Ein Thema zum ersten TNG-Kinofilm,
Star Trek: Generations darf nicht fehlen.
Unlängst habe ich mir "Generations" mal wieder angeschaut und fühlte mich durchaus sehr gut unterhalten.
Die
grundsätzliche Idee, den Film zu einer Staffelstabübergabe werden zu lassen, ist verständlich, meiner Meinung nach hätte es dazu aber nicht kommen müssen. Für die TOS-Crew war ST:VI ein sehr guter Abschluss, sowohl was die Figuren als auch was den Plot anbelangt. TNG dürfte über die Jahre eigenständig genug geworden sein, um auf eine Starthilfe locker verzichten zu können. Immerhin wurde nicht versucht, den Großteil beider Crews zusammenzuwerfen. Die Konzentration auf Kirk genügte ja auch.
Die
Story ist nicht besonders, aber auch alles andere als schlecht. Die Idee des Nexus bietet dabei die Möglichkeit, sich von der klassischen Zeitreise zu distanzieren. Darüber hinaus sorgt sie für eine ganz andere Auseinandersetzung der Figuren mit ihrem Leben. Zugegeben, da wurde uns viel Kaffeeküchenphilosophie vorgesetzt - aber immerhin! Mit einer so eingehenden Auseinandersetzung mit Leben und Tod erreicht ein Thema einen Stellenwert, den man beispielsweise bei "First Contact" vergeblich sucht.
Angenehm auch, dass es mal nicht um die Rettung der Erde oder des ganzen Universums geht, sondern "nur" um die Bevölkerung eines unbedeutenden Planeten im Veridian-System. Man kann kritisieren, dass für diese Völkchen keine Empathie hergestellt wird, aber dieses Ziel wäre nur unter großen inhaltlichen Verrenkungen möglich und damit sehr gekünstelt gewesen.
Die
Figuren haben in diesem Szenario natürlich so ihre Schwierigkeiten, aber das natürlich ein Grundübel, das bei jedem Film mehr oder minder zum Tragen kommt (oder war Crusher in "FC" exponiert dargestellt? Der Gipfel war ja Uhura in ST:III, die nach gefühlten zwanzig Minuten nicht mehr autaucht). Der Fokus liegt ganz klar auf Picard, Kirk und (eigentlich noch)
Data. Letzterer macht den größten Entwicklungsschritt und Spiner kann sich hier als Schauspieler auch gut hervortun. Die Szenen mit dem emotionalen Data sind im Grunde durch die Bank sehenswert und geben dem Film dadurch eine Qualität, die er braucht, um mehr zu sein als nur eine weitere TNG-Story.
Picard kommt weniger gut weg. Auch er sieht sich mit einer Veränderung in seinem Leben konfroniert, die hier allerdings negativ ist. (Am Rande: Seinen Bruder und Neffen bei einem Brand ums Leben kommen zu lassen - so recht will das meinem Gefühl nach nicht zum 24. Jahrhundert passen, auch wenn mir klar ist, dass ein Transporterunfall natürlich nicht glaubhafter gewesen wäre). Die emotionalen Ausbrüche in der Szene vor der Zerstörung der Amargosa-Sonne waren vielleicht nicht das, was man von Picard erwartet hätte. Ich weiß nicht, ob ich Stewart hier auch schauspielerisch mehr an, nun, "Feinheit" zugetraut hätte. Auf der anderen Seite: Vielleicht zeigt gerade dieser Ausbruch aus dem Erwartbaren, wie mitgenommen Picard ist. Die Szenen, in denen er die Nachricht erhält, auf der Brücke und im Bereitschaftsraum Will die Leitung der Untersuchung überträgt und im Nexus René umarmt, sind mMn aber wieder sehr, sehr gut umgesetzt. Was mir etwas im Film gefehlt hat, ist der Punkt, wieso Picard so schnell bereit ist, die Scheinwelt aufzugeben. Guinan hat ja eindringlich gewarnt, auch er werde den Nexus nie verlassen wollen. Dafür gelang es Picard dann doch recht schnell
Kirk erhält viel Aufmerksamkeit und das geht auch in Ordnung. Allerdings bleibt sein Alter insofern ein Problem, als dass es nur bedingt überzeugend erscheint, ihn an die vorderste Front zu schicken, um sich mit Soran zu prügeln. Das ist auch wieder eine Sache, die auf Kosten Picards geht, denn so schwach, fast schon ungeschickt war er in der Serie zuvor nicht und wird es auch in den folgenden Filmen nicht mehr sein. Kirks Sterbeszene ist durchaus ergreifend inszeniert, gerade dieser letzte offene Satz hat schon Gänsehautcharakter. Ich muss zwar gestehen, dass ich mir ein epischeres Ende gewünscht hätte (episch muss ja kein Schimpfwort sein, es ginge eben nur darum Kirks Ende etwas für sich stehender zu beschreiben), aber naja.
Soran ist kein schlechter Gegner für dieses Filmkonzept. Er ist ein miserabler Schütze, aber das ist doch auch nicht verwunderlich, schließlich ist seine Figur ganz anders angelegt als all die Khans und Kruges anderer Filme. Als Zuschauer bekommen wir freilich nur zu selten und dann auch etwas spät oder oberflächlich einen Eindruck von seinem Charakter, sodass es natürlich schwer fällt, echte Empathie aufzubauen. Hier wäre mehr möglich gewesen, aber auch weniger, denn es ist wirklich angenehm, mal eine Person gezeigt zu bekommen, die schlicht ein Ziel hat, das nicht mit Invasion, Rache, Hass und dergleichen zu tun hat.
Die
anderen Figuren bleiben mMn wie erwähnt etwas blaß. Worf bekommt seine Beförderung, Crusher fällt ins Wasser, Geordi hilft Data und unfreiwillig Soran, Riker bekommt ein paar Szenen, in denen er Bildschirmpräsenz aber keine große weitere Bedeutung hat, und Troi darf immerhin an ein paar ausgewählten Stellen als Counselor glänzen. Ach ja, Guinans Auftritt fügt dem Film eine schöne Facette hinzu.
Lursa und B'Etor waren als "Zusatzgegner" natürlich relativ schwach.
Die
Produktion scheint mir durchaus einer großen Leinwand angemessen. Meistens gute Sets (man denke an die stellare Kartographie!) und der Blick für gute Bilder sorgen schon dafür, dass man nicht nur glaubt, eine Serienfolge vor sich zu haben. Auch wenn die visuelle Kraft nicht unbedingt mit der von sagen wir "First Contact" mithalten kann (wobei der Vergleich nicht ganz gerecht ist, weil dort ein ganz neues Schiff mit Innenleben gezeigt wurde), so hat mich "Generation" im Grunde sogar mehr beeindruckt als "Insurrection" (wobei man sagen muss, dass mir dieser Film halt auch im Moment nicht mehr soooo präsent ist). Der Plot ließ tolle Bilder zu: Ich denke da an die Szene auf dem Segelschiff, wenn Picard und Riker in den alten Uniformen das Format ausfülllen; das Ende der Amargosa-Sonne, von Picard vor dem Bildschirm betrachtet; die Ent-D vor Veridian III, der Warpkernbruch; der Nexus mit der Ent-B und später, wie das Band ebenfalls formatfüllend Soran und Picard aufnimmt... Das hat schon was.
Mit den verschiedenen Settings (23. Jahrhundert, Segelschiff-Holosimulation, 24. Jahrhundert, Picards viktorianische Nexus-Welt, Kirks Nationalpark-Nexus-Welt, Veridian III) tobt sich der Film richtig aus und schafft auch optisch schöne Abwechslung.
Die
Musik hat McCarthy gut hinbekommen. Ich muss gestehen, dass ich hier so immer meine kleinen Zweifel habe, ob es klug ist, einen Komponisten für einen Film zu verplichten, der zuvor vor allem für Serien arbeitete. Aber McCarthy hat ein schönes Filmmotiv komponiert, seine Musik trägt viele Szene und unterstützt sie da, wo Spannung geboten ist genauso, wie bei ruhigen, gefühlvollen Momenten. Die Action-Sequenzen sind mir persönlich etwas zu unharmonisch, zu fahrig vertont und hier fühle ich mich dann doch wieder in meinem Vorurteil bestätigt, wenn ich mir vor Augen halte, wie sehr sich GEN "Outgunned"/"The Final Fight" und Musik aus DS9 "Way of the Warrior" ähneln.
Noch ein paar lose
Einzelbetrachtungen :
Dass die Enterprise-D zerstört wurde, ist zwar schon mal nicht schön, ein ungutes Gefühl hinterläßt aber eher die Art und Weise, wie es geschah. Schade, dass das Budget nichts anderes als einen BoP (inklusive Zerstörungsszene aus ST:VI) erlaubte. Ebenso bedauerlich, dass man die Ent-D schlicht nicht zurückfeuern ließ. Da hat sie in TNG "The Survivors" oder "Best of both Worlds" ein ganz anderes Feuerwerk abfackeln dürfen.
Die Absturzszene empfand ich als relativ peinlich.
Wirklich lustig zu betrachten ist das Wechseln der Uniformen! Viele trugen ja lange noch die alte und aus dem Gedächtnis erinnere ich mich im Moment gar nicht daran, Worf in der neuen gesehen zu haben. Ich weiß nicht, wie ich das als ein Zuschauer wahrgenommen hätte, der die Serie(n) nicht kennt, aber dann hätte ich mich vermutlich noch über ganz andere Sache ausgiebig gewundert

Alles in allem bleibt "Generation" für mich ein guter Film, mit nicht eben wenig Anspruch - zum einen, zwei Generationen unter einen Hut bekommen zu wollen, zum anderen aufgrund des Vorhabens, eine wirkliche Geschichte zu erzählen zu wollen.