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Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)

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CaptainCalvinCat:
Regen.
Sie wusste nicht was schneller fiel – die Energiepartikel, die den Transport visuell darstellten, oder der tatsächliche Regen, der gerade vom Himmel fiel.
Toll – da waren sie kaum 5 Sekunden auf der Erde und schon waren sie durchnässt bis auf die Knochen.
Ziva David blickte zu Agatha Silverbird, deren rote Haarpracht ein wenig an Schein verloren hatte und ihr nach einigen Sekunden strähnig ins Gesicht hing.
„Brrrr“, machte neben ihr Cal und schüttelte sich, „Das is ja wirklich mal… nass.“
Die Situation hatte nun wirklich etwas zu komisch-abstraktes. Da war dieser Offizier, der sicherlich oder besser gesagt: vermutlich etliche gefährliche Missionen absolviert hatte und er stellte fest, dass Regen nass ist. Was würde er wohl als nächstes herausfinden? Der Boden ist hart? Die Luft kann man atmen?
Doch gerade, als Ziva sich dazu äußern wollte, bemerkte sie, wie sich auf dem Dach des ihnen gegenüberliegenden Gebäudes etwas – oder jemand? – bewegte. Was mochte das sein? Sie tippte Cal auf die Schulter und deutete auf das Dach des Gebäudes. Der Captain kniff die Augen zusammen, nickte und betätigte seinen Kommunikator.
„Cat an Menacer? Möglicherweise ein Bandit auf dem Dach des Hauptgebäudes. Schau dir das mal an.“
„Roger.“, erklang die Stimme aus dem Kommunikator.
Kurz warf der Captain seinen Begleitern einen Blick zu, den Ziva als „Besorgnis“ zu deuten geneigt war. Als der Kommunikator piepste und Jills Stimme aus dem Gerät erscholl, betätigte er das Gerät und sagte: „Ja, ich höre?“
„Ich weiß nicht, was es ist“, sagte die taktische Offizierin, „Aber es sieht nicht unbedingt freundlich aus.“
„Okay, behalte es im Blick. Wir schleichen los.“
„Roger“
Damit machte Cal sich auf den Weg, mit erhobenem Phasergewehr. Ziva lies die Frauen an sich vorbeigehen und übernahm die rückwärtige Absicherung des Grüppchens. 
Und gerade in dem Moment fiel ihr auf, dass diese komplette Umgebung irgendwas bedrohliches an sich hatte. Sie konnte nicht ganz „den Finger drauflegen“, wie die amerikanische Redensart ging  - „Toll“, schoss es ihr durch den Kopf, „to put a finger on it“ merkst du dir?“ – aber Fakt war, dass die Umgebung alles Andere als heimelig wirkte. War es der Regen, war es die Tatsache, dass das komplette Gebäude seit einem knappen Jahr leerstand und sich schon die einen oder anderen Verfallserscheinungen zeigten? Vor allem aber musste man nicht unbedingt unter Paranoia leiden, wenn man feststellte, dass die Umgebung Augen hatte. Sie hatte sie. Hasen, wilde Hunde, Vögel, sogar kleines Getier wie Küchenschaben fanden hier sicherlich zuflucht.
Sie hörte einen schrillen Schrei und einen Schuss, wirbelte herum und sah Cal, der sein Phasergewehr auf etwas an einer Wand gerichtet hatte. Sie folgte seinem Blick und sah eine Art Kugel aus Lehm, in der nun ein rauchendes Loch war.
Sie seufzte: „Hey, sehr schön – ich glaub, das Wespennest wird es sich zwei mal überlegen, uns anzugreifen. Wie es mit den Wespen aussieht, weiß ich jedoch nicht.“
„Alle betäubt.“, keuchte Cal und schüttelte den Kopf: „Sorry, ich hasse, hasse, hasse diese Biester.“
„Auf jeden Fall weiß, wer nicht wissen sollte, dass wir hier sind, dass wir hier sind.“, sagte Agatha mit einer Mischung aus Genervtheit, Resignation und Amüsement in der Stimme.
Der Captain schaute sie an und zog den Kopf ein: „Ja, sorry.“
„Mit ‚Ja, Sorry’ ist es auch nicht getan.“, murmelte die Rothaarige und ging weiter: „Ich bin jetzt an der Spitze.“
Das war mal eine klare Ansage. Cal ließ das Phasergewehr in dem Transporterpuffer verschwinden, zog seinen Phaser aus dem dafür vorgesehenen Halfter und folgte seiner Freundin.


Man konnte den Gebäudeteilen nicht unbedingt eine phantasievolle Architektur zugestehen, aber eigentlich ging es darum auch nie. Schließlich war der Gebäudekomplex von „Mad Cow Middleton Inc“ – so häufig, wie der Name fällt, müsste man meinen, dass der Autor auf Provisionsbasis schreibt, aber weder tut er es, noch gibt es diese Firma in der Realität, und wenn es sie gibt, stellt sie kein Katzenfutter her – eine Geschäftsadresse. Da Geschäftsleute mitunter recht konservativ rein können, würde es sich vermutlich weniger gut machen, ein wirklich ausladendes und phantasievoll entworfenes Gebäude zu beziehen, wenn man in Geschäfte verwickelt sein möchte. Und hier, bei „Mad Cow Middleton“ war eine sehr funktionelle Architektur gegeben. Vier Gebäude, davon ein Parkhaus, die meisten Gebäudeteile untereinander mit Brücken verbunden – das war schon der einzige Luxus, den sich die Firma leistete.

Ziva David schaute sich weiter um. Das, was einstmals sicherlich eine funktionale, dennoch mehr oder weniger ansprechende Fassade und Struktur gewesen sein mochte, lud nun dazu ein, als Kulisse für einen Horrorfilm zu dienen. Ihre militärischen Sinne waren in voller Aktionsbereitschaft, sie revoltierten gegen die Leitung des Teams durch den unfähigen Captains. Eigentlich mochte sie ihn ja – er war lieb, nett, freundlich, man konnte mit ihm reden, aber für eine militärische Führungsrolle war der Mann in etwa so geeignet, wie ein Eisbär als Vertreter für eine Fünf-Sterne-Sauna. Agatha war in der Rolle weitaus besser geeignet und ihr war klar, dass sie nicht nur das Gesicht, sondern auch das Hirn hinter den Aktivitäten des Teen Squad war. Cal hatte die große Klappe, versuchte, sich den Anschein des Machers, des Mackers zu geben, aber die Fäden liefen eine Position hinter dem Captain zusammen. Ihr war klar, dass, solange das Projekt funktionierte, es eigentlich vollkommen egal sein konnte, wer der Chef des Unternehmens war. Oder, wie man im kapitalistisch-geprägten 21. Jahrhundert sagte: „Es ist vollkommen egal, wer die Schecks ausstellt, solange Arbeit vorhanden ist.“
Nur, im 24. Jahrhundert, aus dem Agatha, Cal und der Rest der Dragonfly-Crew, sogar der Kriminelle Traceless, kamen, war die Föderation zwar noch in finanzielle Transaktionen verwickelt, aber innerhalb des Staatenbundes gab man sich den Anschein, dass es kein Geld gäbe.
Zumindest war dies Ziva so aufgefallen.
Hatte Gene Roddenberry eine sozialistische Zukunft entworfen, in der jeder den gleichen Stand hatte, nur „für Spaß“ arbeitete und Geld unnötig war?

Sie schüttelte den Kopf. Darum ging es doch eigentlich gar nicht, zumal immer wieder gezeigt wurde, dass diese Zukunft nicht so ganz ohne Geld auskam. Aber es gab offenbar keine Gier mehr – und da fragte sie sich, wie das geschehen sollte. Wie hatte man im 23. Jahrhundert die Gier abgeschafft?

Sie hatte keine großartige Gelegenheit, sich weiter über solche Probleme und Fragen Gedanken zu machen, denn, gerade als sie den Eingangsbereich betraten, konnte sie hören wie die Architektur der Brücke über ihnen zuerst mit einem Geräusch das vage an Knäckebrot erinnerte und dann immer lauter wurde, immer mehr nachgab, bis sie schließlich der Schwerkraft folgte.
Ziva ließ ihre lebensrettenden Instinkte das Kommando übernehmen – das heißt – eigentlich war es kein willenlichter Akt, sondern mehr eine Notwendigkeit des Körpers. Sie sprang vor, riss dabei Gina, Cal und Agatha um, als Millimeter hinter ihr mit einem ohrenbetäubenden Lärm die Brücke herunterkrachte.
Der Captain rollte sich auf den Rücken, schaute sich verwundert um und dann zu den Überresten dessen, was vor ein paar Minuten noch ein Weg aus der Fertigungshalle in das Hauptgebäude gewesen war.
„Hat da einer was gegen uns, oder war das Altersschwäche?“, fragte er und Agatha, die mit ihrem Tricorder den Beton scannte, zuckte mit den Schultern: „Vermutlich einfach nur schlechte Wartung, Cal. Mach dir keinen Kopf.“
Der Angesprochene schaute sie mit hochgerissenen Augenbrauen an. „’Mach Dir keinen Kopf’?“, echote er, „Soll ich dich mal ganz dezent darauf hinweisen, dass uns das Ding auf denselbigen hätte fallen können, wenn Ziva und nicht das Leben gerettet hätte?“
‚Ich glaube, das weiß sie.’, dachte sich die Israeli und der Blick, mit dem die XO ihren Kommandanten bedachte, der die komplette Umgebung beinahe augenblicklich zumindest gefühlt schockfrostete, korrespondierte mit dieser Überlegung, genauso wie das gezischte: „Als ob ich das nicht wüsste.“


Tony DiNozzo war nie wirklich ein Fan von Fabrikgebäuden gewesen. Dies erinnerte ihn zu sehr an seinen Onkel, Vincenzo, der in Long Island als Metzger tätig war und dem er zwischendurch geholfen hatte, das Fleisch vom Großmarkt zu seinem Lager zu transportieren. Nicht, dass er ein gutes Steak abzulehnen wusste, aber diese kurze Arbeit hatte ihn dann doch in eine ebenso kurze, wie heftige „Vegetarier-Phase“ katapultiert.
Und komplett leere Fabrikgebäude waren auch nicht unbedingt dazu geeignet, ihn zu beruhigen. Hier war viel Raum, in dem sich potentielle Angreifer verstecken konnten, besonders, wenn sie in der Lage waren, sich zu tarnen, so wie Traceless.
Er konnte sich nicht helfen, irgendwie vermisste er die alten Tätigkeiten, die der NCIS für ihn bereit hielt – die kleinen Freuden des Alltags, wenn ein sogenannter „BOLO“, ein „bo on the lookout“, also eine Fahndungsausschreibung, erfolgreich war, wenn der Böse, der Terrorist, der Kriminelle, der – was auch immer – hinter Gittern saß und man es einfach gut sein lassen konnte.
Er musste grinsen.
Bei einem ihrer ersten gemeinsamen Einsätze hatte Ziva tatsächlich den in den USA gängigen Term „To call it a day“ – also „den Kehraus machen“, bzw. „es gut sein lassen“, in „to call it a night“ umgewandelt. Der Logik der attraktiven Israeli zufolge war es nun vollkommen egal, ob man es „einen Tag“ oder „eine Nacht“ nannte.
Recht hat sie. Und auch wenn er sie mit Leidenschaft auf die Schüppe nahm, sie mit ihren Fehlern aufzog, eigentlich war es doch vollkommen schnurz, solange die Intention, in der es gesagt worden war, aufzeigte, was gemeint war.
Vermutlich würde er beim nächsten Mal…
Das Geräusch, das da an seine Ohren drang, war ihm schon aus unzähligen Situationen bekannt. Irgendwas war eingestürzt, was ihn eigentlich, ob der Situation und vor allem des Zustandes, in dem sich das Gebäude befand, nicht großartig verwunderte.
Wenn da nicht der Fakt wäre, dass Cal gesagt hatte, dass Ziva sein Team verstärkte  - und wenn er in den letzten Tagen und Wochen eines gelernt hatte, dann, dass man in der Nähe von Captain Cat nicht unbedingt in Sicherheit war. Die Versicherungsprämien, die er zahlen musste, müssten gewaltig sein.

In diesem Moment spürte Tony, wie sein Herz immer schneller zu schlagen begann und – quasi wie zur ausgleichenden Gerechtigkeit – die Zeit um ihn herum langsamer zu werden schien. Allein die Kraft, die er aufwenden musste, um diesen Kommunikator zu betätigen, schien unmenschlich zu sein. „DiNozzo an…“
Weiter kam er nicht, denn die Hand Gibbs schnitt ihm kompromisslos, schnell und effizient die Möglichkeit ab, zu sprechen.
„HMPH!“, machte der Halbitaliener noch, doch Gibbs zischte ihm ein „Sei still“ zu.
Er könnte jetzt versuchen, sich herauszuwinden, könnte versuchen, Gibbs in die Hand zu beißen und dann Ziva zu rufen, aber – wenn der Chef ihm die Sprechmöglichkeit entzog, würde da schon was dran sein. Also ließ er jeglichen Widerstand fahren, schaute Gibbs nur fragend an.
Dieser senkte seine Stimme, bohrte seinen Blick in den DiNozzos und setzte an: „Denkst Du, dass, was immer das für ein Krach war, zufällig passiert ist?“
Tony schüttelte den Kopf. Natürlich nicht – Gibbs glaubte nicht an zufälle und wenn es eines gab, das man ihm sofort am ersten Tag beigebracht hatte, war es, niemals den großen Meister zu verärgern. Der Halbitaliener schaute seinen Chef an, der gerade vollkommen im Marine-Modus aufging.
Mit erhobenem Gewehr ließ er den Tricorder aufschnappen und benutzte ihn anscheinend, um einen Scan der Gegend anzufertigen. Ausgerechnet er – ausgerechnet Gibbs, der mit Technik nicht viel am Hut hatte. Es gab Sachen, die waren einfach zu komisch.

Einer abgebrochenen Spitze einer Stahlverstrebung nur um Milimeter entgangen zu sein, belebte Ziva David ungefähr genau so, wie eine Hand voll kaltes Wasser ins Gesicht, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Zwar gönnte sie sich diesen zeitlichen Luxus, durch eine Hand voll eiskalter klarer Flüssigkeit aus der Leitung, die ins Gesicht gespritzt wurde, in den Tag zu finden, aber diese Spitze, die gerade einmal zwei Millimeter von ihrem schönen Gesicht plötzlich aus dem Boden ragte, war etwas, das nicht nur den Kreislauf weckte, sondern ihn mit Adrenalin vollpumpte. Vorsichtig robbte sie zurück, rollte sich dann über den Rücken ab und stand schon wieder aufrecht, ehe die Anderen in die stehende Position gelangt waren. Ziva sah den drei Offizieren an, dass sie sich gerade von einem ziemlichen Schock erholten, wandte sich an Cal und lächelte ihm beruhigend zu, als sie plötzlich hinter dem Captain etwas durchs Glas blicken sah – etwas, das nicht menschlich war.
Den Phaser zu ziehen, den man ihr als Sekundärwaffe mitgegeben hatte und hinter den Captain zu deuten, war eines. Der Offizier wirbelte herum, schaute das… was auch immer es war…an und wurde in einem Schein beunruhigenden Rotes gebadet. Er brummte überrascht auf und kollabierte. Agatha erwiderte das Feuer, was darin endete, dass der Alien vollkommen unbeeindruckt stehenblieb, die Waffe auf die hübsche Rothaarige schwenkte und abdrückte.
Zivas Phaser spieh nun ihrerseits Energie, gleichzeitig hatte sie einen Schritt zur Seite gemacht und die Hand Ginas ergriffen, um sich in Sicherheit zu bringen. Ehe die hübsche Blonde realisiert hatte, was los war, wurde auch sie getroffen und erschlaffte. Nun war Ziva allein, gab nocheinmal einen Schuss ab und rannte, so schnell sie ihre muskulösen Beine trugen.

Das Waffenfeuer blieb bei Gibbs Team nicht unbemerkt. Da brauchte es nicht einmal einen Befehl ihres Chefs, Tony und McGee hatten ihre Waffen gezogen und sich in die Richtung gewandt, aus der die Schüsse kamen. Der Chefermittler hob die linke Hand, als Zeichen dafür, stehen zu bleiben, legte dann den Kopf schief und schloss die Augen. Für den einen oder anderen Uneingeweihten mochte dies tatsächlich so aussehen, als ob er diese Zeit für einen Mittagsschlaf verwendete, aber tatsächlich horchte er in den Regen hinein, versuchte, ihre Entfernung zum Waffenfeuer abzuschätzen. Dann ließ er den Kopf sinken – sie waren viel zu weit entfernt.

Die Idee war eigentlich einfach. Man locke den Feind aus der Deckung und kümmere sich dann um ihn. Also rannte Ziva David, scheinbar in kopfloser Flucht, über die Straße, auf der früher vermutlich ein reger Verkehr von Lieferwagen und Gabelstaplern – oder Stapelgablern? – geflossen war. Jetzt war die brüchig-löchrige Straßendecke voller Schlaglöcher, die mit Regenwasserpfützen gefüllt waren. In Kombination mit den gerade heruntergekrachten Brückentrümmern wirkte die komplette Szenerie ein wenig, wie aus einem Kriegsgebiet. Zivas hübscher, schlanker, athletischer Körper wusste sich effizient in dieser Umgebung zu bewegen, sprang über größere Trümmerteile hinweg, duckte sich mit wehenden Haaren, als ein Laserstrahl – oder was auch immer das war – herangeflogen kam, warf sich auf den Boden, rollte sich ab und erwiderte das Feuer. Dummerweise immer noch mit demselben, sehr überschaubaren, nämlich gar nicht vorhandenen Effekt.

Und dann krachte es keine 10 Meter hinter ihr.
Sie wirbelte herum, Schlamm hinterließ seine Spuren in ihrem Gesicht, und sie sah mit diesen nußbraunen Augen etwas auf sie zukommen, das einer Art Albtraum entsprungen zu sein schien. Es erinnerte sie an einen Comic-Charakter, von dem sie einmal bei Tim McGee etwas gehört hatte. Aber wieso kam gerade der unglaubliche Hulk auf sie zu?
Und ehe sie eine Gelegenheit hatte, sich diese Frage zu stellen, rammte das Biest ihr die Faust gegen das Kinn. Wenn sie durch den Treffer nicht schon bewusstlos gewesen wäre, nahm in diesem Moment ein insektoides Wesen neben dem Hulk Stellung, legte mit der Waffe auf sie an und feuerte. Zivas Körper verfiel in Zuckungen, die das Bewusstsein nun entgültig aus ihrem Körper verbannt hätten, wenn sie es nicht schon gewesen wäre.


Das Erste, was Ziva David merkte, als sie wieder zu sich kam, war, dass über ihr das Gesicht Cals schwebte, der sie besorgt anblickte. „Hey, geht es Dir gut?“, fragte er und sie konnte sich eine Grimasse nicht verkneifen.
„Natürlich“, sagte sie, mit vor Ironie triefender Stimme, „Ich wurde von etwas, das aussah wieder Unglaubliche Hulk, k.o. geschlagen – mir geht es fabelhaft.“
„Hulk?“, echote Cal und schüttelte sich: „Mit dem Biest konnte ich noch nie etwas anfangen.“
„Wie auch immer.“
Ziva und der Captain drehten sich zur Quelle dieses Satzes um. Gina Intrupper stand, an eine Wand gelehnt und machte eine Geste, diesem Raum galt, in dem sie sich befanden und erst jetzt stellte Ziva fest, wo sie waren.
Es musste so eine Art Büro oder so sein, das ihnen gerade als Unterkunft diente. Allerdings waren die Hochzeiten dieses Büros schon ein paar Jahre her, wie sie vermutete. Sie stemmte sich in die sitzende Position, wobei Gina ihr Hilfestellung gab. Kurz ergriff eine leichte Benommenheit Besitz vom Körper der attraktiven Israeli, die sie mit einem Kopfschütteln vertrieb.
„Okay, was war das?“, fragte sie.
Captain Cat und Doktor Intrupper warfen einander kurz unsichere Blicke zu, ehe ein Geräusch die beiden Sternenflottenoffiziere herumfahren ließ. Wie eine leblose Puppe wurde Agatha Silverbirds Körper in den Raum geworfen und ehe Cal neben ihr in die Knie gehen konnte, stand auch schon Hulk vor ihm und schaute ihn an.
Der Captain machte sich gar nicht erst die Mühe, sich umzudrehen, sagte mit einer plötzlich aufbrechenden Autorität: „Gina, kümmere dich um Agatha.“, ehe er das Wesen anfunkelte: „Ich bin Captain Calvin Cat, von der USS Dragonfly. Wenn Sie mit jemandem reden wollen, nehmen Sie mich.“
Hulks Antwort war ein Hieb in den Magen, der Cal in die Knie gehen ließ, worauf das Wesen ihn packte und hinter sich herzog. Kaum, dass die Tür geschlossen war, waren Gina und Ziva auf den Beinen, um zur leblosen Agatha zu eilen.
Diese rollte sich in diesem Moment auf den Rücken, was Ziva stocken ließ. Nicht so ganz der Fakt, dass sich die hübsche XO umdrehte, sondern einfach der Fakt, wie sie aussah, war es, das Ziva ins Stocken brachte, denn die Verletzungen, die der Rothaarigen beigebracht wurden, erinnerten sie verdammt an ihre Eigenen, die sie aus ihrer Folter in Somalia erhalten hatte.
Sie ging neben der Commander in die Knie: „Hey, geht es Dir gut?“
Es ist faszinierend, dass man immer wieder diese Frage stellt und immer wieder ist man als derjenige, der so sehr durch die Mangel gedreht wurde, dass er gefragt wurde, ob es ihm gut gehe, fasziniert davon, wie Dämlich manche Menschen sein können – aber dennoch ist es die erste Frage, die einem in der Situation durch den Kopf schießt.
Die XO bedachte sie mit einem Lächeln: „Ich stell immer wieder fest, dass ich mit den Modernitäten bei solchen Vorladungen nicht ganz einverstanden bin. Sie hätten wenigstens was zu Essen oder zu Trinken bereitstellen können. Ich werde mich bei der Reiseleitung beschweren.“
Gerade, als Ziva lächeln wollte, hörte sie ein Geräusch.
Etwas, das nach einem „Plopp“ oder „Popp“ klang – vielleicht war es doch eher eine Art von Zischen?
Es schien aus weiter Ferne zu kommen, aber es war ihr klar, was da gerade passierte. Die Rettung nahte.
Sie lächelte Agatha zu: „Hey, ich weiß auch nicht wie, aber die haben uns gefunden und wir kommen hier bald raus.“
Ginas Blick war eine Spur kälter und irgendwie war die Frage, die sie in diesem Moment stellte verdammt verständlich: „Was macht Dich da so sicher?“
Das war in der Tat eine verdammt gute Frage – sie wusste auch keine Antwort auf sie – aber sie wusste aus purem Instinkt, dass ihre Leute unterwegs waren, und sie hier rausholen würden.

Tatsächlich, keine Millisekunde, nachdem sie diesen Gedanken gefasst hatte, öffnete sich die Tür und Tony DiNozzo stand, mit einem entsicherten Phasergewehr, wie Rambo persönlich, im Türrahmen.
„So, Leute“, grinste er, „Dann wollen wir mal. Gibbs holt euern Captain.“

Leroy Jethro Gibbs pirschte sich durch die dunklen Gänge des Gebäudes. Hier war wirklich viel Spielraum, um ihm aufzulauern – er als Marine war sich dessen bewusst. Aber, einer seiner Leitsätze war, dass man niemals einen Mann zurückließ und als sie, dem Tricorder folgend, festgestellt hatten, dass da dieser eine Raum war, in dem eine Regelrechte Personenfluktuation stattfand, hatte man sich diesen Raum als Ziel gesetzt. Gerade, als ein riesiges Wesen den Captain vor sich her trieb, waren sie im Korridor aufgetaucht. Dass dies ein riesiger Zufall ist, war nicht nur Gibbs klar, sondern auch dem Autoren. Mit schussbereitgemachten Waffen begann man den Angriff, der darin endete, dass Cal von dem Wesen in einen Raum geschubst wurde, den das Wesen danach betrat und offenbar begann, ihn zu verhören.
Es war überhaupt interessant, dass das Ding sprechen konnte und gerade, als Cal eine besonders pffifige Antwort, die ihm Gibbs tatsächlich mal als solche anerkennen wollte, gab und dafür – dem Geräusch nach zu urteilen – mindestens einen Kinnhaken erhielt, hatte der Special Agent die Tür eingetreten und das Wesen anvisiert.
Das Wesen schaute Gibbs an – aus hasserfüllten Augen – und gerade, als es einen Angriff starten wollte, zersprang das Fenster, vor dem das Wesen stand in seine Bestandteile und Hulks Cousin krachte zu Boden.
Captain und Special Agent schauten verblüfft zuerst zu dem Wesen, dann zum Fenster – und schließlich schluckte der Captain.
„Bilde ich mir das nur ein, oder zielt hier tatsächlich jemand auf mich.“, fragte er, was Gibbs dazu brachte, ihn genauer zu betrachten. Tatsächlich, auf Höhe der Stirn des Offiziers, befand sich ein roter Punkt, wie von einem Laserpointer. Gibbs handelte schnell und effektiv, warf sich gegen Captain und Stuhl und ging mit dem Offizier zu Boden.
Über ihnen rieselte der Putz aus einem ganz frischen Loch.
Beide Chefs ihres jeweiligen Teams schauten sich an.
„Ari“, murmelte Cal.
„Traceless“, murmelte Gibbs.
Beide schauten einander an und sagten, wie aus einem Mund: “So ein Schweinehund.”
Dann versuchte Cal, sich aufzurichten, was spätestens nach dem zweiten Versuch erfolg zeitigte, und er, sowie Gibbs rannten an das zerstörte Fenster.
Sie zielten mit ihren Waffen auf die Flüchtenden, der in diesem Moment hinter einem Bauzaun verschwand.
Gibbs und Cal sahen einander frustriert an.

CaptainCalvinCat:
Gina kniete neben dem reglos da liegenden Gibbs

Agathas Kopf brummte, als sie die immer lauter und erregter klingende Stimme Leroy Jethro Gibbs’s hörte, und sah, wie der grauhaarige Special Agent zusammen mit einem sehr geknickt wirkenden Cal von dort zurückkam, wo sie auch immer gewesen sein mögen.
„Captain, Sie haben vor wenigen Wochen gesagt, dass Sie Ari in seine Zeit und damit seiner Strafe überstellt hätten.“, sagte Gibbs und blieb plötzlich stehen, wirbelte herum und ging auf Cal zu, bis sie nur Millimeter voneinander trennten. Mit einer eiskalten Stimme sagte er: „Ich warne Sie. Wenn meinen Leuten wegen Ihrer Unfähigkeit irgendetwas zustößt, ziehe ich Sie persönlich zur Verantwortung.“

Die hübsche XO fand es ungeheuer faszinierend, dass es der Special Agent offenbar nicht nötig hatte, die Stimme allzusehr zu erheben, stattdessen wurde er immer leiser, bis er das Wort „Verantwortung“ nur noch zischte. Als sich der Mann umgewandt hatte und auf sein Team zukam, sah Agatha, wie das Gesicht ihres Freundes von purer Überraschung und Zerknirschtheit zu einer Grimasse des Zorns metamorphierte. Er folgte Gibbs, eine Spur schneller als es vermutlich notwendig gewesen wäre, doch ehe er ihn erreicht hatte, war die hübsche Israeli bei ihm und blockierte ihn. Es war ein eindringlicher Tausch von Blicken, den die beiden, der Captain und die Agentin, zelebrierten, aber die Botschaft war klar. Die Körperhaltung Cals schrie förmlich, „Lass mich durch!“, während Ziva ihn festhielt und anstarrte, wobei man deutlich den Befehl „Cal, beruhig dich!“ erkennen konnte. Dies schien dem Offizier jedoch nicht wirklich leicht zu fallen, denn in seinen Augen standen Blitze, die, wenn Blicke Laserwaffen wären, Gibbs zweifelsohne in den Rücken geschossen hätten.
Und wütende 80 Kilo Sternenflottencaptain blockierte die um einen Kopf kleinere, zierlichere Israeli einfach so, ohne großartig in Mühe auszubrechen.
Erneut schaute Cal die Israeli an, erneut schien jähe Wut aus ihm eruptieren zu wollen, aber als Agatha sich räusperte, und er zu ihr blickte, da merkte sie, wie sein Widerstand zu schmelzen begann. Sie richtete sich auf, trat auf ihn zu und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter.
„Cal“, sagte sie, „Gibbs hat recht.“
Der Blick des Captains flackerte kurz, dann schloss sie die Augen, nickte, als wisse sie was er sagen wollte – und natürlich konnte sie sich denken , was er vorhatte zu sagen – und legte die zweite Hand auf seine Schulter: „Wenn Ari tatsächlich wieder entkommen ist, dann hast Du in der Aufgabe versagt.“
Sie beugte sich vor, so dass ihr schön geformter Mund beinahe sein Ohr berührte und flüsterte: „Wenngleich ich denke, dass Gibbs mit dem zweiten Teilsatz einfach nur seiner Wut Ausdruck verleihen wollte.“
„Ich hoffe es“, flüsterte der Captain zurück und klang nun nicht mehr verärgert, sondern wieder zerknirscht.

Was war eigentlich vorgefallen? Wieso hatte Gibbs dem Captain vertraut? Eigentlich hätte es dem Chefermittler klar sein müssen und er würde sofort eine neue Regel aufstellen. „Regel 54: Trau niemandem aus der Sternenflotte.“
Wobei – wenn er so darüber nachdachte: Einerseits stimmte der Gedanke, schließlich wusste Gibbs nicht, wo der Captain den Verbrecher hingebracht hatte. Vielleicht hatte er ihn auch einfach nur versteckt und ihm gesagt, dass er bald wieder spielen dürfte?
Andererseits hatte der Special Agent wenig – bis eigentlich gar keinen – Grund, dem Captain zu mißtrauen. Bisher hatte die Sternenflotte ihm immer geholfen, wo sie konnte. Wobei – wieder von einer anderen Warte betrachtet, wäre es gerade zu von teuflischer Logik, ihn und sein Team auf Traceless anzusetzen – nicht, weil sie die Besten wären, sondern weil die Sternenflotte Ari wiederbelebt haben könnte und ihn für…
War das schon Paranoia?
Das Problem mit Verschwörungstheorien sämtlicher Spielarten ist natürlich, der Fakt, dass man immer entsprechende Beweise, Indizien oder „Fakten“ finden könnte, die diese Theorien unterstützen.
So könnte Ari tatsächlich von der Sternenflotte dazu ausgesandt worden sein, das zu machen, was er am Liebsten tat – zu versuchen, Gibbs und Co zu töten. Die Logik hinter dieser These: Cal hatte nie einen Beweis vorgelegt, dass Ari tatsächlich in die Vergangenheit gebracht worden war. Weiterhin hatten sie nie nach dem Aufenthaltsort des Terroristen gesucht, stattdessen waren sie dazu abkommandiert worden, oder hatten sich freiwillig gemeldet, ein Chamäleon zu fangen.
Das Problem war – so logisch es auch klang – die Frage nach dem „Warum“, das Motiv, das fehlte.
Warum sollte die Sternenflotte Ari wieder ins Leben zurückrufen, auf dass er Gibbs und seine Kollegen tötete – dies würde keinen Sinn machen.

Ziva hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was zwischen Captain und Gibbs geschehen war, aber sie hatte die Worte ihres Bosses gehört. Ari sollte noch am Leben sein?
Zugegeben, wenn man schon in der Zeit reisen konnte, warum sollte man dann nicht auch Ari…
„Stopp!“, sagte sie laut und wandte sich an Gibbs und Cal. Der Offizier und der Gentleman schauten sie verblüfft an und sagten, beinahe wie aus einem Mund: „Ja, was ist los?“
Ziva räusperte sich, trat an beide heran und sah ihnen in die Augen: „Wir werden uns nicht in all zu viele Gefechte verzetteln.“
Damit fokussierte sie Gibbs, der sie mit einer Mischung aus Ärger und Amüsement anblickte.
Sie fuhr fort: „Wer auch immer unser Hauptgegner ist, versucht, uns aufzuteilen, uns zu schwächen. Wie sonst erklärt Ihr euch das Auftreten von Ari?“
„Hauptgegner?“, fragte Tony und Ziva drehte sich zu ihm um: „Der, der das alles plant. Und hinter all diesem muss ein Plan stecken – eine Intelligenz, die das alles steuert.“
Cal trat einen Schritt auf sie zu: „So wie – ich weiß auch nicht – eine Bienenkönigin?“
„Weniger an Borg denken, Captain.“, grinste die hübsche Israeli, „Ich hab gesehen, was uns angegriffen hat. Erinnert ihr euch an die Xindi?“
„Die wen?“, fragte Agatha, was McGee dazu brachte, laut aufzulachen: „Also ist „Enterprise“ doch ein komplett anderes Universum, ja?  Die Abenteuer von Captain Jonathan Archer haben nie stattgefunden?“
„Doch schon“, meldete Gina von ihrem Platz her, „Allerdings steht Florida noch, wenn Du das wissen willst.“
Und auf die verwunderten Blicke von Cal und Agatha, mit den Schultern zuckend: „Ich hab mich mal genauer in dieses ‚Star Trek Universum’ reingelesen.“
Der Captain rollte mit den Augen.
„Das is ja alles schön und gut“, sagte er mit Bestimmtheit, „Aber wir müssen uns…“
Die sanfte Stimme Zivas unterbrach ihn: „Ich war noch nicht fertig.“
„Dann bitte.“
„Wir wurden angegriffen“, fuhr die hübsche Israeli fort, „Von einer insektoiden Rasse, die man als ‚Die Insekten-Xindi’ kennt. Vermutlich befinden wir uns immer noch mitten im temporalen kalten Krieg oder so.“
Tim schaute die Attentäterin und NCIS-Agentin an: „Das wäre eher eine Suliban-Spezialität.“
„Tali…“, setzte Tony an, doch er stockte, als er die zunehmende Genervtheit Gibbs wahrnahm. Der Senior Special Agent schüttelte den Kopf: „Das ist doch alles unerheblich.“
„Ist es auch, Gibbs, da gebe ich Dir recht.“, nickte Ziva und schaute erneut ins Rund, „Wir müssen nur aufpassen, dass wir uns nicht verzetteln. Also – wir werden versuchen, herauszufinden, was hier los ist und dann sehen wir weiter.“

Wieso kam sich Tony in genau diesem Moment so unsterblich verliebt vor? Diese Leidenschaft und Durchsetzungsfähigkeit, die Ziva da gerade an den Tag legte, war ihm zwar nicht fremd, aber sie so über einen dermaßenen Stuss reden zu hören, trieb ein Grinsen in sein Gesicht, dass sich dort hielt. Vielleicht würde sie nach dieser ganzen Sache tatsächlich mit ihm Es…
Gerade noch stoppte er diesen Gedanken.
Oh, oh , schoss es ihm durch den Kopf, Filmfan, ich hör dir trapsen. Wann immer ein Satz wie „Wenn wir hier herauskommen, heirate ich meine Freundin“ fällt, weiß man doch, dass gerade die Person, die diesen Satz sagte, den Film nicht überleben wird. Ich werde mich hüten, daran zu denken, dass ich mit Ziva essen gehen werde, wenn wir hier rauskommen.
Verdammt, hatte er es doch gedacht.
Aber – ihre Nähe machte ihn so … er fühlte sich einfach nur frei. Warum sollte er sich Sorgen machen? Er konnte sich wehren, sie war noch besser und eigentlich waren sie alle in einer sehr sicheren Situation. Oder?
Wieso fühlte er sich plötzlich so, als werde er beobachtet?
Kurz blickte er sich um … und sah, dass ihn vom Fenster grün-funkelnde Augen anstarrten.

„Gut, was sollten wir tun?“, fragte Agatha und trat näher zu Gibbs, Ziva und Cal, eine Hand auf die Schulter des Offiziers legend. Dieser atmete hörbar durch, verspannte sich, ehe er zu seiner XO blickte und lächelte: „Tschuldigung, ich bin gerade ein wenig … durcheinander.“
Den Schlag auf den Hinterkopf hörte er eher, als dass er ihn spürte und wandte sich an Gibbs, der ihn anstarrte: „Bist Du fertig?“
„Jaja“, machte der Captain und legte nachdenklich den Kopf schief, ehe er von draußen ein lautes Kreischen hörte. Zur Quelle des Geräusches herumfahrend, sah Gibbs, wie sich draußen zwei Katzen fauchend über den Boden rollten.
„Deine Cousins beim Streiten, Cal?“, fragte Gina und zwinkerte dem Captain zu, der mit den Schultern zuckte: „An mir liegts nicht.“
„An Dir liegt doch sonst immer alles.“
Der Captain seufzte und schaute zu Agatha: „Haben wir es dann jetzt und können uns auf die wichtigen Dinge konzentrieren?“
„Gute Idee“, sagte Gibbs und man begann, sich zu unterhalten.

Es war Gibbs Idee gewesen, Cal mit in sein Team zu nehmen und McGee dafür Agatha, Gina und Ziva zuzuteilen. Das schien der Kommandant ihm ein wenig übel zu nehmen, was ihn jedoch nicht interessierte. Vielmehr versuchte er, sich ein genaues Bild der Situation zu machen und hielt seinen Tricorder aufgeklappt vor sich.
Der Captain bedachte ihn mit einem verwunderten Blick: „Ich dachte, Sie und Technik…“
Ja – das dachten viele. Er würde sich hüten, Cal eine Antwort zu geben, aber – obwohl er tatsächlich nicht so viel für die Technik übrig hatte, gab es hier und da Situationen, in denen sie einfach nützlich war. Er – Gibbs – war ja auch nicht von vorgestern, aber er versuchte, die Technik, so gut es ging im Rahmen zu halten. Er war kein absoluter Technikgegner, aber manche Sachen sollten lieber manuell erledigt werden. Es traf mit seiner Philosophie überein – versuche nie etwas, über das System zu erfahren, was Du über die Leute erfahren kannst.
So war es und wenn sich alle Menschen in diesen Datenmoloch des Internet begaben – gab es dann überhaupt noch wirkliche Menschen oder existierte nur das „System“?
Gibbs schüttelte den Kopf. Solche Diskussionen wollte er gar nicht aufmachen, schon gar nicht mit sich selbst.
Er schaute daher den Captain an, lächelte – wie er hoffte – nicht zu überheblich und wandte sich dann wieder der Informationsgewinnung per Tricorder zu.
Kurz scannte er nach Lebenszeichen und stockte.
Dann wandte er sich an Tony, bedeutete ihm auf den Tricorder zu schauen, klappte das Gerät zu und packte den Captain.
„Wir müssen weg.“, sagte er, knapp, befehlsgewohnt und ehe Cal etwas sagen konnte, betätigte der Chefagent seinen Kommunikator: „Gibbs an Team Rot! Rückzug. Wir treffen uns am Extraktionspunkt. Ich wiederhole. Rückzug. Das ist ein Befehl.“
Der Captain blieb plötzlich stehen, riss sich von Gibbs los und schaute ihn verdattert an: „Sind Sie jetzt komplett bescheuert geworden?“
„Werfen Sie einen Blick auf Ihren Tricorder.“, seufzte der Angesprochene.
Cal tat wie ihm geheißen und erbleichte.
„W… wieviele Xindi sind das?“
„Etliche.“, antwortete Gibbs mit Grabesstimme.

Lieutenant Alexander Munroe schlich durch die Gänge, warf einen Blick auf seinen Tricorder und schüttelte den Kopf. Die Situation war eigentlich fast schon ein alter Hut. Wie häufig hatten sie das Universum schon gerettet? Sein erster Kampf, den er komplett alleine, ohne sein Team zu bestehen hatte, lag inzwischen zwei Jahre zurück. Im Delta-Quadranten hatte er seine Fähigkeiten mehrfach unter Beweis gestellt und im Kampf gegen die Vorsoth hatte er die Möglichkeit erhalten, wirklich zu zeigen, was er konnte. Seitdem war er der Leiter des Hazard-Teams und sich sicher, diese Aufgabe mit der gebotenen Portion an Präzision, Würde und Konzentration erledigen zu können. 
Die Situation war allerdings in sofern neu, dass sich das Team nun mit etwas beschäftigen musste, dem sie noch nie begegnet waren.

Sicher, Munroe hatte von den Gründern gehört und er hatte auch den einen oder anderen Zeitungsartikel über die Taten des Kriminellen Traceless gelesen, der die Föderation umtrieb, aber auf die Jagd nach ihm oder den Gründern hatte er sich nie begeben. Natürlich gab es auch von der Föderation vorgeschlagene und empfohlene Prozeduren, wie man mit dem Mann umzugehen hatte, aber diese hatten sich, laut dem Captain und seiner schönen XO als ziemlich unzuverlässig herausgestellt.

Dennoch – ihm fiel Benjamin Franklin ein, der gesagt hatte: „Ich habe nicht darin versagt, eine Glühlampe herzustellen, ich habe Tausend Wege aufgezeigt, wie eine Glühlampe nicht herzustellen ist.“
Vermutlich würde Starfleet Security das genau so sehen. Sie hatten tausend Wege aufgezeigt, wie Traceless nicht zu fangen wäre.
Und damit lägen sie noch nicht einmal falsch. Aber wie konnte die Sternenflotte auch versuchen, einen Verbrecher zu fangen, der sich dauernd verwandelte und der sich verhielt wie…
Er fühlte Telsia Murphys Atem in seinem Nacken, wandte sich zu ihr herum und lächelte ihr zu: „Lenkst Du mich bitte nicht ab, wenn ich versuche, die Vorhut zu bilden?“
Die Augen der Frau funkelten lebhaft: „Entschuldigung, Alex. Ich wollte dich nicht stören.“
„Kein Problem. Hier ist nichts und ich habe sowieso gerade überlegt, wie wir Traceless fangen wollen. Wir haben ja keinen Anhaltspunkt, wie er aussieht.“
Telsia zuckte mit den Schultern: „Frag mich was leichteres, Alex.“
Dann schüttelte sie sich, was Munroe dazu brachte, sie verblüfft anzusehen.
„Ist dir kalt?“
„Nein“, sagte seine rechte Hand, „Aber, ich habe irgendwie ein komisches Gefühl. Er… erinnerst Du dich noch an die Etherianer*?“
Munroe legte den Kopf schief, tippte mit dem Finger gegen sein Kinn, als denke er nach und nickte dann: „Natürlich – damals, in diesem Taschenuniversum, oder wo immer wir mit der Voyager gelandet waren.“
„Ja, ich… ich habe das Gefühl, als würden wir gleich etwas zu tun bekommen.“
Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Chefs: „Du weißt, dass ich dir nahezu alles glaube, aber… bist Du seit neuestem Telepathin?“
„Nein“, schüttelte sie den Kopf, „Das nicht, aber…“
Der Kommunikator unterbrach beide, als die samtweiche Stimme Juliet Jurots aus dem Gerät ölte: „Jurot an Munroe.“
Der Chef des Hazard Teams schloss kurz die Augen, schüttelte den Kopf und lächelte dann, um in seine Stimme eine freundliche Tonlage zu schmuggeln: „Munroe hier?“
„Wir sind an einem Computerterminal angekommen, das merkwürdig wirkt.“
„Definiere merkwürdig.“, sagte Munroe mit gerunzelter Stirn. Merkwürdig, das konnte ja nun so ziemlich alles bedeuten.

Juliet Jurot fand sich gerade ein wenig überfordert. Die Halbbetazoidin blickte auf das Computerterminal, das nun einmal mit „Merkwürdig“ am Besten beschrieben war. Aber – sie wusste, dass Munroe gerne genaue Bezeichnungen hörte. Also räusperte sie sich und beschrieb: „Es besitzt ein knapp Display von 15 Zentimetern Bildschirmdiagonale. Ferner ist es grau, nicht starfleet-grau, sondern dunkelgrau, verfügt über einen Haufen blinkende Lichter und…“
Sie stockte, als der Bilschirm anging.
„Sekunde, gerade passiert etwas.“, erläuterte sie und runzelte die Stirn, als auf dem Terminalmonitor Schriftzeichen in einer ihr unbekannten Sprache erschienen.
„Was…“, brachte sie hervor und fuhr herum, als Odell und Chang einen Warnruf ausstießen. Schnell holte sie das Phasergewehr aus ihrem Transporterpuffer, rollte über die eigene Schulter ab und brachte die Waffe nach oben, sodass sie schießen konnte.
„Jurot?!“, erklang die Stimme Munroes aus dem Kommunikator, „Jurot, Bericht!“
Der Mann hat Wünsche! , schoss es der Halbbetazoidin durch den Kopf, Wir kämpfen hier ums Überleben und er will von Meldungen unterhalten werden.
Ihr Phasergewehr spuckte vernichtende Energie auf ihre Feinde – einen Haufen zwei-Beiniger, knapper eins-siebzig großer Insekten, die alles andere als freundlich wirkten.
„Verdammt, wo kommen die her?“, brüllte sie gegen das Waffenfeuer an.
„Keine Ahnung“, entgegnete Austin Chang, der in diesem Moment wieder einen Insektoiden aufs Korn nahm und abdrückte, „Sie tauchten plötzlich auf und…“
Odell tauchte aus seiner Deckung auf, legte mit dem Phasergewehr an und feuerte – mit dem Effekt, dass die Insekten kurz stehen blieben, aber weiter auf sie zukamen.
Er knirschte mit den Zähnen, schaute zu Jurot herüber und bellte: „Verdammt, das Waffenfeuer hat keine Wirkung.“
Die schöne Halbbetazoidin warf kurz den Kopf herum, schaute zu Odell, wandte sich dann wieder ihrer Aufgabe zu und feuerte, ehe sie entgegnete: „Zumindest hält es sie kurzzeitig auf!“
Konnten ihre Teamkameraden ihre Anspannung spüren? Sie hoffte es nicht, denn wie sollte man ein Team kommandieren, wenn ihre Mitstreiter von der Unsicherheit wussten, die sie gerade plagte?
Mit hochgerissenem Phasergewer warf sie sich aus der Schusslinie und zu Changs Position hin. Kurz wandte er sich zu ihr, sie zwinkerte ihm kurz, aufmunternd zu und bedeutete ihm dann, sich wieder den Angreifern zu widmen, ein Befehl, dem er nachkam.
Schnell hieb sie auf ihren Kommunikator: „Jurot an Munroe!“
„Das wurde aber auch Zeit“, erklang die eher unwirsche Stimme ihres Chefs und sie ließ ein leises, beinahe unhörbares Stöhnen aus ihrer Kehle entrinnen. Der Typ machte sie fertig.
„Entschuldigung. Ich glaube, es gibt ein Bürgerbegehren gegen unsere Anwesenheit hier.“, ließ sie die Information, dass die Feinde auf sie zukamen, eine leicht ironische Formulierung angedeihen.
„Ich verstehe“, machte Munroe aus dem Kommunikator, „Dann schließt das Wahllokal und ab nach Hause.“
Juliet wandte ihren Blick zu Austin, doch der Asiate schüttelte den Kopf.
Vielleicht war auch die Niedergeschlagenheit in ihrer Stimme viel zu deutlich, als sie sagte: „Nicht möglich, Sir. Der ÖPNV streikt.“
„Wo seid Ihr?“, erklang nun die Stimme Murphys aus dem Kommunikator und Juliet schaute sich um: „Ich glaube, wir sind ziemlich in der Mitte des Gebäudes. Das dürfte hier wohl mal die Kaffeteria gewesen sein.“

Munroe und Telsia schauten sich an.
Die Kaffeteria? Diese Örtlichkeit war doch keine 500 Meter von ihnen entfernt. Und wenn sie schnell waren…
„Wir sind gleich da!“, bellte Munroe, klopfte Telsia auf die Schulter und eilte los, wissend, dass sie ihm folgen würde. „Hey, Munroe, der letzte, der dort ist ist ein denebianischer Schleimteufel.“, sagte die Frau und rannte athletisch weiter, wurde schneller, über Stühle und Sitzgruppen hetzend, unter umgestürzten Säulen durchschlitternd. Der muskulöse Anführer des Hazard Teams hatte zwischendurch seine liebe Not, mit der Frau, die er seit Jahren kannte, mitzuhalten.

An der Kaffeteria angelangt, verfiel sie zuerst aus dem Sprint in leichten Gang, ehe sie komplett stoppte, sich ganz flach gegen die Wand, in die die Eingangstür eingelassen war, presste und in den Raum spähte. Inzwischen war das Phaserfeuer deutlich zu hören und Telsias Augen rissen weiter auf, als sie sah, wie durch einen anderen Eingang eine nicht enden wollende Anzahl an Insektoiden in den Raum kam. Das Phaserfeuer, das die hinter der Essensausgabe verschanzten Sternenflottenoffiziere leisteten, schien kaum, bis wenig Erfolg zu bringen.
Sie wandte sich an Munroe und schüttelte den Kopf.
„Wenn Biesmann noch hier wäre, würde er sich jetzt ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben da reinwerfen und versuchen, einen Unterschied zu erreichen.“, murmelte Munroe und Telsia hörte, wie der Tod Kendrick Biesmanns ihn immer noch traf – zumal er so komplett sinnlos gewesen war.
Die hübsche Frau richtete sich auf, legte ihre Hand auf seine und schaute ihn an: „Was meinst Du, Alex? Schaffen wir es?“
Kurz umwölkten Zweifel das markante Gesicht des Mannes, ehe er entschlossen nickte. Dann zog er das Phasergewehr aus seinem Transporterpuffer. Telsia huschte an der Tür vorbei, dass die beiden die Tür quasi von links und rechts flankierten, dann hob der Chef die Hand und zeigte mit drei Fingern den Countdown an.
3
Telsia hob ihr Phasergewehr.
2
Sie schloss die Augen, atmete tief durch und öffnete sie wieder.
1
Sie war bereit – so bereit, wie man nur sein konnte. Eine geladene, eine tödliche Waffe.
0
Telsia und Munroe nickten einander zu und schlugen dann los. Zuerst eilte sie in den Raum, rannte nach links, dann folgte er, rannte nach rechts. Mit erhobenen Phasergewehren versuchten sie, die Angreifer in die Zange zu nehmen, nahmen Ziel und feuerten.
„Wer sind die?!“, rief Munroe über den Lärm der sich permanent entladenden Phasergewehre hinweg.
„Ich hab keine Ahnung!“, schrie Telsia und zielte wieder auf den nächsten Angreifer. Sie drückte ab, sah, wie der grelle Phaserstrahl sein Opfer in die Brust traf und ihn zwar nach hinten drängte – das war aber auch schon alles an Effekten.
Das Insekt blieb stehen, betrachtete sie aus Facettenaugen und begann, auf sie zuzustürmen.
Telsia lies das Gewehr sinken, wartete, bis das Insekt auf einen Meter herangekommen war, griff ihre Waffe am Lauf und wirbelte herum, um dem Wesen den Griff der Waffe gegen den Panzer zu treiben. Sie verlor den Boden unter den Füßen, setzte sich auf den Hosenboden und sah, wie das Wesen taumelte und in sich zusammensank.
Dann betrachtete sie das Gewehr, das nun definitiv nicht mehr zum Schießen zu gebrauchen war.
„Okay, das klappt einmal.“, murmelte sie und warf sich dann zu Jurot, Odell und Chang in Deckung.

Tony DiNozzo war sich gerade nicht schlüssig, was er sich wünschen sollte. Er schwankte zwischen einer riesigen Dose Insektenvernichter, einem großen Vogelschnabel oder aber diesen Insektenschockern, die es in der Bäckerei gab, wenn die Wespen um den Pflaumenkuchen schwirrten. Momentan würde er sogar mit einer großen Sportseite vorlieb nehmen, die er zusammengerollt auf diese Biester niedersausen lassen konnte.
Sie waren gerade im Nachbargebäude unterwegs gewesen, als ein lauter Alarm ertönt war. Schnell hatte man sich hinter der Hydrokultur in Sicherheit gebracht – was keine Sekunde zu früh war, denn aus den Bürotüren, oder besser den Räumen hinter den Bürotüren, kamen nun Insektoid um Insektoid, um diesem Krach zu folgen.
Woher wussten die eigentlich, dass im Nebengebäude Krach verursacht wurde? Ihm wäre nicht geläufig, dass  Insekten Ohren hätten.

Gibbs schluckte, als er sah, was dort los war, und er brauchte eine Milisekunde um sich zu fangen. Dann war er wieder die Ruhe in Person. Verdammt, er hatte gegen Terroristen gekämpft, im Irakkrieg das Vaterland verteidigt – da würde er mit einem Haufen Insekten doch sicher fertig werden. Zugegeben, sie waren ein wenig größer als die heimische Variante der Küchenschabe, aber – „the bigger they are, the harder they fall“. Es würde sicherlich einen Weg geben, gegen diese Wesen anzugehen und den Drahtzieher dieser gesamten Geschichte zu finden. Und gerade, als er diesen Gedanken gefasst hatte, hörte er neben sich ein entsetztes Aufkeuchen. Er warf den Blick zum Captain, der gerade bleich, wie die sprichwörtliche Wand oder das sprichwörtliche Leintuch, dreinblickte und offenbar Anzeichen entwickelte, losschlagen zu wollen.
„Agatha“, hauchte er, „Agatha.“
Die Hand des Special Agents schnellte vor, griff den Captain und hielt ihn fest.
„Konzentrieren Sie sich!“, knurrte er und Cal schaute ihn nur vollkommen weggetreten an.
Schnell warf er einen Blick zu Tony und nickte ihm zu.
Dieser betätigte seinen Kommunikator, was Gibbs dazu brachte, sich nicht gerade wenig stolz zu fühlen. Wie gut er seine Leute angelernt hatte, war immer wieder etwas, das er vermutlich auf der großen Rechnung, die bekanntlich immer am Schluss erfolgte, als dicken Bonuspunkt angerechnet bekam.
Oder?
Die Stimme seiner rechten Hand ließ ihn sich erinnern, was los war.
„DiNozzo an Silverbird?“
„Silverbird hier?“, erklang die rauchig-samtene Stimme der XO Cals, was Gibbs dazu brachte, zu lächeln: „Statusreport?“
„Was immer diesen Krach gemacht hat – es hat uns die Xindi auf jeden Fall vom Leib gehalten. Wir befinden uns gerade in der Fertigungshalle, sind auf dem Weg zum Extraktionspunkt und… oh mein Gott.“
Das Lächeln verschwand von Gibbs Zügen: „Bericht?“
„Wir haben hier…“, setzte Agatha an und schluckte hart, „… haben hier… Leichen… in sehr…“
Erneut schluckte sie und dann hörte man, wie sie sich übergab.
„Hier David“, schaltete sich Zivas geschäftsmäßige Stimme ein und Gibbs konnte sehen, wie Tony erleichtert aufatmete: „Wir haben hier zwei Leichen in sehr bizarren Positionen gefunden. Ich würde vorschlagen, wir holen, wenn wir mit der Sache fertig sind, Ducky, denn wenn mich nicht alles täuscht, haben wir Policeman Speed und Meyer gefunden.“
Arme Teufel. , schoss es Gibbs durch den Kopf und er konnte sich für den Bruchteil einer Nanosekunde nicht entscheiden, wen er damit eigentlich meinte. Dann wandte er sich an den apathisch dreinblickenden Cal: „Hey, keine Sorge, deiner XO geht es gut.“
Das Leben kehrte in den Gesichtsausdruck des Captains zurück, er betätigte seinen Kommunikator: „Hey, Gathy. Bist Du in Ordnung?“
„Einigermaßen.“, kam die Stimme aus dem Gerät und man konnte hören, dass sie immer noch von der Sichtung dieser Leichen mitgenommen war.
„Wenn wir hier wieder rauskommen“, grinste Cal, „Machen wir Urlaub auf Hawaii. Nur Du und ich, das Meer, die Wellen und du in einem knappen Biki…“
Gibbs schaute ihn an, schüttelte den Kopf und fast gegen seinen Willen erschien ein kleines Lächeln auf den Lippen des Chefermittlers, ehe er dem Captain eine Kopfnuss verpasste.
„Deiner XO geht es gut, können wir wieder zum Wesentlichen kommen?“, fragte er und deutete auf die Aliens, die nun vor dem Hauptgebäude standen. Der Captain nickte: „Ich nehme an, dass…“
Er betätigte seinen Kommunikator: „Cat an Team Grün und Team Gelb. Status?“
Unter dem Geräusch von andauerndem Phaserfeuer erklang die Stimme von Alexander Munroe: „Wir kriegen gerade eine ordentliche Portion Arschtritte von einem Haufen Killerküchenschaben. Eigentlich habe ich gedacht, sowas nie wieder miterleben zu müssen!“
„Können Sie sie noch eine Weile aufhalten?“
Der Captain blickte verwundert zu Gibbs, der gerade diese Frage gestellt hatte. Kurz war nichts zu hören, dann drang wieder das Phaserfeuer aus dem Kommunikator: „Ja, aber nicht mehr lange!“
„Gibbs, was tun Sie da?“, fragte der Kommandant der Dragonfly, „Wir müssen ihnen doch helfen!“
„An allererster Stelle steht die Mission, Cat.“
Junge, klingt das wieder frostig. , dachte sich Gibbs, kaum, dass er diese Worte gesagt hatte. Er bohrte seinen Blick in den Cals und ließ ihn kurz eine väterliche Wärme annehmen.
„Ich weiß, es ist hart. Aber jede Mission fordert potentiell Opfer. Und wäre es dir lieber, wenn sie Agatha, Gina oder Ziva angreifen würden?“
Das Mienenspiel des Captain zeigte deutlich, dass er gerade ein Wechselbad der Gefühle durchlitt und es tat Gibbs tatsächlich leid. Zwar war Cal freiwillig in diese Situation gerutscht und hatte in irgendwelchen Kursen vermutlich gelernt, dass man solche harten Entscheidungen zweifelsohne irgendwann treffen würde, aber Gibbs sah ihm an, dass er Schwierigkeiten hatte. Jedenfalls für eine Sekunde oder so. Dann holte der Captain tief Luft und nickte.
„Gut – wir teilen uns auf. Gibbs, Du evakuierst Ziva, Agatha, Mcgee und Gina, Tony, Du holst das Hazard-Team da raus und ich schaue mal nach, wer der Drahtzieher der ganzen Kiste ist und… rede mit ihm.“
Tony blinzelte kurz: „Das ist ein Scherz, oder?“
„Eigentlich ja.“, nickte der Captain und schaute Gibbs an: „Wie sieht der Plan aus?“


War das tatsächlich Gibbs Idee gewesen?
Tony DiNozzo war sich da momentan nicht ganz sicher und – mal ehrlich – wer könnte es ihm verübeln? In einem konstanten Aufeinandertreffen mit anschließendem Rückzug eine Person betreffend, die sich so praktischerweise „Traceless“ nannte,  die einem eine astreine Identifikation nicht ermöglichte, war es da bei Verhaltensänderungen bekannte Personen betreffend nicht legitim, darüber nachzusinnen, ob sie tatsächlich diese bekannten Personen waren? Oder war das schon der Beginn guter, altmodischer Paranoia?
Wo war die Grenze?
Tony ahnte nun, wie sich Ziva am Anfang ihrer Karriere beim NCIS gefühlt haben musste – Meilen von der Heimat entfernt, entwurzelt und mit einem Haufen von Leuten arbeitend, die man nicht kannte, bei denen man keine Ahnung hatte, ob sie tatsächlich nur das Beste für sie im Kopf hatten, oder ob sie jemanden im erstbesten Augenblick verraten würden. Und hier? Wie sah es hier aus? Die Person, die diese Befehle gegeben hatte, die die ganze Idee ausgebrütet hatte, schien den Habitus und den Duktus Leroy Jethro Gibbs zu haben und doch war die Idee dermaßen un-gibbsig, dass bei Tony sämtliche Alarmglocken, die zu schrillen in der Lage waren, dieser Arbeit nachkamen.
Und dennoch erfüllte er diesen Befehl.
Warum?
Weil es Gibbs Befehl war – und wenn man seinem Vorgesetzten nicht mehr trauen konnte, wem dann?
Das Phasergewehr lag schwer in seiner Hand und Tony hatte das Gefühl, dass die Waffe von Mal zu Mal schwerer wurde. Das konnte nicht sein, aber dennoch war das Gefühl vorhanden.
Lag es an der Verantwortung die ihm, Tony, von Gibbs aufgebürdet worden war? Lag es an dem Fakt, dass er nicht wusste, ob Gibbs wirklich sein Boss war?
Er wusste es nicht, er wusste nur, dass er dem Befehl so gut es ging, Folge leisten musste, Folge leisten wollte
Der Aufzug trug ihn dorthin, wo er einen guten Blick über das Gebäude hatte.

Das Phasergewehr spie kontinuierlich Energiesalven und Juliet Jurot versuchte, den Rückstoß der Waffe zu kompensieren, was auch gelang. Die hübschen Augen der Frau nahmen erfassten das nächste, herannahende Ziel, sie riss die Waffe hoch und feuerte, wenngleich sie wusste, dass der Treffer als solcher keinen großen Effekt haben würde. Verdammt, wie konnte man gegen einen Haufen Aliens angehen, die gegen Phaserfeuer immun waren?
Aus den Augenwinkeln sah sie ihren Chef, Alexander Munroe, gerade in einen Kampf mit einem der Ausserirdischen verwickelt und hoffte, dass Munroe sich gegen diesen Angreifer behaupten konnte. Die Faust des Mannes mit dem markanten Gesicht, das sie schon oft genug in unterschiedlichen Besprechungen genau studiert hatte, traf das Kinn des Aliens, was jedoch keinen großartigen Erfolg zeitigte.
Sie fluchte in Gedanken, zog ihren Handphaser und gab einen Schuss auf den Alien ab, was dazu führte, dass das Wesen zwei Schritte zurücktaumelte und verwirrt den Kopf schüttelte. Munroe ergriff die Chance, griff nach dem Phasergewehr, das er hatte fallen lassen und hieb dem Wesen den Kolben ins Gesicht. Dies wirkte. Das Ding taumelte zurück und blieb liegen.
„Toll gemacht, Alex!“, rief Telsia und grinste schief, „Und wie willst Du dich jetzt gegen diese Biester verteidigen?“
Für den Bruchteil einer Sekunde konnte Jurot die Frage „Verdammt, da hat sie recht“ in seinen Gesichtszügen erkennen, die jedoch einer Millisekunde später grimmiger Entschlossenheit platz machte. Was auch immer Alex vorhatte, er würde sich durchkämpfen, das war sicher.

CaptainCalvinCat:
Ziva David betrachtete die hängenden Leichen und schüttelte den Kopf. Was für eine kranke Person musste dahinter stecken? Zumal sie sich sowieso fragte, wer der große – wie hieß das gleich? Mistermind? Mastermand? Irgendwas in der Richtung. Auf jeden Fall fragte sie sich, wer der große Planer war. Ari aus der Vergangenheit zu holen, Traceless dazu zu bringen, mit zu spielen und nun die Xindi zu involvieren – das zeugte von Ambitionen. Aber – was war das Motiv? Wieso sollte jemand all diese Schwierigkeiten auf sich nehmen?
Sie wusste es nicht, sie wusste nur, dass sie diese hypothetische Person nicht kennenlernen wollte.
Kurz wandte sie ihren Blick zu Doktor Gina Intrupper, die gerade ein wenig angewidert auf die Leichen starrte.
„Was ist deine professionelle Meinung?“, fragte sie und Gina klappte ihren Tricorder aus. Ehe die hübsche Ärztin es gesagt hatte, wusste Ziva, was sie sagen würde.
„Sie sind tot, Ziva.“, stellte die Doktorin die Diagnose und Ziva konnte nicht anders, als zu grinsen: „Gehört dieser Satz zur Standardausbildung bei der medizinischen Sternenflottenfakultät?“
Verwirrt schüttelte die Blonde den Kopf: „Bitte?“
„Naja“, sagte Ziva, die Schultern zuckend, „Ich hab ihn bisher immer wieder von Star Trek Ärzten gehört. Doktor McCoy, Doktor Crusher, Doktor Bashir, der Doktor, selbst Doktor Phlox… sie alle haben diesen Satz im Repatoire.“
„Ja, aber was will man sonst sagen?“, fragte Gina, was Ziva zum Kopfschütteln brachte: „Nein, es ist ja… es ist alles in Ordnung, aber… das ist so wie bei… erm…“
„Doctor Who“, half McGee aus, „Als würde bei Doctor Who der zehnte Doktor „allons-y“ oder „molto bene“ sagen. Oder der Neunte „Fantastisch“ grinsen. Das sind Catchphrases.“
Die Ärztin blickte die beiden Menschen aus der Gegenwart an und Ziva konnte sich genau denken, was ihr gerade durch den Kopf gehen musste. Vermutlich fragte sie sich, ob sie und McGee eine gute geistige Gesundheit aufwiesen, oder ob ihnen fünf Fritten zu einem Happy Meal fehlten. Fünf? Oder waren es drei?
Ziva seufze. Verdammte Idiome.
Die Verblüffung Gina Intruppers dauerte nicht lange an, sie fuhr mit dem Tricorder über die Toten, schaute dann zu Ziva und seufzte.
„Also, ich möchte am Liebsten gar nicht aufzählen, was alles mit ihnen angestellt worden ist, halten wir lediglich fest, dass ihr dahinscheiden nicht unbedingt schmerzlos war Aber, tu mir einen Gefallen, und frage mich nicht, wer der Mörder sein könnte. Das willst Du nämlich gar nicht wissen.“
„Wieso?“, fragte die Agentin und nun war es an Gina, zu seufzen.
Sie warf einen Blick auf den Tricorder, schaute dann zu Ziva und begann, zu berichten.
„Ich habe eine ungefähre Analyse des Täters durchführen können. Anhand der Art und Weise der Knochenbrüche dürfte die Person, die unsere beiden unglückseeligen Freunde eliminierte, ungefähr zwei Meter groß gewesen sein und ziemlich muskulös. Und – ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich bin nicht scharf darauf, so einem Wesen zu begegnen.“
Die hübsche Israeli schaute die Ärztin an: „Könnte es sich dabei nicht um dieses Wesen gehandelt haben, dass den Captain und vorher mich niedergeschlagen hat? Dieses… Brocken, nein… erm…“
Sie schaute hilfesuchend zu McGee und fragte: „Wie heißt er… groß, grün, schlechte Laune… Horn?“
„Hulk?“, half der Computerexperte aus und Ziva nickte: „Ja, genau. Dieses Hulk-Wesen.“
Sie schaute Gina an, diese legte kurz überlegend den Kopf schief: „Also, möglich wäre es. Ich möchte ihm dennoch nicht begegnen, um herauszufinden, ob Du recht hast.“
„Keine Sorge.“, sagte in diesem Moment McGee, „Soweit ich das vorhin von Cal gehört hab, hat Ari – oder Traceless – oder Traceless-Ari, dem Hulk einen Kopfschuss verpasst. Der dürfte hin sei…“
Er stockte, als er aus der Ferne etwas hörte, das verdächtig nach einem ziemlich lauten Gebrüll klang.
Kurz blickte er zu Gina, Ziva und Agatha: „Sagt mir, dass ich das nicht gehört habe.“
In diesem Moment brach eine gewaltige Faust durch die Wand.

Gibbs hatte seinen gewählten Stützpunkt erreicht, hob das Phasergewehr und betätige den Kommunikator: „Gibbs an DiNozzo. Gibbs an Cat. Seid ihr bereit?“
„DiNozzo bereit.“
„Hier Cat. Haltet ihr das tatsächlich für eine so grandiose Idee?“
Der Special Agent rollte mit den Augen. War ja klar, dass der Captain wieder querschießen musste. Er unterdrückte ein genervtes Seufzen, betätigte seinen Kommunikator erneut und sagte: „Die Antwort ist entweder ‚bereit’ oder ‚erbitte Verzögerung’. Und ja – der Plan ist sicher.“
Erneut erklang die Stimme des Captains aus dem Gerät – er klang nicht unbedingt überzeugt.
„Cat – bereit.“, schluckte er und Gibbs grinste.
„Dann schlagt los.“

Das Hauptgebäude der „Mad Cow Middleton Inc.“ wiess zwei Verbindungsbrücken zu je einem Gebäude auf. Eine der Brücken führte zur Fertigungshalle, die andere hätte zur Lagerhallte geführt, wenn sie nicht ein paar Minuten vorher der Schwerkraft gefolgt und heruntergekracht wäre. Plötzlich splitterten zwei Fenster auf der obersten Ebene auf, und zwei Strahlen orangener Phaserenergie spannten sich von diesen jeweiligen Fenstern zu einem Fixpunkt der Lagerhalle. Das Spektakel dauerte nur zwei Sekunden, dann trat wieder Stille ein, nur um zwei Sekunden später erneut gebrochen zu werden. Beton splitterte unter den Treffern und nach fünf weiteren Schüssen fand sich ein veritables Loch in der Gebäudewand.

Das donnernde Geräusch der Phaserstrahlen wurde auch in der Kaffeteria wahrgenommen.
Verblüfft blickten Telsia und Odell auf, schauten zu Munroe und Jurot, ehe die hübsche Halbbetazoidin ihren Phaser überlud und ihn in hohem Bogen in die Insektenmasse warf. Dort detonierte er und hinterlies wenigstens eine kleine Lücke. „Was meint ihr?“, fragte sie dann und kam auf die Beine, um zum Ausgang zu sprinten, wohlwissend, dass die anderen ihr folgten.

Renn! RENN! SCHNELLER!“ ,  schoss es Telsia Murphy durch den Kopf, als ihre athletischen, durchtrainierten Beine auf den Boden hämmerten, um sie noch schneller werden zu lassen. Natürlich hämmerten nicht die Beine, sondern die Füße, aber nichts desto trotz wurde sie noch mehr beschleunigt, was ihr einen nicht ungeringen Vorsprung vor dem sie angreifenden Alien gab.

Das Wesen verfolgte sie und sie war sich sicher, das sie, wenn sie von dieser Lebensform gefangen genommen werden würde, dieses Wesen keine großartige Mühe daran verschwenden würde, sie am Leben zu erhalten. Stattdessen würde es das mit ihr machen, was man als „kurzen Prozess“ bezeichnete, sprich, sie ohne mit der Wimper zu zucken umbringen. Vermutlich sogar wirklich, ohne mit der Wimper zu zucken, denn sie hatte keine Wimpern bei diesem Alien gesehen. Phasergewehrsalven hatten sich gegen die Insektoiden als nicht-effektiv herausgestellt, die Attacke mit dem Gewehrkolben ließ sich auch nur einmal pro Waffe einsetzen – aber der Wurf eines sich überladenden Phasers schien zumindest einen gewissen Schaden anzurichten. Das hatte sie bei der Durchführung des Plans durch Betazoidin Juliet Jurot bemerkt und war nun in der Situation, selbst verzweifelt genug zu sein, um diese Technik anzuwenden.
„Here goes nothing“, dachte sie sich, tastete tastete nach der Waffe, welche sich in ihrem Hüfthalfter befand und ließ ihn sich überladen, ehe sie ihn griff und mit einem „FIRE IN THE HOLE!“ die Waffe in hohem Bogen hinter sich warf.

Kurze Zeit blieb es still.
Telsia merkte, wie ihr Herz schneller schlug. Hatten die Aliens die Waffe gefunden, aufgenommen und deaktiviert? Oder war es nur einer dieser Momente, in denen die Zeit stehen blieb, in denen das Universum tief Luft holte, nur, um einem im nächsten Moment in die Ohren zu brüllen? Sie hatte keine Zeit, großartig darüber nachzudenken, denn in diesem Moment ertönte hinter ihr eine trommelfellzerreißende Explosion, deren Lautstärke durch etwas Anderes, noch Unbekanntes noch verstärkt und gesteigert wurde.

Die Druckwelle erfasste sie, hob sie an, wie eine leblose Puppe, beschleunigte sie, schleuderte sie von sich. Sie kam auf, hörte ein Knacken und wusste, dass dies vermutlich ihr Schultergelenk war, dass aus der Pfanne gesprungen war. In einem Gewirr von Armen und Beinen blieb sie für einige Sekunden liegen, rappelte sich dann hoch, wobei sie darauf bedacht war, ihren rechten Arm nicht zu benutzen. Schmerzen pochten von dort aus durch ihren gesamten Körper. Dennoch, als sie ihr Werk sah, musste sie grinsen. Direkt hinter ihr hatte die Explosion einen Teil der Decke herunterkrachen lassen und etliche der Angreifer unter sich begraben.
Es würde wohl eine Zeit dauern, bis die Aliens sich dort durchgegraben hatten.
Zumindest hoffte sie das.

Sie spürte die Hand auf ihrer Schulter – zum Glück nicht auf der Malträtierten, sonst hätte sie vermutlich doch eine Unmutsäußerung von sich gegeben - , wandte sich um und sah in die Augen Alex Munroes.
„Das hast Du gut gemacht.“, sagte er und sie konnte hören, dass diese Worte Teils mit Bewunderung, Teils mit Stolz und Teils mit Liebe gesprochen waren. Sie schaute ihren Vorgesetzten an und  zwinkerte ihm zu, dann schaute sie zu Odell, Chang und Jurot, die ihr ebenfalls zunickten.
„Klasse gemacht.“, hörte sie die telepathische Botschaft Jurots und schenkte ihr ein ehrliches, dankbares Lächeln. In diesem Moment veränderte sich der Gesichtsausdruck der Halbbetazoidin und sie rannte los, an ihr vorbei. Pure Neugierde brachte Telsia dazu, ihr nachzusehen und so wurde sie Zeuge, wie sich Jurot mit pantherhafter Agilität und einem „IN DECKUNG; SIR!“ auf den sie nahezu fassungslos anblickenden Calvin Nathan Cat stürzte, ihn ansprang und mit ihm hinter einer Säule verschwand.
Keine Sekunde später heulte ein Schuss und nun wurde auch Munroe und Telsia klar, was die berühmte Stunde geschlagen hatte. Aus einem weiteren Zugang zur Cafeteria kamen die Ausserirdischen, ihre Waffen im Anschlag und begannen zu feuern.
Telsia Murphy ließ sich in Deckung fallen, knirschte mit den Zähnen, als sie merkte, dass sie auf der schon lädierten Schulter aufgekommen war, und schaute, augenrollend zu Murphy, der neben ihr Zuflucht suchte.
„und nun?“, fragte sie, „Wir haben keine Phaser, die sich überladen könnten.“

Ihren agilen Körper schnell von dem verblüfften Captain herunterrollend, kam Jurot in einer Bewegung auf die Beine, die vermutlich der ein oder andere als „grazil“ beschrieben hätte.
Sie beugte sich vor, zog den Captain in die Stehende und als sie merkte, dass er etwas von sich geben wollte, presste sie ihm die Hand auf den Mund, während sie um die Säule lugte. Sie hatte die Selbstpräsenz der Xindi gespürt, bevor sie dazu gekommen waren, einen großartig-schädigenden Angriff durchzuführen. Und nun spürte sie die Verwirrung des Captains, trat an ihn heran und raunte ihm nur ein Wort ins Ohr: „Xindi.“
Dann griff sie mit der anderen Hand nach dem Phaser des Captains und manipulierte ihn so, dass er sich überlud. Sie wartete, bis das Jaulen, das die Waffe aussandte beinahe ohrenbetäubend war, ging dann in die Knie und ließ den Phaser zu den Xindi schlittern.
Dann presste sie sich hinter der Säule in Deckung.

Gibbs nahm wieder Ziel.
Die Waffe fauchte, als der Senior Special Agent einen weiteren Schuss auf das immer größer werdende Loch im Gebäude abgab. Schnell wechselte er einen Blick mit Tony und lächelte kurz. Es war wie damals, als er noch ein Scharfschütze bei den Marines war, nur, dass die Waffe, mit der er jetzt feuerte…
Kurz blinzelte Gibbs, als er merkte, dass es ein wenig dunkler wurde.
„Verdammt, dabei waren doch gar keine Wolken angekündigt.“, murmelte er und stockte, als er die Stimme von DiNozzo hörte. „Ähm, Boss?“
Kurz schaute er zum Halbitaliener herüber, der auf etwas vor ihnen deutete.
Gibbs wandte sich um und erstarrte für den Bruchteil einer Millisekunde.
Über dem Gebäude schwebte eine Art Raumschiff.
Es war nicht so groß, wie das, mit dem die Sternenflottenoffiziere unterwegs waren, aber es war da. Und in diesem Moment fuhr es etwas aus. Man musste nicht über viel Fantasie verfügen, um zu wissen, dass das Raumschiff sich gerade feuerbereit machte.
„DECKUNG!“, riss seine Waffe hoch, gab einen Schuss ab, der wirkungslos an den Schilden verpuffte. Dann schaute er zu Tony, nickte ihm zu und rannte los – verfolgt von Laserstrahlen, die in das Gebäude einschlugen.

Als ein weiterer Deckenteil der Schwerkraft nachkam und einige Xindi unter sich begrub, lugte Telsia Murphy erneut hinter ihrer Deckung hervor. Da würden die Aliens dieses mal wirklich nicht herauskommen, das war sicher. Sie schaute zu Munroe, der ihr einen Blick zuwarf, der eindeutig besagte. „Was sagst Du dazu?“
Und sie wusste wirklich nicht, was sie dazu sagen sollte. Zumal sie keine Ahnung hatte, worauf der Mann sich bezog, wenn er von „Dazu“ sprach. Die komplette Situation war unglaubwürdig und sie fragte sich, was sie im vorherigen Leben wohl falsch gemacht haben musste, wenn sie nun durch solche Qualen geschickt wurde.
Sie wusste es nicht, aber die Gedanken verschwanden in diesem Moment, da sie von draußen etwas hörte.
Lasersalven, die sich…
Erneut blickte Telsia zu Alex, war auf ihren Beinen und am nächsten Ausgang, um einen Blick nach draußen zu werfen. Tatsächlich.
Direkt über ihnen schwebte ein Raumschiff und nahm das Hauptgebäude unter Feuer.
„Verdammt.“, fluchte sie und wandte sich an Munroe: „Und wir haben keine Möglichkeit, gegen dieses Schiff vorzugehen.“

Als sich der Rauch der herunterkrachenden Decke gelegt hatte, schaute Jurot an ihrem Körper herunter und stellte fest, dass ihre Rückseite ziemlich weiß aussah. Kurz blickte sie zum Captain, dessen Mund sie immer noch mit ihrer Hand verschloss. Er zwinkerte ihr zu, deutete auf ihre Hand, die sie, seiner Bitte und seinem Befehl folgend, entfernte.
„Schick.“, sagte er, „Sieht sehr… bäckerig aus. Als wären Sie in eine Mehlexplosion geraten.“
Dann deutete er hinter sich: „Ich … ich wollt auch gar nicht lange aufgehalten haben, ich wollte euch eigentlich nur retten und dann zur Fertigungshalle und…“
Er stockte.
„Hören Sie dieses komische Summen auch?“
Juliet konnte nicht anders, als zu nicken.
„Ja, und ich spüre auch Angst, Verwirrung, … und das Traceless hier ist.“
„Echt?“, machte der Captain und schaute sie an: „Und ist er weit von hier entfernt?“
Sie schüttelte den Kopf: „Nein, kann man nicht sagen. Eigentlich sogar ziemlich nahe.“
Kurz runzelte der Offizier die Stirn, schaute ihr in die Augen und zuckte mit den Schultern: „Also, Sie sind es schon einmal nicht.“
Damit klopfte er ihr auf die Schulter und rannte los: „Ich werde dann mal Traceless jagen.“
Sie schaute ihm hinterher und seufzte.
Traceless war nahe, aber wo und wer er genau war, vermochte sie aus irgendeinem Grund nicht zu sagen. Vielleicht musste sie ihre Wahrnehmung komplett öffnen, um etwas zu erreichen. Dies war aber im Moment, gerade in dieser Situation, mit ausserirdischen Killerinsekten, die sie angriffen, ein Ding der Unmöglichkeit.
Immer noch  verwundert darüber, wie locker der Captain das alles nahm und wieso sie Traceless nicht so einfach finden konnte, machte sie sich auf den Weg zurück zum Team.

McGee war bewusstlos.
Der Hulk – wer oder was auch immer es war – hatte ihn, nachdem der Computerexperte zum Angriff mit Phasern übergegangen war, gepackt und ihn durch einen sauberen Kinnhaken gegen die nächste Wand befördert, an der er ohnmächtig und entspannt herabgesackt war. Gina versuchte in diesen Sekunden, sich um den Bewusstlosen zu kümmern, das hieß, es blieben noch zwei Leute, die den Ohnmächtigen und die Ärztin schützen konnten: Agatha und Ziva.

Und Beide gaben ihr Bestes. Sie feuerten aus der Distanz, kamen näher, versetzten dem Biest den einen oder anderen Tritt, nur um Sekunden später in ausreichende Distanz gekommen zu sein, um nicht getroffen zu werden. Und selbst wenn Hulk sie erwischte, wandten sie sich so, dass sie dem Wesen keine großartigen Trefferoptionen ermöglichten.
Aber selbst heißgeschossene Phaser schienen keinen Effekt zu haben, denn das Wesen brüllte einfach weiter, wütender denn je.
„Verdammt.“, keuchte Agatha neben Ziva, als beide Frauen sahen, wie der Hulk sich nun komplett durch die Wand schälte, eine Aufgabe, von der ihn nicht einmal harte Phasertreffer oder Tritte abhalten konnten.
Die Israeli wandte ihren Blick zu Agatha und sie konnte im Blick der grünäugigen Schönheit lesen, wie in einem Buch. Sie wusste, genau wie Ziva, dass sie das Ding hier im Korridor nicht so einfach besiegen konnten.
Schnell warf Agatha ihren Kopf herum, schaute zu Gina und Tim, der gerade wieder zu sich kam.
„Verschwindet!“, bellte sie und sah, mit einer Spur von Zufriedenheit, dass Beide der Aufforderung nachkamen. Dann schaute sie zu Ziva. „Du musst dich nicht auch noch opfern.“

„Und Du darfst hier nicht sterben.“, dachte die Israeli, als sie diese Worte hörte, „Wenn ich schon SG 1 nicht retten konnte, will ich wenigstens diesen Teil der Zeitlinie erhalten.“
Ihre hübschen, braunen Augen verengten sich zu Schlitzen und sie merkte, wie ihre Stimme eine Bestimmtheit annahm, von der sie wusste, dass sie diese besaß. Oft genug hatte sie Eli Kontra geboten, oft genug hatte sie Tali…
„Nein, denk nicht jetzt an deine Verluste! Konzentrier dich!“ , schoss es ihr durch den Kopf und sie schüttelte selbigen: „Ich werde nicht gehen. Du gehst doch auch nicht.“
Es war eine Art wortloses Verständnis, eine Art Einigung, die keinerlei gesprochene Sprache benötigte, um verstanden zu werden. Ziva spürte die Entschlossenheit der Rothaarigen, den Hulk hier und jetzt aufzuhalten, gleiches galt für sie.
„Ihr habt doch beide gekifft.“, erklang hinter ihnen eine Stimme und Ziva drehte sich um.
Calvin Nathan Cat stand dort, hielt ein Schwert in der Hand und deutete damit auf den Hulk.
„So, und nun unter uns Klosterschwestern, Tracy. Dein Weg endet hier.“
Damit warf er sich auf den Hulk, in der Absicht, ihn mit der Waffe zu verletzen.
Der erste Treffer, den das Muskelpaket beim Captain erzielte, lies ihn gleich zehn Meter nach hinten fallen.
„Darf ich fragen, woher du das Schwert hast?“, fragte die hübsche XO, hatte wieder ihre Waffe gezogen und gab einen Schuss auf den Hulk ab.
„Ist das tatsächlich Traceless?“, schoss es Ziva durch den Kopf, als Cal wieder auf den Beinen war und versuchte, die Waffe in den Bauch der Kreatur zu treiben.
Dabei lächelte er grimmig und sagte: „Der Chefbuchhalter der Firma heißt Heizo Hattsutori. Und da lag das Schwert rum.“
In diesem Moment brüllte das Biest auf, denn Cal hatte es tatsächlich geschafft, die Waffe in den Körper zu jagen – wenngleich nicht in den Bauch, sondern ins Knie.
„Okay, Traceless“, sagte er nun und funkelte den Verbrecher an, „Ich nehm das Schwert wieder raus, wenn Du uns in Ruhe lässt.“
Ein abschätziges Schnauben war zu hören, und keine Sekunde später hatte der Hulk Cal in den Bauch getreten. Dieser sauste an Agatha und Ziva vorbei, knallte gegen eine Wand und blieb liegen.
„Out for the count.“, seufzte Agatha und zog ihren Phaser erneut, um auf das Wesen zu schießen. Das zeigte sich weiterhin ziemlich unbeeindruckt, sprang über Ziva und Agatha hinweg, packte den bewusstlosen Captain und sprang mit dem Körper aus dem Fenster.
Ziva und Agatha schauten sich verblüfft an: „Was war das denn?“

Gibbs rannte.
Irgendwie war es ihm zuwider, sich umzudrehen und zu flüchten, aber es gab Momente, in denen musste man akzeptieren, dass man nicht unbezwingbar war. So auch hier. Das Waffenfeuer war herzerfrischend ineffektiv, was bei solchen mächtigen Gerätschaften, wie sie diese Phasergewehre darstellten, schon was heißen wollte und der Fakt, dass dieses Schiff ebenfalls Laserstrahlen abfeuerte, flößte Gibbs nicht unbedingt Vertrauen in diese neue Technologie ein.
Auch, wenn ihm gerade danach zu Mute war, einen lauten Fluch von sich zu geben oder so lautstark und farbig zu schimpfen, dass ein gestandener Seemann vor Scham rot angelaufen wäre, er musste vor allem eines tun: Di Nozzo in Sicherheit bringen.
Tony war – obwohl seine rechte Hand und obwohl mit Vertrauen gesegnet – sein Untergebener und zweitens sein Freund. Wenn es in seiner Macht stand, würde er verhindern, dass ihm etwas zustieße. Zumal der Halbitaliener gerade etwas hatte, für das es sich zu kämpfen lohnte – die Liebe einer wunderschönen Frau.
Eigentlich war der Grauhaarige gegen Beziehungen am Arbeitsplatz, aber hier ließe sich eine Ausnahme machen.
Schließlich waren die Beiden professionell genug, um berufliches von privatem zu trennen.
Der Gedanke, Tony in Sicherheit zu bringen, ihn zu Ziva zu bringen, und sie alle hier rauszuholen, beherrschte sein Sinnen, Denken und Handeln und er merkte gar nicht, wie er auf Autopilot schaltete. Eigentlich merkte er erstaunlich wenig, aber das überraschte ihn nicht. Es war wie damals im Krieg.
Um sie herum explodierten Sachen – was genau wusste Gibbs nicht, und es interessierte ihn auch nicht. Er hatte ein Ziel. Und er würde verdammt sein, wenn er es nicht erfüllen würde.
So trieb er DiNozzo vor sich her, auf das Sicherheit verheißende Treppenhaus zu.
Ohne Rücksicht auf Verluste trat er die Tür ein, griff seinen Stellvertreter und schubste ihn in das Treppenhaus, ehe er einen mörderischen Schlag gegen die Seite spürte.
Kurz taumelte er, schüttelte dann den Kopf und war wieder auf den Beinen.
Er betrat das Treppenhaus und sah, wie Tony ihn verdattert anblickte.
„Was ist?“, keifte er, „Los, zum Extraktionspunkt!“
Der Halbitaliener nickte ihm zu und rannte los.
Gibbs folgte nach.

Das Schiff schwebte direkt über ihnen und Telsia fragte sich, wie man dieses Ding knacken könnte, als plötzlich etwas aus einem der oberen Geschosse der Fertigungshalle sprang. Verblüfft blinzelte die hübsche Frau, als sie sah, was es war – wobei sie sich ausserstande sah, es genau zu beschreiben. Es war grau-grün-bläulich, hatte viele Muskeln und hielt jemanden in beiden Armen, der erstens verdächtig nach einer bewusstlosen Ausgabe des Captains aussah und zweitens aufgrund der Bewusstlosigkeit „wie ein Schluck Wasser in der Kurve“ in den Armen hing.
Das Ding – Telsia hatte keinen Namen für so ein Wesen – flog aus dem Fenster und schien auf dem Raumschiff zu landen.
„Na klasse.“, murmelte sie, als sie sah, wie das Shuttle plötzlich abhob.
Munroe sah sie an: „War das…?“
„Der Captain“, nickte sie und rollte mit den Augen, „Ich nehme an, er ist entführt worden. Durch Ausserirdische.“

CaptainCalvinCat:
McGee hörte noch immer das Brüllen der Kreatur, die sich durch die Wand brechen wollte und auf die er sich hatte werfen wollen. Der harte Schlag hatte sein Kinn getroffen, ihn gegen die nächstliegende Wand katapultiert und dabei das Bewusstsein aus seinem Kopf beinahe völlig vertrieben. Wie durch Watte nahm er die Bemühungen der Chefärztin Gina Intrupper wahr, ihn zu untersuchen. Das Piepsen des Tricorders, eigentlich ziemlich leise, klang nun unglaublich laut und misstönend an seine Ohren und er war sich nicht sicher, welche Option gerade am Attraktivsten erschien – sich der Ohnmacht hinzugeben, oder Gina den Scanner aus der Hand zu schlagen.  Sein Kinn schmerzte und er war sich sicher, dass das Wesen es durch diesen einen Schlag, den es gegen ihn ausgeführt hatte, gebrochen hatte.

Die Dunkelheit, die ihn immer mehr für sich beanspruchte, war schließlich so übermächtig, dass er keine andere Wahl hatte, als sich ihr hinzugeben. Er merkte, wie er den Halt verlor und versank.

„Tony, das würde ich nicht tun.“

Mit diesen Worten hatte die komplette Situation angefangen. Er erinnerte sich daran, wie er an jenem Septembermorgen den Bullpen betreten hatte, von Director Vance gebrieft worden war und gerade noch rechtzeitig ankam, um Tony daran zu hindern, eine größere Dummheit zu begehen.
„Offenbar haben wir einen Hackerangriff hinter uns – sämtliche Daten sind verschlüsselt worden, als wir es bemerkt haben. Jedes Passwort, jedes Kilobyte an Daten kann gerade von irgendwoher abfangen werden.“
„Ein Hackerangriff, McGoogle?“, echote Tony und schaute den Agenten an, „Warum hat uns unsere Firewall nicht davor geschützt?“
„Nun, offenbar hat der Angreifer eine fortschrittliche, sich mehrfach-kodierende Software verwendet, die es einfach macht, in jedes System einzudringen.“, gab der jüngere der beiden Agenten zurück und begann, auf die Tastatur seines Computers einzuhacken.
Das verwirrte Tony.
„Was tust du da, Bambino?“, fragte er, „Ich meine, wenn all unsere Informationen gerade abgezogen werden, ist es unsinnig, dem Hacker weitere Informationen zu geben.“
„Das schon, aber ich kann versuchen, mich quasi auf dem Rücken des Signales in die entsprechende Software einzuklinken. Vielleicht finde ich was.“
Dies erklären und weiterhacken war für McGee eines.
Und gerade als Tony eine erneute Frage stellen wollte, betrat Leroy Jethro Gibbs den Raum.
„Tony, Ziva, packt eure Sachen. Ein toter Marine im Anacostia-Park, Sektion C.“, sagte er mit der typischen Routine des erfahrenen Chefermittlers, „Ducky und Palmer sind schon vor Ort. Elfenkönig, du kümmerst dich um den Hackerangriff.“
„Verstanden, Boss.“, erwiderte McGee und tippte erneut auf die Tastatur ein, ein Musterbeispiel an Konzentration.


Mit dem Fund von Captain Thaddeus Alexander Stone hatte alles angefangen und niemand damals auch nur einen Gedanken daran verschwendet, zu was dieser Fall in Bälde mutiert war. Zugegeben, die Mordmethode war bestialisch, aber das Team um Leroy Jethro Gibbs war mit solchen Fällen auf Du und du. Wie damals, als Ducky ein ums andere Mal Tonnen mit Haut zugespielt wurden, oder wie damals, als ein Massenmörder Bikern Füße abgetrennt hatte. Auch der Fund eines Kopfes war ihnen schon einmal untergekommen oder – einer seiner speziellen Lieblinge – das Bein einer jungen Frau, an dem man Tony DiNozzos Zahnabdrücke gefunden hatte. Sie alle hatten schon einmal ihre speziellen Fälle und manchmal waren sie von brutaler, nahezu unheimlicher Natur. Der Port-to-Port-Killer kam ihm da gerade in den Sinn.  Und warum sollte dieser Fall, so brutal und menschenverachtend er auch sein mochte, sich von anderen Situationen dieser Preisklasse unterscheiden?
Die ersten Anzeichen dafür, dass dieser Fall wirklich anders war, konnte daran festgestellt werden, dass, während Gibbs, Ziva und Tony am Tatort waren, merkwürdiger Besuch auftauchte.


Er hob den Kopf und sah in zwei unglaublich schöne, grasgrüne Augen, die zu einer Frau mit feuerroten Haaren und einer Figur gehörten, die eindeutig Modelmaße hatte.
Beinahe wäre ihm die Kinnlade heruntergeklappt, aber – er war Gentleman, das schickte sich nicht. Allerdings würde er ihr eine Rolle in seinem neuen Roman, so er denn irgendwann mal einen schreiben würde, zukommen lassen.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er mit neugieriger Stimme.
Die Frau lächelte: „Ja, ich bin Silvia Esperanza und ich suche jemanden. Vielleicht kennen sie ihn? Er ist ungefähr zwei Meter groß, hat kurzes blondes Haar – einen Igelschnitt – und blaue Augen. Haben sie ihn gesehen?“
„Nein, habe ich nicht.“, erwiderte McGee und Silvia schaute ihn ein wenig enttäuscht an: „Schade, Agent McGee. Ich dachte, man hätte sich vielleicht ein wenig unterhalten können.“
Nun runzelte Tim die Stirn: „Sekunde, woher kennen Sie meinen Namen?“
„Sie hat gute Augen“, garagentorquietschte die Stimme eines jungen Mannes, der wie aus dem Boden gewachsen neben ihr auftauchte und mit einer Art Taschenrechner herumzufuchteln schien.
„Und Peter?“, fragte Silvia und der Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Die Wurzel aus 49 ist und bleibt 7.“
Erneut schien Silvia enttäuscht, winkte zu McGee herüber und machte sich dann auf den Weg zum Aufzug. Der junge Mann verneigte sich, folgte ihr und schaute sie an: „Wer is’n das?“
„Das, Schatz, ist Timothy McGee.“
„Was?“, fragte Peter und drehte sich um: „Kann… kann ich ein Auto… AU!“
Der letzte Laut war darauf zurückzuführen, dass Silvia ihn am Arm griff und mit sich in den Aufzug zog.
Verdattert schaute McGee auf seinen Monitor, tippte, mehr oder weniger verdrossen auf die Entertaste seines ergonomisch-geformten Keyboards und staunte nicht schlecht, als der Computer plötzlich – ohne elektronisches Murren und datentechnisches Knurren – hochfuhr und seinen Dienst wieder aufnahm.
„Was ist denn jetzt los?“, fragte er sich.

Und diese kurze Unterhaltung, von der McGee jetzt wusste, dass er sie mit Agatha und Cal geführt hatte, zwei Starfleetoffizieren, war der Auftakt der ganzen, mehr als nur verrückten Sache. Bald waren sie in Sternenflotteninterna verwickelt, ihr Chef stellte sich als Agent eben jener Organisation heraus und alles in allem galt es, einen Verbrecher dingfest zu machen, der, von dem der Captain ihnen allzu bald erzählte.

: „Der Mann heißt Buzz Intrupper. Er ist Wissenschaftler gewesen… Cleveres Kerlchen. Entwickelte so was wie Intelligente Masken.“
Er schaute in die Runde: „Stellt euch eine Karnevalsmaske vor, die mit eurem Kopf verbunden ist. Ihr denkt an ein Gesicht und automatisch verwandelt sich die Maske in das Gesicht, das ihr euch vorgestellt habt. Ihr wollt aussehen wie Michael Wheatherly in ‚Dark Angel’? Kein Problem. Ihr wollt die Lippen von Angelina Jolie haben? Auch kein Thema. Der Geheimdienst hatte ihn … unter Vertrag.“


Jetzt, wo er sich damit beschäftigte, fiel ihm auf, dass dieser Geheimdienst vermutlich die berühmt-berüchtigte „Section 31“ war, eine Unterabteilung der Starfleet Security, die so etwas wie eine amok-laufende IMF-Einheit war.
Vermutlich war diese Gruppierung sogar wirklich so organisiert, wie die legendäre IMF, die Impossible Mission Force der berühmten Serie „Mission:Impossible“? Das müsste er mal genauer in Erfahrung bringen – wozu gab es die einschlägig bekannten Wikis?

Ein abrupter Stimmungswechsel überkam ihn, als er an die Captain Stone assistierende Laura McConnaugh dachte.

Die hübsche Frau schaute McGee an: „Haben Sie eine Ahnung, wie merkwürdig sich das anfühlte? Den Boss zu hören, wie er sich so komplett out of character benahm, wie wir Fanfiction-Autoren sagen?“
Tim schaute sie überrascht an.
„Sie schreiben auch?“, entfuhr es ihm und in diesem Moment biss er sich schon wieder auf die Lippen. Es war ja letztendlich die Sache McConnaughs, ob sie schrieb, oder nicht – aber die Vorstellung, dass diese hübsche Frau ebenfalls eine literarische Ader hatte, ließ sie noch interessanter wirken. Dabei tat sie das ohnehin schon. Sie war hübsch. Er würde natürlich niemals so unbesonnen sein, sie einfach so um ein Date zu bitten – dafür war er zu gut erzogen und sie hatte sehr wahrscheinlich anderes zu tun, als sich mit Agenten des NCIS zu verabreden, aber… es war auf jeden Fall eine interessante Sache.
Und als sie ihn anblickte, lächelte und fragte: „Ach, Sie auch?“ war er kurz davor, ihr zu offenbaren, das er – Timothy McGee der Autor Thom E. Gemcity war.
Aber vielleicht mochte sie diese Art der Literatur ja auch nicht.
„Ja.“, sagte er knapp und merkte, wie sein Herz schneller schlug, als ihr Lächeln eine Spur breiter wurde: „Wirklich? Dann könnten wir uns ja mal treffen und Geschichten austauschen? Ich schreibe auf storiesforfree.org – wenn Sie nach „AntoinetteDubois“ suchen, finden sie mich.“
„Moment mal.“, fragte er, merkte, wie er sich elektrisiert fühlte: „Sie sind aber nicht die AntoinetteDubois, die Doctor 11 und Rose Tyler zusammenpairt, oder?“
McConnaugh nickte, ihr Lächeln wurde eine Spur unsicherer und schüchterner, als McGee zu Boden blickte: „Ich… habe auch ein paar Geschichten dort veröffentlicht – und sogar einige von Ihnen kommentiert.“
„Jetzt sagen Sie nicht, dass sie „DracoMalfoymustdie“ sind.“, sagte sie, leise, sanft, rauchig und als McGee den Kopf schüttelte lachte sie leise.
„Wir reden später darüber, wer ich auch storiesforfree.org bin. Zuerst einmal müssen wir uns um Ihre Aussage kümmern.“, erklärte McGee plötzlich und der Gesichtsausdruck von McConnaugh änderte sich.
Sie seufzte und schaute ihn an: „Wie schon gesagt, er benahm sich ein wenig merkwürdig – aber ich hätte nie gedacht, dass ich ihn dann als Leiche wieder sehe.“
Tim nickte ernst, nahm die Aussage zu Protokoll und schaute ihr in die Augen.
„Alain.“, sagte er dann und sie runzelte verwirrt die Stirn: „Bitte?“
„Ich… ich bin Alain. Auf storiesforfree.“


Tatsächlich hätte aus ihnen etwas werden können, wenn nicht Ari dazwischengekommen wäre. Allein schon der Fakt, dass Ari wieder lebendig gewesen war…
Aber dass er jetzt auch noch ihm etwas nehmen musste, was eventuell… McGee konnte sich nicht helfen, er konnte noch nicht einmal die Sätze zuende denken.
Immer wieder sah er vor sich die leblosen Augen der Frau, mit der er eventuell hätte zusammenkommen können.

„Ich bringe Sie zur Tür, Miss McConnaugh.“, sagte der Mann und Laura lächelte sanft: „Ich heiße Laura.“
Er antwortete, in dem er ebenfalls freundlich, sanft und offen lächelte: „Tim.“
McGee war sich, aus irgendeinem Grund, sicher, dass die Theorie, die man gerne „Cherchez la Femme“, also „sucht die Frau“ nannte, in diesem Fall nicht zutraf. Darauf wiesen verschiedene Zeichen hin – wenn man zum Beispiel beachtete, dass in ihren Augen ehrliches Bedauern über den Tod von Captain Stone zu lesen war, konnte er sich einfach nicht vorstellen, dass sie den stabilen Bastardhänder genommen und ihn Stone in den Rücken gerammt hätte. Nein – sie konnte diese Tat nicht begangen haben.
Als sie den Verhörraum verließen und durch den engen, orange-farbenen Korridor gingen, schaute er zu ihr und lächelte sie an: „Also – Sie schreiben diese verrückten Doktor-Who-Fanfictions, in denen Nummer 11 mit Rose anbandelt?“
„Ich finde, die beiden passen perfekt zu einander. Sie hatte sich ja schon in 10 verliebt.“
„Ja“, setzte McGee das Fachsimpeln an, als sie gerade den Bullpen betraten, „Aber Rose hat doch den Meta-Crisis-Doktor bekommen.“
„Aber das ist doch kein richtiger Timelord.“, widersprach McConnaugh und merkte, wie sie sich in McGees Nähe entspannte, als dieser plötzlich stehen blieb und mit einem verdutzten Gesichtsausdruck in ihre Richtung starrte.
„Was ist?“, fragte sie – doch als sie die Frage gestellt hatte, spürte sie, dass er nicht sie anstarrte, sondern an ihr vorbei.
Sie drehte sich um und ihr Blick fand ein angeschaltetes Computer-Terminal.
„Ich hatte ihn ausgeschaltet.“, erklärte der Bundesbeamte und ging auf den Bildschirm zu, nur um verwundert die Augenbrauen zu heben.
Als Laura neben ihn trat und ihm die Hand auf die Schulter legte, drehte er sich um, starrte sie kurz unverwandt an, taumelte einen Schritt nach hinten und schaute sie dann erneut an: „Ich… Du musst mich kurz entschuldigen. Ich… ich muss zu Gibbs.“
Damit rannte er in Richtung der Verhörräume.


Und wenn er sie dort nicht alleine gelassen hätte, wäre die Sache anders gelaufen.

Als Gibbs und McGee den Bullpen betraten, staunte der jüngere Ermittler nicht schlecht.
Laura war verschwunden.
Verblüfft blickte er sich um, sein Mund stand für einige Sekunden offen, ehe er ihn schloss, tief Luft holte und dann zu seinem Chef blickte.
„Ähm, Boss, sie … sie war bis gerade eben noch hier.“
„Und sie ist es immer noch.“, sagte Gibbs, was ihm einen verblüfften Seitenblick von McGee eintrug.
Mit geschultem Blick deutete die Ermittlerlegende auf den Boden vor dem Computer.
Die Flüssigkeit, die er dort sah, die dort den Teppich tränkte, erkannte er im Schlaf.
Blut.
McGee hatte, dass sah der leitende Chefermittler, die Blutspur ebenfalls gesehen, sein Blick folgte der Spur bis zu dem Raumteiler, hinter den er nicht blicken konnte.
Vorsichtig schritt der junge Agent näher, als das Licht ausfiel.
„Verdammt.“, fluchte McGee, trat näher an den Computer heran, las die Zeilen, die auf dem Monitor erschienen waren, erneut. Wie aus weiter Ferne nahm er den Rest war – da war dieser rote Punkt, der an seinem Körper hochwanderte, bis er auf Höhe seines Herzens war. In dem Moment, in dem er verstanden hatte, was los war, hörte er ein raues „Vorsicht“ und spürte einen heftigen Schlag, der ihn zu Boden gehen ließ.
Sein Kopf kollidierte mit der Abtrennung zwischen dem Bullpen, an dem er gestanden hatte, und seinem eigenen und während er fiel, sah er in die leeren, toten Augen McConnaughs.
‚Verdammt’, schoss es ihm durch den Kopf und vor seinem inneren Auge blitze die Nachricht auf, die auf dem Monitor gestanden hatte.


Die Aktion Gibbs hatte ihm das Leben gerettet, dessen war er sich bewusst. Leider hatte er es ihm damals in einer eher unfreundlichen Art und Weise gedankt:

Die Luft in der Leichenhalle war einfach nicht schön. Da half nichts. Tim hatte sich überlegt, ob es nicht sinnvoll wäre, mal ein paar Raumerfrischer dort zu platzieren, allerdings hatte er den Gedanken schnell wieder verworfen. Der Geruch von – was auch immer hier vor sich hin verweste – gemischt mit dem Aroma von Erdbeeren oder Frühlingswiese ließ den Gedanken daran, hier Lufterfrischer aufzustellen „less than thrilled“ erscheinen.
McGee konnte sich nicht helfen, sich innerlich die Frage zu stellen, wie es Ducky und Jimmy aushalten konnten, in dieser Atmosphäre auch noch zu speisen.
Innerlich zuckte er mit den Schultern. Vermutlich waren sie abgehärtet. Aus dem Grund hatte Jimmy auch eine Leichenwäscherin als Freundin. Wenn man mit jemandem, der seinen Job liebt, zusammenlebt, sollte man auch damit klarkommen, wenn dieser Jemand plötzlich von seinem Beruf erzählte. Und wenn man dann jemand war, der die epischen Schilderungen einer Autopsie mit Doctor Mallard magentechnisch nicht vertrug – naja, es wäre alles andere als schön, dessen war sich Tim sicher.

Aus dem Grund bevorzugte er jemanden, der seine Hobbies teilte, weswegen Laura…
Dem Special Agent verrutschte das Gesicht. Laura… seine Laura… umgebracht von Ari.
Ein schwerer Seufzer entfuhr seiner Kehle und erweckte somit die Aufmerksamkeit Duckys, der ihn anblickte.
„Timothy“, lies er seine Stimme erklingen, „Was ist los?“
Der Special Agent schüttelte den Kopf: „Nichts, es ist… es ist nichts. Ich… ich wollte hier nur…“
Ducky nickte: „Natürlich – nimm Dir soviel Zeit, wie Du brauchst.“
Woher wusste der Schotte das jetzt wieder?
Offenbar war sein Gesichtsausdruck so eindeutig fragend, denn sein Gesprächspartner blickte ihn an und lächelte schief: „Abby. Sie hat mir gesagt, was los ist.“
Damit legte er ihm großväterlich eine Hand auf die Schulter: „Nimm Dir soviel Zeit, wie du brauchst.“
„McGee“, erklang plötzlich die raue Stimme Gibbs’ aus der Schiebetür, die die Leichenhalle vom Korridor und dem Aufzug trennte, „Du kannst Dich nachher verabschieden. Jetzt haben wir einen Fall zu lösen!“
Kurz spielte der Romancier mit dem Gedanken, so zu tun, als habe er Gibbs überhört und schaute, mit starrem Blick, auf die zugedeckte Leiche Lauras. Er spürte, wie seine Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen.
„Elfenkönig.“, rief Gibbs erneut und McGee merkte, wie er sich gegen seinen Willen umdrehte und seinen Chef anschaute. Mit einer leisen, beinahe unhörbaren Stimme, sagte er dieses eine Wort, das die ganze Situation definieren sollte: „Nein.“
Der Senior Special Agent schaute ihn an, hob in einer Mischung aus Überraschung und „Na, warte mal ab“ die Augenbrauen und in seinen Augen blitzte derselbe Emotionsmix auf: „Nein?“
„Boss“, sagte McGee, mit einer nun ihre Festigkeit wiederfindenden Stimme, „Nein. Ich kann es nicht tun. Ich kann so tun, als sei nichts passiert.“
Gibbs löste sich von der Tür und trat langsam auf ihn zu. In seinen Augen blitzte es erneut, dieses Mal mit einer Kombination aus Sorge und Wut. „McGee, Du wirst da oben gebraucht. Das ist keine Bitte.“
„Ich“, setzte der jüngere Agent an und man merkte, wie er mit jedem Wort wütender wurde, bis er die Letzten schrie: „Ich kann es NICHT, VERDAMMT!“
„Jethro, vielleicht solltest du…“, setzte Ducky an, doch selbst er verstummte, als Gibbs ihn anblickte: „Duck, vertrau mir.“
„Vertrauen.“, spie McGee aus, schaute ihn an und in seinem Blick funkelte eine unmenschliche Wut: „Vertrauen? Wir vertrauen darauf, dass wir hier sicher sind… und was passiert? Sagen Dir die Worte ‚America is under attack’ irgendwas? Wir vertrauen darauf, dass wir wenigstens im Hauptquartier des NCIS sicher sind. Was passiert?“
Damit deutete er anklagend auf den Körper Lauras: „Verdammt, ein Verrückter, der aus seiner Zeit in unsere katapultiert wurde, hat sie erschossen. Und niemand, nicht einmal die mächtige Sternenflotte, kann etwas dagegen tun.“
Gibbs schaute ihn nur an. Dies schien McGees Zorn weiter zu entfachen: „Du selbstgerechter Bastard. Du stehst hier und denkst, dass Du mich einschüchtern könntest, weil du mir, wenn ich nicht spure, eine Kopfnuss gibst, ja?“
„Special Agent McGee, Sie übertreten gerade ihre Kompetenzen.“, sagte der Grauhaarige scharf und blieb stehen, wich nicht einmal aus, als sich McGee mit einem „ICH SCHEISS AUF DIE KOMPETENZEN!“ gegen ihn warf.
McGees Wut hatte ihren Siedepunkt erreicht. In den letzten Stunden hatte er eine konstante Kurve der Katastophen erlebt und dies brachte ihn zum Überschnappen. Als dieser selbstgerechte Bastard ihm mit „Kompetenzen“ kam, sah er einfach nur noch rot und warf sich gegen ihn. Ab da lief sein Körper auf Automatik. Die Fäuste fanden ihr Ziel und gerade, als er in den dunkelroten Schleiern der Wut zu versinken drohte, hörte er ein sehr lautes Wort.
„STOP!“
McGee hielt inne, schaute zu Gibbs, der sich gerade Blut von der Lippe wischte und fand wieder zu sich.
„Meine Güte, Boss, das… das tut mir…“
Obwohl es ziemlich schmerzhaft zu sein schien, zuckte ein kurzes Lächeln über Gibbs Lippen: „Niemals entschuldigen, McGee. Das ist ein Zeichen von Schwäche. Und nach dem, was Du gerade gezeigt hast, bist du alles, nur nicht schwach.“
Damit klopfte er ihm kameradschaftlich auf die Schulter: „Geht es Dir jetzt besser?“
Und damit war für ihn klar, was los war. Der Romancier warf einen Blick zu Ducky, der nickte: „Ja, ein Kampf ist ein sehr starkes Ventil für Emotionen.“
Plötzlich fühlte sich der Mann, als sei all seine unterdrückte Wut von ihm abgefallen und er schaute erneut zu Gibbs: „Aber… du hattest Doch gesagt…“
„Ich weiß.“
Erneut räusperte sich Ducky: „Aber du hättest die Wut in die Arbeit kanalisieren sollen, Timothy. So hast Du sie nur unterdrückt.“
Der Angesprochene nickte. Dann wandte sich Gibbs an ihn: „Und jetzt hoch, dein Typ wird verlangt.“
„Geht klar, Boss.“


Offenbar schien sein Unterbewusstsein dies für den bestmöglichen Zeitpunkt zu halten, sich wieder zu melden.  Kurzzeitig verlor er den Kampf gegen die Ohnmacht, das bemerkte er daran, dass die Geräuschkulisse sich ziemlich sprunghaft veränderte. Der Romancier hatte insgesamtgesehen keine großartige Ahnung, wie lange er bewusstlos gewesen war, aber als er die bleischweren Augenlider aufstemmte und die blauen Augen der Ärztin sah, die ihn erleichtert anfunkelten, wusste er, dass es vermutlich seine Zeit gedauert hatte. Dann fiel ihm der Umgebungswandel auf.
Verblüfft stemmte er sich hoch, schaute zu Ziva und Agatha. Kratzer, Risse, Hautabschürfungen, tiefe Wunden verunzierten ihr Äußeres, aber die aufrechte Haltung, die sie angenommen hatten, zeigten, dass beide Frauen zwar gekämpft, aber nicht verloren hatten. McGee war sich sicher, dass in seinen Augen Bewunderung zu sehen war, denn Ziva lächelte ihn an, trat auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Dich auf dieses Wesen zu stürzen, ohne zu wissen, was die Konsequenzen sein mochten, war unglaublich dämlich… aber mutig.“
Der Special Agent lächelte sie an, nahm ihre Hand in seine und nickte: „Was tut man nicht alles für gute Freunde?“
Sie erwiderte sein Nicken, dann schaute sie an ihm vorbei und er konnte sehen, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte. Vorher konnte man noch Freude, Freundschaft, Wärme in ihnen sehen, jetzt war da nur noch Sorge. Und plötzlich rannte sie an ihm vorbei, er taumelte ein paar Schritte zur Seite, schaute ihr verblüfft hinterher und merkte, wie sein Atem schneller ging.
Nein, das konnte nicht passieren. Nicht hier, nicht er.
Aus dem Hauptgebäude kamen zwei Personen. Die Eine schien wohlauf zu sein, die andere wies einen großen Blutfleck an der rechten Seite auf. McGee merkte, wie er sich selbst bin Bewegung setzte, auf die Beiden zueilte und hörte, wie sein Herz lauter pochte.
Verdammt, nicht schon wieder. Nicht schon wieder jemand, den er hätte retten können.
Und dann sah er wie, zeitlupengleich, auch die Mitglieder des Hazard-Teams, sowie Agatha und Gina auf Tony und Gibbs zugerannt kamen. Der Chefermittler schien erst jetzt zu realisieren, was passiert war, sackte in die Knie und dann, von Ziva gehalten, kollabierte er auf den Boden.

McGee konnte nicht hören, was die Israeli schrie, aber – das war auch nicht notwendig. Allein der entsetzte Gesichtsausdruck machte mehr als deutlich, was da gerade gerufen wurde und die neben ihm auftauchende Gina Intrupper bestätigte die Vermutung.
Die Ärztin hieb auf ihren Kommunikator, bellte einen Befehl hinein und Millisekunden später erschien ein medizinischer Koffer neben ihr. Sie öffnete den Behälter, griff mit der anderen Hand einen medizinischen Tricorder und begann mit der Untersuchung.

Er spürte, wie jemand eine Hand auf seine Schulter legte, wandte sich um und schaute in die Augen Agatha Silverbirds. Immer noch fand er sich, durch die Prügel, die er durch den Hulk bezogen hatte, benommen und dieses Gefühl verdoppelte sich nun, als er das Hemd Gibbs sah, das an der Flanke blutdurchtränkt war. Ohne zu wissen, was er tat, griff er Agatha und bettete seine Augen an ihrer Halsbeuge.
Es war nicht nötig, zu hören, was die hübsche XO sagte, die beruhigenden, sanften Berührungen, die sie seinem Rücken zukommen ließ, waren ein deutliches Zeichen.
Dann machte er sich los, warf einen Blick auf das Bild, das er eigentlich nicht sehen wollte.
Gibbs – er war derjenige, der ihn ins Team geholt und ihn geleitet hatte. Er war ihr aller Ausbilder gewesen – ein väterlicher Freund – für Ziva und Abby vielleicht sogar tatsächlich eine Art Ersatzvater, ebenso wie für ihn. Für ihn, dessen Vater ihm nie wirklich gezeigt hatte, wenn er stolz auf ihn war. Dieser Mann zeigte es auch nicht, aber das war auch nicht notwendig.

Kurz setzte sein Bewusstsein wieder aus und als er wieder zu sich kam, spürte er den athletischen Körper Zivas, der ihn umarmt hielt und sah ihre braunen Augen, die ebenso verletzt funkelten, wie – da war er sich sicher – es die seinen taten.
Zwar setzte sein Hörvermögen wieder ein und er nahm die samtweiche Stimme Zivas wahr, allerdings sprach sie in hebräisch, was er nicht verstand. Dennoch wusste er instinktiv, das es nicht notwendig war, den genauen Wortlaut zu kennen, er verstand den Sinn , die Geste , die sich hinter ihren Handlungen und Worten verbarg, nicht mit dem Kopf, aber mit dem Herzen.

Agatha Silverbird war sich sicher, dass gerade in diesem Moment ihr Herz aussetzte. Die komplette Mission war ein Irrsinn gewesen, sie hätten das Team Gibbs gar nicht erst hinzuziehen dürfen, aber – Cal hatte es so gewollt. Und nun? Was war das Ende vom Lied?
Der Captain war von Traceless entführt worden und Gibbs?
Sie trat auf die Ärztin zu, ging neben ihr in die Hocke und schaute sie an: „Dein Bericht, Doktor?“
Gina kniete neben dem reglos da liegenden Gibbs und schaute sie mit einem allzu deutlichen Blick an.

CaptainCalvinCat:
  Cal riss entsetzt die Augen auf.

In der Krankenstation der U.S.S. Dragonfly NCC 0815-A war die Situation gerade ziemlich angespannt. Doktor Gina Intrupper kämpfte mit allen ihr möglichen Mitteln um das Leben ihres Patienten, musste dann aber allzubald einsehen, dass es keine andere Möglichkeit gab, als diesen Schritt zu machen. Leroy Jehtro Gibbs war bei Bewusstsein, die meisten Splitter des Geschosses, das ihn erwischt hatte, waren entfernt worden – und dennoch war diese eine Sache etwas, an der auch die modernste Technik nichts ändern konnte. Sie schaute Gibbs an, schüttelte den Kopf und er – realisierend, dass es keinen anderen Ausweg gab, nickte ihr zu.
Sie griff nach dem Hypospray.
„Es tut mir leid.“
„Ich verstehe sie.“, murmelte der Chefermittler.
Erneut schaute sie ihn an, sah, wie er ihr ermunternd zulächelte: „Keine Sorge, Sie werden nichts spüren.“
Damit presste sie ihm das Hypospray in den Nacken, Gibbs schloss die Augen und erschlaffte.

Vor der Tür der Krankenstation hatten sich Ziva, Tony, Abby und Agatha positioniert und warteten auf Neuigkeiten. Als die Tür sich öffnete, und Gina den Ort des Geschehens verließ, schaute sie Agatha an und schüttelte den Kopf.
„Ich konnte ihn nicht retten.“, sagte sie und schaute zu Tony herüber: „Ich weiß nicht – vielleicht wollen Sie …“
Der Halbitaliener nickte, ging gefassten Schrittes in die Krankenstation und trat vor das Bett von Gibbs.

Es sah aus, als ob er nur schliefe.
„Vielleicht werde ich eines Tages auch so aussehen. , schoss es dem Halbitaliener durch den Kopf, als der Chefermittler plötzlich die Augen aufschlug und knurrte zischend: „Wenn Du auch nur einen Ton sagst…“
„Nun stellen Sie sich nicht so an, Special Agent Gibbs“, ertönte die Stimme Agathas aus dem Türrahmen. Damit trat sie auf ihn zu, lächelte sanft und sagte: „Zeigen Sie doch mal. Mut zur Lücke!“
Wütend zeigte ihr der Angesprochene die Zähne – inklusive der schönen Lücke, die deutlich zu sehen war.
Gina tauchte neben der hübschen XO auf und seufzte: „Ich wünschte, es hätte eine Möglichkeit gegeben, alle Zähne zu erhalten, aber dieser kleine Teufel hat wohl einen so starken Schlag mitbekommen, dass er nicht mehr zu retten war. Aber – die Hauptsache ist, dass Sie im Großen und Ganzen über den Berg sind, Gibbs.“
„Ich finde, es steht ihm ganz ausgezeichnet.“, lächelte Agatha und verstummte, als der Chefermittler ihr einen wirklich wütenden Blick zuwarf. Tony schluckte: „Und es tut seiner Autorität keinen Abbruch.“
Nun schenkte die Ermittlerlegende seinem Stellvertreter einen nicht minder bösen Blick, rappelte sich dann auf und wollte gerade von der Krankenliege hüpfen – auch wenn Gibbs nicht hüpfte – doch Gina legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Wollen Sie wirklich so raus? Ich meine – ich könnte ihnen einen künstlichen Zahn einsetzen, ohne das man merken würde, dass er künstlich wäre.“
„Wäre das nicht ein Verstoß gegen ihre Regeln?“, fragte der Special Agent mit einer leicht zischelnden Stimme, die auf die Zahnlücke zurückzuführen war.

Gina blickte kurz zu Boden.
Sicher – formal, dogmatisch und logisch betrachtet und bedacht, war dieser Eingriff nicht nur chirurgischer Natur, sondern auch Temporaler. Schließlich war sie sich sicher, in den Akten von Leroy Jethro Gibbs nichts über irgendwelche Zahnimplantate gelesen zu haben – andererseits musste man sagen, dass diese Zeitlinie inzwischen so durcheinander war, dass der Tod von Captain Stone beinahe schon der Zerstörung der Kelvin im Film „Star Trek (2009)“ gleichkam, in dem ein romulanisches Schiff aus der Zukunft in die Vergangenheit reiste und damit die Zeitlinie nachhaltig veränderte. Sie hatte sich schlau gemacht und war aus dem Lachen nicht mehr herausgekommen, als sie sie Inhaltsangabe gelesen hatte. Aber – man musste den Autoren eines lassen: Kreativ waren sie.
Ob man dies auch über den potentiellen Autor dieser Zeitlinie sagen würde, müssten Leser bestimmen – wenngleich ihr der Gedanke ein wenig unheimlich war, dass sie eigentlich keinen freien Willen hatte, sondern von jemandem ausgedacht wurde, der am 11. März im Jahr 2012 um 3:26 am Computer sitzen würde um diese Zeilen niederzuschreiben.
Die Ärztin schüttelte den Kopf.
So ein Blödsinn. 
Sie sollte sich lieber auf Gibbs konzentrieren und die Frage beantworten.
Also zuckte sie mit den Schultern und sagte: „Nun ja – rein theoretisch haben sie recht, aber, in ihren Unterlagen ist nie die Rede davon, dass sie eine Zahnlücke haben.“
„Wird denn etwas von Zahnimplantaten in den Akten stehen?“
„Eigentlich nicht.“, schüttelte die Ärztin den Kopf, „Aber …“
In diesem Moment ging das Schiff auf Alarmstufe Gelb.
„Wir reden später darüber.“, zischelte Gibbs, war auf den Beinen und bedachte die Ärztin mit seinem speziell-patentierten „Lass mich in Ruhe, oder trag die Konsequenzen“-Blick, ehe er zu Agatha nickte: „Auf die Brücke, Commander.“

Die Brücke der Dragonfly war momentan in reger Betriebsamkeit. Die taktische Offizierin rief dem Navigator einige Fakten zu, der wiederrum antwortete und kurz einen Blick zu seiner Schwester an der Wissenschaftskonsole warf.
„Bericht!“, erscholl die Stimme Agatha Silverbirds, nachdem sich die Turbolifttür hinter ihr, Gibbs und Ziva geschlossen hatte.
Als Erste wandte sich Alexandra Strange an die hübsche XO: „Wir haben das Xindi-Schiff gefunden und sind auf Verfolgungskurs.“
„Ja“, meldete in diesem Moment Jill – Zeugnis eines perfekten Zusammenspiels – „Leider haben sie uns bemerkt und sind auf direktem Kollisionskurs.“
„Zustand der Schilde?“, wollte die rothaarige XO wissen und Jill warf einen Blick auf die Anzeigen: „Schilde sind aktiviert, Waffen ebenfalls. Sie haben uns im Visier.“

Agatha musste nicht lange überlegen.
Im Zweifelsfall galt es, die Sicherheit des Schiffes und der Zeitlinie über das Wohl des eigenen Freundes zu stellen.
„Schilde hochfahren“, befahl sie, „Phaser und Photonentorpedos bereit machen. Wenn Sie uns angreifen, Verteidigungsmuster Alpha Bravo.“
„Alpha Bravo“, nickte Jill, „Verstanden.“
Damit gab sie einige Befehle ein und warf wieder einen Blick auf ihre Konsole: „Das Schiff ist auf 5000 Kilometer herangekommen und hat uns immer noch angepeilt.“
Agatha schluckte.
Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, ihren Freund töten zu müssen und Ziva schien das zu spüren. Plötzlich war sie neben ihr, legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter und nickte ihr zu.
„Manchmal“, sprach sie in einer sehr sanften Stimme, „scheinen die Aufgaben, die uns auferlegt wurden, viel zu mächtig, um für eine einzige Person gedacht zu sein. Aber“, sie schaute der XO in die Augen und schüttelte sachte den Kopf, „sie sind es nicht. Du wirst deinen Weg gehen, Agatha.“
Die hübsche Rothaarige nickte und in diesem Moment bebte das Schiff.
„Xindi feuern!“, schrie Jill und Agatha wirbelte herum. Sie hauchte nur zwei Worte: „Feuer erwidern.“
Jills Finger schwebte kurz über der Konsole, dann betätigte er einen Knopf.

Die U.S.S. Dragonfly und das Xindi-Schiff flogen aufeinander zu und der Austausch von „Höflichkeiten“ war kurz, aber für das Xindi-Schiff heftig. Das Föderationsraumschiff schlingerte zwar getroffen, schaffte es aber, sich nach ein paar Sekunden zu stabilisieren. Das konnte man von dem Raumschiff der Aliens nicht behaupten. Kurz wand es sich noch im Todeskampf, dann explodierte es lautlos und verging in einem Sternenmeer.

Auf die Brücke der Dragonfly legte sich Stille, wie ein Leichentuch.
Der erste Offizier, Agatha, starrte kurz, wie benommen, auf das Schauspiel, welches der Bildschirm anzeigte, schluckte dann hart und wandte sich an Jill.
„Scann nach Überlebenden.“, sagte sie.
Die taktische Offizierin kam der Aufgabe nach, schüttelte nach ein paar Sekunden den Kopf und sagte: „Tut mir leid. Keine Rettungskapseln, keine Lebenszeichen.“
„Transporterraum an Commander Silverbird?“, erklang in dem Moment die Stimme des Transporterchefs. Die XO schluckte kurz, betätigte dann ihren Kommunikator: „Ja, Silverbird hier?“
„Ich habe jemanden auf der Transporterplattform, der Dir gerne ‚Hallo’ sagen würde.“

Ziva betrat den Transporterraum als Letzte und konnte sich ein amüsiertes Grinsen nicht verwehren. Agatha stand auf der Plattform, den Kopf des Captains in den Schoß gebettet und lächelte ihn an: „Du, Liebster, siehst ziemlich durch den Wolf gedreht aus.“
Das stimmte.
Der Captain erinnerte sie gerade an sie selbst, als sie sich das erste Mal, nach der Sache in Somalia, im Spiegel betrachtet hatte. Blutergüsse auf den Wangen, zwei blaue Augen, verkrustetes Blut auf der Lippe – kurzum, es war ein Bild einer Person, die gerade einen ziemlichen Kampf hinter sich hatte.
Und dennoch lächelte der Captain.
„Ich… ich weiß auch nicht, was ich sagen soll.“, lächelte er, „Ich… hatte offenbar Glück.“
„Offenbar“, erwiderte Gibbs und schaute den Offizier fragend an: „Wo wir gerade von ‚Glück haben’ reden – wo ist Traceless?“
In diesem Moment hörte Ziva das pneumatische Zischen einer Tür und sah, wie die Ärztin den Raum betrat. Offenbar musste Agatha sie gerufen haben, als sie den Zustand des Captain gesehen hatte.
Cal sah sie und seine Gesichtszüge verrutschten. Er wurde plötzlich sehr, sehr ernst, wuchtete sich in die Stehende und trat auf Gina zu.
Dann sah er ihr in die Augen und streichelte sanft über ihre Wange: „Es… es tut mir leid. Ich habe ihn nicht retten können.“
Agatha räusperte sich und trat auf ihn zu: „Willst Du damit sagen, dass…“
„Ja“, nickte Cal, „Traceless ist tot.“


Wenn es Sätze gibt, bei denen man sich nicht einhundert Prozentig sicher ist, ob sie zutreffen, dann sind es Sätze, wie „Traceless ist tot“. Das schien auch Gina zu wissen, denn ihre erste Amtshandlung war, den Captain leicht mißtrauisch zu beäugen.
„Du willst mir sagen, dass mein Bruder tot ist?“
Cal nickte.
„Und er ist durch deine Hand gefallen?“, bohrte die Ärztin nach und der Captain wiegte abwägend den Kopf hin und her: „Nun  - so ganz kann man das nicht sagen. Ich habe es nur nicht geschafft, ihn zu retten, bevor es schlimm werden konnte.“
„Soso“, legte sich ein mißtrauisch-verschmitztes Lächeln auf die Lippen der schönen, blonden Ärztin, „Und das soll ich dir glauben? Ich soll dir glauben, dass mein Bruder, der es bis jetzt immer geschafft hat, sich aus der Affäre zu ziehen, durch die Hände meines Ex-Freundes stirbt?“
„Rein vom geschichtlichen Standpunkt her gibt es doch kaum etwas Besseres, oder?“, fragte der Captain und schaute sie an: „Ich meine, wir beide, in einem epischen Kampf auf Leben und Tod, auf einem Raumschiff, dass der Vernichtung geweiht ist? Das ist der Stoff, aus dem Action-Szenen geschnitzt sind.“
„Geschnitzt waren , Cal.“, korrigierte Agatha ihn, „Die Mädels aus dieser Zeitebene würden sagen: ‚Das ist so 90er Jahre.’.“
Der Captain warf ihr einen nicht-unbedingt-amüsierten Blick zu, ließ sich dann auf der Transporterplattform nieder und begann, zu erzählen.



Also, das müsst ihr euch so vorstellen. Nachdem mich Traceless ausgeknocked hatte, wusste ich einige Zeit lang nicht, wo ich war, wann ich war oder wieso ich überhaupt war. Aber so langsam, aber sicher kam ich zu mir. Über mir flackerten helle Lichter und ich fragte mich, ob das ein innenarchitektonischer Scherz war oder ob man mich wirklich an die Asgard vertickt hatte. Dann beugte sich das Wesen in mein Blickfeld.  Ich sag euch – Traceless hat sich noch nicht mal die Mühe gemacht, eine andere Gestalt anzunehmen. Er sah immer noch aus wie „der unglaubliche Hulk“, und damit meine ich nicht die CGI-Muskelmasse, sondern den schlecht-geschminkten Bodybuilder mit dem fürchterlichen Toupet. Er knurrte, riss die Arme hoch, nur um sie im nächsten Moment, selbst ein wenig in die Hocke gehend, nach unten zu bringen und das Knurren in ein lautes Brüllen zu steigern.
Doch da war ich schon weg, sodass Tracys Brüllen eher so klang: „Roaaaaaaaaaaaaaarrrrrrrrrrrrrrrrschloch! Der ist einfach abgehauen, ja wo gibt es denn sowas?“
Ich kann euch sagen, wo es das gibt. In Calvin Cats kleiner privaten Welt gibt es das. Ich bin gerannt, gerannt, gelaufen, gejoggt – aber entweder ist dieses kleine Xindi-Schiff, was die Komprimierung von Räumen angeht, besser, als jede TARDIS, oder aber ich bin auf einem Laufband gejoggt, denn – ich hatte das Gefühl, auf der Stelle zu laufen.

Ich bin also gelaufen und – ich sage euch – ich musste einen verdammt guten Tag gehabt haben, denn meine Kondition ließ mich mal ausnahmsweise nicht im Stich. Und dann stand plötzlich wieder Hulk-Tracy hinter mir, machte wieder seine „Ich brüll gleich“-Pose und ich schaute ihn an: „Ja, ich weiß Roooorschach.“
Das hat ihn wieder ein wenig durcheinandergebracht, also konnte ich angreifen. Ich hab ihm Kinnhaken gegeben und Schläge und hab getreten, gekratzt, gebissen, gespuckt – im Zweifelsfall ist alles, was mich von meinem Gegner trennen kann, als Waffe geeignet.
Ich begab mich also in die Verteidigungshaltung und tänzelte um Traceless herum – da nimmt der Typ eine Eisenstange und rammt sie mir in die Seite.  Zu dem Moment war mir glasklar, dass dies keine besonders kluge Entscheidung war. Aber gottlob bin ich neben meinem Schwert zu liegen gekommen, nehm das Ding also und verwickle Tracy-Boy in einen Nahkampf. Ich wirbele herum, kann ihn ein paar mal Treffen – und dann beginnt das Schiff zu Beben. Nun hab ich keine Ahnung, wieso, aber Tracy taumelt nach hinten und kracht gegen einen Generatorenkasten, der ihn aufs schönste kurzschließt. Und so konnte ich entkommen.

Gibbs betrachtete den Captain mit einem mehr als mißtrauischen Blick, ehe er sich räusperte, kurz zu Ziva blickte, in deren Augen Unglauben und pures Amüsement miteinander wetteiferfunkelten.
„Unglaublich.“, machte sie dann, was Cal dazu brachte, sich noch mehr aufzuplustern, eine nahezu heldenhafte Pose einzunehmen, oder das was er dafür hielt und versucht-bemüht-charmant zu lächeln: „Man tut was man kann.“
„Ich glaube“, lächelte Agatha, „Ziva wollte eher sagen, dass sie dir kein Wort glaubt. So geht es übrigens auch mir. Komm, sei ehrlich. Traceless hat dich auf dem Xindischiff durch die Mangel gedreht, dich dann auf die Dragonfly gebeamt, um – keine Ahnung, vielleicht um deine Schmach zu erhöhen – und hat sich dann selbst weggebeamt, bevor das Ding in die Luft geflogen ist.“
„Klingt auf jeden Fall glaubwürdiger.“, nickte Gibbs und zog dann seine Pistole, um auf Cal anzulegen. „Es gibt allerdings noch“, damit hob er die Waffe und zielte auf des Captains Kopf, „eine weitere Möglichkeit.“
Er spannte den Hahn und funkelte den Kommandanten über den Lauf seiner Waffe an: „Nehmen Sie die Hände hoch, Traceless.“
Der Captain  - oder wer auch immer es war – schaute Gibbs verdattert an, deutete auf sich und hob fragend eine Augenbraue: „Erm – come again? Ich soll Traceless sein?“

Eigentlich war die Überlegung Gibbs eine vollkommen logische, vollkommen zu verstehende Sache gewesen. Nach dem, was er über Buzz ‚Traceless’ Intrupper gelesen hatte, war dieser Mann zu allem fähig – auch dazu, die Rolle des Captains einzunehmen, während der echte Captain in der Explosion vergangen war. Aber irgendwie tat sich Agatha schwer, dies wirklich glauben zu können. Warum eigentlich? War es, weil sie den Captain liebte und sich nicht vorstellen wollte, dass man ihn umgebracht und durch Traceless ersetzt hatte?
War es, weil sie wusste, was dies alles für weitreichende Konsequenzen hätte?
Innerlich fühlte sie, wie sie begann, zu verzweifeln. Es hatte schon einen Grund, warum Captains eher selten auf Aussenmissionen gingen – und auf einen dieser Gründe legte Gibbs gerade an.

Und was, wenn Gibbs recht hatte? Was bedeutete dies?
Sie wusste es nicht, sie wusste nur, dass die Sache dann sehr, sehr traurig werden würde. Schließlich kannte sie den Captain gefühlt ihr ganzes Leben lang, erinnerte sich mit Grausen an diesen einen, schrecklich langen Tag, an dessen Ende sie gezwungen war, den Captain anscheinend zu töten, um ihre Loyalität diesen Ausserirdischen gegenüber zu beweisen. Das Gute war, dass sie und er Vorkehrungen getroffen hatten, um diese Exikution real aussehen zu lassen, ohne, dass sie wirklich real war. Sie und Cal hatten so häufig dem Tod ins Antlitz geblickt, ihn so häufig an sich vorbeihuschen sehen, dass sie jetzt, ob der Situation nicht anders konnte, als sich zu fragen, was da wirklich passiert war.

Was wären die Konsequenzen?
Sie schüttelte den Kopf.
Darüber konnte man sich später noch Gedanken machen, jetzt galt es, herauszufinden, ob Cal wirklich Cal war, oder Traceless.
Sie beugte sich vor, legte ihm die Hand auf die Schulter und wollte gerade das Codewort flüstern, als ihr einfiel, dass es auch Traceless bekannt war.  Das würde bedeuten, dass der Verbrecher in der Maskerade des Captain, nichts desto trotz, gespielt bewusstlos zu Boden sinken würde und damit wäre nichts gewo…

„SG-1“, sagte in diesem Moment Ziva und schaute den „Captain“ an und Agatha fragte sich, was sie damit tatsächlich ausdrücken wollte. Verblüfft blickte sie die hübsche Israeli an und hob fragend eine Augenbraue.
Ziva erwiderte ihren Blick – sah die Rothaarige tatsächlich sowas wie die Bitte um Vergebung in den Augen der Special Agentin?
Wofür?
Und gerade, als ihr einfiel, wofür sich die Frau entschuldigen wollen würde, hatte Ziva den Captain am Kragen gepackt und sah ihm tief in die Augen: „SG 1 wird sterben, wenn wir nichts tun. Was sagst Du dazu?“

Natürlich war dieser Schritt ein kalkuliertes Risiko und das wusste Ziva.
Aber sie war sich sicher, dass jeder, der in einem Kampf sein Leben gelassen hatte, ihr auf ewig zürnen würde, wenn sie nicht wenigstens versuchte , diese vier Leben zu retten. Und je nach dem, wie Cal auf diese Mitteilung reagierte, konnte sie erahnen, ob er diese Reaktion schauspielerte oder ernst meinte. Was wiederrum bedeutete, dass man Traceless überführt hätte. Wohlgemerkt, wenn es funktionierte.
Kurz zeigte sich Verwirrung im Blick des „Captains“.
Fragte er sich nun, wie er am Besten darauf reagieren sollte?
Fragte er sich nun, was die Anderen von ihm erwarteten?
Gibbs Räuspern riss sie aus ihren Gedanken und sie wandte sich an ihren Chef: „SG-1, die Leute von Homeworld Security… sie sind auf dem Weg nach Dakara und werden, zumindest sagen es die Föderationsakten, sterben.“
„Und genau daran können wir nichts ändern.“, sagte Agatha, was ihr eine hochgezogene Augenbraue von Ziva eintrug.
Die Israeli trat auf die XO zu: „Ich darf Dich daran erinnern, dass sie deine Freunde sind? Und wenn sie schon nicht deine sind, dann sind sie wenigstens die, deines Freundes, oder?“
Kurz warf sie einen überprüfenden Blick in das Gesicht des Captains, wandte sich um und trat auf ihn zu, bis sie nur noch Milimeter trennten.
Sie reckte ihren Kopf, um an sein Ohr kommen zu können, und wisperte ihm ins Ohr: „Sam wird sterben. Das hat sie nicht verdient.“
‚Uff’, atmete Ziva tief durch, „Was bin ich froh, dass ich zwischendurch eine richtig schön-kalte Hündin sein kann.“
Und obwohl sie das Gefühl hatte, wieder ein Idiom verwechselt, oder das Wort einfach zu wörtlich genommen zu haben – „Bitch“ heißt schließlich auch „Hündin“ – lächelte sie, so eiskalt, wie es ihr möglich war, und trat wieder an den Captain heran, von dem sie in diesem Moment merkte, dass er schon sehr mit sich zu kämpfen hatte.
„Das hat sie nicht verdient.“, hauchte sie wieder, „Sie hat Dir etliche Male das Leben gerettet, ihr seid gute Freunde und dennoch lässt Du sie elendig verrecken?“
Vielleicht war es zu sehr der „Star Trek (2009)“-Ansatz, Gefühle zu erwecken, aber, es schien zu klappen. Ein Zittern durchlief den Körper des Captain und sie sah, wie der die Kiefer aufeinanderbiss.
„Vermutlich trifft sie gerade in diesem Moment eine Kugel und sie fällt zu Boden.“, zischte sie, trat einige Schritte zurück und schaute den Captain an, als wäre er ein Stück Dreck, „Sie schreit den Namen des Mannes, der sie retten könnte – deinen Namen – und du tust nichts. Hauptsache, die heilige erste Temporale Direktive bleibt unbeschädigt.“
„Sei still.“, wisperte Cal, in dessen Augen sie sehen konnte, dass die Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen. Also legte sie noch einmal ein Brickett nach: „Und in Wirklichkeit bist du bigott. Du hast dich hier eingemischt – bei uns. Du könntest auch Sam retten. Aber du musst ja auf deine Freundin hören, da sie dich sonst ausknippst, nicht wahr? Du bist kein Captain, du bist kein Mann. Du bist ein Waschlappen.“
„HÖR AUF!“; brüllte Cal, trat auf sie zu, mit zum Schlag erhobener Faust und stockte, als er erkannte, was er da zu tun im Begriff war.
Er ließ zuerst die Hand, dann den Kopf sinken, schluckte und sagte, mit bebender Stimme: „Agatha? Wir … wir werden jetzt nach Dakara fliegen, verstanden?“
„Aber, Cal…“, setzte die XO an, worauf hin der Captain ihr einen Blick zuwarf. Ziva sah nicht so ganz, was in diesem Blick geschrieben stand, sie sah nur, dass Tränen die Wangen des Captain herunterrannen und dass die XO wie vor den Kopf geschlagen da stand.
Cal trat auf Agatha zu, strich ihr sanft über die Wange und hauchte: „Bitte, mach es so.“
Damit wandte er sich um und stürmte aus dem Transporterraum.
Ziva blickte ihm nach, wandte sich dann an Agatha und atmete aus.
„Es… es tut mir leid. Ich musste versuchen, ihn zu kriegen.“
Kurz schaute die XO sie an, als würde sie sie am liebsten in die Brigg werfen, dann konnte Ziva sehen, wie es hinter ihrer Stirn zu arbeiten begann, ehe sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen der Rothaarigen legte. Sie trat auf Ziva zu und nahm sie in die Arme: „Danke, Ziva. Großartige Idee.“
Auch sie wandte sich um, klopfte der Israeli noch einmal auf die Schulter und eilte dann davon.

Sie spürte die verwirrten Blicke der Anderen in ihrem Rücken und drehte sich dann zu Gibbs um. Einzig McGee stand dort, die Arme vor der Brust verschränkt und lächelte sie an.
„Clever.“, sagte er. Tony schaute sie an, warf dann einen Blick zu McGee und nickte: „Klar, logisch. Wenn man verstanden hat, was sie getan hat…“
„Eigentlich ist es ganz einfach.“, erwiderte Gibbs mit einem Schmunzeln und eigentlich war es ihr klar, dass er nach McGee, der auf dem Sci-Fi-Gebiet einfach zu Hause war, den psychologischen Aspekt ihrer Tat verstand. Tony blickte ihn an, Verständnislosigkeit im Blick: „Echt?“
„Klar“, nickte der Chefermittler, „Sie hat versucht eine so starke emotionale Reaktion hervorzurufen, die nur der Captain zeigen konnte. Traceless beispielsweise, könnte diese emotionale Bandbreite zwar ebenfalls bedienen, aber diesen beinahe-Gewaltausbruch Cals hätte Traceless nicht immitieren können.“
„Schließlich besteht immer die Gefahr, in solch emotionalen Sachen seine eigene Person durchscheinen zu lassen, oder aber komplett OOC zu gehen.“, klarifizierte McGee, was bei Tony eine Augenbraue hob: „OOC?“
„Out of character, Tony.“, lächelte Ziva, „Wenn jemand zum Beispiel schreiben würde, dass Deanna Troi nicht nur eine Romanze mit dem knapp 10 Jahre jüngeren Wesley Crusher hätte, sondern ihm im Moment höchster Extase Sachen um die Uhren schlüge, die einen gestandenen Piloten vor Scham erröten lassen würden, wäre das OOC.“
„Erstens schlägt man jemandem Sachen um die Ohren und zweitens ließe es einen gestandenen Seemann vor Scham erröten.“, korrigierte diesesmal nicht Tony, sondern Gibbs und lächelte sie dabei frech und mit der Zahnlücke an.
Gina grinste ebenfalls: „Und Sie, Special Agent Zahnlücke kommen jetzt mit, ich werde ihnen ein Implantat einsetzen. Keine Sorge, sie werden nichts spüren.“


Gina Intrupper seufzte.
„Mister Gibbs, wenn sie sich dieser OP nicht unterziehen wollen, ist das kein Problem, aber schieben Sie keine dringenden Besprechungen vor.“
Der grauhaarige Special Agent, der sich gerade auf der Krankenliege aufgesetzt hatte, als Ziva hereinkam, zuckte mit den Schultern: „Ich kann auch nichts dafür.“
Damit wandte er sich an die Israeli: „Was ist los, Special Agent David?“
Kurz schaute sie ihn an, beugte sich dann vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Der Special Agent nickte, wandte sich an Gina und fragte: „Wie lange wird das dauern?“
„Ich bin schnell. Einsetzen, festdrücken – sagen wir mal 10 Minuten.“
Ziva schüttelte den Kopf: „Das dauert zu lange. Timing ist besonders wichtig.“
„Wenn Sie darauf achten, nicht zu viel und nicht zu lange zu sprechen, Special Agent Zahnlücke, dann kann ich das in fünf Minuten machen.“, überlegte die Ärztin und Gibbs nickte: „Machen Sie es so.“
Gina schaute ihn verblüfft an: „Der Satz gehört zum Standardrepatoire aller Chefs, oder?“
„Wieso?“, fragte der Agent und Gina schüttelte den Kopf: „Vergessen Sies.“


Agatha Silverbird war gerade ziemlich zwigespalten. Die Pflicht und die Loyalität zu ihren Freunden und besonders zu ihrem Freund fochten gerade einen ziemlichen Kampf. Konnte sie diesen Bruch der obersten, der allerheiligsten temporalen Direktive unterstützen?
Gut – man musste zugeben, dass es Momente gab, in denen die erste Direktive mit „ziemlich für die Tonne“ noch am Besten beschrieben war. Wie konnte man sich, guten Gewissens, zurücklehnen und sagen „ist nicht mein Problem, darf ich nicht eingreifen“, wenn aufgrund von politischen Schwierigkeiten oder ähnlichem Lebewesen litten? Ihr fielen zwei Kapitäne ein, beide hatten das Kommando über zwei Schiffe mit dem Namen „Enterprise“ und beiden war sie inzwischen schon einige Male begegnet.
Jim Kirk nannte die „erste Direktive“ eine Richtlinie, implizierte damit, dass es kein Konzept war, an das man sich sklavisch zu halten hatte.
Jean Luc Picard formulierte gegenüber des verstorbenen Admiral Doherty die Frage: „Wer sind wir, das wir die nächste Evolutionsstufe dieser Menschen bestimmen dürfen?“.
Natürlich gab es Situationen, in denen die erste Direktive – oder „Generalbefehl 7“ nützlich war, verhinderte es doch, das man sich in Problematiken einmischte, deren Kultur und Daseinsgrund man nicht verstand.
Und dennoch war auch hier durch die Kirk’sche Sichtweise, das die Direktive lediglich eine Richtlinie war und kein eisernes Gesetz, durchaus gegeben.
Verhielt es sich bei der ersten Direktive anders?
Mussten Ereignisse so stattfinden, wie die Geschichtsbücher sie kannten?
Durfte man sich nicht einmischen – unter gar keinen Umständen -, weil man die Konsequenzen nicht absehen konnte?
Dazu existierten immer wieder unterschiedliche Theorien und jede hatte ihre validen Momente.
Kirk selbst hatte einen Zeitsprung gemacht, um die Erde vor ihrer Vernichtung zu bewahren.
War die Erde in ihrer Gesamtheit wichtiger, als eine Person?
Offenbar, denn Kirk hatte McCoy seinerzeit davon abgehalten, Edith Keeler vor einem heranrasenden LKW zu beschützen.

Und was war mit ihr persönlich?
Sie kannte die sechs Personen, deren Leben auf dem Spiel standen. Sie war sich bewusst, wer es war und war sich bewusst, dass der Tag, dessen Ende sie am Liebsten aufhalten würde, den Tod des gesamten SG-1 Teams sehen würde.
Und sie mochte das Team, das verkomplizierte die Situation.
In Agatha Silverbird fochten Gefühle einen Widerstreit. Dies spürte sie sogar körperlich, denn je näher sie mit dem Turbolift der Brücke kam, desto schneller ging ihr Atem.
Sie konnte, mit einem einzigen Befehl, die Auslöschung des Teams verhindern, konnte sicherstellen, dass SG-1 überlebte.
Und dann?

Durfte sie es überhaupt?
Waren Geburts- und Todesdaten in Stein gemeißelt?
Was konnte, was durfte sie tun?
Die Tür des Turbolifts glitt auf, sie betrat, äußerlich ruhig und mit gemessenen Schritten die Brücke und schaute sich um.  Gesichter, Personen, erwarteten ihre Befehle.
Sie hob die Stimme an.
Jetzt, hier, konnte sie ihre Freunde und Helden retten.
Verdammt – sie hätte sich nie so sehr an diese Menschen binden sollen.
Damals, als sie das Team und die Zusammenarbeit mit Cal erlebt hatte – selbst dieses einfache Ansinnen durchzuboxen, war ein Akt für sich gewesen – hatte sie festgestellt, dass die Leute ihr tatsächlich sympathisch waren. Zwar waren sie nicht die überlebensgroßen Helden, zu denen die Geschichte sie stilisierte, aber – sie waren Helden.
Und dann, als sie Luft holte, ansetzte um zu sprechen, bemerkte sie, dass sie nur verlieren konnte.

Entweder sie bewahrte die Zeitlinie vor möglichen Änderungen, was bedeutete, dass sie ihre Freunde verlor, oder aber sie rettete diese, was nun wirklich zu unvorhersehbaren Komplikationen führen konnte.
Eine schlechte Wahl.
Sie seufzte, holte erneut tief Luft und gab endgültig den Befehl.
Dann hörte sie, wie sich hinter ihr die Tür öffnete und Leroy Jethro Gibbs den Raum, in Begleitung von Ziva David, betrat.
„Ist der Captain drin?“, fragte er und deutete auf die Tür zum Büro.
Jill schaute von ihrer Konsole auf, nickte und schaute dann zu Agatha.
Die XO wusste, das dies wirklich die Feuertaufe, der Charaktertest war. Hier gab es keine einfachen Entscheidungen, hier galt es zu der gerade getroffenen Entscheidung zu stehen.
„Ihr habt eure Befehle.“, sagte sie und nickte Gibbs zu, „Ich bin sicher, sie können eintreten.“

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