So, es scheint, dass ich umso länger für das Verfassen einer Antwort brauche, je länger der Text ist, den ich geschrieben habe

Na das wird jetzt lustig
Ich habe "Fremde eigene Welten" damals recht nahe ihrer Veröffentlichung runtergeladen und gelesen und möchte jetzt, mit geriiiiingfügiger Verspätung ein paar Zeilen dazu schreiben. Mal sehen, ob ich das, was mir damals durch den Kopf ging, noch alles zusammenbekomme.
Danke fürs Lesen und für den ausführlichen Kommentar hier

"Fremde eigene Welten" war das zweite Werk, was ich von dir gelesen habe, direkt nach "L'homme nouveau". Obwohl mir "L'homme" nicht wirklich zusagte, war doch klar Potential zu erkennen, und dementsprechend neugierig war ich. Und ich wurde nicht enttäuscht. Mit "Fremde eigene Welten" gibst du dem Leser recht früh ein Rätsel, das zwar auch ab der Hälfte oder so wieder in den Hintergrund rückt, das gleichzeitig aber dennoch bei der Stange hält und zu Anfang neugierig macht.
"L'homme nouveau" war auch wirklich eine ziemlich gewagte Geschichte, aber der ein oder anderen Ansatz gefällt mir irgendwie immer noch. Für "Fremde eigene Welten" war der Einstieg aber ein anderer, weil ich die Grundgeschichte (bis hin zu Parabel) für eine KG geeignet hielt, dann aber gemerkt habe, dass ich hier nicht einfach aufhören kann.
Es stimmt, es ist schon irgendwie lustig, wie das eigentliche Rätsel, die eigentliche Mission schnell in den Hintergrund tritt, aber das fühlte sich sozusagen richtig an, weil sich eben auch für die Figuren die eigentliche Thematik so verschiebt.
Das Schiff, auf dem ja auch ein gewisser Fokus lag, weil du in die Entwicklung recht viel Arbeit gesteckt hast, kam mir auch gut beschrieben vor - ich erinnere mich auch noch an die seitlichen Hangartore. Solche Details sind definitiv hängen geblieben. Die Untersuchung des Außenpostens habe ich als gut und mit mysteriöser Atmosphäre beschrieben in Erinnerung.
Cool, dass Dir solche Einzelheiten im Gedächtnis geblieben sind

Da mich die technischen Belange in ST ja immer interessiert haben, kommt es natürlich auch schnell mal vor, dass ich entsprechendes in eine Geschichte aufnehme. Ich glaube, dass in meinem Design-Thread auch ein MSD der "Coeur de Marie" ist. EDIT:
Hier, gefunden 
Bei der Außenposten-Szene habe ich mich auch angestrengt

Bei den Charakteren waren mir die Pilotin und der Arzt am sympathischsten, der Rest blieb eher blass. Den Captain habe ich als zurückhaltend und recht passiv in Erinnerung, was mir damals sehr merkwürdig vorkam, woran ich mich inzwischen aber auch sehr gewöhnt habe. Überhaupt scheinst du ein Faible für ältere Charaktere zu haben, die... wie soll ich es beschreiben... aufgrund einer langen Lebenserfahrung eine unerschütterliche Ruhe entwickelt haben, und die Dinge daher zurückhaltend, gediegen und oft lächelnd betrachten, so, als seien sie irgendwann auf eine beruhigende Wahrheit gestoßen, die den meisten jüngeren Menschen noch verwehrt bleibt.
Ich muss sagen, dass ich doch etwas erstaunt bin, wie gut die Pilotin anzukommen scheint

Weltraumgeschichten sind oft Geschichten von Helden und ich liebe es, das wenigstens ein wenig dadurch aufzubrechen, indem ich auch Figuren auftreten lasse, die nicht dem klassischen Helden entsprechen. Und dazu gehört eben auch die ein oder andere ältere Person. Ter-Nedden macht sich meiner Meinung nach in der Geschichte ganz gut, auch wenn er - das wird auch zum Schluss noch deutlich - durchaus Schwächen hat.
Der Captain ist relativ passiv und auch das fand ich spannend: Ein Captain eben, der sich nicht unbedingt wohl fühlt und ersteinmal den Bezug zum eigenen Amt sucht.
Ein interessanter Charakter ist meiner Meinung nach aber auch der Zweite Offizier, Clerke. Ein eigentlicher Sympathieträger ist er wohl nicht, aber er kann an vielen Stellen bedeutenden Raum in der Geschichte einnehmen.
Meine Erinnerung an die zweite Hälfte der Handlung ist recht verwaschen, auch wenn ich noch grob weiß (oder glaube zu wissen), worum es ging, und hier hatte ich auch ein paar Kritikpunkte. Das eigentliche Thema ist ja, sofern ich das nicht durcheinanderbringe, Liebe, oder die Frage, was das eigentlich ist. Und hier wäre mehr drin gewesen, vor allem, weil die Figur des ersten Offiziers leider unglaubwürdig wirkt. Als erwachsener Mann und Sternenflotten-Commander sollte er eigentlich den Unterschied zwischen tiefgreifender Liebe und anfänglicher Begierde kennen. Daher fand ich es merkwürdig, dass er so schnell seine Karriere wegwirft, ohne seine eigene Handlung zu hinterfragen. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, dass er sie hinterfragt hätte. Dabei war doch genau hier die Chance für einen tiefgreifenderen Dialog. Kann das schon Liebe sein? Nach so kurzer Zeit? Oder doch nur eine kurze Schwärmerei? Gibt es so etwas, wie Liebe auf den ersten Blick? Kann man das vorher schon sagen? Oder erst nach einer Weile? Oder reimt man sich dann einfach eine stringente Geschichte zusammen und sieht Schicksalswege, wo nur Zufälligkeit vorhanden war? Auf diese Fragen muss man ja keine konkrete Antwort geben, aber für einen doch recht längeren Roman, hätte ich erwartet, dass etwas ausführlicher auf diese Dinge eingegangen worden wäre.
Hmm, das Thema Liebe ist schon sehr wichtig, aber "Fremde eigene Welten" betrachtet es aus einer Warte, die der der "Südseeromanze" entspricht. Damit das "aufgeht", muss der Betroffene einen Mangel an der Fähigkeit, zu reflektieren vorweisen. Der Commander kommt wirklich ganz schlecht weg

Ein zusätzliches "Problem" der gewählten Warte ist dann auch die Reaktion der anderen Figuren: Der Captain interessiert sich nicht groß für den Commander, sondern will nur das eigentliche Dilemma lösen; Ter-Nedden ist schlicht hilflos und Clerke, als "Gegenspieler" des Commanders ohnehin gegen ihn eingestellt. Illusion und Isolation sind zwei Begriffe, mit denen man Williams' Rolle beschreiben kann. Das entschudligt natürlich nicht die mangelnde Zuwendung zum Thema Liebe, aber vielleicht kann es ein wenig den Blickwinkel erklären, der, wie ich es im Wiki-Artikel zum Roman nenne, entsprechende Topoi und Klischees bedient und zugleich kritisiert.
So habe ich "Fremde eigene Welt" als gute Geschichte in Erinnerung, von der auch nach einiger Zeit noch erstaunlich viel hängen geblieben ist(?), aber für den ganz großen Wurf hat noch die ein oder andere Sache gefehlt. Trotzdem, auch damals schon toll gemacht. Ich nehme an, das war auch eine super Vorbereitung für Satyr. Und wer weiß, vielleicht taucht dort ja irgendwann mal eine Episode namens "Rosarot" auf und holt das Thema noch einmal hervor.
"FeW" war für mich vor allem eine intensive Erfahrung weil es mein bis jetzt längste Text fiktiven Inhalts ist. Im Vordergrund stand ein Thema, dass leicht legitime Erwartungen auf mehr weckt, dann aber mit gewissen Aussagen zufrieden ist.
Die gute Nachricht ist, dass ich tatsächlich mit der Satyr-Reihe auf das Thema Liebe zurückkehren könnte, wahrscheinlich auch werde

Übrigens gibt es schon ein (im Grunde sogar zwei

) Satyr-Fragmente mit dem Titel "Rosa", allerdings mit einer anderen inhaltlichen Ausrichtung. Aber in der Geschichte "Rubin" wird das Thema Liebe weiter beleuchtet.
Ich hoffe ich habe jetzt nicht zu viel Unsinn geredet o_O
Das tust Du nie

Noch mal: Danke für das Feedback!