Autor Thema: Dimensional Prophecy of Zohar Redux The Novelization: Layer 1: Essence  (Gelesen 18511 mal)

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SSJKamui

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Wird immer interessanter! Die Caine sind schon gruselig. Ich hoffe, du lässt Hilal nicht gleich abkratzen  :dpanik.
Die Sache mit dem Roboter finde ich auch ziemlich cool. Vor allem, als Karala sich bei seinem Anblick selbst reflektiert und der Leser "durch die Blume" mitbekommt, dass sie magersüchtig ist.

Ein paar Kleinigkeiten zu "meckern" finde ich trotzdem:
1.) Du schreibst etwas von einer "ekelhaft zugerichteten Leiche", aber hier wären IMO ein paar Details über den Zustand der Leiche besser. Sonst bleibt es zu abstrakt.
2) Bei der ersten Begegnung zwischen Karala und Hilal würde ich mehr auf die Persönliche Ebene gehen: Was ist Hilals erster Eindruck von Karala? was ist Karalas erster Eindruck von Hilal? Haben sie gleich einen Draht zueinander? oder eher nicht? So könnte man die Charaktere dem Leser etwas näher bringen.

Danke für den Kommentar. Danke. Danke.

Keine Angst, Hilal wird nicht abkratzen in der Szene. Soviel kann ich schon sagen. In der ersten Folge wird es keine großartigen Tode bei den Protagonisten geben. (Im Gegensatz zu irgendwelchen Nebencharakteren. ) Hilal ist auch teilweise durch Implantate vor dem Magnetfeld der Caine geschützt.

Das mit gewissen Psychologischen Elementen die implizit und explizit gezeigt werden, wird definitiv noch weiter gehen und streng genommen sogar zunehmen demnächst. (Wie gesagt, ich plane die Geschichte sehr stark in dieser intimen/psychologischen Ebene zu halten. Dies ist auch ein Grund, warum ich Max gesagt habe, dass Politik allenfalls sehr am Rand vor kommt um die Geschichte sich glaubwürdiger anfühlen zu lassen. Wegen diesem Psychologischen Thema sind meine Charaktere auch teilweise ziemlich "gestört".)

Danke auch für die beiden Kritikpunkte.
Beim 2. Punkt war ich wohl wahrscheinlich leider kurz etwas zu schnell durch die Story gerast und wollte diesen Szenenteil möglichst schnell fertig stellen. Bei dem ersten Punkt war ich nicht sicher, wie weit ich gehen konnte/sollte. Danke. So weiß ich jetzt für die nächsten Szenen ein wenig besser bescheidt.

SSJKamui

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Der nächste Teil:

Hilals Wagen raste genau auf die Lagerhalle zu. Sie versuchte gleichzeitig, mehr schlecht als Recht das Monster davon abzuhalten, sie zu erwürgen und den Wagen doch noch irgendwie abzubremsen.

Dies funktionierte aber nicht wirklich.

Der Wagen raste mit voller Geschwindigkeit durch die Fensterscheibe der Lagerhalle, die sofort unter einem ohrenbetäubenden Klirren zerbarst. Durch die Wucht des Aufpralls wurden die Glassplitter in alle Richtungen geschleudert.  Der Wagen riss noch mehrere Regale um, deren Ladung an Kisten auf das Auto vielen, ehe er vor einer Palette mit Baumaterial zum Stehen kam.

Durch den Ruck des Aufpralls wurde auch die unheimliche Caine Hand von Hilals Hals losgerissen. Hilal nutzte diese Chance um schnell aus dem Wagen zu laufen.

30 Minuten später, im Carl Friedrich Gauß Institut:
Im Besprechungsraum A der mathematisch/technischen Abteilung des Instituts war es mal wieder richtig voll. Überall an den Wänden hingen komplizierte mathematische Formeln, auf Bildschirmen im ganzen Raum liefen Simulationen von Fraktalen und anderen mathematischen Gebilden und der Raum war voll mit Computerteilen und technischen Geräten. Man sah, im Raum wurde gearbeitet und zwar an ziemlich komplizierten Themen.

Der ganze Raum war eingehüllt in die grünlich bis bläulichen Lichter der Bildschirme, was dem Raum eine surrealistische, technische Atmosphäre verlieh, als ob der Raum selbst auch nur Teil einer Computersimulation gewesen sei und nie wirklich existierte.
Alles war eine technische, kalte Atmosphäre, durchzogen von Maschinengeräuschen.

Im Raum standen viele Mathematiker, unter Anderem der Professor Szabo. Er blickte auf das schier unendliche Meer von Daten, was vielleicht die einzige Rettung bedeuten könnte und zog mit der linken Hand seinen schwarzen Rollkragenpullover ein wenig zu Recht.

Nach einer Weile erklärte er:
„Wie vorausberechnet kam es heute zu Angriffen der Caine. Es waren aber deutlich mehr als erwartet.“

Eine Wissenschaftlerin unterbrach Szabo daraufhin und warf ein:
„Stimmt. Da wir herausgefunden haben, die Caine lassen sich mit Potassium Hydroxid während einer Erscheinung verlangsamen habe ich alle Ermittler angewiesen, einige Sprays davon zur Sicherheit mitzutragen.“
Dies war eigentlich auch nicht klar, warum dies so ist, aber wenn es half hat man halt eben alles eingesetzt.

Die Wissenschaftlerin fuhr fort mit ihrer Erklärung:
„Es kam auch wieder zu Fällen von Halluzinationen und Wahnvorstellungen ausgelöst durch Kontakte mit den Caine. Es wurden mehrere Personen in städtische psychiatrische Kliniken eingewiesen. “

In dem Moment unterbrach die Wissenschaftlerin Reika Ichiyouji, strich mit ihrer linken Hand durch ihr schulterlanges, blondes Haar und sagte mit sorgenvoller Mine:
„Dies ist nicht einmal unser größtes Problem. 20 Minuten vor dem ersten Angriff brachen die meisten Kommunikationsverbindungen nach draußen, aus der Stadt hinaus zusammen. Wir können also weder Regierung noch Ministerien kontaktieren.

Der Caine Angriff ist den zuständigen Stellen aber durchaus bekannt, was uns vor ein gewaltiges Problem stellt. Wir haben 10 Stunden Zeit, die Caine Angriffe zu stoppen. Sollten wir das nicht schaffen treten die Direktiven zur Verhinderung der Kontamination der Erde in Kraft und es werden Dekontaminationsmaßnahmen eingeleitet falls zuständige Stellen durch das Satellitennetz der Erde im Gebiet nach 10 Stunden den Magnetismus in dieser Dosis noch messen.

Und Dekontaminationsmaßnahmen heißt in dem Fall, die Stadt wird mit den stärksten Waffen der Menschheit eingeäschert und die Bereiche mit dem Magnetismus über eine kritische Dosis X werden mit einer Betonhülle versiegelt.  Die gesamte Stadt wird für Jahrzehnte zum Sperrgebiet erklärt. “

Dies war eine schreckliche Vorstellung, aber so weit war der Leviathanstaat bereit zu gehen um eine mögliche Kontamination mit außerirdischem Leben zu verhindern. Dies war für alle Politiker eine schlimmere Vorstellung als der Tod tausender Menschen.  So groß war die Angst der Menschheit vor den Caine, dass man bereit war jede noch so übertriebene Verzweiflungstat auszuführen, wenn es nur die Möglichkeit mit sich brachte, wenigstens ein wenig die Illusion von Sicherheit zu schaffen.
Dies war aber eigentlich eine immer währende Flucht vor dem Schrecken. Sie zerstörten große Gebiete und die Menschheit wich immer zurück. Die Caine kamen trotzdem immer wieder und man wich weiter zurück. Dies war eigentlich absolut sinnlos und brachte gar nichts. Jeder beteiligte hasste dies eigentlich.

Deshalb war es jedem anwesenden klar. Diesmal nicht. Dies musste unbedingt verhindert werden, koste es, was es wolle. Die Stadt und die Menschen mussten unbedingt gerettet werden. Dieser Ort durfte nicht auch noch geopfert werden.

Diesmal nicht.

Deshalb sprach Szabo: „Zusammen mit Reika werde ich nochmal den Zentralcomputer checken, genau wie die Magnetdaten der Kyoto Magnetanomalie. Ihr Anderen müsst nochmal die Zeugen verhören. “

Sofort machten sich die beiden auf den Weg zum Zentralcomputer. Sie sahen die Riesige und unheimlich tiefe Vorhalle des Raums mit dem riesigen Wust aus Rohren und Kühlleitungen, Klimaanlagen und Kabeln. Eine Mächtige Anlage die schon im Ansatz erahnen ließ, wie viel Energie dieser Computer verbrauchen würde und wie Mächtig dieses Gerät nun sein müsste.
Ein Wunderwerk der Technik von den besten Ingenieuren der Menschheit. Ein Symbol der Hoffnung und der Zukunft.

Das Gerät wurde nie Müde .

Das Gerät schlief nie ein.

Es rechnete einfach weiter, für die Zukunft der Menschheit. Die einzige Chance.

Nach kurzer Zeit fragte Reika Szabo:
„Vielleicht ist doch alles Sinnlos, was wir machen.
 Vielleicht haben wir keine Chance.
Vielleicht wäre es vernünftiger, diese Stadt zu Opfern.
Die Aliens können uns überall angreifen und wieder verschwinden. Mit Leichtigkeit. Haben wir gegen so einen Gegner überhaupt eine Chance?“

Genau in dem Moment wurde sie von Szabo sehr unsanft in einem lauten, aufbrausenden Ton unterbrochen:
„Wir werden nicht aufgeben. Wir tun alles in unserer Macht stehende um die Stadt diesmal zu retten. Dies sind wir den Menschen dort schuldig.“
Reika antwortete schnippisch: „Die Menschen? Die sind dir doch eigentlich egal. Du willst dich mit der ganzen Sache doch nur beweisen, dass du die Planung von Professor Riemann und sein ganzes Projekt zu Ende führen kannst, dass du noch nicht zum alten Eisen gehörst.

Eigentlich solltest du ja auch schon pensioniert werden vor einem Jahr, aber du hast deine Beziehungen spielen lassen um den Job hier zu bekommen. “


Während dessen ging die andere Wissenschaftlerin durch den Regen im Ostviertel, zum hohen Hochhaus der Polizeiwache. Sie sah das blaue Leuchten der Räume durch die Fenster des Hochhauses.

Sie ging schnell am Eingang mit seinen riesigen, grünen Säulen die Momentan lange Schatten warfen vorbei in Richtung des Verhörzimmers, in Richtung der Fenster, um einen der aufgegriffenen Zeugen zu befragen, obwohl sie wusste, die Begegnung mit den Caine hatte schwere Schäden an seiner Psyche hinterlassen. Diese Zeugen waren aber möglicherweise eine gute Quelle für Informationen und in dieser Situation sollte man besser nichts Unversucht lassen.
Im Raum drehten sich laut mehrere Ventilatoren. Durch grüne Trennwände waren im Raum mehrere Bereiche abgetrennt. 

Die Wissenschaftlerin stand am Fenster und rauchte eine Zigarette. Sie sah gegenüber am anderen Ende des Tischs einen Mann sitzen, der wild umher guckte und scheinbar in seiner Mimik einige Ticks aufwies.

Er konnte zwar nichts dafür und es war relativ ungefährlich, auch weil der Fremde sich nicht wirklich viel bewegen konnte wegen der Handschellen an seinen Fußgelenken, aber trotzdem war es ein unheimlicher Anblick, auch dank der Wunden an seinem Gesicht und seinen Händen, die er sich scheinbar selbst zugefügt hatte.
Seine Augen hatten einen gespenstischen, stechenden Blick von Zeit zu Zeit und sonst schien ihm förmlich der Wahnsinn ins Gesicht geschrieben zu sein.

Es war unheimlich aber gleichzeitig auch Mitleid erregend, diese Person so zu sehen. Das Schlimme war, man hätte seinen Zustand ja über gängige Neuroleptika lindern können, er wäre aber dann nicht mehr Vernehmungsfähig gewesen, weshalb man diese nicht nutzen konnte, zwangsläufig. So waren halt eben leider die medizinischen Notwendigkeiten.

Was mag wohl passiert sein?

Welchen Schrecken mag er wohl ausgesetzt gewesen sein?

Können diese Schrecken auch weitere Opfer fordern?

Die Wissenschaftlerin erklärte dem Verhörten mit ruhiger, gelassener Stimme:
„Es tut uns leid, sie vernehmen zu müssen. Wir sind in Kenntnis über die traumatische Natur der Ereignisse, die sie erleben mussten. Trotzdem bitten wir höflich um ihre Mithilfe, nicht nur ihretwegen.“

Genau in dem Moment brach der Zeuge in ein manisches Gelächter aus. Ein Unheimliches, höllisches Gelächter was gleichzeitig sowohl dämonisch als auch ängstlich klang.

Was passierte gerade?

Was ging in dieser Person vor?

Was würde sie tun? Sie war eigentlich komplett ruhig, nur, wird das auch so bleiben? Könnte sie vielleicht gleich was Unüberlegtes tun?
Genau jetzt gab es ein lautes Geräusch.

Der Zeuge war irgendwie gegen das Tischbein gestoßen mit seinen Beinen.  Ansonsten blieb er aber völlig ruhig. Trotzdem war die Situation mehr als Angespannt. Jeden Moment könnte irgendwas passieren.

Der Wissenschaftlerin war die Anspannung förmlich ins Gesicht geschrieben. Ihre Augenbewegungen waren langsam beinahe genau so chaotisch, angstvoll wie die des Zeugen. Ihre Hände machten unwillkürlich einige kleine Bewegungen.

Da passierte es, der Zeuge stand von seinem Stuhl auf, bewegte seinen Kopf nach oben und hielt seine Hände vor das Gesicht.

Er begann auf einmal laut und hastig zu rufen:
„Sie werden kommen.
Sie werden kommen.
Es ist überall.
Ich kann es nicht tun. Ich kann es nicht.
Ich will doch nur, dass sie mich in Ruhe lassen.
Ihr werdet alle Sterben.
Es kommt.
Es kommt.
Ich höre die Stimme.
Ich höre Stimme.
Band Lesen. Null Schreiben. Band bewegen nach links. Gehe zu Teil 20. Band Lesen. Eins Schreiben.“

Was hatte dies zu bedeuten?  War dies nur sinnloses Gestammel eines Wahnsinnigen, oder steckte mehr dahinter? Was meinte er mit seinen unheilvollen Prophezeiungen. Was wird noch passieren?

Alexander_Maclean

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du hast hier viele neue tolle elemente eingebracht.

a) das typische "wir können es nicht aufhalten also wird es weggebombt" mentalität

b) aber auch ermittlungsarbeit, wie sie eher aus akte X bekannt ist.

c) der professor ist schon jetzt interessant, wenn auch ein kelienr workaholic - was für den typsichen wissenschaftler in scifi auch nichts ungewöhnliches ist.
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SSJKamui

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du hast hier viele neue tolle elemente eingebracht.

a) das typische "wir können es nicht aufhalten also wird es weggebombt" mentalität

b) aber auch ermittlungsarbeit, wie sie eher aus akte X bekannt ist.

c) der professor ist schon jetzt interessant, wenn auch ein kelienr workaholic - was für den typsichen wissenschaftler in scifi auch nichts ungewöhnliches ist.

Danke für das Lob. Das mit der Ermittlungsarbeit hatte ich genau im Sinne von Akte X, Fringe, Tokyo Babylon und anderer Paranormaler Ermittlungs Geschichten geplant. Zuerst hatte ich eine direkte Konfrontation drin, aber ich fand dies passte nicht zu den Caine als Gegner, sich so einfach besiegen zu lassen. Ausserdem fand ich das intelligenter, eher so in die Forschungs-/Ermittlungsrichtung zu gehen als auf den direkten Kampf zu setzen. Neben diesen Mystery Serien waren dafür auch Vorbilder einige eher "(natur)wissenschaftsorientierte" Sci Fi Filme und Serienfolgen wie zum Beispiel 2001:Odyssey im Weltraum, Solaris, Andromeda: Tödlicher Staub aus dem All, Star Trek TMP und die Folge "Lilliputan Hitcher" aus Neon Genesis Evangelion.

Die Idee mit der Dekontaminierung diente hauptsächlich dazu, zum Einen durch ein Zeitlimit die Situation noch ein wenig dramatischer zu machen und zum einen auch ein wenig das Verhalten der Menschen zu hinterfragen. Nach dem Motto, rechtfertigt dies wirklich so ein extremes Vorgehen oder wird damit der Mensch nicht zur schlimmeren Bedrohung als die Aliens? Außerdem stellt sich da die Frage, wie verzweifelt muss die Menschheit sein, um so eine radikale Möglichkeit und das Opfern unzähliger Zivilisten überhaupt in Betracht zu ziehen? Daneben soll diese mögliche Aktion und der Verlauf dieser Dekontamination auch gewisse Metaphern der Caine verdeutlichen/verstärken.

Die Grundidee zur möglichen Errichtung der Sperrzone ist inspiriert durch den Film Stalker, wo das Militär bei dem möglicherweise durch Aliens ausgelösten Ereignis als man selbst nicht in der Lage war, das in den Griff zu kriegen eine Sperrzone eingerichtet hat, scheinbar um mögliche Gefahren dort drin zu halten. Ein anderes Vorbild war ein Zeitlimit um den ausserirdischen Virus in "Andromeda: Tödlicher Staub aus dem All" aufzuhalten, was bei Versagen zur Sprengung der Forschungseinrichtung geführt hätte um eine weitere Kontamination zu verhindern. (Wahrscheinlich musste ich bei der Idee auch ein wenig an Resident Evil: Apocalypse und das Finale dieses Films denken.)

Außerdem hielte ich ein solches Verhalten von Regierungen durchaus realistisch und zutraubar. (Deshalb hatte ich auch den Eindruck, dies könnte dafür sorgen, dass sich die Geschichte Glaubhafter anfühlt, wenn ich es integriere.)

Wie ich schonmal gesagt hatte, dieser "Workaholsimsus" des Professors ist auch zum Teil durch Kirks Verhalten in TMP inspiriert.

Die Textstellen "Das Gerät wurde nie Müde. Das Gerät schlief nie ein", waren eine kleine Anspielung auf einen Runnung Gag von Stephan Raab. ;) Ich fand auch irgendwie, das hörte sich auch ein wenig Cool an, wenn man es etwas ernster formulierte.

SSJKamui

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Der nächste Teil:
Während Reika erfolglos die Zeugen verhörte arbeiteten Szabo und Reika an der Technologie des Algorithmus. Sie betraten den Zentralen Computerraum durch einen Aufzug von Unten durch einen Schacht in der Mitte. Sie sahen die komplizierten Schattenverläufe am Boden, die durch die Rohrsysteme an der Decke erzeugt wurden.

Im Raum war es eiskalt. Als einzige Geräusche hörte man das Arbeiten der Klimaanlagen und einige Geräusche der Computer.
Reika ging langsam zu einem Rack von Chipboards und kontrollierte diese. Gleichzeitig las Szabo ein paar Anzeigen ab.

Nach einer Weile fluchte er: „Schon wieder. Diese Berechnungen können einfach nicht stimmen. Das kann nicht sein. Es liegt auch wieder an diesem Malkuth Teil des Algorithmus. Egal was, wir müssen irgendwie ein Weg finden, diese Kreatur zu verjagen oder zu vernichten. “

Genau in dem Moment unterbrach ihn Reika: 
„Vernichten? Ist dies wirklich richtig? Ich bin mir ehrlichgesagt unsicher. Einerseits will ich die Stadt retten und diese Wesen sind eine Gefahr, aber woher wissen wir, dass diese Wesen überhaupt Feindselig sind? Sie richten zwar unfassbare Schäden an, aber eigentlich wissen wir doch fast gar nichts über sie. Vielleicht sind sie nur selbst irgendwie verwirrt und verursachen versehentlich diese Zerstörungen? Oder die wollen uns sogar helfen, aber wir können dies nicht bemerken, da wir sie weder verstehen, noch mit ihnen kommunizieren können…“

Szabo versuchte sich zu erklären und antwortete hastig: „Reika, sie müssen verstehen, das Monster …“

Da unterbrach Reika ihn laut: „Wieso ist alles, was wir nicht direkt verstehen gleich ein Monster? Dies ist dieselbe Logik wie die Argumente unserer Regierung. Die nennen die Fremden Terroristen und sprechen andauernd von einem Krieg gegen den Terror, in dessen Namen fast mehr Schaden angerichtet wurde als die Caine jemals verursacht hatten.
Bürgerrechte werden eingeschränkt angeblich für mehr Sicherheit, aber was hat dies erbracht? Rein gar nichts. Es ist auch für jeden, der ein wenig klar bei Verstand ist klar, dass dies nichts bringt gegen die Caine.

Oder schauen sie sich mal dieses Dekontaminationsgesetz an. Um diese Wesen zu bekämpfen sind wir bereit ohne Rücksicht auf Verluste oder Opfer auf unserer Seite ganze Städte Niederzubomben und sie auf Jahrzehnte zu Sperrzonen zu deklarieren.

Wir zerstören lieber alles, als zu versuchen, mit den Fremden zu kommunizieren.

Durch unseren Kampf gegen die Ungeheuer zerstören wir Menschen mindestens genauso viele unschuldige Leben wie sie. Unsere Angst vor den Monstern hat uns schon fast zu schlimmeren Ungeheuern gemacht.“

Szabo entgegnete darauf:
„Nun ja, die Caine töten Menschen und es ist mir relativ egal, ob absichtlich oder nicht. Deshalb sollten wir schon alles einsetzen, was uns bleibt um uns zu schützen.
Ich würde sagen, unsere eigene Arbeit, diese Frucht vom Baum der menschlichen Erkenntnis kann uns wahrscheinlich momentan am besten schützen. Deshalb sollten wir uns erst mal darauf konzentrieren und eventuelle andere Möglichkeiten erstmal ignorieren.“

Reika beantwortete dies gehässig:
„Dieser Glaube an die Wissenschaft ist doch nichts weiter als reine menschliche Arroganz. Dies hat uns auch nur Schwierigkeiten gebracht. Denken sie nur mal an die Experimente auf den Asteroidenkolonien Sodom und Gomorra im Saturn Orbit. Sie hatten ja sogar mit gewissen Sachen dort zu tun gehabt.
Oder auch die Reaktionsexperimente vor 30 Jahren. Im Nachhinein muss man wohl sagen, diese haben im wahrsten Sinn des Wortes die Büchse der Pandora geöffnet. Egal was ist, Wissenschaftler hängen immer der Illusion nach, sie hätten alles unter Kontrolle, selbst wenn sie diese Kontrolle schon lange verloren haben. Wenn das keine Arroganz und Blauäugigkeit ist....“

Lairis77

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Das Teil wirft viele kontroverse Fragen auf - gefällt mir! Die Vorstellung einer Dekontaminierung mit Atombomben (?) ist schon gruselig, auch die Vernehmung des "Wahnsinnigen" ist recht eindrucksvoll. 

Allerdings finde ich diese Szene hier ausbaufähig:

Hilals Wagen raste genau auf die Lagerhalle zu. Sie versuchte gleichzeitig, mehr schlecht als Recht das Monster davon abzuhalten, sie zu erwürgen und den Wagen doch noch irgendwie abzubremsen.
Dies funktionierte aber nicht wirklich.
Der Wagen raste mit voller Geschwindigkeit durch die Fensterscheibe der Lagerhalle, die sofort unter einem ohrenbetäubenden Klirren zerbarst. Durch die Wucht des Aufpralls wurden die Glassplitter in alle Richtungen geschleudert.  Der Wagen riss noch mehrere Regale um, deren Ladung an Kisten auf das Auto vielen, ehe er vor einer Palette mit Baumaterial zum Stehen kam.
Durch den Ruck des Aufpralls wurde auch die unheimliche Caine Hand von Hilals Hals losgerissen. Hilal nutzte diese Chance um schnell aus dem Wagen zu laufen.

Der Leser würde IMO stärker mitfiebern, wenn du dich auf die Perspektive von Hilal einlassen würdest, die fast von einem Alienmonster erwürgt wird, mit ihrem Wagen durch eine Glasscheibe brettert, und ziemlich in Panik sein dürfte. Letzteres kommt aber für mich nicht rüber.   

EDIT:
Tippfehler korrigiert.
« Letzte Änderung: 11.03.12, 19:29 by Lairis77 »
"Ich habe diese Geschichte nur gepflanzt, aber sie wächst, wie sie will, und alle verlangen, dass ich voraussehe, welche Blüten sie treiben wird." (Cornelia Funke: Tintentod)


SSJKamui

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Danke für den Kommentar. Also ist meine Überlegung mit den Szenen voll aufgegangen. Wie gesagt, das sollte einige kontroverse Fragen aufwerfen und diese Maßnahmen der Dekontamination sollten extrem und gruselig wirken. Es sollte quasi auch zeigen, der Mensch ist selbst zu absoluten Verzweiflungs-/Wahnsinnstaten bereit gegen die Caine.

Den Crash hätte ich wirklich mehr ausbauen sollen. Stimmt. Den hatte ich wirklich zu schnell abgehandelt, wahrscheinlich weil ich zu den nachfolgenden Szenen kommen wollte. (Für die PDF Version werde ich das Ganze noch mal überarbeiten.)

SSJKamui

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Der nächste Teil:

Genau in dem Moment in Hilals Apartment:
Karala war immer noch im Apartment und schaute sich den Hausserver an, weil sie interessant fand, wie die einzelnen Systeme im Haus gesteuert wurden durch die Computeranlagen. Irgendwie „liebte“ sie regelrecht die Technologie. Dies war ein überschaubares System, nur von Logik bestimmt im Gegensatz zu der von Gefühlen und verdeckten Absichten geprägten Menschenwelt, die für sie nichts weiter als ein unüberblickbares Chaos darstellte.

Auf einmal passierte etwas seltsames, mehrere Warnlichter blinkten auf am Gerät. Karala nahm sofort ihr Smartphone und aktivierte eine Anzeige. Die Anzeige gab an:
„Fehler A-20-B4 – In der näheren Umgebung wurden erhöhte Messwerte von elektromagnetischen Feldern registriert.“

Karala schaute verwundert auf das Gerät. Sie dachte sich aber, das Ganze wird wohl unwichtig sein und ignorierte dies.

Nach 12 Sekunden ging aber vom Gerät ein Alarmton los, der immer schneller wurde.

War dies doch nicht unwichtig? Was passierte hier? Ist hier irgendwas passiert?

Ihre Atmung und ihr Herzschlag wurden schneller. Sie war verwundert und etwas erschrocken. Hastig schloss sie über das USB 5 Kabel ihr Handy wieder an und schaute sich eine Karte an, wo die Messwerte auftauchten.

Laut der Karte kamen die Messwerte nicht von Innerhalb der Wohnung, sondern von Außerhalb. Also keine Gefahr? Jedenfalls keine Unmittelbare. Irgendwo musste dieses Problem aber lauern, sonst gäbe es nicht so ein nerv tötendes Signal als Warnung.

Also am besten raus gehen und gucken, ob da was ist? Oder wäre dies keine besonders gute Idee? Vielleicht lauerte draußen ja irgendwas.
So langsam entwickelte Karala doch eine gewisse Angst. Am ganzen Körper hatte sie eine leichte Gänsehaut und sie schwitzte auch ein wenig.

Nach kurzer Zeit dachte sie aber, es wäre doch besser, draußen nachzusehen.

Also ging sie langsam aus der Wohnung. Dort war aber gar nichts. Totenstille. Nichts passierte. Sie sah nicht mal irgendwelche Autos auf den Straßen oder Verkehr.

Alles war ruhig und friedlich.

War dies also doch nur ein Fehlalarm?

Irgendwas stimmte hier doch nicht.

Irgendwas war hier nicht in Ordnung.

Karala atmete trotzdem erst einmal erleichtert auf. Es schien alles ruhig und friedlich zu sein.

Genau in dem Moment hörte sie einen lauten Stoß gegen die Tür vom Nachbarapartment, der immer stärker wurde. Sie sah in die Richtung der Tür, die sich scheinbar immer mehr nach außen zu wölben schien.  Nach kurzer Zeit begannen sich Risse an der Tür zu zeigen, die zuerst relativ hell waren, aber zusehends tiefer, dunkler und größer wurden. Sie breiteten sich langsam über die gesamte Tür aus unter einem lauten Knarzen.
Was geschah dort bloß?

Nach kurzer Zeit passierte es, einige der Risse barsten und Blut wurde raus geschleudert, zusammen mit Splittern der Tür. Dies ging schnell so weiter. Die Tür platzte regelrecht auf.
Karala sah diesen Anblick mit Schrecken. Ihre Atmung war extrem laut.
Ihr Herz pochte regelrecht.
Ihre weit aufgerissenen Augen waren auf den schrecklichen Anblick fixiert.

Was lauerte bloß dahinter?

Die Tür zerbarst und eine riesige Blutfontäne schoss aus dem Raum und ergoss sich das Haus hinunter auf die Straße.

Karala wollte eigentlich laut anfangen zu schreien, aber irgendwie bekam sie keinen Ton raus. Ihre Stimme war wie blockiert von dem schrecklichen Anblick.
Alles, was sie tun konnte war sich vor der Fontäne zu ducken, welche daraufhin die linke Seite ihres Kleids traf, ängstlich am Boden zu kauern und Ängstlich ihre Hände vor ihr Gesicht zu halten.

Was passierte da? Und wann würde dies bloß endlich aufhören?

Das nasse, stinkende Blut, was von ihrer Kleidung aufgesogen wurde fühlte sich ekelhaft auf ihrer Haut an. Einige Tränen rannten von ihren Wangen und tropften auf ihren Rock. Durch die Tränen wurde auch ihr Maskara etwas verwischt nach unten.

Sie fühlte sich allein und hilflos.  War jetzt ihr Ende gekommen? Wer oder was lauerte auf sie?  Was für Schmerzen würden gleich auf sie zu kommen?
Gott sei Dank war die Fontäne schnell wieder vorbei und es herrschte wieder diese grässliche Totenstille.  War sie jetzt in Sicherheit?

Karala schaute sich angsterfüllt um. Sie sah einige Reste von der Fontäne. Da packte sie wieder die nackte Angst und diesmal konnte sie schreien. Sie schrie so laut sie konnte aber niemand war da, der sie hören konnte.
Ihr Herz pochte unaufhörlich. Sie spürte auch, ihr war extrem übel.

Sie wollte eigentlich weg, so schnell sie konnte. Weg von alledem, weg von dem Job der sie in Kontakt mit solchem Grauen bringen konnte.

Weg von der Angst.

Sie wollte einfach nur weglaufen. Weglaufen und nie wieder kehren. Nur um irgendwie diese Angst loszuwerden.

Auf der anderen Seite dachte sie, dies wäre schon wieder eine Flucht. Sie feige Sau würde immer davon laufen bei den ersten Schwierigkeiten. Wenn sie jetzt wieder abhauen würde, dann würde sie wieder einmal ein für alle mal bestätigen, dass sie wirklich zu nichts taugt.

Außerdem dachte sie, andere Leute stellen sich gerade der Gefahr, riskieren ihr Leben, nehmen sogar fast ihren sicheren Strahlentod in Kauf nur um diese Stadt zu retten und um solche Leute wie sie zu beschützen. Sie könnte vielleicht durch die Arbeiten am Algorithmus dabei helfen, diese Gefahr zu beseitigen, doch was würde sie machen? Einfach davon laufen und alle Leute die sie kennen würde, nein sogar einfach alles ihrem Schicksal überlassen. Streng genommen war sie ja noch nicht einmal direkt an den meisten Konfrontationen mit den Fremden beteiligt, sondern in relativer Sicherheit, wollte aber trotzdem alles aufgeben und einfach davon laufen. Alles im Stich lassen.

Eigentlich war ihr die Menschheit aber irgendwie sowieso relativ egal.

Sie interessierte sich nicht wirklich dafür, ob irgendjemand oder sie selbst in nächster Zeit sterben würde.

Dies war ihr eigentlich alles egal.

Trotzdem spürte sie tief in ihrem Inneren Gewissensbisse, jetzt zu fliehen.

War dies aber wirklich echt oder dachte sie das nur, um sich selbst zu vergewissern was für ein schlechter Mensch sie doch eigentlich sei? Einfach nur eine Bestätigung für den Hass, den sie gegen sich selbst empfand?

Sie dachte immer, wie furchtbar und böse sie eigentlich sei und war gleichsam ihr eigener erbarmungsloser ethischer Richter.

War es nicht eigentlich doch verständlich, angesichts eines solchen Grauens zu fliehen? Alles zu tun um sich vor so einem Alptraum zu schützen und damit nicht mehr konfrontiert zu werden?

Sie wusste eigentlich gar nicht so recht, was sie wollte. Sich der Gefahr stellen oder fliehen und für alle Zeiten eine dumme, feige Sau sein, ohne Hoffnung, dass sich je was ändert?  Die eigene Existenz in vermeintliche Sicherheit bringen um dann mit dem Gefühl weiterzuleben, diese Sicherheit erst gar nicht zu verdienen, die gesamte Menschheit im Stich lassen, die einem aber sowieso nichts bedeutete? Oder hierbleiben, aber wozu, aus anerzogenem Pflichtgefühl was auch nichts mehr als eine reine Worthülse war.

Karala wusste nicht mehr Ein und Aus. Sie war einfach nur verzweifelt.

Sie beugte sich deshalb nach vorn und begann laut zu weinen.
Niemand hörte sie dabei, sie war total allein mit ihrer Verzweiflung, ihrer Ratlosigkeit. Sie war total auf sich selbst zurück geworfen.

Sie schrie andauernd: „Ich darf nicht wieder wegrennen. Ich darf es nicht.“

Niemand konnte ihr sagen, was richtig oder falsch war. Sie war komplett auf sich allein gestellt mit der furchtbaren Entscheidung.
Ganz allein.



Nach einer Weile richtete sie sich schleppend auf  und ging langsam in die kalte, schwarze , einsame Nacht.
Mit verheulter Stimme sagte sie leise zu sich: „Ich bin wirklich nur Dreck. Ein Feigling, der es auch nicht verdient hat, irgendwie gemocht zu werden. “

Karala verschwand langsam in der totalen Dunkelheit der Nacht.
« Letzte Änderung: 11.01.13, 15:55 by SSJKamui »

Alexander_Maclean

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Wieder sehr plastisch.

für meinen geschmack vielleicht sogar ein Hauch zu viel.
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SSJKamui

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Wieder sehr plastisch.

für meinen geschmack vielleicht sogar ein Hauch zu viel.

Danke für den Kommentar. Die Szene ist die Szene, die beim Rewrite des Plots als erstes entstanden war in der Konzeption. (Ich musste es ehrlichgesagt wegen den Boardrules ein wenig zensieren in der Beschreibung. Besonders, im Bezug auf das, was Karala sieht bevor sie total "ausrastet" in ihrer Angst. In der Originalidee war dies nämlich mehr als Blutflecken, um es mal vorsichtig zu formulieren.)

SSJKamui

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Der nächste Teil:
Karala ging langsam durch eine Allee. Sie sah überall die kahlen, toten Bäume, ihr dichtes Netz von Ästen.  Es herrschte eine Atmosphäre von Tod und Zerstörung.
Am blutroten Himmel flogen gerade riesige Schwärme von Krähen.

Karala ignorierte diese und ging mit gesenktem Kopf weiter. Aus dem Augenwinkel sah sie, viele Krähen saßen ebenfalls auf den Ästen.

Ein unheimlicher Anblick, als ob sie darauf warteten, dass irgendeine unvorsichtige Beute zwischen sie kam, die sie dann genüsslich alle auf einmal angreifen und zerfleischen konnten. Die Krähen schienen alles im Blick zu haben, selbst das kleinste Blatt, was sich bewegte. Nichts schien ihnen zu entgehen. Niemand schien vor ihren stechenden Blicken sicher zu sein.
Der Wind pfiff unermüdlich durch die kahle Gegend.  Die Luft war eiskalt.

Auf einmal hörte man ein lautes Krähen vieler Vögel.

Karala erschrak kurz und wich zurück. Es war zwar nur das Geräusch von Vögeln, aber nach dem, was sie sah war Karala teilweise so angespannt, dass kleinste Geräusche sie in Panik versetzen konnten.

Sie sah sich erschreckt um. Genau in dem Moment saß direkt vor ihr auf einem Ast ein Rabe. Dieser Rabe spreizte seine Flügel, bewegte sich nach vorne und krächzte Karala laut an.

Karala erschrak wieder. Jetzt hörte sie auch deutlich ihren Herzschlag.  Sie umklammerte fest ihre Tasche, schaute nach unten und lief so schnell sie konnte durch die schier endlose Allee.

Einfach nur weg. Einfach nur ruhe.
Das dachte sie momentan. Was wird noch passieren?

Nach kurzer Zeit kam Karala zu einem Eingang einer U Bahn Station. Sie las kurz die elektronischen Hinweisschilder. Da die Bahnlinie dort scheinbar zum Hauptbahnhof führen würde ging sie schnell in die Haltestelle.

Sie fuhr mit der langen Rolltreppe in Richtung der Station, durch den Stockfinsteren Schacht der Rolltreppen. Die einzigen Lampen im Bereich der Rolltreppen waren kaputt und sprühten Funken, weshalb das einzige Licht im Bereich vom Bahnsteig selbst und von draußen kam.

Karala war noch sehr stark in Gedanken versunken. Deshalb bemerkte sie es nicht, dass hinter ihr aus der Wand 3 Arme kamen. Diese sahen skelettartig aus und waren übersät mit Geschwülsten. Diese kamen langsam aus der Wand, ohne ein Geräusch zu machen und bewegten sich wie Wild hin und her.

Nach kurzer Zeit aber bewegten sie sich konkret in eine Richtung, in die Richtung von Karala. Sie kamen langsam näher.  Niemand bemerkte sie aber.
Genau, als sie knapp vor Karalas Kleid waren verschwanden die Arme wieder, genau so plötzlich und spurlos wie sie gekommen waren.

Sie waren einfach weg.


Karala bemerkte davon rein gar nichts. Sie ging einfach weiter und sah, wegen Störungen kamen noch keine Züge.
Auf dem Bahnsteig waren an den Seiten viele Säulen, die Schatten zur Mitte hin warfen. Nur wenige Leute waren im Raum.

Diejenigen, die da waren beschwerten sich teilweise laut über die Zugausfälle.

Karala war dies alles egal. Sie setzte sich einfach auf den Boden, beugte sich nach Vorne, senkte ihren Kopf und guckte nach unten.

In der U Bahn Station herrschte normaler Betrieb, trotz des Angriffs. Passanten kamen und gingen, aber dies interessierte sie eigentlich nicht mehr. Sie nahm es auch fast gar nicht mehr war. Es war nur eine endlose Leere und Einsamkeit.
Sie wollte stark sein, wenigstens dieses eine Mal, aber sie lief wieder davon. Damit hatte sie eigentlich in ihren Augen ein für alle Mal bewiesen, was für ein Nichtsnutz sie war. 

Sie fühlte nichts als Schmerz dachte aber auch, sie hätte auch nichts Anderes verdient, nach dem, was sie verbrochen hatte. Es rückgängig machen ginge aber auch nicht. Nach dem, was sie getan hatte würde sie nie wieder die Chance haben, zu ihnen zurück zu kehren. Durch ihre Dummheit hätte sie einfach alles kaputt gemacht, endgültig.

Alles war nur ihre Schuld.

Nach einer Weile senkte sie ihren Kopf, hielt ihre Hände vor ihre Beine und fing leicht an zu weinen.
Sie sagte leise zu sich:

„Verdammt. Dies war meine letzte Chance. Meine Einzige.
Und nur weil ich so eine verdammte feige Sau bin habe ich sie weggeworfen.
Nur wegen meiner verdammten Feigheit.
Jetzt ist alles aus.
Alles.
Es wird nur noch schlimmer werden. Ich werde immer nur Schmerz empfinden müssen.
So jemand wie ich hat es aber auch nicht besser verdient.“

In dem Moment viel ihr aus der Tasche ein altes Foto. Es zeigte einen früheren Klassenkameraden von ihr, ihre erste große Liebe, die natürlich, wie so vieles Erfolglos war.
Als sie das Bild sah fing sie lauter an zu weinen, heftiger und verkrampfter.
Sie sagte weiter hastig:

„Alles genau wie in der Liebe. Da kann ich auch keine Hoffnung haben. Jeder Funken Hoffnung ist Sinnlos und führt nur dazu, dass ich weiter verletzt werde. Niemand kann so ein hässliches, dummes, fettes, Stück Dreck wie mich lieben.
Das muss mir immer völlig klar sein, eigentlich.
Trotzdem versuche ich es immer wieder, dass es klappen könnte, dass sich für mich was Ändert. Obwohl alles nur noch schlimmer wird. Immer wenn es scheint, ich hätte Erfolg muss ich immer wieder ganz von Vorne anfangen.
Mein Leben ist wie die Aufgabe von jemandem, der einen Felsbrocken einen Berg hinauf rollen muss, welcher immer kurz vor der Spitze wieder ins Tal rast. Eigentlich eine völlig sinnlose Aufgabe, die dafür sorgt, dass das ganze Leben seinen Sinn verliert.
Mir ist es eigentlich völlig klar, dass es so ist. Besonders wenn ich wieder mal aufgegeben habe.
Trotzdem probiere ich immer wieder, obwohl ich genau weiß, es gibt nicht einmal einen kleinen Funken Hoffnung. Ich bin sowas von dämlich.
Vielleicht ist dies aber auch bei jedem Menschen so.
Vielleicht ist dies die eigentliche Tragödie der menschlichen Existenz.
Ein jeder hechtet etwas nach, was er nie erreichen kann und macht einfach weiter, obwohl er immer nur enttäuscht wird. Vielleicht ist dies aber auch die einzige Möglichkeit, das Ganze zu ertragen.
Die einzige Möglichkeit, sich vorzugaukeln, es bestünde wenigstens in ferner Zukunft irgendeine Chance, das Ziel zu erreichen. Einfach um nicht realisieren zu müssen, wie Sinnlos die eigene Existenz doch eigentlich ist und das man keine Chance hat.

Vielleicht ist mein Handeln auch die einzige Möglichkeit, meine Seele vor dem Abrutschen in die ewige Dunkelheit zu retten.

Während ich wartete in diesem Tal des Schattens des Todes, realisierte ich eigentlich, wie ausgeliefert ich dieser inneren Dunkelheit eigentlich in Wahrheit doch immer noch war.“




Nach einer Weile stand Karala auf, doch sie sah etwas auf dem Boden. Es war ein Raabe, der irgendwie in die Haltestelle geriet und dort scheinbar qualvoll verreckt war.
Verreckt war wirklich das einzige Wort, was auf den Anblick passte.

Der Vogel lag mit gebrochenem Flügel in einer rötlich, bräunlich, schwarzen Pampe, in der mehrere abgefallene Federn festklebten.
Ein widerwärtiger Anblick, der in Karala Erinnerungen wachrief. Erinnerungen schrecklicher Natur, die sie eigentlich loswerden wollte. Die sie verdrängen wollte um dies nie wieder erleben zu müssen.

Dies funktionierte aber nicht, stattdessen wurde sie förmlich Tag Ein Tag aus von ihnen Verfolgt, ohne ihnen entrinnen zu können. Bei der kleinsten Ursache, bei der kleinsten Ähnlichkeit zu dem Ereignis kamen sie mit Macht wieder hoch und hielten Karala in ihrem Würgegriff.

Sie konnte nichts sagen, obwohl sie eigentlich schreien wollte. Sie blieb einfach stehen und ging langsam, angstvoll nach Hinten.
Auf einmal sackten ihre Beine zusammen, ihr Oberkörper fiel nach Vorne und ihr wurde Schwarz vor Augen.
Ihre Atmung war nur noch ganz langsam.

Sie sah einen tiefschwarzen Raum ohne Grenzen oder Inhalt.  Nach kurzer Zeit sah sie weiße Kritzeleien im Schwarz.

Es ist alles deine Schuld.

Alles passierte nur wegen dir.

Mörderin

Nur wegen dir sind sie tot.

Die Wahrheit ist nicht auslöschbar.

Du bist schuld.

Du bist böse.

Einige Zeit später sah sie ein altes Foto. Es zeigte sie bei ihrem ersten Schultag, zusammen mit ihrer Mutter.  Es war scheinbar ein heller Tag. Überall blühten die Kirschbäume üppig. Sie stand vorne und lächelte.
Ihre Mutter Anima stand hinter ihr und umarmte sie mit einer Hand.
Der Wind wehte einige Kirschblüten von den Bäumen, wie ein Symbol, dass diese schöne Zeit schon Bald vorbei sein würde. Als ob das Glück schnellstens den Weg des Vergänglichen gehen würde und genau so weggeweht werden würde vom Leid, wie die Kirschblüten vom Wind.

Plötzlich fing das Bild, was Karala sah mitten drin an zu brennen. Während es immer mehr verkohlte hörte Karala eine Lautsprecherdurchsage, wie in einem Krankenhaus:
„…. Die Kleine Karala Yagiyu soll bitte in das Sprechzimmer 3 dieser Etage gehen.“

Danach wurde wieder alles Schwarz.

Ein Mann kam langsam in Richtung von Karala. Sein Gesicht konnte nicht erkannt werden, weil es so dunkel war. Einzig die Brille funkelte in einem bedrohlichen Weiß. Der Arztkittel des Fremden wurde von Unten in ein bedrohliches, rotes Licht getaucht.

Der Fremde kam schnell näher. Bei jedem Schritt schien die Erde zu beben. Die Lauten Geräusche machten Karala Angst. Sie Atmete schneller. Ihr Pulsschlag war laut und deutlich zu hören.

Nach einer Weile fing der Fremde an zu sprechen. Seine Stimme hatte einen riesigen Nachhall. Sie klang dunkel, laut und angsteinflößend.
Er sprach langsam:
„Na meine kleine, bist du Karala?“
Karala schaute sich verängstigt um. Leise und Schüchtern bejahte sie das.
Was wollte der Fremde von ihr?
Was hatte er vor?
Warum war er da?

Karala war diese Person mehr als Unheimlich. Sie wollte sofort weglaufen, aber ihre Beine bewegten sich nicht.
Sie versuchte alles, aber sie bewegten sich einfach nicht.
Egal was sie machte, sie blieb einfach stehen.

Der Fremde fing wieder an zu sprechen:
„Du bist also Karala, die Tochter von Anima und Aralak Yagiyu.
Es tut uns leid, aber wir müssen dir es sagen. Die Tests haben positive Ergebnisse gehabt. Deine beiden Eltern sind tödlich krank und ohne Behandlung werden sie in den nächsten 6 Monaten Sterben.“
Da, in genau diesem Moment Begann der Arzt laut zu lachen. Es war eine unheimliche, wahnsinnige Lache.
Karala war der Panik nahe, wie man ihr anmerken konnte.
Der Fremde sagte auf einmal hämisch, laut:
„Tja meine Kleine, das ist alles nur deine Schuld. Merke dir es. Du bist Schuld am Tod deiner Eltern. Nur du allein. Alle haben ja gesagt, du sollst ein braves, artiges Kind sein, aber du warst ja immer Böse und Unmoralisch. Deshalb musst du jetzt deine gerechte Strafe empfangen. Im Namen der Gerechtigkeit muss deine Bosheit gesühnt werden. Kapiert? Wärest du ein guter Mensch, dann müssen deine Eltern nicht diese Höllenqualen durchleiden.
Du bist Schuld. Du bringst allen nur Schmerz, vor allem deinen Eltern.“
Karala fing in dem Moment laut an zu schreien. Sie rief immer wieder:
„Was habe ich getan, um das zu verdienen?“

Der Arzt antwortete nur: „Alles. Niemand kann dir sagen, warum du Böse bist. Alles an dir ist einfach schlecht. Deine ganze Existenz. Und deshalb hast du es nicht besser verdient, als deine Eltern Sterben zu sehen. Es ist alles nur deine Schuld. Nur deine Schuld. Du bist eine Sündhafte Existenz. Das siehst du ja auch daran, dass seine Eltern jetzt sterben. Das dir sowas widerfährt ist jawohl der beste Beweis, dass du Böse bist.“

Trennungsangst.

Auf einmal wurde der Fremde aber ganz ruhig und sagte: „Es gibt aber noch eine Möglichkeit, sie zu retten. Uns bleibt keine andere Wahl. “
In diesem Moment hörte man ein Maschinengeräusch, was immer lauter wurde.
Was war das?
Der Arzt sprach weiter: „Wir müssen…“
In diesem Moment lief der Arzt etwas zurück, nahm Anlauf und zückte eine Motorsäge. 
Die Motorsäge glänzte stark. Man konnte genau die schnelle Bewegung der Zacken sehen, die sich zu diesem infernalischen Geräusch der Maschine bewegten.
Was passierte da bloß?

Der Arzt hielt sich die Säge vor den Kopf und lief unaufhaltsam in Richtung Karala.
 Dabei schrie er laut:
„AMPUTIEREN“
Karala Schrie laut: „AAAAAAAAAAAAAAAAH. Hilfe.
Bitte.
Bitte tut das nicht.
Ich habe diese Krankheit nicht. Mir muss nichts amputiert werden.
Bitte nein. Ich sterbe auch lieber als das mir etwas amputiert wird.
Aufhören, Bitte.“
Genau in dem Moment machte sie in der Realität wieder ihre Augen auf. Der ganze Flashback schien vorbei zu sein. Die Halluzinationen waren verschwunden.
Keine Kettensäge weit und breit.
Trotzdem fühlte sich Übel. Die Gedanken an den Tod ihrer Eltern gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie konnte nicht anders als darüber zu grübeln. Egal wie weh ihr das tat.

Oh fortuna, mecum omnes plangite.


Während dessen war die Situation mit den Caine vollends eskaliert. Mehr und mehr Vorfälle passierten. Immer mehr Menschen wurden auch in den Wahnsinn getrieben, durch die Abscheulichkeit, welche die Stadt schon seit Stunden heimsuchte und dabei war, ein existentieller Alptraum für die Menschheit zu werden.
Verzweiflung und Blut sprossen wie eine apokalyptische Flut, die dabei war, den Geist der gesamten Menschheit zu zerbrechen und zu verschlingen.
Man fand sich in einem von dunklen Schatten gesäumten Wald aus Angst, Blut und Verzweiflung wieder, bei dem man den klaren Weg nach Draußen schon lange Verloren hatte.
Es war nur noch 6 Stunden bis die Dekontaminierung der Stadt beginnen sollte.

Viele Techniker in Strahlenschutzanzügen bestiegen LKWs um zu weiteren Einsatzorten zu fahren, in der verzweifelten Hoffnung, doch noch irgendwas zu finden, was man gegen die Bedrohung nutzen konnte.

Sie fuhren durch die schier endlose, regnerische Nacht. Ihre Autos spritzten das Wasser weit von sich weg. 

Alle Autos kamen durch ein zerstörtes Gebiet. Die Ruinen der Gebäude waren eingezäunt. Überall ragten riesige Trümmer in der Gegend.

Einige Trümmer wirkten fast wie riesige Kreuze eines zukünftigen Friedhofs der Menschheit.
Am Rand sahen die Wissenschaftler große, blaue, kastenförmige Gebäude, deren Dächer nur noch ausgebrannte Stahlgerüste waren, die bedrohlich in der Landschaft standen, wie Mahnmale und Vorahnungen an einen möglichen Untergang der menschlichen Technik.
An einigen dieser Kästen waren Menschen mit Strahlenschutzanzügen dabei, Trümmer zu untersuchen.

Im stockfinsteren Gebiet wurden Teile von mehreren grellen Lichtkegeln von Scheinwerfern erhellt.

Das ganze Areal war eine unheimliche Gegend geprägt vom Verfall. Nirgendwo sonst war das Damoklesschwert der menschlichen Zivilisation so sichtbar wie in diesem Gebiet.

Oh Fortuna, mecum omnes plangite.
 

« Letzte Änderung: 30.04.12, 07:41 by SSJKamui »

SSJKamui

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Der nächste Teil:

Während dessen:
Hilal stand auf dem Dach eines hohen Gebäudes. Sie war umgeben von einem Stahlgerüst des Gebäudes, an dem die Fenster und Dachluken befestigt waren.
Hilal ging langsam nach Vorne und telefonierte dabei mit ihrem Handy:
„Reika, ich habe ein Problem. Ich wurde während der Fahrt von einem Caine angegriffen und hatte einen Autounfall. Kannst du mich Abholen zum Institut? “
Reika antwortete schnell: „Klar kann ich das tun. Eine Frage, ist Karala bei dir?“
Hilal zögerte kurz und erwiderte dann: „Hmm. Nein.“
Daraufhin antwortete Reika verwundert: „Sie ist nicht bei dir? Wo ist sie? Warte mal, ich guck mal in die Daten deiner Haustür. …“

Ja, das war in der Zukunft möglich. Alle Haustüren von Regierungsangestellten speicherten über RFID Chips, wer rein oder raus ging. Eine Folge der Sicherheitsgesetze im Zuge der Caine Angriffe.

Nach kurzer Zeit des Suchens erklärte Reika: „Hmm. Nach den Daten hier zu Urteilen hat sie das Apartment alleine verlassen. Kannst du bitte nach ihr Suchen, ich hab gerade noch was Anderes zu tun, von dem ich nicht weg kann.“

Hilal antwortete leicht genervt: „OK. Kann ich machen. Dann kämme ich mal das halbe Areal nach ihr ab. Ist ja auch nichts weiter dabei mal eben ein Areal von über 20 Kilometern zu durchsuchen.“

Reika erwiderte: „Bitte nicht in so einem Ton. Du weißt doch, was auf dem Spiel steht.“

Hilal bemerkte nicht, wie hinter ihr aus dem Boden wieder die unheimliche Hand des Caine zum Vorschein kam. Diese näherte sich langsam Hilals linkem Bein und war gerade dabei zuzuschnappen, als Hilal eine Ebene hinunter auf ein Geländer sprang, sodass der Griff sein Ziel verfehlte. Unbemerkt von Hilal verschwand der Arm dann auch gleich wieder.

Zu der Zeit ging 3 Straßen Weiter eine junge Frau durch eine schmale Seitengasse. Sie hatte lange, weiße Haare und eine sehr blasse Haut, weshalb sie wirkte wie ein Gespenst oder wie ein Orakel oder etwas Anderes aus. Über ihrem linken Ohr blitzte eine Interfaceverbindung für Cyberware Implantate auf.

Während des Gehens führte sie mit ihren Fingern immer bestimmte Zeichen aus. Dies hatte eigentlich überhaupt keine logische Bedeutung. Sie wiederholte sie nur immer und immer wieder, der Wiederholung halber.

Dies war eine seltsame Angewohnheit, aber bei Weitem nicht das Einzige, was Seltsam an ihr war. Wenn man genau wusste, wer sie war, wusste man sie war mitunter eine der ungewöhnlichsten Personen, die jemals auf diesem Planeten gelebt hatten.

Ihr Name war Madoka Michael und sie war der lebende Beweis, dass außergewöhnliche Segnungen und Flüche nah beieinander liegen können.
Madoka ging langsam durch die Gasse, die von den Lichtern einer angrenzenden Spielhalle in ein buntes Farbenmeer gehüllt wurde. Sie sah wie viele Jugendliche in ihrem Alter oder Jünger an den bunten Maschinen standen und irgendwelche Augmented Reality Games spielten, die mit halbtransparenten Projektionstechniken Objekte darstellten, was fast wie ein Hologramm aus einer alten Sci Fi Serie Wirkte.

Madoka wusste, das Spiel, was man meistens Spielte in solchen Etablissements war momentan irgendein Sci Fi Tisch Strategiespiel wo man für irgendeinen Marineadmiral mit Flecken am Körper gegen außerirdische Echsen, Kristalle und Fledermäuse kämpfen sollte.

Sie kannte das Spiel gut und gewann fast jede Runde, teilweise auch wegen ihrer Besonderheit.

Trotzdem hatte sie jetzt weder Zeit noch Kleingeld um das zu spielen. Deshalb ging sie weiter und kam nach einer Weile zu einem großen Komplex, an dem viele Treppen hingen. Dies sah sehr seltsam aus und man musste sich unweigerlich fragen, führen diese Treppen irgendwo hin oder war dies nur irgendein abstraktes Kunstwerk? Ein Symbol für einen Weg, der nie zu einem Ziel führen konnte?

Madoka ging schnell in das Gebäude, in Richtung eines Schilds mit der Aufschrift „Bionik Klinikum“.
Vor dem Schild standen schon viele Leute. Diese gehörten aber alle offensichtlich der Oberschicht an. Es war nicht so wie in den vielen kleineren, halblegalen Schwarzmarktkliniken, wo Zuhälter und Mafiaschläger sich ihre Körper hochrüsten ließen.

Nein. Hier war alles ganz Sauber und gesittet, aber auch extrem elitär. Es schien schon so, als ob gesetzlich Versicherte hier nicht mal ein Pflaster bekommen könnten.
Viele Wartenden hatten Kinder dabei. Einige dieser Kinder waren wie versunken in irgendwelche Rechenaufgaben oder malten irgendwelche abstrakten Formen. Diese Formen waren immer wieder Wiederholungen von ein oder 2 Grundmustern, ähnlich wie Madokas Handbewegungen sich auch ständig wiederholten.
Andere Kinder aber standen oder saßen nur teilnahmslos da und wippten nur mit ihren Köpfen vor und zurück. Sie schienen absolut leer zu sein. Fast wie Maschinen mit einer Fehlfunktion.

Auf einmal rannte ein Junge zu Madoka, hielt ihr einen selbst gemalten Schaltplan vor die Nase und sprach : „Ich hab es gefunden. Siehst du Tante?“
Die Eltern des Jungen kamen sofort zu ihrem Kind, zerrten es leicht zurück und sprachen laut: „Toshiro, belästige die Leute nicht schon wieder. Kapiert.“

Daraufhin drehten sie sich zu Madoka und sprachen leicht verschämt: „Es tut uns schrecklich leid, junge Dame. Sie müssen das verstehen. Es ist nicht seine Schuld.“
Man konnte in ihren Augen richtig sehen, wie Peinlich ihnen das forsche Verhalten ihres Sohnes war.

Madoka entgegnete aber nur Sanft und Leise: „Toshiro. Der Schaltplan ist Falsch. Ohne zusätzlichen 32 Bit Puffer wird das System abstürzen.“
Der Sohn wirkte auf einmal mehr als zufrieden und die Eltern setzten sich beruhigt wieder hin.

10 Minuten später bat eine Sprechstundenhilfe Madoka ins Untersuchungszimmer. Dort kam sie nach 20 Minuten wieder hinaus, zusammen mit einer dunkelhäutigen Ärztin.
Beide gingen an ein naheliegendes Fenster, von dem aus man mehrere Äste von Kirschbäumen sehen konnte.

Die Ärztin erklärte: „Madoka chan, nach diesen Messwerten funktionieren deine Implantate ohne Probleme. Ich habe dir nur eben die 20 Firmwareaktualisierungen installiert, welche vor 2 Stunden von der Herstellerfirma zur Verfügung gestellt wurden. Damit dürfte alles weiter gut laufen.“

Madoka bedankte sich daraufhin mehr als Freundlich und verließ danach schnell die Einrichtung.

Genau in dem Moment fragte die Sprechstundenhilfe:
„Frau Dr. Calligari, wer war das eigentlich?“

Dr.Calligari überlegte langsam und erklärte dann:
„Sie ist eine Patientin, die ich schon lange habe. Ihr Name ist Madoka Michael. Sie ist die Tochter von 2 Wissenschaftlern von irgendeinem Konzern. Du kennst ja diese Effekte die seit der Caine Invasion auftauchen, die auch als Takasura Cuckoo Phänomen berzeichnet werden.
Seit dem ersten Vorfall werden immer weniger Kinder geboren und immer mehr Familien können aus unbekannter Ursache auch keine Kinder mehr Zeugen. Die Kinder, die noch geboren werden haben mit einer hohen Wahrscheinlichkeit aus einem uns nicht bekannten Grund neurologische Störungen unterschiedlicher Schwere.
Es ist unklar, aber es gibt die Vermutung, diese Entwicklung würde eine Auswirkung der Caine sein.
Madoka ist eine betroffene und war geboren worden mit einer schweren tiefgreifenden Entwicklungsstörung, welche nicht näher klassifiziert werden konnte.
Deshalb konnte sie erst sprechen Lernen, nachdem die Ärzte in ihr Gehirn eine experimentelle Headware Implantation installierten. Du weißt ja, man kann in etwa sagen, Kommunikationsfähigkeit ist das, was uns erst zu Menschen macht. Deshalb kann man sich vorstellen, wie schwerwiegend diese Störung war.
Gleichzeitig mit den Problemen trat aber noch was Anderes auf. Madoka weißt deshalb in einigen Bereichen überdurchschnittliche kognitive Fähigkeiten auf, besonders im mathematisch-/technischen Bereich. Durch diese Savant Fähigkeiten ist sie eines von 7 größten mathematischen Genies der Welt.
Dies war auch den Wissenschaftlern aufgefallen, die sie in der speziellen Einrichtung für Betroffene dieses Phänomens in Australien betreut und erforscht hatten. Dieser eine Mathematikprofessor, der hier dieses Institut zur Abwehr der Caine leitet, Szabo wurde durch die wissenschaftlichen Berichte über sie in Medizinzeitschriften auf sie aufmerksam und holte sie deshalb zum Institut. Sie wurde gleichzeitig von der Nobelpreisträgerin Reika Ichiyouji quasi Adoptiert und lebt seitdem bei ihr. “

Die Helferin antwortete nur: „Wow, das hätte ich jetzt echt nicht gedacht.“

Calligari konterte: „Na ja, vom Verhalten ist Madoka etwas seltsam und sie kann andere Menschen nicht besonders gut verstehen. Deshalb flüchtet sie davor auch regelrecht in die Wissenschaft und die Arbeit an diesem Algorithmus. Sie nutzt die moderne Technologie um ihr selbst die Illusion zu geben, sie würde in einer Sicheren und Verständlichen Umgebung leben.“

Da fragte die Helferin nach: „Irgendwie erinnert mich das daran, dass wir Menschen diesen Algorithmus nutzen um uns vor dem eigentlich Unvorhersagbaren in Form der Caine zu schützen und uns in falscher Sicherheit zu wiegen.“
« Letzte Änderung: 03.05.12, 08:08 by SSJKamui »

Alexander_Maclean

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Auch nicht schlecht aber nicht ganz so gut wie die Vorgängerteile.

gefallen hat mir der "Insider" zu UO.

aber der abschnitt ist von der Beschreibung der Umstände meienr meinung anch sehr holprig.

Und der satz hier:

Zitat
Ja, das war in der Zukunft möglich.

sollte meiner meinung nach schlicht und ergreifend raus. dem leser ist ja bereits klar, das die story in der zukunft spielt.
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Projekt "One Year a Crew" Status: Konzept 100% Schreiben 28,26% Grafisches 0% Erscheinjahr 2022


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Danke für die Kritik. Den fraglichen Satz werde ich dann in der  PDF Version Streichen. (Mir fällt gerade auf, dass der Satz sowieso relativ dämlich war.) Danke für den Hinweis.

Den Witz mit UO hatte ich mir schon lange überlegt und dachte, da ich auch so eine Spielhalle einbauen wollte konnte ich dort den Witz am Besten integrieren.

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Der nächste Teil:

Doktor Calligari schaute Richtung Fenster, wo von den großen Kirschbäumen gerade einige Blühten weggeweht wurden und dachte nach. Nach einer Weile sagte sie:
„Wissen sie, eigentlich sind die meisten Leute, die sich als geistig Gesund bezeichnen exakt genau so wie sie. Schau dir doch nur mal den RSR Algorithmus an. Wir können diese Caine nicht verstehen und nutzen Logik und Mathematik, um hinter all dem einen Sinn zu erkennen. Aber wenn wir ehrlich sind ist unsere ganze Welt verwirrend und gefährlich. In Wahrheit ist Angst die Emotion, welche fundamental für unsere menschliche Existenz ist.
Obwohl diese Wahrheit nicht zu leugnen ist mögen wir sie nicht. Und so setzt der Mensch alles dran, eine Illusion zu schaffen, sein Leben sei Sicher. Vieles dient dieser Illusion. Gesellschaftliche Regeln, Religion, Wissenschaft und Technik. Selbst gefährliche medizinische Operationen die tödlich enden können oder der Bau von Atomkraftwerken dienen ultimativ dazu, uns Menschen das falsche Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Doch dieses Gefühl wird niemals etwas Anderes sein als eine Illusion, die jederzeit enden kann.
Manche Leute sind sogar bereit für dieses Gefühl von Sicherheit sich selbst aufzugeben und zum gedankenlosen Anhängsel einer Masse zu werden. Diese Gruppe kann auch die gesamte Gesellschaft sein.

Vielleicht ist dies auch ein Grund, warum die Menschheit sich vereinte, als sie mit den Caine konfrontiert wurde.
Wenn die Angst aber zu groß ist funktioniert so ein Zusammenschluss aber nicht. Bei großer Angst vereinzelt die Angst den Menschen und isoliert ihn von Anderen. Sie können keine Beziehung mehr zu anderen Menschen eingehen.
Teilweise kann man Madoka so beschreiben. Natürlich sind das bei ihr auch neurologische Gründe, aber dies erklärt ihr Verhalten relativ gut.
Während andere Menschen in der Masse untergehen sind sie dazu verdammt ein Leben bestimmt von Angst, Einsamkeit und eigener Verantwortung allein zu leben. Niemand kann ihnen helfen, das zu finden, was für sie richtig ist. Da sind sie ganz auf sich allein gestellt mit den Konsequenzen ihres eigenen Handelns.
Viele der Kinder wie Madoka sind mit außergewöhnlichen geistigen Fähigkeiten geboren wurden, aber so ein Leben ist für sie der Preis dieses Geschenks.
Eigentlich sind wir alle aber ein bisschen so wie sie. Wir verdecken dies nur durch Illusionen.“

Während der Unterhaltung ging Madoka durch eine kleine Gasse, in der Massen von Menschen gingen. Sie standen alle so dicht gedrängt, dass keiner sich mehr allein bewegen konnte. Alle waren gezwungen dem Strom zu folgen, ob sie das wollten oder nicht. Sie erkannte keinen Anderen. Alle schienen anonym, unscheinbar und leer.
Von weit Oben wurden alle Menschen zu einem einzigen, riesigen Farbenmeer, wo der einzelne Mensch nicht mehr wirklich abgegrenzt zu erkennen war. Alles wurde von der Masse verschluckt und erdrückt.

Nach einer Weile ging Madoka in eine nahe U Bahn Station.

 

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