "Das ist richtig, Lara, aber… wir kennen doch Cal. Das passt zu ihm."
Dann wandte sie sich dem Captain zu: "Komm mal hier rüber, ich möchte ein Experiment veranstalten."
"Ein wat?", fragte der Kommandant der DRAGONFLY, zuckte dann aber gottergeben mit den Schultern, erhob sich und trat, taumelnden Schrittes, auf Ziva zu. Diese nahm ihn bei der Hand, führte ihn zu der bewusstlosen Form Agatha Silverbirds und öffnete die Fesseln, die die XO ans Bett banden.
Cal hob die Augenbrauen: "Du lässt sie dann jetzt gleich einfach gehen?"
"Na so einfach geht es dann nun doch nicht.", lächelte Ziva, "Ich bediene mich einfach mal in deiner Ideenkiste. Leg dich neben sie."
Die Augenbraue des Captains wanderte in die obere Stratosphäre, während er das intelligenteste aller Frageworte bemühte: "hä?"
"Leg dich zu ihr.", wiederholte die hübsche Frau aus Israel und lächelte ihm sanft zu: "Keine Sorge, euch wird, wenn ich recht habe, nichts passieren."
"Tolle Idee, Ziva.", erklang Laras Stimme, die ehrliche Begeisterung zeigte, "So müsste es klappen."
Des Captains Augenbraue war inzwischen in der Ionosphäre angekommen und pausierte dort: "Das is ja schön, das die Damen hier wieder den kompletten Überblick haben, ich fühl mich aber dennoch nicht klüger."
"Nicht nur du", murrte es aus einer Ecke, "nicht nur du."
Cal schaute zu der Quelle des Murrens und lächelte zu Tony herüber: "Na, wenigstens steh ich nich alleine da."
Nun war es an Syndey, auf den Captain zuzutreten und ihm in die Augen zu schauen: "Du vertraust uns doch, oder?"
"Ist das ne Fangfrage?", erwiderte Cal und lächelte dann: "Sicher vertrau ich euch."
Ziva griff nach seiner Hand, zog ihn weiter in Richtung Biobett und mit einem Seufzen und einem Schulterzucken ergab sich der Kommandant in sein Schicksal.
Was war das gut, dass Gina seinerzeit Doppelbiobetten entwickelt hatte - sie kannte schließlich ihren Captain gut genug, um zu wissen, dass dieser nicht einfach so in sein Quartier gehen würde, wenn seine XO verletzt wurde.
Er ließ sich auf dem Bett nieder, kuschelte sich an seine XO und…
Ziva schnallte beide fest.
"Erm", machte Cal und schaute etwas sehr unintelligent in die braunen Augen der Frau, die da gerade die Fesseln strammzog.
Sie lächelte ihm zu: "Tut mir leid, ich kann nicht riskieren, dass Agatha, wenn sie gleich aufwacht, Amok läuft. Sie hätte ja schon beinahe Tony verwundet."
"Und mich HAT sie getroffen.", kam es - nicht ohne eine gewisse Schärfe - von Lara.
Das einfache Schulterzucken des Captains sah Ziva als das, was es war. Ein Eingeständnis, dass es ihm leid tat, was seine XO da gerade verbockt hatte, eine Entschuldigung an Lara und das Zeichen, ihn doch jetzt endlich festzuschnallen, sonst käme man hier nicht weiter.
Also befestigte Ziva den letzten Riemen um Cals Füße und schaute ihn an.
"Und jetzt?"
"Jetzt warten wir, bis deine XO zu sich kommt.", erklärte die Israeli.
"Und wie lange kann das…"
Weiter kam Cal nicht, als er neben sich ein leises, schläfriges Stöhnen hörte. Er drehte sich um und schaute in zwei zornige, nahezu leuchtend-grüne Augen.
TBC


Kapitel 29.2

Was übersah Tim McGee nur?
Er hatte nicht den Hauch eines Schattens einer Ahnung und er verfluchte sich dafür.
Meine Güte - er fand sich problemlos in den unendlich langen Levelschläuchen seines Online-RPGs wieder, das ihm den Spitznamen Elfenkönig eingebracht hatte, und hier, in der Realität, sollte er nicht in der Lage sein, einen einfachen Ausgang zu finden? Das konnte man doch seinem Friseur erzählen.

Waren nicht eigentlich alle Gebäude zumindest insofern gleich, dass es einen Weg aus selbigem geben musste? Nur wie fand man den Ausgang, wenn man keine Ahnung hatte, wo man selbst war?
Erneut schloss McGee die Augen, atmete tief durch - was bei Rauchentwicklung nicht die Beste aller Ideen ist, und ging im Kopf durch, welche Orientierungspunkte es geben könne. Fenster wären schon einmal eine gute Idee…
Aber einfach aufs Geratewohl jede Tür öffnen und hoffen, ein Fenster zu finden? Was, wenn sie in einem Kellergeschoss waren?
Und das wahllose Öffnen von Türen erachtete er sowieso nicht als die Beste der Ideen.
"Ich hab keine Ahnung, Boss", atmete er sein Schuldeingeständnis aus, "Ich habe absolut keine Idee, wo wir uns befinden könnten."

Was McGee nicht wusste: Auch Gibbs hatte keine Ahnung ob ihrer Position, im Gegensatz zu McGee war er aber gewillt, die notwendigen Risiken einzugehen. Also blickte er zu seinem hockenden Computerexperten, ging neben ihm in die Knie und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter: "Regel Nummer 27, McGee."
" Bewahre immer die Haltung!", erwiderte der Sitzende und Gibbs konnte sehen, wie Jessica Hanson ihn verblüfft ansah: "Was war das denn?"

"Regeln, die Gibbs aufgestellt hatte"
Damit wuchtete sich McGee wieder in die Stehende, straffte seine Gestalt und nickte seinem Boss zu: "Du hast Recht, Boss. Wir müssen hier nur einen Weg raus finden. Das kann nicht so schwierig sein."
Und dennoch fragte sich McGee, wie man diesen Weg finden sollte und blickte sich um.
Der Korridor, in dem sie sich befanden, war lang, schmal und voller Rauch, sodass ein umgehender Abzug entweder des Rauches oder des Personals imperativ gewesen wäre - nur entweder wussten die hier arbeitenden Damen und Herren nichts davon, waren aufgrund einer Rauchgasvergiftung inzwischen schon bewusstlos auf ihren Plätzen zusammengesunken oder gar tot, oder aber - und damit musste man auch rechnen - sie waren in einem Teil des Gebäudes, der nicht so häufig frequentiert wurde.
Ferner fand man nach links und rechts eine unzählige Reihe von Türen, von denen eine wieder in den Raum führte, in den Felicity Cat ihn gelockt und festgesetzt hatte und in dem sich auch Jessicas - zu dem Zeitpunkt noch lebloser - Körper befunden hatte. Wohin die anderen Türen wohl führen mochten? Eine von ihnen - dessen war er sich sicher - war der Ausgang… es sei denn, man stützte sich auf überlegene Technik, die Türen unnötig machte - sprich: man beamte die entsprechenden Personen einfach hinaus.
In dem Fall waren sie wirklich die Gelackmeierten.

"McGee - Optimistisch denken!", ermahnte sich der Computerexperte und überlegte weiter. Welche dieser Türen konnte wohl einen Ausgang beherbergen, wenn es einen gab? Und dann traf ihn die Erkenntnis wie das geseufzte "Männer" von Jessica. Er brauchte sich noch nicht einmal verblüfft umzudrehen, wie es Gibbs gerade tat, er wusste, was sie meinte.
"Wie wäre es denn damit", konnte er ihr freches Grinsen beinahe hören, "wenn man diesen Notausgangsschildern folgen würde?"
Der Computernerd nickte: "Richtig - das wir daran nicht gedacht haben."
"Ich hab daran gedacht, McGee - ich wollte nur wissen, wie lange du brauchst, um darauf zu kommen."
Den Gedanken "Natürlich, Gibbs" konnte sich McGee auch nicht verkneifen - und dann setzte er sich in Bewegung, einfach den Pfeilen zu folgen… bis es plötzlich einige Meter vor ihnen grellorange aufleuchtete.

"Was war das?"
Das Interessante an dieser Frage war, dass drei Menschen sie zum selben Zeitpunkt in genau dem selben Duktus stellen konnten - ein Teil panisch, ein Teil überrascht und zu vier Teilen kampfbereit.
Kurz blieben sie stehen, warteten, ob und wenn warum nochmal ein Blitz erfolgen würde - aber… nichts dergleichen.

Und dann setzten sie sich in Bewegung - langsam, vorsichtig - vorbei an weiteren Notausgangsschildern, vorbei an Türen, die in leere Räume führten, vorbei an Korridoreinmündungen, die McGee auf irgendeine nahezu unheimliche Art und Weise bekannt vorkamen, vorbei an Kopierern, die wohl so ziemlich das Gängiste aller Klischees darstellten - immer weiter auf den Notausgang zustrebend.
Sie waren nicht mehr weit entfernt.
10 Meter noch - das sollte doch zu schaffen sein.
9 Meter
8
7
6
Jetzt noch fünf Meter  - wie lange fünf Meter sein konnten, wenn sie wollten, verblüffte den Computerexperten immer wieder - aber es war so ja auch mit den Minuten. Ein Fünf-Minuten-Ei kocht eine gefühlte Stunde, während die fünf Minuten, die man beim Schlafen gern nochmal den Eltern abverlangt hatte, gerade dafür reichten, die Augen zu schließen, einmal durchzuatmen und gerade in die Dunkelheit von Morpheus' Armen zu sinken - dann waren die fünf Minuten auch schon wieder vorbei und man musste doch aufstehen. Aber so ist halt die berühmte Relativität der Dinge erkannt worden: Wenn man auf etwas wartet, vergeht die Zeit im Schneckentempo, hat man gerade Spaß erscheinen einem 5 Stunden wie 5 Minuten.
Und kaum, dass McGee diese Erkenntnis getroffen hatte, hörte er auch schon einen heiseren Aufknall, einen Schrei, der erschreckend nach dem Jessicas klang und den Fall eines Körpers.
Merkwürdigerweise jedoch wurde es um ihn dunkel.
War da gerade eine Lampe ausgefallen?

Wenn dem so war - wieso fror er plötzlich?
Und dann kam die Erkenntnis.
Jessica hatte zwar geschrien, aber nicht, weil sie getroffen worden wäre, sondern weil er die Kugel in seinem Körper hatte. Deshalb war ihm auch kein Schrei entfleucht, weil er in diesem Moment keine Luft hatte, genau dies zu tun.
Dann "ging das Licht wieder an" - sprich, er stemmte seine Augenlider hoch und stellte fest, dass er am Boden lag - inzwischen gegen eine Wand gelehnt, Jessica hinter ihm, ihn festhaltend und ihm beruhigend über die Kurzhaarfrisur fahrend.
"Hey, nicht einschlafen, ja?", hörte er die ermahnenden Worte Jessicas - dann ging neben ihm eine Pistole los und er erkannte, dass Gibbs auf den Gegner gefeuert hatte.
"NCIS!", bellte der Senior Special Agent, "legen sie die Waffe auf den Boden und treten sie sie zu mir herüber."
Dann wurde es dunkel um McGee.

  TBC




Kapitel 29.3 

Vance blickte nochmal auf den bewusstlosen Körper Robert Makepeaces herab, bevor er den Intar hob, in durchlud und dann zu Abigail Sciuto blickte. Konnte er es wagen, sie mitzunehmen? Das Problem, das sich hier stellte, war natürlich folgendes: Abby war - egal wo sie sich befand - in Gefahr. Im Gebäude konnte wer weiß was auf sie lauern, in "Freier Wildbahn" war sie ebenfalls in einer Situation, in der sie bedroht werden könnte - eventuell von einem Robert Makepeace, der sich von allen möglichen Momenten, das Bewusstsein wieder zu erlangen, genau diesen hätte aussuchen können.
Also: Was war es?
Doch Director Leon Vance sollte gar nicht dazu kommen, diese Frage für sich selbst zu klären, denn genau in diesem Moment war Abby schon an ihm vorbeigerauscht - genau auf das brennende Gebäude zu.
Okay - dann halt so.

Die Flammen schlugen schon in der Eingangstüre so hoch, dass Abby kurz einen Schritt zurücktrat und überlegte. Sie hatte doch irgendwo einmal etwas gelesen - da war auch eine junge Frau in ein brennendes Gebäude gerannt, um jemanden zu retten. Wie hatte sie sich vor Brandwunden und Rauchvergiftung geschützt? Zunächst hatte sie sich einen Helm aufgesetzt um…
Nein, das funktionierte so nicht. Eigentlich müsste sie warten, bis das nötige Equipment vorhanden war - sprich: Sauerstoffmasken, Helmen, et cetera.
Aber wo fand man so etwas auf einem…
Abby drehte sich um, warf einen Blick auf das sie umgebende Gebäudeensemble und nickte. Dort hinten - das war doch ein Geräteschuppen. Ob man dort auch Sauerstoffflaschen lagerte, wenn man tauchen wollte?
Sie fühlte, wie sie von Vance angeblickt wurde, deutete auf den Schuppen und rannte los. Es galt schließlich, keine Zeit zu vergeuden, immerhin konnte - wer immer in diesem Gebäude war - ihnen sicherlich helfen… und ausserdem, wenn Vance recht hatte und Gibbs, McGee, Tony und Ziva nicht tot waren, wurden sie sicherlich irgendwo gefangengehalten. In diesem Gebäude, vielleicht?
Die Forensikerin hatte die Tür zum Schuppen erreicht, öffnete sie und trat ein. Tatsächlich - wie von der "Plot Convenience Fairy" bestellt, fanden sich dort zwei Sauerstoffflaschen, die beide so prall gefüllt waren, dass der ein oder andere Internet-Reviewer dies, würde diese Szene im Fernsehen laufen, mit "Das darf doch wohl nicht wahrsein, wo ist denn der Realismus hin, das ist doch DÄMLICH" kommentieren würde.
Wir schreiben hier aber Gott seis getrommelt und gedankt keine Fernseh-Episode, sondern eine Fanfiction und da darf der Realismus an und für sich schon mal einen Sitz im hinteren Teil des Fonds des Autos, mit dem der Autor gerade unterwegs ist, für sich verbuchen.
Von der Plot Convenience Fairy mit zwei Sauerstoffflaschen und Atemmasken ausgestattet, auf denen selbige Fee auch noch einen Stempel mit dem Satz "Because the Plot said so" hinterlassen hatte, verließ Abby den Schuppen, reichte Vance eine Maske und eine Flasche und dann machte man sich daran, das brennende Gebäude zu betreten.

Und wie auch schon im vorherigen Kapitel stellt sich natürlich die Frage der Orientierung, besonders, wenn das Gebäude gerade den Fackelmann gibt.
Nun hatten Vance und Abby natürlich das größere Problem - während Gibbs, McGee und Seven of Nine - erm... Jessica Hansen - nur einen Weg nach draußen suchten, suchten Abby und Vance nach vier Personen in einem brennenden Gebäude - also nach einer verdammt kleinen Nadel in einem riesigen Heuhaufen.
Stellt sich natürlich die Frage, ob Direktor und Chef- sowie eigentlich einzige Forensikerin der Serie die vier Personen finden würden, oder ob sie auf der Suche nach ihnen dann doch ebenfalls den Tod fänden, weil ihnen mitten in der Durchsuchung des dritten Stockwerkes der Sauerstoff ausging.

Ohne meinen Lesern von Beginn an jegliche Stimmung nehmen zu wollen, aber… natürlich fand man sich und natürlich überlebten die Beteiligten diese Situation.  Aber eines nach dem anderen.

Erinnern Sie sich an die Magnum-Episode "Der vierte Juli"? Das ist die Folge, die Tony DiNozzo in der NCIS-Episode "In der Falle" ("Frame up") als sein Alibi nennt. Worum geht es dort? Magnum paddelt mit seinem Kanu über das Wasser, wird von einem Boot angefahren, fällt aus dem Kanu und eine große Welle trennt den Privatdetketiv von seinem Gefährt. Die Kamera schwenkt dann nach oben und wir sehen, dass Magnum in die eine Richtung schwimmt, das Kanu in eine andere Richtung getrieben wird. 
Diese Situation funktioniert nicht nur mit Kanus und Menschen, die auf ihnen unterwegs sein wollen, sondern auch mit Menschen.
Fünf Stockwerke zu durchsuchen ist, besonders wenn das Gebäude brennt, eine komplizierte Angelegenheit. Selbst wenn die Kabache nicht bis Oberkante Regenrinne in Flammen steht, dürfte eine Suche nach einer bestimmten Person, von der wir, als Leser des vorherigen Kapitels wissen, dass sie sich ebenfalls frei bewegen können, eine Sache, die jeder schon einmal einigermaßen nachempfinden kann, der Zeuge war, wie ein kleines Kind durch den Supermarkt rennt, weil es von seinen Eltern getrennt wurde und die Eltern das Kind ebenfalls suchen.
Zwei Elemente bewegen sich in einem Gebäude, vollkommen unkoordiniert zueinander und wenn sie Glück haben, treffen sie aufeinander - wenn nicht, muss halt das Kind zur Auskunft gehen und die Eltern ausrufen lassen.

Problematischer wurde es hier - es gab keine Auskunft, keine Möglichkeit, wie Abby und Vance zu Gibbs und Ko. Kontakt hätten aufnehmen können - kurzum: Die Situation war alles andere als heimelig - zumal, und das dürfen wir nicht unterschätzen, dieses Gebäude immer noch brannte.

Zwar war Abby durch die Atemmaske vor einer Rauchvergiftung geschützt, aber es wurde immer wärmer und wärmer, immer heißer und heißer und alles in allem schwand die Hoffnung der Forensikerin für einen Sekundenbruchteil, als sie an einer noch nicht ganz brennenden Messingtafel sah, wieviele Stockwerke dieses Gebäude eigentlich hatte. Schnell rechnete sie nach, wie lange man für eine komplette Suchaktion brauchen würde und kam zu dem enorm ernüchternden Ergebnis, dass ihr Tiger, McGee, Gibbs und Ziva vermutlich schon lange, bevor sie gefunden würden, tot wären - wenn sie nicht durch unglaubliches Glück gleich in der ersten Etage war, die sie durchsuchen würden.
Nächste Frage: Welche Etage sollte man sich als erstes vornehmen?
Kurz blickten nachdenkliche braune Director-Leon-Vance-Augen in nicht minder nachdenkliche grüne Forensikerin-Abigail-Abby-Sciuto-Augen und nach einigen Sekunden war man sich sicher. Am Intelligentesten war es, das Gebäude systematisch zu durchkämmen - angefangen im Kellergeschoss.

Die Waffe nach vorne gehalten - so, dass er im Zweifelsfall Angreifer von den Beinen holen konnte - machte sich Leon Vance an die Spitze dieses Zwei-Mann-Trupps… naja, eines Ein-Mann-Eine-Frau-Trupps, aber wir leben im Zeitalter der Gleichberechtigung (sagt man zumindest, ich habe da, wenn ich mir den "International Womens Day" anschaue meine argen Bedenken, denn hätten wir Gleichberechtigung bräuchten wir diesen Tag nicht um Festzustellen "Hey, auch Frauen sind Menschen", dann wüssten wir diese Offensichtlichkeit auch von selbst) und dan ging es los.
Der Direktor des NCIS wandte sich nach links, vorbei an der wie menschenleer erscheinenden Lobby.  Er erinnerte sich daran, dass er in Vorbereitung auf diese Zeitperiode das "Vergnügen" hatte, sich sämtliche Internetreviewer durch die Bank weg anzuschauen, angefangen beim "Angry Video Game Nerd" über "SFDebris" bis hin zu dem wohl schlechtesten Vertreter der Zunft, dem "Movie Defender", der es sich tatsächlich zur Aufgabe gemacht hatte, den ganzen "Dieser Film ist sowas von Schrott"-Reviewern etwas entgegenzusetzen und versuchte, die Filme, die von den Anderen als Mies angesehen worden waren zu "verteidigen".
Einer dieser Reviewer war ein Typ namens "Spoony" gewesen, der ein so genanntes "Let's play" machte - Thema: SWAT 4.
Wieso dachte er jetzt daran? ganz einfach - die Situation war aufgrund der Flammen und des Rauches unübersichtlich und von überall her konnte ein potentieller Gegner kommen.  Gerade in diesem Moment wurde er sich der Faktenlage schmerzhaft bewusst - er war hier unterbesetzt, hatte als Hilfe "nur" Abby Sciuto, von der er nicht wusste wie und ob sie überhaupt Waffen verwendete.
Einen Taser - sicherlich. Aber eine Pistole?

Vance schlich weiter, jeder Zentimeter seines Körpers, jeder Muskel, war bis zum zerreißen gespannt. Über das Brüllen der Flammen hätte er sowieso nicht viel hören können, wenn er nicht mit einem Helm unterwegs gewesen wäre. Dieser dämpfte das Flammengeräusch zwar um etliches, aber das Geräusch des eigenen Atmens war in diesem Ding unerträglich laut und störend - schließlich war es ihm so nicht möglich, eventuelle Hilfeschreie zu vernehmen.
Nach einigen Metern hatten sie das Ende des Gebäudes erreicht und damit die einzigen beiden Türen, die das Erdgeschoss zu verzeichnen hatte.
Ein Treppenhaus und einen Fahrstuhl.
Vance brauchte gar nicht lange zu überlegen - er wandte sich zum Treppenhaus, deutete Abby an, den Knopf an dem Panel zu drücken, das die Fahrstuhltür öffnen würde. Zwei Personen stellten schließlich zwei Chancen dar. In dem Moment in dem das Ding der Fahrstuhlklingel erklang - Teufel auch, das klang ziemlich nach den Aufzugklingel, die im NCIS-Hauptquartier installiert war… respektive in dem, was bald nicht mehr das Hauptquartier sein würde… - hatte Vance seine Hand auf die Türklinke der Treppenhaustür gelegt und sie aufgerissen.
"Leer!", meldete der Director und warf einen Blick zu Abby herüber, als sie "Ebenfalls Leer" sagte.
Vance schluckte. Nicht der Aufzug war leer, hinter der Tür war nichts. Die komplette Kabine fehlte und als er vorsichtig einen Blick in den Fahrstuhlschacht warf, stellte er fest, dass die Kabine im Kellergeschoss ruhte und sich in ein spektakulär-brennendes Wrack verwandelt hatte.
Abby und Leon - irgendwie klingt das nach einer Rockband - warfen einander einen Blick zu und machten sich auf den Weg den Keller durch das Treppenhaus zu erreichen.

Die Treppenhaustür zum Kellergeschoss ließ sich relativ leicht öffnen, die Probleme entstanden durch die hier deutlich höhere Rauchentwicklung und die entsprechende Sicherverschlechterung.
Abby war verdammt froh, dass sie einen Helm trug und durch eine Maske mit Sauerstoff versorgt wurde. Und wieder stellte sich die Frage, in welche Richtung man gehen wollte - der Korridor, in den sie eingetreten waren, schien jeweils links und rechts in einen weiteren Gang zu führen. Der NCIS-Director gab ihr einige Winke - die sie sofort verstand - und wandte sich nach links, sie würde also den rechten Gang übernehmen.
Mit erhobener Waffe - von der sie Vance, während sie im Treppenhaus nach unten unterwegs gewesen waren, informiert hatte, dass es sich dabei um eine Intar handelte - schlich sie vorwärts und kam sich ein wenig albern vor. Zwar hatte sie sich für ihre Anwesenheit in Dubai nicht in ihr volles Goth-Outfit geworfen, dennoch trug sie ein schwarzes Tank-Top, das in Höhe des Bauchnabels einen kleinen, lächelnden Totenkopf zeigte und in das sie sich vor knapp zwei Tagen unsterblich verliebt hatte, als sie in Düsseldorf einkaufen gegangen waren und sie Agatha und Ziva durch "Gerdas Goth-Grotte" geschleift hatte.
Auch die Hosen und die Plateauschuhe die sie trug entstammten dem Fundus der Goth-Grotte und damals war sie sehr froh gewesen, diese Sachen gefunden zu haben. Aber jetzt? In Kombination mit diesem Intar kam ihr das Outfit ein wenig… naja… merkwürdig vor.
Und…
Dann blitzte es in einem beunruhigenden Orange.
Nicht wissend, was das gerade war, warf sich die Laborgoth zu Boden, hörte wie hinter ihr Schritte in Richtung des Treppenhauses eilten und fühlte zum ersten Mal ein Gefühl von Angst.
Sie konnte die Blicke der Personen, die dort gingen, förmlich auf sich spüren, die wie Laserstrahlen in ihren Rücken eindrangen und eigentlich war sie gewillt, der inneren Stimme zuzuhören, die ihr da riet, sich schnell auf den Rücken zu rollen und wer auch immer dort hinter ihr stand, den nächsten Intar schmecken zu lassen, aber… was war, wenn es nur Vance war, der aus irgendeinem Grund wieder viel zu cool war, um sich zu äußern? Und was, wenn es etwas ganz Anderes war?
Wir ihr H'l'k von M'l'm'c?
Und dann hörte sie unverständliche Stimmen. Vielleicht lag es am Rauch, vielleicht lag es am Helm, aber sie konnte wirklich nicht verstehen, was diese Stimmen da von sich gaben und…
dann hatte sich eine weibliche Hand um die Intar geschlungen, sie ihr abgenommen und hinter der nächsten Ecke, die in den Gang führte, den Abby noch durchsuchen wollte, Position bezogen.
Gerade wollte Abby Luft holen, um etwas zu sagen, als sie einen harten Schlag auf den Helm spürt und ihrem Körper erlaubte, komplett zu erschlaffen. Sie schloss die Augen, als sie merkte, wie sie jemand umdrehte, hörte eine Stimme, die ihr irgendwie bekannt vorkam ein "Oh … damn it, Abby, warum musstest du da rumkriechen?" murmeln und beschloss, erschlafft liegen zu bleiben, als sie den Schuss des Intars hörte, der aus dem angrenzenden Gang beantwortet wurde - inklusive eines Rufs, der ihr Herz schneller schlagen ließ: "NCIS!"
Dann hörte sie Schritte, die an ihr vorbei eilten, hörte, eine Person auf dem Absatz umdrehte und konnte förmlich spüren, wie dieser Intar auf sie gerichtet wurde.
"Nein", schnarrte der Inhaber der Stimme, die ihr so bekannt vorkam, "Lass sie."
"Aber…"
"Ich habe Nein gesagt."
Und damit schloss sich die Tür.
Sie blieb noch einige Sekunden still und starr liegen, öffnete dann die Augen und rief, so laut es ging: "ICH BINS, GIBBS! FEUER EINSTELLEN!"
Erleichternd aufatmend wandte sie sich in die Richtung, in die Leon Vance verschwunden war, holte Luft um ihm zuzurufen, dass man Gibbs gefunden hatte und dass nun endlich alles wieder gut werden würde… als der Ruf in ihrem Hals stecken blieb. Leon Vance lag nur wenige Meter von ihr entfernt, die Augen geschlossen, die Gestalt entspannt.
TBC


Kapitel 29.4 

Daniels Kopf schmerzte, als er wieder zu sich kam.
Wobei - was heißt hier "zu sich kam" - er kam nicht wieder zu sich, es war keine langsame, mehr oder weniger ruhige Übergangsphase von einem tiefen, traumlosen Schlaf über einen Zustand der völligen Klarheit bis es in einer Phase des "Ich bin Wach" gipfelte… es war einfach, als hätte man das Licht angemacht. Erst war's dunkel, nun isses hell.
Vielleicht lag es daran, dass der Kopf schmerzte.
Er erinnerte sich daran, dass Felicity Cat ihm eine Spritze verabreicht hatte und … würde sich sicherlich noch an mehr erinnern, wenn der Wagen, in dem er zu sich gekommen war, nicht über eine erbärmliche Schotterpiste ruckeln würde.
"Hey!", machte er protestierend und lenkte somit die Aufmerksamkeit der Beifahrerin - eben jener Felicity Cat - auf sich: "Würde es euch was ausmachen, ein bisschen langsamer zu fahren?"
Seine schöne Entführerin sah ihn an, lächelte - ungewöhnlich sanft, für eine Entführerin, wie er fand - und zuckte mit den Schultern: "Es tut mir leid, Doktor Jackson - das Timing ist … wie soll ich sagen… nicht das Beste. Sehen Sie - wir müssen Sie mitnehmen, es … es geht nicht anders."
"Sie?", hob Daniel die Augenbraue, "Ich meine, Sie wie im Sinne einer Anrede oder "sie" im Sinne von "Mehrere"?
Er seufzte. Sicherlich war diese semantische Frage lediglich in Deutschland eine Frage, der man auf den Grund gehen musste, andererseits wurde diese Story von einem Deutschen geschrieben, in Deutschland, daher müsste man sich diese Frage schon stellen.
Schließlich könnte es ja auch bedeuten, dass Felicity und Cal Senior nicht nur ihn mitgenommen hatte, sondern auch die Anderen.
"Sie, Doktor Jackson. Sie persönlich.", klarifizierte die Entführerin und Daniel seufzte.
Dann wandte er seinen Blick zum Fenster, hinter dem die Landschaft - Wüste, seeeeeehr viel Wüste - vorbeizog.
"Sag mal, Felicity, haben wir eigentlich die Schneeketten aufgezogen?", knarzte es von der Fahrerseite her und die hübsche Kidnapperin sah ihren Verwandten verblüfft an: "Bitte?"
"Die Schneeketten, haben wir die?"
"Wieso willst Du das wissen?"
"Na", knarzte Calvin Nathan Cat, den Blick auf die Straße gerichtet, "Hier muss es doch wirklich stark geschneit haben."
'Schneeketten?', schoss es Daniel durch den Kopf und erneut warf er einen zweifelnden Blick auf die vorbeiziehende Landschaft. Irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl dabei, den Captain fahren zu lassen - er war doch mindestens 90 oder so - und wenn er nun auch noch Anzeichen von altersbedingter Demenz zeigte, wie diese Frage vermuten ließ, dann…
"Wie kommst Du darauf, dass es hier stark geschneit hat?"
"Na, so wie die hier gestreut haben…", kam es mit einem absolut todernsten Tonfall von der Fahrerseite des Fahrzeugs her.
Japp - das war Cal wie er leibte, lebte, fuhr… moment mal - FUHR?
Cal?!
Daniel erinnerte sich an eine der Fahrstunden, die der Captain und er miteinander verbracht hatten und die ihn an den Rand des Nervenzusammenbruchs  getrieben hatte.
Naja, vielleicht lernt auch der Untalentierteste das Fahrzeugführen, wenn er Jahrhunderte Zeit hat. Oder - respektive: Jahrzehnte.
"Wo fahren wir eigentlich hin?", reichte Daniel seinen Wortbeitrag ein und der Starfleetcaptain am Steuer lachte kurz auf: "Wenn ich es dir sage, kommst du dann mit einem 'Sind wir schon da?' alle fünf Minuten?"
"Eher, wenn du es mir nicht sagst.", lächelte der Anthropologe zurück.
Er sah, wie Cal den Blick hob und ihn durch den Innenrückspiegel aus braunen Augen ansah, in denen so viel Leid und Alter zu sehen war: "Das Risiko gehe ich ein."
Und schwieg von Stund an.

Irgendwie verlässt einen das Zeitgefühl, wenn man hinten im Auto sitzt, das Entertainmentprogramm sehr dürftig ausfällt und die Landschaft, abgesehen von einigen kleinen Dörfern oder einmal einer etwas größeren Stadt sehr monoton ist.
Zu dem Zeitpunkt, als sie die nächstgrößere Stadt erreicht hatten, war es Daniel eigentlich egal, was nun passieren würde… wobei: So ganz traf dies nicht zu. Eine gewisse Portion Neugierde hatte dann doch von ihm Besitz ergriffen und er wollte wissen, wo hin die Fahrt gehen würde.
Und dann kroch eine Frage in seinen Kopf.
"Cal?"
Vom Fahrersitz kam erst keine Reaktion, dann ein genervt-geknurrtes: "ja?"
"Was ist… mit dem Rest vom Team?"
Niemand war hinter ihnen unterwegs - und das war gut, denn von einem Moment auf den Anderen blockierten die Räder, wurden Daniel und Felicity nach vorne geworfen und - zumindest Daniel war froh, dass die Rückhaltevorrichtungen genau dies taten. Der Wagen blieb stehen, der Motor wurde ausgeschaltet, Cal schnallte sich ab und öffnete die Fahrertür.
Felicity seufzte, schnallte sich ebenfalls ab, rutschte auf die Fahrerseite und fuhr den Wagen an die Seite. Dann stieg sie aus, bedeutete ihrem Gefangenen, dies ebenfalls zu tun.
Verblüfft folgte der Anthropologe dieser Aufforderung, stieg aus dem Wagen aus und blickte in die Richtung, die Felicity mit einem wissenden, trauigen Funkeln in den Augen, anzeigte.
Tatsächlich - am Straßenrand stand, mit dem Rücken zu ihnen, den Blick auf den Horizont gerichtet, Cal.
Daniel schritt auf ihn zu, merkte währenddem, dass die Temperatur sich geändert hatte und stellte dann auch fest, dass die Sonne im Begriff war, unterzugehen. Sie waren also schon sehr lange unterwegs.
Als der Anthropologe den Captain erreicht hatte, warf ihm dieser einen Blick zu, der ihn erschütterte. Er hatte Cal schon einige Male weinen gesehen, hatte ihn dabei beobachtet, wie der Kommandant mehr als einmal die Fassung verloren hatte - er hatte ihn wütend erlebt, traurig, verliebt, hatte ihn Lachen gesehen - oftmals innerhalb mehrerer Sekunden wechselnd… aber das, was er jetzt in Cals Augen sah, schockierte ihn wirklich.
Es war tiefe, unendliche Traurigkeit - ein derart profundes Wissen, versagt zu haben, dass es jegliche Hoffnung, die in diesen braunen Augen aufkommen wollte, erdrückte, erstickte und die Luft zum Atmen nahm. 
Und als er sprach - da merkte Daniel, dass er und Cal mehr teilten, als nur SG-1.
"Sie", setzte er an, amtete tief durch und deutete auf den Horizont, "Sie sind irgendwo da draußen. Fast alle - fast alle konnte ich retten."
Der Captain blinzelte die Tränen fort, wandte sich an den Anthropologen und lächelte - obwohl weitere Tränen rannen: "Sie… sie werden sicherlich bald gefunden werden. "
Und dann verrutschten seine Gesichtszüge: "Aber… ich konnte nicht alle retten. Eine ist für immer verloren."
Für Daniel war es gar nicht nötig, nachzufragen - als er eine weitere Armee der Tränen sah, wusste er, wen Cal verloren hatte.

Der Anthropologe trat auf den Captain zu, legte ihm eine Hand auf die Schulter: "Es… es tut mir so unendlich leid."
"Macht sie auch nicht wieder lebendig.", murmelte Cal, schaute ihn an und seufzte. "Unsere einzige Hoffnung ist es, die Crew der DRAGONFLY zu retten - Problem ist nur, ich weiß nicht, wo das Schiff ist. Es is zwar irgendwo da draußen", brach er ab, deutete ins Ungefähre, dorthin, wo der Wissenschaftler das Meer vermutete, "aber… ich hab keine Ahnung, wie ich sie wiedererwecken kann."
"Wiedererwecken?"
Cal seufzte: "Sind wir hier beim Derrick-Dialog auf Wiederholungsbasis? Bin ich … Brock?"
"Bitte?"
"Nicht so wichtig", mischte sich die Stimme Felicitys ein, "Fakt ist, dass wir Ihre Hilfe benötigen, Doktor Jackson."
Daniel wandte sich ihr zu: "Ich wüsste nicht, wie ich Ihnen helfen könnte, Miss Cat."
"Es findet sich da schon eine Möglichkeit.", lächelte die Entführerin, trat neben ihn und zuckte mit den Schultern: "Es geht einfach um die Familie - und Sie, Doktor Jackson, gehören schon dazu."
Cal nickte -  "Das stimmt" - und blickte wieder gen Horizont.
Dann, gegen die untergehende Sonne anblinzelnd, lächelte er: "Ich hab sie geliebt… also Sam. Ich habe sie wie eine Schwester geliebt - sicherlich, man hat sich mal gezankt, aber… wenn es hart auf hart kommt…"
Er wandte seinen Blick Daniel zu: "Und du… Du bist mein Bruder. "
Damit brach der Captain in sich zusammen.

tbc

Kapitel 29.5
Donald Mallard lächelte, als Jimmy Palmer ihm die neuesten Neuigkeiten mitgeteilt hatte. Sein Team, seine Freunde , lebten noch - zwar waren sie anscheinend in einer misslichen Lage, aber sie waren noch lebendig. Das war mehr, als man von manch anderen Freunden behaupten konnte, von denen Ducky im Laufe der Zeit die Ehre hatte, sie kennen zu lernen.
"Mister Palmer", wandte sich der Gerichtsmediziner an seinen Kollegen, "Ich danke Ihnen sehr für diese Nachricht."
Sprachs, widmete sich wieder der Leiche, die er auf seinem Tisch liegen hatte und in deren Eingeweiden er nun begann, mit Enthusiasmus herumzufuhrwerken. Er beugte sich vor: "Meine Freunde leben noch. Das tut mir leid für dich, ich bin mir sicher, dass Gibbs dich gut ins andere Leben gebracht hätte."
Erneut lächelte er und hob dann seinen Blick: "Mister Palmer, wenn Sie mir bitte hier assistieren würden?"
"Natürlich, Doktor Mallard."
Nun machte sich  Ducky daran den Dickdarm auf Inhalt hin zu untersuchen, um aufzuschreiben, was der teure Verblichene zu letzt verspeist hatte - und lächelte dünnlippig, etwas, das Jimmy Palmer so noch nie gesehen hatte.
"Notieren Sie bitte, Mister Palmer: die letzte Malzeit des Opfers ist ein Haggis gewesen."
"Irgendwie ist das doch eine ziemliche Ironie", lächelte nun auch Jimmy und Ducky nickte: "Ich sehe, sie haben bei meinen Erzählungen über die schottische Küche zugehört."
Der Coroner lachte leise: "Wie könnte ich das erste Mal vergessen, als Sie mir ein Stück Haggis angeboten hatten."
"Und Sie es nahmen, ohne zu wissen, was Sie da gerade essen."
"Da kann man ja im ersten Moment auch nicht drauf kommen. Aber schön, dass Sie es mir nachher erzählt haben."
Für all jene, die sich der seeligen Ungewissheit hingeben können, nicht zu wissen, was nun ein Haggis ist - nach der Lektüre des nächsten Satzes ist dem nicht mehr der Fall.
Unter einem Haggis versteht man Schafsmagen, der mit den Innereien - also Herz, Leber, Nierenfett, Lunge des Schafes, sowie Zwiebeln und Hafermehl - gefüllt ist.
Also im Magen des Toten fand sich ein Magen eines Toten - wenngleich auch nur eines toten Schafes.
Und dann holte Ducky ein Stück Bindfaden aus dem Magen hervor.
"Oh, Sie armer, armer Mensch", sagte er - mit ehrlichem Bedauern in der Stimme - an die Adresse des Verstorbenen gerichtet, "Sie haben einen nicht-fachmännisch zubereiteten Haggis gegessen und sind am Bindfaden erstickt."

Als Donald Mallard sich die Hände wusch und einen Blick in den Spiegel warf, blickte ihm ein Mann entgegen, den er so nicht nochmal geglaubt hätte, zu sehen. Vielleicht lag es daran, dass er nach der Bekanntmachung, dass Gibbs und sein Team gestorben seien, in den Spiegel geblickt und einen Mann gesehen hatte, der um Jahre gealtert schien und ihn jetzt neue Lebensgeister durchströmten, aber - aus dem Spiegel blickte ihm ein jugendlicher Mann entgegen, den Gibbs vermutlich als "Ilya Kuriyakin" bezeichnet hätte oder Tony als "Dr. Daniel Westin".
Und er konnte sich sein Lächeln nicht verkneifen.
Seine Freunde lebten.

TBC

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