@ Leela:
Das Schöne ist, dass man sich voll austoben kann; tatsächlich sind das "Wellen" beim Entwerfen, die mir besonders Spaß machen. Ich kann mir dann erlauben, ganz gewöhnliche Designs zu entwerfen (wie die "Schenectady" oder die "Hokule'a", die die typischen Motive einfach noch einmal durchdeklinieren), mir etwas originellere Designs auszudenken (wie die "Sultaoclazteuq"), und dann auch noch viel mehr auszuprobieren (wie bei dem Schiff, das als DII-Anspielung immer noch nur den Füllnamen "Pest" trägt, oder wie bei der "Eos" oder der "Mariposa", die sich stark von dem entfernen, was wir so kennen; ein nächster Trend für mich muss so zum Beispiel unbedingt sein, dass es bei zukünftigen Designs keine physische Verbindung zwischen manchen Rumpfteilen mehr geben muss).
Und warum genau ist die Schenectady am Ende dann doch so... unverschieden?
Mit welchem Schiff könnte man sie denn verwechseln?

Ich muss gestehen, es fällt mir sehr schwer den Reiz der Wiederholung des üblichen Constitution Schemas zu erkennen. Die Varianzen erscheinen mir persönlich sehr gering. Was entwickelt er? Was ist sein Ziel und inwiefern bereichert er das ST Universum? Sind dann Fragen auf die ich mir keine rechte Antwort zu geben weiß.
Da kommen mir gleich mehrere Gedanken.
Nehmen wir mal die Mode. Bestimmte Ansätze werden immer wieder aufgegriffen. Im Grunde sieht praktisch jede Jeans gleich aus; oder "das kleine Schwarze". Es gibt ein paar Klassiker, die einfach "richtig" sind. Verschiedene Personen wählen dann einen verschiedenen Ansatz, ihren eigenen Vorstellungen und der Zeit, der sie entspringen, entsprechend. Die Grundidee bleibt fast unangetastet.
Man nähert sich hier auch der Frage an, ob und wann es eine Perfektion geben kann. Ich finde das schon spannend. Für mich ist das eine (und nicht die geringste) Triebfeder dabei, mich kreativ zu betätigen: Kann es wirklich mal etwas geben, mit dem man so zufrieden ist, dass man nie etwas daran ändern würde? Die Original-"Constitution" ist schon gut, die Refit-Variante dann aber phantastisch: Da stimmen die Formen mit ihrem Zusammenspiel und die Proportionen, aber die Idee ist mMn noch nicht ausgereizt. Die zwei Faktoren - umwerfende Basis, immer noch Potenzial - machen dieses Schema so interessant. (Das ist auch der Grund, warum ich persönlich mich nicht oder kaum an einer direkten Neuauflage der "Galaxy"-Klasse setze, schlicht, weil sie in meinen Augen eigentlich nicht mehr zu verschönern ist).
Übrigens ist es gleichzeitig gar nicht so leicht, aus der "Constitution"-Vorlage wirklich auch automatisch eine schöne Variante herauszuholen. Das liegt in erster Linie am "Hals". Es gibt mMn gar nicht mal so viele überragende Fan-Kreationen mit Sternenflottenraumschiffen mit "Hälsen".
Ein weiterer Gesichtspunkt ist der der, nun ja, Evolution. Es gibt ja ein paar Grundmotive, die bestehen bleiben, während sich die "Hülle" ändert. Das einfachste Beispiel ist, dass die Konfiguration von Autotypen auch unverändert bleibt, das spezifische Aussehen dann aber noch anderen Faktoren unterliegt. Deshalb wird jede ST-Zeit ihre eigene Version der Konfiguration Untertasse-Hals-Sekundärrumpf-Pylone-Gondeln nach "Constitution"-Vorgabe haben - jedenfalls kann das eine Frage sein, wenn man Spaß daran findet, Raumschiffe zu entwerfen: "Wie sähe diese Konfiguration 2340 oder 50 aus?" (Wie bereichert das das ST-Universum? Indem eine Lücke optisch gefüllt wurde). Ich habe zum Beispiel nicht immer Lust darauf, diese und ähnliche Fragen ("Welche Schiffsentwürfe passen noch zur Design-Sprache einer speziellen fiktiven Zukunft?") für mich zu beantworten, im Moment aber schon

Würde ich so ein Modell in der Serie sehen, würde ich wohl leicht mit dem Kopf schütteln und denken, "Man, da waren die Designer aber wieder lazy - haben ein Kitbash der Constitution mit Galaxy Triebwerken auf eine kleine Grösse geschrumpft, um Zeit und Geld zu sparen. Nichts neues hier, weiter bitte."
Na ja, es kommt darauf an, wie genau man hinschaut. Die Warp-Gondeln sind für diejenigen, die die der "Galaxy"-Klasse kennen, keine Kitbashes - wenn man sich wirklich am Begriff orientieren möchte; das würde nämlich bedeuten, dass man bestehende Bausätze der Ent-D nehmen würde, um ein neues Schiff daraus zusammenzusetzen - das ist bei der "Schenectady" nicht der Fall.
Dann ist auch die Frage, ob man auf Teufel komm raus mit einer Design-Sprache brechen will. Ich denke an DSC und die Klingonenschiffe. Sie sehen nicht aus wie Klingonenschiffe und das ist per se noch lange kein Grund zum Jubeln. Natürlich braucht es Veränderung und wirklich neue Ansätze zu finden, macht genauso viel Spaß, wie Gewohntes neu zu entdecken. Neue Designs zu finden, darf von mir aus auch mal Selbstzweck sein, aber für eine bestimmte "Aufgabe" passende Designs zu finden, ist auch nicht verkehrt.
Ein anderer Aspekt: Ich nenne es einfach mal "Supporting Design". Verschiedene Aufgaben stellen verschiedene Anforderungen an die Schiffsdesigns. In meinen Augen wäre die "Schenectady" eines von einigen Schiffen, die einfach so irgendwo im Hintergrund rumfliegen. Das ist kein Protagonistenschiff, das ist kein Schiff, das das Format hätte, "Enterprise" zu heißen. Für so ein Schiff dürfen andere Maßstäbe gelten und der Spaß kann sein, die Feinheiten zu entdecken, und ich finde es ganz lustig, ein ganz einfaches Design erstellt zu haben, weil ich - wie am Anfang dieses Postings beschrieben - ja keinen Einschränkungen unterliege, die mir verböten, wann anders auch andere Ansätze zu wählen

Wäre ich in der Verantwortung, ein Design für eine Serie zu liefern, wären da die Spaßspitzen wahrscheinlich ohnehin gekappt, weil man ja dann nicht machen darf, was man für richtig hält oder die eigene Kreativität ausleben darf. Wäre ich aber in dieser Situation und besäße gewisse Freiheiten, hätte ich schätzungsweise nicht die "Schenectady" eingereicht.
Ich finde das mitunter etwas merkwürdig wie das begründet wird... es gibt ja die (leicht bittere) Weisheit, dass es eines der grössten Missverständnisse sei, dass das Schöne auch das Gute sei. Ein "Schöner" Entwurf ist nicht automatisch ein guter Entwurf.
...wobei Du hier mE zwei "gut" miteinander vermischt. Das "gut" aus besagter Weisheit ist ja moralischer Natur.
Mir geht es oft so, dass die ungewöhnlicheren, selbst hässlicheren Entwürfe meist viel mehr Interessante Elemente verbergen - viel eher zu Gedankenspielen einladen. Ja, sie machen das Universum sogar greifbarer und realer, weil sie Vielfältiger sind und vor allem eben zeigen das nicht alles "schön" sein kann.
Dann bin ich gespannt, was Du von meinem nächsten Design halten wirst, denn das ist - ja unweigerlich absichtlich - recht hässlich gestaltet, jedenfalls in einer prägenden Perspektive

Das Schiff bereichert für mich den Canon und das ST Universum viel eher, als es eine weitere "schöne" Detailvariation des Constitution Schemas tut.
Ich sehe keinen Grund, "absolut" zu sein. Auch wenn mir am Ende des Tages (zumindest in meiner eigenen Wahrnehmung meienr eigenen Designs und dem Stellenwert meiner eigenen Designs) der Augenmerk "ästhetischer Gesamteindruck" wahrscheinlich am wichtigsten ist, gefällt mir, dass es alle möglichen Herangehensweisen - ob schön, oder sperrig, oder provokant, oder bahnbrechend oder einfach klassisch - reizvoll sind.
Was mir bei Deinem Entwurf gefällt ist das ausladende Verbindungsdeck (nenn ich mal so) zumal es den ovalen Rumpf sauber durchtrennt (wohl nach dem oberen drittel) ... das sieht interessant aus (bzw. sähe es wohl in der Seitenansicht).
Danke

Ich hoffe, die Seitenansicht wird dieser Meinung keinen Abbruch tun

Warum dieses Segment aber so ausladend und nach hinten raus auch so massiv ist, dafür fällt mir keine rechte Erklärung ein (bzw. ich habe eine für mich, aber sie findet sich in dem Entwurf nur in Teilen wieder).
Verrätst Du mir Deine Erklärung?

Ironischerweise bringt genau dieses Element das Schiff in die Nähe der Discovery - die ja über ähnlich ausladende Heck-verbindungselemente verfügt, aber eben auch als hässlich gilt.
Lustigerweise hatte ich den gleichen Eindruck, nämlich, dass es wirklich Parallelen zur "Discovery" gibt oder gab.
Gleichzeitig sind auch Unterschiede augenfällig und diese Unterschiede können - das ist meine Meinung - schon ausschlaggebend sein. Für die "Discovery" halte ich es zum Beispiel bei dem unteren Dreieck für einen großen Fehler, dass man der Unwucht, die in der Draufsicht und der Sicht von unten gen Heck entsteht, nicht eine Gegenbewegung entgegengesetzt hat, sondern den Sekundärrumpf unter der Pylonenfläche ebenfalls nach hinten unwuchtig dick gestaltet hat. Interessant fand ich, welchen Weg man nach dem ersten Teaser eingeschlagen hat: Da wurde der Sekundärrumpf, mit dem man an sich schon was hätte machen können, noch weiter aufgebläht und die Gondeln wahnwitzig verlängert: Die Kritik wurde scheinbar so interpretiert, dass man entschied, noch mehr ins Extreme zu gehen.
Es ist gar nicht mal so, dass die 70ger-Jahre-Ansätze kompletter Müll waren, aber für meinen persönlichen Geschmack wurden genau die falschen Lehren gezogen und Entscheidungen getroffen. Folgendes Konzept zeigt, was aus der Grundlage, die auch die aktuelle "Discovery" besitzt, herauszuholen gewesen wäre:
http://memory-alpha.wikia.com/wiki/File:B-24-CLN_study_model.jpghttp://memory-alpha.wikia.com/wiki/File:Ken_Adam_Starship_Enterprise_design.jpgDie Triebwerke fände ich nach unten oder gerade an der Seite ausgerichtet (Voyager) etwas interessanter.
So kühn, bevor ich die Seitenansicht vorgestellt habe?

PS. Wenn man von einer durchschnittlichen Länge des Schiffes von 330m ausgeht müssten die grossen Fenster im übrigen irgendwo bei 19m liegen... ist das nicht etwas... viel.. für Fenster??
Mir ist ehrlich gesagt schleierhaft, wie Du auf 19 Meter kommst.
Ich gehe bei der Konstruktion immer von der Höhe eines Decks aus, um die Details einzuteilen. Das verhindert im Allgemeinen kapitale Schnitzer.
Nehme ich die "Schenectady" bei CorelDraw und skaliere sie auf eine Länge, die 330 Metern entspricht, ist jedes Deck ungefähr 3,2 Meter hoch, und die Fenster zwischen so 1,4 Meter (die kleinen am Hals) und so 6,5 Meter (die allergrößten an der Untertassenunterseite) lang respektive hoch . Über sechs Meter - das ist natürlich immer noch ein bisschen irre

...auch, wenn man die von Suthriel angesprochene Wölbung bei Panoramafenstern in Betracht zieht, die praktisch vom Boden bis zur Decke gehen. Aber hier gebe ich zu bedenken: Fenster sind der erste Indikator, um bei einem Schiff die Größe sofort gefühlsmäßig abzuschätzen (also ohne Datenblatt und Maßstab). Man sollte bei der "Schenectady" auf den ersten Blick nur dieses eine Gefühl bekommen: "Joah, also das ist wirklich kein großes Schiff!" Wenn es dadurch nicht auf den Millimeter passt, nehme ich das in Kauf. Aber wie gesagt, die Fenster sind groß, jedoch weit von 19 Metern entfernt - und fast normal, wenn man nicht von 330, sondern ein paar Metern weniger ausgeht.
@deci:
Ich mag son schlichtes Design lieber als das verspielte. Ein Grund warum ich Skoda fahre XD

Nach den Bildern, die ich gesehen habe, sind die Skodas im Innenraum durchaus aus angenehm und das ist ja auch wichtig, weil man das Auto ja eigentlich öfter von innen als von außen sieht

Diesbezüglich finde ich VWs fast schon schrecklich, die von außen auch schlicht sein können, aber innen meistens zum Weglaufen sind

@Suthriel:
Auf der Oberseite mag so eine Streckung noch gehen, auf der Unterseite der Untertasse kommt dann noch das Problem dazu, das man auf die Fenster wohl nix stellen sollte, und der ganze Bereich über dem Fenster als Nutzfläche wohl verloren geht (ausser man baut eine freihängende Zwischendecke in den Raum ein).
Das ist zugegebenermaßen einer der Hauptgründe, warum ich die Untertassensektionen als ziemlich unpraktisch ansehe
Aufgrund der Krümmung geht viel Raum verloren, den man nicht wirklich nutzen kann.
Stimmt, wirklich praktisch ist das nicht. An der Schiffsunterseite können die großen Fenster eigentlich fast nicht zu Quartieren gehören; obwohl es eigentlich auch ganz lustig sein könnte, direkt neben einem großen Fenster zum All sein Bett zu haben

Mir gefällt an ST, dass die Designs an sich schon gewissen Regeln folgen und auch durchdacht sein können, aber manch mangelnde Effizienz für mich auch die Ausstrahlung von Luxus hat: Es scheint okay zu sein, dass einige Nutzfläche verloren geht.