Allerdings sehe ich Hunter auch kritisch und deswegen hänge ich zu einem gewissen Teil auch noch bei dieser "Wie kann er nur!"-Einstellung ihm gegenüber.
Gerade dieses "Wie kann er nur" macht für mich inzwischen den ganz großen Reiz bei dieser Figur aus. Hunter ist sehr unorthodox und daher auch sehr erfrischend. Ich bin sicher, bei Captain Kirk hat es auch nicht wenige gegeben, die "Wie kann er nur" sagten. Daher meinte ich ja, dass Hunter die Eigenschaften eines wirklich herausragenden Captains mitbringt. Wenn er weiterhin Glück hat und Ergebnisse liefert, bin ich sicher, dass sein Name im 26. oder 27. Jahrhundert eine ähnliche Ehrfurcht hervorrufen wird, wie dereinst Kirks.
Sofern... ihm der Dienst in der Sternenflotte nicht irgendwann doch zu langweilig wird. Ich würde Hunter durchaus zutrauen zu sagen "Ach, all das hier, der Dienst, das Kommando, das begeistert und fordert mich nicht mehr. Es ist Zeit, für
wirklich schwere Aufgaben".

Ja doch, bei seinen Fähigkeiten und seiner Denkweise würde es mich nicht überraschen, wenn er irgendwann weiterzieht. Bisher scheint er den Dienst ja sowieso ein bisschen wie ein Kinderspiel zu betrachten.
Hunter ist wirklich eine schwierige Figur, die zu schreiben auch viel Spaß machen kann, weil ich mir mit Hunter gewagtere Geschichten trauen kann. Er entzieht sich typischen ST-Kategorien und das ist auch gefährlich, weil er nicht selten einfach kein guter Mensch ist, im Grunde schon fast ein Risiko für seine Umgebung.
Also als schlechten Menschen habe ich ihn bisher noch gar nicht so recht wahrgenommen - vielleicht wirklich, weil er Erfolg hat in dem, was er tut. Ein Untergebener würde ich jetzt auch nicht sein wollen, und ein Redshirt sowieso nicht. Um die scheint er wirklich keinen zweiten Gedanken zu verschwenden, und ja, seine Zielsetzung ist oft egoistisch, aber eben auf eine egoistische Weise, die sich mit der Zielsetzung der Sternenflotte vereinen lässt. Die wollen neuen Lebensformen entdecken. Er will eine Wette gewinnen. Am Ende haben beide etwas davon. Da kommt er mir nicht schlechter vor als, sagen wir, Janeway oder Kirk, die sich ja auch oft mal mit ihrem Ego und ihrer Sturheit zu kämpfen haben, auch wenn dabei mal ein Untergebener hops geht.
Ein "kleines Beispiel" ist aber auch, dass Hunter im Kopf die nötige Distanz zum Planeten ausrechnet; ich könnte einen Tangens jedenfalls nicht einfach mal so schnell ausrechnen. Er besitzt also schon auch Fähigkeiten.
Ja, seine analytischen und taktischen Fähigkeiten kommen gut rüber

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Es freut mich, dass Widan und Pµ sozusagen ihre Sache gut machen.
Mir tut Pµ immer so ein wenig leid. Ich glaube auch, dass Hunter sie wirklich hemmt und blockiert. Ja, sie darf am Ende den Ersten Kontakt durchführen (was im Rahmen der Arbeit der Sternenflotte ja was besonderes ist). Man kann natürlich auch sagen: nicht sie darf, sie muss ihn durchführen, weil Hunter vielleicht wirklich nicht für den besten Start der Beziehungen zu den Außerirdischen gesorgt hat. Pµ ist es wohl gewohnt, auf ihren anstrengenden, "bedrohlichen" Captain zu reagieren (und nicht mehr zu agieren). Sie kommt da mMn in eine Routine, die es erschwert, wirklich kreativ zu arbeiten, und die mit der Zeit sogar dafür sorgt, dass sie automatisch in Opposition zu Hunter tritt, selbst wenn der mal recht haben sollte. Das sehen wir im Grunde ja auch in "Weinrot"; wieder hat er seine eigene Motivation, die Crewmen zu suchen, andererseits hat er ja recht damit, dass das Leben von Leuten mehr wert ist als abstrakte Regeln.
Ich habe von der Sternenflotte ein ganz besonderes Bild. Ich glaube, das ist eine Organisation, in der nichts - nicht einmal die Personalverteilung - ohne Grund und ohne gründliche Überlegung geschieht. Ich glaube schon, dass selbst bei solchen Entscheidungen auch immer einige Counselor miteinbezogen werden, die sich psychologische Profile ansehen, abgleichen, vergleichen, abwägen, und aufgrund der Profile Teams so zusammenstellen und formen, dass die Mitglieder voneinander lernen und profitieren können. Und man lernt ja nicht von einem Spiegelbild. Man lernt von jemandem, der anders ist, als man selbst, von jemandem, der eine neue Perspektive mit einbringt, eine neue Art zu denken.
Ich könnte mir schon vorstellen, dass das auch auf Hunter und Pµ zutrifft - ohne, dass ie es merken. Dass die sich vielleicht lange Zeit nicht gut vertragen und so ihre Schwierigkeiten haben, dass sie aber dennoch auf lange Sicht hin voneinander profitieren. Pµ scheint ja wirklich eher ein Offizier zu sein, der sehr regelkonform handelt. Nun ist Kreativität aber - meiner Meinung nach - unablässig, wenn man auf dem Stuhl der mitte sitzt - zumindest, wenn man nicht nur ein guter, sondern ein herausragender Kommandant sein möchte. Und davon braucht die Sternenflotte ja auch welche.
Wenn Pµ also irgendwann mal auf der Brücke ihres eigenen Schiffes sitzt, und in eine ähnliche Situation gerät, etwas, das sie sucht, was sich so leicht aber nicht finden lässt (sei es eine Zivilisation, oder die Lösung für ein unlösbar erscheinendes Problem einer Zivilisation) dann erinnert sie sich vielleicht an diese Mission und an Hunters Selbstsicherheit, an den Glauben an die eigenen Fähigkeiten und... wirft weniger schnell das Handtuch. Vielleicht lernt sie durch ihn, wenn auch unbewusst, das Denken außerhalb der Box. Und die Fehler, die man dabei nicht machen sollte. Trotz seiner persönlichen Verfehlungen könnte Hunter also durchaus ein guter Lehrer sein, auch wenn ihm das selbst nicht so ganz klar ist. Muss es ja auch nicht. Wenn die Leute in der Personalabteilung im Sternenflottenkommando sich darüber im Klaren sind, dann reicht das ja schon. Womöglich wird Pµ dadurch irgendwann mal ein besserer Kommandant als Hunter.
Es wäre natürlich schön, wenn der Zug hier nicht eingleisig fahren und Hunter vielleicht auch mal etwas von Pµ's Sichtweise übernehmen könnte. Oder wenn er wenigstens von ihr profitiert. Du wolltest Hunter mal scheitern lassen. Nun, wenn er sich wieder auf einen verrückten Quest begibt, wäre es doch gut, wenn Pµ - ohne ihn darüber zu informieren - irgendwelche kreativen (und Hunterwürdigen) Zweitpläne in die Wege leitet, die ihm letztendlich den Hals retten, sodass er vielleicht nur mal auf persönlicher, aber nicht auf beruflicher Ebene scheitert. Hunter kann ja ruhig Hunter-typisch weiter überheblich mit ihr sein, aber es wäre dennoch ein schöner Weg um zu zeigen, dass sie trotz allem ein erfolgreiches Team abgeben. Gut, im Grunde sind sie das ja schon. Sie hat ihm ja bereits das Leben gerettet. Trotzdem ist da sicher noch einiges mehr möglich. Es würde mich freuen, wenn Pµ auch mal glänzen könnte.

Das Ende fand ich recht konsequent. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass man als Leser eigentlich den Ersten Kontakt mitbekommen möchte; oft ist das ja erst der Ausgangspunkt für eine Geschichte. Hier ist es aber meiner Meinung nach eine gute Emphase der Motiviation Hunters, dass die Folge dort abbricht, wo sie es tut.
Es gibt durchaus Satyr-Episoden, bei denen ich gerne mehr gesehen oder erfahren hätte, oder wo ich meinte, dass du zu früh abgebrochen hast (die letzte beispielsweise). Aber diese hier gehört nicht dazu. Wenn du eine gute Idee hast, wäre es natürlich nicht schlecht, noch einmal auf diese Zivilisation zurückzugreifen - das würde für Kontinuität sorgen. Aber nötig ist es nicht. Diesmal war der Weg das Ziel

Aber ich will bewusst auch mal einen anderen Weg gehen, indem ich mich frage, was man mit so einem Schiff noch alles anstellen kann. Die Reihe ist ja auch eine Hommage an die "Galaxy"-Klasse.
Das gelingt bisher mehr als gut. Wie schon das ein oder andere Mal angesprochen, bin ich der Meinung, dass du den Geist von TNG bisher noch am besten weiterträgst - besser als die offiziellen Bücher sogar. Das ist natürlich Fan-Träumerei und Wunschdenken, aber... ich könnte mir dich gut in einem Autorenteam zu einer richtigen Star Trek-Serie vorstellen. Das sage ich wirklich nicht, um dir Honig um den Bart zu schmieren, sondern... einfach weil das Star Trek-Universum bei dir gut aufgehoben wäre.
Ich hatte übrigens mal eine Geschichte geschrieben, wo das Heldenschiff dringend eine Nachricht an ein anderes Schiff senden musste, obwohl alle herkömmlichen Kommunikationswege geblockt wurden. Also habe ich den Deflektor benutzt, um Morse-Zeichen zu geben

Manchmal sind die einfachen Mittel eben doch die besten - und zum Glück hat man ja so einen schweizer-taschen-Deflektor

So bin ich bei "Neongrün" gelandet: Neon wirklich wegen der Aufdringlichkeit und Grün, weil das für mich auch die Farbe des Erfolgs ist und das muss man Hunter lassen: Am Ende war er (nach seinen Maßstäben) wieder erfolgreich.
Okay, das passt dann doch ganz gut. Ich hatte nicht auf dem Schirm, dass Grün die Farbe des Erfolges ist. Grün... ist nicht unbedingt meine Lieblingsfarbe.