
Das wissenschaftliche und technische Personal musste warten, bis das Areal gesichert war, ehe sie nach draußen durften. Während sie mit den anderen auf das Okay des Sicherheitsoffiziers an der Ausstiegsluke wartete, beobachtete Jasmine fassungslos vom Fenster aus, wie der Commander draußen völlig sorglos weder Deckung suchte, noch sonst irgendeine Spur von Vorsicht walten ließ, während er Schnurstracks zum Eingang der Basis marschierte.
Zunächst hielt sie sein unvorsichtiges Gebaren für reinen Irrsinn, bis sie die huschenden Schatten bemerkte, die ihn die ganze Zeit über flankierten. Im ersten Moment erschrak sie fürchterlich. Jem’Hadar? Im nächsten Moment aber erkannte sie, dass es ihr eigener Sicherheitstrupp war. Fast lautlos bildeten die Frauen und Männer eine präzise, wie mit einem Lineal gezogene, weite Schützenkette, die ohne jedes Kommando selbstständig mit dem Commander vorrückte. Dabei hielten sie sich so geschickt in den Schatten von Felserhebungen und verdorrten Büschen auf, dass sie regelrecht mit der Dunkelheit verschmolzen. Jasmine begriff, dass der Commander sich absichtlich so deutlich präsentierte. Er machte sich selbst zum Lockvogel. Wer seine Aufmerksamkeit auf ihn richtete, dem würde die Anwesenheit der schleichenden Sicherheitsoffiziere völlig entgehen. Harris wiederum vertraute ihnen offenbar bedingungslos, dass sie jeden Jem’Hadar, der sich vor ihm enttarnte, rechtzeitig unschädlich machen würde.
Harris war stehen geblieben und fummelte gerade an seiner Brille herum. Währenddessen näherten sich die Sicherheitsoffiziere nebeneinander, geduckt, und mit angewinkelten Waffen dem Eingang, wo Jasmine sie aus den Augen verlor.
Es war eine beeindruckende Demonstration militärischer Präzision, die sicher noch beeindruckender gewesen wäre, hätte sie nicht einem leeren Plateau und einem ebenso leeren Gebäudeeingang gegolten.
Einige Sekunden lang regte sich draußen gar nichts mehr. Jasmine sah zum Sicherheitsoffizier am Eingang, der angestrengt nach draußen starrte. Anscheinend gab ihm jemand lautlos Meldung. Er machte ein paar komplizierte Handbewegungen, nickte dann und gab schließlich den Wissenschaftlern das Okay; der Bereich war gesichert, sie konnten auch raus.
Jasmine duckte sich durch die Luke, und wäre beinahe Gestolpert, als sie in die karge Landschaft trat. Sie wurde von der geringeren Schwerkraft völlig überrascht. Der Sicherheitsoffizier fing sie am Ellenbogen auf und tauschte einen kurzen Blick mit Jasmine. „Ganz ruhig, Ensign. Gewöhnen sie sich erst an die neuen Bedingungen. Momentan sind wir sicher.“
„Danke.“, flüsterte Jasmine aufrichtig. Sie wollte vor den andere nicht den Eindruck eines unbeholfenen Kadetten machen.
„Kein Problem.“
Der Mann ließ sie los und winkte die Leute nach draußen, die noch im Shuttle verblieben waren. Jasmine trat beiseite, um nicht im Weg zu stehen, und ging ein paar vorsichtige Schritte in die Mitte des Platzes. Vorne Unterhielten sich Harris und Hykes, während hinter ihr, die restlichen Offiziere aus dem Runabout strömten, und damit begannen, den Brückenkopf zu komplettieren. Jasmine betastete ihr Gewehr, das über ihrer Schulter hing. Sein Gewicht wirkte einigermaßen beruhigend.
Jasmine nahm sich ein paar Sekunden, um die Landschaft zu betrachten. Schroffer Fels, so weit das Auge reichte, links und rechts türmten sich die Berge. Ein gespenstisches Halbdunkel herrschte und verlieh diesem Ort eine unsagbar bedrohliche Note. Jasmine hatte den Eindruck, dass es von Minute zu Minute zunehmend düsterer wurde. Die Temperatur war so niedrig wie etwa an einem Herbstnachmittag. Es war kühl, aber nicht bitterkalt, die Luft frisch und klar.
In der Ferne grollte Donner, irgendwo hinter ihr.
Jasmine drehte sich um und blickt in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Was sie dort sah, gefiel ihr ganz und gar nicht. Von Süden her schoben sich immer dunklere Wolkengebilde über den ohnehin schon finsteren Himmel, und der folgte sogar etwas noch schlimmeres. Was da auf sie zukam wirkte wie der Alptraum eines verrückten Malers, eine brodelnde Mischung aus wirbelndem Schwarz, drohendem Grau und zuckenden Blitzen. Hin und wieder grollte Donner, aber sonst war es unheimlich still.
Die Wolkenbewegung war scheinbar langsam, aber Jasmine hatte genug solcher Nächte erlebt, um zu wissen, dass die Bewegung dieser massiven, schwarzen Wand nur wegen der großen Entfernung, die man hier überblicken konnte, langsam wirkte. In spätestens einer halben Stunde, würden sie einen ausgewachsenen Gewittersturm erleben. Es begann auch schon zu nieseln.
Jasmine wurde zunehmend flau in der Magengegend und das weder an dem holprigen Flug, noch an den Umweltbedingungen. Sie riss sich von dem Anblick los, der zu jeder anderen Zeit spektakulär gewesen sein mochte, und sah sich um. M’Rass und McDougal waren gerade dabei, den 3D-Scanner aufzubauen. Ein letzter tiefer Atemzug, dann eilte Jasmine zu ihnen herüber, um bei der Arbeit zu helfen.