Da ich keinen neuen Thread dafür aufmachen möchte, halte ich diesen Thread für am geeignetsten für das neue Thema.
Viele von uns geben ihren Charakteren gerne Gesichter, da man die Figuren dadurch sowohl für sich selbst, aber auch für den Leser "greifbarer" machen kann.
Wie geht ihr dabei eigentlich vor?
Habt ihr bei der Erfindung des Charakters schon sehr früh ein Gesicht vor Augen, entwickelt sich dies im Verlauf der Charakterentwicklung oder erst beim Schreiben der Geschichte?
Ich habe mehrfach die Erfahrung gemacht, dass sich sehr schnell im Kopf ein "Grundaussehen" einer Figur entwickelt, sobald man sich über diese Gedanken macht.
Dies gilt sow0hl für Protagonisten, als auch für Antagonisten und ist abhängig von Rolle, bereits am Anfang vorgegebenen Charakterzügen und Handlungen der Figur.
Ein Gesicht für eine Figur zu haben, macht IMO vieles einfacher, da man mit der Auswahl der/des Darsteller/in ja auch bestimmte Verhaltensweisen/Charakterzüge assoziiert.
Ein paar Beispiele:
- Als Captain der USS Ulysses wollte ich ein sympathisches Gesicht einer Person, die man als Führungspersönlichkeit betrachtet und der ich selbst eine "Grundsympathie" entgegenbringe. Ich muss dazu sagen, dass diese Überlegungen 2011/12 entstanden, also nach der Fertigstellung von "Guardian Angel", wo Captain Tyr das erste Mal aufgetreten war.
Die Wahl auf fiel schließlich auf Barack Obama, da mir sein Charisma gefiel und ich eine Person Anfang 50 und afroamerikanisch im Kopf hatte. Präsident Obama hat zwar viele der in Ihn gesetzten Erwartungen enttäuscht (auch meine), aber das habe ich ehrlich gesagt bereits 2009 (nach seinem Wahlsieg) irgendwie erwartet, da er von Vielen fast als "Messias" hochstilisiert wurde, wodurch eine Messlatte gesetzt wurde, die er unmöglich erfüllen konnte. - Professor Alexander Hartdegen war vielleicht (neben David Albers) am einfachsten zu besetzen, da er - wie mehrfach erklärt - eine Hommage an einen Dozenten darstellt und sein "Darsteller" Guy Pearce im optisch ähnelt. Daher war auch diese Wahl sehr schnell gefallen
Ähnlich verhält es sich bei Figuren wie "Dr. Amelié Cassiopeia Madison" (Natalie Portman) und "Dr. Gary Fox" (John C. McGinley), die Beide als Figuren mit hohem persönlichen Sympathiegehalt erstellt wurden.
Ich hatte bei Fox sehr schnell McGinley im Kopf, da von vorn herein feststehen sollte, dass Fox kein typischer Sternenflottenarzt sein sollte.
Da Sternenflottenärzte i.d.R. immer Sympathieträger einer Serie waren, lag es für mich auf der Hand, eine Figur zu wählen, die entweder eine TV-/Filmrolle als Arzt (McGiney) hatte oder IMO für so eine Rolle in Frage kommen könnten (Portman).
Für zukünftige medizinische Charaktere habe ich zumindest noch TV-Legende Alan Alda aus MASH im Kopf, da seine Figur "Hawkeye Pierce" zu meinen absoluten Lieblingsfiguren zählt. Eine Hommage liegt hier auf der Hand.
Des weiteren ist Jewel Staite (Dr. Keller aus SG-Atlantis) eine Anwärterin auf diese "Ehre", eben aufgrund ihrer Rolle in "SGA".
=A=
Sowohl schwieriger, als auch leichter (je nach Handlung der Geschichte) ist die Wahl eines Gesichtes für Antagonisten.
Den typischen Bösewicht auszuwählen, ist IMO ein wenig,... einfallslos, daher entscheide ich mich hier idR nicht für bekannte TV Bösewichte.
Ich sehe mich in der Tradition von Star Trek, auch Missstände anzuprangern und wie jeder Schriftsteller fließen hier auch persönliche Ansichten ein.
Daher werden Antagonisten von mir entsprechend ausgewählt und fallen nicht nur auf TV-/Filmfiguren sondern auch auf Personen, die im realen Leben IMO Ansichten unterstützen, die meine Zustimmung aufgrund moralischer Ansichten nicht haben.
Das dabei ein politisches Statement herauskommen kann, halte ich nicht für fragwürdig, sondern für absolut legitim, da es als Meinungsäußerung zu verstehen ist, ein Recht, dass jeder Mensch, der in Freiheit und Demokratie lebt besitzt und ausüben sollte.
Daher habe ich bereits für zukünftigte Romane eine Liste für Antagonisten im Kopf, auf der sich eine Reihe von Personen befindet, die IMO für Handlungen und Äußerungen definitiv in die Rolle passen.
Auf dieser Liste stehen auch Personen aus Deutschland, die IMO mit Äußerungen Überzeugungen zu Tage trugen, die IMO grundweg abzulehnen sind. Bösewichte ihnen nachzuempfinden sind Teil der politischen/satirischen Kritik, wobei ich jedoch darauf verzichte, zu stark zu polarisieren (d.h., sie würden wohl nicht auf dem Cover erscheinen)
Aber um ein (bereits genutztes) Beispiel auch hier anzuführen (Sarah Palin - US-Republikanerin), ich habe die Darstellerin der Figur aus "Iron Sky" (Stephanie Paul) ganz bewusst ausgewählt (tut mir leid, Palin ist eine Person, die man hassen kann!!), da ich die Ansichten dieser Politikerin entschieden abgelehnt habe und sie es mit ihren Auftritten, Ansichten und Äußerungen im US-Wahlkampf 2012 in Rekordzeit geschafft hat, bei mir Antipathie zu erzeugen.
Auf der anderen Seite jedoch, sind auch Personen hiervon ausgenommen, weil ihre Wahl oder ihre Platzierung auf dem Cover schlicht falsch verstanden werden könnte. Personen aus z.B. dem "3. Reich" würden daher niemals in Frage kommen, auch wenn sie als Antagonist durchaus geeignet wären.
Anders verhält es sich bei sog. "sympathischen Bösewichten", also Figuren, die im Roman den Gegner der Hauptfiguren darstellen, aber nicht zwangsweise ein Schurke sein müssen.
Passende Beispiele aus Star Trek sind hier IMO
Harry Mudd und
Quark.
Auch hier ist die Auswahl IMO alles Andere als leicht und ad hog fällt mir nur ein "Darsteller" ein, den ich casten würde, nämlich "Dr. Evil" aus "Austin Powers".
Wo ich diesen Punkt gerade anschneide,... ich muss mir unbedingt mal eine Geschichte ausdenken, in der so ein "böser, aber symathisch böser Schurke" mal vorkommt.
Also ein Schurke, der jedoch irgendwie liebenswürdig ist und auch bei den "Helden" eine Form von Sympathie erzeugt.
IMO könnte ich mir auch eine Geschichte vorstellen, in der der "Schurke" am Ende sogar mal "Sieger" bleibt.
Das wird eine Herausforderung

=A=
So - in etwa - treffe ich die Auswahl für Charaktere in meinen Romanen, wenn ich ihnen ein Gesicht geben will.
Wie gesagt, ich finde, es kann sehr bis sogar ungeheuer hilfreich sein, Figuren bereits vor der Arbeit an einem Roman ein Gesicht zu geben, wobei sich dieses "Gesicht" manchmal auch erst im Verlauf der Arbeit mit der Figur bei mir herausbildet.
Ich hoffe, ich konnte dem Einen oder Anderen von euch mit diesem Einblick in "meinen Castingprozess" vielleicht einen kleinen Tipp geben, wenn er/sie seinen Charakteren ein Gesicht geben will, aber Schwierigkeiten hat, einen "geeigneten Darsteller" zu finden.
Wie macht Ihr das, wenn es darum geht, Charakteren ein Gesicht zu geben?
Googlet ihr SChauspieler und trefft eure Wahl, dann "auf den ersten Blick" oder ist es bei euch ähnlich, wie bei mir, dass ihr bei einer Figur schnell ein "Gesicht im Kopf" habt?
Ich freue mich auf Fragen, Kommentare, Vertiefungswünsche und natürlich auch eure eigenen Erfahrungen und Sichtweisen zu diesem Thema, mit dem wir alle uns bereits zweifellos schon mehr als einmal beschäftit haben.