Ja, bin ich. Und phew, was soll ich sagen? Es fällt mir schwer Kritik zu äußern, wenn mich eine Geschichte nicht soooo begeistert und ich dann auch noch in der Danksagung erwähnt werde

. Aber prinzipiell kann ich mich (als alter Feminist) Adriana und der Mehrheit der Frauen, die derart lange Schlachten nicht ganz spannend finden, leider anschließen. Überhaupt erkenne ich mich in ihrer Kritik absolut wieder und kann fast jeden Punkt unterschreiben. Es war eine pompöse Geschichte, es war eine actionreiche Geschichte, es war vielleicht sogar eine richtig epische Geschichte, die vor allem durch die gelungene Schlussmoral eine Daseinsberechtigung hat. Aber es war leider keine Geschichte, die mich persönlich ergriffen hat. Teilweise kam es mir so vor, als würde ich in einem Geschichtsbuch blättern, denn in einem Unterhaltungsroman.
Aber eines nach dem anderen. Zunächst mal zur Ausführung: Topp! Die Geschichte ist gut geschrieben, routiniert sogar, besitzt keine Stolperstellen und weist außer ein paar Grammatik-Fehlern, die mir aber eh am Uranus vorbeigehen, weil ich selbst genug mache, keine Schönheitsfehler auf. Man kann den Text flüssig lesen, Verständnisprobleme tun sich auch keine auf. Cover, Danksagung, Schluss, Formatierung - alles wunderbar.
Du erlaubst dir keine Fehler, bei denen man sagen könnte \"Uh, das darf man nicht machen\". Ich kann dir auch kaum was vorhalten. Terra Victoria hat es \"nur\" leider verpasst mich persönlich zu packen, zu schütteln und total gefangen zu nehmen.
Die Schlacht beispielsweise war auch mir zu lange. Was ich einfach darauf zurückführe, dass ich an Raumschlachten ziemlich gesättigt bin. Habe früher selber sehr viele geschrieben, noch mehr gelesen und noch viel mehr in Film und Serie gesehen. Damit kann man bei mir leider keinen Blumentopf mehr gewinnen, zumindest nicht, wenn der emotionale Aspekt nur gestreift wird. Eine Serie kann vielleicht noch mit Schauwerten punkten und mich mit tollen Effekten, spannender Musik und krachenden Explosionen an der Stange halten, aber selbst das schaffen die wenigsten. Eine Raumschlacht ist für mich einfach keine Action mehr sondern eher Sci-Fi-Routine. Wenn sich Trip an einem Kabel von einem Schiff zum anderen begibt, während beide Schiffe mit Warp durchs All rasen, finde ich das erheblich spannender. Aber das ist eher mein Problem, nicht deines. Daher will ich der Geschichte den Punkt \"zu viel Star Wars\" gar nicht lange unter die Nase reiben. Star Wars und BSG-Fans, die einfach nicht genug kriegen können, werden sich hier jedenfalls wie Zuhause fühlen. Für die machst du alles richtig.
Man merkt dir deine Vorlieben zwischen den Zeilen auch ganz deutlich an - Star Wars, Geschichte, Flottenbewegungen, historische Persönlichkeiten... darauf wird aber fast schon zu viel Wert gelegt. Zu viel Wert auf Manöver, Flotten, Ränge, Schiffe, Technik... nur die Dialoge und Charaktere - für mich DIE Herzstücke einer Geschichte -, die müssen sich leider hinten anstellen. Unbeabsichtigt, nehme ich an. Dennoch ist es leider so.
Von Belar mal abgesehen, erfährt man nämlich nicht viel über die Leute, was über ihren Dienstgrad, ihr Raumschiff und ihre Loyalität hinausgehen würde. Das merkt man direkt bei der Einführung von Charakteren. An erster Stelle kommt immer der Rang, dann von welchem Schiff er ist und oft war es das dann.
\"Tach. Das ist Rang, Name, Raumschiff. Sie tun das hier, mein gutester.\"
Persönliches bleibt eher im Hintergrund, weil keine richtige Erzählperspektive existiert. Es kommen zwar Sachen wie \"mag ihn nicht\" \"findet ihn söxö\", aber warum und weshalb, oder welche Geschichten jemand über jemanden gehört hat, das kommt zu kurz.
Beispiel O\'Conner. Von der habe ich mir sehr viel erhofft. Eigentlich hatte ich sogar auf ein Finale zwischen ihr und Belar gewettet, oder auf eine Intrige inmitten der Schlacht. Woher die Abneigung? Warum lebt sie noch? Wenn sie noch lebt, obwohl Belar so abartig mächtig ist, muss das doch eine richtig coole Sau sein. Mach was cooles, du sau! Macht sie aber nicht. Schade. Der Rest geht auch eher leer aus. Ein toter hier, eine Abneigung da... wirklich einprägsame Szenen OHNE Belar gönnst du dem Cast aber nicht. Das ist mir ganz deutlich aufgefallen. Von den Gegnern mal abgesehen, geschah eigentlich alles was die Charaktere machten immer nur in direkter oder indirekter Interaktion mit Belar, als könntest du sonst mit ihnen nicht so viel anfangen. Finde ich merkwürdig, da du nicht mal aus Belars Perspektive erzählst. Die Maschinenraum-Szene im dritten Abschnitt beispielsweise. Belar geht rein. Fragt wie es läuft. Läuft gut, Chef. Na will ich auch hoffen. Man sieht sich. Szene Ende.
Eh?
Man erfährt enorm viel über den MR und die Technik allgemein, aber die Charaktere hätte man im Grunde weglassen können.
Die spannenden Infos präsentierst du fast ausschließlich außerhalb der Dialoge. Das ist enorm schade, denn einige Sachen bieten sich doch geradezu an, daraus lange Dialoge zu gestalten. Die Geschichte über Belar, seine Arme und seine Flucht beispielsweise. Hochgradig spannend und sehr phantasievoll! Aber leider etwas fehl am Platze wirkend. Belar hätte dem bedauernstwerten und röchelnden O\'Brian die Geschichte über den Arm, der da gerade seinen Kehlkopf zerbröselt in aller Ruhe und eingebettet in eine geniale \"ich habe schon so viel erlebt und ausgerechnet DU glaubst mir auf die Nerven gehen zu können, Punk?!\"-Rede erzählen sollen. Zwei fliegen mit einer Klappe geschlagen: Belar hat die Ruhe weg, während er jemanden würgt -> eiskalter Kerl. Und du bettest Infos in gesprochenen Text ein.
Das kollidiert ohnehin ein bisschen: Der Text selbst und die Dialoge. Während immer wieder betont wird, wie kalt Belar ist, ist er im gesprochenen Wort schon fast wieder freundlich und viel zu höflich. \"Was kann ich für sie tun?\" _ \"Keine Sorge.\" _ \"Noch Tee, Misses Brovslovski?\"
Wer mit welchem Schiff eingetroffen ist... das sind Infos, die schön verpackt viel besser schmecken würden. Mit einem blöden Spruch, einem geraunten Kommentar, oder sonstwas.
\"Das hier ist XY. Sie wird ab sofort auf ihrem Schiff als Counselor, Moraloffizier und Geheimdienstoffizier dienen.\"
\"Ach? Die Zusatz-Stelle als Koch war nicht mehr frei?\"
Stattdessen wird einem ein Schiffsname nach dem anderen um die Ohren gepfeffert. Das ist verständlich, zumal du die Arbeiten der Leute hier im Forum einbauen willst... aber dann braucht die Geschichte mehr Seiten. Im Herankarren von Infos bist du sehr sorgfältig, deine Geschichte ist reich an Details. Nur richtig verpackt werden die nicht. Das ist aber auch recht schwer, gebe ich zu.
Und mach ruhig mal Schlenker in der Geschichte. Terra Victoria war sehr gradlinig. In einem Extra-Kapitel hätte man die Assasina Tailany bei der Arbeit beleuchten können. Oder O\'Conner, die in der Schiffsbar einem Vertrauten ihre Geschichte mit Belar entgegenrülpst.
Das klingt nun alles furchtbar negativ, so schlimm ist es aber nicht. Es sind ein paar Punkte, die mich störten und ein paar Verbesserungsvorschläge, die ich dir geben würde. An denen kannst du arbeiten, musst du aber nicht. Begeisterte Leser hast du, das ist schon mal ein enormer Pluspunkt. An und für sich ist Terra Victoria durchaus eine gute Geschichte. Das militärische, das düstere und die lange Schlacht ist ja im Grunde nichts verkehrtes. Das ist eher Geschmackssache und den meisten deiner Leser gefällt es. Ich hätte auch nichts daran zu meckern, wenn mir nicht der Ausgleich in Bezug auf Dialog und Emotionalität etwas fehlen würde.
Versuch dich mal ein bisschen von Belar zu lösen (er war auch etwas zu glatt als Bösewicht, zu unantastbar. Keine Probleme, keine Hürden) und auch den anderen einen schneidigen Auftritt zu gewähren und feile an den Dialogen. Der Rest stimmt ja. So kleine Details, wie \"Dominance One\" beispielsweise gefielen mir auch ausgesprochen gut, genau wie der Auftritt der Forenkollegen und ich habe mich auch drüber gefreute einen Spiegel-Matt wiederzulesen. Es waren auch tolle Anspielungen dabei - Bashir, Harriman, man merkt, du hast es dir nicht leicht gemacht.
Nimm es mir nicht übel, aber die Geschichte war nicht so mein Ding. Vom Schreibstil her vielleicht die beste, sprich routinierteste bisher, dafür aber emotional etwas zu distanziert für meinen Geschmack. Für das Spiegeluniversum war mir das schon fast zu trocken, muss ich sagen, da kannst du eigentlich ruhig die Sau rauslassen und auch Charaktertechnisch ordentlich auf den Putz hauen.
Nichts desto trotz, dort steckt noch eine Menge Potential in deinem Spiegeluniversum und die Fortsetzung werde ich auch lesen - und das würde ich nicht sagen, wenn ich alles doof gefunden hätten. Aber wehe O\'Conner ist da keine coole sau und macht coole-sau-sachen!
