So, bin durch ...
Eine sehr kurzweilige Story, die ich im laufe eines einzigen, langweiligen Projektmeetings verkonsumiert habe - was auf jeden Fall für die Story spricht

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Der kompakte Schreibstil (2 Jahre auf knapp 90 Seiten abgehandel), ist erst mal gewöhnungsbedürftig, aber i.d.R. funktioniert die Balance zwischen zusammenfassender Beschreibung und detailliert beschriebenen Szenen recht gut.
Am besten gefällt mir der Anfang, als Belar noch nicht so recht wusste, was er mit seinem leben Anfangen soll: Sehr realistisch und überzeugend beschrieben! Selbst der Streit mit seinem Vater ist nicht sooo weit hergeholt. Dass Belar abhaut, gerade weil sein Vater - mit dem er sonst ein tolles Verhältnis hatte - ihn zum ersten Mal geschlagen hat, kann ich nachvollziehen. Ich hatte - auch nur ein einziges Mal - auf ähnliche Weise Zoff mit meiner Mutter. Allerdings war es da umgekehrt: Sie nannte mich "dumme Kuh", daraufhin bin ich ausgetickt und hab ihr ein Bündel dreckige Socken ins Gesicht geschmissen

. Genau wie bei Belar war das für uns eine "Premiere", die sich Gott sei dank nie wiederholt hat: Ich war vorher nie handgreiflich gegen meine Mutter geworde, allerdings hatte sie mich auch noch nie beschimpft. Wir waren beide ziemlich erschrocken über unsere eigene Reaktion und haben den Rest des Abends nicht miteinander geredet. Wenn ich damals einen Führerschein gehabt hätte und meine Mutter ein Auto, wäre ich wahrscheinlich auch abgedüst (aber nur für ein paar Tage ^^).
Also, mir sind die Gefühle (leider) nicht fremd - allerdings hätte ich mir den Anfang des Streits etwas detaillierter gewünscht, damit man versteht, wie es überhaupt so eskalieren konnte.
Die Begegnung mit Li'Raan, die Prügelei mit den Klingonen in der Bar - alles nicht schlecht!
Bei der Szene mit Q hätte Q ein bisschen mehr in-character - sprich: arroganter

- sein können.
Dann gefallen mir wieder die Szenen auf der STALWART und die Aufnahme in die Akademie, Belars Stubenkameraden und die aufkeimende Rivalität mit Sheridan.
Über das Duell kann man sich streiten, aber nicht weil Belar gewinnt (er hat deutlich mehr Ahnung vom Fechten, daher IMO eine reelle Chance) - sondern weil ich spätestens an der Stelle den Eindruck nicht loswerde, alle Hauptchars benehmen sich wie Südstaaten-Gentlemen des 19. Jh: Ein Kadett fordert den anderen zum Duell - und das wegen einer Frau.

Und dann Sheridan, der eine Art Familienvendetta gegen die Belars führt, obwohl die ihm persönlich gar nichts getan haben, nur weil seine Mami nicht Fleetadmiral geworden ist. Fackeln im Sturm lässt grüßen

OK, Geschmackssache - aber ich hätte diese Knallköppe am liebsten kurz vor die Luftschleuse gesetzt, in der Hoffnung, dass sie dann im 24. Jh. ankommen

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Wobei ich an der Stelle das Rumgehacke auf Thyr nicht verstehen kann. Eigentlich benimmt sich der Ando auf bewundernswerte Weise erwachsen, als er erkennt, dass Belar der Bessere ist, dass er Li'raan durch solche Aktionen nicht an sich binden kann, sein Besitzdenken ihr gegenüber aufgibt und ihr trotzdem Glück wünscht. Was allerdings nicht ganz glaubwürdig rüberkommt, ist seine plötzliche Wandlung vom eifersüchtigen Hau-Drauf-Macho zum netten Kerl. Einen Tag hättest du ihm wenigstens noch geben können, um vom Baum runterzukommen und seine Gefühle zu sortieren.
Ab dem zweiten Jahr wird Sheridan leider immer mehr zum eindimensionalen A***loch und Belar ist immer obenauf, was ich ein bisschen stereotyp finde, weil es die Geschichte vorhersehbar wirken lässt.
Der Killer-Asteroid ist da eine willkommene Abwechslung und selbst Sheridan bekommt endlich die Chance, mehr zu sein als eine vom Ehrgeiz zerfressene Nervensäge. Leider wird die Chance nicht wirklich genutzt, dazu ist die ganze Szene viel zu kurz.
Sheridans Familien-Hintergrundstory ist wiederum hochinteressant und intelliegent ausgedacht! Ich bin gespannt, was da noch zutage gefördert wird!
Allerdings hat es mich ein bisschen stutzig gemacht, dass Belars Vater so gemeime Infos über eine offene Funkverbindung ausplaudert. Das sollte er als ehemaliger SFI-Agent eigentlich besser wissen

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Warum wartet er damit nicht die paar Tage bis zu Belars Vereidigung, um ihm dann in einer ruhigen Ecke Fac.to-Face alles zu erzählen?
Der Kampf um Trill ist spannend und lässt keine Katastrophen-Wendung aus ^^, nur Belars Verhalten nach der Entdeckung des Global Killers ist IMO wenig glaubwürdig: Da steht seine Heimat kurz vor der Auslöschung - und er hockt in seiner Bude und schmollt wegen Sheridan???

Ich wäre jedenfalls nicht "enttäuscht und sauer" - ich würde massiv Panik schieben, mir Sorgen um meine Familie machen und keinen Kopf für irgendwas anderes haben! Ich hätte sofort den Captain angerufen und ihn bekniet, mich aus dem Arrest zu lassen, damit ich irgendwas tun kann, um meine Leute zu retten!
Zu Belar - der sonst ein zupackender Typ ist - passt diese passive Nummer IMO gar nicht. Es wäre realistischer gewesen, wenn er gleich mit einem Vorschlag gekommen wäre und seine Hilfe angeboten hätte, statt an die Decke zu glotzen, bis der Erste Offizier kommt, weil die STALWART-Crew mit ihrem Latein am Ende ist. Dabei würde auch die STALWART-Offiziere besser wegkommen - nicht wie ein Haufen Dilettanten, deren letzte Hoffnung ein kleiner Kadett im Stubenarrest ist.
Dafür fand ich den Schluss um so gelungener. Gerade die Szene, als Belar seine Medaille auf das Grab von Tarandis legt. Knapp aber Tränenfördernd - WOW!

Wobei ich Uli recht geben muss, dass die Beziehung zwischen Tarandis und Belar ein bisschen kurz gekommen ist.
Um noch ein bisschen zu nitpicken:
1) Einen Asteroiden als "Arschloch" zu bezeichnen, ist etwas merkwürdig

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2) Bei den jahreszahlen solltest du hier und da noch mal nachrechnen. Zum Bleistift ist Belars Schwester 6 Jahre älter, er ist 15, dann wäre sie 21 ... und schon Lieutenant? Leiterin einer Forschungsabteilung? Wann hat die Gute ihren Akademie-Abschluss gemacht? Mit 12?

. Oder Sheridans Mutter: Mit 70 ist sie IMO zu alt für eine 16jährigen Sohn. Der Vorfall, der ihre Karriere ruiniert hat, passierte vor 39 Jahren. Also Captain mit knapp 30? Naja, Abrams-Kirk ist nicht zu toppen

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Fazit:
Toller Anfang. Nicht 100%ig überzeugender aber unterhaltsamer Mittelteil. Rasantes, wenn auch ausbaufähiges Ende.
7 von 10 Punkten.