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Der Indiana Jones-Schrein

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SSJKamui:
Unter Anderem das Ding hier, was vor einigen Monaten durch die Presse ging, wurde damals vom Ahnenerbe "entdeckt": http://www.augsburger-allgemeine.de/wissenschaft/Die-Nazis-und-die-mysterioese-Buddha-Statue-aus-Meteorit-Gestein-id22081296.html

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Indiana jones and the temple of doom Fan trailer anniversary

Filmreview - Indiana Jones: Tempel des Todes.


Einleitung
Der Tempel des Todes hat bis zum heutigen Tag einen schweren Stand. „Zu dunkel“, lautet zumeist das Urteil, und selbst die beiden Macher Spielberg und Lucas stimmen bereitwillig zu, stufen den Film in ihrer persönlichen Bestenliste gerne herab und schieben eventuelle Verfehlungen auf ihren damaligen Gemütszustand. So machte beispielsweise Lucas eine bittere Scheidung durch, was sich seiner Ansicht nach negativ auf die Stimmung des Filmes niedergeschlagen hat, und auch Spielberg befand sich scheinbar in einer düsteren Phase seines Lebens.

Hinzu kommen noch gelegentliche Beschwerden von jenen, die in diesem Film etwa eine unpassende Bejahung von Kolonialismus gesehen haben wollen, die sich über die falsche Darstellung der indischen Kultur empören, über Rassismus, die Gewalt, und allen voran natürlich über das schlechte Frauenbild.

Ganz schön viel Zunder also für einen Film der zwar diskussionswürdig ist, der dennoch aber zu einem der erfolgreichsten Filme nicht nur der damaligen Zeit gehörte, und der, man kann es nicht anders sagen, schlicht und ergreifend der kreativste und mutigste der Nachfolgefilme von Raiders werden sollte.

„Tempel“ ist ein Film, der sich in seiner eigenen, sinistren Energie suhlt, und dabei nicht die Notwendigkeit empfindet, Ideen wiederzukauen, oder bereits bekannte Charaktere zurückzubringen. Genaugenommen steht er sogar völlig für sich, und greift lediglich erneut die Geschichte des Abenteurers auf, der sich im Konflikt mit seinen eigenen Motiven befindet – soll er das richtige tun, oder Ruhm und Reichtum folgen?

Genau genommen wird man als Zuschauer bereits in der Anfangssequenz vorgewarnt: „Anything goes/Alles geht.“, singt Willie dort, und dieses Versprechen wird in den nächsten zwei Stunden auch vollkommen eingehalten, denn der Tempel des Todes stellt sich als eine non-stop-Action-Achterbahn heraus, mit bösem Humor und höllisch guten Ideen.


Story
Nach einer schiefgelaufenen Transaktion mit Gangsterboss Lao Che, landen Abenteurer Indy, Straßenkind Shorty, und Ex-Sängerin Willie Scott in einem entlegenen Winkel Indiens, wo man ihnen erzählt, dass Shiva sie hergeführt hätte, damit sie in den blutgetränkten Palast von Pankott eindringen – dem Epizentrum einer uralten und wieder erstarkten bösen Macht, die wie ein Sturm über das Land zu fegen droht: dem Thuggie-Kult. Von der Aussicht auf die reichen Schätze des Kultes angezogen, bricht das Trio schließlich auf – und muss schon bald erfahren, dass an den Geschichten mehr dran ist, als sie je zu fürchten gewagt hätten.


Artefakt
Im Vergleich zur Bundeslade stinken die Sankara-Steine auf den ersten Blick schon gehörig ab. Sie machen schon optisch nicht viel her: drei relativ schmucklose Steine, glatt geschliffen, mit je drei eingeritzten Linien, die für die drei ebenen des Universums stehen, und mit je einem Diamanten im Innern, der zu leuchten beginnt, wenn man die Steine zusammenhält. Allzu mächtig erscheinen sie zunächst und im Vergleich zur Entfesselung göttlicher Urgewalten auch nicht zu sein. Dennoch ist da klar mehr, denn immerhin behaupten die Dorfbewohner von Mayapore, dass Shiva Indy geschickt hat, damit er sich den Mächten des Palasts entgegenstellt, und da es Indy am Schluss tatsächlich gelingt, Shiva zu einer Machtentfesselung zu bewegen, ist da wohl auch etwas dran.

Letztendlich ist die Macht der Steine neutral – es kommt drauf an, wer sie führt. Im guten Dorf bringen sie Frieden und Wohlstand, in den Händen der Thuggies Dunkelheit und Qual. Die Steine sind dadurch aber auch ein Spiegel für Indys Charakterentwicklung. Am Ende, wenn er dem Schamanen gesteht „Ja, ich kenne nun ihre Kraft“, dann ist das zweideutig und weist auch auf die Kraft hin, den Kurs seines eigenen Moralischen Kompasses anzupassen.

Die meisten Zuschauer tun sich wohl dennoch leichter mit den christlichen Artefakten, als mit den indischen, und ehrlich gesagt, sehe ich hier den eigentlichen Grund, dass „Tempel“ oft als das schwächere Glied angesehen wird – zu unrecht. Zumal man sich nicht alleine auf die Sankara-Steine konzentrierne muss. Ich glaube nämlich, dass das eigentliche Hauptartefakt der titelgebende Tempel des Todes ist, und dann sieht die Sache schon wieder ganz anders aus.

Natürlich benötigt man etwas, das gejagt werden kann – auch dafür sind die Steine gut -, aber dennoch liegt die Hauptattraktion im eigentlichen Tempel-Set, das auch ordentlich zelebriert wird. Zu recht! Denn was hier für eine Liebe ins Detail eingeflossen ist, ist unglaublich. Die Setdesigner, Ausleuchter und Kameraleute haben sich wirklich übertroffen. Noch heute entdecke ich immer mal wieder etwas neues. Und die bedrohliche Stimmung des Tempels kann es durchaus mit der der Bundeslade aufnehmen – vielleicht ist sie sogar noch grausamer und angsteinflößender. In dieser Hinsicht hat man sich also tatsächlich doch noch mal überboten. Man nenne mir ein paar Sets, die an dieses hier herankommen. Viele kann man nicht aufzählen.

Dass die Steine den Tempel symbolisieren, merkt man auch an den Ebenen – drei sind auf den Steinen eingeritzt, drei befinden sich auch im Tempel, und je weiter der Film voranschreitet, desto tiefer geht es, als ob man sich der sprichwörtlichen Hölle annähert.

Natürlich kommen dann noch eine Menge Elemente zusammen, die ein fast schon alptraumhaftes Ambiente erzeugen. Das rötliche Licht, der Vulkan, die Musik, die Schreie im Hintergrund, Voodoo-Magie, Blutgetränke. Der Film ist von der Grundstimmung her definitiv dunkler als „Raiders“, aber brutaler oder gar blutiger ist er nicht unbedingt. Selbst die berühmte Herz-Szene kommt reichlich blutlos daher. Auf simplen Gore haben es Spielberg und Lucas jedenfalls nicht angelegt. Aber ist dieses dunkle denn dann überhaupt gerechtfertigt? Absolut! Es ist keine Staffage, denn es ist genau das Dunkle, die perfide Welt Mola Rams, die Indy vom Grabräuber, vom Jäger also, zum Retter und Helden macht, der auf den Schatz verzichtet, ihn freiwillig weggibt, damit Familien vereint werden können. Vielleicht ja auch seine eigene. Willie, als Frau, Shorty als Sohn? Anything goes/Alles geht.


Indiana Jones
Im Tempel des Todes vollzieht Indy endgültig die Wandlung vom Jäger und Grabräuber, vom narzistischen Individuum, zum Helden mit leichten Fehlern. In der Eröffnungssequenz, als er mit Gangsterboss Lao Che um den Nurhachi taktiert, geht es ihm nicht darum, dass das Artefakt in ein Museum gehört. Es ist ein Handel, eine Transaktion, ein Thrill. Als es schief geht, und er beides verliert, scheint er nicht allzu bekümmert zu sein – die Artefakte bedeuten ihm nichts, genauso wenig, sie die Leben von Lao Ches Gangstern. Der Charakter des ersten Teils bleibt bestehen, Indy glaubt an Ruhm und Reichtum, nicht an die Artefakte, und das interessiert ihn an den Sankara-Steinen auch am meisten. Nicht unbedingt die Kinder, nicht das, was der Stein für das Dorf Mayapore bedeutet, sondern, der Reichtum, den sie bedeuten, und auch hier kommt wieder der Jäger in ihm hervor. Er will nicht ohne die Steine gehen und gibt sich in Gefahr. Sein gutes Herz zeigt sich, als er den Schreien der Kinder folgt, und – ohne darüber nachzudenken – Aufmerksamkeit auf sich zieht, in dem er dem Thuggie-Vorsteher einen Stein auf den Schädel schmeißt.

Das Schicksal der Kinder ist ihm nicht egal, aber eine ganze Weile ist Indy dennoch teilweise aus Eigennutz in der Geschichte. Er steht zunächst in Konkurrenz mit Mola Ram, weil er die Steine will, nicht weil ihn die Mystik dahinter interessiert. Diesmal geht er mit seiner Jagd allerdings zu weit.

Denn wo im ersten Teil Marion von den Nazis noch gut behandelt wird, so haben Indys Entscheidungen diesmal ernsthafte Konsequenzen – nicht nur für ihn, sondern auch für seine beiden Begleiter. Shorty wird ausgepeitscht, während Indy hilflos danebenstehen muss, nur damit der Junge später zur Zwangsarbeit in die Minen geschickt wird. Willie erleidet Todesängste, als man sie beinahe in den Vulkan schmeißt. Und auch Indy selbst erlebt diesmal das grauen am eigenen Leib, als er in den schwarzen Schlaf von Kali fällt, etwas, das man fast schon mit der Assimilation durch die Borg gleichsetzen kann, ein Alptraum aus dem es kein Erwachen gibt.

Diesmal kann er sich nicht, wie noch im ersten Teil, in die Dunkelheit hüllen und ihr wieder entwischen, nur um im richtigen Moment noch mal auf den Pfad der Tugend zurückzuhüpfen, diesmal schafft er es nicht rechtzeitig, was, wenn Shorty nicht gewesen wäre, zu seinem Untergang geführt hätte. Er bekommt eine zweite Chance, und er nutzt sie. Am Ende setzt er sein zuvor angesammeltes Wissen ein, um Mola Ram – der ebenfalls nicht glaubt – zu besiegen und findet einmal mehr heraus, dass „Magie“ durchaus existiert, und dann verzichtet er völlig bereitwillig auf Ruhm und Reichtum. „Nur ein weiterer Stein, der in einem Museum staub fangen würde.“

In allen drei Filmen war Ford brilliant, aber besonders im zweiten Teil ist er mit einer Leinwandpräsenz dabei, die ihresgleichen sucht. Er sprüht vor Energie, hat sich die Rolle zu eigen gemacht, drückt ihr seinen Stempel auf, und trägt den Film praktisch im Alleingang. Ich finde hier hat er seine charismatischste Darstellung abgegeben, und seine Physis ist auch absolut beeindruckend. Heutzutage hat dank Steoriden ja jeder zweitklassige Twilight-Darsteller Muskelpakete, aber Ford – wow – das ist noch Handarbeit. Hier war er in exzellenter Form, ein Athlet wie er im Buche steht. Das darf man sich ruhig zum Vorbild holen.


Side-Kicks
„Raiders“ hatte neben Indy eine starke, fähige, weibliche Hauptrolle zu bieten, eine, die selbst in heutigen Filmen noch oft unerreicht ist. Da man sich aber von James Bond inspiriert fühlte, und in jedem Film ein neues Jones-Girl dabei haben wollte, standen die Macher plötzlich vor der Frage, wie man Marion überbieten sollte. Nun hatten sie zwei Möglichkeiten. Sie konnte noch mal das gleiche machen, auch auf die Gefahr hin, dass das neue Jones-Girl wie eine billige Kopie wirkte. Oder sie konnten in eine ganz andere Richtung gehen. Man entschied sich für etwas anderes. Im Grunde war es eine Situation, die man nicht gewinnen konnte. Jeder Nachfolger von Marion hätte es schwer gehabt.

Es ist aber lohnenswert, sich Wilhelmina „Willie“ Scott mal genauer anzusehen. Etwas oberflächlich erscheint sie, damenhaft, verwöhnt, irgendwie hilflos. Wo Marion bei näherer Betrachtung an Reiz verliert, gewinnt Willie erstaunlicherweise aber eine Menge Bonuspunkte. Denn ausgerechnet sie ist die vernünftige des Trios. Obwohl sie sich kaum zu schade ist, im Abendkleid über den Boden zu kriechen, um einem Diamanten nachzujagen, so gibt es für Willie doch klar Grenzen – ganz im Gegenteil zu Indy. Willie kommt aus einer Zeit der Wirtschaftskrise, eine aus einfachen Verhältnissen kommende Frau also, das sehen muss, wo sie bleibt – immerhin hat sie Glanz und Glorie geschmeckt. In Hollywood konnte sie keinen Fuß fassen, aber immerhin in Shanghai. Auch wenn das bedeutet, dass man bei einem Mann wie Lao Che – oder gerne auch einem Maharadscha – mal mit den Augen klimpern und die volle Weiblichkeit einsetzen muss. Aber für Ruhm und Reichtum Leben zu riskieren? Das ist es nicht wert.

Arrogant ist sie auch nicht unbedingt – das zeigt sich am Umgang mit Shorty. Im Verlaufe des Filmes gewinnt sie auch zunehmend an Mut. Sie hilft, die Kinder zu befreien, obgleich sie auch hätte weglaufen können, sie schlägt einen der Thuggies nieder (mit der Faust – Marion hat noch eine Bratpfanne gebraucht), und sie tritt – sprichtwörtlich – gegen Mola Ram an. Klar, sie verkommt nicht zur Powerfrau, aber dennoch besitzt sie mehr Qualitäten und Facetten, als man ihr oft zugesteht. Ich finde auch nicht, dass Willie mehr kreischt als Marion (und dass sie schreit ist durchaus verständlich). Ihr Geschrei hat nur eben etwas... lustigeres, es ist als Comic-Relief gemeint, und daher für mich auch irgendwo erträglicher. Darf man das denn? Über eine Frau so lachen?

Nun, warum denn nicht? Marcus und Sallah werden im dritten Teil auch zu Comic-Refliefs, also zu witzigen Nebenfiguren degradiert. Die meisten können damit prima leben, und wenn es bei denen in Ordnung ist, warum soll es bei Willie nicht auch in Ordnung sein?

Dass die Figur – für mich - so wunderbar funktioniert, liegt aber sicher hauptsächlich an Schauspielerin Kate Capshaw. In den Making-Ofs ist sie furchtbar sympathisch, lebhaft und auch witzig. Es verwundert jedenfalls nicht, dass sich Spielberg bei den Dreharbeiten in sie verliebte, und die beiden später heirateten. Jedenfalls schafft sie es durchaus einen Teil dieser Wärme auf Willie zu übertragen, und das macht, glaube ich, den ganzen Unterschied. Mir war sie jedenfalls immer sympathisch, und da sie durchaus lustig ist, empfinde ich sie auch teilweise als angenehmer als Marion oder Elsa.
 
Mit Shorty könnte man schon eher ein Problem haben. Ich kann mir jedenfalls vorstellen, was für ein harter Stilbruch das gewesen sein muss, wenn man Raiders gesehen hat, und dann plötzlich dieses Kind vorgesetzt bekam. Ich hatte nie ein Problem mit Shorty, ich hätte ihn sogar gerne im vierten Teil wiedergesehen. Als Kind nimmt man sogar teilweise seine Rolle ein. Für mich war damals jedenfalls keines der Grauen, die man im Film zu sehen bekam auch nur annähernd so schlimm wie die Stelle, wo Vaterfigur Indy in die Fänge des Kultes gerät und Shorty nicht wiedererkennt und sogar schlägt.

Übrigens: Gesehen? Dan Akroyd spielt auch kurz mit. Er ist der Mann, der Indy, Willie und Shorty nach ihrer Flucht aus dem Nachtklub eine Reisegelegenheit besorgt.


Fiesewichte
Mola Ram ist kein Rene Belloq. Aber das muss er auch gar nicht sein. Er ist eine vollkommen andere Art von Gegner und auf seine eigene Weise furchtbar beeindruckend. Mola Ram ist fanatisch, angsteinflößend. Ein brutaler Mann mit erschreckenden Kräften. Toll gespielt und definitiv erinnerungswürdig. Letztendlich fällt Mola Ram dem gleichen Fehler wie die meisten Indy-Gegner zum Opfer: auch er ist entgegen seiner Behauptungen kein Gläubiger, sondern jemand, der die Sankara-Steine für seine eigenen Zwecke einsetzen, ihr sozusagen seinen Willen aufdrängen will.

Die Zombiehaften und gruseligen Thuggies funktionieren wunderbar als Antagonisten – auch hier haben wir wieder eine Gruppe, die hautpsächlich durch ihre Zahl gefährlich ist, also ganz ähnlich wie bei den (Film-)Nazis. Nur sind sie eben auch noch gruselig. Ein Gesicht bekommen sie zusätzlich noch vom großartigen Pat Roach, der im ersten Teil den Nazi-Mechaniker spielte, der im Rotor endete, und der hier wieder einmal den Hünen geben darf. Ein physisch beeindruckender Kerl, der Indy ordentlich das Leben zur Hölle macht.

Auch darüber hinaus weiß der Film genug anzubieten. Lao Che und Söhne haben nur einen kurzen aber denkwürdigen Auftritt, der nicht nur „etwas“ von James Bond inspiriert ist. Ich hätte gerne mehr von ihnen gesehen.


Action
Vielleicht der simpelste Grund denn Film zu lieben, ist die Action. „Tempel“ ist nach wie vor einer der aufregendsten Filme, die je gemacht wurden. Das beginnt schon mit dieser unheimlich launigen Schlägerei im Club Obi Wan, ganz zu Anfang, wo einfach jede Kameraeinstellung passt, jeder Schlag sitz, jeder Gag – oft scheinbar während den Dreharbeiten ausgedacht - einen Lacher mit sich bringt. Chaos wird groß geschrieben, aber kontrolliertes, von Spielberg meisterhaft in Szene gesetztes Chaos.

Und – auch wenn es gegen Mitte stark Dialoglastig wird, - so ist das doch nur das Vorspiel für den Sturm, der da auf einen zukommt. Die letzte Stunde besteht fast komplett aus Action. Ein Finale reiht sich an das andere. Erst der Kampf im Tempel, dann in der Mine, dann auf dem Laufband, dann die Lorenfahrt, die Flucht vor dem Wasser, der Schwertkampf draußen, der Show-Down auf und dann auch noch AN der Brücke. Jede einzelne dieser Sequenzen dauert mehrere Minuten und eine ist spektakulärer als die andere. Alleine die Loren-Fahrt – legendär! Die Fantasie, Choreographie und die Ausführung sämtlicher Actionsequenzen suchen auch heute noch ihres gleichen, und werden einmal mehr dem Anfangsversprechen mehr als gerecht – Anything goes/alles geht.


Sound
Alles richtig gemacht. Soundtechnisch bewegen wir uns auf allerhöchstem Niveau, die Sprecher sind perfekt, und John Williams liefert einen seiner besten Soundtracks ab. Der Raiders-March verfügt endlich über die gehörige Wucht, das Reise-Theme ist wunderschön, das der Thuggie-Zeremonie herrlich grauenerregend. Perfekt!


Schlusswort:
Was den Film so herausragend macht, ist, dass er sich in fast jedem Aspekt von Raiders zu unterscheiden versucht, ohne dabei die Grundformel aus den Augen zu verlieren. Man kehrt nicht nach Afrika zurück, sondern verbringt Zeit im fernen Osten und Asien. Es findet auch keine Reise um den Globus statt. Man bleibt nach dem obligatorischen Anfangsabenteuer an einem einzigen, riesigen Platz. Die Begleiter sind komplett neu, ebenso wie die Gegner und die Mythologie. Die Stimmung ist abenteuerlicher, lockerer, etwas over the top und damit angenehm anders.

Einerseits könnte man zwar sagen, dass der Film mit Stereotypen um sich schmeißt – die Darstellung von Kali ist nicht unbedingt korrekt, die Dinner-Szene entspricht keinesfalls der indischen Küche, und den britischen Besatzern einen heldenhaften Moment zu geben, wo sie rettend über die Hügel kommen und die Thuggies in die Flucht schlagen, ist eher fragwürdig. Andererseits spielt der Film in den 1935er Jahren, und fühlt sich dadurch real an, da er die Sicht Hollywoods aus dieser Zeit widerspiegelt.

Für den ein oder anderen mag es zudem schwer sein, zur fernöstlichen Welt Zugang zu finden. Abgemagerte Menschen, tanzende Inder und blutige Kulte sind nicht unbedingt das, was unseren Sehgewohnheiten entspricht. Wenn man dann noch Willie und Shorty vorgesetzt bekommt, und man einen vom Voodoo-Bären erzählt bekommt, ist das nicht jedermanns Sache. Wer sich aber drauf einlässt, bekommt ein unvergleichliches Action-Abenteuer-Comedy-Fantasy-Fest. Es ist unglaublich, mit wie vielen Elementen dieser Film jongliert, ohne, dass er dabei durcheinander kommt. Stattdessen fügt sich alles perfekt zu einer großen Tüte voller Spaß und Abenteuer zusammen.

Das geniale Filmende von „Raiders“ ist nicht kopierbar, und „Tempel“ versucht es auch gar nicht erst. Auf den ersten Blick wirkt es daher im direkten Vergleich enttäuschend, und doch ist es wieder genial, schließlich gelingt es den Machern, einmal mehr den Bogen zum anfänglichen Versprechen zu schlagen. „Es ist noch ein weiter Weg nach Deli, Schätzchen“, verkündet Indy, und ja das ist es, und es besteht kein Zweifel, dass dieses Trio auf dem Weg dort hin in weitere Abenteuer gerät, die man nur zu gerne sehen würde. Genau wie bei Raiders schafft also auch Tempel im Finale den Spagat, den Zuschauer einerseits mit einem Gefühl von Abschluss zu entlassen, ihn gleichzeitig aber dennoch weiter zu binden, denn nach wie vor gilt: Anything goes/Alles geht.

Für mich ist „Tempel des Todes“ der abenteuerlichste und irgendwie auch noch der frischeste der Trilogie. Ein Film, den ich immer im Herz behalten werde, schon alleine, weil es der erste Jones-Film war, den ich gesehen habe. Top!

Leela:
.. bevor ich auf Temple eingehe, noch was kurzes (haha) zum vorherigen.
Übrigens... ein wichtiger Aspekt fehlt, oder? Ich glaube Temple of Doom spielt chronologisch vor Raiders?! Ich bin gerade nicht ganz sicher, aber die Verortung der Filme ist in den 30ern entspricht nicht ihrer Drehreihenfolge... oder? OO

zurück zum letzten Stand;

--- Zitat ---Du hast geschrieben: Er entscheidet sich [...] zu glauben. Das ist auch eine interessante Formulierung! Echter Glaube, so schätze ich die Lage ein, entsteht anders. Natürlich kann man sich auch entscheiden, zu glauben. Aber das ist dann ein Ansatz, bei dem der Verstand abwägt, es sei besser, einem Glauben gemäß zu reagieren.
--- Ende Zitat ---

Das ist - selbst hochtheologisch - umstritten und wird teils selbst in den Christlichen Kirchen unterschiedlich gehandhabt. Die Frage woher glaube kommt führt sehr schnell in die Prädestinationslehre - und damit wie viel am Glauben der Mensch „entscheiden“ kann und wieviel am Glauben Göttlichen Ursprungs sein müsste. Was wiederum in einer Frage nach dem freien Willen und der Natur des Menschen mündet. Um die Sache aber abzukürzen: Der Glauben an sich ist in jeder Religion das „höchste“ Gut. Wenn man ihm da aber das Element einer bewussten menschlichen Entscheidung entzieht, wird er eigentlich wertlos. Wenn der Mensch nichts dazu tun kann zu glauben oder nicht, dann wäre/ist das Merkmal von Gottgläubigkeit aus Sicht der Religion, was eben einen guten Menschen ausmacht, völlig.... dahin.


Ich würde übrigens Indy nie als einen spezifischen Gläubigen oder als Christ im Speziellen gedeutet haben. Ich habe das immer so verstanden das er diesen Mysterien, seien es altägyptische, tibetische, indische oder christliche den gleichen Stellenwert einräumt und sie gleichermassen zu akzeptieren bereit ist. In meinen Augen ist er jemand der weder die Existenz von Jesus, noch die von Shiva abstreiten würde und der irgendwie daran glaubt das beides … nebeneinander als Art göttliche Kraft existieren kann. Er hat also keinen ausschliesslichen Glauben.


--- Zitat ---Das Problem, das ich hier dann aber weiter sehe, ist, dass ich den Eindruck im ersten Film bekommen muss, man dürfe sich den göttlichen Kräften gar nicht nähern; so als bedeute es den Tod, ihre Gegenwart zu fühlen. Für mich ist es dann fraglich, dass mit der göttlichen Gerechtigkeit in Verbindung zu bringen - es sei denn, man sehe die Kraft der Bundelasde wirklich in Verbindung mit dem Gott des Volkes Israel, der auch wirklich nur dieses Volk beschützen würde. Natürlich kann man auch sagen, dass es im Göttlichen auch immer eine Grenze, ein Tabu gibt. Dass Gott es also auch den Gläubigen verbietet, eine Grenze überschreiten. Hmm.
--- Ende Zitat ---

Das ist eine schwierige Frage - aber ich glaube... ein bisschen läuft es auch in die Richtung. Wobei es weniger ein Verbot ist, sehe ich zumindest nicht so. Im Hebräerbrief gibt es einen Vers der damit endet „Schrecklich ist's, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“ Es gibt auch andere Stellen, die darauf hinauslaufen das es für Menschen eigentlich schwer ertragbar ist, die unmittelbare Gegenwart Gottes zu spüren... Einfach weil diese Kraft so gewaltig ist, dass sie die menschliche Wahrnehmung übersteigt. Das ist eher eine moralfreie Frage sondern läuft stark in die Richtung „Wenn Du Gott triffst könnte Dich das vielleicht leicht überfordern“

Die Bundeslade im Film zu deuten ist... deswegen auch schwierig und ich kann nur meine Deutung anbieten. Ich habe die Bundeslade in Bezug auf Gott, in dem Film wohlgemerkt, immer als untergeordnetes Objekt von eher kleinerer Wirkkraft empfunden. Ursprünglich diente die Lade ja der Aufbewahrung der 10 Gebote, von Gott selbst geschrieben und an Moses überreicht. Sozusagen das Sinnbild universeller Gerechtigkeit. Diese sind im Laufe der Jahrtausende zu Staub zerfallen... in die Lade „eingezogen“ sind dann die „Geister der Gerechten“ - also die frühen Israeliten, aus der Zeit als die Lade noch bei ihnen präsent war. Diese Seelen haben sich an diesem Zentrum göttlicher Kraft... zur Ruhe gesetzt. Als die Nazis die Lade öffnen kommen die raus... und sind erstmal wirklich prächtig anzusehen haben also eine gewisse Schönheit und Eleganz und ganz und gar nichts Böses. Erst als sie mitbekommen WER sie da raus gelassen hat und was vor sich geht, wird es ziemlich übel. Da werden sie sehr sauer und vernichten das Böse (in der Truhe war mit diesen Seelen ja so was wie das „reine gute“).... und als sie das getan haben, fahren sie in den Himmel auf bzw. Gott zieht sie hoch.
Visuell habe ich den Vorgang zumindest immer so in etwa gedeutet. Gott steht dabei eher in der zweiten Reihe. Zumindest muss er gar nicht so sehr direkt eingreifen - die Lade als solches ist auch so... mächtig genug. Wenn man natürlich auch zugeben muss, dass sie... wohl genug Energie/Kraft/Geist Gottes besitzt um zu wirken.



--- Zitat ---Merkwürdig ist das schon mit Indy: An sich liebe ich den Standardsatz "Das gehört in ein Museum"!
--- Ende Zitat ---

Das ist vielleicht eine etwas zynische Deutung, aber ich habe diesen Satz immer ein wenig als Ausrede empfunden mit der sich Indy vor sich selbst versteckt. Er erlebt diese ganzen Abenteuer ja gerne und geht auch teils echt rücksichtslos zu Werke... und rechtfertigt das dann mit einem höheren Gut (Museum, Wohl der Allgemeinheit)... ich seh das als eine kleine Ausflucht um seine Aktionen und seine Abenteuerlust zu rechtfertigen.



--- Zitat ---Fast könnte man sagen, dass Donovans Problem gerade der Glaube ist: Er glaubt an Jesus als den Sohn des Schöpfers, er glaubt an Jesus als eine Art Herrscher, König des Himmelreichs und deswegen muss der Kelch für ihn prächtig sein
--- Ende Zitat ---

Hm, es gibt aber keine einzige Kirche oder theologische Richtung die diesen dogmatischen Ansatz der Heils-Geschichte für zentral hält. Auf den Altären aller Kirchen steht der Gekreuzigte - nicht der König des Himmels. Die Passionsgeschichte, die Erniedrigung und der Tod Jesu sind die zentralen Glaubensmotive, denn damit büsst er (so Glaubenslehre) die Sünden aller Menschen ab, seine himmliche Stellung ist - eher ein Epilog. Jesus erlöst die Menschen durch seine Demut und sein Opfer. Wenn Donavan da zuerst den himmlischen König sieht, gehört er offenbar eine seltenen christlichen Splittergruppe an, oder hat bei der Kommunion/Konfirmation nicht so genau aufgepasst. XD



--- Zitat ---Für Auseinandersetzungen mit alten Kultur würde ich eher zu gewissen Büchern oder dctp-Formaten greifen, obwohl das auch nicht wirklich emotional wird
--- Ende Zitat ---

Vielleicht ist es ja auch umgedreht. Zuerst waren da die Bücher und dann die Filme. ;)
Wenn man ein gewisses Interesse an alten Kulturen hat, machen die Filme vermutlich doppelt soviel Spass...  auch wenn sie historisch... sicher nicht mal nah dran sind, an exakt. Aber sie beziehen den Spass eben daraus das sie (im Film) die Kulturen und ihre Mythologie ernst nehmen. Ernster als wir das heute tun. Und uns und unseren „aufgeklärten“ Wissen damit auch ein wenig.. die Flügel stutzen.

Der wirkliche Reiz und die wirkliche Faszination die hinter diesen Filmen steht ist, so meine Meinung, ganz eng damit verbunden. Die Filme sind aus einer Zeit (80er) als die Welt als... aus-erklärt galt. Um mal Spock zu zitieren, man fragte sich „ist das sonst gar nichts mehr?“ - und die Filme beantworten das mit einem „Ja! Ja, das ist noch mehr! Es gibt noch Dinge zu entdecken“

Die Filme vermitteln also die beruhigende Erkenntnis das die Geschichte nicht zu Ende ist und doch auch in dieser Welt noch Wunder und Entdeckungen auf uns warten können. Das ist, glaube ich, ihr wahrer Geist/Kern.

Wenn Du also schreibst, „Dennoch ist es meiner Wahrnehmung nach ein Prinzip der Reihe, dass das Göttliche zwar vorgeführt wird, aber es sich auch zeigt, dass es nicht mehr in die Welt von Indy passen kann.“ ist das in meinen Augen der naheliegende Schluss. Aber es ist nicht das Ende. Denn die Filme vermitteln ja die Sehnsucht der Menschen , wie auch der Kinogänger, diese Dinge wieder zu entdecken... Indy sucht also Dinge, die wir verloren glauben. Wozu, wenn wir sie nicht irgendwo doch brauchen würden?
Sicher nicht für Museum. :D



--- Zitat ---Ganz ehrlich: Da finde ich es eigentlich deutlich alberner, dass der falsche Kelch den Tod bringt.
--- Ende Zitat ---

Der Aspekt ist auch ein wenig seltsam, zugegeben. Ich sah hier stets das Bemühen die Artefakte auszugleichen. Was ich als ganz angenehm empfand. Also nicht nur zu sagen, „Hey, das ist Excalibur und damit mein Freund Arthus kannst Du die nächsten 3 Millionen Gegner mal glatt halbieren“ sonder auch immer den Aspekt entgegen zu setzen „Benutz es falsch oder geh falsch an die Sache heran und es frisst Dich auf!“ Deswegen fand ich das nie so schlimm, sondern sogar angenehm.


--- Zitat ---Teil 4 wählt einen Weg, der sich von den ersten drei Filmen unterscheidet, die Frage ist bloß, ob das bedeutet, dass wirklich alle Mythen abgewertet werden. Die Bundeslade bleibt doch dessen ungeachtet Bundeslade.
--- Ende Zitat ---

Ich meinte das etwas eingeschränkter... zb die Maya/Indianer die in dem Film auftauchen sind nur noch die „Typen die über einem Ufo ne Pyramide gebaut haben und von den Russen erschossen werden.“ :/ Das ist schon mager... Man steht nicht mehr da und denkt „Wow, die Typen haben vor 600 Jahre schon ne flotte Pyramide gebaut und hatten nen Kalender der genauer war als der von uns.“ sondern man denkt eben „Ach so, ne, das haben ihnen ja alles die Aliens beigebracht. Na dann hätte ich das auch gekonnt.“

Und natürlich ist jede Kultur etwas Wert. Aber durch die Bank alle alten (und damit alle neuen) Kulturen, gründen auf Mythologie.


--- Zitat ---...Die Filme propagieren ja fast den Standpunkt, man solle nicht nur Verzicht über, sondern stellen sich auch dem Bild entgegen, der Mensch könne die Welt kontrollieren. Das ist ein interessanter Ansatz.
--- Ende Zitat ---

Nicht kontrollieren... aber sie stellen sich dem Bild entgegen dr Mensch könne sie vollständig und restlos erklären. :)



--- Zitat von: SSJKamui am 09.12.13, 13:48 ---Das die Nazis an die Macht der Artefakte glaubten, ist sogar eine historische Tatsache. Besonders Heinrich Himmler war sehr okkult eingestellt. Die Nazis in Indiana Jones basieren auch auf der sogenannten "Aktion Ahnenerbe", die wirklich überall auf der Welt antike Artefakte sammelte.

--- Ende Zitat ---

Naja, hier würde ich ein bisschen trennen... das sind nicht "die Nazis" - das ist ein Teil der SS, der ganz speziell auf Heinrich Himmler zurückgeht. ZB die Hexenforschung gab es primär weil Himmler glaubte von einer Hexe abzustammen. Himmler stand mit diesen Okkult Spleen allerdings weitgehend allein da - sein "Gehirn" Heydrich war da eher kalter Technokrat und hat sich damit gar nicht abgegeben und Hitler hat Himmler nur gewähren lassen, weil er ihm sonst nützlich war. Hitler in die Nähe des Okkulten zu rücken ist reine Fiktion (auch wenns gerne probiert wird), es ist sogar so das Hitler Geheimnisse und Geheimbünde - wie die Freimaurer etc. massiv angegriffen und auch verfolgen hat lassen.

Insgesamt gehen diese "Forschungen" alle auf den Tick der Nazis zurück eine Art Ersatzreligion rund um "Blut" und "Rasse" zu erschaffen. Und auch da war Himmler zuletzt führend aus einer gewissen romantischen Neigung für Okkulte Sachen heraus. Aber selbst hier ging es eher um einen Ahnen- und Sonnenkult.

Die Nazis haben dann ja auch versucht viele Religionen umzudeuten oder gar zu verdrehen - absurdestes Beispiel ist der Versuch Jesus als einen .... verkappten Germanen darzustellen bzw. Beweise zu finden das er nordischer Abstammung ist, um eine Art rassisch reines  "Deutsches Christentum" zu errichten.Ich seh das mehr als Instrumentalisierung als als echten Glauben... ich seh da keinen Respekt vor einer Art Religion und deren Wunder- oder Heilslehren.

Die einzige tatsächlich leicht angehaucht mythische Geschichte die ich aus der Zeit kenne, ist die Sache mit der Wenzelskrone im Prager Hradschin. Von der die Legende umgeht, dass jeder der sich ihrer zu Unrecht bemächtige innerhalb eines Jahres eines unnatürlichen Todes stirbt. Als SS Vizechef Heydrich 1941 "Reichsprotektor von Böhmen und Mähren" wurde, wurden ihm auch die Schlüsel zur Schatzkammer überreicht. Er soll, so die Sage, diesen "Besitz" dann noch gesteigert haben, indem er sich die Wenzelskrone kurz aufsetzte, gerade um den Mythos zu widerlegen. Im Folgejahr dann wurde er von Tschechischen Widerstand auf offener Strasse angegriffen und ermordert - die Prophezeiung hatte sich also erfüllt.

Also die Nazis ins Okkulte Licht zu rücken... ist grossteils eine Legende. Was übrig bleibt ist ihr Versuch eine "Blut & Rasse" Ideologie zu schaffen und dafür eigene Heiligtümer zu errichten....

Star:

--- Zitat von: Leela am 09.12.13, 17:06 ---.. bevor ich auf Temple eingehe, noch was kurzes (haha) zum vorherigen.
Übrigens... ein wichtiger Aspekt fehlt, oder? Ich glaube Temple of Doom spielt chronologisch vor Raiders?! Ich bin gerade nicht ganz sicher, aber die Verortung der Filme ist in den 30ern entspricht nicht ihrer Drehreihenfolge... oder? OO
--- Ende Zitat ---

Ja, der Film spielt streng genommen ein Jahr vor Raiders. Das hat man aber im Grunde nur gemacht, damit nicht die Frage aufkommt, was denn aus Marion geworden ist. Auf die Charakterentwicklung hat das keinen nennenswerten Einfluss. Man kann es drehen wie man will, ein stimmiges Bild ergeben die Filme in der Hinsicht nicht.

Leela:
Das witzige an Temple of Doom ist, dass mir sofort drei Dutzend Dinge einfallen die ich nicht mag.... statt die die ich mag.

Ich seh mich hier als den Normalzuschauer, auch wenn ich weiß dass der Film von den meisten Filmkritikern als der beste in der Reihe gehandelt wird. Dabei vermisse ich nicht mal die fiesen Nazis... was mir mehr fehlt ist Ägypten und der Nahe Osten, den ich irgendwie mehr mit Archäologie assoziiere.
Der Archäologie Faktor ist bei dem Abenteuer zugunsten der Achterbahn auch wirklich sehr.... low. Das zweite was mir fehlt, ist das „30er“ Feeling. Mit wenigen Abstrichen wäre das gesamte Abenteuer auch in den 70er oder 80er machbar gewesen - Indien war damals noch nicht mal ein Schwellenland.

Das sich die Zuschauer mit christlichen Artefakten leichter tun würde ich leicht relativieren wollen - ich vermute sie hätten auch zu anderen Artefakten (Excalibur/Atlantis) einen guten Zugang, solange sie aber unserem westlichen Kulturkreis entstammen.

Was ich dem Film immer noch etwas ankreide ist zudem, dass wie bereits erwähnt, mit dem Auftauchen von Shorty und Willie Indy sofort vom eher ambivalenten Charakter zum Helden mutiert, allein weil er beide dauernd beschützen muss. So gehen seine Sidekicks also auch etwas.... zu Lasten seinen Charakters. Ich seh hier die Wandlung schon deutlich früher... ich denk nur an die Karten-Spiel Szene im Dschungel. Auch wenn es natürlich eine interessante Reisegesellschaft abgibt... :D

Ein weiterer Aspekt der mich etwas gestört hat, ist, dass der Alptraumhafte Tempel zum alleinigen Handlungsort für fast die gesamte zweite Hälfte des Films wird. Man sieht einfach die Sonne nicht mehr und irgendwann hatte ich genug von dem roten Tempel und hätte mir gewünscht es gäbe einen Ortswechsel... aber gut. 
Jedenfalls dieses „Depri“ Setting klaut dem Film durch die Hintertür immens an Unterhaltungswert. Da helfen auch einige Witzige Einfälle nicht. Wenn mn in der Geisterbahn ist und jemand erzählt einen Witz und man lacht, ist man danach immer noch in der Geisterbahn. Und ich glaube deswegen ist er auch so unbeliebt. Ich meine, man muss schon sehr in Stimmung sein um sich Abends 2 Stunden in den „Tempel des Todes“ zu setzen. Entspannung und Spass sehen irgendwie anders aus.

Genauso wie ich der finalen Achterbahn-Schussfahrt nichts abgewinnen kann - sie ist für meine Begriffe einfach deutlich zu lang. In neuerer Zeit bin ich damit allerdings etwas versöhnt, wenn ich an „Den Hobbit“ oder „Harry Potter 7“ denke, die ähnliche Höhlenfahrten  mittels CGI deutlich schwacher ins Bild gesetzt haben.... dabei aber nicht minder nervten.

Mit Mola Ram kann ich leider auch wenig anfangen. Den hake ich einfach unter fies grinsenden Kultist ab. Damit geht er auch als unbelehrbar, fanatisch und deswegen kaum interessant bei mir durch. Das trifft zwar auch auf viele der Nazigegner zu, aber immerhin Belloq, Donavan und Elsa hatten doch noch ein bis zwei Facetten mehr.

Und vor allem fehlt viel von der epischen Ruhe des Vorgängers... nach „Raiders“ ist der Film ein kleiner Schock, finde ich.
So, jetzt muss ich noch was gutes sagen... verdammt. Ich überleg noch... ^^

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