Bäh, ist das staubig hier drin.
Es gab Interesse an Tutorials, und ich habe mich mal hingesetzt und ein bisschen was gezeichnet, was vielleicht dabei hilft, nachzuvollziehen, wie man Gesichter zeichnet - erst mal von vorn und im Profil. Als Beispiel musste Doktor Puri herhalten, weil die schön kurze Haare hat. Begeistert ist sie nicht gerade, wie man sieht ("I'm a Doctor, damnit, not a drawing!"), aber lasst euch davon nicht stören.
Zeichnen ist ein stinknormales Handwerk mit Kniffen und Tricks, und wenn man die mal ausklamüsert hat, wird die Sache schon leichter. Ein paar meiner Kniffe:

Eine komplexe Sache kann man immer auf einfache geometrische Formen herunterbrechen. So ist ein Kopf oft nicht viel mehr als ein Ball und ein Kieferzusatz. Bevor man ein Gesicht aus dem FF zeichnen kann, ist es also erforderlich das Zeichnen vieler Bälle und Ei-Formen zu üben. Und dann noch mal und noch mal und noch mal. Das ist... nicht unbedingt spannend (eigentlich ist es sterbenslangweilig), aber das ist wie bei einem Computer-Rollenspiel; erst muss man ein paar langweilige Botengänge erledigen und Hüner killen, ehe man den Drachen gewachsen ist.
Ein guter Orientierungspunkt bei Frontansichten bilden immer die Ohren, die sich ziemlich mittig befinden. Hat man diese Mitte einmal gefunden, weiß man auch, wo Nase und Brauen liegen, denn die Ohren reichen bei jedem Menschen vom Nasenflügel bis zum Brauenansatz. Der Abstand von Auge zu Auge beträgt immer... ein Auge. Der Abstand von Auge zum Gesichtsrand (nicht bis zur Schläfe) beträgt in etwa ebenfalls ein Auge. Also sollten im Gesicht immer Platz für Fünf Augen sein. Damit kann man die Entfernungen grob einschätzen. Augen besitzen eine Mandelform. Man kann es sich aber auch einfacher machen - ich beginne beispielsweise meist mit einer, ja, gröberen Form, die man unter dem "Normal"-Augenbeispiel sehen kann.
Ich zeichne Augen eher selten komplett aus. Das heißt, ich lasse den untersten Strich oft weg - es sei denn, die Wangen drücken nach oben, etwa, wenn jemand stark lacht, oder sehr skeptisch/wütend dreinschaut. Ich konzentriere mich stattdessen mehr auf den oberen Bogen. Reicht völlig eigentlich. Ach ja, dunkle Augen, wie hier bei Doktor Puri, zeichne ich meistens komplett schwarz. Nur ein weißer Kreis in der Mitte bleibt.
Das Augenlid dient als Emotionsträger. Weit aufgerissene Augen deuten auf einen Schock hin, auf Schrecken, oder auf Unglaube. Je nachdem wie geschlossen oder offen das Augenlid ist, sind die Pupillen nur teilweise zu sehen. Bei Frauen kann man Wimpern zeichnen, bei Männern lässt man die weg. Augenbrauen sind ebenfalls gute Emotionsträger. Die Außenseite der Braue (nahe dem Gesichtsrand) behält dabei meist die Position bei. Nur die Innenseite verschiebt sich. Ich habe hier jetzt keine Beispiele gebracht, aber mit Brauen kann man gut rumspielen. Hochgeschossene Augenbrauen stehen wieder für Überraschung oder Unglaube. Wenn sie sich zusammenziehen, steht das für Wut usw. Die Kerbe in den Brauen muss man nicht zeichnen - das ist nur eine kleine Signatur von mir.
Nasen sind eigentlich auch gar nicht soo schwer. Bei der Frontansicht kann man unten mit einem flachgedrückten W beginnen (so wie man früher in der Schule Vögel von vorn gezeichnet hat). Man fügt einen Ball hinzu und formt nach oben hin so ein - wie heißt das - hourglass. Noch die Nasenflügel hinzunehmen und fertig. Den Kreis sollte man aber später wieder restlos ausradieren, sonst gibt's Haue vom Max.
Lippen in neutraler Haltung bestehen fast nur aus einer Reihe von Bögen. Ich beginne meist mit dem Bogen in der Mitte, dann den darüber, den an den Seiten und eben die Unterlippe. Wenn man den Dreh mal raus hat, geht das recht fix. Bei Männern empfiehlt es sich übrigens die Oberlippe wegzulassen oder höchstens ganz sacht anzudeuten. Ausnahmen sind Leute wie Tim Russ oder Teal'C aus StarGate. Je nachdem wo die Mundwinkel hindeuten - nach oben, oder nach unten - ändert sich auch die Laune der gezeichneten Person. Doktor Puri ist meist ziemlich mies drauf, also kommen die Mundwinkel bei ihr prinzipiell nach unten.
Dran denken: Sobald man den Mund öffnet, dann muss man den Kiefer entsprechend tiefer setzen. Männer haben meist einen ausgeprägteren Kiefer, aber ansonsten zeichnen die sich so ziemlich genau wie Frauen. Bei Zähnen würde ich vorschlagen, die niemals ganz auszuzeichnen. Es reicht völlig hier das Zahnfleisch sacht anzudeuten. Den Rest setzt die Fantasie zusammen.
Man kann natürlich noch Fältchen und so etwas zeichnen, um einen Charakter älter zu machen. Mit angedeuteten Wangenknochen kann man ein Gesicht schärfer und kantiger erscheinen lassen.
Ohren sind im Grunde auch nur Ovale die mittig etwas eingedrückt sind. Ich verpasse den Ohren selten Details - so zwei, drei Bögen im Innern (das ist bei mir immer die gleiche Handbewegung) reichen eigentlich.
Das war es eigentlich für's erste. Keine Ahnung, ob das jemandem was nutzt. Ich bin kein so guter Tutorialschreiber und Lehrer wie Leela :/ Das beste was man empfehlen kann ist eigentlich wirklich nur... üben, üben, üben. Denn mit Talent hat das alles nicht viel zu tun. Oh, und das hier ist natürlich auch nur ein Weg ein Gesicht zu zeichnen. Es gibt unzählige verschiedener Stile, alle mit ihren eigenen Tricks, und man braucht auch nicht zu zögern, einen ganz eigenen Weg zu erdenken. Das ist das schöne am Zeichnen; Variation ist hier ausnahmsweise mal erlaubt

Sollten Fragen sein, fragt. Sollten andere Tutorials erwünscht sein, werde ich mal sehen, was ich machen kann.
Edit: Hier kann man die einzelnen Schritte auch noch mal an einem anderen Beispiel sehen:
http://fs5.directupload.net/images/151005/5wcdb7ug.jpg