

Kopfschüttelnd stapfte Amelié dem Ersten Offizier hinterher. So wie Rick überreagiert hatte, hatte die Ärztin ihren guten Freund noch nicht erlebt.
"Was ist!?", fauchte der Mann genervt und drehte sich zu der Ärztin um. "Hast Du einen Kiesel im Stiefel?"
Ameliés Kopf zuckte ein Stück ob seiner forschen Reaktion zurück.
"Ich,... ich kann mir gut vorstellen, dass Du auf den Typen sauer bist, Commander. Aber ich glaube nicht, dass wir auf diese Art und Weise Informationen bekommen, die uns weiter helfen. Dieser Cake scheint mehr als nur ein wenig
neben der Spur zu sein, wenn Du verstehst, was ich meine.
Sie machte eine Pause, trat dann vorsichtig einen Schritt auf ihn zu. "Irgendetwas beschäftigt Dich doch und so, wie ich Dich kenne, glaubst Du, dass hier mehr als nur etwas faul ist"
"Der Typ ist einer von diesen arroganten Wissenschaftlern, die nicht absehen können oder absehen wollen, dass ihre Forschungen Konsequenzen haben. Und die stehen mir bis hier!", erklärte der Commander gereizt und hob seine rechte Hand bis zur Stirn.
"Und weißt Du auch warum? Weil immer irgendjemand den Dreck hinter solchen Typen wegräumen muss, Und das sind Männer und Frauen wie ich. Und davon habe ich echt die Nase gestrichen voll. Weil dauernd laufen mir solche Typen über den Weg. Erst McMeredith. Er hatte ja die glorreiche Idee mit in das Liropar Asteroidenfeld zu fliegen, obwohl da Sonden genügt hätten. Und was dann passierte weißt du ja. Danach Anderson und die Explosion im Geolabor. Der hätte die halbe Diskussektion in die Luft jagen können."
Amelié wollte gerade etwas sagen, als Richard direkt weiter Tod und Teufel fluchte...
"Und dann diese
cardassianischen Frankenstein-Juniors auf Faras II, welche uns mit ihren Supersoldaten vier gute Leute gekostet haben, von den Schwerverletzten will ich nicht erst reden.“, fuhr er, wild gestikulierend fort. „Bru'eck und David Bradley waren meine Freunde. Der Eine ist tot und der Andere ist zu langweiligen Innendienst verdammt."
Richard holte kurz Luft und hob den rechten Zeigefinger: "Und glaubst Du etwa, man bekommt etwas Dank dafür, dass man den Dreck wegräumt. Nein! Weil ich die Station auf Faras III platt gemacht habe, habe ich Ärger mit der juristischen Abteilung. Weil diese Sesselpupser nicht die Eier haben, das Richtige zu tun. Und wenn man dann auch noch von einer Freundin ein Messer in den Rücken bekommt …"
Er schnaubte: "Und jetzt dieser Cake. Glaubt der echt, ich bin sein Lakai? Der hätte nur ein wenig kooperativer sein brauchen, einfach etwas reden brauchen. Ich habe ihn zu Anfangs ja ganz freundlich gefragt. Aber der feine Herr musste ja unbedingt auf geheimnisvoll machen. Und da wundert der sich, dass ich nicht den Bückling mache, sondern alle Alarmsirenen bei mir angehen?!"
"Ohne ihn verteidigen zu wollen.", meinte Amelié, nachdem sie geschwiegen hatte, damit Richard sich austoben konnte, "Aber ich glaube, dass Cake aufgrund der Dinge, die hier vorgehen,... scheinbar mehr als nur ein wenig... seltsam ist."
Amelié hatte schon länger den Eindruck, dass etwas an ihrem Freund nagte. Das er jetzt damit herausplatzte, bestätigte sie in der Ansicht, dass diese ganzen Dinge Richard Harris schon länger beschäftigten.
"Vielleicht,... nur vielleicht.", fuhr sie vorsichtig fort. "Ist hier der Weg
mit ner Stange Ultritium, nicht gerade der Passende."
"Wenn ich eine Stange Ultritium nehme sieht das anders aus.", erwiderte Rick patzig. "Ich war noch viel zu nett zu dem Kerl. Ich hätte ihn gleich betäuben sollen."
Amelié wölbte in Vulkanier-Manier die rechte Augenbraue. "Dann wüssten wir aber noch weniger, als jetzt, Rick."
Auch wenn sie seine Erregung verstehen konnte, so ging das aufbrausende Verhalten ihr allmählich auf den Zeiger.
"Vielleicht wäre in diesem Punkt, eine... weniger aggressive Methode der bessere Weg, um an die Informationen zu kommen, die wir - und besonders Du - jetzt benötigen."
Richard grummelte erst etwas in seinen nicht vorhandenen Bart, dass entfernt wie:
"Man kann nicht weniger als nichts wissen.", klang. Dann räusperte sich er sich: "Man kann es ja noch einmal so versuchen."
Er holte tief Luft und ergänzte: "Aber wenn er dann immer noch nicht mit Antworten rausrückt, dann schwöre ich, haue ich den Typen um, schleife ihn aufs Schiff und lasse ihn in unserer Arrestzelle bis Weihnachten schmoren."
Amelié nickte kurz.
„Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, einen Telepathen mit auf die Mission zu bringen. Dann wären wir um Einiges schlauer. Aber wie auch immer, Rick. Ich bin mir im Moment nicht sicher, ob es Dir gelingt, die Informationen aus dem Professor herauszubekommen. Verzeih' mir den saloppen Ausdruck, aber der Typ scheint möglicherweise... wie sagen die Menschen... 'ne Schraube locker zu haben.“
Ganz ungewollt repetierte die Ärztin im Kopf ihre Worte.
War sie vielleicht
zu verständnisvoll in Ricks Augen?
"Ich soll Levinoi mitnehmen!?" Er schüttelte mit dem Kopf: "Ich kann sie nicht bitten, bei Jemand anderes heimlich im Kopf herumzuschnüffeln, nachdem ich sie angefahren habe, weil sie das bei mir gemacht hat. Ich bin vieles, aber kein Heuchler."
Rick stoppte: "Und ja, er hat eine Schraube locker. aber das haben alle Wissenschaftler." ein wütendes Fauchen von M'Rass ließ ihn einlenken. "Anwesende ausgenommen."
"Da hast Du natürlich recht.", stimmte Amelié zu, während sie von einem Bein aufs Andere wippte und den Kopf schief legte. "Aber vielleicht sollten wir diese Option als...
Backup... im Kopf behalten."
"Hm." brummte Rick nur. "So ein Vorschlag kann ja nur von einen
Spitzohr kommen. Was schlägst Du als Nächstes vor: Romulanische Mentalsonden?"
Von einem, auf den anderen Augenblick begannen Ameliés Augen, sich zu bedrohlich funkelnden Schlitzen zu verengen. Auch wenn sie keine Vorurteile gegenüber Romulanern hatte, mochte sie es überhaupt nicht, mit den Klischees dieses Volkes in Verbindung gebracht zu werden. Sie trat einen Schritt auf Rick zu und musste sich sehr beherrschen, dass ihr die Hand nicht ausrutschte.
"Ich kann gut verstehen, dass Du im Moment sehr aufgebracht bist, Richard.", sagte die Ärztin mit einem Tonfall, der wahrscheinlich selbst einen Klingonen eingeschüchtert hätte. "Aber ich bitte Dich, in meiner Hörweite eine derartige, unbedacht rassistische Anspielung nicht zu wiederholen!"
Sie spürte, dass sie dieser Vergleich aufwühlte.
"Entschuldige. Aber Du hast das mit den Telepathen gebracht. Und Du kennst meine
Regel 13: Vertraue eine Telepathen nur soweit, wie er dich nicht Werfen kann. "
Er seufzte: "Versuchen wir es mit Freundlichkeit."
Ameliés Miene nahm wieder weichere Züge an.
"Okay. Ich bin mir sicher, wir kriegen das hin. Aber ich muss zugeben, ich neige auch dazu, Cake nicht vollends zu trauen."
“Ich wünschte, es gebe einen dritten Weg, um etwas aus dem Professor herauszubekommen.“
Sie ließ sich mit dem Hintern auf einen Stein sinken, sprang aber - wie vom Blitz getroffen - sofort wieder auf, da dieser mit spitzen Kanten übersäht war. "Dort könnten wir möglicherweise nützliche Infos bekommen."
Eigentlich war Amelié keine gute Diplomatin.
Führte ihre Schwangerschaft möglicherweise dazu, dass sie in letzter Zeit lieber Frieden und Ordnung um sich herum haben wollte?
Die Sagitta verdrängte den Gedanken aus dem Kopf. Im Moment ging die Mission vor und sie konnte und durfte sich nicht ständig von ihrem Zustand ablenken lassen.
Alex und David in "Dampf ablassen"
26. April 2015