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Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)

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CaptainCalvinCat:
Kapitel 20.5.

Das bläulich-leuchtende Etwas, dass da gerade Calvin Nathan Cats Gesichtszüge spazieren trug, grinste immer noch. Eigentlich wäre es von einer gerade zu infarmen (ein- oder andernorts auch unamerikanisiert in-bauernhof-en) – und ja auch der Autor weiß, dass es erstens „Infam“ heißt und zweitens nichts mit der „Farm“ zu tun hat, aber, um den Joker zu zitieren: „Why so serious?“ - Unnötigkeit, noch einmal auf das hinzuweisen, was den geneigten Leser bei der letzten Geistigverköstigung des letzten Daniel-Pitels dazu bewogen hat, das nächste Kapitel überhaupt in Angriff zu nehmen. Allerdings liegen zwischen dem letzten Daniel-Pitel und diesem, dessen der Leser nun im Begriff ist, sich anzunehmen mehrere Wochen, sodass man schon mal ein bischen auffrischen kann.
Eine Erscheinung, die optisch Calvin Nathan Cat glich, stand, wenngleich bläulich-leuchtend in einer weißen Variante der Sternenflottenuniform gekleidet, an eines der Regale der Sternenflottenbibliothek des Sternenflottenschiffes USS DRAGONFLY und sah den ihn erschrocken erblickenden Doktor Daniel Jackson von SG-1 mit einem Grinsen auf den Lippen an.

Das Daniel da ins Schlucken geriet, dürfte nicht großartig überraschen. Dass er danach seinerseits in ein leichtes Lächeln ausbrach, auch nicht wirklich.
„Du machst einen schlechten Antiker, Cal.“, sagte er und legte das PADD, dass sich mit der mesopotamischen Religion beschäftigte, zurück in das entsprechende Schubfach, aus dem er es herausgeholt hatte.
Der Geist legte den Kopf schief und schien dann enttäuscht: „Wie – du kreischt nicht ‚AAAAAAAH, HILFE, EIN GESPENST, EIN GESPENST!!!!“?“
Seines Gegenübers Reaktion immitierend, verschränkte der Anthropologe die Arme vor der Brust, legte den Kopf schief – in die andere Richtung – und blickte den Geistercaptain mit einem amüsierten Lächeln an.
Dieser hob die Augenbrauen: „Nich mal ein sich erschrocken die Hand aufs Herz pressen und ‚Was hast Du mich erschreckt!’ keuchen?“
Er seufzte: „Ich muss eine wirklich miese Figur als Geist abgeben.“
„Du scheinst ja auch nicht gerade der typische Geist zu sein.“, replizierte Doktor Jackson, was Cal dazu brachte, den Anthropologen zu betrachten und den Kopf erneut schief zu legen: „Ach, du meinst, wenn ich mehr auf die „Spooky-Schiene“ gehen würde?“
Damit hielt er die Hände vor die Brust, wedelte mit ihnen herum und gab das typische Geistergeräusch, ein gesungen-gejaultes „Buhhhhhuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuhhhhhhh – ich werde dich kriegen und in deinen Träumen verfolgen, buhuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu“ von sich.
Dass dies wenig Erfolg zeitigte, dürfte irgendwie einleuchtend sein. Zwar eruptierte aus Daniel ein kleiner Achtungslacher, dann wurde der Anthropologie wieder ernst und schaute zur glühenden Gestalt herüber.
„Gibt es irgendeinen Grund, warum Du mich heimsuchen willst und nicht irgendwen anders?“
„Ach, dat hat doch mit Heimsuchen nix zu tun. Ich wollte nur mal zeigen, wat ich kann.“
„Was nicht all zu viel ist.“, schoss Daniel dazwischen, was der Captain mit einem lauten „HEY! Entschuldige bitte, das ist mein erster Auftritt als Geist. Ich ÜBE noch.“
quittierte.
Daniel konnte sich nicht helfen, irgendwie hatte der Captainsgeist oder Geistercaptain gerade fast das Originalzitat aus dem Loriotfilm „Papa ante Portas“ gebracht und gerade das brachte ihn – den Wissenschaftler – wieder zu einem dünnlippigen Lächeln, ehe er sich wieder zusammenriss und Cal anblickte.
Für jemanden, der gerade mit einem Geist redete, empfand er seine Konversation und seine Gedankengänge doch recht… stringent.
„Also, was möchtest Du von mir, Cal? Soll ich dir einen Androidenkörper basteln, damit du die DRAGONFLY noch aus dem Sarg kommandieren kannst?“
Der Captain legte den Kopf schief: „Bin ich Sargon?“
„Das wohl nicht und wir sind hier auch nicht bei ‚Geist sucht Körper’.“
„Heißt das nicht ‚Frauer sucht Bau’?“
„Cal! Könntest Du dich bitte konzentrieren? Um mal einen Großen zu zitieren: „Wir sind ja nicht zum Vergnügen hier.“.“
Der Captain nickte. „Stimmt – also, was wollte ich? Erm… spukiges Auftreten kann man abhaken.“
Und mit einem Mal schlug er sich gegen die Stirn, dass es nur so klatschte. „German facepalm. KLAR! Ich weiß wieder, was ich wollte.“
Damit wandte er sich Daniel zu: „Ich wollte Dir danken, dass Du mit SG-1 an der Beerdigung teilgenommen hast. War wirklich nett. Auch die Musikwahl.“
„Wir fanden ‚Niemals geht man so ganz’ ziemlich passend. Auch wenn ich Jack erst erklären musste, worum es in dem Lied geht.“, erklärte Daniel, was wieder von Cal mit einem Nicken quittiert wurde: „Naja, irgendwas von Dir bleibt hier. Schönes Lied. Trude Herr – viel zu jung gestorben.“
Dann sprang das Schiff auf Alarmstufe Rot.

Der Vorteil, wenn man nicht zur Sternenflotte gehört, ist der, dass, wenn das Schiff auf Alarmstufe Rot springt, man nicht auf eine bestimmte Position eilen muss. Da kann man auch einfach dort bleiben, wo man war, oder aber sich irgendwo hinbegeben, wo man sich einbildet, sicher zu sein. Man muss hier schon von „Einbildung“ reden, bedenkt man, dass, im Zweifelsfall, das Schiff, auf dem man sich befindet, zerstört werden kann. Sicher ist man da nirgendwo, noch nicht mal in den Rettungskapseln, die – wenn der Angreifer besonders mies drauf ist – auch noch zerstört werden könnten. Daher machte auch niemand Doktor Jackson Vorhaltungen, als er sich, entgegen des Stromes derer, die zu ihrer Arbeitsstation gingen, um das Schiff verteidigungsbereit zu machen, bewegte und scheinbar in Gedanken war.
Dies traf natürlich nur dergestalt zu, dass der gute Doktor im geistigen Zwigespräch mit dem Geistercaptain stand, der neben ihm herging und jedem, ihm entgegenkommenden, Crewmitglied zusalutierte.
„Meyer.“
„Müller.“
„Schmidt.“
„Banner.“
Irgendwann schien auch Cal zu merken, dass man ihm nicht zurücksalutierte, also blieb er stehen, wandte sich um und brüllte ein ebenso lautes, wie eigentlich komplett sinnloses „EY IHR PASTINAKEN!“
Daniel blieb ebenfalls stehen, schüttelte stumm den Kopf und seufzte.
Erstens, was war „Pastinaken“ bitteschön für ein Schimpfwort? Eine Pastinake war immerhin eine Art Gemüse. Zweitens – selbst wenn der Captain ein anderes Wort verwendet hätte, dass sicherlich mehr als Schimpfwort geeignet wäre (VollHonKs, Vollidioten, Deppen, A****geigen – um nur vier zu nennen)  - er wäre immer noch ein Geistercaptain und allein der Fakt, dass sie ihm nicht zurücksalutierten, zeigte, dass sie ihn nicht sehen konnten.
Also blickte auch keiner verblüfft in seine Richtung, als er Cal ein „Komm jetzt!“ zuzischte.
Der Cal-Geist bemerkte ihn jedoch, stapfte auf ihn zu, zupfte missmutig an seiner nun sehr-weißen Uniform herum, schien sie erst jetzt zu bemerken und seufzte.
„D’oh!“
Daniel blickte ihn an, legte den Kopf schief, wusste es aber besser, als mitten im Gang jemanden zu fragen, der wohl nur für ihn zu sehen war.
Cal hob den Kopf, deutete auf seine Uniform und seufzte: „Ich vermisse das Rot.“
Dann seufzte er, deutete auf die Tür, vor der sie standen und grinste: „Ich lade dich in mein Quartier ein.“
Damit trat er einen Schritt durch die geschlossene Tür.
Daniel blieb stehen, holte tief Luft und sagte nichts.
Das war ihm irgendwie klar, dass Cal vergessen hatte, dass er ein Geist war und einfach so durch eine Wand schlurfen konnte. Kurz schüttelte er den Kopf, seufzte leise und betätigte dann den Türsummer.
„Was gibt es denn?“, lugte Cals Kopf durch die geschlossene Tür, „Komm doch rein, no need to make a fuss.“*
Der Anthropologe seufzte und murmelte ein leises: „Hallo? Ich bin vielleicht noch stofflich?“
Auf dem Gesicht des Captains fand eine Transformation statt. Erst schien er verwirrt ob der Aussage zu sein, dann erhellte sich sein Gesicht: „OH! Na-tür-lich. Gib die 345-555-16789 auf dem Eingabepanel neben der Tür ein.“
Daniel tat wie ihm geheißen, betrat dann das Quartier und als sich die Tür hinter ihm schloss, wandte er sich an den Geistercaptain: „Tolles Wortspiel übrigens. Na-tür-lich. Was Schlechteres ist dir nicht eingefallen?“
„Sorry.“
Cal blickte gen Boden und in diesem Moment – wieder einmal ein Beispiel für zwei Geschehnisse die im selben Satz zu nennen sind, aber nichts miteinander zu tun haben – fiel Daniel etwas am Fenster auf.
„Wir sind im Erdorbit.“, sprach er und trat auf die Scheibe zu. Cal folgte ihm: „Weißt Du, wie oft ich hier gestanden habe, Agatha neben mir, und mich einfach so an das Fenster gelehnt?“
Sprachs und – um zu demonstrieren, was er meinte, lehnte er sich an die durchsichtige Platte aus Transparentaluminium – nur um im nächsten Moment durch selbige zu fallen und – mit einem Ausdruck ehrlicher Verblüffung ausserhalb der DRAGONFLY zu schweben.
Der Anthropologe schloss die Augen und wiederstand dem Drang, sich selbst mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen.
„Was machst Du da?“, fragte er daher lieber gegen diese Scheibe aus Transparentaluminium, durch die Cal gerade wieder hindurchschritt und den Anthropologen schulterzuckend anblickte, als wolle er sagen „Erm… ups?“
„Erm… ups?“
‚Tatsächlich’, schoss es Daniel durch den Kopf, ‘Er hat es gesagt. Er hat sogar die Stirn es zusagen. Obwohl er ein Geist ist, zeigt er ein ziemlich geistloses Verhalten.’
Kurz stoppte er seinen Gedankengang und schüttelte kurz den Kopf: „Ich bin definitiv zu lange mit Jack O’Neill in einem Raum.“
Damit hob er seinen Blick und wandte sich wieder an den Captain: „Sag mal – wieso warst Du kurz draußen?“
„Du … pfff… frag mich was Leichteres. Ich wundere mich ja sogar, dass ich hier, in diesem Raum, auf dem Boden steh…“
Die abrupte Endung des Satzes ist dem plötzlichen durchsacken durch den Boden geschuldet, der Cal gerade zu verschlucken schien. Schnell griff er nach dem Boden und Daniel dachte noch „Das wird nichts“ – wurde aber überrascht, da sich der Boden in diesem Fall für den Captain als erstaunlich griffsicher erwies.
Der Geistercaptain spannte alle Geistermuskeln an und zog sich wieder empor, bis er wieder aufrecht stand. Kurz vollführte er das zweite Picard-Manöver, also die Straffung der Uniform über dem Oberleib, was bei einem Geist relativ sinnlos ist, da sowohl die Uniform als auch Oberleib lediglich eine Manifestation dessen ist, was die Ghostbusters wohl als Ectoplasma bezeichnen würden. Aber – selbst als Geist möchte man doch bitteschön tadellos herumlaufen und nicht mit einem Hemd, das nicht nur auf Halb 8, sondern gleich auf halb 12 hängt.
Soviel Zeit muss sein.
„Vielleicht“, mutmaßte Daniel und brachte die Aufmerksamkeit des Autors aber auch des Lesers wieder auf den Geistercaptain zurück, „Hängt es ja auch mit der Konzentration zusammen. Also – vielleicht konzentrierst Du dich gerade darauf, vor mir zu stehen.“
„Hm, könnte sein.“, murmelte der Geistercaptain in seinen nicht vorhandenen Geisterbart und zuckte, genau wie der fleischliche Daniel zusammen, als sich die Tür öffnete, zwei Sicherheitsoffiziere und Sam Carter den Raum betraten und Daniel verblüfft anschauten.
In diesem Moment geschahen wieder zwei Dinge die nichts miteinander zu tun haben, aber sich zeitlich – wie schon geschrieben – im selben Moment ereigneten.
Erstens fiel Daniel ein „Stimmt. Selbst bei Star Trek III – Auf der Suche nach Mister Spock – hatte ein Sicherheitsalarm gemeldet, dass sich ein Eindringling in den Quartieren des damals zeitweise toten Wissenschafts-, ersten, respektive kommandierenden Offiziers der USS ENTERPRISE NCC 1701 befand. Hätt ich eigentlich drauf kommen können.“
Das zweite Ereignis konnte wieder nur Daniel wahrnehmen, als sich der Geister-Cal an Sam wandte, ihre Uniform betrachtete und ein „Hey, das steht ihr gu…“ von sich gab. Den Endlaut des Wortes „Gut“ – das T – verschluckte der Boden, durch den Cal gerade wieder fiel.

Daniel blickte in die grau-blauen Augen seiner Freundin und momentanen XO der DRAGONFLY , die ihn anblickten und in denen sich etwas zeigte, das mit „vorsichtige Verständnislosigkeit“ noch zu wenig beschrieben wäre.
Deutlicher wurde es dann im sprachlichen Duktus, als ein „Verdammt, Daniel, was machst Du hier?“ aus den Stimmbändern Sams herrausschoss.
Und das war nun wirklich eine gute Frage, denn – wie sollte Doktor Daniel Jackson Colonel – momentan Commander – Samantha Carter auseinandersetzen, dass er den Geist Cals in der Bibliothek getroffen hatte und dann in einem Anfall von autorendiktiertem Schwachsinn mit ihm in das Quartier eingebrochen war?
Nicht so einfach.
„Boah“, erklang es – nur für Daniel hörbar – unter dem Fußboden, „Peter Andpaul hat FC Bayern Bildchen! Er hat sogar einen handsignierten Netzer. Is ja mal cool.“
Der Anthropologe schloss die Augen und seufzte. Wenn er wüsste, dass er Teil einer Story ist, die eigentlich sogar relativ dramatisch werden könnte, wenn der Autor nicht sofort am Anfang jedes Potential dafür verschenkt hätte und wenn er weiterhin wüsste, dass in diesem Moment McGee dachte, fünf Monate in der Zukunft mit Jessica Hanson – seiner Three of Five – verheiratet zu sein und Tony, Ziva, Sydney Fox und Lara Croft durch die wassernasse DRAGONFLY stapften, würde er sich denken „Toll – und ich krieg wieder den Clown ab.“
So aber stampfte er einmal auf, zischte ein „Reiss dich zusammen, Cal“, was ihm von Sam einen sehr merkwürdigen Blick eintrug.
Erneut erklang ein „BOAH!“ aus unter dem Fußboden und Daniel rollte mit den Augen. Das war nicht zu fassen, dieser Typ war noch schwerer zu hüten als Vala Mal Doran, die ihn mit schöner Regelmäßigkeit in die Weißglut trieb. „Daniel, ist alles in Ordnung?“, hörte er Sams besorgte Frage und so langsam, aber sicher stellte er sich die Frage, ob diese Frage nicht eventuell berechtigt war.
Erneut ein „BOAH!“, dieses mal hinter ihm, gefolgt von einem „Kumma au’m Fenster!“, das im schönsten Ruhrpottesperanto von sich gegeben war. Und als er Sams entsetztes Gesicht sah, drehte auch er sich zum Fenster um.
Cal stand da, blickte durch die Scheibe und deutete auf einen Fixpunkt, der ausserhalb Daniels Sichtbereich war. Und da Cal sowieso gerade ein Geist war, tat er noch einen Schritt und „stand“ ausserhalb des Raumschiffes – quasi so, als habe er den Ego-Shooter „Voyager Elite Force“ gespielt und dabei den Cheatcode „noclip_1“ eingegeben.
Neben sich hörte er Sam atmen, sah, wie sie auf das Fenster zeigte und ihn fragend anblickte: „Ist das Cal?“
„Oh“, machte Daniel und zuckte mit den Schultern, „Ja, klar. Übrigens, ihm hat unsere Grabrede sehr gefallen.“
Sam blickte ihn an und er konnte in ihrem Gesicht keine eindeutige Regung festmachen und als sie ein „Na, wenigstens etwas“ von sich gab, wusste er nicht so ganz, wie er das zu nehmen hatte.
Sie traten, Seite an Seite, an das Fenster und schauten dorthin, wo der Captainsgeist hindeutete. Vor ihnen rotationsellipsoierte die Erde vor sich hin.
Daniel blickte die Frau an seiner Seite an, hielt ihr die Hand hin, welche sie gleichermaßen zart wie stark ergriff, küsste sie und sagte „Eigentlich ein wunderschöner Anblick, oder?“
„Danke, Daniel, dass Du so über mich denkst.“
„Ich meinte die Erde, Cal, nicht dich.“
„Tschuldigung.“
„Mich nicht?“, fragte Sam und Daniel lächelte, streichelte ihr über die Wange und sagte: „Nein. Du bist nicht so schön wie die Erde – Du bist dreitausend… ach was… eine Millionen mal Schöner als die Erde.“
Und schon hatte Sam seine Lippen mit dem Mund eingefangen – ein Augenblick, der nur allzu schnell dadurch verging, dass sich von jenseits des Fensters Cal räusperte: „Ich unterbrech euer Geturtel ja nur ungerne, aber ich meinte auch eigentlich nicht die Erde, sondern eher, das was davor rumschwebt.“

Daniel musste „mit den Augen knibbeln“, also die Augen fest zusammenkneifen, um überhaupt erkennen zu können, was der Kapitänsversuch da meinte – dann fiel es ihm aber auf. Es schwebte ein Schiff im Erdorbit, das ihn irgendwie an zwei drei-armige, kristalline Seesterne erinnerte, die aufeinanderlagen. Dieses „Seesternschiff“ richtete sich mit dem Rumpf zur Erde aus – und plötzlich schoss ein gewaltiger, grellroter Energiestrahl aus der Mitte des Schiffes heraus, traf die Erde und lies sie – einer Seifenblase gleich – zerplatzen.
Der Anthropologe schluckte. Hatte er gerade das Ende der Welt überlebt?
TBC


Kapitel 21. Enthüllungen Part 2

Kapitel 21.1

My heart longs to be completed.
I want you to be near me.
My solitudal energy is nearly depleted

Leon Vance seufzte.
Er saß jetzt schon am vierten Entwurf seines romantischen Gedichtes an seine Frau und er kam nicht sonderlich weit.
Vor allem – wie kitschig klang das denn?
Sein Herz sehnte sich danach, komplettiert zu werden.
Seine „einsame Energie“ war beinahe aufgebraucht.
Einsame Energie? Solitudal? Gab es das Wort überhaupt?

Noch vor knapp drei Stunden hatte er Jackie gesehen und schon vermisste er sie. Zumal er wusste, dass die Sache – zumindest aus der Warte eines Temporaleinheimischen – kein gutes Ende nehmen würde. Er hatte schon einmal vorgefühlt, hatte sich – wie River Song aus dem Doctor-Who-Fandom sagen würde“ – „shhhh… spoilern“ lassen: Die Datenbank des NCIS gab ihn ab 2013 als Witwer an – genauer gesagt hatte ein Mann auf den sich bei ihnen zu Besuch befindlichen Eli David geschossen und dabei den Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad tödlich getroffen. Leons Frau Jackie wurde jedoch ebenfalls von einigen Kugeln niedergestreckt und starb – so der offizielle Bericht – auf dem Operationstisch. Und da er wusste , was passiert war, konnte er natürlich versuchen, beides zu retten – seine Frau und die Geschichte. Vielleicht ließ sich Jackie ja in seine Gegenwart, die Mitte des 24. Jahrhunderts beamen? Wie gut, dass man den Kindern nichts davon erklären musste – man hatte sie ja recht zeitig in die Fakten der eigenen Familienchronik eingeweiht.

„Eigentlich auch unglaublich, oder?“, schoss es dem Afroamerikaner durch den Kopf, „Man stelle sich vor, die eigenen Eltern holen einen zu einem Gespräch zu sich und eröffnen: „Ihr seid eigentlich gar nicht von hier.“
Und damals, vor knapp 3 Jahren, hatten sie sich zusammengesetzt – Jackie und er – und darüber nachgedacht, ob die Kinder es eigentlich jemals wissen mussten. Schließlich waren die Lebensläufe, mit denen sie die Sternenflotte ausgestattet hatte, mehr als nur wasserdicht.
Aber, wenn er ehrlich war, machte genau diese Art von Familienhistorie sie, die Familie Vance aus und so wollte er verdammt sein, wenn er seinen Kindern diese besondere Wahrheit vorenthalten würde. Schließlich sollten die Kinder auch verstehen, warum sich besonders ihr Vater wieder einmal so aufregte, wenn er eine Star Trek-Episode sah und sich darüber echauffierte, wie Kirk damals eigentlich jemals weiter gekommen war, als bis zum Jupiter.

Neben ihm schnarchte es leise.
Vance warf einen Blick zur Seite, dorthin wo Abigail Sciutos Kopf schon vor 10 Minuten Kontakt zur Glasscheibe hergestellt hatte. Irgendwo zwischen blauem Wasser und mehr blauem Wasser hatte sie den Kampf gegen die Müdigkeit verloren, ihre Augen waren nach oben gerollt und sie war eingeschlafen.
Die Glückliche.
Vance konnte verstehen, wie sie sich fühlte. Die letzten paar Stunden waren für ihn der absolute Albtraum gewesen – nicht nur auf persönlicher, sondern auch auf politischer Ebene.
Was war er froh, dass sich die Meldung, dass Gibbs tot sei, dann doch nur als Fehlinformation herausgestellt hatte, als berühmter „Irrtum vom Amt“.
Hoffentlich würde dieser Metallvogel, der gerade gen Düsseldorf strebte, um dort aufzutanken und dann nach Dubai weiterzufliegen, rechtzeitig kommen.
Metallvogel?
Vance grinste, nahm ein weiteres Blatt und begann zu schreiben.
„Metallvogel, du in der Luft.
Viel zu lange standest Du in der…“
„Gruft.“, murmelte Abby neben ihm schläfrig und blickte auf das Papier.
Vance hob den Blick, schaute sie an, sein Gesicht gespielter Ernst: „Hat man Ihnen nicht gesagt, dass es sich nicht schickt, dem Chef über die Schulter zu gucken, Miss Sciuto?“
Auch Abbys Gesicht machte eine Metamorphose durch – sie schenkte ihrem Chef einen gespielt-verängstigten Blick, murmelte ein schüchternes „Entschuldigung“, ehe er ihr zuzwinkerte: „Gruft passt wirklich zu Luft.“
Der Metallvogel, der zulange in der Gruft stand und nun in der Luft schwebt und dabei bebt und lebt oder webt und strebt flog weiter Richtung Düsseldorf.

Stunden später hatte man die entsprechenden Hotelzimmer in Dubai bezogen und der Flug von Düsseldorf nach Dubai war extrem uninteressant gewesen, hatte aber dennoch die Möglichkeit geboten, sich tatsächlich einmal einem entspannenden Schlaf hinzugeben. Business Class fliegen hat was für sich.
Zwar musste Vance festhalten, dass es keine bessere Art des Transportes gab als ein Transporter – sprich gebeamt zu werden schlägt „zu fliegen“… aber „zu fliegen“ schlägt „mit dem Schiff nach Dubai tuckern“. Soviel Zeit hatten sie schließlich nicht.
„Gut“, schoss es Vance durch den Kopf, als er die Koffer abstellte, es sich in einem schönen, mit Leder bezogenen Stuhl bequem machte und diesen so drehte, dass er einen Blick auf die Stadt erhaschen konnte, die unter ihm pulsierte.
Wenn nicht eine Bank seinerzeit den Slogan „the City never sleeps“ für sich verwendet hätte und ferner „the city, that never sleeps“ eine Synonymfixgröße für „New York“ wäre (neben Big Apple, natürlich), dann müsste man diese  Stadt ebenfalls mit diesem Attribut belegen. Es war ja nun egal, ob und wann man sich in die heißen Straßen begab – hier war ja immer was los.
Das war Dubai. Eine wunderschöne, interessante Stadt, eine Begegnung von Tradition und Neuem, von Kultur und Natur.
Aber es war nicht nur eine Stadt von Tradition und Moderne – sondern auch die Stadt, in der seine Leute das letzte Mal lebend gesehen worden waren, bevor sie nach Jebel Ali aufgebrochen waren. Also wurde es Zeit, sich mal ein wenig umzuhören.

Die Frau, die ihnen gegenübersaß, sah wirklich nicht unbedingt wie eine Hotelmanagerin aus – eher wie ein Supermodel auf Urlaub. Aber – das Namensschildchen an ihrer Brust wies sie als „Ishizu Isthaaru“ aus und in Abby Sciutos Kopf klingelte ein kleines Glöckchen. Den Namen hatte sie schon einmal gehört, sie war sich nur nicht mehr sicher, wo. Doch als sie dann – auf einem Überwachungsmonitor - diesen jungen Mann an der Rezeption auftauchen sah, einen Typen, der aussah, als habe er einen Igel auf dem Kopf – oder noch besser: ein Stachelschwein um seine langen Stacheln gebracht und sie in drei Farben gefärbt – da wusste sie erstens wie diese Type hieß (Yugi Muto) und wusste zweitens, woher sie den Namen Ishizu Isthaaru kannte.
Sie legte den Kopf schief.
„Sie haben früher Duel Monsters gespielt, oder?“, fragte sie und Ishizu, die gerade noch festgehalten hatte, dass ihr die Vertraulichkeit zwischen Hotelpersonal und Kunden sehr wichtig war und daher nicht wirklich kommunikativ sein würde, ginge es um ihre Kunden, schaute die Laborgoth an, lächelte und nickte.
„Ja, ich habe damals ‚Duel City’ als Drittplatzierte gewonnen.“
Abby nickte. „Habe ich gesehen. Also – wie Sie da gespielt haben, einfach nur einmalig. Ich habe selbst mal versucht, mich mit diesem Kartenspiel zu befassen, aber – das ist ja ein Fass ohne Boden. Einmal mit angefangen – und ich meine wirklich angefangen, nicht nur mal so an der Oberfläche gekratzt – kommt man ja nicht mehr raus, aus der Nummer.“
Sie spürte, wie Vance sie ein bischen verblüfft anschaute, dann aber nickte und sich zurücklehnte. Ihm schien klar zu sein, was sie vorhatte.
Leider auch Ishizu.
Sie legte den Kopf schief: „Kann es sein, dass Sie versuchen, eine Vertrauensebene aufzubauen, sodass ich bereit bin, mehr über die von Ihnen gesuchten preiszugeben?“
Verflixt, da hatte jemand gute Menschenkenntnis.
Abby seufzte, lehnte sich ebenfalls zurück und schaute Ishizu dann an: „Mag sein. Aber ich habe einen guten Grund.“
„Da bin ich gespannt.“
Und was Abby nun sagte, war noch nicht einmal geschauspielert – das muss man hier der Fairness halber wirklich zugestehen.
„Sie waren doch damals auch bei dem großen Endschaukampf auf dem Zepelin dabei, richtig?“
Auf das Nicken von Ishizu hin, lehnte sich die hübsche Laborgoth wieder nach vorne: „Und Sie erinnern sich daran, wie Mai Kujaku gegen Ihren Bruder verloren hatte und ins Koma gefallen war?“
Erneut ein Nicken.
„Ich erinnere mich daran, dass ihr jetziger Ehemann, ein Mann der sich im englischsprachigen Raum Joseph Wheeler nennt, ausgesagt hatte, dass er damals kurz davor war, sich auf ihren Bruder zu werfen und ihm – Zitat: Die Fresse zu polieren.“
Ishizu legte den Kopf in die andere Richtung schief und schien sie aus ihren merkwürdig-violetten Augen genauer analysieren zu wollen.
‚Vorsicht Abby – schau ihr nicht zu sehr in die Augen. Wer weiß, vielleicht werden die gleich Spiralen und du findest dich dämlich grinsend und hypnotisiert wieder.’, gemahnte sich die hübsche Laborgoth zur Besinnung und schüttelte den Kopf. Hatten ihre Mundwinkel schon angefangen, zu zucken?
„Worauf wollen Sie hinaus?“
Die Stimme Ishizus war leiser, tiefer, sanfter und volltönender geworden.
Abby räusperte sich: „Wir haben einige unserer Freunde hier verloren. Genau die Personen, die wir suchen. Und ich wäre bereit, jedem ‚die Fresse zu polieren’, der mich davon abhält.“
Ein leichtes Lächeln umspielte die vollen Lippen der Ägypterin, ehe sie die Arme vor der Brust verschränkte, sich in ihren Sessel sinken ließ und dann nickte: „Ich kann Sie verstehen.“
Und dann mit einem kurzen Blick auf den Computermonitor hinter sich:  „Lassen Sie mich sehen, was ich für sie tun kann.“

Irgendwie war das „was ich für sie tun kann“ mehr gewesen, als sich Abby jemals erträumt hätte, das Miss Ishtaaru in der Lage wäre, tun zu können.
Nicht nur, dass sie ihnen gesagt hatte, wie Daniel von der Restaurantterasse im 5. Stock nach Jebel Ai gekommen war, nicht nur, dass sie mit dem Hauptmann der Wachen in Jebel Ali, jenem Marik Isthaaru, der ihr Bruder war, gesprochen und sie angekündigt hatte, sie hatte ihnen auch eine Limousine zur Verfügung gestellt, die sie mehr als nur standesgemäß in die Freihafenzone chauffierte.
Und wäre sie nun einer dieser Hobbygärtner, von denen ihr Cal irgendwann zwischen den Szenen der Schweinehunde erzählt hatte, dass sie auf einem Privatsender im Beet stehen würden und zwischendurch große Volksreden halten würden, würde sie mit einem zufriedenen Nicken sagen „Dat is schon ne coole Sache. So haben wir dat gerne.“
Zwar war sie keiner von diesen Hobbygärtnern, konnte sich des Grundgedankens dieser Sentenz jedoch nicht entziehen.

Marik Ishtaaru, der Hauptmann der Wachen, war jung.
Mochte seine Schwester Ishizu eine knappe Sonnen-Erd-Umrundung von der Dreißig entfernt sein, war das bei ihm noch ein paar Jahre hin. Abby schätzte den jungen Mann, dessen Uniform ihn als Militär auswies, auf knappe 26 ein.
„Folgen Sie bitte dem Mann mit dem Fahrrad, der wird sie zu ihrem Parkplatz geleiten.“, sagte er mit einer Stimme, die sie aus irgendeinem Grund an Geordi LaForge aus Raumschiff ENTERPRISE – das nächste Jahrhundert – erinnerte. Oder an Ben Browder aus Farscape.
„Hat er gerade Fahrrad gesagt?“, fragte Vance in diesem Moment und Abby konnte sehen, dass er sich sehr zusammenreißen musste, als er den Private First Class sah, der auf einem Rad hergeradelt kam, in dessen Gepäckträger eine lange, aufgerichtete Stange steckte, die mit einer Fahne bewaffnet war.
Was den Parkplatzanweisern auf Volksfesten recht ist, ist Parkplatzanweisern anders wo billig.
Sie folgten dem sich in der Sonne abstrampelnden armen Mann und Abby konnte sich den Gedanken „Komm zur Armee, haben Sie gesagt – hier erlebst Du Abenteuer, haben sie gesagt – und was mach ich? Ich radel Parkplätze ab – in gleißender SONNE!“ nicht verkneifen.
Irgendwie war sie froh, dass die Limousine, in der sie unterwegs waren, über eine Klimaanlage verfügte.
Als sie die Tür öffnete traf sie zuerst einmal ein volles Hitzebrett.
Diese Sekunden der Akklimatisierung zwischen einem auf angenehme 20 Grad heruntergekühlten Auto und einer Aussentemperatur von knapp 35 bis gar 40 Grad, waren für sie immer unangenehm, weswegen sie gern ein paar Sekunden zwischen den Klimazonen verweilte.
Sie entstieg dem Fond des Wagens, Vance tat es ihr gleich, und sah sich um.

Die Sonnenbrille war irgendwie doch eine Notwendigkeit gewesen. Gerade, wenn der gelbe Lebensspender über dem Meer stand und sich die wogenden Wellen nicht blau, sondern silberhell präsentierten, war Vance froh, dass er seine Augen vor den einfallenden Lichtstrahlen schützen konnte. Im Stillen dankte er dem Erfinder der Sonnenbrille, als er sie sich aufsetzte und seinen Blick über das Terrain schweifen lies.
Neben ihm deutete Abby auf eine Person, die sich gerade aus einem der Gebäude näherte und dies mit militärisch-zackigen Schritten tat.
„Na, da bin ich ja mal gespannt.“, murmelte Vance und schob sich einen Zahnstocher zwischen die Zähne. Abby nickte: „Ich auch.“

Nach ein paar Minuten hatte der Mann sie erreicht, salutierte und nahm Haltung an: „Sie sind die beiden Personen, die mir angekündigt wurden?“
„Na Donnerwetter.“, schoss es Abby durch den Kopf, „Der Mann ist ja Einstein. Ich bin schwer beeindruckt.“
Neben ihr räusperte sich Vance, nickte und erwiderte den militärischen Gruß: „Direktor Leon Vance, NCIS. Das ist meine Labortechnikerin, Abigail Sciuto.“
„Sehr angenehm.“
Die Frau hielt dem Neuankömmling die Hand entgegen, der sie erst anblickte, und dann doch ergriff.
„Robert Makepeace.“, stellte er sich vor und lächelte beiden zu.
„Willkommen in Jebel Ali.“

Kaum, dass er das gesagt hatte, explodierte das Meer.

TBC

Kapitel 21.2

Um sie herum brannte alles. Leroy Jethro Gibbs rappelte sich auf, nachdem eine gewaltige Explosion den Komplex erschüttert und ihn, Felicity, Cat-Senior und McGee zu Boden geworfen hatte.
„McGee?“, mag sich nun der ein, oder andere Leser fragen, „Wie kommt der hierher? Ich dachte, wir wären in der Zukunft.“
Nun, wie genau McGee dahin kommt, wird im nächsten Kapitel ein wenig ausführlicher beleuchtet.
Gibbs ließ seine eisblauen Augen über das Chaos vor sich schweifen. Die Explosion – was auch immer es war – hatte den Komplex nicht nur erschüttert, sondern auch dafür gesorgt, dass  sich die Decke an manchen Stellen den überwältigenden Ruf der Schwerkraft gehört hatte und zu Boden gefallen war.
Sein Blick wanderte zum am Boden liegenden Cal, der, die Augen geschlossen, da lag und aus einer Platzwunde an der Stirn blutete. Felicity kniete neben ihm, schien relativ unversehrt zu sein, und tastete nach dem Puls ihres Ahnen.
„Er – er wird wieder.“, murmelte sie, erhob sich und ergriff einen, der hier zahlreich herumlaufenden Sanitäter am Arm: „Holen Sie eine Trage für den Captain.“
„Jawohl, Ma’am.“, salutierte der Typ und rannte los.
Gibbs wandte sich an McGee, der sich gerade wieder hochrappelte: „Bist Du in Ordnung?“
Erleichterung durchpulste ihn, als er sah, wie der Technikfreak nickte und sich dann wieder suchend umblickte.
„Suchen Sie jemanden, Special Agent?“, fragte Felicity und McGee nickte: „Ich suche… meine Frau.“
„Deine WAS?“
Gibbs hob überrascht die Augenbrauen. Er hatte ja schon von Vegas-Hochzeiten gehört und auch davon, dass man im Chat heiraten konnte – da war das ganze aber eigentlich mehr so als Scherz gedacht, respektive wurde dann durchgeführt, wenn man extrem betrunken war. Er selbst war nur um ein Haar um eine Vegas-Hochzeit mit Jenny Sheppard herumgekommen – ein Fakt, das er heute irgendwie bereute.
„Sie meinen Airman Hansen? Warten Sie, ich bring sie zu ihr.“ Damit erhob sich Felicity, nahm McGee bei der Hand und eilte davon.
Gibbs blieb zurück und blickte auf den bewusstlosen Captain hinab.



Das greise Gesicht Captain Calvin Nathan Cats blickte den Senior Special Agent an und die braunen Augen, die – als Gibbs den Captain zuletzt gesehen hatten – vital funkelten, hatten einiges an Strahlkraft verloren.
Auf einen Stock gelehnt saß er im Klappstuhl, den vorher noch Makepeace – der Durchgeknallte – okkupiert hatte, versuchte, sein Gewicht und sein Gesicht zu wahren und holte einmal tief Luft.
„Jethro“, setzte er an – Gibbs verzichtete darauf, ihn zu fragen, wann   er ihm das „Du „ angeboten habe, dazu war die Sache irgendwie zu faszinierend – „Warum ich so alt bin, kann ich dir erklären. Nach unserem letzten Treffen wurden wir von der Sternenflotte gebeten, im Sternbild der Jagdhunde einen ersten Kontakt mit einer dort lebenden Spezies herzustellen. Es waren…“
Cal stockte, legte nachdenklich den Kopf schief und wandte sich an Felicity: „Wat waren das gleich für Figuren?“
Die falsche Grundschullehrerin aus Minnesota zuckte mit den Schultern: „Frag mich was Leichteres. Du hast die Namen dieser Aliens nie genannt.“
„OH!“, machte der Captain und Gibbs konnte sich ein „Typisch Cal“ nicht verkneifen. Zumindest sagte er es in Gedanken, er war ja nicht so unbesonnen,  eventuell möglichen Zorn auf sich zu ziehen.
„… jedenfalls“, hob der alte Captain wieder an und Gibbs blickte zu ihm herüber, „… wie soll ich sagen. Wir gerieten in einen interstellaren Konflikt, dessen Details hier eigentlich nichts zur Sache tun – Interessant ist nur, dass wir im Zuge dieser Geschichte in die Vergangenheit gezogen wurden und schließlich auf der Erde – aber eben immer noch in der Vergangenheit – landeten.“
Er zuckte mit den Schultern.
„Wir landeten in dieser Zeit – kann man eigentlich keinem erzählen – genauer gesagt in Agrabah. Japp, Land existiert, Stadt existiert, Bewohner, auch Aladdin, existieren – oder besser: alles existierte – und es sah fast aus wie bei Walt Disney.“
„Disney?“
Gibbs hob verblüfft die Augenbrauen.
„Naja, sie kennen das doch, oder? ‚Eine Party steigt in Agrabah, da wollen wir doch alle hin. Nur leider macht auch dieses Lied nicht unbedingt viel Sinn.’.“
Tatsächlich war Gibbs mit den Disneyfilmen vertraut  - wer auch nicht, wenn er in den frühen 90ern Vater war.
Allein der Gedanke an diese Filme versetzte dem Special Agenten einen Stich ins Herz.
Und ganz besonders der Gedanke an Aladdin.
 „Dad“, hörte er im Geiste die Stimme seiner Tochter Kelly,  „in der Zeitung steht, dass Robin Williams den Genie sprechen wird. Können wir uns den Film ansehen? Bitte, bitte, bitte.“
Damals hatte Gibbs dem Wunsch seiner Tochter noch nicht nachgegeben. Schließlich war Kelly Gibbs zum damaligen Zeitpunkt 7 Jahre alt gewesen und Zeichentrickfilme waren doch eher was für ganz kleine Kinder. Doch nicht für seine Kelly.
Er erinnerte sich daran, dass sich daraus sogar ein handfester Streit entwickelt hatte, dem Leroy Jethro Gibbs, der Besonnene, dadurch den Wind aus den Segeln nehmen konnte, dass er sich dann doch dazu bereit erklärt hatte, am Prämierentag mit ihr in diesen Film zu gehen – ein Versprechen, das er nie würde einlösen können.
„Bist Du in Ordnung, Jethro?“, fragte in diesem Moment die alte Version des Captains. Der Special Agent hob den Kopf und sah in den Augen seines Gegenübers tatsächlich Mitfühlen aufflackern.  Der Mann, mit den kurzen, grauen Haaren sah sein Gegenüber mit der weißen Löwenmähne an und nickte. Er wusste nicht, ob Cal in seinen Augen die Wunde sehen konnte, die durch den Tod Kellys und Shannons entstanden und nun wieder aufgerissen worden war – aber es war ihm auch egal.
Stattdessen runzelte er die Stirn, versuchte, seine Stimme nicht zittern zu lassen, als er fragte „Und was ist dann passiert?“
Als Cal begann, zu erzählen, konnte man in seinen Augen ebenfalls sehen, wie geistige Verletzungen, die inzwischen nicht komplett geheilt, aber immerhin gut vernarbt waren, wieder aufrissen.
Gibbs hörte zu.

Soso – der Captain war also in der Vergangenheit auf Aladdin, Jasmin und wie sie alle hießen, gestoßen, hatte sich mit Verbrechern geprügelt und dann zusammen mit Agatha einen Nachkommen gezeugt, der die Aufgabe überantwortet bekam, darauf zu achten, dass die DRAGONFLY gefunden wurde. Offenbar hatte sich daraus – ob das möglich war? – eine Art „Kult“ entwickelt, eine Geheimgesellschaft, die auf dieses bruchgelandete Föderationsschiff achten sollte. Cal selbst hatte sich in Stasis begeben um – alle 18 Jahre wieder, wenn der jüngste Stammhalter des Cat-Klans im Alter war, seine Pflichten zu übernehmen, aufgetaut zu werden und ihn zu initiieren. Bei einem der letzten Treffen hatte jedoch ein Erdrutsch die Stasiskammer zerstört, weswegen der Captain tatsächlich in dieser Epoche gefangen war.
Und wenn Gibbs in den Augen des Captain richtig lesen konnte, dann war er von seinen Artgenossen – will sagen: den Menschen – immer mehr enttäuscht.

„Und was ist das hier?“, fragte Gibbs, nachdem Cal geendet hatte. Dieser holte tief Luft, um etwas zu sagen, allerdings wurde er durch einen Hustenreiz schnell und effektiv unterbrochen.
Felicity griff nach der Schulter des Kommandanten, der schüttelte nur den Kopf und hob abwehrend die Hand.
„Ich bin kein Krüppel!“, hustete er und blickte seine Ur-Ur-Ur-Ur-sonstwas-Enkelin erzürnt an. Diese nickte und trat in den Hintergrund, ehe der Captain Gibbs aus braunen Augen anblickte.
Dann hob er den Kopf und schaute sich um: „Toll, was?“
„Ich bin begeistert.“, erwiderte der Special Agent und machte sich gar nicht erst die Mühe, seinen Sarkasmus zu verbergen – was beim Captain einen gewissen Heiterkeitserfolg zeitigte. Lächelnd nickte er: „Ich weiß genau, was Du meinst, Gibbs. Aber – lass mich in Ruhe erklären.“
Damit deutete er nach oben, an die Decke des Raumes, in der sie gerade saßen: „Mag aussehen, als wären wir – wie im Stargate Center -  28 Stockwerke unter der Erde. Sind wir aber nicht.“
Damit erhob er sich, hustete erneut und stemmte sich nun auf seinen Gehstock, um das Gleichgewicht zu halten.
„Folge mir.“, sagte er dann, machte sich auf den Weg. Gibbs bemerkte, dass er erst jetzt feststellte, wie sehr die Stimme des Mannes, den er als – vielleicht -  25 Jährigen gesehen hatte, sehr an einen alten Herren gemahnte. Wenn er jetzt noch was über „die Jugend von heute“ sagte oder „verdammte Kinder, verzieht euch von meinem Rasen“, dann war er tatsächlich in dieser Alterskategorie angekommen.
Und tatsächlich hob Cal den Kopf und grinste: „Verdammte Kinder, verzieht euch von meinem Rasen.“
Dann wandte er sich um, blickte Gibbs mit schalk-flackernden Augen an und grinste: „Das wolltest Du doch gerade sicherlich hören, oder?“
Gibbs sagte nichts. Warum auch?  Das war ja das Schöne daran, Leroy Jethro Gibbs zu sein – die Leute wussten einfach, was man sagen und wie man reagieren würde.
Also folgte der erfahrene Agent dem Cat-Senior durch einen Korridor.

„Wir haben hier eigentlich eine sehr lockere Operation am laufen.“, erklärte Cal und Gibbs hob die Augenbrauen: „Lockere Operation? Sie nennen die Entführung von Bundesagenten der Vereinigten Staaten von Amerika eine ‚lockere Operation’?“
Der auf den Krückstock gestützte Sternenflottencaptain, der paradoxerweise momentan sehr viel Älter war als Gibbs, obwohl Gibbs eigentlich der Ältere von ihnen sein müsste, hielt so abrupt inne, dass Felicity beinahe in ihn gelaufen wäre.
Er drehte sich um.
„Was wissen Sie schon? Glauben Sie nicht, dass wir nicht genau wüssten, was hier los ist?“
Gibbs legte den Kopf schief.
‚Sie’?
Nach all dem „Du“ kam er jetzt wieder aufs „Sie“ zu sprechen?
Der Senior Special Agent räusperte sich: „Ich muss zugeben, ich frage mich tatsächlich, weswegen Sie uns gekidnapped haben.“
Nun richtete sich der ehemalige Captain des noch ehemaligeren Schiffes zu seiner vollen Körpergröße auf, wodurch er Gibbs um um ein paar Zentimeter überragte.
„Versuchen Sie nicht, hier Ihre ‚Ich bin der große, böse Gibbs“-Karte zu spielen, Senior Special Agent.“,  zischte der Mann nun und funkelte den NCIS-Mitarbeiter aus braunen, Augen an,  in denen Wut zu lodern begann, „Ich habe mich Jahre lang aufgeopfert, um meine Crew zu retten – wann haben Sie etwas ähnliches schon einmal getan?“
Eigentlich hätte dieser Gefühlsausbruch des Captain ihn vermutlich irgendwie bewegen sollen, ihn irgendwie dazu bringen müssen, sich zu entschuldigen, aber – Gibbs fühlte nichts dergleichen. Stattdessen kam er nicht umhin, sich zu fragen, ob Cal wusste, wie ungeheuer selbstgerecht er da gerade klang – und weiterhin, ob er wusste, was er – Gibbs – damals alles getan hatte, um seine erste Frau und seine Tochter zu rächen. Aber der Special Agent würde den Köder nicht schlucken. Er würde sich gar nicht erst auf das Niveau des Captain herablassen und ihn durch eine Antwort nur noch mehr bestätigen.
Stattdessen blickte er ihn an, legte den Kopf schief und deutete dann in die Ferne: „Wo geht es dahin?“
Erneut konnte er in den Augen Cals sehen, wie dieser ihm am Liebsten eine verpasst hätte, aber er konnte auch sehen, dass der Captain mehr als nur genau wusste, dass er dieser Aufgabe nicht so ganz gewachsen war. Was sollte er auch machen? Gibbs mit dem Gehstock verhauen?
Zugegeben, das war möglich und sicherlich auch schmerzhaft, aber die ganze Sache stand und fiel mit dem Gehstock. Sprich – wenn sich Cal nicht darauf stützen konnte, würde er ganz fürchterlich auf die Nase fallen. Und Gibbs wusste, dass Cal das wusste. Es würde daher nicht zu einer Rauferei kommen – immerhin war Gibbs Gentleman genug (und das, obwohl er von sich sagte, dass das zweite B in seinem Namen für Bastard stand) um einem alten Mann nicht seine Gehhilfe wegzunehmen.

Sein Gegenüber, der sehr-viel-jüngere, sehr-viel-ältere Sternenflottenoffizier atmete tief durch und wandte sich dann wieder ab, um den Gang entlangzuhumpeln. Gibbs folgte ihm.
„Das da?“, fragte der Captain dann und nickte geradeaus, „Das ist unser Virtual-Reality-Raum. Ich kann Dir“ – wieder kehrte der Captain zum informellen Du zurück – „einen Einblick geben und vielleicht wirst Du sogar überrascht sein, wen wir da drin haben.“

Überraschung war nicht unbedingt das richtige Wort.
Es war mehr sowas wie unendliche Wut, die da in Gibbs aufstieg, als er den, an eine Art „Liege“ gebundenen Timothy McGee sah.
„Was ist das?“, fragte er und deutete anklagend auf den liegenden Mann.
Cal blickte auf: „Das? Das ist ein männliches Exemplar der Spezies Homo sapiens sapiens. Ich dachte, das wüsstest Du.“
Gibbs fuhr herum. Er würde sich nicht an einem alten Mann vergehen – nein, das würde er nicht! Aber das wusste der Captain ja nicht und als er auf ihn zutrat und seine Nase ganz dicht vor die des Sternenflottenoffiziers brachte, konnte er durchaus die Frage in den braunen Augen aufflackern sehen „Haut der mir jetzt ernsthaft eine rein?“.
Natürlich nicht – aber das war auch nicht notwendig.
Der alte Mann, der einst Calvin Cat gewesen war, schluckte unbehaglich und schaute dann zu Felicity herüber, die einmal kurz nickte.
„Das, teurer Freund, ist eine Virtual Reality Pod. Die näheren Details, wie sie funktionieren sind unerheblich und – wenn ich ehrlich bin – hab ich damals, als Sam es mir erklärt hatte, nicht wirklich zugehört.“
„Sam?“, fragte Gibbs nun und in seiner Stimme schwang Überraschung mit: „Sam Carter?“
Cal nickte.
„Ja, schau – diese Kapseln wurden auf einem Planeten gefunden, wo sie in eine Art Virtuelle Realität … wie soll ich das erklären?“
„Unerheblich.“, zischte Gibbs, „Wie krieg ich meinen Mann da wieder raus?“
„Deinen Mann? Ich glaube, ein paar MIBBS-Fans werden jetzt einen Fangasmus kriegen.“
Sprach der Captain und schluckte erneut unbehaglich, als er sah, wie Gibbs ihn wütend anfunkelte.
„Das Computerpanel, da – eine Eingabe vornehmen, McGee dazu bewegen, die ganze Sache in Frage zu stellen und dann den Hebel da drüben ziehen.“
Gibbs nickte und tat, wie ihm geheißen – und zeitigte damit Erfolg. Denn nach ein paar Minuten taumelte Timothy McGee aus der Gerätschaft, erleichterte seinen Magen auf den Fußboden – Kommentar Cal und Felicity (unisono) „ DAT mach ich nich wech!“ – und erhob sich, als ihm Gibbs die helfende Hand feilbot. Dann erbebte der Komplex das erste Mal.

TBC

CaptainCalvinCat:
Kapitel 21.3
Sydney Fox konnte den Unglauben in den Stimmen Tonys und Zivas wirklich hören.
„Ihr habt was vor?“
„Die DRAGONFLY heben“, grinste Lara, „Sprechen wir Swaheli?“
Immer noch waren die beiden Mitglieder des NCIS ziemlich „dumbfounded“, wie man es in englisch nannte, also komplett verblüfft. Tony fand als erster seine Stimme wieder: „A… aber wo… woher?“
Gut, ich hab nur gesagt, dass er die Stimme wiedergefunden hat, ich habe nicht gesagt, dass das, was er sagt, auch Sinn macht – respektive: Sinnvoll ist.
Dieses mal war es an Sydney zu lächeln.
„Wir waren eigentlich auf einer ganz anderen Ausgrabung“, fing sie an zu erzählen…


Ägypten kann wirklich ein wunderbares Land sein – ein Ort der Kultur, ein Ort der Mythen und der Moderne. Aber in Ägypten kann es auch Tage geben, an denen es so heiß ist, dass man eigentlich am liebsten nirgendwo hingehen möchte.
Als Archäologe hat man jedoch wenige Optionen, also hatte sich Sydney Fox mit BH, Tanktop, kurzen Hosen und Schuhen bewaffnet, um der Hitze wenigstens ein bisschen trotzen zu können. Auch an eine Trinkwasserflasche, sowie lange Gewänder hatte sie gedacht, für den Fall dass man sich so lange in der Wüste aufhielte, bis sie von der Dunkelheit verschluckt würde. Dann konnte es dort nämlich empfindlich kalt werden. Momentan schien die Sonne aber vom blauen Himmel herab und die archäologische Ausgrabung lief auf vollen Touren.
Nigel und Sydney, sowie Lara hatten sich unter die Ausgrabungshelfer gemischt und halfen fleißig mit, katalogisierten und taten das, was gute Archäologen und deren Assistenten so taten.

„Lady Croft! Professor FOX!“
Die aufgeregte Stimme eines der Grabungshelfer ließ die beiden Frauen verblüfft von ihrer Arbeit aufsehen.
Mit einem charmanten Lächeln blickte die Lady dem sich nähernden 18 Jährigen entgegen, der über eine Düne gewetzt kam, stolperte und vor ihr im Sand liegenblieb.
„Ich liebe es, wenn die Männer mir zu Füßen liegen.“
Sydney rollte mit den Augen. Gab es eigentlich kaum einen Tag, an dem die Tomb Raider kein schlechtes Wortspiel einfiel? Und das war besonders bei Matthew Milhouse nicht sonderlich nett, einem ihrer vielversprechendsten Studenten.

Matthew Milhouse hatte sich schon in den Vorbereitungskursen als ein sehr helles Köpfchen erwiesen und er war Sydney sogar sehr sympathisch, wenngleich sie sich natürlich nie von Sympathien oder Antipathien leiten lassen würde, wenn es um Notenvergabe ging, darum wer sie auf Forschungsreisen begleiten würde und überhaupt.
Den jungen Mann mit dem blonden Flaum am Kopf, den Frisur zu nennen, sich fast verbot – aber auch nur, weil viel zu wenig davon da war, um es überhaupt als Frisur deuten zu können -  der da gerade vor Lara im Sand kniete, die Körner ausspuckte und sich dann wieder in die Stehende brachte, erinnerte sie viel zu sehr an Nigel, ihren Forschungsassistenten und festen Freund – genauer gesagt, an den jungen Nigel, der ihr damals fast vor den Speer gelaufen war, als sie in der Klasse – knapp bekleidet – einen rituellen Kriegstanz aufgeführt hatte.
Und Nigel-in-Jung schaute nun, nach Luft schnappend, zuerst zu Lara, dann zu Sydney und zu Nigel.
„Ich – ich hab was entdeckt!“


Tony DiNozzo blickte die Hawaiianerin verblüfft an.
„Ich hab was entdeckt?“
Zugegeben, ihrer einschmeichelnden Stimme zuzuhören, wie sie Welten entstehen ließ, wie sie die Atmosphäre ausschmückte und wie sie den Charakteren durch leichte Variationen in ihrer Stimme eine eigene – sehr deutlich zu unterscheidende – Persönlichkeit verlieh, war faszinierend – aber „Ich hab was entdeckt“ war irgendwie der Satz, der ihn aus dieser Zuhörer-Trance holte, gerade weil er so typisch Klischee war und in jedem Film mit Entdeckungsauftrag dafür sorgte, dass die ganze Sache erst in Gang gesetzt wurde.
Mit „Ich hab eine Entdeckung gemacht“ fing etwa der Film „Vergessene Welt – Jurassic Park“ an und auch, wenn Tony vielleicht einer der wenigen war, die diesen Film tatsächlich amüsanter fanden, als den ersten Teil kam er natürlich nicht umher, zugeben zu müssen, dass jemand wie der Nostalgia Critic, recht hatte, wenn er davon sprach, dass die Performance von Jeff Goldblum hin und wieder ein wenig hölzern werden konnte. Dem Spaß, den er an dem Film hatte, tat dies natürlich keinen Abbruch.

Den Stoß in die Seite, dem ihn Ziva verpasst hatte, bemerkte er erst, als sie den Ellbogen schon wieder weggenommen und ein „Shht, sei Leise, ich will das hören“ gezischt hatte.
Gut, also wollte Ziva auch wissen, was diese Entdeckung war – und wenn er sich gegenüber mal brutal ehrlich sein durfte: Es interessierte ihn schon.
Also zuckte er mit den Schultern, gab ein „Entschuldigung“ von sich und war bereit, sich wieder von der Stimme Sydneys umwickeln zu lassen, wie Mogli von Kaa.
Nur, dass die Hawaiianische Professorin nicht „Hör auf mich, glaube mir“ sang.
Sydney blickte ihn an, nickte ihm kurz lächelnd zu und wandte sich dann an ihre weibliche Begleitung: „Laralein, magst Du vielleicht ein bischen erzählen?“
„Du machst das so toll.“, grinste die Britin und sah sich dann weiter um: „Einer von uns beiden muss ja die Drecksarbeit machen und nach einer Stasis-Kapsel suchen, oder so.“



Die Fackel vermochte das Areal nur ungenügend zu erleuchten. Milhouse hatte sie zu einer Art Höhle geführt, über deren Eingang er im wahrsten Wortsinne „gestolpert“ war, als er nach einem Ort gesucht hatte um sich zu erleichtern.
Sydney beschloss, sich später noch einmal mit ihm zu unterhalten, nun galt es, einen genaueren Blick auf die Höhle zu werfen.

Das Blitzlicht mochte nicht unbedingt gut für eventuell-hochempfindliche Zeichnungen sein, aber notwendig war es allemal, wollte man auf den Bildern etwas erkennen – und das hatte man hier auf jeden Fall vor. Zwar hatten diese Bilder damit keinen nennenswerten künstlerischen Wert, dies war aber im Fall einer archäologischen Ausgrabung nebensächlich. Interessant war, was die Bilder und natürlich auch die Hieroglyphen zeigten.
Sydney und Lara betrachteten selbige, blickten sich ganz kurz an und schüttelten synchron den Kopf.
Nein, das war nicht möglich. Das – das ging einfach nicht.
Die Wandzeichnung zeigte eine Pyramide – soweit, so gut und in Ägypten nicht ganz ungewöhnlich. Auch die andere Zeichnung hatte ihre Entsprechung in der Realität – wenngleich es Sydney nun nicht bewusst wäre, dass es diese Tiere in Ägypten gab. Aber warum nicht? Warum sollte es in Ägypten keine Libellen geben? Dennoch -  irgendwie hatte Sydney bei der Betrachtung ein unangenehmes Gefühl. War dies vielleicht nur daran geschuldet war, dass der Magen der hübschen Hawaiianerin das Drehbuch der Geschichte gelesen hatte? Oder lag es daran, dass das englische Wort für Libelle „DRAGONFLY“ war und es so zu diesem Starfleetcaptain passen würde, sich in die Vergangenheit zu verfliegen und sich mit ägyptischen Pyramiden anzulegen, weil er sie für Goa’Uld-Ha’taks (also Pyramidenschiffe) hielt?
„Syd?“
Nigels Stimme klang dunkel und belegt, als er seine Fackel hob und damit die Wand vor sich ausleuchtete: „Ich glaube nicht, dass dir das gefallen wird.“


Wie recht Nigel behalten sollte, wusste er spätestens an diesem Abend.
Sie und der Brite lagen zusammen in einem Zelt, hatten es sich gemütlich gemacht und er betrachtete ihren, nur von einem weißen Tanktop verhüllten, kurvenreichen Körper. Dies bemerkend, verschränkte sie die Arme vor der Brust, hob eine Augenbraue, ihr linker Mundwinkel zuckte leicht verräterisch auf und sie sagte: „Früher hattest du wenigstens noch den Anstand, dir die Hand vor die Augen zu halten und zwischen deinen Fingern durchzulinsen, wenn du mich mit deinen Augen ausgezogen hast.“
Und ja – sie konnte sehen, wie dieser Satz ihn komplett unvorbereitet traf und er erst einmal dasaß, als müsse er sein Hirn neu hochfahren. Diese Zeit nutzte Sydney, um sich ihrer schweren Stifel zu entledigen und sich dann neben ihn in den Schlafsack zu begeben.
„Findest Du, dass ich zu…“, setzte er an, sie schüttelte den Kopf und küsste ihn: „Natürlich nicht, Liebling.“
„Oh, Syd.“
Er erwiderte den Kuss und – in ihr machte es Klick.
Sie löste sich von Nigel, stand auf und trat auf den Klapptisch zu, auf dem der Laptop thronte.
Das Gerät aufklappend, fuhr sie ihn hoch, was ein leichtes Seufzen von Nigel zur Folge hatte, ehe sich dieser ebenfalls erhob und neben sie trat.
„Syd“, fragte er und küsste ihre Halsbeuge. Gut, zugegeben, ihr Freund wusste schon, was ihr gefiel, aber Dienst war Dienst und Sex war Sex. Und momentan galt es dieses Rätsel zu lösen.
Also drehte sie sich zu ihm um, presste ihn an sich und ihre Lippen fest auf die seinen und ließ ihren Körper seinem Geist ein Versprechen geben. Und als sie sah, wie Nigel – fast wie betäubt und vor den Kopf geschlagen – auf den Klappstuhl sank und starr, mit einem in die Ferne reichenden Blick und einem nicht sonderlich intelligenten Grinsen, vor sich hin blickte, konnte sie sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen.

Der Computer meldete, dass das Hochfahren beendet war und diese Lautäußerung ließ auch Nigel wieder ins Hier und Jetzt finden, wie Sydney erfreut feststellte. Dann  drehte sie den Monitor des Laptops so, dass sie beide einen Blick auf die Bilder werfen konnten, die sie heute nachmittag geschossen hatten.

„Diese Hieroglyphen sind in einem merkwürdigen Syntax zusammengekritzelt worden“, murmelte ihr Helfer, Liebhaber und Freund neben ihr – was sie zu einem Nicken nötigte: „Stimmt – das ist ein ziemlich interessanter, aber sehr obskurer Dialekt. Aber – einige Sachen erkenne ich.“
Damit deutete sie auf eine Reihe von Zeichen: „Hier.“
Kurz setzte sie ihre Brille auf, runzelte die Stirn und machte sich an die Übersetzung, von der sie nach einigen Minuten wieder aufblickte:  „Die ersten Worte lauten Millionen Jahre in diesem Himmel.“
Und in dem Moment, in dem Nigels Kopf zu ihr herumfuhr und sie in seinem Gesicht lesen konnte, dass ihm diese Worte bekannt vorkamen, erinnerte sie sich daran, wo sie diese Wörter schon einmal gehört hatte.Kurz betrachtete sie den Rest der Zeichen, nickte dann und lächelte: „Das ist nicht zu fassen – wir haben eine Replik der Hieroglyphen, die auf dem Langford-Objekt zu finden waren.“
„Du meinst, das Objekt, von dem man offiziell bis heute nicht weiß, was es ist, obwohl es der Abdeckstein dessen war, was Daniel Jackson als Sternentor bezeichnete?“
Sydney nickte: „Korrekt.“



Auch wenn sich Tony sicher war, niemals etwas von einem Abdeckstein gehört zu haben, nickte Ziva so ernst und Konzentriert vor sich her, dass er es niemals wagen würde, sie in irgendeiner Art und Weise durch sowas wie „Dumme Fragen“ abzulenken. Aber – andererseits: Es gab keine dummen Fragen, es gab nur dumme Antworten.
Dennoch wollte er sich der hier anwesenden weiblichen Archäologiegesellschaft plus israelischem Anhang, der darüber hinaus noch seine Freundin war, nicht unbedingt die Blöße geben, anscheinend als einziger NICHT zu wissen, was hier gespielt wurde.
Vermutlich würde er nachher, wenn sie aus der DRAGONFLY herauskamen, doch mal mit Daniel Jackson sprechen – schließlich war dieser Name gerade auch gefallen.

Inzwischen waren sie doch erstaunlich weit in die Struktur des Föderationsschiffes vorgedrungen und der Halbitaliener konnte es sich nicht nehmen lassen, die Situation mit einem Mordfall zu vergleichen. Dieser Ort erzählte eine Geschichte – und vermutlich war es keine besonders Schöne. Wenn er einen Blick auf die deformierten Träger warf, welche die Decke oben und den Fußboden unten halten sollten, wurde ihm wieder einmal schmerzlich bewusst, dass sie eigentlich nur von einer Aussenhaut, so dünn wie Alufolie, vor der Atmosphäre – in diesem Fall: dem Meer und dessen Inhabitanten – geschützt waren.

Sydney schien das nicht zu stören. Sie blickte den Halbitaliener an, schaute dann nach oben, gen Decke und grinste: „Keine Sorge. Agatha hatte mir mal erzählt, dass dieses Schiff einiges aushalten kann.“
„Aber nicht über mehrere Jahrtausende hinweg, oder?“, fragte Tony und konnte sich ein verblüfftes „gawken“ nicht verkneifen, als er sah, wie Sydney mit den Schultern zuckte und dann zu Lara blickte: „Hey – was sagt dein Navi? Wie weit ist es noch zur Krankenstation?“
„Von hier?“
Die Britin blieb stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und legte nachdenkend den Kopf schief: „Zehn Meter geradeaus und dann nochmal ein Deck nach oben. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Aufzüge funktionieren.“
„Also eine kleine Tour durch die Jeffriesröhren?“, fragte die Hawaiianerin und Lara nickte: „Ja.“
Auch das noch. Auf eine kleine, sportive Tour durch dieses Höllenlabyrinth von Röhren, die noch enger waren, als diese Korridore in denen er stand und ihn vermutlich noch eher zerquetschen würden – oder in denen er ertränke, weil das Wasser plötzlich durch irgendeinen Hüllenbruch in eine Jeffriesröhrenöffnung schoss und das gesamte Schiff unter Wasser setzte – hatte er, aus verständlichen Gründen, keine Lust.
Etwas verblüfft blickte er Ziva an, als sie ihm einen leichten Klaps auf die linke Pobacke gab und ihm dann zuzwinkerte: „Komm schon, mein kleiner Pelzarsch. Je eher wir die Krankenstation finden, desto eher können wir hier raus.“
Dann schaute sie ihn mit diesen unglaublichen, wunderschönen, ausdrucksstarken Augen an: „Oder hast Du Angst?“
„Angst? Ich? PFFF!“
Es gab immer mal wieder Momente, in denen Tony sich dafür verfluchte, schneller zu sprechen, als er zu denken in der Lage war – dies war so ein Moment. Denn nun hatte sie ihm erneut zugezwinkert, sich auf ihre Zehenspitzen gestellt, ihm einen kleinen Kuss gestohlen und ein „Na, dann auf geht es“ gegrinst.
Gut – dann ging es eben auf.
„Aber nicht ohne die Fortsetzung von Sydney zu hören!“, rief der Halbitaliener, ehe er der – in Trab verfallenden – Israeli folgte.

Eigentlich war der Plan wasserdicht gewesen – jemand, der schnell lief, atmete auch heftiger, das heißt, eine Konversation war – zumindest, wenn er, Tony, rannte, nicht unbedingt gegeben. Legendär war sein „Stopp – keuch – ich hab Laufschuhe an!“, als er das erste Mal auf Leroy Jethro Gibbs getroffen war. Und als er mit Cal ein Lauftraining absolviert hatte, damals als sich Agatha, Ziva, Gina und Abby einen Mädelsabend gegönnt hatten, hatte er festgestellt, dass auch Cals Konversationsfähigkeit antiproportional zu seiner körperlichen Anstrengung ausgeprägt war. Sprich: Wenn Cal rannte, keuchte er, hielt aber ansonsten die Klappe.
Bei Frauen schien das irgendwie anders zu sein. Ziva war, obwohl sie jeden Morgen ein strammes Laufpensum abhielt, während diesem Lauf noch zu Lautäußerungen jenseits „Ich will – keuch – sterbäääähn “ in der Lage. Und wenn Tony ehrlich war, bewunderte er sie dafür. Auch Lara und Sydney schienen über diese Gabe zu verfügen, sodass Sydney trotz eines doch sehr annehmbar-schnellen Lauftempos weitererzählen konnte.



Lara Crofts Blick verriet, dass sie genau so zweifelnd war, wie Sydney Fox selbst.
„Das ist nicht wahr.“, murmelte die britische Archäologenabenteurerin und warf einen Blick auf die Hieroglyphen, die auf dem Bildschirm zu sehen waren.
Sydney konnte die Skepsis ihrer Kollegin nur zu gut verstehen – diesen berühmte Satz „Millionen Jahre in diesem Himmel liegt Ra, der Sonnengott, versiegelt und begraben für alle Zeit“ hatten sie beiden schon einmal gehört. Damals hatte Daniel Jackson ihnen berichtet, wie er überhaupt in das Stargate-Programm gekommen war.

Losgegangen war das alles mit einer Vorlesung, die er vor der wohl verbohrtesten Versammlung von Archäologen gehalten hatte, die man sich vorstellen konnte. Kein Doktor Henry Jones Junior, der ihn eventuell hätte raushauen können und Syd und Lara waren damals ja noch nicht die Personen von Weltruhm gewesen, die sie heute sind – obwohl sie mehr als geneigt gewesen wären, ihm zu helfen. Aber die Vorlesung ging so ziemlich in alle Hosen und Höschen, die man sich vorstellen konnte – somit hatte er alles verloren, wofür er ursprünglich gearbeitet hatte.

Auftritt Cathrine Langford, die ihm eine Aufgabe stellte: „Übersetzen Sie eine Abdeckplatte, die wir 1929 in Gizeh gefunden hatten.“
Dort fanden sich, neben etlichen merkwürdigen Zeichen, die Jackson – wie er Lara und Sydney später erzählte – noch die Hieroglyphen, die übersetzt folgende Konstellation bildeten:

--- Zitat --- Jahr Millionen Himmel Ra Sonnengott
versiegelt und begraben für alle Zeit
Tor zum Himmel
--- Ende Zitat ---

Also zu gut Englisch (gut Deutsch geht in diesem Zusammenhang ja nicht): „Millionen Jahre in diesem Himmel liegt Ra, der Sonnengott, versiegelt und begraben für alle Zeit.“
Die Wortkonstruktion „Tor zum Himmel“ wurde nach genauen Überlegungen des Anthropologen mit einer ebenso beherzten, wie schnellen Handbewegung durchgestrichen und durch das Wort ersetzt, das von Stund an untrennbar mit diesem Projekt verbunden war, das im Begriff war, durch Colonel Jack O’Neill gestartet zu werden: „Stargate.“

Auch Lara und Sydney durften sich die Abdeckplatte genauer betrachten, die auch heute noch in einem bestimmten Raum der sogenannten „Area 52“ lagert – und nein, liebe Leserinnen und Leser, dies ist kein Schreibfehler. Wir reden nicht von Area 51, der Groom Lake Facility, in der angeblich Ausserirdische vom Roswell-Crash rumliegen, wir reden von der Nachfolgeeinrichtung Area 52, die sich in der Cheyenne-Mountain-Facility befindet – einem in den gleichnamigen Berg hineingebaute Einrichtung, die in Colorado Springs (USA) zu finden ist, und die auch NORAD beherbergt, das legendäre North-American Aerospace Defense Command, sprich, das Nordamerikanische Luft- und Weltraumverteidigungskommando, welches hier seine zentrale Koordinierungsstelle für sämtliche Sensorendaten untergebracht hatte.

Das war aber schon zu dem Zeitpunkt, an dem sie die Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet hatten und sich, zusammen mit Daniels Freunden, dem sogenannten „SG-1“, bestehend aus Colonel O’Neill, Major Samantha Carter, Teal’C und eben dem Anthropologen, auf den Weg zu einem archäologischen Fundort auf einem fremden Planeten machten. Begleitet wurden sie von einem Mann namens Captain Calvin Nathan Cat, einem Offizier der Sternenflotte. Sydney konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen – noch vor knapp 10 Jahren hätte sie die Existenz von Sternenflottenoffizieren der Fantasie von Drehbuchautoren überlassen – dann hatte sie Cal getroffen und sie wusste von diesem Zeitpunkt an: Es gibt nicht nur Ausserirdische, es gibt auch Starfleetcaptains, die ein bischen dämlich sind.
Was sie wieder an Nigel bald-Fox-im-Moment-noch-Baily , ihren Assistenten und bald-Ehemann erinnerte.
Dieser tauchte gerade im Zelt auf, brachte eine Kanne Kaffee und lächelte in die Runde: „Kleine Stärkung gefällig?“

Das musste sie Nigel lassen – er wusste, wann, wie und wo er die richtigen Sachen zu sagen hatte. Meistens tat er dies allerdings nur, wenn er in einer Umgebung agierte, die ihm angenehm war. Forschungsreisen beispielsweise, die nichts damit zu tun hatten, dass man vor Feinden davonlaufen musste, hatten den angenehmen Einfluss auf ihn, dass sein Hirn nicht in den Panik-Modus schaltete.

„Danke, Nigel“, lächelten beide Frauen ihn an, hielten ihm jeweils eine Tasse hin und warteten darauf, dass die braune Flüssigkeit in die dafür vorgesehen Gefäße gefüllt wurde, wo sie dann vor sich hin dampfte.
Lara blickte zu ihr herüber: „Dein Assistent ist sehr aufmerksam. Behandel ihn gut oder ich stell ihn ein.“
Irgendwie hatte sie gerade noch vor, etwas zu erwidern, als sie bemerkte, wie rot der Brite wurde und ein „V… vielleicht sollten wir uns doch wieder den Hieroglyphen widmen“ von sich gab.
Ach Nigel, die gute Seele.
Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und beugte sich dann über die Fotografien, die inzwischen ausgedruckt auf dem Tisch lagen.
Sich eine Strähne ihres langen, dunklen Haares aus dem Sichtfeld wischend und hinter das Ohr steckend ließ sie ihre Augen über die Fotos gleiten.

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Es war schon eine atemberaubende Aussicht, die Tony da grüßte und er wäre unter normalen Umständen wirklich der Letzte, der sich beschweren würde, dass über ihm Lara, Sydney und natürlich Ziva kletterten – in diesem Moment fragte er sich allerdings, ob die drei Grazien nicht schneller klettern konnten und ob dieses Gewackel dabei wirklich sein musste. Das Gewackel – also die Bewegung des Hinterteils – war etwas, das ihn momentan wirklich störte.

Fasziniert war er dabei jedoch von der erstaunlichen Fertigkeit, mit der es die drei Frauen schafften, ihre vom Meerwasser und Schweiß befeuchteten Luxuskörper recht schnell zu bewegen. Schnell, das waren sie. Schneller – das wäre allerdings noch besser. Dabei war es eigentlich nur ein Deck, das sie zu überspringen hatten. Dennoch sah der Halbitaliener vor seinem inneren Auge, wie Metallschotten brachen und Meerwasser eindrang – wobei ihm Sydney gesagt hatte, dass dies eigentlich nicht passieren konnte.
„Nein, Tony, denk nicht daran, was sein könnte , denke daran, was ist .“, dachte er sich in Gedanken und hörte weiter zu.
Selbst das Leitersteigen schien Sydney nichts auszumachen, als sie weitererzählte.


„Das ist eindeutig das Auge des Ra.“, meinte die Relic Huntress und deutete auf das Foto, das vor ihr lag. Tatsächlich war auf dem Bild das zu sehen, was man allgemein als „Auge des Ra“ bezeichnete – ein Bildnis eines Auges auf etwas, das man eventuell als A mit einem extrem langen und geschwungenen Anstrich und einem sehr kurzen, gerade nach unten reichenden Abstrich bezeichnen konnte – oder als Schuh mit leichtem Absatz.
Irgendwie hatte ihr der Gedanke, dass das Auge des Ra auf einem, mit der Spitze nach links deutenden Schuh mit leichtem Absatz stand, schon als Kind gefallen.
Diese Hieroglyphe grüßte sie also auch hier wieder und eigentlich verwunderte es Syd nicht – schließlich war Ra sowas wie der oberste Gott der Ägypter.
Interessanter war es, als sich Nigel mit einem „Okay, die Ausgrabungsstelle können wir vergessen“ zu Wort meldete. Syd richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, auch Lara hob den Kopf und beide Frauen blickten den Mann mit der Kaffeekanne an: „Wie genau meinst Du das?“
„Hier.“, sagte Brite, deutete mit der freien Hand auf ein Foto, ergriff es und reichte es dann Sydney: „Hier – das ist deutlich ein Bild des Palastes von Agrabah.“
„Agrabah?“, Lara war überrascht und auch Sydney konnte spüren, wie dieses Gefühl in ihr hochkam, „So wie in Aladdin?“
„ja.“, nickte Nigel bestätigend und Sydney seufzte: „Ich glaube, wir sind verkohlt worden.“



Quietschend öffnete sich das Jeffriesröhrenschott und Lara Croft schwang ihre langen Beine aus der entstandenen Öffnung. Elegant entstieg sie der Röhre, reichte der hinter ihr herauskommenden Sydney Fox die Hand und half ihr, ehe sie die gleiche Prozedur bei Ziva und Tony vollführte.
Der Halbitaliener blickte die hübsche Hawaiianerin ein wenig verblüfft an: „Aber ihr seid ja hier.“
„Ja“, nickte Sydney und machte sich auf den Weg: „Weil wir nachher noch einmal genauer nachgesehen haben. Es fanden sich noch Schriftzeichen unter den Wandzeichnungen – eine Geschichte eines großen Krieges zweier Nationen.
Sie stoppte, blickte zu Tony und Ziva und begann, zu rezitieren: „ Während der Zeit des Pharaos Mehrenre versuchten mehrere Besucher auf einem fliegenden Teppich die Stadt einzunehmen. Dies erzürnte die Götter. Mehrenre verbündete sich mit Ra, Aknemkanon mit Apophis. Für Apophis opferte Aknemkanon das Dorf El Kurna. Für Ra opferte Mehrenre seine Regentschaft, der Aknemkanons Opfer zusammen mit Apophis annahm und Aknemkanon mit der Regentschaft, sowie den Milleniumsgegenständen belohnte.“
„Milleniumsgegenstände?“
Tony hob die Augenbrauen, blickte zu Ziva: „Kommt dir das nicht bekannt vor? Hat nicht Daniel uns irgendwas von Duel-Monsters und Milleniumsgegenständen erzählt?“
Ziva nickte: „Ja. Da war was. Irgendwas über einen Jungen – den Jungen, den wir auch im Hotel getroffen haben… dieser Yugi…“
„Muto?“, hob nun Lara, die während der ganzen Reise durch das Föderationsschiff nicht einmal an der Diskussion partizipiert hatte – was sich zugegebenermaßen, ob der Geschichte Sydney Fox’s als relativ kompliziert erwiesen hätte – zum ersten Mal die Stimme und sah zu den beiden NCIS-Agenten, „Yugi Muto ist in Ägypten?“
„Ja.“
Die Zustimmung kam von Ziva, die nickte und kurz überlegend den Kopf neigte: „Ich glaube, er ist mit Thea Gardner auf Hochzeitsreise.“
Dann blickte sie wieder zu Sydney und Lara: „Wieso, kennt ihr ihn?“
„Wir haben nur von ihm gehört – er soll angeblich von einem der Milleniumsgegenstände des Aknemkanon übernommen worden sein.“, meinte die Tomb Raiderin, ehe sie den Kopf schüttelte:  „Aber – das sind vermutlich nur Legenden.“
„Und der fliegende Teppich in der Geschichte?“, fragte nun Tony, der kurz zu Sydney und Lara blickte, sich dann aber auf Ziva konzentrierte: „Zusammen in Kombination mit der Erwähnung von Agrabah bleibt doch nur die Vermutung, dass die Geschehnisse im Film Aladdin recht real wiedergegeben wurden, oder?“
„Irrealer als ein Föderationsschiff, in dem wir hier stehen, ist das auch nicht.“, meinte die Israeli und zuckte mit den Schultern, „Also – zur Krankenstation geht es gerade aus. Danach gehen wir zur Brücke, okay?“
Sydney nickte.

Ziva David hätte nie gedacht, dass sie noch einmal die Krankenstation der USS DRAGONFLY NCC 0815-A betreten würde – aber sie war da. Und es hatte sich so gut wie nichts geändert. Zwar wirkte das gesamte Schiff ein wenig angeschlagen und auch hier waren einige Konsolen geborsten, die Decke hatte sich teilweise verselbstständigt und war heruntergekracht und das komplette Schiff als solches war anscheinend zu einem Paradies für Spinnen geworden – nach den entsprechenden Weben zu urteilen – aber man konnte das Lazarett als solches erkennen. Und dann sah sie die merkwürdige Modifikation. Zwei der Biobetten waren mit seltsamen, halbröhrenartigen Aufbauten versehen worden, von denen Kabel zu einem Computer liefen. Welchen Zweck mochten diese Gerätschaften wohl haben?
Und ehe sie begriff, was geschehen war, hatte sie ein „Schaut mal“ von sich gegeben und war auf die Röhren zugetreten.
„Geh da lieber nicht so nah dran!“, hörte sie die Ermahnung von Tony und schaute kurz zu ihm, ehe sie den Kopf schüttelte. Es waren nur noch zwei Meter, die sie von den Röhren trennte, noch ein paar Schritte, die sie vorsichtig auf die Dinger zutrat und…

„Geh da lieber nicht so nah dran!“
Es war Tony bewusst, dass er seine Ziva da gerade ein wenig gängelte, aber er wollte verdammt sein, wenn ihr hier – etliche Meter unter dem Meer etwas zustieß. Wo käme er denn da hin?
Doch da hatte die attraktive Israeli schon eines der Dinger erreicht und war einen Schritt zurückgetreten und ein erschrockenes „tinneph“ ausgestoßen.
Tony hob den Blick. Dieses Wort kannte er gar nicht – und irgendwie gefiel ihm die Konnotation noch weniger. Ehe er realisiert hatte, was geschehen war, stand er neben Ziva und legte ihr die Hand auf die Schulter: „Was ist?“
„Ich hab mich nur kurz erschrocken.“, sagte sie und trat erneut auf das Ding zu, das da auf dem Biobett der Krankenstation war. Und als Tony ihrem Blick folgte, erkannte er, warum sie sich erschrocken hatte.
„SCHEISSE!“, fluchte er – nicht unbedingt Gentlemenlike – und deutete auf das Ding.
Lara trat ebenfalls darauf zu, blickte hinein und wandte sich dann an die beiden NCIS-Agenten: „Eine Stasisröhre. Kein Grund, alarmiert zu sein.“
„Ja – aber da drin liegt…“, setzte Tony an und blickte dann zu Sydney, die einen Blick in die andere Röhre warf: „Hier liegt Agatha drin.“
Damit aktivierte sie ihr Funkgerät: „Zip? Nigel? Wir haben Cal und Agatha gefunden.“
„Verstanden.“, erklang die Stimme des Briten aus dem Funkgerät, „Meint Ihr, dass Ihr die beiden Dornröschen aus ihrem Schlummer erwecken könntet?“
Lara blickte nachdenklich zuerst auf die Stasisröhre des Captain, dann auf die der XO.
„Lieber kein Risiko eingehen. Wir sollten erst einen der beiden erwecken.“
„Und wen?“, fragte nun die Relic Huntress, die gerade aus dem Büro des Doktors kam.

Das war in der Tat eine verdammt gute Frage, fand Ziva. Wer von beiden sollte geweckt, wer von beiden sollte dazu verdammt sein, das Versuchskaninchen zu spielen?
So rein von der Logik her betrachtet, wäre die Wahl klar – man müsste Cal „auftauen“, schließlich war er der Captain und sollte über die notwendigen Kommandocodes verfügen. Andererseits sprach man hier von Cal , dem Typen, der schon mehrmals nicht nur einfache Böcke, sondern mindestens Zwölf- bis Einhundertachtungfünfzig-Ender geschossen hatte. Also wäre die wirklich logische Alternative Agatha. Andererseits – wenn was schiefging, sollte man dann nicht jemanden, der wirklich Ahnung hätte, in Reserve halten? Und was war mit Cals ureigenem Gedankengang, den er Ziva irgendwann einmal nach der Phaserbetäubung in der Disco offenbart hatte: „Wenn unter meiner Aufsicht eine Frau verletzt, betäubt oder getötet wird, habe ich das Gefühl, versagt zu haben.“
Also sollte man doch Agatha auftauen und ihn noch ein wenig schlafen lassen? Was aber, wenn der „Auftauprozess“ fehlschlug und Agatha in diesem Prozess ihr Leben lies? Das würde sich nun wiederrum Cal nicht verzeihen können.

Die hübsche Israeli blickte auf und lächelte: „Ich habs – lasst uns das ganze so entscheiden, wie es Cal vermutlich auch entschieden hätte. Schließlich geht es hier dabei um den Captain und ich glaube, das wäre in seinem Sinne.“
Kurz blickten Tony, Sydney und Lara sie nachdenklich an, nickten dann aber.
„Gut.“, meinte Ziva und schluss kurz die Augen.

Tony sah, wie die Augenlider Zivas über ihre Augen glitten – kurz davor rollten sich die Augenbälle der Israeli nach oben. Dann holte sie Luft, ihr Brustkob hob und senkte sich einmal, sie presste die Lippen aufeinander und deutete dann auf die Stasiskapsel Cals.
„Ri-Ra-Rutsch“, begann sie einen alten Abzählreim und deutete je nach Silbe entweder auf Cals Kapsel oder auf die seiner XO, „Wir fahren mit der Kutsch, doch wie dumm die Kutsch fällt um, drum Ri-ra-rutsch bist du futsch.“
Ja – das wäre in der Tat eine Möglichkeit der Entscheidungsfindung gewesen, die dem Captain würdig war. Ziva öffnete die Augen und schaute auf ihren Finger – ihren Finger, der nun das Schicksal dieser einen Person in der Stasiskapsel besiegelt hatte.
Es war die Kapsel Cals.
„Gut“, sagte Lara und krämpelte die Ärmel ihres Neoprenanzuges hoch, „Dann wollen wir doch mal.“

Ziva und Tony hatten die Vorbereitungszeit, die Lara und Sydney für den Auftauprozess brauchten, genutzt und sich weiter auf der DRAGONFLY umgesehen.
Was auch immer geschehen war – dieses Schiff hatte einen ordentlichen Tritt in den Hintern bekommen, soviel stand mal fest.
„Keine Leichen.“, bemerkte Ziva, als sie ihren Blick über das Chaos im Korridor schweifen ließ. Tony konnte nicht anders, als zustimmen. Das Schiff lag in beinahe absoluter Dunkelheit da, nur einige Notlampen versahen – vermutlich seit etlichen Jahrtausenden – ihren Dienst und der Halbitaliener stellte wieder einmal fest, wie effizient so ein Föderationsschiff doch war. Wenn die DRAGONFLY seit etlichen Millenia unter dem Meer von Dubai geschlafen hatte und dennoch die Notbeleuchtung funktionierte, dann konnte man nicht anders als davor den architektonischen Hut zu ziehen.
Wie konnte man das Schiff überhaupt solange mit Energie versorgen? Irgendwas kam ihm an der Sache komisch vor – quasi so, als wäre die DRAGONFLY ein besonders saftiger Köder, den man ihnen vorgesetzt hatte. Aber wer, wie und weswegen?
Die Protagonisten dieser ganzen Aktion waren ihm nicht geläufig.
Ob Lara und Sydney mit da drin steckten?
„Now you’re reaching, DiNozzo“, schalt er sich im Geiste, „Nun greifst Du nach Strohhalmen.“
Andererseits betrachtet – so abwegig war die Theorie gar nicht.
Dann bebte die DRAGONFLY . Tony und Ziva blickten einander an: „Das kam aus der Krankenstation.“

Als sie das Lazarett erreicht hatten, war die Stasiskapsel Cals schon geöffnet, Sydney und Lara standen neben einer Konsole, zwischen ihnen der Sternenflottencaptain, der gerade ein bisschen verwirrt dreinblickte.
„Tschulligung, ich glaube, ich habe gerade den falschen Knopf gedrückt.“, murmelte er und blickte zerknirscht erst zu Lara, dann zu Syd.
„Den falschen Knopf gedrückt?“, fragte die Relic Huntress und man konnte ihrer Stimme deutlich anmerken, dass sie nicht gerade amüsiert war: „Cal, du hast beinahe das Meer verdampft. Wie gut, dass es nur eine kleine Wasserexplosion war – das gibt noch nicht mal einen Tsunami. “
„Jaaaaa“, machte Cal und warf beide Arme in die Luft, „Hey, verbringt ihr mal zigtausend Jahre in Stasis und seid danach gezwungen, den Login-Button zu treffen.“
Tony räusperte sich und der Sternenflottencaptain wandte sich um: „Wat machst Du denn hier? Ich denk, du bist in Washington.“
„Wir suchen dich.“, erklärte nun Ziva, was vom Captain mit einem „Ach, Du auch hier? Schön dich zu sehen“ kommentiert wurde, ehe Sydney ihn bei den Schultern packte, zu sich herumdrehte und ihm in die Augen starrte: „Cal – konzentrier dich. Wir wollen deine XO erwecken und das Schiff starten – wie können wir das tun?“
„Verdammt, was weiß ich denn?“, fragte er und schüttelte den Kopf, ehe er auf selbigen zeigte: „Hier drin is gerade alles durcheinander.“
Sydney nickte, blickte an ihm vorbei zu Lara, die ebenfalls nickte. Dann schaute sie ihm wieder in die Augen: „Cal?“
Der Captain blickte sie an und jähe Erkenntnis war in seinem Gesicht zu lesen: „Ja, gut, tu was du tun musst.“
Er gab er einen kleinen Schmerzlaut von sich, wandte sich an Lara und schüttelte den Kopf: „Hypospray war wohl aus, hm?“, ehe er nach hinten, in die Arme der Tomb Raiderin sank.

Ziva schüttelte den Kopf. Wieso war ihr klar, dass es wieder zu so etwas kommen würde? Vermutlich hatte man den Captain gerade…
„Nur ein einfaches Wahrheitsserum – er hat keine Schmerzen.“, sagte Lara in dem Moment und beinahe war Ziva geneigt, die Arme in die Luft zu werfen und lauthals ein „Ich habs doch gleich gewusst“ zu rufen. Irgendwie hatte sie es gewusst, sie hatte gewusst, dass die beiden Frauen so einen Schritt machen würden, wenn sich andere Möglichkeiten als Alternativlos herausstellten. Und irgendwie konnte die hübsche Israeli ihnen da auch keinen Strick draus drehen und keinen Vorwurf machen – im Gegenteil, sie fragte sich, warum sie diese Methode nicht schon bei Cals erstem Verhör verwendet hatte. Oder noch besser – gleich den Trigger, das Erdbeerhalbgefrohrene?
Aber dem Captain zuzusehen, wie er auf das Biobett getragen wurde und seine Augen leicht glasig wurden, um sich hinter Augenlidern, die auf Halbmast hingen, zu verstecken, wie seine Lippen ein deutlich sichtbares, nicht wirklich sonderlich intelligentes Lächeln formten, das war schon etwas, das sie daran erinnerte, wie lustig das alles war – der Typ auf dem Biobett war der Captain eines Raumschiffes.
„Cal?“, erklang nun die Stimme von Sydney und der Angesprochene wandte seinen Kopf langsam, unendlich langsam, ihr zu. „Mhm?“, atmete er schläfrig und als Ziva nähertrat, sah sie, dass der Offizier versuchte, Sydney mit den Augen zu fokussieren. Stattdessen sah es aus, als habe er einen leichten Silberblick.
„Wie können wir Agatha aus der Stasis befreien?“
„Agatha?“, war die schläfrige Gegenfrage des Kommandanten und Ziva konnte sehen, wie Lara ihre Fäuste ballte. Das konnte die Israeli nun sehr gut verstehen, schließlich wollte sie hier ebenfalls schnell raus, beziehungsweise das Schiff flottmachen.
„Ja“, lächelte die hübsche Hawaiianerin und legte eine Hand auf seinen Schopf, um ihn beruhigend zu streicheln, „Deine XO ist in Stasis. Wie kriegen wir sie da wieder raus?“
Kurz schien der Captain zu überlegen, schloss erst ein Auge, dann das zweite, öffnete das erste wieder, schüttelte den Kopf und seufzte dann einmal: „Was habt ihr mir da gegeben? Ich hab Wasser in der Birne.“
„Ganz ruhig, Cal.“, erklang nun der britsche Dialekt von Lara, „Das war ein Wahrheitsserum. Wir müssen wirklich unbedingt wissen, wie wir Agatha aus der Röhre kriegen.“
Kurz überlegte Cal wieder, dann fuhr er mit einem lauten „AGATHA!“ auf – die Augen weit aufgerissen, schien vollkommen da zu sein – ehe die Augenlider wieder auf Halbmast sanken und er zurück ins Bett sackte. Kurz atmete er durch, dann schien ihm etwas einzufallen.
Die Antwort wurde mit beinahe unendlicher Langsamkeit gesprochen, wobei sich allerdings – das muss man der Fairnesshalber dabei sagen – der Ruhrgebietsduktus aufgelöst hatte und durch eine sehr britsche Sprechweise abgelöst wurden war.
„Die Kombination für die Röhre ist 3478 – 912 – 555 – 0815.“
Lara nickte, trat an die Stasiskapsel heran und gab die Kombination ein.
„Danke, Cal.“,lächelte Sydney, „Schlaf jetzt noch ein bischen.“
Cal erwiderte ihr Lächeln, die Augenlider sanken noch tiefer…
„Oh!“, machte er plötzlich, riss die Augen wieder auf und blickte zu Sydney: „Ich kann … kann nicht schlafen. Ich und Agatha sind… wir ergänzen… er…gän…zen…“
Und dann war er doch eingeschlafen.
„Was hat er gemeint?“, fragte Sydney.
Lara zuckte mit den Schultern: „Wecken wir erst einmal Agatha und besprechen den Rest dann.“
Doch Ziva konnte sich nicht helfen.
‚Wir ergänzen?’, wiederholte sie die Frage im Geiste und nickte. Klar – das würde wieder passen. Er meinte, dass die beiden sich ergänzten, also Cal und Agatha.
Aber weswegen hatte er das gesagt? Zumindest in diesem Augenblick? Und was meinte er mit „Er könne jetzt nicht schlafen.“?
Warum war es denn so wichtig, darauf hinzuweisen, was sowieso jeder wusste, nämlich das Agatha und Cal ein Paar – und zwar das Perfekte Paar – waren?
Weswegen sollte er darauf hinweisen, wenn nicht…
Ziva riss die Augen auf.
„Lara!“, rief sie, „vor…“
Weiter kam sie nicht.
TBC



Kapitel 21.4

„Dann komm mal hoch, McGee.“, dachte sich der Special Agent, als die Explosion den Komplex erschüttert hatte und er zu Boden gegangen war, „Sehr guter Witz, Boss.“
Aber, wo wir gerade mal dabei waren – wie kam sein Boss überhaupt hierher, um diesen Witz zu reißen, der zu dem Zeitpunkt vor der Explosion, also dem Zeitpunkt, als Gibbs dies gesagt hatte, ja strenggenommen noch gar kein Witz gewesen war.
Was eigentlich interessanter war:  wo war er hier?
Und was noch VIEL interessanter war: Wo war Jessica?
Den Befehl, den die schöne Frau da brüllte, verstand er im ersten Moment nicht, aber es war ihm auch egal. Es war ihm egal, dass Gibbs zugegen war, es war ihm egal, dass dort ein alter Mann auf dem Boden lag, der eine starke Ähnlichkeit mit Cal hatte, es war ihm egal, dass er nicht wusste, wie er hierherkam und so dieses „hier“ überhaupt lag. Vermutlich irgendwo nahe der schönen italienischen Stadt „Flagranti“, wo ja immer wieder Pärchen erwischt werden, das übrigens an der Schweizerisch/Italienischen Grenze liegen musste, gleich neben dem schweizer Ort „Sicht“, wo erstens immer wieder gutes Wetter und zweitens immer wieder Land war.
Gedanklich sah er sich schon in einem Komplex, der in einen Berg gehauen war und der nur von einer Straße erreicht werden konnte. Wenn er dieser folgte, landete er in einem Bergdorf, in dem ihm ein paar Eidgenossen begrüßten.
Das war natürlich Blödsinn.
Zwar konnte er sich vorstellen, nach seiner Betäubung einmal rund um die Welt geschippert zu sein, allerdings dann doch nicht. Und das brachte ihn wieder zu der Frage: Wo war er? Wie war er? Wer war er? War er tatsächlich wieder „Special Agent McGee“ – a.k.a. der Mann ohne Permamnesie? Der sich aufrappelnde Gibbs sprach eindeutig dafür.
Dies wiederrum bedeutete, dass die Hochzeit mit Jessica ins Reich der Fantasie zu bannen war.
Und hier konnte McGee nicht umherkommen, diesen Satz gedanklich mit einem dicken, fetten Leider zu versehen, das nicht nur neonrot war, sondern auch noch pink blinkte.
Er wäre es gerne – er wäre gerne Mister Timothy Hansen. Denn auch, wenn das ganze nur eine Fantasie war, so war dies doch einer der schönsten Träume, den er je gehabt hatte.
Aber – die Frau hatte existiert. Wenn sie existierte – wo war sie?

Gibbs wandte sich an ihn: „Bist Du in Ordnung?“
Das war so mit eine der dämlichsten Fragen, die man stellen konnte – und manchmal hatte auch sein Chef ein Talent dafür, extrem sinnlose Fragen zu stellen. Natürlich war er nicht in Ordnung – er hatte gerade eine Traumhochzeit gehabt, die leider tatsächlich nur ein Traum gewesen war, aber zum Glück ohne Moderatorin stattfand.
Dennoch nickte er – schließlich konnte man Gibbs die Frage als solches nicht verübeln – machte sich aber dann daran, die Realität genauer zu betrachten und nach jemandem zu suchen.
Nach Jessica, nämlich.
Seiner Borg, seiner Three-of-Five.
„Suchen Sie jemanden, Special Agent?“
McGee hob den Blick, sah in die grau-grün-braunen Augen der Frau, die sich da über ihn beugte und nickte dann:  „Ich suche… meine Frau.“
„Deine WAS?“

Ja, die Reaktion von Gibbs hatte er durchaus verstehen können. Schließlich war der Special Agent, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten, nicht im Hafen der Ehe gewesen und – eigentlich war er es auch jetzt nicht. Die nächsten Worte, nämlich die der Frau mit den grau-grün-braunen Augen, verblüfften ihn dann wieder:   „Sie meinen Airman Hansen? Warten Sie, ich bring sie zu ihr.“

Ihn bei der Hand greifend, eilte sie los und McGee folgte, wobei er immer mehr ein Gespür für die Größe der Einrichtung bekam und für die Schäden, die die Explosion verursacht hatte. Deckenmaterial war heruntergekommen, von irgendwo rauchte und qualmte es und das Gebäude als solches schien sich plötzlich in einem Todeskampf zu winden.
„Was ist hier eigentlich passiert?“, fragte er und seine Begleiterin blickte ihn an: „Dafür haben wir keine Zeit. Möchten Sie Airman Hansen retten oder nicht?“
„Ist das eine Fangfrage?“
„gut.“, machte die Frau und eilte weiter. Hoffentlich erreichten sie Jessica noch rechtzeitig.
McGee konnte es  spüren – sein Herz pumpte, sein Hirn gab ihm den Befehl schneller zu werden, sich zu beeilen, bald konnte es zu spät…

Sie erreichten einen Raum, in dem sich zwei dieser komischen Liegen befanden. An eine war Daniel Jackson geschnallt, den die Frau, die ihn – McGee – begleitet hatte, mit einem fast schon liebevollen Blick anschaute und sich dann zu ihm wandte: „Sein Geist ist so voller Wissen. Ich stehe auf kluge Männer.“
„Irgendwie interessiert mich das gerade nicht.“, meinte McGee und er konnte sich nicht helfen – eine Spur Schnippischkeit lag in seiner Stimme. Ob das jetzt so clever war, wusste er nicht,aber wenn er ehrlich zu sich selbst war – auch das war ihm egal. Er musste Jessica hier herausholen.
Und diese Jessica lag – ebenfalls angeschnallt – auf einer weiteren Liege.
Schnell trat McGee auf sie zu, legte eine Hand auf ihre Wange – wie kalt sich diese anfühlte – und warf einen kurzen Blick auf die ruhigen, ernsten Gesichtszüge, die gerade beinahe etwas Engelhaftes hatten.
„Klinken Sie sie aus.“, sagte der Computerexperte, doch es kam keine Antwort.
McGee drehte sich um: „Ich sagte: klin…“
Weiter kam er nicht, da ihn in diesem Moment die Frau am Kragen gepackt hatte und ihre Faust mit voller Wucht an dem empfindlichen Nerv seines Kinns parkte. Der Computerexperte merkte noch, wie er durch den Schlag angetrieben nach hinten fiel, mit dem Kopf auf Jessicas Bauch landete, dann wurde es dunkel um ihn.

Das heißt – nicht so ganz.
Hin und wieder merkte er, wie er kurz den Kampf gegen die Ohnmacht, die der Kinnhaken ihm gebracht hatte, gewann, sah die Frau an einer Tastatur stehen, die mit einem Computer verbunden war, von dem aus Kabel zu den jeweiligen Liegen reichten, hörte das schläfrige Stöhnen Daniels, dann wurde es wieder kurzzeitig Dunkel um ihn. Erneut blinzelte er, wurde wieder ein wenig reger, als er merkte, wie diese Frau – eigentlich eine sehr zierliche Person – ihn griff und ohne große Schwierigkeiten in die Liege verfrachtete, auf der gerade noch Daniel gewesen war.
„Süße Träume, McGee.“, hörte er die Stimme der Frau, blinzelte nochmal und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Das träumte er doch, oder? Die Frau sah plötzlich nach allem aus, nur nicht nach Frau – das heißt: Der Körper war schon weiblich und wohlproportioniert, aber der Kopf erinnerte ihn an eine Katze.
„Das Träume ich.“, murmelte er, als die Katzenfrau eine Taste auf der Tastatur drückte.
Und dann wurde es wieder dunkel um ihn.


Timothy McGee sah sich um.
Verdammt, es war wirklich sehr dunkel um ihn.
„Hier isses dunkel, wie in einem Bärenarsch“ – vermutlich hätten entweder Tony, Ziva oder gar Cal diesen Satz gebracht – und es traf zu, wenngleich er noch nie in einem solchen gesteckt hatte, was er bei Tony und Ziva ebenfalls zu verneinen bereit wäre. Bei Cal? Nicht so ganz.

Aber hier war es wirklich stockdunkel und der Computerexperte fragte sich, wo er gerade wohl sein mochte. Dann spürte er eine Berührung – und erschauderte. Es war nicht so, dass jemand seinen Körper angelangt hätte, sondern vielmehr seinen Geist. Und er kannte diese Sanftheit, die dieser Berührung innewohnte. Er war mit dem Geist von Jessica Hanson verbunden. Seiner Three-of-Five.

„ Wenn das mal nicht Ironie ist, Timmy. “, ‚hörte’ er den Geist Jessis lachen, „ Oder lieber sowas wie eine selbsterfüllende Prophezeihung? Du bist zusammen mit einer Frau, die fast wie eine Borg aussieht und heißt in einer Art Unimatrix gefangen? “
Da hatte die Frau recht – das musste er ihr wirklich zweifellos lassen. Die Sache war viel zu … abgedreht. Und dennoch war ihm auf eigentümliche Weise nicht nach nur Angst zu Mute, sondern mehr nach einer Mischung aus Lachen vor Glück und Weinen, weil er nicht wusste, wie es nun weitergehen würde.
Er holte tief Luft – zumindest hatte er das Gefühl genau das zu tun – und sagte etwas, das er eigentlich, seinen ganzen Traum, schon hatte sagen wollen: „Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit, Jessica Hanson.“

Kurz wart es Stille im gedanklichen Netz zwischen ihr und ihm, doch dann hörte er sie lachen.
„Hochzeit, Timmy?“
„Ja, ich habe geträumt, wir hätten geheiratet.“
Erneut die sanfte Berührung, erneut eine Art des Umschmeichelt- oder Umspieltwerdens, das Gefühl einer geistigen Vereinigung – dann die sanfte Stimme Jessicas: „Ich auch. Ich hatte auch geträumt, wir hätten geheiratet, aber – ich hatte geträumt, dass fünf Monate vergangen wären und ich eine Art „Permanente Amnesie“ gehabt hätte.“

Gefangen in der Dunkelheit, hatte McGee nur den Wunsch, Jessica in den Arm zu nehmen, sie zu küssen und zu beruhigen – aber es gelang ihm nicht. Gerade jetzt fuhr ihm durch den Kopf, dass sie das selbe geträumt hatte, wie er – nicht nur „etwas ähnliches“, sondern – offenbar – genau das selbe.
„Jessica, kannst Du mir deinen Traum genauer beschreiben?“
Kurze Stille.
Jessi schien zu überlegen.
„Wir… wir waren im Adams House und…“
Dann blitzte es grell.
McGee spürte, wie sengendheiße Pein durch seinen Körper gellte.

Einen Todesschrei ausstoßend fuhr Tim McGee hoch und schaute in die eisblauen Augen Gibbs, der – eine rauchende Waffe in der Hand – vor ihm stand und ihn anblickte: “Kann man dich nicht eine Minute allein lassen?”
Trotz seines ernsten Gesichtsausdruckes – aber den trug Gibbs ja eigentlich immer spazieren – konnte McGee in der Stimme seines Bosses ein gewisses Amüsement feststellen.
Schnell machte sich der Computergeek von den Fesseln los: und schaute ihn an: „Beim nächsten Mal kannst Du dir gerne an meiner Stelle von Catwoman einen Kinnhaken verpassen lassen.“
Damit hüpfte er von der Liege und trat zu Jessicas herüber. Sanft tastete er nach ihrem Puls und atmete erleichtert durch. Er war noch da.
„Jessi?“, fragte er, legte behutsam eine Hand auf ihre Wange und streichelte sie, ehe er mit der anderen Hand nach ihrer Hand griff: „Jessi? Komm bitte zu dir.“
Keine Reaktion.
Hinter ihm räusperte sich Gibbs: „Ich will ja nicht drängen…“
„Dann tu es auch nicht.“, fuhr McGee herum und konnte nicht verhindern, dass seine Augen sich zu Schlitzen verengten: „Ich werde Jessica retten und sie nicht so sterben lassen, wie seinerzeit Laura!“
Kurz spürte er einen leichten Stich in seinem Herzen, als er sich an den sinnlosen Tod seiner Fanficautorenkollegin erinnerte und merkte, wie er die Hände mental schon zu Fäusten ballte, falls er sich hier gegen Gibbs durchsetzen musste. Doch die eisblauen Augen des Bosses blieben ruhig auf ihn gerichtet. Er nickte.
„Tu das. Ich halt dir den Rücken frei.“
Damit hob er die Pistole und eilte zur Tür. Erst jetzt fiel McGee auf, dass der Monitor des Computers ein veritables Loch aufwies und fragte sich, ob Gibbs die Trennung von McGee und Maschine durch den guten, alten Metallfinger vollzogen hatte.

Und wenn Gibbs dies getan hatte, was war dann mit Jessica?
Erneut pumpte sein Herz schneller, er wandte sich zu der immer noch regungslosen Brünette auf der Liege um, griff nach ihrer Hand und streichelte sie.
„Bitte, Jessi. Bitte komm wieder zu dir.“
Und dann – obwohl er sie, realistisch gesehen, nur gerade einmal 5 Stunden lang kannte, tat er etwas, für das Andere Monate brauchen.
Er beugte sich vor und küsste ihre vollen Lippen.

War es, weil er dachte, das was im Märchen recht, in der Realität billig war? War es, weil er keine Andere Möglichkeit kannte, da Gibbs den Monitor zerschossen hatte?
Er wusste es nicht, er wusste nur, dass er auf sein Herz hörte und mit einem „Here goes nothing“ seine Lippen auf die ihren brachte.
Er hatte auch keine Ahnung, wie lang er dies tat, er wusste nur, dass die hübsche Brünette unter ihm plötzlich sehr lebendig wurde, seinen Oberkörper griff, ihn festhielt und sich erst dann von ihm löste, als er deutlich den Sauerstoffmangel merkte.
Benommen richtete er sich auf, atmete einmal durch, schnallte sie ab und meinte: „Das war…“
„Wow?“, hörte er die amüsierte Stimme von Gibbs, der sich wieder umgedreht hatte und Jessica die Pistole zuwarf, welche sie routiniert auffing, auf Ladung kontrollierte und dann entsicherte. Sie blickte zu McGee und Gibbs: „Na los , Ladies, setzt euch in Bewegung.“


Während McGee rannte und immer wieder zu Jessica blickte, stellte er fest, dass dieser ganze Komplex ein ziemliches Gewirr aus Korridoren war. Hatte er eigentlich gedacht, dass er – als er auf der Suche nach Jessi gewesen war – einen ungefähren Grundriss des Gebäudes verstanden hatte… jetzt war er sich da nicht mehr so sicher.
Und auch Gibbs, genauso wie Jessica selber, schienen relativ planlos. Das konnte ja noch heiter werden.



TBC

CaptainCalvinCat:
Kapitel 21.5
Die Frage, die sich gerade wirklich stellte war so einfach, wie erschreckend: Hatte er gerade das Ende der Welt erlebt? Hatte da gerade ein Schiff, das aussah wie zwei kristalline Seesterne, die mit einander korpulieren, einen Schuss auf die Erde abgegeben, der diese schlicht und ergreifend… ja was?
Zerblastert hatte? Desintegriert? Gesprengt?
Für diese Situation fehlten ihm schlicht und ergreifend die Verben – und das will schon eine Menge heißen, wenn dies ein Anthropologe denkt, dessen bester Freund ein Ausserirdischer mit einem goldenen Tattoo auf der Stirn und einem Wurm im Bauch ist.
Wobei – wenn wir fair sein wollen – das mit dem Wurm auch nicht mehr stimmte. Teal’C war seinen Symbionten schon vor etlichen Jahren losgeworden, als Zeichen seiner Freiheit von den „falschen Göttern“.

Und in dem Moment, in dem er feststellte, dass dies hier, jetzt, heute definitiv der falsche Moment war, um sich über die Semantik der unterschiedlichen Zerstörungsarten der Erde – auch gerne liebevoll „Terra Firma“ genannt – Gedanken zu machen, war Sam Carter auch schon an ihm vorbeigelaufen, um zur Brücke zu kommen. Daniel musste gar nicht großartig darüber nachdenken – er folgte ihr.  Kaum, dass sie den Turbolift erreicht hatten, schloss sich die Tür und Sam räusperte sich: „Brücke.“

Das Kommandozentrum der USS DRAGONFLY lag in rötlicher Färbung da. Dies könnte damit zusammenhängen, dass das Schiff gerade eben, kaum, dass Daniel und Sam die Brücke betreten hatten, auf Alarmstufe Rot gesprungen war.
Oberste Alarmstufe – oder, wie man im SGC sagte: Defcon 1.
Man war bereit, sich zu verteidigen.
„Bericht?“, erklang die Stimme Jill Menacers, die gerade aus ihrem Bereitschaftsraum kam.
Und erst jetzt sah Daniel, dass Jack O’Neill tatsächlich eine senfgelbe Starfleetuniform trug, drei Rangpins sein eigen nannte, die ihn als Commander auswiesen – ziemliche Degradierung, wieder Anthropologe fand, aber gut okay -  und einen Blick auf die taktische Konsole warf. Er hob den Kopf, schaute erst aus braunen Augen zu Daniel und murmelte ein „Was gibt es da zu gucken?“ in schonstem, breitesten, minnesotarischen Akzent, den man sich zu vorstellen in der Lage war, ehe er sich an acting captain Menacer wandte. Er holte tief Luft und sagte dann, in dem neutralsten Tonfall, den er für sich selbst beschwören konnte: „Die Erde ist gerade durch ein unbekanntes Schiff zerstört worden.“
Die Reaktion Jills – eine nicht sonderlich charmante Wortäußerung – war durchaus verständlich, in der Sache richtig und das zustimmende Nicken Jacks zeigte Daniel, dass auch dieser so empfand.
„Befehle, Ma’am?“
Die Stimme Sam Carters verriet eiserne Entschlossenheit – keine Trauer, keine Wut, sie wollte handeln und wollte es genau so gut, wie schnell, wie effizient tun.
Captain Menacer blickte den Air-Force-Colonel an, atmete tief durch und blickte dann wieder zu Jack: „Gen… erm… Commander. Stellen Sie Berechnungen an, um im Zweifelsfall Phaser und Photonentorpedolauncher auf mein Zeichen auf den Feind auszurichten und zu feuern.“
„Befehl ausgeführt, Ma’am.“
Verdammt, heute war Jack wirklich flink.
Dann piepste seine Konsole. Jack blickte auf die Indikatoren, hob verblüfft zuerst beide Augenbrauen, dann den Kopf und deutete auf seine Arbeitsstation: „Captain? Wir werden gerufen.“
Daniel konnte spüren, wie sein Herz schneller schlug. Wer konnte da versuchen, mit ihnen in Kontakt zu treten? Gab es eventuell Überlebende auf der Erde? Waren es vielleicht Crewmitglieder einer X-303 die gerade aus dem Hyperraum kam?
„Quelle?“, fragte Jill und atmete tief durch, als die Antwort Jacks bedeutungsschwer im Raum lag: „Das feindliche Schiff.“
Daniel konnte sehen, wie die momentane CO schluckte, dann erneut tief Luft holte und sich räusperte, ehe sie den sie abwartend ansehenden Jack anblickte und nickte: „Auf den Schirm.“

Das All, die Trümmer dessen, was gerade eben noch die Erde gewesen war, verschwand auf dem Bildschirm und wurde durch das Gesicht einer Frau ersetzt – ein ebenso blondes, wie äußerst attraktives Geschöpf.
Augenblicklich fand sich Daniel wie fasziniert – nein, hypnotisiert – von ihr und musste kurz schlucken, die Augen schließen und den Kopf schütteln, um wieder ins Hier und Jetzt zu finden.
„Natasi“, hörte er eine Stimme neben sich und drehte sich um. Erneut stand Geistercaptain Cat neben ihm und blickte wie vom Donner gerührt auf den Bildschirm.
Dann begann die Frau in dem knappen, roten Kleid, das ihren Körper einrahmte, zu sprechen.
„Ich bin Natasi Godefrey von der Zylonenallianz. Dieser Planet ist als letzter Zufluchtsort der menschlichen Rasse bekannt. Im Rahmen des Genozidprogrammes des Jahres Null der Zylonenallianz geben wir hiermit bekannt, dass im Jahr 150.011 nach der Gründung mit der Zerstörung des Planeten Erde, sowie der sie umfliegenden menschlichen Raumschiffe unsere Aufgabe erfüllt wurde. Bitte haben Sie Verständnis.“

Das Bild verschwand und Daniel konnte sich nicht helfen – er schluckte verworren und beklommen. Was war das denn jetzt? Die Zylonenallianz? War das irgendein blöder Witz? Er konnte sich doch noch daran erinnern, dass die Zylonen der Feind der GALACTICA in der gleichnamigen Serie mit Lorne Greene waren. Und sie sahen eher aus wie wandelnde Toaster und nicht so attraktiv wie Natasi.
„Ma’am?“, riss ihn die Stimme O’Neills wieder aus den Gedanken und er – sowie Jill – blickten zu dem Mann herüber, der früher der Leiter von SG-1 gewesen war. Der jetzige Kommandant der USS DRAGONFLY straffte ihre Gestalt und nickte.
„Feuern wenn bereit!“
„Bereit.“, meldete O’Neill, betätigte einen Knopf und… keuchte entsetzt auf.
Der Grund war weniger, dass er tatsächlich eine Salve Photonentorpedos und Phaserschüsse auf das Schiff der Aliens, die sich anscheinend Zylonen nannten, abgefeuert hatte, sondern, dass – wie Daniel jetzt erst sah – vor ihm Jill Menacer begann, sich aufzulösen. Und zwar nicht in einem grellen Widerschein wie bei einem Transporter, sondern langsam zuerst zu verblassen schien und sich dann, von unten her, beginnend an den Füßen, auflöste.
Auch Jill keuchte, riss die Augen auf, da hatte die Auflösungswelle schon Besitz von ihrem Bauch ergriffen, blickte zu ihm, Daniel und… war verschwunden.
Neben ihm trat Sam Carter in Aktion, wandte sich an ihn – Daniel – und sagte: „Ihre Befehle, Captain?“

Er schluckte.
Er – Captain? Bitte? Seit wann das denn?
„Nun, erstmal weiterfeuern und dann herausfinden, was mit Jill passiert ist.“
„Mit wem?“, fragte Sam und auch der Calgeist schien ihn ein wenig verblüfft anzuschauen.
Daniel rollte mit den Augen.
„Bitte sagt mir nicht, dass ich wieder einen Paralleluniversumsspiegel berührt habe und in einer anderen Realität bin. Himmel – JILL. Groß, Blond, ganz attraktiv, sehr Jung, eine gute Freundin Agathas…“
„Wer ist Agatha?“
Die Frage kam vom Calgeist, der gerade wieder feststofflich geworden zu sein schien und an seinen drei Rangpins herumfuhrwerkte. Daniel schluckte. Seit wann war Cal denn ein…
Weiter sollte er nicht kommen, denn plötzlich löste sich auch Cal auf, gefolgt von Alex, Alexandra – bis schließlich auch Jack verschwunden war.
Colonel Samantha Carter blickte ihn an.
Er schluckte. Nein, er würde nicht zulassen, dass sie auch noch verschwand. Entschlussfreude in den Augen – zumindest hoffte er das – trat er auf sie zu, nahm sie in den Arm: „Ich lasse dich nicht gehen.“
Sie lächelte, küsste ihn, erst sanft, dann heiß und leidenschaftlich und schnurrte dann: „Oh, ich weiß, mein Daniel.“
Dann sprang er zurück. Unter seinen Armen metamorphierte die Frau, die er liebte, in eine Art Katzenfrau, lächelte ihn an und…
Um ihn herum detonierte die Welt.

Daniels Augen flogen auf – natürlich nicht die Augen als solche, sondern nur die entsprechenden Lider – und er bemerkte, zu seiner Überraschung, zwei Dinge.
Erstens – er lebte noch.
Zweitens – dies war nicht die DRAGONFLY .
Und wo er so gerade darüber nachdachte, bemerkte er noch ein „Drittens“ – nämlich: Er lag auf etwas, das er nur kurz ertasten musste, um es identifizieren zu können.
Verdammt – wie auch immer er hierhin gekommen war – es stand fest: Er lag in einer jener „Virtuellen Realitäts Liegen“, die sie auf P7J-989, dem „Planeten des Bewahrers“ das erste mal kennengelernt hatten. Damals, im Jahr 1998, traf das Team um Colonel Jack O’Neill auf diesem Planeten auf eine androide Lebensform, die sie in diese Kapseln und somit in eine virtuelle Realität gesperrt hatte. Daniel war gezwungen den Tod seiner leiblichen Eltern mitzuerleben, während Jack eine seiner geheimen Mission wiedererleben musste. Diese fand im Jahr 1982 in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik statt und endete ebenfalls mit einem Todesfall.

Diese Liegen – oder Kapseln – hatten sie, nachdem sie der Virtuellen Realität entkommen waren, vom „Bewahrer dessen was ist, was war und was sein könnte“ diese Kapseln als Geschenk überreicht bekommen, welche für die Konstruktion eines virutellen Trainingsprogrammes hergenommen wurde. Auch hier – es wäre natürlich keine wirklich gute SG-1-Geschichte, wenn dem nicht so wäre – kam es zu Komplikationen.
Daniel seufzte. Diese Komplikationen hätten eigentlich dazu führen sollen, dass man – und mit „man“ meinte er natürlich das Stargate-Kommando – diese Kapseln aus dem Verkehr zieht und nach Area 51 verbringt…

Plötzlich durchzuckte den Anthropologen ein Gedanke: Area 51. Da war doch mal was passiert. Da hatte doch der NID, eine Art geheimer Geheimdienst, dessen Ziel es war, die Erde mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen und auf dessen Gehaltsliste Robert Makepeace stand, diese Einrichtung Area 51 genutzt, damit hochentwickelte Technologien der Erde zugänglich gemacht wurden.
Prinzipiell klingt das ja nicht verkehrt, das Problem war natürlich die Ausführung – gut gemacht ist eben immer noch das Gegenteil von gut gemeint.
Und die Idee, dass die Ausserirdischen, die überlegene Technologien haben, sie aber nicht mit uns teilen wollen, um selbige gebracht werden, war weder gut gemacht noch gut gemeint. Im Gegenteil, führte es doch zu erhöhtem Mißtrauen der restlichen Galaxie gegenüber der Menschen – eine Situation die erst beendet werden konnte, als Jack O’Neill dem NID einen Schlag versetzte und in diesem Zuge auch die Verhaftung von Robert Makepeace übernahm. Dieser hatte sich natürlich nicht „entblödet“, mit den Worten „Sie haben die falschen Leute angepinkelt“ eine unschöne, unterschwellige Drohung gegen den Colonel zu richten.

Der Colonel!
Daniel schluckte – verdammt. Wenn er das alles nur in einer „Keeper-Simulation“ geträumt hatte, dann…
Sein Kopf sank gegen die Liege und er seufzte. Das war alles nur ein Trick gewesen. Seine Freunde waren tot und er hatte versagt. Schon vor Wochen.

„Doktor Jackson?“
Die Stimme Felicity Cats drang an sein Ohr und er blinzelte kurz, fand in die Realität zurück und blickte die Frau verblüfft an: „Was… was tue ich hier?“
„Ich bin mir nicht sicher.“, sagte sein Gegenüber. In ihrer Stimme schwang Beunruhigung mit: „Ich weiß nur, mir ist versehentlich der Intar losgegangen und hat sie getroffen. Danach wurde ich allerdings auch angeschossen und konnte mich gerade noch in Sicherheit bringen. Dann bin ich ihnen in diese Einrichtung gefolgt und – naja, dieser Mann da drüben“, sie deutete auf einen Typen, der quer auf einer Frau lag (oder besser: dort hing wie ein Schluck Wasser in der Kurve), „hat versucht, mich aufzuhalten, als ich sie retten wollte.“
„Und wer…“
Weiter sollte Daniel nicht kommen, denn nun geschahen zwei Dinge. Erstens begann das Gebäude zu beben, zweitens half ihm Felicity hoch und drittens schaute sie ihn kopfschüttelnd an: „Wir haben dafür keine Zeit. Folgen Sie mir, ich bringe Sie hier raus.“
Damit eilte sie los, Daniel folgte ihr.

TBC

CaptainCalvinCat:
Kapitel 22 – Crash and burn

Kapitel 22.1

Jasmin blickte zu dem Wesen herüber, das mit katzengleicher Eleganz auf sie zugesprungen war und sie nun mit gelb-leuchtenden Augen anblickte.
„Bereite dich darauf vor, zu sterben.“ , wiederholte es seine Drohung – natürlich nur in Form von Knurr- und Zischlauten, die Jasmin jedoch aus irgendeinem Grund, verstehen konnte.
Sie merkte, wie sie die Luft anhielt.
Das war es.
Das dürfte das letzte Abenteuer Jasmins, der Prinzessin von Agrabah gewesen sein.
Vermutlich würde man ihre Leiche nie finden, sie, ihr Mann Aladdin, die königlichen Hochwohlgeborenen aus Theben und natürlich Prinzessin Agatha River Song-Silverbird, sie alle würden hier im Schatten des Nf’y-Gebirges von der Armee der Katib nieder gemacht werden, man würde sich entweder an ihren Leichen gütlich tun oder sie vergraben und…

Aus ihren Augenwinkeln, vom Eingang der Höhle, die zum Inneren des Nf’y-Gebirges führte, blitzte etwas in beunruhigendem Rot auf und in dem Moment, in dem sie die Erkenntnis getroffen hatte, was dort aufgeleuchtet war, traf es auch schon das Katzenwesen, lies es getroffen aufjaulen und zu Boden gehen.
Sie wandte sich kurz in die Richtung, aus der dieser Magiestrahl kam, herum und verneigte sich.
„Kriech zur Hölle, Mistvieh.“, hörte die Prinzessin Agrabahs die Stimme des Mannes, der sich hier Prinz Doktor nannte und von dem sie nicht wusste, dass er in Wirklichkeit der Föderationscaptain Calvin Nathan Cat war. Was sie allerdings sah, erstaunte und erschreckte sie.
Prinz Doktor stand im Höhleneingang, ein Ding erhoben, das so ähnlich aussah, wie die magische Waffe, die Prinzessin Song ihr, Jasmin, gegeben hatte – nur ungleich größer. Das war das, was sie in Erstaunen versetzte.
Der Schrecken überkam sie, als sie ihren Blick über den Körper ihres Retters gleiten ließ und feststellte, dass der flache Bauch des Prinzen verletzt war. Auch bei Prinzessin Song, die – wie sie jetzt bemerkte – ihren Mann stützte, erkannte sie eine Verletzung. Diese befand sich an ihrem Hals, schien aber alles in allem nur ein feiner, hellroter Strich zu sein. Um zu wissen, dass dieser Strich von einer Begegnung mit einer scharfen Klinge herrührte, selbst, wenn sie sehr sanft gewesen war, musste man noch nicht einmal der Hofarzt des Palastes sein.
Und dennoch konnte sich Jasmin ein erleichtertes Ausatmen nicht verkneifen, denn die Verletzung an Rivers Hals hätte auch weitaus ernstere und weitreichendere Konsequenzen und Verwundungen nach sich ziehen können.
Und auch die Wunde am Prinzenbauch schien zwar schmerzhaft, aber nicht sonderlich schlimm zu sein, wenn der Mann die Waffe noch in der Hand halten konnte.
Dann fiel ihr etwas auf.

Die Augen des Prinzen – sie funkelten, allerdings nicht vor Freude, sie alle zu sehen, nicht vor Tränen, nicht vor Schmerzen. Nein. In ihnen flammte unversöhnlicher Hass auf. Prinz Doktor griff nach dem Schaft der großen Waffe, zog an einer Art Griff, die dort angebracht war, schob sie gleich wieder zurück und in diesem Moment hörte die Prinzessin ein leises Summen, das von diesem Ding in Doktors Hand ausging. Sie musste mit der Konstruktionsweise einer solchen Waffe nicht vertraut sein, um zu wissen, was er getan hatte. Er hatte nachgeladen, legte dann auf die Katib an und spieh aus seiner Waffe Magie auf die Wesen.
„Jetzt hab ich den Kaffee auf!“, brüllte er und …
Hörte auf zu feuern.
Den Grund begriff die Prinzessin erst, als sie ihn sah, als sie sich in die Blickrichtung drehte, die Prinz Doktor anstarrte. Und ihr fiel beinahe die nutzlose Waffe in ihren Händen zu Boden.
Aladdin – ihr Mann – hob die Hände in einer sich-ergebenden Geste, warf sein goldenes Schwert in den Sand und trat auf die Wesen zu.
Sie brauchte keine fünf Sekunden, um nachzudenken, was sie als nächstes tat. Kurz betrachtete sie den Gegenstand in ihrer Hand, warf ihn dann über den Rücken zu Prinz Doktor und Prinzessin Song – „AU, verdammt, meine Birne, pass doch auf!“, hörte sie den Prinzen zetern und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen – und trat dann zu Aladdin, die Hände ebenfalls erhoben und so behutsam wie möglich.

Feuer brannte in seiner Seite, was er aber jetzt erst bemerkte. Er war kurz in die Beine geknickt, als das Adrenallin ihn verlassen hatte – das Adrenallin war alledings nötig gewesen, um Agatha vor diesem Mistkerl Mechanikles zu retten und hatte ihn somit auch davor bewahrt, die Schmerzen zu fühlen, als der Dolch des Griechen mit seiner Bauchdecke Kontakt aufgenommen hatte. Doch dann war das alles vorbei gewesen und er war in sich zusammengesackt. Kurzzeitig hatte sämtene Schwärze seine Gedanken verfinstert, dann hatte er den Kuss gespürt, den Agatha ihm auf die Lippen gepresst hatte und dann – tja… dann, back to business.
Was war er froh, dass er den Code für den Waffenschrank noch auswendig kannte und sich somit eines Phasergewehres versichern konnte.
Ein Phaserkompressionsgewehr, um genau zu sein – so eines, wie es auch das Hazard-Team gerne einzusetzen beliebte. Und während er sich noch gefragt hatte, ob das überhaupt so eine gute Idee wäre, ein Phaserkompressionsgewehr gegen einen El Katib einzusetzen („Agatha, ist das nicht, wie mit Kanonen auf Spatzen schießen?“ „Das sind aber Katzen, Cal.“ „Eine Katze kratzt der anderen kein Auge aus.“ „Das sind Krähen, Cal.“ „Also doch Vögel?“, „Halt die Klappe und schieß, Süßer.“) war die Situation komplett anders, als dieser Katib vor Jasmin stand und bereit war, sie zu zerfleischen.
„Allright, here goes nothing.“, hatte er gemurmelt, „Nobody messes with the timeline!“
“Du meinst wohl”, hatte Agatha mit einem Lächeln hinzugefügt, “Nobody messes with the timeline – but you.”
Diese kleine Spitze hatte er nicht einmal mit einer Antwort geehrt und gefeuert.
Er wusste doch, weswegen er ein besserer Schütze als seine XO war – irgendwas muss man ja können und wenn sie schon die Aspekte „Schönheit“, „Intelligenz“, „Witz“, und „allgemeine Coolness“ für sich verbuchen konnte, musste er wenigstens in den Aspekten der „Trefferquote“ und der „Kampfstärke“ ein paar signifikante Punkte einheimsen können.
Das Erstere gelang ihm jedes mal vorzüglich, das Letztere hingegen – aber er war ja schon froh, dass er sich nicht beim Abfeuern eines Enterhakens versehentlich die Hose auszog, wie es Ron Stoppable, der Freund von Kim Possible so zu tun pflegte.

Einen kleinen Wutanfall später, hatte er tatsächlich selbst gemerkt, dass er verwundet war und blickte entsetzt zu Agatha, die mit den Schultern zuckte.
„Scheint eine oberflächliche Verletzung zu sein.“, erklärte sie und blickte dann wieder in die Ferne, wobei sie die Stirn runzelte.
Und wenn Agatha Silverbird ihre hübsche Stirn runzelt, die grünen Augen noch grüner werden und ihr drahtiger Körper sich verspannt – so wie jetzt – dann war der Ärger nicht nur im Gebüsch, sondern auch unter der Fußmatte – dort, wo in schlechten Filmen immer der Schlüssel liegt-, auf dem Baum, unter der Grasnarbe, in der Wüste, unter dem Meer, über den Wolken und am Nord-, sowie Südpol.
Zu Deutsch: Dann waren sie königlich gefrakked.
Und dann bemerkte der Captain, warum.
Jasmin und Aladdin hatten sich zu den El Katib begeben, ihre Waffen fallen lassen – „Ja, eine davon auf meinen Kopf, ich weiß!“, fuhr Cal den Erzähler an, der mit den Schultern zuckte und festhielt: „Ich bin hier nur der Tippserich.“ -  und schienen sich zu ergeben.
Oder?

Agatha Silverbird schluckte.
„Geben die gerade auf?“, fragte der Captainsdarsteller neben ihr und die XO konnte nicht anders und kam nicht umhin, wieder einmal zu bewundern, mit welcher Geistesgegenwart und Gedankenschärfe Cal – ihr Cal – es schaffte, Zusammenhänge zu erkennen, die offensichtlich waren. Kurz war sie versucht ein „Nein, die tanzen gleich alle Hand in Hand um den Apfelbaum und singen ‚Kumbaya Milord’ – hier ist dein Schild.“. Das hätte allerdings vermutlich dazu geführt, das ihr großer Kommandantenversuch Ansichtskarten-aus-Solingen-scharf geschlossen hätte: „Hier stehen gar keine Apfelbäume, das Lied kannte man in dieser Zeit noch nicht und heißt es nicht ausserdem Kumba-yo? Und was will ich mit einem Schild?“ Von daher wäre es wohl besser, nicht allzu sehr auf die Ironieschiene zu gehen. Sie seufzte kurz und nickte.
„Tatsächlich – das tun sie.“, sprach sie und blickte kurz zum Captain, in dessen Augen Verblüffung, Fassungslosigkeit und Unverständnis um die Wette funkelten: „Sag mal, Gathy, sind die dämlich?“
Und gerade, als sie sich es beinahe nicht mehr verkneifen konnte, genervt zu seufzen, erkannte sie, dass neben den ersten drei Emotionen, auch noch Schalk flackerte.
„Nie war der Satz ‚Der verarscht dich doch, wo du dabei stehst’, wahrer als gerade, hm, Cal?“, seufzte sie resigniert und schüttelte dann den Kopf, als der Captain grinsend nickte.
Er legte ihr die Hand auf die Schulter, zog sie zu sich und küsste sie – also Agatha als Ganzes, nicht nur die Schulter – und jaulte dann doch einmal auf.
Und Agatha konnte das verstehen, aber ihr war eben erst in dem Moment, als er sie an sich gedrückt hatte und sich ihre nackte Haut berührte, ihr Schweiß mischte, wieder realisiert, dass dort eine Wunde war.
„Entschuldige, Cal.“, murmelte sie gegen seine Lippen, während sie bemerkte, dass er ihr in die Augen starrte und vermutlich gerade wieder dabei war, in selbigen zu versinken.
Sie küsste ihn erneut und wisperte dann ein Wort. „Zitroneneis.“

Was Agatha ihm da ins Ohr geflüstert hatte, wusste er nicht, er bemerkte nur, dass plötzlich der Schmerz, der in seiner Bauchregion flammte, urplötzlich versiegte – aber ohne, dass er in den Kampfmodus gegangen war. Und als er Agatha anschaute, merkte er, wie in seinem Magen Schmetterlinge anfingen, zu flattern, wie bei einem Frischverliebten. Verdammt, wieviele Trigger hatte ihm Gina damals eigentlich verpasst? Und gab es für ihn eine Bedienungsanleitung?  Wobei ihn das, wenn er mal ehrlich mit sich selbst war, nicht wirklich überraschen würde.

--- Zitat --- Sie haben sich für den Kauf eines Sternenflottencaptains entschieden – Glückwunsch. Behandeln Sie das Produkt bitte pfleglich, damit Sie noch lange Freude an ihm haben werden.
--- Ende Zitat ---

Aber andererseits – das war doch lächerlich. Er war nicht nur kein Objekt, er war auch keine Nummer – er war ein freier Mann. Warum kümmerte er sich eigentlich gerade jetzt darum? Es gab viel dringendere Themen. Seine Wunde schmerzte gerade nicht mehr – gut – aber dennoch würde man ihm vermutlich einen Verband verpassen müssen. Und ausserdem war da noch die Sache mit den Katib und… verdammt, wo war…
Ein Schrei hallte über die Ebene.
THEEEEEEEETIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!!!!!!!!!!!!!! .

Verdammt, verdammt, verdammt.
Papyrus war mitten im Kampf gewesen, hatte ihr „Und, wie gefällt dir der diplomatische Ausflug, mein kleiner Fischer?“mit einem abenteuerlustigen Lächeln beantwortet und sich dann wieder auf die Gegner geworfen. Sein Schwert schwang schnell und gut und wenn man bedachte, dass er nicht von der Macht der Götter, die ihm dieses Schwert des Horus verliehen hatten,  gefällt wurde, durfte man davon ausgehen, dass die Götter mit ihm waren, also dass er nichts unrechtes tat und es die traf, die es verdienten.
Und dann hörte er Thetis lautes „VORSICHT“, dann einen nicht minderlauten Aufschrei und sah, wie sie fiel.
Es waren zwar zehn Höhenmeter, die es zu überbrücken galt, aber das Gebirge war immer wieder in kleine Plateaus treppengleich unterteilt. Dennoch schlug der Körper der Frau, die er voller Verehrung „Prinzessin“ nannte, immer wieder hart auf und dem Fischerjungen war es so, als würde er jeden Aufschlag selbst miterleben. Dann knallte die hübsche Frau auf dem Sandboden auf, hob kurz den Kopf und blieb dann liegen.
Ein lauter Schrei entfuhr ihm: THEEEEEEEETIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!!!!!!!!!!!!!! .

Und dann war ihm alles egal. Er sah zwar, dass Katib auf dem Weg zu ihr waren und ihm den Weg versperrten, aber das interessierte ihn nicht. Er ließ sein Schwert singend aufblitzen, hörte das Geräusch, das entsteht, wenn eine Klinge einen Körper eindringt – Hitchcock hatte, dem Vernehmen nach, den Effekt erzielt, in dem er auf eine Melone einstach, wobei Papyrus von dieser Anekdote genau so wenig Ahnung hatte, wie davon, dass es Jahrtausende später einen Mann namens Hitchcock geben sollte -  wirbelte seine Waffe herum und versuchte, seine Gefährtin zu erreichen, bevor die Katib dies taten.  Das Interessante war, dass er es tatsächlich schaffte.
Die letzten Meter schlidderte er, schwang sein Schwert verteidigend gegen die Katib, traf Augen, Nasen, Arme, Bäuche und atmete dann erleichtert auf, als er Theti erreicht hatte, die mit geschlossenen Augen, wie hingestreckt, da lag – nun inmitten eines Katib-Friedhofes.
Der junge Fischer ließ das Schwert in die dafür vorgesehene Scheide gleiten und ging neben der reglosen Frau in die Knie.
 „Theti?“, fragte er und er merkte gar nicht, wie Tränen begannen, seine Wangen zu befeuchten. Die Angesprochene reagierte nicht – was man von seinem Herz nicht behaupten konnte. Dieses begann gerade so schnell zu schlagen, dass Papyrus das laute Pochen in seinen Ohren hören konnte.
„Theti?“
Erneut keine Reaktion.
Sanft bettete er ihren Kopf in seinen Schoß, hob sie dann an. „Wie zierlich und bleich sie gerade wirkt“, schoss es ihm durch den Kopf, gefolgt von einem Kopfschütteln und einem „Denk nicht einmal dran, Papyrus.“
Erneut sagte er leise ihren Namen- erneut reagierte sie nicht.
„Theti! Verdammt, bitte, wach wieder auf! Ich liebe dich doch! Und ich würde alles dafür tun, dass Du wieder bei mir wärest…“

Dann erklangen Schritte.
Schnell und sanft hatte Papyrus den Kopf der Prinzessin wieder auf den Boden gleiten lassen, zog sein Schwert und schwang es gegen die Person, die sich gerade näherte.
Der Mann duckte sich unter dem Schwerthieb weg – die Waffe schlug scheppernd gegen einen Felsen – und erhob sich wieder.
„Steck das Ding weg, ehe du jemandem die Augen ausstichst.“, sagte Prinz Doktor und ging dann neben Theti in die Knie.

Kurz schloss Cal innerlich die Augen und merkte, wie sein eigener Herzschlag sich beschleunigte. Verdammt, das hätte ins Auge gehen können. Vielleicht sollte er beim nächsten mal einfach laut rufen „Achtung, ich komme.“
Dann ging er neben Theti in die Knie, hob kurz den Kopf, blickte sich um und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen.
„Sie ist vermutlich diese Felstreppen heruntergefallen.“, vermutete Agatha neben ihm und schaute ihn an. Cal nickte. Das war eine gute Theorie und irgendwie wunderte ihn das nicht. Agatha hatte einfach mal wieder das Auge fürs Detail – aber hatte sie das nicht immer?`
Was hatte Gina ihm in so einem Fall nochmal beigebracht? Zuerst überprüfen, ob der Puls noch da ist?
Schnell glitten seine Hände zu den entsprechenden Punkten, nickte befriedigt, als er den Puls unter seinen Händen spürte und hob dann den Blick, als er neben sich ein leises „Zing“ hörte -  jenes Geräusch, das entstand, wenn jemand ein Schwert aus der Scheide zieht.
„Prinz Doktor, was tun Sie da?“
Cal seufzte.
„Pass auf, Kollege, ich will deiner kleinen Freundin nicht an die Wäsche. Ich habe nur nach ihrem Puls gefühlt und der ist vorhanden und sogar sehr stark.“
„Und warum ist sie dann nicht bei Bewusstsein?“
Verdammt, die Frage von Papyrus war richtig clever. Aber hatte er was anderes erwartet? Irgendwie nicht so wirklich.
Er räusperte sich: „Das liegt daran…“
„Weil sie bei Bewusstsein ist und nur so tut.“, hatte er eigentlich sagen wollen, aber kaum, dass er diesen Satz angefangen hatte, spürte er einen kurzen, heftigen Schlag gegen seinen Obeschenkel – durchgeführt von Thetis Hand.
Okay, da wollte jemand offenbar einen Streich spielen. Nicht wirklich nett, aber was ging es effektiv ihn an?
„Das liegt daran, dass sie unter dem Bann von Aker steht – also mal wieder.“, sagte er daher und blickte zu Papyrus: „Und ich glaube, dass das Einzige, was sie aus diesem Zauber erlösen kann, ein Kuss aus wahrer Liebe ist.“

Agatha rollte mit den Augen.
„Kuss aus wahrer Liebe? Na aber sicher. Cal geht mal wieder voll in den Shipping-Modus.“, dachte sie sich und griff den „Prinzen Doktor“ am Ärmel: „Liebling, komm nochmal mit.“
„Ja, aber…“, sagte der Captain und ließ sich dann mitführen.
Als sie einen Felsen erreicht hatten, der weit genug weg war, dass Papyrus sie nicht mehr hören konnte, packte sie den Captain am Kragen und gab ihm einen kontrollierten Stoß, der ihn in Deckung taumeln ließ.
„Was wird das?“, fragte Cal und die XO zuckte mit den Schultern: „Könnte ich dich genau so gut fragen. Ein Kuss aus wahrer Liebe? Geht es eigentlich noch abgeschmackter? Sind wir wieder unter die Shipper gegangen?“
„Hey, in der NCIS-Fanfic hab ich mich, was das angeht, vornehm zurückgehalten.“
Agatha nickte: „Stimmt, das muss man dir zu Gute halten. Auch bei den Spiegelungen hast Du nicht alles daran gesetzt, dass Lee und Kara zueinander kommen.“
„Aber die beiden sind schon süß zusammen.“
„Naja, sie lieben sich ja auch. Aber sie hat Sam Anders und er hat Dualla. Und bei denen hier“ – damit deutete sie auf Papyrus und Theti – „Ist es doch eigentlich auch klar. Warum willst Du da noch shippen?“
„War ja nich meine Idee.“, verteidigte sich Cal, „Theti hat mich angestoßen und mir das zu verstehen gegeben und…“
Er stand auf, lugte um den Felsen und grinste: „Und jetzt halt die Klappe, die beiden  haben sich gerade im Arm.“
Sprachs und fand sich erstens um die eigene Achse gedreht und dann gegen den Felsen gedrückt. „Ich ship jetzt auch mal.“, grinste Agatha und küsste ihn.
Nach ein paar Minuten machte sich Cal los und schaute sie an: „Wow! Als ob die Erde gebebt hätte.“
„Toller Gag. Den haben sie im neuesten Castle-Buch auch schon gebracht.“
Damit zog sie einen Tricorder: „Aber von einem Erdbeben war in diesem Jahr gar nichts gesagt.“
Cal blickte sie an: „Erm – zwei Dinge: Erstens, wo hast Du das Ding her? Zweitens: Woher kennst Du das genaue Jahr?“
„Erstens: Während ich dir deine BFG geholt habe, hab ich mir einen Tricorder gegönnt. Zweitens: Ich hab einfach den Sonnenstand abgeglichen und die Sternenkonstellationen.“
„Cleveres Mädchen.“, grinste der Captain, schlang ihre Arme um sie und gab ihr noch einen Kuss, ehe sich dieses Mal Agatha losmachte und ihn anblickte: „Danke – aber hier war keine Rede von einem Erdbeben.“
Dann bebte die Erde erneut – und nochmal, und nochmal.
„Ich glaub nicht, dass das ein Erdbeben ist, Cal-kun.“, murmelte Agatha dann dunkel und blickte auf einen Fixpunkt hinter dem Captain. Dieser runzelte die Stirn: „Wie kommst Du darauf?“
„Deshalb“, sprachs und deutete an ihm vorbei.
Auf der Düne, keine 10 Meter von ihnen entfernt, stand der mechanische Skorpion, der einst Agrabah angegriffen hatte.
Cal schluckte.

TBC

Kapitel 22.2

Jasmin blickte zu Aladdin, der gerade vor den El Katib in die Knie ging und tat es ihm gleich.
Sofort war eines der katzengleichen Wesen bei ihr, bohrte seine gelb-leuchtenden Augen in die Ihren und erneut konnte sie seine Gedanken hören.
Was will Fleisch?
Es war durchaus interessant, diese Gedankengänge zu hören – mache Mitglieder von Morganas Mordmafia waren in ihren Wortlautäußerungen eher einsilbigerer Natur, wiederholten nur dieses eine Wort, nämlich „Fleisch“, was durchaus den Stellenwert Jasmins und ihrer Freunde in den Augen dieser Wesen klarmachte. Fleisch, Nahrung, nicht mehr. Aber da war auch dieser eine El Katib gewesen, mit dem sie durchaus hatte reden können, der sich adäquat ausdrückte und sie in Mannierismen durchaus an ihren treuen Schoßtiger Rajah erinnerte.
Sie legte ihren Kopf schief, begab sich erneut auf alle Viere und schaute dann zu Aladdin, der kurz in ihre Richtung blickte und sofort, ohne, dass sie ihm sagen müsste, was zu tun wäre, ihre Absicht erkannte und nachahmte. Das liebte sie an ihm – sein Köpfchen und den Intellekt der hinter diesem Grinsen wohnte.
Nun wandte sich Jasmin wieder an den Katib, der vor ihr war und sagte, in einem leisen Tonfall: „Wir wünschen Frieden. Frieden mit den El Katib.“
Frieden?
„Ja“, nickte Jasmin, „Frieden. Frieden mit den El Katib.“
Was ist… Frieden?
Dass dieses Wesen diesen Gedankengang nicht verstand, war etwas, das Jasmin nicht im Geringsten zu überraschen vermochte – immerhin waren diese Menschen seit etlicher Zeit, vielleicht seit Jahren, Jahrhunderten oder gar Millenien in den Fängen Morganas.
„Frieden ist das Gegenteil von Krieg.“, erklärte die Prinzessin und erneut wunderte es sie nicht, dass das Wesen vor ihr mit dem Begriff „Krieg“ etwas anzufangen wusste.
Diese ehemaligen Menschen  - allesamt mehr oder weniger unerfreuliche Zeitgenossen oder einfach solche, die kein Glück gehabt hatten, waren von  Morgana mit der Verheißung in die Ränge der „Mordmafia“ geholt worden, dass sie hier Unsterblichkeit und Macht erlangten. Wie lange es diese Wesen gab, wusste niemand, auch Aladdin nicht, er wusste nur, dass er damals einen kleinen Jungen davor gerettet hatte, in diese Falle zu tappen – und dass Amal, einer seiner Jugendfreunde und ebenfalls ein Mitglied der El Katib, ihn letzendlich beschützt hatte.
Dennoch war es ein Akt als solcher gewesen, zu seinem Jugendfreund durchzudringen.

Katib kennen keinen Frieden. Wir kennen nur Krieg.
Jasmin seufzte.
Diese Wesen standen viel zu sehr unter Morganas Kontrolle, als dass man normal mit ihnen reden könnte.
Sie erinnerte sich an die Unterhaltung mit dem anderen Katib, vor ein paar Minuten. Dieser hatte ihr deutlich gemacht, dass es keine Alternative gab, die Katib konnten sich nicht gegen ihre Herrin Morgana auflehnen – vermutlich, weil sie sie dann töten würde, so wie sie es mit dem einen Wesen gemacht hatte, mit dem sich Jasmin am Anfang unterhalten hatte.
Sie schluckte kurz, merkte, wie ihr die Kontrolle über ihre Gedanken entglitt – kurzzeitig wollte sie Aladdin zurufen, dass sie sich in Sicherheit bringen sollten und Prinz Doktor mit seiner Magiewaffe das tun, was er anscheinend am Besten konnte, dann schloss sie die Augen, konzentrierte sich auf ihr Selbst und atmete tief durch.
Der Katib hatte ihre Gedanken anscheinend gelesen und – wer könnte es ihm verdenken – knurrte nicht unbedingt angetan von dem Gedanken, gleich niedergemacht zu werden.
Dann öffnete Jasmin die Augen und blickte in die des Katibs.
„Du hast gesehen, was meine Freunde zu tun im Stande sind. Sie könnten dich und deinesgleichen ohne große Anstrengung auslöschen.“, sagte sie und legte eine Hand auf ihre Brust, „Ich hingegen kann den Prinzen mit der magischen Waffe abhalten, euch zu eliminieren.“
Du hast die magische Waffe selbst benutzt, um meinen Freund zu töten.
Interessant – je mehr die beiden miteinander sprachen, desto wortgewandter wurde dieser Katib und desto ausgefeilter wurde der Satzbau.
„Ich gebe zu, dass ich die Waffe abgefeuert habe. Aber – so wie mir Prinz Doktor dies erklärt hatte, war sie nur auf ‚Betäubung’ eingestellt.“
Betäubung? Das heißt, meine Brüder und Schwestern schlafen nur?
„Die ich mit der Waffe getroffen habe.“, schränkte Jasmin ein und ein Teil von ihr fragte sich, warum sie gerade so dumm war, dies zuzugeben, während ein anderer Teil seufzte und erkannte, dass Ehrlichkeit hier die Beste aller Optionen war.
Dann bebte der Boden und Jasmin schluckte.
Sie konnte spüren, wie unter den Katib Panik ausbrach wie ein Lauffeuer, konnte sehen, wie die Wesen sich in die Richtung des Geräusches umdrehten und dann zu ihrem Anführer blickten, mit dem Jasmin gerade sprach.
Was ist das? Wieder einer deiner Tricks? , projezierte ihr das Wesen in den Kopf und sie schüttelte selbigen: „Damit haben wir nichts zu tun. Ich weiß auch nicht, was das nun sein soll.“
Und dann sah sie den Skorpion über die Düne kommen.
Kurz blickte sie zu Aladdin, der mit den Schultern zuckte und schnell auf den Beinen war. Der Katib vor ihm reagierte, knurrte einmal und presste sich gegen den Boden, legte die Fledermausohren an. Sein Schwanz peitschte hin und her.
„Nein!“, sagte Jasmin mit aller Lautstärke, Stimmkontrolle, Majestät und Selbstbeherrschung die sie aufbringen konnte und blickte dem Katib vor ihr, dem Anführer, in die Augen: „Sag deinen Brüdern und Schwestern, sie sollen sich zurückziehen. Wir werden gegen dieses Westen kämpfen.“
Warum kämpfst Du für uns?
Jasmin zuckte mit den Schultern: „Braucht man dafür einen Grund?“

Dunkelheit hatte Theti umfangen, als sie nach vorne gefallen war und, wenn sie jetzt an die Schmerzen dachte, die durch ihren Körper pulsten, war sie irgendwie ganz froh, dass sie bewusstlos gewesen war, als sie stürzte.
Geweckt wurde sie von dem lauten Schrei, den Papyrus ausgestoßen hatte und sie hörte, wie er durch den Sand auf sie zukam, spürte, wie er sie schüttelte und erneut ihren Namen schrie.
Sie würde sich ja gerne als Lebendig zu erkennengeben, das Problem war nur, dass ihr Kopf da nicht so ganz mitspielen wollte.
Erneut hörte sie, wie sich Schritte näherten, wie Papyrus einen wütenden Schrei ausstieß und sein Schwert führte, das knallend gegen einen Felsen schlug.
Die Stimme von Prinz Doktor klang ein wenig verstimmt:  „Steck das Ding weg, ehe du jemandem die Augen ausstichst.“
 „Sie ist vermutlich diese Felstreppen heruntergefallen.“, hörte sie dann die Vermutung von Prinzessing Agatha River Song Silverbird – was ein extrem merkwürdiger Name war, wie Theti fand, aber, nun gut, man hatte ihr auch den Namen Theti gegeben und vielleicht war in Fiktivistien der Name ja von Bedeutung.

Dann spürte sie die warme Hand des Prinzen an ihrem Hals – was tat der Mann da? Dies war eine Frage, die auch Papyrus stellte und von Prinz Doktor (vermutlich ebenfalls ein wichtiger fiktivistischer Name) mit den geseufzten Worten  „Pass auf, Kollege, ich will deiner kleinen Freundin nicht an die Wäsche. Ich habe nur nach ihrem Puls gefühlt und der ist vorhanden und sogar sehr stark.“
„Und warum ist sie dann nicht bei Bewusstsein?“
Die Stimme Papyrus zeugte von Sorge um sie und irgendwie wollte sie das, was sie jetzt tat nicht tun, aber andererseits – selbst in dieser Situation musste ein bischen Spaß doch sein, oder?
Und gerade , als Prinz Doktor Papyrus die Wahrheit sagen wollte und diese mit einem „Das liegt daran…“ einleitete, ballte sie die Hand, die Papyrus nicht sehen konnte, zur Faust und boxte einmal kurz gegen den Oberschenkel des Prinzen. „Das liegt daran, dass sie unter dem Bann von Aker steht – also mal wieder.“
Faszinierend war hierdran, dass Prinz Doktor wirklich sehr schnell schaltete und vielleicht konnte dies tatsächlich der Beginn einer wundervollen Freundschaft zwischen Theben, Agrabah und Fiktivistien werden.
„Und ich glaube, dass das Einzige, was sie aus diesem Zauber erlösen kann, ein Kuss aus wahrer Liebe ist.“, schloss der Prinz seine Diagnose ab und beinahe hätte Theti die Augen geöffnet und ihn verblüfft angesehen.
Doch da hörte sie schon ein „Liebling, komm nochmal mit.“, gesprochen von Prinzessin Song und ein leicht protestierendes  „Ja, aber…“, vom Prinzen, dann waren die beiden auch schon verschwunden, wo sie ihm vermutlich – wobei, was heißt da eigentlich ‚vermutlich’? Das würde mit ziemlicher Sicherheit geschehen – den Kopf waschen würde.
Und dann spürte sie das, was sie tatsächlich die Augen aufreißen lies – Papyrus Lippen berührten die Ihrigen.
Sie richtete sich auf, erwiderte den Kuss und schlang ihre Arme um ihn. Kurz sah sie, wie hinter einem Felsen Prinzessin Song hervorlugte und zwinkerte ihr zu, ehe sie sich von Papyrus losmachte, sich aufrichtete und ihm die Hand hinhielt.
„Komm, mein kleiner Fischer, gehen wi…“
Weiter sollte sie nicht kommen, denn in diesem Moment sah sie, wie Papyrus entsetzt an ihr vorbeistarrte, wandte sich um und… sah den Skorpion.
Ja, richtig – deswegen war sie ja eigentlich hochgeklettert und hatte versucht, die anderen zu warnen. Der Skorpion, den der Flaschengeist Aladdins hatte demontieren wollen, war wieder einsatzbereit und war auf sie zugekommen. Und nun war er da.

„Verdammt!“, fluchte Cal und riss sein Phasergewehr hoch, „Dann werde ich ihm wohl noch ein paar Schüsse in den Pelz brennen müssen, hm?“
Er konnte die Hand Agathas spüren, die sie auf seine Schulter legte und wandte sich zu ihr um. „Was?“
„Hältst Du das für so eine gute Idee?“
Cal ließ den Lauf des Gewehres sinken: „Klar, jetzt wo du es sagst. Ich geh einfach rüber und frage nach ‚Bist Du Freund oder Feind?’ und wenn er sein Lichtschwert nicht in einer bestimmten Geste hochhält, geh ich davon aus, dass es kein Freund ist?“
„Du hast eindeutig zu viel ‚Unser Traumschiff’ gesehen, mein Captain.“, grinste die XO und schüttelte den Kopf, ehe sie auf den Skorpion deutete: „Nein, aber mal ehrlich – denk mal nach. Meinst Du, dass das Ding von alleine hierher gekommen ist?“
Der Captain nickte – das war mal wieder so eine geistige Meisterleistung seiner XO und auch, wenn er die rothaarige Schönheit damit mal wieder über sämtlichen grünen Klee lobte, den er zu finden im Stande war, musste er festhalten: Sie hatte recht. Eine Rückkehrautomatik gab es – zumindest nach seinem Kenntnisstand im Jahr Hassenichgesehenundzertreten vor Christus nicht, was wiederrum zwangsläufig bedeuten musste, dass dieser Skorpion von jemandem gesteuert worden war. Von wem? Wieso? Das waren Fragen, die es zu eruieren galt und die vor allem den Captain brennend interessierten.
„Nichts desto trotz“, sagte er und schaute wieder zu dem Skorpion, der sich gerade viel zu groß und viel zu bedrohlich vor ihnen abzeichnete, „Mir gefällt das nicht. Und ich brenn ihm lieber ein Loch ins Metall.“
Damit hob der Kommandant der DRAGONFLY sein Phasergewehr erneut.
„Und was ist, wenn sich dieses Ding da inzwischen an unsere Phaser angepasst hat?“
Cal blickte über seine Schulter, ließ das Gewehr dann erneut sinken, als er in den hypnotisch-grünen Augen seiner XO tatsächlich so etwas wie Panik irrlichtern sah. Langsam trat er auf sie zu, streichelte ihr über die Wange.
„Schatz – wir kommen hier weg. Dieses Ding da ist kein Borg, das ist greek-tech aus dem Jahrtausend X Vogel-V Zeh Hah Err.“
Irgendwie konnte er ihre Panik verstehen – der Gedanke, dass dies irgendwie mit den Borg zu tun haben konnte, war ihm zwar nicht gekommen, aber ihm gefiel die gesamte Grundidee auch nicht. Erneut ließ er seinen Daumen über ihre Wange gleiten, sie lächelte, griff seine Hand und küsste sie.
„Wir sind aber nicht im Jahr 160.“, sagte sie und Cal runzelte die Stirn: „Bitte?“
„XVC – die römischen Zahlen. X ist 10, V ist 50 und C ist 100 – also 10 Plus 50 Plus 100 – also 160.“
„Du bist mir ein Klugscheißer.“, grinste der Captain, ehe er merkte, dass die Panik aus ihren Augen verschwunden war. Erneut zog er sie zu sich heran, presste seinen Mund wild und leidenschaftlich auf den ihren und hatte das Gefühl, dass gerade primatenhafte Instinkte in ihm wach wurden. Zu Deutsch: Frau beschützen und auf die Jagd gehen.
Egal wie unkorrekt dies klang.
Er löste sich von ihr, schaute sie an, sie nickte und reckte den Daumen.
„Besser?“
„Besser.“, sagte sie.
Cal nickte, griff nach seinem Phasergewehr, wandte sich herum und begann, einige Einstellungen an der Waffe vorzunehmen.
Es war zwar gut, mit einem Phaser und einem Tricorder bewaffnet zu sein und nach der Schwachstelle des Skorpions zu scannen, aber noch besser war es, wenn ein Phasergewehr dies für einen tat.
Der in den Lauf eingebaute Tricorder (oder wie man im frühen 21. Jahrhundert sagen würde: die eingebaute Tricorder-App) kam seiner Arbeit, das Ding zu vermessen, nach und lieferte ihm einen guten Einblick in die Beschaffenheit des Skorpions, seinen metallurgischen Aufbau, die Fortbewegungsart und weiteres.
„Ich glaub, ich habs.“, murmelte er dann. Er hob den Blick – täuschte er sich oder sah er den Skorpion kurz doppelt? Kurz schüttelte er den Kopf, spähte wieder über den Lauf, schloss ein Auge – erneut sah er doppelt. Erneut versuchte er, mit einem leichten Kopfschütteln, wieder klar zu werden, als Agatha ihn plötzlich festhielt und einen beruhigenden Satz sagte: „Keine Sorge, ich hab dich, Cal.“
Und tatsächlich merkte er, wie er gegen sie sank, erneut den Kopf schüttelte um wieder klar zu werden, wie die Waffe seinen Fingern entglitt und zu Boden fiel.
„Was hast Du Hexe jetzt wieder mit mir gemacht?“, fragte er und in den Augen seiner XO konnte er tatsächliche Überraschung und Verletzung sehen, als sie eine Hand auf ihre Brust legte: „Ich war das gar nicht.“
Und dann merkte er, wie die Wunde brannte.
„Ah“, machte er erst leise, dann wurde der Schrei immer lauter. Feuer brannte in seiner Flanke, dort, wo dieser wahnsinnige Grieche ihn meinte anstechen zu wollen.
„Kann… kannst Du mich nochmal triggern?“, fragte er und sie schüttelte den Kopf, küsste ihn und fuhr ihm sanft über die Stirn: „Tut mir leid – Gina hat mir gesagt, dass ich diesen Trick bei dir nicht zu oft anwenden darf. Aber ich kann dich komplett ausschalten, wenn dir das lieber ist.“
Tja – war ihm das lieber?
Er erinnerte sich daran, wie sich Picard und er unterhalten hatten, kurz nachdem er seinen Hornisse-Test   bestanden hatte.

„Sie sind jung, Cat. Ich hätte es beruhigender gefunden, wenn Sie ihre Jugend noch genießen könnten – rausgehen und Fehler machen. Das ist nur allzu menschlich. Ich bin sicher, irgendwann hätten sie einen guten Captain abgegeben, aber bevor Sie Captain werden, müssten Sie erst einmal Mensch werden.“
„Aber, Sir“, setzte Cal an und schaute dann zu seinen Freunden herüber: „Ich bin Mensch – ich habe Freunde, ich bin…“
„Mensch sein und Mensch bleiben, das sind zwei unterschiedliche Dinge, Cat. Merken Sie sich eines: Wenn Sie den Posten des Captains inne haben, wird jeder Fehler, den Sie machen, genau überprüft, wird jede Entscheidung, die Sie treffen, genau hinterfragt und wird – ich sage wird – es dazu kommen, dass Sie ihre Menschlichkeit mehr als nur einmal hinterfragen müssen. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede.“
Und vor allem, er erinnerte sich an die Unterhaltung, die Picard und er geführt hatten. Der französische Captain mit dem britischen Akzent (wie auch immer er diesen erlangt hatte – vermutlich so wie er, Cal, der zur Zeit der Teenager-Rebellion – seiner eigenen -  akzenttechnisch im Ruhrdeutschen Sprachraum gewildert hatte) hatte ihm da diese Geschichte erzählt, dass die ENTERPRISE einmal beinahe zerstört worden wäre und Beverly Crusher, die Bordärztin, ihrem Sohn Wesley ein Schlafmittel hatte spritzen wollen, damit dieser seinen Tod nicht mitbekam. Picard hatte einen schönen Spruch aus der Reihe „Ein Mann sollte sein Ende wachen Auges miterleben“ von sich gegeben und gerade war Cal gewillt, dem französischen Captain zu erzählen, dass diese Sichtweise extremer Schwachsinn war.
Wenn das eigene Ende Schmerzen beinhaltete, die weitab jeglicher Vorstellungskraft lagen, sollte dies niemand wachen Auges miterleben, egal ob Mann oder Frau.
Und dabei redete man immer noch von unvorstellbaren Schmerzen. Die, die er momentan erlebte, waren auch nicht von schlechten Eltern, aber er war sich sicher, dass andere schon Schlimmeres durchlitten hatten.
Aber dennoch – wollte er das „wachen Auges“ miterleben?
Oder war ihm dann doch ein verbales Schmerzmittel lieber, das ihn komplett ausknockte?
Da musste er eigentlich gar nicht lang überlegen.
„Schatz – du weißt, wie Du mit dem Ding umgehen musst, also knock mich aus.“
Agatha nickte, küsste ihn nochmal, sagte ein – tatsächlich ernst gemeintes – „Mein armer Liebling“ und dann dieses Wort, das er nie ganz komplett hören würde.
Dunkelheit umfing ihn. Es wurde ruhig und still. Sein Körper war so schwer wie eine Tonne Steine, in seinem Kopf wurde es schwarz, samten schwarz. Er holte tief Luft, atmete den Duft einer Blumenwiese ein, von Spitzwegerich, Enzian, Jasminblüten – und von Verwesung.
Augenblicklick flogen die Augen des Captain auf und er blickte in die seelenlos dreinblickenden gelbleuchtenden Geleekugeln, die die Augen eines Katib darstellten.
Das Vieh knurrte ihn an und Cal merkte, dass seine Hand in der Nähe des Griffes seines Phasergewehres war. Langsam und vorsichtig tastete er danach. Es handelte sich nur noch um Milimeter, von denen er hoffen musste, dass dieses Biest nichts von ihnen mitbekam.
Und dann…
  TBC

Kapitel 22.3

“Was Cal nicht wissen konnte”…

Was Cal nicht wissen konnte, war, wie sich diese ganze Sache relativ schnell aufgelöst hatte.
Aber, wir sind ja immer gerne dabei, wenn es darum geht, einen Blick aus einer anderen Warte zu werfen.
Begleitet mich also, wie ich in Agathas kurvenreichen Körper schlü…
*räusper*
Zwo… drei… vier…. „MÄNNER!!“
Also, der Ordnung halber, noch einmal von vorn.

Begleitet mich, wenn wir die Zeit noch einmal ein wenig zurückdrehen und die Sache aus der Sicht von Cals Mitkombat-tanten und –onkeln erleben. Den schlechten Wortwitz schenke ich euch. ^^

Also.

„Schatz – du weißt, wie Du mit dem Ding umgehen musst, also knock mich aus.“
Es tat Agatha Silverird in der Seele weh, ihren Geliebten einfach so – eventuell sogar schutzlos – in einer potentiell-gefährlichen Situation liegen zu lassen, zumal diese Situation nicht mal wirklich potentiell-gefährlich war, sondern wirklich und zu 100 % gefährlich.
Aber – wenn seine Wunde so sehr schmerzte, das er nicht mehr vernünftig kämpfen konnte, war er – ja was eigentlich? Ein Klotz am Bein? Vermutlich. Zwar ein – aus Agathas Sicht – recht gut-aussehender, zwischenzeitlich durchaus zu guten Sprüchen in der Lage seiender Mensch, aber in dieser aktuellen Situation, das hatten sie in jedem taktischen Training gelernt, war er nicht in der Lage zu kämpfen und daher bestenfalls als Zivilist, schlimmstenfalls tatsächlich als Hindernis zu werten.

Das „Mein armer Liebling“, das sie nach dem Kuss von sich gab, war tatsächlich ernst gemeint – er tat ihr tatsächlich leid -  dann holte sie kurz Luft, ließ ihre Hände über seine Schläfe gleiten und hauchte „Erdbeerparfait“.
Und in dem Moment, in dem er erschlaffte, fragte sie sich, ob er dieses Wort tatsächlich bewusst hörte, ob er in der Lage war, dieses Wort zu verarbeiten. Rein optisch mochte dies zutreffen – seine Augen weiteten sich, rollten dann nach oben, er seufzte einmal und sank dann entweder in ihre Arme, zu Boden oder auf die nächstbeste Tischplatte – aber wenn sie daran dachte, wie es ihr ging, wenn sie getriggert wurde… sie erinnerte sich beispielsweise gar nicht daran, welches Wort – oder welcher Satz – verwendet wurde.

Aber das war eigentlich egal. Cals Kopf sank haltlos nach hinten, seine Haare berührten ihre nackten Beine und sie ließ den Captain vorsichtig in den Sand sinken.
„Es tut mir leid.“, hauchte sie dann noch und machte sich anschließend daran, das Phasergewehr zu nehmen. Hoffentlich hatte Cal seine letzten Arbeitsschritte gespeichert – aber wenn nicht, würde sie die richtige Stelle, an der der Skorpion zu treffen wäre, sicherlich rechtzeitig herausfinden.
Sie griff nach dem Gewehr…
Das nicht mehr da war.
Verblüfft hob sie den Kopf, sah noch den mächtigen Schatten Razuls über sich und ließ sich dann nach hinten sinken, bevor der Riese den Gewehrkolben gegen ihren Kopf führen konnte. Schnell griff sie nicht nur in die Schmutzige-Trick-Kiste sondern mit ihren Händen nach der Waffe, die hier zu dutzendweise herumlag. Sand.
„Kinder, liebe Kinder, es hat mir Spaß gemacht.“, sang sie leise für sich, ehe sie den Sand mit Anlauf in das Gesicht ihres Angreifers warf. Dieser schrie kurz auf, hielt sich die Hände vor die Augen, was Agatha dazu nutzte, ihm die Waffe abzunehmen und auf ihn zu zielen.
„Was sollte…“
Weiter sollte sie nicht kommen, denn Razul griff nach dem Lauf der Waffe, zog einmal daran und hier erhebt natürlich die Physik ihr hässliches Haupt. Zieht eine Person, die mindestens 100 Kilo schwerer als eine 60 Kilo-Person ist und bei der der Ausspruch „Das ist alles Muskelmasse“ sogar noch zutrifft, kann sich eine 60-Kilo-XO, egal wie clever sie auch sein mag, nicht gegen die Gesetze der Physik erwehren. Entweder sie lässt das Gewehr los oder sie folgt der vorwärts-gerichteten Bewegung.
Beide Optionen schienen nicht sonderlich ansprechend zu sein – aber ein „sich die Waffe abnehmen lassen“ ist definitiv die bessere Alternative, als „sich gegen Razul ziehen zu lassen und dann per Kinnhaken ausgeknocked zu werden.“
Zumal Cal ja schon den Posten als „lebende Dekoration“ für sich beanspruchte.
Also ließ die XO das Gewehr los, taumelte nicht nach vorne, sondern kurz nach hinten, fing sich aber wieder – nur um zu sehen, wie sich Razul mit der Waffe umdrehte und auf Aladdin und Jasmin zuhetzte.
Agatha sprintete los.

„Braucht man dafür einen Grund?“
Die Frage war eigentlich so schnell aus Jasmin herausgeschossen, das sie es selbst kaum fassen konnte. Aber sie hatte ihre Daseinsberechtigung? Benötigte man einen wirklichen, einen handfesten Grund, um Personen tatsächlich zu helfen?
Fragte man Jasmin, so konnte es darauf nur eine Antwort geben: „Nein.“
Oder wenn man ein wenig elaborierter sein wollte: „Zum Teufel, nein.“
Zumindest nicht, wenn es nach ihr ginge. Betrachtete sie beispielsweise Agrabah jetzt und verglich es mit Agrabah, zu der Zeit als Jaffar noch der Großwesir ihres Vaters war, waren die Verbesserungen – auch im Sozialsystem – mehr als nur augenfällig. Sicherlich, hier und da haperte es noch, aber dafür waren ja sie und Aladdin da.
Und später, wenn sie tatsächlich Königin werden würde, würde sie schon die notwendigen Gesetze einführen, denn – niemand sollte auf der Straße leben müssen. Das war ihr klar geworden, als sie sich für einige Stunden aus dem Palast entfernt hatte, eigentlich mit der festen Absicht, nie wieder dort hin zurück zu kehren.
Und sie war mehr als nur bereit, den Armen und Bedürftigen zu helfen.
Von einigen Sachen hatte sie ihren Vater schon überzeugen können – auch ohne Gegenleistung der Ärmsten der Armen. Sicher würde es Leute geben, die dieses System ausnutzten – das gehörte einfach dazu, aber sollte niemanden ernsthaft abschrecken, Gutes zu tun.
Denn es brauchte keinen Grund, mildtätig zu sein.
Genau so wenig, wie es keinen Grund brauchte, Leute, die angegriffen wurden, zu schützen oder zu verteidigen.
Der Katib schien da allerdings anderer Ansicht zu sein.
Ich verstehe euch nicht. Wir attackieren euch, greifen euch an, ihr seit in Gefahr, getötet zu werden – und dennoch wollt ihr uns vor diesem Ding verteidigen?
„Ja“, nickte Jasmin, stand auf und hätte sich beinahe Ärmel hochgekrämpelt, wenn ihr Outfit dies zugelassen hätte.
Neben ihr griff Aladdin nach dem Schwert, das im Sand steckte und schwang es einmal herum, um das Gefühl für die Waffe zu erhalten.
Der Skorpion hatte inzwischen die magische Barriere erreicht und blieb stehen, flankiert von den Reitern die Cassim angeführt hatte.
Und keiner schien irgendwelche Anstalten zu machen, gegen dieses goldene Ungetüm vorgehen zu wollen.
Das änderte sich, als das Gesicht des Skorpions – dort, wo sich bei einem realen Tier die Mandibeln, also die Klauen, befinden würden – aufklappte und eine Menge Rauch, Dämpfe und sonstiges ausgestoßen wurden. Jasmin konnte sogar bei Aladdin einen leichten Hauch – einen Anflug – von Angst erkennen, inklusive des Gedanken „Ach du Kameldung, wo sind wir hier hereingeraten?“
Rauch und Dämpfe erschwerten die Sicht auf das, was da im Skorpion vor sich ging und als dann eine grüne Rampe – einer gigantischen Zunge gleich – ausgerollt wurde, wussten weder Aladdin, noch Jasmin, dass sich einige meiner Leserinnen gerade wohl dachten „Jetz is Cal komplett kirre und bringt auch noch Mars Attacks mit ein.“.
Dazu muss ich gleich mal fragen: „Jetzt erst?“
Aber weiter im Text.
Die Rampe glitt heraus und – nein, es verließen keine Marsianer den Skorpion, sondern Darth Vader, wie in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter.“
Das sollte allerdings auch nicht allzu sehr überraschen, denn die Rüstung des schwarzen Bösewichtes, des dunklen Lords der Sith war sehr blau.
Kurz erklang das schwere, mechanische Atmen Vaders, dann die verzerrte Stimme: „Aladdin – ich bin dein Vater.“
Jasmin konnte merken, wie Aladdin neben ihr mit einer Mischung aus Verblüffung und Entsetzen die Luft einsog, ehe er den Kopf schüttelte und dann erkennend seufzte.
Auch für die agrabahnische Prinzessin war klar, was die crossovertechnische Stunde geschlagen hatte und sie kicherte.
„Genie, Eden, ich muss sagen, toller Auftritt.“
Die Zunge verwandelte sich in die grünhäutige – oder besser gesagt: grün-ektplasmische – aufregende Form der Freundin ihres Flaschengeistes, der gerade unter der Darth-Vater-Maske hervorlugte und sich dann in die Form zurückverwandelte, die den beiden Abenteurern aus 1001 Nacht doch wesentlich vertrauter war.
„Tut uns leid, dass wir euch so erschreckt haben.“, sagte der blaue Flaschengeist und schien es tatsächlich ernst zu meinen, „Wir… Al und ich herausgefunden hatten, dass Du, Jasmin, und deine Freunde hier im Nf’Y-Gebirge sind…“
„Das kannst Du später noch erzählen, Genie.“, lächelte Jasmin, „Ich danke dir auf jeden Fall, dass Du uns retten willst.“
Ihr Mann nickte neben ihr und stärkte ihr den Rücken: „Hast Du irgend eine Idee, wie wir hier herauskommen?“
Kurz legte der Flaschengeist den Kopf schief, währenddem – wieder einmal komplett unabhängig voneinander – die Katib sich zu Aladdin und Jasmin umdrehten und der, der mit Jasmin gesprochen hatte, den Kopf schief legte.
Ihr wolltet tatsächlich gegen dieses Metallwesen kämpfen, um uns zu schützen?
„Natürlich“, antwortete die Prinzessin mit einem leisen Lächeln in der Stimme, wie sie es eigentlich immer tat, ehe sie vor dem Katib auf alle Viere ging und dem Wesen sanft den Kopf kraulte, „Ich werde meine Freunde doch nicht einfach so vernichten lassen.“
Freunde?
Es wunderte sie nicht, dass der Katib dieses Wort mit offenkundiger Verwunderung aussprach.
Wie können wir Freunde sein, wenn wir euch vernichten wollten.
„Wir machen euch da keinen Vorwurf.“, erklang nun die Stimme von Aladdin, der sich neben sie gekniet hatte und ebenfalls den Katib kraulte, „Ihr standet unter der Kontrolle von Morgana.“
Sie ist unsere Herrin. Wir haben keine andere Wahl. , raunte das katzengleiche Wesen und Jasmin atmete tief durch, ehe sie lächelnd weiterkraulte: „Natürlich habt ihr eine Wahl – ihr könnt euch gegen sie auflehnen.“
Sie würde uns vernichten.
„Ist der Kampf für die eigene Freiheit nicht einige Opfer wert?“, fragte nun der Flaschengeist vom anderen Ende des magischen Feldes, was den Katib dazu brachte, sich umzudrehen und ihn anzuschauen.
Kurz schnüffelte er, legte dann den Kopf schief und sagte, mit Verblüffung in der Stimme: „Du bist ein freier Flaschengeist?“
„Ja“, nickte Genie, „mein letzter Meister, Aladdin, hat mich freigewünscht.“
Hat er das?
„Du wärest überrascht, was für ein Freund Al sein kann.“
Das Lächeln auf dem Gesicht des Genies war deutlich, hell und breit – und wären wir in einem tatsächlichen Disney-Film würde Genie jetzt vermutlich in eine Gesangsdarbietung ausbrechen. Zum Glück sind wir nicht in einem richtigen Disney-Film.
Wobei die nächste Situation Jasmin, Aladdin, Genie und vor allem die Katib wohl wünschen ließe, dass genau dies zuträfe, als sich ein massiver Schatten über sie legte und Razul mit einem geladenen Phasergewehr vor ihnen stand – und auf den Anführer der Katib anlegte.

„Razul!“, erklang in dem Moment, über die weite Fläche zu ihnen kommend, die Stimme Prinzessin Songs, „Was hast Du vor?“
„Klarheit schaffen!“, erwiderte der Muskelprotz. Das war ja wohl wirklich die Höhe. Da arbeitete man tagaus, tagein für die Sicherheit der Prinzessin, ihres Straßenköter-Ehemannes und sämtlicher Besucher und was machte man? Man brachte sich in Gefahr.
Wofür war Razul denn bitteschön der Hauptmann der Wachen, wenn man auf seine Vorschläge nicht die Bohne gab? Nicht mit ihm.
Er hatte gesehen, wie Prinz Doktor, die Nervensäge, diese Waffe genommen und auf die Katib gefeuert hatte. Und beinahe sah es so aus, als würden diese zurückgeschlagen – doch dann musste das Prinzenpaar von Agrabah ja auf die grandiose Idee kommen, sich ergeben zu wollen und in Verhandlungen zu treten.
Wo kam man denn da hin?
„Razul!“, schrie Prinzessin Song und der Mann wirbelte herum, blickte zu ihr herüber, wie sie da stand und beinahe einer Kriegerin glich, die bereit war, in jedem Moment loszuschlagen.
Und ein Blick in ihre Augen bestärkte ihn in diesem Gedanken und dennoch würde er das tun, was er tun musste – Jasmin retten. Wenn der Straßenköter dabei fiel -  tja, Künstlerpech, Schicksal, kommt vor im Gedränge.
Doch Prinzessin Song schien nicht gewillt, ihn einfach gewähren zu lassen: „Du weißt doch gar nicht, wie man dieses Ding bedient!“
Oh, da hatte sie sich aber extrem geirrt, denn er hatte gut aufgepasst. Schnell hob er die Waffe an, zielte auf die Prinzessin, die gerade in diesem Moment anscheinend begriffen hatte, dass er gefährlich war. Kurz schluckte sie, während Razul sie anblickte: „Willst Du es tatsächlich darauf ankommen lassen?“
„Bitte. Leg das Ding weg.“, sagte Song und er glaubte, in ihren Augen tatsächlich ehrliche und aufrichtige Sorge erkennen zu können.
„Warum sollte ich? Es ist meine Aufgabe, Prinzessin Jasmin, Sie und die Hochwohlgeborenen aus Theben zu schützen. Ihre magische Waffe gibt mir die Möglichkeit, dies zu tun. Und diese stinkenden Monster“, er brach ab, schaute über seine Schulter zu den Katib herüber, die gerade auf ihn zukamen und knurrende Laute von sich gaben, „werden sich noch wünschen, sich nie mit mir angelegt zu haben.“
Song trat einen Schritt vor, streckte eine Hand nach ihm aus – was hatte sie vor? Ihn irgendwie zu verwirren? Nicht mit ihm. Sein Finger zuckte kurz, Magie verließ den Lauf der Waffe und schlug dicht vor der Prinzessin in den Sand ein, was ihn aufspritzen und dann als Glassplitter niederregnen ließ. River Song warf sich kurz in Deckung und rappelte sich dann wieder auf.
„Razul!“, sagte sie noch einmal, vermutlich in der Absicht, ihn erneut zu von dem abzuhalten, was er tun musste.
Er blickte sie an und merkte, wie all seine Wut bahn brach.
„ NEIN! “, sagte er mit einer solchen Bestimmtheit, dass er sich einbildete, dass Song noch einen Schritt nach hinten wich. Erneut hob er seine Waffe, wandte sich dann zu den Katib um und zielte auf den Ersten.
„Lasst uns gehen“, sagte er, nun leiser, aber nicht weniger bestimmter, „oder ich puste euch weg!“
Und um seinem Standpunkt noch ein bisschen mehr Gewicht zu verleihen, zielte er auf den Boden knapp vor den Katib und feuerte.
Die katzengleichen Wesen zuckten zurück, zogen ihre Köpfe ein, während ihre Schwänze aufgeregt hin und her peitschten. In ihren gelben Augen konnte Razul die Anspannung sehen, die auch von ihm Besitz ergriffen hatte, während sie ein einziges Wort heulten.
FLEIIIIIISCH!!!
„Ihr könnt mich nicht erschrecken.“
Razuls legte all seine Entschlossenheit und Bestimmtheit in die folgenden Worte, hob die Waffe erneut – nur einen oder zwei Grad, sodass die Mündung genau auf einen Katib zielte, während er die Augen zusammenkniff und noch einmal tief durchatmete.
„Geht in eure Dimension zurück oder ihr tragt die Konsequenzen.“
FLEISCH! FLEISCH HAT UNS VERRATEN!!!
„Ihr habt mit mir keinen Vertrag abgeschlossen. Daher kann ich euch nicht verraten ha…“
Weiter sollte Razul nicht kommen, da er plötzlich spürte, wie ihn etwas im Rücken traf, wie er gegen seinen Willen schrie und alles in roter Hitze verging.

Jasmin schluckte hart und fragte sich, was mit Razul geschehen war, als hinter dem gefallenen Körper Prinzessin Song auftauchte und die kleinere Variante der magischen Waffe sinken ließ.
„Alles in Ordnung“, sagte die Rothaarige und lächelte zu ihr herüber, „Er ist nur betäubt.“
Dann trat sie auf die Katib zu, nahm die magische Waffe und senkte kurz den Kopf, nur um sich zu erheben und in die andere Richtung fort zu gehen, zum Eingang der Höhle und in ihr zu verschwinden. Einer der Katib folgte ihr, ein anderer eilte zu dem Mann, der da in der Ferne am Boden lag – zu Prinz Doktor.

TBC


CaptainCalvinCat:
Kapitel 22.4
Das Vieh knurrte ihn an und Cal merkte, dass seine Hand in der Nähe des Griffes seines Phasergewehres war. Langsam und vorsichtig tastete er danach. Es handelte sich nur noch um Milimeter, von denen er hoffen musste, dass dieses Biest nichts von ihnen mitbekam.
Und dann…

„STOPP CAL!“, ertönte die Stimme seiner XO, die gerade über die weite Ebene auf ihn zugelaufen kam.
‚Stop Cal?’, schoss es dem Offizier durch den Kopf, gefolgt von einem, seit Ende der 90er sehr klischee-beladenem Ruhrgebietsspruch, nämlich einem „Ja, nee, is klar.“ Er? Aufgeben? Hier? Jetzt? Mit diesem Vieh, das ihm ins Gesicht knurrte und von dem er nicht wusste, ob es ihn gleich fressen würde, es aber mehr als willens war, zu vermuten?  So weit kam es noch.
Schließlich hatte er den Griff des Phasergewehres so gut wie in der Hand. Dann war es nur noch ein kleiner Kraftakt, das Ding hochzuheben und zum Katib umzuschwenken und abzudrücken. Natürlich auf „Betäubung“ gestellt, wo kamen wir denn sonst da hin? Starfleet war da eigentlich sehr strikt, was das Töten von Leben und dessen Nichttolerierung anging. Natürlich gab es Ausnahmen, in denen die Nutzung von letaler Gewalt eigentlich keine andere Option war, dennoch… eigentlich tat man das nicht.

„CAL!“, hörte er die Stimme von Agatha, sah, wie sie ein paar Meter vor ihm stehen blieb und anfing, mit der Eleganz einer Ballerina Piruetten zu drehen.
Kurz runzelte der Captain die Stirn, konnte sich das überraschte „Wat?“ nich verkneifen, ehe ein lauter Knall ertönte und Agatha Silverbird verschwunden war. An ihrer Stelle stand …
Das musste er einfach nur träumen, denn die Frau, die zwar immer noch das wunderschöne Gesicht Agatha Silverbirds hatte, trug weder die Sternenflottenuniform, noch den Dress, den Jasmin ihr gegeben hatte. Stattdessen hatte sie ihren Luxuskörper in etwas gehüllt, das man eventuell als Monokini ansehen könnte und der sehr stark der amerikanischen Flagge ähnelte. Dort, wo sich ihr Busen hob und senkte fand man eine rote Fläche, die mit goldenen Applikationen verziert war, während der Teil des Monikinis, der ihren Unterkörper bedeckte, blau eingefärbt war – mit weißen Sternen.
Zugegeben, der britische Captain mit dem deutschen Dialekt war nie wirklich patriotisch gewesen – ein Fakt, auf den man nach der Beschreibung Cals (britischer Captain, deutscher Dialekt) vermutlich NIEEE gekommen wäre. Aber weder seine biologische, noch seine Wahlheimat hatten ihn dazu veranlasst, Lobgesänge auf die Insel des Artus oder das Land der Dichter und Denker anzustimmen. Er war Mensch. Erdenbürger. Und nicht mal darauf wirklich sonderlich stolz, bedachte man, dass es genügend Menschen gab, die Kriege anzettelten, schwach waren oder dafür sorgten, dass Andere unterdrückt oder in Armut gebracht wurden.
Dennoch konnte sich der Captain den Gedanken nicht verkneifen, wie Agatha wohl in anderen Flaggen ausgesehen hätte. Und natürlich erkannte er die Kostümierung seiner XO.
Verblüfft hob er die Augenbrauen.
„Wonder Agatha?“, fragte er und zuckte dann mit den Schultern.
Die Starfleetoffizierin / Superheldin in Teilzeit nickte knapp und beherrscht, trat auf ihn zu und stemmte die Hände in die Hüften – ja, eben so wie Wonder Woman in der Serie da stand, wenn sie von Lynda Carter portraitiert wurde.
Ja, sie sah tatsächlich so aus.
„In your satin tights – fighting for our rights.“
Und die “tights” schienen tatsächlich aus Satin zu sein.

Der Captain kratzte sich am Hinterkopf: „Schickes Outfit.“
„Danke.“
„Das träum ich doch, oder?“
Wonder Agatha nickte: „Ja, aber du solltest einen kurzen Einblick gewährt bekommen, was dich erwartet, wenn Du aufwachst. Greif nicht nach dem Phasergewehr, okay?“
„Du bist mal wieder von erfrischender Ehrlichkeit, Agatha.“, knirschte Cal mit den Zähnen, „Aber was das angeht, bist du genau wie Wonder Woman. Das macht mich zu…“
Er stockte, legte den Kopf schief und seufzte: „Steve Trevor? Die männliche Damsel in Distress, die immer mal wieder gerettet werden musste?“
Agatha – oder ihr Traumebenbild im star-sprangled-banner-Look – nickte, nahm ihn in den Arm und küsste ihn: „Und gibt es eigentlich einen Besseren, der diese Rolle spielen könnte, mein kleiner Lyle Waggoner?“
„Nicht wirklich, Lynda Carter.“, grinste Cal, schloss die Augen und lehnte seinen Kopf gegen die nackten Schultern seiner XO…
Nur um in der Realität zu erwachen. Vor ihm war der Katib und der Captain fragte sich, ob er sich gerade an ihn gelehnt hatte.

Das Vieh knurrte ihn an und Cal merkte, dass seine Hand in der Nähe des Griffes seines Phasergewehres war. Langsam und vorsichtig tastete er danach. Es handelte sich nur noch um Milimeter, von denen er hoffen musste, dass dieses Biest nichts von ihnen mitbekam.
Und dann…

„STOPP, Prinz Doktor!“, ertönte die Stimme von Jasmin. Der Captain riss den Kopf hoch – Au, das würde morgen wieder weh tun – und blickte zu der Prinzessin, die neben ihm in die Knie ging und den Kopf des El Katib streichelte. Dieser lehnte sich kurz gegen ihren nackten Bauch, dann hob er den Kopf und schritt fort.
„Hab ich was verpasst?“
Diese Frage stellen und sich aufrichten, das war für Cal eines, jedoch, als er sich zu seiner kompletten Größe aufrichten wollte, zischte er schmerzerfüllt und ließ eine Hand gegen seine Wunde sinken.
Jasmin blickte ihn an: „Die Wunde sieht wirklich übel aus.“
„No kidding, eh?“, murmelte Cal und sog einmal scharf Luft ein: „Das Dumme ist natürlich, dass es hier kein makeshift-Verbandszeug gibt.“
„Makeshift?“
Die Stimme Jasmins klang verwirrt, wie eigentlich immer, wenn er irgendwelche Begriffe verwendete, die sie nicht verstehen konnte , betrachtete man, wer sie war und wo sie herkam.
Normalerweise hätte Cal das jetzt mit einem „Nicht so wichtig“ weggewischt, dieses mal atmete er tief ein – Au, die Wunde würde ihm nachher was erzählen – und blickte in die braunen Augen Jasmins, die ihn neugierig anfunkelten.
„’Makeshift’ ist fiktivistisch.“, erklärte er – und das war natürlich eine Lüge, denn das schöne Wort stammte aus dem anglophonen Sprachraum, „und bedeutet soviel wie ‚mal schnell improvisiert’.“
Damit verschränkte er die Hände hinter dem Rücken, was angesichts der Wunde, die sich mal wieder zu Wort meldete, eine extrem blöde Idee war und sofort korrigiert wurde. Dann legte er eine Hand auf die nackte Schulter Jasmins, die ihn kurz irritiert ansah, es dann aber geschehen ließ: „Schau mal, Jasmin, wo ich herkomme, gibt es so eine Storyline – also eine Geschichte – die fast schon viel zu sehr Klischee ist. Da sieht es dann so aus, dass eine Person eine tiefe Wunde hat, die verbunden werden muss. Aber womit, wenn kein Verbandsmaterial da ist und der Verbandspräsident sich nicht zeigt.“
„Verbandspräsident?“
„Entschuldigung, extrem mieser Wortwitz. Also – wenn kein Verbandsmaterial da ist, greift man zu dem, was man gerade hat – sprich Kleidung. Bei uns in Fiktivistien ist es zwar schön, aber nicht so warm wie hier in Agrabah. Das heißt, wir tragen normalerweise nicht so offenherzige Outfi… erm… Kleidungsstücke, es sei denn, es ist wirklich, wirklich heiß. Dann schon. Ansonsten haben wir solche Klamotten an, wie die, in denen ihr uns gefunden habt. Und davon kann man dann natürlich ein paar Streifen abreißen und sie als Verbandsmaterial verwenden.“
Damit wandte er sich ihr zu und betrachtete sie von oben bis unten: „Nur, wenn Du, Aga… ich meine, Prinzessin Song oder Prinzessin Theti auf die Idee kämet, stündet ihr ziemlich nackt da.“

Jasmin war sich gerade nicht ganz sicher, wie sie dem Mann gegenüber auftreten sollte – ein Teil von ihr war versucht, ihm tatsächlich eine Ohrfeige zu verpassen, ob seiner Unverschämtheit, aber andererseits wäre dies viel zu – wie hatte Prinz Doktor es gesagt? Klischee.
Und sie stellte fest: Er hatte recht. Von ihrer Pluderhose könnte sie allerdings Stoff spenden und…
„Schatz!“
Der Ruf schien Prinz Doktor zu elektrisieren, denn seine Hand zuckte von ihrer Schulter herunter, als habe sie sich spontan erhitzt.
„Wir… erm… es ist… wir waren… erm…“, setzte er dann an und blickte zu Prinzessin Song, die gerade aufgeregt auf ihn zu lief, vor ihm stoppte und lächelte: „Du kannst mir nachher sagen, dass dieser Bahnhof in 10 Minuten im Flughafen hält oder dass es drei unterschiedliche Arten von Bären gibt.“
Sie schlang ihre Arme um den Prinzen, blickte ihm in die Augen und lächelte: „Ich habe sie gefunden.“
Erneut schien der Prinz wie elektrisiert zu sein, sein Brustkorb hob und senkte sich schneller und er schaute seine Prinzessin an, als wären nur sie alleine in diesem Moment auf dieser Welt.
„Bist Du sicher?“
„Ja.“
Prinz Doktor straffte seine Gestalt, griff zu seiner magischen Waffe und wandte sich dann an Jasmin. „Ich danke Dir für die Zeit, die wir in Agrabah verbringen durften, aber – sind sind dann mal weg.“
Prinzessin River Agatha Song-Silverbird gab einen Protestlaut von sich, ein „KELL! Das kann nicht dein Ernst sein!“ und Jasmin lächelte: „Soso, Prinzessin River Agatha Song Silverbird und Prinz Kell-Doktor?“
Mit erhobenen Augenbrauen blickte der Mann, der offenbar „Kell“ hieß zu seiner Prinzessin, die ihn anlächelte und mit den Schultern zuckte: „Hey, ich hab mich halt auch mal verplappert. Das kann ja mal vorkommen.“
„Normalerweise bei Dir nicht, Liebling.“, sagte der Prinz mit einem ernsten Gesichtsausdruck und einem amüsierten Lächeln in der Stimme, „Normalerweise bei Dir nicht.“
„Jaja“, murrte die Rothaarige, „Sperr mich doch ein.“
Das Grinsen, das bisher nur in Kell Stimme zu hören war, brach jetzt durch und seine Lippen verzogen sich, zu erst zu einem leisen, dann zu einem immer deutlich sichtbareren Grinsen: „Mich zu fesseln ist eigentlich dein Job, Wonder Woman.“
„Was hat das wieder zu bedeuten?“
„Das…“, setzte Prinz Kell-Doktor an, ehe er sich der Anwesenheit Jasmins wieder bewusst zu werden schien, „Erklär ich dir gleich, wenn Du sie mir gezeigt hast, Agatha, mein Traum aus 1001 Nacht.“
Doch der Traum aus 1001 Nacht schien nicht sonderlich beeindruckt von der Süßholzraspelaktion ihres Prinzen zu sein – und irgendwie konnte Jasmin das durchaus nachvollziehen, schließlich kannte sie es auch von Aladdin so, dass er immer dann besonders komplimentfreudig wurde, wenn er entweder etwas wollte, zu wollen glaubte oder dachte, dass er sich bei ihr entschuldigen müsste.
Irgendwie war es lustig, genau das festzustellen und zu merken, dass Männer offenbar – gleich in welchem Land sie waren – versuchten, die selbe Rethorik anzuwenden.

„Ich zeig dir gleich gerne, weswegen ich so ausser mir bin – wir können aber unsere Freunde hier nicht einfach so im Sand rumstehen lassen.“
Zugegeben, die Logik, die Agatha da benutzte, war eigentlich, an und für sich betrachtet, genau das – nämlich logisch. Es gab nur ein Problem an der Kiste, eines, das eigentlich auch Agatha bekannt war – oder zumindest: bekannt sein müsste.
Würde man die anderen Sechs (also die zwei hochwohlgeborenen Frauen, Jasmins Ehemann, Thetis Freund, sowie Razul und den anderen Kanten, der sich bisher vornehm zurückgehalten hatte) tatsächlich mitnehmen, würden diese Sechs das Geheimnis des Nf’Y-Gebirges, nämlich die USS DRAGONFLY , erfahren und erkunden. Konnte der Captain das Raum-Zeit-Kontinuum so sehr unter Beschuss nehmen? Hatten nicht seine letzten beiden Versuche, die Geschichte zum Besseren zu wenden, nicht in genau dem Gegenteil geendet, so, dass die Zeit von diesen Versuchen entweder sehr unbeeindruckt war oder aber sich alles zum Schlimmeren wendete?
Aber dennoch – es stimmte natürlich. Man konnte die freundlichen Damen und Herren der Agrabah-Theben-Delegation ja auch nicht einfach so im Sand stehen lassen, wie bestellt und dann nicht abgeholt.
Und wenn er ehrlich war, war es ihm momentan auch eigentlich vollkommen Latte Macciato. Seine Seite brannte, er hatte Schmerzen und wenn die Krankenstation der DRAGONFLY funktionierte, dann konnte man ihm sicherlich mit dem Dermalregenerator helfen.
Dazu musste man aber erstmal die Position des Schiffes im Berg kennen und die hatte Agatha wohl ausgemacht.
Cal konnte sich nicht helfen, er merkte, wie er grinste. Ja, seine XO war wirklich eine verdammt schlaue Frau.
„Gut“, sagte er, „dann wollen wir mal.“

Das Lippenbekenntnis.
Noch spürte er, wie seine Lippen kribbelten, nachdem er die Prinzessin geküsst hatte das Gefühl gehabt hatte, dass er einen alles verzehrenden Durst hätte löschen müssen. Als sie dann aufgewacht war und er den Skorpion gesehen hatte, war sein ganzes Ansinnen danach gegangen, sich und die Prinzessin Theti zu verteidigen. Er würde es nicht noch einmal zulassen, dass sie verletzt würde. Nicht einmal damals, als er sie das erste Mal gesehen hatte, in diesem Brunnen, im Sarkophag, betäubt und so verletzlich wirkend, war er willens gewesen, sie aufzugeben und er wollte verdammt sein, wenn er…
Dann hatte sich alles als großes Mißverständnis herausgestellt und selbst die Katib hatten angefangen, die ganze Sache mit einem „naja, wie auch immer“ abzutun.
Und kaum, dass die Anspannung gewichen war, spürte er wieder ihre Lippen auf den seinen – und das ohne, dass sie sich tatsächlich geküsst hätten.
Kurz blickte er zu Theti herüber, die ihn sanft anlächelte und ein neckisches „Woran denkst Du gerade, mein kleiner Fischer?“ von sich gab, ehe sie auf ihn zutrat und ihn nun doch umarmte.
„Wir bilden eine hervorragende Einheit.“, lächelte sie dann und küsste ihn.
Dann spürte er einen Schlag auf seine Schulter.
Verblüfft hob der Ägypter den Blick und sah Prinz Doktor: „Was ist? Prinzessin Song hat in der Höhle eine Entdeckung gemacht und Prinzessin Jasmin möchte sich das angucken. Kommt ihr auch?“
Theti grinste: „Ist das eine Fangfrage?“

Razul kam wieder zu sich. Sein Rücken brannte – natürlich auch nicht wortwörtlich – sein Kopf war dabei, zu expoldieren (ebenfalls nicht wortwörtlich zu sehen). Eigentlich sollte es nicht notwendig sein, das machen wir hier jetzt aber mal.
Der Riese öffnete die Augen, stemmte sich in die Sitzende und neben dem, dass ihm der Kopf schwirrte, tat dies noch eine Frage in selbigem: „Hat einer mal die Nummer von dem Elefanten, der mich da erwischt hatte?“
„Wir unterhalten uns nachher über dein Verhalten, Razul.“, erklang in dem Moment gebieterisch die Stimme Prinzessin Jasmins, als sie vor ihm in die Knie ging und ihm sanft über den Kopf fuhr: „Prinzipiell war es eine ehrenvolle Aktion, du hast nur nicht alle Punkte in Betracht gezogen. Aber deine Mannen sind da – Sichere mit ihnen die Umgebung.“
Damit klopfte sie ihm auf die Schulter und der Riese erhob sich.

Die sechs Abenteurer bezogen vor der Höhle Stellung. Inzwischen hatte Genie es geschafft, durch das Magiefeld zu kommen und ermöglichte es den Reitern der Agrabahnischen Armee ebenfalls Position zu beziehen. Razul trat auf sie zu, inspizierte die Truppe, während ihm Cassim Gesellschaft leistete – was der Hauptmann der Wachen mit einem geknurrten „Na klasse“ kommentierte.
Prinz Doktor brachte seine magische Waffe in Anschlag, hob sie an, so dass er über das zielen konnte, was man in der Zukunft „Kimme und Korn“ nennen würde. Dann wandte er sich einmal um, ließ die Waffe wieder sinken.
„Ich möchte hier keineswegs territoriale Ansprüche erheben, Prinzessin Jasmin – allerdings ist das, was wir in der Höhle finden könnten, eventuell gefährlich und ich habe das besser-ausgerüstete Schießeisen. Daher wäre es nett, wenn ich die Gruppe anführen würde.“
Jasmin blickte kurz nachdenklich zu Aladdin, der genau so ratlos dreinblickte, wie sie sich fühlte, und nickte dann: „Gut. Leiten Sie uns den Weg, Prinz Doktor.“
Der Angesprochene grinste: „Na, dann haltet euch mal fest. Es wird lustig.“
Und damit, die Waffe schussbereit gehalten, schlich er los.

TBC
 
Kapitel 22.5

Kaum, dass sie die ersten Schitte in den Stollen des Berges getan hatten, der irgendwo in seinem Inneren das Föderationsraumschiff U.S.S. DRAGONFLY beherbergen sollte, hüllte sie die Dunkelheit ein, die sofort durch die eingeschaltete Lampe, die am Phasergewehr montiert wurde, vertrieben wurde.
Cal wandte sich noch einmal kurz um. Wenn das alles so kam, wie er sich das dachte, würde die Situation sehr unschön werden.
Wie bitteschön sollte er Jasmin und Co erklären, was er wirklich war? Das ging schon bei so einfachen Fragen los, wie etwa „Was ist ein Raumschiff?“
Aber – wie schon ein weiser Mensch einmal gesagt hatte: „Diese Brücke werden wir überqueren, wenn wir sie sehen“ – oder so ähnlich.
Momentan gab es einfach viel zu viele andere Probleme – etwa den Fakt, dass dieses Raumschiff sich mitten in einem Berg verbarg und Cal sich fragte, wie er ein knapp 344 Meter langes Gefährt ohne viel Aufsehens und Aufhebens aus seinem steinernen Grab – oder seiner steinernen Ruhestätte – herausbekommen sollte. Wäre ein anderes Föderationsschiff in der Nähe, wäre dies natürlich kein Problem. Andere Crewmitglieder hinbeamen, Schiff zu starten versuchen und im Zweifelsfall einfach mit ein paar Leuten demontieren – Ruhe is.
Das ging hier natürlich nicht.

Ein weiteres Problem, dass ihm mit jedem Schritt immer mehr bewusst wurde, war die Anwesenheit des verrückten griechischen Erfinders, der sich selbst Mechanikles nannte.
Wo war der Typ? Wo hatte er sich versteckt? 
Mit so einem Typen sollte man sich nicht anlegen und wenn der Captain ehrlich war, wollte er das auch nicht. Das war einfach nicht nach seinem Gusto. Zwar hatte sich der Föderationscaptain schon einige Male mit Personen geprügelt, für die die Bezeichnung „geistig gesund“ einfach nicht passte, aber Mechanikles war einfach ein anderes Kaliber. Der Mann war nicht bescheuert, er war schlichtweg richtiggehend verrückt.
Und – was man auch nicht ausser Acht lassen sollte: Er hatte einen extrem großen Typen an der Hand, den Mensch zu nennen sich fast schon verbot, aber auf jeden Fall die Verwandtschaft zwischen Mensch und Tier wunderbar erklären konnte.

Die Waffe ruckte hoch.
Was war das? Hatte sich da gerade jemand bewegt? Dort? In der Dunkelheit?
Die Taschenlampe, die an der Waffe montiert war, vermuchte es zwar, einen Leuchtkegel in die Dunkelheit zu entsenden, allerdings musste Cal feststellen, dass alles was Links und Rechts ausserhalb des Kegels war, nicht großartig erhellt wurde. Stattdessen wurden die Schatten, die eventuell durch scharfkantige Steine und Metallteile geworfen wurden, beinahe schon lebendig. Sie gelangten an eine Abzweigung. Der Captain riss die Waffe hoch, presste sich an die Wand – „Autsch“, dachte er sich, „Idiot“, schalt er sich und stellte fest, dass Scharfkantensteine auch in Uniformen eindringen konnten. – dann spähte er, mit der Waffe im Anschlag, um die Ecke.

Zwar war die Höhle nicht leer, zeigte aber nicht das, was Cal befürchtet hatte, sondern das, was er eigentlich zu sehen hoffte.
Der Korridor, an dem er stand, führte in eine große Höhle, in der …
Er wandte sich an Agatha und grinste sie an: „Wollen wir heimgehen?“
Sie nickte: „Lass uns heimgehen.“

Plötzlich hatte sich die Stimmung gewandelt. Hatte Jasmin vor dem Eintritt in die Höhle noch eine gewisse Portion Selbstsicherheit von Prinz Doktor gespürt und dann, als sie die Korridore entlang geschritten waren nur noch Aufregung und Angst, fühlte sie, kaum, dass sie eine andere Höhle ind er Höhle erreichten, so etwas wie Zufriedenheit und Glück in der Stimme des Prinzenpaares aus Fiktivistien. Sie trat vor, schaute zu Kell und Agatha herüber und lächelte. „Was ist das?“, fragte sie und deutete auf das Ding, das dort in der Höhle stand.

Ja, was war das?
Wie erklärte man…
Cal holte tief Luft und lächelte dann zur Prinzessin herüber.
„Jasmin, Aladdin, Theti und Papyrus? Darf ich euch die DRAGONFLY vorstellen?“
Damit deutete der Kommandant auf das Raumschiff, dessen partielle Silhouette in der Höhle stand.
Und kaum, dass der Captain dies gesagt hatte, war ihm klar, dass nun einiges an Erklärungsbedarf bestand.

DRAGONFLY?
Prinzessin Jasmin von Agrabah blinzelte verblüfft. Das Gerät, auf das Prinz Kell Doktor zeigt, sah irgendwie merkwürdig und doch vertraut aus, erinnerte sie an eine Art Gebäude, aber einen wirklichen Nutzen konnte sie ihm nicht abgewinnen.
„Was ist eine DRAGONFLY?“, fragte sie daher und sie konnte sehen, wie der Prinz mit den Augen rollte.

„Oh Gott, wie erklär ich das jetzt?“
Und da waren sie bei dem uralten Problem: Wie sag ich es meinem Kinde. In diesem Fall – wie sage ich es einer Prinzessin, ihrem Mann, sowie einer weiteren Prinzessin und ihrem Freund?
Er blickte zu Agatha, die ihn ebenfalls mit mehr als nur ratlosem Blick anschaute und mit den Schultern zuckte – und wenn selbst seine XO nicht mehr wusste, was zu machen wäre… oh oh.
Der Captain räusperte sich: „Okay, fangen wir ganz einfach an, Prinzessin.“
Kurz holte er Luft und begann dann zu erzählen: „Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein. Hier ist ein Märchen von Übermorgen.“
Er pausierte, schloss kurz die Augen und seufzte. Das war so was von abgeguckt.
„Es gibt keine Nationalstaaten mehr – es gibt nur noch die Menschheit und ihre Kolonien im Weltraum.“
„Im Weltraum?“, echote Jasmin und der Captain seufzte einmal mehr. Ja, wie erklärte man jetzt einer Prinzessin aus dem Jahr Elfzehnhundertsechs vor Christus, was der Weltraum war? Besonders, wenn diese Prinzessin in Agrabah lebte – also einem Land das so fiktiv war, dass Fiktivistien dagegen existierte.
„Der Weltraum – unendliche Weiten.“, sagte er daher und zuckte mit den Schultern: „Also – das, was so am Himmel zu sehen ist, wenn … ja, wenn was?“
Erneut ließ er einen Seufzer erklingen und setzte sich in den sandigen Boden, schaute die Prinzessinnen und ihre Männer kopfschüttelnd an: „Tut mir leid, ich kann es euch nicht anders erklären. Also – erm… wie fangen wir an?“
Agatha räusperte sich: „Euch ist sicherlich bekannt, dass die Erde für uns zwar als der Mittelpunkt des Lebens gilt, aber in Wirklichkeit nicht der Mittelpunkt des Universums ist, richtig?“
„Einer unserer führenden Gelehrten hatte uns mal von dieser Theorie erzählt.“, lächelte Jasmin und wandte sich nun an ihn, Cal, „Und was weiter?“
„Nun“, räusperte sich der Captain, „Erm… es gibt… Schiffe, die nicht auf dem Meer fahren, sondern in…“
Das Gesicht der Agrabahnischen Prinzessin erhellte sich: „ AH! Ich weiß, was Du meinst, Prinz Kell.“
Vermutlich hatte er das verblüffte „Ach, tatsächlich“ wirklich gesagt, dennoch hoffte er, dass dem nicht so gewesen ist. Doch als Jasmin nickte, wusste er, dass er es wirklich getan hatte und war versucht, sich die Hand vor das Gesicht zu schlagen – german facepalm, eben.
„Ja“, nickte die Prinzessin, „Du meinst so etwas wie Luftschiffe, die mehrere Meter über dem Boden schweben können, richtig?“
Na eifabibschenochemal – oder wie auch immer man diesen sächsischen Ausruf schreiben mag. Das stimmte natürlich, so konnte der Captain den beiden Prinzenpaaren durchaus erläutern, was ein Raumschiff war und müsste eventuell noch nicht einmal die ganze Wahrheit erklären. Wer würde schon glauben, dass sie tatsächlich dort, jenseits des Himmels unterwegs waren und kühn in Galaxien vordrang, die nie ein Mensch zu vor gesehen hatte?
Also nickte er hastig: „Ja, genau. Luftschiffe. Wir nennen sie nur anders, wir sagen „Raumschiffe“, weil sie ein bisschen höher fliegen, als andere Luftschiffe.“
Hoffentlich fragte jetzt keiner „Wie hoch?“
„Wie hoch?“, hörte er die Stimme Thetis und stellte fest, dass pure Faszination in ihr mitschwang.
Großartig – jetzt musste er tatsächlich Sachen erklären, von denen er selbst keine Ahnung hatte?
Hilfesuchend blickte er zu Agatha, die den Kopf schüttelte. Großartig. Prima – gaaaaaaaaaaaaaanz toll. Also räusperte er sich, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und zuckte dann mit den Schultern – was vermutlich irgendwie komisch aussehen mochte – ehe er die ägyptische Prinzessin ansah: “Also – genauere Informationen kann ich Dir da gar nicht geben.”
“Nicht?“, fragte nun Papyrus, „Ich dachte, du kennst dich damit aus, so selbstsicher, wie du gerade gesprochen hast.“
Cal seufzte.
Dann hörte er ein Geräusch und fuhr in dem Moment herum, als Mechanikles schon bei ihm war und ihm einen Schlag gegen das Gesicht verpasste.
‚Gerettet durch den Schlag’, schoss es dem Captain durch den Kopf, als er taumelte und zu Boden ging. Kurz betastete er sein Auge – knirschte mit den Zähnen, das würde morgen wirklich wehtun, und machte sich gerade bereit, in Verteidigungsposition zu gehen, als Agatha einmal zutrat. Das lange Bein ausgestreckt, stellte der Fuß Konakt zu dem Kinn des Griechen her, dessen Kopf hochgerissen wurde und dann zu Boden ging – natürlich mit dem am Kopf befestigten Körper.
Die hübsche XO trat in die Höhle, begab sich in eine Verteidigungsposition, die Füße fest in den Boden gegraben, die Beine leicht auseinandergestellt, den Oberkörper leicht geduckt und die Hand mit dem Phaser in Schussbereitschaft gebracht.
Cal rappelte sich auf, kam neben ihr zum Stehen und zog ebenfalls seine Waffe.
„Du bist tatsächlich meine Wonder Woman.“, grinste er und zielte dann auf Mechanikles.
Kurz zu Aladdin blickend, zwinkerte er ihm zu: „Willst Du deinen Standardsatz sagen?“
„Gerne.“, lächelte dieser und trat vor: „Das Spiel ist aus Mechanikles!“
In dem Moment erhellten tausend Sonnen die Höhle.

Als Jasmin sich wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatte und die Sterne vor ihren Augen wegblinzelte, stellte sie fest, dass Theti zwar noch neben ihr stand, aber die Luft erschrocken angehalten hatte. Auch Aladdin, Doktor und River schienen schockiert und jetzt erkannte sie den Grund. Mechanikles hatte in die wehrlose Menge gegriffen und sich Papyrus gegriffen, den er nun, wie als Schutzschild, vor sich hielt.
„Wenn ihr abdrückt, trefft ihr auch ihn.“
Und sie wusste, wenn der Grieche drohte, meinte er dies ernst.
„Schatz?“
„Cal?“
Die beiden Wörter waren mit der gleichen Ahnungslosigkeit gesprochen worden. Zwar hatten sie ihre Waffen inzwischen wieder auf „Betäubung“ gestellt und von daher war das Risiko, selbst wenn man Papyrus gleich mit von den Beinen holte, relativ überschaubar – dennoch ging Agatha ein Gedanke nicht aus dem Kopf. Was ist, wenn Theti ihnen diese Rücksichtslosigkeit übel nahm? Oder besser noch – was, wenn Papyrus selbst einen Plan hatte, um aus der Situation herauszukommen?
Oder war das alles nur eine Menge unnötiges Drama?
„Prinzessin Song!“, hörte sie die Stimme Jasmins, „Worauf wartet ihr noch?“
Das verblüffte „Bitte?“ von Mechanikles zu hören, machte sie lächeln, dann hob sie die Waffe und richtete sie auf den Griechen und den Ägypter, der ihr nur sanft und unmerklich zulächelte.
„Cal?“
„Ja, Schatz?“
“Ich eins, du Drei.”
“Verstanden.”
Damit war der Plan klar. Sie stellte ihre Waffe auf Stufe 1, die, wie das offizielle Handbuch der ENTERPRISE-D zu berichten wusste, eine leichte Betäubung, bewirkt und das getroffene Opfer vom Typ „Standardhumanoid“ bis zu fünf Minuten lang betäubt. Cal stellte seine Waffe auf Stufe drei, die “starke Betäubung“, die einen getroffenen Standardhumanoiden für eine Stunde, „widerstandsfähige Bioformen“ bis zu 15 Minuten betäubt und Wasser auf 100 grad erhitzt.
Zuerst feuerte Agatha.
Papryus und Mechanikles erstarrten, ihre Gesichter verspannten sich erst, dann entspannten sie sich, der Ägypter fiel nach rechts in die wartenden Arme Thetis, der Grieche nach links auf den harten Boden. Dann zielte Cal auf Mechanikles und drückte ab. Das würde ihn für eine Stunde, mindestens aber für 15 Minuten ruhig stellen.
Die beiden Offiziere ließen ihre Waffen sinken, Agatha steckte sie in ein Halfter, das der Captain erst jetzt bemerkte, er selbst schnallte sich sein Phasergewehr so um, dass der Lauf nach Oben zeigte. Dann traten sie auf den gefallenen Ägypter zu.
„Ist er okay?“, fragte Cal und sah, wie Theti den Kopf hob und ihn anlächelte: „Was auch immer ‚okay’ heißen mag, weiß ich nicht. Aber er schläft. Und du kannst uns nun alles über eure DRAGONFLY erzählen.“
Cal merkte, wie er schluckte.
Ja, jetzt galt es, Nägel mit Köpfen zu machen. Er holte tief Luft, räusperte sich, setzte an etwas zu sagen und schaute dann zum Griechen: „Aber eigentlich müssten wir zuerst dafür sorgen, dass er nicht abhaut. Wenn wir nur ein Seil oder so hätten.“
Jasmin grinste. „Tut mir leid – Seile, Lassos oder Peitschen trage ich nicht mehr mit mir herum, seit ich nicht mehr die ‚Plage der Wüste’ bin.“
„Plage der wat?“, entfuhr es dem Captain und er biss sich auf die Lippe: „Erm… entschuldigung, ich meine natürlich, Plage der…“
„Das ist doch eigentlich unerheblich.“, sagte nun Aladdin und lächelte: „Ich hab einen Plan. Wie wäre es denn, wenn wir Teppich bitten, Mechanikles zu fesseln?“
Sprachs und eilte zum Höhleneingang.
Der Captain blickte ihm kurz hinterher, dann zu Agatha und dann zu Jasmin und Theti: „Hm – also, wie war das mit der ‚Plage der Wüste’?.“

Aladdin trat hinaus in die Sonne der Wüste. Irgendwie machten ihm diese ganzen Erlebnisse sehr viel Spaß und es war definitiv besser als das Leben, das er vorher geführt hatte, das musste er schon feststellen. Auf der Straße zu leben, als Straßenköter oder „Streetrat“ bezeichnet, das war mit „Nicht schön“ noch sehr unzureichend umschrieben. Sicherlich hatte man, wenn man zu niemandem gehörte, sein Leben nur für sich selbst und von einer gestohlenen Mahlzeit zur nächsten bestritt, gewisse Freiheiten. Man tauchte da auf, wo man wollte, richtete sich nicht nach Zeitplänen, tat das, was man wollte, wann man es wollte.
Sicherlich ließe sich so ein Leben romantisch verklären – man war ein Outlaw, nonkonfirmistisch, passte sich an nichts und niemanden an, war tatsächlich freier als so Mancher, der in seinem geregelten Leben um Punkt 6 Uhr aufstehen musste, um zur Arbeit zu gehen. Allerdings hatte dieses Leben verdammt viele Nachteile – wenn man nicht auf Almosen angewiesen sein wollte, musste man das Leben eben auf kriminelle Art und Weise führen, also das stehlen, was man benötigte. Sicherlich könnten jetzt der Eine oder die Andere festhalten: „Hey, es gibt Leute, die haben wirklich genug.“
Und vermutlich hätten diese Leute damit sogar recht, wenn sie den Palast des Sultans betrachteten. Allerdings rechtfertigte dies keinen Diebstahl. Oder?
War Razul, wenn er ihn damals gejagt hatte, im Recht, weil er der Hauptmann der Wache war und somit Recht und Ordnung in Agrabah vertrat? War es tatsächlich so einfach? Oder war er eher ein Bewahrer und Beschützer des Status Quo, dem er nun ebenfalls angehörte?

Wie es auch immer war, eine Sache wusste Aladdin – das Leben auf der Straße lässt sich romantisch verklären, wenn man mal wieder genug hat, weil man an diversen gesellschaftlichen Ereignissen teilnehmen muss, die man selbst weder versteht, noch großartig billigen würde. Allerdings musste man auch festhalten – das Leben auf der Straße erschien einem dann nur deshalb so lebenswert, weil man es romantisch verklärte.
Weil man eben nicht in Betracht zog, dass er einfach nur Glück gehabt hatte, rechtzeitig den Absprung geschafft zu haben. Weil man eben nicht in Betracht zog, dass das Leben ohne die segensreichen Erfindungen dessen, was der eine oder andere gerne euphemistisch als „Zivilisation“ bezeichnen würde, tatsächlich sehr harsch war und man garantiert nicht sonderlich lange an selbigem Teil hatte, weil Mangelernährung, Krankheiten und alles in allem nicht sonderlich hygienisch zu nennende Zustände einem zusetzten.
Wog man nun die Unannehmlichkeiten des Lebens im Palast an der Seite von Jasmin gegen die Unannehmlichkeiten des Lebens auf der Straße auf, kam man zum Schluss, dass das Leben im Palast zwar nicht perfekt, aber verdammt nah dran war.

Zu den Unannehmlichkeiten des Palastlebens gehörte natürlich auch der sehr schrankwandige Hauptmann, Razul, der gerade dabei war, die Katib und die Palasttruppen aneinander zu gewöhnen und – trotz seiner sehr rüden Ausdrucksweise – genau dies schaffte. Das musste er ihm wirklich zugestehen.
„Hey, Al!“, hörte der Junge plötzlich die Stimme seines besten Freundes, des Flaschengeistes Genie, „Wie ist es in der Höhle?“
Die Antwort, ein gegrinstes „Dunkel.“, wurde mit einem wissenden Nicken abgefrühstückt, dann hob Aladdin den Kopf: „Hast Du Teppich gesehen?“
Und schon wurde er angehoben, schwebte durch die Luft und lachte. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er sich auf den fliegenden Perser gestellt hatte.
„Ist ja gut“, lächelte er und streichelte der Webware über die rote Bordüre, „ich hab dich auch vermisst.“
Und das war noch nicht einmal gelogen. Es stimmte, er hatte sich schon die ganze Zeit gefragt, wo sein fliegender Freund aus der Wunderhöhle gewesen war, nachdem man sich am Nf’Y-Berg getroffen hatten. Jetzt war er da und es war wie in alten Zeiten. Schade, dass Jasmin jetzt nicht bei ihm war. Sie würden schweben, singen, „Flieg mit mir um die Welt, sie gehört dir, Prinzessin“… Prinzessin?
OH!
„Teppich, du musst mitkommen. Ich muss dich um einen Gefallen bitten.“
Als Aladdin mit dem Teppich wieder kam, hörte er das laute Lachen Jasmins – seiner Jasmin – die gerade äußerst amüsiert klang.
„Oh, Prinz Doktor, du beliebst zu scherzen.“
„Auf keinen Fall“, erklang die Stimme des Prinzen Doktor, der verdammt nach ihm selbst klang, nicht nur in Sprechweise, sondern auch in Stimmlage – nur vielleicht 5 bis 10 Jahre älter.
Dann trat er in die Höhle: „Schaut mal, was ich mitgebracht habe.“
„Gut“, nickte Papyrus ihm zu und erhob sich dann von seinem Sitzplatz – dem griechischen Erfinder Mechanikles – um noch einmal auf seine Sitzgelegenheit zu blicken: „Er hat sich nicht bewegt. Der Schlafzauber, den Prinz Doktor ausgesprochen hat, war sehr wirkungsvoll.“

Cal merkte, wie sein Herz schneller schlug, als der Teppich Mechanikles band.
Okay, er hatte, die ganze Bande solange hingehalten, bis der Grieche nicht mehr abhauen konnte und…
„Es wird Zeit, Prinz Doktor.“, sagte Jasmin, „Du wolltest uns alles über die DRAGONFLY erzählen.“
Der Captain holte Luft, warf einen Blick zu Agatha, die mit den Schultern zuckte und dann nickte.
Stimmt – seine XO hatte die Fähigkeit, ihn zu hypnotisieren, schon mehrfach bewiesen, es würde Cal nicht wundern, wenn sie das nicht auch bei den Hochwohlgeborenen hinbekam.
Solange es nicht so lief wie beim NCIS.


„Du willst die alle hypnotisieren?“, riss die geflüsterte Stimme Cal ssie in die Jetztzeit zurück, „Das ist eine wirklich bekloppte Idee. Und ich hab in unserer Beziehung das Monopol auf die bekloppten Ideen.“
„Nein, das ist eigentlich ein Oligopol. Wir beide haben gern mal bekloppte Ideen.“, grinste Agatha, streichelte ihm über die Wange und hauchte ihm einen Kuss auf das Ohrläppchen.
„Du weißt, dass das bei den Ferengi zu etwas führen würde, das wir ob des Ratings der Fanfiction, in der wir uns befinden, nicht komplett ausspielen dürfen? Eigentlich schade.“ Mit einem liebevollen Lächeln streichelte sie ihm über das andere Ohr und schnurrte: „Ich weiß. Aber: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“

„Was genau ist eigentlich passiert?“, raunte McGee dem grauhaarigen Chefermittler zu, der ihn mit einem genervten Seitenblick zum Schweigen brachte. Gut – „Schweigen“ war eine übetriebene Darstellung der Sachlage. In Wirklichkeit klappte den Mund auf und wieder zu, murmelte ein „’Tschuldigung, Boss“, ehe er sich an Ziva wenden wollte. Mitten in der Bewegung erstarrte er. An der Wand von Zivaas Wohnung erschien plötzlich ein Farbenspiel von unbeschreiblicher Schönheit. McGee hatte keine andere Wahl, als hinzuschauen.

Agatha hielt eine Glasperle vor den Phaser und ließ an der Wand zu Zivas Wohnzimmer ein buntes Regenbogenfarbspiel – sprich, die aufgefächerten Spektralfarben – tanzen.
Genervt rollte Cal mit den Augen, schaute sie an und schüttelte den Kopf: „Lass es.“
„Erste temporale Direktive Cal, es darf sich niemand an unsere Intervention erinnern.“
„Schatz, wir könnten ihre Hilfe brauchen.“
„Erste temporale Direktive, Cal.“, wiederholte die hübsche XO und wandte sich, mit einer ruhigen Sing-Sang-Stimme an die, im Wohnzimmer stehenden Agenten.
„Schaut auf das Licht. Es ist hell, klar, und schön. Je mehr ihr euch auf dieses Licht konzentriert, je mehr ihr versucht, Formen zu erkennen, um so entspannter, um so relaxter fühlt ihr euch. Eure Augenlider sind bleischwer, blei, bleischwer. Ihr werdet Müde und wollt schla…“
Sie stockte, als sie neben sich einen Plumpser hörte. Cal war umgekippt.
„Verdammt.“, murmelte die hübsche XO, ging neben ihrem Freund in die Knie und raunte ein: „Erwache, mein Liebling“ in seine Ohren.
„Was… wassis passiert?“, lallte der Captain, richtete sich auf und schaute zu Agatha herüber: „Ich wollte… ach was solls.“
Ziva räusperte sich, trat auf die beiden Offiziere zu und schüttelte den Kopf: „Was auch immer Du da gerade versucht hast, Agatha, so ganz hat es nicht geklappt.“
„Seh ich auch so.“, sagte Tony, der sich gerade von seinem Sitzplatz erhob und Gibbs, der Agatha amüsiert anschaute, lächelte: „Hypnose?“
„Die Frau ist gut“,grinste Cal, „Schafft es mit einem einzigen Wort – oder Satz – mich auszuschalten..Ich sag es Ihnen, Mister Gibbs, legen Sie sich in ihre fähigen Hände und sie schlafen, wie ein Baby. Ich spreche aus Erfahrung.“
Dann wandte sich der Captain an Ziva: „Aber – um mal etwas Anderes anzusprechen. Könnten… könnten Sie uns zu Misses Stone fahren, Miss David?“
Verblüfft blinzelte Agatha ihren Freund an: „Aber – ahm – Cal, hältest Du das für eine gute Idee? Ich meine… gut, es könnte mir egal sein. Da kann ich mehr üben. Ob ich Ziva nun einmal hypnotisieren muss, oder mehrmals, das macht keinen Unterschied.“
Der Captain zwinkerte ihr zu: „Schatz, du kannst es auch immer wieder an mir ausprobieren.“
Damit traten sie aufeinander zu, sie umrundete ihn und er schaute an ihr herauf und wieder herab. „Später.“, sagte sie, in einem flirtenden Unterton und Cal grinste wie ein Schuljunge.
Dann räusperte er sich und versuchte, die Gedanken, die offenbar in diesem Moment in seinem Kopf auftauchten, anders abzulenken. Er wirbelte um die eigene Achse und schaute wieder zu Ziva herüber. Diese starrte ihn verblüfft an, während er sich grinsend vor ihr aufbaute und begann, in einem rasend-schnellen Duktus zu sprechen:  „Wo, war ich? Richtig… Captain Thaddeus Alexander Stones Frau. Was meinen Sie, warum wollen wir zu ihr? Warum wollen wir da…hin?“
 „Schatz, wenn Du so sprichst, könnte man dich für Doc 11 halten.“, grinste Agatha und McGee schaute sie an: „Stimmt. Das macht Sie zu River, hm?“
Cal schaute zwischen Agatha und McGee hin und her, grinste und schaute zu Ziva.
 „Das macht Sie zu Amy und ihn da“, damit deutete er mit seinem Kopf auf Tony, „zu Rory.“
Damit griff er ihre Hand: „Nun denn, come along Po…“
Weiter kam er nicht, denn Ziva hatte in diesem Moment seine Hand gegriffen, so fest zugedrückt wie sie konnte – was ihn zum Schreien brachte – und verdrehte seine Hand auf den Rücken.
„Ahaaaa“, machte Cal, „Lassen Sie mich los, Miss David.“
„Fassen Sie mich noch einmal an, ohne, dass ich meine Erlaubnis gebe, und ich breche Ihnen alle Knochen.“, zischte Ziva und stieß den Captain von sich weg, Richtung Agatha, die ihn auffing.
„Aua.“, machte der Captain, betrachtete seine Hand und bewegte sie probehalber.
„Und, Gebrochen?“, fragte die XO mit einem sehr trockenen Unterton.
„nee.“, murmelte Cal und sein Gesichtsausdruck veränderte sich von amüsiert zu beinahe-beleidigt. Dann schaute er zu Ziva herüber, wollte einen Schritt auf sie zutreten, aber man konnte ihm ansehen, dass er sich dies offenbar noch zwei bis dreitausend Mal überlegte.
„Könn… könnten Sie uns eventuell zu Captain Stones Witwe fahren?“, fragte der Captain dann dennoch, wenngleich ein wenig kleinlauter.


Er schüttelte den Kopf und fand sich wieder in die Realität zurück, als Jasmin ihn fragend und aus großen, hübschen, braunen Augen anblickte. Verdammt, wieso fühlte er sich gerade an Ziva David erinnert?
Konzentrier dich, Cal! , schalt er sich in seinem Inneren und holte dann tief Luft:
„Also – fangen wir ganz am Anfang an.“, sagte er und deutete hinter sich, dorthin, wo ein Bruchteil der Silhouette eines Schiffes der Intrepid-Klasse sichtbar war, „Das ist mein Schiff. Die USS DRAGONFLY – oder, wie man auch sagen könnte: Die Libelle.“
„Libelle?“, fragte nun Theti, „Ist das nicht der Name des Schiffes, das euch verloren gegangen ist?“
„Oh, du hast keine Ahnung, wie Recht du damit hast.“, lächelte nun Agatha, die mit verschränkten Armen an eine Felswand gelehnt stand, „Aber das ist noch nicht der schockierendste Punkt.“
„Richtig.“, nickte Cal, „Das wäre meine Identität. Darf ich mich euch vorstellen? Ich bin kein Prinz aus Fiktivistien – mein Name ist Captain Calvin Nathan Cat.“
Er lächelte: „Meine Freunde nennen mich Cal.“

TBC

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