Ich habe zwei Fragen, die wohl auch ein kleinwenig zusammenhängen:
- Wie gehst Du an das Zeichnen heran, damit eine Person bei unterschiedlichen Gesichtsausdrücken und Posen dennoch unverwechselbar bleibt? Das ist doch ein schmaler Mittelweg aus Veränderung und Beibehaltung bestimmter Charakteristika.
Da schadet es nicht, wenn man vorher eine ganze Menge verschiedener Perspektiven und Gesichtsausdrücke gezeichnet hat - ohne jetzt den Anspruch an sich selbst zu stellen, dass das alles die gleiche, immer erkennbare Person ist.
Wenn man so einen Charakter entwirft, fängt man ja mit einem Grundkonstrukt an (Ball, Kinn, grundlegende Position von Augen, Nase, Mund, usw) und verändert dann Kleinigkeiten. D'Nesh aus Infinity beispielsweise hat die gleiche Kopfform, wie Shannyn. Ich gebe ihr allerdings vollere Lippen, längere, dünnere Augenbrauen und ein etwas weicheres Kinn. Kleinigkeiten also, Feinheiten.
Wenn man die jetzt beide gerade von vorne zeichnet und die Bilder nebeneinander legt, ist es leicht, den einen vom anderen zu unterscheiden. Wenn es dann aber darum geht, den Kopf in einer ungewohnten Position abzubilden - sagen wir mal eine Hundeperspektive -, und dann auch noch mit einem speziellen Gesichtsausdruck, dann versuche ich mir zwar auch noch immer in Erinnerung zu behalten: Kinn kleiner, Augenbrauen dünner, aber oft läuft es einfach auf ein "äh... ungefähr so müsste das sein?" hinaus, und ich bin schon froh, überhaupt einen erkennbaren Kopf hinzubekommen. :/
Dagnýs Haarsträhnen wechseln beispielsweise von (perspektivisch unterschiedlicher) Zeichnung zu Zeichnung die Länge, Doktor Puris Bindi ist mal größer und mal kleiner und Durkins Bart hat in manchen Zeichnungen auch mehr Volumen als in anderen, weil ich keine Referenz für den habe und das daher über den Daumen gepeilt zeichne.
Es reicht aber schon die Tatsache, dass diese Erkennungsmerkmale überhaupt
da und für den Charakter einzigartig sind. Sieht man jemanden mit einem Bindi, kann das nur Puri sein. Kahler Schädel, merkwürdige Pupillen und schwarzer Klingonenbart? Das ist Blair. Wenn solche Referenzpunkte da sind, die das Erkennen eines Charakters vereinfachen, ist es nicht so schlimm und es fällt weniger auf, wenn die Nase mal ein bisschen dicker oder dünner wird als sie sein sollte.
Es wird also einfacher, je individueller ein Charakter gestaltet wurde - erst recht, innerhalb einer Gruppe. Die TNG-Crew ist da ein gutes Beispiel. Die kann jeder zeichnen, selbst wenn man nur Strichmännchen hinbekommt. Bart, Rote Unfiorm? Riker. Groß, Zottelig, Scherpe? Worf.
Da muss man nicht einmal Realismus anstreben. Ich habe eh festgestellt, dass die spaßigsten und ausdruckstärksten Charaktere die sind, bei denen ich etwas übertreibe und wo ich mich von dem Gedanken verabschiede, dass das realistisch (oder gar einem Schauspieler nachempfunden) sein muss. Tellariten sind beispielsweise schon vom Wesen her fast eine Karikatur, und deshalb zeichne ich meinen Tellariten Durkin auch cartoonhafter und das macht viel mehr Spaß. In Zukunft will ich allgemein mehr in diese Richtung gehen.
- Hast Du auch Tricks, um bekannte, existierende Personen einzufangen? Wahrscheinlich achtest Du da auch darauf, in welcher Relation bestimmte Elemente zueinander stehen, sowohl in Größe und Ausformung, als auch in der Position. Oder stelle ich mir das falsch vor?
Ja, jedes Gesicht hat so seine speziellen Eigenarten, die es erkennbar machen. Das ist dann eben die Kombination aus vielen Kleinigkeiten. Augenform, Lippenform, Nasenform, usw. Ich will mich aber nicht fähiger aussehen lassen, als ich bin. Wenn ich eine bekannte Person zeichnen will, dann mache ich das auch nach Vorlage, und da ist es dann einfach eine Sache des genauen hinguckens. Klappt übrigens auch längst nicht immer. Es gibt so... hm... Average-Guy-Gesichter, mit denen habe ich starke Probleme. Kirk (Shatner), Paris oder auch Tucker beispielsweise. Ein Archer mit seinem Megakinn, ein Spock mit seinen winzigen Augen oder ein Tuvok mit seinen Monsterlippen, die gehen immer.