DS9 - Promenade / Quarks Bar
Der Alte beobachtete ihn noch immer. Quark putzte nervös die Tische und blickte immer mal wieder zur anderen Seite der Promenade, wo er ihn ganz klar ausmachte: er stand dort wie ein Geist, von den vorbeiziehenden Menschenmengen unbeachtet und unbemerkt. Seine ganze Aufmerksamkeit galt einzig und alleine Quark und allmählich wurde Quark die Sache unheimlich.
Er konnte sich denken, was der Alte wollte. Der Kerl verfolgte ihn nun schon seit Tagen, hatte ihm sogar ein oder zweimal im Korridor aufgelauert, ihn angefleht und ihm gedroht, und immer war es um das Medaillion gegangen. Nur in seine Bar verfolgte er ihn noch nicht. Hier war er sicher.
Noch.
Quark fürchtete, dass die Sache bald eskalieren würde. Er hatte ein Ohrläppchen für so etwas. Am liebsten hätte er sich an die Sicherheitszentrale gewandt, aber dann müsste er zu viele unangenehme Fragen beantworten, die lieber niemand stellen sollte.
Also hatte er die Sache vor sich hergeschoben, in der Hoffnung, dass der Alte irgendwann die Lust an seinem Spiel verlieren, oder einfach wieder abreisen würde. Aber er war sogar noch hartnäckiger geworden.
Und alles nur wegen dieses blöden Medallions! Quark musste es loswerden, so schnell wie möglich, das wurde ihm so langsam klar. Die Sache entwickelte sich ohnehin zu einem Verlustgeschäft. Lieber jetzt Schluss machen, als zu warten bis es zu spät war, damit endlich wieder Ruhe einkehrte.
Er musste es loswerden, möglichst bald!
Nur wem konnte er das Ding schon andrehen?
„Ich weiß, dass es hier irgendwo sein muss.“, sagte Mae, als sie abrupt mitten in der dicht bevölkerten Promenade stehen blieb und die Welt nicht mehr verstand. „Ich war erst letzte Woche in dem Laden! Kann doch nicht sein, dass ich ihn jetzt nicht mehr finde.“
Jasmine schlang die Arme um ihren Oberkörper und sah sich mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend um. Die zweistöckige Promenade hatte etwas protziges an sich, wie eine Einkaufsstraße die mit ihren vielen Läden und Kiosken alle möglichen Sinne ansprachen, und sie war auch mindestens genauso belebt! Der Troubel erweckte weniger den Anschein sich auf einer Raumstation aufzuhalten, als auf einem Basar. Es war genauso eng und genauso laut und genauso furchterregend. Jasmine trat vorsichtshalber einen Schritt an ihre viel größere und stämmigere Freundin heran, während vielfarbige, vieläugige und vielarmige Menschenmassen an ihnen vorbeiströmten, wie Wasser, das ganz natürlich um einen hinderlichen Stein herum floss und dabei schwatzten, lachten, gluckerten und murmelten.
Jasmine fühlte sich in einem solchen Gedränge nicht besonders wohl. Sie war klein und anscheinend leicht zu übersehen – daher wurde sie ständig von riesigen Schultern, die sie allesamt überragten, angerempelt. „Es ist doch nicht so wichtig, Mae.“, versicherte sie. „Ich könnte jetzt überall was trinken. Es muss kein bestimmtes Lokal sein.“
„Nein, ich finde es schon noch, Jazz!“, beharrte Mae, „So groß ist die Promenade nun auch wieder nicht.“
„Ich habe wirklich Durst, Mae...“
Aber Mae wollte davon nichts hören. Sie hatte sich etwas in den Kopf gesetzt und war nicht bereit Kompromisse einzugehen.
Typisch.
Mae Chang war zwei Köpfe größer und drei Jahre älter als Jasmine und eine Ingenieurin, wie sie im Bilderbuch stand. Sie war kräftig gebaut und emotional nicht gerade das, was man ausgeglichen nennen konnte. Im einen Moment wirkte sie heiter und im nächsten war sie scheinbar grundlos mürrisch – und sie ließ immer die ganze Welt an der Bandbreite ihrer Emotionen teilhaben. Außerdem sah sie ständig so zerknautscht aus, als hätte sie in ihrer goldenen Uniform geschlafen – was sie tatsächlich nach langen Schichten häufig tat. Aber das war man von ihr gewohnt. Ohne die dunklen Ringe unter den Augen wäre vermutlich nicht einmal ihre eigene Familie in der Lage, sie wiederzuerkennen.
Mit all diesen Eigenschaften war Mae ein Gegensatz zur zarten, hübschen Jasmine, wie er stärker nicht hätte sein können. Jasmine Sharp – braunes Haar, braune Augen -, war Anfang zwanzig, zurückhaltend und erst noch dabei, auszutüfteln, wie sie ihren beruflichen Ehrgeiz mit der ihr zugrunde liegenden Charaktereigenschaft, niemandem auf die Füße zu treten, möglichst gut unter einen Hut bringen konnte. Alles, was sie momentan bewegte, war es, sich auf ihrem zukünftigen Posten zu beweisen und sozial akzeptiert zu werden. Dinge, die für Mae nie ein Problem zu sein schienen, zumal sie sich um die Meinung anderer auch nicht wirklich scherte.
Trotz der Gegensätze verstanden sich die beiden Frauen gut – irgendwie stimmte einfach die Chemie. Kennengelernt hatten sie sich in Jasmines erstem Jahr an der Akademie. Mae war da schon kurz vor dem Ende ihrer Ausbildung gewesen. Sie hatte von Anfang an nur technische Kurse belegt, und darin war sie wirklich gut, aber in Pflichtkursen wie Bio hatte sie Nachhilfe gebraucht und war über die Empfehlung einer Freundin an die jüngere Jasmine geraten, die ihr durch die Prüfungen geholfen hatte. Bevor sich aus ihrer Bekanntschaft eine engere Freundschaft hatte entwickeln können, war Mae graduiert und ihr erster Posten hatte sie auf eine Relaistation im entfernten Ponmar-Sektor geführt. Dadurch hatten sich die beiden Frauen aus den Augen verloren. Inzwischen war es Mae gelungen, sich in den Rang eines Lieutenant Juniorgrad zu erarbeiten und zur Belohung ihrer Leistungen war sie vor anderthalb Wochen nach Deep Space Nine versetzt worden. Jasmine hatte es ebenfalls vor zwei Tagen auch auf die Raumstation verschlagen – ein Zwischenstopp, auf dem Weg zu ihrem ersten eigenen Posten, der Estrella Del Alba.
Nur durch Zufall waren sich die beiden Frauen gestern in einem Korridor im Habitatring völlig überraschend über den Weg gelaufen. Die Freude war groß gewesen und sie hatten sich zum Essen verabredet, doch wegen Maes engem Schichtplan und der Verkettung unglücklicher Umstände, hatten sie sich bisher kaum gesehen. Heute Abend hatten sie zum ersten Mal Zeit etwas länger als nur ein paar Minuten miteinander zu reden – und für eine ganze Weile würde es wohl auch das letzte Mal sein, denn Jasmine würde noch heute wieder mit der Estrella abreisen. Ihre wenigen Sachen waren bereits gepackt und in der Tasche verstaut, die sie um die Schulter trug. Jetzt galt es nur noch die letzten Stunden rumzubekommen.
„Da drüben ist es.“, sagte Mae plötzlich. Sie tippte Jasmine auf die Schulter und zeigte auf eine bestimmte Lokalität am anderen Ende der Promenade. „Na wer sagt’s denn!“
Jasmine folgte ihrem Blick und versuchte durch das Gewusel aus Körpern hindurch etwas zu erkennen. „Sieht nicht sehr beeindruckend aus.“ In Wahrheit war es Jasmine einfach nur zu voll. Sie hätte einen ruhigeren Ort vorgezogen. Das Gedränge auf der Promenade war schon ein jetzt ein starker Angriff auf ihre Sinne. Da drinnen schien es sogar noch schlimmer zuzugehen.
„Doch, doch.“, versicherte Mae. „Alle gehen dahin, Jazz. Ist die Anlaufstelle Nummer eins an Bord. Na komm! Sehen wir es uns an.“
Jasmine seufzte, als sie die über die Schulter geschlungenen Riemen der Reisetasche einmal mehr zurechtrückte und ihrer Freundin hinterhereilte.
Nicht nur Lärm, sondern auch der Geruch von Syntehol und Schweiß schlug Jasmine explosionsartig entgegen, als sie durch die Eingangspforte trat. Es herrschte wie befürchtet viel Betrieb, was hier Normalzustand zu sein schien, und Jasmine erkannte auch sofort warum. Das Etablissement unterschied sich deutlich von den anderen Läden auf der Promenade, sowohl in Größe als auch Atmosphäre. Hier fehlte jenes üppige Drum und Dran, das Sensationelles verhieß und doch nur Banales bot. Nein, in diesem Fall schien alles zu stimmen, das bemerkte selbst Jasmine, obwohl sie nie jemand gewesen war, der Abends großartig ausging.
Da war fröhliches Gelächter von den Spieltischen, leises Gemurmel über fragwürdige Geschäfte in privaten Nischen und dreckiges Lachen auf den Rundtreppen die zu Holokammern führten, welche zweideutige Programme anpriesen. Zwischen den Tischen wuselten gestresste Ferengi-Kellner umher, die den Gästen die Getränke brachten.
Das Auffälligste und zweifellos die zentrale Anlaufstelle war jedoch die lange Theke mit traditionell anmutenden Barhockern und ebenso traditionell anmutenden Dauergästen, die sich in eingesackter Körperhaltung an ihren Getränken festhielten, vermutlich, weil sich der Raum – und wenigstens einmal in ihrem Leben die ganze Welt – um sie herum drehte.
Ein riesiges, leuchtendes Symbol an der Stirnseite des zweistöckigen Etablissements tauchte den Schankraum in angenehmes Licht, das aber auch genug Schatten für jene zuließ, die nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollten.
Mae steuerte zielstrebig einen Tisch nahe der Theke an. Jasmine, die überrascht im Eingang stehen geblieben war, schlang ihre Reisetasche ein wenig enger an den Körper und folgte ihr nach kurzem Zögern – und geriet in eine Wolke, die nach Zwiebeln roch und ihr die Augen tränen ließ. Sie rieb sich die Nase und ging schnell an den zwei Gästen vorbei, die sich über einen gefüllten Teller, auf dem sich irgendwas bewegte, beugten. Jasmine schauderte und setzte sich zu Mae, die einen guten Platz gewählt hatte, an den Tisch. Von hier aus konnte man die ganze Bar überblicken. Kaum, dass Jasmine die Tasche ablegte, tauchte ein kriecherischer Ferengi-Kellner auf und nahm ihre Bestellung entgegen. Mae orderte ein Syntehol, Jasmine nur ein Wasser. Der Ferengi verbeugte sich und eilte davon.
Während sie warteten, konnte Jasmine nicht umhin, Mae bewundernd anzusehen. So selbstsicher werde ich wohl nie, dachte sie. Oder so groß. „Servicetechniker auf DS9.“, sagte sie anerkennend. „Du hast es geschafft, Mae. Jeder auf der Akademie wollte nach DS9.“
Mae schnaubte. „Es sieht nur glamourös aus, Jazz. Die Raumstation ist aber eine bautechnische Katastrophe und der Alptraum eines jeden Ingenieurs. Wir haben alle Hände voll zu tun, diesen fliegenden Hoola-Hoop-Reifen überhaupt zusammenzuhalten.“
„So schlimm?“
„Du machst dir ja keine Vorstellung. Ich weiß wirklich nicht, was sich die verdammten Cardassianer gedacht haben, als sie dieses Ding zusammenschusterten. Wer auch immer für die Konstruktion verantwortlich war, war nicht ganz bei Trost, das sage ich dir!“
„Charna Sar und Kotan Darek.“
„Huh?“
„Die beiden Erbauer der Station.“, erklärte Jasmine. Als sie noch immer nur einen verständnislosen Blick erntete, führte sie weiter aus: „Charna war eine bajoranische Architektin die mit dem cardassianischen Konstrukteur Kotan Darek zusammenarbeitete, um diese Station zu designen.“
„Was sagst du da? Eine Bajoranerin? Ernsthaft?“ Mae konnte das kaum glauben.
„Aber ja.“, bestätigte Jasmine. „Charna war im Widerstand aktiv, wurde aber gefasst und zum Tode verurteilt. Allerdings eilte der Ruf als Künstlerin ihr weit voraus. Darek holte sie aus der Haft und bot ihr die Freiheit an, wenn sie ihm im Gegenzug dabei half, eine Raumstation über Bajor zu entwerfen und die Arbeiter zu koordinieren. Natürlich verweigerte sich Charna zunächst und tat alles, um das Projekt zu sabotieren, aber im Laufe der Zeit entwickelte sich eine ehrliche Freundschaft zwischen den beiden. Die Sache endete tragisch, aber DS9 bleibt als Resultat der vielleicht ersten bajoranisch-cardassianischen Zusammenarbeit bestehen. Ist eigentlich eine recht romantische Geschichte – vom Schluss mal abgesehen. Aber das ist bei Romeo und Julia auch nicht anders gewesen.“ Sie runzelte die Stirn. „Es wundert mich, dass sie dir bisher nicht erzählt wurde. Sind doch eine Menge Bajoraner an Bord.“
Mae zuckte mit den Schultern. „Na ja, wir haben eine Menge zu tun. Wie gesagt, die Station ist nicht gerade gut konstruiert. Und dabei ist das hier noch Luxus.“
„Luxus?“
„Ja, als die Sternenflottentruppen hier eintrafen, muss es noch tausendmal schlimmer gewesen sein. Der Chief hat mir Geschichten erzählt...“
In dem Moment kamen ihre Getränke. Sie warteten, bis der Kellner wieder gegangen war und tranken. Mae verzog direkt das Gesicht. „Ich hatte das Ale besser in Erinnerung.“ Dann fragte sie: „Wie kommt es eigentlich, dass du von dieser Chara... von dieser Dings-Geschichte weißt?“
Jasmine lächelte unschuldig. „Ich bin Geschichtsstudentin.“
„Und zweifellos eine sehr gute! Katic kann verdammt froh sein, dass sie dich an Bord bekommt.“
„Ach, na ja...“ Bevor sie abwinken konnte, hielt Mae ihr den Zeigefinger vors Gesicht. „Komm mir jetzt nicht mit falscher Bescheidenheit! Du hast was drauf, Jazz. Das haben immer alle gesagt. Und jetzt kommst du auf diesen Brocken von Schiff. Das ist schon ein Riesenerfolg“
„Ich weiß nicht.“ Seufzte Jasmine. „Bisher hat sich das Schiff nicht unbedingt durch wissenschaftliche Arbeit hervorgetan. Was brauchen die schon einen A&A-Ofifzier.“
Mae wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als sich plötzlich ein Ferengi einmischte, der bisher den Nebentisch gereinigt hatte. Seine Auffallende Weste deutete darauf hin, dass er vielleicht sogar der Inhaber dieses Etablissements war. „Verzeihen sie bitte...“ Er lächelte und zeigte spitze Zähne. Sein Blick galt einzig und alleine Jasmine. „Ich wollte nicht lauschen, konnte aber auch nicht umhin, zu bemerken, dass eine Archäologie-Studentin sind?“
Mae stöhnte.
Jasmine lächelte höflich und schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht interessiert.“
„Ich sagte nicht, es sei zum Verkauf. Ich würde nur gerne ihre Meinung hören.“ Er griff in seine Tasche und machte Anstalten, etwas hervorzuziehen. Jazz sah ein dünnes, goldenes Blitzen und streckte die Hand aus. Fast behutsam, legte Quark ihr einen Anhänger in die Handfläche. Der Anhänger war klein, nur auf den ersten Blick wirkte er wie wertloser Trödel, aber wenn man genauer hinsah, dann konnte man eine verborgene Eleganz und Kunstfertigkeit unter den scheinbar groben Linien erkennen. Sie erkannte in der Verzierung einen aufgebäumten Targ, aus dessen Schädel ein weit spreizender Federbusch wuchs: Das war das Symbol des Khalesi der Klingonen!
Aber... das war doch unmöglich! Jasmine sah den Ferengi ernst an. „Wo haben sie das her?“ Die Frage war kaum mehr als ein ehrfürchtiges Flüstern.
Auch der Ferengi senkte seine Stimme. „Ich habe es vor kurzer Zeit von einem Lurianer erworben. Eine merkwürdige Kreatur. Ich dachte, es könnte gewinnbringend sein. Auf einer Raumstation wie dieser hier... findet man immer alle möglichen Kunden. Interessiert?“, fragte der Barkeeper und in seinen Augen glitzerte es.
Mae rechnete feste mit einer Ablehnung. Umso überraschter war sie, als Jazz fragte: „Wie viel wollen sie dafür?“
„Zwei Streifen Latinum, umgerechnet hundert Credits."
Auf einmal schien Jasmine nicht mehr interessiert. Sie legte das Medaillon auf den Tisch und schob es dem Ferengi zu. „Ich gebe ihnen vierzig Credits und die Getränke hier gehen aufs Haus."
„Achtzig. Und sie bekommen eine weitere Runde für die Hälfte des üblichen Preises."
„Fünfzig. Und ich werde es mir überlegen, vielleicht doch nicht zum Stationskommandanten zu gehen und ihm oder ihr mitteilen, dass die Getränke hier verdünnt werden. Vielleicht melde ich mich auch beim Stationsarzt und klage über Bauchweh.“
Die Augen des Ferengi wurden zu Schlitzen. Er versuchte abzuwägen, ob sie das wirklich tun würde. Jasmine sah unschuldig aus, aber da war auch etwas in ihren Augen... „Siebzig.“, sagte er daher. „Mein letztes Angebot.“
„Sechzig. MEIN letztes Angebot. und dafür bekomme ich von ihnen ein unterschriebenes Echtheitszertifikat."
Ferengi zögert ein weiteres Mal, überlegte anscheinend, ob er Bürgen könnte. Ob ja oder nein, die Gier gewann letztendlich. "Abgemacht.“
Er tippte lud schnell eine Zertifizierungsvorlage in sein Datenblock, unterschrieb es und ließ Jasmine die abgemachte Summe auf sein Konto überweisen. Dann verbeugte er sich grinsend. „Es war mir eine Freude mit ihnen Geschäfte zu machen.“ Und damit eilte er davon.
Mae schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. „Jazz, Jazz, Jazz...“
Jasmine beugte sich grinsend zu ihr vor. „Ob er weiß, dass sich allein der Materialwert auf mindestens siebzig Credits beläuft? Ich bin ziemlich sicher, dass es sich hierbei um Rudinium handelt.“
Mae lachte. Für einen Moment hatte sie geglaubt, dass sich Mae übers Ohr hatte hauen lassen. "Wenn du es ihm nicht verrätst, verrate ich es auch nicht. Rudinium, sagst du? Dann ist es wertvoll, ja?
Jasmine winkte ab. "Ach, nicht wirklich. Aber es ist ein Andenken und es wird mir an der Estrella etwas zu tun geben. Ich kann versuchen die Schriftzeichen zu entschlüsseln. Außerdem kann ich die Geräte an dem Medaillion testen und mich damit langsam einarbeiten. Ist mir lieber, als wenn ich direkt etwas von Wert in die Scanner stelle, ohne mit den Einstellungen vertraut zu sein." Sie hing sich die Kette um den Hals und ließ den Anhänger unter ihrer Uniform verschwinden.
Mae hob ihr Glas. "Das ist meine Jazz. Immer einen Schritt voraus." Plötzlich piepte ihr Kommunikator. Verärgert nahm sie den Anruf entgegen. „Ja, verdammt, was ist denn?“
„Lieutenant, wir brauchen ihre Hilfe am Zentralen Kern. Der Isogenerator macht wieder Probleme.“
„Herrje, haben wir das Ding denn nicht gerade erst repariert?“
„Tut mir leid, Sir.“
Mae brummte verärgert. „Es wird ihnen leid tun, wenn ich erst vor ort bin!“
„Sir...“
„Ja, ja. Ich bin unterwegs. Chang ende.“ Sie klopfte ein weiteres Mal auf ihren Kommunikator und sah Jasmine seufzend an. „So ist das jetzt. Immer auf Abruf bereit. Das blüht dir auch noch.“ Sie trank schnell den letzten Schluck des Ales aus und erhob sich. Jasmine tat es ihr gleich.
„Tut mir wirklich leid, dass ich dich nicht zum Andockplatz begleiten kann, Jazz.“
Jasmine lächelte. „Kein Problem.“
„Findest du dich zurecht?“
„Ich komme schon klar.“
„Habe auch nicht dran gezweifelt.“ Die beiden Frauen umarmten sich. Dann machte sich Mae auf den Weg. Bevor sie aus der Tür verschwand, drehte sie sich aber noch einmal um und rief: „Hey, Jazz... Pass... auf dich auf, ja? Da draußen... da beginnt jetzt das richtige Leben.“
Jasmine lächelte. „Das hoffe ich doch.“
Und dann war Mae fort.
Jasmine blieb noch ein paar Minuten, beobachtete die Besucher und trank ihr Wasser aus. Als die Durchsage durch das Interkom hallte, dass sich die Estrella im Anflug befand, erhob sie sich und machte sich auf den Weg zum Andockbereich. Nur an der Schleuse blieb sie einmal kurz stehen, um auf das Zertifikat zu blicken, das der Ferengi ihr gegeben hatte. Sie murmelte stirnrunzelnd: „Was für ein Ferengi-Name ist denn Morn?“