Was den Umkehrschluss angeht, dass die reguläre Crew inkompetent ausschaut - dass wäre nur dann gegeben, wenn man die Hazards als Über-Drüber-Superhelden beschreibt, aber genau dass soll natürlich nicht sein.
Gut, dass du mit Picard verglichen hast, da kann ich prima die signifikanten Unterschiede erklären:
Picard ist zwar ein fähiger Captain, und in der Not sicher auch zu kämpferischen Einlagen fähig - aber:
1. Das macht ihn keineswegs zu einem guten Kommando-Offizier. Kommandounternehmen, deren Planung und Durchführung sind grundsätzlich etwas ganz anderes als Standard-Aussenmissionen ( Ein wenig spreche ich da aus Erfahrung, da ich während meiner Stationierung in Belgien am belgischen Kommando-Lehrgang teilgenommen habe und anschließend auch das Ärmelabzeichen ( Schriftzug: Commando und das darunter befindliche schwarze Dreieck mit silbernem Schwert ) tragen durfte.
Nichts gegen die Führungsoffiziere, aber dafür braucht man wirklich nicht nur eine besondere Ausbildung, sondern auch gewisse Charaktereigenschaften. ( die eben nicht jeder vorweisen kann und sei er in der Schiffsführung noch so kompetent... )
Umgekehrt gibt es Typen, die sicherlich - wenn sie zum HT passen - auch die Fähigkeiten mitbringen würden, in der Schiffsführung etwas zu reißen - die aber keinen Anreiz darin sehen, stundenlang im Sessel vor Schiffskonsolen zu sitzen ( denen eben genau DIESE Eigenschaft fehlt )
2. Der Unterschied zu den Hazards ist auch, dass Picard alle Voraussetzungen hat ein gewaltiges Schiff wie die Enterprise-E zu führen; sprich: diese Verantwortung zu tragen, ohne die Nerven wegzuschmeissen - was andere Qualitäten verlangt als die Mitglieder eines Hazard-Teams haben. ( Die meisten der Hazards sind wesentlich jünger und hätten gar nicht die nötige Erfahrung für einen solchen Job. Captains sind zwar erfahrenen haben aber wiederum nicht mehr die Kondition und die schnellen Reflexe der Jugend. )
Um da mal ein Bespiel aus der Marine-Kriegsführung heranzuziehen: Bei den Amis gibt es Träger-Kommandanten, U-Boot-Kommandanten und ( grob aufgeteilt ) Kreuzer-Kommandanten ( Schlachtschiffe/Zerstörer und was sonst noch schwimmt )
Ich setze nun mal voraus, dass alle etwa gleich intelligent und kompetent sind. Versetzen wir nun die Kreuzerkommandanten auf U-Boote, die U-Boot-Kommandanten auf Träger und die Träger-Kommandanten auf Kreuzer ( samt der Kommandocrew - ich weiß auf U-Booten wirds eng; nur mal so als Beispiel ) - dann wäre ein heilloses Chaos vorprogrammiert.
Jetzt könnte man fragen wieso ?? Sind die plötzlich alle inkompetent geworden ??
Antwort: Nein !! - Aber die Trägertaktik und Führung ist eine andere als die der U-Boote oder Kreuzer. Sicher hätte jeder Träger- oder Kreuzer-Kommandant die Anlagen und die nötige Kompetenz U-Boot-Taktik zu erlernen, wäre aber sinnlos, wenn sie z. B. Platzangst hätten ( Sie hätten das Wissen und die Kompetenz, aber eben nicht die nötigen Fähigkeiten für den Job )
Und auf nichts anderes wollte ich beim HT hinaus. Eine Befähigung für das HT hat demnach nichts mit Superkräften sondern eher mit einer gewissen Mischung verschiedener Kompetenzen und Anlagen - und sicher auch mit persönlichen Interessen der Mitglieder zu tun. Diese Mischung ist es dann letztlich, die verhindert, dass JEDER Führungsoffizier ( und auch Picard ) als HT-Member zu gebrauchen wäre - nur deshalb wäre hier eine Abgrenzung: HT normale Crew nötig. ( Hoffe ich habe da gut argumentiert )
Dass du weniger auf die Kampf-Episoden und mehr auf die Episoden mit Erkenntnisgewinn und gewaltfreie Lösungen von Problemen und Konflikten stehst ist absolut Okay. Ich möchte auch gar niemanden davon überzeugen, dass die andere Hälfte besser wäre oder spannender wäre - in der Tat gehöre ich in meinem Bekanntenkreis zu der Minderheit, die den ersten ST-Kinofilm für einen der besten von allen Zehn hält.
In den Shows hielt es sich bei mir ziemlich die Waage. Es gab sowohl Episoden der einen Seite, als auch einige der Anderen, die ich am Ende unter den Top Ten sehen würde - zu gleichen Teilen. Natürlich gibt es auch die, welche ganz klar einer der beiden Seiten den Vorzug geben.
Für mich gehört beides zu Trek ( ist beides Trek ) und ich finde deshalb sollte man auch beides akzeptieren, auch wenn man mit einer Hälfte nicht so glücklich ist.
Am Ende wird es, denke ich, nur eine Frage der Umsetzung sein, ob eine HT-Story ein Riesending wird, oder der absolute Megaflop ( was ja auch möglich wäre ) Diese Verantwortung - und die Verantwortung, welche Aussage die Geschichte haben soll - liegt ( wie immer ) beim Autoren... Möge die Inspiration mit ihm sein...

Was das MU angeht: Das dieser Part mehr polarisiert, als der Rest kommt nicht von Ungefähr und ist auch verständlich. Mir selbst macht das momentane Entwickeln einer MU Story nicht deswegen so viel Spaß, weil es gewalttätig und actionlastiger zugeht, sondern weil ich - als friedfertiger Mensch - es faszinierend finde, beim Kreieren schon fast diabolisch denken zu müssen um diesen Aspekt von Trek richtig einfangen zu können. Den richtigen Kontrapunkt zu seinem gewohnten Denken zu finden ist dabei die eigentliche Herausforderung ( und auch der eigentliche Spaß ) Ich denke, Fleetadmiral Belar wird davon ein Lied singen können...