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Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)

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CaptainCalvinCat:
Ziva wirbelte herum, als die Brücke hinter ihr zusammenkrachte.

Dunkelheit umgab ihn. Eigentlich war er sich seiner Existenz nur noch am Rande bewusst, ehe er eine sanfte Berührung spürte. Sein Kopf, der beschloss, dass es gerade jetzt eine perfekte Idee sei, sich wieder zu melden, sank nach hinten, berührte etwas Weiches und er hörte ein mädchenhaftes Lachen.
„Cal?“, hörte er die Stimme seiner Freundin und mit einem Mal war er wieder wach. Die Augenlider flatterten kurz, dann riss er sie hoch und fand sich in dem wieder, was die meisten so euphemistisch als Realität bezeichneten. Kurz blinzelte er, um dieses dämliche Feuerwerk vor seinen Augen auszublenden und als er es geschafft hatte, lies er sich mit einem Stoßseufzer wieder gegen das sinken, gegen das er gerade schon gesunken war. Die sanfte Berührung Agathas kitzelte seine Wange und er drehte sich um.
Japp – definitiv: Er lag auf einer Krankenstation.
Kurz versuchte er, sich ein Bild des Ortes zu machen, an dem er gelandet war und stellte fest, dass es keine Krankenstation der Föderation war – vielmehr ähnelte es dem Krankenrevier des SGC.
„Gathy?“, murmelte er und stellte fest, dass er sich immer noch unendlich müde fühlte. Seine XO lächelte ihn sanft an und sagte: „Bleib liegen. Traceless hat dich ordentlich durch die Mangel gedreht.“
„Danke für den Hinweis“, seufzte Cal und richtete sich wieder auf, „Da wäre ich so nie drauf gekommen.“
Damit schaute er zu Agatha: „Irre ich mich, oder hast Du mich aufgefangen, bevor ich gefallen bin?“
Mit einem leicht amüsierten Funkeln in den Augen, aber ansonsten einem todernsten Gesichtsausdruck sagte die XO: „Oh, da musst Du mich mit einer anderen sexy Rothaarigen verwechseln.“
„Du meinst, die die so bescheiden ist?“, fragte der Captain – die Antwort war ein nicht unbedingt schmeichelhafter Zwicker in den Bauch.
„Hey“, protestierte der Captain, „Da hab ich viel Geld und Mühe reingesteckt, damit der so aussieht, wie er aussieht.“
Er zwinkerte ihr zu und versank mit ihr in einem langen Kuss: „Ich dank Dir, Schatz. Danke, dass Du mich gerettet hast, danke, dass Du immer da bist, um mich aufzufangen.“
„Und wir alle wissen, wie schwer das bei deinem Gewicht ist.“, grinste die XO und Cal streckte ihr die Zunge heraus.
„Oh, wie erwachsen Ihr doch sein könnt.“, ertönte plötzlich die Stimme General Jack O’Neills und Cal zuckte so heftig zurück, als habe er sich verbrannt. Das führte dazu, dass er beinahe von der Liege, auf die er gebettet worden war, fiel.
„Hey, hey, hey.“, machte Jack, und half dem Captain, sich wieder aufzusetzen, „Wo willst Du denn hin?“
Agatha grinste schief. „Durch den Boden?“, schlug sie vor und Cal funkelte sie, allerdings nicht ernst gemeint, an. Dann wandte er sich an den General: „Und, wie isses?“
„Dürfte ich mal erfahren, was Dich dazu treibt, einen von eurem Verein gesuchten Gangster durch eines unserer Fenster in den Chesapeake and Ohio Canal zu schießen?“, fragte der Angesprochene und man konnte sehen, dass er ein wenig angefressen wirkte, „Wir haben die letzten fünf Stunden damit verbracht, das Ufer abzusuchen. Mit Netzen.“
„Als ob Ihr da was finden werdet.“, sagte Cal und seufzte: „Der Typ is weg. Das kannst Du wissen, Jack.“
„Das kannst Du wissen, General.“, korrigierte Jack ihn und rollte mit den Augen, „Sag mir lieber, wie wir ihn finden können.“
Der Captain lehnte sich zurück, seufzte erneut und schüttelte dann den Kopf: „Gar nicht. Er ist weg. Wie in ‚verschwundibus’.“
„Deine Schuld, Cal. Du musstest auf ihn schießen.“, erklärte der General.
Cal schoss hoch: „Ja – aber – wie soll ich das erklären? Er hat mich wütend gemacht. Er hat… er hat die Flensburg-Sache mit ins Spiel gebracht.“
Jack schloss die Augen, hob eine Augenbraue und schaute Cal dann fragend an: „Flensburg?“
Schulternzuckend schaute der Captain den General an: „Nun, damals – es ist nun schon ein paar Jahre her – oder wird in … du weißt schon. Zeitreisen machen komplett kirre. Also – Traceless wollte in Flensburg den Präsidenten der Föderation um die Ecke bringen – wir haben versucht ihn daran zu hindern – was darin endete, dass ich mir drei Kugeln einfing. Kugeln – der Sack schoss mit einer richtigen, alten Wumme auf mich.“
„Ich kann verstehen, dass dies dich ein wenig verärgert, Cal, aber…“
„Es ist gar nicht so sehr, dass er auf mich geschossen hat – das is unangenehm, aber… was mich nervt, oder besser gesagt wütend macht, ist der Fakt, dass der Typ gerade eben noch sagte, dass er es begrüßt hätte, wenn ich draufgegangen wäre.“
Man konnte deutlich hören, dass des Captains Stimme nicht gerade wenig seiner Wut verriet.
Jack zuckte mit den Schultern: „Hey, er ist der Bösewicht in dieser Story – das ist sein Job. Er muss sagen ‚Hey, ich wünschte, du wärest damals draufgegangen. Muhahaha’, denn nur so kriegt er dich dazu, das zu tun, was Du getan hast, nämlich komplett unüberlegt zu handeln.“

„Gibbs wird den Captain sowas von umbringen.“, murmelte Tony währenddessen im Besprechungsraum, was ihm einen Blick von Ziva eintrug, der nur allzu deutlich machte, dass sie geneigt war, ihm bei der Situationsanalyse zuzustimmen: „Jeder Andere wäre aus dem Team geflogen, aber das kann Gibbs ja nun auch nicht machen. Dennoch – der Fehler, den Cal da gemacht hat, ist mehr als deutlich. Das kann noch interessant werden.“

Abby kniete vor dem zerstörten Fenster, betrachtete es und streckte dann ihren Kopf durch den Rahmen. Unter ihnen floss – sprach man in diesem Zusammenhang eigentlich von Fließen? – der Chesapeak and Ohio Canal von Westen nach Osten, wo er sich mit dem Rock Creek vereinen und dann in den Anacostia einmünden würde. Die Blutspuren Traceless – insofern man Blutspuren von ihm hätte sichern können – würden sich inzwischen mit den Wassern des Kanals vermischt haben und es wäre unmöglich, ihn wieder aufzuspüren.
Tim McGee schaute sie an und hob fragend eine Augenbraue: „Ist alles okay?“
„Nein, McGee, es ist nicht alles okay. Wir hatten ihn – hier und hätten die Möglichkeit gehabt, ihn zu fangen. Aber der Captain meinte, es wäre besser, ihn aus dem Fenster zu schießen. Da stellt man sich die Frage, ob die Sternenflotte tatsächlich so gut besetzt ist, wenn solche unüberlegten Aktionen die komplette Mission gefährden.“
„Ich verstehe worauf du hinauswillst, Abs.“, sagte Tim und ging neben ihr in die Hocke: „Ich hab die Sternenflottenoffiziere auch immer für gut ausgebildet und meistteils fehlerfrei gehalten. Da irritiert einen dieser Offizier schon.“
„Er irritiert mich insofern, als dass ich bezweifele, dass er tatsächlich ein Offizier ist. Er könnte ja auch ein Cosplayer sein.“
„Ein Cosplayer, der rein zufällig über Laserpistolen verfügt, Wissen über die Sternenflotte hat und mit Menschen befreundet ist, die unser Universum auf täglicher Basis retten?“, echote McGee und grinste jungenhaft, „Das wär mir dann doch ein wenig zu weit hergeholt.“
Und ehe er sich versah, hatte Abby ihn umarmt.
„Danke.“, murmelte sie gegen seine Halsbeuge, „Danke, dass Du für mich da bist.“
Huch, wo kommt das wieder her? , fragte McGee sich, sagte aber nichts. Stattdessen kraulte er ihr beruhigend den Rücken.

Die Tür ging auf und Leroy Jethro Gibbs betrat den Raum. Er bedachte Cal mit einem neutralen Blick, ehe er sich neben Jack postierte. Eine Weile sprach niemand. Cal schaute die beiden dienstälteren Offiziere an, die wiederum das Pärchen betrachteten.
Plötzlich wandte sich Jack an Gibbs: „Ich werde das Gefühl nicht los, dass er uns was verheimlicht, was meinen Sie?“
Der Angesprochene nickte nur.
Typisch Gibbs. , schoss es Agatha durch den Kopf, nicht mehr sagen, als notwendig.
Erneut Schweigen.
Dann räusperte sich der Captain, schaute die beiden Männer wieder an und zuckte mit den Schultern: „Ich verheimliche euch nichts. Der Typ hat mich in Flensburg beinahe umgebracht und… er wusste genau, wie er mich dazu kriegt, dass ich das tue, was er von mir erwartete.“
„Das war Dein erster Fehler, Cal.“, sagte Jack und blickte kurz zu Gibbs, der diese Gelegenheit nutzte, um sich einzubringen: „Man könnte fast meinen, dass es ein abgekartetes Spiel war.“
So schnell war Cal noch nie auf den Beinen gewesen, fand Agatha, denn er stand, noch ehe sie bemerkte, was los war, vor Gibbs und O’Neill, sie wütend anfunkelnd.
Bei Gibbs hätte der einschüchternde Blick, den Cal versuchte, ihm zuzuwerfen ob seiner der Größe des Captains von 1,85 Metern noch funktioniert, denn Gibbs maß „nur“ 1,83 Meter, doch Jacks 1,87 Meter waren auch für den Captain nicht zu toppen. Und der Fakt, dass Cal der Jüngste der drei war, machte diesen versucht-einschüchternden Blick mehr oder weniger sinnlos. Das vollkommen ignorierend presste der Offizier der Sternenflotte unter mühsam unterdrückter Wut  die Worte „Ich hab mich nicht von Traceless kaufen lassen“ hervor, wobei der die letzten beiden Satzteile beinahe bedrohlich leise zischte.

Aber auch dies war mehr oder weniger von gar keinem Erfolg gekrönt, besonders nicht, wenn man bedachte, dass des Captains Knie, Millisekunden, nachdem er dies hervorgebracht hatte, einknickten und er wieder in Agathas Arme sank, die sich in Sekundenbruchteilen hinter ihm positioniert hatte und Gibbs und Jack verzeihungheischend anlächelte: „Was Traceless angeht, ist er immer ein wenig…“
„Wie könnt Ihr nur andeuten, dass ich mit Traceless gemeinsame Sache mache?“, brachte Cal hervor, ehe Agatha sich vorbeugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Und sofort war der Körper des Captains erschlafft und hing in ihren Armen wie ein nasser Sack. Dies bedeutete eine gewisse Kraftanstrengung, denn 1,85 Meter Captain Calvin Cat wogen ein paar Kilo.
Sie rollte mit den Augen: „Ich werde ihm die Cola und die Süßigkeiten ausreden.“
„Ja, da müssen wir uns schuldig bekennen.“, grinste Jack, „Die Pizzen, Wraps und Lasagnen hat er erst bei uns so wirklich zu genießen angefangen. Tschuldigung.“
Agatha zuckte mit den Schultern: „Besser als der Rohkostfanatiker, der er vorher war. Aber man muss ihm mal beibringen, dass alles nur mit Maßen zu genießen ist.“
„Das ist wohl wahr.“, sagte Jack und zuckte zusammen, als einerseits Cal, den Agatha gerade mehr oder weniger mit dem Oberkörper aufs Bett verfrachtet hatte, auf den Boden krachte und er zum Anderen von Gibbs einen Schlag mit der flachen Hand auf den Hinterkopf bekam.
„Hey?“, machte der General und Gibbs räusperte sich: „Fokussieren wir uns aufs Thema, wie wäre es damit?“
„Gute Idee.“, grinste Agatha und verschränkte die Arme vor der Brust: „Also – Traceless. Wo könnte er sein?“

Auf der Krankenstation der USS Dragonfly war Gina Intrupper gerade daran, einige Proben zu katalogisieren. Man muss zugeben, es gibt Arbeit, die macht keinen Spaß, aber sie muss gemacht werden – das Katalogisieren von Gewebeproben war definitiv so ein Fall. Gina hatte es schon auf der Academy gehasst und auch heute war der Spaßfaktor dieser Arbeit relativ gering. Eigentlich würde sie es gerne den um sie herumwerkelnden Krankenschwestern aufbrummen, aber – das konnte sie nicht machen. Die Arbeit gehörte zu ihrem Job und auch, wenn es nicht die populärste aller zu erledigenden Arbeiten war, so war es ein nicht unwesentlicher Teil eben jener. Und – wie schon angemerkt – einer musste diesen Job erledigen.
Gina seufzte.
Dann glitt die Tür auf und…

Donald „Ducky“ Mallard betrachtete die Videobänder, die man ihm von dem Gebäude mitgegeben hatte, das er bisher als „homeland security“ kannte. Dass sich dahinter eine Organisation befand, die nicht nur die Sicherung des Heimatlandes, sondern gleich der kompletten Erde befand, hatte er ja nun wirklich nicht ahnen können. Seit Minuten beäugte er die Szene, die er sah. Der Mann, den er als Calvin Cat kennengelernt hatte, rannte auf einen anderen Mann zu, richtete seine Waffe – einen Phaser, wie er sich in Gedanken korrigierte – auf den Mann, von dem er, Ducky, annahm, dass es sich dabei um Traceless handelte und nach einigen Worten, die die Beiden miteinander wechselten, drückte Cal ab. Traceless stürzte aus dem Fenster.
„Oh je.“, murmelte er und wandte sich an Jimmy Palmer, der neben ihm Position bezogen hatte. So langsam merkte der Leichenbeschauer das Alter, das sich heimtückisch in seinen Körper schlich, seine Augen schlechter werden lies, seinen Hände zittern und seinen Körper im Gesamten. „Coroner“ Palmer blickte seinen Chef aus neugierigen Augen, in denen ein Hauch von Schalk funkelte, an: „Was ist los, Doktor Mallard?“
Der schottische Akzent, der in Duckys Stimme immer mal wieder hervorbrach, machte sich gerade deutlich bemerkbar: „Ich fürchte, unser guter Captain hat sich viel zu sehr reizen lassen.“
„Sollte man sich nicht eigentlich benehmen lernen, wenn man eine so hohe Position hat?“, merkte Palmer an und Ducky ging, langsamen und gemächlichen Schrittes  - wobei er darauf bedacht war, seinen Körper nicht zu sehr zu belasten – auf einen Stuhl zu, auf dem er sich anscheinend niederzulassen gedachte. Als wollte er etwas anmerken, hob er seinen Zeigefinger: „Die Torheit der Jugend ist ein Gift, Mister Palmer. Das werden Sie noch sehr früh feststellen. Besonders impulsive Menschen können, von einer einzigen Anmerkung, soweit getrieben werden, dass sie die sinnlosesten Taten begehen.“
Er hatte den Stuhl erreicht, lies sich nieder und seufzte erleichtert, ehe er Palmer aus amüsiert blitzenden Augen ansah: „Früher, in meinen jungen Jahren, war ich auch sehr impulsiv. Ich erinnere mich daran, wie ich einmal versucht habe, vor Cynthia Asterton anzugeben.“
Plötzlich begann er, amüsiert zu glucksen: „… und , Mister Palmer, das glauben Sie nicht. Ich habe mich dafür mit dem größten und wohl gefährlichsten Rabauken der ganzen Schule angelegt. Dennis Ketchum. Alle nannten ihn nur „Dennis, the menace“ – also Dennis, die Bedrohung. Und ich war entschlossen, ihm zu zeigen, dass er mich nicht einschüchtern kann. Zumal nicht vor der liebreizenden Cynthia.“
Nun setzte sich auch Jimmy, nahm die Brille von der Nase, putzte sie kurz und setzte sie wieder auf: „Und, was ist passiert, Doktor Mallard?“
„Ich wurde in Grund und Boden geschlagen. Unangespitzt.“
„Und Cynthia?“
Ducky lächelte melancholisch: „Sagen wir so – zuerst fand sie dieses Machogehabe fürchterlich albern, dann einfach nur süß und so gingen wir ein paar Monate miteinander.“
„Interessant, Duck.“, sagte Palmer in diesem Moment in einem Tonfall, der dem alten Pathologen bekannt vorkam. Kurz schaute er seinen jüngeren Kollegen an, die Körperhaltung hatte sich verändert und die Augen, die vorher noch lebhaft und amüsiert dreingeblickt hatten, schienen nun einer weitaus älteren und abgeklärteren Person zu gehören. Irgendwie erschien es Doktor Mallard so, als greife eine altersbedingte Weisheit und Erfahrung, die weit ausserhalb des eigentlichen Alters Palmers lag, aus dem Geist seines Kollegen.
„Ich sehe, Palmer hat den Stein berührt, den wir dir gerade geschickt haben?“, fragte der Mann, der nun offenbar nicht mehr Jimmy war, und seinen Freund und Kollegen über sich selbst in der dritten Person sprechen zu hören, lies bei Mallard sämtliche Alarmglocken schellen. Doch dann erkannte er den Duktus deutlicher, den Palmer verwendete – oder besser, der Mann, der eigentlich Palmer sein sollte.  Er fasste sich ans Herz und sagte, in einem sehr anklagenden Tonfall: „Hey, Jethro – wenn Du sowas nochmal machst, darf mich unser junger Mister Palmer hier selbst obduzieren.“
Wenn man wusste, wonach man zu suchen hatte, konnte man gerade tatsächlich eine Art von entschuldigenden Lächelns in Gibbs Zügen erkennen. Allerdings war es nur für den Bruchteil einer Millisekunde sichtbar und war eben so schnell verschwunden, wie es gekommen war. Er räusperte sich kurz: „Was hast Du für mich, Duck?“
„Wie kann es sein, dass ich mit Palmer spreche, aber doch eher mit Dir?“,  beantwortete Donald Mallard die Frage mit einer Gegenfrage und hob eine Augenbraue. Gibbs zuckte mit den Schultern: „Ich bin gar nicht da. General O’Neill hat mir gerade Zugriff zu einer Technologie gegeben, die er „Kommunikationssteine“ nennt. Ich weiß nicht, wie lange ich die Verbindung aufrecht erhalten kann – also, wenn Du mit mitteilen könntest, was Du weißt, wäre ich Dir sehr verbunden.“
Ducky nickte, stand wieder auf und ging zum Videoschirm: „Es wäre viel einfacher gewesen, wenn Du dich über die Videokonferenz gemeldet hättest.“
In diesem Satz lag nur ein Hauch von Vorwurf, der größte Teil war Amüsement. Palmer war von Gibbs besessen – ein interessantes Gedankenspiel.
Kurz versuchte der Pathologe, sich mit einem Räuspern eine freie Kehle zu verschaffen, ehe er sich an Gibbs/Palmer wandte: „Unser junger Captain hat irgendeinen Satz gehört, der ihn so hat reagieren lassen.“
Sein Freund mit dem Gesicht seines Kollegen und dem Geist seines Chefs nickte: „Ja, Cal hat gesagt, dass Traceless irgendwas von ‚Flensburg’ gesagt hatte und ihn das wohl etwas wütend werden lies.“
„Die Torheit der Jugend, Jethro.“, lächelte Ducky ein melancholisches Lächeln, „Daran können wir uns doch noch sehr gut erinnern, oder?“
Gibbs, im Körper von Palmer, nickte und sagte: „Oh, Doktor Mallard, ich erinnere mich…“
Kurz stockte der junge Mann, legte überlegend den Kopf schief und schaute sich um: „Ich muss kurz ohnmächtig geworden sein. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich sei gerade wo anders gewesen.“

Die Tür öffnete sich und Agatha, die den Kopf Cals in ihren Schoß gebettet hatte und seinen Haarschopf streichelte, schaute den Eindringling an. Gibbs zuckte mit den Schultern: „Es ist eigentlich genau so, wie der Captain es gesagt hat.“
„Sag ich doch.“, grinste Agatha, „Was uns wieder zur Kernfrage zurückbringt – wo könnte sich Traceless aufhalten?“
Jack, der in diesem Moment ebenfalls den Raum betrat, schaute die XO lächelnd an: „Sag mal, könnte euer Scann-Dingsi nicht irgendwie versuchen, ihn ausfindig zu machen?“
Dies lies die XO mit den Schultern zucken: „Nein – das habe ich schon Tony und Ziva erklärt. Faszinierenderweise können wir jeden Menschen auf dem Planeten lokalisieren, aber bei Traceless versagt diese Technologie jedes Mal.“
Ein breites Lächeln erschien auf den Zügen des Generals: „Vielleicht braucht ihr auch einfach nur jemanden, der das Ding aufmotzen kann?“

Sam Carter zog den Bauch ein und sich dann durch die engen Wartungsröhren, die irgendein Witzbold nach den Jeffriesröhren der Starfleetschiffe konzipiert und sie durch die komplette George Hammond hatte ziehen lassen, wie durch einen schweizer Käse.
„Wenn ich den in die Finger kriege…“, murmelte sie und versuchte, mit ihrem Tablett-PC einen Überblick über die Schiffsfunktionen zu erhalten.
Das, was sie sah, stimmte sie nicht unbedingt glücklich und ließ sie ein „Super“ seufzen.
Das Seufzen wurde noch deutlich-genervter, als der Tablett-PC kurz flackerte. Irgendwie lies sich der Gedanke, dass da jemand etwas gegen sie hatte, nicht von der Hand weisen. Doch als sie das Gesicht General O’Neills sah, konnte sie gar nicht anders, sie musste lächeln.
„Hey, Carter.“, hörte sie die rauhe Stimme ihres Chefs und fühlte sich, wie in alten Zeiten. Ihr 1000-Watt-Lächeln wurde eine Spur heller.
„Sir“, grüßte sie und schaute ihn fragend an. Wenn er sie über ihren Tablett-PC kontaktierte, war die Sache so ernst, dass sie keinen Aufschub duldtete. Ansonsten hätte er sie ja auch über den normalen Kommunikationskanal rufen können und gewartet.
Jacks Lippen verzogen sich zu einem frechen Grinsen: „Wenn Sie da sowieso rumschweben – was halten Sie von einem kleinen Tripp zur Dragonfly, um die Sensoren ein wenig aufzumotzen?“
„Ist das eine Fangfrage?“, lächelte die hübsche Astrophysikerin, „Sie müssten mich erschießen, um mich davon abzuhalten.“
„Das hab ich heute nicht vor. Halten Sie sich fest, Carter, Jill holt sie rüber.“

Kopfschmerzen waren nicht so ganz seines. Das fand Alexander Strange immer wieder. Aber manchmal gab es keine Alternative – wenn man immer nur auf diese selben Knöpfe schaute, wenn man immer nur einen beschränkten Ausblick hatte und immer nur die selbe, andauernd gleiche Routine erlebte – irgendwann rebellierte der Kopf. Für Alex tat er das seit heute Morgen und endlich hatte er sich dazu aufrappeln können, dem stellvertretenden, stellvertretenden, stellvertretenden Stellvertreterkommandanten – also sich selbst – Bescheid zu geben und einzugestehen, dass er sich nicht wohl fühlte. Er entlies sich mit dem Befehl, zum Arzt zu gehen und mit der Order an seine Zwillingsschwester Alexandra, seinen Posten auf der Brücke zu übernehmen. Die Tür zur Krankenstation öffnete sich und den jungen Piloten traf eine vollkommen faszinierende Erkenntnis. Entweder musste stand ein Streik an, von dem er nichts wusste, oder aber Gina hatte ihren Krankenschwestern frei gegeben. Sie selbst saß, den Blick auf ihn gerichtet, in ihrem Stuhl im Büro, und lächelte ihn freundlich an.
„Hey, Doc.“, sagte er, trat näher und massierte sich die Schläfe: „Ich hab Kopfschmerzen, kannst Du mir da vielleicht etwas geben?“
Die Ärztin reagierte nicht, schaute ihn weiterhin an und lächelte.
Kurz überlegte er, ob sie ihn eventuell nicht verstanden hatte – was blödsinnig war – dann bemerkte er die Anwesenheit einer weiteren Person im Raum. Sie hielt eine Art Stift auf Gina gerichtet, dessen Spitze eine Art Lampe war. Sie leuchtete grün und ihre Intensität schwoll an und wieder ab, an und wieder ab.
Die Person erkannte er in dem Moment, als sie ihn anblickte etwas zu Gina sagte, das ihn schlucken lies.
„Betäub ihn.“
Alexander taumelte einen Schritt zurück, versuchte von Traceless und der komischen Lampe zu fliehen, als plötzlich Leben in den athletischen Körper der blonden Italienerin trat. Sie war auf den Beinen, zog ihren Phaser, legte auf ihn an und feuerte.
Den Treffer spürte er schon nicht mehr, fürchtete aber, bevor es endgültig dunkel um ihn wurde, dass die Kopfschmerzen beim Aufwachen immer noch präsent wären.

Der Alarm lies Sam und Jill zusammenzucken.
Gerade vor einigen Sekunden war die drahtige Blonde materialisiert und vond er Transporterplattform gestiegen, als sich das Licht verdunkelte und ein nahezu enervierend-lautes Geräusch einen Alarm verkündete. Die rote Beleuchtung, die in Aktion trat, verriet, dass es Alarmstufe rot war und Jill reagierte blitzschnell. Sie betätigte ihren Kommunikator: „Menacer an Masterton? Was ist da los?“
„Ein Phaserschuss wurde in der Krankenstation abgegeben.“, erklärte der Mann am anderen Ende der Kommunikationsverbindung: „Ich sende einige Offiziere nach unten.“
„Gute Idee. Ich bringe Colonel Carter eben zu ihrem Arbeitsbereich und stoße dann dazu.“
„Verstanden.“
Eine gewisse militärische Zweckmäßigkeit breitete sich in solchen Fällen immer aus – was durchaus nachzuvollziehen war.
Die taktische Offizierin der Dragonfly klopfte Sam auf die Schulter und sagte: „Komm, wir gehen.“

Mit einem leichten Klackern meldete sich der Kommunikator Agathas zu Worte. Verwirrt schaute sie zu Jack und Gibbs, betätigte das Gerät und sagte: „Agatha Silverbird hört?“
„Agatha?“
Das war Ginas Stimme und sie klang aufgewühlt: „Agatha, kannst Du mich hören?“
„Ja, wieso, was ist los?“
Verwirrung begann, sich über die ebenen und attraktiven Gesichtszüge der XO zu legen, „Was ist passiert?“
„Er… war hier.“
Die Stimme der hübschen Ärztin verriet, dass ihr gerade vermutlich dicke Tränen die hübschen Wangen herunterrannen. Eine ihrer besten Freundinnen weinte? Gerade Gina? Dieselbe Gina, die vor knapp 4 Jahren, als das Projekt Dragonfly in Gang gesetzt wurde, den vermeintlichen Tod ihres kommandierenden Offiziers, Exfreundes, besten Freundes und Geliebten ihrer besten Freundin mit einem harten Schlucken und einem „Ich habe verstanden“ verarbeitet hatte? Dieselbe Gina, die die Trennung von Cal zwar mit einer großen Packung Schokoladepralinés, aber ohne explosiven Gefühlsausbruch überwunden hatte? Eben jene Gina, die ihr, Agatha, wann immer sie ihre Stärke nicht mehr zu halten vermuchte, als Vorbild diente, wie sie stolz und aufrecht dastand?
Diese Gina weinte, weil jemand – vermutlich Traceless – auf der Krankenstation aufgetaucht war?
War dies Möglich?
„Traceless?“, versuchte sich die XO zu vergewissern, was in einem weiteren Weinanfall Ginas endete, ehe sie schluchzte und ein klägliches „Ja“ von sich gab. Und ehe Agatha merkte, wie ihr geschah, hörte sie ihre Freundin sagen: „Er hat mich dazu gebracht, Alexander zu betäuben. Er hat mich… mißbraucht.“
Und in diesem Moment schlug die Traurigkeit Ginas in Wut um.
„Ich beam mich hoch“, sagte Agatha, „Keine Sorge, ich helf dir.“
„Kannst Du bitte Cal mitbringen? Ihr beiden seid ein so eingespieltes Team…“, fragte die Ärztin an und Agatha, Gibbs und Jack warfen einander verblüffte Blicke zu. Dann nickte die XO – etwas, das die Ärztin, aufgrund der lediglichen Audio-Verbindung logischerweise nicht sehen konnte – und sagte: „Klar, logisch. Er schläft gerade nur etwas. Aber wir kommen gleich hoch.“
„Danke.“, schniefte Gina und beendete die Verbindung.
Agatha holte tief Luft, ging neben Cal in die Knie und schüttelte ihn sanft, ehe sie ihm etwas ins Ohr flüsterte. Der Captain stöhnte schläfrig, schlug die Augen auf und strahlte seine XO an: „Hab ich Dir schon mal gesagt, dass Du sexy bist?“
„Mehr als einmal.“, lies sich die XO vernehmen, nahm seine Hand und half ihm in die Sitzende: „Wir müssen auf die Dragonfly. Gina hatte Besuch von Tracy-boy.“
Gibbs räusperte sich: „Entschuldigung, wenn ich so dazwischen gehe. Aber ich finde die Sache alles andere als vertrauenswürdig. Wenn Traceless an Bord ist, kann es eine ausgeklügelte Falle sein.“
Agatha nickte: „Stimmt – was können wir tun?“
„Ich hab da schon eine Idee.“, sagte der Chefermittler, „Wenn ich dürfte?“
Agathas Blick folgte dem Seinen auf ihre Brust und sie nickte: „Natürlich.“

Auf der Brücke der Dragonfly schien momentan ein Alarm nach dem Anderen los zu gehen. Die Beleuchtung war dunkel, die Klaxone der unterschiedlichen Alarmkategorien piepsten und in Mitten des Chaos versuchten zwei Senior-Offiziere, die Ruhe zu bewahren. Alexandra Strange warf hektisch einen Blick auf die Navigationskonsole und vermeldete mit einer rauchig-melodiösen Stimme: „Ich empfange etwas. Ich weiß nicht, was es ist, ich weiß nur, dass es Kurs auf uns nimmt. Oder so ähnlich.“
Angus Masterton hob seinen massigen Kopf, betrachtete seine Konsole und wandte sich dann an Alexandra: „Die Sensoren spielen verrückt und der Computer ist besoffen.“
Die hübsche Brünette nickte: „Vermutlich hast Du recht, Angus.“
Und gerade, als man versuchen wollte, der Computerfehler, die in den Fenstern der Konsolen aufpoppten, Herr zu werden, meldete sich der Kommunikator zu Wort: „Verdammt, hier ist Cat. Kann mich da oben einer hören?“
Alexandra legte ihren Kopf schräg, betätigte ihren Kommunikator: „Cal, bist Du das?“
„Nein, Du Mikaela-Banes-Verschnitt, ich bin Lawrence von Arabien! Natürlich bin ich Cal! Wieso macht mein Schiff mehr Krach als jede beschissene Disko?“
„Das wüssten wir auch gern.“, antwortete die Frau, der ein leichtes Lächeln über das hübsche Gesicht huschte, „Aber schön, euch wieder an Bord zu haben.“
„Schön wieder da zusein.“, meldete sich Agatha, „Ich nehme an, Gina ist immer noch in der Krankenstation?“
„Soweit wir wissen.“, schaltete sich Masterton ein und man konnte bei dem sich nun meldenden Cal hören, dass er anscheinend drei- bis vier Mal überlegen musste, mit wem er da gerade sprach.
„Angus Masterton“, sagte er schließlich mit der Sicherheit des großen Sternenflottenoffiziers der er nicht war, „Wieso könnt Ihr mir nur Näherungsinformationen geben?“
„Unsere Sensoren sind ausgefallen.“, erklärte Masterton und man konnte ein genervtes Stöhnen Cals hören: „Sag bloß, Scotty und Sam haben den Computer kaputt gekriegt.“
„Eher weniger, Cal“, mischte sich die Stimme Sams in die Diskussion ein. Masterton konnte ganz deutlich einen sehr amüsierten, aber auch sehr tadelnden Tonfall in ihrer Stimme wahrnehmen, als sie fortfuhr: „Wir versuchen gerade das, was immer da kaputt ist, zu reparieren.“
Alexandra lächelte: „Das ist gut zu hören. Erm… Cal? Ich glaube der Weg zu Gina ist gangbar.“
„Okay.“
Und schon war die Verbindung beendet.
Einige Sekunden später stellte Masterton zwar fest, dass seine Konsole meldete, dass ein erneuter Transport stattgefunden hätte, aber die Meldung war so schnell wieder verschwunden, dass der Offizier sie als einen weiteren Computerfehler einstufte.

Die Tür zur Krankenstation öffnete sich, Cal und Agatha betraten den Raum und schauten sich um. Gina kniete weinend neben Alexanders leblosem Körper. Die hübsche Rothaarige eilte mit wehenden Haaren zu ihren beiden Freunden, legte beruhigend eine Hand auf Ginas Schulter und tastete mit der anderen Hand nach dem Puls des Mannes. Sie wandte sich an Cal: „Er ist wirklich nur betäubt.“
„Das ist gut zu hören.“, sprach der Captain und trat näher, als sich plötzlich Gina aufrichtete, ihre Arme fest um Agatha schloss und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Der Effekt war dramatisch. Die hübsche Rothaarige sackte in sich zusammen, als habe man ihr die Fäden durchgeschnitten.
„AGATHA!“, schrie Cal, riss seine Waffe hoch, zielte auf Gina, die grausam lächelnd den Mund öffnete und nur ein Wort sagte: „Erdbeerparfait.“
Dunkelheit schlug über Cals Bewusstsein zusammen.

Der Körper der XO fühlte sich an, als sei er mit Steinen gefüllt und sie war sich sicher, dass an ihren Augenlidern mindestens ein 10 Kilo-Gewicht hing. In ihrem Kopf summte es und sie fühlte sich gut. Wieso sollte sie sich wehren?
Doch diese kleine, nervige Stimme in ihrem Inneren, die viel zu sehr nach ihr selbst klang, forderte sie auf, sich nicht diesem angenehmen, warmen Gefühl, das über ihren Körper wogte, hinzugeben, sondern jede Unze ihres Willens darauf zu konzentrieren, aus diesem Zustand entkommen zu können.
Andererseits, stellte eine andere Stimme, die nach Gina klang, die Frage, warum sie das alles auf sich nahm.
Und wenn sie ehrlich war, stellte sie sich die Frage von Sekunde zu Sekunde selbst, von Augenblick zu Augenblick, in denen die Augenlider so schwer, so blei…bleischwer wurden.
„Nein“, hörte sie jemanden – sich selbst? – knurren und spürte, wie ihr Willen wieder in ihren Körper zurückkehrte. Sie rappelte sich auf, stemmte sich auf den Armen ab, versuchte, durch intensives Kopfschütteln die Spinnweben, die sich um ihre Denkstube gelegt hatten, von eben jener zu verbannen… ihr Blick wurde schärfer.
Hinter Gina stand jemand.
„Alpha Prime“, hörte sie die samtweiche, sich in ihren Gehörgang schmeichelnde, Stimme Ginas und all jener Widerstand, den sie gerade aufgebaut hatte, wurde von einer heranrasenden Woge der Lethargie, der Benommenheit und eines nebulösen Glücksgefühls weggewischt.  Gerade, als sie dabei war, sich der sanften Stimme Ginas und ihrem Befehl, schlafen zu gehen, ergeben wollte, stellte sich ihr Blick kurz komplett scharf und sie sah, wie Traceless hinter Gina stand, beide Hände auf je eine Schulter gestemmt und lächelnd. Und da fiel ihr auch auf, dass der Blick ihrer Freundin genau so leer war, wie der ihre sein musste.

„Trace…less“, stöhnte plötzlich neben ihr Cal und in einem beinahe schon bewundernswerten Akt der Selbstbeherrschung kämpfte sich der Captain aus der Liegenden in den Stand, den Phaser auf die Ärztin und den Verbrecher gerichtet.
Das maliziöse Lächeln, dass Ginas volle Lippen umspielte, kontrastierte mit dem leeren Blick, der in ihren Augen zu sehen war: „Erdbeerparfait.“
Und plötzlich, als habe man den Boden unter seinen Beinen weggezogen, sackte Cal in sich zusammen, kam mit dem Kopf an ihrer Schulter zu liegen.
In einem Akt von nahezu herculaeischer Anstrengung kämpfte sie zumindest ihren Arm nach oben, sodass ersich um Cals Schulter schlingen konnte.
Der Atem der hübschen Frau ging stoßweise, als sie in sein Ohr keuchte: „Wir… müssen… kämpfen.“

CaptainCalvinCat:
Dann hörte sie, wie Traceless etwas sagte – sehr laut.
„Ihr habt sie doch nur benutzt!“; schrie er anklagend, „Ihr habt ihre Gefühle zu euch ausgenutzt, damit sie euch dienstbar ist!“
„Nein“, hauchte Cal, „Das… würden… wir…“
„Erdbeerparfait!“, heulte Traceless, „Schlaf wird über dich kommen und du wirst…“
Der laute Knall, der über ihr losging, lies Agatha zusammenzucken und plötzlich war alles wieder normal. Die  Zeit, von der sie sekündlich den Eindruck bekommen hatte, sie verginge zähfließend, wie Wackelpudding, kehrte zu ihrer normalen Geschwindigkeit zurück und sie fühlte, wie ihr Körper ihr wieder gehorchte. Traceless taumelte zurück, während Agatha an dem sich gerade aufrappelnden Cal vorbeipreschte, Anlauf nahm und sich mit voller Wucht und vollem Körpereinsatz auf Gina warf. Beide Frauen gingen zu Boden.
In diesem Moment war Traceless wieder auf den Beinen, gleiches galt für Cal. Der Captain hatte seinen Phaser in der Hand, schrie „TRACELESS!“ und erstarrte, als der Verbrecher erneut das Erdbeerparfait bemühte. Erneut gingen Schüsse los. Links und Rechts von Cal schälten sich plötzlich die vertrauten Gestalten Ziva Davids und Tony DiNozzos aus den Schatten, legten auf den Verbrecher an und feuerten erneut.
Traceless keuchte auf, taumelte zurück und rutschte an der Wand herunter – Blut war zu sehen.
„Buzz!“, schrie Gina, „NEIN!“
Und in diesem Moment wurden sie alle geblendet.

Als Gina wieder klar denken konnte, kniete sie schon neben einem bewusstlosen Tony DiNozzo, tastete nach seinem Puls und nickte Ziva David beruhigend zu: „Keine Sorge – was auch immer uns getroffen hat… es wird ihn bald wieder zu sich kommen lassen.“
„Ja.“, sagte Ziva und schaute sich verschlafen um, „Aber wo ist Traceless?“
„Schwerer zu halten als ein Sack Flöhe.“, murmelte Agatha, die gerade auf Gina zukam, sie in den Arm nahm und ihr in die Augen sah: „Du weißt, dass das, was Traceless gesagt hat, nicht wahr ist? Wir lieben dich – also Cal und ich.“
Gina nickte und die hübsche XO schloss ihre Freundin in die Arme: „Es tut mir so leid.“
„Muss es nicht – was kannst Du schon dafür?“
Und damit gab sie Gina einen Kuss auf die Stirn.

wenig später

Die bunten Schleier des Teleportationsvorganges waren kaum verschwunden, da war Leroy Jethro Gibbs schon in Bewegung. Er eilte los, von der Transporterplattform, durch die Tür in den Korridor. Es war kaum zu fassen. Traceless war ihnen schon wieder entkommen? Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass die Crew der Dragonfly auf ihrem eigenen Schiff einen Heimvorteil hätte – aber anscheinend traf dies nicht zu. Andererseits, wenn er bedachte, dass auch die Navy Basis von Traceless infiltriert worden war und der Verbrecher, ohne Spuren zu hinterlassen, verschwunden war. Gibbs konnte sich nicht helfen, er musste leicht grinsen. Kein Wunder, dass der Typ „Traceless“, also Spurlos, hieß. Als Gibbs die Tür zur Krankenstation erreicht und sie sich geöffnet hatte, wurde er von der Ansicht seiner zwei Agenten begrüßt, die ihre Waffen zogen und sie auf ihn richteten.
Verdammt, selbst wenn es ihm fernlag, sich selbst zu loben, aber er musste eines zugeben – er hatte sie wirklich gut trainiert.
Der Grauhaarige Specialagent hob die Hände, schaute Ziva und Tony an und nickte: „Gut gemacht. Aber ich bin Gibbs.“
Direkt neben seinem Ohr konnte er eine weitere Waffe fühlen, die gegen seinen Kopf gepresst war. Aus den Augenwinkeln konnte er Cal sehen, der den Phaser gezogen und ihn auf ihn gerichtet hatte. Mit einem grimmigen Lächeln sagte der Captain: „Sorry, wir können kein Risiko eingehen. Davon hatten wir heute schon genug.“
Kurz pausierte er, ehe er nur ein Wort sagte: „Gina?“
Die Ärztin kam aus ihrem Büro auf ihn zu, lächelte ihn entschuldigend an – man konnte merken, dass ihr diese Haltung ihres Captains ein wenig peinlich war – und zog ein Hypospray hervor. Sie presste es gegen seinen Hals, entnahm dann dem Gegenstand eine Phiole roten Blutes und schwenkte es ein wenig herum.
Dann legte sie das Hypospray und die Phiole auf den Rollcontainer, auf dem auch andere medizinische Gerätschaften lagen.
Sie wandte sich an Cal und nickte: „Wenn Du mich fragst -  er ist es.“
Gibbs konnte fühlen, wie der Captain den Druck auf die Waffe langsam verringerte. Dann legte sich ein weiteres Lächeln auf die Lippen des Special Agenten: „Kann man solche Blutproben nicht fälschen?“
Sofort war der Druck auf seinen Kopf wieder da.
„Keine Bewegung, Traceless.“, bellte Cal, was Gibbs tatsächlich ein wenig taub werden lies.
„Ich sagte nicht“, knurrte er daher, „Dass ich Traceless bin, ich stellte nur fest, dass es doch sicherlich Möglichkeiten gibt, die Technik zu täuschen. Und ausserdem, warum sollte ich euch einen Tipp geben, um herauszufinden, dass ich wirklich Traceless bin, wenn ich Traceless wäre.“
Gina warf Cal aus ihren meerblauen Augen einen Blick zu und nickte: „ich glaube, er sagt die Wahrheit.“
„Meinst Du?“, schoss Cal zurück, „Ich weiß nicht. Er könnte doch auch einfach darauf spekulieren, dass wir nicht denken würden, dass Traceless uns einen Tipp geben würde, wie man ihn finden würde. Also gibt er uns den Tipp, damit er unverfänglich ist.“
„Aber es gäbe doch andere Methoden.“
Die Ärztin der Dragonfly schien nicht wirklich überzeugt und Cal, der gerade Luft holen wollte, eine weitere Erklärung abzusetzen, zuckte zusammen, als Tony plötzlich lachte. Dass ihm dies einige, schräge Blicke eintrug, dürfte verständlich sein. Dies bemerkend, räusperte sich der Halbitaliener und sagte: „Entschuldigung – ich… ich musste nur gerade an Fluch der Karibik denken. Die beiden Typen, die das Boot bewachen sollen.“
„Ich habe keine Ahnung, wovon Du redest, Tony, aber… es interessiert mich auch nicht.“, ließ sich der Captain der Dragonfly vernehmen und verstärkte den Druck seines Phasers gegen Gibbs Kopf: „Ziva, wenn Du so nett wärest…“
Die hübsche Israelin nickte, trat auf Gibbs zu und sah ihm tief in die Augen.
Sie waren blau. Eisblau. Sie konnte so viel Schmerz sehen, soviel Liebe, soviel…
„Er ist es.“
„Du scheinst Dir sehr sicher zu sein, Ziva.“, murmelte der Captain und lies den Phaser sinken. Die Israeli zwinkerte ihm zu: „Wenn ich meinen Boss nicht erkennen würde, wäre ich ein schlechter Special Agent, meinst Du nicht auch, Cal?“
Überlegend den Kopf schieflegend, schauten nussbraune Augen in nussbraune Augen, der Captain trat näher und versuchte anscheinend, in ihren Augen etwas zu lesen.
Sie lächelte mitleidig: „Vergiss es, Cal, dazu muss man Jahre lang üben – ich hab es auch erst nach dem vierten Test richtig herausgefunden.“
„Vielleicht könntest Du es mir ja dennoch beibringen?“, fragte der Captain und sie legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Ich schaue, was ich tun kann, okay?“
Irgendwie klangen ihre Worte extrem vertröstend. In dem Moment, in dem sie genau das bemerkt hatte, schien auch Cal geschnallt zu haben, wie es klang und seufzte enttäuscht, was sie dazu brachte, aufmunternd zu lächeln: „Hey, ich muss das erst Tony beibringen. Und wenn ich dann noch Lust, Zeit und Muße habe, dann trainiere ich dich gerne. Solange kannst Du ja mal mit Gina üben. Oder mit Agatha.“
Cal schüttelte den Kopf: „Vergiss es. Ich schau denen in die Augen, die sagen irgendwas und ich bin weg. Ich weiß auch nicht, wie sie das machen, ich weiß nicht mal, was das für ein Wort ist – ich bin einfach weg.“
Ein Lächeln lief über die vollen Lippen der hübschen Israeli: „Vielleicht können dir die beiden ja beibringen, wie man einem klassischen Trigger widersteht. Du hast es immerhin geschafft, dich gegen die Hypnose durch Traceless zu wehren.“
„Was mich zum Punkt bringt.“, mischte sich Gibbs ein und Ziva merkte, dass der Special Agent sehr ungehalten war, „Wie konntet ihr ihn wieder entkommen lassen?“
„Das is nicht ihre Schuld.“, bemerkte in diesem Moment Sebastian ‚Scotty’ Middlegate aus dem Büro der Ärztin. Er betrat die Krankenstation und hielt ein Ding – eine Gerätschaft – in den Händen. In der Hauptsache war es rund und silbern glänzend.
Cal wandte sich dem Ding zu: „Eine Goa’Uld-Schockgranate? Ich kann mich gar nicht an das schrille Heulen des Dings erinnern.“
„Vielleicht ist sie ja auch modifiziert.“, bemerkte der große Chefingenieur, warf sie Gibbs zu und zog sich die Gummihandschuhe aus, die er wegen der Fingerabdrücke getragen hatte, „Wenn ihr mich entschuldigen wollt – ich muss zusammen mit Sam einige Sensorenphalanxen rekalibrieren.“
Damit wollte er sich schon umdrehen, als Cal ihn am Arm griff: „Scotty, du weiß schon, dass sie vergeben ist? Ich meine – sie hat Daniel. Und…“
Er räusperte sich, stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm ins Ohr: „… sie sind bald auf dem Weg nach Dakara.“
Die Reaktion des Chefingenieurs war zu erwarten. Der Mann wurde bleich wie ein Leintuch, schaute Cal entsetzt an und hauchte: „Da müssen wir doch was tun.“
Der Captain schüttelte schweigend den Kopf.

Sam Carters Herz raste.
Es tat einfach gut, sie fühlte sich so lebendig, wie eigentlich immer, wenn sie sich mit technischen Problemen beschäftigen durfte. Die Sensoren der Dragonfly aufmotzen? Das heißt, sie durfte in die tiefsten Tiefen des Computerkerns eintauchen, sich mit den Algorhythmen beschäftigen, die sie seit Jahren faszinierten und natürlich sich mit den damit verbundenen Problemen herumschlagen. Sowas machte für eine kreative Problemlöserin, wie es Sam nun mal war, mehr Spaß, als das, was andere Frauen in ihrem Alter so als „Spaß“ bezeichneten. Als sie vor Jahren mit Daniel und Jack in den Kinofilm „Transformers“ gegangen war, hatte sie sich mit dem Charakter der Mikaela identifizieren können – insofern, als dass auch sie schon damals, auf der Highschool, mehr über Technik und Physik gewusst hatte, als jeder andere Mitschüler. Bei Mädchen und Jungs ihres Alters machte es sie dummerweise unpopulär – bei den Mädchen, weil sie viel zu jungenhaft war und sich für Sachen wie „Schminke“ einfach nicht interessierte. Die Jungs sahen ihre heraufdräuende Männlichkeit durch dieses Mädchen bedroht und beschlossen sie zu ignorieren, wo es nur ging. Gut – ihr war es egal gewesen. Anfangs hatte es wehgetan, als der Starquarterback, T.J. Treyter, sie dann doch für irgend ein dummes Blondchen sitzen lies, aber… es ging und geht um mehr, als nur darum, wie cool man in der Highschool war und wie perfekt der jeweilige Partner.
Das Traurige war – solche Sachen ändern sich nicht.

Als sie kürzlich mit Cassandra, ihrer Pflegetochter, gesprochen hatte, stellte sich heraus, dass sie denselben Zwängen unterworfen war, wie Sam vor knapp 26 Jahren. Es kam immer noch darauf an, die Zeit mit der richtigen Clique zu verbringen, die richtige Freundin zu haben und so weiter. Und anstatt, dass man dagegen anging, sagten die meisten Eltern: „Ja, es ist schrecklich – aber das ist das Leben.“

Und, vor knapp 5 Jahren erfuhr sie – die Zeiten werden sich auch nicht ändern. Vor knapp 5 Jahren traf sie auf die Crew der Dragonfly und Cal, der knappe vier Jahre im 21. Jahrhundert verbrachte und mit SG-1 auf Missionen ging, hatte ihr einmal, in einer stillen Stunde, bei der man sich über alles mögliche unterhielt, gestanden, dass es auch in der Zukunft auf die richtige Peer-Group ankam, was einer der Gründe war, weswegen das Teen Squadron Projekt anfangs nicht so gut besucht war. Erst Gina und Agatha hatten einige der Klassenkameraden dazu bewogen, das Projekt zu wagen. Dies hatte er ihr allerdings erzählt, als er und Sam, nebeneinander auf der Couch saßen, beide ein Glas Rotwein in der Hand und Cal schon ziemlich betrunken war. Was bei dem Captain nicht schwer zu erreichen war, er trank so gut wie nie.

Sam seufzte und riss sich in die Realität zurück. Der Computerkern wollte neu gestartet werden und Scotty war kurz auf die Krankenstation verschwunden. Das war praktisch – so konnte sie sich dem Problem allein widmen. Sie überbrückte diverse Schaltkreise und betätigte einige Tasten. Hoffentlich klappte das alles. Sie hielt die Luft an und atmete erleichtert aus, als kein Fehleralarm lospiepte und keine Computerstimme sie sanft darauf hinwies, dass ihr ein Fehler unterlaufen wäre. Das Panel, an dem sie gearbeitet hatte, wies einen kleinen Bildschirm auf, auf dem sie diverse Zeilen Kommandocode lesen konnte.


--- Zitat ---restarting sensor phallanx… complete
starting primary search routine… enabled
restarting “project catsghost”… complete
restarting…
--- Ende Zitat ---

Sam runzelte die Stirn.
“Project Catsghost?”, murmelte sie, „Was kann das sein?“
Und gerade, als sie die dafür notwendigen Dateien aufrufen wollte, meldete der Computer etwas.


Der Raum, in dem sie gerade saß, war eine ziemlich genaue Nachbildung des Verhörraumes, wie er im NCIS-Hauptquartier in Washington zu finden war. Eine Tatsache, die Gina Intrupper irgendwie beunruhigte. Als sich die Tür öffnete und Special Agent Leroy Jethro Gibbs hereinkam, hatte sie plötzlich das Gefühl, als Beschuldigte dazusitzen.
„Wollen wir nicht lieber alle zusammen Traceless fangen?“, schlug sie vor und schluckte unbehaglich, als sie in diesem Blick dieser eiskalten, blauen Augen gefangen war.
Gibbs sagte nichts.
Das hatte er nicht nötig. Seine komplette Masche war darauf ausgelegt, bedrohlich zu wirken, ohne tatsächlich etwas zu tun, die Informationen mit einem Minimum an eigentlicher Handlung aus einer Person herauszubekommen. Der Agent schaute sie an, nahm sich eine Akte und lies sie vor ihr auf den Tisch gleiten. Sanft, beinahe zärtlich, öffnete der Mann die Akte, schaute sich das Foto darin an und legte es so, dass Gina genaueren Einblick hatte.

„Captain Thaddeus Alexander Stone.“, sagte sie. Es war nicht notwendig, mehr zu sagen. Die Bordärztin schaute den Special Agenten an, blaue Augen bohrten sich in blaue Augen, ehe sie sich räusperte: „Mein Bruder hat ihn nicht umgebracht.“
„Nein, aber es ist interessant zu wissen, wieso wir damals auf Sie getroffen sind.“
Gina Intrupper seufzte, lehnte sich zurück und schaute den Special Agent an: „Captain Stone arbeitete für die Sternenflotte. Sein gesamtes Büro wurde von uns gestellt, ebenso wie das Haus und die Identität. Das seine Ermordung Sternenflottenoffiziere auf den Plan rufen würde, ist also logisch und unvermeindlich. Zieht man dann noch den Fakt dazu, dass die drei Herren Riker, Troi und Turner als Täter gebrandmarkt wurden, hat man eine wunderbare Geschichte am Laufen. Nur eine Sache macht da keinen Sinn.“
„Warum wollte Traceless Turner, Troi und Riker tot sehen und hat dafür Ari engagiert ?“
Gina blickte ihn überrascht an: „Sie denken tatsächlich, dass mein Bruder ihren Serienkiller in diese Zeit geholt hat?“
„Haben Sie einen anderen Verdächtigen?“
Gibbs klang tatsächlich ein wenig angenervt – allerdings irgendwie auch gelangweilt.
Er schaute die Bordärztin an, die nachdenklich den Kopf schieflegte: „Nein, eigentlich nicht. Und eigentlich macht es sogar Sinn – wenn man überlegt, dass Deanna Troi Traceless enttarnen könnte…“
Sie stockte und starrte den Special Agent erschrocken an: „Das… das heißt, die ganze Sache ist unsere Schuld?“
„Mehr oder weniger.“, erklärte der Mann und schaute Gina an: „Hören Sie, ich mache Ihnen keinen Vorwurf –  nicht deswegen. Interessanter ist natürlich, weswegen Sie Traceless entkommen ließen.“
Die Ärztin riss schockiert den Mund und die Augen auf, schaute den Grauhaarigen an, ehe sich ihre Augen zu Schlitzen verengten: „Hören Sie, ich habe ihm nicht freiwillig geholfen.“
Nun schlich sich eine Spur Entrüstung und Wut in die Stimme der hübschen Blonden: „Ich weiß ja nicht, ob Sie schon mal unter Hypnose waren, Special Agent Gibbs, aber…“
„Soweit ich weiß, kann man unter Hypnose nichts tun, was man nicht auch so tun würde.“, schnitt Gibbs ihr das Wort ab und Gina verstummte kurz, ehe sie weitersprach: „Das ist in sofern richtig – aber ich würde meinem Bruder nie helfen, einfach so zu entkommen.“
„Wie kann ich da sicher sein?“
Gina lehnte sich vor: „Sie vertrauen doch Ziva. Warum vertrauen Sie dann nicht mir?“
„Ziva ist in meinem Team. Ich habe Seite an Seite mit ihr gekämpft. Sie , Doktor Intrupper, kenne ich nicht.“


Cal verfluchte in Gedanken die interne Kommunikation. Gerade hatte er sich hingelegt, gerade hatte sein Kopf Kontakt zum Kopfkissen und seine linke Hand Kontakt zu Agathas Hüfte hergestellt, als plötzlich der Kommunikator begann, auf sich aufmerksam zu machen. Die sanfte Stimme Sam Carters erklang: „Cal? Du wirst es nicht glauben, ich hab was gefunden.“
Der Angesprochene seufzte, beugte sich über Agatha, gab ihr einen Kuss, in den er alle Leidenschaft lud, die er momentan empfand, ehe er mit den Augen rollte und sich dann aus dem Bett.
„Ja, Sam, was gibt’s?“, fragte er mit einer gewissen Genervtheit, die man ihm hier ob der Situation auch nicht unbedingt übelnehmen wollen würde.
Die Kommunikationskonsole flammte auf, Sams blaue Augen leuchteten förmlich, als sie auf dem Bildschirm erschien und ihn ansah: „Erstmal – schickes Outfit.“
Cal stockte, schaute an sich herunter und seufzte: „Ich zieh mir ein Hemd an.“
Das „Oh, nicht nötig“, von Agatha wurde von Sam in der selben Modulation gesprochen und der Captain rollte mit den Augen, ehe er sich ein Hemd überzog.
„Sorry“, murmelte er zu Agatha und schaute dann zu Sam: „Was habt ihr?“
Die hübsche Blonde zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Es ist auf jeden Fall auf einem Orbit um die Erde und kommt auf uns zu. Ich vermute, wir stellen in knapp 10 Minuten Kontakt her.“
Kurz schenkten sich XO und Captain einen Blick, dann wandte sich Cal zurück zu Sam: „Wir sind gleich auf der Brücke. Cat Ende.“
Damit beendete er die Kommunikation, drehte sich um und betrachtete, die gerade aus dem Bett steigende Agatha Silverbird.
Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen.
Die XO bemerkte seinen Blick, schaute an sich herunter und seufzte: „Ich zieh mir meine Uniform an.“
„Nur keine Eile.“, grinste Cal und duckte sich, als sie ein Kissen nach ihm warf.

Keine fünf Minuten später öffnete sich die Turbolifttür und Cal, sowie Agatha betraten die Brücke. Der Captain stellte noch seine Kleiderordnung richtig, ehe er zu Alexa blickte: „Und, was gibt’s?“
Die hübsche Brünette zuckte mit den Schultern: „Sag du es mir. Du hast hier einiges an Zeit verbracht.“
Damit deutete sie auf den Bildschirm.
„Was ist das denn?“, fragte Cal, als er das Schiff auf dem Monitor betrachtete. Es war – nicht mal annähernd starfleetmäßig, einnerte von weitem eher an ein Schiff der X303er Serie, wie es die George Hammond war. Allerdings war ihm kein Schiff geläufig, dass auf seiner Schnauze ein großes V spazieren trug.
Er wandte sich an Jill, die ihn mit einem Schulterzucken ansah, das er sofort erwiderte: „Freund-Feind-Kennung?“
„Lass ich laufen, kleine Sekunde.“, erwiderte die hübsche Blonde und lies ihre grazilen Finger über die Tastatur gleiten.
Währenddessen näherte sich das Schiff immer weiter und Cal wandte sich an Agatha: „Die Freund-Feind-Kennung muss eindeutig schneller laufen. Setz es auf Scottys To-do-liste für Today.“
„Werde ich machen.“, erwiderte seine XO. In diesem Moment räusperte sich Jill: „Sir, ich hab den Scan gerade drei mal durchlaufen lassen – es ändert nichts am Ergebnis. Das Ding ist unbekannt.“
„Und wie ist die Bewaffnung?“
„Vorhanden und – nicht unbedingt etwas, mit das wir uns anlegen wollen würden.“, erklärte die taktische Offizierin. Cal nickte und spürte plötzlich den warmen Atem Agathas in seinem Nacken. Er wandte sich zu ihr: „Und was nun?“
„Keine Ahnung… ruf sie?“
„Gute Idee.“, sagte er, wandte sich an Jill, ehe er stoppte und zu Agatha blickte: „Und was wenn die nicht mit uns reden wollen?“
„Dann machen sie uns platt.“, meldete Jill von ihrer Konsole. Cal schaute sie an, schluckte: „Danke für diese Information. Na dann… ruf mal.“

Ziva David wirbelte herum und verpasste dem Angreifer einen Tritt gegen das Kinn. Dieser ging mit einem schmerzvollen Laut zu Boden. Schnell zog sie ihre Pistole, überprüfte sie auf Ladung und schlich weiter. Das Holodeck war schon ein wirklich sehr interessanter Trainingsort – besser als ihr regelmäßiges Ausdauertraining in „Marios Muskelpalast“, zu dem es sie jeden Freitag abend zog. Zwar stählte die Verbrecherjagd beim NCIS die Muskelpartien der hübschen Israeli zu genüge, dennoch wollte sie sich auch mal ein wenig Spaß gönnen – und da war ein Besuch in einem Fitnessstudio eigentlich ganz praktisch. So konnte man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.

Hier im Holodeck konnte sie jedoch nicht nur ihren Körper stärken, sondern auch ihre Reaktionszeit verbessern. Das wurde zwar auch in schöner Regelmäßigkeit im NCIS gemacht, meistens dann, wenn man kollektiv zum Schießstand ging, aber hier war es dann doch nochmal eine Spur anders. Hier konnten sie und Tony trainieren, sich in quasi realistische Situationen hineinversetzen und nachher – so hatte man ihr erklärt – war es sogar möglich, diese Trainigsession genauer zu betrachten und festzustellen, wo die Fehler lagen. 
Das Magazin der simulierten Baretta lag schwer und kalt in ihrer Hand, als sie die Waffe nachlud. Auch die Pistole als solche hatte noch keine Hauttemperatur angenommen, noch würde sie es jeh tun. Aber das war ihr ganz recht. Dieses Ding war ein Werkzeug, im Zweifelsfall eine Tötungsmaschine. Eines der letzten Gefühle, die man damit verbinden sollte, war Wärme oder „Behaglichkeit“.

Als ihr Angreifer sich ihr näherte, brauchte sie keine fünf Sekunden, um das zu tun, was ihr Instinkt ihr riet. Sie hob die Waffe, zielte und schoss. Das grelle Mündungsfeuer war etwas, woran sie sich inzwischen gewöhnt hatte. Am Anfang – als sie sich beim Mossad ihre allerersten Sporen verdient hatte, war es dieses Mündungsfeuer gewesen, das ihr am Unangenehmsten war. Grell und das damit verbundene Geräusch war so laut gewesen. Auch der Fakt, dass sie tötete, war am Anfang einfach nur unerträglich gewesen.
Eli, ihr Vater, hatte ihr jedoch allzubald eingeschärft, dass die Menschen, die sie umbrachte, solche waren, die sie, ohne zu zögern, töten würden. Und nicht nur sie. Ihre Freunde, ihre Familie… und das alles, weil sie es nicht übers Herz gebracht hatte, abzudrücken.
„Sie würden dich töten, Ziva. Ohne mit der Wimper zu zucken.“, hörte sie die Stimme ihres Vaters in ihren Ohren.
Konnte man es ihr verübeln, dass sie im Laufe der Jahre innerlich verrohte und sich eine zweite Persönlichkeit als flirtend-spielerisches Mädchen zulegte?

Als sie Gibbs getroffen hatte, war es ihr, als hätte er sie auf Anhieb durchschaut. Der Mann war gut. Er hatte sie nur einmal mit diesen eisblauen Augen ansehen müssen und sofort erkannt, wie es in ihr wirklich aussah. Und er war es gewesen, der die Zweifel an ihrem Bruder geweckt hatte. An ihrem Bruder – an ihrem Vater – an ihrer Mission.
Hier, in D.C. hatte sie zum ersten Mal tatsächlich angefangen, zu leben . Ihre Herkunft, ihre Familie konnte sie nie vergessen – und darum ging es auch gar nicht – aber spätestens, als sie tatsächlich als Agentin und nicht nur als Verbindungsoffizier, beim NCIS zu arbeiten begann – spätestens zu diesem Zeitpunkt fühlte sie sich frei. Sie gehörte hierher.

„ZIVA, ACHTUNG!“, erklang hinter ihr die Stimme Tonys und ehe er die letzte Silbe des Wörtchens „Tung“ ausgesprochen hatte, gellte ihre simulierte Baretta los. Sie hatte den Angreifer gesehen und wollte ihn in Sicherheit wiegen. Der nächste Knall drang aus der simulierten Dienstwaffe Tonys und Ziva wirbelte herum. Direkt vor ihr stand ein Typ, der irgendwie sehr erstaunt dreinblickte. Hatte sie ihn tatsächlich übersehen?  Sie blickte an dem Typen vorbei, zu Tony, der immer noch da stand, die Waffe erhoben und den Typen anvisierend. Dann lächelte er ihr zu: „Hey, lass dich auch mal retten.“
Sie grinste gut gelaunt: „Oh, danke, mein Held.“

„Okay – dann gib Alarmstufe Gelb und versuch, wer auch immer das ist, mal guten Tag zu sagen.“, befahl Calvin Nathan Cat in diesem Moment auf der Brücke der Dragonfly.
„Kanal offen, du kannst sprechen.“, sagte die taktische Offizierin. Der Captain nickte ihr zu, wandte sich zum Bildschirm und sagte: „Hier spricht Captain Calvin Cat vom Föderationsraumschiff U.S.S Dragonfly. Mit wem hab ich das Vergnü…gen?“
Er stockte.
Auf dem Bildschirm stand ein Mann vor einer sehr metallisch wirkenden Wand, trug eine Starfleetuniform und einen braunen Hut auf dem Kopf.
„Captain Linkara von der Comicron 1 hier.“, meldete er sich und Cal runzelte die Stirn.
„Linkara? Comicron one?“
Er wandte sich an Agatha: „Kennen wir den?“
„Eigentlich nicht.“, zuckte die XO mit den Schultern, „Aber… ich kenn auch nicht jeden Starfleetcaptain.“
Sam, die gerade die Brücke betrat, stoppte, prallte zurück und rieb sich die Augen.
„Das gibt es nicht.“, grinste sie dann und wandte sich an Cal: „Wie kommst Du dazu in diesem Moment ‚Atop the fourth wall’ zu schauen?“
Der Captain der Sternenflotte runzelte verblüfft die Stirn: „Atop the… was?“
„Naja“, räusperte sich Sam und schaute zum Bildschirm: „Er reviewt Comic-Bücher.“
„Comics?“, echote Agatha, schaute zu Cal und klopfte ihm auf die Schulter: „Nerds unter sich?“
Schulterzuckend blickte der Captain der Sternenflotte den anderen Mann mit der Sternenflottenuniform an und machte eine hilflose Geste: „Sorry, ich kenn Sie nicht. Von welcher Flotte sind Sie?“
„Flotte?“, fragte der Mann mit dem Hut zurück. Er wirkte nun auch ein wenig ratlos, räusperte sich und sagte: „Nimueh? Identifiziere das Raumschiff an Backbord.“
Sofort erfüllte eine sehr angenehm-klingende Frauenstimme den Raum.
„Analysiere… analysiere. Analyse abgeschlossen. Raumschiffkonfiguration entspricht einem Schiff aus dem Star Trek – Seriencanon. Ähnlichkeit zu U.S.S. Voyager vorhanden. Seriennummer anders, Name ebenfalls. Lese Seriennummer und Raumschiffname.
U.S.S. Dragonfly NCC 0815-A. Nähere Daten unbekannt.“
„Nimueh, analysiere und vermute -  wo könnte dieses Schiff seinen Ursprung haben.“
Erneut erfüllte die angenehme Frauenstimme sowohl die Brücke der Dragonfly, als auch den Ort, an dem Captain Linkara stand.
„Aufgrund der Form des Schiffes, der Strahlung, die dem Antrieb entweicht, die Ionenspur, die es hinter sich her zieht und der Nomenklatur ist es eine logische Annahme, dass dieses Schiff aus dem Star Trek Universum entstammt.“, erklärte der Computer und Linkara runzelte die Stirn: „Könnte es sich dabei nicht einfach nur um einen weiteren Versuch von Lord Vyce handeln, uns zu schaden?“
„Analyse und Hypothese: Negativ.“
Der Reviewer hob eine Augenbraue.
„Das ist es?“, fragte er und runzelte fragend die Stirn, „Nur Negativ ?“
„Korrekt“, bestätigte der Computer, „Diverse Fakten – nicht zu letzt der von Ihnen gewählte, momentane Aufenthaltsort Lord Vyces – lässt die Theorie nicht zu.“

Auf der Brücke der Dragonfly hörten die Offiziere diesen Austausch der Informationen mit gerunzelter Stirn mit und irgendwann räusperte sich Cal: „Erm… wer ist Lord Vyce?“
„Unerheblich.“, unterbrach in diesem Moment Agatha und drehte den Captain zu sich: „Schatz, wir haben momentan dringlichere Probleme. Darf ich Dich mal an unseren Tracy-Boy erinnern, der auf der Flucht ist?“
Kurz blickte der Captain beschämt zu Boden, ehe er nickte und sich an Jill und Sam wandte: „Sagt mal – wie siehts aus? Sind die Sensoren soweit?“
„Der erste Suchlauf läuft schon, Cal.“, grinste Sam, „Was meinst Du, wie ich den Typen mit dem Hut gefunden habe?“
„Guter Punkt.“, nickte der Captain ihr zu, wandte sich dann an Agatha und klopfte ihr sanft auf die Schulter: „Dann werden wir Tracy ja bald haben.“
„Ja, so in knapp 4 Monaten.“, sagte der Colonel der Air Force, was Cal dazu brachte, zu schlucken: „Erm… hab ich mich da gerade verhört? Vier Monate ? Ich hab Gibbs in der Astrometrie innerhalb von 5 Sekunden gefunden.“
„Hey“, rechtfertigte sich die hübsche Blonde, „Gibbs zu finden war ja einfach – Ihr hattet ja einen ungefähren Anhaltspunkt. Jetzt ist Traceless komplett… erm… traceless. Wie in „Verschwunden.“. Das heißt – wir scannen die komplette Erde nach einer spezifischen DNA.“
„Und das ist hier nicht X-Men.“, stellte Jill fest, „Wir können hier nicht Patrick Stewart mit dem Rollstuhl reinholen, damit er ihn sucht.“
Cal rollte mit den Augen: „Und… könnten wir das irgendwie beschleunigen?“
„Wenn wir die George Hammond dazuziehen, können wir die Zeit signifikant verkürzen. Ich schätze, dass wir es dann in knapp 2 Monaten haben werden.“, erklärte Sam – was den Captain der Dragonfly dazu brachte, zu seufzen und sich auf seinem Platz niederzulassen.
Er schnappte sich ein PADD, gab ein paar Befehle ein und seufzte: „Gut – besser als gar nichts. Wenn Du die Hammond informieren könntest…“
In diesem Moment räusperte sich der Mann auf dem Bildschirm.
Des Captains Kopf ruckte hoch: „Ja, Captain Linkara, was gibt’s?“
„Nun – wir haben auch noch Sensoren. Und ich bin sicher – drei Schiffe sehen mehr als zwei.“
Cal grinste: „… und er hat einen Plan.“
Dann räusperte er sich, schaute zu Jill und Sam: „Wie lange würde es jetzt dauern?“
„Lass mich das mal machen.“, sagte der Reviewer: „Nimueh? Analyse und Hypnothese – wie lange würde es dauern, wenn die Dragonfly, die George Hammond und die Comicron-One nach einer spezifischen DNA suchen würden?“
„Analysiere“, erscholl wieder die Stimme, „Knapp 14 Tage.“
„Vierzehn Tage? Aber ich muss noch…“,  Linkara stoppte, als sich Nimueh wieder meldete: „Achtung, Angriff auf das Hologramm steht bevor.“
„Okay“, sagte Linkara und man konnte hören, dass er sich sicher war, einen Plan zu haben, „Ich muss unsere Konversation beenden. Aber – ich melde mich wieder.“
Damit war er vom Bildschirm verschwunden.

CaptainCalvinCat:
Der Captain der Dragonfly wandte sich an seine Crew und Sam: „Na, dann können wir nur hoffen, dass er – was immer er vorhat – beendet, denn wir brauchen das Schiff wirklich. 14 Tage sind besser als 2 Monate.“
Er zuckte mit den Schultern und schaute zu Jill: „Naja, egal – lass den Scanvorgang schon einmal laufen.“
„Und… wenn ich mal so fragen darf, wollen wir uns irgendwie aufteilen? Ich meine, 7 Milliarden Menschen wollen gescannt werden – das können wir nicht einfach von einer Stelle aus bewerkstelligen.“, fragte Agatha. Dies brachte die hübsche blonde Air Force Offizierin Samantha Carter dazu, zu lächeln: „Ich würde ja vorschlagen, wir verteilen uns um den Globus. Die Dragonfly kümmert sich um die USA, Mittel- und Südamerika,  die Hammond nimmt sich den europäischen Teil und Afrika vor und wenn Linkara uns helfen sollte, könnte er sich um den Asiatischen Teil und Ozeanien kümmern.“
„Das klingt nach einem Plan.“, meinte Jill von ihrer Position aus.
Cal nickte: „Gut… dann  machen wir es so.“
Er stockte, als wäre ihm etwas eingefallen, wandte sich an Agatha, holte Luft, etwas zu sagen, lies es dann jedoch bleiben. Seine Freundin schaute ihm in die Augen, als suche sie dort etwas – eine verborgene Wahrheit, eine Erkenntnis, eine Frage? – klopfte ihm dann sanft auf die Schulter und nickte: „Geh.“
Der Captain nahm sie kurz in den Arm, wandte sich dann an Sam und salutierte: „Wir sehen uns nachher.“ Dann machte er sich auf den Weg.
„Wo gehst Du hin?“, fragte Jill. Cal blieb kurz vor dem Turbolift stehen und schaute seine taktische Offizierin an: „Ich werde mit Gibbs sprechen.“


Die Tür des Holodecks war hinter ihm zugeglitten, er hatte der Bordärztin Zeit gegeben, sich über ihre Worte klar zu werden, über ihre Implikationen und über ihren momentanen Stand.
„Gibbs!“, hörte er hinter sich eine Stimme und wandte sich um. Calvin Cat kam auf ihn zu, ihn vorwurfsvoll anblickend.
„Dürfte ich erfahren, warum Sie meine Bordärztin verhören?“, fragte er und in seiner Stimme lag eine gewisse Schärfe. Der Special Agent schaute ihn aus seinen eisblauen Augen an, machte eine Geste, als wolle er in einem ironischen Tonfall „Wenn Sie darauf bestehen…“ sagen, und blickte den Captain dann an: „Wenn Sie meinen, dass ihre Bordärztin ihrem Bruder nicht geholfen hat.“
„Hat sie nicht. Ich kenne Gina – sie ist absolut loyal.“
„Captain“, setzte Gibbs an, „Ich…“
„Nein, Gibbs.“
Cals Stimme hatte nun noch mehr Schärfe angenommen, in seinen Augen blitzte es entschlossen und er funkelte den Special Agent an: „Meine Crew untersteht mir. Ich vertraue ihr und ich vertraue ganz besonders meiner ersten Offizierin und meiner Bordärztin. Und noch was – ich weiß nicht, wie die Sache beim NCIS gehandhabt werden, aber bei mir an Bord herrscht keine Sippenhaft.“
Damit stieß er seinen Finger in Gibbs Brust und funkelte ihn weiter an: „Ich weiß nicht, ob Sie Ziva vertrauen, ungeachtet der Taten ihres Halbbruders und ihres Vaters, aber ich vertraue Gina. An Bord wird niemand verurteilt und ich verlange von Ihnen, Gibbs, dass Sie die Mitglieder meiner Crew mit dem Selben Respekt behandeln, mit dem ich Mitglieder Ihres Teams behandeln werde.“
In den Augen des Senior Special Agents funkelte es amüsiert.
„Captain?“, setzte er erneut an und konnte sich ein leises Lächeln nicht verkneifen, als der Captain ihn wieder unterbrach:
„Nein, Senior Special Agent Gibbs. Diese Crew ist meine Familie. Sie sind meine Freunde. Ich liebe und vertraue jedem einzelnen von ihnen. Und bevor Sie irgendein Mitglied meiner Familie beschuldigen, sich mit Traceless eingelassen zu haben, können Sie noch viel eher mich verdächtigen. Und wir haben schon darüber gesprochen, dass ich eher dem Teufel die Hand schütteln würde, als diesem Saftsack zu helfen.“
Gibbs räusperte sich, versuchte ernst zu bleiben, was ihm zum ersten Mal in seinem Leben mislang. Er schaute seinem Gesprächspartner in die Augen, „Ich kann Sie voll und ganz verstehen. Nur… wie soll ich sagen? Ich hab Gina befragt und bin mir sicher, dass Sie Traceless nicht gehlfen hat.“
Cal stoppte.
„Erm… bitte?“, fragte er mit seinem ihm eigenen ziemlich unintelligenten Gesichtsausdruck und blickte zu Gibbs herab: „Soll das heißen, ich … ich hab meinen besten Auftritt in dieser kompletten Geschichte verschwendet, um mich vor meinen Lesern mal wieder so richtig schön zum Deppen zu machen?“
„Scheint so.“, sagte Gibbs, klopfte ihm auf die Schulter und sagte: „Machen Sie sich nichts draus. Sowas passiert.“
„Gut, dann…“, machte Cal und deutete hinter sich auf die Turbolifttür: „Bin ich mal wieder auf der Brücke.“
Er wollte sich gerade umdrehen, als sich der Special Agent räusperte: „Nicht so schnell. Ich Möchte ja ein komplettes Profil unseres Täters haben – und daher brauche ich alle Informationen. Wenn Sie mich also unterstützen wollen würden?“
„Warum nicht?“, grinste Cal, „Wir haben sowieso knappe 2 Monate totzuschlagen.“
Gerade, als Gibbs fragen wollte, was der Captain damit meinte, meldete sich der Kommunikator Cals.
„Silverbird an Cat?“
„Ja, Cat hier?“
„Captain Linkara ist wieder auf dem Schirm.“


Tony DiNozzo spähte kurz in Richtung der Tür, durch die Ziva gerade verschwunden war. Er ahnte, was sie im Bad vorhatte und am liebsten würde er ihr da gerade Gesellschaft leisten, aber, der Fakt, dass ihm gerade sämtliche Muskeln wehtaten, über die er verfügte, lies schon das Aufstehen zu einer Tortur werden. Das Trainingsprogramm hatte sie richtig hart arbeiten lassen – da war alles dabei, von kurzen Sprinteinlagen, um irgendwelche Bösewichte zu kriegen, über einen Faustkampf, Schießereien in Lagerhallen, sogar ein Tauchgang, um einen USB-Stick zu bergen war im Paket gewesen. Tony hoffte inständig, dass die Sternenflotte ihnen nie ein solches Holodeck verkaufen würde. Wobei er sich denken konnte, dass Ziva argumentationstechnisch die komplett andere Schiene bediente, während die Klänge der sonischen Dusche ihren Körper massierten. Vermutlich würde wäre sie der Meinung, dass sowas gerade ihm, Tony DiNozzo, sehr zu pass käme.
Sein Körper, dessen Bauchmuskeln gerade über ihre unwürdige Behandlung protestierten, als er versuchte aus der Liegenden wieder in die sitzende Position zu kommen, würde ihr vermutlich recht geben, gleichzeitig aber auch ihm.
Und als er lag, merkte er, wie alle Anspannung von ihm wich, wie die Entspannung über ihn brandete, wie Wellen. Seine Augenlider flatterten kurz, dann lies er sich mit einem sanften „Mmmh“ in Schlummer sinken. Und als Ziva David das Badezimmer verließ, ihr Haar bei jedem Schritt schwingend und ihn anlächelte, bemerkte sie, dass er schon eingeschlafen war.
Sie schüttelte amüsiert den Kopf, legte sich neben ihn und lies sich ebenfalls in die dunklen Schleier des Schlafes sinken.
Kurz, bevor es dunkel wurde, dachte sie noch: „Gerade jetzt bräuchtest du wirklich ein Deo, Tony“ – aber dann war sie eingeschlafen.

Der Mann mit dem Hut war wieder auf dem Bildschirm zu sehen – dieses mal saß er auf einer grünen Couch vor einer weißen Wand.
„Hallo, und willkommen bei „Atop the fourth wall“ – da, wo die schlechten Comics brennen.“.“, sagte er, was Cal dazu brachte, verblüfft eine Augenbraue zu heben: „Ja und… erm… Wenn mir eine clevere Antwort einfällt, melde ich mich.“
Er wandte sich verblüfft an Jill, die mit den Schultern zuckte: „Das ist sein Standardspruch. Damit begrüßt er die Zuschauer seiner Reviews. Ich hab mir die Mühe gemacht, ihn mal in den Erddatenbanken nachzuschlagen. Hier bitte.“
Damit überreichte sie dem Captain ein PADD, das er aufmerksam durchlas. Kurz stockte er, wandte sich dann an Jill und sagte: „Okay, wenn das alles zutrifft, was da zutrifft, dann sollten wir der Entität keine Chance geben.“
„Entität?“, fragte Agatha, Cal gab ihr das PADD, das nun von ihr ein aufmerksames Studium erfuhr. Dann wandte sie sich an den Captain: „Du weißt schon, dass das die Storyline für eine Serie ist?“
Der Angesprochene deutete auf den Bildschirm: „Und wie kommt der dann dahin?“
„Hey!“, sagte Linkara in diesem Moment, „Seid Ihr fertig?“
Cal drehte sich zu ihm um: „Ja, sorry, Captain. Was gibt es denn?“
„Wir sind mit dem Angriff fertig geworden und ich hab Nimueh befragt. Wir haben genug Kapazitäten um Ihnen zu helfen.“
„Na, das is ja mal großzügig.“, grinste Cal, „Danke – ehrlich.“
„Gut, wonach suchen wir denn?“
„Traceless.“, sagte der Captain, „Er ist eine Art Formwandler, der… erm… okay, sagen wir so… stellen Sie sich Mystique vor… nur in Männlich. Und mit mehr Klamotten.“
Agatha tippte ihm auf die Schulter: „Du hättest auch die Gründer als Beispiel verwenden können. Ich meine, er hat eine Starfleet-Uniform an. Er wird wohl ein Star Trek Fan sein.“
Cal stockte, schaute seine Freundin an und zuckte dann mit den Schultern: „Erm… stimmt. Okay – also – der Mann ist gefährlich. Wir … ich kann nicht oft genug betonen, dass wir ihn fangen müssen .“
Er schaute dann wieder zu Linkara, der nachdenklich den Kopf schieflegte und dann nickte: „Alles klar – ich hab die nötigen Ressourcen, ich helfe Ihnen.“
Damit räusperte er sich und klopfte auf seinen Kommunikator: „Nineties-Kid? Begib Dich auf die Comicron One und scanne nach einer spezifischen DNA.“
„Duuuuude“, erklang eine Stimme, die Cal schon nach den ersten fünf Sekunden Kopfschmerzen einbrachte, „Nach DNA…“
„Schon gut, Nineties-Kid.“, sagte Linkara und rollte mit den Augen, „Hat sich erledigt.“
Erneut betätigte er den Kommunikator: „Nimueh? Scann nach der spezifischen DNA die dir gleich zugesendet wird.“
„Sie mussen nur Asien und Ozeanien scannen.“, erklärte Jill, was Captain Linkara mit einem Augenrollen quittierte: „Ich nehme nicht an, dass dies in ein paar Stunden geschafft sein wird. Aber – ich hab ja Zeit.“
„Bestätige.“, hörte man wieder die angenehme Stimme einer Frau und Cal wandte sich an Jill: „Dann schick mal die Daten rüber.“
„Daten sind unterwegs.“
„Daten erhalten.“, sagte Nimueh, „Ich beginne mit der Analyse. Geschätzte Zeit bis zum Ende des Suchlaufes – 2 Wochen.“
Der Captain räusperte sich: „Ich danke Ihnen, Captain Linkara. Wenn ich mich irgendwann revanchieren kann, sagen Sie bescheid.“
Damit nickte er Jill zu und die Verbindung wurde abgebrochen.
Cal wandte sich an Agatha und lächelte ihr zu: „Zwei Wochen – das ist doch wirklich etwas.“
Damit zog er sie an sich und gab ihr einen Kuss.
Die taktische Offizierin schaute den Captain mit einem warmherzigen Lächeln an, als plötzlich ein Piepsen der Konsole ihre Aufmerksamkeit erhaschte.
„Cal?“, sagte sie, „Wir haben Verbindung mit der Hammond und der Comicron one. Das heißt – wir können unseren Suchlauf beginnen.“
„Gut“, grinste der Captain, „Das klingt doch nach guten Neuigkeiten.“

Zwei Wochen später

„Und, wie läuft es mit Ziva?“
Wenn man gerade dabei ist, zu frühstücken, sind Fragen von solcher Natur dazu geeignet, das man sich verschluckt. Der treue Dackelblick des Mannes auf dem Bildschirm lies Tony mit den Augen rollen. Doktor Daniel Jackson lächelte ihn freundlich an, als der Halbitaliener seine Atemwege geräumt hatte und wieder frei atmen konnte. Sein „Woher wissen Sie das?“, klang dennoch ein wenig gehetzt und irgendwie um mindestens eine Oktave höher.
Das wissende Lächeln das Anthropologen lies ihn verzweifeln.
„Ich habe die Blicke gesehen, die sie Agent David zuwerfen. Und es ist keine Schande, sich in eine Arbeitskollegin zu verlieben. Aber, ehe man das bemerkt, ehe man es zulässt und erkennt – das dauert. Ich kenne es von mir selbst. Jahre lang habe ich gedacht, dass sie mir so viel bedeutet, wie eine Schwester. Dann aber merkte ich, dass ihr Lächeln mein Herz schneller schlagen lies – und das es anders ist, als bei anderen Frauen. Ihr Lächeln, ihre Art zu gehen, ihre Intelligenz, ihr … einfach alles. Ich fühle mich so lebendig, wenn ich bei ihr bin.“
Tony nickte verschworen: „Das Gefühl kenne ich. So geht es mir bei Ziva auch.“
„Und irgendwann ging es los, nicht wahr? Erst mit der Stillung der Körperlichen Begierde?“
Die Fragen des Anthropologen hatten sich in den letzten zwei Wochen als sehr direkt herausgestellt. Und irgendwie mochte Tony genau das. Wenn er Daniel sah, fühlte er sich an einen McGee erinnert, der durchaus aus der Zukunft kommen könnte. Leicht geeky, eine sehr schnelle Auffassungsgabe, ein potentieller guter Kumpel, der sich nicht die Butter vom Brot nehmen lies. Daniel war ein McGee, der sein McGee erst noch werden musste.
Vielleicht war es deshalb so einfach gewesen, sich über die letzten zwei Wochen mit ihm zu befreunden?
Sie hatten sich bei einem Kennenlerndinner, das Cal an Bord der Dragonfly hatte ausrichten lassen, getroffen. Dort waren alle anwesend. Die Crew der Dragonfly trug schicke, weiße Galauniformen, das Major Response Team hatte sich ebenfalls in Schale geschmissen (Ziva und Abby hatten an diesem Abend einfach nur umwerfend ausgesehen) und selbst die Crew der Comicron One war aufgetaucht. Ein Typ namens Harvey Finevoice hatte gesungen – allesamt alte Klassiker aus den 40er Jahren, bei denen sich Ducky offenbar wieder richtig lebendig fühlte, und Tony hatte das erste Mal zumindest die Brückencrew der George Hammond kennengelernt. Natürlich waren auch sie in Gala-Uniform aufgetaucht.
Und dann hatte er Daniel Jackson getroffen. Bald schon waren der Anthropologe, die Air Force Colonel und die beiden NCIS-Agenten Ziva und Tony in regem Informationsaustausch beschäftigt. Ziva und Daniel wechselten einige Worte in Israelisch, während Sam und Tony nur verblüfftes Staunen über die Sprachfertigkeit des Mannes übrig geblieben war. Und wie Sam ihm mit ihren verzaubernd-grauen Augen erzählt hatte, verblüffte sie ihr Freund regelmäßig aufs Neue. Was nur all zu fair war, denn sie überraschte ihn auch mit schöner Regelmäßigkeit. Und zum Ausklang des ganzen Abends hatten sie sich versprochen, wenn sich die Gelegenheit bot, miteinander zu reden.

So wie heute.
Daniel hatte ihn von Bord der Hammond aus angerufen – er war mal wieder in seinem und Zivas Gästequartier auf der Dragonfly. Nachdem sich das Major Response Team einmal die Woche zum Besuch auf dem Schiff angekündigt hatte, war der Captain so freundlich gewesen, ihnen einige Gästequartiere zu reservieren, eine Einladung, die das Team gerne angenommen hatte.
Ziva war gerade unter der sonischen Dusche – etwas, das sie an Bord der Dragonfly mit großer Leidenschaft tat. Offenbar genoss sie es, dass die Dusche eben kein Wasser verströmte, sondern Klänge.
„Hallo, Erde an DiNozzo?“, riss ihn die Stimme Jacksons aus den Gedanken. Der Halbitaliener blinzelte und versuchte, sich wieder ins Hier und Jetzt zurückzufinden, ehe er bemerkte, das Statik – oder besser gesagt – Pixelstürme den Empfang zur Hammond erschwerten.
 „Daniel?“, fragte er, „Die Verbindung wird schwächer. Was hast Du gerade gesagt?“
Nichts.
Kurz flackerte das Bild nochmal, er konnte Daniel sehen, der verblüfft dreinblickte, dann brach die Kommunikation ab.
Und gerade, als er zum Replikator gehen wollte, um auf der Brücke nachzufragen, was da los wäre, sprang das Schiff auf Alarmstufe rot.
Die Tür flog auf, Ziva betrat, in BH und Höschen, den Wohnbereich – ein Anblick, der Tony normalerweise gefallen hätte, aber die Atmosphäre eignete sich nicht für Liebesspiele. Schnell und mit unerhörter Effizienz zog sich die Israeli an und nickte zu ihrem Partner herüber.

„Was ist hier los?“, erklang Gibbs Stimme auf der Brücke. Agatha richtete sich auf, schaute Gibbs an und sagte vier Wörter, die sie in den letzten Wochen selten gesagt hatte: „Ich weiß es nicht.“
Sie holte Luft, wandte sich an Jill, die hektisch über ihre Konsole gebeugt irgendwelche Daten überprüfte.
„Wir haben Kontakt zur Hammond verloren.“, erläuterte die hübsche Rothaarige und blickte zu Gibbs, „Aber wir wissen nicht, woran das liegen könnte.“
„Na großartig.“, murmelte Cal, der aus seinem Büro kam, „Ich bin gerade dabei, mit Sam die neuesten … Sage mal, könnte mal einer diesen Krach ausstellen?“
Sofort ward es Stille im Raum.
Der Captain atmete tief durch: „Und ich dacht schon, der Krach hört gar nicht mehr…“
Er stockte und schaute Gibbs an: „Fragen Sie mich nicht, was hier los ist, Gibbs.“
Meeeeenschenwesen , erklang plötzlich eine sehr sanfte Stimme – quasi von überall her.
„Okay“, sagte Cal und nickte Agatha zu: „ Dat is nun wirklich neu.“
In diesem Moment räusperte sich Jill: „Captain? Wir haben eine ungefähre Position von Traceless. Er ist in Kanada. Die genauen Koordinaten sende ich an den Transporterraum.“
„Gut“, sagte Gibbs und wandte sich an Cal: „Wir schnappen ihn uns.“
Er wollte sich umdrehen.
„Hey!“, stoppte Cal ihn.
Der Special Agent wandte sich um, schaute den Captain ungeduldig-fragend an. Dieser zwinkerte ihm zu, nahm seinen Kommunikator ab und warf ihn Gibbs zu: „Viel Glück.“
Gibbs nickte dem Captain zu,  wandte er sich um und war auch schon im Turbolift verschwunden.
Cal schaute ihm nach, wandte sich an Agatha und seufzte enttäuscht: „Eigentlich hatte ich gehofft, die vier nach unten zu begleiten.“
Ihn anlächelnd klopfte Agatha ihm auf die Schulter: „Keine Sorge, Schatz. Deine Stunde wird kommen.“
„Na, hoffentlich.“
Erneut piepste Jills taktische Konsole: „Sir? Ich habe eine Sonde zu der Position der Hammond geschickt.“
„Und?“
„Sie ist weg.“
Cal und Agatha schauten erst sich verblüfft an, dann blickten beide zu Jill: „Wie – weg?“
„Weg. Verschwundibus.“, erklärte diese und winkte den Captain zu sich. Dieser war sofort auf den Beinen, eilte zu ihr und blickte ihr über die Schulter.
„Das sind die Koordinaten.“, erklärte die hübsche Taktikerin, „An der die Hammond planmäßig sein sollte.“
„Ist sie nicht?“, fragte Cal und Jill nickte: „Ist sie nicht.“
Der Captain seufzte, lehnte seinen Kopf gegen eine Querverstrebung und murmelte ein „Verdammt“, ehe er sich an Agatha wandte: „Okay, mir schwant Übles. Vermutlich müssen wir gleich an mehreren Fronten ermitteln. Das kann nur…“
Er stockte, als erneut die sehr sanfte Stimme erscholl, dieses Mal mit einem Lachen.
Cal blickte zu Agatha, zuckte mit den Schultern, doch diese schien plötzlich durch ihn hindurchzublicken und deutete hinter ihn.
Der Captain wandte sich um und stockte erneut.
Auf dem Bildschirm erschienen die Worte: „Time’s up. I can see you.“
„Was zum Teufel…“, murmelte der Captain.
Dann brach die Hölle los.

Ziva und Tony waren gerade auf dem Weg zum Turbolift, als ihnen Gibbs entgegen kam.
„Wir haben Traceless gefunden. Packt euer Zeug und zieht euch warm an.“, sagte er mit seiner berühmten Politik der sparsamen Worte.
Ziva schaute ihn verwundert an: „Warm anziehen, Gibbs?“
Diese Frage stellte sie, wie eigentlich immer, mit diesem fast kaum wahrnehmbaren Hauch an Ironie. Gibbs stoppte, schaute sie an und in seinen grauen Augen funkelte Jagdfieber: „Er ist in Kanada.“
Als dann der Alarm wieder zu heulen anfing, blickten sich die Mitglieder des Major Case Response-Teams überrascht an, ehe Gibbs den beiden zunickte. Sie eilten zurück in ihr Quartier und kamen nach einigen Sekunden wieder umgezogen heraus. Militärische Präzision.
Ein leichtes Lächeln legte sich auf die Lippen des Chefermittlers.


„Bericht.“, sagte der Captain in just diesem Moment und schaute seine taktische Offizierin an. Diese beugte sich über ihre Konsole, betätigte einige Tasten und zuckte hilflos mit den Schultern: „Ich… ich hab keine Ahnung. Ich weiß nur, dass sich die Comicron One entfernt und das…“
Sie brach ab und seufzte.
„Ich hab die Sensoren verloren.“
Captain und XO wechselten besorgte Blicke und der Captain war auf den Beinen, um zu Jills Konsole zu gehen.
„Vermutlich so, wie wir es gelesen haben, oder?“, fragte er, was Jill und Agatha dazu brachte, zu nicken. „Japp, so wird es sein.“
Der Captain betätigte seinen Kommunikator: „Cat an Middlegate? Kannst Du mir für noch knappe 5 Minuten volle Energie garantieren?“
„Mehr auch nicht.“, erklang die Stimme des Chefingenieurs, „Der Warpkern wird langsam so feuergefährlich…“
„… wie ein Weihnachtsbaum?“, hörte man die Stimme McGees, „Vielleicht kann ich noch mithelfen.“
Cal und Agatha schauten einander verblüfft an: „Special Agent McGee? Sollten Sie nicht bei Gibbs und den anderen sein?“
„Das ist schon in Ordnung.“, ertönte die Stimme Gibbs aus dem Kommunikator: „Ich nehme an, sie können unseren Computertechniker gerade sehr gut gebrauchen.“

Im Maschinenraum der Dragonfly blickte McGee zu seinem Team herüber. Wieso hatte er gerade das Gefühl, dass er sie für eine lange Zeit nicht sehen würde?
Dennoch konnte er sich nicht helfen, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Danke, Boss.“
Die Antwort Gibbs bestand in einem einfachen Nicken – was auch sonst? – dann machte sich McGee daran, auf die Tastatur der Konsole vor ihm einzuhacken.
Gibbs wandte sich ab, machte sich auf den Weg zum Transporterraum, gefolgt von Ziva und Tony.
„Was meinst Du, was hier los ist?“, fragte Ziva und Gibbs zuckte mit den Schultern: „Was es auch immer ist. Elfenkönig ist gut dafür geeignet.“
Dann betätigte er den Kommunikator, den er von Cal erhalten hatte: „Cat? Hier Gibbs. Ich wollte nur sagen – halten Sie das Schiff zusammen, bis wir wieder oben sind. Und passen Sie uns auf McGee auf!“
„Werden wir machen.“, ertönte die Stimme Cals aus dem Gerät und Gibbs war der Meinung, dass er ein amüsiertes Lächeln hören konnte, „Passt auf euch auf.“
Der Wechsel vom offiziellen „Sie“ ins inoffizielle „Du“ lies Ziva lächeln: „Machen wir Cal. Passt Ihr auch auf euch auf.“
„Versuchen wir.“, antwortete Agatha, „Und jetzt beeilt euch, wir wissen nicht, wie lange wir die Energie noch halten können. Es wäre sehr unpraktisch, wenn Traceless das nutzen könnte.“
„Wird er nicht.“
„Deine Zuversicht möchte ich haben, Ziva.“, flüsterte Tony und zuckte zusammen, als Gibbs ihm einen Schlag auf den Hinterkopf verpasste. Dann hatten sie den Transporterraum erreicht und betraten die Teleportationsplattform.
Gibbs sagte, in seinem üblichen, geschäftsmäßigen Duktus „Wir sind jetzt da.“.
„Okay, wir beamen euch dann jetzt. Viel Spaß.“, erklang Cals Stimme und augenblicklich verschwand die Welt in bunten Pixeln. Kaum, dass sie verschwunden waren, ertönte ein leises, sanftes Lachen und der Transporterraum wurde dunkel.


Kälte lies Dunstwolken vor ihren Augen erscheinen, als Ziva David ausatmete. Glücklicherweise hatte sie sich einen gefütterten Parker repliziert, sodass die recht frostigen Temperarturen ihr nicht allzuviel anhaben konnten. Auch Tony und Gibbs trotzten der Kälte.
Dennoch biss ihnen der frostige Wind ins Gesicht und sie konnte nicht umher, sich zu fragen, warum Traceless ausgerechnet in Kanada materialisieren musste. Hätten es südlichere Gefilde nicht auch getan? Was sprach denn, wenn man auf amerikanischem Grund und Boden bleiben wollte, gegen Hawaii? Dort waren, selbst im heraufdräuenden Winter, die Temperaturen selten unter Null Grad – der Spruch „Eher schneit es auf Hawaii, als dass ich etwas mache, was ich nicht machen will“ schoss ihr in diesem Moment durch den Kopf – und die Landschaft war von ausgesuchter Schönheit. Sie erinnerte sich daran, einmal mit ihrem Vater einen kleinen Aufenthalt auf Hawaii, gehabt zu haben und dass es dort einfach nur wunderschön war.

Und, obwohl sie Tony immer schön im Glauben gelassen hatte, die Serie Magnum nie verfolgt zu haben, hatte sie es natürlich getan. Der rote Ferrari war auch ihr ein Begriff und er symbolisierte für sie, Ziva etwas ganz besonderes. Freiheit. Ein gutes Gefühl – eben jenes Gefühl, das sie seitdem mit dieser Konstellation von Bundesländern, den vereinigten Staaten von Amerika, gleichsetzte.  Wieso fiel ihr gerade jetzt die Folge „Limbo“ ein, in der Magnum angeschossen worden war und der Charakter eigentlich hätte sterben sollen, wenn die Einschaltquoten ihn nicht vor diesem Tod bewahrt hätten? Sie erinnerte sich daran, diese Folge mit 8 Jahren gesehen zu haben, fingernägelkauend, mit der Frage beschäftigt, ob Thomas Sullivan Magnum dies überleben würde und…

Sie schüttelte den Kopf.
Ziva David , schoss es ihr durch den Kopf, nicht träumen.
Ihr Bewusstsein, oder besser gesagt, ihre Aufmerksamkeit, kehrte zu der Situation zurück, in der sie sich gerade befanden.
„Gibbs an Dragonfly?“, hörte sie neben sich die Stimme ihres leitenden Chefermittlers und sie merkte erst in diesem Moment, dass er diesen Satz wohl inzwischen einige Male gesagt haben musste, denn er schoss ein „Meldet euch, verdammt!“ hinterher.

Die 32-Jährige Israeli mit den verzaubernden braunen Augen schaute Gibbs verblüfft an, fragte aber nicht, was los war. Das war auch gar nicht nötig, denn in diesem Moment blickte ihr Chef sie an und sie konnte sehen, dass er sich mit der Situation nicht unbedingt wohlfühlte.
Damit reichte er den Kommunikator an sie weiter: „Hier – ich hätte es wissen müssen.“
Zugegeben, der Gedanke „Gibbs und die Technik“ hatte einen Bruchteil einer Millisekunde in ihrem Geist platz genommen, aber sie hatte ihn so schnell wie möglich wieder verscheucht.
Sie wog das Gerät in ihrer Hand, tippte einmal, wie sie es bei Star Trek – The next
Generation -  und den Folgeserien gesehen hatte und sagte: „David an Dragonfly? Cal, hörst Du mich?“
Nichts.
Keine Antwort.

Sie warf einen verwunderten Blick zu Tony herüber, der ebenfalls ratlos mit den Schultern zuckte: „Spielen die verstecken?“
„Glaube ich nicht, DiNozzo.“, antwortete Ziva, „Warum sollten sie?“
„Genau, warum sollten sie uns hier, mitten in der Pampa absetzen?“, fragte Gibbs und Ziva wusste, dass ihr Chef nicht nur ein wenig angesäuert war. Er blickte seine beiden Mitagenten aus eisblauen Augen an, als Tony sich räusperte: „Falle?“
„Möglich.“, antwortete Gibbs, „Wir sollten uns aber dennoch umsehen und sei es nur, um einen Unterstand zu finden.“
Die hübsche Israeli nickte.
Natürlich – einen Unterstand zu suchen war eine der logischsten und wichtigsten Aufgaben, wenn man in der Wildnis überleben wollte.  Aber dennoch – die Vorstellung, hier, im Schnee einige Zeit ausharren zu müssen, war nicht unbedingt etwas, worauf sie sich freute.

Auf der Brücke der Dragonfly war inzwischen Notstand angesagt. Das Schiff bebte und schüttelte sich, die Crew hatte Schwierigkeiten sich auf den Beinen zu halten. Calvin Nathan Cat richtete sich auf, schaute zu Agatha Silverbird und dann zu Jill Menacer: „Hat eine von euch beiden hübschen Grazien eine Ahnung, was hier los ist?“
Jill räusperte sich: „Naja – also … wenn die Storyline zutrifft, die ich gelesen habe… dann wird es Schlimmer, ehe es besser wird?“
„Oh, ich liebe es, wenn Du so kryptisch wirst.“, knurrte der Captain, rollte mit den Augen und schaute zu ihr herüber. Die Reaktion der taktischen Offizierin war eindeutig – sie bedeutete dem Captain, zu ihr zu kommen, was dieser auch tat. Sie beugte sich vor, flüsterte ihm etwas ins Ohr und Cal nickte: „Ah, ich verstehe. Okay… das heißt… es wird noch übel.“
Jill, die kurz einen Blick auf die taktische Station geworfen hatte, deutete auf die Konsole: „Lies Dir das durch und dann frag nochmal.“
Der Captain tat wie ihm geheißen und seine nussbraunen Augen weiteten sich in Panik.
Hastig hieb er auf seinen Kommunikator: „Cat an Maschinenraum? Schwingt eure Ärsche dort raus! Es wird ungemütlich!“
„Ach wirklich?“, erscholl Scottys Stimme aus dem Gerät: „Da wäre ich nie drauf gekommen. Um uns herum verschwindet nur alles.“
„Commander Middlegate?“, konnte man die Stimme McGees hören, „Wir können noch versuchen…
„Scotty?“
Cals Stimme war schneidend scharf und ungewohnte Befehlsgewalt ergriff Besitz von ihm: „Schaff McGee da raus und mach selbst die Fliege. Rettungskapsel 34 ist in eurer Nähe. Los, ab, ich will keine Widerrede hören.“
Damit wandte er sich an Jill und schaute sie an: „Du begleitest die Beiden.“
„Cal, du kannst mich hier auf der Brücke sehr gut brauchen.“
„Wenn Du nicht willst, dass ich dich K.o. schlage, und in die Rettungskapsel beame, schwingst du deinen knackigen Hintern jetzt zu deinem Freund.“
Die Stimme des Captains strotzte gerade vor Befehlsgewalt und man konnte merken, dass er keinen Widerspruch zuließ. Die taktische Offizierin nickte, salutierte ihm zu und wandte sich zum Gehen.
„Bevor Du auf eine dumme Idee kommst, Cal.…“, hörte sie in diesem Moment die Stimme von Agatha, dann einen Schuss und einen Fall. Sie wirbelte herum und sah, wie Agatha den Phaser wegsteckte, zu Cal eilte und ihn anhob.
„Ich kenn ihn doch, er wird versuchen den Helden zu spielen. Auf diese Gelegenheiten wartet er doch immer.“, grinste sie und schaute Jill an: „Kannst Du mir helfen? Welche Rettungskapsel ist noch frei?“
In diesem Moment piepste die Konsole. Die blonde Taktikerin runzelte die Stirn, ging zu ihrer Arbeitsstation und warf einen Blick darauf.
„Ach du meine Güte.“, hauchte sie, „ich glaube, die Rettungskapseln fallen aus.“
„Wieso?“, murmelte Cal schläfrig, schaute Agatha an, die seinen Blick erwiderte, wobei sie grimmig-grinsend zischte: „Wenn Du auch nur einen Gedanken daran verschwendest, mich zu betäuben und in Sicherheit zu bringen, sage ich das Codewort und Du pennst für die nächsten Stunden.“
Der Captain hob geschlagen die Hände. „Schon gut, schon gut.“
Dann rappelte er sich auf.
„Toll, Meuterei auf der Dragonfly.“, murmelte er dabei und schaute zu Jill: „Sag mal, hab ich Dir nich gesagt, dass Du zur Rettungskapsel gehen sollst?“
Jill nickte.
„Würde ich auch gerne. Allerdings haben wir ein Problem.“
„und das wäre?“, fragte Agatha.
Jill deutete auf ihre Konsole: „Schaut euch das an? Was auch immer diese Entity ist – sie hat uns umhüllt und ist dabei, Deck für Deck zu fressen.“
„Charmant.“, grinste Agatha, „Wenigstens schmecken wir ihr.“

Tony, Ziva und Gibbs waren inzwischen einige hundert Meter gegen den sehr plötzlich, sehr heftig aufkommenden Wind angegangen.
„Wo müssen wir hin?“, schrie der Halbitaliener gegen den Sturm an, was ihm ein „Da lang!“ von Gibbs eintrug. Es war immer wieder faszinierend, wie der leitende Chefermittler so hundertprozentig genau eine Richtung bestimmen konnte. Das musste seine Zeit bei den Marines gewesen sein, dessen war sich Tony sicher. Anders ging es eigentlich schon fast nicht mehr. Dieses absolut Zielsichere, für das er Gibbs bewunderte – irgenjemand musste ihm das beigebracht haben. Vielleicht in irgendeinem Survival-Kurs?
Er wusste es nicht, stellte jedoch fest, dass er Ziva beneidete. Gerade jetzt hatte sich Mossad-Ziva wieder zu Worte gemeldet und ihre alten Instinkte, die sie für das Überleben in Extremsituationen stählten, hatten wieder die Kontrolle übernommen. Sie und Gibbs sprachen nicht miteinander, sie gab dem Älteren nur einige Winke, die der Halbitaliener nicht verstand, aber Gibbs offenbar schon. Und dann sah DiNozzo das, wohin sie unterwegs waren. Es schälte sich aus dem Vorhang aus Schneeflocken hervor und wurde immer deutlich sichtbarer.
Ein altes Industriegebäude – was auch immer es sein mochte. Es schien nicht unbedingt gemütlich zu sein, aber besser, als die in alle Knochen beißende Kälte, war es allemal.

Sie erreichten innerhalb grob geschätzter 20 Minuten den äußersten Perimeter des Industriekomplexes und Tony konnte das Eingangsschild lesen:
„Mad Cow Middleton Inc – Dependance Nunavut, Kanada.“
“Mad Cow?”, echote Tony und überlegte, wo er diesen Namen schon mal gehört haben könnte. Klar, es gab die Mad Cow Desease – also den Rinderwahnsinn – aber irgendwie schien im da kein Zusammenhang zu kommen.
„Weiter“, hörte er in diesem Moment die Stimme von Ziva und setzte sich in Bewegung.

Auf der Brücke der Dragonfly ging inzwischen alles drunter und drüber. Und damit ist die Situation noch ziemlich euphemistisch beschrieben.
„Wir haben gerade Deck 11 verloren.“
Jill Menacer klang ziemlich gestresst, um nicht zu sagen, panisch.
Das war verständlich, denn Deck 11 beherbergte unter anderem den Maschinenraum und die Büros der Ingenieure. Ingenieure wie Sebastian ‚Scotty’ Middlegate einer war.
Die Augen der hübschen Blonden waren weit aufgerissen und die Angst um ihren Freund war deutlich zu spüren. Agatha trat auf sie zu, nahm sie in den Arm und streichelte ihr beruhigend über den Kopf. „Keine Sorge“, raunte sie ihr zu, „Es wird alles wieder gut.“
„Das bezweifele ich.“, murmelte Cal, klopfte auf seinen Kommunikator: „Cat an Middlegate?“
Keine Antwort.
„Cat an McGee?“, versuchte der Offizier und erneut kam keine Antwort.
Kopfschüttelnd wandte er sich der taktischen Konsole Jills zu und tat das, was gerade durch seinen Kopf ging. Er hob die Hand, ballte sie zur Faust und lies sie in hohem Bogen auf den Plastik niedersausen. Hand und Plastik waren von dieser Behandlung nicht unbedingt begeistert und des Captains Greifwerkzeug machte dem Offizier klar, was es davon hielt, indem es Schmerzimpulse in sein Hirn sandte.
„AU!“; machte er, hielt sich die Hand als er einen Blick zu Agatha warf, die ihn aus dunklen, beinahe schon ausdruckslosen Augen anschaute: „Du solltest Dich mehr beherrschen, Cal.“
Der Captain nickte, öffnete und schloss seine Hand und wandte sich an Jill. Deren Augen waren, im Gegensatz zu Agathas, ganz und gar nicht ausdruckslos und voller Tränen.
‚Na klar’, schoss es dem Captain durch den Kopf, ‚Auch Jill ist nur ein Mensch.’
Und er nahm sie in den Arm, schaute über ihre Schulter hinweg zu Agatha, die ihm zunickte und auf ihren Kommunikator klopfte: „Silverbird an Intrupper? Wir haben keine Zeit um zu reden – komm sofort auf die Brücke.“
„Ich bin auf dem Weg.“

Die Zweigstelle von „Mad Cow Middleton“ war mindestens genau so heruntergewirtschaftet, wie man es von einer Industrieruine zu erwarten hatte. Anderes Leben, kein Menschliches, hatte sich diesen Platz wieder zurückerobert. So konnte Ziva eine Gruppe von Polarhasen sehen, die es sich unter einem Fließband in der Fertigungshalle gemütlich gemacht hatten und die Besucher aus großen Augen neugierig beobachteten. Irgendwie bezweifelte die hübsche Israeli, dass die Hasen hier großartig gestört wurden und es war ihr egal. Sie hatte andere Probleme. Direkt vor ihr befand sich eine Brücke, die über einen Flusslauf führte und die Fertigungshalle von Bürokomplex trennte. Wenn sie tatsächlich Unterschlupf und Zuflucht finden könnten – und eventuell sogar Traceless – dann wäre er in diesem Bürokomplex zu suchen. Ein sanftes Lachen lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Geschehnisse hinter sich. Sie wollte sich gerade umwenden, um Gibbs diese Meldung mitzuteilen, als sie bemerkte, dass er verschwunden war.
Tony schaute sie ein wenig ratlos an.
„Was ist?“, fragte er und Zivas Blick bohrte sich in seinen: „Hast Du Gibbs gesehen?“
Erst jetzt schien auch der Halbitaliener zu bemerken, dass ihr Boss verschwunden war und schaute sich suchend um.
„Erm? Gibbs?“, rief er dann und erhielt keine Antwort.

Die Turbolifttür glitt auf, Gina Intrupper betrat die Brücke und schaute sich um.
„Gibt es einen Grund, warum ich alles stehen und liegen lassen sollte?“, fragte sie und man konnte deutlich hören, dass sie nicht nur ein wenig gereizt war.
Cal räusperte sich, trat auf sie zu und nahm sie in den Arm.
Dies brachte die Ärztin dazu, sich ein wenig zu versteifen, ehe sie mit einem „Schon gut, schon gut“ eine Hand nach oben brachte und Cal von sich wegdrückte: „Alles in Ordnung mit dir?“
„Ja“, nickte der Captain, „ich wollte nur sagen, dass ich…“
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment hörten sie alle nur ein sanftes Lachen… und alles wurde dunkel.

„DiNozzo“, fauchte Ziva in diesem Moment und schaute ihren Partner und Freund mit einem eindeutigen Blick an, „Kann man dir nicht einmal die Nachhut überlassen?“
„Wo… was…?“, brachte der Halb-Italiener hervor, doch sie wollte nichts hören. Sie zischte ein: „Such lieber Gibbs! Ich schau mal da drüben nach.“
Damit betrat sie die Brücke. Das Knacken der Konstruktion mochte kein sonderliches Vertrauen in die Konstruktion als solche aufkommen lassen. Sie schluckte. Zwar war sie eine schlanke Person, aber…
Erneut das sanfte Lachen.
Sie schaute über ihre Schulter und stellte fest, dass auch DiNozzo verschwunden war.
‚Typisch`, murmelte sie, machte sich daran, wieder zurückzukommen, sie erneut das Lachen hörte und merkte, wie etwas geschah.
Ziva wirbelte herum, als die Brücke hinter ihr zusammenkrachte.

CaptainCalvinCat:
Gibbs und Cal sahen einander frustriert an.

Wenn man die blaue Murmel, die ihre Bewohner „Erde“ nannten, aus dem All katalogisieren würde, hätte man normalerweise einiges zu tun. Unzählige Tier- und Pflanzenarten existierten friedlich nebeneinander her, wenn sie nicht vom Raubtier Nummer 1, dem Menschen, platt gemacht wurden. Gut – der Mensch, das muss man zu seiner Verteidigung dabei sagen, macht das ja nicht freiwillig. Er wacht ja nicht morgens auf, wirft einen Blick in den Kalender und sagt „Oh, heut is Donnerstag, welche Tierart rotte ich denn heute aus?“
Wobei – wir wollen fair sein – vielleicht gibt es auch solche Menschen. Aber die Meisten haben ein Problem. In Zeiten knapper Ressourcen wollen sie das stillen, was Betriebswirtschaftler „Grundbedürfnisse“ nennen. Dazu zählen Schutz und Nahrung. Seit Jahrmillionen, seit der Mensch gelernt hat, Knüppel zu benutzen, um zuerst dem Reh und dann dem Nachbarn den Schädel einzuschlagen, versucht er, die Grundbedürfnisse zu stillen. Das kann man ihm eigentlich nicht vorwerfen. Und wenn mehr Menschen da sind, wollen eben auch mehr Mäuler gestopft werden. Was will man da machen? Menschen verhungern lassen? Das schlägt man nicht mal im Spaß vor. Das geht nicht. Der Mensch ist in allererster Linie eine Maschine, die versorgt werden muss, wenn sie weiter funktionieren soll.

Wenn man die Erde also aus dem All katalogisieren würde, stellte man normalerweise fest, dass dort einiges los ist. Wäre man allerdings an jenem Montag, dem 31.10. an der Erde vorbeigeflogen und hätte sie untersucht, wäre man ins Stutzen gekommen, vor allem, wenn man wüsste, dass sich dort Lebewesen aufhalten.
Denn an jenem Montag hätte man nur zwei Lebenszeichen gefunden – auf dem kompletten Planeten.
Das eine wäre das eines normalen Menschen gewesen, eines Homo Sapiens, wie sie eigentlich zu Sieben Milliarden auf der Erde hätten existieren sollen. Das andere Lebewesen war gar nicht zu erkennen. Es hatte sich eines anderen Menschen bemächtigt, aber was das Wesen selbst war… das wäre selbst Starfleetoffizieren, die „kühn dorthin gehen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist“ nicht bekannt gwesen.

Wie auch?
Wie hätten diese Offiziere wissen sollen, dass in einem Paralleluniversum etwas erstarkt war, das so entgegen jeglicher Logik ist, dass ein vernunftbegabtes Lebewesen, egal ob Mensch, Klingone, Romulaner oder Goa’Uld jemanden ausgelacht hätte, wenn man ihm davon berichtet hätte.
Und niemand hätte je ahnen können, dass diese alles umfassende Macht aus einem Videospiel stammt.

Der urbane Mythos der „Missing No.“ Verrät dem Interessierten folgende Geschichte.
Im Videospiel Pokemon existiert ein sogenannter „Glitch“, also ein Fehler. Um ihn absichtlich herbeizuführen muss man in einer bestimmten Stadt mit einem alten Mann sprechen, der einen auf eine Insel schickt, wo ein Pokemon zu fangen ist – diese Quest schien damals nie wirklich komplettiert worden zu sein, weswegen man bei diesem speziellen Pokemon von einer „Fehlenden Nummer“ oder eben „Missing No.“ Spricht.

In unserem Universum, in dem die Griechen wieder sparen müssen, weil sie ansonsten kein Geld von der Troika bekommen, kursieren zwar Gerüchte, das dieser Glitch das Spiel insofern geschädigt hat, dass, Grafikfehler auftreten, der Speicherstand gelöscht wurde oder ähnliches. Das ist nun ein kleiner Rückschlag, wie Darkwing Duck sagen würde.

Im Universum, in dem unsere Geschichte spielt, sind die Konsequenzen durchaus allumfassenderer Natur, denn hier musste sich Comic-Reviewer Linkara über die letzten Monate mit unterschiedlichen Fehlern, Menschen, die es auf ihn abgesehen hatten und ähnlichem herumschlagen – und das ist schon ein hartes Brot, wenn man schlechte Comics kritisiert. Nun, am 31.10., zu dem Zeitpunkt, zu dem diese Geschichte spielt, hatte sich der Urheber dieser gesamten Situation ihm gegenüber offenbart. Missing Number hatte den Körper von 90’s Kid besetzt und seit Monaten immer wieder dafür gesorgt, dass Leute verschwinden. Zuletzt waren es Harvey Finevoice, den Tony noch von der Veranstaltung auf der Dragonfly kannte, und die Kampfesgefährtin Linkaras, Iron Liz.

Nun standen sich Missing Number und Linkara zum letzten Gefecht gegenüber und nachdem er das getan hatte, was er immer tut – ein schlechtes Comic zu reviewen – hatte er die Idee, wie man mit der Entität fertig werden konnte.

Es war eine einfache Frage, die den Fall der Kreatur einleitete, so wie die geneigten Star Trek Fans wissen, dass es immer eine einfache Frage ist, die den Fall von etwas einleitet. Auch Colombo-Fans sind sich dieser Tatsache bekannt und wissen, dass der Mörder eigentlich erst durchatmen kann, wenn Colombo aus dem Haus ist. Wenn er noch einmal wiederkommt, und „ach, eine letzte Frage noch, Sir“ von sich gibt, weiß man, das kann nichts Gutes bedeuten.
Die Star Trek Fans kennen diese eine Frage auch.
Eigentlich war es eine einfache Frage: „Wozu braucht Gott ein Raumschiff?“
Solche einfachen Fragen bringen gestandene Bösewichter durcheinander und sie so dazu, sich selbst zu richten.
So auch hier.
Linkaras einfache Frage war: „Und was tust du hiernach?“

Was macht eine mächtige Entität, die sich alles Leben angeeignet hat, die alle Möglichkeiten durchgespielt und erlebt hat?
Vermutlich bricht die große Langeweile aus, es gibt dann ja nicht mal Kreuzworträtsel.

Zumal Linkara durchaus zu Recht feststellte, dass „wenn Existenz das Ziel als solches sei“, hätte die Entität ihre Aufgabe schon von vornherein erfüllt. Die unter diesem Schicksalsschlag wankende fehlende Nummer bemerkte nicht, dass sie gerade in eine Falle getappt war – aber mit ihr ist es, wie mit jedem anderen Bösewicht auch. Anstatt das sie zuschlagen, lassen sie sich auf logische Diskussionen ein.
Und dann wurde der Comic-Reviewer richtig kreativ.

„Hier ist eine Frage, äußerer Gott, eine Möglichkeit, die Du durchspielen könntest.“, sagte er und die Entität lies das Gesicht des Nineties-Kid süffisant lächeln: „Du kannst sprechen.“
„Was passiert mit einem äußeren Gott“, fragte Linkara und schaute Missing No. an, „wenn er stirbt?“
Das Wesen brauchte keine Millisekunde, um zu überlegen, es lächelte erneut und sagte: „Das werde ich herausfinden“.

Und so wurde unsere blaue Murmel, die wir so liebevoll „Erde“ nennen, wieder bevölkert, denn die Entity beging so eine Art Selbstmord. Alles, was vorher verschwunden war, von ihr konsumiert, tauchte wieder auf.


Gerade war noch alles verschwunden gewesen, jetzt spürte Agatha Silverbird ihren Körper wieder. Ihre Augen nahmen wieder Farben, Formen und Gestalten wahr, ihr Gehör die Brückenkulisse – dieses charakteristische Piepsen, Fiepen und Biepen – und ihre Nase die Geruchsmischung, die in der Luft lag, von Parfum, Deos, Shampoo, das alles traf sie für den Bruchteil einer Millisekunde wie mit einem Holzhammer, ehe sie sich wieder aklimatisiert hatte.
„Entschuldigung.“, sagte in diesem Moment Cal und schaute Gina an, „Ich… es… ich… es…“
Die XO seufzte, trat neben den Captain und legte ihm einen Arm auf die Schulter: „Es ist gut, Cal.“
Sie verlieh ihren Worten und ihrer Stimme eine Sanftheit, die Cal zu elektrisieren schien, denn sein Kopf ruckte hoch und er begann, sich um die eigene Achse zu drehen.
„Okay“, sagte er, als haben neue Lebensgeister von ihm Besitz ergriffen, „Jill, wie ist unser Status?“
Die angesprochene taktische Offizierin runzelte fragend die Stirn, ging dann zu ihrer Konsole und berührte einige Eingabefelder.
Dann blickte sie zu Cal: „Wir haben wieder volle Sensoren.“
„Gut.“, nickte der Captain, wandte sich an Agatha und klopfte ihr spielerisch auf die Schulter, „Ich glaube, dann können wir.“
Er begab sich zu seinem Platz, stockte und schaute wieder zu Jill herüber: „Sage mal, was ist eigentlich mit der George Hammond und der Comicron-One?“
Erneut befragte die hübsche Blonde ihren Computer, wandte ihre Aufmerksamkeit dem Captain zu und meldete: „Alle Schiffe vollzählig.“
„Dann sei doch mal so nett und ruf sie. Zuerst die Hammond, vielleicht haben die ja eine Ahnung, was das war?“
„Aye, Sir.“, meldete Jill und einen Sekundenbruchteil später erschien das attraktive Gesicht Samantha Carters auf dem Bildschirm.
Cal erhob sich: „Hey, Sam. Wie geht es euch?“
Die hübsche Blonde lächelte: „Oh, ganz gut – abgesehen davon, dass wir offenbar von einer Art Entität verspeist wurden.“
„Nun ja, der Kölner würde dich zwar ein ‚lecker Mädsche’ nennen und auch im Hochdeutschen findet man die Floskel ‚du siehst zum Anbeißen aus’, aber ich hätte nie gedacht, dass das jemand wörtlich ni…AU!“
Der letzte Laut war darauf zurückzuführen, dass sich Agatha und Gina hinter Cal postiert hatten, die hübsche Rothaarige links, die Blonde rechts und ihm zeitgleich einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst hatten. Mit der flachen Hand, versteht sich.
Der Captain drehte sich zu den beiden Frauen um: „Hey, darf man hier nicht mal in Ruhe freundlich sein?“
Agatha zwinkerte: „Doch, schon, solange Du nicht vergisst, wen Du hier eher anbeißen solltest.“
„Oder sonst wie verwöhnen.“, schloss Gina und lächelte.

Cal merkte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. War sich die hübsche Ärztin eigentlich klar, was sie da implizierte? Seine Gedanken rasten noch schneller, als er Sam sah, die grinste. Nicht nur frech, sondern wissend . Verdammt, wie konnte diese Frau schon wieder wissen, oder zumindest ahnen, was er selbst erst seit ein paar Minuten wusste?
Und – ahnte Gina, was ihm vor ein paar Minuten klar geworden war? Oder besser gesagt, seit Traceless diese Sache angesprochen hatte?
Er hörte, wie Agatha sich räusperte und war froh, über diese Ablenkung.
„Wie sind eure Schäden, Sam?“, fragte die hübsche XO und die Colonel wandte sich kurz ab, um auf ihrem Tablett-PC etwas nachzulesen.
Dann schaute sie die drei Offiziere aus ihren blauen Augen an: „Wir wurden ein bischen durchgerüttelt, aber nichts Ernstes. Wir können also unsere andere Mission antreten.“
„Andere Mission?“, echote Cal und Sam nickte: „Ja, wir wollen nachprüfen, in wieweit die Goa’uld wieder zu alter Macht kommen.“
Innerhalb von Millisekunden kühlte sich die Stimmung auf beinahe antarktische Werte ab.
Der Captain versuchte, ruhig zu bleiben, auch, wenn er spürte, wie Herz und Kopf um die Wette rasten. Der Kopf sagte ihm ganz eindeutig, dass er hier nicht eingreifen durfte, das Herz jedoch schrie: „Halt die Schnauze, sie ist eine gute Freundin und die lasse ich nicht sterben.“

Er erinnerte sich daran, was er noch vor ein paar Wochen zu Gibbs gesagt hatte.
„Nein, Senior Special Agent Gibbs. Diese Crew ist meine Familie. Sie sind meine Freunde. Ich liebe und vertraue jedem einzelnen von ihnen. Und bevor Sie irgendein Mitglied meiner Familie beschuldigen, sich mit Traceless eingelassen zu haben, können Sie noch viel eher mich verdächtigen. Und wir haben schon darüber gesprochen, dass ich eher dem Teufel die Hand schütteln würde, als diesem Saftsack zu helfen.“
Crew – Familie… wenn man seine Zeit beim SGC in Betracht zog, war auch Sam Crew und Familie. Famillisch.
Er konnte sie nicht sterben lassen.
„Sam?“, setzte er an und merkte, wie sein Kopf ihm immer wieder einredete, dass das, was er nun zu tun bereit war, das komplette Raum-Zeit-Kontinuum gefährden würde.
Agatha nahm seine Hand – normalerweise war dies eine beruhigende Geste, er konnte die Wärme, die Sanftheit, die ihren Körper und ihr Wesen ausmachte, spüren und fühlen, wie sie ihm Kraft gab. Dieses Mal war die Hand eiskalt. Die Sanftheit war gewichen und es fühlte sich eher an, als hielte er einen Stein fest.
„Ja?“, fragte die hübsche Blonde und schaute ihn neugierig an.
Kurz wechselte er einen Blick mit Agatha, in dem er dieselbe Zerrissenheit sehen konnte, schaute zu Gina, die mit dem SGC noch am Wenigsten zu tun gehabt hatte. Doch auch die Augen der Italienerin zeigten, dass es keine einfache Entscheidung war.
Der Captain räusperte sich und schaute Sam an: „Wenn Du mich kurz entschuldigen würdest…“
Damit gab er Jill ein Zeichen, sodass sie die Verbindung unterbrach.
Und nun gab es kein Halten mehr.
Tränenkanäle nahmen die Arbeit auf, der Captain packte Agatha bei beiden Schultern, schaute sie an und sagte: „Ich kann es nicht. Ich kann sie nicht guten Gewissens in den Tod schicken. Ich muss sie warnen.“
Die XO nickte.
„Du weißt, ich könnte dich dazu bringen, dass Du ihr einfach gute Fahrt wünschst.“, sagte sie und schlang beide Arme um ihn, „Aber…“
Gina legte ihre Hand auf die Agathas, fuhr beruhigend über die Finger und schaute die XO an: „Nein. Wir können das nicht. Ich kann das nicht. Es wäre ein Verstoß gegen den Hippokratischen Eid.“
„Und was ist mit dem großen Wort von Spock?“, fragte in diesem Moment Jill von ihrer Konsole her, „Das wohl von vielen wiegt schwerer, als das Wohl von wenigen oder des Einzelnen?“
Cals Kopf ruckte hoch und er funkelte Jill an: „Zum Teufel mit dem grünblütigen Waldschrat. Wenn das Universum sich morgen im Gegenuhrzeigersinn dreht, nehm ich die ganze Scheiße auf meine Kappe.“
Er machte sich von Agatha los, schniefte und wischte sich mit dem Ärmel die kochend-heißen Tränen ab, ehe er sich an Jill wandte: „Ruf die Hammond .“
Die taktische Offizierin räusperte sich: „Cal – ich … wollte nur sagen, ich habe nichts gegen Sam… ich möchte auch, dass sie lebt. Aber können wir das verantworten?“
Es folgte eine lange Pause und beinahe war die Atmosphäre wie in diesen Science-Fiction-Filmen, in denen man zu der Erkenntnis kommen musste , dass die Geschichte sich so wiederholen muss, wie sie sich seinerzeit zugetragen hatte.
Cals Kopf ruckte hoch: „Zum Teufel. Ja – ich bin Willens diese Bürde zu tragen.“
Die taktische Offizierin nickte, betätigte einen Knopf, der den Kanal wieder öffnen sollte – aber es geschah nichts.
„Was ist da los?“, fragte Cal, wandte sich zu Jill um, die mit den Schultern zuckte, „Ich scanne…“
Dann blickte sie den Captain an: „Sie sind weg, Cal.“
„Weg?“, echote der Offizier, bei dem das Wort wohl deshalb so gut passt, weil Cal allerhöchstens im Off eine Zierde wäre. Die Taktikerin scannte erneut und nickte: „Ja, sie ist offenbar gerade in den Hyperraum gesprungen.“
Und gerade, als Cal Luft holte, um sich aufzuregen, piepste die Konsole erneut.
„Captain“, sagte Jill plötzlich, in einer Förmlichkeit, die anscheinend selbst sie überraschte. Der Captain fokussierte sie: „Ja, was gibt es?“
„Ich empfange gerade einen medizinischen Notruf von der Erde… es ist dein Kommunikator.“
Erneut war der Captain wie unter Strom. Er lief auf die taktische Konsole zu, wandte sich im Laufen zu Gina und sagte: „Scha… ich meine, Gina? Mach die Krankenstation bereit.“
Die angesprochene Ärztin nickte und eilte von der Brücke.


Irgendwie war es beruhigend, dass die Entität nichts von all dem lange genug verspeist hatte, um irgendwelchen Schaden anzurichten. Die Krankenstation sah genau so geleckt aus, wie vorher auch.
Und als Gina Intrupper ihre Wirkungsstätte betrat, sich die Tür mit einem pneumatischen Zischen hinter ihr schloss, war es so, als würde sie, zusammen mit dem Doktorkittel, in den sie gerade schlüpfte, in ihre Rolle als Ärztin schlüpfen. Sie blickte sich um, in verwunderte Augen ihrer Krankenschwestern und – Pfleger.
„Okay, Mädels.“, sagte sie, klatschte in die Hände, „Versuchen wir, mal n bischen Schwung hier rein zu bringen. Wir haben einen medizinischen Notfall.“
Sie betätigte den Kommunikator: „Intrupper an Menacer?“
„Menacer hört?“
„Beschreibe die Art des Notfalls.“
Kurz pausierte die taktische Offizierin, dann räusperte sie sich: „Offenbar eine starke Unterkühlung. Der Kommunikator des Captain ist in einen eiskalten Fluss gefallen und wurde von der Ströhmung ein paar Kilometer landauswärts getragen. Wir beamen Ziva gleich rüber.“
„Verstanden.“, erklärte die Bordärztin, rief die medizinische Datenbank auf, um mehr über die Physiologie der attraktiven Israeli zu erfahren, als der Gesang des Transporters den Teleport einleitete. Und tatsächlich, auf einem Krankenbett materialisierte die komplett durchnässte Gestalt Ziva Davids.

„Verdammt“, fluchte in Nunuvat Special Agent Anthony DiNozzo, „Ich hätte sie auffangen sollen. Ich hätte… ich weiß auch nicht… hinterherspringen müssen oder so.“


Er musste für den Bruchteil einer Millisekunde weggedöst sein. Peinlich mitten im Stehen.
Wo war Ziva? Schnell blickte er sich um, sah sie auf der Brücke stehen, die in diesem Moment nachgab und in sich zusammenkrachte. Leider war Ziva, so leicht und athletisch sie auch war, nicht in der Lage, in der Luft stehen zu bleiben und so folgte sie der Schwerkraft.

Er war immer wieder fasziniert, wie es diese Frau schaffte, sich so zu bewegen, dass sie, im Falle eines Sturzes keine allzu schweren, bleibenden Schäden davontrug – so auch hier. Sie rollte sich zu einem kleinen Ball zusammen und kam auf der zugefrohrenen Obefläche des breiten Flusses unter ihr zu liegen. Tony Herz raste. Ging es ihr gut? War alles in Ordnung?
 „Ziva!“, rief er, „Ziva, bist Du okay?“
Für den Bruchteil einer Millisekunde geschah nichts, dann reckte sie ihre Faust gen Himmel und zeigte den nach Oben gerichteten Daumen.
„Mir geht’s gut, DiNozzo“, rief sie und streckte sich aus, um das Eis nicht punktuell zu beschweren, sondern ihr Körpergewicht zu verteilen.
Ihre braunen Augen suchten die Eisfläche ab, offenbar versuchte sie, irgendwie von dort herunter zu kommen.
Ein kleines Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Ziva, die ehemalige Eiskönigin, auf dem Eis, das war schon irgendwie lustig.

Knack
Tonys Gesichtszüge verrutschten. Was war das für ein Geräusch?
Brach etwa das Eis?
Das hässliche Knacken und Knirschen wurde lauter.
„ZIVA!“, schrie er ihr zu, „BEEIL DICH!“
Und da spürte er, wie ihn jemand von Hinten ergriff und festhielt.
Wut eruptierte in ihm: „Was soll das, lassen Sie mich los!“
Der Schlag, der seinen Hinterkopf traf, kam nicht in der Absicht, die große Dunkelheit zu bringen, sondern ihn mehr oder weniger aufzuwecken. In diesem Moment wusste er, dass es Gibbs war, der ihn festhielt.
„Verdammt, DiNozzo!“, sagte er, „Konzentrier dich!“

Konzentration. Schön und gut, so wunderbar einfach dahergesagt, aber, wenn die eigene Freundin auf dem Eis liegt und selbiges bedrohlich knackt, dann…
Das Knirschen wurde noch lauter. Er warf den Kopf herum, schaute zu ihr, sie fixierte ihn mit diesen haselnussbraunen Augen, er verlor sich in ihnen… bis er die grausige Erkenntnis in ihnen sah.
Ziva war sich sicher, sie würde sterben.

„Gibbs!“, rief sie, „Sucht einen anderen Weg!“
Damit zog sie ihre Waffe, lud sie durch, richtete sie auf das Eis… und drückte ab.
Der Schuss gellte so laut, dass er Tony beinahe taub werden lies und von einem Moment zum nächsten war Ziva verschwunden. An der Stelle, an der sie gelegen hatte, befand sich ein großes Loch.

Gerade jetzt, wo die Erinnerungen hochkamen, merkte er, wie seine Tränendrüsen die Arbeit aufnahmen. Nein – nicht jetzt, nicht hier, nicht so.
Er blickte zu Gibbs, sah in dessen eisblauen Augen einen leichten Anflug von Mitgefühl, als er die Hand nach ihm ausstreckte und sie ihm auf die Schulter legte.
„Komm“, sagte er und klang nicht mehr so befehlsgewohnt wie vorher, „Wir gehen.“

Es war Tony eigentlich inzwischen egal. Die komplette Situation – ob Traceless entkam oder nicht, ob das Raum-Zeit-Kontinuum sich veränderte oder nicht, es interessierte ihn nicht mehr.
Ich habe erneut eine Partnerin verloren.
Dieser Gedanke war da, traf ihn völlig unvorbereitet.
Natürlich blieb es in einer solchen Art von Dienst nicht aus, dass man jemanden verlor, der einem nahe stand und vermutlich stellten sich Polizisten, Feuerwehrleute, Ärztinnen und Ärzte, Soldatinnen und Soldaten – also alle Berufsgruppen, die das Risiko beherbergten, in Ausübung der Pflicht ums Leben zu kommen – regelmäßig die Frage, ob dies nun der Einsatz war, von dem sie nicht mehr zurückkamen und was man ihren Angehörigen wohl sagen würde.

Er musste zugeben, er hatte sich diese Frage selbst nie wirklich gestellt. Wenn es ihn erwischte, erwischte es ihn halt. Es gab genug Situationen, in denen er beinahe ums Leben gekommen wäre, so erinnerte er sich noch sehr deutlich an die Sache mit der Pest, damals.
Aber – jemanden zu verlieren, den man geliebt hatte, das war etwas vollkommen Anderes, selbst, wenn ihm Ziva da widersprechen würde.
Du bist ein Dummkopf, DiNozzo. , hörte er sie und sah vor seinem inneren Auge Zivas Körper aus dem Wasser entsteigen, wie die Göttin Aphrodite persönlich. Der ein oder Andere Leser mag sich jetzt vermutlich fragen, wieso Tony, der bisher nie wirkliches Interesse für Mythen und Legenden gezeigt hatte, die Göttin Aphrodite kennen würde, aber da weiß ich rein zufällig zu berichten, dass Daniel ihm seinerzeit einen kleinen Crashkurs in Gottheiten gegeben hatte. Und das tat er natürlich nur, weil es in die Geschichte passte.
Zivas Vision entstieg dem Wasser, wie ihr Schöpfer sie geschaffen hatte und, wie die Göttin Aphrodite vor der Küste Zyperns, ihre Blöße durch einen Mythenstrauch bedeckte.
Ob die Mythe darüber gemault hatte, und wo Zivas Vision in der kalten Landschaft eben jenen Strauch gefunden hatte, darf sich nun jeder Leser selbst fragen.
Es war ihm egal – sie stand vor ihm, nackt, stolz und schön und gerade, als er ihr zulächelte, verschwand die Figur der Frau, die er liebte, wie ein Schneemann im Tauwetter.
„NEIN!“, schrie er und merkte, wie seine Tränenkanäle wieder die Arbeit aufnahmen.
Er hatte Ziva nicht nur einmal, sondern gleich zwei Mal verloren.

Der entsetzte Schrei drang zu Leroy Jehtro Gibbs Hirn durch. Natürlich hatte er schon etliche Leute verloren. Die diversen Kriegseinsätzen, zu denen man ihn entsandt hatte, waren sichlich nicht damit geendet, dass er mit den meisten seiner Kameraden wiedergekommen war und er fühlte sich jedes Mal schuldig. Er hätte seiner Pflicht besser nachkommen sollen, hätte besser aufpassen müssen – was auch immer, das Schuldgefühl war jedes Mal, wann immer er einen Kameraden verloren hatte, anwesend. Aber niemals war dies so deutlich gewesen wie zu diesen sechs Zeitpunkten in seinem Leben, als er jemand Besonderen verloren hatte.
Kelley und Shannon – wie vermisste er sie, wie war er damals bestrebt gewesen, die beiden zu rächen und was hatte er damals, nachdem er seinen Plan kaltherzig in die Tat umgesetzt hatte, für eine Leere gefühlt.
Caitlynn ‚Kate’ Todd – gefallen durch den verrückten Ari, weil er Gibbs zuerst durch eine emotionale Hölle senden wollte, bevor er ihn umbrachte.
Jenny – gestorben in einem alten Diner, gestorben, wie eine wahre Kämpferin, in dem sie soviele von ihren Angreifern mitgenommen hatte, wie es ihr möglich gewesen war.
Mike – einer der sinnlosesten Tode seiner gesamten Laufbahn. Der Port-to-Port-Killer hatte ihn angegriffen und, ohne dass es eine Konsequenz für sein Leben gehabt hätte, wenn er den ehemaligen Bundesagenten nicht umgebracht hätte, hatte er ihm das Leben genommen.
Und nun Ziva David, die Tochter des Mossadchefs Eli, den mit Gibbs und dessen neuen Chef Leon Vance eine besondere Beziehung verband. Es war nicht wirklich Freundschaft, aber Eli wusste, dass er sich auf die Ehrlichkeit des leitenden Chefermittlers, dieses alten Wolfes, verlassen konnte.
Die Ziva, die er schon seit dem ersten Tag in sein Herz geschlossen hatte und bei der er der Meinung war, dass ein Ausserkraftsetzen seiner Regel, das Zusammenleben sie und Tony betreffend, eine völlige Legitimation erhielt.
Ziva und Tony – ein tolles Paar. Die beiden ergänzten sich und nahmen einander nicht so ernst und hätten das Potential gehabt, eine wunderbare Beziehung zueinander aufbauen zu können.
Und nun das.

Nun der Tod. Anders als Mike, dessen Tod sinnlos war, hatte sie ihren Abgang selbst gewählt. Es war ein Opfertod gewesen, berechnend und eiskalt ausgeführt, mit dem präzisen Ziel, ihren Freund davor zu bewahren, eine Dummheit zu begehen und sich selbst in Gefahr zu bringen. Sie musste schon, als sie auf dem Eis aufgeschlagen war, gewusst haben, dass sie keine Chance haben würde, von dort rechtzeitig zu entfliehen.

Gibbs war Marine gewesen. Den letzten Wunsch eines im sterben liegenden Kameraden zu erfüllen, war eines der ungeschriebenen und dennoch heiligsten Gesetze, die er sich vorstellen konnte. Nichts, nicht einmal der Tod selbst, würde Gibbs davon abhalten, den Wunsch Zivas zu respektieren, eine alternative Route zur anderen Uferseite zu finden und sich zu dem Bürokomplex durchzuschlagen.
Er wollte verdammt sein, wenn sie es nicht schafften.
Und dann die Reaktion von Tony.
Er hatte zuerst einfach ins Leere geblickt und dann eine Art Vision gehabt, denn die Gesichtszüge des Halbitalieners zeigten eine Vielzahl an Emotionen. Von Trauer über Freude bishin zu nackter Panik reichte das Spektrum, die Bandbreite.
Der Marine in Gibbs wusste, dass man sich endlich in Bewegung setzen musste. Wenn Traceless tatsächlich hier war, wenn er in diesem Gebäude auf sie lauerte, dann würde er nun wissen, dass sie hier waren und dann wären sie momentan ein viel zu leichtes Ziel.
Ausserdem mussten sie in das geschütztere Bürogebäude.
Und ehe Gibbs realisierte, was er gerade getan hatte, hatte sich seine Hand in Bewegung gesetzt und seinem Untergebenen eine schallende Ohrfeige versetzt. Im ersten Moment spürte der blauäugige Leitwolf die Schmerzen in seiner eigenen Hand und als zweites eine Art schlechten Gewissens. Nicht so sehr, weil er Tony eine Ohrfeige versetzt hatte, sondern vielmehr, weil es ein Verstoß gegen seine eigene Regel war. Und diese hatte er von Shannon übernommen. Er hatte etwas in den Schmutz gezogen, das seiner ersten, seiner wahren Liebe eigen gewesen war. Es dauerte nur einen Bruchteil einer Millisekunde, bis er sich wieder gefangen hatte, aber in dieser Zeit ging er durch die Hölle. Dann fing er sich wieder, war wieder er selbst, stark, streng, selbstsicher und kontrolliert.

Die grünen Augen DiNozzos tauchten vor ihm auf und er konnte eine starke Verwunderung in ihnen lesen.
„Hast Du mich gerade geohrfeigt?“
„Ja.“, machte Gibbs, einerseits tief verletzt, andererseits froh, dass sie wieder in Aktion fallen konnten und stockte, als DiNozzo ihn plötzlich umarmte.
„Danke, Boss.“, sagte er nur knapp und lies ihn dann wieder los, „Das habe ich gebraucht.“

Das war noch nicht einmal gelogen. Zwar war mörderische Wut in ihm aufgestiegen, als er den Schlag gefühlt hatte, aber dann war die Ratio, der Verstand, wieder in Aktion getreten und er hatte sich daran erinnert, weswegen sie hier waren.
Um Ziva trauern, das konnte, das   musste er auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Jetzt galt es erst einmal, diesen Typen zu finden, der die ganze Sache eingebrockt hatte, wozu sie diesen Fluss überqueren mussten. Die fehlende Brücke war natürlich ein Problem, denn dem ersten Blick nach zu urteilen fand sich keine weitere Überquerungsmöglichkeit.
Es gab nur den Weg, den Ziva genommen hatte und das hieß, sie war nicht nur umsonst gestorben, sondern hatte ihnen die Aufgabe zusätzlich noch unmöglich gemacht.
Eine tiefe, urwüchsige Irrationalität ergriff von DiNozzo Besitz, er musste irgendwas tun, also beugte er sich vor, formte den vor ihm liegenden Schnee zu einem Schneeball und feuerte ihn mit schnellem Schwung und dahintersitzender Kraft über den breiten Fluss.
Gibbs sah zu ihm und nickte anerkennend. Doch Tony sah, dass es nicht ernst gemeint war und hörte den Sarkasmus, der aus den nächsten Worten des Ermittlers troff: „Toll. Wenn Du mich jetzt auch noch rüberwerfen willst…“
„Ich musste meine Wut an irgendwas auslassen.“, stellte der Halbitaliener fest und sah seinen Freund und Chef an, der erneut nickte.
„Versteh ich“, sagte er dann und ließ seinen Blick erneut über das Areal schweifen, ehe er sich zu Tony wandte: „Regel 53. Niemals aufgeben, niemals kapitulieren.“
Der Halbitaliener schaute ihn an, murmelte ein „Jetzt klaut er auch noch aus ‚Galaxy Quest’ und zuckte fragend mit den Schultern. Er hatte nicht einmal den Schatten einer Ahnung, was Gibbs nun wieder meinte, also schaute er sich erneut um, blickte dann zur verfallenen Ruine des Fertigungsbereiches und deutete auf die Fließbänder.
„Sag mal, meinst Du, dass jemand, der hier bei MadCow-Middleton in dieser Eiseskälte arbeitet, mehr Meter geht, als er eigentlich müsste?“
Gibbs schaute ihn aus eisblauen Augen an, und Tony wusste, er hatte mit dieser Vermutung ins Schwarze getroffen.

Sie waren nun schon ein paar Minuten damit beschäftigt gewesen, den Fließbändern zu folgen. Tatsächlich war das Gebäude über eine Art „Wartungsschacht“ mit dem Hauptgebäude verbunden und so fanden sich Tony und Gibbs nach ein paar weiteren Minuten in einer abgrundtiefen Schwärze wieder, die sie durch spontanes Anknipsen ihrer Taschenlampen vertrieben.
„Wie gut, das wir die Dinger mitgenommen haben“, lächelte Tony seinem Chef zu und es war beinahe so, als haben sie den Verlust ihrer guten Freundin für den Bruchteil einer Sekunde vergessen.

Calvin Nathan Cat saß auf einem Stuhl, die Lehne zur Tür der Krankenstation ausgerichtet und betrachtete nachdenklich das schöne Gesicht der Israelin, die gerade unter diversen Decken vor sich hindämmerte. Die Hand des Captain spielte mit dem Insignienkommunikator, der Brosche, die er von der durchnässten Kleidung der Frau geborgen hatte, ehe man ihn herausgeschickt hatte, um sie zu entkleiden und dann unter etlichen Decken zu begraben. Er konnte sich nicht helfen, seufzte und schüttelte den Kopf.
Erneut schaute er zu Ziva: „Es tut mir leid. Es tut mir so leid.“
Dann spürte er eine warme Hand auf seiner Schulter, wandte sich um und sah in die blauen Augen Gina Intruppers.
„Hey“, lächelte sie und schaute ihn dann ernst an: „Cal, du kannst nichts dafür. Es ist nicht deine Schuld.“
„Doch“, erwiderte er mit Grabesstimme, „Ich hätte die drei nicht auf die Mission schicken dürfen, ich hätte sie gar nicht erst in die Sache mit hineinziehen dürfen.“
Sanft ließ die hübsche blonde Ärztin ihre Hand über die Wange ihres Captains gleiten: „Mein Lieber, wenn Du an einer Sache Schuld bist, dann daran, dass Du die Besten an dem Fall haben wolltest. Und das sind die Mitglieder des Major Case Response Teams.“
Dies schien jedoch wenig Erfolg zu zeitigen, denn der Captain sprang auf und schaute sie, mit einem Anflug irrationaler Wut in den Augen, an: „Das ist doch Scheiße! Traceless is irgendwo auf dem Planeten, Gibbs und Tony können momentan auch nicht gefunden werden, weil wir all unsere Kapazitäten für die Suche nach Tracyboy einsetzen, der wieder verschwunden ist, und Ziva ist … tiefgefroren!“
Und gerade, als Gina etwas sagen wollte, krümmte sich der Captain, verzog sein Gesicht und ballte die Fäuste so kräftig, dass die Knöchel weiß hervortraten.
Besorgt trat sie auf ihn zu: „Cal? Alles in Ordnung?“
Der Angesprochene knirschte mit den Zähnen, richtete sich auf und für den Bruchteil einer Sekunde schien es so, als würde ein orangener Glanz von ihm ausgehen.
Schnell griff Gina ihren Tricorder, richtete ihn auf ihren Chef, scannte ihn  und stutzte.
Zeigte das Ding gerade zwei…
Der Bildschirm flackerte und Cal räusperte sich.
„Alles in Ordnung, Gina?“
Kurz blickte die Doktorin verdattert auf, wandte sich dann wieder ihrem Tricorder zu und nickte dann: „Ja… hier war nur gerade eine merkwürdige Anzeige. Nach diesem Tricorder hattest Du für den Bruchteil einer Sekunde zwei Herzen.“
Cal grinste, zuckte mit den Schultern und sagte, sich kurz schneuzend: „Zwei Herzen? Was bin ich denn? Ein Timelord? Womöglich noch der Doctor, was?“
Erneut grinste er, klopfte Gina auf die Schulter und wandte sich zum Gehen.
Verblüfft schaute die Ärztin ihm hinterher. Vermutlich war es einfach nur ein sehr eigener Weg mit Selbstzweifeln und Selbstvorwürfen umzugehen.
Oder er wurde langsam, aber sicher völlig verrückt. Dann müsste sie Maßnahmen ergreifen.

CaptainCalvinCat:
„Es gibt keine größere Quelle der Angst, als eine verschlossene Tür.“, zitierte Tony und er war geneigt, Alfred Hitchcock, der diesen Satz angeblich gesagt haben soll, zuzustimmen. Man wusste nicht, was sich dahinterbefand. Während der Altmeister des Films diesen Satz darauf bezog, dass man hinter verschlossenen Türen wunderbar seinen Mörder in Stellung bringen konnte – sei es Anthony Perkins als Norman Bates in Psycho oder Cary Grant als Johnny Aysgarth in Alfred Hitchcocks „Verdacht“-Verfilmung – konnte DiNozzo hier festhalten, dass es stimmte. Nach allem, was sie bisher erlebt hatten, könnte sich hinter dieser verschlossenen Tür ein schleimiges Alien befinden, Traceless, der sie mit einer Kanone angreifen wollte, die sie in ihre Atome auflöste – der amerikanische Sprachgebrauch verwendet hier gerne den Ausdruck „to blow to Smithereens“, wobei Tony nicht wusste, wo, wer oder was die Smithereens waren. Es könnte auch sein, dass eine gute, altmodische Sprengfalle an die Tür angebracht war.

Und hier zeigte sich, dass Leroy Jethro Gibbs Vollprofi war. Er untersuchte die Tür mit dem Gespür eines trainierten Agenten, klopfte einige male sanft dagegen und öffnete sie dann.
Nichts.

Keine Explosion, die ihr Leben beenden würde – nichts.
Beruhigt schlichen Gibbs und Tony weiter.
Zwar waren die eingeschlagenen Fenster, denen sie unterwegs begegneten sehr freundlich und einladend für die kalte Luft, allerdings war es hier nicht so kalt wie draußen. Dies war ein beruhigender Fortschritt, dem sie allerdings nicht mehr allzulange ausgesetzt waren. Gibbs wandte sich an Tony, plötzlich hörte der Halbitaliener ein singendes Geräusch und alles verschwand um ihn herum.

Es war ein furchtbares Gefühl gewesen, zu wissen , dass man sterben würde, zu wissen , dass kein Ausweg existierte, kein Trick, kein gar nichts. Und Ziva David wusste es. Es war ihr auf elementarste Art und Weise bewusst. Sie lag auf dem Eis, die Kälte biss ihr trotz gefütterter Kleidung in den Körper – und das Knacken und Knirschen von brechendem Eis kam immer näher.
Sie hörte das Kämpfen Tonys um sie, hörte, wie er sich mit Gibbs anlegte, um auf das Eis und sie zuzukommen und hoffte, dass Gibbs ihm bald genug sagen würde, dass dies nicht nur sinnlos, sondern auch dumm war. Sie schaute ihn an, sah, wie er den Kopf herumwarf und sie ansah – und realisierte, dass er ihre Angst sah.
Kurz schloss sie die Augen – es gab keinen anderen Weg.
Oh, sie könnte versuchen, sich  vom Eis zu robben, aber die Kälte hatte ihren Körper so gut wie betäubt.  Sie spürte unter sich das erste Knacken und wusste, dass sie nicht mehr lange auf dem Eis bleiben würde.
Sie holte Luft, hoffte, dass ihre Stimme stark bleiben würde, während sie den Namen ihres Chefs rief: „Sucht einen anderen Weg!“
Es war eigentlich nur logisch gewsen, das zu tun, was sie nun tat. Sie griff nach ihrer Waffe, zog sie und überprüfte, ob sie noch geladen war. Befriedigt und grimmig nickte sie, richtete die Waffe auf das Eis unter ihr und drückte ab.
Ehe sie realisierte, das das Eis gesplittert war, fiel sie schon ins Wasser, wurde nach unten gezogen und versuchte, wieder nach oben zu kommen. Die Kälte biss ihr nun in den kompletten Körper, das Rauschen des Wassers, die Strömung, das alles trug dazu bei, dass sie die Orientierung verlor. Wasser drang in ihre Lungen, sie versuchte, gegen die Panik anzukämpfen, die in ihr aufstieg und hoffte, dass sie ohnmächtig sein möge, bevor ihr die Luft ausginge.
Dann veränderte sich die Umgebung. Erst hörte sie ein Singen, dann sah sie das bekannte Mosaikmuster des Beamens und dann – ehe sie das Bewusstsein verlor, nahm sie die Umgebung der Krankenstation wahr. Dann umfing sie Dunkelheit.
Als sie wieder zu sich kam, war das beißende Gefühl der Kälte fort. Stattdessen umfing sie Wärme, einer Bettdecke gleich. Und als sie sich genauer konzentrierte und ihren Kopf hob – eine Prozedur, die momentan ziemlich schwer war – stellte sie fest, dass man sie in mehrere Decken eingewickelt hatte.
Gleichermaßen wurde ihr gewahr, dass neben ihr eine Person saß. Wer es war, konnte sie momentan noch nicht sagen, aber sie war sich eigentlich sicher, dass es Tony sein musste. Wer würde sie sonst auf der Krankenstation der Dragonfly besuchen?
Die Person bemerkte sie jetzt, beugte sich über sie und nun konnte sie die Gesichtszüge des Captains erkennen.
„Ziva?“, fragte er, hob den Kopf und wandte sich an Personen, die sie noch nicht wahrgenommen hatte, „Hey, Leute, sie ist wach.“
Die attraktive Agentin versuchte den Kopf zu drehen, was ihr nur Millimeter für Millimeter gelang und spürte immer noch die Auswirkungen der Ohnmacht, die sie übermannt hatte. Ein Blinzeln später hatte sich ihr Blick wieder scharfgestellt und sie erkannte Tony, Abby, McGee und Gibbs, die sie besorgt anblickten.
Der Halbitaliener war der Erste, der vortrat, anscheinend nach einem längeren Wortgefecht zwischen ihm und Abby, so wie die Laborgoth ihn anblickte. Aber als die angeschlagene Agentin in die grünen Augen ihres Partners schaute, sah sie, wie krank er vor Sorge um sie gewesen sein musste. Diese Augen, die lebhaft funkeln konnten, in denen der Schalk glitzerte, wirkten leblos und fahl.
„H… hey“, murmelte sie und merkte, wie ihre Stimme noch nicht das vollständige Sprechpotential erreicht hatte. Es war eher ein schlaffes Atmen, dass ihre Kehle hervorbrachte und sie war sich sicher, dass sie ebenfalls nicht unbedingt wie ein Model wirkte.
Sie haben geweint , so realisierte sie, als sie die Augen Tonys, als auch Gibbs betrachtete, Hielten sie mich für tot?
Das mochte eine logische Schlussfolgerung sein, sie selbst war sich sicher gewesen, diese Angelegenheit nicht lebendig zu überstehen.
Kurz räusperte sie sich, schaute Tony wieder an, der gerade versuchte, irgendwas zu sagen, aber offenbar das monumentale Problem hatte, das ihm die Worte fehlten.
Wie so häufig , schoss es ihr durch den Kopf und lächelte, wenngleich es vermutlich eher blass und kraftlos wirkte.
„DiNozzo, du siehst mitgenommen aus.“, krächzte sie, was den gewünschten Erfolg zeitigte. Die Mundwinkel des Anglo-Italieners zuckten verräterisch und in seinen grünen Augen funkelte Amüsement. Sie sah, wie er begann, sich besser zu fühlen und spürte, wie die Wärme durch ihren eigenen Körper pulste.

Calvin Nathan Cat betrachtete diese Versöhnung von einigen Metern Entfernung, mit sichtlicher Erleichterung. Er hatte sich in den Halbschatten zurückgezogen, um diesem Bild der Hoffnung beizuwohnen, mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Wie gut“, dachte er sich, „das wir mit Scotty einen so fähigen Mann auf dem Schiff haben.“
Er wusste nicht, wie der Hühne mit den raspelkurzen Haaren es hinbekommen hatte, dem störrischen Computer beizubringen, dass sie sich nicht darum scherten, dass es nicht empfohlen wurde, einen Suchlauf abzubrechen, vermutlich hatte er einige Male geflucht, gegen den Computer geschlagen und getreten und hatte ihm den Mittelfinger gezeigt – aber wie auch immer der Mann es gemacht hatte – es hatte funktioniert.
Der Captain betätigte seinen Kommunikator: „Cat an Silverbird? Lass den Computer mal weiter nach Traceless suchen. Wir haben Gibbs und Tony auf die Krankenstation gebracht und sie sind wohlauf.“
„Verstanden.“, erklang die angenehme Stimme seiner X.O., seiner Freundin und gerade, als er die Verbindung abbrach, spürte er wieder leichte Schmerzen, die durch seinen Brustkorb jagten.
Er hob seine linke Hand, brachte sie vor seine Augen – zitterte er? Leuchtete er orange?
Dann war alles wieder vorbei und Cal atmete tief durch. Er blickte zu Ziva, die ihn anschaute, nickte ihr zu und wandte sich dann ab.

Die Israeli blickte ihm stirnrunzelnd hinterher. Dann wandte sie sich an Gibbs: „Mit ihm stimmt was nicht.“

Was bewog ihn eigentlich, das zu tun, was er gerade tat? Wieso folgte er diesem Mann gerade durch die Gänge seines eigenen Raumschiffes?
Weil Ziva ihm gesagt hatte, dass sie glaube, dass mit Cal etwas nicht stimme – und auf das Bauchgefühl seiner Mitarbeiter gab er genau so viel, wie auf sein Eigenes. Eine seiner Regeln besagte, dass man Menschen entweder so folgen sollte, dass sie nicht bemerkten, dass sie verfolgt wurden, oder so, dass sie nur den Verfolger, aber niemand anderen bemerkten. Gibbs entschied sich für die erste Auslegung des Regel und machte sich daran, unter optimaler Ausnutzung diverser Versteckmöglichkeiten, dem Captain der Dragonfly zu folgen, denn, wenn er ehrlich war, glaubte er Ziva und hatte bei dem Offizier sowieso ein merkwürdiges Gefühl. Der Captain benahm sich seit ein paar Minuten irgendwie merkwürdig, schien unter Strom zu stehen, so, als habe man seine komplette Persönlichkeit ausgetauscht. Konnte es tatsächlich sein, dass dieser Mann, dem er gerade folgte, jener ominöse Traceless war? Gab es ihn überhaupt?

In den letzten Wochen hatte man zwar intensiv nach Traceless gesucht, ihn aber nicht gefunden. Vielleicht hatte man ihn nicht finden können, - wie auch, wenn der Mann in Wirklichkeit auf der Brücke der Dragonfly war und die Suche nach sich selbst koordinierte?
Hier stimmte wirklich etwas nicht. 
Und gerade, als Gibbs diese Erkenntnis getroffen hatte, zuckte Cal zusammen und bog sich, wie unter Krämpfen, sich den Magen haltend. Sich aufrichtend, ging Cal weiter – zuerst langsam, dann schneller, bis er schließlich rannte. Gibbs reagierte so, wie er es sich selbst innerhalb von Jahren mühevollen Trainings eingeimpft hatte. Er zog seine Pistole, trat aus der Deckung und brüllte: „BUNDESBEAMTER! KEINE BEWEGUNG.“
Der Captain stoppte, wandte sich um und schaute den Mann an, der da gerade seine Waffe auf ihn richtete. Erneut verzog er das Gesicht und krümmte sich. Seine Hände krampften sich zusammen und die Knöchel traten weiß hervor, ehe eine Last von ihm zu fallen schien, denn plötzlich atmete er wieder durch, richtete sich auf und schaute Gibbs an: „Entschuldigung, ich… ich glaube ich… ich müsste mal.“
Damit deutete er auf die Tür neben sich: „Wenn ich… also, ich möchte nicht unbedingt, dass an Bord meines Schiffes ein Malheur passiert.“
Die Waffe immer noch erhoben, schaute Gibbs den Captain über den Lauf der Pistole an, gab ihm durch ein leichtes Kopfnicken zu verstehen, dass er ihm die Chance geben würde, sich zu erleichtern, aber dass er, wenn Cal Dummheiten machen würde, nicht zögern würde, abzudrücken. Dankbarkeit schien in den Augen des Offiziers aufzuflackern, er wandte sich zur Tür und betrat das, was offenbar eine öffentliche Toilette war.

Gina Intruppers Mantel wehte, als sie schnellen Schrittes die Brücke betrat, hinter ihr her, wie das Cape einer Superheldin. Sie trat auf Agatha zu, blickte zu ihr und nahm Haltung an.
Agatha, die gerade in der Lektüre der Kurzgeschichte „Gibt es ein Leben nach der Todesanzeige“ von Ephraim Kishon gesteckt hatte, legte das PADD zur Seite und blickte die drahtige Ärztin mit unverhohlener Neugierde an. Die XO wusste, dass nun der Satz von ihr erwartet wurde, der an diesen Stellen immer kam: „Steh bequem.“
Diesem Befehl kam die hübsche Ärztin bereitwillig nach, blickte kurz auf den Platz, auf dem Cal sonst immer saß, ehe sie Platz nahm und die langen Beine übereinanderschlug.
„Was liest Du?“, fragte Gina – Agatha ahnte jedoch, dass diese Frage lediglich eine Floskel war. Nichtdestotrotz antwortete sie, nahm sich das PADD wieder hervor und las eine besonders amüsante Stelle aus der Kurzgeschichte des Satirikers und Humoristen vor.
Sie schaute die italienische Ärztin an und war sich sicher, dass in ihren Augen so etwas wie Neugierde zu sehen sein würde, als sie fragte: „Was meinst Du, was würde wohl uns Ziva dazu sagen?“
„Keine Ahnung“, zuckte die chief medical officer (CMO) mit den Schultern und erwiderte ihren Blick. Agatha erkannte, dass in diesen verzaubernden, blauen Augen viel Sorge funkelte. Sie legte das PADD beiseite, runzelte die Stirn und deutete auf das Büro des Captains: „Ich nehme an, du möchtest etwas Berufliches mit mir besprechen?“
Noch bevor die Ärztin genickt hatte, machte Agatha eine Geste, das sie bitte vorgehen möge.

Das Büro Cals war nicht wirklich dekoriert. Zwar handelte es sich um ein Schiff der Intrepid-Klasse und besaß somit die entsprechenden Raumkonfigurationen, die dem geneigten Voyager-Fan geläufig sind, allerdings konnte man nicht behaupten, dass der Captain dem Thema „Innenausstattung“ viel Bedeutung beimaß. Man fand – neben den üblichen Polstermöbeln, einem Schreibtisch und zwei Stühlen,  zwei künstliche Pflanzen, ein schönes, gebundenes Buch mit einem Umschlag, der aus rotem Samt bestand, und in den eine Art Medallion eingelassen war, das zwei Schlangen zeigte, die einander in den Schwanz bissen und – wo wir gerade bei Schlangen sind – ein Terrarium mit zwei ausgewachsenen und einer Baby-Schlange. Als die Tür zischend aufglitt, schien selbige Baby-Schlange es nicht einmal einer Erwähnung wert. Sie hob kurz den Kopf, züngelte, und ließ ihn dann wieder sinken.

Ginas Mantel flatterte immer noch wie das Cape Supergirls, als sie den Raum betrat und sich zu der ihr folgenden Agatha umwandte. Diese schaute sie kurz amüsiert an, legte dann fragend den Kopf schief.
Doktor Intrupper stemmte die Hände in die Hüften, bemerkte, dass dies ihr Superheldenimage noch mehr zementieren würde und lies sie sinken.“
„Agatha“, setzte sie an, „ich…“
„Ja?“, fragte die XO und ging zum Replikator: „Computer, einen Raktajino, doppelt schwarz, doppelt stark, doppelt süß.“
Es piepste, und das bestellte Getränk erschien im Ausgabefach.
Schlechte Gastgeberin! , schoss es ihr durch den Kopf und sie schaute zu Gina: „Sorry… möchtest Du auch was?“
Die CMO schüttelte den Kopf: „Nein, muss nicht sein. Ich bin sowieso ein wenig konfus.“
Nickend setzte sich die XO auf die Couch, schlug ihre Beine übereinander und trank einen Schluck, ehe sie die Tasse auf den Tisch stellte. Dann schaute sie ihre CMO an: „Was bedrückt dich?“
„Ich weiß es noch nicht einmal.“, erklärte Gina, trat näher und ließ sich auf der Couch nieder, wobei sie ihre Beine ausstreckte, „Ich… es ist so. Cal hatte gerade eine Art Anfall – einen Krampf oder so.“
Agatha merkte, wie ihr Herz schneller schlug und sie wandte ihren Kopf so heftig zu Gina herum, dass ihr Nacken sich anscheinend beschweren wollte und ihr Schmerzimpulse sandte.
„Au!“; machte sie kurz, schaute die Ärztin dann an und fragte: „Eine Art Anfall?“
Gina nickte bestätigend: „Ja – er … er krümmte sich vor Schmerzen, schien dann orange zu glühen und …“
Sie machte eine Pause, schaute der XO in die Augen und atmete durch: „Agatha, ich habe ihn gescannt. Er hatte für den Bruchteil einer Sekunde zwei Herzen.“

Die Tür der öffentlichen Toilette blieb für eine Weile geschlossen, aber Gibbs konnte aus ihr Schmerzensschreie hören. Und wenn man bedachte, dass diese Türen dazu gedacht waren, schallisoliert zu sein, mussten die Schreie, die auf der Toilette abgegeben wurden, verdammt laut sein.
Gibbs hatte dem Captain einige Minuten gegeben, um sich zu fangen, aber er schien immer noch Schmerzen zu haben. Vorsichtig trat der Agent näher, die Tür glitt auf und er stockte.
Was hatte er eigentlich erwartet?
Natürlich das, was man sich allgemeinhin unter einer Öffentlichen Toilette vorstellte – unter anderem katastrophale hygienische Zustände. Aber dieser Raum war sauber. Und nicht nur sauber, es würde Gibbs sogar nicht überraschen, wenn dieses öffentliche Klosett keimfrei wäre.
Der Schrei, der aus der hintersten Kabine kam, war laut und schmerzerfüllt. Gibbs fuhr herum, seine Waffe schussbereit gemacht und bereit, im Zweifelsfall abzudrücken. Er stockte abermals, als er sehen konnte, wie unter der Türrille orangenes Licht pulste. Und jedes mal, wenn Cal schrie, wurde das organene Leuchten immer greller, bis es sogar nach Gelb changierte.
Und dann eruptierte eine ungeheure Energie aus der letzten Kabine. Die Schreie Cals wurden lauter und lauter, bis sie nicht mehr nach der Stimme des Captain klangen. Gibbs trat näher, hämmerte an die Tür: „Cat, sind Sie in Ordnung?“
Täuschte es ihn, oder klang der Captain wirklich anders? Jünger, vitaler?
„Ja, mir geht es gut.“, antwortete er, ehe sich die Tür öffnete und der verschwitzte Kopf Captain Calvin Cats aus der Kabine lugte: „Könnten Sie mich eventuell entschuldigen? Ich… ich glaube, ich hab das Chilli nicht vertragen.“
Das war eine so offensichtliche Lüge, dass Gibbs sich fragte, ob er ihn darauf ansprechen sollte, aber als der Captain die Tür schloss, schüttelte der Chefermittler den Kopf. Der Captain war einfach merkwürdig, daran würde sich vermutlich nie etwas ändern.

Gina verengte ihre Augen zu Schlitzen. Gerade hatte Agatha viel zu offensichtlich versucht, die Theorie, dass Cal kurzzeitig zwei Herzen hatte, als „Irrtum der Technik“ abzutun. Eigentlich war sie sogar geneigt, dies zu glauben, das Problem an der Sache war, dass sie danach etliche Tests mit genau diesem Tricorder durchgeführt hatte und dieses Messgerät einfach mit Spitzeneffiziens operierte. Das heißt – es konnte kein Messfehler sein, kein Irrtum. Und wenn man bedachte, was ihnen alles passiert war, wäre ein kurzzeitig auftretendes doppeltes Herz nicht gerade etwas, was sie mit größter Vorsicht beäugen müssten.
Normalerweise hätte sie es Agatha berichtet, die hübsche XO beruhigt und ihr gesagt, dass sich alles wieder finden würde, aber der Fakt, dass ihre beste Freundin viel zu offensichtlich versucht hatte, das ganze abzuwiegeln, machte sie neugierig.
Was wusste Agatha, was Gina über ihren ehemaligen Freund nicht wusste?
Sie schaute die XO an: „Einen Messfehler kann ich zu 90 Prozent ausschließen.“
„Versuch, hundert draus zu machen.“, entgegnete Agatha, was Gina ein leichtes Stirnrunzeln entlockte: „100 %? Wie soll das gehen?“
Die schöne Rothaarige lächelte, lehnte sich zurück und schaute ihre Freundin und Ärztin an: „Klar geht das nicht. Aber, du kannst nicht…“
„Ich weiß, was ich gesehen habe. Mein Exfreund – dein Freund – hat orange geleuchtet und…“, setzte Gina an, als die Stimme des Chefingenieurs, aus dem Kommunikator kommend, unterbrach, „Middlegate an Silverbird?“
Irgendwie schien Agatha froh über diese Ablenkung zu sein, betätigte ihren Kommunikator und beantwortete den Ruf.
Was war mit der XO los? Wieso war sie so … Gina konnte es noch nicht einmal sagen, was ihr an dem Verhalten merkwürdig vorkam – doch dieser unbekannte Faktor störte sie.
Dann hörte sie die Stimme Scottys: „Irgendetwas stört unseren Antrieb. Ich habe mich schon mit Jill kurzgeschlossen – es ist eine Art Strahlung, die aus der hintersten Kabine der öffentlichen Toilette Epsilon gedrungen ist. Sie tauchte eruptionsartig auf und ist nun wieder verschwunden.“
„Verstanden.“, sagte die XO und betrat die Brücke.
Gina blickte ihr verdattert hinterher – was war da wieder passiert?

Gibbs schloss die Tür hinter sich, öffnete den Reißverschluss seiner Hose hörbar und schloss ihn dann wieder leise.
„Entschuldigung“, sagte er so, dass der in der Kabine neben ihm sitzende Cal ihn hörte.
Die Stimme des Offiziers klang ein wenig angespannt, denn das orangene Leuchten, das Gibbs wieder sah, wurde wieder stärker: „Wenn Sie nicht sterben wollen, Gibbs, gehen Sie. Gehen Sie und versuchen Sie, soviel Platz wie Möglich zwischen sich und mich zu bringen.“
„Warum?“, fragte der leitende Chefermittler und sie schien ihm richtig, weil angemessen.
Der Mann in der anderen Kabine knirschte hörbar mit den Zähnen: „Ich… ich kann es ihnen nicht erklären, es ist… viel zu … kom… pliziert.“
„Ich bleibe hier!“; erklärte Gibbs entschieden und die Stimme des Captains überschlug sich: „Wenn Sie hier wie Murtaugh sterben wollen, bitte!“
Und dann eruptierte die Energie wieder, dieses mal noch gewaltiger, so stark, dass die Trennwand zwischen der Kabine des Captains und der Kabine Gibbs von einem Strom aus grell-oranger Energie durchschlagen wurde.
Erneut schrie der Captain, dann hörte es auf.
Aus der Kabine, in der sich Cal verbarrikadiert hatte, hörte er das Geräusch eines fallenden Körpers, spähte unter der Trennwand hindurch und sah in das Gesicht eines anderen Mannes.
Und gerade, als er etwas tun wollte, öffnete der Andere die Augen, wurde von einer unsichtbaren Macht angehoben und dematerialisierte mit ihr.
Dann klopfte es an der Tür, die seine Kabine abschloss, Gibbs öffnete und schaute in das verblüffte Gesicht des Captain.
„Was machen Sie hier?“, fragte er und Gibbs runzelte die Stirn: „Wie, was mache ich hier? Sie waren doch gerade in dieser anderen Kabine?“
Der Captain rollte mit den Augen: „Hat sich Traceless wieder für mich ausgegeben?“
„Das würde auch erklären, dass er plötzlich wie jemand Anders aussieht.“, nickte Gibbs, ehe er ihn ansah: „Aber was war das denn für eine grell-orange Energie, die er abgab?“
Kurz ihn anschauend, wandte sich Cal dann ab, richtete seine Uniform, von der Gibbs erst jetzt bemerkte, dass er sie offenbar gewechselt hatte und schaute den leitenden Chefermittler durch den Spiegel an: „Jedes Mal, wenn Traceless sich verwandelt, wird eine ungeheure Menge an Energie frei. Die Metamorphose, die er normalerweise durchlebt, dieses Schmelzen, das wir auch von den Gründern kennen, hängt damit zusammen, dass er …“
Er stockte, als er den genervten Blick seines Gegenübers wahrnahm.
„Okay – knapp gesagt: Manchmal schmilzt er, besonders wenn er angeschossen wurde, aber er kann auch anders. Besonders, wenn er lange Zeit nicht metamorphiert hat. Er kann zwischendurch nicht stehen bleiben, also muss er andere Formen, Gesichter oder sonst was annehmen. Wenn er es nicht macht, wird er … instabil. Und dann passiert sowas.“
„Ich verstehe.“, nickte Gibbs und schaute den Captain durch den Spiegel an: „Und wer sagt mir, dass Sie Sie sind?“
Der Mann zuckte mit den Schultern: „Und was meinen Sie, was sich dann gerade auf dem Klo verwandelt hat? Cal? Meinen Sie, ich metamorphiere jetzt auch vor mich hin?“
„Captain?“, knurrte Gibbs und zog seine Pistole.
Kurz auf den Lauf der Waffe schielend, schluckte der Captain, legte eine Hand sanft auf die Waffe und ballte die Andere zur Faust, um sie in das Spiegelbild zu treiben. Rotes Blut tropfte von der Wunde und vom Spiegel in das Waschbecken.
„Au!“, machte der Offizier, bewegte probehalber seine Hand und schaute zu Gibbs: „Sind Sie nun zufrieden?“
Der Special Agent nickte.

Mit verbundener Hand und einer etwas mißmutigen Miene saß Cal im Besprechungsraum der Dragonfly, zusammen mit Gibbs, Ziva, Tony, Agatha und Gina.
„Ich find es eigentlich fast schon ein wenig beleidigend, dass Ihr mich nicht von Traceless unterscheiden konntet.“, grinste der Captain amüsiert, was ein unterdrücktes Seufzen von Agatha und ein Augenrollen von Ziva als Erfolg zeitigte. Offenbar bemerkend, was für einen Bock er da geschossen hatte, legte der Offizier eine Hand auf die Agathas, um ihr sanft zuzulächeln: „Aber ich bin sicher, du hast dein Bestes gegeben, mein Rotschopf.“
Die XO schaute ihn mit einer Mischung aus Amüsement und Genervtheit an: „Jaja, du mich auch.“
Dann wandte sie sich an das Major Case Response Team: „Und was habt Ihr herausgefunden?“
McGee räusperte sich und stand auf: „Dort, wo ihr Tony, Ziva und den Boss abgesetzt hattet, bevor das alles passierte, befand sich eine Zweigstelle der Firma „Mad Cow Middleton Inc“. Ich habe mal einige Erkundigungen eingezogen. „Mad Cow Middleton“ war ein Katzenfutterhersteller, dessen Hauptsitz in Washington D.C. hatte, bevor er im Zuge der Bankenkrise insolvent wurde. Interessant ist hierbei, dass die Middleton Inc. nicht nur in Katzenfutter machte. Ich habe die Aktivitäten der Firma bis in die frühen Achtziger zurückverfolgen können, damals noch unter der Leitung der beiden Geschäftsführer Walter Harriman und Peter Sell. Ihre erste Firma, Harriman und Sell, verkaufte Sport-Utensilien, wobei sie mit der sogenannten „Lurzer K.G.“ zu Lurzer, Harriman und Sell fusionierten…“
„Wirklich rasend interessant.“, meldete sich Tony zu Wort, ehe er sich an Gibbs wandte, „Ich habe währenddessen mal meine Kontakte zum Washington P.D. spielen lassen. Das wirklich Interessante ist, dass in D.C. vor dem Firmenhauptquartier von „Mad Cow – Middleton Incorporated“ zwei Fahrzeuge stehen, deren Halter vermisst sind. Ein Jeep Cherokee, der auf einen Franz Meyer zugelassen ist und ein Polizeiwagen, der für einen Dave Speed zur Verfügung gestellt wurde.“
„Klingt auf jeden Fall nach einer Spur, der man nachgehen könnte.“, meinte Ziva und Cal nickte: „Klar – aber dieses mal gehen wir keine Risiken ein. Ich schicke euch ein komplettes Team mit, ausgestattet mit Phasergewehren vom Typ Drei – zu Deutsch: Die richtig dicken Dinger. Und Agatha, Gina und ich kommen auch mit. Wenn Traceless da ist, brenne ich darauf, ihm eine Revange zu geben.“

Gibbs saß im Besprechungsraum und starrte auf die gestirnte Unendlichkeit, die sich jenseits dieses Fensters erstreckte. Es war erschreckend, wenn man bedachte, was sich dort alles abspielen konnte – und man hatte nicht den Hauch einer Ahnung. Wer weiß, was sich jenseits der Kontrollmöglichkeiten des Planeten Erde so abspielte? Wer weiß, wer dort Krieg führen mochte oder sich daran machte, mit einer anderen Rasse zu verbünden? Und wer weiß, als was diese Lebensformen die Menschen ansahen? Alliierte? Partner? Nahrung?
Vermutlich würde er nie erfahren, was dort alles passierte und wenn er ehrlich war, war er darüber ganz froh. Zumal es wesentlich wichtigere Sachen gab, die nach Aufmerksamkeit schrien. Der entflohene Traceless zum Beispiel.

Der Captain dieses Raumschiffs hatte es sich in seinen Kopf gesetzt, den Gangster selbst jagen zu wollen und weder die Ermahungen seiner Freundin, noch die, die sein Team ausgesprochen hatten, schienen irgendwelchen Erfolg zu zeitigen.
Eigentlich konnte der SpecialAgent den Captain verstehen. Damals, als er selbst in der Situation gewesen war, sich an dem Waffenhändler zu rächen, hatte er nicht einmal gezögert. Und nun wollte er Cal sagen, dass er dieses ureigenste Bedürfnis, Rache an der Person, die ihn in diese Situation gebracht hatte, zu nehmen? Kein Stück. Schon gar nicht, wenn der Verbrecher für den Mord an Captain Stone verantwortlich zeichnete. Gut, eigentlich sollte er den Captain eher dazu ermutigen, sich gar nicht erst solchen Rachephantasien herzugeben und er würde ihn im entsprechenden Moment auch aufhalten, allerdings sahen 12 Augen bekanntlich mehr als nur Sechs.

Mit einem pneumatischen Zischen glitt die Tür zum Besprechungsraum auf und nicht nur Cal, Agatha und Gina betraten die Örtlichkeit, sondern auch Sebastian ‚Scotty’ Middlegate und  ihm total unbekannte Personen, die zwar älter als die anwesenden Führungsoffiziere wirkten, dennoch – wie sich Gibbs durch einen Blick vergewissern konnte – waren sie im Rang unter den Jüngeren.

Tim McGee schaute verblüfft auf und stieß Ziva in die Seite: „Das… Das ist doch…“
Die hübsche Israeli reagierte, in dem sie ihn erst verwundert-wütend anblickte und dann zu den Typen herüberschaute. Dann zuckte sie mit den Schultern: „Keine Ahnung. Kennt man die?“
„Hey“, sagte McGee, „Du hast … hast Du nie Elite-Force gespielt? Das ist Fähnrich Munroe vom Hazard-Team!“
Einer der vier räusperte sich, deutete auf seine Rangpins und korrigierte, mit einem freundlichen Lächeln: „Lieutenant Munroe. Aber der Rest stimmt.“
Der Computer-Experte schaute den Captain verblüfft an: „Wieso haben Sie das Hazard-Team an Bord?“

Diese Frage lies den Captain schmunzeln. Ja, wie war das passiert?
Diese Menschen waren die Einzigen, die nicht in der damaligen Klassengemeinschaft Cals waren. Einige hatte man ihm zugeteilt, andere hatte er selbst ausgewählt.
So hatte er beispielsweise darauf bestanden, den Bolianer Chell, die Menschenfrau Telsia Murphy, die Betazoidin Juliet Jurot und Alexander Munro an Bord zu haben - diese Offiziere hatten als Hazard Team an Bord der Voyager gedient, ebenfalls während einer Krise, an Bord der Enterprise Dienst getan.
Gut, eigentlich hatte er nicht die große Wahl gehabt - Telsia, Jurot und Chell waren ihm laut Akte sehr kompetent erschienen, ebenso Alexander Munro und da er Telsia unbedingt an Bord haben wollte, hatte sich Munro, der mit ihr in einer festen Beziehung befand, ebenfalls um eine Versetzung gebeten.
Es hatte ein langes Hin und Her gegeben, als sich Cal mit Picard unterhielt, aber letztenendes hatte der Captain der Enterprise gelächelt und ihm, mit leicht französischem Akzent gesagt, das er die beiden haben könne, und hatte ihm dann ‘bonne chance’ gewünscht, was ‘viel Glück’ auf Französisch bedeutete.
Der Zwischenfall bei Vektor Sigma kam Cal dabei zu Gute. Damals war ihnen Q erschienen, hatte die Crew der Dragonfly in Kindergartenkinderkörper auf der Erde gesteckt und zugesehen, was passierte. Dieser Zwischenfall erbrachte Cal und seiner Crew nach der Erfolgreichen Lösung die Reputation, sich ebenfalls mit Q herumschlagen zu können. Dies ließ ihn wieder in Kontakt mit diversen Crewmitgliedern der Enterprise, der Station Deep Space Nine und der Voyager treten, die alle diverse Erfahrungen hatten und begierig darauf waren, sie auszutauschen.
Dieser Zwischenfall war es offenbar gewesen, der dem Captain die Chance gegeben hatte, die Eliteeinheit zu bekommen.
Das die Anwesenheit dieses Teams nur aufgrund puren Zufalls passiert war, mussten die NCIS-Mitarbeiter natürlich nicht unbedingt erfahren, also räusperte sich der Captain und schaute zu Munroe, der ihm lächelnd zunickte und sich dann an McGee wandte: „Captain Cat hat uns angefordert und wir wurden hierher versetzt. So einfach ist das.“

„Ah!“, machte der Computerexperte und schüttelte innerlich den Kopf. Das Hazard-Team… hier. Wie oft hatte er die Nächte zum Tage gemacht, weil er diese verdammte Mission auf dem Alienschiff oder auf der Scavenger-Basis nicht geknackt hatte. Wie häufig hatte er geflucht und wie häufig hatte er nur noch die Ausflucht in den Cheatcode gewusst?
Und nun sprach er mit diesen Charakteren mano-a-mano.
Das war doch einfach nur verrückt, oder?

Das Räuspern Cals lies den Computergeek aus seinen Gedanken fahren und er schaute ihn an.
Luft holend schaute der Offizier in die Runde.
„Gentlemen und Ladies“, setzte er an, stand dann auf und ging zu dem Bildschirm herüber, über den sich in der Sendung der Doktor hin und wieder gemeldet hatte, betätigte mehrere Tasten und deutete auf das nun auftauchende Bild eines Firmengeländes.
„Dies hier ist Mad Cow Middleton Inc.“, erklärte der Offizier und deutete der Reihe nach auf verschiedene Gebäudeteile: „Wie Ihr alle sehen könnt, besteht die Firma aus vier separaten Gebäuden, von denen drei – nämlich das Hauptgebäude, mit den Büros, die Fertigungs- und die Lagerhalle untereinander verbunden sind. Das Parkhaus ist das vierte Gebäude.“
Während Cal die unterschiedlichen Bauten aufgezählt und bezeichnet hatte, leuchteten sie auf dem Bildschirm kurz rot auf. Der Offizier räusperte sich, blickte mit ernstem Blick in die Runde und fuhr fort: „Wir haben allen Grund zur Annahme, dass sich der Verbrecher Traceless hier aufhalten könnte – wir wissen es aber noch nicht genau. Diese Mission, bei der ich Euch alle benötige, wird eine Aufklärungsmission sein – sollte es zu Feindauseinandersetzungen kommen, ist die Benutzung betäubender oder tödlicher Gewalt nicht mit Strafen sanktioniert. Ich würde es jedoch bevorzugen, wenn Ihr eure Phasergewehre aus Betäuben gestellt belassen würdet.“
Erneut räusperte er sich, deutete zu Agatha und nickte ihr zu. Die hübsche Rothaarige erhob sich anmutig und blickte in die Runde: „Da der Captain den Wunsch verspürt, sich ebenfalls in diese Sache zu stürzen, wird das erste Team aus mir, Doktor Intrupper, Agent David und Captain Cat bestehen. Im Funkverkehr sind wir als Team Rot zu bezeichnen.“
Sie machte eine Pause und schaute zu Gibbs herüber: „Sie, Special Agent Gibbs, werden Team Blau leiten. Es besteht aus Ihnen, den Agents McGee und DiNozzo, sowie unserem Chefingenieur, Lieutenant Middlegate.“
Damit schaute sie zu Munroe herüber, der nickte, aufstand und seine Teamkameraden anschaute: „Wir werden Team Gelb und Grün sein. Chell, Sie und Telsia werden mit mir in Team Gelb sein, während Odell, Jurot und Chang die Rolle des Teams Grün übernehmen.“
Auf dem Bildschirm begannen, unterschiedliche Positionsmarkierungen in den genannten Farben zu leuchten. Munroe nutzte dies und trat an den Bildschirm heran.
„Dies“, sagte er und deutete auf die Punkte, „Sind unsere Extraktionspunkte. Das Team Rot wird im Norden des Gebäudes auftauchen, Team Blau ‚schräg gegenüber’, also hinter dem Lager. Team Gelb materialisiert hinter dem Hauptgebäude, während Team Grün hinter dem Parkhaus erscheinen wird.“
Damit setzte er sich wieder, schaute noch einmal in die Runde, ehe er sagte: „Und vorsicht. Wir haben das Gelände zwar gescannt, aber es könnten sich immer einige unliebsame Überraschungen dort befinden.“
„Das Ziel der ganzen Sache“, setzte Agatha fort, „ist es, herauszufinden, ob unser Freund und Kupferstecher dort ist. Wenn ja, versuchen wir, ihn zu betäuben und zu verhaften, sollte er euch in eine Situation bringen, in der ihr zwischen dem Leben eines Teammitglieds oder Traceless zu wählen habt, seid ihr authorisiert, ihn mit allen möglichen Mitteln auszuschalten, solange es nicht bedeutet, dass ihr euer Teammitglied erschießen müsst.“

Gibbs merkte, wie sein Herz schneller schlug. Es war eine ganz einfache Aufklärungsmission, aber die Problematik, die mit einem Formwandler einherging, war im deutlich. Von daher konnte er verstehen, dass Agatha so auf das Offensichtliche hinwies. Dennoch kam er sich gerade vor, wie ein Schuljunge. Vielleicht lag es daran, dass er es im Vergleich zu der Technik, die zum Einsatz kam, ein wenig war. Auch die Benutzung des Phaserkompressionsgewehres war ihnen geläufig, daher erachtete der Special Agent die minutiöse Einführung, die der Captain zelebrierte, für – gelinde gesagt – sinnlos, schließlich hatten sie darüber schon einmal gesprochen. Aber, er würde ihn nicht darauf hinweisen, zumindest nicht vor den Untergebenen des Offizieres – zwar war es nicht so, als wäre der Captain tatsächlich eine Person höheren Ranges und man könnte eben jenen höheren Rang beschädigen, in dem man ihn vor versammelter Mannschaft auf Fehler hinwies, aber ein wenig Freundlichkeit dem Offizier gegenüber konnte nicht schaden.

Zumal gerade in diesem Moment Agatha den Captain auf das Offensichtliche hinwies.
„Cal“, sagte sie, „Darüber haben wir schon gesprochen.“
Die Gesichtszüge des Offiziers verrutschten, er schaute sie fragend an, legte den Kopf in den Nacken, schien zu überlegen und schnippte dann mit den Fingern: „Natürlich, tschuldigung.“
Damit wippte er auf den Füßen auf und ab, was bei Gibbs das Gefühl verursachte, als habe er Abbys Caf-Pow-Vorräte in einem Schluck ausgetrunken.
Und dann schauten die braunen Augen des Captain ihn an und er konnte den Willen, sich zu beweisen in ihnen feststellen. Na wunderbar.
Gibbs richtete sich auf, schaute in die Runde und als er sprach, war es gar nicht notwendig, seine Stimme zu erheben. „Wann genau werden wir aufbrechen?“
Es war eine ganz einfache Frage  - doch diese Frage genügte, um ein komplettes Chaos starten zu lassen. Der Captain warf einen Blick auf den Bildschirm, auf dem eine Uhr sichtbar war und nickte nur: „Jetzt.“
Und automatisch setzten sich alle in Bewegung.

Sie hätte nie gedacht, dass der Transporterraum einmal überfüllt aussehen könne, aber Ziva David wurde eines Besseren belehrt. Dabei befanden sich maximal 16 Personen im Raum – 17, wenn man den Transporterchief mitzählte. Und wie sie so an das Wort „Transporterchief“ dachte, war sie selbst von sich erstaunt. Wie schnell sie diese für sie eigentlich komplett bedeutungs- und sinnlosen Wörter einem Nutzen zuführen konnte, war verblüffend.
Das Gewehr lag temperaturneutral in ihrer Hand und war faszinierend leicht. Sie schätzte, es würde nicht mehr als zwei bis vier Kilo wiegen, was im Kampfeinsatz durchaus praktisch war.  Das M 240, von dem Gibbs erzählt hatte, das man es im amerikanischen Militär verwendete, wog 10,85 Kilo und im Vergleich zu dem eher stromlinienförmigeren Starfleetpendant war das Militärgewehr eher sperrig.
Die braunen Augen der Israeli fokussierten die Umgebung. Kurz machte sie eine Zielübung, visierte den Captain an, der dies bemerkte und grinsend die Hände hob: „Hey, Ziva, du könntest damit jemandem ein Auge ausschießen.“
Sie ließ das Gewehr sinken und legte den Kopf schief: „Und wenn ich jetzt Traceless gewesen wäre?“
„Dann hättest Du mich hier über den Haufen geknallt, wärest von 15 anderen Personen gleichzeitig anvisiert und von mindestens der Hälfte von ihnen mit Phaserstrahlen ins Reich der Träume geschickt worden.“, schmunzelte Agatha und schaute sie an: „So schnell kommt nicht mal Traceless aus der Falle..
„Aber es ist eine gute Idee, vorsichtig zu sein.“, meinte Gina von ihrer Position her, ehe sie in die versammelte Runde schaute und mit den Schultern zuckte: „Wir sollten auf jeden Fall dafür sorgen, dass wir uns im Zweifelsfall identifizieren können.“
Ziva rollte innerlich mit den Augen. Daran hatte wirklich keiner gedacht? Sie wandte sich an Gibbs, der ihr wie ein ruhender Pol vorkam und sich in diesem Moment räusperte: „Passwörter, Captain?“
Ja, das was typisch Gibbs. Effizient, wortkarg, immer im Einsatz und allen mindestens einen halben Sprung voraus. Ziva stutzte. Sagte man jetzt Sprung? Oder Schritt?
Es war eigentlich nicht zu fassen, dass sie sich immer noch mit einigen dieser verdammten Idiome schwertat. Das Problem war, dass sich die Sprache so schnell veränderte, dass man da gar nicht mitkam. Sagte man noch „geil“, beziehungsweise „porno“? Ihr fiel da eine reizende Kurzgeschichte ein, die irgendein deutscher Kabarettist geschrieben hatte. Sie hieß „Über Porno“ und die Quintessenz der Story war das, was sie gerade schon festgestellt hatte – manchmal kommt man echt nicht mehr hinterher.
Eine sanfte Berührung riss sie aus ihrer Überlegung. Sie sah in kristallgrüne Augen und wusste, wem sie gehörten. Als sie dann die Lippen des Halbitalieners auf den ihren spürte und das gehauchte „Ich wünsche dir viel Glück“ könnte sie nicht anders, als lächeln. Tony hatte halt ein Gespür für – nennen wir es mal : effektreiche – Auftritte und schämte sich derer auch so gut wie fast nie.
„Pass auf dich auf.“, hauchte sie gegen sein Ohr, fuhr ihm sanft über dieses markante Kinn und zwinkerte ihm zu: „Ich mach das selbe.“
Hinter ihr räusperte sich jemand. Sie fuhr herum und sah in die nussbraunen Augen des Captains.
Er lächelte: „Ich will eure traute Zweisamkeit ja nicht stören, aber – wir müssen.“
Damit legte er ihr eine Hand auf die Schulter und sie spürte einen leichten Schock und hörte ein leichtes Knistern, wie nach einem elektrischen Schlag. Es war, als stünde Cals Körper unter immenser Spannung.
Sie schaute ihn an, er erwiderte ihren Blick und zwinkerte ihr zu: „Wird schon gut gehen.“
Dann wandte er sich an Tony: „Keine Sorge, ich bring deine Freundin wohlbehalten zurück.“
„Das hoffe ich für dich.“, sagte der Halbitaliener und Ziva spürte, dass dieser leicht spaßige Ton, den er angeschlagen hatte, keineswegs nur Spaß war.
Sie konnte nicht anders, als den Kopf zu schütteln, wenn auch nur innerlich. Warum wurde bei Männern eigentlich jeder Satz zu einer Art sprachlichem – verdammt, wie hieß das Wort? – Rutenvergleich? 
Ziva konnte sich ihrer eigenen Haut erwehren und ihre eigenen Kämpfe austragen, dafür brauchte sie weder einen sie patronisierenden Captain der Sternenflotte, der de facto vier Jahre jünger als sie war, noch Tony, der eben diesem Jungspund sagte, dass er besser auf seine Freundin aufpassen sollte.
Sie konnte sich ein Seufzen nicht verkneifen, klopfte dann dem Captain auf die Schulter und lächelte ihm zu: „Also, wenn Du mich fragst, können wir.“
Einerseits war dies ein Zeichen, dass sie bereit war, sich – was auch immer dort auf sie wartete – zu stellen, zum Anderen sollte es Tony zeigen, dass sie seine Art und Weise in diesem Moment absolut nicht guthieß. Und dies wirkte, wie sie mit einem leichten, einem Anflug, einer Ahnung eines Lächelns feststellte.
Den Kuss, den ihr Tony zuwarf, beantwortete sie, zwinkerte ihm nocheinmal aufmunternd zu und wandte sich dann um, um dem Captain, der ersten Offizierin und der Ärztin auf die Transporterplattform zu folgen.
Bisher hatte sie nichts gesagt, obwohl sie den Plan für strategisch extrem fragwürdig hielt. Wenn Cal, Agatha und Gina hier etwas zustieße – wer hätte dann das Kommando?
Sie wandte sich an Cal: „Sag mal, hältst Du es eigentlich für besonders klug, dich, deine XO und deine Chefärztin einer potentiell gefährlichen Situation auszusetzen?“
Der Angesprochene schaute sie an und zuckte mit den Schultern, ehe er mit einem schwer zu deutenden Lächeln auf den Lippen antwortete: „Meine gute Ziva, ich erachte Dich als gute Freundin.“
„Wir kennen uns kaum.“, unterbrach die Israeli ihn und Cal nickte: „Stimmt, aber wir hatten auf den letzten knapp 400 Seiten eine Menge Spaß. Und von daher – ich bin mal so frei und zähl Dich zu meinen Kumpels dazu. Und ich weiß, dass Du und das Team um Gibbs die Besten seid, aber – Du kamst hier hoch und bist da unten fast draufgegangen. Und ich versuche meine Freunde so gut zu beschützen, wie ich kann.“
Ziva versuchte, eine neutrale Haltung zu wahren, das Problem war, dass die unglaubliche Unlogik, die Cal ihr da um die Ohren schlug, ihr offenbar deutlicher war, als ihm.
„Wenn Dir deine Freunde so wichtig sind, Cal, warum setzt Du sie dann immer der Gefahr aus, dass sie von Traceless getötet werden?“
Der Captain holte tief Luft: „Das tu ich garantiert nicht freiwillig.“
„Ah“, machte die Israeli und zuckte mit den Schultern: „War mir klar, dass Logik nicht funktioniert.“
„Bitte, wie meinst Du das?“, fragte der Captain und Ziva grinste: „Hey, Du bist ein Star Trek Charakter. Das Erste, was ein Captain macht, wenn er einem unbekannten Planeten einen Besuch abstattet, ist, sich mit seinem ersten Offizier und seinem Chefarzt runterzubeamen. Schon klar.“
Sie klopfte ihm gut gelaunt auf die Schulter, wohl wissend, dass sie sagen oder tun könnte, was sie wollte, es würde nichts bringen. Und dann konnte man sich auch ein bischen Spaß gönnen.
Der Captain blickte sie ein wenig irritiert an, schüttelte dann den Kopf und wandte sich an den Transporterchief: „Fritz? Energie.“
Die Welt verschwand in einem Energieregen, der ihren Körper auflöste.

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