Hauptsächlich kommt der Einfluss von V'Ger bei der Frage, ob die Caine wirklich "böse" sind, da man nicht wissen kann, was sie eigentlich wollen. Sehr viele Szenen in diesem Bereich basieren ziemlich stark auf TMP.
Das Thema ist sehr interessant, denn es ist sehr leicht denkbar, dass da ein Wesen existiert, deren Intention jenseits der Kategorien von gut oder böse liegt. War ja letztendlich bei V'Ger so.
Genau dies ist ja auch das klassische Thema bei Lovecraft gewesen.
(Am Rande: bei den Caine muss ich immer an "Citizen Kane" denken
Aber diese Assoziation ist nicht beabsichtigt gewesen, oder?))
Die war auf jeden Fall nicht beabsichtigt. Der Name Caine ist eine Anspielung auf die Geschichte von Kain und Abel. (Caine = Englisch für Kain.) Laut wissenschaftlicher Untersuchung scheinen ja als Paradoxon die Caine ebenfalls Menschlich zu sein im Kern, trotz ihrer radikalen Andersartigkeit. Und obwohl diese Caine scheinbar auch Menschen sind richten sie Schaden gegenüber anderen Menschen an. Dies ist eigentlich das einzige, was die Menschen über die Caine mit Sicherheit wissen. Deshalb haben die Menschen die Aliens nach dem "Brudermord" aus der Bibel benannt.
Ich denke, das Hauptproblem von V'Ger war, seine Interaktion mit den Protagonisten war zu indirekt. Fast für den größten Teil des Films existierte V'Ger praktisch nur auf einem Bildschirm.
Joah, das war dann wirklich ein Problem, wenn es darum ging, dass V'Ger partout bedrohlich wirken soll. Die Frage lautet: Braucht es wirklich die Angst, die man bekommt, wenn man wie bei Shinzon oder Nero begreift, dass die Erde auf dem Spiel steht... oder ist es nicht sogar lohnenswerter, sich die Distanz zunutze zu machen? Das bedient doch wieder das Muster, nicht zu wissen woran man ist. Das ist doch Verunsicherung pur und in der menschlichen Phantasie schließt die die ultimative Bedrohung allen Lebens auf der Erde mit ein.
Okay, sonderlich simpel zu erzählen, ist so eine Geschichte nicht. Die "platte Lösung" einer großen, direkten Gefahr, ist schnell beschrieben und nicht kompliziert an den Mann zu bringen - also mit den Figuren zu verknüpfen. Das Diffuse ist etwas schwieriger, aber ich glaube, solange man nah an den Figuren dran bleibt, kann man sie auch gut benutzen, um mit der riesigen Verunsicherung der Figuren auch beim Leser ein Unwohlsein auszulösen. Trotz vager Bedrohungslage kommt da glaube ich neben der Ratio schnell auch die Empfindung ins Spiel.
Nun ja, eine Bedrohlichkeit wird nicht nur über die größe der Waffe erzeugt. Eine zu große Waffengewalt kann das Gefühl der Bedrohung nämlich fast eher noch ruinieren, da dies die Bedrohung unpersönlicher macht. Und für einen Menschen ist eine Bedrohung umso stärker, je mehr sie ihn direkt persönlich betreffen kann. (Dies ist nämlich auch das Problem an Nero und Shinzon gewesen. Solche "klassischen Schurken" können zwar viel Schaden anrichten und das betrifft zwar viele, aber indirekt auch wieder Keinen. Alles, was diese ausgelöst hatten war eine "hübsche Light Show", um es mal so zu sagen. Die Borg, die zwar nicht so mächtig sind in ihren Aktionen, aber persönlich und direkt auftreten erzeugen schon ein viel größeres Gefühl der Bedrohung.)
Genau so meinte ich das auch mit V'Ger. (V'Ger konnte ja auch Planeten "zerstören". (Falls man in dem Fall wirklich von Zerstörung sprechen konnte, aber da man dies zu Beginn sehr stark implizierte sage ich das hier mal auch.)) V'Ger war zu 90 Prozent des Films nur auf einem Fernsehschirm existent und agierte höchstens 3 mal direkt mit den Protagonisten. Dies war zwar auf der einen Seite genial, da man so nie die volle Gestalt von V'Ger sehen konnte. Auf der anderen Seite erzeugte dies auch ein sehr großes Gefühl des Irrealen und machte V'Ger auch zum großen Teil zu etwas Virtuellen. (Und erzeugte auch zuerst den Eindruck "V'Ger kann den Protagonisten nichts anhaben", was selbst durch den Angriff mit dem Licht nicht völlig verschwand. )
Zum Vergleich dazu, der selbe Regisseur hat den Film Andromeda Strain gemacht, dessen Gegner durchaus viele Ähnlichkeiten mit V'Ger aufweist. Den Antagonisten sah man auch so gut wie gar nicht, es war auch nicht genau klar, was er eigentlich wollte etc. (Und die Protagonisten versuchen ihre Gegenmaßnahmen auch gewaltlos, mit wissenschaftlichen Mitteln, ähnlich wie bei TMP) Trotzdem wird der Film meistens als viel spannender bewertet als TMP. Dies hat auch damit zu tun, dass der Virus dort viel direkter interagierte und viel häufiger direkt interagierte. Außerdem war der Virus obwohl man ihn nicht wirklich lokalisieren konnte gefühlsmäßig "näher dran" als V'Ger, dass trotz Interaktionen immer weiter weg zu sein schien.
Deshalb wollte ich die Unnahbarkeit und Unerreichbarkeit von V'Ger mit der Möglichkeit, häufigerer direkter Begegnungen kombinieren. Deshalb sind die Caine hauptsächlich nicht "sichtbar" für Menschen und deshalb in gewisser Weise auch gleichzeitig überall in der Stadt. Einzig wenn sie was tun werden Teile von ihnen für Menschen erkennbar und sichtbar. Somit sind die Caine gleichzeitig überall und nirgendwo und können auch überall auftauchen, aber nicht wirklich "lokalisiert werden". Es ist noch nicht mal klar, ob es überhaupt mehrere Caine sind oder nur einer zur selben Zeit. (Der wegens einer wirklichen Größe an mehreren Orten gleichzeitig angreifen kann.) Gleichzeitig gibt es keine Art von Raum, die "Sicher" ist vor dem Eindringen der Caine. Die Caine können also einfach überall aus dem Nichts auftauchen und "angreifen", können aber auch direkt wieder verschwinden. Man kann nirgendwo Sicher vor einer Begegnung mit ihnen sein, weiß aber auch noch nicht einmal, wieso sie auftauchen und was sie überhaupt bezwecken. (Oder ob man überhaupt auch nur Teilweise das wahre Aussehen des Angreifers gesehen hat.) Es stellt sich auch die Frage, man weiß nichts über die Caine, aber wie viel wissen die über einen. (Was allein schon sehr unheimlich wirkt.)
Diese Bedrohung ist viel direkter und intimer als V'Ger, Nero, Shinzon etc. und nicht in so einem großen Ausmaß an gleichzeitiger Zerstörung, erzeugt aber ein größeres Gefühl von Angst und Unsicherheit als diese Antagonisten, obwohl sie weniger stark "zuhauen". Besonders die gewisse Entgrenzung, die die Caine nun haben erzeugt auch eine größere Unübersichtlichkeit der Lage, da man selbst wenn man nur ein "Opfer" sieht denkt, theoretisch können die Caine auch noch an anderen Orten zuschlagen.
(Eigentlich könnte man so die Caine auch zum Teil als "Wahnvorstellung, welche zur Realität wurde" bezeichnen. Dies ist ein Grund, warum man mein Projekt auch dem Untergenre der "Paranoiden Fiktion" zurechnen kann, genau so wie die Werke von Franz Kafka, den Werken Howard Phillips Lovecraft und den meisten Werken von Phillip K. Dick. )
Gleichzeitig wird bei den Caine auch Angst erzeugt nicht nur durch die eigentlichen Handlungen des Wesens, sondern auch durch visuelle Assoziationen und Metaphern, ähnlich wie es der schweizer Designer H.R.Giger in seinen Kunstwerken macht und es insbesonders bei seiner Xenomorph Kreatur für die Alien Filme der Fall ist. (Der Xenomorph ist da sowieso das beste Beispiel für so eine Vorgehensweise.) Die Hände, die manche Opfer von Angriffen der Caine sehen wirken "Verknöchert", fast schon Skelett Artig und sind mit Geschwulsten übersäht, die an Schädel erinnern. (Also wird da relativ schnell klar, diese Wesen können"Tödlich" sein, im wörtlichen Sinne. ) Gleichzeitig wirken Elemente an den Händen Insektoid, was ebenfalls sehr mit Angst assoziiert wird und es wirkt gleichzeitig auch ein wenig Mechanisch durch Elemente, die an Lüftungen von Maschinen erinnern.
Etwas Anderes, was häufig bei Begegnungen mit den Caine gesehen wird sind schwebende Augen. Dies erzeugt die Assoziation "ihr werdet beobachtet von jemand Unbekanntem".