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Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)

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CaptainCalvinCat:
Kapitel 11.2

Das Taxi fuhr sie zu dem großen Gebäude, das ihnen Tonys Dad am Wärmsten empfohlen hatte. Er war hier letztes Jahr abgestiegen, um mit Prinz Omar von Saudi Arabien irgend ein wichtiges Geschäft zu regeln. Der Sohn Anthony DiNozzo Seniors konnte sich den überraschten Laut nicht verkneifen, als das cremefarbene Fahrzeug auf die Parkschleife des Hotels zufuhr und der Fahrer sie mit einem freundlichen Lächeln und einem ebenso freundlichen Trinkgeld aus seinem Service entlies.
Wenn er den Begriff „Wolkenkratzer“ nicht einem sinnvollen Kontext zuordnen hätte können, wäre die Frage vermutlich berechtigt gewesen, unter welchem Stein Tony bis jetzt gehockt hatte, aber dieses Gebäude war kein Wolkenkratzer, sondern eher ein „in-die-Wolken-hineinrager“. Er hatte recherchiert – das größte Hotel in Dubai maß 828 Meter in die Höhe. Dieses Hotel jedoch war mindestens nochmal eine Etage höher. Wie man es geschafft hatte, dieses Ding hinzusetzen, ohne Onkel Wiki Pedia über die neuen Umwertungen zu informieren, überraschte ihn wirklich.

Er und Ziva teilten sich ein Zimmer, teilten sich eine Anreise, also war es nur recht und billig, dass sie gemeinsam das Foyer betraten. Und auch hier kam der Senior Special Agent, der gedacht hatte, alles an Protz und Prunk schon gesehen zu haben, aus dem Staunen nicht heraus. Was weniger an Protz und Prunk lag, sondern mehr an der restlichen Inneneinrichtung. Er hatte ja schon viele unfähige Phantomzeichner gesehen und bei seinem letzten, durch Chaplain Faith Coleman aufgezwungenen, Besuch im Kindergarten schon viele Ausgeburten einer albtraumhaften Fantasie – und manchmal alles zusammen – aber, was er hier sah, schlug nicht nur dem Fass dem Boden aus, sondern dem Fass die Krone mitten durch das bekannte Gesäß. Wer auch immer das „Blue Eyes“ – Hotel entworfen und konzeptioniert hatte, erwieß sich als Freund diverser Statuen, die mitunter sehr abstrakt anmuten konnten. So fiel Tony eine Statue einer Frau auf, deren Gesichtszüge extrem süß und deren Proportionen extrem sexy waren. Wer auch immer diese Figur entworfen hatte, musste einen guten Tag gehabt haben. Aber da war auch die Statue eines gewaltigen, weißen Drachen, die in der Mitte des saalartigen Eingangsbereiches thronte. Aber irgendwie kam ihm dieses Gebilde bekannt vor. Noch vor knapp sieben Jahren, als McGee sein erstes Jahr im NCIS-Hauptquartier hatte – war dieses Kartenspiel ein großer Renner gewesen,  das ähnliche Figuren zeigte. Er kam nur gerade nicht auf den Namen. Und als er einen Blick auf den Rezeptionisten warf, der sie anstarrte, verschwand und hinter einer Tür verschwand, an der „Geschäftsführerin“ stand, war es ihm egal. Weswegen machte ein Rezeptionist so einen Aufstand? Er hatte definitiv zu ihnen herübergesehen, zu ihm und Ziva.

Der Rezeptionist hatte sowieso schon einen schlechten Tag gehabt. Seine Chefin hing ihm in den Ohren, was er ihrer Meinung nach alles falsch machte, der Kopf nervte und der Hals kratzte. Es gab Tage, da sollte man lieber im Bett bleiben. Auch die drei Japaner, die vor ein paar Minuten eingecheckt hatten und die er aus den internationalen Presseorganen kannte, hatten ihn nicht sonderlich interessiert, waren mehr ein Hindernis und eine „Annoyance“, als alles andere.

„Heute wird das Schicksal anklopfen.“, hatte seine Chefin ihm gesagt und er konnte nicht umhin, festzustellen, dass sie heute mal wieder das war, was der durchschnittliche Amerikaner vermutlich einen „Nutjob“  - oder einen „Fruitcake“ – nennen würde. Dies schien sie gemerkt zu haben, denn die Frau, von der er objektiv feststellte, dass sie eine wunderschöne, ägyptische Frau war, schaute ihn aus ihren nussbraunen Augen an und begann, zu erklären, wonach er heute Ausschau halten sollte. Besonders die Beschreibung der Frau, die heute ankommen sollte, war interessant. Und als er sie dann sah, in Khaki-Hose und hautengem, der Großwetterlage entsprechend geschnittenem Top, tat er das, was er tun sollte. Er ging zu seiner Chefin.

Diese hängte genau in dem Moment, als er klopfte und den Raum betrat, das Telefon ein, lehnte sich in ihrem Sessel zurück und bedachte ihn mit einem neugierig-amüsierten Blick.
„Und, hat sich das Schicksal erfüllt?“, fragte sie mit sanfter, volltönender Stimme. Als er nickte, erhob sie sich. Anmutig wie eine Prinzessin ging sie an ihm vorbei, lächelte ihm zu und flüsterte ein „Ich übernehme die Beiden.“. Dann schloss sie die Tür und lies ihn allein.

Ziva David blickte die Frau, die sich gerade an die Rezeption begeben hatte, abschätzig an. Kurz „scannte“ sie ihren Körper mit ihren Augen, überlegte, ob sie eine Bedrohung darstellte und trat dann, zusammen mit Tony zu ihr an den Rezeptionstresen.
Die Augen der Israeli huschten einmal kurz zum Namensschild, das die Frau trug und bannten den Namen in ihr Gedächtnis.
Tonys „Schönen guten Tag, mein Name ist David Day, dies ist meine Frau Amelia und ein Freund von uns hat Sie empfohlen“ wurde mit einem sanften Lächeln und einem „Mein Name ist Isis, ich bin die Geschäftsführerin des Blue Eyes “ erwidert.
Soso, die Geschäftsführerin.
Aber wieso sollte ausgerechnet die Geschäftsführerin eine solch herkömmliche Aufgabe, wie das Einchecken von Neukunden übernehmen?
Erneut rief sie sich den Namen der Frau ins Gedächtnis. Isis. Isis Ishtaaru.
Kurz schenkte sie der Geschäftsführerinrezeptionistin ein freundliches Lächeln und sah ihr zu, wie sie ihre schönen, braunen Augen auf den Computer richtete und ihre wohlmanikürten Finger über die Computertastatur tanzten.
Der abgehackte Rhythmus verriet ihr, dass die Rezeptionistin gerade eine Serie von Kürzeln in den Rechner gab und fragte sich, was dies wohl alles zu bedeuten hatte.
„Möchten Sie die Honeymoon-Suite 4?“, fragte Isis und blickte abwechselnd von Ziva zu Tony, „Unser Pärchen Nummer 4 ist gerade abgesprungen und wir haben nur noch eine begrenzte Auswahl an Executive Suites und Junior Executive Suites.“
„Dann nehmen wir die Honeymoon Suite Nummer 4“, erläuterte Tony und schaute zu Ziva herüber, die sich an ihn wandte und sich augenscheinlich erlaubte, sich in seinem Blick zu verlieren. Doch beide nahmen aus den Augenwinkeln die Frau namens Isis war, welche die notwendigen Eintragungen im Computer vornahm.
„Wenn ich fragen darf“, unterbrach die Ägypterin dann nun doch und Tony hob den Blick, um ihr in die Augen zu sehen: „Ja?“
„Könnten Sie mir verraten, wer Sie uns empfohlen hat?“
Tony nickte ein „Natürlich“, griff dann in die Jacke seines zweireihigen Anzuges, um eine kleine Visitenkarte zu Tage zu fördern. Er überreichte sie Isis mit einem Lächeln, sagte „Es war einer ihrer besten Kunden. Anthony D.DiNozzo Senior“ 
Isis blickte in den Computer, schaute dann zu Tony und lächelte: „Anthony DiNozzo Senior? Ungefähr Eins Achtzig groß, graue Haare, sehr sympathisches Gesicht?“
Der Halbitaliener erwiderte ihren Blick und nickte dann einfach. Man musste ja nicht direkt darauf rumreiten, dass er sein Vater war. Schon gar nicht, wenn man sich für jemand anderen ausgab.
„Hier, ihre Schlüsselkarte.“, sagte Isis in diesem Moment, überreichte ihm ein kleines Plastikkärtchen, das ungefähr 10 * 5 Zentimeter groß sein mochte. Vielleicht auch 9,5 mal 6,5 Zentimeter – aber wer fragt nach Details?
Tony jedenfalls nicht. Er griff nach der Karte, nahm sie an und wollte sich gerade verabschieden, als Isis ihn anblickte: „Ach übrigens – es könnte dennoch eine recht laute Angelegenheit werden. Sehen Sie, wir haben vier Hochzeitssuiten und drei von ihnen sind an eine Gruppe von Japanern vergeben, die eine Tripple-Hochzeit gefeiert und nun Tripple-Flitterwochen verbringen wollten.“
„Das kann ja noch nett werden.“, murmelte der Halbitaliener und griff nach seinem Koffer, um ihn zum Lift zu tragen.

Als sich die Tür des Aufzugs hinter ihm und Ziva schloss, blickte die Israeli ihn verblüfft an. Er merkte, dass allein dieser Blick dazu geeignet war, ihm einen Zuckerschock zu verpassen, versuchte, sich mit anderen Sachen zu beschäftigen, aber irgendwann konnte er nicht mehr. Sie anblickend, fragte Tony nur ein Wort: „Was?“

Sie hatte ihn.
Wenn es eine Sache gab, die ihr wirklich Spaß machte, dann war es ihren Tony durcheinander zu bringen. Auch, wenn sie sich zwischenzeitlich in den Haaren hatten, bedeutete dies nicht, dass sie einander nicht zugetan waren.
Ihr fiel da spontan die Situation ein, als sie entgegen besseren Wissens auf ihre körperlichen Bedürfnisse gehört hatten, denn auf Gibbs… wobei – sie würde es nicht missen wollen.
Es war eigentlich nicht Zivas Naturell zu schreien, doch sie merkte erst, dass er es getan hatte, als er es getan hatte.
Die Angst um den vor ihr ausgestreckten DiNozzo raubte ihr den Atem. Verblüffender weise floss zwar kein Blut aus dem durchtrainierten Körper des Halb-Italieners, aber die Gestalt lag hingestreckt dort und gab kein Lebenszeichen von sich.
„Verdammt.“, fluchte sie, ging neben ihm in die Knie und tastete nach seinem Puls. Er war vorhanden, aber er raste, wie ein ICE auf freier Strecke.
„Verdammt, DiNozzo, tu mir das nicht an.“, knurrte sie und…

In diesem Moment krachte die Tür aus den Angeln und mit schussbereit gemachten Waffen standen zwei Personen im Raum. Ein Mann und eine Frau – beide kamen ihr bekannt vor.
„Wer…“, setzte sie an und fand sich im nächsten Moment von ihm angesprungen und auf den Boden gepresst wieder.
„Agatha, Ziel sichern…“
Weiter kam der Mann nicht, in diesem Moment hatte Ziva einen Kampfschrei ausgestoßen und ihr Knie in die Lendenregion des Mannes gestoßen.
Dieser reagierte so, wie sie es von einem Mann vermutet hatte.
Er gab ein „GNNNNGH“ von sich, lies sich von ihr fallen und hielt sich die schmerzende Region.
„Ungh.“, machte er, „Das tat… weh.“

Cal rollte sich auf den Rücken, die Hände in in Schutzhaltung auf die nun vor schmerz pochenden Körperteile gelegt und staunte nicht schlecht, als plötzlich die dunklen Augen Ziva Davids – die er eigentlich nur hatte Schützen wollen – mit Amüsement, Schalk und einer Spur Mißbilligung funkelten, während sie die Waffe, die man durchaus auch als Baretta hätte identifizieren können, griff und sie auf ihn richtete.
„Eine Frau einfach so zu Boden zu reißen? Ganz schlechter Stil, Mister.“, sagte sie mit einem Hauch von Spott in der Stimme.

Jetzt, wo sie jemanden hatte, an dem sie ihre Agressionen ausleben konnte, war die Sorge um DiNozzo zwar noch vorhanden, aber das Gefühl der Ohnmacht, das sie empfunden hatte, war verschwunden.
Und dann, als sie Cal und Agatha anschaute, grinste sie ironisch.
„Sie sind … dieser Verrückte, oder?“
Cal schluckte.
„Sag mal.“, räusperte er sich dann und wandte sich, obwohl er auf den Lauf der Waffe blickte, an Agatha, „Hast Du ihnen nicht die neue Binford 4600 Amnesiegranate verpasst?“
Die angesprochene Frau lachte: „Schatz, offenbar ist Zivas Geist sehr – widerstandsfähig.“
„Man kann auch Stur sagen.“
„Okay,“, sagte Ziva, hob die Waffe und richtete sie auf Cals Stirn, „Captain, was zum Scharfrichter passiert hier?“

Hörbar schluckend schaute der Captain der USS DRAGONFLY zu Ziva herüber und die hübsche Israelin hatte das Gefühl, dass dieser Blick leicht gehetzt wirkte, als wüsste er nicht, was er ihr sagen könne, oder dürfe, aber der Gedanke „Wenn Sie mir nicht den Kopf wegblasen soll, lass ich mir besser eine glaubwürdige Erklärung einfallen“ war definitiv in diesem Blick zu erkennen. Dem gegenüber stand der Blick, den die hübsche Rothaarige dem Mann zuwarf, wenngleich dieser ihn nicht wirklich sehen konnte, da er ja Augenkontakt mit der Frau aus Israel hielt.
„Miss David.“, begann Cal und versuchte ein Lächeln, das aber mehr in Richtung „Karikatur“ ging, „Ich… ich weiß, dass Sie sich um Mister DiNozzo sorgen, aber – glauben Sie mir, es wird sich alles aufklären.“
Damit presste Ziva dem jungen Mann die Mündung des Phasers gegen die Stirn. „Ich warte.“, knurrte sie, mit zu Schlitzen verengten Augen.
„Er… er ist nur betäubt.“, sagte der Mann, der sich ihr als Cal vorgestellt hatte, hastig , „Er wird in einer Stunde wieder aufwachen.“
„Wollen Sie mich verarschen?“, zischte die Frau, packte ihn am Kragen und zog ihn mit sich auf den Boden: „Tasten Sie nach seinem Puls.“
Verwundert blickten die braunen Augen des jungen Mannes in ihre, was sie dazu nötigte, ihrer Forderung mit mehr Druck und einer größeren Lautstärke nahe zu kommen: „ TASTEN SIE NACH SEINEM PULS!!!“
„Agatha?“, fragte der Mann, dem sie die Waffe gegen die Stirn hielt, mit einer Stimme, die nichts Befehlsgewohntes mehr an sich hatte und die Frau, die im Türsturz stand und mit etwas in der Gegend herumfuhrwerkte, das sie von der Größe an eine Zigarettenschachtel erinnerte, zuckte mit den Schultern. Ohne aufzublicken sagte sie: „Vermutlich ist sie gerade gedanklich in ihrem Mossad- Ablauf. Was erwartest Du, wenn man vor ihren Augen ihren Freund abknallt?“
Mit zitternden Händen tastete der junge Mann nach dem Puls Tonys und schaute sie dann an: „F… für einen Phasertreffer ist dieser Puls vollkommen normal. M… meiner würde auch so rasen.“
„Beweisen sie’s.“
Cal schaute die Frau an: „Bitte?“
„BEWEISEN SIE’S!“, donnerte die Frau und Cal zuckte zusammen. Wenn sie deutlich hinsah, könnte Ziva schwören, dass in seinen Augen sogar kleine Tränen schillerten. Ob sie nun aus Angst, Zorn, oder Trotz dort auftauchten, wusste sie nicht.
„Okay, okay.“, machte der Mann, stand auf und ging zum Bett, drehte sich zu Agatha um und nickte: „Mach mal.“
„Bist du verrückt?“, war die Frage der hübschen Rothaarigen und der Captain zwinkerte ihr zu: „Ja  - und?“
„Okay, auf deine Verantwortung. Du bist der Chef.“
Damit hob sie den Phaser und zielte auf seine Brust.
„Schatz?“, sagte er und lächelte schief: „Ich liebe dich.“
„Ich dich auch.“
Damit drückte sie ab.

Kaum, dass Cal von der Wucht des Treffers auf das Bett gefallen war, war Ziva auf den Beinen und tastete nach dessen Puls.
Agatha schüttelte den Kopf und lächelte: „Der Mann ist echt bekloppt.“
Dann fixierte sie Ziva: „Und, was sagen Ihre medizinischen Kenntnisse, Agent David?“
„Sein Puls rast.“
„Sagt er doch.“, meinte Agatha, steckte die Waffe weg und ging auf den am Boden liegenden Tony zu. Dann kniete sie sich neben ihn, tastete nach seinem Puls und nickte. „Japp – Phaserbetäubung, Stärke Drei. In knapp 40 Minuten wird er wieder wach werden – dann hat er zwar einen mordsmäßigen Kater, aber – es wird sich alles auflösen.“
Dann ging sie zu Ziva, tastete nach dem Puls des bewusstlosen Captains und lächelte befriedigt: „Sein Puls rast genau so – ich würde sagen, in spätestens einer Stunde kann ich mit ihm hier abhauen.“
Ziva schaute sie an: „Mo… moment mal, Sie können nicht einfach so abhauen. Wieso schießt jemand auf Tony und warum betäubt er ihn für eine Stunde?“
Agatha zuckte mit den Schultern: „Da fragen Sie mich was.“


Das leise „Ding“, vom Aufzug verursacht, brachte Ziva dazu, sich wieder in die Gegenwart zu begeben und nun machte sie sich daran, „ihrem Mann“ in die Hochzeitssuite Nummer 4 zu folgen. Dennoch konnte sie sich einen kurzen Ausflug in die eigene Gedankenwelt nicht ersparen. Was ging hier wohl vor sich? Sie konnte es nicht genau verorten, nicht „ihren Finger drauflegen“, sie stellte nur fest, dass irgendetwas hier nicht stimmte. Besonders in Kombination mit Tonys Feststellung, dass er glaubte, dass sie beobachtet wurden und dieser merkwürdigen Szene im Foyer, an der Rezeption, kam sie um das Gefühl, dass die komplette Welt um ein gutes halbes Grad gekippt war, nicht herum.
Es war immer noch ihre Welt, die Welt in der das Gras grün war und Blut rot, die Welt in der die Vögel zwitscherten und die Krokodile „roar“ten, die Welt in der sie eigentlich zu Hause waren. Und doch war es irgendwie – sie konnte es nicht anders sagen – „verschoben“. Seit ihrer Begegnung mit Sternenflottenoffizieren und Stargate-Reisenden, seit sich herausgestellt hatte, dass ein Schiff der Föderation irgendwo im Persischen Golf, vor der Küste von Dubai, im Wasser versunken lag.

Die Kollision merkte sie erst, als sie schon auf ihrem Allerwertesten saß. Ihr gegenüber rappelte sich ein junger Japaner auf, dessen Haare wirr in drei von vier Himmelsrichtungen abstanden, kratzte sich verlegen am Kopf und sagte etwas auf Japanisch, das vermutlich eine Entschuldigung sein sollte.
„Kein Problem.“, lächelte Ziva, rappelte sich hoch und reichte ihre Hand dem Jungen, der sie griff und sich wieder in die Stehende wuchtete.
„Sie sprechen englisch.“, stellte er fest, „Entschuldigen. Mein Englisch nicht so gut.“
Und die Israeli konnte dies Nachempfinden. Ihr ging es zwischendurch nicht anders. Diese Anglizismen und Colloquismen, die Tony und McGee gerne verwendeten – zwar hatte sie einige davon schon gelernt und sie hatte einen langen Weg an Entwicklung hinter sich - von der Frau, die sich fragte, warum man Fische in einem Fass erschießen würde oder ein Stachelschwein (zu Englisch: Porcupine) zu einem Porcupig oder Porcuswine machte, zu einer Frau die jetzt schon sehr geübt in der raffinierteren Anwendung der englischen Sprache war.

Sie schenkte dem jungen Mann ein aufmunterndes Lächeln, sagte erneut „Kein Problem“, als plötzlich eine knapp 23-jährige, junge Japanerin aus der Hochzeitssuite Nummer 2 kam und den jungen Mann anschaute. Dieser schien plötzlich sehr zu erröten und in Zivas Kopf machte es klick, als sie die Eiswürfel sah, die auf dem Boden vor sich hinschmolzen. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass der junge Mann einen Kühlbehälter transportiert hatte.
„Sie müssen meinen Mann entschuldigen.“, sagte die junge Frau in einem nahezu perfekten, dialektfreien Hochenglisch, „Wir … wir haben heute geheiratet und wollen…“
Sie brach ab, errötete ebenfalls und griff nach der Hand des jungen Mannes.
Irgendwie kam die Frau ihr sogar bekannt vor.
Sie schüttelte den Kopf: „Egal.“
Damit machte sie sich auf den Weg in Suite Nummer 4.

Er hatte gar nicht mitbekommen, überhaupt eingeschlafen zu sein.
Als Tony wieder zu sich kam, lag er im weichen, komfortablen Bett der Hochzeitssuite und bemerkte erst, dass es schon abend war, als er einen Blick aus dem Fenster warf.
Auf die Beine kommend, trat er an das Fenster und schaute auf das Nachtleben, das knappe dreihundert Meter unter ihm pulste. Er hob den Blick, sah eine dunkle Fläche in ein paar Metern Entfernung – das dürfte wohl das Meer sein – und lächelte, als er in der Reflektion des Fensters die Silhouette Zivas sah. Sie trat auf ihn zu, lächelte: „Du bist wach“, und wandte sich dann zum Tisch um.
„Ich habe uns etwas zu Essen bestellt. Gibbs, McGee und Jackson werden auch gleich kommen.“
Damit warf sie ihm einen Blick zu, betrachtete ihn von oben bis unten und zwinkerte dann: „Ich würde an deiner Stelle etwas anderes anziehen. Du willst doch nicht, dass Gibbs vermutet, dass dich ein kleiner Anfall von Jetlag schon umhaut, oder?“
„Du Glückliche.“ , schoss es Tony durch den Kopf, „Du hast ja schon im Flugzeug dein Schlafpensum gehabt.
Aber – sie hatte recht. Das wollte er wirklich nicht.
Also nestelte er an seinem Sakko, zog es aus und stieg dann aus der Hose. Anschließend ging er an Ziva vorbei zur Dusche.
Schließlich war das nichts, was sie nicht schon gesehen hätte.

Gibbs seufzte.
Isis hatte him eine der Executive Suiten zugesprochen und er hatte die Freuden dieser Unterbringung genossen. Eine schöne kalte Dusche, ein Nickerchen im bequemen Bett und ein wirklich sensationeller Ausblick ließen Gibbs beinahe vergessen, dass er einen Auftrag hatte. Beinahe. Ein Blick auf das Meer, in dem gerade die Sonne versank – was den Ozean blutrot wirken lies – erinnerte ihn daran, dass irgendwo dort die DRAGONFLY war.
Gleich morgen würden sie einen Erkundungsgang durch die Stadt erledigen.
Dann stockte er und warf einen Blick auf die Straßenschlucht unter ihm. Nein, es wäre viel zu abwegig, dass eine Person, die dort unten, knappe 280 Meter unter ihm einen so guten Blick auf ihn hätte, dass sie ihn tatsächlich erkennen konnte. Nicht einmal mit einem Scharfschützengewehr wäre das zu schaffen – und wenn, dann garantiert nicht inmitten einer vielbefahrenen Straße. Und doch – er kam nicht umhin, zu denken: „Ich glaube, wir werden beobachtet.“

TBC
Kapitel 11.3

Die ganze Situation erinnerte Tony, bei genauerem Hinsehen, eher an eine Pokerrunde mit alten Freunden, denn an wirkliche Arbeit. Wobei auch Pokerrunden harte Arbeit sein konnten. Die ganze Veranstaltung zu planen konnte ein ziemlicher „Pain in the ass“ sein. Aber wie wunderbar war dann die Belohnung. Mit seinen alten Freunden vom Revier da zu sitzen, zu versuchen, herauszufinden, ob vielleicht gerade Parker, der sonst nie bluffte, sich gerade an genau dieser Kunst versuchte, die Spannung, die einen ergriff, wenn man nicht wusste, ob das Gegenüber ein besseres Blatt hatte als man selbst und die Erleichertung, die ein gekonnter Bluff mit einem lakonischen „I’ll fold“ von Parker oder Mayers kommentiert wurde. Chips standen dann in der Mitte, die Biere neben ihnen und es war das, was Tim Allens Figur „Tim Taylor“ als „Männerabend“ bezeichnen würde. Hier wurden die niederen Instinkte bedient, hier ging es nicht nur um Karten, sondern auch darum, seine Position als „Alpha-Männchen“ deutlicher auszuspielen. Und den Neid zu spüren, wenn man selbst ein besseres Blatt hatte, als der Andere, wenn man tatsächlich nicht geblufft und tatsächlich gewonnen hatte, das war etwas, was ihm, obwohl diese Leute seine Freunde waren, tatsächlich Spaß.

Diese Situation hier erinnerte Tony an genau das – jedoch mit wesentlich weniger Spaß.
Zugegeben, die Begleitung war anregend. Ziva hatte sich, offenbar nachdem sie erfahren hatte, wo sie absteigen würden, eines ihrer besten Kleider mitgenommen und es umschmeichelte ihre atemberaubende Figur, wie ein Lufthauch. Auf ihn wirkte sie in diesem Kleid aufreizend, erotisch, bildnerisch, wie die Venus von Milo, seine eigene Göttin der Lust und der Leidenschaft, Misses…
„DiNozzo“, riss ihn die Stimme Leroy Jethro Gibbs aus den Gedanken. Langsam, fast schon wiederstrebend, fand er sich in die Gegenwart zurück und blickte auf den Tisch. Hier lagen - sorgsam sortiert – mehrere Dossiers, allesamt mit dem Logo des Stargate-Command versehen. Sie hatten die Akten gelesen, sich auf den neuesten Stand gebracht und der Halbitaliener konnte sich nicht helfen – egal wie klar, real und deutlich die Sache mit Captain Cat und Konsorten auch war, er erwartete immer, hereingelegt zu werden. Er erinnerte sich daran, damals als 19-jähriger, junger Mann dazu gezwungen worden zu sein, auf den fünfjährigen Sohn eines Geschäftspartners seines Vaters aufzupassen. Der Mann war Deutscher und hatte seinem Kind eine deutsche Hörspielkassette geschenkt, die der Fünfjährige mit nahezu religiöser Hingabe hörte. Und während Tony sich anfangs schwer tat, die Sprache genauer zu verstehen, so hatte er nach dem dritten Durchlauf den Großteil verstanden und konnte auch heute noch den Introtext der Kassette auswendig hersagen.
„Knight Rider“, würde er, wenn gefragt, intonieren, „Die Abenteuer des Michael Knight. Er kämpft für die Unschuldigen, die Hilflosen, die Machtlosen. An seiner Seite: KITT. Ein Auto, ein Computer, ein Wesen?“ Allein schon dieses ominöse Fragezeichen hinter „ein Wesen“ hatte dafür gesorgt, dass der fünfjährige Rotzlöffel immer die Decke ein klein wenig höher zog, als unbedingt notwendig.
Und in dieser deutschsprachigen Hörspielkassette zur Folge „Der Schwarze Teufel taucht wieder auf“ fand sich eine Textzeile, die Tony seinerzeit irritierte.
So fragte der Protagonist „John“: „Ist das ein Gag? Ist hier irgendwo ein… ein Kassettenrekorder eingebaut? Kommt gleich Kurt Felix an und fragt mich, ob ich Spaß verstehe?“
Ihm ging es da eher genau so, wie dem „Schwarzen Teufel“ K.A.R.R., dem bösen Doppelgänger von K.I.T.T, als er fragte „Wer ist Kurt Felix?“
Erst Jahre später, als er Zugriff auf Wikipedia hatte, hatte sich seine Neugierde durchgesetzt und er hatte erfahren, dass Kurt Felix ein schweizer Moderator war und eine deutsche Fassung von „Candid Camera“ moderiert hatte – in Deutschland: „Verstehen Sie Spaß?“ Es hatte noch eine andere Variante von „Candid Camera“ gegeben, die tatsächlich „Vorsicht – Kamera!“ hieß und die von einem Mann namens Chris Howland moderiert wurde.

Aber so wie John in der Folge „Der Schwarze Teufel taucht wieder auf“ fühlte sich Tony immer, wenn er über „Sternenflotte“ und „Erste Temporale Direktive“ las.
Er lehnte sich zurück, bedachte seine Kameraden und Doktor Jackson mit einem langen, durchdringenden Blick und legte dann den Kopf schief, ehe er aufstand und auf das Fenster zuging.
„Wenn die DRAGONFLY sich tatsächlich irgendwo dort im Ozean befindet, müssen wir eine Möglichkeit finden, sie zu bergen.“
„Schlau gedacht, DiNozzo.“, meldete sich Gibbs zu Wort, erhob sich und trat ebenfalls an das Fenster – aus Tonys Perspektive sah es so aus, als würde sich Gibbs aus dem Dunkel schälen, einfach – in Ermangelung eines besseren Wortes -  „materialisieren“.
Sein Chef bezog neben ihm Position, bettete seine Stirn gegen das kalte Glas des Fensters und blickte hinaus, in das Dunkel der Nacht über Dubai. Wie sollte man das Föderationsraumschiff bergen – dazu musste man es logischerweise zunächst finden und ob ihnen das gelänge, war eigentlich immer noch…

„Jebel Ali.“
Die Stimme Ziva Davids erklang im Raum und Tony wandte sich zu ihr um. „Bitte?“
Ziva erhob sich, trat nun ebenfalls auf das Fenster zu und deutete in die Ferne: „Dort – eine knappe Autostunde von uns entfernt – liegt Jebel Ali. Hierbei handelt es sich um eine Freihandelszone und um einen großen Hafen.“
Gibbs hob den Blick und man konnte ihm ansehen, dass er sich ärgerte, erst jetzt auf die Idee zu kommen: „Natürlich. Jebel Ali – immerhin liegt dort einer unserer Kreuzer vor Anker.“
„Schön und gut“, meldete sich nun Daniel, dessen blaue Augen im Glas des Spiegels erschienen und dessen Pose eine leichte Ungeduld verriet, „Aber was bringt uns das?“
„Wir können doch den Captain des dort vor Anker liegenden Schiffes bitten uns eine kleine Demonstration des Hubschraubers, den sie an Bord haben, zu geben.“, sagte McGee mit einer ungeheuren Leichtigkeit in den Raum hinein, was Daniel dazu brachte, sich zu ihm umzudrehen und dann zu Ziva, Tony und Gibbs zu blicken.
Ein leicht melancholisches Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
Irgendwie erinnerte ihn die gesamte Kombination an sein Team – an SG 1.

Und dann erinnerte er sich daran, das er die Frau, die ihnen heute als Empfangsdame gedient hatte, schon einmal gesehen hatte. Kurz versuchte er sich daran zu erinnern, wann dies gewesen sein mochte – und vor allem wo?


 „Daniel Jackson? Ich habe von Ihnen gehört… sie haben doch die These aufgestellt, das die großen Pyramiden als Landebasen für außerirdische Raumschiffe gedient haben, richtig?"
„Landebasen für außerirdische Raumschiffe? Ich bitte dich, Mausebein, wer glaubt denn an so was."

Wo hatte er diesen Satz schon einmal gehört? Und vor allem – wer hatte ihn ausgesprochen? Kurz schloss er die Augen, neigte den Kopf nach hinten und horchte in sich hinein, während die Unterhaltungen zwischen Ziva und Tony, Tony und McGee oder McGee und Gibbs zu einem Hintergrundgemurmel wurden, zu einem störenden Geräusch, das er mit einem einfachen Seufzen ausblendete. Wo hatte er diese Worte schon einmal gehört? Wer hatte sie ausgesprochen?
Kurz sah er – wie von Stoboskopscheinwerfern erleuchtet – die hübsche Empfangsdame, Isis Ishtaaru, entfernte gedanklich die Dienstuniform des Hotels und legte über den rassigen Körper der Frau ein weißes Beduinenoutfit. Es passte und er wusste, dass er sie schon einmal woanders gesehen hatte. Aber wo?
Erneut atmete er tief durch und öffnete dann die Augen.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
Er wusste wieder, wo er Isis schon einmal gesehen hatte und hauchte nur ein Wort: „Ägypten.“

Ziva drehte sich um, als sie das Wort hörte, trat zu Daniel und schaute ihn an: „Sind Sie in Ordnung, Doktor Jackson?“
Eigentlich wollte sie es nicht, aber sie konnte nicht verhindern, dass Besorgnis in ihrer Stimme hörbar wurde. Der Anthropologe schien ihren Widerwillen gar nicht zu bemerken, schaute sie an, lächelte freundlich und sagte: „Mir geht es gut, Agent David. Machen Sie sich um mich keine Sorgen.“
Er ging zur Tür: „Ich muss nur kurz mit jemandem etwas besprechen.“
Damit drehte er sich noch einmal um: „Ach – wann treffen wir uns morgen?“
„Wie kommen Sie darauf, dass Sie mit dabei sind?“, fragte Gibbs und Daniel zuckte mit den Schultern: „Ich dachte nur, dass wir uns nicht allzu sehr aufteilen sollten, wenn wir sowieso draußen unter Beobachtung stehen.“
Nun schaute Gibbs ihn an, bohrte förmlich seinen Blick in Daniels Augen: „Woher wollen Sie wissen, dass wir unter Beobachtung stehen?“
„Ach kommen Sie.“, setzte Daniel an, stockte, als lausche er verwirrt seinen eigenen Worten und zuckte dann die Schultern. Leise sagte er ein „Ich hab zuviel Zeit mit Jack O’Neill verbracht“, ehe er die Hände in die Hosentaschen stieß und zu Gibbs herüberkam: „Ist das nicht offensichtlich? Sie Alle haben es doch bemerkt, seit wir den Flughafen verlassen haben, oder?“
McGee wandte sich ihm zu, nickte dann und deutete nach unten, irgendwohin, knappe dreihundert Meter unter ihnen: „Da ist er.“
„Ich glaube eher, es ist eine Sie.“, korrigierte Ziva und zuckte mit den Schultern: „Fragt mich nicht wieso – vielleicht ist es weibliche Intuition – aber, ich bin mir fast sicher, dass unser ‚Observer’ eine Frau ist.“
Tony blickte in die Runde.
„Könnte es nicht unsere rattenscharfe Empfangsdame Schrägstrich Hotelchefin sein?“
„Nein“, schüttelte Gibbs den Kopf, nur unterbrochen von einem amüsierten „Rattenscharf, soso“ seitens Ziva.  Auch Daniels Kopfschütteln war mehr als deutlich: „Nein, Special Agent DiNozzo – Isis hat mit der Sache nichts zu tun.“
„Und woher wissen Sie das?“
Der Anthropologe zuckte mit den Schultern: „Ich hab sie vor acht Jahren in Ägypten kennengelernt. Damals war sie Mitglied eines antiken Kultes – merkwürdig, definitiv, aber nicht feindselig. Und überwachend“ damit deutete er nach draußen, „schon mal gar nicht.“
„Antiker Kult?“, hob nun McGee den Blick und schaute zu ihm herüber; „Welche Art von antikem Kult?“
„Schon mal etwas von sogenannten Milleniums…“, setzte Daniel an, unterbrach sich dann aber, als er den Blick von Gibbs wahrnahm. Wenn der Senior Special Agent auch nur halb so reagierte, wie Jack, dann war er kein Freund langer Vorreden. Also blickte der Anthropologe wieder zu McGee und lächelte: „Erzähle ich Ihnen später, Special Agent McGee. Jetzt würde ich gerne erst einmal mit Isis reden.“
Er konnte Gibbs und seinen Konsorten ansehen, dass sie über diese Entwicklung nicht sonderlich glücklich waren und zuckte mit den Schultern: „Wenn Sie möchten, kann mich ja jemand von Ihrem Team begleiten, Gibbs.“
Und gerade, als er noch etwas sagen wollte, traf ihn erneut ein Flashback.


Die Verachtung des Mannes, die er für die Theorie Daniels hatte, war mehr als nur offenkundig und als die Frau, die der Mann „Mausebein“ genannt hatte, etwas sagte, steckte sich der Typ eine Zigarette an.
„Mausebein“ blickte zu ihm – Daniel: „Ja, ich habe gehört, diese Theorie hat Sie Ihre Reputation gekostet, richtig?"
„Das stimmt… und wer sind Sie, wenn Sie schon so viel über mich wissen?"
Ein freundliches Lächeln legte sich auf die Lippen der jungen Frau:  „Ich bin Ran Mori, und das ist mein Vater…"
Daniel war starr: „Sagen Sie nicht… ihr Vater ist der berühmte Meisterdetektiv Kogoro Mori."
Kogoros Gesicht machte eine Metamorphose durch. Hatte man vorher noch einen Gesichtsausdruck gesehen, der an einen Biss in eine Zitrone erinnerte, sah man jetzt ein freundliches Lächeln.
„Sieh an, Daniel. Machst Du dir Freunde?"
Kogoro drehte sich um. Von einer Sekunde zur anderen schien es in seinen Augen zu funkeln, wie bei einem Frischverliebten.
Direkt vor ihm stand eine attraktive, blonde Frau in Top und Shorts.
Die junge Frau reichte dem Privatdetektiv die Hand und sagte mit einem strahlenden Lächeln: „Guten Tag, mein Name ist Samantha Carter."
Kogoro kicherte, was Ran zum Intervenieren nötigte. Sie stieß ihrem Vater den Ellbogen in die Rippen.
„Das ist Ran Mori, das ist ihr Vater Kogoro, seines Zeichens Privatedetektiv…"
„Ja, is’ ja nu` ganz Nett, das wir uns alle vorgestellt haben.“, meldete sich der Mann an der Rezeption, rollte mit den Augen und drehte sich zu Daniel und Sam um. Doktor Jackson konnte nicht verhindern, dass ihm die Kinnlade herunterklappte. War das nicht…?
„Mund zu, Herz wird kalt.“, grinste die Frau an der Rezeption im zu, „Ja, wir sind es.“
Sam und Daniel blickten sich überrascht an. Die ersten Worte, die Daniel zu der Situation fand, beschrieben sie immer noch am Besten: „Du bist alt geworden, Cal.“
Meisterdetektiv Mori blickte den Starfleetcaptain verblüfft an: „Was, den kennen Sie auch?“
Der Mann, der tatsächlich aussah, redete und sich bewegte, wie Captain Calvin Cat, allerdings ein paar Jahre älter, zuckte mit den Schultern, zwinkerte Mori zu und sagte: „Ich sagte doch – ich bin weit rumgekommen.“
„Als Agent der Traceless-Task-Force?“, fragte der Privatdetektiv und blickte den Captain ein bischen mißtrauisch an, so, als ob er ihm nicht glauben würde, „Oder sind Sie jetzt doch Journalist bei der DEJ-Press? Oder arbeiten Sie doch beim DKA, dem deutschlandweiten Kriminalamt?“
Die Überraschung, die in Sams grau-blauen Augen geschrieben Stand, wurde noch größer. Traceless-Task-Force? DEJ-Press, die deutsch-englisch-japanische Presseagentur, die für so weltbewegende Journale wie die Frau im Bruchglas oder die Ticketblume verantwortlich zeichnete? Oder das deutschlandweite Kriminalamt? Von dieser Organisation hatten weder Daniel noch Sam jeh gehört.


Daniel konnte sich nicht helfen – die komplette Situation mit Cal, Agatha und unterschiedlichen Treffen zu unterschiedlichen Zeiten im persönlichen „Timestream“ – das alles erinnerte ihn sehr an den Doktor und River. Andererseits blieb das Leben so immer spannend. Und was für eine fantastische Geschichte sich nach der Situation in Ägypten ereignet hatte? Damals hatte Traceless Anschläge auf Conan Edo…
Daniel stockte.
Moment mal, waren nicht in der Hochzeitsstuite ebenfalls 6 Japaner abgestiegen?
Er wandte sich an Ziva: „Ich weiß, die Frage mag ein wenig merkwürdig sein, aber – habt Ihr rein zufällig einige der Mitbewohner dieser Etage kennengelernt?“
Ziva nickte: „Ja – einen Jungen, der ungefähr 16 sein mochte und eine knapp 23-Jährige Schönheit von Frau.“
Kurz überlegte der Anthropologe, zog dann sein Handy hervor und begann, nach Bildern zu suchen. Er blickte über den Rand seines Mobiltelefones hinweg zu Ziva und lächelte: „Es hat Vorteile im SGC zu arbeiten. Wir haben die ganzen coolen Sachen schon Monate, bevor sie im Handel sind – oder auch sogar Jahre.“
Damit drehte er das Handy zu Ziva um, damit sie einen Blick auf das Display werfen konnte.
Dort fand sich ein „Group Shot“ – also eine Gruppenaufnahme – von ihm, Sam, einer wunderschönen rothaarigen Frau, die Agatha sein könnte, wenn sie 10 Jahre älter wäre, ein Mann, der unter den gleichen Vorzeichen als Cal durchgegangen wäre, ein großer, beinahe schon schlacksiger 40-jähriger Mann in pflaumenblauem Sakko, eine junge 16 Jährige Frau, mit einem 6-Jährigen Kind auf dem Schoß, das irgendwie gar nicht glücklich war, fotografiert zu werden – und die 23-Jährige Frau als Teenagerin.
„Ja – das ist sie.“, sagte Ziva knapp.
Daniel lächelte: „Wisst Ihr, mit wem ihr auf einer Etage wohnt?“
„Nein“, zuckte die Israeli mit den Schultern, „Müssen wir die kennen?“
„Nicht wenn das Kultspiel von vor 8 Jahren an euch vorbeigegangen ist  -Duel Monsters.“
Damit deutete er auf das Display: „Diese Frau heißt mit bürgerlichem Namen Anzu Mazaki. Dann ging sie aber in die USA, um dort Schauspielunterricht und Tanzausbildung zu genießen. Sie wurde auch ziemlich berühmt, aber ‚Ääänssuu’ schien niemand aussprechen zu können. Also benannte sie sich um und heißt jetzt „Thea Gardner“ – und offenbar hat sie hier heute geheiratet.“
„Ja, einen Mann mit einer sehr eigenwilligen Frisur.“, nickte Ziva und Daniel legte den Kopf schief: „Haare in drei Richtungen abstehend und in drei unterschiedlichen Farben?`“
„Ja?“
„Was ist denn los?“, fragte nun Gibbs und trat an die Beiden heran, „Wollen Sie nun zur Rezeption, Doktor Jackson, oder nicht?“
„Schon, aber erst einmal würde ich gerne in der Hochzeitssuite von Thea Gardner vorbeischauen und ihr gratulieren – schließlich hat sie ihn geheiratet.“
„Wen?“, fragte nun Tony und kam ebenfalls näher.
„Den König der Spiele.“, lächelte Daniel,  „Yugi Muto“
To be continued

CaptainCalvinCat:
Kapitel 11.4
“Yugi Muto?”, echote McGee, hatte sich nun verblüfft umgedreht und war zum Rest der geselligen Runde geschlendert, „ Der Yugi Muto?“
Daniel konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Es hätte ihn überrascht, wenn er, Timothy McGee, über die ganzen Geschehnisse nicht im Bilde gewesen wäre. Und tatsächlich, auf Gibbs leicht genervtes „Wer ist Yugi Muto“ wandte sich McGee an ihn und zuckte mit den Schultern: „Der König der Spiele, Boss. Ins Besondere des sogenannten „Duel Monster“-Spieles.“
Damit blickte er zu Ziva: „Erinnerst Du dich daran, wie wir den Waffenhändler Arnold Richard Matthew Sven Dealer verhaftet haben?“
Ziva richtete ihre nussbraunen Augen auf den Agenten: „Wenn Du damit den Typen meinst, A.R.M.S.dealer meinst, der dann aussagte, dass seine Initialen die perfekte Begründung dafür wären, ein Waffenhändler zu sein, dann ja.“
„Genau den meine ich“, nickte McGee, „Aber er hatte ja nicht nur ein nettes Arsenal an Waffen in seinem Versteck, sondern auch gleich mehrere gefälschte Tradingcards. Erinnerst Du dich?“
Die Israeli legte den Kopf schief: „Dunkel – mehr als Dunkel. Aber ich glaube es Dir, wenn Du es sagst. Aber eines würde mich brennend interessieren.“
Damit wandte sie sich an Tony: „… nämlich, warum Du dich ausgerechnet David Day genannt hast.“
Ein leises Pruste McGees, das sich einem nich minder leisen „Das erinnert mich jetzt sehr an River in der Doktor Who-Folge „The big bang“ anschloss, wurde durch einen wütend-vernichtenden Seitenblick Zivas und Tonys erstickt, ehe der Halbitaliener sich räusperte.
„Das heit einerseits mit den Initialen zu tun. D.D: kann man sich halt sehr einfach merken.“
Daniel blickte ihn an: „Und kann es sein, dass dies ein Pseudonym ist, bei dessen Entstehung man ein wenig um die Ecke denken muss?“
Stolz nickte Tony, ehe er sich an Ziva wandte, seinen Rücken durchdrückte, wodurch er ein wenig größer wirkte und zu ihr herablächeln konnte.
„Aber es macht nichts, dass Du es nicht verstehst – ich bin gerne bereit, Dir zu helfen.“
Ziva zuckte mit den Schultern: „Lass mich raten. Um die Ecke denken, also – einerseits einen Teil ins Gegenteil verkehren. Zu David fällt mir kein Gegenteil ein – aber zu „Day“. Das Gegenstück zu Day ist Night. Wenn Du jetzt Gabriel Day genommen hättest, wäre ich eventuell auf den Erzengel Gabriel gekommen. Ein weiterer Erzengel ist natürlich Michael… also wäre es vielleicht Michael Night – oder Michael Knight. Und da Michael Knight von David Hasselhoff gespielt wird, wäre auch klar, wie Du auf David gekommen bist.“
Erneut zuckte sie mit den Schultern: „Es könnte natürlich auch sein, dass Du das David auf die englische Aussprache meines Nachnamens zurückgeführt hast und mir somit eine Referenz erweisen wolltest. Aber ich bleibe bei dem aus Day werdenden Night, respektive Knight.“
Das fassungslose Schweigen von Tony wurde von einem klatschenden Geräusch abgelöst, das entstand, als Gibbs der israelischen Frau mit voller Wucht und vollem Respekt auf die Schulter klopfte. Anerkennend nickte er ihr zu, sie blickte zu Daniel, zwinkerte kurz und wandte sich dann an McGee: „Also – was war das jetzt mit den Duel-Master-Karten?“

Als Anzua wieder zu sich kam, hatte man sie an eine Wand gelehnt. Sie streckte ihre langen Beine und rappelte sich auf.
„Yugi, was war das?", fragte sie den Jungen, hoffte auf eine Antwort… doch da durchzuckte es sie wie ein Blitz.
Yugi hatte sich in die Schussbahn geworfen. Wahrscheinlich war er sogar tot.
Ihre Beine gaben wieder nach, sie sank auf die Knie, ihre braunen Augen füllten sich mit Tränen.
Sie schluchzte. Ihr Yugi war tot… und nun begann sie, die Einsamkeit zu fühlen. Normalerweise wäre er jetzt erschienen, hätte ihr die Hand auf die Schulter gelegt, aufmunternd gelächelt, und mit volldröhnender Stimme gesagt: „Keine Sorge, Thea, wir werden ihn retten."
Er allerdings war jetzt nicht mehr in der Lage, sie aufzumuntern. Er war schließlich zusammen mit Yugi gestorben.
Die Trauer über den Tod ihrer beiden Freunde packte Anzu und zwang sie zu einem hemmungslosen Schluchzen.
Von Trauer geschüttelt kauerte sie am Boden, in der kleinen ägyptischen Gasse.
Und im Höhepunkt ihrer Trauer, als sie die Welt zerstört glaubte, legte ihr jemand die Hand auf die Schulter.
„Yugi, du bist nicht…?", setzte sie freudig an, sprang auf und drehte sich um… doch da war nur dieser kleine Junge aus dem Flugzeug.
„Was ist passiert?“

Anzu Mazaki öffnete die Augen und fand sich in der Realität wieder. Die Sonne Dubais schien in ihr Hotelzimmer, sie spürte den nackten Körper ihres Geliebten, ihres Ehemannes neben sich und kuschelte sich noch einmal gegen seine Brust, ehe sie seufzte und dem Bett entstieg. Dem schlafenden Yugi Muto einen Blick zuwerfend, begann sie damit, ihre Blöße mit Unterwäsche zu bedecken. Sie schüttelte den Kopf.

Yugi Muto, der Spitzenduellant vergangener Tage und nun selbst erfolgreicher Spieletester der Kaiba Corporation, die ihren Geschäftshauptsitz in Domino hatte, war nun endlich ihr Mann. Sie hatte seit sie sich im Kindergarten das erste Mal gesehen hatte, eine starke Affinität für Yugi, eine Leidenschaft die zunächst rein platonischer Natur war. Doch seit der Sache mit dem Ausbrecher 777, der sie in der Burger World Filliale in Domino, in der sie seinerzeit noch gejobbt hatte, um sich ihr Tanzstudium in New York zu finanzieren, schwelgte sie in stiller Liebe für ‘den Jungen mit der Stimme’, wie sie ihn nannte.

Ausbrecher Nummer 777 hatte sich, nachdem er das Domino-Gefängnis verlassen hatte, auf die Art, wie man es von seiner Bezeichnung her erwartete, durch den Domino-Wald geschlagen und war schließlich bei Burger World gelandet. Er nahm Anzu Mazaki als Geisel, verpasste ihr eine Augenbinde, und, als sie Yugi warnen wollte, ihr und dem Ausbrecher nicht zu nahe zu kommen, schlug er sie nieder. In diesem Moment setzte sich bei Yugi eine Transformation in Gang, was weder von Anzu, noch von Yugis bestem Freund Jonouichi bemerkt wurde. Yugi hatte die Welt verlassen, und an seine Stelle war ein altes Geschöpf getreten, das seid einigen tausenden von Jahren auf der Welt wandelt - der Geist eines Weltenlenkers, eines Pharaos des alten Ägypten.
Dieser Geist wurde von Anzu, durch ihre Augenbinde bedingt, als ‘der Junge mit der Stimme’ betitelt. Er hatte sie damals mit einem ‘Spiel’ gerettet, eigentlich eine fast wahnsinnige Mutprobe, die daraus bestand, das der bewaffnete Ausbrecher 777 und ‘der Junge mit der Stimme’ einander gegenübersaßen und nur einen Finger bewegen durften.


Der bewaffnete Ausbrecher wählte seinen Zeigefinger, er wähnte sich durch seine Bewaffnung in Sicherheit. Der Effekt verstärkte sich, als ‘der Junge mit der Stimme’ den Daumen als seinen Finger wählte, den er bewegen wollte. Nummer 777 hielt den Jungen für völlig irre, hatte er doch eine Waffe. Die Tatsache, das er mit der linken Hand sein Glas mit Alkohol, 90%igem Wodka, füllte wurde ihm zum Verhängnis. ‘Der Junge mit der Stimme’ ließ ein Feuerzeug aufschnappen und Nummer 777 glaubte sich sicher und ließ sich erstmal in aller Seelenruhe von Yugi/’Dem Jungen mit der Stimme’ seine Zigarette anzünden. Und nun wurde der Haken sichtbar, denn in einer schnellen Bewegung platzierte Nummer 777’s Widersacher das Feuerzeug auf dem Handrücken der Hand, die der Ausbrecher benutzte um das Glas mit Wodka zu befüllen. Die glühende Zigarette im Mund, der Revolver in der Hand und das Feuerzeug auf dem Handrücken - das alles reichte für ein klassisches Schachmatt. Und als dann die Zigarette des bis zuletzt siegessicheren Ausbrechers den Alkohol entzündete und den Kriminellen in eine Flammenseule verwandelte, deren Spuren auch heute noch von Anzu, in ihrer Position als Leiterin der Filliale in Ehren gehalten wurden, hatte ‘Der Junge Mit der Stimme’ Anzus Hand erfasst und sie mit sich gezogen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich in den ‘Jungen mit der Stimme’ verliebt und es wurde ihr immer präsenter, das dieser Junge dann auftrat, wenn sie in Schwierigkeiten steckte. Beim sogenannten Death-T-Tournier, einer wahnsinnigen Ralleye durch das Innere des Kaiba-Towers, inszeniert und organisiert von Seto Kaiba, dem Multimediamagnaten, gestand Yugi seinen Freunden Jonouichi und Anzu, das er seit er das Milleniumspuzzle gelöst hatte, immer wieder das Bewusstsein verlor - und das diese ‘Bewusstseinsverluste’ immer dann auftraten, wenn sich ‘der Junge mit der Stimme’ zeigte. Nun wusste Anzu, das Yugi sie sowohl bei dem Vorfall mit Ausbrecher Nummer 777, als auch bei dem Vorfall mit dem „Wahrsager“ Kokurano, bei dem sie chloroformiert und halbbewusstlos in der Ecke lag, gerettet hatte. Nun eigentlich nicht Yugi, sondern Yami, wie man ihn alsbald nannte, da er während seiner ersten Erscheinungen eine sehr finstre Seite zeigte, was verständlich ist, wenn man einige tausend Jahre in einem Artefakt verschlossen ist und erst nach Ablauf dieser Frist seine Macht wiedererhält.


Was war in den letzten Jahren nicht alles passiert? Da waren die ganzen Duelle, in denen sie gekämpft und meistens als Sieger hervorgegangen waren – allen voran natürlich Yugi selbst. Er war der König der Spiele, hatte bislang noch jedes Spiel – egal ob auf dem Computer oder Analog – nach kurzer Eingewöhnungsphase so beherrscht, dass er zu einer fast unbesiegbaren Kraft wurde und hatte seinen Titel als Duel-Monster-Champion nicht nur einmal gegen Leute wie Seto Kaiba verteidigt. Das alles war zwar mithilfe eines antiken, ägyptischen Pharaonengeist, der in der Zeit der Pyramiden auf den Namen „Atem“ hörte, bewerkstelligt worden, aber im Laufe der Jahre hatte sich Yugi selbst zu einem großartigen Spieler entwickelt, der die Hilfe des Pharaos nicht benötigte. Genau 8 Jahre war es nun her, seit Yugi im Duell gegen Atem obsiegt und es dem Pharao ermöglicht hatte, ewigen Frieden zu finden.

Sie, Anzu, hatte zwar eine schwache Stelle in ihrem Herzen für Yugi reserviert, wirklich interessant fand sie allerdings den Pharao, weil dieser so düster und geheimnisvoll war. Es dauerte dann erst ein paar Jahre, ehe sie sich an den Gedanken gewöhnt hatte, dass der Pharao nun endgültig nicht mehr wiederkam. Diese Zeit hatte sie in Amerika verbracht. In New York hatte sie ihre Ausbildung zur professionellen Tänzerin abgeschlossen und ihre ersten Auftritte absolviert. Den Namen Anzu konnte sie allerdings schlecht vermarkten, also musste sie sich einen Namen zulegen, der mehr „amerikanisch“ wirkte – vielleicht kam sie über die Kunst der freien Assoziation zu einem entsprechenden Künstlernamen?

In dem Restaurant, in dem sie gerne nach den Proben ein paar kühle Getränke zu sich nahm, benetzte sie ihre Lippen gerade mit einem eiskalten Eistee, als sie stutzte. Das Getränk war lecker, aber besonders fiel ihr die Geschmacksrichtung auf. „Geschmacksrichtung Pfirsich“, grinste sie. Das passte ja. Ihr Name – Anzu – bedeutete Pfirsich. Also schrieb sie den Namen des Getränkes auf „Ice Tea Peach“ und ging am nächsten Tag zu ihrer Agentur.

Die freundliche Dame erklärte ihr, das Peach ein geschützter Markenname für eine Prinzessin aus einem Videospiel sei – peinlich, gerade das hätte sie wissen müssen – und der Name „Ice Tea“ an einen Rapper vergeben war. Ice Tea Peach erschien ihr zu lang. Aber Tea Peach gefiel ihr irgendwie, wenngleich auch hier die Frau am Schalter meinte, dass dies kein guter Name wäre. Nichts desto Trotz setzte sie sich am nächsten Tag in die Bar, in der sie die Eistee-Begegnung gehabt hatte und wechselte ein paar Worte mit dem mal wieder anwesenden Dauergast, der über einem Schreibblock gebeugt saß und über Namenskombinationen grübelte. Das tat er zum vierten Mal in dieser Woche.

Die beiden kamen ins Gespräch und es zeigte sich, dass er die selben Namensfindungsprobleme hatte, wie sie. Irgendwie schien er einen Narren an den Namen „Storm“ gefressen zu haben, aber alle Vornamen, die er ihr aufzeigte, wurden mit einem Kopfschütteln der hübschen Asiatin quittiert. Dann blickte sie ihn an und sagte knapp: „Nehmen Sie doch Derek.“
Erst sehr viel später sollte sie wissen, was aus ihrer Namenslaune Derek in Kombination mit dem Nachnamen „Storm“ geworden war. Dafür hatte der junge Mann auch einen Tipp für sie.
„Thea gefällt mir“, hatte er gesagt, „Aber Peach – ich weiß nicht. Das ist zu einfach, zu gradlinig. Doch, wo wachsen Pfirsiche für gewöhnlich? Auf einer Plantage oder im Garten. Und wie nennt man einen Mann der im Garten arbeitet? Gärtner. Versuch es mit Thea Gardner.“
Anzu hatte den Kopf schiefgelegt und festgestellt, das „Thea Gardner“ tatsächlich nach etwas klang.

Anzu zog sich gerade den Rock über die Beine und schloss den Knopf, als es an der Tür klopfte.
„Wer kann das sein?“, murmelte sie und wusste, dass sie nur dann eine Antwort erhalten würde, wenn sie nachschaute. Also machte sie sich auf den Weg, zu tun, als wie es ihr vom Schicksal geheißen wurde. Sie öffnete die Tür und blickte in zwei blaue Augen, die zu einem europäisch- oder amerikanisch anmutenden Gesicht mit Kurzhaarfrisur gehörten. Ein paar Sekunden musste sie überlegen, woher sie die Person kannte, dann grinste sie: „Doktor Jackson? Was tun Sie denn hier? Vor allem – so weit ab von Ägypten oder Dallas?“

Der Mietwagen rollte in einem angemessen-schnellen Tempo über die Straßen Dubais, auf der Straße, die die Passagiere zum Freihandelshafen führen sollte. Im Inneren konnte sich McGee gar nicht an den vorbeiziehenden Hochhäusern, Wolkenkratzern und Mega-Gebäuden sattsehen. Rein aus architektonischer Sicht waren die hier entstandenen Gebäude eine Meisterleistung und wenn er ehrlich war, würde er gerne einmal wirklichen Urlaub in einem dieser Hotels machen – am Liebsten hoch oben, mit einem wunderschönen Rundumblick auf Dubai. Gestört wurde die ganze Atmosphäre dadurch, dass auf dem Beifahrersitz Anthony DiNozzo Junior das Radio des Leihwagens nach einem Sender durchsuchte, der ihm gefiel. So wurden selbst wunderschönstes, arabisches Liedgut zu einer nicht enden wollenden Kakophonie. Auch Radiomeldungen, die eventuell interessant sein könnten, wurden übersprungen.

Das ging solange, bis Gibbs seinem Stellvertreter einen seiner berühmt-berüchtigten, mörderisch-genervten Seitenblicke schenkte, woraufhin die Hand des Halbitalieners vom Sendestationsuchlaufknopf zurückschreckte, als sei der Knopf plötzlich mehrere Millionen Grad heiß geworden.
McGee konnte sich nicht verkneifen, wenigstens zu denken dass das Tony vermutlich sogar recht geschähe und es wunderte ihn eigentlich gar nicht mal so sehr, dass sowohl Tony, als auch Gibbs in den Rückspiegel blickten. Wieso konnte sich der Romancier den Gedanken nicht verkneifen, dass seine beiden Vorgesetzten zum Gedankenlesen in der Lage waren, wenngleich sie es eigentlich nicht sein sollten? Er blickte zur neben ihm sitzenden Ziva, die sich ganz bequem auf ihren Platz der Rückbank hatte sinken lassen, die Beine übereinandergeschlagen und ebenfalls aus dem Fenster schauend.
Ob auch sie seine Gedanken lesen konnte?
„Ziva“, dachte er, „Du bist, wenn Du so da sitzt, wunderschön.“
Das war noch nicht mal irgendein Trick, es stimmte. Ziva David war einfach eine wunderschöne Frau, aber – anscheinend – war sie mit Tony zusammen und er bezweifelte, dass er irgendwelche Chancen bei ihr haben könnte. Und da sie sich nicht zu ihm umdrehte und ihn fragte, was das gerade war, konnte zumindest sie keine Gedanken lesen. Tony anscheinend auch nicht, denn ansonsten hätte es wieder böse Seitenblicke gehagelt.
Also konnte er sich in aller Ruhe an der herrlichen Aussicht erfreuen, die einmal in der schlanken Gestalt Zivas vor sich bestand und dann an der, nun in der Ferne auftauchenden, sogenannten „Dubai Pearl“, eines noch in Bau befindlichen Gebäudes, das ein „Hochhauskomplex“ werden sollte. Folgte man dieser, sich nun bildenden, Abzweigung und fuhr auf die Perle und den Kreisverkehr zu, blieb man im Kreisverkehr und fuhr nach der zweiten Möglichkeit weiter geradeaus, kam man auf die erste der sogenannten „Palm Islands“, die vermutlich sogar Lex Luthor erfreut hätten. Hier wurde dem Ozean Land abgerungen und als Palmeninsel aufgeschüttet und für unterschiedliche Zwecke verwendet, beispielsweise als Villen für Superreiche. Vermutlich würde sogar Tonys Dad eine Villa dort haben – wenn auch nur eine kleine.
Und nun, da sie diese Palmeninsel und die „Pearl“ passiert hatten,  wuste er, dass es nur noch eine halbe Stunde dauern würde, bis sie am Freihafen angekommen waren.



Yugi öffnete die Tür zu Schildkrötenspiele, dem Laden seines Großvaters, einem sehr versierten Mann, wenn es um Spiele aller Art ging - leider hatte er nicht nur einen versierten, sondern auch leicht verrückten Aspekt.
„Opa? Ich bin zu Hause! Ich wollte nur sagen… Opa? Opa wo bist du?“

Yugi schritt die Treppe zur Wohnung von Sugokoro Muto hinauf - die Wohnung war seltsam ruhig. War etwas passiert?
Yugis Herz raste - normalerweise saß Opa Muto noch vor dem Fernseher und schaute entweder Detective Conan oder Magnum oder was auch immer zu so später Stunde noch über den Fernsehsender SIN flimmerte.
„Opa? Bist Du hier?“

Dann passierte es. Mit der Agilität einer Gazelle schoss eine wohlbekannte Gestalt aus dem Wohnzimmer auf Yugi zu.
Großvater Muto.
„Yugi, Humho, was tust du hier?“
„Opa, hast Du mich erschreckt. Warum hast du nicht bescheid gesagt, das du noch…“
Yugi warf einen Blick auf den schlaffen Körper. Der Körper beschrieb einen Bogen, sodass der Kopf mit starren Augen auf dem Teller lag.
Er kannte ihn… Professor Athur Hopkins.
Yugi deutete auf den Zusammengesunkenen: „Geht es Professor Hopkins nicht gut?“
Sugokuro Muto zuckte zusammen.
„Arthur ist nur etwas müde geworden und hat sich hingelegt.“
„Mit dem Kopf im Meißener Porzellan?“
Sugokuro Mutos Reaktion war zweifelsohne ungewöhnlich. In seinen Augen funkelte es zunächst zornig, dann, anschließend, machte sich eine Wärme in diesen Augen breit, die Yugi schon lange nicht mehr bei seinem Großvater gesehen hatte.
„Weißt du, pro Liter Heidelbeerwein nehme ich ein Quentchen Arsen, ein bischen Zyankali und eine Idee Laudanum.“
Yugi war fassungslos.
Er hatte eigentlich mit allem gerechnet. Damit das Ryo Bakura eingebrochen war und Professor Hopkins mit seinem Milleniumsring in eine Spielfigur verwandelt hatte - und gleichzeitig seinen Großvater mit eben diesem Ring nun fernsteuerte. Genau, das musste es sein.
Schnellen Schrittes trat er in die Küche, suchte nach dem auffälligen Haarbüschel, doch… da war nichts.
„Habe ich das Richtig verstanden, Großvater?“, fragte Yugi baff, „Du hast Professor Hopkins umgebracht?“
„Naja - nicht wirklich umgebracht. Er hatte noch genug Zeit, zu bemerken, wie köstlich das Mahl war, bevor der Herr ihn zu sich holte. Du musst wissen, Athur war sowieso todkrank und da dachte ich, das ich ihn erlöse.“
Das war zuviel für den gestandenen Duellanten Yugi Muto - der sonst mit allem fertig wurde. Er bekam aus den Augenwinkeln nur noch mit, wie auch Anzu den Raum betrat, einen Schrei tat und bleich wie eine Wand wurde - dann wurde es dunkel um ihn.

Als er wach wurde, drang ein Gedanke durch sein Gehirn.
„Bitte lass das alles nur einen bösen Alptraum gewesen sein.“
Die Tatsache, das er neben seiner Frau lag, bekräftigte ihn in diesem Glauben. Er konnte nicht umher, ihre Figur zu bewundern, wie sie sich unter der Decke abzeichnete. Diese Decke - er kannte sie. Nein, das war unmöglich, sie waren gestern, nachdem sie in den Laden gegangen waren und Großvater Muto von der Hochzeit erzählt hatten, noch in Richtung Niagarafälle davongerauscht, waren in dem Hotelzimmer gelandet und hatten eine rauschende…
Klick.
Stopp. Zurück die ganzen Gedanken. Das stimmte nicht. Sie waren nicht zu den Niagarafällen gefahren. Wie auch, die waren ja schließlich in Amerika und er befand sich noch in Japan, der Einrichtung des Zimmers nach zu urteilen.
Nun erwachte auch Anzu aus ihrem Schlummer.
„Was’n los?“, fragte sie verschlafen und sah Yugi an, dessen Gesicht steinhart und ernst geworden war.
„Wie kommen wir hierher?“
Anzu überlegte: „Nun, das letzte, das ich weiß, war, das dein Großvater und ich dich in dein Zimmer gebracht haben und er mir noch einen Schlummertrunk brachte.“
Sie streckte sich: „Und der wirkte wohl sofort. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten. Aber jetzt fühle ich mich wieder wie neu geboren.“
‘Neu geboren - um neu geboren zu werden, musste man erst tot sein.’, schossen Yugi Geistesblitze durch den Kopf. Dann traf ihn die Erkenntnis.
‘Tot - verdammt. Das war kein Alptraum.’
Schnell stand er auf und schoss in Richtung Tür.


Die Augen des Mannes öffneten sich schlagartig und er fuhr hoch. Seidenbettwäsche kitzelte seinen Körper und er erinnerte sich daran, was sie hier in Dubai gemacht hatten. Wieso hatte ihm sein Unterbewusstsein einen derart schrägen Streich gespielt und ihn träumen lassen, dass er seinen Opa dabei erwischt hätte, seinen ältesten und besten Freund zu töten?
Das musste an dem Film liegen, den sie auf dem Flug nach Dubai gesehen hatten – „Arsenic and old lace“. Zwar war der Film eine unglaublich unterhaltsame Geschichte gewesen, aber irgendwie schien er einen sehr merkwürdigen Einfluss auf seine Träume gehabt zu haben. Allein schon die Idee, dass er mit Anzu zu den Niagara-Fällen wollte… Zugegeben, die Idee hätte ihren Reiz, wenngleich einen hoffnungslos-romantisch-verklärten Reiz und er wollte die Idee mit der Dreifachhochzeit und den Dreifachflitterwochen auch nicht missen. Andererseits – vielleicht hätten es gerade diese paar Tage sein können, in denen sich Anzu und er intensiv mit sich selbst beschäftigten?

Zugegeben, zusammen mit Katsuya und Hondo, sowie Shizuka und Mai, in den Urlaub zu fahren – das war etwas, das er gerne tat. Doch Katsuya und Mai, sowie Hondo und Shizuka, hätten doch das Privileg gehabt, eine eigentständige Hochzeit zu planen, oder? Aber nein – es war mal wieder eine Idee gewesen, die aus einer Bierlaune entstanden und von der später keiner erst gewusst haben und später auch nur einen Millimeter abweichen wollte.
Allein schon die Dreifachhochzeit war faszinierend und es war sogar einigermaßen amüsant gewesen, zu wissen, wie sehr der Pastor vermutlich ins Rotieren gekommen war, um eine Möglichkeit zu finden, eine Ansprache zu halten, die allen drei Paaren gleichermaßen gerecht wurde. Aber – das musste man ihm lassen – er hatte es geschafft.
„Hey, Du bist wach“, hörte Yugi die Stimme von Anzu und sah, wie sie ins Schlafzimmer ihrer Flitterwochensuite blickte. Sie schenkte ihm ein sanftes Lächeln: „Ich würde Dir raten: Zieh dich an. Wir haben einen Besucher.“

Daniel hatte sich auf dem weißen Leder der Couch der Honeymoonsuite Nummer 4 niedergelassen, trank einen Tee aus einer Tasse und blickte über die Stadt, die sich unter ihm abzeichnete. Gibbs und das Team vom NCIS war nun auf dem Weg zum Port Al Jebel und eigentlich hatte er mitkommen wollen, den Gedanken aber verworfen, als er erfahren hatte, wer hier auch abgestiegen war. Immerhin hatten sie ebenfalls ihr Abenteuer erlebt und Daniel hätte es als unschicklich empfunden, ihnen nicht hallo zu sagen.
Und als der junge Duellant aus dem Schlafzimmer kam – jeder Zoll erfolgreicher Spieletester – da konnte Daniel nicht anders, als daran zu denken, wie er ihn damals erlebt hatte. Oder zumindest den Pharao.


„Nimm die Waffe runter, Dummkopf.“, donnerte Yamis verzerrte Stimme durch den Thronsaal.
Cals 9 Milimeter war immer noch auf den Kopf des Pharaos gerichtet.
„YUGI!!!“, Anzu verließ den Helikopter und trat auf ihren Freund zu.
Entsetzt zog die junge Duellantin Luft ein: „Yugi, was ist mit dir?“
„Der Pharao hat Besitz von ihm ergriffen.“, sagte Cal mit Seitenblick zu Agatha, die immernoch leicht benebelt wirkte.
Daniel trat einen Schritt vor.
„Yugi, tu nichts überstürztes.“
Den Schlag hatte der Anthropologe nicht kommen sehen, spürte dafür aber um so deutlicher die Schmerzen im Kiefer, als er neben Agatha am Boden liegend aufwachte.
„Jetzt bin ich nicht mehr amüsiert.“, murmelte Daniel bitter, dachte daran, wie Ra dies ebenfalls schon einmal gesagt hatte und rappelte sich hoch. Aus den Augenwinkeln sah er eine Bewegung. Anzu trat an ihm vorbei, trat auf Yugi zu, mit Entschlossenheit, die in ihren Augen flammte.
„Yugi.“, sagte sie mit einer Festigkeit in der Stimme, die Daniel so nur von Sam Carter kannte,  „Ich weiß, das du da drin bist. Hör mir zu, wir sind doch Freunde. Erinnerst du dich an das Band der Freundschaft? Den Smiley?“
Cal verdrehte die Augen, als er die Waffe weiter auf den Pharao richtete: „Dieses Freundschaftsgesabbel hilft dir nicht!“
Yamis Augen glühten in typischem Goa’Uld-Gelb auf.
„Freunde“, murmelte er verächtlich, „ein Gott braucht keine Freunde.“ Damit hob er seine linke Hand, nicht in der Absicht, Anzu eine Ohrfeige oder einen Kinnhaken zu verpassen, sondern um die Hand über ihre Augen zu halten. Das wäre an sich noch kein Problem. Gemein wurde es nur dadurch, dass in Yamis – oder wie er später wissen würde: Pharao Atems – Hand ein sogenanntes Kara'kesh, seinen Platz hatte. Hierbei handelte es sich um eine Gerätschaft, die aussah, als sei sie ein Handschuh aus gesponnenem Gold, in dessen Mitte (zwischen Herz- und Kopflinie) ein roter Energiekristall eingesetzt war, der wie ein großes, wütendes, rotes Auge wirkte. Dieser Kristall leuchtete kränklich-weiß-gelblich auf, Energie „floss“ aus ihm heraus und brandete in die Augen der jungen Duellantin, deren Körper sich versteifte. Die Augen weiteten sich, Anzus Blick wurde leer und sie starrte an der Welt vorbei. Trance.

Doch der Kontakt wurde unterbrochen, als plötzlich Ran aus dem Helikopter geschossen kam, jede Unze Kraft ein Zeugnis jahrelanger Karateerfahrung. Sie wirbelte um die eigene Achse und rammte dem Pharao den Fuß gegen die Brust, was diesen nach hinten taumeln lies.
Als habe man einer Marionette Fäden abgeschnitten sackte die junge Duellantin zu Boden, wurde jedoch von einer herannahenden Ran aufgefangen und daran gehindert, mit dem Kopf auf den Steinboden aufzuschlagen.


Cals Waffe ruckte erneut hoch: „Keine Bewegung ‘allmächtiger Pharao’.“
Yami bedachte ihn mit einem Blick, der besagte ‘Wer bist du, du kleiner elender Wurm, das du dich mir in den Weg zu stellen wagst.’
„Ich schicke Dich ins Reich der Schatten, Pharao!“
Der Zeigefinger des Starfleetcaptains krümmte sich um den Abzug und drückte ihn durch.
Die Kugel schoss auf Yami zu, jedoch prallte sie am millisekunden vorher auftauchenden, gelblichen Kraftfeld ab.
„Ohh, Reich der Schatten ja? Warum sagst Du nicht ‘Ich kill Dich!’, wie du es Dir denkst?“
„4kids!“, sagte Cal lapidar.

„Cal!“, hörte Daniel die Stimme Sams, deren Inhaberin gerade ebenfalls aus dem Hubschrauber kraxelte. Was war das hier? Das Einfligen der Girlfriends? Das konnte doch eigentlich nicht sein – Sam war ja nicht seine Freundin. Wobei, wo er sie so betrachtete und bedachte, wie wohl er sich in ihrer Nähe fühlte…
„Langsame Objekte!“, rief die Astrophysikerin dem Captain zu, der die Waffe hob und erneut einen Schuss auf Atem abgab. Dann blinzelte er verblüfft: „Hä?“
Daniel rollte mit den Augen: „Hast Du die Missionsberichte je gelesen, Cal? Langsame Objekte durchschlagen das Kraftfeld!“

Cal nickte: „Langsame Objekte ja? Woher jetzt ein langsames Objekt nehmen?“
„Wie wäre es hiermit?“, fragte Sam, nahm ein Messer und warf es in Richtung Yugi.

Das Messer traf den Pharao in der Brust. Ein tiefes Grollen verließ die Kehle des Geistes des Führers eines ganzen Volkes, der den Körper des Kartenspielers mit der Sturmfrisur besetzt hielt. Eigentlich verließ das tiefe Grollen die Kehle des Kartenspielers, jedoch der momentane Inhaber war ja bekannterweise der Pharao. Atem taumelte zu Boden - das golden-schimmernde Schutzschild brach zusammen. Binnen Sekunden waren Ran und Kogoro bei ihm.
„Vorsicht!“, riet Cal und trat neben die beiden benommenen Frauen - die Duellantin und die Agentin, „Wir wissen nicht, ob er nicht vielleicht noch einen Trick in der Hinterhand hat.“


Daniel hob seinen Blick und lächelte.
„Gut siehst Du aus, Yugi.“, stellte er fest, trat näher und reichte ihm die Hand.
Der Duellant legte den Kopf schief, ergriff die angebotene Hand und schüttelte diese: „Danke. Aber… wenn ich mir diese Bemerkung gestatten darf – auf Sie trifft das nicht zu.“
„Yugi!“, machte Anzu ermanend doch Daniel schüttelte mit dem Kopf: „Ist schon in Ordnung. Eigentlich… wollte ich nicht darüber reden, aber ich glaube, Sam hätte gewollt, dass Ihr es auch wisst.“
Der Kopf der japanischen Schauspielerschönheit ruckte hoch: „ Hätte ?“
„Ja“, nickte Daniel, „Hätte. Sie ist vor ein paar Tagen bei einem Zwischenfall gestorben.“
Die Duellantin gab einen erstickten Laut von sich und sackte auf den Sessel, auf dem sie vorhin schon gesessen hatte.
„Sam ist…“, keuchte auch Yugi und kurz sah es aus, als wäre ihm übel, ehe er sich fing, Anzu eine Hand auf die Schulter legte und sie beruhigend dort lies. Er blickte zu Daniel: „Mein Beileid.“
„Danke.“, erwiderte der Anthropologe knapp.
Dann legte Yugi den Kopf – erneut – schief: „Ich glaube aber nicht, dass dies der einzige Grund deines Hierseins ist, Daniel Jackson.“
„Nein, ist es nicht.“, nickte der Wissenschaftler, stand auf und blickte auf das Meer, das in der Ferne blau zu sehen war.
Er wandte sich dann wieder zu den beiden Duellanten um: „Was würdet Ihr sagen, wenn ich euch sagte, dass vor der Küste von Dubai ein Schatz vergraben liegt?“
„Ich würde sagen – wenn er wieder einen Milleniumsgegenstand hat, darf Anzu ihn dieses Mal anlegen.“, grinste Yugi, was ihm ein Stubser in die Seite einbrachte.
Daniel blickte ihn über den Rand seiner Brille an: „Wir wissen nicht, ob ein Milenniumsgegenstand dort versteckt ist – aber wir wissen, dass er aus der Zukunft kommt. Ihr erinnert euch an Cal? Sein Schiff ist dort.“
Anzus Kopf ruckte hoch: „Nicht er schon wieder – bitte.“
Yugi schaute sie an, legte sich eine Hand auf die Brust und schloss kurz die Augen, ehe er den Anthropologen anlächelte: „Wie können wir helfen?“

To be continued

 
Kapitel 11.5 – gepostet am 26.10.2012 für den 24.10.2012

Der Mietwagen entsprach nicht unbedingt Leroy Jethro Gibbs Vorliebe für Autos, aber was wollte er machen? Es war ja nicht so, dass er die große Auswahl gehabt hätte. Zwar gab es genügend Mietwagen, aber er hatte ein relativ beschränktes Budget -  nicht allein deshalb, weil sie mehr oder weniger „Undercover“ waren. Wie sollte man auch bei einer solchen Mission, die sie gerade hinter sich zu bringen anstrebten, Direktor Vance gegenüber etwaige Kosten rechtfertigen? Wobei – bei Vance sah Gibbs weniger das Problem. Das sah er bei den Erbsenzählern, die in der Regierung Gelder für den NCIS bewilligten. Und er wollte nicht Schuld sein, wenn in einem knappen Jahr, bei den drei Präsidentschaftsdebatten Mitt Romney den US-Präsidenten Barack Obama zu fragen in der Lage wäre, warum man den Etat so überzogen hatte.

Das Absteigen im Blue Eyes – Hotel fiel unter die Kategorie „Muss“, da es recht zentral lag und auch noch den unglaublich-taktischen Vorteil bot, eines der höchsten Häuser in Dubai zu sein. „Da kann man schon morgens erkennen, wer Abends zum essen kam“, hatte Tonys Dad Gibbs den Rat gegeben, nachdem sich beide Gentlemen kurz über das Thema „Dubai“ unterhalten hatten. Und ein Blick aus dem Fenster hatte Gibbs darin bestärkt, das richtige getan zu haben. Also musste man bei anderen Ausgaben sparen, weswegen sich der Mietwagen recht einfach ausnahm. Zwar hatte er witterungsbedingte Zugeständnisse – etwa eine Klimaanlage, die die gefühlten 40 Grad, die draußen vorherrschten, auf angenehme 20 Grad herunterkühlten – aber Gibbs hatte beim Kauf auf jeglichen unnötigen Schnickschnack verzichtet. Klima-Anlage und Navigationsgerät, um irgendwo hinfahren zu können – mehr nicht.

„Sie haben Ihr Ziel erreicht.“, riss die Stimme des Navigationssystemes den Agenten aus seinem Zustand, den man eventuell als „Fahr-Trance“ bezeichnen könnte und der dergestalt aussah, dass die Fahrreflexe zwar komplett eingesetzt hatten, man aber so konzentriert fuhr, dass der Großteil aller, nicht für das Fahren konzipierten Reflexe, „ausgeschaltet“ waren.
So konnte Gibbs nun das erste Mal den Freihafen sehen und war beeindruckt.
Den Hafen einfach nur als „groß“ zu bezeichnen, wäre eine kollossale Untertreibung und der Special Agent fühlte sich plötzlich an die Geschehnisse im Washingtoner Hafen, als Ziva und Tony verschwunden waren, erinnert. Wie hatte er sich damals um seinen Stellvertreter gesorgt und es nicht gezeigt. Nachdem sie einige Minuten lang suchend über das Hafengelände gefahren waren, hatten sie auch den Navy-Teil erreicht und Gibbs schaltete den Wagen ab, als er sah, dass ein Marine auf ihn zukam. Sofort hatte sich wieder die Professionalität seines Geistes bemächtigt. Gibbs ließ das Fenster herunter und blickte den Sergeant an.
„Was führt Sie hierher?“, fragte der Mann und der grauhaarige Special Agent förderte seine Dienstmarke zu Tage. „Gibbs, NCIS“, sagte er und wunderte sich nicht, als der Marine sagte „AH – natürlich. Unser Chef erwartet sie.“

Daniel Jackson schlenderte durch die Malls und sonstigen Shoppingmöglichkeiten, die Dubai bot und war mehr als nur überrascht. Was gab es hier eigentlich nicht? Sogar ein Aquarium, das mit Meerwasser befüllt war und in dem Haie ihre Bahnen zogen, hatte der Anthropologe gefunden. Dabei wollte er doch einfach nur einen Blick in die örtliche Buchhandlung werfen, aber es hätte ihm klar sein sollen, dass den interessierten Vertreter der Gattung „Litera vermis“ – zu Deutsch: der gemeine Bücherwurm – hier ein wahres Mekka an Literatur erwarten würde. Interessant war die internationale Bücherecke, die so ziemlich jeder „Bookstore“ sein eigen nannte, allemal. Und dann sah Daniel ihn und kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Der Pappaufsteller war einen Meter siebenundachtzig groß, die Person, die darauf abgebildet war, hatte kurze braune Haare, klare, blaue Augen und trug ein nahezu arrogantes Lächeln auf den Lippen. Jackson erinnerte sich daran, ihn seinerzeit gesehen zu haben, als er – kurz vor der Krise, welche die DRAGONFLY- und Voyager -Crew mit ihnen zusammentreffen hatte lassen – im Stargate Command gewesen war, um sich Inspiration für sein neuestes Werk zu holen. Er verwandte damals zwar den Namen „Jack Potter“, aber Daniel hatte ihn gleich erkannt. Nun stand ihm ein Pappaufsteller von „Jack Potter“, respektive Richard Alexander Castle, gegenüber und warb für sein neuestes Werk „Heat Rising“.

Der Anthropologe hob das gebundene Werk hoch, betrachtete das Cover – ein Sonnenaufgang (oder war es ein Untergang), die Skyline einer Stadt, welche durch eine sogenannte „Hundemarke“ der Polizei als „New York City“ klarifiziert wurde, sowie die Silhouette eine Frau, die eine Pistole, vermutlich entweder eine Glock 19 oder eine Sig Sauer, in der Hand hielt. Beide Pistolenvarianten fanden bei der New Yorker Polizei Einsatz. Er selbst hatte in seiner aktiven Dienstzeit beim SG-Kommando, Zug 1, bevorzugterweise auf die Verwendung von Schusswaffen verzichtet, wenn es jedoch gar nicht anders ging, hatte er jedoch die FN-P90 oder die Beretta 92 (Respektive: M9) verwendet – noch lieber allerdings den Goa’uld Zat’n’kitel, respektive die Zat, welche den Vorteil hatte, dass der erste Schuss, der mit dieser Energiewaffe abgegeben wurde, sein Opfer nur betäubte. Allerdings war er oft genug in eine Entladung geraten, um zu wissen, wie sich dies anfühlte. Wie schon gesagt – er bevorzugte die Nicht-Agressive Unterhaltungstechnik, sprich: Die ohne Waffen.

„Wünschen Sie, sich das Buch signieren zu lassen?“, erklang die Stimme eines Verkäufers und Daniel riss sich in die Gegenwart zurück. Er blickte den Mann verblüfft an und schüttelte dann den Kopf: „Nein, danke, ich…“
Der Anthropologe stockte, murmelte ein „Ich habe schon ein Exemplar“ und ließ es vorsichtig auf den Buchstapel sinken, ehe er sich ganz langsam umdrehte.
Gerade eben hatte er ein merkwürdiges Gefühl gehabt – so, als ob man ihn beobachten würde.
Doch als er sich komplett umgedreht hatte, war da niemand. Bildete er sich das Ganze einfach nur ein? Auch das war möglich – schließlich hatte er in den letzten 12 Jahren genug an merkwürdigem Zeugs erlebt, dass es ihn verwunderte, dass er nicht eher Anzeichen einer gewissen Störung zeigte. Und doch – irgendwie hatte er das Gefühl, als würde man ihn beobachten. Er seufzte. Verdammt – offenbar hatten es Anzu und Yugi doch nicht geschafft, die Person, die ihn und die NCIS-Leute beobachtete, abzuschütteln. Das musste er unbedingt weiterleiten – doch dazu musste er sich zunächst einmal in Sicherheit begeben. Schnellen Schrittes verlies der Anthropologe die Buchhandlung und sah sich um. Welcher Weg war der Sicherste? Wie kam er hier am Besten raus, ohne großartiges Aufsehen zu erregen? Er war kein James Bond, der vermutlich durch das Aquarium mit den Haien geschwommen wäre und am anderen Ende von einer wunderschönen Agentenpartnerin abgeholt würde. Nein – er war Daniel Jackson und konnte sich noch nicht einmal leisten, im Zweifelsfall fortgebeamt zu werden.

Tim McGee wusste wieder, weswegen er kein großer Freund von Hubschrauberreisen war. Die dicken Kopfhörer, die eine Kommunikation verständlich machen sollten, drückten auf die Ohren, sorgten dafür, dass sie heiß wurden und brachten – besonders mit der Beimischung des dumpfen Rotorgeräusches, das man dennoch hörte, Kopfschmerzen. Der Agent seufzte. Warum hatte er sich gleich breitschlagen lassen, mitzukommen? Er hätte die Zeit besser nutzen können, beispielsweise in dem Buch schmökern, das sich in Laura McConnaughs Nachlass befunden hatte.Da konnten sich einige interessante Prophezeihungen finden, die er noch entschlüsseln musste.  Was mochten diese bedeuten?
Was konnte „Wenn die Götter wiederkehren, wird die Reisenden mit ihren Gefährten vereint sein.“ heißen?
Und wie sah es mit den anderen Prophezeihungen der weißen Berghexe aus?


--- Zitat ---
2) Wenn die Reisenden der Versuchung nachgeben, werden sie in Flammen vergehen.
3) Der, dessen Weg nicht greifbar ist,  greift vier Jahre nach der Zwillinge Tod und sechs Jahre vor der Flut nach der Macht auf Nippon.
4) Der Diebstahl des letzten Bildes wird durch die rechtmäßigen Erben enthüllt werden.
--- Ende Zitat ---

Einige Theorien hatte er schon entwickelt, wenngleich er die Hinweise nicht alle verstand. Wer waren diese Reisenden und was bedeutete, dass sie in Flammen aufgehen würden? Eine Idee bezüglich der „Zwillinge Tod“ hatte er allerdings schonb. Die Assoziation von „Zwillingen“ zu „Zwillingstürmen“ – also dem World Trade Center -  hatte er damals schon gezogen und damit war ihm klar, dass die Berghexe sich hier auf ein sehr spezifisches Datum bezog: 11. September 2001. Allerdings war er sich keines Machtumschwungs auf Nippon – also im Japanischen Raum – bewusst, der sechs Jahre nach dem 11. September stattgefunden hatte. Dies war so mit einer der einzigen, wirklich logischen, Schlüsse, die er aus dem Text ziehen konnte. Und gerade jetzt, als er darüber nachdenken wollte, konnte er nicht, weil diese Hubschrauberrotoren ihn beim Denken störten. Dies hätte er sogar noch im Hauptquartier des Navyteils von Jebel Ali gemacht, aber er musste mitkommen, dabei zusehen wie man eine Boje an Ort und Stelle versenkte, um die Stelle zu markieren. Warum er mitmusste, fragte er sich dabei allerdings auch. Es war nicht so, dass diese Aufgabe für drei NCIS-Agenten so schwer war, dass ein vierter Agent erforderlich war. Eigentlich konnten diese Aufgabe zwei Agenten erledigen und selbst dann waren beide zu überqualifiziert.

Aber gut, Er wollte sich nicht beschweren, half artig mit und hielt sich fest, als das Fluggefährt eine Drehung machte, um zurück zum Hafen zu fliegen. Und die ganze Strecke über kam er sich relativ nutzlos vor. Eigentlich wäre es seine Aufgabe, sich in irgendwelche Systeme zu hacken, irgendwelche Viren zu finden oder eine Firewall zu knacken. Darin war er gut, das konnte er und er hatte nicht umsonst einen MIT-Abschluss. Aber hier, genau an dieser Stelle, kam er sich relativ nutzlos vor. Die Hitze, die Bläue des Meeres, das Hubschrauberrotorrattern, all das attackierte seinen Kopf, wie mit Fausthieben und er hoffte, dass die Kopfschmerzen bald vorbei waren. Aber als der Hubschrauber erneut drehte und das Sonnenlicht auf den Ozean fiel – und direkt in seine Augen reflektiert wurde –schloss er sie instinktiv und gab einen Schmerzenslaut von sich. Nein, die Schmerzen wurden nicht besser.
„Agent McGee, sind Sie okay?“, hörte er die sanfte Stimme der Pilotin, einer Brünetten mit der angenehmen Sprachstimme und dem Aussehen einer Jeri Ryan – wenn Jeri Ryan brünett wäre.
„Ungh“, stöhnte der Agent, presste sich die Hände auf die Augen und wartete, bis er sich besser fühlte, ehe er ein mattes „Jaja, geht schon – sicher das Klima“ von sich gab. Er spürte die beruhigende Hand Gibbs auf seiner Schulter und wandte sich kurz zu ihm. Der Senior Special Agent schenkte ihm eines seiner seltenen, aufmunternden Lächeln und sagte: „Wir sind auf dem Rückweg, Elfenkönig. Dann kannst Du zeigen, was Du drauf hast.“
Das leicht-spöttische „Hey, nur keinen Druck hier, ja?“ konnte sich McGee nicht verkneifen, aber er merkte, wie er wieder gebraucht wurde. Irgendwie beruhigte ihn das.

Daniel Jackson war auf dem Weg zurück zum Hotel. Dabei nahm er den langen Umweg, den er sich vorher ausgeguckt hatte, um festzustellen, ob er sich nicht geirrt hatte. Dieser „lange Umweg“ führte ihn an einigen, netten, kleinen Geschäften vorbei, wie sie an eigentlich jeder Strandpromenade zu finden waren. Den Shop, der Handykarten verkaufte, sah er schon aus der Ferne und strebte auf ihn zu – in Wirklichkeit hatte er jedoch ein anderes Ziel Hinter dem Handyshop war ein kleiner, unscheinbarer Laden situiert, der Kleidung verkaufte. Es war ihm irgendwie klar, dass es sich bei den hier feilgebotenen Produkten weniger um High-End-Qualitätsware halten würde, aber eigentlich ging es ihm auch weniger um die bunten Hawaiihemden, die dort offeriert wurden. Stattdessen nahm er einen der Sonnenbrillenständer ins Auge, setzte sich eines der wohl prominenteren Exemplare auf und betrachtete augenscheinlich sich selbst im Spiegel.
Eines vorneweg: Eine kreischend pinke Brille war weit weniger Daniels Gusto. So eine hatte er nicht einmal aufgesetzt, als sie ins Jahr 1969 gereist waren und dort „undercover“ aufgetreten waren. Und schließlich bedeutete „auf der Flucht vor dem Establishment“ zu sein, nicht, dass man auf einen gewissen Geschmack verzichten musste. Hier war die pinke Plastiksonnenbrille auch deswegen nur das probate Mittel der Wahl, da es die erste Brille war, die er genommen hatte.
Die weitaus wichtigere Feststellung war jedoch die, dass er tatsächlich verfolgt wurde.
Sein Verfolger war weiblich, erinnerte ihn ein bischen an Gabrielle Anwar, Joanna Lumley oder gar Diana Rigg, und schien erst in diesem Moment zu bemerken, dass er sie bemerkt hatte. Allerdings war dies weder Fiona von Burn Notice, noch war dies Emma Peel oder Purdey aus der britischen Reihe „Mit Schirm, Charme und Melone“. Dies machte sie mehr als deutlich, als sie nicht das vermutlich richtige tat und einfach an ihm vorbeiging, sondern stehen blieb, in den Spiegel glotzte und sich dann umdrehte, um wegzurennen.
Daniel steckte die Sonnenbrille wieder an den Ständer und blickte der davoneilenden Frau hinterher. Sie schien nicht wirklich furchteinflößend zu sein – warum hatte er dann das Gefühl, dass sie gefährlich war?
Eine innere Stimme raunte ihm eine Warnung zu – besonders die, sie nicht zu unterschätzen, aber, als er sah, wie sie davoneilend verschwand, schüttelte der Anthropologe den Kopf und machte sich wieder auf den Weg zum Hotel. Es war nicht weit – allerhöchstens zwei Blocks entfernt.

Als der Hubschrauber gelandet war, hatten sich die Kopfschmerzen McGees schon wieder erledigt. Er öffnete die Augen, blinzelte und merkte, wie sein Kopf begann, sich leicht zu fühlen. Besonders aber spürte er, dass der Rest seines Körpers wie unter Elektrizität stand und wie Tatendrang von ihm Besitz ergriff. Besonders, als er einen Blick zu Gibbs warf, der ihm zunickte. Schnell entstieg er dem Fluggefährt und machte sich, begleitet von der Pilotin, die sich gerade den Helm abnahm und dann mit der Hand durch ihre raspelkurzen, braunen Haare fuhr und den Kopf schüttelte.
„Sie geleiten mich zum Computerraum?“, fragte McGee und blickte Jeri Ryan – in Brünett – an. Diese nickte und beschleunigte ihre Schritte militärisch-zackig. McGee schüttelte den Kopf in purem Unglauben, ehe er ihr folgte.

Die braunen Augen Isis Ishtaarus ruhten auf Daniel, als er zur Rezeption ging, sie freundlich anlächelte und dann die Chipkarte zog. „Ich wollte mich nur wieder anmelden. Daniel Jackson, Zimmer 163.12.“
Die Ägypterin lächelte: „Eine Anmeldung ist unnötig, Doktor Jackson. Wir sehen, dass Sie wieder da sind, wenn Sie die Chipkarte ins Schloss einführen.“
„Ich weiß – ich… ich weiß auch nicht was mit mir los ist. Kennen Sie das Gefühl, fremdbestimmt zu sein. Als wären Sie nur eine Figur in einer Geschichte, deren Autor momentan den Überblick verloren hat?“
„Das Gefühl ist mir bekannt.“, stellte Isis fest, „Aber machen Sie sich keine Sorgen, ich bin sicher der Autor hat einen Plan.“
„Mhm. Wollen wir es hoffen, Miss Ishtaaru, wollen wir es hoffen. Es würde mir persönlich schon reichen, wenn ich erführe, dass der Autor geschlampt hatte und meine Mit-Hauptpersonen einen Blödsinn wie ‚das höchste Hotel in Dubai ist 333 Meter hoch’ hätte sagen lassen. Dabei ist das höchste Hotel 828 Meter hoch.“
„Auch das stimmt nicht mehr.“, lächelte Isis und hob belehrend einen Finger: „Wir sind das höchste Hotel – das Blue Eyes, aufgestellt durch Multimediamagnat Seto Kaiba persönlich. Deswegen auch die ganzen Statuen von diversen Duel Monstern.“
Daniel hob den Kopf: „Lassen Sie mich raten – Kaiba hat noch mal einen drauf gelegt?“
„Ja.“
Das Nicken der Ägypterin sprach Bände. Er – Daniel – wollte gar nicht en detail wissen, wieviel Stockwerke dieses Hotel nun hatte, er wusste allerdings, dass er relativ hoch über Dubai thronte.
„Übrigens“, riss ihn die Stimme der Hotelchefin aus seinen Gedanken, „Momentan halten wir ein Pilotprojekt ab – die „Eure Lieblingsfilme auch hier“- Wochen. Ich habe mir die Freiheit genommen, einige Filme auf den Hotelserver zu laden, den Sie ganz bequem von ihrem Fernseher aus anwählen können. Heute darf ich mich freuen, Ihnen Aladdin zu präsentieren – in der Walt-Disney-Fassung. Auf Wunsch sind die Songtexte – etwa ‚In deiner Welt’ – zuschaltbar und für Sprachbegabte bietet sich auch die Möglichkeit, Aladdin in einer anderen Sprache zu erleben.“
Daniel legte den Kopf schief: „Danke – aber ich wollte nachher noch ausgehen und…“
Er stockte, sein Kopf ruckte hoch und er suchte aus seinen Augenwinkeln nach einer reflektierenden Oberfläche. Er hatte wieder das Gefühl, von Fiona Tara Emma King-Peel beobachtet zu werden. Hatte sie ihn hier gefunden?
Und als er sich umdrehte, sah er sie vor sich sitzen, die Beine übereinandergeschlagen und ihn anlächelnd: „Na, landschaftlich schönere Strecke genommen?“
Er hörte hinter sich Isis scharf Luft einsaugen und hart schlucken.
Hatte die Ägypterin Angst vor der Frau? Wenn ja, warum? Wer war sie?
Daniel straffte seine Gestalt. Es wurde Zeit, genau das herauszufinden.

To be continued


CaptainCalvinCat:
Kapitel 12 – Momente der Erkenntnis –

Kapitel 12.1. 

Den Blick erhoben, beobachtete Leroy Jethro Gibbs, wie sein Computerfachmann sich, zusammen mit einer attraktiven Brünetten, auf den Weg zum Computerraum machte.
„Zeig mir deine Magie.“, dachte der Chef des NCIS-Major-Response-Teams mit nur mangelhaft verborgenem Vaterstolz. Nicht, dass er der Vater des Mannes gewesen wäre, aber er fühlte sich zwischendurch so. Eigentlich hatte er diese väterlichen Gefühle für sein komplettes Team, inklusive Abby. Bei Ducky war die Sache anders gelagert – hier fühlte er sich wie ein jüngerer Bruder. Und nach all dem, was sie vor gerade einmal ein paar Tagen alles erlebt hatten, konnte sich Gibbs den Wunsch, dass McGee auf sich achten möge, nicht verkneifen. Damit meinte er weniger gesundheitliche Schäden, die ihn hier ereilen konnten, sondern eher den Fakt, dass McGee gerade eben eine Person verloren hatte, zu der er tatsächlich eine Beziehung hätte aufbauen können. Er erinnerte sich daran, wie er seinen Computerexperten von dem Verhör mit Cal hatte abziehen müssen.


McGee schaute seinen Boss entsetzt an, der gerade etwas gesagt hatte, was er am Liebsten nochmal zu hören einfordern wollen würde. Hinter ihm floss der breite Anacostia-River in einem ruhigen Tempo dahin – wenn auch nicht wirklich. Wenn man überlegte, dass sie in einem Holodeck waren… es machte einen die Realität anzweifeln.
So wie jetzt, in diesem Moment.
„Bitte, könntest Du das nochmal wiederholen, Boss?“
Der Senioragent schaute seinen Computerexperten aus diesen eisblauen, weisen Augen an und nickte: „Ich möchte, dass Du jetzt nach Hause gehst.“
„Aber – Ihr könnt mich beim Verhör gebrauchen. Ich… ich kann das. Ich habe geübt, ich habe mit Abby und Ziva geübt, ich…  ich kann das.“
Gibbs legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Ich bezweifele nicht, dass Du in der Lage wärest, ein Verhör durchzuführen, ich bezweifele, dass Du in der Lage wärest, dieses Verhör durchzuführen.“, erläuterte sein Chef und McGee hatte das Gefühl, zu fallen.
„Wenn es um Kate geht… ich bin darüber hinweg.“
Gibbs schüttelte den Kopf.
„Es geht nicht um Kate – das weißt du.“
„Und um wen dann?“
Es mochte sein, dass die Frage ein wenig trotzig geklungen hatte und die Ermittlerlegende Leroy Jethro Gibbs durchbohrte ihn beinahe mit seinen Blicken.
„McConnaugh hat Dir etwas bedeutet.“
Kurz holte der Computerexperte Luft, schaute Gibbs an und blickte kurz zu Boden. Er nickte.
„J… Ja. Aber – ich bin in der Lage, das auszublenden.“
Ein leichtes, fast mitleidiges Lächeln war in Gibbs Gesicht zu erkennen, als er seinen jüngsten Agenten anblickte.
„Ich weiß, das glaubst Du. Ich dachte auch, dass ich in der Lage wäre, den NIS seine Arbeit tun zu lassen, als…“
Er brach ab. Zwar sprach Gibbs in der Regel nie über Shannon und seine Tochter, aber es gab diese Momente und wem konnte man sich dann besser anvertrauen, als einer verwandten Seele? Tim ahnte, dass sein Chef genau wusste, dass Laura McConnaugh – obwohl es ihnen nur sehr kurz vergönnt war, sich zu kennen – für ihn, McGee, zumindest eine gute Kandidatin auf den Posten der ‚einen’, der besonderen Frau, gewesen war.
Der junge Agent holte tief Luft und schaute seinen Boss an.
„Wir wissen nicht, ob Ari für den Tod Lauras verantwortlich ist. Ich weiß das. Es könnte auch jemand Anderes sein und ich will verdammt sein, wenn ich mich …“
„Ich kenne das alles.“, sagte die Ermittlerlegende und schüttelte den Kopf: „Glaub mir… jetzt bist Du sicher, dass du nicht ausflippen wirst. Aber wenn du das Schwein siehst, wenn du siehst, wie er unbekümmert im Auto sitzt und… wie er sich im Verhörraum auf dem Stuhl aalt. Du wirst ihm das Gesicht einschlagen wollen. Glaub mir, ich habe es erlebt.“
McGees Blick traf den von Gibbs.
Und er sah, dass in den Augen seines Chefs kalte Wut funkelte. Es war nicht so, dass dort tatsächlich Zorn lodern würde, es war eher sowas wie extreme, glitzernde Kälte.
Da wusste er, dass er keine Chance hatte, sich gegen seinen Chef durchzusetzen. Nicht in dieser Angelegenheit und nicht hier. Aber einen kleinen Trost hatte er – Ari würde bezahlen. Da war er sich sicher. Gibbs würde ihn so hart durch die Mangel drehen und keiner würde hereinkommen, und ihn davon abhalten, es zu tun. Vermutlich würde man noch Eintrittskarten verkaufen müssen.  Er sah es schon vor sich, wie Ari immer wieder in die Ecke gedrängt wurde – sowohl metaphorisch, als auch real, und er gönnte es dem Schweinehund.
Vermutlich war es auch besser, dass er nicht anwesend sein würde.

Wieso sich McGee gerade, als er in den Computerraum eintrat, an die Szene im Holodeck der DRAGONFLY erinnerte, wusste er auch nicht, nahm dies aber als guten Aufhänger, seine Energie zu bündeln. Er musste jetzt nur die Boje genau anpingen, schon konnten sich Tony und Ziva mit einem Boot zu diesen Koordinaten begeben. Eigentlich war dies simpel. Eigentlich. Denn Ströhmungen konnten die Situation zum Nachteil seiner Freunde verändern – also musste er darauf aufpassen, dass die Boje an Ort und Stelle blieb und – weiterhin – eine Möglichkeit bereitstellen, Tony und Ziva – so sie das Föderationsschiff unter Wasser finden würden – mit einem Lageplan zu versorgen. Also wandte er sich zu seiner Begleiterin.
„Könnten Sie mir einen Gefallen tun, Miss…“
„Hanson.“, sagte sie und lächelte, „Jessica Hanson.“
Auch McGee konnte sich ein leises Lächeln nicht verkneifen. Jessica Hanson? Na, wenn das mal kein Zufall war. Sie sah schon aus wie Seven of Nine, deren menschlicher Name „Annika Hanson“ war und dann ähnelte sie der Borg sogar so sehr, dass von den fünf Silben, aus denen sowohl der Name „Annika Hanson“, sowie „Jessica Hanson“ bestand, drei (nämlich“ka Hanson“) zutrafen. Drei von fünf Treffern.
„Jessica Hanson?“, fragte der Computerexperte dennoch, einfach um sicher zu gehen. Sie lächelte, sagte leise „Ja – meine Freunde nennen mich Jessi.“, und schaute ihn dann diensteifrig an.
McGee hob seinen Blick: „Nun, Jessi – ich muss hier meine Freunde im Auge behalten, aber ich brauche jemanden, der mir bei den Bauplänen hilft.“
„Baupläne?“, fragte Three of Five und Tim schaute sie an. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen: „Erkläre ich Ihnen gleich. Sie müssten im Internet nur nach den Bauplänen der U.S.S Voyager schauen.“
„Bitte?“
Jessi riss die Augen überrascht auf und legte neugierig den Kopf schief: „Meinen Sie nicht, dass Sie Privatvergnügen und Job voneinander trennen sollten?“
Ob McGees Augen tatsächlich diesen Ausdruck von Willensstärke, Befehl und dem Satz „Mach es, oder es klatscht – aber keinen Beifall“, den Gibbs gerne verwendete, wirklich transportieren konnte, wusste der jüngere Agent nicht, aber, als er ein „Jessi, bitte!“ sagte, nickte sie, nahm neben ihm platz und begann, mit grazilen Fingern auf die Tastatur einzuhämmern.

Daniel schaute sein Gegenüber an.
Diese hob in diesem Moment den Blick, schaute zum Kellner, der an ihr vorbeiging und sagte, in fließendstem Arabisch: „Mein Begleiter nimmt einen Kaffee. Ich hätte gerne eine eiskalte, weiße Schokolade mit Schlagsahnehäubchen.“
Mit einem servilen Nicken verneigte sich der Kellner, entschwand im Restaurant, um die Bestellung in die Tat umzusetzen.
Kurz blickte der Anthropologe hinter ihm her, ehe er sich an seine Begleiterin wandte.
„Wer sind Sie?“, fragte er.
Natürlich – was hätte er auch sonst fragen sollen? Die einfachsten Fragen, die „straight“ – also geradeheraus – gestellt wurden, waren immer noch diejenigen, die am ehesten Beantwortet wurden.
Normalerweise.
Denn die Frau, die vor ihm saß und sich nun zurücklehnte, den Kopf nach hinten neigte und versuchte die Sonne auf der Aussichtsterasse des Blue Eyes -Hotel zu genießen, brach plötzlich in schallendes Gelächter aus. Ihr Kopf wandte sich wieder zu Daniel, sie setzte die Sonnenbrille ab und zwinkerte ihm zu.
„Cleveres Kerlchen, Doktor Jackson. Sie kommen gleich zum Punkt. Meine Hochachtung dafür.“
Daniel zuckte mit den Schultern: „Ich glaube, ich wäre ein schlechter Wissenschaftler, wenn ich mich mit ‚herumfabulieren’ beschäftigen würde.“
Sein Gegenüber nickte, stand auf und ging dann, mit schwingenden Hüften, zum Balkon, auf dessen Geländer sie sich lehnte.
Seit einer knappen halben Stunde versuchte er, aus ihr Informationen herauszukriegen. Warum sie ihnen folgte – beispielsweise. Aber sämtliche Fragen, die der Anthropologe stellte, wurden entweder durch ein Lachen, eine Gegenfrage oder sonstige Verzögerungstaktik in den Bereich der „Nichtbeantwortung“ gedrängt. Und nun musste er ihr lassen, dass sie zumindest eine gewisse Cleverness hatte. War diese Nummer vor dem Handyladen nur gespielt gewesen? Hatte sie versucht, herauszufinden, wie lange sie ihn unerkannt beschatten konnte?
„Sir?“, riss ihn die Stimme des Kellners aus den Gedanken, der ihn nun in feinstem Hochenglisch ansprach, „Ihr Kaffee.“
Damit stellte er das Heißgetränk auf den Tisch, ließ die eiskalte Schokolade folgen und entfernte sich.
„Miss?“
Daniel hob den Kopf und blickte sich um. Von der Frau war nichts mehr zu sehen.
„Na, immerhin hat sie die weiße Schokolade da gelassen.“, murmelte der Anthropologe und überlegte, ob er sich nach dem heißen, eher herzhaften Kaffee doch noch die kalte, weiße, sehr süße Schokolade gönnen sollte. Was sollte es? So wie die Sache lag, hätte er das Getränk sowieso bezahlt.

Jessica Hanson – Three of Five – hatte gerade die Verbindung zum Internet hergestellt und in der Suchmaske den Befehl „Blueprint Voyager“ eingegeben und dann gelacht.  „Ungefähr 1.020.000 Ergebnisse“, las sie vor, „Ich hoffe, Sie haben ein bißchen Zeit mitgebracht, Special Agent McGee.“
Timothy wandte sich zu ihr um, stellte in diesem Moment fest, dass die Kombination raspelkurze, braune Haare und verzaubernd-strahlend blaue Augen extrem faszinierend war und riss sich mit einem Kopfschütteln in die Gegenwart zurück. Dann deutete er auf die extra-aufrufbare „Bilder-Suchfunktion“ und nickte befriedigt, als er die ersten drei Bilder sah. Sie alle zeigten eine Intrepid-Klasse. Er ließ sein Handy aufschnappen und sandte Gibbs eine SMS, die nur zwei Wörter enthielt: „Wir können.“

To be continued

Kapitel 12.2

Keine Zwölf Minuten später röhrte ein motorbetriebenes Gummiboot aus dem Hafen los.
An Bord: Ziva David und Tony DiNozzo. Beide waren gerade dabei, letzte Vorkehrungen zu treffen, in dem sie die Reißverschlüsse ihrer Taucheranzüge zuzogen. Während DiNozzo den Zipper hochzog, fragte er sich, weswegen die modernen Anzüge so hauteng sein mussten. Nicht dass er etwas dagegenhätte – im Gegenteil, wenn er Ziva vor sich sah, stellte er fest, dass ihr dieser Anzug besonders gut stand, aber im Generellen fragte er sich, ob der Fakt, dass sich der Anzug wie eine zweite Haut an einen schmiegte, ästhetisch motiviert oder mit einem tatsächlichen, praktischen Hintergrund versehen war. Er hatte keine Ahnung und fragte sich, warum es ausgerechnet sie beide waren, die mal wieder auf eine der „gefährlicheren“ Missionen gehen mussten. War dies eine kleine Rache von Gibbs, dafür, dass sie beide sich nicht an eine seiner obersten Regeln hielten? Oder lag es doch daran, dass Ziva, wie sie einmal erzählt hatte, einige gute Leistungen im Tieftauchen erzielt hatte, im Umgang mit dem Messer gewandt und bewandert war und wenn man einmal „Tomb Raider – die Wiege des Lebens“ gesehen hatte, wusste, was man mit einem solchen Messer als heiße Brünette alles anstellen konnte?  Tony hatte keine Ahnung und nachdem sie den Hafen verlassen hatten, war es ihm eigentlich vollkommen egal. Er war mit seiner Freundin alleine auf einem Boot. Ein Mann, eine Frau, ein Boot, zwei Taucheranzüge unter denen beide nichts trugen – das war der Stoff für Fanfics mit mindestens einer erotisch motivierten Szene – oder für Filme, die rein gar nichts mit Erotik zu tun hatten, sondern ihre Teilnehmer in ihrer Verwundbarkeit zeigten. Und in welche Richtung diese Story, in der sie waren, auch immer gehen mochte, er würde seine Liebe bis zum letzten Tropfen Blut verteidigen.

Seine Hände glitten über das Steuerrad des Bootes und er fragte sich, was sie am Ende ihrer kleinen Bootsreise finden würden. Tatsächlich eine versunkene DRAGONFLY ? Noch vor ein paar Wochen hätte er die bloße Existenz von Aliens in das Reich der Fabeln verwiesen, aber inzwischen wusste er es besser. Das mochte an seiner eigenen Erfahrung mit den sogenannten „Asgard“ liegen oder auch an dem Fakt, dass er in Washington – von allen möglichen Städten in Washington D.C. – keine 5 Kilometer vom NCIS-Hauptquartier, in einen Kampf mit sogenannten Xindi geraten war. Auch die Tatsache, dass sein oberster Chef, Direktor Leon Vance, bei der Sternenflotte war, half bei dieser geistigen Aufgeräumtheit, die er nun erreicht hatte.
„Zehn Grad Backbord!“, hörte er die Stimme Zivas und griff nach dem Steuerrad, um dem Boot die notwendige Kurskorrektur zukommen zu lassen, ehe er die hübsche Israeli anschaute.
„Was sagt McNavi?“, schrie er gegen den Motorenlärm an und stellte in diesem Moment fest, dass es eigentlich intelligenter gewesen wäre, entweder Ziva ans Steuer zu lassen, oder selbst das „Earpiece“ zu tragen. Unter „Earpiece“ verstand man den kombinierten Ohrhörer mit Minimikrophon, das mit einem Funkgerät verbunden werden konnte.
Ziva blickte ihn an: „Er sagt, dass ich dir in deinen kleinen Pelzarsch treten soll, wenn Du ihn noch einmal mit solchen Spitznamen belegst.“
„Tat er nicht.“, schüttelte Tony den Kopf. Das dachte sich Ziva doch aus. Bisher hatte McGee nie Anzeichen gezeigt, dass ihn seine nett-gemeinten Frotzeleien in irgendeiner Art und Weise störten.  Die Agentin zuckte mit den Schultern, sagte ein „Denk was du magst“ und wandte sich dann dem Meer zu, wobei sie auf den Bug des Bootes zuging, jedoch so, dass sie über ihre Schulter zu ihm blicken und ihm zulächeln konnte.

„Danke, Ziva.“; lächelte in dem Moment Timothy McGee und wandte sich vom Bildschirm ab. Er streckte sich und schaute dann zu Jeri Ryans Zwillingsschwester in Brünett, die ihm einen verblüfften Blick schenkte.
McGee legte den Kopf schief. Was hatte die Frau? Lag es daran, dass er Ziva gerade gesagt hatte, dass sie Tony in den Hintern treten solle, wenn er weiterhin so frech zu ihm wäre? Irgendwann platzte einem mal der Kragen und Ziva benahm sich zwischendurch wie spekulative feste Freundin seines spekulativen großen Bruders, der Tony DiNozzo war. Also – warum sollte man diese Konstellation nicht nutzen? Andererseits…
Er lächelte Three zu: „Keine Sorge, Miss Hanson. Ich kann meine Kämpfe schon alleine ausfechten.“
Jessica Hanson schenkte ihm nun ebenfalls ein leichtes Lächeln: „Das hoffe ich doch, Special Agent McGee.“

Ein Lächeln legte sich auf Zivas Lippen. Ihr Kollege, Technikfreund und Computergeek Timothy McGee hatte gerade komplett vergessen, den Kontakt abzubrechen, so konnte sie hören – und vor allem, dies aber mehr durch Vorstellungskraft, denn durch tatsächliche übersinnliche Fähigkeiten – förmlich sehen, wie Tim die hübsche Frau, die mit ihm ihm Computerraum saß, verdattert anschaute. Vermutlich fragte er sich gerade, was Jessica damit meinte und wie er diesen Satz zu interpretieren habe. Doch auch Tonys Blick war ein wenig verdattert – besonders, als er sie anstarrte.
„Was lächelst Du so?“, fragte er und Ziva schaltete schnell das Funkgerät, das an einem Gürtel, an ihrer Hüfte ruhte, aus. Ob dies Tim gestört haben mochte?
Das wäre sehr schade, denn, besonders nach der Sache mit McConnaugh konnte er ein wenig Aufmunterung sehr gut gebrauchen. Sie schenkte Tony einen wütenden Blick.
Gut, der Blick war nicht wirklich „wütend“, sondern eher eine Mischung aus Wut und Amüsement, als sie sagte: „Wenn McGee nachher immer noch so eine gute Laune wie vorhin hatte, kannst Du aber was erleben.“
Und sie konnte Tony ansehen, dass er nicht den Hauch einer Idee hatte, worüber sie sprach, als er langsam nickte und ein „Ah, Okay“, von sich gab.


Daniel Jackson hatte sich währenddessen von seinem Sitzplatz aus umgesehen. Die Frau war weg. Einfach so – verschwunden. Wenn das mal nicht unheimlich war? War dies ein Einstieg in den Fakt, dass dieses Kapitel am 29. Oktober herauskommen wird und damit eine großartige Möglichkeit liefern würde, das Mittwochskapitel des 31. Oktobers zu einem Halloween-Kapitel zu machen, komplett mit Zombies und Mumien? Irgendwie bezweifelte Daniel dies. Stattdessen gönnte er sich einen Schluck Kaffee, stellte fest, das man hier wusste, wie man dieses Zeug machte  und murmelte: „Besser als im Stargate Center.“
Das Stargate Command hatte jedoch einen Vorteil, den nicht einmal vier-Sterne-Restaurants hatten.
Blauen Wackelpudding. Normalerweise kannte er ihn in den Farben „Grün“ (Waldmeister), Rot (Kirsch), Gelb (Zitrone) oder Schwarz (Cola). Aber im SGC hatten sie sogar einen Wackelpudding (oder wie man im englisch-sprachigen Raum sagte: „Jell-o“), der blau war und nach Waldbeeren schmeckte. Das interessiert zwar keinen, müsste aus Daniels Warte allerdings mal losgeworden werden. Aber interessanter ist doch nun wirklich, wie es weitergeht.
Daniel trank also erneut einen Schluck Kaffee, stellte wieder fest, dass er nicht schlecht schmeckte und nutzte die Zeit, einen Blick auf die Terasse zu werfen. Sie war ziemlich leer. Also nahm er seinen Kaffee in die eine Hand, die kalte Schokolade, die die Frau bestellt hatte, in die andere Hand, erhob sich und machte sich auf den Weg zu einem Sitzplatz nahe der Balkonbrüstung. So konnte er einen Blick auf die Stadt unter sich werfen und dennoch einen schönen Kaffee genießen.
Und mehr passierte in den folgenden Minuten auch nicht. Daniel trank Kaffee, Daniel blickte über die Stadt, trank noch etwas Kaffee und blickte über die Brüstung, auf die Stadt unter sich. Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er sich daran erinnerte, das er vor knapp 8 Jahren beinahe eine wichtige Prüfung versaubeutelt hätte.



Potztausend.
Gerade eben waren sie noch an der frischen Luft Cimmerias gewesen – gut, so frisch war sie momentan auch nicht, wenn man bedachte, dass sie von Goa’uld übernommen war – jetzt waren sie, durch ein Teleportationsgerät, an einen Ort gebracht worden, der auf jeden Fall mehr der Definition einer Halle entsprach.
Thors Halle der Macht?
Handelte es sich dabei tatsächlich um eine Möglichkeit, die Goa’Uld zurückzuschlagen? Gaerwin hatte sie zu einem Obelisken geführt und ihn als „Tors Halle der Macht“ deklariert. Auf Daniels überraschten Gesichtsausdruck hin, hatte sie gefragt, was sie sich denn erwartet hätten. Die Antwort des Anthropologen war so einfach wie klar: „Naja, eine Halle?“

Nun waren sie zumindest in einem Raum. Das war schon mal ein kleiner Fortschritt.
So hatte Daniel auch die Situation geschildert und sich dann am allgemeinen Sport der Stunde, dem „Synchronumschauen/Einzeln“ betätigt.
Samantha Carter, jeder Zoll militärische Wissenschaftlerin, holte tief Luft, ehe sie sich mit einem „Ich habe ein wirklich schlechtes Gefühl dabei“ zur Situation äußerte. Daniel blickte sie kurz an – das blonde Haar, das ihren Kopf zierte, trug sie momentan im modischen Militärschnitt, was ihr ein amazonenhaftes Aussehen verlieh. Aber nicht nur sie wirkte wie eine Sagengestalt aus dem antiken Mittelalter. Gairwyn, die sie damals schon zur Heilerin Kendra geführt hatte, war ebenfalls eine vortreffliche Kriegerin – dies hatte sie schon mehrere Male bewiesen. Und dennoch kam Daniel nicht umher, sich in der „Exposition“, also der Situationsbeschreibung, zu üben und sie noch zu vertiefen.
„Ich verstehe es nicht“, sagte er, „Hier gibt es keine Innschriften, keine ausserirdischen Gerätschaften und keinen Weg nach draußen.“
„Warte!“, sagte Sam und hob ihre Taschenlampe an, um sie auf einen kleinen Obelisken auszurichten, der dem ähnelte, der sie hierher teleportiert hatte. Offenbar war der Obelisk lichtempfindlich, denn kaum, dass Sam ihn beleuchete hatte, begann ein Mann in Wikingerkleidung zu materialisieren.

Seine Vorstellung bedurfte keiner weiteren Erklärung.
„Ich bin Thor“”, sagte er “Ihr seid mutig, vor mir zu erscheinen.”
Daniels Augenbrauen schossen nach oben. Thor? Der wirkliche? Der echte? Vermutlich nicht – eher eine Art von holographischer Botschaft. Aber das möge man mal einer Schildmaid erklären, für die plötzlicher Donner ein Zeichen des Götterwillen war. Andererseits – so fragte sich Daniel – wie würde es wohl sein, wenn man ihn – den Anthropologen – plötzlich mit Mächten konfrontierte, die für seinen Verstand nur in die Richtung „Wunder“ gehen konnten.
Die neue Entwicklung brachte Daniel und Carter dazu, sich verblüfft anzusehen. Wenn sie damals schon gewusst hätten, was noch alles so an Aufgaben auf sie zu kam, wenn sie damals schon gewusst hätten, dass er in knapp 4 Jahren für eine kurze Zeit tatsächlich sterben würde, hätten sie sich vermutlich schon ein bischen gelassener gefühlt. Hier wussten sie von den ganzen Hintergründen noch nichts und fragten sich tatsächlich, ob sie verrückt seien, oder Gairwyn,  die in diesem Moment mit einem „Oh mächtiger Thor, wir brauchen deine Hilfe“ vortrat. Der Wickinger blieb von dieser Äußerung einer seiner Anhängerinnen denkbar unbeeindruckt und dies verstärkte in Daniel den Gedanken, dass es sich hierbei um eine Art Aufzeichnung handelte.  Das plötzliche Verschwinden bestätigte ihn in seiner Vermutung, doch Sams tröstendedes und abgeklärtes „Es ist nur eine holografische Aufzeichnung, projeziert durch das Loch in der Decke“ auf Gairwyns „Warum hat Thor mich verlassen?“ ließ einen leichten Zweifel in Daniel aufkommen.
Was, wenn es doch wahr war?

Sie sollten sich also als „Würdig“ erweisen. Nur stellte sich die Frage, wie dies zu bewerkstelligen sei. Die Antwort zeigte sich, nachdem plötzlich ein Erdbeben durch die Struktur, in der sie sich befanden, ging. Als sich der Staub gelegt hatte, war der Großteil des Bodens in die Tiefe gefallen – lediglich der Teil, auf dem sie standen, ein schmaler Steg und der Obelisk waren noch nicht der Schwerkraft gefolgt.

Und als Daniel einen kurzen Blick über den Abgrund warf, musste er hart schlucken. Er blickte zu Sam: „Ist dies ein schlechter Zeitpunkt, meine Höhenangst zu erwähnen?“
Die hübsche Astrophysikerin zuckte mit den Schultern, schürzte die Lippen und streckte den Hals – etwas, das Daniel bei ihr immer mal wieder beobachtet hatte. Sie tat es, wenn sie nervös war. Mit einem „Ich musste im Grundtraining über weitaus Schlimmeres laufen“, das genau so aufmunternd, wie mysteriös war, wandte sie sich um, breitete ihre Arme aus und ging langsam, vorsichtig und ein Musterbeispiel an perfekter Balance über diesen kleinen Steg, der wirklich kaum breiter als Sams Armeestiefel war. Links und rechts ein tiefer Abgrund, aber Sam schien ihren Blick auf den Obelisken fokussiert zu haben und alles andere auszublenden. Ziemlich Clever. Als nächstes war Gairwyn dran, die – als sie auf der Hälfte der Strecke war – von einem plötzlichen Erdbeben niedergeworfen wurde. Die junge Cimmerianerin klammerte sich an den Steg, um nicht herunterzufallen und das „Ich hol dich!“ von Sam wurde durch ein lautes „Nein, Sie sind schon dort, das muss ich machen“ seitens Daniel abgebrochen. Er schluckte und machte sich auf den Weg. Vorsichtig. So wie Carter es getan hatte. Nicht nach unten sehen, nicht nach links, nicht nach rechts blicken, einfach nur einen Schritt vor den Anderen machen, zu Gairwyn kommen und sie retten. Mehr nicht. Keine Extratouren.
Mit einem “Okay, Du wirst mir deine Hand geben“, näherte er sich, und sprach in einem beruhigenden Tonfall, den er sich eigentlich momentan emotional gar nicht leisten konnte. Aber er wusste, dass er nicht nur Gairwyn beruhigen wollte, sondern auch Sam – von der er wusste, dass sie eigentlich keine Beruhigung brauchte – und vor allem, sich selbst.
Also sprach er langsam, in einem beruhigenden Singsang, davon, dass er ihr helfen würde und dass sie dann diese Sache gemeinsam beenden würden. Er ging in die Knie, griff nach ihrer Hand, als plötzlich der Steg bröckelte und Gairwyn ihren Halt verlor. Daniel griff nach ihr, wurde mitgezogen und sah schon vor seinem inneren Auge, wie er in die Tiefe segeln würde.
Er fiel – knappe Zehn Zentimeter – und nicht tief, sondern weit. Verblüfft auf dem Rücken liegend, starrte er zu Sam herüber, die erschrocken nach vorne gesprungen war und jetzt genau so ungläubig dreinblickte, wie er es vermutlich tat.

Jetzt, im sonnigen Dubai, konnte er Thor eigentlich nur dafür danken, dass er ihm geholfen hatte, seine Höhenangst anzugehen. Es hatte einige Trainingssitzungen benötigt und mehrere Ausflüge, die er zusammen mit Sam, Janet und Janets Pflegetochter Cassandra zum Kletterwald in Colorado Springs unternahm. Über die Zeit hinweg hatten sich diese Ausflüge zu einem festen Bestandteil in Sams und Daniels Leben entwickelt und auch wenn Janet Fraiser mal keine Lust hatte oder Cassie der Sinn nach anderen Vergnügungen stand, waren sie beide, Sam und Daniel, immer mal wieder über den Wipfeln von Colorado unterwegs. So war er seine Höhenangst losgeworden und hatte etwas anderes, nämlich die Liebe zu Sam Carter gefunden. Und vermutlich würde Sam auch Dubai interessieren. Er musste unbedingt…
Der Gedankengang des Archäologen stoppte von einem Moment auf den nächsten. Er musste unbedingt was ? Wem konnte er von Dubai erzählen? Einige seiner Freunde waren vor kurzem gestorben, andere mit ihrem Raumschiff verschütt gegangen und wieder andere waren hier, um sie zu suchen. Mit wem konnte er sich unterhalten?
„Warum sitzen Sie hier?“
Die Stimme einer Frau riss ihn aus seinen Gedanken  und er musste sich sofort korrigieren. Es war nicht „eine“ Frau, es war „die“ Frau. Die, die gerade eben noch verschwunden war.
Daniel hob seinen Blick und konnte sich ein ironisches Lächeln – er war wirklich zu lange mit O’Neill unterwegs gewesen – nicht verkneifen: „Oh, ich dachte mir, dass Sie vielleicht lieber hier sitzen würden.“
Gut, das war jetzt nicht unbedingt Ironie, noch nicht einmal Sarkasmus, aber es wirkte. Die Frau setzte sich ihm gegenüber, setzte ihre Sonnenbrille ab und lächelte sanft: „Darf sich Frau nicht mal kurz frisch machen?“
Zwei Dinge schossen Daniel in diesem Moment durch den Kopf.
Einmal, dass man normalerweise in diesem Fall bescheid sagt, dass man sich frisch macht.
Zweitens: Er musste unbedingt Gibbs bescheid geben.
Seine linke Hand glitt unter den Tisch, er griff in seine Hosentasche und förderte sein Handy zu tage. Blind versuchte er den Text „Mysteriöse Frau ist hier, erbitte Hilfe“ zu tippen, doch die zierliche Hand schoss unter den Tisch und griff nach seinem Mobiltelefon.
Sie blickte aufs Display und schaute ihn dann an: „Was heißt ‚Nwrteqhlre eqpg’?“
Daniels Kopf ruckte hoch. Stirnrunzelnd stand er auf, trat hinter sie und warf einen Blick auf das Display.
Nun stand auch sie auf, lächelte ihm zu und fragte, mit einer leichten Spur Unschuld in der Stimme: „Kann das sein, dass blind-sms-tippen nicht unbedingt ihre Stärke ist, Doktor Jackson?“
Damit warf sie ihm sein Handy zu, wandte sich zur Brüstung und blickte hinunter: „Aber eines muss man Ihnen lassen. Sie haben ein Gespür für Ausblicke.“
Nicht wissend, was er sagen sollte, beließ es der Anthropologe bei einem Schweigen, begann, die Nachricht „Mysteriöse Frau ist hier, erbitte Hilfe“ erneut zu tippen, dieses Mal jedoch mit auf das Handy gerichteten Blick. Die Frau drehte sich um und lächelte ihn an.
„Sagen Sie Gibbs auch, er soll ein bischen vorsichtig sein. Ich glaube nicht, dass Tony und Ziva es mögen würden, versehentlich das Zerstörungsprogramm der DRAGONFLY zu aktivieren.“
Erneut ruckte Daniels Kopf zu der Frau herum und er verengte seine Augen zu Schlitzen: „Woher wissen Sie das jetzt wieder?“
Sie lachte, hielt sich die eine Hand auf ihren Brustkorb und die andere vor den Mund, was ihr eine merkwürdige Haltung verlieh, ehe sie sagte: „Oppa hat schon gesagt, dat sie ein merkwürdigen Vogel sein würden.“
‚Dieser Dialekt!’, schoss es dem Wissenschaftler durch den Kopf und er legte selbigen schief – den Kopf, nicht den Dialekt: „Woher kennen Sie mich?“
„Haben Sie es immer noch nicht raus?“
„Was soll ich raus haben?“
„Ich bitte sie.“, lächelte die Frau, „Sie keinen meinen Ur-ur-ur-ur-ur-ur-watweißichnoch-oppa.“
„Jetzt sagen Sie nicht“, setzte Daniel an, doch die Frau nickte lachend und verbeugte sich: „Darf ich mich vorstellen? Ich bin Felicity Cat. Zu Ihren Diensten.“

TBC





Kapitel 12.3
Sie saß ihm gegenüber und Daniel hatte das Gefühl, dass sie sich fragte, warum er sie so verblüfft anstarrte. Dabei musste man nicht einmal ein Physiknobelpreisempfänger sein, um dies herauszubekommen. Als seine Kinnlade endlich wieder normal arbeiten wollte, räusperte er sich zuerst und blickte sie dann an.

 „Felicity Cat“, sagte er und in seiner Stimme klang die Fassungslosigkeit mit, die er gerade empfand. Er schüttelte den Kopf: „Tut mir leid, das fällt mir irgendwie schwer, genau dies zu glauben?“
Sie zuckte mit den Schultern, lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und blickte ihn mit ihren grau-grün-braunen Augen an. „Grau-grün-braune Augen?“, schoss es Daniel durch den Kopf, „Das ist mal eine sehr interessante Farbkombination.“ Nun lehnte auch er sich zurück, hob sein Handy und blickte „Felicity“ an: „Sie haben doch nichts dagegen, oder?“
Die Frau beugte sich vor, lächelte und zuckte dann mit den Schultern: „Warum sollte ich etwas dagegen haben, Doktor Jackson? Solange Sie mein Foto nicht in irgendwelchen sozialen Netzwerken posten, habe ich kein Problem damit.“
„Warum sollte ich das tun?“, fragte Daniel und Felicitys durchaus attraktives Gesicht hellte sich mit einem freundlichen Lächeln auf: „Dann fotografieren Sie mich so Oft sie wollen, Doktor Jackson. Sie können es auch ihren Freunden im NCIS schicken, damit sie mich durch die AFIS-Gesichtserkennung laufen lassen können.“
Als sie das Knipsen hörte, lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück, wandte ihr Gesicht der Sonne zu und sagte: „Nicht, dass es was bringen würde.“
Daniel, dessen Finger schon den „Senden“-Knopf gedrückt hatte, nickte. Natürlich, warum sollte die in der Datenbank erfasst sein. Schließlich war sie eine Nachfahrin von Cal, was bedeuten musste, dass sie aus noch weiterer Zukunft stammen musste, als es der Sternenflottencaptain tat.
Nach seiner Tasse Kaffee greifend, blickte er sie an. Jetzt, wo sie sagte, dass sie mit Cal und vermutlich Agatha verwandt war, fiel ihm die Ähnlichkeit tatsächlich auf. Die Augenfarbe des Captains mit der Agathas vermischt, plus einer Spur Grau – wo immer das herkam – sorgten für ein faszinierendes Farbspektakel und als sie lächelte, kam sowohl das freche Grinsen, das Cal zwischendurch draufhatte, als auch das schöne, sehr zurückhaltende Lächeln Agathas, das er bei ihrem ersten Treffen an ihr bewundert hatte, deutlich durch. Und während er daran dachte, erinnerte er sich daran, was Sam erzählt hatte – ihr wirkliches, ihr allererstes Treffen hatte er eher am Rande mitbekommen, da er am Anfang unter einer Art Amnesie gelitten hatte. Woher er diese hatte, wusste er auch heute, knapp 7 Jahre später, immer noch nicht. Damals war es mit einer Warnung losgegangen. .


Die Frau erhob die Stimme: „Ich bin Captain Kathryn Janeway, vom Föderationsraumschiff Voyager.“ Der Jugendliche mischte sich jetzt ebenfalls ein. „Und ich bin Captain Calvin Cat von der USS DRAGONFLY. Wir sind aus dem vierundzwanzigsten Jahrhundert und haben eine Warnung an Sie alle.“

Einige Minuten – und einen Aufenthalt auf der Krankenstation -  später hatte man sich im Besprechungszimmer eingefunden und harrte der Dinge, die da kommen würden. Allen voran blickte Jack O’Neill ein wenig mißmutig und amüsiert drein, was Sam ihm nun wirklich nicht verübeln konnte. Mißmutig, weil er gerade versucht hatte, sie zum x-ten Male zum Angeln zu überreden, als der Ruf „Unbekannte Aktivierung von Außen“ die komplette Basis in Alarmbereitschaft versetzt hatte. Das Amüsement war auch nachzuvollziehen. Die „Unbekannte Aktivierung von Außen“ wurde von der Sternenflotte durchgeführt. Das war etwas, worüber man sich erst einmal klar werden musste – hier mit ihnen im Besprechungsraum saßen Personen die äußerliche und personelle Charakteristika von Figuren der Serie „Star Trek: Raumschiff Voyager“ hatten. So saß dem Colonel Captain Kathryn Elizabeth Janeway gegenüber. Entweder war sie es tatsächlich, oder aber eine ausserirdische Lebensform hatte ihre Gestalt angenommen. Die Möglichkeit, dass Schauspielerin Kate Mulgrew für einen derart elaborierten Scherz zur Verfügung stand, hielt Sam für unwahrscheinlich. Zumal General Hammond ihr nie wirklich als großer Spaßvogel vorgekommen war. Der eine oder andere Scherz oder ein Bonmot entfleuchte zwar auch ihm, aber so etwas würde der General nicht machen. Und wie hätte man Jensen Ackles, Kirsten Dunst und Allison Mack – die zum damaligen Zeitpunkt noch relativ unbekannt war -  dazu kriegen können, sich ebenfalls in Starfleetuniformen zu werfen? Wobei die Mister Ackles die Rolle des Scherzkekses schon sehr gut in „Dark Angel“ verkörpern konnte. Momentan widmete der Mann seine Aufmerksamkeit jedoch eher dem Schoß Misses Dunsts. Was machten die Beiden, die ihr und Teal’C gegenübersaßen, da?
Ackles – Calvin Cat, wie sich Sam im Geiste korrigierte – schien ihren fragenden Blick zu bemerken, lächelte ein Lächeln, das sie hin und wieder gesehen hatte, wenn er – respektive Jensen Ackles – es Jessica Alba in Dark Angel zuwarf und zuckte mit den Schultern: „Wir versuchen nur, gerade herauszufinden, in welchem Zeitabschnitt wir genau sind. Sie wissen schon – erste Temporale Direktive und so.“
„Cal!“, stieß Kirsten Dunst den Mann in die Seite, „Musst Du alles ausplaudern?“
Nun schenkte der „Captain“ Dunst ein Lächeln: „Hey, das is lebende, atmende Geschichte. Ich meine, das ist Samantha ‚Fucking’ Carter! Agatha, begreifst Du die Implikationen?“
„Ich begreife in erster Linie“, hörte Sam das Captain Janeway sich in die Unterhaltung einschaltete, „dass Sie ziemlich vorlaut sind, Captain Cat.“
Das sah man nun wirklich nicht alle Tage. Kate Mulgrew saß ihnen gegenüber und machte, zusammen mit Kirsten Dunst, Jensen Ackles verbal nicht nur einen, sondern gleich mehrere Köpfe kürzer.
Der Kommandant schien den Kopf tatsächlich ein stückweit einzuziehen und schuldbewusst die Tischplatte auswendig zu lernen.

Nun wurde es interessant, denn die Tür öffnete sich und General GEORGE HAMMOND schob bewegte seinen massiven Körper nicht ohne eine gewisse Leichtfüßigkeit zu dem Stuhl, den er vor langer Zeit als seinen deklariert hatte. Er setzte sich und blickte in die Runde, als auch Janet Fraiser dazukam und sich hinter dem General positionierte. Offenbar hatten die beiden gerade noch miteinander gesprochen.
„Doktor Fraiser hat mir einen vollständigen Bericht gegeben. Nach ihrer Ansicht sind Sie“ – damit warf er einen Blick zu den ‚Sternenflottenoffizieren’ – „das, was sie vorgeben zu sein. Menschen.“
Janet hob den Blick, schaute zu der Frau herüber, die die Verkörperung von „Seven of Nine – tertiäres Mitglied von Unimatrix 01“ perfekt beherrschte und mit einem eher unterkühlten Blick in die Runde sah.
„Bei Ihnen“, sagte die Ärztin und nickte in Richtung der blonden Borg, „haben wir sogar Borg-Nanosonden gefunden.“
Janeway schaute verblüfft zu Janet und Hammond herüber: „Sie scheinen sehr gut informiert zu sein.“
„Das zu erklären“, schnitt Sam ein, bevor die Sache zu weit gehen konnte, „würde Zeit brauchen.“
Cal hob den Blick, schaute sie an und lächelte: „Genau – und die haben wir nicht.“
Damit stand er auf, gegen den überraschten Protest von Janeway, ehe er die Hände hinter dem Rücken verschränkte und im Raum auf und ab ging und ein lakonisches  „Die Goa’Uld werden die Erde angreifen.“ in den Raum feuerte.
Jacks Kopf ruckte hoch, die grauen Augen, so konnte Sam sehen, taxierten den „Captain“, als er sich mit einem „Das wissen wir schon und haben es schon verhindert“ an der Konversation beteiligte.
„Jahaaaa!“; machte Cal, wirbelte um die eigene Achse, um schließlich so zu stehen, dass er nur auf Jack deuten musste: „ aber dieses mal haben sie Verstärkung im Schlepptau.“
Die Klarifizierung, welches diese Verstärkung sein mochte, kam durch Seven of Nine: „Die Borg werden die Erde zusammen mit den Goa’Uld angreifen.“
„Das hat Washington gerade noch gefehlt. Ich höre schon wieder Kinsey meckern.“, seufzte Jack, was irgendwie keine großartigen Heiterkeitsausbrüche bei SG-1, General Hammond oder den Gästen hervorrief. Einzig Cal schmunzelte, doch ersetzte die amüsierte Miene durch eine Ernste, als sich Agatha zu Wort meldete: „Ich glaube, Ihnen ist die Gefahr einer Borg-Invasion nicht deutlich genug, oder?“
 „Also, das ging ja nun wirklich zu weit. Dieser Dreikäsehoch will mir einen von Gefahr durch Invasion erzählen!“, schoss es unter Hochdruck aus dem Colonel heraus, der sich, kaum, dass er sich geäußert hatte, für diese Meldung verfluchte, „Ich weiß nicht, ob im 24. Jahrhundert, sofern ihr wirklich von dort kommt, der Name SG 1 ein Begriff ist, aber wir haben mit einem Minimum an Risiko eine Attacke der Goa’Uld abgewehrt.“
„Natürlich kennen wir die Geschichten von SG 1. Sie befanden sich wirklich allein auf diesem Schiff? Nur Apophis und einige Wachen? Da haben Sie aber leichtes Spiel gehabt.“, sagte Calvin.
„Bitte was?“, fragte Carter verwirrt.
„Die große Samantha Carter. Der bedeutende Daniel Jackson. Der Shol’va, der kein Shol’va bleiben sollte. Wir mussten alles über die SG1-Missionen lernen.“, erklärte Agatha und lächelte, „Aber ich fürchte, mein Captain hier ist immer, wenn es wirklich wichtig wurde, eingeschlafen. „
O’Neill sah sie verständnislos an.
„Sie sind mitten in unseren spannendsten Geschichten eingeschlafen????“, fragte er, verschmitzt grinsend.
„Stimmt genau.“, erklärte Calvin, ebenfalls mit einem leichten Anflug von Spott.

Dann kam Daniel Jackson aufgeregt in den Besprechungsraum gestürzt.
O’Neill drehte sich zu ihm um.
„Was gibt es, Danni-Boy?“, wollte er wissen.
„Das solltest Du Dir ansehen, Jack. Die Goa’uld sind auf dem Weg hierher. Teams die auf 10 verschiedenen Welten im Einsatz waren, haben von einer seltsamen Basis berichtet, von der Goa’Uld und irgendwelche Maschinenmenschen auf dem Weg zur Erde sind.“, keuchte er und sah sich im Raum um. Er beugte sich zu Fraiser.
„Äh, Doktor? Haben all diese Stars eine Sonderfreigabe für die SGC-Tour?“, fragte er sie.
„Sie waren doch dabei, als unsere Besucher durch das Sternentor kamen.“ Fraiser war verblüfft. Die Frau, die Sam später als Doktor Gina Intrupper kennenlernen sollte,  praktizierte einen medizinischen Tricorder aus ihrem blauen Arztkittel, den Sam schon einmal bei Beverly Crusher gesehen hatte, und richtete das Scanning Device auf Jackson. „Hmm, spontane Amnesie.“, diagnostizierte er.
Daniel sah die hübsche Blonde verwirrt an. „Seltsam, ich fühle mich gut.“ , sagte er, nur um sich Sekunden später eigenhändig eines besseren zu belehren. Denn er sackte in sich zusammen, als ob man die Fäden einer Marionette durchgetrennt hätte.
Die beiden Ärzte, also Fraiser und Intrupper kümmerten sich um den benommenen Anthropologen.
Sam sprang schockiert auf und war in drei Sätzen bei ihrem Freund und Kollegen. „Daniel, alles klar?“, fragte sie ihn. Kurz blickte sie über ihre Schulter und sah zu O’Neill, dessen Gesichtsausdruck äußerte Bestürzung verriet.
Neben ihr hieb die hübsche Blonde – Gina Intrupper – auf den Kommunikator und schrie in das kleine Schmuckstück: „Hier Intrupper – Nottransport auf Krankenstation DRAGONFLY. Code 2-A-10.“
Und augenblicklich war Daniel Jackson, zusammen mit Gina Intrupper, in einem Farbspektakel aus bunter – vornehmlich blauer – Energie verschwunden.



An mehr hatte sich Daniel seinerzeit nicht erinnert und was ihm Sam danach erzählt hatte, war schon mehr als nur abenteuerlich. Aber er schien zuzutreffen, denn der Captain, der das Gesicht von Jensen Ackles hatte, wurde alsbald ein fester Bestandteil des SGC, ging mit SG-1 auf Missionen und erlaubte sich das zu haben, was bald ein lebensrettender Bestandteil der Missionen war – eine Menge Spaß. Bis er eines Tages von Agatha Silverbird wieder in sein Raum-Zeit-Gefüge abberufen wurde.
Als die Frau vor ihm etwas gesagt hatte, musste sich Daniel erst einmal wieder in die Gegenwart zurückfinden und warf Miss Cat einen Blick zu.
„Eine gewisse Ähnlichkeit ist wirklich da.“, stellte der Archäologe fest und Felicity lächelte: „Wirklich? Das freut mich. Man sagt mir immer, dass ich sehr nach meinem Ur-Oppa komme.“
Daniel zuckte mit den Schultern: „Wenn ich ehrlich bin, ist auch eine Menge ihrer Ur-Ur-Ur-Ur… wieviel Ur?“
„17:30 Uhr.“, grinste Felicity und erhob sich: „Hören Sie, ich würde wirklich gerne näher mit ihnen plaudern – es gibt da nur ein kleines Problem.“
Irgendwie klang das nicht gut. Der Kopf des Anthropologen ruckte hoch und er fokussierte die Cat-Nachkommin mit scharfem Blick: „Problem?“
Die Frau nickte: „Sehen Sie – es gibt Sachen, die ich hier, in aller Öffentlichkeit nicht ausplaudern darf.“
Kurz versicherte sich Daniel des Faktes, das niemand anderes hier war und blickte die Frau dann an, ehe er einen Tonfall bemühte, der beinahe schon Jack O’Neill zu Ehre gereicht hätte: „Wir sind alleine hier!“
„Oh“, machte Felicity und ein wissendes Lächeln umspielte ihre vollen Lippen, „Die Wände haben Ohren. Ich würde mich nicht so sehr darauf verlassen, dass niemand anderes lauscht. Und – nach all dem, was ich so gehört habe, möchte ich gerne mit Ihnen an einem sicheren Ort sein.“
Die letzten Worte Felicitys wurden von einem nähernden Geräusch beinahe übertönt. Daniel schloss die Augen, legte den Kopf schief und lauschte. Sirenen.
„Ist das unsere Mitfahrgelegenheit?“, fragte der Anthropologe, erhob sich und warf einen Blick über das Geländer. Tatsächlich. Da hielt ein Krankenwagen, zwei stämmige Pfleger stiegen aus, machten eine Trage rollfertig und eilten ins Hotel.
Und da dämmerte es Daniel. Er wandte sich zu Felicity, die gerade ein kleines Fläschchen in ihr Dekolletée praktizierte.
Er seufzte: „Ernsthaft? Wollen Sie mich betäuben, damit ich nicht sehe, wohin wir fahren?“
„So ähnlich. Ich könnte Ihre Sicht auch einfach nur mit einer Binde oder einem Sack behindern, aber Sie würden sich vermutlich auf ihre anderen Sinne verlassen und daher eine genaue Straßenkarte im Kopf haben, ohne jemals etwas zu sehen.“
„Ich bin nicht Sherlock Holmes.“, sagte Daniel und schaute sie an.
Felicity zuckte mit den Schultern: „Ich bin hier gleich raus. Entweder Sie kommen mit – dann zu meinen Bedingungen – oder aber sie bleiben hier und erfahren nie, was sie erfahren könnten.“
In seinem Inneren hörte er förmlich Sam schreien, dass dies eine Falle wäre. Wobei – wusste er es?
In einem Anfall von autorengeschuldeter Idiotie setzte sich der Anthropologe und nahm einen Schluck Kaffee.
Schnell zog er sein Handy, tippte noch ein „Frau nimmt mich mit – wenn ich mich in 4 Stunden nicht melde: sucht mich“ und erhob sich, als er die „Pfleger“ auf die Terasse kommen sah. .

Er trat auf sie zu und lies sich auf die Trage nieder. Er wusste, dass – wenn Gibbs von seiner Entführung erfuhr, dieser Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, ihn zu finden. Oder vielleicht war das auch nur der immer schwächer werdende Widerstand gegen das Betäubungsmittel, das sie ihm verabreicht hatte?  Er wusste es nicht, er wusste nur, dass er bald nichts mehr wusste.

  TBC

CaptainCalvinCat:
Kapitel 12.4

Gibbs warf einen fassungslosen Blick auf das Display seines Handys. Was dachte sich der Anthropologe? Da würde er nun da sitzen und gepflegte Konversation mit einer Frau machen, die nach den Angaben des Archäologen „Mysteriös“ war? Gut, jedem wie er mochte, aber der Fakt, dass Jackson das Bild an ihn und auch an Abby Sciuto geschickt hatte, ließ ihn doch sehr bezweifeln, dass hier einfaches „Flirten“ in der Absicht des Anthropologen stand.
Als dann, wenige Minuten später die Meldung „Frau nimmt mich mit – wenn ich mich in 4 Stunden nicht melde: sucht mich“ auf seinem Handy auftauchte, konnte sich Leroy Jethro Gibbs nur noch an den Kopf fassen. Ob der Anthropologe seinen früheren Vorgesetzten, Jack O’Neill auch durch solch hirnlos-impulsive Handlungen in den Wahnsinn getrieben hatte? 

In diesem Moment klingelte sein Handy. Gibbs warf einen Blick auf das Display, las den Namen des Anrufers – Abby Sciuto – und nahm das Gespräch mit militärisch knappen „Ja? Rede mit mir!“ entgegen.

Private first class Jessica Hanson hatte einen sehr interessanten Tag. Eigentlich hätte sie sich so etwas nicht träumen lassen – aber andererseits, wann erfuhr man schon einmal, dass der NCIS offenbar in den Gewässern vor Dubai nach einer bruchgelandeten Intrepid -Klasse suchen würde.
„Warum suchen wir nicht dann noch die bruchgelandete Defiant ?“, schoss es ihr durch den Kopf, aber sie würde sich hüten, etwas zu sagen. Vor ein paar Tagen war Halloween gewesen, vielleicht war dies eine verspätete Racheaktion, die sich Martin – ihr Mitbewohner – ausgedacht hatte, nachdem sie die Schaumgummiratten im Kühlschrank gesehen hatte. Zugegeben, das laute Kreischen war durchaus die Mühe wert gewesen, aber dass Martin dann doch soweit gehen würde und ihr das Hauptteam des Naval Criminal Investigative Service auf den Hals hetzte, um nach etwas zu suchen, das eigentlich gar nicht da war, weil es der Fiktion von Drehbuchautoren entsprungen – oder in diesem Fall eher: entflogen – war… das schoss den Vogel ab. Aber, sie würde mitspielen. Warum auch nicht? Was machten sie denn Schlimmes? Sie – Jessica – hatte das NCIS-Team zu einer bestimmten Stelle geflogen, sie hatten eine Boje abgeworfen und nun dirigierte Tim McGee seine Kollegen Tony und Ziva zu eben jener Stelle. Alles halb so schlimm.  Und das sie die Baupläne der Voyager hatte aufrufen sollen, war so übel auch nicht. Sie würde mitspielen.
„Korrigiert euren Kurs um weitere 5 Grad Backbord.“, teilte McGee gerade seinen Kollegen mit und wandte sich dann ihr zu, um sie neugierig anzuschauen.
Vermutlich wartete er darauf, dass sie ihn fragte, was das ganze Spielchen solle? Nicht mit ihr. Sie würde einfach mitspielen. Also holte sie tief Luft, verschränkte die Arme vor der Brust, ehe sie mit einer Hand auf den Monitor deutete, der den Voyager -Bauplan zeigte.
„Ich würde ja lieber versuchen, über die hintere Shuttlebucht in das Schiff zu kommen. Der Zugang dürfte sicherer sein, als sich, beispielsweise über die Hauptbrücke einen Zugang verschaffen zu wollen.“, sagte sie und schaute den Special Agent an, der ihren Blick fassungslos erwiderte. Man hatte ihr inzwischen schon einige Male gesagt, dass sie eine gewisse Ähnlichkeit zu Jeri Ryan hätte, die bei „Star Trek – Raumschiff Voyager“ die Borgdrohne Seven of Nine spielte und deren Name „Annika Hansen“ lautete. Auch der Name barg eine gewisse Ähnlichkeit, aber was hieß das schon? Ein befreundetes Ehepaar hieß Stephans, sie hieß Samantha, er hieß Darrin und dennoch war sie keine Hexe. Wobei – jedes Jahr zu Halloween hatte sie richtig Spaß und konnte ihr „Verliebt in eine Hexe“-Alter Ego voll ausspielen. Nichts desto Trotz – es mochte wirklich augenfällige Ähnlichkeiten zwischen ihr, Jessica Hansen und Annika Hansen geben, dennoch war sie keine Borg. Zumal eine Voyager sowieso nicht existierte.
Und doch kam sie nicht umher, Special Agent Timothy McGee gegenüber ihre Haltung zu verändern, sich mehr „borg“-ig zu positionieren. Der Rücken wurde durchgestreckt, die Hände hinter selbigem verschränkt und sie versuchte, ihre Augen kalt und analytisch über den Bildschirm huschen zu lassen. Dann holte sie Luft und brachte – was sie selbst mit stolz erfüllte – genügend „borg-Ton“ in ihre Stimme um „Alles andere wäre Ineffizient, Special Agent McGee“ zu sagen.
Ja, manchmal überraschte sie sich selbst.

Tim schaute die Frau verblüfft an. Vor einigen Sekunden war Jessica Hansen noch eine junge Navy-Offizierin gewesen, die sich vermutlich fragte, was das alles war, jetzt gerade schien sie eine Metamorphose in Seven of Nine zu vollziehen. Ehe er realisierte, was geschehen war, stand er auf den Beinen, hatte seine Arme um die zarten Schultern der Frau gelegt und starrte sie an: „Seven? Sind… sind Sie das?“
Die analytische Kälte wich einer Mischung aus Verwirrung, Amüsement und Angst, als sich Jessica losmachte und ihn anblickte: „Nein, natürlich nicht.“
Und dann, noch ein paar Schritte nach hinten tretend, fragte sie „Was ist eigentlich Ihr Problem?“
Dann fielen von draußen Schüsse.

Das laute Röhren des motorbetriebenen Gummibootes verstummte abrupt, als sie die Boje erreicht hatten. Ziva ging in die Hocke, griff nach ihren Zivilklamotten und förderte einen Tricorder zu Tage. Den fassungslosen Blick Tonys registrierte sie, wandte sich an ihn und lächelte: „Abby hatte ihn mir gegeben – damit wir die DRAGONFLY auch wirklich finden.“
Der verblüffte Gesichtsausdruck Tonys wich einem leichten Lächeln, als er nach seiner Sauerstoffflasche griff.
„Wollen wir?“
Ziva griff ebenfalls ihre Sauerstoffflasche: „Wir wollen.“
Und damit glitt sie ins Wasser.

Das Erste, was Tony DiNozzo bemerkte, als er Ziva David folgte, war, dass ihre Bewegungen unter Wasser noch viel eleganter wirkten. Sie erinnerte ihn an eine Meerjungfrau, die hier endlich wieder in ihrem angestammten Territorium war und … in seinem Kopf konnte er die Musik von Ariel beinahe hören, inklusive eines leidenschaftlich, aber falsch gesungenem „Unter dem Meer.“
Wobei der Hinweis gar nicht so verkehrt war. Sie waren unter dem Meer und machten sich auf den Weg in die Tiefe, um einen Schatz zu bergen, den es eventuell noch nicht einmal mehr gab. Wie groß waren die Chancen, dass ein Föderationsraumschiff den Druck in mehreren tausend Metern unter dem Meeresspiegel ohne Weiteres überstehen würde? Er wusste es nicht, aber er hoffte. Er hoffte, dass sie entweder nicht umsonst auf dem Weg in die Tiefe waren – oder aber, dass sie rechtzeitig wieder an die Obefläche kamen, ehe ihnen die Luft ausging. Er sah sich förmlich schon, wie er eine erschlaffende Ziva griff und mit ihr gen Wasseroberfläche strebte, um ihr wieder frischen Sauerstoff einzugeben. Zivas schöne Augen würden sich öffnen, sie würde ihn verliebt-benommen anlächeln und sie würden…

Plötzlich versteifte sich Tony. Nicht nur gewisse Körperpartien, die gerade mit Blut geflutet wurden, weil der Kopf sich Sachen vorstellte, die er mit Ziva auf dem Boot tun konnte, sondern der komplette Körper. Diese Reaktion hatte noch nicht einmal im Entferntesten mit der Erotik zu tun, die in seinem Kopf für den Bruchteil einer Millisekunde aufflammte und dann – wie mit einem Messer – gekappt wurde, sondern mit dem Fakt, dass diese Gedanken von anderen Gedanken verscheucht worden waren, wie eine Gruppe von kleinen Fischen vor Haien. Und das war das Bild, das er gerade vor Augen hatte. Was, wenn es hier Haie gab? Er war kein Experte darin, diese possierlichen Tierchen zu bekämpfen und wenn er eine Wahl hätte, würde er dies am Liebsten jemand Anderem überlassen – aber im Zweifelsfall konnte Ziva auf ihn zählen. Und dennoch war er kein Freund der Vorstellung, sich mit Jaws Cousins anzulegen.
Andere Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Es war nicht einmal dieses „Stell dir vor, du kannst Ziva nicht retten“-Syndrom, es war viel mehr dieses „Ich hab das Gefühl, ich bin hier Hals über Kopf drin und hab mehr abgebissen, als ich kauen kann“-Syndrom. Wieso hatten sie sich der Suche nach Cal angeschlossen? So gut war der Captain mit ihm, Tony, nun auch nicht befreundet. Aber andererseits – auch wenn er kein Soldat war, hatte er dieses Motto „Never leave a man behind“ ebenfalls voll internalisiert.

Dazu müsste man diesen „man“, den man niemals „behind“ „leaven“ würde, allerdings erst einmal finden. Und hier wurde es kompliziert. Zwar hatte er gelesen, dass Dubai auf einem sogenannten „Schelf“ lag, der Meeresboden also nicht allzu tief war, dennoch wurde es ihm mulmiger und mulmiger, je weiter sie in die immer dunkler werdende Tiefe tauchten. Kurz blieb er an Ort und Stelle, erlaubte sich, sich einmal um die eigene Achse zu drehen und sich zu vergewissern, dass sie immer noch die Boje über sich hatten, ehe er sich wieder zu Ziva herumdrehte. Kurz blieb sein Herz stehen, als er sich umblickte, und die hübsche Israeli nicht mehr sehen konnte, dann blinzelte er und erkannte, langsam in der Dunkelheit verschwidend, ihre Silhouette. Tony schwamm schneller, um sie nicht zu verlieren. Und während er das tat, fiel ihm diese Magnum-Folge ein.
„Home of the Sea“ war ihr Titel und in ihr war Magnum am 4. Juli, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, aufs Meer gepaddelt, um ihn alleine für sich begehen zu können. Im Zuge dessen wurde er von einem rüpelhaften, achtlosen Motorbootfahrer angerempelt, verlor den Halt und fiel ins Wasser. Um zu überleben, musste er Wasser treten und hielt tatsächlich einen kompletten Tag aus, wobei er am Schluss von Higgins gerettet wurde. Tony wollte es nicht beschwören, aber es kam ihm so vor, als wäre diese Episode – die erste der vierten Staffel – die Letzte gewesen, in der man Magnums Gedanken – als Off-Sprecher – hören konnte. Ihm war es so, als sei genau dieser Teil von Magnum im Wasser des Molokai-Kanals – einer Seeströmung – gestorben. Vielleicht irrte er sich auch, aber der Gedanke, so musste er zugeben, hatte was.

Was auch etwas hätte, wäre, wenn man sich nicht so leicht ablenken ließe. Erneut blinzelte Tony und paddelte schneller mit seinen Schwimmflossen, um die athletische Ex-Mossad-Agentin zumindest ansatzweise einholen zu können.

Die Umgebung wurde immer dunkler und immer dunkler, auch die Kälte nahm zu, die sich durch den Neoprenanzug biss und Tony sich wünschen ließ, dass sie bald am Ziel wären – oder umkehren könnten. Und dann sah er in der Ferne etwas. Es mochte ungefähr noch gute 10 Meter entfernt sein, aber es schimmerte in der Dunkelheit wie ein Schatz, der nur darauf wartete, von Piraten geborgen zu werden. Wenn sie wirklich Glück hatten, schwammen sie tatsächlich auf die DRAGONFLY   zu und kollidierten nicht mit einem auftauchenden Unterseeboot. Ziva schien ähnliche Gedanken zu haben, hielt kurz inne, schien zu schweben und legte den Kopf schief. Er tauchte neben ihr auf, blickte sie an und sah, dass sie sich das Selbe fragte, wie er. Doch diese Unsicherheit währte nur ein paar Sekunden – dann bedeutete sie ihm, weiter zu schwimmen. Und die Melodie des „Mannes aus Atlantis“ im Kopf folgte er ihr, um nachzusehen, was auch immer dort in der Tiefe war.


Abigail Sciuto hatte Spaß. Aus den Lautsprechern ihrer Boombox röhrte die Musik, der sie gerne lauschte, es störte sie niemand und sie konnte in Ruhe arbeiten. Spuren an der „Stone-Crime-Scene“ wollten immer noch verunstaltet werden und wen konnte man mit solchen Aufgaben besser beschäftigen, als sie. Sie wusste ja auch, wonach man zu suchen hatte. Und gerade, als sie Bilddaten richtig schön durcheinandergebracht hatte, so dass niemand sie finden konnte, wenn er nicht sie war, meldete ihr Handy eine einkommende MMS.
Sie warf einen Blick auf den Absender.
„Doktor Jackson?“, fragte sie leise in den Raum und merkte erst in diesem Moment, wie laut diese Frage doch in einer solchen Situation sein konnte, obwohl sie vom Lärm der Musik hätte übertüncht werden müssen . Lässig lies die Forensikerin das Handy aufschnappen und warf einen Blick auf das Bild, das sie begrüßte.
Verblüfft runzelte Abby die Stirn. Zugegeben, die Frau war hübsch, weswegen Daniel ihr dieses Bild schickte, war ihr für den Bruchteil einer Millisekunde nicht klar. Dann dämmerte es ihr. Natürlich – der gute Doktor wollte einen Abgleich mit der Gesichtserkennungsdatenbank.
Das wollte er, das sollte er bekommen.

Nun muss man über die Gesichtserkennung eines sagen – manchmal geht so etwas sehr, sehr schnell. Vor einigen Tagen hatten sie beispielsweise versucht, einen Mann auf einem Foto mit der Gesichtserkennung abzugleichen – und es hatte sofort funktioniert, mit einer Fehlertoleranz von 5 Prozent. Und dann gab es langwierige Suchläufe – beispielsweise den, den das Programm gebraucht hatte, um Ari Haswari zu identifizieren. Abby stellte sich auf eine sehr lange Wartezeit ein, war gerade dabei, ein anderes Programm zu öffnen, als…

--- Zitat --- Match Found. 100 % Accuracy.
--- Ende Zitat ---
Die hübsche Forensikerin blinzelte, warf einen Blick auf den Bildschirm und schüttelte den Kopf. Schnell nahm sie ihr Handy und wählte die Nummer von Leroy Jethro Gibbs an.
Dieser ging mit einem militärisch knappen „Ja? Rede mit mir“ ans Telefon und Abby erklärte ihm die Zusammenhänge und stellte ihm eine wichtige Frage, die Frage, die sie selbst seit ein paar Sekunden beschäftigte.
Warum interessierte sich Daniel Jackson für Felicity Jones, eine Grundschullehrerin aus Minnessota?

Gibbs ließ sein Handy zuklappen und fluchte in Gedanken. Eine Grundschullehrerin aus Minnessota? Das konnte nicht ganz stimmen, denn keine Grundschullehrerin konnte sie so geschickt ausspionieren, ihnen einen so starken Schauer über den Rücken jagen, ohne irgendwie in Geheimdiensttechniken trainiert zu sein – es sei denn natürlich, man hatte sich komplett geirrt und die Person, die sie observierte, war gar nicht diese Frau.

Den schwarzen Jeep, der gerade vor ihm hielt, sah er in dem Moment, in dem er hielt und sich die Türen öffneten. Einige Männer in schwarzen Kampfanzügen – mit schwarzen, offenbar Schusssicheren, Westen- stiegen aus und einer der Männer richtete die Waffe sofort auf Gibbs. Das war sein Fehler, denn wenn es eine Regel gab, dann die, dass man ihn nicht bedrohte. Gibbs griff nach der Waffe, schaffte es, sie dem Typen zu entwenden, zielte und bemerkte, wie merkwürdig sich die Pistole in seiner Hand anfühlte. Dann wurde das Feuer eröffnet und Gibbs warf sich in Deckung.

TBC

Kapitel 12.5

Kugeln sirrten querschlägerartig über seine Deckung hinweg – der Wagen, in dem sie gekommen waren. Kurz betrachtete der Special Agent die Waffe in seiner Hand, stellte fest, dass sie eine merkwürdige Modifikation aufwies – eine Art rötlich-schimmerndes DING , das an der Baretta engebracht worden war. Gibbs hatte keine Ahnung, worum es sich dabei handelte und wenn er ehrlich war, wollte er es auch gar nicht wissen. Ihn interessierte nur eine Sache. Konnte er damit schießen? Kurz versuchte er, die Magazinauswurftaste zu betätigen, doch anscheinend war das Magazin an der Waffe befestigt worden. Vielleicht ein Resultat des rötlich-schimmernden Kristalls, der am Magazingriff befestigt war? Der nächste Querschläger ließ an der Motorhaube Funken sprühen.
Verdammt. Sie näherten sich und schossen sich auf seine Position ein.
Kurz ging der ehemalige Marine – „Jethro, so etwas wie einen Ex-Marine gibt es nicht!”, rief er sich zur Ordnung -  seine Optionen durch und stellte fest, dass diese verdammt überschaubar waren.

So konnte er seine Position hier und jetzt gegen eine unüberblickbar große Armee von Feinden – oder sagen wir besser erstmal: Gegnern -  verteidigen. Viel Feind, viel Ehr’? Nicht so sehr – schließlich war die Chance, dabei zu Fallen – oder besser: angeschossen und ausser Gefecht gesetzt – zu werden, relativ groß.

Er konnte natürlich auch versuchen, all sein Glück zu riskieren, sich mit voller Wucht nach vorne zu werfen, in das Hafenwasser zu gelangen und dann in Sicherheit zu schwimmen. Dabei stellte sich dann allerdings die Frage, was aus seinem Team wurde. Er würde niemals seine Leute aufgeben und sie niemals in Feindeshand fallen lassen.

Also blieb ihm nur die Option des Bleibens und Kämpfens, so sehr ihm sein militärischer Instinkt auch sagte, dass dies vermutlich eine Falle war. Aber Gibbs würde seine Leute nie opfern, damit er fliehen konnte und an einem anderen Tag weiterkämpfen.

Immer mehr Blei prasselte auf den Wagen ein, immer mehr Kugeln mussten das Gefährt durchsieben und Gibbs konnte sich des kurzen Gedankens, dass er die Kaution, die er für das Auto gezahlt hatte, nun komplett abschreiben konnte, nicht verwehren.  Die Gegner näherten sich. Gibbs grinste, atmete tief durch und warf sich aus der Deckung.

Die heisernen Schüsse hallten über das komplette Hafengelände. Im Computerraum hoben McGee und Hansen die Köpfe und starrten verblüfft zur Tür, mit deren Öffnung jemand in diesem Moment beschäftigt schien. Pure Instinkshandlungen ergriffen Besitz von Special Agent und PFC. Beide griffen nach ihrer Hüfte, an der sich normalerweise das Halfter befand. Hanson zog ihre Baretta, überprüfte sie auf Ladung, nickte und lies das Magazin wieder einrasten, McGee seufzte in diesem Moment und stellte leise fest: „Verdammt, als Privatperson ist das Mitführen von Waffen ja nich gestattet. Ganz vergessen.“
Hanson lächelte ihm sanft zu: „Wenn Sie sich in meine Obhut begeben, Mister McGee, kann ich für ihre Sicherheit garantieren.“

Timothy McGee merkte, wie sein Herz schneller schlug. Nein, er würde sich nicht nochmal in eine Person verlieben, die ihm so sympathisch vorkam, besonders nicht, nachdem er erst kürzlich Laura hatte sterben sehen. Aber Jessica Hanson war so… er konnte sich nicht helfen, seine Fantasie ging mit ihm durch und er sah, wie sie vor seinen Augen die Waffe wegsteckte und sich um die eigene Achse zu drehen begann, ehe ihre Kleidung sich verwandelte und einem roten Büstier und einer kurzen, blauen  Hose mit weißen Sternen Platz machte, die einerseits für diese Wetterverhältnisse weitaus besser geeignet waren und andererseits einen hohen Ikonizitätsfaktor hatten. Besonders einprägsam war das W, das sich auf der Brust des Büstiers befand, sowie die blau-weiße Farbe der Hose und das goldene Lasso, das sich locker an ihrer Hüfte befand.
Und Wonder Woman machte sich daran, auf die Tür zuzurennen, sie zu öffnen und den Angreifer, einen 25-jährigen Russen mit ihrem „Lasso der Wahrheit“ zu fesseln und zu fragen „Was wollt ihr hier?“

Doch stattdessen fragte sie: „Kommen Sie, Special Agent?“
Tim fand in die Realität zurück. Sie war nicht Wonder Woman, sie war Private First Class Jessica Hanson und sie war verdammt gut . Sie packte ihn am Kragen, zog ihn hinter sich her, presste sich neben der Tür in den Schatten, um denjenigen, der sich gerade daran machte, die Tür zu öffnen, einen bleiernen Empfang zu bereiten. Zumindest blickte sie kämpferisch drein.

Die Tür öffnete sich und Jessica Hanson ging kurz ihre Optionen durch. Eine Person ausschalten – das war kein Problem. Allerdings wusste sie nicht, wieviele von den Strolchen hier noch rumlungerten und das stellte dann sehr wohl ein Problem dar. Wobei das Wort „Problem“ hierbei durchaus als Euphemismus zu werten wäre.  Die temperaturneutrale Waffe ihn ihrer Hand verlieh ihr ein beruhigendes Gefühl. So konnte sie – das war ihr bewusst – die ersten sechs Gegner ausschalten, die das Unglück hatten, diesen Raum genauer untersuchen zu wollen. Sie hatte geübt, hatte Schusstraining absolviert und man hatte ihr gesagt, dass sie verdammt gut war. Aber würde sie auch mit mehreren fertig werden? Da war sie sich eigentlich sogar ziemlich sicher. Ihr Kampftraining hatte Früchte getragen, sie wusste, dass sie sich mit mehreren dieser Strolche gleichzeitig anlegen konnte, das Problem war, dass sie keine genauen Daten und Fakten hatte, nicht wusste, wieviele „Banditen“ genau unterwegs waren, wonach sie suchten und wie sie positioniert waren. Ein weiteres Problem stellte der Mann neben ihr dar. Konnte McGee sich im Zweifelsfall verteidigen? Sie hatte gehört, dass er damals in eine ziemliche Katastrophe geraten war, als er …
 
Dann hatte die Person den Raum betreten, hob das Maschinengewehr mit der montierten Taschenlampe an, ließ suchend ihren Blick schweifen. Jessica wusste nicht, wonach die Person suchte und es war ihr auch egal. Sie lehnte sich aus ihrem Versteck, hob sie Waffe, richtete sie auf die Hand des Gegners aus und war bereit, zu schießen, als sich die Person umdrehte und den Raum verließ. Jessica warf einen Blick zu Tim, der erleichtert auszuatmen schien.
„Was ist los?“, wisperte sie.
Der Agent zuckte mit den Schultern: „Ich bin in nicht-offizieller Funktion hier. Könnte ziemliche Probleme geben, wenn ich hier…“
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment quäkte, mit beinahe ohrenbetäubender Lautstärke das Funkgerät im Raum los.
Zivas Stimme erscholl: „McGee, bist Du da? Melde dich!“
Jessica merkte, wie ihr Herz schneller pumpte, wie sie ihren Kopf langsam und leise gegen die Wand lehnte, die Augen nach oben verdrehte und einen Seufzer ausstieß. Verdammt. An das Funkgerät hatte sie gar nicht gedacht.
„Ich geb dir Deckung.“, sagte sie, nickte dem Special Agenten zu, als er loseilte, zu dem Funkgerät und es leiser stellen wollte. Er hatte das Gerät fast erreicht, als der Typ im Raum stand und das Feuer eröffnete.

Dieses Geräusch war ohrenbetäubend, gellte durch den Raum, ließ McGee mitten in der Bewegung erstarren, um sich die Hände auf die Ohren zu pressen und einen kurzen Schmerzenslaut von sich zu geben – nur um dann festzustellen, dass er mehr oder weniger taub war. Ein lautes Klingeln überdeckte alles, wurde dann von einem Rauschen abgelöst. Egal – er hatte keine Zeit für weitere Unannehmlichkeiten, hieb auf den Rufknopf des Mikrophones, stieß ein „RÜCKZUG, ZIVA!“ hervor und zuckte zusammen, als er hinter sich weitere Schüsse hörte.

Er wirbelte herum.
Im Türrahmen – gefallen – lag ein Soldat. In seiner Hand ruhte eine Maschinenpistole. Blut trat aus seiner Wange aus. Hatte Jessica ihm in den Kopf geschossen? Kurz betrachtete er die Person und stellte fest, dass er auch noch aus einer Wunde am Arm blutete und sein Kiefer leicht verrenkt wirkte.
Vermutlich hatte ihm Jessica zuerst in den Arm geschossen und dann gegen das Kinn getreten und die Wunde an der Wange ging von einer Bekanntschaft mit einer scharfen Metallkante aus, gegen die er dann gefallen sein mochte.
Tim wandte sich zu ihr, reckte seinen Daumen nach oben und lächelte, als sie ihn anblickte und ihm zunickte. Perfekt. Sie war also nicht…

In diesem Moment war ein weiterer Soldat da, betrachtete die Bescherung und brauchte keine Millisekunde, um zu reagieren. Er richtete das Maschinengewehr auf Jessica aus und feuerte. Die Frau erstarrte, tastete nach ihrer Brust und fiel in sich zusammen.
Aus McGees Mund drang ein gequälter Schrei, dann ließ er seinen Blick schweifen und griff nach dem erstbesten Gegenstand, den er finden konnte. Es war eine – nicht angeschlossene – Maus, aber das war ihm egal. Er nahm sie und schleuderte sie mit aller Wut, die er aufbringenkonnte, dem Mann ins Gesicht. Dieser taumelte, hielt sich die Nase, doch da war Tim schon bei Jessica, ging neben ihr in die Knie und tastete nach ihrem Puls. Er raste.
„Laura, bitte.“, stammelte er, „Bitte, bitte, komm zu dir. Lau… Jessica! Halt DURCH!“
Es war ihm egal, dass er direkt vor einer Maschinengewehrmündung kniete – es war ihm egal, dass dies vermutlich sein Ende bedeutete, er wusste nur, dass er verdammt sein wollte. Er hatte es schon wieder geschafft, eine Person, für die er tatsächliches Interesse empfand, an dem Tag zu verlieren, an dem er sie kennengelernt hatte.
Wer war er? Black-Widow-McGee?
Wäre sein Leben eine Serie – würden Fans auf diversen Seiten, in diversen Fanboards, ihm diesen Namen geben?
Dann spürte er, wie der Puls Jessicas aussetzte.
Jetzt war ihm alles egal. Er blieb in der Knienden, blickte zu dem Soldaten empor und sagte nur: „Tun Sies doch endlich!“

Gibbs hatte den Computerraum erreicht, sah, wie er von Maschinengewehrfeuer erhellt wurde und beschleunigte seine Schritte. Er griff das Gewehr eines gefallenen Soldaten und hieb es dessen Kollegen, der in der Tür stand und das Feuer auf jemanden eröffnete, über den Kopf. Das Gewehr verstreute unzählige Kleinteile und als der Typ zu Boden sank, folgte Gibbs ihm mit den Augen, ehe er ein „Das war es dann mit der Garantie“ murmelte. Wo kam das her? Vielleicht war er ja – so wie die Charaktere aus Star Trek, die hier regelmäßig auftauchten und die sie nun suchten – ebenfalls ein Produkt der Fiktion und jemand hat gerade vollkommenen Schindluder mit seinem Charakter betrieben?
Doch diese Gedanken verblassten, wie mit einer scharfen Klinge durchgeschnitten, als er die beiden Personen sah, die am Boden lagen. McGee und Hanson, beide entspannt, Augen geschlossen, nebeneinanderliegend – aber nicht so, als seien sie friedlich nebeneinander eingeschlafen.
Der Special Agent seufzte, ging neben der Leiche seines besten Mannes in die Knie und schüttelte den Kopf. Warum? Warum er? Warum jetzt? McGee hätte noch soviel vor sich haben können, noch soviel, was zu erforschen gewesen wäre.
Er musste sich eingestehen, sich selbst schon oft in Träumen gesehen zu haben, wie er Abby als Ersatz-Brautvater den roten Teppich hinunter zum Altar geführt hatte, wo Ziva mit McGee auf sie wartete. Tony hätte in der ersten Reihe gesessen und Schwierigkeiten gehabt, zu wissen, welche Emotion er momentan verkörpern sollte – Melancholie, weil seine Hochzeit mit Ziva nun schon ein paar Jahre her war oder doch eher Schadenfreude, weil jetzt auch McGee unter der Haube war – oder doch eher ein „Nä, was ist das schön?“.
Nun würde es niemand mehr wissen.

Tief durchatmend ging Gibbs zum Funkgerät, schaltete es an und hörte, wie Zivas Stimme erklang: „Alpha Pappa Bravo, McGee, kannst Du mich hören?“
Der Special Agent betätigte den Rufknopf: „Hier Gibbs.“
Er wusste, dass die nächsten Worte schwierig waren.

Das Boot war immer noch da, als Ziva und Tony auftauchten. Ziva war einerseits froh, andererseits war sie sich nun sicher, eine endlos lange Litanei von Filmzitaten zu hören, die sich mit dem Thema „Menschen auf Hoher See“ befassten. Sie kannte Tony einfach und war sich sicher, dass dies kommen würde. Um dies sofort im Keim zu ersticken, trat sie zum Funkgerät und aktivierte es.
„McGee, bist Du da? Melde dich!“, sagte sie und wartete. Naja, nach dem, was sie vor ihrem Tauchgang gehört hatte, fragte sie sich, ob sie vielleicht nicht gerade etwas unterbrochen hatte, was dem Special Agent eventuell sogar sehr gut bekommen wäre – also die Sache als solches, nicht das Unterbrochen werden – und sie warf einen Blick zu Tony herüber, der mit dem Rücken zu ihr stand und zum entfernten Hafen blickte. Zugegeben, sie waren sechs Kilometer entfernt, aber ein bischen was konnte man schon erkennen.
„Gib mal das Fernglas.“, sagte Tony in dem Moment, als aus dem Funkgerät eine panisch klingende Stimme erscholl – die McGees.
„RÜCKZUG, ZIVA!“, schrie der Informatiker – dann war die Leitung unterbrochen. Nur ganz kurz war eine Maschinengewehrgarbe zu hören – dann war es Stille.
Tony erstarrte, wandte sich um und ließ sich sinken, sie erschrocken anblickend. „Hast… hast Du das auch gehört?“
Ziva konnte gar nicht antworten, denn sie hatte das Gefühl, dass Übelkeit ihr die Kehle zuschnürte und das Tränenkanäle ihre Arbeit aufnahmen. Dann riss sie sich zusammen, schaute zu Tony und nickte: „Ja – ich habe es auch gehört – und wir sollten uns an das halten, was McGee sagte!“

Tony DiNozzo stellte gerade einmal mehr fest, dass es vermutlich in seiner Branche weitaus besser war, keine Beziehungen zu Kollegen zu unterhalten. Keine Freundschaft, keine Sympathie, kein gar nichts. Diese Leute arbeiteten mit ihm, er teilte Acht Stunden eines Wochentages mit ihm, aber die restlichen 16 Stunden eines Wochentags, plus zwei mal 24 Stunden an einem Wochenende, gehörten ihm. Und wenn man von einer gesundheitlich-ratsamen Schlafenszeit von 8 Stunden je Tag ausging, blieben Tony 8 Stunden, in denen er sich auf die Suche nach Freunden begeben konnte, mit denen er nicht arbeitete. Der Fakt, dass McGee vermutlich angeschossen – oder vielleicht sogar tot – war, bestärkte ihn in seinem Glauben. Er warf einen Blick zu Ziva, atmete tief durch und fragte sich, wie er ihr dies beibringen sollte. Aber momentan gab es einfach Wichtigeres. Der Rückzug, den McGee angeordnet hatte – oder vielleicht besser: geraten. Der Anglo-Italiener atmete tief durch. Wohin sollte man sich zurückziehen?
Die Antwort kam, als er einen Blick in Richtung Hafen warf. Von dort waren zwei schwarze Punkte auf dem Weg zu ihnen und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn diese zwei schwarzen Punkte nicht Abfangjäger oder ähnliches wären. Er wandte sich an Ziva, die schon bereit stand, den drahtigen Körper zum Sprung bereit. Tony warf einen Blick auf das Funkgerät, doch Ziva schüttelte den Kopf: „Das bekommt einen Langen, wenn wir mit ihm ins Wasser tauchen und das Wasser durch das Gehäuse tropft.“
„Du meinst einen Kurzen, Ziva“, verbesserte er sie und sie zwinkerte ihm zu: „Gernonimo, Tony.“
Damit sprang sie. Keine Sekunde zu früh, denn die Flugobjekte waren da – es waren Hubschrauber – und eröffneten das Feuer.
Tony sprang und sah kurz, dass dort, wo er vor einer Millisekunde noch gestanden hatte, ein Loch im Schlauchboot war. Dann schlug er im Wasser auf und begann, zu tauchen.

Kugeln drangen ins Wasser ein, zischten links und rechts an ihr vorbei und sie kam sich vor, als wäre sie tatsächlich in einem schlechten Film gefangen, in der Szene, in der Held und Heldin drohenden Maschinengewehrsalven durch abtauchen in einen Fluss oder einen See – oder in diesem Fall in den persischen Ozean – entgingen. Das Problem war – es war kein schlechter Film, es war – wenn überhaupt – eine schlechte Fanfiction und sie würde sich nicht so einfach davon abhalten lassen, nach der DRAGONFLY zu suchen. Nach all dem, was sie erlebt und über Funk mitgehört hatten, war dies das Einzige, was sie noch tun konnten. Schließlich hatten sie das Schiff tatsächlich gefunden, wie es, einem gigantischen Schatz gleich, im Meer lag. Die Salven hatten nach einigen Minuten aufgehört – also nahmen die Schützen wohl an, dass sie tot waren.
Sehr gut. Sie schwamm weiter, strebte der Tiefe entgegen, in der sie die DRAGONFLY gefunden hatten, wandte sich noch einmal zu Tony, um per Handzeichen die Strategie zu besprechen, als sie sah, dass er nicht da war. Sie drehte sich um – Tony driftete der Wasseroberfläche entgegen, schien leblos und getroffen.
Es war ihr nicht bewusst, dass ihre Beine schmerzten, als sie sie zum schnelleren Schwimmen in Bewegung setzte.

Ihr Kopf durchbrach die Wasseroberfläche, sie erreichte den leblosen Körper ihres Partners und tastete nach einem eventuell-vorhandenen Puls. Erleichtert stellte sie fest, dass er vorhanden war – zwar raste, aber vorhanden war.
„Komm schon, Tony.“, machte sie und atmete erleichtert aus, als seine Augenlider flatterten und er versuchte, wieder zu Bewusstsein zu kommen.Sie zerrte sich an Bord des Gummibootes, das einige Treffer eingesteckt hatte, aber dennoch erstaunlich schwimmtüchtig blieb, hievte den leblosen – und nun schwereren – Körper Tonys an Bord und nahm das Funkgerät. Jetzt ging es nicht mehr darum, Funkstille zu wahren oder einen Rückzug zu machen, hier ging es darum, ihren Partner in ein Krankenhaus zu schaffen.
„Alpha Pappa Bravo“, stieß sie hervor und dann, mit dem Hauch Hoffnungsschimmer in der Stimme: „McGee, kannst Du mich hören?“
Kurz drang nur statisches Rauschen aus dem Funkgerät und die attraktive Israeli merkte, wie ihr Herz immer schneller schlug. Hoffentlich war McGee noch rechtzeitig rausgekommen, hoffentlich war die Maschinengewehrgarbe, so er den Agenten denn getroffen hatte, nur ein Streifschuss gewesen. Auch um Gibbs und Tony machte sie sich sorgen. Von Gibbs hatte sie nichts gehört und Tony hatte gerade offenbar eine unheimliche Begegnung der dritten, vierten und fünften Art mit einer Kugel aus einem Maschinengewehr hinter sich.
Das Knacken im Funkgerät, Zeichen, dass jemand auf der anderen Seite den Rufknopf betätigt hatte, ließ Zivas Herz einen Sprung machen. McGee? Lebte er noch?
„Hier Gibbs.“, erklang die Stimme ihres Chefs aus der Leitung. Okay, nicht McGee, aber immerhin war Gibbs da. Das war ein gutes Zeichen.
„Gibbs!“, hauchte sie und hieb auf den Rufknopf des Funkgerätes. „Agent am Boden. Ich wiederhole, Agent am Boden. Tony ist verletzt, er wurde offenbar angeschossen.“
Stille am anderen Ende.
Einzig das Rauschen der Wellen drang an ihr Ohr, vermischte sich mit dem Rauschen des Funks.Wieso, wusste sie nicht, aber ihre Tränenkanäle nahmen wieder Arbeit auf und pumpten heiße Flüssigkeit aus den Augen.
„GIBBS!“; schrie sie ins Funkgerät, in der Hoffnung ihn zu erreichen.
 „Kannst Du mich hören? Melde dich, verdammt!“, fügte sie an den Schrei an und ließ eine Reihe hebräischer Flüche folgen.
Nicht auch noch er.
„Agent am Boden.“, hörte sie dann die Stimme von Leroy Jethro Gibbs – und sie bemerkte erst jetzt ein Zittern in selbiger, „Ich wiederhole: Agent am Boden. Tim…“
Sie hörte, wie er Luft holte und wusste schon, bevor er es sagte, was er sagen wollte: „Tim ist tot.“
Und dann – sehr viel sanfter und dennoch befehlender: „Rückzug, Ziva. Zieht euch zurück. Die Sache ist gelaufen. Ich verlasse mich auf dich. Komm nicht – ich wiederhole: komm NICHT zurück, um mich zu finden. Ich melde mich bei dir, wenn ich hier raus…“
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment ertönte ein „Wer sind sie?!“ aus dem Funkgerät – definitiv nicht von Gibbs gesprochen – gefolgt von Maschinengewehrsalven.

Wie mit einem Gummihammer getroffen, sackte Ziva David in sich zusammen. Sie ließ sich fallen, kam neben der Lenksäule des Gummimotorbootes zum Liegen, holte tief Luft und erlaubte sich – für ein paar Sekunden – Trauer und Wut zu spüren.
Dann – als sie das Dröhnen von Rotorblättern hörte, die sich näherten, richtete sich auf, griff sich DiNozzo, legte seine Arme über ihre Schultern und flüsterte ein leises: „Halt dich fest“ – ehe sie ins Wasser sprang.
Sie spürte, wie Tony genau das tat, wie er ihrer Bitte nachkam und schwamm auf die DRAGONFLY zu. Das war nun ihre Mission. Sie würde das Schiff betreten und sämtliche Instrumentarien nutzen um Gibbs und die Leiche von McGee zu finden. Ein Föderationsschiff hatte etliche Gerätschaften, die man heute noch als reine Spinnerei abtun würde – da würde sich doch sicherlich etwas finden.

Sie tauchte und tauchte, tauchte immer tiefer in die allumfassende Schwärze des Ozeans, bis sie an der silbern-schimmernden Hülle des Föderationsschiffes angekommen war.
‚Toll’, dachte sich die Agentin, ‚Wie komm ich da jetzt rein?’
Es half ja nichts – einen Blick auf ihre Sauerstoffanzeige werfend, stellte sie fest, dass sie noch für maximal 10 Minuten Luft hatte, also schwamm sie an der Hülle entlang. Es würde soch sicherlich eine Luftschleuse – oder sowas – geben. Davon war sie überzeugt und lächelte zufrieden, als sie nach einigen Minuten endlich eine solche gefunden hatte. Aus einer Eingabe heraus hob sie den mitgebrachten Tricorder, stellte überrascht fest, dass er funktionierte, und richtete ihn auf die Luftschleuse, die sich mit einem Geräusch, das wie ein „Blöööp“, klang, öffnete.

Die Kammer, die sich hinter der Luftschleuse auftat, beschwimmend – betretend klingt in diesem Zusammenhang nicht unbedingt logisch – schloss die Agentin das Schott wieder. Was nun? Erneut richtete sie den Tricorder aus, betätigte einen Knopf und augenblicklich wurde das Wasser aus der Schleuse gepumpt. Wieder festen Boden unter den Füßen habend, betrachtete Ziva den Tricorder und hoffte, dass die Luft atembar war. Aber sie hatte keine andere Wahl, nahm die Maske ab und atmete tief durch.

TBC


Kapitel 12.6

Als Daniel Jackson die Augen öffnete, stellte er fest, dass er entweder „blindfolded“ war, also eine Augenbinde trug und daher nichts sehen konnte oder sich in einem dunklen Raum befand. Wobei – das heftige Rumpeln und die gelegentlichen Schläge, die er gegen Rücken und Hinterkopf spürte, ließen ihn sehr an dieser Theorie zweifeln. Und als er versuchte, sich aufzurichten, wurde er von etwas festgehalten und so war ihm klar, wo er sich befand. Man hatte ihn, nachdem er bewusstlos geworden war, auf der Trage fixiert. Dies machte auch irgendwie Sinn, schließlich könnte er ansonsten vermutlich einfach fliehen. Und eine „Entführung“ – auch, wenn es im engeren Sinne keine wirkliche Entführung war – machte wenig Sinn, wenn der Mehr-oder-Weniger-Entführte nach geglückter Verschleppung einfach aufstand und sich dann mit einem markigen Sprüchlein á la „Machs gut, woll?“ oder auch „Machs gut, aber nicht zu oft!“ von seinem Häscher verabschiedete. Nein, nein, wenn man ihn tatsächlich von A) nach B) bringen wollte und dabei solche Unannehmlichkeiten für ihn und auch für sich selbst in Kauf nahm, dann hatte man definitiv vor, ihn etwas länger als Gast willkommen zu heißen.

Daniel konnte sich des Gedankens „Die tun heute auch wirklich alles, um Kunden abzuwerben“ nicht erwehren und wagte leise Zweifel an der tatsächlichen Identität seiner Häscherin. Felicity Cat? Eine Nachkommin von Cal und Agatha? Nun ja – es gab Zeichen, die darauf hindeuteten, etwa die Haare, die Sam Cal, dessen natürliche Haarfarbe ein dunkleres Blond – oder helleres Braun -  damals in einer Nacht- und Nebelaktion, als kleine Rache, in ein honigblond umgefärbt hatte und die der Captain während seiner ganzen Zeit im SGC danach in dieser Farbe ließ. Die Augen Felicitys waren eine faszinierende Mischung aus dem Braun des Captains und dem hypnotisierenden Grün, das Agatha ihr eigen nannte. Die Gesichtsform – beinahe katzenartig, wie auch sonst – könnte tatsächlich entstehen, wenn man die Gesichter von Cal und Agatha mischte, aber das wäre vermutlich nur bei Nachfahren erster Generation so. Aber – der Anthropologe würde ja bald herausfinden, was die Stunde geschlagen hatte. Er merkte, wie die Schläge der Huckelpiste, auf der der Wagen, in dem er lag, unterwegs war, aufhörten und der Krankenwagen –  wobei Daniel das Auto eher auf einen umgebauten Lieferwagen schätzte -  auf ein besseres Pflaster wechselte.
Dann hielt der Wagen an und Doktor Jackson beschloss, das zu tun, was ihm Jack damals, vor knapp 7 Jahren geraten hatte, als sie dieses Trainingscamp der Ausserirdischen gefunden hatten, die sich darauf vorbereiteten, als SG-Einheit die irdischen Teams zu infiltrieren.
„Ruhig Blut, Dannyboy.“, hörte er die raue, aber dennoch amüsierte Stimme Jacks beinahe neben sich, „Einfach nur tot stellen.“
Teal’Cs noch ruhigeres „In der Tat“ schoss ihm danach quasi automatisch durch den Kopf. Es war schon eine verdammt interessante Zeit gewesen, die er mit SG1 hatte verbringen dürfen. Nun hatte er ein paar Wochen Urlaub und fragte sich, was dann auf ihn wartete. Ein neues Team? Landry hatte ihm gesagt, dass er dem Opfer SG-1 zu ehren erst einmal darauf verzichten wollte, einem neuen Team dieses Signum zu verleihen. In welches SG-Team er nun kommen würde, wenn überhaupt, hatte ihn vor ein paar Tagen einfach nicht interessiert, aber nun, - um mal ein paar Worte von Schiller zu leihen und umzutexten – „festgezurret auf der Tragen“ hatte er beinahe das Gefühl, als beschäftige ihn nichts anderes. Er war blind und hatte keine Ahnung, wo er war. Was sonst sollte ihn da interessieren? Er konnte nichts anderes tun, als seinen Gedanken nachhängen.
„Du bist ein Dummkopf“, hörte er die sanfte Stimme Sams, die die Worte nicht in harschem, sondern in liebevollem Tonfall aussprach. Vor seinem inneren Auge sah er Sam, gekleidet in ein weißes Hemd und weiße Hosen – beides aus Baumwolle – die sie, wenn seine Frau real wäre, hier definitiv schwitzen lassen würde. Aber ihr Kleidungsstil erinnerte ihn an sich selbst – damals, als er ein Jahr lang ein Aufgestiegener war. Und irgendwie machte das sogar Sinn. Was war, wenn ein Antiker die Mitglieder jener schicksalhaften SG-Mission hatte aufsteigen lassen? Und wenn es jemand verdient hatte, dann waren es seine Freunde – wobei er sich nicht vorstellen konnte, dass Jack O’Neill in aller Ruhe diesen Zyklus, der zum Aufsteigen gehörte, durchziehen konnte. Er würde mindestens einmal in einem genervt-amüsierten Tonfall gefragt haben „Dauert’s noch lang?“ Und er konnte sich wirklich vorstellen, wie die Unterhaltung mit einem potentiellen Antiker und Jack verlaufen würde.
Der Antiker – eine Art „Vorstufe“ des Menschen, wie sie heute existieren, aber dennoch weiter entwickelt – würde, in seiner unendlichen Weisheit etwas sagen, das vermutlich nach einem Kalenderspruch klänge, sowas wie „Wenn du sofort erkennst, dass das Kerzenlicht Feuer ist, wurde das Mahl vor langer Zeit bereitet.“ Und er wusste, was die Antwort wäre, die Jack ihm gäbe: „Obwohl eine Kerze in meinem Haus brennt, ist niemand zu Hause.“ Daniel musste es wissen, er hatte diese Szenerie mit Jack schon einmal erlebt.

Dies war aber momentan unerheblich und es interessierte ihn nicht, ob Sam, die sich gerade sanft lächelnd über ihn beugte, tatsächlich eine Antikerin war oder nur ein „Figment of his imagination“ – also eine Ausgeburt der eigenen Fantasie. Er konnte mit ihr sprechen und sei es nur, dass sie nicht real war.
„Ich“, schluckte er, „Ich … es tut mir leid. Ich hätte da sein sollen, ich hätte…“
Sam legte einen Finger auf seine Lippen, lächelte ihm sanft und gütig zu und küsste ihn dann. Daniel schloss die Augen, war bereit sich dieser Vorstellung hinzugeben, als er merkte, dass sie sich zurückzog und ihn aus blauen Augen ernst anblickte.
„Deine Zeit ist noch nicht gekommen, Daniel.“, sagte sie und er konnte sehen, dass in ihren Augen nun auch Tränen zu schillern begannen, „Ich kann nicht zurück, aber ich konnte dich nicht einfach so zurücklassen, ohne wenigstens noch einmal ‚Auf Wiedersehen’ zu sagen.“
Das „Dafür hast Du dir aber auch sehr viel Zeit gelassen“ konnte sich Daniel nicht verkneifen – Sams Reaktion war eines ihrer berühmten 1000 Watt-Lächeln, das dieses Mal allerdings von Tränen verwässert wurde, obwohl sie bei dem nun folgenden „Ich weiß, Daniel“, tatsächlich amüsiert klang.

Dann brachen sich Tränen Bahn, in Sams Gesicht und auch in seinem. Sie schloss die Augen, wischte sich über ihr schönes Gesicht, schüttelte den Kopf und murmelte dann ein „Oh Gott, ich kann nicht glauben, dass ich wirklich hier bin.“
Das Geräusch, das von draußen kam, lenkte Daniel kurz ab, er warf einen schnellen Blick Richtung angedachter Seitentür des Wagens, in dem er lag, und als er wieder zu Sams Position blickte, war der blonde Engel Samantha Carter, verschwunden. Stattdessen bemerkte er, dass seine rechte Hand nicht mehr festgebunden war. Hatte er sich das tatsächlich nicht eingebildet? Irgendwie würde es ihn verwundern, wenn sich am Ende des Tages herausgestellt hätte, dass genau das geschehen war und er sich ihre Unterhaltung tatsächlich nur eingebildet hatte. Dafür war er zu sehr mit der Materie vertraut und wusste, dass diese Unterhaltungen zwischen ihr, Sam, und ihm, Daniel, vermutlich auf wenig Gegenliebe im Antiker-Kontinuum stießen.

Probehalber bewegte er seine Hand und wollte sich dann daran machen, seine andere Hand zu befreien, um sich besser bewegen zu können, als er die Geräusche, die er von draußen hörte, tatsächlich zuordnen konnte. Da fielen Schüsse.
Verdammt – wo hatte man ihn hingebracht?
„Die Flanke sichern!“; hörte er einen dumpfen Befehl, der von draußen, vor dem Wagen zu kommen schien, als jemand die Tür öffnete und in den Wagen blickte. Es war Felicity. Und da Daniel gerade dabei gewesen war, sich zu befreien, konnte er sich natürlich nicht totstellen, also beschränkte er sich auf ein freundliches Lächeln, legte den Kopf schief, blinzelte kurz und fragte: „Na, gibt’s Probleme?“
Felicity schloss die Tür, blickte Daniel an und sagte: „Wenn Sie sowieso nicht bewusstlos sind, können Sie mir eigentlich auch ein bischen Platz machen.“
Und als Daniel sich erhob, nahm die attraktive Frau neben ihm auf dem Bett platz, schaute ihn von oben bis unten an und nickte.
„So.“
Mehr nicht. Felicity sagte „So“ und wartete offenbar darauf, dass der Anthropologe antwortete. Dem Wunsche konnte entsprochen werden.
„So?“, echote der Anthropologe daher, blickte sie an und hob die Augenbrauen, „So, was nun?“
„Wir warten.“, erklärte die Frau, legte beide Hände auf ihre Beine und schaute erst ihn an, ehe sie der Umgebung gewahr wurde.
Sie zuckte mit den Schultern: „Ja, es ist nicht gerade das Ritz und auch keine Limosine.“
„Das ist noch untertrieben.“
Von draußen dröhnten immer mehr Gewehrschüsse, Befehle wurden gebellt, Todesschreie erklangen.
Daniel blickte zu ihr: „Wollen Sie nicht raus und den Wagen wegbringen?“
„Nein“; schüttelte sie den Kopf, „Der Wagen ist da, wo er hinsoll. Wir müssen nur noch ein bischen aufräumen.“
Was mochte das bedeuten? Irgendwie hatte Daniel das Gefühl, die Situation noch nicht ganz ausgestanden war. Er schluckte hart, als er von draußen erneut Maschinengewehrsalven hörte, wie Männer und Frauen getroffen aufschrien oder vor Schmerzen stöhnten.
Doch Felicity neben ihm blieb ruhig, etwas, das aus tiefstem Herzen beunruhigte. Warum? Das wusste er auch nicht, er hatte nur ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Und dann öffnete sich die Tür, durch die schon Felicity hereingekommen war und eine Frau schaute ihn an, überrascht aufatmend.
„Doktor Jackson!“, keuchte sie und schluckte, ehe sie sich an Felicity wandte: „Ma’am – wir sind soweit fertig.“
„Danke, Satterfield.“, erwiderte die Angesprochene, erhob sich, einer Prinzessin gleich und setzte sich in Bewegung, den Wagen zu verlassen. Dann wandte sie sich an Satterfield: „Bringen Sie Doktor Jackson doch bitte mit.“
„Ja, Ma’am.“
Damit begab sich die Soldatin in den Wagen, machte Daniels andere Fessel los und reichte ihm die Hand. Der Anthropologe schaute sie wie betäubt an. Er kannte Satterfield. Die hübsche Asiatin war damals Teil eines der ersten Teams gewesen, das sie durch die Fußangel-Simulation gejagt hatten, SG-1 und er.

Bei der Fußangel-Simulation handelte es sich um ein einfaches „Planspiel“, bei dem die Probanden das Stargate-Center einnehmen sollten, nachdem es angeblich von Goa’Uld übernommen worden war. In dieser speziellen Simulation, in der Satterfield dabei war, hatte er die Rolle des Evil Alien Overlords übernommen und wurde nicht nur von ihr betäubt, sondern auch vor einer etwaigen Explosion geschützt.
Und da fiel ihm etwas auf, was er in der Situation komplett verdrängt hatte. Das Maschinengewehrstakkato, das er gehört hatte, klang vertraut. Nicht terristrisch-vertraut, sondern wie auf einer seiner unzähligen Sternentorreisen gehört.
Satterfield hatte ihm gerade die Hand gereicht, dass er aussteigen konnte, als er einen lauten Knall hörte und sah, wie die Asiatin in sich zusammensackte. Schnell sprang er vor, fing sie auf, bevor sie mit dem Kopf gegen den Boden des Wagens schlagen konnte und setzte all seine Kraft ein, um die Frau in den Wagen zu zerren. Erneut gellten Schüsse auf, allerdings nicht von einem Maschinengewehr, sondern von einer Baretta.

Purer, lebensrettender Instinkt ergriff Besitz von Daniel, er griff nach der Waffe, die Satterfield bei sich hatte, bemühte sich gar nicht, auf das Magazin zu schauen, murmelte ein „Erst Sam und jetzt Satterfield“, warf sich aus dem Wagen, zielte auf das graue Schemen, das sich näherte und feuerte.

Die Kugeln drangen in die Brust des Mannes, der auf den Wagen zukam, erstaunt blickte er an sich herunter, sank in die Knie und dann gegen den Wagen. Sein Körper erschlaffte komplett und Daniel, der über die rauchende Mündung der Waffe blickte, merkte, wie ihm übel wurde.


„Wer sind Sie?!“
Leroy Jethro Gibbs wirbelte herum, als er die fremde Stimme hörte. Er sah einen der mysteriösen Männer in Schwarz im Türrahmen stehen, sah, wie er sein Maschinengewehr schussbereit machte und ließ sich fallen, als die Kugeln losflogen und Millimeter über ihm in den Lautsprecher des Funkgerätes einschlugen. Das schien der Apparat eher weniger zu mögen, machte seinem Unmut durch ein lautes, hochfrequentes Kreischen lautstark Luft. Der Mann vor ihm presste sich, mit einem lauten Schmerzensschrei, die Hände auf die Ohren, wobei er seine Maschinenpistole um seinen Hals baumeln ließ. Gibbs – der schon weitaus schlimmere Geräusche gehört hatte -  schüttelte kurz den Kopf, ignorierte das Klingeln in seinen Ohren, riss die Waffe hoch und feuerte. Der Mann ging getroffen zu Boden.
„Ich muss hier raus“, schoss es Gibbs durch den Kopf und im Nu machte er sich – wie von der Tarantel gestochen – auf den Weg, das Gebäude zu verlassen. Er sprintete, eilte zum nächsten möglichen Versteck und fand es hinter einem Ölfass. In der Hoffnung, dass es leer war, ließ er sich hinter selbigem nieder, streckte die Beine aus und griff nach seinem Handy.
Schnell wählte er die letzte, angerufene, Nummer an – Abby – und hoffte, dass sie schnell den Ruf entgennahm

Es tutete, tutete und tutete. Dann knackte es in der Leitung und die Stimme, die aus dem Telefon kam, ließ ihn die Stirn runzeln.
„Was haben Sie gemacht, Gibbs?“, raunte Leon Vance ins Telefon, „Ich habe Sie doch gebeten, die Sache diplomatisch zu lösen.“
Gibbs wusste nicht, woher der Gedanke kam, der sein Rückgrat hochkroch, aber er kam lauthals. Will der mich verarschen? , dachte er sich und schüttelte den Kopf. Das würde er nicht sagen.
Stattdessen beschränkte er sich auf ein knappes: „Code 3 vierzehn. Team unter Beschuss, zwei Agenten am Boden. Timothy McGee und Anthony D. DiNozzo Junior. Zustand des Letztgenannten unbekannt. Zustand des Erstgenannten: vermutlich tot. Ich empfehle eine Posthume Belobigung für ausserordentlichen Mut.“
„Diese Belobigung können Sie aussprechen, wenn Sie hier sind, Special Agent Gibbs“, erwiderte Vance, „Wir werden Sie abholen und nach DC bringen.“
Verdammt – das war zu einfach.
Vor allen Dingen würde ihn interessieren, wieso er plötzlich mitten in einem Kriegsgebiet steckte.
„Sagen Sie Abby, dass es eine Ehre war, mit ihr zu arbeiten. Ich werde hier nicht mehr rauskommen.“
Damit klappte er das Telefon zu, öffnete das Batteriefach, nahm die SIM-Karte aus dem Gerät, steckte sie ein, verfuhr ebenso mit der Speicherkarte, warf den Akku in die Eine und das Gerät selbst in die andere Richtung, ehe er den Kopf schüttelte.
„Ich kündige.“, sagte er – mehr zu sich selbst und wartete.

Während er so dasaß und nachdachte, fragte er sich, worauf er eigentlich wartete und die Antwort zeigte sich, als nach ein paar Minuten das Geräusch von Maschinengewehrsalven verstummte und dem Klang einer sich öffnenden Rollschiebetür platz machte, die irgendwo – nicht weit – hinter ihm, geöffnet wurde. Vorsichtig lugte er über das Fass hinweg und sah, wie eine Frau in einen Krankenwagen einstieg, der geparkt hatte.
Kurz atmete der Special Agent durch, als er hinter sich das Klacken einer sich entsichernden Maschinenpistole hörte.
„Wer sind Sie?“, erklang eine Stimme und Gibbs drehte sich langsam um. Der Mann, der ihn da bedrohte, mochte gerade einmal 20 sein und heute sein steinernes „Mach mich nicht an“-Gesicht zu tragen.
Gibbs schenkte ihm ein freundliches Lächeln, sagte „Hey“, ehe er die Waffe hob und abdrückte. Der Mann wurde getroffen und der Schuss hallte betäubend-laut über die weite Ebene.
Erneut kamen Soldaten aus ihren Verstecken, nahmen die Position von Gibbs unter Feuer und schossen sich ein. So langsam, aber sicher, stellte sich die Frage, wer diese Leute waren und warum sie so versessen darauf waren, sie alle zu töten.
Der Special Agent hob seine Pistole, zielte und feuerte. Sein Ziel, eine knapp 23 jährige, durchtrainierte, Blonde, seufzte schmerzerfüllt auf, sank dann in die Knie und fiel nach hinten. Gibbs riss die Waffe herum, feuerte auf einen weiteren Soldaten, der getroffen zu Boden ging und stellte in diesem Moment fest, dass das Magazin nicht leerer zu werden schien.
Erneut betrachtete er den rot-glühenden Kristall am Magazin, duckte sich unter einem Schlag eines muskulösen Soldaten hinweg und hieb ihm den Griff der Waffe gegen den Kopf, ehe er ihm einen Kinnhaken verpasste. Dann machte es in Gibbs Kopf „klick“ und all seine Wut brach sich bahn.

Er hatte das Gefühl, der letzte, noch stehende, Mann zu sein. Um ihn herum lagen Soldaten. „Nicht schlecht für einen alten Mann“, dachte er und warf sich in Deckung, als er eine Bewegung wahrnahm. Mit einer Nonchalance und der Nichtbeachtung der Toten um sie herum, trat eine attraktive Asiatin auf den Krankenwagen-Lieferwagen zu, den die andere Frau gerade eben betreten hatte. Es folgte ein fliegender Wechsel, denn die Frau, die gerade den Wagen betreten hatte, verließ ihn wieder und ging zu einem der Gebäude der Hafenanlage.
Gibbs blinzelte. Konnte es sich bei dieser Frau tatsächlich um die Frau, die Daniel Jackson gesucht hatte, handeln? Um „Felicity Jones“? Wenn ja – dann war sie mehr als nur eine gewöhnliche Grundschullehrerin.

„Felicity“ wandte sich um, rief der Asiatin zu, dass sie Doktor Jackson befreien sollte und verschwand dann in der Anlage.
Gibbs rechnete sich kurz seine Chancen aus, zur Asiatin zu kommen, sie daran zu hindern, mit Daniel in die Anlage zu gehen und kam zum Schluss, dass die Erfolgschancen nicht sehr groß waren. Er hob die Waffe, zielte haarscharf an ihr vorbei, sodass sie den Luftzug der Kugel spüren musste und drückte ab. Das würde ihm sicherlich Aufmerksamkeit verschaffen.
Dass die Kugel ihr Opfer dennoch traf, merkte er erst, als sie in sich zusammensackte.
„Verdammt“, fluchte Gibbs, „Ein Treffer in die Schulter.“
Plötzlich katapultierte sich ein Schemen aus dem Krankenwagen, war auf den Beinen und schoss, ohne zu zielen. Gibbs spürte, wie die Kugel in seine Brust eindrangen und krachte gegen den Wagen. Überraschung musste sich auf seinem Gesicht zeigen, als er nach unten sah und feststellte, dass er nicht blutete.
Die Frage „Wie ist das möglich?“, beschäftigte ihn, bis ihn eine erlösende Dunkelheit umfing.

Daniel Jackson keuchte, als er sah, wie Gibbs in sich zusammensackte. Schnell kontrollierte er die Waffe, mit der er geschossen hatte und atmete erleichtert auf. Der rote Kristall verriet ihm eine Menge. Es war ein…
Es war ein lauter Schuss, der in seinen Rücken eindrang und ihn nach vorne katapultierte. Er taumelte, sank gegen Satterfields Körper und konnte sich noch umdrehen. Er sah die verblüffte Felicity auf sich zueilen, die neben ihm in die Knie ging und ein „Entschuldigung, ich dachte, sie wären der Feind“ murmelte. Er lächelte ihr zu und nickte in Richtung ihrer Waffe.
Sie hob die Pistole an und sagte nur das eine Wort, ehe Dunkelheit ihn schluckte.
„Intar.“

TBC

CaptainCalvinCat:
Kapitel 13 Back in time

Kapitel 13.1

Ihre sanften Lippen berührten die seinigen.
Okay, das war definitiv einmal eine andere Art und Weise der Assimilation, das konnte der Captain nicht abstreiten Als sie ihn losließ, sank er zu Boden, hörte, wie die Nanosonden durch seinen Körper eilten, spürte, wie die ersten Implantate entstanden, warete darauf, dass einer dieser sinnlosen Laserpointer aus seiner Schläfe brechen würde und…

Stockte als nichts dergleichen passierte.

Er blinzelte, richtete sich auf und schaute zu Agatha-Borg, die…
„Ich glaube, ich spinne.“, murmelte der Captain, als er sah, dass Agatha genau so wenig Borg war, wie Aladdin, Jasmin, Razul oder die Wächter, die ihn alle ein wenig mißtrauisch anblickten.
Den Kopf schieflegend trat der Captain auf Agatha zu, blinzelte und fragte: „Was ist hier los?“
Lächelnd trat die XO auf ihn zu, nahm ihn in die Arme und küsste ihn nochmal, ehe sie ein „Das will ich dir gerne erzählen“ wisperte.

Und erneut stellen wir bei der Lektüre der nun folgenden Zeilen fest, dass diese Szenerie visuell vermutlich verdammt vielversprechend und interessant gewirkt hätte – aber niedergeschrieben verliert sie doch an Imposanz. Denn die Szenerie lässt sich mit einem einzigen Satz beschreiben: Nun spulen wir zurück – dorthin, wo das Borgschiff aufgetaucht war.

Agatha Silverbird, momentaner Codename „Prinzessin Song“, trat auf den Balkon, hörte wie Genie und Aladdin sich über die Quelle des merkwürdig-viereckigen Schattens unterhielten.
„Ja“, meldete sich nun der Flaschengeist Genie zu Wort, „Aber was wirft einen so präzisen Schatten. Ich meine – schau mal – ganz Agrabah ist in Dunkelheit gehüllt.“
„In einem sehr quadratischen Schatten.“, stellte nun Cal neben ihm fest, ehe er nachdenklich einen Blick gen Sonne warf und sein Gesicht vor der Helligkeit abschirmte.
Agatha merkte, wie ihr kalt wurde. Ein quadratischer Schatten? Dazu musste sie noch nicht einmal großartig grübeln – es konnte nur ein Borgschiff sein. Verdammt, wie kamen sie hierher?
Die kleine optische Darbietung von Genie und Eden interessierte die XO in diesem Moment nicht, zwar registrierte sie sie und fand sie ganz nett und sympathisch, doch keiner von den Temporaleinheimischen wusste, dass soch dort eine große Bedrohung näherte.

Sie wusste es – und sie brauchte nur eine Jahreszahl und einen einzigen Ort, um die Gefährlichkeit dieser Wesen zu beweisen.
Das Jahr wäre 2367 – der Ort: Wolf 359, eine der wohl schrecklichsten Schlachten, die zwischen Föderation und neuem Feind geschlagen wurde. Sie selbst – ein 2354er Baujahr – hatte im Alter von 13 Jahren ihren Cousin verloren, der auf der Saratoga seinen Job gemacht hatte. Dazu kam noch die eigene Assimilation bei Ret’Tang und die Unfähigkeit, die Assimilation Cals zu verhindern, wobei er daran ja nun wirklich mehr selbst Schuld hatte, als jeder andere.

„Was wirft einen quadratischen Schatten?“, riss Jasmins samtene Stimme die XO aus ihren Gedanken, bevor Cal mit seinem Satz „Oh nein, kein Quadrat“ die Theorie des Genie zerstörte. Dann deutete er gen Sonne, aus der ein gigantisches Objekt auf Agrabah Kurs nahm – und schrumpfte.
„Ein Würfel – ich glaubs nicht.“, schluckte neben ihr Cal und Agatha wandte sich ihm zu, schaute dann nochmal zu dem Objekt, das immer noch näherkam, immer noch schrumpfte und schließlich nur noch eine geschätzte Größe von 2 mal 2 Zentimetern hatte. Die Oberflächenstruktur des Objektes veränderte sich. Es wurde silbern, reflektierte das Licht, allerdings nicht als gebündelten Strahl, sondern als Myriaden von Lichtpunkten, die hypnotisierende Reflexe warfen. Agatha fand sich selbst fasziniert von diesem Ding, das sie einfach nicht begreifen konnte. Es war, als handelte es sich hierbei um eine Diskokugel, die allerdings quadratisch und platt war, aber dennoch Reflexe in unterschiedliche Richtungen warf. Sie spürte, wie ein Lichtstrahl auf ihren Bauch fiel – fühlte, wie dieser Lichtstrahl ein unglaublich gutes Gefühl verbreitete, so als wärmte er sie und als er nach oben wanderte, tat es auch das Gefühl der Wärme. Es krabbelte über ihren Körper, den Hals, Lippen, Nase und blieb schließlich an der Stirn stehen.
Sie fühlte sich müde, unendlich müde. Bleischwere Lider glitten nach unten und sie hatte das Gefühl, als würde sie gleich fallen – aber sie blieb aufrecht stehen.

Wie das wohl von aussen aussehen mochte? Vermutlich, als sei sie betrunken und würde von einer unsichtbaren Macht daran gehindert, umzukippen, als wäre sie erschlafft, nahezu knochenlos und würde doch schweben. Dann riss sie die Augen auf. Irgendwas stimmte nicht – sie merkte, wie etwas über ihren Körper gebieten wollte, wie etwas sie benutzen wollte um … irgendetwas zu tun.
Nein, sie würde sich nicht so einfach übernehmen lassen.
Jede Unze Willensstärke, die sie auftreiben konnte, wandte sie gegen diesen Eindringling in ihrem Körper auf, biss die Zähne aufeinander.
„Mich“, brachte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „kriegst Du nicht!“
Und dann war ihr „Gast“ weg. Wurde – wie von einer Art Traktorstrahl – aus ihr herausgezogen. Ihr Körper gab nach, fiel zu Boden und sie brauchte mehrere Sekunden, ehe sie wieder vollständigen Besitz über ihre Gliedmaßen hatte. Sie richtete sich auf, sah, dass Theti, Papyrus, Aladdin, Jasmin und Razul sich ebenfalls aufrichteten und konnte sich der Vermutung nicht erwehren, dass ihnen genau das selbe passiert war, wie ihr.
Sie wandte sich an den Captain: „Nun Doktor…“
Doch weiter kam sie nicht.
Ihr Freund richtete sich nicht auf. Stattdessen wurde er in ein Licht getaucht, hob beide Hände schützend vor sein Gesicht, schrie… und plötzlich war alles vorbei.
Er sank zu Boden, keuchte und blickte zu Agatha.
„Was…“, brachte er hervor, ehe er sein Gesicht schmerzvoll verzog und sein Körper in Zuckungen verfiel. Die Hände des Captains öffneten und schlossen sich krampfartig.
Agatha merkte, wie die Angst ihr Herz umklammerte und wie sie mit sich ringen musste, etwas zu sagen. Dann aber war ihre Stimme wieder da.
„Kämpf dagegen an!“, schrie sie, wobei ihr Tonfall weniger flehend, sonder mehr befehlend war. Wo kam man denn auch hin, wenn sich hier jeder einfach so einer Übernahme durch Ausserirdische ergab?
Sie richtete ihre Augen auf Cal und merkte, wie ihre Wut und ihre Authorität aus ihr hervorbrachen: „Prinz DOKTOR! Du wirst Dich gefälligst zusammenreißen und dich diesem Einfluss nicht ergeben, hast Du verstanden?!“

„NEIN!“, kam es aus der Captainskehle, aber irgendwie wirkte Cal weniger trotzig, sondern mehr ängstlich. Er sprang auf die Beine und begab sich in eine Verteidigungshaltung, die er und sie und Jill oft geübt hatten. Der Captain riss die Augen auf – und Agatha erschrak. Das war nicht der Gesichtsausdruck, den Cal hatte. Stattdessen hatten Gesicht und Körperhaltung eine merkwürdige – sogar angsteinflößende – Dissonanz. Sprach die Körperhaltung Bände – nämlich, dass, sollte jemand auf die Idee kommen, ihn körperlich angreifen zu wollen, er mit diesem Jemand den Boden aufwischen würde – traf dies auch auf den Gesichtsausdruck zu. Es war, als wollte er sagen „Ich bin gerade in der Mittagspause“ -  und Agatha hatte das Gefühl, dass dies sogar zutraf. Was auch immer sie hatte zu übernehmen versucht, hatte beim Captain Erfolg gehabt.

Razul trat einen Schritt auf den Offizier zu.
„VORSICHT!“, schrie Agatha, „Er steht unter irgend einem Zauber und ist gerade sehr gefährlich.“
Auch Razuls Gesichtsausdruck war eindeutig: Eindeutiger Unglaube.
„Er und gefährlich? Das halbe Hemd hat gegen mich keine Chance.“, sprachs und trat auf den Captain zu. Seine Hand griff nach dem Schwert, das er bei sich trug und er lächelte: „Komm schon, Prinz Doktor. Gib mir nur einen Grund.“
Die Antwort des Captains bestand aus einem gezielten Tritt dorthin, wo es bei einem Mann am Schmerzhaftesten ist, dann rollte er sich über seine Schulter ab und kam vor Agatha zum Stehen.
„Cal, bitte!“, sagte sie und legte eine Hand auf seine Schulter, „Bitte, komm zurück.“
„NEIN!“, schrie der Captain, aber erneut so, als wäre es kein Ausserirdischer, der in ihm wäre, sondern eher so, als habe sie in seinen Ohren etwas vollkommen Anderes gesagt.

Etwas vollkommen anderes? Borgschiffe?
Agatha überlegte kurz, ließ beide Gedanken parallel nebeneinander laufen und blickte den Captain entsetzt an.
Oh gott. Dachte er etwa gerade…
„Cal… Doktor!“, verbesserte Agatha sich schnell, schaute ihren Geliebten an und atmete tief durch: „Ich bin immernoch ich. Wir sind nicht verflucht. Komm zurück!“
„Widerstand ist zwecklos?“; lächelte der Captain mit abgehaktem Atem, als hyperventiliere er. Hektisch blickte er sich um: „Das wollen wir doch mal sehen!“
Damit stieß er sie von sich.
Agatha taumelte ein paar Schritte und stellte erstaunt fest, wieviel Kraft dem Körper des Captains doch innewohnte – vermutlich lag es daran, dass er gerade dachte, dass jeder, ausser ihm, ein Borg sei und er nun fliehen müsste.

“Prinz Doktor.”
Die Stimme Jasmins war sanft und freundlich, aber Agatha hatte das Gefühl, dass sie im Zweifelsfalle die Beine, die in der Pluderhose steckten, einsetzen würde um entweder davon zu laufen oder aber…
„Prinzessin“, brachte Cal keuchend hervor, „ich schlage eigentlich keine Frauen – wenn Sie mich loslassen würden, wäre ich Ihnen sehr verbunden.“
„JASMIN!“, schrie Agatha, „GEH…“
Weiter kam sie nicht, da Cal der hübschen Oriantalin in diesem Moment den Ellbogen in die ungeschützte Magengrube rammte.
Jasmin tat einen Schmerzensschrei aus, taumelte zu Boden, hielt sich den Magen und Agatha hoffte, dass sie ihre Bauchdecke angespannt hatte, ansonsten würde es zu unschönen Komplikationen kommen. Und dann erstarrte sie. Der Captain trat auf Jasmin zu – verdammt, was hatte er vor? Ihre Hand war schneller an ihrem Phaser, als sie es sich gewahr wurde, hatte die Waffe gezogen und auf den Captain gerichtet. Eine falsche Bewegung und sie würde ihn in das Reich der Träume schicken, in dem Cals Geist vermutlich gerade schon war. Doch Cal ging vor der Prinzessin in die Knie, blickte sie an und sagte einen Satz, der sie verblüffte.
 „Prinzessin, sind Sie da?“
Agatha hob beide Augenbrauen. Das klang nicht nach der fremden Entität, die gerade mit Cal Spielchen spielte, das war ihr Captain.
„Prinz Dok…tor.“, keuchte Jasmin. Die XO der DRAGONFLY schluckte hart und sie erinnerte sich an einen Bericht, den sie von Kirk gelesen hatte. Damals – oder besser gesagt: in ferner Zukunft – hatte etwas Gary Mitchell und Dr. Elizabeth Dehner so verändert, dass sie zu einer Art „Supermenschen“ würden. Kirks Antwort auf dieses Problem bestand darin, das zu tun, was Kirk am Besten tat, wenn er nicht gerade mit Frauen flirtete – er schlug auf den Supermenschen Mitchell ein und setzte dann auf den Einsatz von Phasergewehrähnlichem schweren Gerät. Dies sorgte dafür, dass Mitchell kurz aus seinem „Zustand“ gerissen wurde… aber eben nur kurz.
Sollte es hier so ähnlich sein? Sollte Cal tatsächlich einen kurzen Moment der Klarheit haben?


Die Schmerzen im Bauch waren kurzzeitig wirklich unerträglich gewesen und Jasmin hatte kurz das Gefühl gehabt, das Bewusstsein zu verlieren. Aber sie kämpfte gegen die Nebelschwaden, die nach ihrem Wachzustand tasteten an. Als der Prinz dann vor ihr in die Knie ging und eher wieder wie der Prinz, den sie kennengelernt hatte, wirkte, als wie ein wütender Berserker, hatte sie momentan dennoch nur die Option, seinen Namen zu wiederholen und zu versuchen, ihm beizustehen. Sie fokussierte ihren Blick auf die braunen Augen ihres Gegenübers, versuchte ihm zu vermitteln „Ja, ich bin hier – ich kann dir helfen!“ – als sie Prinzessin Songs Stimme hörte.
 „Sagen dass er derjenige ist, der übernommen wird – nicht wir!“, schrie die Hoheit.
Ein Lächeln erschien auf den Lippen des Prinzen, ein ehrlich gemeintes, beinahe beruhigtes Lächeln: „Sie sind noch irgendwo da drinnen?“,
Erneut versuchte Jasmin, jede Unze an Willensstärke in sich zu mobilisieren und sie in diesen „Ich helf dir“-Blick zu leiten, als sie merkte, dass seine Augen sich veränderten. Nicht dramatisch, aber leicht nuanciert. Das Braun wurde kurzzeitig ein bischen heller.
Verdammt. Vielleicht musste sie…
 „Prinz Doktor,“, schrie sie, „es ist nötig, dass Sie mir jetzt ganz genau zuhören. Sie sind…“
Dann war der Prinz weg. Der Gesichtsausdruck änderte sich, Sorge und Mitgefühl verschwanden, die Augen wurden heller, beinahe Silbern.
Verdammt.
Direkt vor ihren Augen verwandelte sich der Mann in eine Art Monster – und sie war nur wenige Zentimeter von ihm entfernt. Sie war in guter Distanz, um sein erstes Opfer abzugebn.
„NICHT!“, schrie sie, was den Prinzen zu einem lauten „WHOA“-Ausruf brachte. Er schien sich aus ihrer Gefahrenzone begeben zu wollen und tauchte neben Papyrus auf, der nach seinem Schwert griff.

Agatha hob beschwörend beide Hände.
„Papyrus!“, rief sie ihm zu, „Was auch immer Du tust, reize ihn nicht.“
Der Ägypter warf ihr einen Blick zu: „Keine Sorge, Prinzessin. Ich werde ihn nicht angreifen – aber ich werde ihn auch nicht entkommen lassen.“
Cal betrachtete Papyrus kurz und zuckte mit den Schultern: „Tut mir leid, Papyrus von Borg – aber ich will nicht assimiliert werden.“
Die XO schluckte, als sie sah, wie der Captain den Ägypter mit einem präzisen Schlag – wie in der Kampfausbildung gelernt – dessen Ziel dieser spezifische Punkt am Kinn war, von den Beinen holte.
Verdammt – das war ein Albtraum. Von den Auswirkungen auf Zeitlinie und eventuelle politische Bande ganz abgesehen – ein fremdes Wesen hatte den Captain übernommen und ließ ihn gerade Amoklaufen, im Gedanken, alle um ihn herum, wären Borg.. Erneut zog sie ihren Phaser, stellte ihn auf Betäubung und richtete ihn auf Cal aus.
Doch offenbar schien der Captain eine ähnliche Strategie zu verfolgen, hob seine Waffe, richtete sie auf Jasmin und Aladdin.
 „Entschuldigung.“, keuchte er, „Ich wäre gerne euer Freund.“
Agathas lautes „NEIN!“ erreichte ihn nicht mehr – Cals Finger hatte den Abzug durchgedrückt und das arabische Prinzenpaar war mit einem Seufzen in Ohnmacht gefallen.
„DOKTOR!“, rief sie, als sie merkte, dass sie so ziemlich allein war, ehe der Captain herumwirbelte und noch einen betäubenden Schuss auf Theti abgab. Die XO seufzte, schüttelte den Kopf und richtete die Waffe wieder auf den Captain.
„CAL!“
Nun, da alle, die nicht mehr wissen durften, wer die beiden waren, ohnmächtig darniederlagen, brauchte sie auch nicht mehr darauf zu achten, wie sie den Captain ansprach. Und mit Genie und Eden konnte sie im Zweifelsfall fertig werden.

„CAPTAIN CALVIN CAT, SIE KOMMEN JETZT ZU SICH! DAS IST EIN BEFEHL! “, schrie die XO. Und es schien zu wirken. Der Captain blieb stehen und schaute sie an.
„Ja“, schoss es Agatha durch den Kopf, „so ist es gut. Nur noch ein bischen. Lass den Phaser fallen, lass mich dich triggern und dann überlegen wir uns, wie wir dich aus diesem Zustand bekommen.“
Doch ein Blick in seine Augen, aus denen sie irgendwas Fremdes anstarrte, versicherte ihr, dass es nicht so einfach werden würde. Besonders nicht, als der Captain plötzlich auf den Boden richtete und feuerte.
Die Waffe ließ eine Staubwolke vor ihr erscheinen – eine Wolke aus heißem Gestein. Agatha riss ihre Arme hoch, spürte wie die Hitze sie umhüllte und dann wieder freigab. Sie atmete tief durch. Verdammt – sie musste etwas tun.
 „Vergib mir, Gathy-Chan.“, hauchte der Captain, „ich bin bald wieder da. Kämpf solange gegen die Programmierung – ich weiß, du kannst es.“
Damit wirbelte er herum und eilte los, die Treppe zum Palastgarten herunter.
Agatha blickte ihm hinterher.
„Du verdammter Idiot“, murmelte sie, „nicht ich bin die Programmierte.“
Damit wandte sie sich um, eilte zu Jasmin, um sie zu wecken. Genie tauchte neben ihr auf: „Ich glaube, wir sollten dringend reden.“
„Stimmt“, nickte die XO, „aber nicht jetzt. Vielleicht könntest Du Cal verfolgen?“
„Wird gemacht“, salutierte der Flaschengeist, metamorphierte in einen Polizeihelikopter – woher hatte er diese Tricks eigentlich? – und flog los.
Kurz blickte die XO ihm hinterher und wandte sich dann wieder der bewusstlosen Frau vor ihr zu. Sanft tastete sie nach ihrem Puls und stellte fest, dass er schon wieder relativ kräftig war – also hatte Cal nur eine leichte Einstellung verwendet. Das war beruhigend.
Mit einem leisen „Anhhh“ öffnete Jasmin ihre hübschen Augen und blickte Agatha verblüfft an.
Sich aufrichtend, ließ sie die XO jedoch nicht aus den Augen.
„Prinzessin Song, wir müssen uns dringend über ihren Mann unterhalten.“
Agatha grinste und stand ebenfalls auf. „Sagen Sie mir was Neues. Aber wir unterhalten uns darüber.“
Und dann, mit den Worten „Meine Hand drauf“, reichte sie der Prinzessin eben selbige.

Zum vierzigsten Mal: To be continued. ^^

 
Kapitel 13.2

Er wusste nicht, welche Magie der Prinz gegen ihn eingesetzt hatte, er wusste nur, dass sie ihm nicht gut bekam. Als Aladdin die Augen öffnete, musste er sie instinktiv gegen den Himmel abschirmen, der gerade viel zu hell und viel zu blau seine Augen malträtierte. Die Unmutsbekundungen, die Razul neben ihm von sich gab, konnte er auch durchaus verstehen, schließlich hatte Prinz Doktor ihm mit voller Wucht dorthin getreten, wo es nicht nur Razul am Meisten wehtat. Und obwohl die Augenlider mit zwei besonders schweren Bienenstöcken behangen zu sein schienen und obwohl in seinem Kopf vermutlich die mietberechtigten Parteien dieser Bienenstöcke hausten, summten und brummten, hatte er das Gefühl, dass er aufstehen musste. Also rappelte er sich in die Sitzende, sah wie Jasmin und Prinzessin Song sich die Hand reichten und fragte sich, welchen staatstechnisch hochgradig-wichtigen Pakt die beiden da gerade abgeschlossen hatten – aber effektiv war es ihm eigentlich egal. Den Staatsmann musste er früher oder später sowieso geben, momentan befand er sich mehr oder weniger in der Ausbildung, da musste er die gehobenen Feinheiten der diplomatischen Geflechte noch nicht ganz herausarbeiten.
Er richtete sich nun komplett auf und stellte fest, dass die Kopfschmerzen sich verflüchtigt hatten. Kurz streckte er sich und nickte dann Jasmin und Agatha zu: „Ich werde dann mal unseren Prinzen einfangen.“
Sprachs, wandte sich um und wollte losrennen, als er die Hände Prinzessin Songs spürte, die seinen Oberarm ergriffen.
„Halt!“, sagte sie und er drehte sich verblüfft um.
Prinzessin Song räusperte sich, dann blickte sie erst ihn und dann Jasmin an: „Wenn ihr einen guten Tipp wollt – jagt ihn nicht. Momentan ist er zu allem fähig und ihr habt gesehen, welche magischen Spielchen er drauf hat. Und wer auch immer ihn da gerade in seinen Bann geschlagen hat, versteht es offenbar sein Kampftraining abzurufen und auf 11 zu stellen. Das heißt – momentan ist mit dem Mann kein Verhandeln, kein Reden, nicht einmal ein ‚Keine Bewegung, stehen bleiben’. Seine Antwort wird ein Schuss Magie sein und seine Gegner werden schlafen.“
Jasmin schaute die Prinzessin mit einem sorgevollen Blick an: „Und wie fangen wir ihn dann?“

In der Tat, das war eine gute Frage. Agatha hatte keine Ahnung, wie man das nun am Besten anstellen konnte. Ihren Cal konnte sie manipulieren, wenn sie wollte, aber dieses Wesen, das sich des Captains bemächtigt hatte und nun für Chaos sorgte, das war etwas, mit dem sie erst einmal klar kommen musste. Zwar hatte sie, seit sie davon gesprochen hatte, dass Cal im Bann einer anderen Person stand, eine ungefähre Ahnung, wie sie diesen Zustand beenden könne, aber alles Andere – das konnte sie eigentlich nicht beeinflussen, nur hoffen. Sie konnte nur hoffen, dass noch genug Cal im Captain war, um wenigstens ein bischen vorhersehbar zu agieren. Sie trat an die Brüstung des Balkons, was ihr einen Blick auf den großen Garten unter ihr ermöglichte und sah, wie ein Wachmann, mit einer Armbrust bewaffnet, auf eine Person zielte und dann von einer Phaserentladung getroffen wurde. Zumindest hatten sie Cals Position schon einmal, das war doch was.
Und wie es für gut auf einander eingespielte Wachleute so üblich ist, hatten sie in genau dem Moment ihre Armbrust gezogen, als der erste Wachmann bewusstlos zu Boden ging, nahmen Ziel und feuerten. Pfeile flogen auf einen Punkt, einige hundert Meter unter ihr zu und Agatha schüttelte den Kopf. Das war so typisch Cal – sich immer gleich mit jedem anlegen.
Das plötzlich vor ihr stattfindende Auftauchen Genies, in der Gestalt eines Hubschraubers aus der Eurocopter-Serie, überraschte sie jetzt weniger, auch nicht, als der Hubschrauberflaschengeist mit einem leichten Lispeln in der Stimme „Hier ist AK-1, haben Verdächtigen gesichtet, Rubelli, mach die Impulskanone scharf!“ von sich gab. Und die neben Heli-Genie auftauchende Eden, welche die Gestalt eines Apache-Hubschraubers angenommen hatte und die auf Genies Sermon mit einem „Hier ist Blue Thunder“ antwortete, war auch nichts wirklich Verblüffendes. Wohl aber, dass Cal – einige Meter unter ihr – ein lautes „WOOHOOO!“ ausstieß und dann eine Querfeldeinrunde hinlegte, die einen Parcours-Künstler neidisch gemacht hätte.
Und er rannte genau auf Hakim zu, den schmachthannes-igen Untergebenen von Razul, der sein Schwert erhob und ein „Hey, sie können hier nicht raus“ von sich gab. Gut, er wollte „Hey, sie können hier nicht raus“ sagen, kam aber nur bis zum „Hey, Sie können…“ ehe ein Phaserstrahl aus der Waffe des Captains ihn abrupt und effektiv – und aus verständlichen Gründen – am Weitersprechen hinderte.
Agatha seufzte, hob ihre Waffe, stellte sie auf volle Stärke und gab einen Schuss neben Cal ab. Wie kalkuliert spritzte der Boden neben ihm auf, was den Captain zum Stoppen und in ihre Richtung wirbeln, nötigte.
Schnell stellte die XO ihre Waffe wieder auf Betäubung, ehe sie wieder auf den Captain anlegte.
„Cal, komm zurück!“, rief sie, „Wir tun dir doch nichts.“
„Ich schon.“, murmelte Razul neben ihr, was ihm ein „Razul, STILL“ und einen bösen Blick von Jasmin eintrug. Dann wandte sich die Prinzessin an Agatha: „Meinst Du wirklich, er kann dich hören?“
„ Hören schon.“, sagte die XO, „Wie es mit verstehen aussieht, das ist eine vollkommen andere Sachlage.“
Sie ließ ihren Tricorder aufklappen, richtete ihn auf Cals Phaser und betätigte eine Taste, welche es ihr ermöglichte, sich in die Waffe zu hacken und sie zu deaktivieren.
„Cal!“, rief sie, „Ergib dich!“
„Sie versprechen mir eine schmerzlose Assimilation?“, rief der Captain.
Agatha schluckte. ‚Also doch’, schoss es ihr durch den Kopf, ‚genau, wie ich es mir gedacht habe. Er denkt, dass wir Borg sind.’
Langsam nickte die XO und dies schien Cal dazu zu bringen, zu überlegen, ehe er etwas murmelte, die Waffe hob und sie auf Agatha richtete.
Kurz zuckte die rothaarige erste Offizierin zusammen, atmete dann erleichtert aus, als nichts geschah und schüttelte den Kopf, als Cal den Phaser fallen ließ und sich, mit hinter den Händen verschränktem Kopf, hinkniete.
„Sorry, Cal“, murmelte Agatha, zielte und schoss.

Das Kollabieren des Prinzen Doktor ließ Jasmin schnell zu River blicken.
„Warum haben Sie das getan? Er hatte sich doch ergeben?“, verlangte sie zu wissen. Die Prinzessin steckte ihre „Waffe“ wieder weg, blickte Jasmin aus ihren unendlich grünen Augen, in denen eine kleine Träne funkelte, an und zuckte mit den Schultern: „Es gibt Situationen, in denen sind solche Handlungen notwendig.“
Sie lächelte ihr zu, legte ihr die Hand auf die Schulter und sagte: „Es tut mir leid, falls wir eure Allianz mit Theben torpediert haben sollten.“
Damit trat sie an ihr vorbei und machte sich langsamen, gemessenen Schrittes auf den Weg zum Prinzen.
Jasmin blickte ihr kurz hinterher und wandte sich dann an Aladdin.
„Verstehst Du das?“, fragte der frühere Straßenjunge.
„Ja“, nickte sie, „Ich glaube, es liegt daran, dass sie sich nicht sicher sein kann, dass er seine Magie nicht doch noch gegen sie verwendet - so wie Razul sich bei unserem Erwachen vor ein paar Stunden nicht sicher sein konnte, dass wir ihn nicht doch angreifen.“
Damit blickte sie der Prinzessin erneut hinterher und schüttelte den Kopf: „Es ist diese verdammte Morgana, die uns zwingt, so etwas zu tun. Ich weiß einfach, dass uns die Beiden nie ohne einen bestimmten Grund angreifen würden – also Doktor und River.“
„Und wenn“, meldete sich nun Razul zu Wort, „beide nur glauben einen guten Grund zu haben?“
„Willst Du mein Wort anzweifeln, Razul?“, fragte die Prinzessin und der Wächter hob abwehrend beide Hände: „Nein, das würde ich mir nie herausnehmen.“
Jasmin trat auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Warum nicht? Es gibt Momente, in denen irrt man sich.“
„Dies zu bemerken, ist nicht meine Aufgabe, Prinzessin.“
„Du bist ein guter Hauptmann der Wachen.“, lächelte Jasmin, „Du machst eine gute Aufgabe. Aber, wenn Du meinst, dass Dir etwas merkwürdig vorkommt, sage es uns.“
Damit zwinkerte sie ihm zu, wandte sich ab und ging zu Theti und Papyrus. Letzterer rappelte sich gerade wieder auf.
„Zwei mal niedergeschlagen innerhalb nur eines Tages“, murmelte er und schüttelte den Kopf, ehe er das Kinn bewegte.
Jasmin ging neben ihm in die Knie: „Ich hoffe, es geht dir gut?“
„Jaja“, nickte der Schwertträger, richtete sich auf und blickte zu Theti, die mit den Schultern zuckte: „Und zwei mal innerhalb eines Tages schlägt jemand zu, der wie Seth ist und unsere Freunde gegeneinander aufhetzt.“
„Das heißt“, fragte Jasmin, „ihr macht weder Prinz Doktor, noch uns, für dieses Chaos verantwortlich?“
Theti schüttelte den Kopf: „Nein, wie kommst Du jetzt darauf? Wir haben ja vorher auch niemals anstalten gemacht, die Schuld bei euch zu suchen. Ihr könnt nichts dafür, ihr seid, genau wie wir anderen auch, Opfer der Umstände.“
„Dann sollten wir dass Prinzessin Song auch sagen.“, lächelte Jasmin und richtete sich auf, „Sie ist auf dem Weg zum Doktor.“

Agatha hatte in den letzten Wochen nie wirklich Gelegenheit gehabt, etwas festzustellen. Normalerweise war ihr Freund immer ein Feuerwerk der guten Laune – wenn auch Meister der miesesten Wortwitze – und hatte immer ein Lächeln auf den Lippen. Doch jetzt, wo er betäubt da lag, neben sich einen Phaser und das Gesicht, durch seine Bewusstlosigkeit, glatt, ohne Lächeln, sondern mit steinern-ernster Miene, fiel ihr auf, dass ihm diese ernsten Momente auch sehr gut zu Gesicht standen. Zwar mochte sie ihren „Happy-Cal“, aber dieser Anblick gefiel ihr ebenso. Langsam ging sie neben ihm in die Knie, ihre nackten Beine wurden kurz vom kühlen Gras gepiekst, dann spührte sie die Kühle der Vegetation und schüttelte den Kopf.
„Oh Cal“, murmelte sie, „Wir haben uns viel zu tief hineingeritten.“
Sanft beugte sie sich vor, streichelte sanft über seine Wange und küsste sie, ehe sie sich wieder aufrichtete: „Ich hätte es uns gar nicht erlauben sollen, es uns hier gemütlich zu machen, aber – es war einfach eine zu große Versuchung. Aber – sobald Du zu Dir kommst, reisen wir ab.“
„Wo wollt ihr hin?“, fragte plötzlich die Stimme von Jasmin. Agatha fuhr hoch und blickte die Prinzessin an: „Es – es tut mir leid. Wir hätten früher abreisen sollen. Wir haben zu viele diplomatische Zwischenfälle verursacht, wir…“
Und plötzlich fand sich die 25 Jährige XO von der rund sieben Jahre jüngeren Prinzessin umarmt.
Wo kam das denn her? Sie wusste es nicht, sie wusste nur, dass die nächsten Worte ihr Herz schneller schlagen ließen.
„Ihr habt nichts verursacht – Theti und Papyrus sind auf euch gar nicht wütend. Wie kommst Du überhaupt auf die Idee?“
„Nunja“, murmelte Agatha, als sie sich wieder aus der Umarmung befreite, „Ich dachte… schließlich hat mein Mann Papyrus niedergeschlagen, und…“
„Du hast in den letzten Tagen aber auch nicht mitbekommen, dass sich nicht alles um dich dreht, oder?“, grinste Jasmin, „Ihr könnt nichts dafür. Der Angriff Morganas erfolgte nach der Attacke Mechanikles – wobei ich bezweifele, dass beide etwas miteinander…“
Sie stockte und wirbelte herum: „Razul? Schau im Kerker nach, ob Mechanikles noch da ist.“
„JAWOLL!“; salutierte der Mann dienstbeflissen und eilte los, im Lauf nach seinen Untergebenen rufend.
Jasmin wandte sich wieder an Agatha: „So, das wäre geklärt. Razul ist schließlich einer der Fähigsten. Und du…“
Damit deutete sie auf den Captain, der gerade mit einem lauten „Unnngh“-Laut wieder zu sich kam, sich umblickte und dann laut seufzte.
„Versprichst Du mir, dass es schnell geht? Ich möchte nicht meine letzten Sekunden als Cal damit verbringen, noch mehr als Bangebuchse rumzulaufen, als ich es normalerweise tue.“
Agatha nickte: „Wenn sich das so abspielt, wie ich denke, dann…ja.“
 „Dann mach.“, seufzte er und schloss die Augen.
Binnen Sekunden hatte die XO die Distanz zwischen sich und Cal übewunden, umarmte ihn und presste ihre Lippen auf die Seinen.
„Ich liebe dich“, hauchte sie und trat dann einen Schritt von ihrem Captain zurück, als er in die Knie sackte und kurz aufleuchtete. Aus seinem Körper zischte ein Energiestrahl in den Himmel davon, Cal blinzelte, richtete sich auf und murmelte „Ich glaube, ich spinne.“
Razul war wieder aufgetaucht und schien ein „Mechanikles ist noch da, aber können wir dem da trauen?“ zu Jasmin zu murmeln und bei „Dem da“ auf Cal zu deuten.

Einige Minuten später, nachdem Agatha dem Captain erklärt hatte, was in Wirklichkeit passiert war, blickte der Offizier seine Freundin verblüfft an.
Dann wandte er sich an Jasmin und Aladdin: „Ich hab euch… umgehauen?“
„Mich auch!“, meldete sich Papyrus, der mit einem grimmigen Blick, aber einem alles verratenden Lächeln, auf den Captain zutrat, ehe er ihm auf die Schulter klopfte: „Der Haken war übrigens nicht von schlechten Eltern.“
Cal schluckte: „Erm… danke, glaube ich.“
Damit blickte er verblüfft in die Runde: „Und würde einer von euch mir mal erklären, was das war?“
„Was das war?“, mischte sich eine Stimme ein, die sowohl alt, als auch neu klang, sowohl verspielt, als auch bedrohlich und dann durch ein lautes Fauchen ihre Identität deutlich machte.
Die Gruppe fuhr herum, als hinter ihr zwei gigantische, grüne Katzenaugen aufleuchteten und sich dann zur kurvenreichen Katzenfrau Morgana formten: „Das war ein kleines Spiel, dass ich mir erlaubt habe, mit euch zu spielen.“
„Morgana“, stieß Aladdin wütend hervor und trat auf sie zu, „Es reicht! Wir haben dich besiegt. Verlass Agrabah auf der Stelle.“
Die Katzendame lachte.
„Ihr – mich besiegt?`“, grinste sie, „Oh Aladdin, soviel in den Muskeln und so wenig im Hirn. Ihr habt mich nicht besiegt. Ihr besiegt mich nie. Ich erlaube euch, zu gewinnen, weil es mir mehr Spaß macht, ihr anmaßenden Sterblichen.“
Sie blickte zu Cal: „Und Du – Du hast noch nicht einmal angefangen, zu leiden. Deine Zeit wird kommen, Prinz Doktor. Und du wirst brennen. Glaube mir, ich habe es gesehen. Du wirst brennen.“
Damit war sie verschwunden.
Cal schluckte: „Mag… mag mir das einer erklären?“

Der Abend war schneller da, als es irgendeiner erwartet hätte. Zwar unterhielt man sich noch einige Minuten, aber nachdem Theti mehr als einmal herzhaft gegähnt hatte und Jasmin eingefallen war, hatte man sich darauf verstiegen, die Besprechung am nächsten Morgen abzuhalten.
Agatha Silverbird lag im Bett und betrachtete ihren Freund, der gerade zur Tür hereinkam und zwei Ensembles in der Hand hielt, die eine Art „längere Version dessen, was sie gerade trugen“ darstellten. Er lächelte: „Jasmin hat mir diese gerade noch gegeben, als ich mich von ihr und Al verabschiedet habe. Warum bist du eigentlich nicht mitgekommen?“
Die XO seufzte, nahm ihre Kleidung an und zog die Pluderhose über ihre langen Beine.
„Würde es dir etwas ausmachen, dich umzudrehen?“, fragte sie, als sie auch ihr Top gegen die längere Variante austauschte.
Cal wandte sich abrupt um und begann, sich umzuziehen, als er ein leises Pfeifen hinter sich hörte. Er drehte sich wieder um und stellte fest, dass Agatha schon fertig war und ihn betrachtete.
Ein leises Lächeln kroch über seine Lippen: „Erstens: Ich darf dich nicht beim umziehen betrachten und zweitens – schickes Outfit.“
„Ja und danke.“, grinste sie und zuckte mit den Schultern: „Und jetzt mach weiter – oder willst Du in den Straßenklamotten schlafen?“
Mit einem „Nein, natürlich nicht“, entledigte sich der Captain seiner „Weste“ und zog sich sein Schlafhemd an, ehe er zu seiner XO ins Bett kroch und sich an sie kuschelte.
„Sag mal?“, fragte er, seine Hand auf Ihrer, „Woher wusstest Du eigentlich, dass der Kuss funktionieren würde?“
Sie kicherte, küsste seinen Nacken und fuhr sanft über seinen Rücken: „A true loves kiss.“
Der Captain wandte sich ihr zu und grinste dann: „Du meinst – wenn wir schon bei Disney sind, probieren wir wirklich alles aus, was damit zu tun hat?“
„So ungefähr.“, erwiderte sie, mit einem strahlenden Lächeln und küsste ihn: „Und das Andere, weswegen ich gerade so abweisend zu Jasmin war… es ist nicht weiter wichtig. Ich glaube, wir können noch ein paar Tage hierbleiben, ehe wir uns auf die Suche nach der DRAGONFLY machen.“
„Meinst Du?“
Sie fing seinen Mund mit ihrem ein und nickte: „Ganz sicher, mein Liebling.“
„Das ist schön – ich fing gerade an, mich hier wohl zu fühlen.“
„Aber nicht zu wohl, verstanden?“, grinste sie und legte eine Hand auf seine Hüfte, „Wir müssen hier weg.“
Er küsste sie: „Irgendwann?“
Sie nickte: „In ein paar Tagen – wenn wir Informationen haben.“
„Das klingt schön.“, lächelte er und küsste sie erneut.

Der nächste Morgen schien durchs Fenster und die braunen Augen Cals betrachteten die Frisur des Captains im Spiegel.
„Man, ich bin zerzaust wie ein Suppenhuhn“, stellte er fest, erhob sich und trat ans Fenster. Nur weil man auf dem Kopf aussah, als habe man den berühmten Yoga-Witz des Colonia-Duetts („Eimer Wasser, Füße rein, Finger in die Steckdose – Durchblutung, Verstehste?“) wörtlich genommen, hieß das nicht, dass man sich eines wunderschönen Ausblicks verweigern musste. Agrabah lag friedlich vor ihm – naja, weniger „friedlich“-friedlich, mehr „relativ konfliktbefreit“. Und nach seinem Albtraum von Gestern konnte die Stadt froh sein, dass sie noch stand. Wenn die Borg hier eingefallen wären, der Schaden wäre noch größer geworden, als damals bei Wolf 359. Kein ins Kollektiv eingegliederter Picard, der ihnen im letzten Moment sagen konnte, welches das richtige Passwort ist, keine Phaser, keine Photonentorpedos, die ihnen wenigstens ein bischen Zeit kaufen konnten – hier waren Pfeile, Bögen, Armbrüste und Schwerter Trumpf und die waren gegen Borg ziemlich ineffizient.
Und seit dieser Nacht wusste Cal wieder eines – er war froh, dass sie nicht assimiliert worden waren.
Langsam ließ er seinen Blick schweifen und stellte fest, dass Agathas ‚Tagesoutfit’ erneut eine tragende Rolle übernahm – denn es war verschwunden. Also beschloss auch er, sich umzukleiden und trat, keine 10 Minuten später, frisch gewandet und geduscht, das Licht der Öffentlichkeit. Er zog seine Weste richtig und wollte sich gerade auf den Weg machen, seine XO zu suchen, als er die melodiösen Stimmen Jasmins und Thetis wahrnahm.
„Prinz Doktor – wir wollten Sie gerade abholen. Ihre Frau ist schon beim Frühstück im Thronsaal.“

Frühstück?
Calvin Nathan Cat und Frühstück? Der Mann, der morgens gerne mal eines der Produkte verspeiste, die in der Werbung des 21. Jahrhunderts mit den Worten „Schmeckt leicht und belastet nicht“ angepriesen wurden – was Cal zu einem „Aha, also zu Deutsch: ist für den Hohlen Zahn“ hinriss – und in Wirklichkeit aus mehr Fett und Zucker bestanden, als eine Sachertorte, sollte normal „frühstücken“ gehen? Ablehnen konnte er aber auch nicht bringen, das würde Jasmin und den Sultan enttäuschen und Cal wollte weder das eine, noch das Andere. Zumal ihm Agatha vermutlich alle möglichen Höllen heißmachen würde, inklusive der, die von Shepard Book aus „Firefly“ für Raubkopierer und Leute, die während der Theateraufführung reden, reserviert war.
Er seufzte und beschloss dann, den beiden Frauen zu folgen. Vielleicht war es ja doch ganz appetitlich, was des Sultans Köche so zusammengewürfelt hatten.

to be continued

Kapitel 13.3 

Wie würde Bernd Stelter vermutlich sagen?
„Das war kein Wohnwagen (…) Das war eine geräumige Wohnstadt.“, schrieb er in seinem Buch „Nie wieder Ferienhaus“ – hier würde er vermutlich etwas Ähnliches von sich geben. Sowas wie. „Das war kein einfaches Frühstück. Das war ein Frühstücksbuffet für ein komplettes Hotel – und damit meine ich ein komplettes Hotel von der Größe eines Maritim oder gar eines Hilton, seit mindestens 12 Generationen im Familienbesitz und mit mindestens genau sovielen Zweigstellen in unterschiedlichen Ortschaften.“
Oder – wie Alfred Tetzlaff sagen würde: „Damit kannste ganz Nordrhein-Westfalen versorgen.“
Und die beiden Herren hätten recht. Cal war mehr als nur fassungslos, als er sah, was da alles aufgetischt war. Gut, es war jetzt nicht sein Lieblingsfrühstück, was er an Bord der DRAGONFLY gerne zu sich nahm, aber dafür schien es verdammt lecker zu sein. Also näherte er sich vorsichtig, betrachtete die aufgetischten Speisen und beschloss, sich an die Zusammenstellung eines Müslis zu wagen, wobei er nicht wusste, ob das überhaupt schon erfunden war. Aber egal – er nahm sich eine Schüssel, füllte ein paar Flocken hinein, dann Nüsse, Obst und goss etwas, was die Anglophilen unter den Lesern vermulich als  „liberal dose“ – also eine großzügige Dosis – Milch über sein geschmackliches Experiment. Na – da war er ja mal gespannt.

Sich umblickend begab er sich auf die Suche nach Agatha, stellte dabei fest, dass Theti und Jasmin sich schon neben ihre jeweiligen Partner gesetzt hatten und runzelte die Stirn. Wo war seine XO?
„Ach, da bist du ja.“, hörte er hinter sich die Stimme dieser Frau, die er liebte wie niemand anderen sonst auf dieser Welt. Er wandte sich um und stellte fest, dass Agatha ein anderes Outfit ausgewählt hatte. In der Hauptsache war es rot. Zwar änderte sich nicht viel an Schnitt und Stoff der Kleidung – sprich, es war noch immer eine Kombination aus Pluderhose und besserer Entschuldigung für einen BH  - aber ihr Outfit hatte einen anderen Farbstich. Und dann auch noch in Cals Lieblingsfarbe.
Vermutlich hatte er wieder so ein typisch-männliches, weil dämliches, Grinsen im Gesicht, dass Agatha langsam auf ihn zutrat, ihn anblickte und hauchte: „Gefalle ich dir?“
„Was denkst du?“, flüsterte der Captain in ihr Ohr und sie schlang beide Arme um: „Das willst Du lieber nicht wissen.“
Sie machte sich los, nachdem sie ihm einen Kuss auf den Mund gegeben hatte, nahm mit einem „Hey, danke“ das Müsli an sich und ging – mit schwingender Hüfte – zum Platz neben Jasmin. Aladdin, der ihr entgegen kam, nickte ihr kurz zu und wandte sich dann an Cal.
„Prinz Doktor, wollen sie was essen oder hier stehen bleiben?“
„Hm?“, versuchte der Captain sich aus seiner Starre zu lösen, ehe er sich wieder Aladdin zuwandte: „Oh – möchtest Du hier ans Buffet?“
„Ja, ich hab mir noch nichts genommen.“
Damit machte sich der Mann, den Cal so eigentlich nur aus dem Fernsehen kannte, daran, so etwas Normales zu machen, wie „sich an die Zubereitung eines Frühstücks zu begeben“. Der Captain blickte den Mann vor sich einfach nur verblüfft an.
Du bist ein Dummkopf, Cal , schoss es ihm durch den Kopf , Was hast Du denn gedacht, wie ein typisches Frühstück mit Aladdin läuft? Denkst du wirklich, er geht morgens los, begeht zwei, drei Heldentaten und das reicht, um ihn zu ernähren?
Das musste der Captain seiner inneren Stimme wirklich zugestehen – offen und ehrlich war sie schon.
„Und Sie?“, fragte nun der Held und blickte ihn an, deutete auf das aufgebaute Buffet. Cal zuckte mit den Schultern: „Ich glaube, ich nehm mir ein Müsli, das müsste reichen.“
Damit wandte er seine Aufmerksamkeit wieder voll Aladdin zu: „Sagen Sie mal…“
„Ja?“, ließ der Angesprochene seinen Teller sinken und schaute ihn fragend an: „Wie kann ich Ihnen helfen, Prinz Doktor?“
„Mich würde interessieren, was Sie noch so über Morgana wissen.“
Aladdin lächelte: „Darüber sprechen wir gleich.“
Damit warf er einen Blick auf die leere Schüssel, nach der Cal griff und sah zu, wie er sich ein Müsli zusammenstellte.
Dann klopfte er ihm auf die Schulter: „Kommen Sie – gehen wir zum Frühstück.“

Das Eine musste man den Chefköchen lassen – sie holten wirklich das frischeste Obst. Als Agatha ihren Löffel in das von Cal zubereitete Müsli versenkte und probierte, stellte sie fest, dass es wirklich lecker schmeckte und sie fragte sich, ob man den Bordcomputer der DRAGONFLY nicht eventuell so programmieren könnte, dass er genau so ein Müsli ausgab.  Wobei es vermutlich an Bord ihres Schiffes auch nicht besser schmecken konnte als hier – schließlich waren die Zutaten verdammt frisch. Frischer wären sie eigentlich nur noch, wenn man sie direkt auf dem Acker äße.
„Und, habt ihr gut geschlafen?“, fragte Jasmin in die Runde und Cal, der sich gerade setzte und zu Essen begann, zeigte Anzeichen, sein Müsli quer durch den Saal spucken zu wollen. Und so, wie sie ihn kannte, lag es nicht daran, dass ihm seine Kreation nicht schmecken würde, sondern daran, dass er mit sich kämpfte, jetzt nichts Dummes zu sagen. Sie legte ihrem Freund die Hand auf die Schulter – in diesem Moment sagte Theti, dass sie sehr gut geschlafen hätten – dann wandte sich die XO an die Prinzessin und lächelte: „Es war traumhaft.“
Das neben sich langsam errötende Nicken des Captains übersah sie dabei geflissentlich. Dann wandte sie sich an Jasmin: „Und was steht heute auf dem Programm?“
„Ich dachte mir“, lächelte die Prinzessin, „dass wir uns einen Trainingstag gönnen.“
„Trainingstag?“, echote es von Theti und Cal simultan, die sich anblickten und kurz lächelten.
Auch Agatha legte ihre Stirn in Falten. ‚Trainingstag’? Was meinte die hübsche Prinzessin damit?
Doch irgendwie klang das sogar ziemlich spannend. Sie lächelte Jasmin zu: „Da bin ich dabei.“
„Gut“, strahlte es aus dem agrabahnischen Gesicht, ehe sich die Prinzessin Theti zuwandte, die kurz überlegte und dann nickte. Anschließend wandte Jasmin ihre Aufmerksamkeit Aladdin zu, der gar nicht großartig überlegen brauchte und mit einem „Ich bin dabei“ sein Einverständnis gab. Auch Papyrus nickte.
Neben Agatha knusperte es im Müsli und schwieg ansonsten. Irgendwie war das klar – Sport war noch nie Cals große Leidenschaft gewesen.
Doch als alle Anderen anfingen, ihn fragend anzublicken, verpasste die XO ihrem Captain einen Stoß in die Seite. Dieser hob kurz den Kopf, schluckte das Müsli runter und schaute verblüfft in die Runde.
Agatha wandte sich ebenfalls zu ihm und flüsterte: „Du weißt schon, dass sie wissen wollen, ob du mitmachst, oder?“
„Ich weiß nicht“, murmelte Cal und schaute sie fragend an: „Wollen wir?“
„Wir können auch sofort abhauen.“
„Okay, wir wollen.“, schluckte Cal schnell und blickte seine XO mit zusammengekniffenen Augen an, ehe er sich daran machte, sein Müsli weiter zu verputzen.

Ernsthaft.
Training? Hier, jetzt in der Hitze? Gut, sie alle trugen ja mehr oder weniger sonnennahe Klamotten, aber dennoch – er konnte sich wirklich Angenehmeres vorstellen, als verschwitzt in der Sonne zu liegen, weil man vorher mindestens 3000 Situps machen musste, um sich aufzuwärmen. Wobei – vielleicht kannte man hier das Prinzip des Aufwärmens ja gar nicht?
Cal legte nachdenklich den Kopf schief, während er sich an seinem Müsli zu schaffen machte.
Das Knacken, das die knusprigen Flocken hervorriefen, ließ ihn zwischenzeitlich taub für seine Umgebung werden und er blickte dann fragend zu Agatha, als Jasmin, Aladdin und Theti aufstanden.
Als auch Papyrus und Agatha selbst sich erhob, folgte der Captain lieber schnell nach und seufzte, als Jasmin sich zur Tür umdrehte und loslief. Vermutlich kannte man das Prinzip des Aufwärmsprints auch hier.

Eine Stunde später war der Captain schon der Meinung, nicht mehr weiter zu können. Schweiß lief in Sturzbächen seinen Körper herunter, aber auch die XO neben ihm wirkte reichlich verschwitzt, was ihn nicht überraschte. Seit einer guten halben Stunde waren sie – angemessen auf- und vorgewärmt – daran, in der königlichen (oder besser Sultanischen) Folterkammer, will sagen, im Trainingsareal, entsprechende körperliche Verausgabungen zu tätigen. Neben ihm kam gerade Agatha zu einem Situp wieder hoch, der schöne, gebräunte Oberkörper schweißnass, die Haare, die normalerweise rot leuchteten, ihr als chaotische Masse auf dem Kopf sitzend und alles in allem sehr fertig aussehend – aber mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen.
Cal sackte neben ihr hin, atmete tief durch und schüttelte den Kopf, als sie ihn anblickte. „Schon fertig mit der Welt?“
„Du auch.“
Agatha grinste: „Ich?“
Sprachs und atmete tief durch: „Ich bin noch fit genug um gleich noch ne Runde zu Joggen. Bist du dabei?“
Und zum allerersten Mal war Cal froh, dass seine XO keine Betazoidin war oder sonst wie Gedanken lesen konnte. Denn der Gedanke „Over my rotting corpse“ schoss dem Briten durch den Kopf.
So beließ er es bei einem gekeuchten „Das sehe ich nicht so“ und ergab sich dem Gedanken, wie fertig er doch selbst war.
„Prinzessin Jasmin?“
Auch Jasmin war verschwitzt, aber glücklich und beugte sich in Cals Gesichtsfeld.
„Ja?“, strahlte sie.
Wie konnte jemand so glücklich sein? Vielleicht lag es tatsächlich daran, dass Sport Endorphine freisetzt, also Glückshormone? Vielleicht sollte er es doch mehr versuchen?
Doch als er daran dachte, auch nur noch einen weiteren Sit-Up machen zu müssen, begannen seine Bauchmuskeln spontan zu streiken. Er seufzte, blickte die Prinzessin an und schüttelte den Kopf: „Ich bin fertig mit der Welt. Ich kann nicht mehr.“
„Das kann ich verstehen.“, lächelte Jasmin, „Bleib einfach noch ein bisschen liegen und wenn du meinst, dass Du gleich nochmal mitmachen kannst, rappel dich auf.“
‚Da ist wahrscheinlicher, dass irgendwer die DRAGONFLY findet.’, dachte sich Cal, sagte es aber nicht.

„Ich werde morgen so einen Muskelkater haben.“, grinste Agatha, als sie, in ein Handtuch gewandet aus der Dusche herauskam und Cal zunickte: „Du kannst übrigens.“
„Danke.“, sprachs, nahm sein Handtuch und betrat die Dusche.
Agatha hatte gerade ihr Oberteil angezogen und sich vorgebeugt, um nach der Hose zu greifen, als sie schon erste, leichte Stiche im Magen merkte. Ja, ihre Bauchmuskeln würden ihr morgen etwas erzählen. Und während sie sich weiter anzog, schob sie diese Gedanken weg. Eigentlich war dieses Training toll gewesen.

Es klopfte und Jasmin lugte durch die Tür, die das Zimmer vom Korridor trennte.
„Kann ich hereinkommen?“, fragte sie und Agatha nickte: „Klar, warum nicht. Prinz Doktor ist zwar gerade unter der Dusche, aber – ich kenn ihn inzwischen, das wird etwas dauern.“
„Gut.“
Damit betrat Jasmin ihr Zimmer und setzte sich aufs Bett: „Können wir reden?“
„Warum nicht? Worüber?“
Die Prinzessin seufzte, verschränkte die Hände vor dem Bauch und blickte Agatha an.
„Ich weiß nicht so recht, wie ich fragen soll.“
Das ‚Oh Oh’, das Agatha dachte, klang viel zu sehr nach Cal, um es nicht zu sein. Doch der Captain duschte noch.
„Nun“, lächelte die XO, „Am Besten in einer klaren und verständlichen Frage.“
Die Prinzessin nickte: „Guter Einwand. Das Problem ist, die Sache klingt viel zu…“
Sie will es wissen, sie will es wissen, sie will es wissen , sie will es wissen , sie will es wissen , sie will es wissen, schoss es der XO durch den Kopf und sie seufzte innerlich. Ja – diese Fragen mussten ja irgendwann mal gestellt werden: Wer seid ihr? Wo kommt ihr her? Was macht Ihr tatsächlich?
Irgendwie hatte Agatha schon früher damit gerechnet, dass Jasmin hinter ihre Maskerade kommen würde. Prinz Doktor und Prinzessin River Song – was hatte sie geritten?
Vielleicht war es wirklich nur die überlegung, dass man von keinem besseren Ort die Ermittlungen, wo das Schiff heruntergegangen war, leiten konnte, als von der Spitze aus? Mochte es daran liegen, dass sie selbst ein kleines Faible dafür hatte, sich dieser Fantasie hinzugeben? Mochte es daran liegen, dass der Captain ihr mehr als nur einmal ein Ohr abgekaut hatte, was Disney und besonders die Disney Renaissance anbelangte?
Sie erinnerte sich daran, dass Cal sogar einmal in einer diplomatischen Verhandlung versehentlich etwas eingebaut hatte: „Ja, aber seht ihr denn nicht ihr Potential? From the first day, they arrive on the planet – and blinking, step into the sun. There’s more to see, than can ever be seen, more to do that can… - Oh, Entschuldigung. Das ist aus dem König der Löwen”.
Ein paar Wochen später hatten sie dann eine Doktor Who-Folge nachgespielt – es war “Die Weihnachtsinvasion” gewesen und dort hatte sich eine ähnliche Szene abgespielt.
Cal war manchmal sehr merkwürdig.  Und lag es vielleicht daran, dass sie diese Nummer gebracht hatte?
Agatha seufzte, ließ den Kopf sinken und blickte dann die Prinzessin an: „Stellen Sie Ihre Frage, Prinzessin.“
Jasmin seufzte.
„Mich würde eigentlich nur interessieren… Fiktivistien…“
Das innere „Oh mein Gott“ wurde immer lauter. Was wollte sie sagen? Wollte sie festhalten, dass sie von diesem Land noch nie gehört hatte?
„ist es ein schönes Land?“
Agatha schluckte.
Hatte die Prinzessin gerade ernsthaft gefragt…
„Bitte?“, blinzelte die XO verwirrt und Jasmin zuckte mit den Schultern: „Ich habe mich nur gefragt, ob es dort schön ist. Ich meine, vielleicht könnten wir ja auch mit eurem Staat Handelsbeziehungen eingehen.“
„Sicher“, nickte Agatha und schluckte erneut. Momentan kam sie sich vor, als habe sie einen Rollentausch mit Cal vollzogen, ehe sie sich fing.
Dann lächelte sie: „Natürlich können wir Handelsbeziehungen eingehen. Ich meine: Agrabah ist ein faszinierendes Land, die Leute sind nett… warum nicht?“

Wasser auf seinem Kopf.
Calvin Nathan Cat hatte eigentlich nicht gedacht, dass er heute dieses einfache Glück nochmal erfahren dürfte, sondern war eher davon ausgegangen, dass ihn die „antreibende Peitsche der Zuchtmeisterin“ Jasmin – respektive das „Kommen Sie, Prinz Doktor, eine Runde schaffen wir noch“ – sekündlich näher an den Herzinfarkt bringen würde. Und während er immer mehr zu japsen begann, hörte er das amüsierte Kichern Agathas neben sich, die ein „Na, platt?“ grinste. Nun aber war die ganze Sache vorbei – wenigstens für zwei Tage. Und Cal hoffte, dass diese zwei Tage, diese 48 Stunden länger sein würden, als normal. Er schlang sich sein Handtuch um die Hüften und betrat sein Quartier, das er mit Agatha teilte – nur um einen Schocklaut auszustoßen und wieder ins Bad zu huschen.
Dann spähte er vorsichtig durch die Tür.
„Hallo, Prinzessin.“, lächelte er, „Geht’s’n so?“
Kaum gesprochen, schon biss er sich dafür auf die Lippe.
‚Sehr geschickt, Cal’, schoss es dem Captain durch die Denkstube, ehe er seine Aufmerksamkeit der Prinzessin widmete.
Sie schenkte ihm ein Lächeln: „Es freut mich, dass Du wieder Scherze machen kannst, Prinz Doktor. Ich hatte schon befürchtet, dass wir einen Arzt für dich rufen müssten.“
„Och, das bisschen Sport. Auf der Akademie hab ich Siebenkämpfe bestritten!“
Und erneut war er versucht, sich selbst einen Gibbs zu geben.
„Akademie?“, fragte Jasmin neugierig.
Cal schluckte: „Erm… ja, auf der Prinzen-Akademie. Eine sehr… sehr… seeeeeeeeeeeeeeeeehr royale Sache.“
Innerlich schüttelte er den Kopf. „Verrat ihr doch gleich, dass du Starfleetoffizier bist. Ich bin sicher, sie versteht das.“, hörte er wieder die kleine Stimme in seinem Kopf und er wusste, dass diese kleine Stimme dieses Mal recht hatte. Vielleicht…
Die Stimme des Genie riss ihn aus seinen Gedanken.
„ICH HAB WAS!“, bölkte das magische Wesen und kam durch das Fenster geschwebt, wobei er eine Metallplatte in der Hand hatte.
„Hier“, sagte er, „Das habe ich aus dem mechanischen Skorpion geborgen.“
Damit übergab er das Metallstück der Prinzessin, die es kurz betrachtete.
Nach dem, was Cal sehen konnte, handelte es sich dabei um eine Platte – ungefähr 30 mal 30 Zentimeter groß – mit mehreren Eingravierungen.
Die Prinzessin legte den Kopf schief, fuhr sanft mit den Fingern über die Platte und schaute dann zu Agatha und ihm: „Wir treffen uns in 10 Minuten im Thronsaal.“
Damit wandte sie sich um und ging.
Cal atmete aus, verließ das Badezimmer und trat zum Bett, wo er seine Kleidung ausgezogen hatte.
„Hmm“, machte er, ließ das Handtuch fallen und machte sich an das Geschäft des Anziehens, „Was könnte wohl auf der Platte gestanden haben?“
Agatha blickte ihn an: „Keine Ahnung – wir haben 10 Minuten, um uns umzuziehen und zum Thronsaal zu gehen. Also, ich bin fertig, wie isses bei dir?“
Cal zog sich gerade die Weste über seinen nackten Oberkörper: „Also, auch wenn Aladdin so rumläuft, ich fühl mich da immer noch ziemlich nackt mit.“
„Mir geht es mit diesem Oberteil auch nicht anders – aber offenbar ist das hier so, also müssen wir uns daran halten. Ich glaube, Prinzessin Jasmin wäre sehr enttäuscht, wenn wir ihre Höflichkeiten ablehnten.“
Die Antwort des Captains bestand aus einem Schulterzucken: „Zumal mir die Kleidung an dir ausserordentlich gut gefällt.“
„Schleimer.“, grinste Agatha, „Dafür haben wir jetzt keine Zeit, wir müssen zur Besprechung.“
Er trat auf sie zu und nahm sie in die Arme: „Fünf Minuten müssten wir haben.“

Jasmin blickte auf, als sich die Tür öffnete und Prinz Doktor und Prinzessin Song den Raum betraten. Ein verschmitztes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen: „Schön, dass ihr es wenigstens geschafft habt, euch nicht eine komplette Stunde zu verspäten.“
Prinz Doktor errötete und grinste dann verschmitzt: „Ich… ich musste noch was mit meiner Frau besprechen.“
„Natürlich.“, nickte Jasmin und wandte sich an ihren Geliebten: „Solche Begründungen fürs zu Spät kommen müssten wir  uns auch mal einfallen lassen.“

Agatha runzelte die Stirn. Sie konnte nun wirklich nichts dafür, dass Cal tatsächlich eine halbe Stunde brauchte, um mit ihr über die Feinheiten der ersten Temporalen Direktive zu diskutieren und wie sie hier anzuwenden waren, aber sie kam nicht umher, zu vermuten, dass Jasmin eine komplett andere Begründung für ihr späteres Auftauchen annahm.
‚Drecksau’, grinste sie in Gedanken, ‚Das sollte man auch nicht glauben, dass gerade Prinzessin Jasmin solche Gedankengänge hatte.’
Dann räusperte sie sich, trat näher an die Gruppe heran und legte den Kopf schief: „Was haben wir denn schönes?“
„Nun“, hob Jasmin den Kopf und fixierte sie mit diesen schönen, nussbraunen Augen, die Agatha immer mal wieder an Ziva erinnerten, „Der Genie hat mir diese Platte oder Plakette gebracht. Sie ist eingraviert mit merkwürdigen Symbolen und wir konnten sie bis jetzt nicht entziffern.“
„Darf ich mal einen Blick drauf werfen?“
Es war immerhin besser, nachzufragen, als genau das nicht zu tun.
„Natürlich“, lächelte die Prinzessin, „Bitte sehr.“
Damit deutete sie auf die Platte. Agatha las und schluckte.
‚Du meine Güte’, schoss es ihr durch den Kopf, dann winkte sie dem Captain zu.
„Prinz Doktor?“, fragte sie und Cal blickte sie überrascht an, verschränkte dann die Hände hinter dem Rücken und kam auf die Versammlung zu.
Die feingliedrigen Finger der XO deuteten auf die Platte: „Was sagst Du dazu?“
„Unglaublich“, murmelte Cal, „Steht da wirklich …“
Agatha nickte. Auf der Plakette stand „U.S.S. DRAGONFLY .“

TBC

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