Bei "Seventeen Seconds" gibt es meiner Meinung nach viel Licht und Schatten.
Die Raumschlachten, generell die meisten Außenaufnahmen sind sehr ansehnlich: Die Raumschiffe sind gut in Szene gesetzt, Anomalie und Portaleffekte sind einfach schön anzuschauen.
Wie ernst Vadic in dieser Folge ist, hat mich beeindruckt. Das wirkt besonders, weil wir sie zuvor ganz anders erlebt haben.
In der Story geht es auch etwas voran. Nach wie vor mag ich aber den Ansatz nicht, dass sich alles über die ganze Staffel zieht. Das mag die Art sein, wie man Geschichten heutzutage erzählt. Aber meins ist das nicht, generell und hier besonders.
Auch bei den Figuren tut sich was und das sorgt auch für ein oder zwei interessante Szenen, auch mit Jack, den ich in dieser Folge meist interessant und auch irgendwie cool fand.
Ich mochte die Interaktion zwischen Stewart und McFadden, auch wenn da vielleicht noch ein klein wenig mehr rauszuholen gewesen wäre. Aber Stewart stellt den frustrierten und traurigen Picard schon glaubwürdig und in-character darf.
Doch in der Szene beginnen schon die Probleme. Na ja, eigentlich beginnen sie schon früher. Rikers Geschichte von der Geburt seines Sohnes hätte mehr "show, don't tell" vertragen, aber es ist klar, dass man sich das dann eher für die Parallelität der Ereignisse bei Picard aufhebt. Aber dann hätte man es dort besser umsetzen müssen - sich einfach mal mehr Zeit nehmen. Ich hätte gerne einfach mal zehn, zwanzig, dreißig Sekunden gehabt, in denen man einfach nur Picards Gesicht sieht.
Zurück zum Rückblick: Vieles an den Dialogen ist nett, mindestens genauso viel ist eher peinlich, speziell dann, wenn Deanna zugeschaltet ist.
Zurück zum Gespräch zwischen Picard und Beverly: Crushers Erklärung ist ziemlich dürftig. Über Soap-Niveau kommt man so nicht hinaus. Das ist nicht überzeugend, bedauerlich und schon einmal ein großes Minus für die Folge und entlarvend, was das dramaturgische Verständnis der Macher anbelangt.
Dass den Verantwortlichen da echt nichts Besseres eingefallen ist, als ihr jahrzehntelanges Schweigen damit zu erklären, dass Picard einen gefährlichen Job hat?
Beverly möchte für den Schutz ihres Kindes sorgen und was tut sie? Zieht mit ihm scheinbar von Krisenherd zu Krisenherd. Damit wird alles auch noch inkonsequent.
Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, dass Jack offensichtlich kein Interesse an seinem Vater hat. Das wiederholt das Schema Kirk/David. Klar, ein weiterer Konflikt für die Staffel, der dann mit einer Umarmung enden kann. Trotzdem wäre ein anderer Weg kreativer gewesen.
Der nächste Konflikt macht die Sache auch nicht besser.
Picard Beharren darauf, dass man kämpfen solle, wirkt sehr erzwungen. Natürlich hätte man das Überraschungsmoment auf seiner Seite und man käme in die Offensive, um vielleicht Hintergründe zu erfahren. Aber gegen ein Schlachtschiff wie die "Shrike"? Rikers Argument, die "Titan" sei nicht die Enterprise ist ja stichhaltig. Obwohl ich Riker in der Sache Recht gebe, ist seine offensichtlich persönlich gekränkte, anfeindende Haltung, in der er Picard am Ende von der Brücke verweist, auch einfach erzwungen: Von Anfang an hat er gewusst, dass es gefährlich werden könnte - mit allem, was dazu gehört. Und nun hält er Picard plötzlich vor versammelter Crew vor, ihrer aller Leben riskiert zu haben? Ein Konlfikt ziemlich aus dem Nichts und ziemlich lächerlich.
Eine inhaltliche Enthüllung der Folge: Der eigentliche Feind in der dritten Staffel dürften nun also Terminatoren vom Typ T-1000 sein.
Oder nein, doch die Gründer bzw. eine Splittergruppe. Das ist für mich eine sehr herbe Enttäuschung!
Im ST-Universum gehört natürlich alles zusammen. Und dennoch: Dominion & Co. waren das bestimmende Thema in DS9 und haben mit TNG nichts zu tun. Das Aufwärmen des alten Konflikts schwächt zudem alle Verständigungsbemühungen von Odo und den anderen. Der Krieg war der Aufhänger für DS9, die Erforschung des Alls das Thema von TNG.
Wenn man schon einen Feind brauchte, warum dann nicht jemanden aus TNG? Ich weiß nicht, ob es wirklich einen Mehrwert gebracht hätte, aber ich hätte da dann echt lieber mehr über die "Parasiten" aus der Verschwörungsfolge erfahren, wenngleich deren Potenzial vielleicht nicht groß gewesen wäre.
Aber die Gründer geben ja auch nicht viel her. Das ist schwach und nimmt mir viel vom Interesse an den zukünftigen Ereignisen, die einem noch in der dritten Staffel erwarten werden.
Es gibt noch einige Details, die an der Folge interessant oder schlecht waren, aber vieles bleibt da auf dem Niveau anderer Episoden anderer Serien und man muss ja nicht alles auf die Goldwaage legen.
Ich fand viele Aspekte einfach unterhaltsam. Aber Figurenkonflikte und die allgemeine Ausrichtung, die sich für die Staffel abzeichnet, sorgen dafür, dass ich der Folge keine bessere Note als eine Vier geben möchte.