So, ich muss dann ja auch langsam mal wieder kritisieren, oder?

Hm, ich habe zwar das ganze schon durch, aber ich habe zu vieles dazu zu sagen, als dass ich jetzt direkt schon die ganze Geschichte in einem Rutsch durchkritisieren kann

Also kommt jetzt erstmal die Kritik für Kapitel 1+2. Vorsicht, ist ziemlich lang

Ich hoffe, sie fällt dir nicht zu hart aus, besonders der letzte Teil nicht. Ist halt nur meine Meinung

Ich muss meinen Vorrednern zustimmen: Glinn Karthal ist wirklich eine Bereicherung für Defender. Nicht nur dass es mal interessant ist, sich auch mal in eine Cardassianerin hineinzuversetzen, sie ist auch immer gut für schöne Plots und sorgt dafür dass die anderen Charaktere was zu tun haben.
Die Beschreibung des Jägerkampfes finde ich auch besonders gut gelungen, obwohl du die Szenerie meiner Meinung nach etwas malerischer hättest beschreiben können. Das hilft dem Leser nämlich ungemein, sich in die Geschichte hineinzudenken und sich darin zu verlieren – auch wenn es auf den ersten Blick so scheint als brächte es nichts. Denn manchmal, und zwar besonders am Anfang von vielen Geschichten, muss man den so beliebten Spruch umdrehen, und sagen: „Tell, don’t show!“
Auch finde ich es ziemlich verwirrend, wie du dem Leser klarzumachen versuchtest, dass der Kampf auf einem Holodeck stattfindet, aber dazu später noch mehr.
Naja, dann beschreibst du ziemlich schön den Charakter von Harek – einem klassischen, angeberischen Chauvi der zwar ein ziemlich starkes Ego hat, welches sich aber leicht brechen lässt. Oder, auf Deutsch: „Große Klappe, nix dahinter!“ *g*

Karthals eigenen, besser nachzuvollziehenden und auch wirklich berechtigten Stolz beschreibst du auch ganz schön. Was mich aber bisher an der Szene gestört hat: Man könnte das ganze auch mühelos auf eine Situation im Sternenflottenalltag ummünzen. Es fehlt hier irgendwie das distinkte, cardassianische Flair. Es kommt einfach kein typisch Cardi-Feeling auf

Obwohl sich das mit der Zeit verbessert, vor allem, als du die androkratische Art der cardassianischen Gesellschaft und vor allem auch des Militärs herausstellst und, um auf die Beschreibung von Karthals Stolz zutückzukommen, sie schön in den Gedanken eines Charakters verpackt.
Ja, und dann stellst du Madred vor. Weißt du was? Madred gefällt mir. Also, (wie sich das jetzt anhört

) natürlich nicht als Frau, sondern als Charakter. Ich würde mich freuen, wenn wir ihr im Laufe der Serie nochmal mit ihr zu tun bekämen. Denn obwohl du sie ja ziemlich zweidimensional, also nebencharakteresk darstellst, machst du einem schon „Lust auf mehr“ – sie ist einfach zu interessant als dass du sie jetzt schon abstempeln solltest

Und wie Madred Matar behandelt ist auch erste Sahne. Also, nein, jetzt nicht schon wieder falsch verstehen

. Ich meine, es passt gut zu ihrem Charakter. Wirklich interessant zu sehen wäre es, wenn Madred sich aufgrund irgendeines Ereignisses vollkommen verändern würde – das wäre eine eigene Geschichte wert. Vielleicht als Spinoff oder so. Meine Güte – Adriana! Du schaffst es bald noch, dass jemand Fanfictions zu Defender schreibt. Fanfictions zu einer Fanfiction, praktisch *g*

Naja, weiter im Text. Karthals (oder war es doch deine

) Theorie, dass das Zentralkommando zur Verhinderung eines Putsches oder derartiger Ereignisse einen Gegner haben muss, für den es sich lohnt die Militärregierung aufrecht zu erhalten, finde ich gewagt – aber ziemlich logisch und ganz einfach auch gut. Mach sowas doch mal in der realen Welt, dann kriegst du bestimmt den schönen Beinamen „Merkelschreck“

Was ich dann aber doch fast schon
zu gewagt finde ist die Unterstellung, Cardassia hätte Bajor nur wegen obigem Grund überrannt. Ich meine, erstens brauchte Cardassia laut überparteilichen Semicanon-Quellen (TMs, Enzys) wirklich Ressourcen, und die müssen’s wissen. Zweitens war es nicht gegeben, dass die Bajoraner überhaupt einen Widerstand organisieren würden. Immerhin galten sie als besonders friedfertig und wenig gewaltbereit.
Ferner hätte es doch viel sinnreichere Gegner gegeben, die ebenfalls leicht zu erobern waren – die Ferengi, die Kzinti, die Tzenkethi oder sogar die Talarianer. Bei denen hätte man tolle Ressourcen und noch dazu viele Planeten und mehr oder minder moderne Schiffe „gratis dazu“ bekommen; bei den Ferengi wohl das viele Latinum.
Darum finde ich die Theorie schwer nachvollziehbar

Ich hätte eine andere für dich: Anstatt sich auf irgendeinen Klasse-M-Planeten niederzulassen namen die Cardis Bajor ein, das stimmt. Warum? Ist doch ganz einfach. Nicht nur, dass dort eine Infrastruktur und zahlreiche Gebäude schon vorhanden sind, was heißt dass die Cardis sie nicht noch selbst bauen müssen. Nein, es ist auch noch Humankapital verfügbar – so müssen die Cardis nicht selbst ihre Ressourcen abbauen.
EDIT: Im Übrigen war doch ungefähr in der Zeit wo die Cardis erstmals Bajor besetzten der Föderationskrieg, oder zumindest kurze Zeit später. Warum bräuchten die zwei Gegner

In der folgenden Szene und dem Gespräch kristallisiert sich auch immer mehr Matars Charakter heraus – ach ja, den habe ich oben vergessen. Naja, dann rede ich halt jetzt über ihn: Matar kommt mir sehr sympatisch vor, aber auch etwas was sich darauf reimt: fanatisch

Ich meine, es macht ihn umso interessanter, aber der Fanatismus den er in der Nachjustierungsszene an den Tag legt ist wirklich ein wenig unangebracht, finde ich

Das Gespräch dort ist übrigens auch nur halbwegs interessant. Nicht langweilig, aber auch nicht was was man keinesfalls überspringen sollte. Deine Künste in allen Ehren, aber hier enttäuschst du sogar ein wenig

Da ist die körperliche Beschreibung zwar ein wenig besser, aber auch nicht wirklich etwas wo man nicht sagen könnte, „Das könntest du getrost streichen“ Dann kommt wieder so eine uninteressante Gesprächsrunde à la „Menschen bei Maischberger“, die einem langsam wirklich auf den Senkel gehen

Okay, gut, du wolltest seinen Charakter ein wenig profilieren, aber man fragt sich wirklich, „Was soll das?“, zumal Matar auch noch rein gar keine Auswirkungen auf den Verlauf des Hauptplots hat. Da hättest du ihm lieber eine eigene Geschichte (d.h. noch so ein Cardi-Spinoff) gewidmet als den Leser hier damit, mrnhm, naja, ich sage mal, zu belästigen

Jetzt sind wir in der rasenden Wühlmaus. Hmpf. Leider muss ich sagen, das einzige was diese Szene überhaupt lesenswert macht ist die Action darin, eigentlich fragt man sich als Leser nämlich jetzt schon: „Wann passiert denn mal was?“ Gut, das ist in vielen Geschichten so, und das nennt man dann Spannungsbogen. Aber hier ist es leider so, dass wir keinen Spannungs
bogen haben, sondern eine mesoamerikanische Spannungspyramide:
Den gesamten Anfang des Werkes lang wird die Spannung auf so zwischen 1 und 10 gehalten, wenn 100 auf der Skala Zähneklapperspannung wäre. Dann schnellst du bei Kapitel 2 in einem Mal auf 20 hoch, was aber auch nicht so berauschend ist, und nach und nach fällt das Level auch wieder auf 10 ab. Dann, gegen Ende des zweiten Kapitels schnellst du hoch auf 50. DAS gefällt mir. Ehrlich gesagt, mir wäre es am liebsten gewesen wenn du genau da angefangen hättest, als du Karthals Träume schilderst. Ich zitiere:
Original aus Defender Episode 5: \"Ein neuer Anfang\"
In der Nacht waren Karthals Träume beängstigend und wirr. Sie rannte nackt durch eine unwirkliche, tote Landschaft. Der Himmel leuchtete violett in der Abenddämmerung. Drei Monde verbreiten ein fahles, milchiges Licht. Es war der Himmel ihrer Heimatkolonie auf Korva zwei.
Aus dem schwarz asphaltierten Boden ragten allerlei bizarre Metallkonstruktionen, bestückt mit Tausenden blinkenden Lichtern, umrankt von hunderten endlosen Strom-, Gas-, und Plasmaleitungen... ein vollkommen unübersichtliches Gewirr.
Es sah aus, als hätte jemand den Maschinenraum eines großen Kriegsschiffes ausgeschlachtet, um damit seine reichlich abgehobenen Vorstellungen von Kunst umzusetzen. Flüchtig erinnerte sie sich, dass sie so etwas Ähnliches schon einmal gesehen hatte: Der Künstler war ein Kressari mit fanatisch glänzenden dunklen Augen, reich und verrückt genug, einen ganzen Mond für seine Ausstellung zu mieten.
Das leise Summen der Emitter ergab eine monotone, gleichförmige Sinfonie, die auf Karthal
wahrscheinlich beruhigend gewirkt hätte, wäre ihre Sinneswahrnehmung nicht völlig von Angst überflutet gewesen. Ihre Lungen brannten höllisch, ihre Beine schmerzten und irgendetwas perforierte ihre Leistengegend mit Hunderttausenden von spitzen Nadeln. Doch wenn sie stehenblieb, würde man sie fangen und die schmerzhaftesten, widerlichsten Dinge mit ihr anstellen.
Wer würde sie fangen?
Mit ein paar kleinen Änderungen wäre das doch ein hammermäßiger Beginn gewesen. Dein jetziger ist auch nicht schlecht – aber dann schneide doch die letzte Hälfte des ersten und die erste Hälfte des zweiten Kapitels ganz raus

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Der Rest der Kritik folgt dann häppchenweise auch bald.
