Autor Thema: Dimensional Prophecy of Zohar Redux The Novelization: Layer 1: Essence  (Gelesen 18335 mal)

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SSJKamui

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Ich hatte ja überlegt, zusätzlich zu meinem Comic auch das Ganze in Textform zu bringen. Ich denke, das Beste für mich wäre es, das Ganze ähnlich wie es Sajuuk mal gemacht hatte in relativ kurzen Stücken hier zu posten nach und nach und am Ende einen Sammelband der Episode in PDF Form zu machen. So verzettel ich mich auch nicht so schnell.

Hier also der erste Teil:

Oh fortuna, velut luna, semper dissolubilis.

Es war finsterste Nacht in Kyoto. Wie fast immer um diese Jahreszeit regnete es stark. Eigentlich war dies noch fast untertrieben. Es war ein richtiges Mistwetter. Am fast komplett schwarzen Himmel hing der weiße Vollmond bedrohlich über der Stadt, wie ein Vorbote des Unheils, das noch kommen drohte.
Am Himmel kreisten einige Raben.

Die automatischen Roboterfabriken in Shin-tama Distrikt in der Südstadt waren wie immer um diese Uhrzeit noch am Arbeiten. Die Maschinengeräusche waren selbst außerhalb der hohen, metallischen Fabriktürme noch zu hören. Es war ein scheinbar chaotisches Gewirr von verschiedensten Industrietönen und Computersignalen, das für jeden, der das Pech hatte mit einem menschlichen Gehör ausgestattet zu sein wie die reinste akustische Hölle wirken musste, wie ein Teil der Alptraumvisionen einer Maschinenherrschaft aus alten Groschenromanen, die zum Glück nicht wahr wurde.

Die riesigen Fabriktürme waren von außen ein Gebilde aus Rohren, Platten, Bändern, Eisen und Stahl.  Für die meisten Leute musste dies wie das blanke Chaos gewirkt haben, ein Labyrinth aus Rohren und anderen Leitungssystemen, was sich scheinbar der menschlichen Logik und dem menschlichen Verstand überhaupt für alle Zeit zu verschließen schien.
Jedoch war der glänzende Knoten aus Leitungen genauso wie das infernalische Geräusch der Maschinen einer strikten Sprache der Vernunft und Logik unterworfen. Das Chaos und die Unklarheit würden nach Gebrauch des menschlichen Verstands einer klaren, logischen Ordnung weichen.  Die meisten Passanten in der Gegend hatten aber nie die Zeit, zu versuchen, die Ordnung hinter dem vermeintlichen mechanischen Chaos zu erkennen, was trotz der seltsamen Struktur der reinen Mathematik folgte.

Die Zahl kontrollierte alles. Alles war Zahl.

Optisch herrschte im Gebiet eine kalte, endmenschlichte Atmosphäre vor im Distrikt.

Die Gebäude hatten nur wenige Fenster. In einem Fenster konnte man einen kleinen Raum erkennen, der scheinbar ein Pausenraum für menschliche Wartungstrupps war. Im Inneren des Raums stand ein kleiner TFT Monitor, auf dem gerade Nachrichten liefen. Das Bild hatte ab und zu einige Störungen, scheinbar weil irgendwie die elektromagnetische Hintergrundstrahlung der Fabrikmaschinen mit dem WLAN Netzknotenpunkt in dem Teil der Anlagen interferierte. Die Nachrichtensprecherin hatte blonde Haare und trug eine gelbe Jacke. Im Hintergrund wurden einige Bilder von den Marskolonien einiger Großkonzerne gezeigt.
Unten am Bild lief irgendein Ticker durch.

Die Nachrichtensprecherin verlas die aktuellen Nachrichten:
„Willkommen zur Nachtsausgabe der Nachrichten von CPD News Network. Heute ist der 19. Jahrestag des Terroranschlags auf die Marskolonie Grover’s Mill der Takasama Zaibatsu. 
Obwohl der Anschlag vor 19 Jahren passierte sind die genauen Umstände des Ereignisses bis heute ungeklärt. Selbst die Regierungsversion eines Terroranschlags ist nicht hundertprozentig sicher. Die Gebäude wurden angegriffen von einer unbekannten Entität, die laut Analysen der Wissenschaftler extraterrestrischen Ursprungs war. Nach diesem Vorfall folgten weitere Vorfälle mit ähnlichen Wesen.

 Rätselhafter Weise schien das Wesen die selbe DNS wie Menschen aufzuweisen in einigen Proben, die gesammelt werden konnten.  Dies kann noch nicht genau erklärt werden, wieso, denn paradoxer Weise haben diese Wesen eine fundamental unterschiedliche Gestalt. Ihre wahre Gestalt ist unverständlich durch den menschlichen Geist, genauso wie ihre Intentionen. Sie können überall auftauchen, selbst in geschlossenen Räumen. Selbst wenn sie nichts tun und nur ruhig verharren strahlen sie eine für Menschen tödliche Menge an elektromagnetischer Strahlung aus. Es ist unbekannt ob die berichteten Angriffe von mehreren Angreifern ausgeführt wurden, oder ob die Erscheinungen Teile eines einzigen, größeren Wesens waren, was zu großen Teilen nicht sichtbar ist.

Es existiert auch keine Möglichkeit, mit den Fremden zu kommunizieren. Einzig ein seltsames Tonsample, was beim ersten Angriff registriert wurde hörte sich seltsamer Weise wie menschliche Sprache an, und zwar wie der Satz, Ich bin das Alpha und das Omega, der erste und der letzte, der Angang und das Ende.

Dies ist ein weiteres der vielen Rätsel um die Wesen, die nicht geklärt werden konnten.

Niemand weiß, ob diese Aliens wirklich feindselig sind oder ob sie ohne es zu merken Schaden anrichten. Trotzdem haben diese Wesen schon einigen Menschen das Leben gekostet.  Wegen diesem töten ihrer menschlichen Brüder und weil dies die einzige sichere Information über sie ist wurde den Wesen der Name Caine gegeben.

Es existiert ein mathematischer Algorithmus, Riemann, Szabo, Rosenberg Algorithmus genannt der wiederum aus unbekannten Gründen die Aktionen der Caine vorausberechnen kann. Dieser Algorithmus wird von einer speziellen Regierungsorganisation angewendet sein Ergebnis, Gnosis genannt ist der einzige Grund, warum dieser Kampf gegen den Terror nicht noch mehr Opfer gefordert hatte.

Vielleicht lernen wir nie, wer die Caine wirklich sind, oder aber die Vollendung dieses Puzzle wird der Menschheit so grauenhafte Wahrheiten über den Kos Mos enthüllen, dass sie sich in kollektiven Wahnsinn davor flüchten wird.  Egal, was es sein wird, die Caine zeigen uns dass es neben unserer gewohnten, zivilisierten Welt noch Teile des Universums gibt, die Angsteinflößend aber doch real sind, obwohl der Mensch versucht davor zu fliehen in seine artifizielle Realität und Lebensumgebung bestehend aus Beton und Stahl. Trotz unserer Flucht in unsere zivilisierte Maske wird dieser dunkle Teil der Welt weiter existieren.“


Die Reporterin wirkte etwas verstört, als sie über das Thema sprach.  Diese seltsame Bedrohung durch die Caine schwebte schon seit fast 2 Jahrzehnten über der Menschheit wie ein Damoklesschwert und veränderte alles. Dadurch erlangten die Menschen auch politische Einheit. Kriege unter den Völkern gab es nicht mehr.

Doch waren diese Wesen überhaupt eine Bedrohung? Wollten sie wirklich der Menschheit etwas antun, oder ihr vielleicht sogar helfen? Was wollten diese Wesen überhaupt?
Wie die Fabrikgebäude wiesen sie eine Fassade des Absurden, Chaotischen auf,  welche es außenstehenden erschwerte, einen Zusammenhang hinter den Paradoxien zu erkennen. Lag hinter ihnen auch eine logische Struktur verborgen, die durch Vernunft und Wissenschaft aufgedeckt werden musste? Was würde sich Offenbaren, wenn die Menschheit ihren Geist dem Unglaublichen öffnen würde?


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« Letzte Änderung: 07.04.13, 17:46 by SSJKamui »

ulimann644

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Dieser Einstieg gefällt mir. Gut geschrieben IMO.
Allerdings ist gleich die Anfangsszene voller Klöpse.

- Es regnet aus Kübeln
- Es ist tiefschwarze Nacht
- Der Vollmond scheint und ist zu sehen

Das widerspricht sich. Normalerweise ist es ziemlich bedeckt, wenn es wie aus Kübeln gießt. Da sieht man den Mond normalerweise nicht. Wenn man ihn aber sieht, dann ist die Nacht relativ hell und in silbriges Licht getaucht - nicht tiefschwarz.
Auch passt das Tiefschwarz nicht zu einer Regenfront, die das Licht der Großstadt reflektiert.

Ich denke es wäre besser hier nicht alles gleichzeitig zu haben sondern entweder den Regenguss, oder den Vollmond (nach einem Regenguss) Oder aber einen mondlosen, relativ heiteren Himmel (tiefschwarz) nach dem Abziehen der Regenfront. (Vielleicht dann mit böigem Wind)

Abseits davon ein sehr schöner Einstieg. Ich bin bereits gespannt, wie sich dieses Projekt weiter entwickeln wird. Nach diesem Einstieg bin ich jedenfalls schon mal FÜR eine reine Textversion.

SSJKamui

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Dieser Einstieg gefällt mir. Gut geschrieben IMO.
Allerdings ist gleich die Anfangsszene voller Klöpse.

- Es regnet aus Kübeln
- Es ist tiefschwarze Nacht
- Der Vollmond scheint und ist zu sehen

Das widerspricht sich. Normalerweise ist es ziemlich bedeckt, wenn es wie aus Kübeln gießt. Da sieht man den Mond normalerweise nicht. Wenn man ihn aber sieht, dann ist die Nacht relativ hell und in silbriges Licht getaucht - nicht tiefschwarz.
Auch passt das Tiefschwarz nicht zu einer Regenfront, die das Licht der Großstadt reflektiert.

Ich denke es wäre besser hier nicht alles gleichzeitig zu haben sondern entweder den Regenguss, oder den Vollmond (nach einem Regenguss) Oder aber einen mondlosen, relativ heiteren Himmel (tiefschwarz) nach dem Abziehen der Regenfront. (Vielleicht dann mit böigem Wind)

Abseits davon ein sehr schöner Einstieg. Ich bin bereits gespannt, wie sich dieses Projekt weiter entwickeln wird. Nach diesem Einstieg bin ich jedenfalls schon mal FÜR eine reine Textversion.

Danke. Ich werde mal gucken. Für eine Sammel PDF werde ich das warscheinlich dann mal überarbeiten.

Wegen dem Thema des Wetter, ich muss zugeben, ich habe das Wetter im Comic teilweise etwas unlogisch gesetzt nur für den dramatischen Effekt. Dies war eigentlich schon ein Versuch, das ein wenig logischer zu machen. Da werde ich demnächst bei der Textversion auch besser aufpassen.

Die Textversion ist auch ein wenig erweitert zum Comic. Im Comic wird nicht erklärt, was diese Gebäude eigentlich sind. Ich hatte mir schon seid einiger Zeit gedacht, diese Gebäude könnten vielleicht Fabriken sein,  wenn diese so aussehen.

Der Name der Marskolonie in den Nachrichten, "Grover's Mill" ist eigentlich teilweise auch ein kleiner Witz gewesen. (Wie du warscheinlich schon bemerkt hast.) Der Name stammt nämlich aus dem Radiohörspiel von Orson Welles und war dort der Ort, wo die Marsmenschen als erstes die Erde angriffen. Bei mir heißt jetzt nun ein Ort auf dem Mars so. (Und wird von Aliens verwüstet.)

Da die Idee mit der "Novelisation" gut ankam werde ich das auch weiter machen.  Danke nochmal für den Kommentar.

Der nächste Teil

Durch das Shin Tama Industriegebiet fuhr gerade auf einer Hochbahn ein Monorail Zug auf einer Schiene Richtung Bahnhof. Der Monorailzug hatte eine weiße Farbe und an den Seiten große, blaue Streifen.

Der Zug erreichte schnell den Hauptbahnhof von Kyoto. Die Bahnhofsgegend sah von Weitem sehr modern aus mit dem Bahnhof als einer waghalsigen architektonischen Konstruktion, die von einer Wand an der Seite gehalten wurde aber sonst bis auf ein paar wenige metallische Stützpfeiler eine fast frei schwebende Plattform war.
Hinter dem Bahnhof standen 3 riesige Hochhäuser und vor dem Bahnhof ein paar kleinere Gebäude. Selbst unter den Schienen der Monorail Bahnen befanden sich kleinere Gebäude wie Lagerhallen.

Obwohl der Bahnhof von außen ziemlich modern aussah war er wie viele Bahnhöfe im Inneren leicht verkommen. Allerhand sozial aussätzige lungerte momentan in der Bahnhofsgegend. Fixer, Prostituierte etc. Selbst die sozialen Verbesserungen im Verlauf der Gründung der Weltregierung hatten an dieser Situation nichts geändert. Selbst das Verbrechen war nur fast verschwunden.  In verlorenen Winkeln wie diesen nistete es sich weiter ein, von der Polizei weitestgehend unbehelligt.
Kurz um, es war eine üble, dreckige Gegend, was selbst der Schein der Neonreklametafeln der Gebäude nicht wirklich überdecken konnte.
 Die meisten Gegenstände hatten lange Schatten in der Dunkelheit.

Nach kurzer Zeit hielt die Bahn und Massen anonymer Pendler und Touristen stiegen hastig aus.
Unter ihnen war ein junges Mädchen. Sie trug ein schwarzes Kleid und schwarze Stiefel.  Ihre Haare waren so dunkel wie ihr Gemüt. Ihr Name war Karala Yagiyu. Sie schaute sich kurz um in der dunklen Gegend und dachte nach:

„Ich bin heute nach Kyoto gekommen, den Ort meiner Bestimmung.
Die geordneten Arbeiterströme, die die Straßen tagsüber beherrschen sind verschwunden und die Stadt ist langsam wieder in dem Chaos versunken, das so elementar für die Menschliche Natur ist wie das Streben nach Essen oder Glück.
In diesen Stunden ist die totale Freiheit, aber auch die totale Verlassenheit der menschlichen Existenz am deutlichsten. Dieses Chaos ist auf der einen Seite erschreckend aber auf der anderen Seite auch ungemein Anziehend.
All das Chaos wird überwacht durch unsere wissenschaftlich kontrollierte Technologie, dem Symbol der kollektiven Vernunft der Menschheit.
Ich soll diesem Institut helfen, aber warum?
Um die Menschheit zu retten?
Die ist mir eigentlich egal. Egal was man tut, Leid und Schmerz werden immer bestehen bleiben, selbst in einem Utopia.
Ich bin den Leuten ja auch egal, also warum sollte ich mich dann für die Rettung der Menschheit interessieren? Falls die Menschheit gerettet wird durch das, was ich tu, schön, aber ist mir auch egal. Ich will nur meinen Spaß.“

Karala ging weiter durch den dunklen Weg durch den Bahnhof. Während dessen guckte sie auf ihr Handy in eine Karte, um zu sehen, wo sie sich mit denen treffen sollte, die sie in die Stadt bestellt hatten.
« Letzte Änderung: 06.02.12, 12:19 by SSJKamui »

ulimann644

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Der Name der Marskolonie in den Nachrichten, "Grover's Mill" ist eigentlich teilweise auch ein kleiner Witz gewesen. (Wie du warscheinlich schon bemerkt hast.) Der Name stammt nämlich aus dem Radiohörspiel von Orson Welles und war dort der Ort, wo die Marsmenschen als erstes die Erde angriffen. Bei mir heißt jetzt nun ein Ort auf dem Mars so. (Und wird von Aliens verwüstet.)

Ja - der kleine Gag kam an.
Eine schöne kleine Einlage am Rande

Da die Idee mit der "Novelisation" gut ankam werde ich das auch weiter machen.  Danke nochmal für den Kommentar.

Der nächste Teil

Durch das Shin Tama Industriegebiet fuhr gerade auf einer Hochbahn ein Monorail Zug auf einer Schiene Richtung Bahnhof. Der Monorailzug hatte eine weiße Farbe und an den Seiten große, blaue Streifen.

Der Zug erreichte schnell den Hauptbahnhof von Kyoto. Die Bahnhofsgegend sah von Weitem sehr modern aus mit dem Bahnhof als einer waghalsigen architektonischen Konstruktion, die von einer Wand an der Seite gehalten wurde aber sonst bis auf ein paar wenige metallische Stützpfeiler eine fast frei schwebende Plattform war.
Hinter dem Bahnhof standen 3 riesige Hochhäuser und vor dem Bahnhof ein paar kleinere Gebäude. Selbst unter den Schienen der Monorail Bahnen befanden sich kleinere Gebäude wie Lagerhallen.

Hier möchte ich spontan auf das Thema "Beschreiben, ohne zu beschreiben" in unserem Autorentipps-Thread verweisen. Hier ein Beispiel:
 
Durch das Shin Tama Industriegebiet fuhr einer der typisch weißen Monorail Züge, dessen Trassen sich hoch über den Köpfen der Menschen hinweg zogen die hier ihrer Beschäftigung nachgingen, in Richtung Bahnhof. Was ebenfalls zu der typischen Erscheinungsform dieser Züge gehörte, war der blaue Streifen auf der Seite, ein Relikt noch aus dem 20. Jahrhundert.

Karala Yagiyu wusste, dass es nun nicht mehr lange dauern würde, bis der Zug den Hauptbahnhof von Kyoto erreichte.
Sie spähte durch eine der Seitenscheiben auf die Bahnhofsgegend, der sie sich nun rasch näherten. Von Weitem wirkte sie sehr modern auf die junge Frau (??), mit dem Bahnhof als einer waghalsigen, unglaublich filigran wirkenden Konstruktion, die von einer Wand an der Seite gehalten wurde aber sonst bis auf ein paar wenige metallische Stützpfeiler, hauptsächlich eine fast frei schwebende Plattform war.
Hinter dem Bahnhof erkannte sie drei riesige Hochhäuser davor ein paar kleinere Gebäude. Gerade eben noch war aus ihrer Position zu erkennen, dass sich auch unter den Schienen der Monorail Bahnen kleinere Gebäude und Lagerhallen befanden.

Der Text liest sich in dieser Form etwas runder denke ich. Aber das kannst du später beim Überarbeiten noch bei Bedarf ändern.

Obwohl der Bahnhof von außen ziemlich modern aussah war er wie viele Bahnhöfe im Inneren leicht verkommen. Allerhand sozial aussätzige lungerte momentan in der Bahnhofsgegend. Fixer, Prostituierte etc. Selbst die sozialen Verbesserungen im Verlauf der Gründung der Weltregierung hatten an dieser Situation nichts geändert. Selbst das Verbrechen war nur fast verschwunden.  In verlorenen Winkeln wie diesen nistete es sich weiter ein, von der Polizei weitestgehend unbehelligt.
Kurz um, es war eine üble, dreckige Gegend, was selbst der Schein der Neonreklametafeln der Gebäude nicht wirklich überdecken konnte.
 Die meisten Gegenstände hatten lange Schatten in der Dunkelheit.

Nach kurzer Zeit hielt die Bahn und Massen anonymer Pendler und Touristen stiegen hastig aus.
Unter ihnen war ein junges Mädchen. Sie trug ein schwarzes Kleid und schwarze Stiefel.  Ihre Haare waren so dunkel wie ihr Gemüt. Ihr Name war Karala Yagiyu. Sie schaute sich kurz um in der dunklen Gegend und dachte nach:

„Ich bin heute nach Kyoto gekommen, den Ort meiner Bestimmung.
Die geordneten Arbeiterströme, die die Straßen tagsüber beherrschen sind verschwunden und die Stadt ist langsam wieder in dem Chaos versunken, das so elementar für die Menschliche Natur ist wie das Streben nach Essen oder Glück.
In diesen Stunden ist die totale Freiheit, aber auch die totale Verlassenheit der menschlichen Existenz am deutlichsten. Dieses Chaos ist auf der einen Seite erschreckend aber auf der anderen Seite auch ungemein Anziehend.
All das Chaos wird überwacht durch unsere wissenschaftlich kontrollierte Technologie, dem Symbol der kollektiven Vernunft der Menschheit.
Ich soll diesem Institut helfen, aber warum?
Um die Menschheit zu retten?
Die ist mir eigentlich egal. Egal was man tut, Leid und Schmerz werden immer bestehen bleiben, selbst in einem Utopia.
Ich bin den Leuten ja auch egal, also warum sollte ich mich dann für die Rettung der Menschheit interessieren? Falls die Menschheit gerettet wird durch das, was ich tu, schön, aber ist mir auch egal. Ich will nur meinen Spaß.“

Karala ging weiter durch den dunklen Weg durch den Bahnhof. Während dessen guckte sie auf ihr Handy in eine Karte, um zu sehen, wo sie sich mit denen treffen sollte, die sie in die Stadt bestellt hatten.

Gelungen finde ich diesen frühen Hinweis darauf, was Karala bewegt, oder auch nicht. Dieser Einblick in ihre Ansichten gefällt mir sehr gut.

Ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt.

Lairis77

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Mir gefällt der Einstieg auch gut. Die Beschreibungen machen die Situation sehr plastisch, man fühlt sich sofort in die dystopische Welt hineingezogen - obwohl an machen Stellen weniger IMO mehr gewesen wäre. Die Haar- und Jackenfarbe der Nachrichtensprecherin ist z.B. eher überflüssig für die Handlung oder auch nur das Ambiente. So was stört IMO eher den Lesefluss als das Kopfkino anzuheizen. 
Aber Geschmackssache. Ich bin nicht so der Beschreibungsfetischist und über dem ersten Band von "Herr der Ringe" fast eingeschlafen ;).

Zitat
Nach kurzer Zeit hielt die Bahn und Massen anonymer Pendler und Touristen stiegen hastig aus.
Unter ihnen war ein junges Mädchen. Sie trug ein schwarzes Kleid und schwarze Stiefel.  Ihre Haare waren so dunkel wie ihr Gemüt. Ihr Name war Karala Yagiyu. Sie schaute sich kurz um in der dunklen Gegend und dachte nach:

„Ich bin heute nach Kyoto gekommen, den Ort meiner Bestimmung.
Die geordneten Arbeiterströme, die die Straßen tagsüber beherrschen sind verschwunden und die Stadt ist langsam wieder in dem Chaos versunken, das so elementar für die Menschliche Natur ist wie das Streben nach Essen oder Glück.
In diesen Stunden ist die totale Freiheit, aber auch die totale Verlassenheit der menschlichen Existenz am deutlichsten. Dieses Chaos ist auf der einen Seite erschreckend aber auf der anderen Seite auch ungemein Anziehend.
All das Chaos wird überwacht durch unsere wissenschaftlich kontrollierte Technologie, dem Symbol der kollektiven Vernunft der Menschheit.
Ich soll diesem Institut helfen, aber warum?
Um die Menschheit zu retten?
Die ist mir eigentlich egal. Egal was man tut, Leid und Schmerz werden immer bestehen bleiben, selbst in einem Utopia.
Ich bin den Leuten ja auch egal, also warum sollte ich mich dann für die Rettung der Menschheit interessieren? Falls die Menschheit gerettet wird durch das, was ich tu, schön, aber ist mir auch egal. Ich will nur meinen Spaß.“

Den Part finde ich, ehrlich gesagt, nicht ganz so gelungen. Bis auf die letzten 2-3 Sätze klingt vieles zu gestelzt für die flüchtigen Gedanken eines Teenagers und käme in der 3. Person besser rüber:
"Der Zug spuckte einen Strom anonymer Pendeler und Touristen aus, der sich minutenlang auf dem Bahnsteig und den Rolltreppen staute, bis er sich irgendwann in der kalten, regnerischen Nacht verlor. 
Zurück blieb ein junges Mädchen mit schwarzem Haar und schwarzen Kleidern, ihr düsterer Gesichtsausdruck passte zu ihrem Outfit und spiegelte unverhohlen ihre Stimmung wieder.
Als die geordneten Arbeiterströme, die die Straßen tagsüber beherrschten, verschwunden waren, wurden jene Verwahrlosten und Vernachlässigten sichtbar, die den Bahnhof ihr Zuhause nannten: Dealer, Fixer, Prostituierte, Obdachlose und Kriminelle aller Art.
Karala - so hieß das Mädchen - fühlte sich in diesem Moment wie eine von ihnen: verloren, verlassen. Nun war sie in Kyoto, dem Ort ihrer Bestimmung - dennoch hatte sie keine richtige Vorstellung, was sie hier sollte.
"Die Menschheit retten?", dachte sie voller Ironie. "Guter Witz, ich bin doch den Leuten auch egal, die kommen doch nicht mal, um mich vom Bahnhof abzuholen! Falls die Menschheit gerettet wird durch das, was ich tu, schön, aber ist mir auch egal. Ich will nur meinen Spaß.“
Sie sah sich auf dem dreckigen Bahnsteig um und und fragte sich, ob soziale Probleme und Verbrechen jemals besiegt werden konnten. In verlorenen Winkeln wie diesem nisteten sie sich weiter ein, von der Polizei weitestgehend unbehelligt. Daran hatte selbst die Weltregierung mit ihren ambitionierten Sozialreformen nichts geändert.
Das Chaos - mühsam kontrolliert durch die menschliche Vernunft, die Wissenschaft und die Technik - lauerte ununterbrochen, erbarmungslos auf eine Schwachstelle im fragilen Gefüge von Recht und Ordnung. Dieses Chaos wirkte erschreckend auf Karala - aber auch ungemein anziehend. Es war so elementar für die menschliche Natur ist wie das Streben nach Glück. ..."

Irgendwie so in der Art :).

Ansonsten sehr interessant! Ich bin ich gesapnnt, wie es weitergeht.  :auction


 

« Letzte Änderung: 06.02.12, 15:37 by Lairis77 »
"Ich habe diese Geschichte nur gepflanzt, aber sie wächst, wie sie will, und alle verlangen, dass ich voraussehe, welche Blüten sie treiben wird." (Cornelia Funke: Tintentod)


SSJKamui

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Danke für den neuen Kommentar.

Der Name der Marskolonie in den Nachrichten, "Grover's Mill" ist eigentlich teilweise auch ein kleiner Witz gewesen. (Wie du warscheinlich schon bemerkt hast.) Der Name stammt nämlich aus dem Radiohörspiel von Orson Welles und war dort der Ort, wo die Marsmenschen als erstes die Erde angriffen. Bei mir heißt jetzt nun ein Ort auf dem Mars so. (Und wird von Aliens verwüstet.)

Ja - der kleine Gag kam an.
Eine schöne kleine Einlage am Rande

Wie gesagt, das war geplant. Die Korrelation der Anfangsszene mit dem Zitat "oh Fortuna velut luna" habe ich aber komischerweise erst während des schreibens bemerkt.

Der nächste Teil

Durch das Shin Tama Industriegebiet fuhr gerade auf einer Hochbahn ein Monorail Zug auf einer Schiene Richtung Bahnhof. Der Monorailzug hatte eine weiße Farbe und an den Seiten große, blaue Streifen.

Der Zug erreichte schnell den Hauptbahnhof von Kyoto. Die Bahnhofsgegend sah von Weitem sehr modern aus mit dem Bahnhof als einer waghalsigen architektonischen Konstruktion, die von einer Wand an der Seite gehalten wurde aber sonst bis auf ein paar wenige metallische Stützpfeiler eine fast frei schwebende Plattform war.
Hinter dem Bahnhof standen 3 riesige Hochhäuser und vor dem Bahnhof ein paar kleinere Gebäude. Selbst unter den Schienen der Monorail Bahnen befanden sich kleinere Gebäude wie Lagerhallen.

Hier möchte ich spontan auf das Thema "Beschreiben, ohne zu beschreiben" in unserem Autorentipps-Thread verweisen. Hier ein Beispiel:
 
Durch das Shin Tama Industriegebiet fuhr einer der typisch weißen Monorail Züge, dessen Trassen sich hoch über den Köpfen der Menschen hinweg zogen die hier ihrer Beschäftigung nachgingen, in Richtung Bahnhof. Was ebenfalls zu der typischen Erscheinungsform dieser Züge gehörte, war der blaue Streifen auf der Seite, ein Relikt noch aus dem 20. Jahrhundert.

Karala Yagiyu wusste, dass es nun nicht mehr lange dauern würde, bis der Zug den Hauptbahnhof von Kyoto erreichte.
Sie spähte durch eine der Seitenscheiben auf die Bahnhofsgegend, der sie sich nun rasch näherten. Von Weitem wirkte sie sehr modern auf die junge Frau (??), mit dem Bahnhof als einer waghalsigen, unglaublich filigran wirkenden Konstruktion, die von einer Wand an der Seite gehalten wurde aber sonst bis auf ein paar wenige metallische Stützpfeiler, hauptsächlich eine fast frei schwebende Plattform war.
Hinter dem Bahnhof erkannte sie drei riesige Hochhäuser davor ein paar kleinere Gebäude. Gerade eben noch war aus ihrer Position zu erkennen, dass sich auch unter den Schienen der Monorail Bahnen kleinere Gebäude und Lagerhallen befanden.

Der Text liest sich in dieser Form etwas runder denke ich. Aber das kannst du später beim Überarbeiten noch bei Bedarf ändern.

OK. Ich werde das mal überlegen, wie ich die Szene bei der Überarbeitung ändern werde. Danke für den Hinweis.

Ja, die Figur ist weiblich.


Obwohl der Bahnhof von außen ziemlich modern aussah war er wie viele Bahnhöfe im Inneren leicht verkommen. Allerhand sozial aussätzige lungerte momentan in der Bahnhofsgegend. Fixer, Prostituierte etc. Selbst die sozialen Verbesserungen im Verlauf der Gründung der Weltregierung hatten an dieser Situation nichts geändert. Selbst das Verbrechen war nur fast verschwunden.  In verlorenen Winkeln wie diesen nistete es sich weiter ein, von der Polizei weitestgehend unbehelligt.
Kurz um, es war eine üble, dreckige Gegend, was selbst der Schein der Neonreklametafeln der Gebäude nicht wirklich überdecken konnte.
 Die meisten Gegenstände hatten lange Schatten in der Dunkelheit.

Nach kurzer Zeit hielt die Bahn und Massen anonymer Pendler und Touristen stiegen hastig aus.
Unter ihnen war ein junges Mädchen. Sie trug ein schwarzes Kleid und schwarze Stiefel.  Ihre Haare waren so dunkel wie ihr Gemüt. Ihr Name war Karala Yagiyu. Sie schaute sich kurz um in der dunklen Gegend und dachte nach:

„Ich bin heute nach Kyoto gekommen, den Ort meiner Bestimmung.
Die geordneten Arbeiterströme, die die Straßen tagsüber beherrschen sind verschwunden und die Stadt ist langsam wieder in dem Chaos versunken, das so elementar für die Menschliche Natur ist wie das Streben nach Essen oder Glück.
In diesen Stunden ist die totale Freiheit, aber auch die totale Verlassenheit der menschlichen Existenz am deutlichsten. Dieses Chaos ist auf der einen Seite erschreckend aber auf der anderen Seite auch ungemein Anziehend.
All das Chaos wird überwacht durch unsere wissenschaftlich kontrollierte Technologie, dem Symbol der kollektiven Vernunft der Menschheit.
Ich soll diesem Institut helfen, aber warum?
Um die Menschheit zu retten?
Die ist mir eigentlich egal. Egal was man tut, Leid und Schmerz werden immer bestehen bleiben, selbst in einem Utopia.
Ich bin den Leuten ja auch egal, also warum sollte ich mich dann für die Rettung der Menschheit interessieren? Falls die Menschheit gerettet wird durch das, was ich tu, schön, aber ist mir auch egal. Ich will nur meinen Spaß.“

Karala ging weiter durch den dunklen Weg durch den Bahnhof. Während dessen guckte sie auf ihr Handy in eine Karte, um zu sehen, wo sie sich mit denen treffen sollte, die sie in die Stadt bestellt hatten.

Gelungen finde ich diesen frühen Hinweis darauf, was Karala bewegt, oder auch nicht. Dieser Einblick in ihre Ansichten gefällt mir sehr gut.

Ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt.

Danke. Es wird noch sehr stark in die innerpsychische Richtung gehen. Es wird auch klar werden, Karala weiß gar nicht, was sie eigentlich will.  Sie ist eine hochgradig dissonante Persönlichkeit.

Mir gefällt der Einstieg auch gut. Die Beschreibungen machen die Situation sehr plastisch, man fühlt sich sofort in die dystopische Welt hineingezogen - obwohl an machen Stellen weniger IMO mehr gewesen wäre. Die Haar- und Jackenfarbe der Nachrichtensprecherin ist z.B. eher überflüssig für die Handlung oder auch nur das Ambiente. So was stört IMO eher den Lesefluss als das Kopfkino anzuheizen. 
Aber Geschmackssache. Ich bin nicht so der Beschreibungsfetischist und über dem ersten Band von "Herr der Ringe" fast eingeschlafen ;).

Zitat
Nach kurzer Zeit hielt die Bahn und Massen anonymer Pendler und Touristen stiegen hastig aus.
Unter ihnen war ein junges Mädchen. Sie trug ein schwarzes Kleid und schwarze Stiefel.  Ihre Haare waren so dunkel wie ihr Gemüt. Ihr Name war Karala Yagiyu. Sie schaute sich kurz um in der dunklen Gegend und dachte nach:

„Ich bin heute nach Kyoto gekommen, den Ort meiner Bestimmung.
Die geordneten Arbeiterströme, die die Straßen tagsüber beherrschen sind verschwunden und die Stadt ist langsam wieder in dem Chaos versunken, das so elementar für die Menschliche Natur ist wie das Streben nach Essen oder Glück.
In diesen Stunden ist die totale Freiheit, aber auch die totale Verlassenheit der menschlichen Existenz am deutlichsten. Dieses Chaos ist auf der einen Seite erschreckend aber auf der anderen Seite auch ungemein Anziehend.
All das Chaos wird überwacht durch unsere wissenschaftlich kontrollierte Technologie, dem Symbol der kollektiven Vernunft der Menschheit.
Ich soll diesem Institut helfen, aber warum?
Um die Menschheit zu retten?
Die ist mir eigentlich egal. Egal was man tut, Leid und Schmerz werden immer bestehen bleiben, selbst in einem Utopia.
Ich bin den Leuten ja auch egal, also warum sollte ich mich dann für die Rettung der Menschheit interessieren? Falls die Menschheit gerettet wird durch das, was ich tu, schön, aber ist mir auch egal. Ich will nur meinen Spaß.“

Den Part finde ich, ehrlich gesagt, nicht ganz so gelungen. Bis auf die letzten 2-3 Sätze klingt vieles zu gestelzt für die flüchtigen Gedanken eines Teenagers und käme in der 3. Person besser rüber:
"Der Zug spuckte einen Strom anonymer Pendeler und Touristen aus, der sich minutenlang auf dem Bahnsteig und den Rolltreppen staute, bis er sich irgendwann in der kalten, regnerischen Nacht verlor. 
Zurück blieb ein junges Mädchen mit schwarzem Haar und schwarzen Kleidern, ihr düsterer Gesichtsausdruck passte zu ihrem Outfit und spiegelte unverhohlen ihre Stimmung wieder.
Als die geordneten Arbeiterströme, die die Straßen tagsüber beherrschten, verschwunden waren, wurden jene Verwahrlosten und Vernachlässigten sichtbar, die den Bahnhof ihr Zuhause nannten: Dealer, Fixer, Prostituierte, Obdachlose und Kriminelle aller Art.
Karala - so hieß das Mädchen - fühlte sich in diesem Moment wie eine von ihnen: verloren, verlassen. Nun war sie in Kyoto, dem Ort ihrer Bestimmung - dennoch hatte sie keine richtige Vorstellung, was sie hier sollte.
"Die Menschheit retten?", dachte sie voller Ironie. "Guter Witz, ich bin doch den Leuten auch egal, die kommen doch nicht mal, um mich vom Bahnhof abzuholen! Falls die Menschheit gerettet wird durch das, was ich tu, schön, aber ist mir auch egal. Ich will nur meinen Spaß.“
Sie sah sich auf dem dreckigen Bahnsteig um und und fragte sich, ob soziale Probleme und Verbrechen jemals besiegt werden konnten. In verlorenen Winkeln wie diesem nisteten sie sich weiter ein, von der Polizei weitestgehend unbehelligt. Daran hatte selbst die Weltregierung mit ihren ambitionierten Sozialreformen nichts geändert.
Das Chaos - mühsam kontrolliert durch die menschliche Vernunft, die Wissenschaft und die Technik - lauerte ununterbrochen, erbarmungslos auf eine Schwachstelle im fragilen Gefüge von Recht und Ordnung. Dieses Chaos wirkte erschreckend auf Karala - aber auch ungemein anziehend. Es war so elementar für die menschliche Natur ist wie das Streben nach Glück. ..."

Irgendwie so in der Art :).

Ansonsten sehr interessant! Ich bin ich gesapnnt, wie es weitergeht.  :auction

Danke für das Lob. Dies werde ich auch in meine Überlegungen mit einfließen lassen.

Wie gesagt, die Welt ist nicht total dystopisch und auch nicht total utopisch, sondern hat Tendenzen in beide Richtungen. (Und es kann in der selben Stadt auch tolle und furchtbare Gegenden nebeneinander geben.)

Es stimmt aber, es ist eher in einem typischen Industrial Stil gehalten im Sinne von Alien, Oddworld etc. Die Schrottplatz Atmosphäre wird bei einigen Teilen der Handlung auch noch etwas zunehmen. (Ich stehe auch irgendwie auf diesen Industrie/Technik Look.)
« Letzte Änderung: 06.02.12, 16:28 by SSJKamui »

SSJKamui

  • Commander
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Der nächste Teil:

20 Minuten später, in irgendeinem unbedeutenden Apartmenthaus auf der anderen Seite der Stadt:
Im kleinen Raum des Apartments sah es aus, wie in einem Wahrgewordenen Alptraum. Im Ganzen Raum waren Blutflecken und in der Mitte lag eine ekelhaft zugerichtete Leiche. Ein Schrecklicher Anblick wurde durch den fahlen Lichtschein, der schräg durch das Fenster in den Raum kam enthüllt, ein Anblick, wie er nicht mal den kränksten Gehirnen unter den Menschen einfallen konnte. Ein Zeichen archaischster, bestialischer, unmenschlichster Brutalität. Wie ein Weckruf aus dunklen, barbarischen Zeiten, die der Mensch eigentlich durch die Zivilisation schon überwunden glaubte.

Was war wohl passiert?

Wer konnte nur so etwas tun?

Warum tut man so etwas? War es überhaupt jemand, der so etwas tat, oder war es ein Etwas?

Lauerte dieser Täter noch irgendwo und wartete auf sein nächstes Opfer?

Über der Leiche, im fahlen Licht, das durch die Fenster kam schwebte etwas, was es so eigentlich nicht geben konnte oder durfte, eine Perversion gegen alle Gesetze der bekannten Natur und Logik. Eine Abscheulichkeit gegen den logischen Verstand.

Es war eine Art schmale Hauttasche zu einem langen, senkrechten Schlitz geformt. Die Hautlappen dieser Tasche öffneten sich zur Seite und gaben den Blick auf das Innerste der Kreatur frei, ein von Schleim bedecktes Auge. Auf dem Reptilien artig wirkenden Auge verliefen viele dicke, rote Adern. Ab und zu tropfte grüner Schleim vom Auge.
Was war das?

Wo kam es her?

Was wollte es? War es verantwortlich für das entsetzliche Blutbad, was geschah?

Beobachtete es alles? Was beobachtete es?

Das Wesen verharrte ruhig und verschwand danach wieder. Es war einfach weg.

Einige Zeit später fuhr ein schwarzer Van vor das Haus, in dem die Leiche lag.  Einige Leute stiegen aus und begannen schwere Schutzanzüge und Gasmasken anzuziehen, unter Anderem eine junge Frau.

Sie hasste eigentlich den gelben Schutzanzug, der nicht nur unbequem war sondern auch dem Träger fast die Luft zum Atmen zu rauben schien. Sie wusste aber auch, dieser Schutzanzug war ihr einziger Schutz gegen dies, was auf sie wartete einige Stockwerke höher. Dieser Schutzanzug mit seinen schwarzen Kreuzsymbolen auf gelbem Grund, welcher dafür sorgte, dass sie sobald sie ihn an hatte aussah wie irgendein Mitglied einer bizarren Sekte war schon mehrfach ihre Lebensversicherung, der beste Schutz, den die Wissenschaft und die Zivilisation hervorbringen konnte gegen die erbarmungslosen Gefahren der Natur, die ihr bevor standen.

Sie ging zusammen mit den anderen Wissenschaftlern ins Gebäude, Richtung Treppenhaus und von dort aus den langen Gang hinauf, der führte zur unausweichlichen Auseinandersetzung mit dem sicheren Verderben. Die graue, kalte, schlecht beleuchtete Treppe, die zur Gefahr führte erschien fast endlos und beschwerlich für sie.
Mit jedem Schritt wurde das ohrenbetäubende Ticken der Strahlungsmessgeräte lauter und schneller, wie ein Vorbote des Schreckens, der auf sie lauerte.  „
Musste dies eigentlich so laut sein?“, dachten sich alle. Es war ja schon eh klar, dass selbst wenn die Aliens verschwunden waren sie alle am Tatort in absoluter Todesgefahr schwebten, wegen den Hinterlassenschaften, die diese Kreaturen an den Orten ihres Wütens liegen ließen. Man brauchte sie deshalb auch nicht ständig daran zu erinnern, dass ihr Leben am seidenen Faden hing und jede kleinste Fehlfunktion ihrer Schutzanzüge für sie das sichere Ende bedeuten könnte.

Die Gruppe kam langsam zur Wohnung, die der Tatort war. Da die Tür nicht auf ging nahmen sie einen kleinen Rammbock, den einer von ihnen Trug und brachen damit die Tür unter einem lauten Krachen in mehrere Teile.

Im Raum schien es relativ Sicher zu sein. Das seltsame Etwas war nirgendwo zu sehen. Diese Sicherheit war aber nur trügerisch, da es jederzeit wieder auftauchen und sich ein weiteres Opfer aussuchen konnte. Dies war allen klar, weshalb sie unter höchster Anspannung arbeiteten, um das Verhalten des Wesens wissenschaftlich zu untersuchen im verzweifelten Versuch der Menschheit, irgendeine Möglichkeit zu finden, der Höllenkreatur beizukommen.

Die Einsatzleiterin rief laut:
„Aha, schon wieder ein Caine Angriff. Beeilt euch mit der Untersuchung, Leute. Vermutlich wird dies nicht der letzte Angriff dieser Art heute werden.
Sammelt so viele Proben wie möglich und tätigt alle notwendigen Messungen. Danach brennen wir wie Vorschriftsgemäß mit unseren Flammenwerfern alles im Raum nieder. Nicht mal eine kleine Zelle darf hier noch übrig bleiben.“

Sie hasste diese Vorschrift, da es die Untersuchung der Caine erschwerte, aber die Regierung hatte panische Angst vor biologischer Kontamination durch die Caine, weshalb einige unvernünftige Vorschriften erlassen wurden, die eigentlich für die meisten Leute mit gesundem Menschenverstand  reiner Irrsinn waren. Aber Vorschrift war halt eben Vorschrift, weshalb sie das auch Ordnungsgemäß ausführen wollte, egal wie hirnrissig es war.

Nach kurzer Zeit rief ihr ein Wissenschaftler zu, das man beim bedauernswerten Opfer etwas seltsames Gefunden hatte, und im Reagenzglas war tatsächlich eine rätselhafte Substanz, die von selbst eine Art Netz zu bauen Schien. 

Niemand wusste, was dies war, aber dies war bei den meisten früheren Fällen von Caine Angriffen ebenfalls registriert wurden. Deshalb sagte die Einsatzleiterin, man sollte diese komische Substanz ins Labor bringen zur weiteren Untersuchung.

Konnte dies vielleicht die erhoffte Lösung dieses verwirrenden Rätsels über die Caine liefern? So recht wollte dies keiner glauben, denn man hatte schon genug Spuren von denen gesammelt, genügend Theorien aufgestellt. Alles erwies sich als Sackgasse. Das Rätsel um die mysteriösen Fremden schien sich förmlich einer Lösung durch den menschlichen Verstand zu verschließen.

Nach einiger Zeit verabschiedete sich die Einsatzleiterin aus dem Raum mit den Worten:
„Obwohl der Algorithmus heute nur einen Vorfall gemeldet hatte kann dies Falsch sein, wegen den Problemen mit der Maschinengenauigkeit des Algorithmus.  Ich will das deshalb den Algorithmus nochmal Checken. Außerdem muss ich nochmal mit Hilal telefonieren.“

Genau in dem Moment, als die Gruppe von Wissenschaftlern den Tatort untersuchte fuhr Hilal mit ihrem schwarzen Sportwagen durch ein Gebiet am Stadtrand.
Überall wo sie hinblickte sah sie nur riesige, schier endlose Reihen von Strommasten, welche wie künstliche Metallbäume den Himmel zu zerteilen schienen. Sie fuhr langsam durch diesen schier endlos erscheinenden technischen Metallwald, der die Natur im Gebiet fast vollständig zu verdrängen schien. Mit bloßem Auge war das Gewirr aus Draht und Kabeln kaum zu entziffern. Es verwirrte eher noch alles.

 Er war fast ein Symbol für den unbändigen Stromhunger des modernen Menschen, aber er zeigte auch genau auf, wie verloren und verwirrt Menschen im modernen Leben werden können. Der Mensch beherrschte die Technik, aber genau so beherrschte diese den Menschen und schloss ihn förmlich ein in ihren Systemen, die alles zu verschlingen schienen.

Nach kurzer Zeit klingelte Hilals Autotelefon. Am Apparat war die Kommissarin, welche den Einsatz beim letzten Caine Vorfall leitete. Sie erklärte:
„Hilal, vor noch nicht mal einer Stunde gab es einen Weiteren Zwischenfall. Wir denken, mehr werden bald kommen. Komm bitte so schnell es geht zum Hauptquartier.“
Hilal schüttelte nur mit dem Kopf. Sie wusste zwar, dass sie es tun sollte, aber sie konnte es gerade nicht, weil sie auf dem Weg war, um eine neue Kandidatin für die mathematische Abteilung des Instituts abzuholen, die vielleicht bald mit Anderen an der Verbesserung des Algorithmus arbeiten sollte. 

Der Name dieser Kandidatin war Karala Yagiyu.

Sie musste sie leider telefonisch etwas vertrösten vor gut 4 Stunden, da man im Institut noch was zu tun hatte und Hilal deshalb nicht in der Lage war, Karala abzuholen vom Bahnhof. Jetzt konnte sie sich nicht auf der Stelle umdrehen, um zum Institut zurückzufahren. Nein. Das ging einfach nicht.

Deshalb sagte sie der Kommissarin, sie würde vielleicht ein wenig später zum Institut kommen.

Während dessen ging Karala weiter, über eine kleine Brücke, welche an einem Highway vorbeiführte.  Von Weitem sah sie die hellen Lichter der Häuser, Symbole einer falschen Sicherheit, in der sich die Bewohner dieser Stadt wiegten, ohne zu wissen, welche Kreaturen gerade dabei waren, in der Stadt ihr Unheil zu stiften. Es störte scheinbar niemand ihr Zusammenleben und ihre trügerische Ruhe, noch.

Nach kurzer Zeit kam sie zu einer Geschäftsstraße. Obwohl es schon so spät war herrschte hier noch Betrieb in den Geschäften und an den vielen Automaten. Dies waren also die Errungenschaften der Moderne. Die eigene Sicherheit konnte nicht immer garantiert werden, aber es war jederzeit überall möglich, irgendwelchen Nippes zu kaufen, welchen man eh nicht wirklich brauchte.

Karala lehnte sich an die gekachelte Wand eines Gebäudes und wartete auf Hilal, die bald hier auftauchen sollte, hatte sie zumindest so gesagt.  Während der Wartezeit spielte Karala, wie es Mädchen in ihrem Alter häufig taten irgendwelche Games auf ihrem Smartphone.  Die Zeit wollte und wollte einfach nicht vergehen.

SSJKamui

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Der nächste Teil

Nach einer Viertelstunde kam Hilal endlich. Sie redete kurz mit Karala und dann fuhren beide los in ihrem Auto. Sie fuhren durch verschiedenste Stadtteile, Industriegebiete, Geschäftsstraßen, Wohngebiete etc.

Überall war ein scheinbar chaotisches Gewirr aus Lichtern von Leuchtschildern, Videowänden, Hausfenstern, Straßenlaternen etc. Eine künstliche Welt erschaffen aus Licht. Eine irreale Welt die die Menschen umgab. Sie komplett verschluckte und von der eigentlichen Realität optisch trennte.

Nach einer Weile fragte Karala:
„Hilal Sama, was ist dieser Algorithmus, den sie eben erwähnten eigentlich genau?“

Hilal überlegte kurz und antwortete dann:
„OK. Erstmal lass den Höflichkeitsquatsch. Wir werden wahrscheinlich Kolleginnen, da kannst du mich auch duzen. Und lass dieses „Sama“ weg. Ich bin keine so hochgestellte Persönlichkeit und will auch nicht so wichtig sein, dass ich diesen Grad der Ehrerbietung verdiene.

Der RSR Algorithmus ist ein mathematischer Algorithmus der entdeckt wurde vom deutschen Mathematikprofessor Friedrich Wilhelm Riemann und seinen Assistenten Alex Szabo und C.G.Rosenberg. Aus einem unbekannten Grund war dieser Algorithmus in der Lage, die Aktivitäten der Caine vorauszuberechnen.

Dies funktionierte relativ gut, aber eines Tages kam es zu mehr und mehr falschen Vorhersagen durch den Algorithmus. Wissenschaftler begannen daraufhin, genauere Untersuchungen am Algorithmus vorzunehmen und stellten fest, in der derzeitigen Form des Algorithmus wies er einen hohen relativen Fehler auf. 

Nur zur Info, der relative Fehler ist eine Ungenauigkeit, die bei der Darstellung von Kommazahlen in Computersystemen entsteht und falls ein Algorithmus schlecht definiert wurde, sich durch die Bearbeitung der Eingabewerte durch das Programm verschlimmern kann.

Dies war bei dem RSR Algorithmus in extremer Weise der Fall. Genauergesagt lief der Algorithmus schon fast an der Grenze der Maschinengenauigkeit der besten Computer.
Um das Problem mit dem Algorithmus zu lösen und die Verteidigung gegen die Caine zu koordinieren wurden von der Regierung einige Institute zu dem neuen Carl Friedrich Gauß Institut zusammengeschlossen und ist Kooperationen mit einigen führenden IT und Rüstungsfirmen eingegangen zum Aufbau des Instituts.
Alex Szabo wurde zum Leiter der wissenschaftlichen Abteilung des Instituts ernannt. “


Karala hörte gebannt zu. Die Ausführungen verwirrten sie zwar ein wenig, aber sie fand alles auch ungemein interessant. Irgendwie warf diese Erklärung mehr Fragen auf als das sie Antworten gab.

Wie war das überhaupt möglich, dass dieser Algorithmus wirklich funktionieren konnte?
 War alles wirklich berechenbar?
 Auch der Mensch selbst?
Was war dann mit dem freien Willen?
War dies alles nur reinste Mathematik, auf die man keinen Einfluss hatte, aber durch die alles gesteuert wurde?

Deshalb fragte Karala noch einmal nach:

„Bedeutet die Möglichkeit der Funktion dieses Algorithmus, der Mensch ist ebenfalls nur eine Maschine, welche durch Mathematik und Logik kontrolliert wird, ohne dass sowas wie ein freier Wille exisiert?“

Hilal erwiderte:
„Solche Ansichten gab es häufig bei großen Denkern. Beispielsweise nahm der Mathematiker Alan Turing an, der menschliche Geist sei funktional äquivalent zu einer Maschine mit einem Speicher in Form eines Bands und das menschliche Denken bestünde in Etwa aus den Vorgängen das Band zu Bewegen, um einen bestimmten Teil des Gedächtnisses abzurufen, diesen Teil auszulesen, abhängig vom Inhalt etwas Neues an diese Stelle zu schreiben etc. Dabei sei der Mensch grob aus 3 Teilen bestehend, wovon einer durch Gene und Triebe bestimmt wird, einer durch Erfahrung und einer durch Erziehung. In der Psychoanalyse existieren teilweise auch Theorien in ähnlicher Richtung.

Außerdem schau mal die Cybertechnologie und Forschungen in diese Richtung an. Dies läuft auch sehr stark darauf hinaus, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass der Mensch eine Form von biologischer Maschine ist. “

Für Karala war dies zwar ein interessantes Thema, da es Philosophie und Technik vereinte, 2 Sachen die Karala eigentlich liebte. Sie kam zwar mit anderen Menschen nicht besonders gut zurecht, aber mit Digitaltechnik und komplizierten philosophischen Theorien umso mehr.

Trotzdem interessierte sie das alles momentan allerdings relativ wenig. Sie wollte eigentlich nur wissen, was sie zu tun hatte und ob sie das eigentlich überhaupt tun wollte. Und dies würde sich erst später zeigen.

Sie fragte sich nur eines. Konnte es nicht sein, dass diese Vorstellung einer Berechenbarkeit der Welt nur eine Schutzbehauptung sein, ein Verlangen, um sich in falscher Sicherheit zu wiegen, in einer Illusion der falschen Idylle. Genauso wie diese Lichter der Neonreklametafeln auch nur eine künstliche Illusion waren, eine Illusion einer kontrollierbaren Welt erschaffen aus der menschlichen Zivilisation, um das Grauen zu verbergen, was dahinter lauerte.

Was würde passieren, wenn diese Illusion zusammenbrechen würde? Wenn all die Technologie der menschlichen Zivilisation nicht mehr funktionieren würde? Wäre dann der Mensch wieder eine Bestie, ein Raubtier, verloren und verlassen in einer chaotischen Welt ohne Sinn und Ordnung? Erzeugte die Zivilisation die Illusion einer sicheren Welt oder war der Mensch nur zivilisiert, weil er in der Illusion einer sicheren Welt lebte?

SSJKamui

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Hier der nächste Teil: (Diesmal etwas kürzer.)

Nach kurzer Zeit kam Hilal in ein Wohngebiet. Überall standen riesige Betonkomplexe, wie Legebatterien für Menschen. Kalte, unförmige Ungetüme aus Stahlbeton, die alles in ein vorgegebenes System pressten, von schwindelerregender Höhe. Auf der einen Seite höchst modern, auf der anderen Seite von außen aber verfallen, wie so vieles in dieser Stadt.

Nach kurzer Zeit sagte Hilal zu Karala:
„Entschuldigung, ich hab hier noch was vergessen. Ich muss noch mal kurz zu meinem Apartment, denn ich sollte Unterlagen deiner vielleicht baldigen Kollegin Madoka Michael abholen. Die Liegen noch bei mir zu Hause.“

Karala antwortete leise: „Kein Problem. Ich kann mit ihnen kommen, Hilal Sama.“

Daraufhin entgegnete Hilal leicht genervt: „Karala, über was haben wir uns eben unterhalten?“

Hilal parkte kurz danach ihr Auto in einer automatischen Tiefgarage und beide gingen los in Richtung des Apartments.

Nach kurzer Zeit betraten sie die Wohnung. Karala sah sich gut um. Sie sah den Kasten mit dem Hausserver und der Hausanlage als auch den kleinen Tisch mit dem Ikebanagesteck. Ein kleines Stück Natur in der von Beton, Stahl und Technik beherrschten Welt.

Ihr Blick schweifte ab über die Kaligrafien an der Wand zum Spiegel, quer durch den Korridor, der trotz des aktivierten Lichts noch relativ Dunkel war und nur Schräg von Unten einen kalten Lichtstrahl von Weitem aufwies.

Nach kurzer Zeit sah Karala eine andere Person in einem Nebenraum an der Wand stehen. Sie wich daraufhin erschreckt zurück und blickte aber weiter auf die mysteriöse Frau mit einem weißen Kleid und der Lilienblüte in ihrem langen, wallenden, schwarzen Haar.

Die Frau verströmte ein Gefühl von großer, innerlicher Leere, wie eine Puppe oder ein Geist, ein Wesen, was nicht zu leben schien sondern einfach nur da zu sein schien, eine absolut leere Hülle ohne Geist, Ziele, Wünsche oder Hoffnungen. Etwas das einfach da war.

Was war dies für ein Mensch?

War sie überhaupt ein Mensch?

Was bedeutete ihre Existenz, wenn man dies so nennen könnte?

Hilal guckte in Karalas Richtung, sah ihr fragendes Gesicht und erklärte zumindest einige dieser Fragen:
„Keine Panik Karala. Dies ist Kisaria, eine Gynoide, ein weiblicher Roboter gebaut von einem Wahnsinnigen. Sie funktioniert nicht.  Eine Existenz ohne Essenz, komplett Leer. Eine Sinnlose Existenz die eigentlich nur darauf wartet, mit der Zeit zu zerfallen. Ich habe sie zu mir genommen, denn irgendwie hatte ich auch Mitleid mit ihr. “

Alexander_Maclean

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Das mit dem Roboter finde ich sehr interessant.
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SSJKamui

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Das mit dem Roboter finde ich sehr interessant.

Danke für den Kommentar. Danke. Danke.  :w00t (Ich bin froh, dass ich wieder resonanz bekomme nach den letzten malen. Wirklich.) Die Figur ist ein Nebencharakter mit kleinerer Rolle. Die Idee dazu kam mir vor über 5 Jahren durch das Lesen der Texte des französischen Philosophen Jean Paul Sartre mit der These, das ganze menschliche Dasein ist eigentlich komplett Sinnlos und nur ein reiner Zufall. (Der einzige, der etwas aus einem machen könnte sei man selber.) Ich hatte irgendwie direkt gedacht, der beste Weg für dieses Thema wäre ein beschädigter Roboter erbaut von einem Wahnsinnigen, der deshalb selbst nicht wusste, warum er das tat. Erst später war mir aufgefallen, dies ist auch typisch bei der Darstellung von Maschinenwesen, dieses Thema aufzugreifen.

(Obwohl die Figur nur eine absolute Nebenrolle spielt ist der Name der Episode "Essence" eine Anspielung auf diese Figur.)

Ich habe das Ganze mit der Figur auch ein wenig dramatisiert.

Jede Figur ist bestimmten Themen zugeordnet über das Thema Mensch und alle haben irgendeinen Mangel, der mit dem jeweiligen Thema zu tun hat. (Dies ist ein Grund, warum die Figuren alle ziemlich gestört sind.) So hatte ich mir die Philosophiethemen der Geschichte aufgeteilt.

Vom Aussehen her ist die Figur inspiriert durch die Amoklaufenden/gegen Menschen rebellierenden Sex Roboter in Ghost in the Shell 2: Innocence. Die Haare habe ich allerdings länger gemacht, damit die Figur Karala nicht zu ähnlich sieht.

SSJKamui

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Der Nächste Teil (Diesmal etwas actionreicher):

Nach einer Weile ging Hilal in Richtung Wohnzimmer, um dort ihren Mantel abzulegen. Sie ging langsam durch das fast komplett dunkle Wohnzimmer, das nur von außen durch einen dünnen Lichtstrahl beleuchtet wurde in Richtung des Fensters und bewegte dort die Jalousien ein wenig höher um ein wenig mehr Licht von außen in den Raum zu lassen.
Draußen konnte man in dem Moment sehen, wie einige Forschungsflugzeuge und Roboter am Himmel flogen.

Karala blieb aber noch fast Regungslos vor Kisaria stehen. Sie schaute traurig nach unten und sagte leise zu sich: „Ich bin doch genau so nutzlos. Wenigstens ist sie nicht auch noch so fett und hässlich wie ich.“

Niemand hörte dies. Wenn man Karala so sah viel auf, diese hatte eher ein gewisses Untergewicht, obwohl sie sich selbst für zu dick hielt.

Auf einmal klingelte Hilals Kommunikator. Sie ging sofort an den Apparat. Am Anderen Ende war eine Wissenschaftlerin. Sie sprach in einem sehr aufgeregten, geradezu gehetzten Ton. In ihrer Stimme spürte man förmlich die Eskalation der Lage, die Ungewissheit, was bevor stand.

Die Wissenschaftlerin erzählte Hilal die Situation und sagte ihr nochmal eindringlich, sie müsste möglichst schnell ins Institut.

Hilal antwortete mit leicht genervtem Unterton: „Ja Ja. Ok. Ich komme direkt. Du hättest mich dafür nicht anrufen müssen. Ich hab nur was zu Hause vergessen und bin deshalb ein wenig später. Ihr habt die Lage auch ohne Mich relativ gut kontrollieren können. “

Da Hilal nicht zu sehen war rief Hilal nach Karala, mehrmals, aber sie reagierte irgendwie nicht. Hilal hatte irgendwie keine Zeit und Lust, nach ihr zu suchen und sich nochmal zu wiederholen.  Und eigentlich war es ja Karalas eigene Schuld, wenn sie nicht hörte und kam. Hilal könnte sie auch später abholen und jetzt allein losfahren.

Sie überlegte kurz und dachte, in der Lage wäre dies jetzt wohl das Beste.  Deshalb ging Hilal zu ihrem Auto, klappte die linke Tür nach Oben, setzte sich wieder rein, schloss die Tür wieder und fuhr los.

Sie kam an mehreren Lagerhallen vorbei, die alle in ihrem Inneren in ein giftgrünes Licht getaucht waren. Von den Fensterscheiben der Hallen aus konnte Hilal in die Gebäude sehen, die vollen Regale mit Kisten, Fässern und anderen Behältnissen. Es war eine unheimliche Atmosphäre.

In ihrem Auto hörte man ein leises Ticken von Umweltmessgeräten, was lauter zu werden schien. Ansonsten herrschte aber fast eine beunruhigende Totenstille.
Da hörte Hilal auf einmal ein Geräusch. Es kam irgendwie von den hinteren Sitzen.  Es hörte sich an, als ob irgendein rostiges Metallschanier bewegt wurde. 
Was war das? War Karala doch irgendwie mit im Auto, ohne dass sie es sah?

Sie schaute sich um, aber da war absolut gar nichts. Das mysteriöse Geräusch war auch wieder verschwunden und es herrschte wieder fast Stille. Jetzt zeigte der Bildschirm im Auto aber an, dass in der Nähe eine starke Magnetquelle geortet wurde, angeblich.

Was könnte dies bedeuten? War dies eine Fehlfunktion des schon älteren Wagens? Dies war irgendwie wahrscheinlich. Die Geräte hatten ja schon früher Fehlfunktionen, dachte sich Hilal. Also ignorierte sie sowohl das Geräusch als auch die Hinweise.  Dieses Geräusch war ja auch schon weg. Wird wohl nichts gewesen sein.

Nach kurzer Zeit hatte sie das Gefühl, jemand sei hinter ihr. Sie schaute sich um, aber da war wieder nichts. Sie spürte eine Gänsehaut am gesamten Körper. Ihre Atmung war beschleunigt und ihre Augen weiter aufgerissen als normal. Hier stimmte doch was nicht.

Trotzdem fuhr Hilal erst mal weiter und konzentrierte sich auf die Straße und die ihr entgegenkommenden LKWs. Sie guckte genau auf die Steuerelemente der scheinbar computergesteuerten Fahrzeuge, die am oberen Rand der Fahrerkabine angebracht waren und sehr stark blinkten. 

Der Gedanke, dass sich hier irgendjemand oder irgendetwas im Auto verbarg ließ sie aber irgendwie nicht mehr los. Ein Unheimliches Gefühl. Irgendwas war da.
War es gut oder schlecht?

War alles wirklich nur eine Störung der Computersysteme des Autos oder was ganz Anderes? Was ging hier vor?

Genau in dem Moment schlugen die Messgeräte richtig aus. Es gab einen Ohrenbetäubenden Warnton.

Hilal schaute schnell in Richtung der Bildschirme, um zu sehen, was jetzt passiert war.

Im gleichen Moment kam unter dem Fahrersitz, zwischen ihren Beinen etwas hervor. Es sah aus wie eine verknöcherte Hand, dünn von grünlich/bläulicher Haut überzogen.  Auf dem Körper dieses Dings wuchsen viele Geschwulste, die in der Form an Schädel erinnerten. Selbst auf einigen Geschwulsten wuchsen weitere Geschwulste.

Das ganze Ding sah tot aus, einfach nur tot. Wie ein unheilvoller Bote aus dem Jenseits. Sein fauliger Gestank löste Übelkeit aus. Ein Symbol für Vergänglichkeit, Krankheit und Tod.

Was war es? War wollte es?

Hilal war ihre Panik ins Gesicht geschrieben. Sie bewegte ihre Beine wild, nur um dieses abscheuliche, abstoßende Etwas loszuwerden. Ihre Haare standen ihr sprichwörtlich zu Berge. Ihre Augen bewegten sich wild umher. Ihr Herz raste.

Alles nutzte nichts, das Ding kam ihr unaufhaltsam näher. Selbst mit ihren Händen konnte sie es nicht aufhalten. Es erreichte schnell ihren Hals und drückte langsam immer fester und fester zu. Ihre Halsschlagader begann schon, blau anzulaufen.

Der Wagen geriet immer mehr ins Trudeln und fuhr schon Schlangenlinien auf der Autobahn. Er näherte sich immer mehr einem Fenster einer Lagerhalle. Die Geräusche der Reifen wurden immer lauter.
« Letzte Änderung: 08.03.12, 09:50 by SSJKamui »

Alexander_Maclean

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Sehr gruselig.

aber jetzt hast du mein Interesse restlos geweckt.
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SSJKamui

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Sehr gruselig.

aber jetzt hast du mein Interesse restlos geweckt.

Danke. Juhu. Dann hat meine Überarbeitung der Caine funktioniert. Der Zweck war nämlich wie gesagt, hauptsächlich sie Gruseliger zu machen.  Mein Vorgehen bei der Überarbeitung habe ich teilweise in unserem Antagonisten Thread erklärt. Ich habe hauptsächlich dieses "freie/entfesselte Schreiben" von Ideen und die Sache mit Metaphern etc. benutzt um das Wesen gruseliger zu machen. Es sollte einfach äußerlich schon sehr nach Tod wirken.

Es werden demnächst noch mehr Gruselszenen kommen. Einige werden auch ein wenig heftiger und surrealer sein.

Lairis77

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Wird immer interessanter! Die Caine sind schon gruselig. Ich hoffe, du lässt Hilal nicht gleich abkratzen  :dpanik.
Die Sache mit dem Roboter finde ich auch ziemlich cool. Vor allem, als Karala sich bei seinem Anblick selbst reflektiert und der Leser "durch die Blume" mitbekommt, dass sie magersüchtig ist.

Ein paar Kleinigkeiten zu "meckern" finde ich trotzdem:
1.) Du schreibst etwas von einer "ekelhaft zugerichteten Leiche", aber hier wären IMO ein paar Details über den Zustand der Leiche besser. Sonst bleibt es zu abstrakt.
2) Bei der ersten Begegnung zwischen Karala und Hilal würde ich mehr auf die Persönliche Ebene gehen: Was ist Hilals erster Eindruck von Karala? was ist Karalas erster Eindruck von Hilal? Haben sie gleich einen Draht zueinander? oder eher nicht? So könnte man die Charaktere dem Leser etwas näher bringen.
"Ich habe diese Geschichte nur gepflanzt, aber sie wächst, wie sie will, und alle verlangen, dass ich voraussehe, welche Blüten sie treiben wird." (Cornelia Funke: Tintentod)


 

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