Ich spiele aktuell Stellaris, was ich den Spielern hier im Forum wirklich an's Herz legen möchte. Stellaris ist ein Strategiespiel im Stile von Master Of Orion, Galactic Civilizations oder Birth of the Federation, allerdings in (pausierbarer) Echtzeit. Ziel ist es, demnach eine Spezies auf dem Weg von den ersten Schritten im interstellaren Weltraum bis hin zur vorherrschenden Macht in der Galaxis zu führen. Das funktioniert (sub-) genretypisch durch besiedeln von Planeten, zufriedenstellen der eigenen Bevölkerung, Politik und Diplomatie, Forschung sowie Kriegsführung.
Was Stellaris dabei herausragend macht, sind in meinen Augen eine Menge an Details, die das Spiel von anderen Genrevertretern abheben.
Da wären zunächst die Anpassungsmöglichkeiten für eigene Spezies: Von deren Art und Aussehen, über die politische Einstellung und Regierungsform, bis hin zu Schiffsdesign und der Art des interstellaren Antriebs lässt sich eine Menge einstellen, inklusive eigener Namenslisten, derer sich das Spiel dann bei der Namensvergabe für Anführer, Kolonien und Raumschiffe bedient. Darf es eine pazifistische, spirituelle Monarchie aus Reptilien sein? Ein xenophiles Volk von durch ein wissenschaftliches Gremium geführten Vögeln? Oder eine aus pilzbasierten Lebensformen bestehende, militaristisch-materialistische Diktatur? Das alles und mehr ist möglich und wirkt sich auf die Möglichkeiten im Spiel ebenso aus, wie auf die Verhältnisse zu anderen Spezies, denen man in der Galaxis begegnet.
Was die unterschiedlichen Antriebsformen angeht, so bedeuten sie jweils komplett andere Voraussetzungen für die eigene Ausbreitung in der Galaxis. Der Standard-Warpantrieb erlaubt einem recht freie Bewegung, aber nur eingeschränkte Reichweite. Hyperantriebe sind schneller, aber funktionieren nur entlang festgelegter Pfade. Künstliche Wurmlöcher bringen einen ohne Zeitverlust an's Ziel, benötigen aber Projektorstationen und eine Warmlaufzeit.
Die Diplomatie bietet ein paar Optionen, die ich so von anderen Spielen auch noch nicht kannte, darunter die Möglichkeit, mit anderen Spezies Verträge abzuschließen, die es beiden Bevölkerungen erlauben, sich auf den Planeten des jeweils anderen anzusiedeln. Oder auch die Möglichkeit, andere Mächte als Vasallenstaaten zu unterjochen, statt sie lapidar aus der Galaxis zu fegen.
Tatsächlich ist Kriegsführung, je nach Einstellung der eigenen Bevölkerung mehr oder weniger, ein verlustreiches Geschäft und es ist deutlich aufwändiger, andere Imperien zu erobern.
Und apropos Einstellung der eigenen Bevölkerung: Die ist auch nicht hundertprozentig festgenagelt, gerade auf außenliegenden Kolonien können sich abweichende geistige Strömungen entwickeln, die sich eventuell als politische Opposition manifestieren und dann auch noch beschwichtigt (oder wahlweise unterdrückt) werden müssen.
Die Forschung (aufgeteilt in die drei Bereiche Physik, Gesellschaft und Industrie) kennt keinen klassischen Technologiebaum, sondern präsentiert einem nach jeder fertig erforschten Technologie drei oder mehr zufällig ausgewählte Alternativen für das nächste Projekt. Dazu kommt, dass bestimmte Events einem Zugriff auf Bonustechnologien bescheren. Und zu guter Letzt lassen sich die Wracks von technologisch überlegenen Schiffen von Wissenschaftsschiffen analysieren, um allmählich Zugriff auf deren Technologien zu bekommen.
Die anderen Spezies, die man in der Galaxis antrifft werden auf Wunsch allesamt zufallsgeneriert oder vor dem Start festgelegt und bieten die interessanten Möglichkeiten, dass man einige von Ihnen anstatt als grob gleichwertige Konkurrenten auch als lang etablierte, hochentwickelte "gefallene" Imperien oder auch als primitive Prä-Raumfahrt-Gesellschaften antreffen kann. Mit der Option, letztere auf verschiedene Arten gezielt in ihrer Entwicklung zu beeinflussen oder einfach nur aus der Ferne zu studieren.
Und außerdem ist das Weltall alles andere als leer, beim Kartografieren von neuen Systemen finden sich immer wieder Anomalien, deren Erforschung die eigene Wissenschaft jeweils ein Stückchen voran bringen, weltraumbasierte Lebensformen wie Kristallwesen, Weltraumamöben oder intelligente Gaswolken, oder Kuriositäten, wie von einer ausgestorbenen Zivilisation hinterlassene Raumschiffswracks oder gar Ringwelten. Das Endgame bietet zudem ein paar zufällig oder unter bestimmten Bedingungen auftretende "Krisen", wie KI-Aufstände, extragalaktische- oder extradimensionale Invasoren.
Was mir persönlich allerdings weniger gefällt, ist der Mangel an einem ausgefeilten Schiffseditor, wie ihn z.B. Galactic Civilizations hatte, wo man die eigenen Raumschiffe optisch enorm stark variieren konnte. Hier gibt es leider nur wenig optische Abwechslung und das Basteln an der eigenen Raumflotte beschränkt sich auf deren Ausstattung.
Ein anderer Nachteil ist natürlich, dass all diese Elemente das Spiel ziemlich komplex (für manche vermutlich zu kompliziert) und die Lernkurve recht steil machen - was für mich persönlich aber ehrlich mehr ein zusätzlicher Anreiz ist. Aber einfach ist Stellaris, selbst im Vergleich zu anderen Genrevertretern, definitiv nicht.