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50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen

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Dahkur:
Dann trau ich mich jetzt auch mal ganz kleinlaut zu sagen, dass ich die Folge „Darmok“ liebe. Sie ist auf jeden Fall unter meinen Top 10 TNGs, ev. unter den Top 3, auch wenn ich mir damit jetzt „Haue“ von Leela einfange ;).

Ich hätte wahrscheinlich so argumentiert, wie Star es getan hat. Aber ich geh es einfach anders rum an, und zwar geht das – denke ich mal – so ein bisschen in Richtung von Leelas Frage: Meine Schwester wirft immer gerne mit dem Begriff „suspense of disbelieve“ herum (oder „suspension“? ich weiß nicht, wie es genau richtig heißt oder wie man es gar auf gescheites Deutsch übertragen sollte). Das spricht einfach die Frage an, inwieweit ein Zuschauer dazu bereit ist, Ungereimtheiten zu akzeptieren, um eine Geschichte genießen zu können. Das ist gewiss eine sehr persönliche Schwelle, die sicherlich auch von Geschichte zu Geschichte neu definiert wird.

Für mich selbst gibt es ST-Folgen, bei denen klappt das nicht so gut, die kann ich nicht genießen, weil ich mich an irgendwelchen (manchmal auch blöden) Kleinigkeiten aufhänge, die ich so nicht abnehmen kann (möchte), die mir den Rest versauen. Und es gibt eben Folgen, bei denen habe ich ein so gutes Gefühl, dass ich innerlich sehr großzügig bin. „Darmok“ ist für mich ein Beispiel für Letzteres. Ich mag die Idee einer Sprache, die nicht so einfach übersetzt werden kann, ich mag die Idee dieses Kammerspiels zweier Personen, die versuchen sich zu verstehen, diese (meinetwegen auch komplett übertriebene) Hingabe an das Zustandekommen einer Kommunikation, dass der eigene Tod in Kauf genommen wird (wenn ich es jetzt nicht völlig falsch in Erinnerung habe … Ich habe die Folge aktuell nicht noch einmal angeschaut). Ich mag das Ende, als Picard dann tatsächlich einen ersten kleinen Schritt in Richtung Kommunikation mit dem ersten Offizier macht.

Das fühlt sich für mich gut an, rund, ich denke noch darüber nach, wenn der Fernseher wieder dunkel ist. Und dabei ist es mir nicht wichtig, ob die Tamarianer jetzt die Funktion einer Waschmaschine erklären könnten, denn darum geht es für mich in diesem Moment nicht.

Erwachsen hin oder her, ist das ein Punkt, den jeder für sich selbst definieren muss. Ich war vierzehn Jahre lang "erwachsen", völlig draußen aus dem gesamten Fandom, mit Karriere, Mann, Kindern, Haus, "weil man da halt rauswachsen muss und im realen Leben verankert sein muss ..." und so weiter und so weiter.
Seit 2 (?) Jahren bin ich zufällig wieder reingestolpert - und hey, ich habe momentan wieder riesige Lust, mich so richtig idiotisch da reinzusteigern, einfach weil es Spaß macht und weil ich festgestellt habe, dass ich auch in einem erwachsenen Körper immer noch mit der Verwunderung eines Kindes an etwas herangehen kann, und nicht alles fachfrauisch analysieren muss. Einfach jetzt aus dem Herzen gesprochen, und den Verstand irgendwo geparkt.

Kontikinx1404:

--- Zitat von: Dahkur am 10.05.16, 19:51 --- Ich mag das Ende, als Picard dann tatsächlich einen ersten kleinen Schritt in Richtung Kommunikation mit dem ersten Offizier macht.

Das fühlt sich für mich gut an, rund, ich denke noch darüber nach, wenn der Fernseher wieder dunkel ist. Und dabei ist es mir nicht wichtig, ob die Tamarianer jetzt die Funktion einer Waschmaschine erklären könnten, denn darum geht es für mich in diesem Moment nicht.



--- Ende Zitat ---
@Dahkur

 :thumb Hier Stimme ich Dir zu. Schließlich möchte man auch gut unterhalten werden und etwas haben über das man ein wenig nachdenkt.

Max:

--- Zitat von: Leela am 10.05.16, 04:14 ---Ich mag die Darmok Folge nicht so sehr... sie ist ein TNG Klassiker aber sie hat für mich erstaunlich wenig Wiedersehwert. Mein innerer Faulromulaner hat sich denn auch geweigert sie nochmal rauszusuchen... und deswegen wird das auch etwas kürzer. 

Was mich an der Folge am mit stört ist, dass sie quasi eine Mischung aus „Enemy Mine“ und der TOS „Arena“ (← Gorn) Folge ist. Die Bedrohung von Picard und dem Fremden durch die unsichtbare Bestie entfaltet auch (für mich) relativ wenig Spannung. Es ist klar das Picard nicht sterben kann und damit ist auch klar wohin die Folge läuft. 

Die Sache mit der Sprachbarriere wirkt dann (auf mich) auch reichlich an den Vokalen herbeigezogen und abstrus. Denn generell neigt lebendige Sprache zur Vereinfachung. Sprache entwickelt sich und schleift sich ab. Typisches Beispiel ist unser Auto... das früher einmal das Automobil war. Oder auch der Omni der heute nur noch Bus ist (den Tarquinius Superbus Witz für alle philologisch angehauchten Historiker spar ich mir.. oh halt, da ist er ja schon XD). Es ist also für mich nicht vorstellbar das eine Sprache dauerhaft in der Form langer Metaphern erstarrt. Es ist umständlich und unpraktisch – und schlicht lebens- und evolutionsfremd. 

Zumal die Länge auch auf Kosten der Vielfalt geht. Man kann das ziemlich einfach probieren; 
Dennjelängereineinzelnerausdruckwirdoderistdestomehrmussmansichbemühensachverhalteherunterzubrechenumsienochdarstellenzukönnenergolässtmandannsehrvielwegwiezbdieleerzeichenoderadjektivenähereerläuterungenusw.
Ein Sprache die nur auf langen Metaphern basiert bremst irgendwann die zivilisatorische Entwicklung ab oder aus, weil komplexere Sachverhalte nicht mehr angemessen darstellbar sind. Ohne die Vermittlung oder Speicherung spezifischen Wissens aber stagniert eine Kultur. 

Man könnte grosse Werke wie das Gesamtwerk von Shakespeare oder Homer nehmen und daraus Metaphern ableiten. Aber trotz Umfang und (gerade bei Shakespeare) nahezu allumfassender Darstellung jeglicher Menschlicher Regung, liesse sich damit kein wissenschaftlicher Sachverhalt (Zb eine chemische Fragestellung) darstellen. Auch die Anleitung für eine Waschmaschine wäre nicht kommunizierbar.

Selbst auf der Erde kann man sehen wie die zivilisatorische Entwicklung solche „Bild“(Metaphern) immer wieder sehr schnell überwindet... das Chinesische Alphabet war ursprünglich ein Bilderalphabet. Die Hiroglyphen der alten Ägypter waren zuerst auch eine Bild und Symbolsprache bis sie sich in wenigen 100 Jahren zu einem Alphabet mauserten. Die Entwicklung und Vereinfachung von Sprache ist nicht so lang und findet permanent statt. 

Auch eine der wenigen Sprachen der Erde die diesen Sprung nicht ganz geschafft hat und deswegen schwer lesbar bis unentzifferbar war bis sie vor rund 40 Jahren geknackt wurde (das Maya Hiroglyphen Alphabet) ist nur eine Silbenschrift.. was die Forscher lange Zeit nicht erkannt haben, da ihnen das Konzept einer Silbenschrift nicht untergekommen war. Aber auch die Maya haben hier, sprachlich von der Entwicklung her recht interessant, innerhalb weniger Jahrhunderte den Sprung von der Bild zur Silbenschrift geschafft und wären wohl auch irgendwann zur Buchstabenschrift gekommen... 

Nun könnte man zu Recht einwenden, wie V'ger, dass Metaphern und Redewendungen immer neu Eingang in die Sprache finden können. Das stimmt – jedoch haben fast alle Metaphern ein zeitliches Verfallsdatum. Wenn sich die Gesellschaft weiter entwickelt und historisch gewordene Umstände verschwinden, verschwinden mit ihnen die sprachlichen Metaphern aus der lebendigen Sprache. Ich würde zB eine bessere Flasche Rotwein wetten, dass niemand hier im Forum noch etwas mit der Redewendung „einen Strauß fechten“ anfangen kann. 

Das zweite ist, dass diese sprachlichen Metaphern keine innere Logik aufweisen müssen – sie können sogar genau das Gegenteil dessen bedeuten was sie laut-technisch meinen. Beispiel sind zB „Trojaner“ - im Sinne von eingeschleusten Computerviren. Der Name, die Umschreibung geht darauf zurück dass sich die Griechen *bei* den Trojanern mittels eine List (Holzpferd usw) in die Stadt geschleust haben um diese zu übernehmen. Witzigerweise heissen die Viren aber nun nicht etwa Achaier. Greeks oder Agammemnons letzte Brigade, sondern Trojaner. Aus den damaligen Opfern der List, werden im heutigen begriff die Täter. Was das eine völlige Umkehrung der Zugrunde liegenden Geschichte durch die Metapher bedeutet. Es gibt daher also keine echte innere Logik oder Folgerichtigkeit mit der man sprachliche Redewendungen entschlüsseln kann – es ist pures Glücksspiel den Sinn zu erraten. Auch insofern macht Darmok wenig Sinn. 

Naja, wie dem auch sei. Je länger man jedenfalls über „Darmok“ nachdenkt, desto... unglaubwürdiger und konstruierter wirkt die Folge für mich. Daher definitiv kein persönliches Highlight.

--- Ende Zitat ---
Ich trinke fast nie Alkohol ;) 8)

Die Punkte, die Du ansprichst, kann ich gut nachvollziehen. Aber ich finde schon, dass Du ein bisschen streng bist ;) :)

Den Kampf mit dem Monster hätte man - vielleicht aus heutiger Sicht - noch ansprechender gestalten können. (Ich habe die Folge aber auch noch nicht wieder angeschaut).
Aber dass Picard nicht sterben würde - natürlich war das vorher klar, hier wie bei den anderen 177 TNG-Folgen auch. Egal, was Picard, Sisko oder früher Spock und Kirk passiert ist, es war nie überraschend, dass sie ihre Abenteuer überstanden. Ich schätze, da müsste man einfach an der Action Gefallen finden.
Blöder finde ich, dass der tamarianische Captain dran glauben muss.

Deine Vorbehalte in Bezug auf den Umgang mit Sprachbilder kann ich schon verstehen. Aber selbst wenn sie nicht bis ins Letzte schlüssig sein sollten, ist dieses Konzept doch so viel origineller als schätzungsweise zwei Drittel der Folgen und da nehme ich Ungereimtheiten gerne in Kauf.

Ich finde auch, dass das Sprachsystem der Kinder von Tama auf Anhieb recht unpraktisch und damit realitätsfern wirkt. Aber ganz so ausschließen möchte ich es eigentlich auch wieder nicht. Aber ich glaube, das liegt daran, dass man sozusagen im eigenen System gefangen ist. Man muss sich halt von der eigenen Perspektive ein Stück weit verabschieden.
Du hast die chinesischen Schriftzeichen angesprochen. Laut Wikipedia braucht man im Alltag (wenigstens) um die 3000 Zeichen. Da finde ich das System mit unserem Alphabet auf Anhieb weitaus praktischer - schon allein in Bezug auf die Informationstechnologie. Trotzdem kommen Millionen Chinesen mit ihren Schriftzeichen scheinbar super über die Runden, obwohl ich als Deutscher das auf Anhieb auch nicht sofort begreifen kann.
Vielleicht sollte man die Möglichkeiten deswegen nicht unterschätzen.
Manche sprachliche Gleichnisse geraten wirklich in Vergessenheit, aber manche Bibel-"Sprüche"  wie "Auge um Auge" sagen uns - obgleich recht alt - doch immer noch was.
Das Beispiel mit dem "Trojaner" finde ich eigentlich auch klasse gewählt: Mit einem Wort weiß jeder - natürlich vorausgesetzt, irgendjemand hat ihm mal die Geschichte erzählt - ziemlich genau das Wirkprinzip, sodass man sich im Grunde eine eingehendere Erklärung sparen kann.
Und manchmal lassen bestimmte bildhaftere Ausdrücke schneller einen Eindruck entstehen als ein präzises "Fachwort". Man vergleiche einfach mal das deutsche Nilpferd mit dem englischen Hippopotamus (das im Griechischen nun wieder dieselbe Info wie im Deutschen mit Flusspferd wiedergibt). Das Nilpferd schwimmt weder nur im Nil, noch ist es überhaupt ein Pferd, aber man hat gleich eine hilfreiche Vorstellung im Kopf.
Ein Tamarianer könnte es umgekehrt sehr umständlich finden, wenn ein abstraktes Wort benutzt wird und nicht eine konkrete, beispielhafte Situation.

Was die technischen Einzelheiten (Stichwort "Waschmaschine") anbelangt, muss man natürlich sagen, dass es natürlich ein entsprechendes Vokabular schon geben kann. Das Wort "Mauer" kennen die Kinder von Tama ja auch und umschreiben es nicht mit einem Bild. Wobei selbst das noch kein Problem sein müsste; ich meine, wenn ich im Zusammenhang mit einer Waschmaschine von einer Trommel spreche, denkt auch niemand daran, dass ich vorhätte, Musik zu machen. Und die restlichen Beschreibungen können schon wieder irgendwie umschrieben werden :)




--- Zitat von: Star am 10.05.16, 15:43 ---Ich habe immer angenommen, dass bei der tamarianischen Kommunikation auch sehr viel nonverbal vermittelt wird - etwa durch den Tonfall, durch Gesten, Gesichtsausdrücke und halt allgemeiner Körpersprache. Das ist besonders durch den Umgang von dem tamarianischen Captain mit seinem ersten Offizier zu erkennen (hätte man ein entsprechendes Budged gehabt, hätte man auch noch eine Farbveränderung der Hautmuster auf den tamarianischen Köpfen mit einbeziehen können). Da gibt es ja nun auch auf unserem Planeten genug Beispiele für. Die ersten Schritte hin zum Verständnis, die Picard am Ende tätigt, sind ja nur das: erste Schritte.

Mathematik, die für Kommunikation so ziemlich das wichtigste, weil universellste ist, könnte mit den nonverbalen Hilfsmitteln auch gut klappen. So könnten bestimmte Töne verschiedene Zahlen repräsentieren, ihre Länge bestimmte mathematische Vorgänge. Wer weiß? Das ganze bei der Zuhilfenahme von Metaphern, die für bestimmte Piktogramme stehen...
Ist das ein bisschen weit hergeholt? Klar. Genau wie der Universalübersetzer selbst, der Transporter, der Warpantrieb... Ich glaube sich auf die technischen Spezifikationen der Sprache zu stürzen macht Spaß, geht letztendlich aber eher am Thema vorbei, weil die tamarianische Sprache selbst eine Metapher ist, dier hier nur genutzt wurde, um eine Geschichte zu erzählen, die... pures Star Trek ist.

Das einzige, was mich stört ist, dass sich die Enterprise mal wieder furchtbar winzig anfühlt. Über tausend Mann an Bord, aber kein Linguist zur Stelle? Klar, man muss den Hauptdarstellern etwas zu tun geben, und man schreibt lieber Szenen für die. Aber hier wäre es meiner Meinung nach wirklich hilfreich gewesen, nicht nur Troi und Data an die Sache zu setzen, sondern eben auch noch einen Linguisten - am besten ein ganzes Team, die im Hintergrund kopfkratzend herumwuseln.

Dass die Enterprise im Grunde zudem leichtes Spiel mit dem tamarianischen Schiff hätte haben müssen, muss man wohl einfach ignorieren, damit die Story klappt und Picard unerreichbar ist. Besonders kompetent kommt Riker aber nicht rüber :/

--- Ende Zitat ---
Ich stelle mir die Sprache auch so vor, dass sie nicht rein aufs Verbale setzt. Ich stelle mir das eben auch eher schauspielerisch vor :)

Dass es keinen Sprachwissenschaftler auf der "Enterprise" gibt, ist wirklich dämlich und schade. Da war man im Grunde bei TOS schon weiter, denn da gab es immer mal den Soziologen, die Historikerin oder den Geologen der Woche.




--- Zitat von: Leela am 10.05.16, 17:37 ---Auch das ist  fragwürdig – weil es eine Frage aufgreift die in der Sci Fi nie wirklich gelöst wird wenn es um Telepathie geht. Gedanken sind abstrakt. Du denkst weder in kompletten Bildern noch in Worten und ganzen Sätzen. In deinem Kopf bildet sich nicht erst der gedachte Satz „Ich hebe jetzt meinen Arm“ bevor Du es wirklich tust. Andersherum wenn Du vorhast noch etwas einkaufen zu gehen, dann denkst Du dabei auch nicht zwangsläufig an das Bild wie du durch die Supermarktreihen schlenderst. 

--- Ende Zitat ---
Kann man das eigentlich so sagen?
Ich meine, wir werden uns wohl einig sein, dass man davon ausgehen darf, dass Kleinstkinder denken können, bevor sie feste Begriffe, bevor sie Worte haben. Es klingt doch nicht so unwahrscheinlich, dass das in Bildern geschieht.
Und wenn dieses System eben nun mal dominant bliebe..!






--- Zitat von: Dahkur am 10.05.16, 19:51 ---Ich hätte wahrscheinlich so argumentiert, wie Star es getan hat. Aber ich geh es einfach anders rum an, und zwar geht das – denke ich mal – so ein bisschen in Richtung von Leelas Frage: Meine Schwester wirft immer gerne mit dem Begriff „suspense of disbelieve“ herum (oder „suspension“? ich weiß nicht, wie es genau richtig heißt oder wie man es gar auf gescheites Deutsch übertragen sollte). Das spricht einfach die Frage an, inwieweit ein Zuschauer dazu bereit ist, Ungereimtheiten zu akzeptieren, um eine Geschichte genießen zu können. Das ist gewiss eine sehr persönliche Schwelle, die sicherlich auch von Geschichte zu Geschichte neu definiert wird.

Für mich selbst gibt es ST-Folgen, bei denen klappt das nicht so gut, die kann ich nicht genießen, weil ich mich an irgendwelchen (manchmal auch blöden) Kleinigkeiten aufhänge, die ich so nicht abnehmen kann (möchte), die mir den Rest versauen. Und es gibt eben Folgen, bei denen habe ich ein so gutes Gefühl, dass ich innerlich sehr großzügig bin. „Darmok“ ist für mich ein Beispiel für Letzteres. Ich mag die Idee einer Sprache, die nicht so einfach übersetzt werden kann, ich mag die Idee dieses Kammerspiels zweier Personen, die versuchen sich zu verstehen, diese (meinetwegen auch komplett übertriebene) Hingabe an das Zustandekommen einer Kommunikation, dass der eigene Tod in Kauf genommen wird (wenn ich es jetzt nicht völlig falsch in Erinnerung habe … Ich habe die Folge aktuell nicht noch einmal angeschaut). Ich mag das Ende, als Picard dann tatsächlich einen ersten kleinen Schritt in Richtung Kommunikation mit dem ersten Offizier macht.

Das fühlt sich für mich gut an, rund, ich denke noch darüber nach, wenn der Fernseher wieder dunkel ist. Und dabei ist es mir nicht wichtig, ob die Tamarianer jetzt die Funktion einer Waschmaschine erklären könnten, denn darum geht es für mich in diesem Moment nicht.

--- Ende Zitat ---
Das sehe ich auch so.

Und die Science Fiction hat ja auch immer das Problem, mit Nicht-Möglichen hantieren zu müssen. Der Schlüssel dazu ist wohl, dass es zumindest glaubwürdig wirkt.
Unsere Gesellschaft ist halt - meine Theorie - recht technikgläubig geworden, weshalb niemand so schnell auf die Idee kommt, den Warp-Antrieb fundamental infrage zu stellen. Bei Sprachen und Gedankevorstellungen sind wir da vielleicht nicht so flexibel?

Star:

--- Zitat von: Leela am 10.05.16, 19:00 ---Das ist ein Trick, damit ich die Folg doch nochmal ansehe.... oder? oO
--- Ende Zitat ---

;) :D Ich will mir die Folge aber auch erst noch mal ansehen. Ich habe jetzt eher aus Erinnerungen und Eindrücken heraus argumentiert, aber... es schadet sicher nicht, die Erinnerungen noch mal aufzufrischen. :)

Drake:
Ich bin da ein wenig zwiegespalten: Zum einen mag ich die Folge wirklich wegen der originellen Idee, zum anderen muss ich Leela in Bezug auf die fehlende Praxistauglichkeit der Sprache Recht geben (wobei der von mir sehr geschätzte SFDebris eine sehr gut durchdachte Analyse der Thematik gemacht hatte, die mir leider nicht mehr so präsent ist wie die Folge selbst und die zu einem weniger kritischen Ergebnis kam).

Was mich immer wurmte ist neben dem naturwissenschaftlichen Aspekt auch der Gedanke daran, wie so eine Sprache zu lernen sein soll. Das Beispiel der chinesischen Schriftzeichen trifft es in meinen Augen nicht ganz, einem chinesischen Kind kann man einen Apfel hinhalten und das Schriftzeichen aufmalen und sagen "Dieses steht für jenes". Die tamarianische Sprache erfordert eine Möglichkeit, Geschichten und deren Bedeutung unmissverständlich zu vermitteln, damit alle Kinder von derselben Grundsituation ausgehen und die Metaphern so verwenden können, wie der Rest der Gesellschaft. Man denke an Bashirs und Garaks recht unterschiedliche Interpretationen der Geschichte vom Jungen, der "Wolf" schrie drüben bei DS9 ("Erzähle keine Lügen" vs. "Erzähle niemals dieselbe Lüge ZWEIMAL"). Erfordert so etwas nicht bereits eine explizit nicht auf Metaphern basierte Sprache, um das zu vermitteln? Und wenn erwachsene Tamarianer ihre Sprache so eindeutig und unmissverständlich verwenden können, wenn sie es wollen, warum tun sie das nicht bei Erstkontakten (ähnliche Situation, wie bei einem Kind, das die Metaphern nunmal nicht kennen kann)?

Plus: Gegen Ende der Folge erzählt Picard (in einer Stewart auf den Leib geschriebenen, tollen Szene), die Geschichte von Gilgamesh und Enkidu - und versucht dabei, diese durch in meinen Augen recht nichtssagende Gesten zu vermitteln (selbst wenn wir ignorieren, dass Tamarianer andere Gesten pflegen dürften). Ich bezweifle, dass sein Gegenüber Dathon in dem Augenblick mehr verstand, als die reine "X and Y at Z" Parallele zwischen "Gilgamesh and Enkidu at Uruk" und "Darmok and Jalad at Tanagra" - Picard sich also die komplette Erzählstunde hätte sparen können:
Picard: [zeigt auf Dathon] "Darmok and Jalad at Tanagra" [zeigt auf sich] "Gilgamesh and Enkidu at Uruk"

(Auch ich muss um Entschuldigung bitten, ich habe die englische Version aus dem Stehgreif präsenter als die deutsche, daher die Bezeichnungen)


--- Zitat von: Max am 10.05.16, 20:58 ---Dass es keinen Sprachwissenschaftler auf der "Enterprise" gibt, ist wirklich dämlich und schade. Da war man im Grunde bei TOS schon weiter, denn da gab es immer mal den Soziologen, die Historikerin oder den Geologen der Woche.
--- Ende Zitat ---

Zustimmung dazu, persönlich habe ich den Vorsatz gefasst, mir für solche Gelegenheiten in eigenen Fanfics einen wachsenden Pool an wiederkehrenden Nebencharakteren zu etablieren - wenn irgendwo ein Spezialist gebraucht wird, wird er oder sie grob mitsamt Fachgebiet definiert und kommt danach in ähnlichen Situationen nochmal wieder zu Wort.


--- Zitat von: Max am 10.05.16, 20:58 ---Kann man das eigentlich so sagen?
Ich meine, wir werden uns wohl einig sein, dass man davon ausgehen darf, dass Kleinstkinder denken können, bevor sie feste Begriffe, bevor sie Worte haben. Es klingt doch nicht so unwahrscheinlich, dass das in Bildern geschieht.
Und wenn dieses System eben nun mal dominant bliebe..!
--- Ende Zitat ---

Bei mir hat sich die Vorstellung festgesetzt, dass keine Bilder, sondern abstrakte Konzepte ausgetauscht werden, die das Unterbewusstsein des Empfängers dann in das umsetzt, was dieser mit dem Konzept verbindet.
Das Festlegen auf "Bilder" ist (zumindest von meiner eigenen Gedankenwelt ausgehend, was durchaus für sich selbst sprechen kann ;)) selbst mit der audiovisuellen Komponente  in meinen Augen ein zu einfach gedachtes Herunterbrechen eines komplexen Zusammenhangs auf einen einzigen, nicht ganz adäquaten Begriff.
Wenn ich mich recht an meinen Philosophieunterricht erinnere, hieß es da, dass Menschen mit bestimmten "Ideen" (im damals verwendeten Beispiel: Einem Stuhl) vielleicht unterschiedliche Dinge und Eigenschaften verbinden (vier Beine, Sitzfläche, Rückenlehne), wir auf der abstrakten Ebene aber auch davon optisch grundverschiedene Objekte (z.B. einen Melkschemel) der Idee "Stuhl" zuordnen können.


--- Zitat von: Max am 10.05.16, 20:58 ---Und die Science Fiction hat ja auch immer das Problem, mit Nicht-Möglichen hantieren zu müssen. Der Schlüssel dazu ist wohl, dass es zumindest glaubwürdig wirkt.
--- Ende Zitat ---

Nun, da sind wir wieder bei der "Hard- vs. Soft-SciFi"-Debatte, aber in meinen Augen ist es weniger das Hantieren mit dem Unmöglichen (das ist eher das Gebiet der Fantasy), als vielmehr das Extrapolieren ausgehend vom aktuellen Wissensstand. Zustimmung aber zur Glaubwürdigkeit, bzw. der von Dahkur genannten "Suspension Of Disbelief" (und ich kenne auch keinen wirklich griffigen, deutschen Begriff dafür), im Prinzip geht es IMHO darum, den Zuschauer/Leser von der Frage "Warte mal, aber warum...?" fernzuhalten, indem alles innerhalb der Fiktion selbst konsistent genug bleibt.


--- Zitat von: Max am 10.05.16, 20:58 ---Unsere Gesellschaft ist halt - meine Theorie - recht technikgläubig geworden, weshalb niemand so schnell auf die Idee kommt, den Warp-Antrieb fundamental infrage zu stellen.

--- Ende Zitat ---

Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber bei mir ist eher das Gegenteil der Fall - je "technologiegläubiger" (und -bewusster) ich wurde, desto klarer wurde mir, was für ein Bullshit da (und fairerweise auch bei so ziemlich jeder anderen Form von FTL, künstlicher Schwerkraft oder Materietransportern) verzapft wird. Aber gerade Space Opera wie Star Trek ist ohne die Akzeptanz von solchen Elementen einfach verdammt schwer zu schreiben. :D

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