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Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
CaptainCalvinCat:
Kapitel 23 A new, fantastic point of view
Kapitel 23.1
Irgendwie war es nicht unbedingt eine seiner Sternstunden gewesen. Cal wusste schon in dem Moment, in dem er sich seinen neugefundenen Freunden vorgestellt hatte, dass das Ende, dass dies nehmen könnte mit „gut“ nun so rein gar nichts mehr zu tun haben könnte.
Warum hatte er nicht auf sein inneres Stimmchen gehört?
Wäre doch eigentlich viel einfacher gewesen. Andererseits, wenn er jemals auf sein inneres Stimmchen gehört hätte – also auf das, das sich so freundlich „Realismus“ nennt und ihm sagt, dass er nicht mehr alle Latten am Zaun habe - wäre er vermutlich niemals auf die Idee gekommen, die DRAGONFLY vorzuschlagen.
Und dann? Was wäre dann aus ihm geworden? Aber andererseits, was sollte es? Dies war sowieso nicht realistisch oder real, sondern einfach nur die spinnerten Ausgeburten eines jungen Mannes, der gerne auf der Fedcon ein paar Fragen zu viel stellt – und letztes Jahr tatsächlich dort eine seiner Leserinnen persönlich kennengelernt hat. An dieser Stelle ein Happy Birthday an diese Leserin.
Logischerweise wissen die Anderen beiden Leserinnen, dass sie es nicht sein können, aber geben wir der Sache mal den Anschein einer gewissen Anonymität im World Wide Web. Also nochmal: Happy Birthday.
So und nun weiter im Programm.
Also – Calvin Nathan Cat, von seinen Freunden Cal genannt (oder auch Depp, Süßer, Sweetie, Schatz – letzteres ist für Agatha reserviert und sie kann da sehr besitzergreifend werden, sollte jemand anderes auch nur versuchen, diesen Namen zu verwenden, wobei sie mit Sweetie nicht wirklich ein Problem hat) - hatte es mal wieder verbockt.
Oder sagte man hier – in Anbetracht des Faktes, dass er hier recht wenig Böcke hatte rumhüpfen sehen – verkamelt? Oder verpferdet? Verelefantet?
nein, das war doch absoluter Schwachsinn. Auch im Agrabah – einen Gruß an Etwaige Schwarzleser, ja, wir sind in Agrabah – des Jahres Immernochkeineahnungichsagabermalausdramaturgischengründen 2995 vor Christus (relative Disneyzeit) sagt man – so behauptet dieser Autor zumindest – „verbockt“.
Und genau das hatte der Captain getan, da gab es eigentlich kein Vertun.
Wer sich in den Palast des Sultans Ichhab Keinennamen von Agrabah einschleicht und das Vertrauen von Prinzessin Jasmin Keinennamen von Agrabah erschleicht dürte, wenn beide das rausfinden, ein wenig in der Tinte sitzen. So glaubte Cal.
„Meine“- „Freunde“- „nennen“- „mich“- „Cal“.
Das sind 5 Wörter, die eigentlich den Niedergang dessen symbolisieren könnten, was man „die Ära des Prinzen Doktor“ nennen könnte, wenn man sie denn so nennen wollte.
Tatsächlich hatte der Captain diese Worte ausgesprochen und war bereit gewesen, einen rettenden Satz nach hinten zu machen, um aus Prinzessin Jasmins Schlag- oder Trittweite zu gelangen, sollte sie versuchen, irgendwelche Dummheiten zu probieren.
Aber die Prinzessin versuchte nichts. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, legte den Kopf schief und schaute ihn an.
„Käptäyn Kellwin Kätt“ immitiere sie die fremden Laute und blickte dann zu Agatha: „Und Du heißt vermutlich auch nicht Prinzessin River Song, oder?“
„Nein, meinen wahren Namen kennst Du schon.“, lächelte der Rotschopf, „Agatha Silverbird.“
Damit trat sie auf die Prinzessin zu und ging vor ihr in die Knie: „Bitte entschuldigt, dass wir euch so betrogen haben.“
Jasmin blickte zu Prinz Doktor – Käptäyn Kellwin Kätt, wie sie sich im Geiste korrigiert – herüber und nickte.
Ja, in der Tat. Wenn man es genau zu nehmen geneigt war, hatten die beiden sie betrogen, hatten sich als falsches Prinzenpaar ausgegeben – aber andererseits war sie in den letzten Tagen auch nicht durch übermäßigen investigative Fragen aufgefallen. Wenn man wollte, könnte man nun argumentieren, dass dies an den Umständen lag – erst durch Mechanikles angegriffen, dann in Wutzombies verwandelt, dann von Prinz Doktor attackiert, Mechanikles war geflohen, man hatte sie gefangen genommen, kurzum, es hatte nie wirklich einen Moment gegeben, an dem man sich ruhig hinsetzen und nachdenken konnte, sah man von diesem einen Morgen ab. Allerdings konnte Jasmin auch verstehen, warum Prinzessin Song – oder Agatha Silverbird diesen Weg gewählt hatte.
Und als nun auch noch der Mann, den sie als Prinz Doktor kennengelernt hatte und den sie nun beschloss, bei dieser Benennung zu verbleiben, ahnte sie, dass in den grünen Augen der Frau und den braunen Augen des Mannes momentan eine Ehrlichkeit innewohnte, die sie so nur von den Momenten zwischen ihr selbst und Aladdin kannte, wenn sie das Protokoll (und nicht zwangsläufig die Kleidung) abgelegt hatten.
Es tat Prinzessin Song (auch hierbei bestand die Prinzessin aus Agrabah mental darauf, diesen Namen zunächst beizubehalten) tatsächlich leid und vermutlich hätte sie diesen Weg nicht gewählt, hätte sie einen anderen Ausweg gesehen.
Also trat sie auf die rothaarige Frau zu, legte ihr eine Hand auf die nackte Schulter und blickte zu ihr herab: „Prinzessin Song. Erhebe dich.“
Die andere Hand sank auf Prinz Doktors Schulter nieder: „Erhebe du dich auch, Prinz Doktor.“
Verblüfft blickten die beiden „Betrüger“ einander an, nickten dann und standen aus dem Sand auf.
„Ich weiß, ich müsste eigentlich erzürnt sein.“, begann Jasmin und es war ihr gar nicht nötig, sich umzudrehen, da sie instinktiv spürte, dass Theti, Papyrus und Aladdin hinter ihr aufgetaucht waren und Position bezogen hatten, „Ihr habt euch widerrechtlichen Zugang in den Palast des Sultans von Agrabah verschafft und habt auch nicht versucht, ein etwaiges Mißverständnis aufzuklären.“
Und während sie das sagte, konnte sie sehen, wie in Prinz Doktors Augen zwei Worte aufflackerten. „Oh Ka…aaaaameldung!“
Dies mit einem leichten Nicken und Lächeln zur Kenntnis nehmend, zwinkerte sie ihm einmal zu, ehe sie die Hände wieder zurückzog und hinter ihrem Rücken verschränkte.
„Eigentlich solltet ihr für eure Taten am höchsten Galgen baumeln oder von Razul geköpft werden – und glaubt mir: Er macht dies sehr gerne.“
Der „Oh Kameldung“-Gedanke schien nun auch in Prinzessin Songs Augen aufzuflackern.
„Und tatsächlich werden hier, in dieser Höhle Prinzessin River Song und Prinz Doktor von Fiktivistien ihr Ende finden.“, setzte Jasmin fort, drehte sich um trat in die Reihe, zwischen Theti und Aladdin, drehte sich um und sagte: „Seid ihr Bereit?“
Wie ein Mann nickten Aladdin und die Hochwohlgeborenen aus Theben.
Dann deuteten sie mit ihren Zeigefingern auf das falsche Prinzenpaar, sagten „Peng“ – und Prinzessin Song fiel in den Sand.
Verblüfft zuckte Cal zusammen, als neben ihm Agatha – wie getroffen – umfiel, in den Sand krachte und mit ruhiger, entspannter Miene liegenblieb.
Kurz blickte er zu seiner gefallenen Freundin, schaute dann zu den beiden Prinzessinnen und ihren Begleitern, die sie abwartend ansahen. Es war, als würden Zahnräder in seinem Kopf drehen, ein mechanisches Uhrwerk seinen Dienst aufnehmen, so als wäre er einer von Mechanikles’s Geschöpfen – und so, als würde er vom cleveren Aladdin sabotiert, waren die Zahnräder nicht besonders schnell.
„Peng?“, wiederholte Jasmin, deutete auf ihn und blickte ihn wieder abwartend an.
Okay, jetzt war die Prinzessin komplett durchgeknallt. Er hätte es ihnen vielleicht doch nicht erzählen sollen, er hätte sie vielleicht doch nicht darauf hinweisen sollen, wo er her kam, wer er war oder…
Weiter kam er nicht, da Agatha plötzlich neben ihm aufstand, ihm beide Hände auf die Schultern legte und sagte „Peng! Sie haben uns gerade erschossen. Also leg dich hin, wie es sich für Tote gehö…“
Und dann fiel sie mit ihm zu Boden.
Ja, wenn sich ein 70 Kilo schwerer Mann plötzlich richtig schwer macht, weil er sich komplett entspannt, können 60 Kilo Frau schon einmal an ihre Grenzen kommen.
Er drehte sich dabei allerdings so, dass Agatha auf ihm landen würde und nicht umgekehrt, was dazu führte, dass sie in einem ziemlichen Gewirr aus Armen und Beinen zu liegen kamen.
Die Augen geöffnet schaute er verblüfft in die grasgrünen Augen seiner XO, die gerade voller stillem Amüsement funkelten. Ja, sie war halt immer obenauf. Das war so mit ihr – selbst, als dieses „obenauf liegen“ noch keine sexuelle Konnotation beinhaltet hatte, selbst, als sie sich in der Academy das erste mal tatsächlich getroffen hatten und feststellten, dass sie beide so ziemlich nichts gemeinsam hatten, hatte er festgestellt, dass es ihm – und ihr – einen höllischen Spaß machte, einander auf die Palme, den Kirschbaum, die Esche oder die Espe zu bringen, was immer gerade in der Nähe war. Dummerweise (für ihn) war dieses Verbalsparring damals zwar von zweiseitiger Natur, aber der Sieger stand meistens schon fest – und es war nicht er.
Auch jetzt noch liebte sie es, ihn – wann immer es ging – aus dem Konzept zu bringen und, wenn er ehrlich war, gefiel ihm genau das. Über die sexuelle Konnotation des „oben liegen“ verlieren wir hier keine Worte, schließlich ist es möglich, das noch Kinder anwesend sind, der ominöse Bildungsauftrag muss ja auch noch gewahrt werden und ausserdem sind wir hier nicht auf der Fedcon 22 und ich bin weder John Barrowman, Ben Browder oder die Crew um Caspar Van Dien, die ja eine Menge Spaß und Anzüglichkeiten auf der Con von sich gegeben haben sollen.
Was ich jedoch verraten kann, ist, dass in Cals Augen genau so ein schelmisches Funkeln zu sehen war, wie in Agathas.
„Warum hast Du dich eigentlich so in den Sand geschmissen?“
Cal fand, dass die Frage eine gewisse Daseinsberechtigung hatte und das leicht amüsierte Grinsen der zwei Prinzessinnen und ihrer Begleiter gab ihm da recht.
„Captain.“, sagte die XO, während sie ihre langen Beine unter seinem Rücken hervorzog und sich dann aufrichtete, „Diese vier noblen Personen haben gerade Prinz Doktor von Fiktivistien und Prinzessin River Song eliminiert. Wir können jetzt wieder wir selbst sein.“
Nun sprang Cal auf und zuckte mit den Schultern: „Ich bin immer ich selbst.“
„Leider Gottes.“, nickte die Rothaarige zustimmend, ehe sie auf die zwei Zwei-Personen-Gruppen deutete: „Aber jetzt können wir uns richtig vorstellen.“
Damit trat sie auf die Gruppe zu, ging erneut in die Knie, senkte ihren Blick und sprach – gen Boden, dennoch an Prinzessin Jasmin gewandt: „Commander Agatha Silverbird, Mylady.“
Cal seufzte, fühlte sich aber bemüßigt, sich ebenfalls zu lautäußern, also nahm er Haltung an, salutierte: „Captain Calvin Cat meldet sich zum Einsatz, Mylady.“
Jasmin konnte sich ein inneres Lachen nicht verkneifen, als sie sah, wie die beiden Personen nun ihre neuen, eher alten, Rollen annahmen.
„Weitermachen.“, kicherte sie und legte beiden eine Hand auf die Schulter, „Ihr habt uns gut gedient und gut geholfen, daher werden wir davon absehen, euch zu köpfen.“
Das Grinsen, das über das Gesicht des Mannes, der sich nun Captain Calvin Cat nannte, kroch, konnte sie beinahe hören, als er gekünstelt schluckte und ein „Sehr freundlich“ murmelte. Dann blickte der Mann ins Rund: „Und es stört euch nicht, dass wir euch belogen haben?“
„Es wäre vielleicht freundlicher gewesen, wenn ihr euch uns vorher vorgestellt hättet.“, griff Theti den Gedanken auf, „Aber ich bin nicht erzürnt. Wir alle haben unsere kleinen Geheimnisse und Doppelidentitäten.“
Und die Prinzessin von Agrabah kam nicht umher, festzuhalten, dass ihre Amtskollegin aus Theben Recht hatte.
Erneut ein Lächeln auf Kells Gesichtszügen: „Wie sieht es aus, wollt ihr euch die DRAGONFLY dann mal von Innen anschauen?“
TBC
Kapitel 23.2
Theti konnte ihren Augen eigentlich immer trauen, aber dieses Ding in der Höhle stehen zu sehen, das war dann doch schon ein anderes Kaliber. Diese DRAGONFLY , wie sie Prinz Doktor – oder doch eher Cal? – nannte, war ungefähr genau so hoch wie der Berg, in dessen Höhle sie teilweise ruhte.
Hatte Cal sie nun belogen? Vermutlich – aber aus irgendeinem Grund war sich die thebenische Prinzessin sehr sicher, dass er dies nicht aus niederen Motiven getan hatte. Was machte sie jedoch dabei so sicher? Der ehemalige Hofberater Aker hatte sie auch mehrfach belogen, hatte irgendwelche Pläne geschmiedet, damit die Herrschaft seines Herren – Seth, dem Gott des Chaos – gesichert würde und die Herrschaft des Pharaos Mehrenre dem Ende entgegenging.
Was machte sie so sicher, dass Cal nicht ebenfalls ein Agent dieses niederträchtigen Mannes oder seines Gottes Seth war?
Eigentlich nichts. Nichts, bis auf die Tatsache, dass sich Prinz Doktor und Prinzessin Song (oder Captain Cat und Commander Silverbird) gegen den irren Erfinder Mechanikles gestellt hatten. Sie hatten ihr Leben dafür eingesetzt, dass Agrabah nicht fiel. Machte sie das nicht zu vertrauenswürdigen Personen?
„Prinz Doktor, was ist das?“, hörte Theti die Stimme ihres Freundes und riss sich in die Jetztzeit zurück. Papyrus stand vor dem gewaltigen Rumpf der DRAGONFLY und deutete auf einen bestimmten Punkt an ihr.
„Das ist die DRAGONFLY .“, erläuterte Cal
„Und das blaue Ding da?“, verlangte der thebenische Gesandte zu wissen und der Captain merkte, wie seine Gesichtszüge entgleisten. Toll, deutete der junge Mann doch glatt auf etwas, das er so nicht erklären konnte, wohl aber wusste, wie man es nannte: „Oh – das ist der Navigationsdeflektor.“
„Der Was?“
Ja, irgendwie war ihm die Frage klar gewesen. Der „Was“? Und wie schon im vorherigen Kapitel gefragt: „Wat is ene Dampfmaschin. Da stellen mer uns mal jaaanz dumm.“
Hier musste sich Cal gar nicht großartig dumm stellen, wenn er die Funktionsweise eines Navigationsdeflektors mit technischen Terminologien erklären sollte. Doch da trat ihm Agatha zur Seite, lächelte ihn an und nahm ihm das Phasergewehr ab.
„Lass mich das mal machen.“, sagte sie, ehe sie dem verblüfften Kommandanten auf die Wange küsste, „Das Einzige, das Du machen musst, ist, Sand auf das Phasergewehr zu werfen.“
Und erneut fühlte er, wie eine Welle der Verwirrung von ihm Besitz ergriff. Sand? Hä? Wat? Wieso?
„Nehmen wir an“, räusperte sich Agatha in diesem Moment und hielt das Phasergewehr im Anschlag, „dass diese Waffe hier die DRAGONFLY darstellt.“
Damit blickte sie in die Runde und erntete allenthalben ein verständnisvolles Nicken.
„Gut.“, lächelte die XO, „Dieses Schiff fliegt also durch den… erm… durch die obere Atmosphäre. Weiter und Höher als man es mit einem fliegenden Teppich je könnte.“
Kurz blickte sie zur Webware, die sich immer noch um den bewusstlosen Griechen gewickelt hatte: „Nichts gegen dich, Perser.“
Der linke Bommel der vorderen Bordüre formte sich zu einer Hand mit nach oben gerecktem Daumen – Zeichen, dass der fliegende Teppich es verstanden hatte und es nicht übel nahm.
Erneut ein Lächeln auf den vollen Lippen der XO: „Gut.“
Damit deutete sie auf das Gewehr: „Wie schon gesagt – dieses Luftschiff fliegt in hoher Atmosphäre. Dort treiben sich allerdings nicht nur fiktivistische Luftschiffe herum…“
„Aber ihr seid doch gar nicht aus Fiktivistien.“, schaltete sich nun Aladdin ein und Agatha schaute ihn an: „Streng genommen nicht. Aber wir sind Teil einer großen Gemeinschaft die wir jetzt einfach mal – der Simplizität halber – ‚fiktivistische Armee’ nennen. Wäre das in Ordnung?“
„Gute Idee.“, lächelte nun Jasmin und blickte wieder auf das Phasergewehr, „Fahr bitte fort, Prinzessin Song.“
„Aga…“, setzte die XO an, stockte dann aber und schüttelte den Kopf: „Machen Sie sowas bitte nicht mit mir, Mylady.“
Jasmin lächelte: „Du kannst mich ruhig weiterhin Jasmin nennen, Agatha. Ich wollte dich nur ein bisschen necken.“
Cal konnte sich ein leises Lächeln nicht verkneifen, erinnerte ihn die Situation gerade ein wenig an die Nummer, die er mit dem NCIS-Team erlebt hatte, wo ihn keiner zu Wort kommen lassen wollte und er dann auch noch von Agatha ein wenig verladen wurde.
Der Captain und die XO traten auf den Computer zu, beugten sich vor und dann tat der Captain etwas, was McGee nicht für möglich gehalten hatte. Er griff sich in die Hosentasche und förderte ein Brillenetui zu Tage, setzte die Brille auf und beugte sich weiter vor.
„Das machst Du doch nur, um clever auszusehen.“, grinste Agatha und Cal zog eine Grimasse: „Du musst immer alles verraten.“
Damit nahm er sich die Brille ab und verstaute sie wieder im Etui.
McGee grinste: „Sie erinnern mich wirklich an den Doctor.“
„Doctor Who?“, fragte Cal, mit einem schelmischen Lächeln, was Agatha dazu brachte, ihm den Finger auf die Lippen zu legen: „Du weißt doch. Silence will fall, when the question is ansewered.“
Ihr zuzwinkernd wandte sich Cal dann wirklich dem Bildschirm zu und las:
„Tony, Ziva, McGee, Gibbs, reicht euch das Versteckspielen? Als amüsant erachte ich es immer noch. Cal versucht euch zu helfen. Putzig. Er – der nicht mal in der Lage ist, sein Raumschiff fehlerfrei zu kommandieren. Er sollte sich vorsehen – da haben schon ganz Andere versucht, mich zu fassen. Sie sind gestorben.“
Kurz verzog er sein Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen: „Ich schaffe es, mein Raumschiff fehlerfrei zu kommandieren.“
„Ach ja?“, grinste Agatha, „Wann denn? Alle Jubeljahre mal.“
„Aber ich schaff es.“, sagte Cal und klang beinahe ein wenig beleidigt. Gerade holte Agatha Luft, um etwas zu erwidern, als sie plötzlich abbremste und sich an den Kopf fasste.
Cal wandte sich zu Gibbs um, der sich hinter ihnen postiert, und ihnen simultan eine Kopfnuss verpasst hatte.
„Hey!“, machte er empört und erntete als Dank gleich noch eine.
Grinsend wandte sich Tony an Agatha: „Fühlt sich nicht toll an, oder?“
Die hübsche Rothaarige schüttelte den Kopf und Gibbs raunte: „Vielleicht sollten wir uns jetzt mal daran machen, herauszufinden, was uns dieser Traceless sagen wollte.“
„Schon klar, Boss.“, machte Cal und schaute knapp danach selbst am Überraschtesten drein: „Hab ICH das gerade gesagt?“
„Ja“, grinste Agatha und gab ihm einen Kuss: „Und jetzt hau rein.“
Cal räusperte sich, warf einen bedeutungsschwangeren Blick in die Runde und sagte: „Straßen…AU!“
Agatha wandte sich in seine Richtung und sah, wie Abby Sciuto einen Blick auf das Skalpell warf, es dann abwischte und sich an die XO wandte, die ihr kurz lächelnd, den Arm hinhielt. „Bitte, Miss Sciuto, tun Sie was Sie nicht lassen können.“
Cals Reaktion auf den kleinen tätlichen Angriff der Goth war weniger heldenhaft, denn verständlicherweise, ein wenig angesäuert.
Er drehte sich um, fixierte die Frau wütend und bemerkte dann erst, wen er da anfunkelte.
Anschließend zuckte er mit den Schultern und schaute wieder in die Runde.
„Wo war ich?“
„Straßen… AU!“, wiederholte Agatha seine Worte in exakt der selben Tonmodulation, die Cal auch verwandt hatte, inklusive des leicht protestierenden Geräusches, als Abby ihn gestochen hatte.
Das dies eine große Erheiterung bei den anderen auslöste, war auch verständlich.
Der Captain räusperte sich kurz und schaute dann zu Agatha, die sich ein kurzes Lächeln gestattete, ihn dann aber wieder aufmerksam anschaute: „Ja, Schatz?“
„Ich denke, ich soll reinhauen.“, sagte der Angesprochene, schaute sie ein wenig verständnislos an, was diese mit einem kurzen Schulterzucken quittierte: „Wenn Du dich immer wieder ablenken lässt…“
„Vielleicht würde ich mich nicht so sehr ablenken lassen, wenn meine eigene XO mir nicht in den Rücken…“
Er stoppte, schaute zu Gibbs, der schon wieder einen Schritt in seine Richtung getan hatte. Kurz schluckend, murmelte er ein kleinlautes „Tschuldigung, Boss“ und machte sich dann wieder daran, einen ernsten Blick in die Runde zu werfen.
„Also, Leute. Es ist eigentlich ganz einfach. Straßenkarten…“
Das laute Schellen einer Alarmsirene ließ Cals Kopf hochschrecken und er schaute verdattert in die Runde: „Okay, was in drei Teufels Namen…“
„Das ist der Feueralarm.“, fuhrt Ziva Cal in die Parade, woraufhin Gibbs sich an McGee wandte: „Schau nach, wo es brennt.“
„Bin schon dabei, Boss.“, erklärte der Computerexperte, war an seinem Schreibtisch und hackte in die Tastatur, dass es nur so eine helle Freude war. Dann wandte er sich Gibbs zu: „Nirgends, Boss.“
„Also wird sich jemand einen Spaß erlaubt haben, oder?“, vermutete Cal, doch da stand er schon mit Abby alleine da, die ihn nur anschaute.
„Möchten Sie meine Theorie hören?“
Die Forensikerin schaute ihn an, schüttelte den Kopf und wandte sich um. Das letzte, was sie von ihm sah, war, wie er kopfschüttelnd im Raum stand, dann mit den Schultern zuckte, ehe er die Toilette aufsuchte.
Nicht einmal der Feueralarm – wobei sich nachher herausstellte, dass es sich dabei um ein typisch traceless’sches Ablenkungsmanöver gehandelt hatte – war gewillt gewesen, ihm Gelegenheit zu geben, wenigstens einmal zu scheinen. Nicht, dass er eitel wäre, aber wenn man schon vor DEM NCIS-Team stand, mochte man auch bitte mal seinen eigenen Sherlock-Holmes-Moment haben.
Agatha hatte ihren Moment.
Sie schenkte der Prinzessin von Agrabah ein voll-aufgedrehtes Lächeln, zwinkerte ihr zu und wandte sich dann an Cal: „Wärest du so freundlich?“
Natürlich war er es nicht. Jedenfalls nicht, ohne, dass man ihm erklären musste, worum es ging, aber was hatte die XO eigentlich erwartet?
Der Captain starrte gerade in die Ferne und zeigte soviel Geistesgegenwart wie ein Faultier, nachdem es in Futternarkose gefallen war.
„Cal?“, fragte sie, trat auf ihn zu und berührte sanft seine Wange.
Der Angefasste zuckte kurz zusammen, murmelte ein „Straßenkarten…“ und fand dann in die Realität zurück.
Dann legte er den Kopf schief: „Schatz? Soll ich jetzt?“
„Ja, bitte.“
„Gut.“, machte der Captain, ging vor ihr in die Knie, griff nach einem kleinen Häufchen Sand und warf … ihn leider der XO ins Gesicht.
Diese schloss die Augen, spuckte kurz aus und blickte ihn dann an: „Du solltest auf das Gewehr werfen, du Schafsnase.“
„OH!“
Cal blickte betreten zu Boden: „Tut mir leid?“
„Das war mir eigentlich klar. Also – gleich, bitte auf das Gewehr werfen.“
„Verstanden, Mistress.“, lächelte der Captain und sie rollte mit den Augen: „Mistress is nu ein wenig übertrieben, meinst Du nicht auch?“
„Dir kann man auch gar nix recht machen.“
Diese Vorstellung treffen, in die Knie gehen und wieder Sand aufklauben, war für Cal eines.
Agatha nickte, hielt das Gewehr wieder in Anschlag und blickte dann zu ihrem Kommandanten herüber: „Mach es so.“
„UHHH!“, grinste Cal, „Ich glaube Jean Luc wird dich dafür verklagen.“
Sprachs, formte eine Art „Sandball“ und warf ihn auf die Waffe.
Jasmin betrachtete, wie der Sand, den Kell zuerst geballt wurde, aber schon in dem Moment, in dem der Mann warf die Form einer Kugel aufgab, um sich in eine Art „Staubwolke“ zu verwandeln.
Cal räusperte sich: „Die oberen Stratosphären sind voller Teile die da so rumfliegen.
Asteroiden beispielsweise“
Und gerade, als Jasmin die Frage stellen wollte, kam ihr Geliebter ihr zuvor und fragte“Asteroiden?“
„Felsbrocken.“, lächelte Agatha, „Manche sind so groß wie eine Faust, andere so groß wie Agrabah. Es wäre unpraktisch, wenn man da oben auch nur von einem faustgroßen Stück getroffen würde, denn“, damit ließ sie das Phasergewehr fallen, „auch das kann schon zu unschönen Schäden führen.“
Sie trat neben den Rumpf ihres Schiffes, deutete auf die blaue Schüssel des Navigationsdeflektors und sagte: „ Das Ding hier bewahrt uns davor.“
„Fragt mich nur nicht, wie.“, ergänzte Cal, „Ich hab keine Ahnung – ich muss das Ding ja auch nur kommandieren und nicht wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält – oder so ähnlich.“
„Und wie kann man mit der DRAGONFLY fliegen?“, verlangte nun Jasmin zu wissen, was ihr ein ehrlich gemeintes „Sehr gut.“, seitens des Captains eintrug. Es sollte niemanden überraschen, dass dieser Satz natürlich auch ein gewisses Amüsement in der Gruppe auslöste. Dies bemerkend, blinzelte der Captain und schüttelte den Kopf: „Ach so, du meinst, wie das Ding startet? Nun – das weiß ich auch nich so genau.“
Hierbei hatte Cal natürlich ein bisschen geflunkert. Nicht viel, aber ein bisschen, da er schon wusste, dass seine DRAGONFLY über Sachen wie Warp- und Impulsantrieb, sowie Manöverdüsen verfügte und er vermutete, dass man das Schiff damit sicherlich dazu bringen könne, aus dieser Höhle zu entsteigen wie der Phönix der Asche. Allerdings wurde es, wenn man selbst keine großartige Ahnung von Warp-Physik hatte schwer, Leuten genau das begreiflich zu machen, die noch weniger Ahnung hatten. Schließlich mochten die paar Fakten, die Cal kannte, doch bitte schön stimmen.
Und gerade, als der Captain diesen Gedanken hatte, sah er das leichte Lächeln, das Agathas Lippen umspielte.
„Tse“, schoss es ihm durch den Kopf, „Die Glückliche. Sie hat ja auch Warpphysik relativ schnell verstanden. Das Einzige, das ich mir gemerkt habe, ist „je höher der Fall, je schneller das Ssst, desto lauter das Bumm“ – und das war noch nicht mal Warpphysik.“
Die Konstruktion dieses „Raumschiffes“ war für Jasmin durchaus faszinierend – sie würde sogar soweit gehen und behaupten, dass sie etwas ähnliches noch nie gesehen hatte.
Sie trat näher, betrachtete die graue Hülle, den Rumpf, und legte ihre linke Hand auf selbigen.
„Es fühlt sich… so merkwürdig an.“, entrann es ihren Lippen und sie hörte ein amüsiertes Auflachen des Mannes, der sich Prinz Doktor genannt hatte: „Eine Verbundmischung aus mehreren Metallen wurde durch einen bestimmten Prozess – jetzt frag mich nich nach Details – irgendwie verdingst… erm… veredelt. Deshalb ist es leichter als das, was man später „Aluminium“ nennen wird und mehrfach so leistungsfähig.“
Er lächelte ihr zu und warf dann einen Blick auf das Schiff, ehe er die Hülle sanft mit der Hand berührte, die Augen schloss und erneut lächelte, dieses mal mehr in sich hinein.
„Hallo, alte Freundin.“, murmelte er so leise, dass Jasmin es beinahe nicht verstehen konnte, „Ich hoffe, Du bist nicht böse auf uns, dass wir uns so lange nicht haben blicken lassen.“
Und obwohl ihr dies ein wenig merkwürdig vorkam, beschloss sie, dies als normales Vorkommnis zu behandeln – schließlich sprachen sie alle mit dem fliegenden Teppich und dieser zeigte ebenfalls, dass er ein lebendiges Wesen war. Vielleicht traf dies ja auch auf dieses Schiff zu?
Betrachtete sie die Hülle des Schiffes nun etwas genauer, fielen ihr etliche Verbrennungen an ihr auf. Vielleicht hatte dieses Fluggefährt einen Kampf hinter sich gehabt und ihn gewonnen?
„Kampfspuren.“, sagte sie leise und fuhr mit ihrer zarten Hand einmal über einen ruß-schwarzen Streifen, der sich viel zu böse von der grauen Haut der DRAGONFLY abhob.
Dann wandte sie sich an den Captain, der die Augen geöffnet hatte und seinerseits die Hülle inspizierte.
„Mhm“, machte er und sie konnte hören, dass er nun tatsächlich etwas von dem, was er sagte, verstand, „Das haben wir einigen Angriffen zu verdanken. Die Jaffa haben uns ziemlich durch die Mangel gedreht, ehe wir abstürzten.“
„Wir?“, fragte Jasmin, „Ihr hattet Kontakt mit Jaffar?“
Cal nickte. „Klar, die haben uns vor ein paar Tagen ordentlich in den Hintern getre…“
Er stockte, blinzelte dann und wandte sich wieder dem Raumschiff zu.
„Wieso siehst Du so alt aus?“, fragte er dann und drehte sich nun wieder zu Jasmin: „Hier stimmt was nicht. Das Schiff sieht aus, als wäre es Tausende von Jahren hier versteckt gewesen, wir sind aber erst vor 5 Tagen in Agrabah eingetroffen.“
TBC
Kapitel 23.3
Agatha Silverbird blickte verwundert zu ihrem Kommandanten herüber, als dieser auf sie zu kam und einige sehr verwirrende Fakten äußerte.
„Das Schiff ist tausende Jahre älter, als wir alle zusammen.“, stellte der Captain fest und betrachtete erst sie, dann die DRAGONFLY , wirbelte dann zu Mechanikles herum und machte einen Schritt auf ihn zu.
Sie musste keine Spezialistin in Cal-Fragen sein, sie wusste es ganz einfach: Ihr Freund würde vorhaben, diesen Mann dazu zu bringen, zu reden. Es gab dabei nur ein kleines Problem, das Cal jetzt auch zu sehen schien.
Mit einem „Oh, der pennt noch für ne halbe Stunde“ schüttelte er den Kopf, wirbelte dann wieder um die eigene Achse, bis er sich auf Agatha ausgerichtet hatte.
„Also, wenn wir hier sind und wenn wir jetzt sind und wenn die DRAGONFLY schon jahrtausende alt ist – was sagt uns das dann?“
„Wie kommst Du überhaupt darauf, dass unser Schiff schon Jahrtausende alt ist?“
Cal stockte. Tatsächlich – die offensichtliche Frage nach dem „Warum“ war ihm irgendwie entgangen, er hatte eigentlich nur das Gefühl, dass dem so wäre. Kurz blickte er zu seinem Schiff, trat näher und ließ erneut seine Hand über die Hülle gleiten.
„Sie fühlt sich alt an.“, stellte er fest und zuckte zusammen, als er die Hand Agathas auf seiner Schulter fühlte, die ihm sanft zulächelte und ebenfalls eine Hand auf die Hülle legte.
„Fühlt sich eigentlich an wie immer.“
Mit einem Schulterzucken griff sie nach ihrem Tricorder, ließ ihn aufschnappen und betätigte einige Tasten.
„Hm – scheint zu stimmen, was Du sagst. Der Scan sagt…“
„Wobei ein Scan nicht reden kann…“
„Klappe, Cal. Die Daten sprechen eine eindeutige Sprache. Nach diesem Tricorder ist die DRAGONFLY so um die 145.000 Jahre alt.“
„HA! Hab ichs nicht gesagt?“, grinste Cal und wirbelte erneut um die eigene Achse, ehe er die Arme ausbreitete und in die Runde blickte, ein „Wer ist der Checker?“ an niemand bestimmten gewendet ins weite Rund rufend.
Nicht nur, dass die Frage an niemand gestellt war, dieser antwortete auch noch – und zwar in ertaubender Stille.
Das leise Räuspern des Captain war dann schon wieder fast so laut wie eine Explosion, als er erneut ins Rund blickte und ein „Sorry – das werde ich auch nie wieder sagen“ murmelte.
„Bin ich sehr dafür.“, lächelte Agatha.
Cal drehte sich um: „Hm?“
„Sorry, Schatz.“, küsste sie ihn auf den Mund, „Aber du bist nicht Elf.“
„Das heißt ein Elf. “, korrigierte der Captain sie und die XO schüttelte den Kopf. „Ich meine ‚Eleven’.“
„Liebling, das heißt ‚Eleve’, wird Eläwö ausgesprochen und bedeutet ‚Schüler’“.
Agatha rollte mit den Augen: „Ich rede vom elften Doctor. Elf. Eleven. The eleventh Doctor. Eine Regeneration weiter als Ten – also der zehnte Doctor.“
Cal schluckte. „Das hätte ich wissen sollen, oder? Schließlich hab ich ihn schon einige Male gespielt.“
„Das ist allerdings wahr.“
Ein weiteres Räuspern erhaschte die Aufmerksamkeit der beiden Sternenflottenoffiziere.
Jasmin blickte sie an: „Captain, Sie wollten uns die DRAGONFLY doch auch von innen zeigen, oder?“
„Klar, logisch.“
„Und wie können wir sie betreten?“
Cal merkte, wie seine Gesichtszüge verrutschten.
Nach einigen Runden einer neuen Sportart, die man getrost als „Uninspiriertes Schiffsumrunden der Männer und Frauen“ (abgekürzt USMF) bezeichnen konnte, stand für die das Schiff umrundenden fest, dass die ersten paar Höhenmeter des Raumschiffes nicht einfach so zu betreten waren – was allein schon am Fehlen von etwaigen Öffnungen scheiterte. Zwar hatte die Hülle einige Einschläge erhalten und es gab auch hier und da einige tiefe Risse im Gebälk des Schiffes, allerdings war selbst durch diese Risse kein Betreten möglich.
„Tja“, machte der Captain und zuckte mit den Schultern, „Ich hätt euch das Baby wirklich gerne gezeigt, aber – offenbar ist da kein Reinkommen.“
Er wandte er sich an Agatha: „Schatz, tu, was du tun musst.“
Damit drehte er sich um, hielt sich die Ohren zu und begab sich in die Hocke.
Die XO blickte ihrem Captain verwundert nach, zuckte dann mit den Schultern und wandte sich an die anwesende Hochwohlgeborenen von Theben und Agrabah.
Sie konnte in den braunen Augen Jasmins die einfache Frage „Was hat dein Freund gemeint“ lesen und seufzte.
Ja – sie wusste, was er gemeint hatte und es gefiel ihr von Sekunde zu Sekunde immer weniger.
Aber anscheinend versuchte er, zumindest heute, nicht, sich mit den Gesetzen der Föderation anzulegen und hatte ihr die Erlaubnis gegeben, den beiden Prinzessinnen, sowie ihrer beiden Begleiter, die Erinnerung zu nehmen.
Sie lächelte Jasmin beruhigend an: „Keine Sorge, es wird nicht wehtun.“
Damit trat sie näher auf die Agrabahnische Hochwohlgeborene zu, bohrte ihren Blick in die Augen der Prinzessin und begann, langsam und in Singsangstimme zu sprechen: „Schau mir in die Augen. Du wirst…“
Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment sprang Aladdin vor, packte Jasmin und zog sie aus der Gefahrenzone.
„Das ist nicht fair!“, empörte er sich dann, stemmte die Hände in die Hüften und blickte zu Agatha herüber, die mit den Schultern zuckte: „Es tut mir leid, aber eigentlich dürftet ihr das alles gar nicht wissen. Erste temporale Direktive. Allein unsere Anwesenheit hier ist… beinahe schon eine Katastrophe, ebenso wie das hier.“
Damit deutete sie auf die DRAGONFLY , ehe sie traurig zu Aladdin herüberlächelte: „Glaub mir, ich würde es euch gerne ersparen, aber… ich darf nicht.“
Jasmin nickte: „Ich verstehe.“
Sanft lächelte die XO der Prinzessin zu, beugte sich dann vor und schaute ihr in die Augen: „Konzentrier dich auf meine Stimme, Jasmin. Alles, was zählt, ist nur meine Stimme.“
„Halt!“
Das war nun nicht die Stimme Agathas, auch nicht die von Cal – was seine XO wenig verwundert hätte, sondern die von Jasmin selbst.
Sie trat einen Schritt zurück und blickte die Rothaarige an: „Ich kann verstehen, dass es gewisse Regeln gibt, an die Ihr beide euch zu halten habt – allerdings möchte ich, wenn Du schon mein Gedächtnis löschst, vorher darum bitten, dass wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, das Schiff zu betreten.“
Neugierde trat funkelnd in die Augen der agrabahnischen Prinzessin: „Ich – ich möchte einfach wissen, wie das Schiff innen aussieht, ehe ich es vergesse.“
Der Gedanke, dass man der jungen Prinzessin diesen Wunsch ja eigentlich nicht wirklich abschlagen könne, machte sich in Agathas Kopf breit und obwohl sie eigentlich nicht wirklich dafür war – Gott, Cals Eingriff in die temporale Spur hatte schon genügend Schäden angerichtet, die hier möglichen konnte man allerdings schnell beheben.
Sie nickte, legte ihr eine Hand auf die Schulter und zwinkerte ihr zu: „Sollst Du haben, Jasmin. Wir geben dir einen Einblick.“
Damit trat sie hinter Cal, tippte ihm kurz auf die Schulter und lächelte, als sie hörte, was der Captain sang, damit er selbst nicht wieder mit hypnotisiert wurde.
„Öla palöma blangaaaaa. Aim Schast a Börd in se skaii“
Naja, von Singen konnte bei Cals Talent nicht wirklich die Rede sein, mehr von „seine Sangeskunst ist seinem Namen angemessen“ – aber nichts desto trotz, irgendwie war es schon lustig.
Erneut tippte sie ihm auf die Schulter, er stockte, wandte sich um und blinzelte: „Nanu? Die Gruppe ist noch wach?“
„Ja“, zwinkerte sie ihm zu, „Ich werde mich ihnen nachher annehmen. Erst einmal müssen wir einen Weg IN die DRAGONFLY finden. Ich hab nämlich Jasmin versprochen, dass ich ihr das Innere der Draggy zeigen werde.“
Cal strahlte, richtete sich auf und nahm sie in den Arm.
„Manchmal glaube ich, Schatz“, sagte er und gab ihr dann einen langen Kuss auf den Mund, ehe er weiter sprach: „wir beide passen deshalb so gut zusammen, weil wir beide hin und wieder richtig bescheuerte Ideen haben.“
„Und wo wir gerade von bescheuerten Ideen sprechen.“, sagte die XO, nachdem sie sich von Cal losgelöst hatte und sich mit einem leicht-schelmischen Lächeln schmeckend über die Lippen fuhr, „Wir müssen noch einen Weg finden, die DRAGONFLY zu betreten. Also Meister der verückten Ideen – irgend ein Geistesblitz?“
Das laute „Ja, ich hab eine Idee“ kam nicht vom Captain des Föderationsschiffes, sondern vom Abenteurer aus Agrabah.
„Eigentlich war es eine recht einfache Überlegung.“, erklärte Aladdin und blickte in die Runde: „Lässt sich ein Gebäude von unten nicht betreten, versucht man es vom Dach aus.“
Kurz folgte anerkennende Stille, ehe sich der Captain-Prinz wieder einmischte: „Erm… Dach?“
„Brückenkuppel, Schatz“, hörte Aladdin die Erläuterung der Commander-Prinzessin und dann ein abschließendes „Ah“ durch den Mann.
Jasmin lächelte zu ihm, dem Abenteurer aus Agrabah herüber und zwinkerte ihm zu: „Das heißt, wir dürfen ein bisschen Bergsteigen?“
„Oh ja.“, grinste Al.
Sie standen vor dem Eingang zum Nf’Y-Gebirge und Jasmin konnte sehen, wie Prinz Doktors Blick sehr zweifelnd wurde.
„Ich? Da hoch? Ich nit, jedrisse!“, sprach der Mann mit einem deutlich merkwürdigeren Dialekt denn dem, den er sonst bemühte.
Jasmin blickte ihn an: „Höhenangst, Prinz Doktor? Ich denke, Sie befehligen ein Luftschiff?“
„Nun ja“, kratzte sich der Offizier am Kopf, „Wie erklär ich das je…eeeeeeeeeeeeeee!“
Weiter sollte er nicht kommen, denn in dem Moment hatte einer der Katib seinen massigen Körper unter dem Captain platziert, sich hochgestemmt, sodass Cal auf ihm saß und war dann losgerannt – einfach den Berg hoch.
„Ja, bist du denn KIRRE?! “
Diesen Schrei konnte sich Cal nun nicht verkneifen, als er sich plötzlich auf dem Rücken eines Katib wiederfand, der sich nun daran machte, für ihn das NF’Y-Gebirge zu besteigen.
„Fleisch hat Höhenangst? Ich helfe Fleisch.“
„Fleisch hat auch einen Namen.“, erwiderte der Captain teils amüsiert, teils angespannt, teils ängstlich und klammerte sich dann an den Hals seiner Reitmöglichkeit, als diese begann, über Felsspalten zu springen, die es ihm ermöglichten, einen Blick in die Tiefe des Berges zu werfen: „Uh, und Fleisch wäre sehr dankbar, wenn Du mich nicht fallen lassen würdest!“
Fleisch braucht keine Sorge zu haben. Fleisch wird nicht geschädigt.
„Wat Fleisch davon erleichtert ist.“
Auch dieses Gemurmel konnte sich der Captain nicht verkneifen, schluckte und lächelte dann dem Katzentier zu, das ihn aus gelben Augen anblickte. „Fleisch scheint zufrieden zu sein?
Sie erreichten den höchsten Punkt des Berges, der Katib setzte sich, sodass Cal bequem absteigen konnte. Er lächelte dem Wesen zu, streichelte ihm über den Kopf und lächelte: „Fleisch ist sehr zufrieden. Fleisch dankt.“
„Na, machst Du dir Freunde?“, erklang die Stimme von Agatha, die ebenfalls von einem Katib hochgetragen worden war.
Captain und XO lächelten einander an.
Als Aladdin den Berg bestiegen hatte, sah er, wie die beiden Personen, die er als Prinz Doktor und Prinzessin Song kennengelernt hatte, darstanden und sich verliebt in die Augen schauten.
Er wandte sich um, half Jasmin hoch, die die sich ihr bietende Szenerie mit einem „Ist das niedlich“ kommentierte, was dafür sorgte, das Cal und Agatha auseinanderfuhren, als habe der Blitz zwischen ihnen eingeschlagen.
„Macht euch wegen mir keine Umstände.“, lächelte die Prinzessin, trat näher an den Gipfel des Berges heran und beugte sich dann vor, um einen Blick in die große Öffnung zu werfen, die sich am Rand des Gipfels auftat.
„Und?“
Mit diesen Worten schländerte Prinzessin Theti heran, lugte ebenfalls in die Öffnung und blickte dann zu ihr.
Ein Lächeln umspielte ihre vollen Lippen: „Ich glaube, es geht gleich abwärts.“
Papyrus war immer wieder verblüfft, wenn er die Wandlungsfähigkeit dieser beiden Flaschengeister bewundern konnte. Gerade zwängten sie ihre Körper in zwei Seile, inklusive in den Berg gerammte Pfähle, an deren Ende jeweils ein Seilende befestigt war.
Neben ihm blickte Prinz Doktor die Konstruktion an und erneut schien der Mann von der Idee weniger als begeistert.
Papyrus konnte sich hingegen ein Grinsen nicht verkneifen: „Alles kein problem. Wenn der Flaschengeist für unsere Sicherheit garantiert, dann kann doch nichts schiefgehen.“
Sprachs, band sich das andere Ende des Flaschengeistseils um seine Hüfte, grinste Cal dann zu, nahm Anlauf und sprang über den Abgrund.
Kurzzeitig hatte er das Gefühl, als würde er schweben, dann zog die Schwerkraft an ihm. Es ging abwärts, der Boden – respektive das Grau des Schiffes kam innerhalb von Sekundenbruchteilen näher und – das Flaschengeistseil bremste ihn langsam ab.
Er machte sich los, sich voll bewusst, dass eigentlich ein solches Manöver vermutlich dafür gesorgt hätte, dass er auf das Oberdeck aufgeschlagen und gestorben wäre und war froh, dass dieses Seil magisch war und dafür sorgte, dass das Abbremsen nicht ruckartig, sondern langsam erfolgte, dennoch schnell genug, damit er keinen Schaden nahm. Wie das passierte, wusste er nicht, aber es war ihm auch egal.
Dem grünen Seil Eden zulächelnd, nickte er, sodass das Seil wieder nach oben schoss und sich um die Hüfte des nächsten Mannes schlang. Und dem Zetern, was Papyrus hörte, zu schließen, war es Prinz Cal.
„Das ist doch echt nicht dein Ernst, Eden. Lass mich los, verdammt noch eins.“, schimpfte der Captain und er zerrte an der Flaschengeistin, die sich um seine Hüfte gewickelt hatte.
Diese formte ein Gesicht aus, das ihm zuzwinkerte: „Sieh es als kleine Strafe dafür, dass Du uns belogen hast.“
Dann spürte er die beruhigende Nähe Agathas, die sich an ihn schmiegte und hörte, wie sie zu Eden sprach: „Schling dich auch um mich. Ich glaube, die Bangebuchse wird erst da runtergehen, wenn wir einen schicken Tandemsprung hinlegen.“
„Was meinst Du mit Tandeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeem…“
Kaum, dass sie die Brücke der DRAGONFLY durch die Brückenkuppel betreten hatten, die ein veritables Loch aufgewisen hatte, schaute sich Cal um und schüttelte den Kopf.
Sein Schiff, sein ganzer Stolz, war tot. Zerstört. Zerschmettert.
Es war nicht zu fassen, wie brutal der Aufprall gewesen sein musste.
Er wollte es sich nicht vorstellen, welche Kräfte auf das Schiff gewirkt haben mussten, als es Kontakt zum Boden hergestellt hatte, schauderte er doch immer noch, erinnerte er sich an die Sicherheitsaufzeichnungen des visuell unglaublich faszinierend aussehenden Absturzes des Diskussegmentes der USS ENTERPRISE – NCC 1701 – D .
Man sollte allerdings niemals den Fehler begehen, dafür Deanna Troi die Schuld in die Schuhe zu schieben.
Und schon gar nicht sollte man seinem Team die Schuld in die Schuhe schieben, als es Seinerzeit von Sternenflottenoffizieren, die das Pech hatten, auf der Mission von Ret’Tang in einen Romulaner-Hinterhalt zu geraten und hypnotisiert zu werden, mit der Hornet 1 eine Bruchlandung auf Romulus hingelegt hatten.
Die Hornet one war immer noch betriebsbereit. Das Team um den Sternenflottencaptain materialisierte, nahm routiniert ihre Plätze ein. Die Antriebe summten auf, das Schiff erhob sich majestätisch in die Höhe.
Cal atmete tief durch.
„Hypnotizer-Beam?“, rief er in die Runde, „Echt jetzt? Welcher Volldepp kommt auf die Idee, einen Hypnotizer-Beam auf Sternenflottenoffiziere abzufeuern?“
Jill drehte sich zu Cal um.
„Gute Frage – ich würde vermuten, die romulanischen Renegaten, die sich mit den Borg verbündet haben, um einen etwaigen Friedensvertrag zwischen Romulus und Remus zu untergraben und die Schuld daran sind, dass aus deiner Freundin eine Borg-Drohne wurde, die Du gerade versucht hast, wieder zu bekommen.“
Der Captain rollte mit den Augen: „Danke für den Hinweis, T.O. Du hattest doch vorgeschlagen, das wir Ret’Tang aus der Luft unter Feuer nehmen. Das machen wir jetzt.“
„Erm – und was ist mit deiner Freundin?“, wollte nun Ethan wissen. Cal legte den Kopf schief und blickte dann zu Jill. Tief atmete er durch: „Gibt es eine Chance, dass wir sie von den Borg befreien können?“
„Nach menschlichem Ermessen? Keine großartige. Die Borg passen sich an, wie du wissen müsstest. Das heißt, die Versuche Locutus und Seven of Nine vom Kollektiv zu trennen, sind in selbigem abgespeichert worden und können gekontert werden.“
„Dein Vorschlag, T.O.?“
Nun war es an Jill, tief durchzuatmen, ehe sie ihre Hand auf die Hand des Captains legte: „Es tut mir leid, Cal. Wenn die Borg Ret’tang übernehmen können, sind mögliche Friedensverhandlungen mit Romulus mehr als schwierig. Wir müssen hier auch das große Ganze im Auge behalten.“
„Du schlägst vor, dass ich dabei stehe und meine Freundin sterben lasse?“
Eine Antwort der taktischen Offizierin blieb aus, da in diesem Moment das Schiff zu beben begann.
„Bericht!“, schrie Cal, griff nach der Konsole vor ihm und versuchte, sich zu stabilisieren.
„Direkter Treffer, keine schweren Schäden“, vermeldete die T.O. und blickte dann zu ihrem Kommandanten: „Sir? Es sind Helena, Daniel und Tijal, die uns mit der Wasp 1 unter Feuer nehmen.“
„Oh“, machte der Kommandant, „Dann haben sie ihre Betäubung offenbar schneller abgeschüttelt, als wir gedacht haben.“
Er wandte sich an Jill: „Die Schockphaser bereitmachen.“
Ein Strahl von beunruhigender blauer Farbe traf die Wasp.
Daniel und Tiijal fielen in Ohnmacht, was Helena nicht sonderlich zu stören schien. Der Zeigefinger ihrer rechten Hand blieb auf dem Phaserfeuerknopf, während sie mit der linken die Navigationskontrolle der Wasp-1 übernahm und einen Kurs auf die Heimatbasis setzte. Einen letzten Phaserstoß gab sie auf das Renegatenshuttle ab – die Borg durften diesen Planeten nicht verlassen und die Assimilierung und der Tod von Captain, taktischem, wissenschaftlichen und ersten Offizier war unschön, aber sie wusste, dass sie das richtige tat.
Erneut ging ein Ruck durch das Shuttle, dass sich blitzschnell um 45 Grad auf der horizontalen Achse neigte und dem Erd- bzw. Romulusboden näher kam.
Ethan meldete „Wir sind im Sinkflug.“, und sah entsetzt von seiner Konsole auf.
Cal versuchte seine Stimme unter Kontrolle zu halten. Verdammt, er war doch der Captain, oder? Also durfte er nicht die Kontrolle verlieren – nein, er musste in solchen Situationen ein Fels in der Brandung sein.
Felsen. Wasser! HA! Das war es doch.
„Irgendwelche Wassergrundstücke oder Wälder in der Nähe? „, fragte er.
Jill nickte: „Ungefähr 100 Meter von uns entfernt. Es ist ein Wald – mit Wassergrundstück.“
Resignierend sah Cal auf. „Naja, wenn wir schon abstürzen, dann aber an komfortablen Orten. Kurs setzen.“, befahl er. Das Shuttle wurde ausgerichtet, dann stürzte es ab.
Cal wurde sichtlich nervös. Fels in der Brandung? So’n Quatsch!
„Irgendwelche letzten Gedanken, Wünsche oder Gebete, die man vortragen möchte, hm?“
Schweigen.
„Nundenn, alle Männer und Frau auf Aufschlag vorbereiten.“, schrie er.
Dann krachte es. Das Shuttle traf auf den Boden auf.
Die kinetische Energie des Aufpralls wurde durch die Trägheitsdämpfer der Hornet zwar gemindert, aber nicht komplett geschluckt, was verheerende Auswirkungen auf Inneneinrichtung und Crew hatte.
Captain und T.O. wurden aus ihren Stühlen gerissen, schlugen gegen zwei Konsolen – also gegen jeweils eine – und gingen dann schwer benommen zu Boden.
Jill streckte ihm die Hand entgegen, versuchte ihn zu wecken, doch Cals Augen schlossen sich, einem Statement, dem sich auch die Augen der T.O. anschlossen. Auch Ethan und Alexander wurden gegen Teile des Interieurs geschleudert und verloren das Bewusstsein.
Der Kopf tat dem Captain heute noch weh, wenn er sich daran erinnerte.
Und natürlich auch das Herz, denn diese Szenerie ging Hand in Hand mit einer anderen Erinnerung einher – nämlich der, einer Agatha Silverbird, die von einem überraschend auftauchenden Borg gegriffen und assimiliert wurden war.
Noch Jahre später wachte er, wenn er von dieser Sache träumte, mit einem lauten „AGATHA!“-Schrei auf, hörte das entsetzt-überraschte Keuchen seiner Freundin und sah, wie ihre wunderschönen, hypnotisierend-grünen Augen all ihre Strahlkraft verloren, wie ihre Haltung immer mechanischer wurde und ihre Stimme, die ihn so zu bannen vermochte, immer lebloser wurde, bis sie diese Worte sagte, die er fürchtete: „Ich bin Translatus von Borg.“
Und ab dem Moment war es ihm eigentlich klar gewesen, dass er versuchen würde, was zu versuchen wäre, um Agatha wiederzubekommen – und sei es, dass er dafür assimiliert würde.
Wie würde es Laura Holt in der englischen Variante des Intros der ersten Remington Steele Staffel sagen? „Try this for a dark, deep-down secret.“
Oder auf Deutsch: „Darf ich Ihnen mal unter dem Siegel der Verschwiegenheit etwas verraten?“
Und darf ich, der Autor, den Lesern unter dem Siegel der Verschwiegenheit etwas anvertrauen? Oder wie es in der Webshow heißen würde: „Just between you, me and the internet?“
Sie haben es richtig gelesen.
„Und ab dem Moment war es ihm eigentlich klar gewesen, dass er versuchen würde, was zu versuchen wäre, um Agatha wiederzubekommen – und sei es, dass er dafür assimiliert würde.“
Es war Cal eigentlich egal, welche Variante der Beiden er durchsetzen konnte – der Captain war sich an dem Tag, als seine XO assimiliert wurde, sicher, dass ein Leben ohne sie für ihn nicht mehr vorstellbar war.
Wenn er sich dafür assimilieren lassen müsste – so sei es.
„Cal?“
Die Stimme der XO war nicht mechanisch, nicht leblos, sondern sehr liebevoll – und da erkannte er, dass er sie wieder gegriffen und an sich gepresst hatte. Sie bedachte ihn mit besorgtem Blick: „Ist alles okay?“
„Mir geht es gut, mein Liebling.“, lächelte er und merkte, wie Tränen sich Bahn brachen, „Ich hab nur gerade an – einen bestimmten Tag gedacht. Und ich will verdammt sein, wenn ich diesen Tag noch einmal erleben muss.“
Damit küsste er sie, schaute ihr in die Augen und lächelte: „Ich lass dich nie wieder los, mein Schatz.“
„Cal, du klingst gerade wie Gollum.“, zwinkerte die XO ihm zu, küsste ihn dann ebenfalls und wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht, ehe sie ihm ein „Und ich werde mich hüten, dich loszulassen“ zuwisperte, was sie mit einem „zumindest im metaphysischen Sinne“ einschränkte.
Der Captain atmete tief durch, blickte dann zu den ebenfalls anwesenden Hochwohlgeborenen und nickte ihnen zu: „Entschuldigung, ich hatte gerade meine Fünf Minuten.“
„Cal, du hast jede Stunde deine fünf Minuten.“, grinste ihm Jasmin zu und zwinkerte: „Find ich aber irgendwie niedlich.“
„Niedlich?“, echoten Cal, Agatha und – nicht wirklich überraschend – Aladdin wie aus einem Mund. Die Prinzessin kicherte: „Naja, etwas unbeholfen, wie ein … naja, er erinnert mich irgendwie an Rajah, als er noch klein war.“
„Ach, du meinst deinen Shere Khaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaan ?“, fragte der Captain, wobei der das Wort „Khan“ so laut schrie, wie er es von den Sicherheitsaufzeichnungen der ENTERPRISE kannte.
Und es war ihm eigentlich klar, dass Jasmin ihn gleich aus zwei Gründen ein wenig sparsam anblicken würde. Er schüttelte mit dem Kopf: „Nicht weiter wichtig. Also – das… dieses Chaos hier… ist das Nervenzentrum meines Schiffes. Also – wenn es funktioniert.“
„Und was macht man von hier aus?“, fragte nun Papyrus, was Cal zu einem Grinsen nötigte: „Nun, entweder sagt man „Mister Strange, setzen Sie Kurs auf Canon Eos 400 D, Warp 10 Energie!“, man ruft „Jill, nimm das feindliche Ziel unter Beschuss, Feuern wenn Bereit!“ oder man sagt „Agatha, Du hast die Brücke, ich hau mich hin, und penne.“
„Was du hauptsächlich sagst.“, grinste die XO.
„Sollte nicht wundern. Ich bin nur der Klassenclown, Du bist die wahre Kommandantin.“, zwinkerte der Captain ihr zu.
Dann blickte er wieder in die Runde: „Tja, tut mir leid, dass wir euch momentan so gar nix von dieser tollen Technik zeigen können, denn – wie soll ich sagen – das Schiff hat ordentlich einen verbrezelt gekricht, als es sich gegen die Jaffa behauptet hatte.“
„DIE Jaffa?“, fragte nun Jasmin, „Ich kenn nur einen Jaffar.“
„Hier laufen Jaffa rum?“
Die Stimme des Captains klang plötzlich sehr belegt.
Er erinnerte sich daran, wie er damals die erste Mission mit SG-1 und der Voyager-Crew erlebt hatte.
„WAS????“, schrie Cal, als Sebastian ihm Bericht erstattete. „Du hast was gemacht?“
„Samantha Carter gerettet.“
„Aber Du hast dafür Seven Of Nine erschossen.“
„Ja, aber nur einen Klon.“, fuhr eine andere Stimme in die Parade. Calvin und Scotty drehten sich zeitgleich um.
„A… aber…… Seven???? Sie sind gar nicht Borg?“, stotterte Calvin.
Seven schüttelte den Kopf. „Nein. Die Goa’Uld klonten uns alle, als wir bewußtlos waren.“
„Also laufen da draußen auch noch Versionen von uns rum?“, fragte Calvin ungläubig.
„Allerdings!“, meldete sich Sam zu Worte. „Sie haben gesehen, das es noch eine Sam gibt, die als Wirtin für Hathor dient.“
„Das kann doch nicht sein!“, schluckte der Sternenflottencaptain, „Ich … wie… warum?“.
Sam ging auf ihn zu und zeigte auf ihn, sich und Seven.
„Ich habe Klone von Dir, mir und Seven gesehen. Wie erklärst Du dir das, Captain?“, fragte sie.
Erneut schluckte der Captain, blickte dann ins Rund und seufzte.
„Okay,“ sagte er, als er die Sprache wiedergewonnen hatte, „hier ist der Plan. Wir………“
„……machen erstmal gar nichts und verhalten uns so, wie es sich für Jaffa und eine Königin gehört. Gleichzeitig versuchen wir, die Borg und die Goa’Uld kampfunfähig zu machen.“, unterbrach ihn Sam.
Calvin konnte wieder nur staunen.
„Äh, genau.“, stammelte er.
„Alles klar. Ihr benehmt euch jetzt wie richtige Jaffa. Ihr geht nirgendwo hin.“, bestimmte Carter.
„Moment mal.“, Calvin stand auf, blickte die schöne Blonde an und deutete auf sich, „Ich bin der Captain.“
„Ja, eben. Du bist CAPTAIN und ich bin ein MAJOR.“, sagte Sam.
„Naja, aber im Bewertungssystem der Föderation ist ein Major ein Lieutanant Commander, während ein Captain den Rang eines Colonels hat. Klar?“, sagte Kommandant der DRAGONFLY , ohne den Blickkontakt zu Sam abreißen zu lassen.
„Das mag sein.“, sagte der Major…
Calvin triumphierte.
„Andererseits,“ ertönte plötzlich Sams Stimme wieder, „befinden wir uns nicht im Bewertungssystem der Föderation. DU tust das was ICH sage, kapiert?“
„Ja, Chefchen.“, murmelte Calvin.
Er schüttelte den Kopf, riss sich in die Jetztzeit zurück und blickte Jasmin an: „Wenn die Goa’Uld hier sind, dann…“
„Die wer?“
„Goa’uld. Die Götter. Die von den Jaffa angebetet werden.“, erläuterte Cal und Jasmin legte den Kopf schief: „Wieso von den Jaffa? Es gibt nur einen Zauberer, der so heißt – und eigentlich müsste er inzwischen tot sein.“
„Ein Zauberer namens Jaffa?“, fragte nun die XO und schaute zum Captain, der sich mit Anlauf gegen die Stirn schlug: „Argh! German facepalm! Natürlich. Jaffar – mit nem zusätzlichen R hinter dem letzten A, Schatz. Hat nix mit den Goa’Uld zu tun, von denen…“
„Die lieben Leutchen hier eigentlich nichts wissen und von denen Du ihnen beinahe erzählt hast.“
Der Captain zuckte mit den Schultern: „Es ist halt ‚a whole new world“, mit der sie sich hier beschäftigen müssen, „a new, fantastic point of view“.“
Damit blickte er zu seinen Gästen: „AH! Aber ich hab eine Idee, was wir uns noch anschauen können. Vielleicht funktionieren die ja. Dazu müssen wir eine kleine Sportive Tour durch die Jeffriesröhren einlegen, seid Ihr dazu bereit?“
„Wir schon“, grinste Theti.
„Bist du es auch?“, kam es von Jasmin geschmunzelt.
Cal rollte mit den Augen. Womit hatte er das wieder verdient?
„Vermutlich mit Recht“; beantwortete der Kommandant seine Frage im Geist selbst und zuckte mit den Schultern: „Lasst es uns rausfinden.“
TBC
CaptainCalvinCat:
Kapitel 23.4
Es war ja eigentlich klar. Da kommt man nach fünf Tagen auf eine um Jahrtausende gealterte DRAGONFLY zurück und muss erstmal die überflüssigen Pfunde, die man sich im Palast angefuttert hatte (und das Essen war auch lecker) durch „Jeffriesröhrenkrabbeln“ abtrainieren.
Und auch, wenn es unserem Starfleetcaptain nicht anders ergeht als meinen werten Leserinnen und Lesern – also das intelligente Fragewort mit H (HÄ?) in ihren Köpfen auftauchte, als Cal zum ersten Mal feststellte, dass sein Schiff binnen Tagen um das knappe 710400 Fache gealtert war (148000 Jahre mal 365 Tage – wobei wir den einen Tag alle vier Jahre mal großzügig ignorieren ergibt 3552000 Tage, die dann wieder durch 5 geteilt werden) gibt es nur eines, was er mehr hasst, als nicht zu verstehen, was eigentlich „ambach“ ist, wie er in seiner Sprache gerne sagte: Durch Jeffriesröhren zu krauchen.
Und Jeffriesröhren sind jetzt nicht unbedingt jemandes bevorzugter Rückzugsort – besonders nicht, wenn die Dinger ein paar Tausend Jahre frei gelegen haben. Es würde den Captain nicht verwundern, würden Ratten, Mäuse oder Silberfischchen durch sein Schiff kriechen – und das ging noch. Vor seinem inneren Auge sah er, als er das Schott zur nächsten Jeffriesröhrenkreuzung öffnete, ein Wespennest an der Decke kleben – und kaum, dass er im Raum war, würden die Biester ausschwärmen und ihn angreifen.
Tief durchatmend nahm er all seinen Mut und seine Kraft zusammen, schob das Schott auseinander – die eine Hälfte nach links, die andere öffnete sich automatisch mit – und streckte seinen Kopf durch die gerade entstandene Öffnung.
Nichts.
Was war das schön. Kein aggressives Summen, nicht mal ein verwundertes Brummen – Stille.
Die Stille seines Schiffes.
Cal zog die Beine an und machte sich dann auf, die Jeffriesröhrenkreuzung zu betreten.
Die Jeffriesröhrenkreuzung heißt Jeffriesröhrenkreuzung weil sich hier mindestens zwei, manchmal sogar drei Jeffriesröhren, die das Schiff wie kleine Tunnel, respektive Wartungsschächte durchkreuzten, trafen. Eine Röhre, die das Schiff der Länge nach durchquerte, traf auf eine, die das Schiff der Breite nach durchquerte und auf eine, die dasselbe der Höhe nach tat. Der Captain wusste: Es waren eigentlich nur zwei Röhren die zu nehmen waren – die eine von der Heckstation der Brücke zu einer Kreuzung, die ihn dann dazu nötigte, sieben Decks nach unten zu klettern. Hatte man dies geschafft, musste man sich eigentlich nur von dem Röhreneingang abwenden und einfach geradeaus laufen – oder zumindest genau diese Richtung, immer Heckwärts, nicht aus den Augen verlieren. Es würde sich noch einmal eignen, ein oder zwei Decks nach unten zu klettern, damit man auch den Haupteingang des Shuttlehangars erreichte – was sein Ziel war.
Es würde ihn nicht wundern, wenn Jasmin, Aladdin, Papyrus und Theti sich fragen würden, was sein Plan war und – wenn er ehrlich mit sich selbst war, hatte er keine Ahnung. Er wollte ihnen den Shuttlehangar zeigen – aber weswegen eigentlich? Wäre es nicht eigentlich besser, die DRAGONFLY wieder zu reparieren, wozu er seine Crew brauchte? Wo war die eigentlich?
Unter ihm befand sich die Jeffriesröhrenabdeckung, von der aus man jetzt bequem sieben – oder gleich acht – Decks nach unten steigen konnte und gerade, als er sich bückte, um die Abdeckung zu öffnen, schwindelte ihm.
Es war nicht die Wunde, die sich wieder in Erinnerung brachte und die ihm vermutlich, bevor er zum Shuttlehangar gehen konnte, einen Besuch auf der Krankenstation nicht ersparen würde – es war etwas anderes.
Er war auf seinem Schiff – und so, wie es jetzt war, so leblos, so tot, hatte er es bisher nur einmal gesehen. Als die Jem’Hadar es zum Ende des Dominion-Krieges hin, in seine Einzelteile zerpustet hatten.
„Cal? Bist du in Ordnung?“
Verdammt, wer hatte das gefragt?
Kurz schüttelte der Kommandant den Kopf, blinzelte mit den Augen, die gerade immer schwerer wurden und von denen er merkte, wie sie sich mit Tränen füllten, dann sah er in die grünen Augen seiner XO, die ihn besorgt ansah.
„Was ist mit dir?“, fragte sie und der Kommandant schüttelte den Kopf: „Ich… ich weiß es nicht. Ich weiß nur, ich… ich bin ein bisschen … dizzy.“
Agatha Silverbird ging neben ihrem Freund in die Knie. Kurz tastete sie nach seinem Puls – man, wie der raste – und dann nach seiner Stirn. Sie war allerdings nicht erhitzt, sodass sie ein Fieber ausschließen konnte. Oder?
„Hey, Cal. Sag was?“
Der Captain seufzte, stemmte sein Augenwerk auf und schüttelte den Kopf: „Okay – Blutvergiftung, Skorpionstich, Killersporen aus dem Grab des Tut-Ench-Amun? Was von denen hat mich gerade in ihrem windelweichen Würgegriff?“
Agatha lächelte, beugte sich vor und küsste ihren Captain: „Wie wäre es mit einer mittelschweren Panikattacke, weil du jetzt tatsächlich durch das Schiff laufen musst und eigentlich weißt, dass die ganze Nummer vollkommen entgegen der ersten temporalen Direktive ist?“
„Das Laufen durch das Schiff?“
„Deinen neuen Freunden das Innere der DRAGONFLY zu zeigen, du durch Gottes Unvorsicht zum Mensch gewordenes Ross.“
„Hey, kein Grund Farkars und Waldbrunn zu zitieren, ja?“, knurrte Cal und rappelte sich auf. Erneut schüttelte er den Kopf: „Ich glaube, ich bin tatsächlich etwas nervös.“
„Glaube ich dir. Aber Du hast dich in diese Situation manövriert – jetzt sieh zu.“, knuffte sie ihm in die Seite und klopfte ihm dann auf den Allerwertesten, „Also, los geht’s“.
Jasmin und Aladdin warfen einen Blick auf das Pärchen vor ihnen, dass sich „Zweifelnd“ zu nennen schon beinahe verbot. Auch das „irgendwie sind die Beiden, seit sie Käpten und Kommander geworden sind, ein bisschen seltsam, oder?“ von Papyrus und das „Die waren schon die ganze Zeit merkwürdig, aber momentan übertreiben sie es“ von Theti zeigte, dass der Konsens der vier Abgesandten darin bestand, Cal und Agatha für vollkommen durchgeknallt, rettungslos verrückt und komplett hilflos in einander verliebt zu erachten.
„Folgen wir ihnen?“, fragte nun Aladdin und Jasmin blickte ihn aus ihren großen, braunen Augen an: „Natürlich, was sollen wir sonst machen? Uns hier absetzen und eventuell verlaufen?“
Sie schüttelte den Kopf und machte sich dann auf, den beiden Prinzen, die gar keine waren, zu folgen.
„Kommt mal her.“
Cals Stimme schien ein bischen an Selbstvertrauen zugenommen zu haben, als Theti ihn dabei beobachtete, wie er sich an einer Art „Platte“ zu schaffen machte, die in den Boden eingelassen war. Vermutlich so etwas wie eine der Lukentüren, die sie auch im Palast gesehen hatte. Schnell nickte sie Aladdin zu, trat dann neben den Mann, der bis vor kurzem noch auf den Namen „Prinz Doktor“ gehört hatte und ging neben ihm in die Knie.
„Ratofer hat mal gesagt…“
„Das ist ja alles sehr nett, Prinzessin, aber diese Luke ist komplett verzogen. Da ist kein Durchkommen, wenn wir nicht…“
Sprachs und fand sich in einem Metallregen wieder. Die Luke war explodiert und Prinzessin Theti brachte die Hände vors Gesicht, um sich vor den heißen Metallschrabnellen zu schützen, die durch die Gegend sirrten. Überrascht blickten sie sich um und sahen Agatha Silverbird, die auf die Luke angelegt hatte. Sie zuckte mit den Schultern: „So geht es schneller.“
Sprachs und machte sich daran, sich durch die Öffnung nach unten sinken zu lassen.
„Okay“, richtete Cal sich auf und blickte ins Rund: „Der erste Schritt nach unten ist immer sehr schwierig, also passt auf, dass ihr die erste Strebe der Leiter mit dem Fuß erwischt. Im Zweifelsfall…“
Theti lächelte ihn an, streichelte ihm einmal sanft über die Wange, sagte ein „Du bist lustig, Prinz Doktor“ und machte sich dann daran, die Leiter herabzusteigen.
Deck 5
Zeitersparnis? Tse – von wegen.
Sie waren gerade auf Deck fünf angelangt, Agatha beugte sich vor um die nächste Luke zu öffnen, da zischte Cal neben ihr schmerzerfüllt auf.
„Cal, was ist denn jetzt…“
Weiter kam sie nicht, als sie bemerkte, dass die Wunde, die seinen Bauch verunzierte, inzwischen begann, erneut zu bluten.
Agatha rollte mit den Augen, rief ein „Ich bin gleich wieder da“ und eilte hinaus, während der Captain einen weiteren Schmerzenslaut ausstieß und dann gegen das nächste Schott sackte, während er mit sperrangelweit offenem Mund und immer kleiner werdenden Augen unintelligent in die Luft starrte.
Jasmin war bei ihm, ging neben ihm in die Knie: „Hey, Kellwin? Kannst Du mich hören? Nicht einschlafen, ja?“
Und während sie das tat, stellte Aladdin, der die ganze Sache beobachtete fest, dass seine Frau verdammt kompetent war. Das war etwas, das er eigentlich wusste, aber irgendwie… er musste festhalten, dass er zwischendurch feststellte, wie selbstverständlich manche Dinge geworden waren. Jasmin war eines der wohl mitfühlendsten Wesen, das er sich vorstellen konnte – kein Wunder, dass sie mit den Katib sofort Kontakt knüpfen konnte.
Und wie sie sich jetzt um diesen Mann kümmerte, der ihnen mehrere Male geholfen hatte, machte ihn – obwohl es ihm eigentlich gar nicht zustand, schließlich war sie ein vollkommen selbstständiges Wesen und kein Besitz – Stolz auf sie.
Auch er ging neben dem Captain in die Knie, tastete nach seinem Puls, genau wie es Genie ihm beigebracht hatte.
„Der Puls rast“, stellte er fest und…
Cal verstand gar nichts mehr.
Seine Seite brannte, sein Kopf schmerzte und er war sich sicher, dass dies vermutlich doch eine Blutvergiftung war. Und – sein Universalübersetzer schien ausgefallen, denn was Jasmin und Aladdin zu ihm sagten, schien irgendwie keiner Sprache ähnlich zu sein, die er normalerweise sprach.
„Cal?“, versuchte die Prinzessin ihn anzusprechen, doch in seinen Augen sah sie bloßes Unverständnis. Kurz ging ein wenig prinzesslicher Fluch durch ihren Kopf, als sie die Diagnose Aladdins hörte und sie seufzte.
„Kepten! Kommen Sie zu sich!“, sagte sie, nun mit einem etwas befehlendereren Ton und sie versuchte, ihre Befehlshoheit weiter auszuspielen – allein was auch immer mit dem Mann war, ließ ihn an dieser Art und Weise nicht teilhaben.
„Geht bitte dort weg!“, hörte sie dann die hastige Stimme Prinzessin Song Silverbirds, die herbeigeeilt kam, ebenfalls neben dem Captain in die Knie sackte und etwas aus einem Koffer herausholte, was Jasmin an eine Art dicken Stock erinnerte.
„Das wird jetzt ein wenig weh tun, Cal.“
Die Stimme Agathas schien besorgt, gleichzeitig bestimmt, ehe sie den Stock an den Hals ihres Freundes führte.
Ein leises Zischen erfüllte den Raum und die Augen des Captains weiteten sich, ehe sie ganz zufielen und er erschlaffte.
Jasmin blickte der Frau mit den roten Haaren in diese unergründlichen, grasgrünen Augen, als sie zu ihr herüberblickte: „Könntet ihr mir helfen, ihn in unser Lazarett zu bringen?“
Wenn der Junge aufwachte und sie wieder in ihre Zeit zurückkehrten, so schwor sich Agatha, war aber mal wirklich schluss mit dem Lotterleben des Replikatornutzers. Cal würde auf Diät gehen. Das Gewicht des Captains war ja nicht mehr heilig – aber, wenn man keinen Sport machte.
Aber wie pflegte Cal immer zu sagen: „Ich mag zwar ein Pottmensch sein, aber was diese beiden Lebenseinstellungen angeht, halte ich mich an meine wahre Heimat – genauer gesagt: Mit Winston Churchill. Ich traue auch keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.“
Meistens wurde dieser Satz gefolgt von einem leicht dümmlichen Lachen und dem Satz: „Ich meine natürlich: No Sports! Damit ist Churchill 80 geworden.“
Nun stellte sich aber die Frage, ob diese Wunde, die seinen Bauch verzierte tatsächlich nur ein kleiner Kratzer war – oder ob er Churchill bald selbst fragen konnte, ob man ihn da richtig zitiert hat.
Agatha griff nach dem medizinischen Tricorder, klappte ihn auf und seufzte. Verdammt, warum hatte sie Gina damals nie richtig zugehört? Dabei hatte es die Italienerin ihr doch mit Engelsgeduld erklärt – man klappte den Tricorder auf, betätigte die Med-Taste, entnahm die Scannereinheit und dann… und dann was?
Hatte Gina gesagt, dass sie auf keinen Fall die Lib-Taste drücken sollte? Oder sollte sie diese auf jeden Fall betätigen?
Agatha verfluchte sich in Gedanken, schließlich war das doch eigentlich einfach. Oder?
Und dann spürte sie die sanfte Hand von Prinzessin Theti auf ihren Schultern, wandte sich zu ihr um und schaute in zwei große, braune Augen, die sie freundlich anfunkelten.
„Du siehst aus, als könntest Du selbst eine kleine Beruhigung gebrauchen.“, sagte die Ägypterin und Agatha atmete tief durch: „Du hast keine Ahnung wie sehr. Ich weiß, ich habe diesen Kurs belegt, ich weiß auch, Gina – unsere Bordheilerin – hat mir das alles noch einmal erklärt… aber meinst Du ich komme jetzt darauf, welche Tasten ich drücken muss? Aber ich kann mich jetzt nicht einfach hinsetzen und die Hände in den Schoß legen, wenn der Vollidiot auf dem Biobett mich braucht.“
Erneut glitten die Hände der Ägypterin über die Schultern der XO: „Du nützt ihm aber nichts, wenn Du gerade deinen Verstand verlierst. Setz dich auf das Biobett neben deinen Freund und denke nach. Nimm dir die Zeit – die Wunde wird ihn schon in den nächsten Minuten nicht umbringen.“
Und Agatha musste einsehen, dass die Ägypterin durchaus recht hatte.
TBC
Kapitel 23.5
So war es eigentlich immer – in der Zunkunft, dem 24. Jahrhundert, war es möglich, eine Person mit einem medizinischen Tricorder zu scannen und dann festzustellen, was mit dieser Person nicht stimmt. Krümmt sie sich vor Schmerzen, fasst sich an den Bauch und schreit laut, greift man nach dem Tricorder, scannt und stellt fest: „Aha – Blinddarmentzündung, die sich zu einem Durchbruch verschlimmern könnte.“
Also gibt es ein nettes Hypospray, die Person fällt in einen gnädigen Schlaf, man schneidet den Patienten auf, trennt das ab, was abzutrennen ist und heilt die Wunden mit einem Hautregenerator. Kein Problem.
Ein Trip ins 20. Jahrhundert öffnet einem da schon die Augen. Zwar sind Ärzte diese Halbgötter in Weiß, aber zwischen einem Arzt in Weiß und einem Arzt, der alles weiß, liegen mitunter Welten – das heißt, wenn man Pech hat, schneidet man einen Patienten auf, da akuter Verdacht auf Blinddarmdurchbruch besteht und es stellt sich raus, dass es genau das nicht ist. Dann wird weitergerätselt.
Genauso ist es mit den sogenannten „Differentialdiagnosen“ – mehr oder weniger ein „Wir haben keine Ahnung, ob es das ist, aber welche Krankheit könnte auf die anfängliche Diagnose noch zutreffen.“
Womit ich den Beruf des Arztes nicht schmälern will – nicht falsch verstehen. Es ist eine ausserordentliche Leistung, das alles zu schaffen, nur: Trotz allen Wissens bleiben auch Ärzte des späten 20. Jahrhunderts dabei, bei wirklich schweren Schmerzen zu sagen „Gut, das könnte das sein, aber es könnte sich auch so und so verhalten.“
Sicherheit bringt dann meist ein Blick in den Körper, durch Röntgen, etwa.
Nun sind wir Menschen des frühen 21. Jahrhunderts alles andere als primitive Wilde. Allein der Fakt, dass ich hier sitze, Glühlampen erhellen das Zimmer, in dem ich auf einen schwarzen, tafelähnlichen Gegenstand von 16 Zentimetern Länge, 46 Zentimetern Breite und ungefähr zwei Zentimetern Höhe tippe, der mit einem Schlauch mit einem anderen Gegenstand verbunden ist, dessen Breite 34 Zentimeter, Länge 27 Zentimeter und Höhe 3 Zentimeter beträgt und der über eine Art „Tafel“ verfügt, die an dessen Kopfende angebracht ist, mit den Maßen (Nach Länge, Breite, Höhe) 1 mal 34 mal 27 und die auch noch leuchtet und auf der Buchstaben erscheinen, wie „Buchstaben erscheinen“ ließe einen Bewohner des Neolithikums, wäre er anwesend, entsetzt aufschreien. Auch eine Person aus dem Mittelalter – wäre sie hier – würde mich lieber heute, als morgen auf dem Scheiterhofen vor dem Kölner Dom sehen und Albert Einstein würde sagen „Eine faszinierende Technik, junger Mann.“.
Was Heinz Erhardt sagen würde, weiß ich nicht – vermutlich irgendwas lustiges.
Oder wie es schon Tobias Mann als Heinz Erhardt geschrieben hat „Hier regnet es und ich muss zittern – mein Handy ist zu nass zum Twittern“.
Doch Agatha Silverbird war nicht im 20. Jahrhundert, weder im frühen, mittleren, späten oder so späten, dass es eigentlich schon wieder das frühe 21. Jahrhunder war.
In welchem Jahr sie gefangen war, wusste sie nicht, sie wusste nur, dass die Wunde ihres Freundes, ihres Geliebten, des Mannes, mit dem sie Tisch, Bett, sonische Dusche, Kommandoposten und zwischenzeitlich auch extrem dämliche Ideen teilte, beschlossen hatte, dass der Trip durch ein komplett deaktiviertes Schiff, inklusive kleiner sportiven Tour durch die sogenannten Jeffriesröhren ein guter Zeitpunkt wäre, sich als weltoffen zu präsentieren und das Blut des Captains mit einem „Freiheit für die roten Blutkörperchen“ rausströmte. Einzig die Organe sagten „Seid Ihr bescheuert? Hamburg ist das Tor zur Welt, nicht die Wunde eines Sternenflottencaptains. Ne, wir bleiben schön hier.“
Und sie war sich eigentlich sicher, was mit dem medizinischen Tricorder zu tun war, nur – der Fakt, dass sie im Jahr Anno Dunnemals steckten – und das so weit, das sie diesen Dunnemals, wer auch immer das war, vermutlich sogar gleich treffen würden, zusammen mit Fräulein Leichnam aus dem Buch „Der weiße Neger Wumbaba“ und Herrn Lachen aus dem Witz von Hennes Bender – beunruhigte sie in diesem Zusammenhang, denn: Sie war keine Ärztin. Sie war erster Offizier eines Schiffes, das von einer Vollblödbirne geführt wurde, einer Vollhohlfritte, die sich gerne mal in andere Zeiten einmischte. Aber sie hatte keine – oder nur geringe – medizinische Ausbildung.
Kurz hatte sie diese komplette Leere gefühlt, hatte gesehen, wie Cal auf dem Biobett lag, die Wunde immer noch das Tor zur Welt darstellte und er immer bleicher wurde – und sie hatte das Gefühl: „Das war es.“
Und das wäre ob des Verlustgefühles nach seinem Tod vor der Bruchlandung der DRAGONFLY ja geradezu von poetischer Natur. Sie holte tief Luft. Agatha war sich eigentlich sicher, dass sein Leben irgendwann durch eine Kubikblödheit (für diesen Ausdruck sei mal dem Kabarettisten Jochen Malmsheimer gedankt) lassen würde.
Und vermutlich war es diese Kubikblödheit, sich mit einem Griechen, der ein Messer in der Hand hatte, einzulassen und anzulegen.
Nichts desto trotz schoss es ihr durch den Kopf, dieser Wunsch, dieser Befehl, den sie sich selber gab: Entspann dich, setz deinen Rotschopf zum Denken ein und nicht nur als Korken für den Hals und dann TU was. Rette deinen Freund.
Kurz entschlossen nickte sie Theti zu, setzte sich auf das Biobett neben Cal, schloss die Augen und entspannte sich.
Was hatte Gina denn damals noch gesagt?
Theti seufzte.
Sie konnte die Empfindungen, die Agatha Silverbirds hübsches Gesicht förmlich ohne großartigen Filter passierten, durchaus nachvollziehen. Da war einmal emotionaler Schmerz, dass ihr Freund auf diesem komischen Bett lag und blutete. Da war grimme Gewissheit, dass er dieses Bett vermutlich nicht verlassen würde – und da war eine Entschlossenheit, die genau so grimm, wie die Gewissheit war, dass sie dies nicht zulassen würde. Und als sie sich auf das Bett neben Cal setzte, die Augen schloss und ihren Kopf gegen ihre Brust sinken ließ, wusste Theti, dass sie gerade versuchte, sich zu erinnern.
Die Prinzessin atmete durch, blickte sich um und stellte fest: Dieses „Raumschiff“ war, wenn man es reinigte, sicherlich auf dem neuesten Stand der neuesten Technik.
Die Betten schienen bequem und die ganzen merkwürdigen Kisten, die in der Gegend herumzustehen geruhten, schienen einen tieferen Sinn zu haben.
Vermutlich waren sie mit einer ähnlichen Art der Magie ausgerüstet, wie die merkwürdigen Waffen, die das falsche Prinzenpaar verwendete.
Also – lieber nicht anfassen.
Kurz warf sie einen Blick zu Agatha herüber, die immer noch da saß, Kopf auf ihre Brust und tief durchatmend. Dann wandte sie sich ihrer Mitprinzessin zu, die ihr in diesem Moment einen Blick schenkte und zwinkerte. Theti nickte, deutete mit dem Kopf auf den Raum, der mit einer Glasscheibe und einem Türbogen von dem Raum abgetrennt waren, in dem sie sich befanden, ehe sie sich an Papyrus wandte und ihm zuflüsterte: „Mein kleiner Fischer, könntest Du auf den Kepten und seine Kommander achten? Ich müsste mich mit Jasmin unterhalten.“
Der Raum, den sie betreten hatten, erinnerte Jasmin ein wenig an das Büro, in dem, sollte er mal nichts zu tun haben, der Hauptmann der Wachen, Razul, sitzen konnte und sich entspannen. Allzu oft hat er dazu aber nie Gelegenheit.
Die Agrabahnische Prinzessin platzierte ihren zierlichen Körper auf dem Tisch, verschränkte die Beine zu einem Schneidersitz und bedeutete Theti, es ihr gleichzutun. Dem Befehl nachkommend, nahm sie ebenfalls Platz.
„Wie gefällt dir Agrabah bisher?“
Die Antwort, ein leichtes Lachen, wurde von Jasmin mit einem Lächeln erwidert.
„Es ist auf jeden Fall nicht langweilig.“, kommentierte die Prinzessin der beiden Länder und zwinkerte ihrer Amtskollegin aus Agrabah zu, „Eine Handelsroute könnte ich mir schon vorstellen – aber bitte nur, wenn Du und dein Prinz auch mitkommt.“
„Warum?“Jasmin war überrascht: „Gefällt Dir unsere Anwesenheit so gut?“
„Ja“, nickte Theti, „Und ausserdem – Du, Aladdin, der Flaschengeist und seine Freundin – Ihr würdet die Räuber doch binnen Sekunden in die Flucht schlagen, oder?“
„Oh, da bin ich mir sicher, denn…“
Weiter kam sie nicht, da in diesem Moment eine Bewegung jenseits der Glasscheibe ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Agatha – Prinzessin Song – war aufgestanden, hatte sich den einen steinähnlichen Gegenstand gegriffen und ihn beim Captain angewandt.
Ein Junge stand einsam am Strand.
Junge? Ein junger Mann, das traf schon eher zu. Die Haare blond und militärisch kurz, die Figur drahtig, die Gesichtszüge markant und der Blick – ja… der Blick. Er reichte in die Ferne und irgendwie würde ein anwesender Beobachter ihm attestieren, dass er ein wenig unintelligent umherschweifte.
Um ihn herum war nichts anderes als Sand, Sand und wieder Sand, während vor ihm die Fluten der Nordsee und des Jadebusens ineinander übergingen, sodaß kein Unterschied zu bemerken war.
Der Junge blickte traurig in die Wogen.
Der Wind, eigentlich immer ein wenig präsent, dem jungen Mann waren keine wirklich windstillen Tage hier bekannt, frischte deutlich merklich auf, sodass er, würde er das tragen, was man im 21. Jahrhundert „Windbreaker“ genannt hätte, den Kragen desselben hochklappen würde.
„Windbreaker“, grinste der Mann, „Auch so ein bescheuerter Werbename.“
Es ist klar, was gemeint ist – eine Jacke, die den Wind bricht, sodass dem Träger oder der Trägerin kein Lüftchen etwas anhaben kann, doch „to break wind“ heißt nicht „Wind brechen“, auch wenn man die Vokabel, sollte man einer etwas gehobeneren Bildungsschicht entstammen, durchaus mit einem Wind oder einem Lüftchen gleichsetzen könne. Dieses Lüftchen wäre allerdings garantiert nicht mit einer frischen Brise zu assoziieren.
Über den Wind, der am Strand des Örtchens Schillig wehte, konnte der junge Mann ein leichtes Summen hören – ein geräusch, das ihn kurzzeitig ablenkte, aber nicht sonderlich störte. Stattdessen erinnerte es ihn an Zukunft – seine eigene Zukunft.
Kühn dahin zu gehen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen war – das hatte man ihn an der Starfleet Academy in San Francisco gelehrt und er war eigentlich der Meinung gewesen, gut genug aufgepasst zu haben, um diese eine Aufgabe zu erfüllen.
Zumindest war er es zu dem Zeitpunkt gewesen, als er einen Daumenprint auf dem PADD hinterlassen hatte.
War er wirklich dazu in der Lage? Konnte er diesen Beruf tatsächlich schon ausüben?
Eigentlich sollte er froh sein – genau wie alle anderen Mitglieder der Sternenflotte, des Interstellarvölkerundes „Vereinigte Föderation der Planeten“ im allgemeinen und Bewohner des Planeten Erde im Besonderen, dass er noch lebte. Er erinnerte sich an Tage, an denen er in seiner Kabine auf der Utopia-Planitia Flottenwerft, Mars, aufgewacht war und mit Sicherheit sagen konnte, dass genau dies der Tag war, an sein Leben beendet werden würde. Durch Jem’Hardar-Schiffe, die die Werft angriffen und sie alle aus dem All pusteten, durch cardassianische Spione, die – wie in diesem schlechten Captain America Film aus dem Jahr Neunzehnhundert-x-undneunzig - sich in Verkleidung anschleichen würden, eine Tour durch das neueste Sternenflottenprojekt machten, dann laut „FÜR CARDASSIA“ brüllten und sie alle niedermachten.
Das alles war nie geschenen. Der Dominion-Krieg war beendet, die Föderation war geschwächt, angeschlagen, aber nicht besiegt – und dennoch hatte die Idee, die er mit seinem Bruder und seiner Familie gehabt hatte, nahezu spinnerte Relevanz.
Er – gerade er war Captain.
Das war doch eigentlich nur zum Lachen, oder? Er – der von Kommandoroutine absolut keine Ahnung hatte, hatte sich in einem Moment von geistiger Umnachtung, hoffnungsloser Selbstüberschätzung und – was auch nicht schlecht ist – „gescheiterter Diplomatie für Fortgeschrittene“ (sprich: trotzig mit dem Fuß aufstapfen) gesagt: „Leute, keine Panik, ich mach das.“
Und das Schönste an diesem Irrsinn war: Die Crewmitglieder – seine Klasse, die seine Mutter irgendwie zusammengetrommelt hatte – hatten nicht gesagt „Du hast ja wohl den Schuss nicht gehört“. Stattdessen war ihre Sentenz ein klares: „Mach mal.“
Eine sehr sanfte Frauenstimme riß ihn aus seinen Gedanken.
„Captain ?“, fragte sie.
Dieses eine Wort brachte ihn vollkommen durcheinander. Er erinnerte sich wieder, warum er hier stand. Um den Ausblick zu genießen.
„Captain ?“
Die Frauenstimme verstand es, sich in ein Bewusstsein zu bohren, wie ein Bienenstachel in Fleisch und dann – genau wie ein Bienenstachel – die Impertinenz zu besitzen, dort stecken zu bleiben. Da wollte jemand Aufmerksamkeit.
Der Captain wandte sich um, blickte sein Gegenüber an und blinzelte kurz, um sich zu vergewissern, dass er nicht träumte.
Tatsächlich – er tat es nicht. Direkt vor ihm stand eine wunderschöne Frau, etwa zwanzig Jahre alt, mit langen, feuerroten Haaren und verzaubernd funkelnden, grasgrünen Augen.
Er spürte, wie gegen seinen Willen ein Lächeln über seine Lippen kroch. Es war so typisch für seine erste Offizierin, dass sie ihn abholen würde.
Sie wartete auf ihn. Er hatte einen Job zu erfüllen.
„ Hast Du dich von deinen Eltern und Verwandten verabschiedet ?“, lies sie ihre sanfte Stimme erklingen, was ihn zum Nicken nötigte.
„Natürlich. Und Du bist sicher, das sie hierher kommen werden, Agatha ?“
Es hatte etwas Unheimliches an sich, erinnerte ihn aus irgendeinem sonderbaren Grund daran, das damals Menschen angeblich von grauhäutigen Außerirdischen entführt worden sind.
Nun stand ihm eine ähnliche Reise bevor. Wäre dies nicht real, er hätte gedacht, man würde ihn auf den Arm nehmen. Da hatte man eine Idee gehabt und nun wurde man gezwungen, die Zelte hinter sich abzubrechen. Warum ?
„Sicherlich kommen sie bald.“, erwiderte die Frau namens Agatha und riß ihn damit endgültig aus seinen Gedanken. Dann bemerkte er das Geräusch, das ihn eigentlich schon die ganze Zeit hätte erreichen sollen: Ein seltsames lautes Summen.
Es erinnerte ihn aus einem sonderbaren Grund an Insekten.
Wespen - sein persönlicher Horror. Schnell, wendig, kriegerisch, quasi die Klingonen der Insektenwelt der Erde. Ihm schauderte es bei dem Gedanken, so ein Vieh irgendwann einmal auf der Hand zu halten.
Dann starrte die wunderschöne, rothaarige Frau durch ihn hindurch. Calvin sah sie verwirrt an, ihre Blicke trafen sich und etwas - quasi eine telepathische Botschaft mit dem Wortlaut: „Idiot, dreh dich um.“ - erreichte ihn, eine Botschaft, der er nur zu bereitwillig gehorchte, wie eigentlich immer, wenn sie ihn ansah.
Und dann sah er es. Aus der grellen Sonne erschienen Umrisse. Irgendwie hatte er den Wunsch, auf dieses Abzeichen, was an seiner Brust prangte, zu klopfen und die ganze Sache abzublasen. Aber so funktionierte es nicht. Weglaufen……… riet ihm der Überlebensinstinkt, als er sah, was genau auf ihn zuflog. Aus der Sonne flog eine gigantische Wespe in einer ruhigen Flugbahn genau auf ihn zu. Sie würde ohne zu zögern zustechen……… aber da war das Shuttle „WASP 1“ auch schon gelandet. Captain Calvin Nathan Cat signalisierte Commander Agatha Silverbird: „Komm, wir gehen jetzt.“ Und beide betraten das Shuttle.
„Miß Silverbird“, probierte Calvin seinen neuen Kommandantentonfall aus, der bewußt etwas streng angelegt wurde, um das eventuelle Aufmucken zu verhindern, „ bringen Sie uns ins Raumdock“. Die „WASP 1“ hob ab und binnen Sekunden verschwand der malerische Ort, die angrenzende, nicht mehr so malerische Ölraffinerie und diverse kleine Flüsse die sich durch das Land schlängelten. Dann verschwand der Kontinent „Europa“ und binnen Sekunden waren sie außerhalb der Erde. Sie befanden sich jetzt genau vor einem riesigen Raumdock. Zwanzig Schiffe lagen darin. Unter ihnen auch jenes, das ihrer aller Zukunft werden sollte.
Die U.S.S DRAGONFLY .
Cal öffnete die Augen, als er etwas roch.
Desinfektionsmittel, nackte Haut, Shampoo, - was war hier los?
Musste er nicht… hatte er nicht eine Mission?
Seine letzte Erinnerung betraf die braunen Augen Jasmins, die grünen Augen Agathas und den sinnlich geformten Mund seiner XO, als sie ihm etwas zuflüsterte, einen Injektor gegen seinen Nacken presste und sein Bewusstsein verschlang – oder so.
Und wo er gerade gedanklich bei grünen Augen war – genau diese (wie auch die Besitzerin selbiger) schwebten gerade über ihm und er konnte Besorgnis in ihnen erkennen.
„…gatha“, brachte der Captain hervor und er selbst merkte, dass seine Sprache gerade noch ein bisschen unter Beeinträchtigung litt. Sanft lächelte seine XO ihn an, fuhr ihm genau so sanft über die Wange und küsste ihn: „Es ist schön, dass Du wach bist, Liebling.“
„Ich kenn dich doch, Unterbewusstsein, dat is doch n Trick, du wirst doch gleich wieder gemein!“ schoss es dem Kommandanten durch den Kopf. Das war doch garantiert wieder ein Traum, der darin endete, dass man Agatha erschoss – oder so.
Er kannte sein Unterbewusstsein inzwischen.
Doch als er dann sah, wie Tränen in ihre Augen stiegen, war es ihm eigentlich vollkommen schnurz, ob er träumte oder nicht. Langsam hob er seine linke Hand, die sich irgendwie unendlich schwer anfühlte, berührte ihre Wange und strich sanft darüber.
„Liebling“, murmelte er.
Es war eigentlich keine große Sache gewesen, aber sie hatte Zeit in Anspruch genommen.
Agatha hatte sich dann doch gnädigerweise daran erinnert, welche Taste zu drücken sei und sich dann daran gemacht, den Captain zu scannen.
Mit einem erleichterten „Uff“ hatte sie erkannt, dass die Wunde zwar unangenehm, aber nicht schlimm war und war ihr mit einem Hautregenerator zu Leibe gerückt. Dann hatte sie ihm ein Hypospray verabreicht, das ihn wieder langsam, aber sicher zur Besinnung kommen ließ.
Das träumerische Lächeln, dass Cal ihr zuwarf, ließ ihr Herz schneller schlagen und als er ihre Wange streichelte, war sie glücklich.
Sie beugte sich vor, legte eine Hand auf seinen Bauch, drückte einmal sanft und fragte: „Spürst Du was?“
Erneut ein träumerisches Lächeln, noch immer war er nicht ganz auf dem Damm – und er atmete ein leises „Ja“.
„Gut, dann komm langsam wieder zu dir.“, zwinkerte sie ihm zu und wandte sich dann zu den anwesenden Abgesandten aus Agrabah und Theben.
In den nächsten Minuten, die Cal brauchte, um wieder in den Tag zu finden, passierte nichts wesentliches, das wirklich berichtenswert wäre. Man unterhielt sich über Belanglosigkeiten, schnitt die allseits beliebten Themen „Klatsch“, „Tratsch“ und so weiter an, aber es blieben Nettigkeiten ohne wirkliche Konsequenz für die Handlung.
Dann richtete der Captain sich auf, streckte sich einmal und meldete sich mit einem „So, da bin ich wieder“ zurück.
„Cal, hältst Du das wirklich für eine gute Idee?“, fragte Agatha, als sich der Captain wieder aufmachte, die Krankenstation zu verlassen. Der Kommandant des Schiffes drehte sich zu ihr um, lächelte und nickte: „Klar, Miß Silverbird.“
Sprachs, zwinkerte ihr zu und verließ die Krankenstation.
„Miß Silverbird?“, echote Agatha, blickte zu den Prinzessinen und ihren beiden, sie begleitenden Männern, die ebenfalls mit den Schultern zuckten und sich dann daran machten, dem Einzelindividuum zu folgen.
Erneut waren es etliche Meter, die das Schiff der Länge nach durchquert werden mussten und je weiter sie kamen, desto mehr fragte sich Prinzessin Jasmin ob es überhaupt eine gute Idee war, den Captain, dessen Wunde sicherlich noch etwas Ruhe benötigte, einfach so vorweg stürmen zu lassen.
Als sie dann jedoch den letzten Raum betraten, stockte ihr der Atem.
Captain Cat schien dies bemerkt zu haben, denn er lächelte sie an, nickte und deutete hinter sich: „Ich weiß genau, was Du meinst.“
Und wie könnte er es nicht wissen, blickte sie doch an ihm vorbei auf ein Ding, ein Etwas, das sie mit „Monstrosität“ beschreiben könnte. In der Hauptsache erinnerte es sie an eine Wespe oder Hornisse, allerdings in beängstigender Größe – so groß, dass es sicherlich einen Menschen tragen könne.
Erneut lächelte der Captain sie an: „Ich hab genau die selben Gedanken gehabt, als ich das erste Mal hier reingekommen bin. Ach du heilige Scheiße, wat is datten?“
Damit trat er auf das Tier zu und blickte wieder zu den beiden Prinzessinnen, ihren Begleitern, sowie zu seiner Freundin herüber.
„Hier haben wir die Hornet eins .“, erläuterte er, „Das Neueste in Sachen bewaffnetem Boden-Luft-Kampf. Von dieser Hornisse kann sich so mancher europäische Falke noch eine Scheibe abschneiden. Ich möchte auch gar nicht genauer drauf rumhacken, was dieses Ding kann und was es nicht kann – eigentlich wollte ich euch, also Dich Jasmin, Dich Al, Dich Theti und Dich, Papyrus, weil Ihr euch so nett um uns gekümmert habt, die Gelegenheit geben, euch die Gegend mal aus der Luft anzuschauen, ohne dabei auf einer Webware – erm… Webware – zu sitzen.“
Cal hatte tatsächlich das erste Mal den Begriff Webware englisch ausgesprochen und sich dann berichtigt, was dem Leser dieser Zeilen erstens selbst hin und wieder passiert und selbst dem Autoren ist dieses Schicksal nicht unbekannt.
Doch mit den einleitenden Worten griff er an das Facettenauge der Hornet – one , etwas, das er bei einer wirklichen, leibhaftigen Hornisse nicht tun würde, wollte er nicht gestochen, gebissen – oder gar beides – werden, und – im Gegensatz zum Fluginsekt der Gattung Vespa Crabro (zu Deutsch: Hornisse) klappte das Heck – also dort, wo sich normalerweise der Stachel befindet nach oben und ließ eine Einstiegsluke erkennen.
Der Fachmann spricht bei dem, was nun passiert von „Retroaktiver Kontinuität“, „Retroactive Continuity“ oder einfach nur „Retcon“, in dem ein Fakt neu eingeführt wird, aber man ihn so behandelt, als sei er seit Tag eins dabei gewesen. Ein schönes Beispiel hierfür ist die Einführung der Regenerationen beim Doctor oder die von Dawn bei „Buffy- im Banne der Dämonen“, was nebenbei bemerkt auch ein herzerfrischend dämlicher Titel ist, da Buffy meines Wissens nach niemals wirklich im Banne irgendeines Dämonen gewesen wäre, beziehungsweise nicht so lange, um die Serie danach zu benennen. Der originale Titel wäre auch im Deutschen sicherlich cooler gewesen: „Buffy – die Vampirjägerin“
Gut, eigentlich heißt es „Vampire Slayer“ – also Mörderin, Würgerin oder – wie im Falle des Originalfilms: „Buffy – der Vampir-Killer“, was übrigens auch kein schlechter Titel gewesen wäre und ein Film mit dem Typen aus Pee Wees Playhouse ist. Ich wusste es auch nicht, ist auch eigentlich egal.
Wo waren wir dran? Richtig – Retcon.
Der Retcon in dieser Fanfiction beschäftigt sich mit dem Aussehen und der Konfiguration eines Gefährtes der Hymenopterer-Klasse (also des Bee , Wasp , Hornet oder Grasshopper- Geschwaders). Zumindest für die ersten Drei galt, dass das Aussehen einem Holoprojektor geschuldet ist. Dies trifft auch weiterhin zu – allerdings nur teilweise. So ist das Shuttle selbst schon entsprechend geformt, verfügt also im Kopfbereich über zwei große Fenster, die mehr oder weniger die Facettenaugen des Insektes darstellen sollen. Hinter diesen Fenstern befindet sich eine Navigationskonsole, an der sowohl in Worten, als auch in Zahlen zwei Sitze angebracht sind. Geht man den Hornissenkopf nun von vorne nach hinten durch, findet man Computerkonsolen, vor denen sich jeweils links und rechts wiederrum ein Sitz befindet, um es etwaigen Wissenschaftsoffizieren zu ermöglichen, das zu tun, was Sicherheitsoffiziere eben so zu tun pflegen.
Der Mittelteil, vom Pronotum (dicht hinter dem Kopf angesiedelt), bis zum Hinterschildchen (vor dem Mittelsegment und somit vor der Wespen- bzw. Hornissentaille angesiedelt) bietet Platz für weitere Mitreisende, Gepäck und sonstiges. Dahinter befindet sich ein Gelenk – wie bei einem Gelenkbus oder einem Zug und wie auch schon dort findet sich die Wespentaille dargestellt durch ein Gelenk mit Faltenbalg, der den geneigten Zuseher immer irgendwie an eine Ziehharmonika oder mehrere Kaugummistreifen hintereinander in einer Kaugummistreifenverpackung erinnert. Das Gelenk erlaubt eine Krümmung des hinteren Teiles um 180 Grad und bildet gleichermaßen den Übergang in den Geschützbereich, der sowohl von einer Konsole im Cockpitbereich, als auch durch einen Sitz im Geschützbereich selbst gelenkt werden kann. Dieser Sitz befindet sich in einer Metallkonstruktion, die mit dem Geschütz verbunden ist – weiterhin ist er auf mehreren Kugellagern innert dieser Metallkonstruktion fixiert, was es ihm ermöglicht, - egal ob der Geschützteil sich um 180 Grad nach oben, nach links, nach Rechts oder gar nach unten dreht, immer aufrecht zu sitzen.
Warum dies ein Retcon ist? Nun, in den Spiegelungen lautete die Beschreibung der Hornet 1 noch wie folgt.
--- Zitat --- Der Captain war an seinem Flaggschiff der Hymenoptera-Staffel angelangt, der Hornet 1. Er öffnete das Shuttle, das genauso wie eine Hornisse aussah, am Facettenauge, in Wirklichkeit ein äußerst wirksamer Holo-Emitter, und die Illusion von dem Insekt verschwand. Cal ging zum Heck und öffnete die Heckklappe um einzusteigen. R’Peng, Munroe und das Hazard-Team folgten ihm und hinter ihnen schloss sich wieder die Luke.
Das Cockpit der Hornet one war sehr funktional. Cal setzte sich auf den Platz für den Missioncommander, es war der Sitz in der Mitte. R’Peng nahm links von ihm, an der taktischen Konsole, Platz, während sich Munoe an das Navigatorpult setzte.
Cal rutschte unruhig in seinem Stuhl auf und ab, erhob die Stimme und sagte schließlich: „Bringt uns raus.“
Sofort tastete R’Peng nach ihrer Kommunikationskonsole: „ DRAGONFLY, erbitten Starterlaubnis.“ Nach einigen Sekunden wandte sie sich an Munroe: „Starterlaubnis ist erteilt.“
--- Ende Zitat ---
Jasmin betrachtete die Konstruktion, nickte anerkennend und wandte sich an den Captain: „Die fiktivistische Armee - oder wer auch immer ihr seid – versteht es, diese Gefährte sehr komfortabel auszurüsten.
„Obwohl ich diese Biester hasse – dat Dingen hat Style, nech?“, fragte der Captain, was Jasmin wieder zu einem verblüfften „Bitte was?“ hinriss, obwohl sie es sich eigentlich sparen wollte. Sie würde wohl damit leben müssen, dass sie nicht immer verstand, was Cal sagte.
Dieser schüttelte den Kopf: „Nicht so wichtig. Aber – wollen wir ein Ründchen fliegen?“
„Gerne.“; lächelte nun Theti.
Der Captain nickte, betätigte einige Schalter und… nichts geschah.
Cal blickte zu Agatha: „Weißt du, was da los ist?“
Die Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Nun – vielleicht schon einmal daran gedacht, dass die Hornet keine Energie haben könnte?“
Cal schluckte. Daran hatte er nun wirklich nicht gedacht.
TBC
CaptainCalvinCat:
Kapitel 24 - …to boldly go, where no one has gone before… well at least not now. –
Kapitel 24.1
In Captain Calvin Nathan Cats Hirn geschah etwas, das – wenn man bösen Zungen, etwa Duane Treyter, der sich damals sehr gegen eine Teilnahme am Projekt “Teen Squadron” gestellt hatte, glauben schenken wollte – nur einmal alle Jubeljahre geschah. Er legte den Kopf schief – gut, das passiert recht häufig – ging neben der Kontrollkonsole des Schiffes Hornet – one in die Knie, tippte leicht mit seinem Finger vor seinen Unterkiefer und dachte nach. Richtig und gründlich.
Richtiges Nachdenken ist, wie wir alle wissen, eine Kunst, zu der jeder fähig ist, aber nicht jeder beherrscht. Und da können wir festhalten, dass es durchaus faszinierend ist, mit seinem Gehirn einen leistungsfähigen Computer zu besitzen, der gleichermaßen von Genies, Idioten und allem was so dazwischen rumliegt, bedient werden kann. Cal war von einem Genie – übrigens, nicht dem Flaschengeist, wobei von dem auch – ungefähr so weit entfernt wie Augsburg von Buxtehude, James Bond mit der Idee von vekehrssicherem Fahren oder Jack O’Neill mit dem Verständnis von theoretischer Astrophysik. Es wäre also eine sichere Annahme, ihn nicht unbedingt auf der cleveren Seite des Lebens zu sehen – jedoch hätte man dies getan und würde man nur einen Ausschnitt aus dem Leben einer Person nutzen, um seine Nützlichkeit für die Gesellschaft zu dokumentieren, würde man gerade vermutlich sehr erstaunt sein. Denn – heute hatte er Glück. Wäre sein Kopf ein einarmiger Bandit, in seinen Augen würde zwei mal hintereinander das Jackpotzeichen auftauchen. Auch der Autor weiß, dass ein Einarmiger Bandit drei auf Rollen aufgemalte Zeichen hat, die zusammen die richtige Kombination darstellen um den Jackpot auszulösen, allerdings hat der Mensch nur zwei Augen, auch wenn bisweilen sehr unfreundliche Zeitgenossen eine Person mit Brille „Vierauge“ nennen. Und auf der Nase sollte nun wirklich kein Jackpotzeichen erscheinen.
In Cals Gesicht würden also zwei Jackpotbildchen erscheinen, in klarer, deutlicher, verständlicher Ikonographie, wie man sich so ein „Jackpotzeichen“ eben vorstellt und er würde Geld spucken. Geld – oder zumindest eine Idee.
Cal stubste seine XO an, die kurz einen Blick auf die Frau warf und dann ebenfalls erstarrte.
Trug sie wirklich…
Sie wandte sich an Cal: „Schatz, träum ich oder wach ich?“
Der Captain schaute seine Frau wie betäubt an, blickte dann wieder zu Jasmin und sein Blick verlor sich im schimmernden Diadem, das ihre lange, zur kunstvollen Lockenpracht gesteckte, Frisur an Ort und Stelle hielt.
„Nein“, hauchte er, „Das ist tatsächlich einer.“
Aber wie kam er dahin?
Der Captain wusste es nicht, er wusste nur, dass der blaue Edelstein, welcher als Blickfang im Diadem zu finden war, vermutlich unter Schmucksammlern keinen großen Wert erzielen würde – wohl aber unter Ingenieuren der Sternenflotte.
Es war ein Dilithium-Kristall.
Cal räusperte sich, blickte zu Jasmin und lächelte sie an: „Versteh mich nicht falsch, aber Du hast heute das große Los gezogen, der Schlüssel zur ganzen Geschichte zu sein.“
Die Prinzessin trat auf ihn zu, betrachtete die Kontrollkonsole, ging – ebenso wie Cal es schon getan hatte – in die Knie und erwiderte dann seinen Blick.
„Tut mir leid, ich verstehe diese Technik nicht.“
Kurz runzelte der Captain die Stirn, dann dräute die Erkenntnis heran. Kurz gab er ein „OH!“ von sich, legte dann die Hand auf die Schulter der Prinzessin und schüttelte den Kopf: „Nein, nein, du hast mich mißverstanden, Jasmin. Ich meine, du hast die Lösung.“
Damit deutete er auf ihre Haare: „Ich meine dein blaues Diadem.“
Kurz umwölkte Verblüffung die Züge der Prinzessin, ehe sie lächelte: „Ich verstehe.“
„Tust Du?“
Nun war es Cal, der verwirrt dreinblickte.
„Aha.“, nickte Jasmin gut gelaunt, „Der Kristall ist sicherlich eine Art Energiequelle.“
Die nächste, die erstaunt dreinblickte, war Agatha. Sie trat ebenfalls an Prinzessin und Sternenflottenkapitän heran: „Woher… woher weißt du das?“
„Eigentlich ist es ganz einfach.“, grinste die Thronerbin der schönsten Stadt der sieben Wüsten, „Schaut euch einfach mal um. Ihr verwendet sehr viel Silber und Gold. Auch eure Broschen sind aus diesen Materialien gefertigt worden und so, wie ihr damit umgeht, scheinen diese materiellen Güter für euch keinerlei großen Wert zu besitzen. Zwar könnte es sein, dass ihr dort, wo ihr herkommt, diese Güter im Überfluss besitzt, allerdings… wie soll ich das sagen?“
Kurz blickte sie zu Aladdin, der nickte und den Gedankengang fortführte: „Allerdings sind Leute, die so verschwenderisch mit solchen Rohstoffen umgehen in erster Linie arrogant, abgehoben und halten sich für etwas besseres.“
„Und“, schloss sich nun Papyrus an, „Da ihr genau diese Charaktereigenschaft nicht zeigt – beziehungsweise Du, Cal, schon aber nur minimal…“
„… und ihr eure Umgebung in beinahe schon kindlichem Erstaunen wahrnehmt…“, meldete sich Theti zu Wort, bevor Jasmin den Gedankengang schloss: „gehen wir davon aus, dass ihr in eurer Region „Fiktivistien“ für so etwas wie mein Diadem, beziehungsweise den Stein, keinen Nutzen haben könntet, der in die Nähe von Profitsteigerung geht. Daher muss das Diadem einen anderen Nutzen haben – ich vermute daher: Es ist eine Energiequelle.“
Jasmin konnte sehen, wie Cals Gesicht sich erhellte. Mit einem Grinsen wandte er sich an die Frau neben ihm, die er je nach Bedarf „Kommander“, Agatha, Schatz oder Liebling nannte und zwinkerte ihr zu: „Da soll noch mal einer behaupten, die Disney-Prinzessinnen könnten nichts.“
„Was ist eine Disney-Prinzessin?“
Die Frage kam nicht nur aus ihrem – aus Jasmins – Mund, sondern auch aus dem von Theti, Papyrus und Aladdin.
Lächelnd blickte der Mann an der Kontrollkonsole in die Runde - „Das erzähl ich euch später.“ – ehe er seine Aufmerksamkeit wieder der Prinzessin aus Agrabah zuwandte: „Wäre es möglich, das Diadem zu holen?“
„Natürlich.“, nickte die Prinzessin, stand auf und wandte sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
„Moment!“
Mit diesen Worten erhoben sich Agatha und Aladdin, blickten einander kurz an, lächelten und als der agrabahnische Prinz der falschen Prinzessin aus dem noch falscheren Fiktivistien ein Zeichen gab, dass sie zuerst sprechen sollte, verneigte sich diese mit einem dankbaren Lächeln. Dann wandte sie sich an Prinzessin Jasmin: „Hättest Du was dagegen, wenn ich dich begleite? Ich meine…“
„Du möchtest entweder vermeiden, dass ich mich verlaufe oder dass ich zuviel von der kostbaren Technik sehe, hm?“
Jasmin konnte sich nicht daran hindern, ihre Lippen umspielte ein leises, wissendes Lächeln. Natürlich, sie hätte auch so gehandelt und vielleicht sogar handeln sollen.
„Nimm es ihr nich übel.“, erklang in dem Moment die Stimme Cals, der sich immer noch an der Konsole zu schaffen machte – eine sinnlose Übung, wie Jasmin fand, schließlich hatte er selbst festgestellt, dass dieses Schiff keine Energie hatte – „sie macht sich nur Sorgen.“
„Ich nehme es ihr nicht übel.“ In Jasmins Stimme klang die Fröhlichkeit mit, die sie tatsächlich empfand, „Ich freue mich, mit deiner Freundin… Frau?“
„XO.“, warf Cal ein.
„Mit deiner XO unterwegs zu sein.“
Damit zwinkerte sie Cal zu, wandte sich zu Agatha und lächelte: „Wollen wir?“
Der Weg zurück war ungefähr genau so anstrengend, wie der Weg zum Shuttlehangar, aber er ging schneller, musste man doch keine Pause an der Krankenstation einlegen. Als sie sich wieder hochseilten – Genie und Eden waren dageblieben, um nach ihnen Ausschau zu halten – warteten auch die Katib schon auf sie.
„Können wir euch mitnehmen?“ , fragte der erste Katib Jasmin. Es war faszinierend, dass diese Wesen tatsächlich immer wieder und weiter dazulernten.
„Natürlich“, nickte die Prinzessin und man machte sich auf den Weg.
Währenddessen hatte Cal es sich in der Hornet gemütlich gemacht, die Beine übereinander geschlagen und sich an die Konsole gelehnt. Er blickte ins Rund und stellte fest, dass gerade gepflegte Langeweile im Begriff war, aufzukommen.
Sich räuspernd, stand Cal auf, zog seine Weste gerade – verdammt, mit Uniformoberteil wirkte das zweite Picard-Manöver, also das Glattziehen des Uniformhemdes einfach cooler.
„Sagt mal“, sprach er, während er versuchte, dennoch einigermaßen „cool“ zu wirken, „wie ist es eigentlich in Theben?“
Theti war verblüfft: „Wie, wie es da ist?“
„Na… der momentan herrschende Pharaon – wie heißt er?“
„Mein Vater ist Pharao Mehren-Ré, der Herrscher der beiden Länder.“, sprach die Prinzessin und dem Captain entging nicht, dass diese Worte schon oftmals ihren Mund verlassen hatten. Sie sprach diese mit einer solchen Selbstsicherheit aus, dass er gar nicht anders konnte, als bewundernd nicken. Natürlich konnte sie ihm nur das sagen, was sie auch wusste und verstand. Cal fluchte in Gedanken. Es hätte ihn schon gereizt, zu wissen, ob die Ra-Rebellion schon gelaufen war – und ob dort tatsächlich Nefer-Tina, Amun-Ra, Jackal und Rath herumliefen.
Also blickte er die Prinzessin an: „Und wie sieht es politisch aus? Also – ist die Lage ruhig?“
„Es gibt vielleicht ein paar kleine Probleme mit einem Mann aus dem Volk. Sein Name ist Aknemkanon und er scheint tatsächliche Ambitionen zu haben, der nächste Pharao zu werden, sollte meinem Vater oder mir etwas zustoßen.“
„Da kann man nur hoffen, dass Du uns noch ne Weile erhalten bleibst, was?“, grinste Cal schief und zwinkerte ihr zu, „Genauso wie ich hoffe, dass Agatha und Jasmin gleich mit dem Dilithium-Kristall wiederkommen.“
Er räusperte sich und blickte auf die Konsole. Aknemkanon. Diesen Namen hatte er schon einmal gehört, aber – wo, das fiel ihm gerade, beim besten Willen, nicht ein.
„Und wie ist es in Fiktivistien?“, fragte nun Theti und Cal konnte hören, dass in ihrer Stimme ein kleines bisschen Ironie mitschwang.
Der Captain grinste, setzte sich ihr gegenüber und schaute ihr in die Augen: „Einfach traumhaft. Also – natürlich gibt es hier und da Probleme.“
Er zuckte mit den Schultern, deutete dann auf die Luke, ins Ungefähre, dorthin, wo er Agrabah vermutete: „Da kann dir uns Al ein Liedchen von trällern.“
Dann schaute er zum jungen Abenteurer, zwinkerte ihm zu und grinste: „Gell, Al?“
„Ja, Cal.“, kam die Antwort, „Aber wenn Du schon was über Theben erfahren willst, wäre es nur fair, wenn Du auch antworten würdest, meinst Du nicht auch?“
„Guter Punkt“, zwinkerte der Captain erneut, lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, ehe er sich wieder Theti zuwandte: „Ach, Gottchen, das Leben in dieser Welt hat schon viel Schönes und viel Neues. Gut – zwischenzeitlich ist das Neue nicht schön und das Schöne nich neu, aber es ist ja auch keine perfekte Galaxis, in der wir leben.“
Nein – es gab Dinge, die musste er der hier anwesenden Jugend nicht auf die Nase binden. Borg, Wolf 359, Dominion-Krieg, der Romulus-Zwischenfall, der sie Data gekostet hatte – das alles musste die zeitindigene Spezies nicht wissen. Also räusperte er sich und begab sich daran, mit dem breitesten Lächeln zu lügen… und zu hoffen, dass Agatha und Jasmin mit dem Kristall wiederkamen.
TBC
Kapitel 24.2
„Was ist ein Waffelröllchen?“
Commander Agatha Silverbird wäre bei der Frage beinahe vom Pferd – besser gesagt – vom Katib gefallen und musste sich erst wieder richtig positionieren. Seit knappen 20 Minuten ritten sie und die hübsche agrabahnische Prinzessin Jasmin auf dem Rücken je eines Katibs. Und während sich die XO dabei gar nicht so schlecht anstellte – vor ihrem inneren Auge hatte sie immer noch ihren Freund vor sich, wie er von einem Katib einfach mit zum Berggipfel genommen wurde, dabei lautstarke Unmutsäußerungen von sich gegeben hatte und sich sogar auf das berühmte Schimanski-Zitat „Scheiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiißeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee!“ verstiegen hatte – war sie einfach nur fasziniert davon, wie Jasmin einfach ruhig dasitzen konnte, den Oberkörper hoch aufgerichtet, den Rücken pfeilgerade und die Seitwärtsbewegungen des Tieres scheinbar mit ihrem Becken ausgleichend. Vielleicht müsste man, um so ruhig und konzentriert da zu sitzen, mehr als nur die Anfangsschritte im Bauchtanz draufhaben.
Damit war es klar – wenn sie wieder in ihrer Zeit waren, wenn alles wieder so war, wie es vorher gewesen war, würde sie sich ein paar Mal die Woche ins Holodeck zurückziehen und sich vom Shakira-Trainingsprogramm professionell durchquälen lassen.
Aber die Frage, was ein Waffelröllchen sei, überraschte sie deshalb, weil der Katib unter ihr sie gestellt hatte. Kurz blickte sie auf den über ihr fliegenden Teppich, der Mechanikles immer noch eingerollt hatte und sie daher an genau dieses Waffelröllchen erinnerte, das sie selbst gerne einmal aß, wenn Cal aus dem Replikator eine Lage Kekse geholt hatte.
Es überraschte sie auch nicht, dass der Katib diesen Ausdruck nicht kannte – vielmehr der Fakt, dass das Wesen offenbar einen Gedanken aufgeschnappt hatte, den sie so gar nicht der Öffentlichkeit freigegeben hatte. Und schon wusste sie wieder, weswegen ihr die Borg so unangenehm waren. Unbewusst einen Gedanken zu „teilen“ war etwas, das ihr nicht gefiel, weswegen sie auch von diesen sozialen Netzwerken größtmöglichen Abstand nahm.
Gut, hin und wieder ließ es sich nicht vermeiden. Sie war beim Academy-VZ angemeldet, versuchte aber Sachen wie Spacebook zu meiden. Es reichte ihr, dass der Großteil ihrer Crew dieser Leidenschaft nachging und selbst über PADDs noch Kurznachrichten, so genannte „HS“ versandte. HS – es wurde entweder deutsch ausgesprochen, englisch oder einfach nur angedeutet gezischt - bedeutete High Speed und war das Kürzel für High Speed Messages, also Hochgeschwindigkeitsnachrichten. Wer auch immer die ursprünglichen Programme der VZs, Books und Kurznachrichten erfunden hatte, er wäre vermutlich sehr stolz. Und vor allem fragte sich Agatha, wie wohl der Wortlaut der ersten, jemals gesendeten SMS war – also der Test-SMS von einem Gerät ans Nächste.
Vielleicht „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat.“, was eigentlich schon wieder fast zu schön gewesen wäre, war diese Meldung schließlich auch der erste Satz, der damals am Telefon gesprochen wurde.
Wir Katibs fressen auch keinen Gurkensalat. meldete sich ihre Reitgelegenheit unter ihr zu gedanklichem Wort und Agatha konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Es tut mir leid“, sagte sie leise und tätschelte dem Wesen den Kopf, „Du wolltest wissen, was eine Waffelrolle ist? Nun, schau dir Teppich an. So sieht eine Waffelrolle aus – nur eben aus Waffelteig und ohne Mechanikles im Zentrum.“
Ob der Katib es verstanden hatte oder nicht, darüber blieb Agatha keine Zeit, nachzusinnen, denn in diesem Moment kam die Stadt der Prinzessin ins Bild.
„HO!“; machte die XO.
Jasmin hielt neben ihr an, sprang vom Katib und trat zu ihr herüber: „Alles in Ordnung?“
„Ja“, lächelte die Angesprochene, „Ich habe eure Stadt nur noch nie aus der Ferne gesehen.“
Diese komplette Architektur, dieser überlebensgroße Palast mit den Zwiebeltürmchen, das alles in einem Talkessel – es war einfach nur faszinierend und magisch. Kein Wunder, dass bei der Enthüllung der Stadt im ersten Aladdin-Film die Musik noch einen Extra-Zahn zulegte.
Und dies alles zeigte sich in diesem Moment, als der Katib über die Düne schritt – Agrabah im Dämmerlicht. Zwar war die Stadt noch einige hundert Meter von ihnen entfernt, aber sie wirkte schon so groß und so nah, dass man beinahe nur die Hand nach ihr ausstrecken musste, um da zu sein.
Agatha spürte die Hand von Prinzessin Jasmin auf ihrer Schulter, wandte sich ihr zu und sah, wie sie ihr ein Lächeln schenkte.
„Das geht allen so, die die Stadt zuerst sehen.“
Ein Zwinkern.
„Wollen wir dann?“, fragte die Prinzessin und Agatha nickte.
Sie schwang sich auf ihren Katib, tätschelte ihm einmal über den Kopf und lächelte, als das Wesen sich in Gang setzte und letzendlich beschleunigte. Sand wurde aufgewirbelt, als sich die Klauen, die sich an den Enden der von muskulösen Beinen getragenen Füßen befanden, in selbigen gruben und der Katib lossprintete.
Jasmin hielt sich fest, blieb auf dem Rücken des Wesens sitzen, erinnerte sich daran, wie ihr Reitlehrer ihr geraten hatte, genau das zu tun, die Schenkel fest in die Seite des Pferdes zu pressen und sich am Geschirr festzuhalten.
„YUHUUU!“, erklang es neben ihr und die Prinzessin drehte den Kopf zu Agatha um, die diesen Schrei gerade von sich gegeben hatte. Diese Seite der rothaarigen Frau hatte sie noch nicht so gut kennengelernt, war sie ja eigentlich eher die ernste, gesetztere, reifere Person, die hinter dem sehr jugendlichen Mann namens Calvin Cat stand.
Das Lächeln, das über ihre Lippen lief konnte – und wollte – sich Jasmin nicht verkneifen, schließlich war es schön, zu sehen, dass diese Frau auch eine Menge Spaß haben konnte.
Agatha blickte zu ihr herüber – erwiderte ihr Lächeln – und die Thronerbin konnte in ihren Augen eine Frage sehen: „Wollen wir ein Wettrennen veranstalten?“
Faszinierend – da wurde jemand übermütig.
Ihr Grinsen verbreiterte sich, sie nickte und übersetzte die Frage dann gedanklich dem Katib.
„Abdul hat gegen mich keine Chance.“ antwortete das Wesen aus der Armee von Morganas Mordmafia und Jasmin legte den Kopf schief: „Abdul?“
„Ich habe den Namen in eine für dich verständliche Aussprache übersetzt. Unsere wirklichen Namen sind natürlich für menschliche Zungen nicht aussprechbar.“
Erneut faszinierte es die Prinzessin von Agrabah, dass diese Wesen, je länger man sich mit ihnen beschäftigte und unterhielt, deutlich flüssiger in der Anwendung menschlicher Sprache wurden.
„Niedlich, dein Gedankengang. Zwar absolut menschlich und arrogant, aber niedlich.“, kicherte der Katib, „Schon einmal daran gedacht, dass je mehr Ihr euch mit uns beschäftigt und auf uns einlasst, verstehen könnt, was wir sagen wollen?“
Jasmin blinzelte. Sie musste zugeben, dass ihr dieser Gedanke nicht gekommen war.
Ihr Katib und die Reitgelegenheit Agathas, die „Abdul“ genannt wurde, blickten sich kurz an, stießen schrille, kreischende Laute aus, die nun tatsächlich nicht mehr zu verstehen waren, dann nickten sie einander zu.
„Was war das?“, wollte Prinzessin Jasmin wissen.
Die Antwort des Katib lies sie schmunzeln: „Festhalten. Wir legen los.“
Aus Sicht der Stadtwachen, die sich am großen Tor, das den Eintritt nach Agrabah erlaubte, positioniert hatten, schien in der Wüste, dort, wo das Nf’Y-Gebirge thronte, kurzzeitig ein Sandsturm loszubrechen, der wie eine gewaltige Welle aus Ocker auf sie zuraste. Sie hatten keine Gelegenheit, sich irgendwie in Sicherheit zu bringen und dann – war die Welle fort. Stattdessen rauschte an Ihnen etwas vorbei, war auf der Mauer und schon wieder fort.
Es war eigentlich ein Wunder, dass die beiden Prinzessinnen – also Jasmin und Agatha – nicht von ihren Katib geweht wurden, als die beiden begannen, richtig aufzudrehen. Und wie sie aufdrehten. Da wurde von einem Hausdach aufs Nächste gesprungen, manchmal in einem beinahe schon verrückt zu nennenden 90 Grad Winkel zum Boden, senkrecht an einer Wand entlang gelaufen, gesprungen, gehüpft, geschliddert und immer wieder gruben die Katib ihre Füße in den Sand, um noch schneller zu werden. Innerhalb von weniger Sekunden hatten sie den geschätzten Kilometer von der Düne zur Stadtmauer zurückgelegt und es brauchte noch einmal vielleicht zwei Sekunden, bis sie die nächste Mauer erklommen hatten. Die des Palastes.
Von dort aus war es nur noch ein wortwörtlicher Katzensprung, den beide Katib zum Balkon der Prinzessin unternahmen. Sie landeten auf dem Marmorboden, beugten sich vor und ließen ihre Passagierinnen absteigen.
„Wow, das war ne Fahrt.“, keuchte die Frau, die sich Agatha nannte, tätschelte dann ihren Katib auf die Schnauze, der dies mit einem wohligen Schnurren über sich ergehen ließ.
Jasmin lächelte ihrer Freundin zu, zwinkerte und sagte: „Ja, das war wirklich was.“
Auch sie tätschelte ihre Reitgelegenheit, ehe sie in die Knie ging und die Arme nach dem auf sie zupreschenden Rajah ausbreitete, der sie ansprang, mit sich zu Boden riss und ihr ein Katzen- oder besser gesagt – Tigerküsschen gab. Die Zunge wischte mehrfach durch das Gesicht und Jasmin kam nicht umher, laut zu lachen.
„Ja, ich hab dich auch vermisst Rajah.“, grinste sie, schlang ihre Arme um den Tiger und kuschelte sich an ihn, „Du bist sowieso der Beste.“
Dann stand sie auf, richtete ihr Aussehen und deutete auf die Katib. „Rajah, dass sind unsere Gäste. Sei nett zu ihnen.“
Der Tiger verneigte sich, blickte dann zu den beiden katzenähnlichen Wesen und begann Geräusche von sich zu geben.
„So, und wo ist jetzt dein Diadem?“, fragte Agatha und blickte sich um.
Dieses Zimmer war wirklich eines der größten, schönsten und prächtigsten, die der Palast anzubieten hatte. Das letzte Mal, als sie hier gewesen waren, hatte sie keine Gelegenheit gehabt, die Umgebung in sich aufzunehmen, da es darum ging, zu beweisen, dass Cal Mechanikles nicht hatte entkommen lassen.
Agathas Kopf ruckte hoch.
Mechanikles!
Sie wandte sich um, sah, wie der fliegende Teppich auf sie zuschwebte, den Griechen immer noch eingewickelt und vor ihr und Jasmin schweben blieb.
„Guter Junge“, tätschelte die XO das fliegende Weberzeugnis, ehe sie sich an Jasmin wandte. „Vielleicht sollten wir ihn hier“ – sie deutete auf den immer noch ohnmächtigen Mechanikles – „erst einmal an die Wachen überstellen, was meinst Du?“
Es ist faszinierend. Der Autor dieser Zeilen hat in einem relativ neuen Aladdin-Review die Vermutung gehört, dass Razul vermutlich der einzige Wachmann ist, der weiß, dass auch die Wachen über Schwerter verfügen. Ob das stimmt – oder nicht – darüber möchte ich mich jetzt nich en detail auslassen, das Interessante ist jedoch, dass man der Agrabahnischen Armee, respektive den Wachen nicht viel zuzutrauen scheint. Die momentan anwesenden Personen waren jedoch eine Zierde ihrer Zunft. Als Jasmin und Agatha sich ihnen näherten, zogen sie ihre Schwerter, bellten ein „Wer da?!“ und nachdem sich die beiden Frauen deutlich zu erkennen gegeben hatten, verneigten sich die Wachen artig, um dann – wie gewünscht, den bewusstlosen Griechen aus dem Teppich zu holen.
Agatha konnte sich den Zuruf „Seht mir ja zu, dass der nich wieder abhauen kann. Und wenn ihr ihn FESSELN müsst“ nicht verkneifen. Den verwunderten Blick Jasmins nahm sie war und drehte sich zu ihr um, ehrliche Verwirrung auf den Zügen: „Was?“
„Ach – nichts. Wollen wir in den Thronsaal gehen und Vater begrüßen?“
Das musste man natürlich auch nicht zwei Mal sagen.
Agatha war immer wieder fasziniert, wenn sie die Architektur dieses gewaltigen Saales begutachtete. Jasmin ging zu ihrem Vater, die XO der DRAGONFLY folgte ihr, blieb jedoch an der ersten Stufe der Treppe, die zum thron des Sultans führte, stehen. Den Rücken gerade erhoben, ließ sie sich auf die Knie sinken, neigte den Kopf tief, ehe sie wieder aufstand und Haltung annahm.
„Sultan.“, sagte sie dann und blickte zu Jasmins Vater herüber.
Dieser schaute erst zu ihr, dann zu seiner Tochter und lächelte: „Schön euch wieder zu sehen. Ich nehme an, ihr habt Mechanikles gefangen?“
„Haben wir, Vater.“, war es nun an Jasmin zu lächeln, „Er wird gerade in ein Verließ gesperrt, aus dem er eigentlich nicht sollte entkommen können.“
Der Sultan nickte begeistert. „Gut, gut“, machte er, nur um dann zu stoppen und sich – wie suchend – umzuschauen: „Ähm, wo sind Aladdin, Prinz Doktor, sowie die beiden Abgesandten aus Theben?“
„Sie sind auch unterwegs, aber… wir haben was in der Wüste gefunden und müssen…“, setzte Jasmin an und stockte, als sie den warnenden Seitenblick ihres Vaters bemerkte, der dann Luft holte um seine Stimme erneut erklingen zu lassen: „Es… es ist nur, ich … wir haben Besuch aus Theben erhalten.“
Und kaum, dass er dies gesagt hatte, öffnete sich die Tür und eine Phalanx ägyptischer Krieger betrat den Raum.
Agatha wandte sich um, schluckte hart und blickte dann wieder zum Sultan: „Ist… ist das eine Invasion?“
Die Krieger stoppten, ein Abgesandter in goldener Rüstung trat näher, fiel ebenfalls kurz, respektvoll auf die Knie, richtete sich dann wieder auf und blickte erst zu Jasmin, dann zum Sultan: „Nach dem Dekret des Pharaos müssen die beiden Individuen Theti und Papyrus an uns ausgeliefert werden.“
Jasmin merkte, wie ihr Herz schneller schlug. Hier stimmte etwas nicht – sie konnte es aber nicht genau ausmachen. Es war nur ein Gefühl, eine innere Stimme, die ihr zuflüsterte, dass die Situation sich nicht wesentlich verbessert – im Gegenteil: noch verschlechtert – hatte.
Aber sie war die Prinzessin von Agrabah, die Thronerbin und durfte sich nicht von inneren Stimmen und von Gefühlen zu unüberlegten Taten hinreißen lassen. Jedenfalls nicht in offizieller Mission.
Also holte sie tief Luft, straffte ihren Körper – jeder Zoll eine angehende Sultanin – trat mit gemäßigten Schritten die Stufen herunter, ging neben Agatha in die Knie, half ihr hoch und wandte sich dann an den Soldaten: „Aus welchem Grund müssen die Prinzessin und ihre Begleitung ausgeliefert werden?“
„Die Gründe haben das Sultanat Agrabah nichts anzugehen“, war die knappe Antwort des Abgesandten. Jasmin warf ihm einen wütenden Blick zu und verschränkte dann die Arme vor der Brust: „Ohne besonderen Grund kann ich Ihrem Auslieferungsgesuch nicht zustimmen.“
„Ja… Ja.… Jasmin, was tust du da?“, hörte sie die Stimme ihres Vaters und registrierte auch den verwunderten Blick Agathas. Die Prinzessin wandte sich ihrem Vater zu: „Es ist nicht richtig. Wir können sie nicht einfach so dem erstbesten Soldaten ausliefern, der diesen Saal betritt und eine Uniform trägt.“
„Stimmt“, erklang das leise Murmeln Agathas, „Der könnte ja auch von der Prinzengarde sein, nicht wahr?“
Jasmin grinste ihre Freundin an - was auch immer das bedeutete, das sie da gerade gesagt hatte, es klang so typisch fiktivistisch.
Der Soldat schien die Ablehnung nicht so einfach hinnehmen zu wollen.
„Wenn Ihr Handelsbeziehungen mit dem Reich der beiden Länder wollt, fügt Ihr euch diesem besonderen Wunsch des Pharaos.“
„Und wieso sollte der Pharao diesen Befehl geben?“ Diese Frage kam nicht von Jasmin, sondern vom Sultan, der sich auf seinem Thron so positioniert hatte, das er wenigstens ein bisschen imposant wirkte. Die Prinzessin warf ihm einen dankbaren Blick zu – vielleicht kam man jetzt endlich zum Kern der Sache.
Die Antwort des Soldaten jedoch war eher dazu geeignet, das Gegenteil zu erreichen – kurzzeitige, komplette Verwirrtheit -, sagte er doch: „Keine Ahnung – aber der Befehl kommt von Pharao Aknemkanon persönlich.“
„Moment, der Pharao heißt doch Mehren-Ré.“, blinzelte nun Jasmin verwirrt, doch als der Soldat hierrauf antwortete, war alles klar: „Mehren-Ré war ein Verräter, der sich nun im Dorf El Kurna versteckt hält.“
Jasmin blickte zu ihrer falschen Prinzessin mit den roten Haaren herüber und sie konnte in den grasgrünen Augen sehen, dass sie ebenfalls verstanden hatte. In Theben hatte es einen Staatsstreich gegeben.
TBC
Kapitel 24.3
Das Schwert glänzte im Halbdunkel gülden auf.
Mit einem imaginären und sehr unfreundlichen Fluch, der gedanklich die komplette Ahnenlinie des Schwertführenden in ein eher zweifelhaftes Licht rückte, warf sich der Angegriffene zur Seite und versuchte, seine eigene Waffe zu ergreifen. Was war er froh, dass er kein Schwert in der Hand halten musste. Diese Dinger mochten zum damaligen Zeitpunkt sicherlich ihren Dienst getan haben, doch wenn er die Wahl zwischen einer klassischen Distanzwaffe wie einer Armbrust, einer Pistole oder einem Phaser und einem Pittermesser auf Steroiden hatte, war er durchaus froh, dem 24. Jahrhundert entlehnt zu sein.
Und dennoch war der Säbelschwinger schneller und vor allem irgendwie besser. Es hätte ihn ja nicht großartig gewundert, wurmen tat es ihn aber schon und zwar gewaltigst.
„Das war es,Cal“, schwor er sich, „Wenn das Holodeck wieder funktioniert, gehst Du erst mal trainieren – mit den vier Musketieren, Ben Kenobi und Saber Rider.“
Und wo er gerade dabei war, etwas zu schwören, war er froh, dass der Satz „Dat schwör ich dich nackend in die Hand“ doch nur eine Redensart war.
Der Kommandant der DRAGONFLY warf sich aus der Angriffsbahn einer nächsten Schwertattacke und zuckte zusammen, als die metallene Waffe Kontakt zum Boden des Shuttlehangars aufnahm und Funken sprühten. Eigentlich wäre es ihm ja egal – der Replikator eines Sternenflottenschiffes konnte mit unzähligen Kleidungsstücken aufwarten und sicherlich mit dem entsprechenden Zugangscode auch eine Sternenflottenuniform replizieren. Wenn er dem Replikator die nötigen Informationen gab, die nötigen Daten, wie sein momentanes Outfit, mit dem sich das Wort „Business Attire“ (also Geschäftskleidung) mal so gar nicht gleichsetzen lässt, aussähe, wäre es dem elektronischen Rechenknecht sicherlich möglich, eine exakte und genaue Kopie seiner Mode herzustellen. Das Problem war: Diese Mode war ihm von Prinzessin Jasmin von Agrabah überantwortet worden und er hatte – zumindest mental – geschworen, gut darauf aufzupassen. Und überraschenderweise hatte er es auch geschafft. Der Schnitt, den Mechanikles ihm seinerzeit beigebracht hatte, war dem Stoff nicht gefährlich geworden, auch Stunts, die er bis dahin oder seit dem gemacht hatte, hatten die Kleidung nicht angefochten.
Ein weiterer Grund für sein Zusammenzucken war natürlich auch, dass sein Bauch – das hatte er beim Zusammentreffen mit Mechanikles gemerkt – empfindlich frei lag und Funkenflüge würden dort sicherlich unschöne Verbrennungen verursachen.
Und erneut warf sich der Kapitän des Föderationsschiffes aus dem Angriffsfeld, sprang nach hinten und schluckte, als er die Kälte von geschmiedetem Stahl fühlte, die gegen seine Schulter drückte.
„In Theben muss es einen Staatsstreich gegeben haben.“, wisperte die erste Offizierin Agatha Silverbird Prinzessin Jasmin von Agrabah zu. Das war mal wieder typisch – so typisch für dieses vermaledeite Schiff, auf dem sie ihren Dienst tat.
Der Soldat vom Typen Kleiderschrank Edelfichte in Massivholzoptik stemmte seine Hände in die Hüften und verlieh seinem Oberkörper damit ein gewisses Aussehen, nämlich das eines muskelbepackten, auf den Kopf gestellten, gleichschenkligen Dreieicks – oder, wie man auch sagen könnte, eines Halsbonbos einer gewissen Firma, die hier ob unterschiedlicher Faktoren nicht genannt werden darf und vermutlich auch nicht möchte. Womit man ihn ebenfalls vergleichen könnte, wäre, wie er da so stand, das rote Cape wehend im Durchzug des Palastes – die Architektur war nicht sonderlich gesundheitsfreundlich, aber andererseits sind wir hier in Agrabah, da ist selbst der Durchzug noch warm – das Kinn entschlossen nach vorne gestreckt, die kurzen, dunklen Haare leicht lockig… man hätte ihm einen hautengen blauen Leotard anziehen können, das auf den Kopf gestellte Dreieck (naja, eigentlich eher ein Mehreck) auf die Brust des Leotards drucken und mit einem roten S versehen und er wäre – wie schon Gaius Bonus in „Asterix, der Gallier“ sagte: „Supermann römisch Vier.“
Die ägyptische Variante des Aliens vom Planeten Krypton blickte in die Runde, erst zum Sultan, dann zu Agatha und trat schließlich auf Prinzessin Jasmin zu.
Diese holte einmal Luft, stemmte ihrerseits die Hände in die Hüften und bohrte ihren Blick in den ihres Gegenübers: „Geben Sie mir nocheinmal die Optionen.“
„Ein durchschaubares Manöver, Zeit zu gewinnen.“, sagte Superman ägyptisch-fünf, zuckte dann mit den Schultern und trat einen Schritt zurück: „Aber wie Sie wollen.“
Kurz blickte er sich um und sagte dann: „Ich wurde, auf das Dekret von Pharao Aknemkanon hin nach Agrabah entsandt, um die Tochter des Verräters Mehren-Ré, sowie deren Verlobten, den Fischer Papyrus, unter Arrest zu stellen und mit in das Reich Theben zu nehmen. Ihre Optionen sind daher entweder Kooperation – was Ihnen die ewige Dankbarkeit meines Pharaos zusichern würde – oder sie weigern sich, das dazu führen würde, dass Theben sämtliche Handelsbeziehungen mit Ihnen einstellen würde.“
„Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind wir in Verhandlungen , was Handelsbeziehungen angeht. Daher wäre es für uns kein großer Verlust, sollten wir die Beziehungen zu diesem Land verlieren und dem Paar Exil anbieten.“
Agatha merkte, wie sich ihr Atem beschleunigte. Entweder war Jasmin wirklich eine verdammt gute Pokerspielerin – oder wäre, wenn es das Spiel jetzt schon gäbe – oder aber sie wusste, dass Agrabah auch ohne Handelsbeziehungen mit Theben überleben konnte.
Ägyptisch-Clark Kent schien kurz zu grübeln und es würde sie nicht wundern, würden ihm nicht dieselben Gedanken durchs Gehirn spuken. Ihr selbst schwelte ja auch dieselbe Frage im Gebeiss, wie es in der Serie „Die Zwei“ mal gesagt wurde, vermutlich von Danny Wilde.
Doch auch der ägyptische Schon des Planeten Krypton schien nicht unbedingt sicher zu sein, ob Jasmin bluffte oder nicht – also entschied er sich für die Klügste, der möglichen Optionen: Er verneigte sich und ging. Vermutlich ritt er nach Hause, beriet sich, was zu machen wäre, denn – sie sah, dass der stählerne Blitz wusste, dass er im Fall eines Kampfes, als einzelner Soldat, allein gegen Alle kämpfen musste, und wer wollte das schon? Schließlich wäre dann die Welt am Abgrund – zwar nur die eigene, persönliche Welt, aber wenn die nicht zählte, welche tat es dann?
Sie atmete aus und stellte fest, dass sie die Luft angehalten hatte. Kurz wandte sie sich an die Prinzessin und schüttelte ungläubig den Kopf. Sie trat näher: „Du hast geblufft, oder?“
„Vielleicht“, zuckte Jasmin die Schultern und zwinkerte ihr lächelnd zu, „Vielleicht auch nicht? Schließlich ist dies Agrabah und wir wollen ein sicherer Hafen für die sein, die ohne eigenes Verschulden aus ihrer Heimat getrieben wurden oder sie verlassen mussten.“
Agatha schluckte und es tat ihr unendlich leid, dass sie wusste, dass Agrabah im Wüstensand der Geschichte der Vergessenheit anheim fallen würde.
„Ich bin mir sicher, dass dein Freund die Lage voll im Griff hat.“, lächelte Prinzessin Jasmin von Agrabah ihre „Amtskollegin“ Prinzessin River Song / Commander Agatha Silverbird mit einem ehrlichen Lächeln an und zwinkerte ihr zu. Die schöne Rothaarige atmete tief ein und dann aus: „Ich hoffe, das Du recht hast.“
Das war zwar nicht der Grund für ihre eher dunkle Laune, aber es trug sicherlich dazu bei. Und sie hoffte tatsächlich, dass Jasmin recht hatte.
Erneut atmete der Captain tief durch, hob beide Hände und warf den Phaser weg, der über das Deck klackerte und irgendwo im Halbdunkel liegenblieb. Er hatte es verbockt – mal wieder. Dann wandte er sich um und schüttelte den Kopf: „Ich hatte eigentlich gedacht, ich wäre besser.“
„Das war wohl ein kleiner Irrtum, oder?“, grinste ihn Papyrus an.
„Klein?“, kam es von Aladdin und Cal seufzte. „Ja, gut, ein großer Irrtum. Aber – ich hab mich länger gehalten, als ihr gedacht hattet, oder?“
Es war eigentlich eine ganz einfache Übung gewesen – und mal wieder aus typisch männlicher (oder besser: typisch Cal-liger) Selbstüberschätzung geboren. Das war eigentlich – und das wissen wir – schon immer des Captains Problem gewesen, dass er sich mit Leuten in deren Fachexpertise messen wollte – oder zumindest in etwas, das sie gut konnten. Bei Papyrus und Aladdin war es das gewesen, das er selbst gerne „taktisches Manöver 43“ nannte, das in Wirklichkeit aber, weniger Prosaisch, ein Spiel wurde, das man gerne wie folgt nannte: „Hasch mich, ich bin der“ – nein, nicht Mörder, liebe Louis de Funes Fans, sondern „Frühling“.
Nur klarer ausgedrückt: Papyrus, Aladdin und Cal wollten in eine Art Wettkampf veranstalten, wer von ihnen besser war. Zwischen den beiden Zeitindigenen (Spock aus Star Trek: Into Darkness sei für dieses Wort gedankt) kam es relativ schnell zu einem Unentschieden. Beide waren gleich fit, gleich klug, gleich gewitzt und verfügten über die gleichen Kampfmöglichkeiten, sprich: Ein Schwert.
Cal hielt sich im Anflug von Selbstüberschätzung für „Mit seinem Phaser überlegener“ und beschloss daher, die Sache mit eben dieser Starfleetwaffe zu bestreiten. Was er jedoch nicht auf dem Schirm hatte, war, dass sich die beiden Helden dann galant aus der Affäre zogen, wenn sie wussten, womit man gegen sie vorging. Quasi ein Anpassungsvermögen, um das sie jeder Borg beneidet hätte. Und nachdem sie wussten, dass Cal mit der Waffe gut und recht zielsicher umzugehen in der Lage war, konnten sie sich aus der Schussbahn werfen, griffen zu ihren Schwertern und dann hieß es „Gib ihm.“
Erneut seufzte der Captain, griff nach der Waffe, die klackernd über den Boden des Shuttlehangars geschliddert war – oder besser: Wollte danach greifen, als er sah, wie Theti den Phaser anhob und ihn auf sein Gesicht richtete.
„Peng, du bist tot.“, sagte sie, gab dem Kommandanten dann die Waffe und zwinkerte ihm zu. Ein weiterer Stoßseufzer entrann seiner Kehle, dann grinste er: „Einer solchen prinzessalen Schönheit ergebe ich mich doch immer gerne.“
„Prinzessal?“
Die Stimme Papyrus hatte einen leicht frostigen Tonfall angenommen, was den Captain jetzt nicht unbedingt zu überraschen vermochte – schließlich wusste er, dass Theti und Papyrus das waren, was man im englischsprachigen Raum gerne als „an item“ bezeichnete – also „einen Gegenstand“ oder, besser gesagt: „Ein Paar“.
Und er würde jetzt nicht darauf eingehen, räusperte sich stattdessen und neigte den Kopf schief: „Wo bleiben eigentlich unsere beiden anderen prinzessalen Schönheiten, also Jasmin und Agatha?“
Aladdin zuckte mit den Schultern: „Sie sind doch erst vor 20 Minuten losgegangen. Ich vermute mal, dass sie eine knappe Stunde zum Palast brauchen werden, dann müssen sie das Diadem suchen – erwarte deine Frau eher als in 3 Stunden zurück.“
Dann blickte der Agrabahnische Abenteurer den Captain der DRAGONFLY an: „Und – was willst Du überhaupt mit dem Diadem? Ich meine, Jasmin sagte ja, es sei eine Energiequelle, aber – wie funktioniert es?“
„Nun, ich vermute, es handelt sich hierbei um einen Dilithium-Kristall.“
„Einen was?“
Nun waren auch Papyrus und Theti interessiert, die sich auf die Rampe der Hornet-one gesetzt hatten und sich nun interessiert nach vorne neigten.
Cal räusperte sich: „Nun – der Dilithiumkristall ist… ja … wie erklär ich das jetzt?“
„Wieder mal keine Ahnung?“, grinste Theti und der Captain schüttelte den Kopf: „Nein – ich meine, ja, ich weiß es… also, so ungefähr. Bei einem Dilithiumkristall handelt es sich um eine Art… nennen wir es ein Ventil zwischen Materie und Antimaterie.“
„Materie und Antimaterie?“
Die Frage hatte nun Papyrus gestellt.
Cal konnte es sich nicht verkneifen, ein Gefühl zu empfinden, als wäre er der Dozent für vergleichende Warpphysik – einem Kurs an der Starfleet Academy, den er mit schöner Regelmäßigkeit besuchte, aber kein Wort verstand.
Aber Materie und Antimaterie zu erklären, das sollte doch eigentlich noch klappen, oder?
Zuerst fiel ihm der Witz ein, den der deutsche Komiker und Kabarettist Piet Klocke erzählt hatte: „Irgendwo im Weltall rotten sich Teilchen zusammen und sagen: „Wir sind jetzt ein Maikäfer.“ Und irgendwo anders im Weltall rotten sich Teilchen zusammen und sagen „Ja- haha… wir sind jetzt Kein Maikäfer.“
Natürlich wurde dieser Witz mit großer Geste erzählt, mit ein paar eingestreuten, gestammelten Halbsätzen, so wie es Klockes große Kunst war, aber so konnte der Captain sich das merken. Es gab Materie und das Gegenstück dazu, Antimaterie.
Aber mehr konnte er auch nicht dazu erzählen. Anti-Wasserstoff? Gab es das überhaupt?
Er räusperte sich, blickte in die Runde und sagte: „Also – es gibt Materie… also festen Stoff und Anti-Materie also… erm… ja… Energie, mehr oder weniger – nehme ich an.“
„Nimmst Du an?“, fragte Theti, ihre Stimme ein noch größeres Fragezeichen, als es die Frage selber war: „Ich dachte, du kennst dich damit aus?“
„Hey, ich muss die Kiste nur kommandieren, ich muss nicht verstehen, wie was funktioniert. Jedenfalls nicht bis ins letzte Detail.“
„Das hatten wir schon mal.“
Der Satz von Papyrus war emotionslos gesprochen worden, dann grinste er und schüttelte den Kopf: „Wenigstens bist Du ehrlich, Cal.“
„Danke.“, senkte der Captain den Kopf.
Hoffentlich kam Agatha bald.
„Vater, ich ziehe mich jetzt wieder in mein Zimmer zurück und nehme Prinzessin Song mit mir.“
Die Stimme Jasmins zeugte von dem Willen und Wunsch, genau dies zu tun und Agatha konnte sehen, wie ihr Vater genau dies wusste. Gut, sie konnte es nicht sehen im klassischen Sinne, aber sie sah, wie sich der Sultan kurz ver- und dann entspannte, als wisse er, dass mit Jasmin einfach kein Debattieren war. Er seufzte: „Gut, aber pass auf dich auf.“
Und anhand des kurzen Aussetzens in Jasmins Atem ahnte Agatha, dass auch sie sich diese eine Frage stellte. „Wieso riet er ihr hier, in ihrem Palast, dort, wo sie zu Hause und sicher waren, auf sich aufzupassen?“
Die Antwort erschien ihr simpel und konnte nur lauten, dass Superman griechisch 86 hier noch irgendwo war – aber wollte dieser nicht seinem Pharao einen Bericht erstatten?
Seufzend schüttelte sie den Kopf – das war doch eigentlich egal - wandte sich dann um und machte sich, zusammen mit Jasmin auf den Weg, das Diadem zu holen.
Wenn die Prinzessin aufpassen sollte, sollte sie halt aufpassen. Schaden konnte das nicht.
Jasmin fand sich verblüfft.
„Pass auf dich auf?“
Diese Worte hatte sie von ihrem Vater so noch nie gehört – jedenfalls nicht, wenn sie sich im Palast bewegen wollte. Dieser wurde ja schließlich vom äußerst fähigen Personal – Razul und Konsorten – bewacht und daher waren sie eigentlich sicher. Gut, hin und wieder gab es mit dem kompetenten Wachpersonal Schwierigkeiten. Da fiel ihr zum Beispiel die Geschichte ein, die Aladdin ihr einmal erzählt und die vor dem Treffen zwischen ihr und dem damaligen Straßenjungen stattgefunden hatte, das alles verändern sollte. Damals war Aladdin auf der Flucht vor Razul und seinen Mannen gewesen, was ihn natürlich nicht daran gehindert hatte, ein flottes Liedchen auf den Lippen zu haben.
Während der Jagd durch die Gassen Agrabahs hatte Abu ein Schwert gestohlen und hielt es so, dass er die Wachen bedrohen konnte. Die Reaktion sah so aus:
Einer der Wachleute schrie „Verdammt! Er hat ein SCHWERT!“ und war schon dabei, seine eigene Waffe wegzuwerfen und sich zu ergeben.
Razuls Reaktion: „Dummkopf! Wir alle haben Schwerter!“
Jasmin musste zugeben, dass sie dies nur zu gerne gesehen hätte.
Also ja – auch die Palastwachen waren nicht gerade die Krone der Schöpfung, aber – meistens funktionierten sie, wenn sie nicht gerade wieder vergaßen, dass sie Schwerter besaßen.
Aber nichts desto Trotz, rechtfertigte dies ein „Pass auf dich auf?“ seitens ihres Vaters?
Oder war etwas im Begriff, komplett falsch zu laufen?
„Sag mal, Cal“, riss den Captain die Stimme Aladdins aus den Gedanken, „Wie bist Du eigentlich in diese Situation geraten?“
„Welche meinst du?“
„Naja – die, in der du jetzt bist?“
Innerlich rollte der Captain mit den Augen – ging es eigentlich noch unspezifischer? Welche Situation meinte der Abenteurer aus Agrabah? Dass er sich jetzt hier befand? Das er Kommandant eines Raumschiffes war? Das er in der Vergangenheit war? Gut – wenn wir ehrlich sind, sind Situation 3 und Situation 1 ja fast schon identisch.
„Ich glaube, er meint, wie bist Du dazu gekommen, dein eigenes Luftschiff zu kommandieren?“, mischte sich nun Theti ein und schaute den Kommandanten der DRAGONFLY aus braunen, großen, neugierigen Augen an.
Dieser zuckte mit den Schultern: „Das ist eigentlich eine ganz einfache Geschichte. Da war ein Krieg mit einer Allianz von unterschiedlichen Nachbarländern, weit im Norden hinter Finnland.“
„Finnland?“
„Nicht so wichtig, Prinzessin. Auf jeden Fall kamen die zu uns und wollten Trouble machen.“
„Trouble?“
„Naja, Rabatz. Rambazamba. Stress. Wollten die lockere Klappe und die lockere Faust regieren lassen. Diese Vögel wollten uns tatsächlich ernsthaft mit ihrer Luftschiffflotte schaden, zumal sie die Entfernung zwischen ihrer Heimat, weit im Norden hinter Finnland und tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, mit einer Art Technologie schneller überbrücken konnten.“
Der Captain seufzte, ließ sich ebenfalls auf dem Shuttlehangarboden nieder und blickte ins Rund: „Wir haben ordentlich in den Sack gekricht, wenn ich das mal so sagen darf, man hat uns also wirklich schaden können. Selbst die fiktivistische Hauptstadt, Frisco, wurde Ziel von Angriffen, die uns wirklich wehtaten und die Feinde machten selbst vor unserem Ausbildungszentrum, der fiktivistischen Luftschiffakademie nicht halt.“
„Wie schrecklich.“, legte Theti eine Hand auf ihren Mund und lächelte Cal dann beruhigend zu, als dieser langsam nickte: „Da sagst Du was, Prinzesschen, da sagst du was. Auf jeden Fall haben wir sie aber dennoch vertreiben können. Und da so viele unserer Luftschiffe beschädigt oder gar zerstört waren, hatte man eine Idee aufgegriffen, die Jahre früher, als ich noch ein gedankenloser Teenager war – also noch gedankenloser als heute – von mir und meiner Familie an das fiktivistische Oberkommando gesandt wurde. Jetzt griffen sie die Idee auf – also, in den letzten Wochen des Krieges. Und ich wurde gebeten, daran teilzuhaben. Deswegen bin ich jetzt hier.“
Cal erhob sich und blickte erneut in die Runde.
„Erwartest Du, dass wir Dir das abkaufen? Dass eure Luftschiffflotte nur darauf gewartet hat, dass Ihr mit der richtigen Idee auftaucht?“
Fragen, die von Freunden gestellt werden, können manchmal sehr fies und sehr direkt sein – so auch hier. Aber der Captain konnte es Theti ja nun nicht komplett verübeln – ehrlich gesagt: Das klang ihm selbst immer wieder zu abgeschmackt, dass gerade er es gewesen wäre, der das Projekt angestoßen hatte. Blöd war nur, dass es leider genau so passiert war – durch einen Autor der einen Gary-Stu geschrieben hatte oder sonst jemanden, der den Plot des Lebens versaut, vorangebracht.
Aber, wenn die Zeitindigenen ihm das nicht glauben wollten – vielleicht fiel ihm etwas anderes ein.
Nun, das begann alles vor ungefähr 4 Jahren. Fähnrich Agatha Silverbird, ihres Zeichens Wissenschaftsoffizierin auf der U.S.S. ENTERPRISE-E hatte sich mit ihren ehemaligen Klassenkameraden in Verbindung gesetzt, um zwei Terminlichkeiten zu begehen – ihren 21. Geburtstag und ihre Beförderung zum Fähnrich. Schon die Einladung war entzückend kryptisch gewesen und Cal hätte es ohne die Hilfe seiner damaligen Freundin, Gina Intrupper, gar nicht gefunden und als sie angekommen waren, hätte der spätere Captain am liebsten wieder umgedreht. Agatha Silverbirds Idee einer Geburtstagsfeier war ein Picknick in einem Maisfeld. Einem echten Picknick, auf einem echten Maisfeld – an der frischen Luft und in freier Wildbahn. Mit echten Ameisen, die über die Picknickdecke laufen könnten und echten Bienen und Wespen, die sich ebenfalls in der Gegend rumtrieben – und die Cal hörte.
Vor ein paar Wochen war der Fähnrich mal von einem solchen Vieh gestochen worden und in einen Schockzustand gefallen – was den Vorteil hatte, dass Gina an ihm noch ein bisschen üben konnte und den Nachteil, dass er seit dem, wann immer er dieses Surren hörte, mit einer Gänsehaut zu kämpfen hatte, die sein Rückgrat herunterwanderte, natürlich ohne den Gassenhauer der „Rosaroten Elefanten“ von sich zu geben. Nicht einmal zu „Rosaroten Wespen“ reichte es.
Aber seit dem ging es Cal wie in dem Lied: „Ob Pink, ob Grau, das ist mir so einerlei, vor allen Arten Elefanten fürchte ich mich“ – wobei es bei ihm eigentlich heißen müsste: „Ob Pink, ob schwarz-gelb, das ist mir so einerlei, vor allen Arten Wespen fürchte ich mich.“
Ansonsten konnte der Captain freudig festhalten, dass sie alle gekommen waren, die er seit knapp drei Jahren nicht mehr gesehen hatte – ausser natürlich seinem besten Kumpel Sebastian ‚Scotty’ Middlegate, seiner Freundin Gina und deren beste Freundin Agatha. Diese hatte damals, als er ein Praktikum machen musste und sich für die ENTERPRISE-D entschied, auf selbigem Schiff kennen- und lieben gelernt. Agatha fand ihn eigentlich immer relativ uninteressant und auch bei der italienischen Ärztin musste er einiges an Überzeugungsarbeit leisten. Aber seit Ende der Akademiezeit hatte hatte er von seinen anderen Klassenkameraden auf der Akademie nichts mehr gehört – was eigentlich schade war.
Ethan, Alexander, Jill und Alexandra wieder zu sehen, wie sie schon zusammen mit Agatha und Scotty auf der großen Decke saßen, das war schon etwas.
Neben sich hörte er Gina laut lachen und dann sah auch er den Grund. Alexander Strange schien eigentlich wenig amüsiert zu sein, seine Schwester mitgenommen zu haben. Aber was er so bei Ethan und Sebastian an verstohlenen Blicken Richtung Alex’s Schwester bemerken konnte, so schien es, dass die beiden Herren der Schöpfung froh waren, dass Alexandra ihnen Gesellschaft leistete. Es würde Cal nicht wundern, hätten Scotty und Ethan doch sehr darauf bestanden, dass Schwesterlein ebenfalls mitkam. Das mochte eventuell daran liegen, dass fachkundige Kenner der Celebrities des frühen 21. Jahrhunderts festgestellt hätten, dass Alexandra Strange eine verblüffende Ähnlichkeit zu einer Schauspielerin aus einem Film aufwies, der sich um formwandelnde Roboter drehte. Zumindest hatte Cal dies am ersten Tag festgestellt, als die beiden Strange-Geschwister in die Klasse gekommen waren und – was besonders komisch war, Alexander selbst erinnerte ihn irgendwie an den Hauptdarsteller eben jenes Filmes über die transformierenden Entitäten. Und der spätere Captain hatte einmal den Fehler gemacht, diesen Gedanken bis zu dessen logischen Ende durchzudenken und festgestellt: „Unter diesen Vorzeichen ist das Ende dieses Filmes, wo sie in Hotpants auf der Motorhaube des Camaros sitzt und ihn küsst, sehr… yikes.“
Und dass Alexandra ausgerechnet heute eine ähnliche Kleidung angezogen haben musste, machte sie Sache auch nicht besser.
Aber – wat willste machen? Schließlich war es warm, der Sommer ließ grüßen, was Cal seit seiner unheimlichen Begegnung der stechenden Art mit einem „Grüß ihn wieder, der soll ja nicht vorbeikommen“ konterte. Aber – auch heute schien das Wetter keinen großartigen Wunsch eines angehenden Sternenflottenoffiziers entgegenzunehmen. Andererseits: Es war doch okay. Schließlich war dies Agathas Tag und da wollte man doch nicht so sein. Er würde lieb zur Umwelt sein, dann würde ihn auch keines dieser dussligen Stechviecher stören.
Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten, kurz, es war die ideale Idylle – wenn man darauf stand. Agatha ließ sich reichlich beschenken, war eine vollendete Gastgeberin, die den Anwesenden „ordentlich einen einschenkte“ – womit wirklich nur gemeint war, dass sie sie mit Getränken versorgte - und legte sich dann auf den Rücken, um die Sonne zu genießen.
Wie schon gesagt – eine Idylle.
Dann jedoch passierte etwas, womit überhaupt keiner gerechnet hatte.
Scotty, der den Posten als Fähnrich im Maschinenraum eines Föderationsschiffes ausübte und mit seinem Tricorder ein bisschen angeben wollte, empfing plötzlich eine Energiesignatur - Eine sehr ungewöhnliche Energiesignatur.
„Agatha, hast Du hier irgendwo einen Mini-Warpkern ?“, fragte er.
Doch als Agatha den Kopf schüttelte, stand Scotty auf und fing an, „herumzuscannen“, sprich, sich mit dem Tricorder mindestens einmal in sämtliche Richtungen zu drehen – und dann loszulaufen. Cal, Gina, Ethan, Agatha und die Strange-Geschwister sahen ihm verwundert nach, ehe sie mit den Schultern zuckten und ihm folgten.
Das heißt: Alle ausser Cal.
Dieser ließ sich mit einem „Ja, ich bin doch nicht komplett bescheuert“ auf der Decke nieder, griff nach einem der kleinen Mini-Schnitzel, die Agatha als Speise zubereitet hatte und biss herzhaft hinein.
Wie auch immer Agatha Silverbird dieses Schnitzel hinbekommen hatte, wusste er nicht – er wusste nur, es schmeckte wirklich ausgezeichnet. Der Nachteil an einem solchen Mini-Schnitzel ist, dass es nicht allzu groß ist – ansonsten wäre es ja auch irgendwie falsch bezeichnet worden. Und daher geht es eher in die Kategorie „für den hohlen Zahn“ – was dafür sorgte, dass der spätere Captain sich noch ein Mini-Schnitzel nahm, noch eines und noch eines.
Das Surren des Wespennestes hatte er geistig ausgeblendet – er wollte lieb zur Natur sein und konnte ja nicht immer nur deshalb, weil da eine Borussenfliege in seiner Nähe war, die Salzsäule geben. Nein, nein – er war lieb zu den Wespen, dann waren sie auch lieb zu ihm.
Das hätte man allerdings der Wespe, die gerade, als er in sein Schnitzel beißen wollte, selbiges durch pures Draufsetzen für sich deklarierte, auch sagen sollen, denn das Tier fand es gar nicht toll, dass man sich an seinem Schnitzel zu schaffen machte – und so flog es los.
Agatha stand verwundert vor einem großen Krater, in welchem sich eine Luke befand. Cal allerdings, vom Wespenschwarm gejagt, rannte an Agatha vorbei, lief weiter auf der Stelle und bekam erst mit, das er in der Luft hing, als es schon zu spät war. Er hatte gerade noch Zeit, wie eine dieser Comicfiguren zu winken, bevor es mit ihm abwärts ging. Er prallte auf der Luke auf und brach durch (siehe da, sie war morsch gewesen).
Er landete in völliger Finsternis. Er tastete sich durch den Raum und lehnte sich an ein Pult, als plötzlich der Strom eingeschaltet wurde und er sich einem Raumschiff gegenübersah. Es war gigantisch und erinnerte ihn an eine Intrepid-Klasse. Cal näherte sich verwirrt dem Objekt. Er berührte das Raumschiff fassungslos. Auf der Hülle war eine Libelle abgebildet, daneben las er U.S.S. DRAGONFLY.
„Sorry, ich wollte keinen Vortrag halten.“
„Kein Problem.“, lächelte Aladdin, erhob sich ebenfalls und reichte dem Kommandanten die Hand: „Übrigens – schön dich wirklich kennen zu lernen.“
Die dargebotene Hand ergreifend grinste Cal und zwinkerte dem Jungen aus Agrabah zu: „Ich glaube, dass niemand wirklich gekannt wird. Allein schon das, was wir für uns behalten – oder was andere über uns wissen, wir aber nicht über uns… das alles verfälscht. Aber – es ist schön, dass Ihr nicht sauer über unsere Maskerade seid.“
„Meinst Du, wir werden schnell dein Diadem finden?“
„Keine Sorge, Prinzessin Song – ich weiß ganz genau, wo es ist.“, lächelte die Prinzessin der Kommander über den Rücken hinweg zu, „Ich hab es schließlich an einem Ort aufbewahrt, an dem es sicher ist.“
Sprachs und ging zu dem Korb, in dem normalerweise Rajah zu nächtigen suchte. Mit gekonntem Griff zauberte sie das Schmuckstück aus der Polsterung des Korbes und warf es dann Agatha zu. Diese tat einen Schreckenslaut, eilte los, um das Diadem zu fangen und atmete erleichtert auf, als es mit einem leisen „Pling“-Laut in ihrer Handfläche landete.
Sie wandte sich an die Prinzessin, legte sich eine Hand auf die Brust, dorthin, wo das Herz war, und atmete tief durch, ehe sie den Kopf schüttelte: „Prinzessin, bitte mach sowas nicht nochmal. Ich hab das Ding schon über die Ballustrade hinunter in den Garten segeln sehen.“
„Wie gut, dass du es aufgefangen hast.“, zwinkerte Jasmin ihr zu, schnalzte mit der Zunge und lächelte, als die beiden Katib im Zimmer erschienen.
Kurz blickte sie zu Agatha.
„Wollen wir?“, fragte sie, wobei sie mit dem Kopf Richtung des Katibs der XO nickte.
Die Gegenfrage, ein „Ist der Papst katholisch?“, überhörte sie wohlweißlich. Vermutlich war das wieder irgendeine Referenz zu fiktivistischer Kultur.
„Dann lass uns.“, sagte sie dann noch und lächelte, als die Katib sich in Bewegung setzten.
TBC
CaptainCalvinCat:
Kapitel 24.4
Es gab und gibt Tiere, die lassen sich nur als „hochgradig nervend“ bezeichnen – oder auch „hochgradig nervig“. Dieses Statement kann eigentlich jeder unterschreiben, der im Sommer das „Vergnügen“ gehabt hat, sich einen Raum mit neugierigen Fliegen teilen zu müssen, weil diese – genau wie ihre mit Wehrstacheln ausgerüsteten Verwandten im Borussia-Dortmund-Outfit – die kleinste Öffnung finden, um in eine Wohnung zu kommen, dann aber das größtmögliche Loch (ein geöffnetes Fenster) nicht finden, bzw. es bevorzugen, wenn sie es finden auf der Scheibe platz zu nehmen und sich zu putzen. Erst werden die hinteren beiden Beine aneinander gerieben, dann die Vorderen und – einer athletischen Kuriosität gleichend - auch gleich der um vieles größere Kopf, den die Fliege so nach vorne neigen kann, dass sie auch an die hinteren Stellen ihrer Denkstube gelangen kann. Auch die Flügel werden durch die Fliege angeklappt – vermutlich fahren sie in den Stand-By-Modus herunter und Freund Puck macht es sich bequem.
Und wenn Fliegen nicht mit einem gewissen „Igitt-Faktor“ behaftet wären, da sie ihre Larven in biologischen Rückständen feststofflicherer Natur hineinlegen und auch die Fliege selbst nicht unbedingt als das sauberste Tier gilt, könnte man sie eigentlich ganz putzig finden, wie sie sich putzen. Und es ist ja nicht so, als ob diese Tierchen ebenfalls über einen Wehrstachel verfügten, der dazu in der Lage ist, dem Menschen Schmerzen zu bereiten.
Ferner sollte man berücksichtigen, dass – so sagt es Kabarettist Dieter Nuhr – das Gedächtnis der Fliege 0,7 Sekunden hält. Das macht sie reaktionsschnell – aber auch unglaublich dämlich.
Dem gegenüber steht das mystische Westen des Katibs, dass zwar ebenfalls neugierig sein kann, aber es in Sachen „Gelenkigkeit“ nicht mit einer Fliege aufnimmt. Das ist auch gar nicht nötig, schließlich verfügt er über keine Flügel, legt keine Larven in irgendwelchen Rückständen ab und gilt allgemein als sehr sauber. Aber im Gegensatz zur Fliege, die nervig ist, kann ein Katib – sollte man auf die Idee kommen, ihn reizen zu wollen oder nicht über das große Herz Prinzessin Jasmins, sowie deren Weitsicht verfügen – ein Menschliches Leben mit einem „Haps“ beenden, was sich der Katib vermutlich noch nicht einmal schämen würde, zu sagen.
Hatte man nun allerdings – wie im Falle von Prinzessin Jasmin geschehen – einen Kontakt, einen Draht, eine Verbindung, zu den Wesen hergestellt, sah man sich verblüffenden Fakten gegenüber, etwa dem, dass die Katib-Sprechweise und die der Menschen sich eigentlich gar nicht mal so sehr voneinander unterscheidet, was eingedenk der Katib’schen Herkunft nicht großartig überraschen sollte. Interessant war allerdings auch, das diese Kreaturen, die man für wild, unzivilisiert, barbarisch hielt, nobele Züge annehmen konnten, sich als Reittiere hergaben und sogar gewillt waren, sich ihrer Herrin und Meisterin – der Magierin Morgana – entgegen zu stellen.
Während sie auf dem Rücken des Katib saß und eventuelle Schlenker des Tieres mit einer schnellen Bewegung ihres Beckens ausglich, sodass sie immer aufrecht saß, konnte sich Agatha Silverbird nicht helfen – die Sache war ihr zu heikel und zu undurchsichtig. Nicht so sehr der Fakt, dass sie in die Vergangenheit geschleudert worden waren – schließlich war sie mit Cal zusammen und da gehörte sowas beinahe schon zum Berufsbild – aber dass sie ausgerechnet in dieser minimal zu nennenden Zeitspanne ankamen, in dem Pharao Mehren-Ré noch an der Macht war, nur um dann einige Tage später durch Pharao Aknemkanon entthront zu werden – wobei… bedachte man, dass es ein ganz schönes Streckchen von Agrabah nach Theben war, geschah dieser Umsturz wahrscheinlich drei Stunden nachdem Papyrus und Theti den Palast verlassen hatten.
Agatha, konzentrier dich besser und halte das Diadem fest. , ermahnte die Stimme des
Katib sie und die XO konnte nicht anders – sie musste lächeln. Wie einfach eine Situation gefährlich werden konnte, konzentrierte man sich nicht, hatte sie vor knapp 2 Jahren wieder einmal erlebt, als Sie, zusammen mit Cal, Sam Carter, der Goa’Uld Hathor und einem Privatdetektiv namens Thomas Sullivan Magnum IV auf einer Borgbasis waren.
Eigentlich hatte sich die Goa’Uld, die die Persona der „Göttin der Liebe“ aus dem ägyptischen Glaubenskreis angenommen hatte, mit den Borg verbündet, um ihr eigenes Territorium schneller erweitern zu können. Das hatte in sofern ganz gut geklappt, dass in der Basis, die sich auf dem Planeten befand, den betreten hatten, um ein seltenes Heilkraut zu finden, das nur auf diesem Planeten wucherte – dort allerdings eher unkrautig – Borg und Jaffa miteinander ko-existierten. Solange zumindest, bis die Borg-Königin beschloss, dass die Allianz sowieso keinen Wert hatte.
In der Borgbasis, die einst auch die Basis von Hathor gewesen war, saßen fünf Personen ziemlich dämlich in der Gegend rum - Sam, Calvin, Agatha, Magnum und Hathor.
„Was können wir nur gegen die Borg tun?“, fragte Cal, was Sam zu einem „Das müssen Sie wissen. Sie sind doch der Borg-Experte.“ hinriss.
Das stimmte allerdings. Verglich man die Kenntnisse, die Samantha Carter die Borg betreffend besaß mit denen des Captains, wurde sehr schnell klar, dass der junge Starfleetoffizier eigentlich mehr Ahnung haben sollte, als eine ebenfalls junge, aber nicht aus des Captains Zeitlinie stammende, Astrophysikerin.
Interessanterweise kam der nächste Einwand nicht vom blonden Sternenflottenoffizier, sondern von dem, mit dunklen Locken ausgestatteten Navy-Captain, dem nur ein Wort entfuhr: „Wasser.“
„Wie?“
Diese Frage war einstimmig – also unisono – aus gleich mehreren Kehlen gekommen, hauptsächlich jedoch aus den verwunderten Mündern von Cal und Agatha, wobei in diesem Fall nicht nur die Münder verwundert waren, sondern auch die kompletten Körper von Captain und XO.
„Wasser. Wenn wir die Borg mit Wasser begießen, müssten sie rosten.“, erklärte Magnum und blickte in die Runde. Der Captain der DRAGONFLY räusperte sich: „Mister – erm… Captain Magnum – wir sind hier nicht bei ‚Louis unheimliche Begegnung mit den Ausserirdischen’ – und selbst wenn das klappen würde, was ich für extrem unwahrscheinlich halte, hätten wir damit genau einen Borg besiegt. Aber die Borg werden von einer Kollektivstelle gespeist.“
„Hmm, naja gut. Dann müssen wir halt diese Kollektivstelle tüchtig gießen.“, meinte Magnum.
„Die Kollektivstelle tüchtig gießen “, entfuhr es Calvin, der sein Gegenüber, den ehemaligen Privatdetektiv ansah, als sei dieser ein Mondkalb, „Hab ich das gerade richtig gehört?“
Doch sowohl Captain, als auch Captain – erm – sowohl Sternenflotten-, als auch Navy-Offizier, sollten nicht dazu kommen, die Feinheiten des Planes näher zu erörtern, denn in diesem Moment schlug eine Stabwaffensalve zwischen ihnen ein.
Sowohl Cal, als auch Magnum, überließen sich antrainierten Reflexen, rissen die Arme hoch und ließen sich fallen, um sich abzurollen und in Deckung zu hechten – oder besser gesagt, sich, sowie die anderen in Deckung zu bringen.
Magnum riss Sam zu Boden, während sich der Sternenflottenoffizier auf Hathor und Agatha geworfen hatte und dann entschuldigend lächelte: „Sorry – aber… ich hätte was dagegen, wenn man euch den Kopf wegblasen würde.“
Dann holte er Luft und rief: „Magnum, haben Sie noch eine Waffe?“
„JA!“, war die gebrüllte Antwort des Nagy-Offiziers.“
„Werfen Sie mir die Waffe zu.“
Magnum nahm seine Pistole und wollte sie werfen. Sams Arm schnellte hoch und ergriff die Kanone. Dann lud sie sie durch und rannte los.
„Sam, nicht.“, schrien Magnum und Cal gleichzeitig.
Doch Sam bewies wieder einmal ihre Fähigkeiten und ihr Geschick. Sie wich jedem Laserstrahl geschickt aus und nahm die Borg unter Feuer.
Sie zielte auf den letzten, noch übrig gebliebenen Borg und drückte ab, als plötzlich………
klick
Das Geräusch des leeren Magazins ließ Carter unwillkürlich zusammenzucken. Der Borg drehte sich zu ihr um und nahm Ziel.
„He, du Borg. Du vergisst den Cat-Faktor.“
Carter wusste, was jetzt gleich passieren würde. Richtig, Cal war bei ihr und riss sie zu Boden, wurde jedoch selbst von dem Strahl, den die Borgwaffe aussandte getroffen.
Carter fiel zu Boden und sah, dass Cal erst mit fassungslosem Entsetzen auf das Loch im Bauch starrte, anschließend in die Knie brach und zur Seite kippte.Der Borg selbst wurde von Hathors Handschuh ausgeschaltet. Dann versammelten sich alle um den gefallenen Captain. Agatha sah ihn an.
„Der Cat-Faktor.“, sagte sie schmunzelnd.
Cal musste ebenfalls lachen.
„Ja, der Cat-Faktor.“, hustete er.
„Was meinen die beiden?“, fragte Hathor.
Sam drehte sich zu ihr um.
„Er macht sich wohl immer solche riskanten Manöver und wird getroffen.“, erklärte sie.
„Aber jetzt zahlt er den Preis dafür.“, murmelte Magnum.
„Nein, tut er nicht.“, sagte Hathor.
„Bitte was?“, fragte Magnum, „Der stirbt.“
Sam begriff plötzlich: „Der Sarkophag.“
Sie erinnerte sich noch wie heute daran, dass sie innerlich geseufzt hatte und dem Gefühl, sich die flache Hand vor die Stirn zu schlagen, dass es nur so patschte und eine Freude war, widerstehen musste. Es war so typisch für Cal, in einer solchen Situation erschossen zu werden.
„Hoffentlich ist dein Freund nicht in einer solchen Situation gelandet.“ , meldete sich der Katib und Agatha schluckte: „Toll, musstest du mich daran erinnern?“
Ein Grinsen, dann gab sie dem Katib die Sporen – obwohl sie keine trug.
„Ich möchte es noch einmal versuchen.“
Papyrus, Theti und Aladdin hoben überrascht die Köpfe, als sie diesen Satz aus dem Munde des Mannes wahrnahmen, der sich ihnen vor etwas, das ihnen wie „vor langer, langer Zeit“ vorkam als „Prinz Doktor von Fiktivistien“ vorgestellt hatte, nur um später zu deklarieren, dass er der Kommandant eines Raumschiffes war.
Die Prinzessin aus Theben blickte ihn an und sie konnte Entschlossenheit in seinen Augen funkeln sehen – Entschlossenheit, sich zu beweisen. Und gerade dies bereitete ihr Sorge – nicht, dass Aladdin oder Papyrus gegen den Mann aus Fiktivistien verlieren würde, sondern eher, dass dieser sich eine Verletzung zuzöge.
Daher räusperte sie sich, sah den Kommandanten an, ehe sie lächelte: „Ich halte es für keine besonders gute Idee, Cal.“
„Dem schließe ich mich an.“, nickte Papyrus, was von Aladdin durch ein: „Ich mich auch“ sekundiert wurde.
„Ich meine, wir haben dich gerade schon einmal besiegt.“
Die Stimme des agrabahnischen Prinzen war hierbei ein Abbild auch seiner Sorge, nicht etwa von Überlegenheit. Es war Theti klar, dass in einem Kampf die beiden Geübteren – also Papyrus und Aladdin – die Überlegeneren waren.
Doch der ehemalige Prinz Doktor räusperte sich nun ebenfalls, blickte in die Runde, nahm den Phaser hoch, legte ihn auf den Boden und ließ ihn mit einem leichten Fußtritt über den polierten Boden in die Ecke schliddern.
Er grinste: „Ich würde auch ein Schwert nehmen.“
Das war ja noch schlimmer.
Theti würde sich hüten, diesen Satz zu sagen, obwohl er ihr durch den Kopf spukte – und so wie sie die betretenen Mienen Aladdins und ihres Mannes beobachtete, war sie sich sicher, dass auch den Beiden genau dies durch den Kopf ging. Wenn dieser Mann selbst mit einem Schwert hantieren würde, so sah die Prinzessin Thebens vor ihrem inneren Auge schon Haarbüschel fallen, weil er sich versehentlich einen modischen Kurzhaarschnitt verpasst hatte – und das war im Besten der möglichen Fälle. Im Schlimmsten würde er sich enthaupten und auch hier sah sie vor ihrem inneren Auge wie der Captainskopf von Captains Hals gen Boden fiel und eventuell noch ein paar Mal über selbigen rollte.
Nein – das konnten sie nicht zulassen.
„Kommt schon“, grinste der Mann, „ist doch nur ein kleines, harmloses Spiel unter Freunden.“
Sie konnte die braunen Augen des Fischerjungen und späteren Herrschers von Theben auf sich ruhen spüren, ebenso die Augen des ehemaligen Straßenjungen und späteren Herrschers von Agrabah. Die beiden Herren der Schöpfung wussten nicht, wie sie zu reagieren hatten – wobei es, wenn sie ehrlich war, ganz einfach war: Man müsste das ganze einfach ‚verbieten’, sprich, feststellen, dass es ja keinen Spaß machte, dass man müde war oder sonst irgendwelche Gründe vorschieben.
Und dennoch blickten sich Papyrus und Aladdin an, zuckten dann mit den Schultern und sagten dieses verhängnisvolle Wort: „Einverstanden.“
„Hier, Captain. Vorsicht, die Klinge ist sehr scharf.“, sagte Papyrus, als er dem Mann das Schwert übergab, der es entgegennahm, kurz betrachtete und kurz damit herumwirbelte – und das ohne sich versehentlich zu enthaupten. Das war tatsächlich die erste Überraschung, die der Mann für ihn bereit hielt, seit er sich als „Captain“ zu erkennen gegeben hatte.
Die Verblüffung in seinen Augen musste Cal gesehen haben, denn er lächelte den Fischerjungen an: „Ich hab ein bisschen auf der Academy geübt. Eine meiner Freundinnen, die ich dort kennenlernte, focht gerne.“
„Ah“, lächelte Papyrus und wandte sich dann an Aladdin, der auf ihn und den Captain zutrat und sich ebenfalls ein Schwert genommen hatte.
Kurz blickte der Prinz des Landes Agrabah zum seinem Kontrahenten herüber und ihm in die Augen: „Du kannst es Dir jederzeit noch überlegen. Du musst das hier nicht tun.“
„Wenn nicht jetzt“, wirbelte Cal wieder das Schwert durch die Luft, „Wann dann? Wenn nicht hier – sag mir wo und wann?“
Aladdin legte den Kopf schief: „Am Liebsten wäre es mir, das gar nicht tun zu müssen. Ich könnte dich verletzen und – das möchte ich nicht.“
„Ich pass schon auf.“
Sprachs und begab sich in Angriffsposition.
„En garde!“
Und damit ging es los.
Langsam trat der Captain auf sein Gegenüber zu, hob sein Schwert zum Schlag an und führte es zuerst sachte in Richtung Aladdins.
„Wenn ich diesen Schritt hier mache…“, sagte er und lächelte, als der Prinz von Agrabah sein Schwert hob und es genau so sachte gegen die Klinge des Captain führte – in der klaren Absicht, ihn zu blocken.
Es war einfach nur zu genial. Da waren sie im Jahr X-Tausend vor Christus – „2995 vor Christus“, wie sich Cal ins Gedächtnis rief und der Autor diese Zeitangabe mit „Relative Disneyzeit“ komplettieren muss – und dennoch hatte er das Gefühl, als sei er Jack Sparrow und Aladdin William Turner, der Sohn von William ‚Stiefelriemen Bill’ Turner.
Und lief der Film nicht auch unter der Flagge Onkel Walt’s?
„Sehr gut.“, lobte Aladdin, der seinen Zug gemacht und Cal den Schwerthieb pariert hatte. Der Captain hatte tatsächlich noch nicht einmal gelogen. Er hatte tatsächlich an der Academy Fechten erlernt – allerdings war dies ein Crashkurs gewesen, der vor zwei Jahren stattgefunden hatte, als die Voyager von ihrer Odysse im Delta-Quadranten zurückgekehrt war. Damals waren die Crewmitglieder des Raumschiffes unterwegs gewesen, um etwa einige Vorträge an der Starfleetacademy zu halten, an der sich gerade die Crew der DRAGONFLY befand, um das Projekt „Teen Squadron“ noch einmal genauer vorzustellen. So war es nur der Natur der Sache geschuldet, dass man sich zusammensetzte, sich unterhielt und auch Geschichten austauschte.
Sebastian „Scotty“ Middlegate und Calvin Nathan Cat hingen an den Lippen B’elanna Torres, Seven of Nines und Kathryn Elizabeth Janeways und überreichten, als sie danach gefragt wurden, einige Baupläne der DRAGONFLY - ausgestattet mit genaueren Spefizifaktionen – an Halbklingonin, Borg und Menschenfrau.
Die Reaktionen – ein „Ziemlich beeindruckend“ von Janeway, ein „Effizient“ seitens Seven und ein „Das klappt tatsächlich“ von B’elanna Torres sorgte dafür das Cal und Scotty einerseits vor Stolz beinahe platzten und zum Anderen vor Freude strahlten.
Und hier machte der Captain einen verhängnisvollen Fehler – er fragte B’elanna, ob sie mit ihm den Umgang mit Bath’leths trainieren könnte.
Sie erinnerte sich leider an die Schlappe vor etlichen Jahren, als er sich die große Klappe erlaubt hatte und sie mit ihm daraufhin den Boden aufwischte – allerdings lächelte sie ihm zu und nickte.
Doch dass auch ein Bath’leth-Training für Cal nicht ganz ohne Blessuren von statten geht dürfte klar sein und erst viele Wochen später würde Cal…
Al bewegte sich eine Spur zu schnell. Das Schwert war da, der Captain konnte seine Klinge nicht mehr rechtzeitig nach vorne bringen und…
Schmerz eruptierte in seiner Schulter.
Aufschreiend ließ er die Klinge fallen, tastete nach seiner Verwundung und schaute dann zu Aladdin, als dieser ebenfalls die Klinge sinken ließ und auf ihn zuging: „Alles in Ordnung?“
„Natürlich.“, machte der Captain unwirsch, hob die Klinge auf und lächelte: „Nochmal.“
Erneut füllte das Geklirre der Schwerter, die gegeneinander geschwungen wurden, den Hangar aus. Aladdin sprang, wirbelte herum, duckte sich unter Hieben hinweg, parierte andere, griff selbst an – alles in einem Arbeitsgang – und drängte den Captain damit erneut in die Defensive.
„Das musste ihm doch reichen.“, schoss es dem jungen Abenteurer durch den Kopf, doch da war Cal wieder da, hieb mit seinem Schwert auf das Aladdins ein, in einem Rhythmus, der immer schneller wurde, immer verbissener. Aladdin konnte sehen, wie Cal die Zähne aufeinander biss, wie seine Augen wütend funkelten – der Captain war bereit, Ernst zu machen. Schnell blockte der Prinz einen Schlag ab, blockierte den Captain, indem er beide Klingen verkeilen ließ und spürte im nächsten Moment einen harten Schlag mit der Faust gegen die Wange.
Verdammt, der Captain machte wirklich ernst.
„CAL!“, hörte er dann eine Stimme, sah, wie der Kommandant herumwirbelte und wie plötzlich Agatha auf ihn zustürmte und ihm einen Kinnhaken verpasste. Der Captain ging zu Boden, stöhnte schmerzvoll auf und schüttelte dann den Kopf.
TBC
Kapitel 24. 5
„AU! Das hat wehgetan! Was sollte das?!“
Cal richtete sich mit diesen Worten auf, schaute wütend zu seiner XO herüber und hielt sich das Kinn. Die schöne Rothaarige blickte ihn an, seufzte und stemmte die Hände in die Hüften: „Eher sollte ich Dich fragen, was das mit Aladdin sollte? Möchtest Du einen Krieg zwischen Fiktivistien und Agrabah auslösen?“
Der Captain legte den Kopf schief. Verdammt – daran hatte er irgendwie nicht gedacht.
Nachdenklich kratzte er sich am Kopf, blickte kurz zu Boden und murmelte dann etwas.
„Bitte? Ich hab das nicht ganz verstanden.“, sagte die XO, trat auf ihn zu und schaute ihn an.
Cal riss den Kopf hoch: „Ich sagte, es tut mir leid!“
Er warf die Arme in die Luft – natürlich nur in sofern, als es durch den Fakt, dass sie an seinem Körper angewachsen waren, möglich war - schüttelte den Kopf und ging auf und ab.
„Ich meine“, setzte er an, schüttelte erneut den Kopf, fuhr fort - „grn… zmpf… zck… karak.“, wobei es sich hierbei nicht um irgendwelche Ausdrücke einer Fremdsprache handelte, sondern um Vokaleruptionen, die aus der Captainskehle hervorkamen, „Ich bin … hnnnnn-kaklakak – zu alt für diesen Scheiß. Ich bin einfach zu alt.“
Er seufzte, ließ sich nieder und zog die Beine an: „Viel zu alt. Hab soviel erlebt. Zuviel erlebt. Tod, Zerstörung, Hass, Wut, Trauer… Schmerz. Alles erlebt. Alles erlebt. Viel zu viel erlebt.“ Kurz machte er eine Pause, blickte ins Ungefähre und begann damit, an niemand Bestimmten gewandt, fortzufahren – wobei „Er begann fortzufahren“ auch eine tolle Satzkombination ist: „Es is doch eigentlich immer so. Man will Leute retten und die wollen entweder nich gerettet werden oder man darf sie nich retten, weil ihr Tod einen Fixpunkt in der Zeit darstellt. Ich bin nun mal nicht – obwohl ich wäre es gerne – der Timelord Victorius.“
Er stand auf, warf den Kopf in den Nacken und gab einen „Ohhh“-Laut von sich, der zuerst leise war und dann immer mehr an Lautstärke gewann, „Wenn ich der Doktor – der Timelord Victorius – wäre, ich würde mit meiner Companion durch die Zeit reisen und die retten, die gerettet werden müssten, die den Tod nicht verdient haben. Ich würde…“
Der Captain seufzte, fokussierte nun Agatha und trat auf sie zu: „… mit dir Hand in Hand da stehen und den Zeitvortex beobachten, wie er sich gegen die Änderungen wehrt, ich würde es billigend in Kauf nehmen, dass Galaxien verbrennen… es gibt Leute, die den Tod nicht verdient haben.“
Die XO schaute ihn an, ergriff seine Hand und legte sie auf ihre Brust: „Cal – spürst Du, wie mein Herz schlägt? Du machst mir gerade Angst.“
Der Captain legte den Kopf schief. Tatsächlich. Das rhythmische Pumpen des Herzens seiner ersten Offizierin war deutlich beschleunigt worden und als er in ihre hypnotischen, grünen Augen blickte, stellte er fest, dass sie entsetzensweit waren. Wieso? Nur, weil er es nicht einsehen wollte, dass Raum und Zeit ihren Weg haben? Andererseits, was brachten Raum und Zeit, wenn die Leute, mit denen man sie teilen wollte, nicht mehr da waren?
Nein – nein, er war Sternenflottenoffizier, kein Timelord, er besaß keine Tardis, er war nicht in der Lage, bewusst und gewollt eine Zeitreise zu unternehmen und er sah sich ausserstande, dem Universum seinen Willen aufzuzwingen.
Das wäre auch nicht des Doktors würdig – sondern eher des Masters. Und der wollte er nicht sein.
Kurz atmete der Captain durch, bemerkte, wie seine Schulter brannte und blickte auf die Wunde, die Aladdin ihm beigebracht hatte.
„Ich blute“, stellte er überflüssigerweise fest, schaute dann zu Aladdin herüber und trat auf ihn zu: „Entschuldige, dass ich dich geschlagen habe. Ich… ich weiß auch nicht. Das war … ich habe überreagiert.“
Aladdin war geneigt, der Selbsteinschätzung des Captains durchaus zuzustimmen. Der Kampf, den er geführt hatte, war zwar nicht von schlechten Eltern gewesen, aber dennoch waren die Methoden, zu denen der Mann gegriffen hatte, nicht unbedingt astrein gewesen.
Obwohl er ein Sprichwort gehört hatte, das „Im Krieg und der Liebe sind alle Mittel erlaubt“ lautete, stimmte er diesem nicht zu. Jedenfalls nicht aus vollem Herzen, selbst wenn er seinerzeit selbst eine Kriegslist angewandt hatte, um überhaupt auf dem Radar der Prinzessin zu erscheinen. Jedenfalls beim zweiten Mal.
Dennoch – oder vielleicht gerade deswegen? – griff der junge Agrabahner nach der Hand des Mannes, lächelte ihm zu und schüttelte den Kopf: „Entschuldigung angenommen, aber eigentlich unnötig. Du wolltest zeigen, was du konntest… und…“
Er fuhr sich über die Wange, zuckte leicht zusammen, ehe er lächelte: „Du verteilst einen guten linken Haken.“
Und mit einem Lächeln registrierte er, wie sein Gegenüber aus Fiktivistien rot wurde und ein „Da… danke“ stammelte.
Dann legte der Mann aus Agrabah seinen Kopf schief, deutete auf die Rothaarige und nickte ihr zu: „Sie schlägt aber deutlich besser zu.“
„Das stimmt.“, lächelte nun Cal und wandte sich ebenfalls zu seiner XO um.
Diese zuckte mit den Schultern: „Gelernt ist gelernt.“
„Und bescheiden ist sie auch noch.“, zwinkerte der Captain dem Abenteurer zu, was dieser mit einem Nicken bestätigte, ehe er Luft holte und zu Jasmin zutrat, um sie zu küssen.
„Haben wir den Dilithium-Kristall?“, fragte Cal und die XO blickte ihn an.
Das war mal wieder typisch – gerade eben noch zerknirscht und am Rande, eine katastrophale Dummheit zu begehen, war der Kommandant des Föderationsraumschiffes wieder einmal „business as usual“ – aber in dem Fall brachte es nichts. Sie förderte das Diadem zu tage, reichte es an den Captain weiter, der es betrachtete und dann zu ihr blickte: „Wat meinst Du?“
„Ist ein Dilithiumkristall. Ich würde sagen, damit kommen wir n paar Hundert Lichtjahre weit.“, zuckte die XO mit den Schultern.
Der Captain seufzte, blickte zu ihr herüber und ließ die Schultern sinken: „Das heißt, dass wir unsere Begleiter jetzt ausschalten müssen und…“
„Stopp – wir hatten gesagt, dass wir mit ihnen noch was machen.“
„Hatten wir?“
Cal hob fragend die Augenbrauen und Agatha nickte: „Japp, hatten wir.“
Das traf zwar nun nicht ganz zu, eigentlich war der Deal – wie wir ja alle noch wissen – gewesen: „Wir gehen an Bord der DRAGONFLY , ihr schaut euch kurz um – oder, um es mal in der Sprache des großen Fireball aus „Saber Rider und die Star Sherrifs“ zu sagen: „Ihr macht die große Umschaue.“ – und dann hypnotisiert Agatha euch und nimmt euch eure Erinnerungen.“
Das schien auch Cal in diesem Moment durch den Kopf zu gehen, bemerkte die XO, denn er blickte sie an, runzelte verständnislos die Stirn und schüttelte den Kopf: „Moment mal – der Deal war doch anders, oder?“
„Ach, was soll’s – ich meine, sieh es als Geburtstagsgeschenk.“
Wenn der Captain jetzt die Stirn noch mehr gerunzelt hätte, wäre seine Hinterkopfbehaarung dorthin gewandert, wo bei einem normalen Menschen das Gesicht seinen angestammten Platz hat: „Wieso Geburtstagsgeschenk? Ich hab nich Geburtstag, Du hast nicht Geburtstag, keiner meiner Leser hat gerade Geburtstag, der Autor auch nicht – wer sollte also Geburtstag feiern?“
„Naja, so Geburtstag im klassischen Sinn vielleicht nicht.“, schmunzelte Agatha, „aber wirf mal einen Blick auf die aktuelle Kapitelzahl, sowie die Kapitelteilzahl. Wir sind in Kapitel 24 und Kapitel 5. Na? Klingelt’s Glöckchen?“
Der Captain legte kurz nachdenklich den Kopf schief, blinzelte noch einmal und die schöne XO konnte sehen, dass er sich tatsächlich Mühe gab, nachzudenken. Dann durchschoss es ihn wie ein Blitz: „AAAAAAAAAAAAAH! Ich bin dumm . Ich bin DÄMLICH.. Ich bin ja völlig vernagelt!“
Wieso war es der XO nur so klar, dass Cal ausgerechnet jetzt mit einem Louis-De-Funes-Gag kommen würde, wenn er sich in einem Medium befand, in dem man die Handbewegungen, die er im Film „Oscar“ zum Besten gab nicht sehen konnte?
Falls man jetzt allerdings erpicht gewesen wäre, zu wissen, was diese Handbewegungen sind: ganz einfach. Zunächst werden beide Hände aufrecht links und rechts neben dem Gesicht positioniert – und zwar so, dass sie mit dem Handprofil nach aussen zeigten, wobei die Handkante nach vorne gerichtet war.
Als nächstes dann die rechte Hand so unter das Kinn bringen, dass der Handrücken auf das Kinn zeigte, der Daumen auf den Adamsapfel und die Handkante immer noch nach aussen, während die linke Hand so über den Kopf gehalten wurde, als ob man sich vor einem Regenschauer schützen wollte, also Handrücken nach oben, Handkante nach vorne – nur um sie wieder in Ursprungsposition links und rechts neben das Gesicht zu bringen und dies so oft wie man lustig ist zu wiederholen. Cal hingegen brachte die De-Funes-Performence zum logischen Ende (ich weiß, Cal und Logik – erschütternd, oder?), indem er laut „Bretter, Bretter, Bretter“ sagte.
Dann drehte er sich um, blickte auf die Lichter des Raumschiffes, suchte nach einer roten Leuchte und lächelte: „Happy Birthday. Auch wenn es nur ein Callback auf das eigentliche Datum ist.“
Kurz zwinkerte er der roten Leuchte zu, wandte sich dann wieder an Agatha und verneigte sich: „Ich danke dir, dass Du unsere neugewonnenen Freunde noch nicht ganz abschreiben willst.“
„Mach da nur keinen Fehler“, zwinkerte die XO ihm zu, trat zu ihm und küsste ihn auf die Wange: „Ich werde sie mir schon noch vornehmen… aber man muss auch mal n bisschen Spaß haben können, oder?“
„So kenn ich dich ja gar nicht, Gathy-Maus. Sag mal, alles in Ordnung mit dir?“
„Ich kann ja nicht immer Lady Miesepeter sein.“
„Ach komm schon“, zwinkerte Cal ihr zu, „Als ob ich das von Dir denken würde.“
Sie blickte ihn an, konnte merken, dass sich ihre Mundwinkel beinahe unweigerlich und unwillkürlich zu einem Lächeln verzogen, ehe sie ihn in den Arm nahm und ihm in die braunen Augen blickte: „Kann man’s wissen, weiß man’s denn? Immerhin kann man den Menschen nur vor den Kopf gucken.“
„Und was siehst Du da bei mir?“
„Zwei braune Augen, die unglaublich unintelligent dreinblicken.“, grinste die XO, stahl ihm noch einen Kuss und machte sich dann von ihm los. „Komm“, gab sie ihm noch einen kurzen Stoß mit dem Ellbogen in die Seite, „Wir wollen doch unsere Freunde nicht warten lassen, oder?“
Der Captain blickte sie an, zwinkerte ihr zu und sagte: „Nie im Leben, Wonder Agatha.“
Eigentlich wollte er Jasmin nicht loslassen. Nicht jetzt. Nicht hier. Es würde ihm reichen, wenn sie sie jetzt einfach hier ausschalteten, nach Agrabah schafften und sie mit einem veritablen Loch in ihren Erinnerungen ausgestattet herumliefen. Doch als Aladdin spürte, wie ihm jemand auf den Rücken tippte und dann mit Stimme und Duktus Prinz Doktors/Cals sagte „Komm, jetzt zeig ich euch mal, was die Kiste draufhat.“, war er – obwohl er die Worte nicht ganz verstand, wohl aber den Sinn – sehr neugierig. Er blickte in die braunen, verzaubernden Augen Jasmins, in denen es so abenteuerlustig, frech und hypnotisierend funkelte, dass er am Liebsten abgewinkt und gesagt hätte „Danke für das Angebote, aber wir bevorzugen es, alleine zu sein.“
Und gerade, als er sich mit diesem Gedanken abgefunden hatte, waren die Augen Jasmins fort, er spürte ein erneutes Tippen und hörte ihre sanfte, amüsierte Stimme: „Kommst Du?“
Gut, wenn Jasmin wollte, warum sollte man sich das nicht gönnen?
Erneut betraten die zwei richtigen und das eine falsche Prinzenpaar das Shuttle Hornet 1 , nahmen ihre Positionen ein und blickten abwartend zu Prinz Doktor herüber. Dieser hob das blaue Diadem Prinzessin Jasmins an, öffnete eine kleine Klappe im Boden der Hornet und ließ es vorsichtig herab. Dann schloss er die Klappe und blickte in die Runde.
„So – wir können.“, lächelte er, wandte sich um und einer Reihe von für Jasmin nicht zu identifizierenden Dingen zu, die sie an eine Art „Tischplatte“ so erinnerte.
Kurz hielt Captain Cat / Prinz Doktor inne, holte tief Luft und betätigte dann einen eine Art Schalter oder Knopf auf dieser Tischplatte.
Ein unmenschliches Rumpeln war zu hören, das dem Shuttle zu entsteigen schien.
„Okay, Ramrod wird ab sofort die Steuerung übernehmen.“, hörte sie hinter sich Agatha Silverbird sagen, was Cal durch einen überraschten Blick und ein Lächeln erwiderte, eher er sagte: „Bestätige April. Übernehme Steuerung.“
Das Rumpeln wurde lauter und das Shuttle begann, zu beben. Cal ließ seinen Blick über die Tischplatte schweifen, betätigte noch ein paar Knöpfe, ehe er sagte: „Kampfbereitschaftsphase – eins. Hoch damit und raus mit ihnen. Volle Energie und fertig ist die Ramrod-Infanterie.“
Abwartend schaute er erneut auf die Tischplatte, als… nichts geschah.
Das Rumpeln des Shuttles verstummte, das Beben erstarb.
„Erm….“, entrann es der Captainskehle und er sah fragend zu Agatha herüber, die mit den Schultern zuckte.
„Hoch damit uns raus mit ihnen!“, wiederholte der Captain, hieb einmal auf den Tisch, was ihn zusammenzucken und ein „Kerr vadorrinoeins!“ fluchen ließ – was auch immer das hieß, vermutlich irgendwas fiktivistisches. Das Shuttle blieb stumm.
Keine Reaktion, kein gar nichts.
Wobei Jasmin auch nicht wusste, was sie großartig erwartet hätte, wenngleich eine gewisse Reaktion, wenn man schon das Diadem hergab, nett gewesen wäre.
„Hoch damit!“, setzte Prinz Doktor wieder an, hieb erneut auf den Tisch ein, „Und raus mit ihnen, verdammte …“
Nichts.
Erneut blickte er zu seiner Freundin, Jasmin konnte sehen, dass auch ihre grünen Augen pure Ratlosigkeit zeigten – offenbar hätte das, was geschehen war, nicht passieren sollen.
Und dann konnte sie in Cals Augen Panik flackern sehen.
„Verdammt“, keuchte er, „Was ist, wenn…“
„Wenn ihr hierbleiben müsst?“, komplettierte Prinzessin Jasmin, trat neben Agatha und mit ihr zusammen zu Cal herüber – die hübsche Rothaarige ließ sich wie willenlos mitführen – „bleibt ihr halt im Palast. Ihr mögt kein echtes Prinzenpaar sein, aber ich mag euch und werde euch nicht einfach so auf die Straße setzen.“
Cal schluckte: „Und dann blieben wir bei dir… für immer?“
„Wenn ihr wollt?“
Nun schluckte auch Agatha und sie konnte in den Augen der XO lesen wie in einem Buch. „Die Sternenflotte wird uns umbringen“, murmelte die Rothaarige, trat auf Cal zu und nahm ihn in den Arm. Der Captain seufzte, erwiderte ihre Geste und barg sein Gesicht an ihrem Hals.
„Wir werden nie wieder zurückkommen?“
TBC
CaptainCalvinCat:
Kapitel 25 – Invasion
Kapitel 25.1
Seit die Besatzungsmacht da war, konnte man nicht behaupten, dass sich die Situation nennenswert verbessert habe. De facto wurde sie immer schlimmer. Etwa, wenn man sich mal ein Brot nahm, ohne dafür in die bezahltechnische Gegenleistung zu treten – da konnten die Palastwachen, wenn sie davon Wind bekamen, schon ganz schön austicken und nicht unbedingt freundlich werden. Zwar waren auch schon Razul und Konsorten nicht unbedingt durch Höflichkeit aufgefallen, doch die Flachnasen und Knallchargen, die ihnen folgten, zeichneten sich durch zwei Dinge im Besonderen aus: Übermäßige Brutalität und mangelnde Intelligenz.
Ersteres war für die Rebellen, die sich nach der Inauguration des großen Diktatoren gebildet hatten, sehr unpraktisch, dafür wurde es durch den Zweiten Punkt, die mangelnde Intelligenz mehr als nur relativiert.
Der Dieb, der floh, war groß, schlank, durchtrainiert, jede Faser seines Körpers zeugte von den Torturen und Gefahren, die er über sich ergehen lassen musste. Besonders schlimm wurde es, wenn man ihn tatsächlich gefangen nahm. Razul und seine Bande hatten sich seinerzeit zu ihrer Zeit schon einige unschöne Foltermethoden ausgedacht, aber die sengendheißen Schmerzen, die die jetzigen Werkzeuge über den Dieb hereinbrechen ließen, sollte er einmal unglücklicherweise in die Fänge der Palastwachen geraten sein, ließen ihn mit schöner Regelmäßigkeit das Bewusstsein verlieren.
Er gab sich Mühe, relativ selten in die Fänge der Palastwachen zu geraten. Die Resistance hatte ihm Wege eingeschärft, über die er der Gefangennahme entrinnen konnte und er war ganz froh, diese einsetzen zu können.
Manchmal, wenn er rannte, sah er, wie einige Wände der Stadt mit Parolen beschrieben worden waren.
„Wehrt euch.“, stand da beispielsweise, oder auch „AGAB“, was fiktivistisch war und „All palace guards are bastards“ bedeutete: Alle Palastwachen sind Schweinehunde. Und dann hatte der Dieb eine weitere Nachricht auf einer Wand gelesen. Erneut fiktivistisch: NAGABSASAN – Not All Palace Guards Are Bastards – Some are, some are not. Also „Nicht alle Palastwachen sind Schweinehunde. Einige sind’s, einige sind es nicht.“
Der Dieb scherte sich in der Regel wenig um solche Parolen – er musste mit seiner, ihm eigenen Wahrheit an die Sache herangehen und die sah nun einmal dergestalt aus, dass dieses APGAB durchaus zutraf. Und…
Auf die Inhaberin des Beines, das da gerade an sein Kinn geführt wurden war und ihn mit voller Wucht getroffen hatte, traf dieser Satz auch zu. Der Dieb taumelte nach hinten, fiel und sah sich plötzlich einem Traum von Frau gegenüber. Die Haarfarbe konnte er nicht erkennen, die Kleidung war ihm eigentlich auch egal, für ihn wart nur wichtig, dass diese Frau eine sehr weibliche Figur hatte. Ein sanftes, ironisches Lachen ertönte, als sie ihr Bein wieder gen Boden führte und sich zu ihm herüber begab: „Finden Sie das Stehlen von Brotlaiben korrekt?“
Nein, eigentlich fand er es nicht korrekt – aber, wenn die Mäuse fehlten, war es notwendig, zu stehlen.
„Nein“, murmelte er und richtete sich auf. Er war geschlagen und er wusste es. Es würde für ihn kein großes, letztes Hurrah geben, er würde sich nicht befreien können – nicht, solange sie da war und nun ihren Fuß auf seinem Brustkorb parkte.
Der Dieb musste nur einmal hinschauen, dann wusste er, mit wem er es zu tun hatte.
Sie war vor einigen Wochen aufgetaucht und hatte sich der Sache der „Guten“ verschrieben – was auch immer dies bedeuten mochte. Ihren wohlgeformten Körper in ein bauchfreies, rot-schwarzes Top eingerahmt, der Schoß steckte in einer kurzen Hose, deren Stoff ebenfalls schwarz war und aus der lang und stark, zwei Beine herauswucherten, die in Füßen endeten, die wiederrum in Sandalen steckten.
Sie trug eine Art Maske, ein Ding, das ihre Identität nicht verraten sollte und das ihre Haare bändigte, sowie zwei Gucklöcher sein Eigen nannte, aus dem bezaubernd-grün zwei Augen funkelten und auf die ein silberner Vogel gemalt war.
„Silverbird!“, bellte plötzlich eine Stimme und der Dieb wandte seinen Blick zu dem Hausdach, das die Quelle des Rufes war. Auf ihm hatte sich ein Mann positioniert, der die Arme vor der Brust verschränkte, eine ähnliche Kleidung trug wie die „Verbrechensbekämpferin“, allerdings weitaus weniger offenherzig. Dann sprang der Mann neben ihn, blickte Silverbird an, die darauf mit einem genervten Augenrollen reagierte.
„Lass den Mann gehen. Er hat doch nichts getan.“
„Er klaut Brot.“
„Wenn die Mäuse fehl’n, muss man eben stehl’n“, gab der Mann, der die Frau „Silverbird“ genannt hatte, zurück, was diese dazu brachte, genervt die Augen zu rollen: „Komm mir jetzt nicht mit der Leidensgeschichte deines Ideologienstifters“
Ihr Gegenüber, der Mann mit der Maske, hielt die Arme immer noch vor der Brust verschränkt: „Silverbird – Du kämpfst auf der falschen Seite.“
„Wenn Ihr beiden nichts Dagegen habt, würde ich mich jetzt gerne…“, setzte der Dieb an, doch der Fuß Silverbirds wich nicht von seinem Brustkorb und auch der Mann schien ihn nun mit missbilligendem Blick zu betrachten: „Hör mal, Freundchen, ich verhandel hier über deine Freilassung und du willst einfach so die große Verziehe machen?“
Der Dieb blickte seinen Retter an, kratzte sich nachdenklich am Kopf und zuckte mit den Schultern: „Kann man es mir verdenken? Ich weiß ja nicht, was Ihr mit mir vorhabt.“
„Laufen lassen“, entgegneten Silverbird und sein Retter unisono, ehe sie einander anblickten.
„Und wir beiden hübschen“, setzte die „Verbrechensbekämpferin“ an, „müssen uns ganz dringend einmal über Loyalitäten unterhalten.“
Damit nahm sie den Fuß von des Diebes Brust und schlang einen Arm um die Schulter des Anderen.
„Gefällt mir.“, lächelte dieser und nahm sie in den Arm, um ihr einen feurigen Kuss zu geben.
„Hey, Cal, warum grinst Du so?“
Agatha Silverbirds stimme riss ihn aus seinen Gedanken und Superheldenfantasien.
Er blinzelte, fand langsam wieder in die Realität zurück und betrachtete die Person, die ihn angesprochen hatte – seine Freundin, XO, Geliebte, Dorn in seiner Seite, die Frau, die ihn in den Wahnsinn trieb, entweder vor Lust, oder weil seine Logik durch zeitweilige Nichtexistenz komplett konträr zu ihriger lief - von oben bis unten. Ja, sie trug noch immer dieses rote Outfit, das Jasmin ihr geschenkt hatte und ihren Körper noch majestätischer erscheinen ließ. Kein Wunder also, dass man Ihr die Prinzenrolle – erm… die Rolle der Prinzessin – abgekauft hatte.
„Mein Silverbird.“, lächelte der Captain, schlang beide Arme um sie und erlaubte es sich selbst, sich in diesem leidenschaftlichen Kuss vollends zu verlieren.
Jasmin konnte die Reaktion des Mannes, der sich selbst Prinz Doktor genannt hatte, nur wenig verblüffen. Sie hatte ihnen einen Platz in ihrem Palast angeboten, Cal hatte kurz ins Leere geblickt und begann nun, seine Freundin so zu küssen, als würden sie in ihre erste, eigene Wohnung ziehen. Zwar drängte sich mental der Satz „Wie Süß“ auf, sie sagte ihn jedoch nicht – warum sollte man junge, alte, oder mittelalte Liebe denn mit so einem Satz torpedieren. Stattdessen blickte sie zu Aladdin, der ihren Blick wahrnahm und ihr ein Lächeln schenkte, das ihr Herz schneller schlagen ließ. Ja – auch der Abenteurer wusste, was die amouröse Stunde geschlagen hatte. Also trat er zu ihr herüber, legte eine Hand auf ihre Schulter und holte tief Luft.
„Flieg mit mir um die Weeeeeeelt“, begann er zu singen – wie eigentlich immer, wenn er sie verführen wollte. Das war so eine Art Ritual und in der Regel schaffte sie es, bis zu ihrem Einsatz des Liedes, standzuhalten, dann warf sie sich in seine Arme und küsste ihn so lange, bis ihnen beiden schwindlig wurde.
Doch in dem Moment, in dem Aladdin angefangen hatte, zu singen, stoppte er wieder – denn der Boden unter ihnen begann, sich mit einem Pulsieren bemerkbar zu machen.
„Als ob die Erde bebt.“, hauchte Cal gegen die Lippen der XO und öffnete dann verblüfft die Augen, als er merkte, dass sich Agatha versteift hatte – und zwar nicht so, als wolle sie den Körper, diesen elenden Betrüger, wieder versuchen unter Kontrolle zu bekommen.
Der Kommandant legte den Kopf schief: „Was ist?“
„Schatz, die Erde hat gebebt und das war keinesfalls ein Beben, das eigentlich stattfinden sollte.“
Von einer Sekunde auf die Andere hatte eine gewisse Kommandantenhaftigkeit von Captain Calvin Cats Körper Besitz ergriffen. Er richtete sich komplett auf, richtete das, was man ihm als Kleidung anvertraut hatte und was immer noch nicht wie eine Uniform aussah – ausser man gastierte im Paralleluniversum, das seinerseits schon Kirk, Scotty, McCoy und Uhura besucht hatten, in dem Kirk in einer samtenen Weste umherlief und man Uhura, sowie allen anderen weiblichen Crewmitgliedern eine Art besseren Büstenhalter gegeben hatte, um die Brüste zu bedecken und einen kurzen Minirock, um ihre Scham nicht der Öffentlichkeit preiszugeben. Wenn Cal sich nun ganz genau auf Agathas Kleidung und seine eigene konzentrierte, kam er nicht umher, festzustellen, dass er fast genau dieselben Klamotten trug, wie man sie im Paralleluniversum für trés chique hielt.
Und dann durchzuckte es ihn wie ein Blitz: Waren sie vielleicht doch nicht in der Vergangenheit ihres Universums gelandet? Der Fakt, dass hier Aladdin und Agrabah, die schöne Prinzessin Jasmin, Rajah, Abu und Genie herumliefen, lebten, atmeten, kämpften und sich den einen oder anderen Spaß gönnten, könnte man dafür als Indiz sehen. Andererseits – änderte sich die Zeitlinie des Paralleluniversums nicht erst in der Stunde größter Not, nämlich nach dem dritten Weltkrieg – im wahrsten Sinne des Wortes ausgelöst durch einen Startschuss, als Zefrem Cochrane des Paralleluniversums seine Schrotfilinte in den Leib des Vulkaniers entleerte, der gerade aus der T’Plana Hath – des vulkanischen Forschungsschiffes, das die Warpsignatur der Phoenix entdeck thatte - gestiegen war?
War dies nicht der Moment, in dem sich alles wirklich änderte?
Oder gab es schon vorher Änderungen? Cal wusste es nicht, aber wenn er ehrlich war, interessierte es ihn momentan noch weniger. Ein Erdbeben schien gerade durch die Region gegangen zu sein und laut Agathas Expertise war für das heutige Datum genau so ein Ereignis nicht verzeichnet.
Wo man gerade von Veränderungen der Zeitlinie sprach.
Vielleicht waren die Beiden ja auch schuld daran, wie sich das alles noch entwickeln würde und vielleicht war diese kurze Traumvision, die er gerade gehabt hatte und von der er sich fragte, wieso zum Teufel er Agatha, seinem Gewissen, die Rolle der bösen Zynikerin zuschrieb, doch kein Traum, sondern tatsächlich eine Vision von Dingen, die noch kommen sollten.
Andererseits hielt er es da mit Helmut Schmidt: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“
„Agatha, frag mich mal was.“, sagte er und blickte seine XO an.
„Und was, Cal?“
„Irgendwas.“
„Cal, was denkst Du, dass das gerade war?“
Der Captain zuckte mit den Achseln: „Kannst Du mich auch was Leichteres fragen? Ich meine – ich zähle zwei und zwei zusammen.“
„Und was kommt dabei raus?“
„Na, wie immer: Sieben.“, grinste Cal und schüttelte den Kopf: „Nein, ernsthaft – ich hab keinen blassen Schimmer was das war, aber es kommt mir irgendwie bekannt vor.“
Prinz Doktor – Captain Calvin Nathan Cat - legte den Kopf schief, ging dann auf die Knie und lauschte in die Dunkelheit.
„nee“, sagte er und blickte dann mit einem Hauch – gut, mehr als nur mit einem Hauch – Ratlosigkeit in die Runde. Er räusperte sich, blickte dann zu ihr – Prinzessin Jasmin – und stand auf: „Dieses Erdbeben. Wann hat es angefangen?“
„Kurz nachdem ihr euch geküsst habt“, antwortete die Prinzessin wahrheitsgemäß, „Aladdin und ich wollten uns auch gerade küssen – das heißt, er wollte mich dazu bringen es zu tun und … sang.“
„Er sang?“, nun wandte sich Prinzessin Theti ihr zu und legte den Kopf schief.
„Ja“, nickte Jasmin.
„Und was für ein Lied ist das?“, fragte nun Theti. Jasmin wurde das ganze ein bisschen peinlich, wobei es ihr eigentlich gar nicht peinlich sein müsste. Schließlich war dies dieses eine Lied. Es beschrieb ihre ganze Beziehung in klaren, einfachen, wunderschön gesungenen Worten und dies sollte einem nicht peinlich sein. Allerdings – wenn sie so darüber nachdachte… vielleicht sollte ihr der Aspekt ein wenig unangenehm sein, dass Aladdin sie damit jedes Mal herumkriegte.
Andererseits – so muss nun der Autor des ganzen Schlonzes einwerfen – ist Cal die Sache, dass Agatha ihn mit einem „Erdbeerparfait“, gehaucht, gestöhnt, gelächelt, geküsst oder einfach nur normal gesagt, ausser Gefecht setzen kann, auch nicht sonderlich peinlich. Das möge jetzt für seinen Intellekt – oder das Fehlen selbigens – sprechen. Jasmin hingegen schien da doch ein bisschen schambehafteter und das war ja auch okay.
Sie blickte kurz in die Runde, spürte, wie sich auf ihren Wangen große Hitze bildete und war sich sicher, gerade zu erröten.
Kurz blickte sie gen Boden, murmelte etwas und straffte ihre Gestalt.
Hier ging nichts mehr – und ausserdem: Was sollte das?
Sie schaute ins weite Rund, holte noch einmal tief Luft und sprach dann, mit der Selbstsicherheit der großen Prinzessin, der künftigen Erbin des Landes Agrabah und der künftigen rechtmäßigen Inhaberin des Thrones: „Es ist das Lied, das Aladdin für mich gesungen hat, als wir auf dem Fliegenden Teppich geritten sind.“
„ In deiner Welt“ , nicht wahr?“, schoss Prinz Doktor dazwischen und die Prinzessin hob verblüfft den Kopf. Woher wusste der Mann dies? Wurden die Sagen über Prinzessin Jasmin und Aladdin selbst dorthin getragen, wo Menschen in Luftschiffen verkehrten?
Erneut räusperte sich die Prinzessin, straffte ihre Gestalt und nickte: „Korrekt, Prinz Doktor. Dieses Lied – ich weiß nicht weswegen es mich so berührt, aber…“
„Oh, es scheint auch noch etwas Anderes zu berühren.“, grinste Prinzessin Song – also Agatha Silverbird – und deutete auf den Shuttleboden: „Ich weiß nämlich inzwischen, was dies für ein Beben war.“
TBC
Kapitel 25.2
„Wie, wat, wie, wie , wie, wat weißt Du?“
Calvin Cats Stimme griff gerade dialekttechnisch wirklich ins schönste Ruhrgebietsdeutsch. Genausogut hätte er fragen können, was bitteschön ein „Wassergrill“ sei und was dieser in einer Kleingartenparzelle verloren habe.
Agatha Silverbird ließ sich von dieser Verbalentgleisung ihres Kommandanten nicht sonderlich schocken. Wenn sie dies schon aus der Bahn gehauen hätte, wäre ja auch eine Beziehung zwischen ihr und Cal sehr kompliziert und chaotisch geraten – wobei man hier fragen könnte. „Was? NOCH chaotischer?“
Und doch lächelte Agatha Silverbird ihren Kommandanten an, trat auf ihn zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dieses „Etwas“ ließ seine Miene erhellen und er grinste in die Runde, nickte und wandte sich wieder an Agatha: „Das klingt nach einer Idee.“
Der Captain legte die Hand auf die Mittelkonsole der Hornet 1 , räusperte sich und begann zu singen: „Flieg mit mir um die Welt.“
Kurz blitzte eine Konsole auf – dann: Nichts.
Wieder keine Reaktion aus diesem verdammten Fluggerät.
Cal warf einen Blick zu Agatha herüber – „Tolle Idee, XO. Vielleicht haben wir eine, die auch klappt?“ – und zog dann den Kopf ein, als wolle er den Blitzen, die da gerade aus Agathas Augen herausschossen ausweichen.
„Hast Du ne bessere Idee, CO?“, schoss sie zurück. Der Kommandant zuckte mit den Schultern: „Mir gefällt die Idee, als Steve Trevor und Wonder Woman über die Stadt zu wachen.“
„Schon klar.“
Das Grinsen Agathas sagte hierbei mal wieder alles: „Wieso wundert es mich nicht? Du willst also lieber Steve Trevor sein, dich betäuben, hypnotisieren und k.o. schlagen lassen und dann darauf warten, dass dich eine sexy Kampfamazone aus dem Schlamassel herausholt, den du dir selber eingebrockt hast, ja?“
„Wenn ich ehrlich bin? Der Gedanke hat was.“, zwinkerte der Captain ihr zu und Agatha seufzte. Andererseits musste sie zugeben, dass der Gedanke tatsächlich was hatte. Immerhin war sie sowieso – wenn sie mal ganz wertfrei nachdachte – die Person, die die Kohlen der DRAGONFLY meistteils aus dem Feuer holte, natürlich nicht alleine, aber mit mehr Kompetenz als der gute Captain und den Großteil der Zeit verbrachte der Kommandant sowieso meist bewusstlos irgendwo in einer Ecke herumliegend, weil er mal wieder zu nah an die nächste EM-Entladung gekommen war.
„Aber lassen wir doch mal die Fakten gegeneinanderlaufen.“, sagte Agatha, was Cal nutzte, um ein „Das wird sehr schmerzvoll“ dazwischen zu schießen.
Das „Fang nich so an, Cal.“ seitens Agatha war mit einer Art Mischung aus Grinsen, genervtem Augenverdrehen und Seufzen gesagt worden, ehe sie sich fing und gerade ansetzen wollte – als Jasmin ansetzte: „Ihr habt den Dilithiumkristall in den Shuttleboden eingelegt – ich nehme an, damit wolltet ihr der Hornet Energie zuführen, aber diese Aktion war nicht unbedingt von Erfolg gekrönt.“
„Das is noch untertrieben“, murmelte der Captain, verstummte aber, anlässlich eines bösen Seitenblickes Agathas, den sie sich dann doch nicht so ganz verkneifen konnte oder gar wollte.
Die hübsche Prinzessin Agrabahs verschränkte die Hände hinter dem Rücken, trat auf und ab und blickte sich um: „Ich gebe gar nicht erst vor, von dieser Technologie auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben – aaaaaaaaber ich weiß, dass es bei manchen technischen Problemen eine ganz einfache Lösung gibt. Als mein Vater einen Käfer von Mechanikles geschenkt bekam und er ihn aufziehen wollte, um ihn loszulassen, benötigten wir ein paar Sekunden um festzustellen, dass Sand im Getriebe war. Dann ging es. Also – vermutlich ist es eine ganz einfache Lösung.“
„Ja“, nickte Cal, „Das dusslige, bedrisselte Drecksding hat den Pöter zugekniffen und hat vor uns, am langen Arm verhungern zu lassen.“
Jasmin schüttelte den Kopf, sodass ihre langen, dunklen Haare die Bewegung mitmachten: „Nein, nein, nein, Prinz Doktor. Geben Sie in Fiktivistien eigentlich immer so schnell auf?“
„Tut er“, schoss Agatha dazwischen, was ihr nun einen finsteren Seitenblick ihres Kommandanten eintrug.
„Eigentlich ist es doch so leicht.“, lächelte nun Theti und zuckte mit den Schultern: „Irgendwie hat es – wer auch immer dieses Ding konstruiert hat – geschafft, dass es auf die Melodie eingestellt wurde, die Prinz Aladdin gesungen hat.“
Cal verschränkte die Arme vor der Brust: „Das haben wir doch gerade schon einmal versucht. Ich habe die Hand auf den Computer gelegt, die erste Zeile gesungen und – was war? Essig war.“
„Weil Du nicht Prinz Aladdin bist.“, lächelte Agatha und zwinkerte ihm zu: „Das Schiff ist – frag mich nur nicht warum und durch wen – so programmiert worden, dass es in dieser Situation, in der es ist, nur durch Aladdins Stimme aktiviert werden kann.“
„Das ist doch komplett unlogisch.“, meldete sich nun Cal zu Wort – ja, ich weiß: Cal bemerkt die Unlogik in einem Plan. Erschütternd, oder? - „Ich meine, wenn wir nun nicht in Agrabah runtergekommen wären, was dann? Hätten wir solange warten sollen, bis irgendjemand die geniale Geisteshaltung aufweist und mit einer DVD von „Disneys Aladdin“ um die Ecke kommt, damit Julién Haggege – der Synchronsprecher unseres guten Al’s hier - einen aus dem Halse trällern kann?“
BetäubendeStille legte sich über die Partizipanten – wie ein Leichentuch. Dann holte Agatha tief Luft und blickte zum agrabahnischen Prinzen: „Sag mal was.“
„Und was soll ich sagen?“
„Eigentlich egal – sprich irgendwas.“
„Gut“, zuckte der Mann aus Agrabah mit den Schultern, rollte dann nachdenklich mit den Augen und sagte: „Das Loch in der Tasche meines Bruders ist größer als der Garten des Sultans.“
Was sollte denn das wieder werden? Hin und wieder – so war es Cal geläufig – hatte seine XO Anwandlungen von sehr merkwürdigen Versuchen von Beweisführungen. Dies war sicherlich ein solcher. Und was sollte es bringen, Aladdin einen Satz zitieren zu lassen?
„Oh for crying out loud.”
Der Captain seufzte und konnte spüren, wie eine kleine Vene an seiner Stirn stärker zu pulsen begann. So musste sich Agatha selbst fühlen, wenn er mal wieder irgendeinen Blödsinn verzapfte.
Cal holte tief Luft, blickte Aladdin an: “Das heißt: ‘Das Loch in der Tasche meines Bruders ist größer als der Garten meines Oheims. Oheims , Aladdin, nicht Sultans!“
Faszinierend war die Reaktion der Gruppe, denn alle, ausnahmslos alle blickten den Kommandanten der DRAGONFLY mit einem faszinierten Ausdruck im Gesicht an.
Es dauerte knappe handgestoppte 10 Sekunden, ehe dem Captain die Sache zu dumm wurde.
„Was?“, fragte er, ins weite Rund blickend.
Agatha kicherte: „Du hast es selbst noch am Anfang der Geschichte festgehalten, Schatz. Du selbst klingst auch wie von Julien Haggege synchronisiert.“
„Ja, und?“
Diese Frage mit einem Schulterzucken zu stellen war eine Reaktion, von der Cal irgendwie ahnte , dass man sie von ihm erwartete und als Agatha ihm ein leichtes, ein liebevolles Lächeln schenkte und auf ihn zutrat – da war ihm die ganze Sache eigentlich schon wieder egal.
Er konnte sich durchaus vorstellen, sich mit Agatha hier anzusiedeln. Warum auch nicht? Agrabah war doch ein schönes Fleckchen Erde? Die Leute waren nett – gut, bis auf Razul, die „Dicke Trumm“ und Schmalhans Küchenchef, aber bisschen Schwund is bekanntlich immer.
„Ca-aal“
„Ga-thyyyyyy“, äffte der Captain sie nach, was ihm – vollkommen gerechtfertigterweise – einen Headslap, der auch von Leroy Jethro Gibbs persönlich hätte kommen können, eintrug.
Die XO verschränkte die Arme vor der Brust: „Soll ich es dir mit bunten Fahnen vortanzen?“
„Och würde was geben, um dich beim Bauchtanz zu… au verdammt, Agatha!!!!“
„Calvin Nathan Cat! KONZENTRIER dich endlich mal.“, wurde Agatha deutlich, schaute ihn an und rollte dann mit den Augen: „Deine Stimme hat starke Ähnlichkeit mit der von Julien Haggege. Du klingst wie Aladdin – mehr oder weniger. Vielleicht hat, wer auch immer das Shuttle programmiert hatte, im Sinn, dass Du es starten würdest.“
„Und deswegen würde ich ‚In deiner Welt’ singen? Klingt mir immer noch sehr unwahrscheinlich.“
„Mir auch“, gab Agatha zu, „Aber – wollen wir es nicht versuchen?“
Der Kommandant atmete kurz durch, blickte dann zu Agatha und nickte: „Let’s get dangerous.“
„Falsche Serie.“
TBC
Kapitel 25.3
Achtung, Achtung. Jetzt kommt sie. Die Szene – nicht nur irgendeine im Reigen dieser seit knapp einem Jahr online-zu-lesenden Unsinnsfanfiction, die erst drei, dann nur noch zwei und letztendlich sogar beinahe nur noch einen Tag(e) sah, an dem sie veröffentlicht wurde – sondern eine der zentralen Klopper. Die, wegen der die ganze Story überhaupt existiert, die, auf die es mehr oder weniger hinausläuft – oder hinauslaufen könnte. Und so, wie Diamanda Hagan in ihrem „Twatty Who“-Review schon einmal vermutete, dass die Folge „End of Time“ (der letzten Episode mit David Tennant als 10th Doctor) nur aufgrund eines einzigen „Gags“ entstand – nämlich dem, dass des Doktors Erzfeind (der Master) alle Menschen des Planeten Erde im Cliffhanger zu „End of Time Part II“ in das Ebenbild des Masters zwängte und darauf hin erklärte, dass die Menschheit nun die „Masterrace“ sei – also, dass man bei manchen „Doctor Who“-Episoden durchaus Momente hat, in denen man sicher ist, zu wissen , dass der eigentliche Grund dieser Episode genau dieser eine, lendenlahme Gag war, kann ich euch hier versichern: Es trifft zu. Diese eine Szene ist so mit einer der Gründe, weswegen die ganze Idee von Aladdin, Jasmin und der Sternenflotte (Papyrus und Theti waren da noch gar nicht bei, ursprünglich) überhaupt erst entstanden ist. Und wie immer, wenn man an diesen einen Punkt kommt, der einer der Gründe war, warum eine Story entstanden ist, kann man damit entweder glorreich siegen – oder kläglich scheitern. Und da wir hier nicht in einem audiovisuellen Medium sind – in dem die Sache sicherlich verdammt eindrucksvoll hätte sein können, verfügte man über die notwendigen Mittel, diese Szene Realität werden zu lassen – muss diese Szene scheitern.
Aber gut – der Reihe nach.
Erneut legte der Captain eine Hand auf den Handabdrucksscanner, der – für Unberufene – aussah, als handelte es sich dabei um ein Quadrat, in den ein besonders kreativer Kopf des Sternenflottenhauptquartiers – Abteilung Inneneinrichtungen - Handumrisse hineingemalt hatte.
Kurz leuchtete erneut grünes Licht auf, nahm der Scanner die einzigartigen Kerben, Handlinien, Fingerabdrücke, Unregelmäßigkeiten der Haut, in sich auf und tauchte das Antlitz des Kommandanten ebenfalls in ein gespenstisch-grünes Zwilicht.
Dann holte Cal Luft und begann, zu singen.
„Flieg mit mir um die Welt, sie gehört dir Prinzessin…“ und brach ab, als nichts geschah. Den Kopf sinken lassend, blickte er zu Aladdin, nickte ihm zu und deutete mit der freien Hand auf ihn: „Dein Auftritt, Al Mundy.“
„Bitte?“
„Nicht so wichtig“, zuckte der Captain mit den Schultern: „Sing.“
Zwar konnte der Captain eine gesunde – und ihn absolut nicht überraschende – Portion Misstrauen in den braunen Augen des ehemaligen Diebes sehen, dann aber holte auch er luft und begann, seine Stimme erklingen zu lassen.
„Flieg mit mir um die Welt“, setzte er an, und erstarrte, als das Shuttle unter ihm erneut erbebte.
Cal hob den Blick: „Mach weiter, Al! Sonst sitzen wir wirklich was länger hier!“
„Gut“, nickte der Angesprochene und holte erneut Luft, um zum dritten Mal den Hörer dazu aufzufordern, mit ihm um die Welt zu fliegen, ehe er sehr deutlich wurde: „sie gehört dir Prinzessin - Niemals darfst du’s vergessen, denn im Herzen bist du frei.“
„Alles klar, wir haben die Hauptenergieversorgung, Impulsantrieb, Warpantrieb.“, sagte Cal in diesem Moment und der Dieb stockte: „Was?“
Dann fiel ihm auf, dass die Beleuchtung sich verändert hatte – sie war, im Gegensatz zu vorher, überhaupt erst existent, fiel dann aber aus, als Aladdin stoppte und zum Kommandanten herüberblickte.
Dieser hob den Kopf, warf einen kurzen Seitenblick zu den Kontrollen, die ebenfalls wieder ausgefallen waren und schüttelte dann seine Denkstube: „Alles in Ordnung, Al. Du und Jasmin – ihr singt ‚In deiner Welt’ und wir beide – Agatha und Ich – schauen zu, dass wir diese Hornisse endlich vom Boden kriegen.“
„Und was tun wir?“
Das war Theti. Kurz stockte der Captain, blickte nachdenklich zu Agatha, die ebenfalls mit den Schultern zuckte und dann lächelte: „Wenn ihr wollt, könnt ihr mitsingen.“
„Wir kennen den Text doch überhaupt nicht.“, lächelte Papyrus, was den Captain zu zwei Reaktionen brachte: Erstens blickte er zuerst verwundert zum ägyptischen Heroen herüber und begann dann mit der schwierigen Operation des „sich halb-tot Lachens“, ehe er zu Agatha blickte, die ebenfalls amüsiert grinste: „Und ich dachte, im Disney-Versum kennt jeder seinen Text.“
„Offenbar nicht.“, zwinkerte die XO dem CO zu, der nickte und sich dann an die Abgesandten des Pharaos wandte, von dessen Entmachtung er noch keine Ahnung hatte, „Aber wenn ihr Lust habt, könnt ihr einen Blick auf die Konsolen hier an der Seite werfen, ob die Dinger irgendwann anfangen zu leuchten, okay?“
„Was auch immer Okay heißt.“, grinste die hübsche Thronerbin Thebens und blickte zu Jasmin und Papyrus: „Seid ihr bereit?“
„So bereit, wie es nur geht.“, lächelte die Prinzessin.
Cal nickte: „Gut – let’s rock this.“
„Flieg mit mir um die Welt“, sang der Agrabahnische Prinz, nachdem er dem Captain zugezwinkert hatte, griff dann, im Zuge des nächsten Satzes „sie gehört dir Prinzessin“, nach der Hand der Frau, die er liebte und die er mit diesen Zeilen versucht hatte, für sich zu gewinnen. Er spürte, wie ihre Hände wärmer wurden, fühlte ihren Puls – ja, auch sie erinnerte sich daran, wie sie beide diesen Flug auf dem fliegenden Teppich gemacht hatten.
Die Kommentare seitens Prinz Doktor und Prinzessin Silverbird blendeten sie komplett aus, zogen sich in ihren eigenen, privaten Kokon aus Liebe, Musik und Songtext zurück: „Niemals darfst du’s vergessen - denn im Herzen bis du frei.“
„Navigationssensoren sind nominal.“, ließ sich Agatha vernehmen, blickte dann zu dem Prinzenpaar, das sich an den Händen hielt, die Augen geschlossen, zur Musik – die nur sie hören konnten – mit den Leibern schwingend und hauchte ein „Wie romantisch.“
„XO! Eyes front center, Soldier.“, hörte sie die Stimme Cals, der – als Aladdin weiter sang und sich über wahrwerdende Träume äußerte, einen Blick auf seine Kontrollen warf und befriedigt nickte: „Wir haben die Möglichkeit, dieses Baby zu fliegen. Was meinst Du, Liebling? Drehen wir eine kleine Spritztour und begeben uns in unsere Welt? „
„Klar“, zwinkerte die XO ihm zu, „Warum nicht?“
Und als Aladdin in den Refrain überging („ In meiner Welt fängst du ein neues Leben an.
Hier hörst du niemals nein, hier kann dir keiner deine Träume nehmen.“), erwachte im Hangar der DRAGONFLY das Shuttle Hornet 1 zum Leben und die Manöverdüsen feuerten fauchend.
Jasmin griff die Melodie auf, öffnete den Mund und sang mit sternklarer Stimme: „In deiner Welt
so neu, so völlig unbekannt“
Cal blickte nach hinten, eigentlich wollte er nur kurz kontrollieren, ob die Einstiegsluke der Hornet 1 geschlossen war – sie war es nicht, glitt jetzt aber zu – blieb aber blicktechnisch hängen, als er sah, wie Jasmin die Hand ihres Prinzen ergriff und sie gegen ihr Herz presste.
„Eyes front center, Soldier!“, hörte er Agathas Stimme, schüttelte den Kopf und fand wieder ins hier und jetzt zurück: „Dann wollen wir mal.“
Sprachs und – war froh, dass die internen Trägheitsdämpfer genau dies taten – nämlich die Trägheit zu dämpfen – ansonsten hätte es ihn in diesem Moment ziemlich von den Beinen geholt, da die Hornet 1 einen schnellen Satz nach vorne machte und durch den Schott brach, der eigentlich den Hangar vor dem bösen Vakuum im Weltall hätte schützen müssen.
Davon bekamen Jasmin und Aladdin natürlich nichts mit - sie stellten gerade fest, dass aus Aladdins Welt Jasmins Welt wurde (was beides nach einer Talkshow klang, wie Cal fand) und die Melodie – wenn man sie hören würde – es schaffte, von einem Höhepunkt in die nächste Strophe überzuleiten.
Und während der Captain, die XO, aber auch Papyrus und Theti sich an einem der Fenster versammelten und einen Blick auf die Welt unter ihnen warfen, hielt Jasmin fest, dass sie ewig so fliegen, taumeln, schweben und wiegen könnte.
„Ja sage mal“, griente der Kommandant, „linst Jasmin etwa?“
Agatha schüttelte den Kopf: „Nein – das gehört zum Song.“
„Ach so.“
Erneut drehte sich der Kommandant zu den beiden Sängern um, sah, wie beide trotz dieser Tätigkeit nun mit offenen Augen dastanden und auf ihre Position zukamen.
Jasmins „gibt es unendlich viel zu sehn“ wurde mit einem „You’ve seen nothing yet“ seitens Cal beantwortet, der dann zur Konsole griff und die Hornet 1 in eine Schraube legte, sodass kurzzeitig der Himmel eigentlich der Sandboden war.
„Wie geht das?“, hauchte Theti und blickte zu Agatha die ein „Erklär ich dir später“ raunte. Dann zog die Hornet wieder gerade – rechtzeitig genug um nicht mit der Mauer zu kollidieren, die Agrabah umschloss, vor der das Schiff kurz in einen 90 ° Winkel ging, sich auf den Rücken legte, erneut eine Schraube flog, sodass Schiff und Crew wieder „normal aufrecht standen“ und von Agrabah davon flogen.
Gleichzeitig war das Prinzenpaar in den Teil übergegangen, den sie beide sangen und sich dann abwechselten – und als sie ihr versprechen ein Paar zu sein mit „für alle Zeit“ besiegelten und langsam verstummten, ließ Cal die Hornisse landen und wandte sich um – nur um, zusammen mit Agatha, Papyrus und Theti in einen stehenden Applaus auszubrechen.
Den blinkenden Indikator nahmen sie dabei nicht wahr.
Jasmin blickte ins Rund.
Ja – es hatte tatsächlich gut getan, dieses Lied erneut zu singen und es ging ihr, wie immer, wenn sie es tat – sie wusste wieder, warum sie sich in Aladdin verliebt hatte. Sicherlich schadete es nicht, dass er ein gutaussehender Kerl war, dass er ein paar Freunde aus der magischen Welt kannte – aber der wahre Grund war die Seele, die sie in diesem Lied immer wieder sehen konnte. Aladdin, der Mann der sich beweisen wollte und ihr, der Prinzessin von Agrabah, die Welt als eine Auster darbot.
Oder so ähnlich.
Den kompletten Flug über hatten sie ihr Duett gesungen, hatten sie das Gefühl gehabt, dass es allein ihre Liebe war, die dieses Metallkonstrukt im Himmel halten konnte und – so wie Cal es ihnen vorher erklärt hatte – schien es auch mehr oder weniger so zu sein.
Und es fühlte sich gut an, diese Liebe mit Leuten zu teilen, die sie ebenfalls mochte.
Calvin Cat , den sehr schussligen Mann, der ebenfalls – genau wie Aladdin – getrieben schien von dem Wunsch, sich zu beweisen.
Agatha Silverbird, seine ihn komplettierende Hälfte – wenn er nicht da war, schien sie genau so jugendlich und zwischenzeitlich leichtsinnig zu sein, wie er, aber wenn sie zusammenarbeiteten, war sie zu gedanklichen Höchstleistungen in der Lage.
Dies erinnerte sie an die beiden anderen Besucher – Papyrus und Theti und sie kam nicht umher, gedanklich zu nicken: Ja, diese beiden Paare hatten mehr Ähnlichkeiten miteinander, als sie vermutlich jemals zugeben würden.
Was vermutlich auch auf sie und Aladdin zutraf – er der Held und sie die Prinzessin, mit der man sich aber auch nicht anlegen sollte – oder den Fehler begehen, sie zu unterschätzen. Und wann immer einer von ihnen aufgeben wollte, war der andere da, um aufbauende Aufmunterungsversuche zu leisten. Sie erinnerte sich da an die Zeit, als Morgana zusammen mit Vasir über sie und Aladdin eine Wette abgeschlossen hatte, dergestalt, dass Aladdin Jasmin verlassen würde, wenn es hart auf hart käme.
Und sie hatte ihnen Steine in den Weg gelegt – etwa Jasmin in eine Lamia verwandelt, eine Mischung aus Mensch und Schlange, die Aladdin bei dem Versuch, sie zu retten, beinahe getötet hätte.
Und dennoch hatte der ehemalige „Straßenjunge“ nicht aufgegeben, war bei ihr geblieben und hatte sich am Schluss sogar selbst in einen Lamia verwandelt, mit den Worten „Wenn wir nicht als Menschen zusammen sein können, dann wenigstens so.“.
Ja, Jasmin fühlte, dass sie den richtigen Mann getroffen und lieben gelernt hatte.
Und dennoch hatte sie plötzlich ein ungutes Gefühl in der Magengegend – als würde sich eine Faust aus Eis an ihren Eingeweiden zu schaffen machen.
„Jasmin?“
Die Stimme Aladdins drang an ihr Bewusstsein, besorgt klingend und sie griff nach seinem Arm.
„Ich weiß nicht, was los ist – ich …“
„Ich weiß es.“, meldete plötzlich die Stimme des Mannes, der sich Calvin Cat nannte. Er legte den Kopf schief, als lausche er einem Geräusch, das sie erst jetzt wahrnahm. Ein schneller werdendes Piepsen.
Cal trat auf die Konsole zu, die dieses Geräusch aussandte und schluckte: „Annäherungsalarm.“
TBC
Kapitel 25.4.
Jasmin hob den Blick, schaute den Mann, der sich "Captain Calvin Cat" nannte, verblüfft an und schluckte, als nun auch Agatha Silverbird - die Frau, die sie als Prinzessin River Song kennengelernt hatten - zu dem Mann herübertrat und ihm über die Schulter blickte.
Das sah wirklich alles Andere als gut aus
„Was kommt da auf uns zu?“, fragte nun Theti und trat näher an die Konsole heran, die diese piepsenden Laute ausstieß.
Der Captain hob kurz den Blick.
Jasmin hatte das Gefühl, als sei der Mann plötzlich um Jahre – nein, um Jahrtausende! – gealtert, als er aus diesen braunen Augen in die Runde blickte, erneut hart und für ihn sicherlich nicht sehr angenehm schluckte und dann versuchte, eine neue Rolle anzunehmen. Sie konnte sehen, dass er kurzzeitig tatsächlich überlegte, ihnen die Wahrheit zu sagen, aber irgendetwas schien ihn davon abzuhalten. Erneut lächelte er – wobei er sich selbst ebenfalls sicher war, das das, was er da gerade ablieferte, bestenfalls eine Karikatur eines Lächelns war – um dann den Satz zu sagen, den sie schon oft genug gehört hatte.
„Nichts. Alles in Ordnung.“
„CAL!“
Bisher hatte sich die Prinzessin von Agrabah damit begnügt, den Namen des Captains nicht auszusprechen – ihn als „Prinz Doktor“ zu bezeichnen, schließlich hatte er sich ihnen so vorgestellt und schien ihnen vermutlich lieber in dieser Persona gegenüber treten zu wollen. Doch sie kannte nun sein Geheimnis, seine wahre Identität und empfand es in diesem Moment als gleichermaßen richtig und unglaublich befreiend, diesen Namen auszusprechen und zu verwenden.
Mit einem schnellen Schritt war sie bei ihm, griff sein Handgelenk und blickte ihm in die Augen.
Sie würde nicht nachgeben. Cal wusste es. Jasmin konnte man auch nur bis zu einem bestimmten Punkt reizen und er würde nicht so wahnsinnig sein, sie bis dorthin zu treiben. Kurz atmete er durch, blickte zu Agatha, die ihn mit ihren grünen Augen eine klare Botschaft sandte („Wenn du das machen willst, bist du genauso verrückt, wie ich denke, dass du es bist, aber andererseits, was ist die Alternative?“), nickte ihr zu und atmete noch mal tief durch.
„Jasmin, erinnerst Du dich daran, ob dein Vater einmal gesagt hätte ‚Es wird alles wieder gut` und Du hattest das Gefühl, dass er lügen würde, nur, damit es Dir besser geht?“
Die Prinzessin von Agrabah spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Tatsächlich war es einmal dazu gekommen. Zum damaligen Zeitpunkt war sie noch ein kleines Mädchen gewesen und draußen, vor den Toren Agrabahs hatte sich eine Armee in Stellung gebracht. Die lauten Kriegstrommeln hatten bis in die späte Nacht geklungen und hatten sie nicht schlafen lassen. Barfuß war sie zu ihrem Vater getappst, der im Thronsaal zusammen mit etlichen Soldaten saß und über die nächsten Schritte beriet. Kaum, dass er Jasmin gesehen hatte, war er verstummt und neben ihr in die Knie gegangen.
Und damals hatte er diesen Satz gesagt.
Es wird alles wieder gut.
Am nächsten Tag wusste sie, dass er gelogen hatte, aber schon in der Nacht hatte die diese Befürchtung gehabt – dieses Gefühl, dass sich ihr Magen zusammenkrampfen würde.
Genau wie jetzt.
Und das Gefühl wurde noch schlimmer, denn kaum, dass sie genickt hatte, lächelte der Mann, den sie Prinz Doktor oder Cal nannte zu, mit einem nehr als nur gezwungen wirkenden lächeln, und sagte – dabei den Blickkontakt, den sie aufgebaut hatte, nicht abreißen lassend, diese fünf fatalen Worte: „Es wird alles wieder gut.“.
Dann atmete er tief durch und widmete sich der Konsole vor sich.
„Statusbericht, XO.“
Manchmal war es besser, sich komplett aus der Situation herauszunehmen und sich den militärischen Instinkten zu überlassen, die in ihm empor blubbern wollten – also tat er es.
Er versuchte das Beste, um Calvin Nathan Cat , den jungen Abenteurer, mental in einen Schrank zu sperren und stattdessen Captain Calvin Nathan Cat zu werden.
Kurz blickte er zu Agatha, schenkte ihr ein kurzes, verunsichertes Lächeln, merkte, dass er seinen Gedanken – „Schade, dass ich mich nicht um die eigene Achse drehen kann, um zwischen den Identitäten zu wechseln“ - laut ausgesprochen hatte und sah, wie sie ihm aufmunternd zunickte, ehe sie einen Blick auf die Sensoren warf.
„Wir haben einen Annäherungsalarm, das steht mal fest.“, sagte die XO dann, „Ich sehe ein – nein, drei – Bogeys, die sich uns nähern.“
„Drei Soldaten der agrabahnischen Armee?“
„Nur, wenn sie jetzt fliegen können.“, sagte Agatha, seufzte und blickte kurz gen Boden: „Das schließt auch die ägyptische Armee aus.“
Cal merkte, wie sein Kopf hochruckte: „Was?“
„Schatz, eine Baustelle nach der Anderen. Ich erklär es dir nachher, aber erstmal müssen wir wissen, wer das…“
Weiter kam Agatha nicht, denn der Captain setzte sich in Bewegung, trat an die Heckklappe der Wasp, öffnete sie und nickte kurz Agatha zu. Diese erwiderte sein Nicken, betätigte eine Taste an der Konsole, über die sie gebeugt stand und Cal atmete erleichtert aus, als er von aussen neben dem großen Facettenaugenfenster auftauchte und anerkennend den Daumen hob. „Ihr seid getarnt.“, rief er, „Schließ die Heckklappe.“
„Und was ist mit dir?“, rief Agatha gegen die Scheibe.
Cal wollte gerade antworten, als er sie sah. Diese Dinger, die in der Luft waren und ihn an Raubvögel erinnerten – an Falken – die in der Luft dahinglitten, die Flügel leicht nach unten gewölbt, den Falkenkopf auf den Boden gerichtet und nach Nahrung suchend.
Er wusste schon, weswegen sie in seiner Sprache einen anderen Namen hatten. Vorsichtig, darauf bedacht, ihre Aufmerksamkeit nicht zu erwecken, trat er um das Shuttle herum, betrat es und ließ die Heckklappe schnell heruntersinken.
Er sah Agatha Silverbird an, die seinen Blick erwiderte, ihr sehniger Körper eine einzige, gespannte Frage, ihre grünen Augen voller Sorge schillernd.
„Sind es…“
„Ja“, nickte Cal und verfluchte sich gerade dafür, keine Hosentaschen zu haben, in die er seine Hände stecken konnte.
Prinzessin Theti von Theben blickte abwarten zum Captain herüber, zuckte fragend mit den Schultern: „Willst Du uns nun einweihen oder sollen wir raten?“
Und sie konnte dem Mann ansehen, dass er, wenn er die Wahl hätte, am Liebsten gar nichts zu diesem Thema verlöre, nichts sagte und hoffte, dass dies nur eine vorrübergehende Sache war.
Kurz konnte sie in den Augen des Mannes genau diese Überlegung lesen: „Vielleicht irre ich mich ja auch – vielleicht kommen sie ja gar nicht hierher.“
Und dann piepste diese Konsole erneut los. Sämtliche Lähmung, die den Captain vorher gebremst haben mochte, fiel von ihm ab, er rannte zur Konsole, blickte auf sie und schien kurzzeitig ein Vertreter der These „Wenn ich einen Gedanken ganz schnell ganz oft wiederhole, wird er zutreffen.“
Sein Wortbeitrag zur Sachlage – ein panisches „Nein, nein, nein, nein, nein. KOMM SCHON!“
Was auch immer dort auf sie zukam, was auch immer diesen Alarm ausgelöst hatte – es musste den falschen Prinzen und die falsche Prinzessin zutiefst schocken.
Sie trat auf Agatha und Cal zu, blickte erst ihn, dann sie an: „Was… was war es denn? Und was kommt da?“
In den Augen des Captains flackerte Panik und so etwas wie „Galgenhumor“, als er kurz, hart, kehlig und ironisch lachte und dann ein unmelodiöses „Lass dich überraschen“ sang.
Und dann sah sie es im Facettenaugenfenster des Shuttles, wie es selbiges komplett ausfüllte und das Interieur kurzzeitig in Dunkelheit bannte.
„Nein“, schoss es Theti durch den Kopf, „Das – das kann nicht sein. Das ist nich möglich. Wir… wir können…“
Cal blickte sie an: „Ich sehe – du erkennst es.“
Sie nickte: „Ja – eine… das kann nicht sein. Aber – es sieht aus wie eine der großen…“
„… Pyramiden in Gizeh.“, vollendete Papyrus, trat neben sie und schaute dann zu Cal: „Was ist das für ein Wahnsinn.“
Traurig schüttelte der Captain den Kopf: „Das ist kein Wahnsinn, sondern ein Goa’Uld Ha’tak. Ein Pyramidenschiff.“ Und dann, mit Blick zu Jasmin und Aladdin, setzte der Mann mit tonloser Stimme fort: „Und… es nähert sich Agrabah.“
Kurz senkte sich Stille über die sechs Personen in der Hornet , ehe Jasmin ihre Stimme wiederfand. Ihr „Und was heißt das?“ war eine Spur lauter gesprochen, als notwendig gewesen wäre.
Erneut senkte der Captain den Kopf: „Das heißt… Agrabah wird invasiert.“
Er legte eine Hand auf Jasmins nackte Schulter, blickte ihr in die Augen: „Es tut mir leid. Es tut mir so unendlich leid.“
Die Prinzessin reagierte, wie es zu erwarten wäre. Sie taumelte zurück, stieß gegen Aladdin, der sie auffangen wollte , machte sich los und blieb, wie betäubt, stehen.
„Vater“, stammelte sie.
TBC
Kapitel 25.5
Jasmin war vor etlichen Stunden gegangen und Sultan Ichhab Keinennamen von Agrabah saß auf seinem Thron – und wartete. Seine Tochter musste doch bald wiederkommen. Zumindest hatte sie es gesagt.
„Vater, ich ziehe mich jetzt wieder in mein Zimmer zurück und nehme Prinzessin Song mit mir.“
Das hatte sie gesagt. Sie würde sich in ihr Zimmer zurückziehen, Prinzessin Song mitnehmen und als der Sultan dann – auf Bitten des ägyptischen Soldaten – nach Jasmin und Song rufen ließ, waren diese verschwunden. Weg. Perdu. Gone – ob nun with oder without the wind.
Dass der ägyptische Legionär sonderlich begeistert gewesen wäre, wäre eine spektakuläre Lüge. Andersherum wird da eher der Kern getroffen – der freundliche Mann aus der ägyptischen Armee war über die Entwicklung der Situation nicht sonderlich erfreut und verlor so langsam, aber sicher, die Geduld.
„Wo ist ihre Tochter?“, verlangte er zu wissen und der Sultan blickte ihn an und konnte nur das sagen, von dem er wusste, das es zutraf: „Ich weiß es nicht.“
Allerdings wusste der Sultan etwas anderes. Er steckte ziemlich tief in der Patsche.
Warum?
Der ägyptische Soldat hatte sich vor ein paar Stunden aus dem Palast verabschiedet und wollte seinem Befehlshaber, Pharao Aknemkanon, mitteilen, dass Agrabah auf die Auslieferung der „Verräter“ Theti und Papyrus verzichtete und ihnen ferner sogar noch Asyl gewährte. Wenn man nun in Betracht zog, wie weit das Sultanat Agrabah von Theben entfernt war – Papyrus und Theti hatten eine ganze Woche gebraucht, um einzutreffen – war es als relativ unwahrscheinlich anzusehen, dass der Soldat in wenigen Stunden seinen Auftrag ausgeführt hatte. Dies bedeutete: Eine Armee musste sich nur wenige Stunden von Agrabah aufhalten – woraus zu schließen war, dass Aknemkanon es ernst meinte.
Der Sultan richtete sich auf und schaute den Soldaten an.
„Ich weiß nicht, wo meine Tochter ist – aber sie ist auch nicht die Herrscherin über Agrabah. Das bin immer noch ich.“
„Dann seien Sie klug, Euer Hochwohlgeboren, und liefern sie uns die beiden Verräter aus.“
Ichhab nickte. Vielleicht wäre es wirklich das Beste, wenn sich das Sultanat den Forderungen des Königreiches Theben ergab – andererseits: Jasmin hatte recht. Die beiden Thebener waren Gäste und Gastfreundschaft wurde in Agrabah groß geschrieben – und das nicht nur, weil es sich dabei um ein Nomen handelte.
Der Sultan hörte vor seinem inneren Ohr die Stimme seines Vaters – Erhat Keinennamen – und die seines Großvaters – Ichkenn Keinennamen -, die ihm beide zuredeten, dass es im Notfall besser wäre, die Sicherheit eines Landes über seine Prinzipien zu stellen.
Und damit hatten sie ja auch eigentlich recht.
Eigentlich.
Das Schlüsselwort der ganzen Geschichte war „eigentlich“ – denn sicherlich war es besser und weiser, die Sicherheit Agrabahs zu gewehrleisten und wenn dies bedeutete, dass zwei Personen festgenommen wurden, war dies sicherlich ein nahezu lächerlich zu nennender Preis.
Schließlich erinnerte er sich an sein Familienmotto: „Seniedsof semenyau twei seniedsof sefju“.
Hierbei handelte es sich um eine ur-alte Sprache, die schon niemand mehr beherrschte, wenngleich man ihm die Übersetzung beigebracht hatte – „Die Bedürfnisse der Mehrheit überwiegen die Bedürfnisse der Minderheit“ – oder wie er gerne sagte: „Das Wohl von vielen – es wiegt schwerer als das Wohl von Wenigen… oder des Einzelnen.“ *
Hierbei handelte es sich um die Maxime, unter die er eigentlich seine Regierungszeit stellen wollte und er war damit eigentlich ganz gut gefahren, bis – ja – bis Aladdin in sein Leben getraten war, seine Tochter mehr oder weniger von den Füßen geholt und in sein Herz geschlossen hatte und ihm die Augen geöffnet hatte – seine Regierungszeit war nicht auf das Wohl der Vielen – also seinem Volk – ausgelegt, sondern schokierenderweise mehr darauf, dass er sich einen runden Bauch angefuttert hatte.
„Seniedsof semenyau twei seniedsof sefju“, wiederholte der Sultan für sich, blickte dann zu Erhat und Ichkenn und schüttelte den Kopf.
Nein, er konnte die Bedürfnisse der beiden Gäste aus Theben nicht über das Wohl von Agrabah stellen, zumal er nicht wusste, in welches politische Klima sie zurückkehren würden.
„Es tut mir leid, Soldat.“, sagte der Sultan dann, „Ich kann Ihnen unsere beiden Gäste zur Zeit nicht überlassen.“
Sein Gegenüber, der mindestens vier Köpfe größer, sowie 40 Kilo schwerer und definitiv durchtrainierter war, als Ichab, blickte zu ihm herunter, stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf: „Ihre Uneinsichtigkeit, Sultan, ist äußerst bedauerlich.“
Damit griff er in einen kleinen Beutel, den er an seiner Hüfte mitgeführt hatte, ein rotes Behältnis aus demselben Stoff, aus dem man seinen Umhang gefertigt hatte, mit den Maßen 10 x 10 Zentimetern. Aus diesem Behältnis förderte er eine Kugel zutage, die wirkte wie polierter Obsidian, nachtschwarz mit einem Durchmesser von 5 Zentimetern, sodass sie bequem in die Handinnenfläche passte. Dann hob er den Gegenstand auf Augenhöhe an und lächelte, als sich die Oberfläche veränderte, von obsidianschwarz in ein helles Beige und in der Kugel ein Gesicht erschien.
„Sprich“, sagte eine Stimme aus der Kugel. Der Sultan vermutete, dass sie der Person gehörte, die der Inhaber des Gesichtes war, das dessen Hinterkopf er auf der Kugel sehen konnte. Der ägyptische Soldat nickte in Richtung Ichabs, als er Haltung annahm und in knappem, militärischen Tonfall einen Bericht abfasste: „Der Sultan ist nicht gewillt, uns Papyrus und Theti – die Verräter – zu übergeben.“
Damit drehte sich das Gesicht in der Kugel um, fixierte den Sultan aus eiskalten Augen, die plötzlich aus sich heraus zu explodieren schienen. Sie leuchteten gelblich auf und die Stimme, die dann aus der Kugel kam, klang verzerrt, unheimlich und absolut nicht mehr menschlich.
„Ich bin dein Gott! Du wirst mir die Beiden – den Fischer und die Tochter des Shol’va**, der es gewagt hat, mir Widerstand zu leisten – übergeben, oder Du wirst in alle Ewigkeit leiden.“
„Seniedsof semenyau twei seniedsof sefju“, murmelte der Sultan, schüttelte erneut den Kopf. Nein, in diesem Fall hieß es: „Seniedsof sefju twei seniedsof semenyau“ – also das Wohl von wenigen überwiegt das Wohl von Vielen.
„Dann ist es wohl so!“, sagte der Sultan und er konnte sich den Gedanken ‚Entweder wäre Jasmin jetzt fürchterlich stolz auf mich – oder sie würde mich einen Narren schimpfen.’ nicht verkneifen.
Die Person in der Kugel nickte: „Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“
Damit wandte sie sich an jemand anderen, ausserhalb des Sichtfeldes, bellte etwas, das vermutlich einen Befehl darstellen sollte, dann wurde die Kugel wieder schwarz.
Welche Magie auch immer zum Einsatz gekommen war – sie war mächtig und er hatte sie gerade gegen Agrabah aufgebracht.
Und dann begann die Stadt zu beben.
Entsetzt taumelte Ichab Keinnennamen auf den Balkon und sah, dass sich etwas über die Berge, die Agrabah umschlossen, schob. Was auch immer es war, es war groß, gewaltig und grau.
Und dann erkannte er es.
Es war eine Pyramide.
Der Sultan drehte sich um und blickte auf das Ding , das ihm der Soldat gerade unter die Nase hielt – einen langen Stock, dessen hinteres Ende über eine Art Paddel verfügte und an dessen vorderem Ende ein Oval befestigt war, das in dem Moment, in dem sich Ichhab dessen Gewahr wurde, mit einem bedrohlichen Fauchen – dem eines wütenden Tigers nicht unähnlich – öffnete und den Blick auf das Innere freigab.
Er musste nicht viel davon verstehen – er wusste auf instinktive Art und Weise das er in die Öffnung einer tödlichen Waffe blickte.
„Kree!“, bellte der Soldat, „Ra wird kommen.“
„Ra?“
„Der Gott, mit dem Pharao Aknemkanon eine Allianz geschmiedet hat. Er wird sich Agrabah einverleiben und dein Volk zu seinen Soldaten erziehen, Sultan.“
„Nur über meine Leiche.“, murmelte der Angesprochene.
Der Soldat lachte: „Dem Wunsche kann entsprochen werden.“
Dann drückte er ab.
TBC
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Anmerkungen :
* Japp, „Seniedsof semenyau twei seniedsof sefju“ ist der Spruch „The needs of the many outweigh the needs of the few“ in Lautsprache (Se nieds of se meny autwei se nieds of se fju). Das ist ein bisschen wie bei dem schönen Gag von Jürgen von der Lippe, der seinen Lateinlehrer damit foppte, dass er ihm einen lateinischen Satz diktierte, den der Lehrer entschlüsseln sollte.
Hier das, was der Lehrer wohl verstanden haben musste.
„Situs vilate enisse tabernet.“
Und hier das, was eigentlich gemeint war: „Sieht us wie Latein, isset aber net.“
** Shol’va (der,die) - Wort in der Sprache der Goa’uld. Bezeichnet Verräter. Wird auch gerne als Schimpfwort verwendet. Aussprache: Scholl Wa“.
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