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ST-DSC S01E03: Context is for Kings

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Max:
Ergänzend zu meinem gestrigen Review noch etwas, das mir aufgrund der "CifK"-Besprechung auf Trekcore aufgefallen ist:



--- Zitat ---As a story that’s essentially a single link in a much larger chain, “Context” is difficult to review on the merit of its singular plot. Beyond Burnham’s decision to stay aboard Discovery, there’s no real resolution offered. Of course, that’s the intent.

--- Ende Zitat ---
Das sind eben auch zwei weitere Gründe, warum ich DSC und die heutige Serienlandschaft so heikel finde: Erstens soll man immer auf die Zukunft vertrauen und zweitens fällt der eigenständige Plot der Folge zu schnell in den Schatten.
Zum einen also muss bei durchlaufendem Storybogen immer unklar bleiben, ob wir hier einfach schwache Plotelemente vorgesetzt bekommen oder aber eine Merkwürdigkeit später noch (scheinbaren) Sinn ergeben wird. Ein Beispiel ist der Unfall der Gefängnisshuttlepilotin, der ziemlich platt rüberkommt, der aber auch im Verdacht stehen kann, von Lorca oder einer Hintergrundorganisation inszeniert worden zu sein. Ein anderes wäre die Gegenwart des Monsters, die von allen Figuren so ohne Staunen hingenommen wird. Aber es gäbe natürlich noch weitere Beispiele. Aus Sicht der Serienmacher ist das ein nettes, verschleierndes Prinzip, weil alle Zuschauer jetzt erstmal rätseln müssen und sich nicht sicher sein können, dass bestimmte Punkte später noch einmal aufgegriffen und wenn nicht erklärt, so doch in einen Gesamtzusammenhang eingereiht werden. Man rästelt und wird so manche Ungereimtheit auch einfach vergessen, weil man sie ohnehin jetzt (oder auch die nächsten Folgen, weil man nie weiß, wann die echte Auflösung zu erwarten wäre) noch nicht klären kann. Und die Geschichte kann sich fürs Erste sozusagen immer darauf hinausreden, alle Unklarheiten, alles Nebulöse, alles Unverständliche, sogar das Sinnlose wäre Teil eines großen, klugen Plans.
Zum anderen werden neben größeren Handlungen, dem eigentlich bestimmenden Storybogen nur Nebengeschichtlein zum Abschluss gebracht. Ich habe im Vorfeld nicht so viel von "CifK" erfahren, wusste aber, dass es den Ausflug auf die "Glenn" geben würde. Als ich dann die Folge gesehen habe, war ich verwundert, wie gefühlt (oder real?) kurz und gewöhnlich dieser Ausflug letztlich war. Anders als bei frühren Serien erscheint es mir im Moment noch ziemlich witzlos, mir Folgen wie "CifK" mehrmals anzuschauen.





@ TrekMan: Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel: Ich habe die Umfrage-Optionen angeglichen, damit man die eigene Stimme notfalls abändern kann, und das Zeitlimit herausgenommen, damit Leute, die die Folge erst mit Verspätung sehen (können), auch noch abstimmen können

TrekMan:

--- Zitat von: Max am 04.10.17, 21:44 ---@ TrekMan: Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel: Ich habe die Umfrage-Optionen angeglichen, damit man die eigene Stimme notfalls abändern kann, und das Zeitlimit herausgenommen, damit Leute, die die Folge erst mit Verspätung sehen (können), auch noch abstimmen können

--- Ende Zitat ---
Nö, wenn Du einen Vorteil darin siehst. Mach nur.

Max:
Danke schön :) :)

Leela:

--- Zitat von: Max am 04.10.17, 21:44 ---Das sind eben auch zwei weitere Gründe, warum ich DSC und die heutige Serienlandschaft so heikel finde: Erstens soll man immer auf die Zukunft vertrauen und zweitens fällt der eigenständige Plot der Folge zu schnell in den Schatten.
--- Ende Zitat ---

Das lässt aber andererseits große Schwächen des „alten“ 43 Minuten Serienformats unter den Tisch fallen. ZB,

- enthielten alte Folgen mitunter „gestreckte“ oder direkt irrelevante Füllsel-Szenen, um das Format auf die immer gleichen 43 Minuten zu strecken.

- zudem gab es keine oder keine konsistente Charakterdarstellung, weil die Charaktere gar nicht oder per Zufallsprinzip entwickelt wurden. Janeway ist ein gutes Beispiel. Klar war am Anfang nur, „Sicher wird sie der Delta Quadrant verändern.“ … aber wie und wohin, da hatte niemand einen Plan. Man ließ das einfach irgendwie auf sich zukommen und hoffte es würde schon klappen. Was am Ende dazu führte das es, je nach Autor 4-5 Janeway Typen gab, und man nie wusste welchen man bekam – und vor allem der nicht mehr wie ein und derselbe Charakter wirkte. Eine glaubwürdige Charakterdarstellung und Entwicklung war durch die Fragmentierung auf Einzelepisoden nahezu unmöglich.

Man muss sich hier nur vor Augen führen wie das Drehbuch-Hopping funktionierte... alte TOS/Phase II Skripte wurden auf TNG umgeschrieben, TNG Scripte auf DS9 oder Voyager. Da die Scripte so frei adaptierbar waren, zeigt eigentlich wie wenig der Cast auf eine Story, oder eine Story auf den Cast Bezug genommen hatte(n).

- das führte auch immer wieder zu Problemen der Glaubwürdigkeit und Geschichte von Figuren. Hatte ein Charakter einige Elementare und tiefgreifende existenzielle Erfahrungen – zB dadurch das er in einer Episode fast starb, konnte er in der nächsten Woche schon wieder scherzend in einer Comedy Folge durchs Schiffs hopsen, ohne das die einschneidenden Ereignisse der Vorwoche im geringsten Spuren hinterlassen hätten oder gar nochmal erwähnt wurden.

- vor einem ähnlichen Glaubwürdigkeitsproblem standen auch Einzelepisoden, typisches Beispiel sind die zahlreichen Krankheiten, die am Ende von Folgen oft in Sekunden nicht nur heilen – sondern die Protagonisten auch wieder wie ein Wunder auf den „Normalzustand“ resetten, eben damit der Charakter in der Episode der nächsten Woche wieder völlig „normal“ ist. Die durch die Rest-laufzeit einer Episode erzwungenen Wunderlösungen am Ende einer Folge waren nicht nur oft sehr forciert und unplausibel herbei geschrieben, auch ihre Umsetzung konnte ganze Episoden entwerten, so lächerlich war sie.

- zuguterletzt wurde der Unterhaltungswert und die Spannung einer Episode durch das alte Format maßgeblich ausgehöhlt. Man wusste das kein Hauptcharakter stirbt und man wusste, dass sogar am Ende der Episode der Status Quo, der „Normalzustand“ wieder hergestellt sein würde.


Auf Discovery umgrechnet hätte das wohl bedeutet, dass der Plan im Piloten, T'vkuma gefangen zu nehmen klappt, Captain Gergiou überlebt und Burnham am Ende mit einem Verweis oder Rüge ganz normal First Officer bleibt. Nach vier bis fünf Episoden hätte das Ereignis dann schon keine Rolle mehr gespielt (ähnlich wie Chakotay seine Maquis Identität verlor, ganz schlimm war das generell im Voy Pilot wo ja viele ursprüngliche Führungsoffiziere sterben, dies aber auf die restliche Crew und Kollegen keine spürbaren oder dauerhaften Auswirkungen hat).



--- Zitat von: Max am 04.10.17, 21:44 ---Man rätselt und wird so manche Ungereimtheit auch einfach vergessen, weil man sie ohnehin jetzt (oder auch die nächsten Folgen, weil man nie weiß, wann die echte Auflösung zu erwarten wäre) noch nicht klären kann. Und die Geschichte kann sich fürs Erste sozusagen immer darauf hinausreden, alle Unklarheiten, alles Nebulöse, alles Unverständliche, sogar das Sinnlose wäre Teil eines großen, klugen Plans.
--- Ende Zitat ---

Das ist richtig. Auch das neue Format Serien zu schreiben, lebt nicht von einem von vornherein bis ins letzte durchdachten und umgesetzten Plot, sondern eher davon viele Spuren und Hinweise anzulegen, von denen einige sich am Ende als wichtig erweisen und im Sinne der Gesamtstory weitergeführt werden – andere fallen unter den Tisch und werden vergessen, was dann zumindest nachträglich die Frage aufwirft „Wozu war das jetzt gut und was sollte das?“

Ich hatte dazu mal ein Experiment; Eine Freundin wusste, dass ich Star Trek Serien mag und auf DVD kaufte – jedoch nicht alle Serien mir das wert waren. Sie „besorgte“ daher Voyager und brannte jede Folge auf eine CD (ja, CD)... und schenkte mir dann einen CD Tower von satten 180 CDs mit allen Episoden. Da mir das irgendwann zu sperrig war und ich die Serie eh nicht so oft sah, wollte ich sie etwas reduzieren... Ich beschloss daher die Folgen auszusortieren die ich a) entweder sehr mochte oder die b) für den Fortlauf der Serie relevant waren. Sozusagen eine Voyager Historie, ergänzt um ein persönliches Best of. Das Ergebnis war... bedenklich. Pro Staffel kam ich etwa auf 6-8 CDs, welche ich mir auf die Seite legte. Das bedeutet das zwei Drittel der Episoden für die Entwicklung der Grundstory Voyager schlicht irrelevant waren und weder für den Fortgang Serie noch die Figuren einen nachhaltigen Effekt hatten.

Man kann dem heutigen Format sicher zu Recht vorwerfen sinnlose Spuren, Sackgassen und tote Zweigplots anzulegen die alle nicht sofort als solche bemerkt werden... Jedoch das herkömmliche alte Serienmuster hatte, selbst bei Grosszügiger Betrachtung, wohl sogar 50% irrelevante (ganze) Episoden, die weder für Charaktere noch das Storysetting erheblich (dafür aber redundant) waren.

Max:

--- Zitat von: Leela am 04.10.17, 23:45 ---Das lässt aber andererseits große Schwächen des „alten“ 43 Minuten Serienformats unter den Tisch fallen.

--- Ende Zitat ---
Worauf ich hinauswollte: Nach einer Dreiviertelstunde konnte man für sich beurteilen, ob die Folge gut war oder nicht und es war nur sehr bedingt möglich, sich darauf herauszureden, dass die Elemente, die man eigentlich für schlecht hielt, irgendwann noch einmal in einem anderen Licht erscheinen könnten.


--- Zitat von: Leela am 04.10.17, 23:45 ---zudem gab es keine oder keine konsistente Charakterdarstellung, weil die Charaktere gar nicht oder per Zufallsprinzip entwickelt wurden.

--- Ende Zitat ---
Das ist aber nichts, was direkt damit zusammenhängt, ob eine Folgengeschichte in sich geschlossen ist oder nicht. Außerdem darf hinterfragt werden, ob Figuren neuer Serien tatsächlich automatisch klug charakterisiert werden und bzw. oder eine echte Entwicklung durchlaufen.


--- Zitat von: Leela am 04.10.17, 23:45 ---zuguterletzt wurde der Unterhaltungswert und die Spannung einer Episode durch das alte Format maßgeblich ausgehöhlt. Man wusste das kein Hauptcharakter stirbt und man wusste, dass sogar am Ende der Episode der Status Quo, der „Normalzustand“ wieder hergestellt sein würde.

--- Ende Zitat ---
Dazu gibt zwei Bemerkungen meinerseits.
Erstens ist das alles relativ: Ich schätze mal, dass zum Beispiel Burnham, Saru und Lorca durchaus bis zum Ende der Staffel durchhalten werden. Es käme natürlich ziemlich überraschend, wenn Burnahm in Folge vier das Lamm wäre, um das sich des Schlachters Messer nicht schert. Aber wenn eine Serie Verluste so inszeniert wie den Georgious (und ich meine damit nicht nur, dass es äußerst ungeschickt war, sie im Vorspann gleich mal nur als "Special Guest" aufzuführen) oder des "Psst!"-Klingonen, ist aus dramaturgischer Sicht noch nicht viel gewonnen.
Zweitens habe ich von einer ganzen Reihe von GoT-Fans gehört, dass es sie inzwischen nervt, dass da andauernd irgendeine an sich tragende Figur das Zeitliche segnet. Da ist Unberechbarkeit schon wieder zu einem festen Mechanismus und damit vorhersehbar geworden.
Welchen Weg eine Serie hier aber beschreitet, welches richtige dramaturgische Maß eine Serie für sich in diesem Punkt findet, ist keine Frage dessen, ob eine Geschichte innerhalb von 45 Minuten abgeschlossen ist oder nicht. Dir geht es um das "Vor-der-Show-ist-nach-der-Show"-Prinzip bzw. darum, dessen Schwächen herauszuarbeiten. Aber darauf ziele ich gar nicht wirklich ab und ich verteidige es auch nicht, selbst wenn es trotz seiner Schwäche schon viele gute Ergebnisse hervorgebracht hat.


--- Zitat von: Leela am 04.10.17, 23:45 ---Man kann dem heutigen Format sicher zu Recht vorwerfen sinnlose Spuren, Sackgassen und tote Zweigplots anzulegen die alle nicht sofort als solche bemerkt werden... Jedoch das herkömmliche alte Serienmuster hatte, selbst bei Grosszügiger Betrachtung, wohl sogar 50% irrelevante (ganze) Episoden, die weder für Charaktere noch das Storysetting erheblich (dafür aber redundant) waren.

--- Ende Zitat ---
Die fünfzig Prozent, die ich in einer früheren Serie langweilig fand, waren vielleicht für jemanden anderen die größten Highlights. Aber weder diese Person noch ich müssten uns durch hundert Prozent der Folgen mit für uns teils idotischen (Seiten)handlungen quälen, nur weil wir sonst im Gesamtgefüge ein Puzzleteil übersehen könnten, wollten wir einen angeblich ach so epischen (oder eben doch nur in die Länge gezogenen) Gesamtstorybogen nach einiger Zeit noch einmal nachvollziehen.




Grundsätzlich waren mir bei Geschichte die Ideen immer wichtiger als die Figuren. Wirf eine Figur in eine interessante Idee und sie wird aus dem, was sie ist oder sein soll, die Idee noch einmal mit Leben erfüllen und als Charakter daran wachsen.

Allerdings möchte ich festhalten, dass ich DSC hier vielleicht noch ungerecht begegne. "CifK" war schließlich der "Discovery"-Teil des Piloten und noch nicht wirklich eine Folge, die sich freigeschwommen hätte. Der Expositionsteil musste natürlich noch viel Raum einnehmen. Zukünftige Folgen könnten sehr wohl eine Verschiebung erfahren hin zu mehr Anteil für eine aktuelle und am Ende der jeweiligen Folge abgeschlossene Geschichte. Der zitierte TrekCore-Kommentar hat bei mir bloß die Alarmglocken schrillen lassen. Es ist halt unglücklich, dass die Einzelgeschichte in "CifK" (also der Ausflug auf die "Glenn") ziemlich schwach war, wenn man ihn mit dem vergleicht, was in so manch anderem ST-Piloten erlebt wurde.

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