Langsam wurde es lächerlich: Jasmines Sensoren zeigten ihr Dinge an, die allesamt nicht sein konnten. Das Chronometer spielte verrückt und sprang willkürlich zwischen zwei Sternzeigen umher. Mit jedem neuen Datenstrom wurde es verworrener und sie verstand immer weniger von dem, was da draußen vor sich ging. Allmählich war sie mit ihrem Latein am Ende. Sie fühlte sich hilflos und überfordert, und einen Moment lang war sie gewillt, sich die Tatsache einzugestehen, dass sie auf der Brücke nichts verloren hatte, und, dass sie nun alle enttäuschen würde – vor allem den Captain.
Vielleicht würde sie einen Fehler machen, vielleicht würde sie-
Nein!
Sie mahnte sich selbst zu Konzentration, drängte alle Zweifel in den hintersten Winkel ihres Seins zurück, und berief sich auf das, was man ihr beigebracht hatte. Sie ignorierte die heulenden Sirenen, und die mit einer abartig freundlichen Stimme vorgetragenen Warnungen des Bordcomputers, und versuchte das Unwichtige vom Wichtigen zu trennen. Das Plötzliche Aufkommen von Trümmern in der Umlaufbahn, und den starken Strahlungsrückständen einer kürzlich erfolgten Warpkernexplosion waren verwirrend und ablkenkend, und beinahe wäre sie dieser Ablenkung auf den Leim gegangen.
Es war wie in der Archäologie; vor lauter Dschungel sah man mitunter die Ruine nicht. Dann musste man den Geist von allem befreien, was unwichtig war, und den Blick neu ausrichten.
Das Chronometer, schoss ihr durch den Sinn. Es sprang noch immer wild zwischen den beiden Sternzeiten umher; der aktuellen, und einer von vor sieben Jahren, als wüde jemand mit der Zeit Tauziehen spielen.
Und auf einmal wusste Jasmine, was vor sich ging. Sie prüfte die Anzeigen, um ihre Vermutung zu bestätigen. Und tatsächlich – ihr Instinkt war richtig gewesen.
„Captain?“ Sie wandte sich der Kommandantin zu – zum gefühlt hundersten Mal an diesem denkwürdigen Tag. „Die beiden Zeitlinien konvergieren – aber sie tun es auf eine völlig unerwartete Art. Wir sind weder im Heute, noch im Damals, sondern außerhalb, in einer Art... temporalen Pufferzone, in der sich alles in einem Zustand des temporalen Flusses befindet. Ohne Sondenabschuss kann ich nicht sicher sein, aber das Phänomen scheint dennoch einer örtlich starken Begrenzung zu unterliegen, und nur alles zu betreffen, was sich in unmittelbarer Nähe zu Veridian III befindet - so auch wir. Außerhalb dieser Puffer-Zone dürfte die Zeit normal verlaufen – in beiden Zeitlinien.“